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Die Bedeutung der Forschungsrichtung „Wörter und Sachen“ für die slawische historisch -...

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Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academy of Sciences in Prague Die Bedeutung der Forschungsrichtung „Wörter und Sachen“ für die slawische historisch - etymologische Wortforschung Author(s): H. SCHUSTER-ŠEWC Source: Listy filologické / Folia philologica, Roč. 102, Čís. 4 (1979), pp. 174-181 Published by: Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academy of Sciences in Prague Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23464038 . Accessed: 15/06/2014 19:43 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academy of Sciences in Prague is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Listy filologické / Folia philologica. http://www.jstor.org This content downloaded from 91.229.248.139 on Sun, 15 Jun 2014 19:43:04 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academyof Sciences in Prague

Die Bedeutung der Forschungsrichtung „Wörter und Sachen“ für die slawische historisch -etymologische WortforschungAuthor(s): H. SCHUSTER-ŠEWCSource: Listy filologické / Folia philologica, Roč. 102, Čís. 4 (1979), pp. 174-181Published by: Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academy ofSciences in PragueStable URL: http://www.jstor.org/stable/23464038 .

Accessed: 15/06/2014 19:43

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Die Bedeutung der

Forschungsrichtung „Wôrter und

Sachen" fur die slawische

historisch - etymologische

Wortforschung

H. SCHUSTER-ŠEWC (LEIPZIG)

Die sich um die Jahrhundertwende im Rahmen der indogermanischen Sprachwissenschaft formierende Forschungsrichtung „Wdrter und Sachen" (WuS) mufi vor allem als eine Reaktion auf die junggramma tische Auffassung von der absoluten Gûltigkeit der Lautgesetze und die damit verbundene Unterschatzung der Bedeutung des Wortes angesehen werden. Ihr lag aber auch die Erkenntnis zugrunde, dafi der Wortschatz einer Sprache zugleich Speicher und Spiegebild der historischen Er

fahrungen und Erkenntnisse des Menschen im materiellen und geistigen Bereich darstellt und so einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der kulturhistorischen Leistungen der Sprachtrager selbst zu erbringen ver

mag. Auf indogermanistischem Gebiet ist hier an erster Stelle Rudolf

Meringer zu nennen, dem es 1898 in seinem Aufsatz 'Etymologien zum geflochtenen Haus'1 erstmalig gelungen war, wortgeschichtliche und somit bedeutungsgeschichtliche Problème auf Grund genauer Sach kenntnis eindeutig zu losen. Im Zusammenhang mit der Frage und der

Bedeutung des gotischen Wortes wandus 'Rute' kam er zum Schlufi, dafi hier die Grundbedeutung des deutschen Wortes Wand durchschimmere. Die lautgesetzlich eindeutige Verwandtschaft der ie. Wz. *wei- 'flechten' und einer Grundform *wó]]uz, *woí-ju-z 'Flechtwerk', 'geflochtene Wanď wurde nun auch von der Sache her klargestellt, indem der direkte Bezug zu den Dorfhausern auf dem Balkan, deren Wande „aus einem mit Lehm

geflochtenen Geriist aus Holz mit Korbgeflecht bestehen", hergestellt wurde.

1909 griindete derselbe R. Meringer die Zeitschrift „Worter und Sachen"2, die sich uber zwanzig Jahre erfolgreich der sachbezogenen Wortforschung widmete. Sachbezogene Wortforschung -wurde spater vor allem im Bereich der Romanistik in enger Verbindung mit der Onoma siologie und der Wortgeographie betrieben; sie ist hier besonders eng mit dem Namen Hugo Schuchardt, des Mitbegriinders dieser

Forschungsrichtung verbunden. Einer seiner Kontinuatoren, Walter v. Wartburg, schreibt spâter in dem Aufsatz „Grundfragen der etymo logischen Forschung" ( 1931 )3: „Wer sich das Ziel gesetzt hat, den Wort schatz eines Volkes zu erforschen, der mufi auch dessen gesamtes Leben studieren, seine Arbeitsmethoden, seine Werkzeuge, seine religiosen und ethischen Anschauungen, seine Sitten und Gebrauche, die Kleider und ihre modischen Anschauungen kennen" (S. 215) und „(...) in der Tat ist es heute eine Binsenweisheit, dafi nur im engsten Zusammenhang mit

1 Vgl. R. Meringer. Etymologien zum gejlochtenen Haus, Festgabe Richard Heinzel, Halle 1898, S. 173—188.

2 Vgl. porter und Sachen (WuS), kulturhistorische Zeitschrift fiir Sprach- und Sach forschung, begriindet von R. Meringer in Verbindung mit J. J. Mikkola, R. Much, M. Můrko und der indogermanischen Gesellschaft, 1909 ff.

3 Vgl. W. v. Wartburg, Grundfragen der etymologischen Forschung, in: Jahr

bíicher fur Wissenschaft und Jugendbildung, 7. Jg. 1931, H. 1, S. 222 ff.

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DIE BEDEUTUNG DER FORSCHUNGSRICHTUNG „WORTER UND SACHEN"

der Erforschung der Kultur eines Volkes die Etymologie hoffen darf, ihre schwere Arbeit zu erfiillen." (S. 255)

Der Widerhall der sachbezogenen Wortforschung in der Slawistik war und ist auch heute noch relativ bescheiden. Mitbegriinder und Mitheraus

geber der erwâhnten Zeitschrift "WuS" war zwar der bekannte Slawist

Matija Můrko, der das Thema auch sofort aufgriff und mit seinen Aufsâtzen „Zuř Geschichte des volksttimlichen Hauses bei den Stid

slaven",4, „Zur Geschichte der Heugabel (slav. vidly}"5 und „Die Schrdpf kôpfe bei den Slaven, slav. baňa, baňka, lat. balnea"s intéressante, vor allem das Siidslawische betreffende Beitrâge lieferte. M. Můrko war aber in erster Linie Kultur- und Literaturwissenschaftler, so daft bei ihm nattirlich das eigentliche linguistische Anliegen weniger deutlich zum Vorschein kam. Eine heute schon als klassisch zu bewertende Arbeit ist der von dem polnischen Linguisten Henryk Ulaszyn im Heft 2 der Zeitschrift „WuS" veroffentlichte Aufsatz „Zur Semasiologie von slav.

*roka, lit. ranka 'Hand'".7 In ihm verbindet sich sachbezogene Wort

forschung eng mit der semasiologischen Betrachtungsweise. Damit ist aber der genannte Problemkreis in der damaligen Slawistik auch schon

weitgehend erschôpft. In den einschlagigen etymologischen Worter bûchern des Slawischen wurde unserem Fragenkomplex — von Einzel

bemerkungen nattirlich abgesehen — ebenfalls nur sehr wenig Aufmerk samkeit geschenkt. Diese Tatsache war einerseits bedingt durch die relativ starke Rolle, die die junggrammatischen Forschungsrichtungen, in jtingerer Zeit auch einseitig ausgerichtete strukturalistische Auffassun

gen in der Slawistik gespielt haben, andererseits aber auch durch die

insgesamt noch relativ schwache Erforschung des dialektalen und histori schen Wortschatzes der slawischen Sprachen.

Ein erfolgreicher Schritt in Richtung auf eine sachbezogene Wort

forschung ist in den 60er Jahren von O. N. Trubačev mit seiner

Monographie tiber die handwerkliche Terminologie in den slawischen

Sprachen (Ремесленная терминология в славянских языках)8 getan worden. Zu erwahnen sind weit Igor Němec und Gunnar J а с o b s s o n, die beide mit ihren Beitragen "Pohřbívaní v rakvích u starých Cechů"9 bzw. Развитие понятия времени в свете славянского časb"10 ebenfalls

neue Vorstofte in Richtung "Wort und Sache" unternommen haben. O. N. Trubačev nimmt in seiner Arbeit zugleich zu methodologischen Fragen Stellung und betont ausdrticklich die auch schon vorher von der

Forschung hervorgehobene Forderung des linguistischen Primats auch ftir die sachbezogene Wortforschung: «Из сравнения двух исследователь ских методов примерно в одной области мы делаем важный для нас

вывод о безотносительном примате лингвистического свидетельства и

4 Vgl. WuS (1929), S. 316—341. 5 Vgl. Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Bd. XXXV (1905)

und XXXVI (1906). 6 Vgl. WuS V (1913), S. 1—42. 7

Vgl. WuS II (1910), S. 206. 8 Vgl. O. H. T p у б а ч е в, Ремесленная терминология в славянских языках, Изда

тельство «Наука», Москва 1966. 9 Vgl. I. Němec, Pohřbívání v rakvích и starých Cechů, LF 87, 1 (1964), S. 67—75.

10 Vgl. R. Jacobsson, Развитие понятия времени в свете славянского часъ, in:

Scandoslavica IV (1958), S. 286—307.

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H. SCHUSTER-ŠEWC

jiHHrBHCTHHecKoro aHajiH3a b npiiMeHemm k nepBbiM xpoHOJiorimecKiiM

ypOBHBM KaK H3bIKa T3K H KyjIbTypbl.» (S. 41)

Aber gerade die zu wenig exakte Trennung zwischen eigentlicher Wortgeschichte auf der einen und wirklicher Sachgeschichte auf der anderen Seite war ein wesentlicher Mangel der traditionellen Forschungsrichtung "WuS''. Sie fand ihren extremen Ausdruck in der

Behaptung R. Meringers ,,Ich halte es schon fur môglich, dafi einst die Sachforschung wird imperativ auftreten und Zusammenhange wird be haupten konnen, die den Lautgesetzen widersprechen1'.11 Gerade das ist aber nicht moglich. Erst wenn die formale, d.h. lautliche und wort bildungsmafiige Struktur des zu untersuchenden Wortes eindeutig geklart ist, konnen zur Rekonstruktion seiner Bedeutung auch sachgeschitliche Argumente herangezogen werden.12 Die eigentliche Sachrekonstruktion muB natiirlich immer primâres Anliegen der Ethnographen, der Kultur wissenschaftler oder auch der Naturwissenschaftler sein und bleiben. Ihre Arbeitsmethoden unterscheiden sich deutlich von denen des Lingui sten. Im Bereich der Slawistik kommt in diesem Zusammenhang Arbeiten wie der „Kultura Ludowa Slowian" von Kazimierz M o s z y n s k i13 und im Rahmen des Indoeuropâischen dem Reallexikon der indogermani schen Altertumskunde von O. S c h r a d e r14 grofte Bedeutung zu. Aber wie schon W. v. Wartburg bemerkte, „miissen Erforschung der Sprache und Erforschung der Dinge Hand in Hand gehen".15 Ist doch die formal semantische Klârung eines Wortes sehr oft auch mit wichtigen Riick schliissen fur die Sache selbst verbunden.

Wenden wir uns nun einem konkréten Beispiel zu. Das Sorbische verfiigt mit dem Wort os. kwič, ns. Jcwic, ons. chwicfyjk iiber eine sehr altertiimliche Bezeichnung fur das Kleidungsstiick „Mantel, bes. langer Frauenmantel und Brautumhang". Seine Etymologie lag bislang voll kommen im Dunkeln. Auch eine ftir das Sorbische naheliegende eventuell in Betracht zu ziehende Entlehnung aus dem Deutschen mufite verneint werden, da in dieser Sprache keine entsprechenden Anknûpfungen nach weisbar sind. Es handelt sich also ganz offensichtlich um einen eindeuti gen sorbischen lexikalischen Dialektismus, der auf Grund seiner Beschrankung auf das Sorbische und seiner undurchsichtigen formalen und semantischen Struktur auch in den slawischen etymologischen Wôrterbûchern noch keine Beriicksichtigung gefunden hat. Bei seiner Analyse verfahren wir nach dem Prinzip: 1. Auffindung und formale Beschreibung des zugrundeliegenden Etymos, 2. Darstellung der seman tischen Zusammenhange und Rekonstruktion der urspr. Bedeutung unter

11 Vgl. R. M ering er, Zur Aufgabe und zum Namen der Zeitschrift, WuS III (1912), S. 22—56.

12 Vgl. H. Schuster-Šewc, Standort und Problematik der etymologischen For

schung; in: Problème der strukturellen Grammatik und Sémantik, im Auftrage des

Leipziger Linguistenkreises herausgegeben von Rudolf Růžička, Karl-Marx-Uníversitat

Leipzig 1968, S. 233. 13 Vgl. Kazimierz Moszynski, Kultura Ludowa Slowian, Tom I: Kultura mate

riálna, Tom II, czpšč 1 i 2: Kultura duchowa (wydanie drugie), Ksigžka i wiedza, Warszawa 1967—1968.

14 Vgl. Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde, Grundzilge einer Kultur und Vblkergeschichte Alteuropas, von O. Schrader, zweite, vermehrte und umge arbeitete Auflage, herausgegeben von A. Nehring, Berlin und Leipzig, 1. Bd. 1917—1923, 2. Bd. 1929. V: )

15 Vgl. W. v. Wartburg, Grundfragen ..., S. 230.

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DIE BEDEUTUNG DER FORSCHUNGSRICHTUNG „WĎRTER UND SACHEN"

Berucksichtigung der konkréten Sachstrukturen. In formater Hinsicht stehen dem erwâhnten sorbischen Wort folgende poinische Lexeme am nâchsten: 1. kicz f., provinz. auch kicza 'Biindel, Biischel (aus Schilf, Stroh oder Birkenreisern)', apoln. kicz 'Strohwisch', 2. poln. dial. kiczka 'Kopfputz, Haarknoten oder Frauenfrisur' (nach K. Moszynski KLS aus dem Raum von Poznan), apoln. kiczka 1. 'Kopfbinde', 2. 'Zelt, Laub hiìtte'. Schwierigkeit bereitet bei dieser Zusammenstellung das zusatz liche -w- in sorb. kwič // kwic // chwic, das aber offensichtlich aus der Kontamination zweier urspr. unterschiediicher Ablautvarianten *kyk- : *kvak- (vgl. poln. kikut 'Gliederstumpf (Hand oder Bein)' und bulg. KÚKa 'Zopf' neben os. kwaka 'Haken und andere hakenfdrmige Gegen stande'j entstanden sein dûrfte. Zu vergleichen ist weiter ns. chyšiš 'werfen' und poln. chwycič 'greifen, fassen' neben russ. xearÙTb dass. Dieselben Anlaut- und Ablautverhaltisse wie in sorb. kwič // kwic /[ chwic treten auch in Wortern auf, in denen die Basis *ky- nicht durch

-k, sondern durch -st erweitert worden ist, vgl. ns. kistka .Handvoll Àhren; Schwanz', slowak. kyst, kystka 'Traubenbaum, Quaste', poln. okišč 'Eiszapfen', č. dial. (mahr. ) kystka 1. 'Quaste', 2. 'Dolde von Pflanzen' neben č. dial. kvyst dass. und poln. ochwišč 'von Asten

traubenartig herabhângende Eiszapfen', besonders aber slowak. chwist

'Haarbuschel, Traube, Riste'. Auf Grund dieser eindeutigen formalen

Zusammenhange ist es môglich, fur die besprochenenen sorbischen

Belege eine Grundform *k(v)ičb : *ch(v]ičb mit der Bedeutung 'Biischel-, Quastenartiges' zu rekonstruieren. Die im Sorbischen auftretende Be

deutung 'Mantel, bes. langer Frauenmantel, Brautmantel' ist im Ver

gleich dazu eine jtingere Spezialisierung', bei der man offensichtlich von alterem 'primitives, aus Stroh, Schilf oder Reisern hergestelltes Klei

dungsstûck in Form eines kegelartigen Umhanges' auszugehen hat. Die

vorgeschlagene Rekonstruktion stiitzt sich auf umfangreiches Vergleichs material und weist deshalb einen relativ hohen Wahrscheinlichkeitsgrad auf, sie bleibt aber trotzdem eine Hypothese, deren Richtigkeit erst durch entsprechende Ergebnisse der ethnographischen Forschung be

statigt werden muli. Wir finden sie in der KLS von K. Moszyňski,

der im Bd. I, S. 438, schreibt:

„Pozornie bardzo rozlegle zwicizki odkrywač sig zda]§ przed nami, gdy zwrócimy uwagg na prymitywny plaszcz užywany jeszcze w XIX wieku przez pastuchów chorwackich. Sporz^dzono go z lisci trzciny w ksztalcie poleryny. Zupelnie podobné plaszcze spotyka sig na znacz

nym obszarze Malopolski pod nazw§ chocholów lub maty. Wyrabiaj^ je tu jednak ze slomy. Bardzo praktyczna to odziež bywa užywana jako oslona od deszczu, czgsto uzupelnia jci przy tym stožkowata

czapka ze sitowia (...)."

Aus dem besprochenen Beispiel wird die weitgehende gegenseitige Abhangigkeit der formal-linguistischen und der extralinguistisch-ethno graphischen Seite besonders deutlich. Die durch die linguistische Ana

lyse gewonnenen Erkenntnisse fiihren einerseits zur Erganzung und

Erweiterung der bestehenden ethnographischen Forschungsergebnisse, konkrét uber die Herstellung von primitiven Kleidungsstiicken bei den Slawen in friiher Zeit und ihre geographische Verbreitung, andererseits

gewinnt aber auch das eigentliche linguistische Ergebnis (Verkntipfung

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H. ŠCHUSTER-SEWC

der Formen kwič, kwic, chwic mit der ursl. Wz. *kyčb bzw. *kystb] an Festigkeit und Uberzeugungskraft.

Àhnlich verhalt es sich mit der aus der sorbischen Heiratsterminologie stammenden Bezeichnung os. slánka, ns. sloňka 'Beschirmerin der Braut, Brautfíihrerin'. Dieser Wort ist zwar synonym mit ns. slánka 'Salzmeste, Salzkasten; Griinling (eine Pilzart), boletus sapidus', hat aber mit slaw. slony 'salzig, salzartig' nichts zu tun,16 sondern gehort eindeutig zu poln. o-slonič 'beschiitzen, beschirmen'.17 Die Bestâtigung fur diese Hypothese liefert die auch den Slawen einst bekannte Institution des Brautraubes und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit des Schutzes der jungen Braut durch erfahrenere und altere Freundinen. Bildungsmaftig handelt es sich um ein urspr. Nomen agentis mit dem Formans *-bka, wie in os. dójka 'Mutterschaf; Amme' (vgl. os. dejic, dial. dojíc 'melken').

Komplizierter gestaltet sich die Frage der Bedeutungsrekonstruktion im Falle der Etymologie von os. (w)lac (so), 1. Sg. (w)leču (so), 2. Sg. (w)lečeš (so) 1. 'Fallen stellen, Schlingen legen', 2. 'in die Âhren gehen, Âhren schieben',18 das bisher in Verkennung seiner urspr. Be deutung und auf Grund mangelnder Sachkenntnis in den meisten ein schlagigen obersorbischen WÔrterbuchern mit os. wlec, wleču, wlečeš 'schleppen, schleifen' identifiziert und deshalb auch falschlich mit an lautendem w- (wlec) geschrieben wird.19 Gegen eine derartige Annahme sprechen aber eindeutig der a-Vokalismus des obersorbischen Wortes, da ja im Obersorbischen im Unterschied zum Niedersorbischen ein 'e = 'a-Umlaut unbekannt ist (vgl. os. wlec neben ns. wlac = wlec 'schleppen, wie ns. pjac = pjec 'backen', aber os. nur pjec dass..).20 Relativ einfach ist die etymologische Identifizierung des Wortes in der Bed. 'Fallen stellen, Schlingen legen'. Parallelen ohne w- finden sich nicht nur im Niedersorbischen, sondern auch in anderen slaw. Sprachen (vgl. ns. lěc, lěcaš, lěcyš, ač. polécí, č. liciti na ptáky 'Vogel fangen' und aksl. Içcati dass.). Weitaus schwieriger steht es dagegen mit der nur dem Obersorb. bekannten Bedeutung 'Áhren schieben, in die Âhren gehen',21 die sich nicht ohne weiteres aus der Bed. "Fallen stellen' ableiten laftt. Ihre Erklarung ist ohne detaillierte Sachkenntnisse kaum moglich. Die biologischen Tatsacheh besagen, daft beim Àhrenschieben der obere Teil des Haïmes anzuschwellen und sich zu weiten (d. h. zu spannen) beginnt. Das zugrundeliegende Bezeichnungsmotiv war also auch hier urspr. das gleiche, wie es im Zusammenhang mit der Bed.

16 Vgl. Chr. Tr. P f u h 1, Lausitzisch-wendisches Worterbuch, Bautzen 1966. 17 Vgl. E. Mucke-Muka, Worterbuch der niederwendischen Sprache, Bd. 2,

Prag 1926. 18 Im eigentlichen Ns. ist ein entsprechendes Lexem unbekannt, vgl. aber im ons.

Dialekt vo.n Schleife^-Slepo: Žyto se leco 'das Getreide schiebt Ahren', Něnter budžo se balde žyto lec 'Nun wird das Getreide bald Ahren schieben' (mundllch). Das Wort fehlt im Worterbuch der niederwendischen Sprache und ihrer Dialekte von E. Mucke.

19 Vgl. P f u h 1 Wb.: lac, besser: wlac, J. K r a I, Serbsko-němski slownik hornjo

serbskeje rěče, Budyšin 1927, S. 664: wlac (gespr. lac...}, F. J a k u b a š, Hornjo serbsko-nëmski slownik, Budyšin-Bautzen 1954; lac 'Schlingen, Fallen aufstellen', wlac ip. 129 1. lac, 2. walc so 'in die Àhren schiefien'.

20 Vgl. H. Schuster-Sewc, Zur Stellung des Niedersorbischen im Rahmen des Westslawischen (Die Entwicklung der ursl. reduzíerten Vokále *7>, *b und der silbi schen Verbindung *®r, *br, *t>l, *bl), in: Letopis ISL A, S. 25/2 (1978), S. 139—141.

21 Vgl. os. žito so wleče, z. B. in dem von Hanri] Zejler stammenden Text des sorbischen Oratoriums 'Nalěčo = Friihling': Zito ceri, klósk tón wleče 'Das Getreide

treibt, die Âhre schiebť; pšency so wlaku 'der Weizen geht in die Àhren'.

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DIE BEDEUTUNG DER FORSCHUNGSRICHTUNG „WĎRTER UND SACHEN"

'Fallen stellen' angesetzt werden muft, d. h. 'spanne, krummen, biegen'. Unmittelbare Verwandtschaft besteht dann auch mit aksl. -Igsti, -Igkg 'biegen', russ. ahkuú 'krumm, gebogen' und lit. lènkti 'biegen'. Die os. Schreibweise des Wortes als wlac ist also eindeutig falsch.

Schon H. Schuchardt und auch W. v. Wartburg verweisen auf die

Notwendigkeit, die sachbezogene Wortforschung mit onomasiologischen und semasiologischen Untersuchungsmethoden zu verbinden. Oft kann die urspr. Bedeutung eines Wortes nur dann richtig rekonstruiert wer den, wenn auch andere Bedeutungen des Wortes, d. h. sein gesamtes lexikalisch-semantisches Umfeld ( semantisches Mikrosystem] mit in die

Analyse einbezogen wird. Bei einem Vergleich der dem os.-ns. Lexem zbožo eigenen Bedeutungen 'Gltick' (os.) und 'Hornvieh' (ns.) lafrt sich z. B. nicht eindeutig entscheiden, welche der beiden Bedeutungen als die primâre und welche als die sekundare anzusehen ist. Aus der Pa rallele lat. kaput 'Haupt-, Stierkopf' und dem daraus hervorgegangenen Internationalismus Kapital 'Reichtum, Vermogen' konnte man geneigt sein, die abstrakte os. Bed. 'Gluck' als die jungere und die konkrete ns. Bed. 'Hornvieh' als die altere aufzufassen. Dem widerspricht aber das im Niedersorbischen nachweisbare dt. Lehnwort gluka 'Gluck', das in das Ns. erst eindringen konnte, nachdem durch die Verschiebung von zbožo 'Gluck' ž zbožo 'Hornvieh' im System eine entsprechende Leerstelle entstanden war. Seine Existenz beweist eindeutig den sekun daren Charakter der ns. Bedeutung 'Hornvieh' ebenso wie auch der

Bedeutungen č. zboží 'Ware', poln. zboie 'Getreide', ukr. 36îokokh, bruss. oôÔMOwa dass. Das Altpolnische belegt noch beide Bedeutungen (ab strakt, konkrét) nebeneinander, vgl. 1. zbože = Gluck, Wohl: Již jedno w tego swiata zbožu wiesielq siç (15. Jh., Psalterz Pulawski), 2. nie z bože — Unwohlbefinden, Ungliick: "...cirzpial každq przeciwnošč [...) jako niemocy, ni e zbože, przepusty na zdrowie (15. Jh., Slownik

Staropolski), 3. zbože = Habe, Gut, Vermogen: Byl wlodarzem nad jego wlasnym zbožem (15. Jh., Biblia Žofii). — I przyjql jq Jan swigty w strožg swojq i w pospolstwo swego zboža (1544, St. R e c z e k, Slow nik dawne] polszczyzny). Vgl. als Bedeutungsparallele noch ns. bložki

'gluckselig' neben skr. blâgo 'Schatz, Geld; Vieh' und slowen. blagô 'Gut, Vieh'.

Áhnlich kann im Falle von slaw. *kač[er)~ eine genauere Aussage liber seine Etymologie erst nach Beriicksichtigung des gesamten sema

siologischen Umfeldes gemacht werden. Vgl. os. alter kačka 'Deichsel

blech, d. i. der nach unten und oben gebogene Beschlag zur Befestigung der Kumtkette' (č. „násadec na předku oje, jeden čnějící nahoru, druhý dolů, zadržující připojené řetězy k chomoutům"), im Tschech. mit -er

Erweiterung: káčírek, dial. (mahr.) káčerek auch 'Achsenblech, Full blech an der Achse' und ahnliche Vorrichtung am Webstuhl' (násadec na tkalcovském stavu, držící tzv. prsník) sowie 'gebogene Schwanzfeder des Enterichs', ubertr. 'eine Mannerfrisur' (vgl. Machek, ESJC, S. 234;

Rank, Allgemeines Handworterbuch deutsch-tschechisch, S. 203), und

č. volkst. káčery Pl. „házení plochých kamének po vodní hladině', •os. kačory 'geronnene Flocken', ohne -er- weiter č. kačka 'kleine Kerze',

kačky Pl. 'Fleisch-, Opfergabel, skr. kača 'Angelhaken' slowen. kdča

'Schlange' und skr. kačati 'auf dem Wasser springen (v. Steinen)'. Die 'bisher gewbhnlich isoliert vorgenommene Deutung dieser Lexeme fuhrte

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H. SCHUSTER-SEWC

meist zu widerspriichlichen Etymologien oder sie wurden einfach mit dem Vermerk „dunkel" versehen. So stellt Machek, op. cit., die tsche chischen Wôrter ohne Kommentar zu č. kačena 'Ente'; Skok (ERHSJ II, S. 10—11) sieht in den skr. Formen Entlehnungen aus dem Italienischen; auch slowen. káča ist, soweit ich iibersehe, bisher ohne jegliche Etymo logie, dasselbe betrifft os. kačory. V a s m e r, REW 1, S. 543, vergleicht das ebenfalls zu dieser Wortfamilie gehôrende russ. tcanàrb 'schaukeln' im AnschluB an Berneker falschlich mit russ. Karàrbcn 'walzen, rollen' (à *kat-ja-ti). Erst die zusammenhângende Auswertung der ein zelnen Bedeutungen auf der Grundlage der ihnen zugrundeliegenden Sachzusammenhange zeigt, daft fur die besprochene Wz. *kač[er)- eine

allgemeinere Grundbedeutung 'wellenartig gekrummt, gewunden, gebo gen, zusammengezogen' anzusetzen ist. Aus ihr entwickelten sich erst in den slawischen Einzelsprachen die verschiedenen Bedeutungen wie

'gebogenes Blech', 'Haken', 'Schwanzfeder', 'Schlange', 'geronnene Flocken (d. i. Zusammengezogenes)' usw.22 Zum semasiologischen Ver háltnis von 'Schlange' und 'gekriimmte (gebogene) Gegenstande' bzw.

"wellenartige Bewegungen machen (schaukeln, auf dem Wasser sprin gen)' verweisen wir auf os., ns. waka 'Wurm' neben russ. dial. ec/ca, eáKocTb 'Gekrtimmtes, Gebogenes' sowie russ. eéônui^a 'Wurm, Einge weidewurm' neben mhd. wabeln 'in unsteter Bewegung sein'.23 Zu er

wagen ist hier natiirlich auch die Zugehôrigkeit der westslawischen

Entenbezeichnung kačfkja, die ganz sicher keine Kurzform des Mad chennamens Katherina darstellt (wenigstens nicht im Sorbischen). Die

entsprechenden sorb. Formen lauten namlich Kat(k]a, Katerna bzw. Kateřinka. Gegen die Verbindung der westslav. Entenbezeichnung mit diesem Madchennamen spricht auch ihre weite Verbreitung im Slawi schen selbst. Slawski, SEJP 2, S. 14, vermutet deshalb auch ono

matop. Ursprung und verweist auf č. káčl Nachahmung des Entenrufes,

poln. dial. kacz kacz!, kač kač! Anruf an die Enten und os. kač! Ruf zum Vertreiben der Enten. Bei Berucksichtigung der oben genannten Bedeutungen der Wz. *kac(er] kônnte man jedoch auch an den sich

„beim Laufen watschelnd fortbewegenden Vogel" (č. kolébavý, těžko

pádný pohyb) denken.

Wie die bisherigen Ausfiihrungen erkennen lassen, ist die sachbezo

gene semantische Analyse des Wortschatzes keineswegs nur eine ein

seitige Angelegenheit, die die Bestimmung der urspriinglichen etymo logischen Bedeutung eines Wortes erleichtert und so die linguistische' Analyse selbst auf eine festere Grundlage stellt. Umgekehrt unterstiitzt auch die Aufdeckung und Beschreibung der semantischen Besonder heiten einer Sprache die Rekonstruktion der Sachgeschichte und der

gesamten Kulturgeschichte eines Volkes. Beispiele lieften sich im groften Umfange beibringen. Wir verweisen nur auf ns. wjaža 'Haus' ( g *vez-ja, vgl. ursl. *vezti), das den Nachweis liefert, daB auch die altsorbi schen Stamme die Entwicklungetappe des Nomadentums durchlaufen haben miissen, sowie os. patoržica 'Tag vor Weihnachten (24. 12. )r

22 Dieselbe Wz. mit kurzem Vokalismus liegt vor in ns. kokac (— *kokačb) 'Spitze von verschiedenen Gegenstanden, Zacke an Holzern und holzernen Bauten; Gipfel, Wipfel von Bâumen'.

23 Vgl. H. Schuster-Šewc, Zur Bedeutung der sorbischen Lexik fiir die sla

wische historisch-etymologische Wortforschung, ZfSl 24 (1979), H. 1, S. 127.

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Page 9: Die Bedeutung der Forschungsrichtung „Wörter und Sachen“ für die slawische historisch - etymologische Wortforschung

DIE BEDEUTUNG DER FORSCHUNGSRICHTUNG „WORTER UND SACHEN"

(g *pa-thrž-ica), dessen Etymologie die einst bei den Sorben bekannte

Sitte, vor hohen Festen keine landwirtschaftlichen Produkte zu ver

kaufen, d. h. keinen Handel zu treiben [patoržica = ungiinstiger Han

delstag), eindeutig bestatigt.24 Der Etymologie kommt in diesem Zusammenhang also eine âhnliche

Rolle zu wie der Archâologie im Rahmen der Geschichte. Vor der sla wischen etymologischen Forschung stehen gerade auf diesem Gebiet noch sehr grofie Aufgaben. Das Anliegen des vorliegenden Beitrages war es, auf sie hinzuweisen.

Význam badatelského směru „Worter und Sachen"

pro historicko-etymologické zkoumání slovanské slovní zásoby RÉSUMÉ

H. SCHUSTER-SEWC

Badatelský směr „Worter und Sachen" (Slova a věci) byl především reakcí na mlado

gramatické pojetí absolutní platnosti hláskových zákonů a na podceňování slova a jeho významu, které s tímto pojetím souviselo. Zakladateli nového směru byli R. Meringen a R. Schuchardt. K vydavatelům stejně jmenovaného časopisu patřil také M. Můrko,

který dodával slavistické příspěvky. V dosavadních slovanských etymologických slovní cích se příslušnému okruhu otázek věnovalo jen málo pozornosti. Zkoumání slov a zkoumání věcí se navzájem podmiňuje, ale základní je zde analýza lingvistická. Teprve

když objasníme formální strukturu slova, můžeme k rekonstrukci jeho významu použít také argumenty z oblasti historie věcí. Rekonstrukce věci samé zůstává přitom vždy v první řadě záležitostí etnografů, znalců historie kultury, přírodních věd apod. Jejich pracovní metody se liší od metod lingvistlckých. Z hlediska historie věcí jsou v našem článku podány etymologické výklady těchto slov: 1. hluž. kwič, dluž kwic, chwic 'plášť, dlouhý ženský plášť nebo přehoz', původně 'primitivní část oděvu ve tvaru kuželovitého

přehozu (ze slámy, rákosí apod.'); 2. hluž. siónka, dluž. slofika 'ochránkyně nevěsty,

starosvatka'; hluž. žito so leče 'obilí žene do klasů, tvořit klasy'. Zkoumání slov

z hlediska historie věcí vyžaduje aplikaci metody onomaziologické i sémaziologické. Původní význam slova může být správně rekonstruován jen tehdy, když se rozboru po drobí zároveň jeho celé lexikálně sémantické okolí (sémantický mikrosystém). Reali

zace tohoto metodologického požadavku je demonstrována na několika příkladech: 1. hluž. zbožo 'štěstí', dluž. zbožo 'dobytek'; 2. hluž. kačka 'dolu a nahoru vybíhající za rážka z ohýbaného železa na konci oje', čes. kačírek totéž, slovin. káča 'had' a srbch. káča 'háček'.

Lingvistlcké (etymologické) badatelské výsledky tak přispívají k osvětlení věcných struktur a k hlubšímu poznání kulturní historie národů.

24 Vgl. H. Schuster-Šewc, Zur Etymologie von sorbisch patoržica 'Heiliger

Abenď, ZfSl Bd. 3 (1958), S. 26—29.

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