Tobias Kämpf, Andreas Boes, Barbara Langes, Elisabeth Vogl, Alexander Ziegler München, 21.10.2016
Die „digitale“ Revolution verstehen: Produktivkraftsprung Informationsraum & der Umbruch in der Arbeitswelt
Agenda
Den digitalen Umbruch verstehen: Informatisierung & Produktivkraftsprung „Informationsraum“
Blick in die Praxis Umbruch in der Arbeitswelt: Was verändert sich
„Brüder, zur Sonne, zur Freiheit…“?: Was bedeutet der Produktivkraftsprung für die Zukunft der Gesellschaft?
Kämpf et al.: Den „digitalen“ Umbruch verstehen, 21.10.2016, München
Informatisierung – was ist das?
Debatte um Digitalisierung zeigt: Informatisierung hat fundamentale Bedeutung für die Entwicklung moderner Gesellschaften
Informatisierung Sozialer Prozess, mit dem Ziel geistige Tätigkeiten anderen zugänglich machen Aus individuellem Wissen werden Informationen und Informationssysteme –
„Materialisierung des Informationsgebrauchs“ Anthropologische Bedeutung: Informatisierung als Moment der Arbeitsteilung bei geistigen
Prozessen und damit fundamental für die Produktivkraftentwicklung Beispiele: Von der doppelten Buchhaltung über Verschriftlichung bis zum Computer
Informatisierung ist nicht Technik: Soziologische Perspektive auf den Informationsbegriff Maschinen bearbeiten Daten, Menschen machen daraus Informationen „informare“ zweifache Bedeutung: „Gestalt geben, formen, bilden“ und „unterweisen
unterrichten“ (Capurro 2000) In Informationen wird Wissen in eine Form gebracht, um es anderen zugänglich machen zu
können, sie also unterweisen, bilden oder unterrichten zu können (Boes, Kämpf 2012)
Informatisierung als kontingenter, zweiseitiger Prozess – Vergegenständlichung und Aneignung: Entäußerung und Vergegenständlichung geistiger Tätigkeiten in überindividuellen Medien… … und subjektive Aneignung von Informationen
Kämpf et al.: Den „digitalen“ Umbruch verstehen, 21.10.2016, München
Kämpf et al.: Den „digitalen“ Umbruch verstehen, 21.10.2016, München 4
„…und eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister. Was
aber von vornherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, dass er die Zelle in seinem
Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das beim
Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideell vorhanden war.“ MEW 23, S. 193
Informatisierung und Arbeit
Stoffwechsel mit der Natur
Produktionsprozess = stofflich-materielle Ebene + Informationsebene
Informatisierung als Basis für eigenständige Kopfarbeit – Industrialisierung trennt Hand- und Kopfarbeit
Objektive Informationen als Voraussetzung und Treiber der Industrialisierung der Handarbeit
Ausweitung der Kopfarbeit – Ingenieure, kaufm. Angestellte, Bürofachkräfte, etc.
Informatisierung als „Unterseite“ der Industrialisierung
Kämpf et al.: Produktivkraftsprung Informationsraum, 21.102016,München
Informationsebene wird zur zentralen Bezugsebene – direkt und in Echtzeit!
Kämpf et al.: Den „digitalen“ Umbruch verstehen, 21.10.2016, München
Digitale Revolution: Informationsraum als Produktivkraftsprung
● Was ist das Neue? Informationsraum als neuer sozialer Handlungsraum: Kommunikation und Interaktion zwischen Menschen
● Internet als „Betriebssystem“: Informationsraum durchdringt und vernetzt die ganze (Welt-)Gesellschaft
● „Neuer Raum der Produktion“: Informationsraum als Ausgangspunkt für die Entwicklung von Wirtschaft und Arbeitswelt im 21. Jahrhundert
● Informationsraum wird zur Grundlage für einen historischen Umbruch der Gesellschaft
Kämpf et al.: Den „digitalen“ Umbruch verstehen, 21.10.2016, München
Agenda
Den digitalen Umbruch verstehen: Informatisierung & Produktivkraftsprung „Informationsraum“
Blick in die Praxis Umbruch in der Arbeitswelt: Was verändert sich
„Brüder, zur Sonne, zur Freiheit…“?: Was bedeutet der Produktivkraftsprung für die Zukunft der Gesellschaft?
Kämpf et al.: Den „digitalen“ Umbruch verstehen, 21.10.2016, München
Umbruch in der Arbeitswelt: Was verändert sich?
Neue Produktionsmodelle
Unternehmen der Zukunft
Arbeit & die Perspektive der Beschäftigten
Kämpf et al.: Den „digitalen“ Umbruch verstehen, 21.10.2016, München
Neue Produktionsmodelle
Neue Welle der Industrialisierung: Die Informationsebene und die Welt der Daten wird zum neuen Ausgangspunkt von Industrialisierung
Neuindustrialisierung der klassischen Fertigung
Konsequente Digitalisierung der Fertigungsprozesse („Industrie 4.0“)
Mehr als Automatisierung: Mit IoT entsteht digitales Abbild der „realen“ Welt in Echtzeit
Informationsebene als Handlungsebene und Vernetzung der industriellen Wertschöpfungskette
Wissensarbeit wird Gegenstand von Industrialisierungsprozessen
„Digitale Fließbänder“ in Büro und Verwaltung („Shared Services“)
Agile Methoden („Scrum“) und Lean Development in Forschung & Entwicklung
Verlust individueller Machtpotenziale und neue Austauschbarkeit
„Cloud Working“ und neue Plattformen für Arbeit: Fortgeschrittene Varianten neuer Produktionsmodelle
Konsequente Nutzung des Informationsraums als „Raum der Produktion“
Marktplätze für Arbeit: Wettbewerb als zentrales Prinzip („Gamification“), Zerlegung von Arbeit & digitale Kontrollstrukturen
Innen vs. Außen: Radikalisierung der Konkurrenz im Unternehmen – „Crowd“ als neue Konkurrenz für die Stammbelegschaften?
New production models
Enterprise of the future
Work and the employee perspective
Kämpf et al.: Den „digitalen“ Umbruch verstehen, 21.10.2016, München
Unternehmen der Zukunft
Auf der Suche nach einem neuen Bauplan
Vom fordistisch-bürokratischen Industrie-Unternehmen mit seinen Silos, starren Abteilungsgrenzen & hierarchischen Strukturen…
… zum „agilen Unternehmen“: Kundenorientierung, beschleunigte Innovations- zyklen, intelligente Prozesse, Kollaboration & Eigenverantwortung der Mitarbeiter
„Systemisch integrierte Organisation“: Alles ist miteinander vernetzt … und funktioniert doch „wie aus einem Guss“
Gemeinsamer „Raum der Produktion“, digitaler „flow-of-information“ und einheitliche Prozesse
Informationssysteme schaffen Transparenz … über alles und Jeden
Datenschutz quo vadis?
Vernetzung nicht nur auf der Ebene der Prozesse - Neue Kultur der Kollaboration
Ohne Abstimmung und permanenten Austausch funktionieren Prozesse nicht
Social Media: Lebendige Plattform für Kooperation und Know-How-Transfer
Neue Bedeutung von Teams in den Arbeitsprozessen – Kollektivierung von Wissen
Wandel von Führung & Abschied vom „Fürst im Reich“: Empowerment und Partizipation … oder Kennzahlen und digitales Micro-Management?
Arbeitsplatz der Zukunft: Arbeit ist nicht mehr an den physischen Ort gebunden – Arbeit anytime, anyplace… und was ist dann noch der Betrieb?
New production models
Enterprise of the future
Work and the employee perspective
Kämpf et al.: Den „digitalen“ Umbruch verstehen, 21.10.2016, München
Arbeit und die Beschäftigtenperspektive
Strukturwandel von Arbeit
Bedeutungsgewinn „digitaler Arbeit“ – aus indirekten Bereichen werden direkte Bereiche
Digitalisierung in der Fabrik: Upskilling oder deskilling von Arbeit?
Industrialisierung, Automatisierung und Rationalisierung betrifft nun auch die Wissensarbeit – Negative Beschäftigungseffekte in Büro und Verwaltung, Was wird aus dem „Experten“?
Beschäftigte erleben einen grundlegenden Wandel ihrer Arbeitsbedingungen
Entgrenzung und Ausweitung der Arbeitszeit: Neue Zeitsouveränität oder Unkultur permanenter Verfügbarkeit? Bleibt Zeit das Maß von Arbeit?
Transparenz, digitale Kontrollstrukturen und Renaissance von peer-group-pressure: Arbeit in einem „System permanenter Bewährung“
Neue Belastungskonstellation: Stress und „Burn-Out“
Neue Unsicherheiten: Auch Facharbeiter und Hochqualifizierte sind betroffen
Welche Rolle spielt der Mensch in der digitalen Transformation?
„Zahlen statt Menschen“: Wandel als Bedrohung, Entwertung von Arbeit, Angst vor Abstieg
„Mensch im Mittelpunkt“: Wandel als Angebot, Beteiligung, Leitbild „mündiger Mitarbeiter“
New production models
Enterprise of the future
Work and the employee perspective
Kämpf et al.: Den „digitalen“ Umbruch verstehen, 21.10.2016, München
„Digitales Fließband“ & „Kontroll-Panoptikum“
„Brüder, zur Sonne zur Freiheit?“- Wie können wir den Produktivkraftsprung für die Menschen gestalten?
… oder
„general intellect“ & Aufbruch in eine neue „Humanisierung“ der Arbeitswelt
Kämpf et al.: Den „digitalen“ Umbruch verstehen, 21.10.2016, München
AutorInnen: Titel des Vortrags, Datum, Ort 13
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Weitere Informationen:
Dr. Tobias Kämpf ISF München Jakob-Klar-Str. 9 80796 München
+49 (0) 89 272921-40