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DGMM ? DGPMR ? gemeinsamer Kongress 2014

Date post: 07-Feb-2017
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Page 1: DGMM ? DGPMR ? gemeinsamer Kongress 2014

Abstracts

352 |  Manuelle Medizin 4 · 2014

Manuelle Medizin 2014 · 52:352–361DOI 10.1007/s00337-014-1136-y© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

Der Work Ability Index: ein geeignetes Instrument an der Schnitt-stelle von Arbeits- und Rehabilitationsmedizin?

Bethge M1, Spanier K1, Mohnberg I², Radoschewski M²,

1Sektion für Rehabilitation und Arbeit, Institut für Sozialmedizin und Epi-demiologie, Universität zu Lübeck, ²Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Fragestellung. Eine stärkere Einbindung von Betriebsärzten in den Re-habilitationsprozess ist auf eine gemeinsame Sprache von Arbeits- und Rehabilitationsmedizin bei der Identifizierung von Rehabilitations-bedarf angewiesen. Ein denkbares Instrument in diesem Zusammen-hang ist der Work Ability Index (WAI). Geprüft wurde, ob der WAI mit rehabilitationsrelevanten Außenkriterien assoziiert ist.Methodik. Die Daten wurden während der Ersterhebung des dritten So-zialmedizinischen Panels für Erwerbspersonen erhoben. Die Stichprobe berücksichtigte 40- bis 54-jährige Personen mit Krankengeldbezug in 2012. Subjektive Arbeitsfähigkeit wurde mit dem WAI erfasst. Zudem wurden verhaltensbezogene und berufliche Risikofaktoren, ärztliche Inanspruchnahme und intendierte Rehabilitations- und Rentenanträge erhoben. Risk Ratios (RR) wurden berechnet, um Zusammenhänge zwi-schen dem kategorisiertem WAI (7 bis 36 vs. 37 bis 49 Punkte) und den verschiedenen Außenkriterien zu quantifizieren.Ergebnisse. Für die Analysen wurden Daten von 2814 Teilnehmern be-rücksichtigt (mittleres Alter: 47,9 Jahre, 53,4% Frauen). 60,1% berichteten geringe Arbeitsfähigkeit (7 bis 36 Punkte). Geringe Arbeitsfähigkeit war stärker mit erwerbsbezogenen Risikofaktoren (u. a. berufliche Gratifika-tionskrisen, hohe körperliche Arbeitsanforderungen, RR: 1,7 bis 2,4) als mit gesundheitsbezogenen Verhaltensrisiken (RR: 1,1 bis 1,5) assoziiert. Geringe Arbeitsfähigkeit ging zudem mit deutlich erhöhten Arztkon-takten einher. Die Risiken für intendierte Rehabilitations- und Renten-anträge waren für Personen mit geringen Werten auf dem WAI 4- bis 6-fach erhöht.Diskussion. Der WAI ist geeignet, um rehabilitationsrelevante Ein-schränkungen zu identifizieren und könnte genutzt werden, um Reha-bilitationsbedarf im Rahmen betrieblicher Vorsorgeuntersuchungen zu erkennen.

Fit for Work and Life: ein umfassendes Gesundheitskonzept für Mitarbeiter/innen eines Universitätsklinikums

Briest J1, Egen C1, Kahl K², Tegtbur U³, Born M4, Fuhr H4, Brinkmeier U², Höpner K1, Korallus C1, Gutenbrunner C1

1Klinik für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, ²Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover, ³Institut für Sportmedizin, Medizinische Hochschu-le Hannover, 4Personalentwicklung, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung. Vor dem Hintergrund steigender AU-Tage, verlängerter Lebensarbeitszeit und des prognostizierten Fachkräftemangels ge-

winnen Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung konti-nuierlich an Bedeutung. Beschäftigte in einem Universitätsklinikum sind besonderen Belastungen ausgesetzt, was sich auch in überdurch-schnittlich hohen AU-Tagen widerspiegelt. Aus diesem Grund wurde von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) das Projekt „Fit for Work and Life“ (FWaL) entwickelt und implementiert.Methoden. Ziel von FWaL ist es, im Rahmen eines multimodalen An-satzes die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten wiederherzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Hierbei werden sowohl präventive als auch rehabilitative Maßnahmen angeboten. Die Zuweisung zu den Maßnahmen erfolgt im Rahmen eines Arztgespräches, unterstützt durch Ergebnisse eines Screeningbogens. Das Projekt wird u. a. über die Parameter Arbeitsfähigkeit (WAI), Lebensqualität (SF36, WHO-QOL), Copingstrategien (FERUS) und Gratifikationskrisen (ERI) wis-senschaftlich evaluiert.Ergebnisse. Seit Beginn des Projekts im Juli 2013 haben sich 297 Be-schäftigte angemeldet, 114 haben die einzelnen Maßnahmen bereits ab-geschlossen. 56,2% der Beschäftigten weisen mittelmäßige bis schlechte WAI-Werte auf. Auch die Durchschnittswerte der psychischen Sum-menskala des SF36 (48,6) signalisieren eine hohe Arbeitsbelastung. Die Arbeitsfähigkeit verbesserte sich 6 Monate nach Beginn der Maßnahme signifikant um durchschnittlich 2,4 Punkte.Ausblick. Das in seiner Konzeption bislang einzigartige Projekt wur-de organisatorisch erfolgreich in der MHH implementiert. Erste Eva-luationsergebnisse weisen auf eine gute Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen hin. Ob die Maßnahmen auch zu einer signifikanten Reduzierung der AU-Tage der Beschäftigten führen werden, wird die 12-Monats-Katamnese zeigen.

Die Pilates-Methode: Entwicklung eines Trainingsprogramms für die orthopädische Rehabilitation und eigenständiges Training

Buffé F1, Campos Vinagre N A1, Geissler N², Niklas A1, 1Schwerpunktbereich Sportmedizin, Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ²Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, Laatzen

Die Pilates-Methode ist ein systematisches Körpertraining zur Kräfti-gung der Muskulatur durch statische/dynamische bzw. konzentrische/exzentrische Übungen. Es gibt mehr als 500 Pilates-Übungen (mit/ohne Hilfsmittel), die sich zwischen Dehnung und Kräftigung der Musku-latur abwechseln. Beim Training werden daher nicht nur große und kräftige Muskelgruppen angesprochen, sondern auch schwächere Mus-keln aufgearbeitet. Das Programm enthält Boden- und Atemtechniken. Knochen und Muskeln lernen effizient zu arbeiten. Durch verbessertes Körperbewusstsein und Koordination wird die Verletzungsgefahr redu-ziert, die Haltung von der Körpermitte aus aufgerichtet und entspannt und die Bewegungsqualität deutlich verbessert. Aus diesen vielfältigen Bewegungsübungen wurde für stationäre orthopädische Rehabilita-tionspatienten ein individuelles Pilates-Programm entwickelt unter

DGMM – DGPMR – gemeinsamer Kongress 2014Berlin, 25. bis 27. September 2014

119. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation

Kongress der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin

Abstracts

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353Manuelle Medizin 4 · 2014  | 

Die Definition der besonderen beruflichen Problemlagen (BBPL) erfolgte nach Radoschewski. Die Analysen wurden zunächst deskriptiv stratifi-ziert nach Alter, Geschlecht und Indikation mit SAS 9.3. durchgeführt.Ergebnisse. Insgesamt wurden 5903 Versichertendaten ausgewertet. Im Jahr 2008 erhielt ein Teil der Versicherten mit BBPL keine MBOR (ca. 85%) und umgekehrt Versicherte bekamen MBOR Maßnahmen ohne BBPL (ca. 35%). Im Zeitverlauf nimmt der Gesamtanteil der MBOR-Leistungen zu. Tendenziell zeigt sich, dass die Leistungserbringung so-wohl vor als auch nach Implementierung der neuen Strategie zum Teil bedarfsspezifisch erfolgte.Schlussfolgerung. Es wird erwartet, dass die neue Strategie zu einer be-darfsgerechteren Versorgung führt. Zudem soll geprüft werden, inwie-fern sich der Umfang berufsorientierter Leistungen verändert, welche Auswirkungen das MBOR Fallmanagement hat und wie sich die ver-änderte Strategie im Hinblick auf die Beitragszahlen entwickelt.

Eine Mixed-Methods-Studie zur Patientenorientierung in der Arth-rosetherapie: Design und erste Ergebnisse

Gesell I S, Durand M, Winkler B, Jansson V

Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilita-tion, Klinikum der Universität München

Einleitung. Etwa 20% der mit einer Knie-TEP versorgten Gonarthrose-patienten sind mit dem Ergebnis unzufrieden. Die Häufigkeit der Im-plantation einer Knie-TEP ist regional ungleich verteilt. Bestehen De-fizite in der Patientenorientierung?Methoden. In einer Mixed-Methods-Studie werden mit Fragebögen, Interviews und Fokusgruppen folgende Fragestellungen in der uni-versitären orthopädischen Ambulanz evaluiert: Wie unterscheiden sich die Informationsbedürfnisse der Patienten von der aktuellen Pa-tienteninformation? Findet eine partizipative Entscheidungsfindung für oder wider eine Operation statt? Wünschen sich Patienten mehr Partizipation und wie ist die Einstellung der Ärzte hierzu? Wie wird die Arzt-Patient-Interaktion von den Patienten wahrgenommen? Wie erleben die Patienten die Interaktion mit den behandelnden Ärzten bei OP-bedingten Krankenhausaufenthalten? Die Fragebögen beinhalten: PEF-FB-9 (Partizipative Entscheidungsfindung), P.A.INT (Gesprächs-bewertung zwischen Arzt und Patient), HADS-D (Depression, Angst), demographische Fragen, offene Fragen.Ergebnisse. 1610 Patienten erhielten Fragebögen, 676 füllten sie aus, 418 von diesen gaben an, sich wegen einer Arthrose vorzustellen. Interviews wurden mit 12 Ärzten durchgeführt. Drei Fokusgruppen fanden statt. Erste Ergebnisse zeigen den Wunsch der Patienten nach mehr Partizi-pation. 86% der Patienten möchten entweder alleine oder gemeinsam mit dem Arzt entscheiden, jedoch wurden ca. 60% nicht gefragt, welche Behandlung sie bevorzugen.Schlussfolgerung. Das umfangreiche Datenmaterial ermöglicht ein differenziertes Bild der Arzt-Patient-Interaktionen. Die Studiendaten zeigen wichtige Ansatzpunkte für die Verbesserung der Patienten-orientierung im Bereich der Arthrosetherapie, auf deren Basis-Inter-ventionsmaßnahmen entwickelt werden können.

Einfluss von Komorbidität und physischen Funktionseinschränkun-gen auf den Umfang körperlicher Aktivität vor einer Gelenkersatz-operation

Gottschling-Lang A1, Kiel J1, Köhler L1, Thren K², Gutenbrunner C1, Bethge M³1Klinik für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, ²Klinik Niedersachsen, Bad Nenndorf, ³Sektion Rehabilitation und Arbeit, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck

Einleitung. Der Rückgewinn von Funktionsfähigkeit und Teilhabe ist ein wesentliches Ziel der Gelenkersatzoperation (GEO). Dazu gehört auch die Wiedererlangung und Aufrechterhaltung körperlicher Aktivi-tät (KA). Im Rahmen des Projektes „Bewegter Leben“ wurde zunächst die Kontrollgruppe hinsichtlich eines möglichen Einflusses von Ko-morbidität und physischen Funktionseinschränkungen auf den Um-fang von KA vor einer GEO untersucht.

Berücksichtigung der jeweiligen belastenden Arbeitshaltungen nach vo-rausgehender Analyse von Körperbelastung am Arbeitsplatz: Sitz-, Steh-, Geharbeiter und Mixarbeiter (Bückend/Stehen/Gehen). Ziele ist die Ver-besserung der Kurz- und Langzeitergebnisse der stationären medizini-schen Rehabilitation einschließlich beruflicher Reintegration und dauer-hafter Gesunderhaltung am Arbeitsplatz durch Pilates-Training. Das in diesem Projekt entwickelte Trainingsprogramm wird als leicht fassliches Skript mit selbst erklärenden Bildinformationen zum Ende der stationä-ren Rehabilitation den Patient(inn)en ausgehändigt. Darin ist ein kurzes, etwa 10-minütiges selbstständig regelmäßig durchzuführendes Alltags-programm beschrieben, wobei die Übungsabläufe in Pausen sowohl am Arbeitsplatz als auch im häuslichen Alltag ohne besonderen Aufwand durchführbar sind. Durch dieses Programm, werden die Patient(inn)en an eine gesunde Haltung an dem Arbeitsplatz herangeführt.

Implementierung von Assessmentsystemen zur funktionellen Leistungsmessung von Rehabilitationspatienten

Campos Vinagre NA1, Geissler N², Niklas A1, Buffé F1, Bierwirth M1

1Schwerpunktbereich Sportmedizin, Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ²Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, Laatzen

FCE-Systeme („functional capacity evaluation“) dienen der Erfassung der körperlichen Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben und ergänzen die ärztlichen Untersuchungsbefunde. Angesichts des demographischen Wandels ist die fundierte Leistungsdiagnostik im rehabilitativen Kon-text notwendig, um frühzeitig körperliche Defizite zu erfassen und ge-zielt zu behandeln. Etabliert sind im klinischen Alltagsbetrieb neben dem EFL-Verfahren nach Isernhagen und Work-Park als arbeitsplatz-bezogene Beobachtungsverfahren, Sapphire und Ergos als MTM und DOT-bezogene Kraftmessungen mit semiautomatisierter Auswertung. David- und Isokinetik-Systeme erlauben Kraft- und Bewegungsmessung einzelner Körperabschnitte im Vergleich zu Normkollektiven. Die Aus-sagekraft der jeweiligen Messverfahren ist neben der testspezifischen Untersuchungstechnik abhängig von der Kooperation der Probanden, sodass durch medizinische Befunde nicht erklärbare Differenzen zwi-schen der gezeigten Leistung (Performance) und den tatsächlichen kör-perlichen Möglichkeiten (Capacity) auftreten können. Im Rahmen einer Zusammenarbeit der Universitätsmedizin Göttingen mit der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover sollen diese Assessment-verfahren in Hinsicht auf ihre Objektivität, Validität und Messwertsta-bilität überprüft werden. Die Handhabbarkeit im Routinebetrieb von Rehakliniken und bei ärztlichen Begutachtungen sowie die Konsistenz der Testergebnisse auf dem Hintergrund motivationaler Aspekte sollen untersucht werden. Ziel ist der optimale ressourcenschonende Einsatz der jeweiligen Systeme für die Fragestellung einschl. der Entwicklung strukturierter Testabläufe mit Entwicklung von Inkonsistenzfaktoren zur Objektivierung negativer Befundverzerrungen.

Umsetzung des Erwerbsbezugs in der medizinischen Rehabilitation – Analyse von Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover

Gerdau-Heitmann C1, Gutenbrunner C1, Miede J², Schwarze M1,

1Koordinierungsstelle für Angewandte Rehabilitationsforschung, Klinik für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, ²Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, Laatzen

Einleitung. Die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR) wird bundesweit implementiert. Die Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover (DRV BS-H) hat zudem ein Fallmanagement im Anschluss an die MBOR eingeführt. Die Studie klärt, inwieweit die Umsetzung der neuen Strategie (MBOR und Fallmanagement) zu einer verbesserten Versorgung und Integration ins Erwerbsleben geführt hat.Methoden. Es wurden Daten der DRV BS-H der Jahre 2008 und 2012 für Rehabilitanden berücksichtigt. Die Umsetzung des Erwerbsbezuges wurde anhand von therapeutischen Leistungen bestimmt. Die Kategori-sierung resultierte auf Grundlage der Empfehlungen im Anforderungs-profil der DRV und einer Abstimmung mit Vertretern der DRV BS-H.

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Abstracts

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Methoden. Die Fragebogen gestützte Erhebung erfolgt retrospektiv zu Beginn der Rehabilitation bei Patienten mit erstimplantiertem Hüft- oder Kniegelenkersatz. Angewandte valide Instrumente: Godin Leisure Time Exercise Questionnaire (Umfang körperlicher Aktivität), Self-Administered Comorbidity Questionnaire (Komorbidität), Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index (physische Funktionseinschränkungen).Auswertung. Deskriptive Statistik, Mann-Whitney-U-Test, Kruskal-Wallis-Test.Ergebnisse. Die Stichprobe umfasst 145 Patienten [Alter (MW): 71,1 Jahre, weiblich: 55,2%, Indikation Hüfte: 50,3%].Im Durchschnitt be-nannten die Patienten 2,4 Komorbiditäten, wegen durchschnittlich 1,5 Komorbiditäten befinden sie sich in Behandlung bzw. nehmen Medika-mente. Frauen und Männer unterscheiden sich hinsichtlich der Anzahl nicht signifikant voneinander. Die Patienten gaben an, vor der GEO durchschnittlich 131 Minuten/Woche körperlich aktiv gewesen zu sein. Anzahl von Komorbiditäten und Intensität von Funktionseinschrän-kungen zeigen keinen statistisch signifikanten Einfluss auf den Umfang von KA vor der GEO.Schlussfolgerung. Körperliche Aktivität ist in dieser Untersuchung unabhängig von Komorbidität und somit prinzipiell jedem Patienten möglich. Wichtig für Aufnahme und Aufrechterhaltung scheint die Be-rücksichtigung individueller Interessen zu sein. Dies soll in der Inter-ventionsgruppe umgesetzt werden.

Medizinische und ökonomische Wirksamkeit des FPZ KONZEPTS

Hollmann M

FPZ: Deutschland den Rücken stärken, Köln

„Das FPZ KONZEPT existiert seit 20 Jahren als Integrierte Funktio-nelle Rückenschmerztherapie. Die grundlegenden Bestandteile sind eine Eingangs- sowie eine Abschlussanalyse und ein gerätegestütztes Trainingsprogramm über 10 oder 24 Trainingseinheiten [1]. Im Verlauf der Analysen werden die isometrische Maximalkraft der wirbelsäulen-stabilisierenden Muskulatur gemessen, mit einer Referenzdatenbank abgeglichen und auf der Basis der daraus abgeleiteten Ergebnisse ein individuelles und effektives Trainingsprogramm entwickelt. Zusätzlich werden subjektive Daten über verschiedene Fragebögen aufgenommen. Dazu gehören unter anderem Fragen zum Schmerzempfinden sowie über ökonomische Aspekte wie AU-Tage oder weitere Behandlungsmaß-nahmen [1]. In mehreren retrospektiven Studien wurden auf Basis dieser Daten von 47.692 Rückenschmerzpatienten die medizinische sowie die ökonomische Wirksamkeit des FPZ KONZEPTS untersucht [2, 3]. Da-bei konnten Verbesserungen der isometrischen Maximalkraft von bis zu 49,1% beobachtet werden [2]. Über 40% der Patienten werden, abhängig von der Beschwerderegion, schmerzfrei [2] und rückenschmerzbedingte AU-Tage können um etwa 50% reduziert werden [3]. Auf diese Weise zei-gen die Ergebnisse die hohe Wirksamkeit des FPZ KONZEPTS sowohl auf medizinischer als auch auf ökonomischer Ebene.

Literatur1. Denner A (1998) Analyse und Training der wirbelsäulenstabilisierenden

Muskulatur. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York2. Hollmann M, Niederau A (2013) Aktuelle Zahlen und Erkenntnisse zur me-

dizinischen und ökonomischen Wirksamkeit der Integrierten Funktionellen Rückenschmerztherapie (FPZ KONZEPT). FPZ AG, Köln

3. Schifferdecker-Hoch F, Hollmann M, Hoppe M (2014) Das FPZ KONZEPT im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. FPZ AG, Köln

Verortung des Faches Physikalische Medizin und Rehabilitation (PRM) im Modellstudiengang Medizin der Charité – Universitäts-medizin Berlin

Kling A1, Reißhauer A1, Hitzblech T², Peters H²1Physikalische Medizin und Rehabilitation, Charité – Universitätsmedizin Ber-lin, ²Fakultät Dieter Scheffner Zentrum, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Einleitung. An der Charité wurde 2010 der Modellstudiengang Medi-zin (MSM) eingeführt. Er zeichnet sich durch einen modularen, inte-grierten und interdisziplinären Aufbau aus. Den Hintergrund stellt die langjährige Erfahrung zweier parallel laufender Studiengänge mit unterschiedlichen Ausbildungskonzepten dar. Der MSM setzt die Um-strukturierung bisheriger Lerninhalte im Sinne eines integrierten Cur-riculums und Lernen in Prinzipien voraus.Methoden. Bislang wurden 37 von 40 Modulen (M) geplant. Die jewei-ligen Lehrinhalte werden in einem standardisierten Planungsprozess interdisziplinär durch die grundlagenmedizinischen, klinisch-theore-tischen sowie klinischen Fächer konzipiert, gelehrt und geprüft.Ergebnisse. Die Verortung des Faches PRM trägt dem Konzept der Lernspirale mit Beteiligung an den Untersuchungskursen des Bewe-gungsapparates, der Darstellung der Therapiekonzepte bei chroni-schem Schmerz, bei COPD, sowie den Nachbehandlungskonzepten bei Erkrankungen der Extremitäten und Rehabilitationskonzepten von Krebserkrankungen und Thoraxorganerkrankungen Rechnung. M10 Bewegung: Untersuchungskurs, Praktisch-wissenschaftliches Arbeiten (PWA) (interdisziplinär): Bewegungsprogramme: Rückenschule und Lauftraining M20 Schmerz und Psyche als Krankheitsmodell: PWA (interdisziplinär): Multimodale Therapie chronischer Schmerzen M25 Erkrankungen des Thorax: Seminar (interdisziplinär): Multimodale Therapie bei COPD, PWA (interdisziplinär): „Fit und leistungsfähig werden!“ M27 Erkrankungen der Extremitäten: PWA: „Wieder auf die Beine kommen!“, Blended learning: „Dickes Bein“, M35 Geschlechts-spezifische Erkrankungen: PWA: Physikalische Therapie und Rehabili-tation bei Mamma-Ca und Prostata-Ca.Schlussfolgerung. Die Entwicklung des MSM-Curriculums war mit er-heblichen Veränderungen in Bezug auf den Aufbau und die Lehrforma-te verbunden. Für die PRM konnte im Kontext des Gesamtcurriculums eine fachspezifische Lernspirale entwickelt und implementiert werden.

Untersuchung der entzündlichen Komponente von Muskelschmerz nach exzentrischer Belastung bei jüngeren und älteren Erwachsenen

Koll S1, Rother M2, Seidel E J³, Rother I2

1Sana Kliniken Sommerfeld, 2Munich und German Study Group Musculo-sceletal Medicine, IMR Partner GmbH, München, ³Zentrum für Physikali-sche, Rehabilitative Medizin und multimodale Schmerztherapie, Sophien- und Hufeland Klinikum Weimar

Einleitung. Exzentrische Belastung der Muskulatur verursacht „delayed onset muscle soreness“ (DOMS) – das Muskelkatersyndrom. Zur Be-handlung von DOMS wird häufig auf eine antientzündliche Medika-tion mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) zurückgegriffen.Methoden. Diese prospektive, randomisierte, doppelblinde, placebo-kontrollierte, Cross-over-Studie untersuchte den Effekt einer antient-zündlichen Therapie mit Arcoxia® (Etoricoxib) auf den Verlauf von DOMS nach exzentrischer Belastung der Knieextensoren mit dem „ex-trafit Beinstrecker“ bei 25 jüngeren und 25 älteren Erwachsenen. 16±2 h nach der exzentrischen Belastung wurde mit der täglichen Einnahme von entweder 90 mg Etoricoxib oder Placebo für jeweils 7 Tage begon-nen. Die Auswirkung der Behandlung auf den Muskelschmerz in Ruhe und während Bewegung, auf die Wiederherstellung der Muskelkraft, auf die Schmerzschwelle am druckempfindlichsten Punkt des Muskels sowie auf die Entzündungsmarker im Blut wurde bewertet.Ergebnisse. 16–40 h nach Belastung war der Muskelschmerz maximal ausgeprägt. Eine Abnahme der maximalen Muskelkraft von bis zu 30% wurde beobachtet. Etoricoxib konnte die nach exzentrischer Belastung ablaufende Entzündungsreaktion im Vergleich zu Placebo signifikant abschwächen. Hinsichtlich des Muskelschmerzes und der Muskelkraft

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zeigten sich keine signifikanten Behandlungseffekte von Etoricoxib im Vergleich zu Placebo. Ältere Erwachsene beklagten weniger Muskel-schmerz und benötigten mehr Zeit zur Regeneration nach exzentri-scher Belastung als jüngere Erwachsene.Schlussfolgerung. Die akute Entzündungsreaktion im Rahmen von DOMS scheint für den Regenerationsprozess der Muskulatur essentiell zu sein. Von einer unkritischen NSAR-Einnahme bei Muskelschmerz nach exzentrischer Belastung sollte abgeraten werden.

Chronischer Beinschmerz – ungewöhnliche Differenzialdiagnose, ein Fallbeispiel

Kondo R1, Karnel F², Sobhian B³, Strassser E-M1,, Quittan M1, 1Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Karl Landsteiner Institut für Remobilisation und funktionale Gesundheit, Kaiser Franz Josef Spital SMZ Süd, Wien, ²Zentralröntgeninstitut und Schnittbildzentrum, Kaiser Franz Josef Spital SMZ Süd, Wien, ³Chirurgische Abteilung, Kaiser Franz Josef Spital SMZ Süd, Wien

Fragestellung. Ein 38-jähriger Freizeitfußballer berichtet über seit 1 Jahr limitierende Schmerzen in der rechten Glutealregion bei Belastung. Bisherige Diagnostik- und Therapie Maßnahmen waren erfolglos. Re-levante Vorerkrankungen: nicht rezente Rupturen des rechten hinteren Kreuzbands und der rechten M.-rectus-femoris-Sehne. Risikoprofil: Rauchen, Hyperlipidämie.Methodik. Status: bilaterale, rechtsbetonte Atrophie und Schwäche der Glutealmuskulatur, M.-piriformis-Druckschmerz, positives Bonnet Zeichen re., schwache periphere Pulse der unteren Extremitäten (UE) bds. Magnetresonanztomographie (MR) der Becken-Hüftregion re.: unauffällig. Ankle-Brachial-Index (ABI) in Ruhe: pathologische Werte an beiden UE (re. 0,68, li. 0,77). Laufbandtest (3,2 km/h, 12% Steigung): Initiale Claudicatiodistanz (ICD) 150 m re., 180 m li. begleitet von Glu-tealschmerzen, absolute Claudicatiodistanz (ACD) 350 m mit zusätzlich Wadenschmerz re. Danach deutlicher ABI-Abfall bds. (re. 0,29, li. 0,46) MR-Angiografie der Becken/Beinarterien: blendenförmige Stenosen der Arteria Iliaca communis (AIC) re. und der Arteria Iliaca externa li. Therapie: Stent-PTA (perkutane Thrombarteriektomie) bds. Clopi-dogrel 8-12 Wochen, Acetylsalicylat Dauerprophylaxe, Aufbautraining. Kontrolle in 3 Wochen und 1 Jahr nach Intervention.Ergebnisse. Kontrollen: nach 3 Wochen, normaler ABI in Ruhe (bds. 0,96) und nach Belastung (re. 0,91, li. 0,94), keine Symptome, nach 11 Monaten pathologischer ABI in Ruhe (re. 0,92, li. 72) und Claudicatio li. bei Reste-nose der AIC. Reintervention: DEB („drug-eluting balloon“) PTA. 3 Mo-nate später, ABI bds. normal (re. 0,99, li. 1,01), keine Symptome.Diskussion. Auch bei jüngeren sportlich aktiven Menschen mit chro-nischen Extremitätenschmerzen muss das vaskuläre Risikoprofil er-hoben und bewertet werden. Bei entsprechendem Verdacht liefert die ABI Messung in Ruhe und nach Belastung eine rasche und verlässliche Abklärung. Verlaufskontrollen sind notwendig.

Wirkung einer seriellen niedrig dosierten Radonstollen-Hyperther-mie auf die RANKL/OPG-Ratio bei rheumatischen Erkrankungen

Lange U, Müller-Ladner U, Dischereit G

Abteilung Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Kerckhoff-Klinik, Universität Gießen

Hintergrund. Bei Patienten mit ankylosierender Spondylitis (AS) konnte durch serielle Radonstollen-Hyperthermie ein eindeutiger osteoprotek-tiver Effekt belegt werden.Methode. Untersuchung des Einflusses einer seriellen Radonstollen-Hyperthermie (sRST) bei rheumatoider Arthritis (RA, n=25, durchschn. Alter: 56 Jahre), ankylosierender Spondylitis (AS, n=24, durchschn. Alter: 58 Jahre) und einer altersvergleichbaren Osteoarthrosegruppe (OA, n=24) auf die Serumspiegel der Zytokine receptor activator of NF kappa-B-Ligand (RANKL), Osteoprotegerin (OPG), und die RANKL/OPG-Ratio (Marker zur Quantifizierung des Knochenmetabolismus). Untersuchungszeitpunkte waren vor und nach sRST (12 Anwendungen in 3 Wochen mit je 60 Minuten). In allen Gruppen lag eine NSAR-Ein-

nahme b. B. vor, keine TNF-Blockade-Therapie, 16/25 der RA-Patienten hatten eine Prednisoloneinnahme (5 mg tgl.), es bestand keine Medika-tion mit möglichem Einfluss auf den Knochenstoffwechsel.Ergebnisse. Die sRST bewirkte in der AS-Gruppe einen tendenziellen, in der RA- und OA-Gruppe einen signifikanten Abfall vom TNF-α (p jeweils <0,001). OPG zeigte in der RA-Gruppe einen tendenziellen und in der AS-Gruppe einen signifikanten (p<0,0005) Anstieg. Alle Grup-pen wiesen einen hochsignifikanten Abfall von RANKL auf. Ferner ergab sich ein signifikanter Abfall der RANKL/OPG-Ratio bei der RA- und AS-Gruppe.Schlussfolgerung. Die beobachteten molekularen Veränderungen spre-chen für eine Verminderung des osteoklastären Knochenabbaus bei RA und AS und legen die Schlussfolgerung nahe, dass eine sRST geeignet sein könnte, das Risiko für eine sekundäre Osteoporose günstig zu be-einflussen (Hypothese: sRST reduziert die systemische RANKL-Sekre-tion u. a. durch eine verminderte Expression durch T-Zellen und andere Immunzellen).

Wirkung kohlensäurehaltiger Handbäder auf die akrale Durchblu-tung bei systemischer Sklerose mit Raynaud-Syndrom

Lange U, Müller-Ladner U, Dischereit G

Abteilung Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Kerckhoff-Klinik, Universität Gießen

Hintergrund. Ein sekundäres Raynaud-Syndrom (sRS) manifestiert sich bei etwa 80–95% der Patienten mit systemischer Sklerose (SSc) und ist schwierig zu therapieren. Untersucht wurde die Wirkung eines einma-ligen kohlensäurehaltigen Handbades auf die akrale Durchblutung bei SSc mit sRS.Methodik. Bei 21 Patienten (durchschn. Alter: 58 Jahre) und 10 gesunden Kontrollpersonen (durchschn. Alter: 49 Jahre) wurde ein einmaliges CO2-Handbad (5 Liter Wasser, Temperatur 35°C, Bastian-Bad: 19 g Na-triumhydrogencarbonat und 25 mg Aluminiumsulfat) für 15 Minuten durchgeführt. Mittels Power-Doppler-Ultraschall der ulnaren A. digi-talis palmaris propria in Höhe des Interphalangealgelenks vom 2. Fin-ger rechts wurde der Therapieeffekt vor, direkt nach sowie 5, 10 und 20 Minuten nach dem Bad objektiviert und parallel der Resistance-Index (RI) bestimmt.Ergebnisse. Es resultierte bei den SSc-Patienten ein vasodilatativer Ef-fekt, bis zu 20 Minuten nach dem Bad anhaltend. SSc-Patienten wiesen einen höheren RI als Ausgangswert im Vergleich zur Kontrolle auf. Die RI-Messungen verringerten sich signifikant bei SSc im Follow-up bis zu 10 Minuten um nach 20 Minuten wieder leicht anzusteigen. In der Kon-trolle war die Abnahme des RI statistisch nicht signifikant abfallend.Schlussfolgerung. Das CO2-Bad bewirkte bei SSc einen kurzzeitigen vasodilatativen Effekt, ist eine kostengünstige sowie einfache Behand-lungsmethode und kann problemlos zu Hause durchgeführt werden. Es bietet sich als eine alternative Therapiemethode an, falls eine sys-temische medikamentöse Therapie nicht möglich ist oder gewünscht wird. Möglicherweise lassen sich durch serielle Applikationen der CO2-Handbäder länger anhaltende Verbesserungen der akralen Durchblu-tung erzielen.

Wirkeffekte einer additiven seriellen manuellen Therapie der thorakalen Wirbelsäule bei ankylosierender Spondylitis – eine Pros-pektivstudie

Lange U, Müller-Ladner U, Dischereit G

Abteilung Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Kerckhoff-Klinik, Universität Gießen

Einleitung. Physiotherapeutische Maßnahmen sind bei der ankylosie-renden Spondylitis (AS) zum Erhalt der Funktionalität oft lebenslang indiziert. Die Einsteifung der Wirbelsäule kann zwar dadurch nicht verhindert werden, die dabei resultierende Haltung kann jedoch beein-flusst werden.Methodik. Prospektive 3-monatige Analyse der Wirkung einer zu-sätzlichen 6-maligen Behandlung mit manueller Therapie der BWS

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ten bei Erwachsenen. Bis jetzt gibt es keine standardisierten Behand-lungskonzepte für diese Ganganomalie bei Erwachsenen. Feedback-Trainingsansätze finden jetzt Anwendung bei HZG.Methodik. Eine 52-jährige Patientin mit HZG absolvierte ein Gangtrai-ning auf einem mit Druck-/Kraftsensoren ausgestattetem Laufband. Die Druckverteilung unter den Füßen während des Gehens wurde auf eine Leinwand direkt vor dem Laufband projiziert. So konnte ein ab-normales Abrollmuster von der Patientin selbst korrigiert werden. Die von der Patientin präferierte Geschwindigkeit lag im Bereich von 1,6 bis 3,1 km/h. Das Training wurde in 10 Sitzungen (40 min) innerhalb von 3 Wochen durchgeführt. Eine Ganganalyse (30 s) und eine Messung des Bewegungsausmaßes des oberen Sprunggelenks (OSG) wurden vor/nach und 3 Wochen nach dem Training durchgeführt.Ergebnisse. Nach dem Training zeigte sich eine deutliche Reduktion des mittleren Drucks unter den Vorfüssen und dementsprechend eine Erhöhung unter beiden Fersen. Zusätzlich trat eine Verbesserung der Flexion/Extension um 5° im OSG beidseits auf. Der Therapieerfolg hielt auch 3 Wochen nach dem Training noch an.Diskussion. Visuelles Feedback scheint eine vielversprechende Trai-ningsmethode für erwachsene Patienten mit HSG zu sein. Die Effekte dieser Methode sollten in größer angelegten Studien evaluiert werden.

Biophysikalische Gefäßtherapie BEMER-eine Option für Fatigue bei multipler Sklerose

Piatkowski J

Praxis für Neurologie und Psychiatrie, Dresden

Methoden. In einer Doppelblindstudie konnte erstmalig nachgewiesen werden, dass Probanden mithilfe einer BEMER-Therapie-Behandlung über 12 Wochen eine signifikante Besserung in den Endpunkten MFIS und FSS (Fatigue Scores) erreichen konnten [1]. Neun Patienten führten die BEMER-Therapie über einen Zeitraum von 3 Jahren weiter.Ergebnisse. Nach 3 Jahren zeigte sich sowohl im MFIS als auch im FSS bei den Probanden, die die Therapie fortführten, eine weitere deutliche Besserung gegenüber den Patienten, die die BEMER-Therapie wieder abgesetzt hatten und eine Verschlechterung in den Endpunkten MFIS und FSS zeigten. Die MFIS- und FSS-Werte waren nach 3 Jahren in der nicht verblindeten (BEMER-)Gruppe signifikant niedriger als bei der Kontrollgruppe. Die BEMER-Gruppe ist der Prädikator für niedrige Fatiguewerte entsprechend der Follow-up-Studie (Kovarianzanalyse MFIS t6, p=0,00, n2=0,597, Kovarianzanalyse FSS t6, p=0,00, n2=0,507).Schlussfolgerung. Insgesamt ist einzuschätzen, dass es deutliche Hin-weise dafür gibt, dass die physikalische Gefäßtherapie BEMER® auf die MS-abhängige Fatigue nach 3 Jahren noch deutlicher als nach 12 Wo-chen wirkt. Da es für das Symptom Fatigue aus Sicht der Unterzeich-ner derzeit keine relevanten anderen Behandlungsmöglichkeiten gibt, ist ein Versuch mit dem physikalischen Wirkstoff der physikalischen Gefäßtherapie BEMER® in jedem Fall zu empfehlen.

Literatur1. Piatkowski J, Kern S et al (2009) Effect of BEMER magnetic field therapy on the level of fatigue in patients with multiple sclerosis: a randomized, double-blind controlled trial. J Altern Complement Med 15(5):507–511

Das Rückenkolleg

Pietsch A

Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus Hamburg

Rückenschmerz ist ein häufiger Grund für Arztbesuche in Deutschland. Er führt sowohl zu hohen direkten Kosten für Diagnostik und Therapie als auch zu hohen indirekten Kosten für Arbeitsunfähigkeit aufgrund der Arbeitsausfallzeiten. Im schlimmsten Fall drohen den Betroffenen ein Berufswechsel oder eine Frühberentung. Werden die Rückenschmerzen durch eine gesundheitsschädigende Einwirkung am Arbeitsplatz ausge-löst, droht das Entstehen einer Berufskrankheit. Damit aus Rückenbe-schwerden gar nicht erst eine Berufskrankheit wird, entwickelte die BGW in Kooperation mit dem Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus

in 9 Tagen bei stat. AS-Patienten (MT-Gruppe, n=12, durchschn. Al-ter: 46 Jahre, durchschn. Krankheitsdauer: 6,3 Jahre) gegenüber einer altersvergleichbaren Kontrolle ohne manuelle Therapie (KG, n=12, durchschn. Krankheitsdauer: 9 Jahre). Beide Gruppen erhielten eine vergleichbare physikalische Therapie. Outcome-Parameter (bei Auf-nahme, Entlassung, 1 Monat und 3 Monate nach Entlassung): Ott-Maß, Schmerzen (VAS), Lungenfunktion (Atemumfangsdifferenz – AUD, inspiratorische Vitalkapazität – IVC) sowie Parameter des Allgemein-befindens und der Krankheitsaktivität (BASDAI, BASFI, BAS-G). Es bestand eine vergleichbare NSAR-Medikation und keine Biologika-Therapie. Ein radiologisch entzündlicher Befall der BWS lag nicht vor.Ergebnisse. Signifikante Verbesserungen zeigten sich für das Ott-Maß, die IVC, die AUD, den BASDAI, den BASFI und BAS-G nur in der MT-Grup-pe. Die Schmerzen (VAS) konnten tendenziell innerhalb der MT-Gruppe gebessert werden. Die Verbesserung der meisten Parameter hielt bis zu 1 Monat nach Behandlung an, um nach 3 Monaten wieder abzunehmen.Schlussfolgerung. Die Ergebnisse belegen erstmalig, dass sich die MT auf die Einschränkung der Wirbelsäulenbeweglichkeit, Lungenfunk-tion und auf die Krankheitsaktivität bei AS-Patienten positiv auswirkt. MT sollte das multimodale Therapiekonzept ergänzen, sofern keine Kontraindikationen vorliegen. Nur durch eine Fortführung der MT können die positiven Effekte erhalten werden.

Zur Bedeutung des asymmetrischen Körperbaus bei chronischen Rückenschmerzen. Klinische Beobachtungen aus dem Alltag ortho-pädischer Rehabilitation

Model A

Fachkliniken Sonnenhof GmbH in Höchenschwand, Freiburg

Hintergrund. Wenn orthopädische Untersuchungen den Beckenstand nur im Stehen prüfen und eine waagerechte Linie des Beckenober-randes als normal einstufen, dann wird nicht berücksichtigt, dass im Rahmen der allgemeinen Asymmetrie des Körpers das Standbein etwas länger ist als das Schwungbein. Verläuft der Beckenoberrand im Stehen bei einem längeren Standbein waagerecht, dann müsste er im Sitzen schief stehen und könnte so die Schmerzentstehung mitbedingen.Methoden. Zur Klärung dieser Frage erhielten alle Patienten, die zur orthopädischen Rehabilitation mit chronischen Rückenschmerzen ka-men, eine Überprüfung ihres Beckenstandes sowohl im Stehen wie im Sitzen zusammen mit einer manualtherapeutischen Diagnostik. Falls Kreuzdarmbeingelenksblockierungen und Beckenverwringungen vor-lagen, wurden diese zuvor behoben. Die Anzahl der Untersuchten be-trug im Zeitraum von 10 Jahren ungefähr 1800.Ergebnisse. Nahezu alle Untersuchten zeigten eine Asymmetrie des Be-ckenoberrandes im Sitzen mit Hochstand der Schwungbeinseite und zugleich eine leichte normale oder deutliche Torsion ihrer Wirbelsäule. Torsionen waren mit Gelenksblockierungen im mittleren Brustkorb verbunden zusätzlich zu der Sequenz an Blockierungen, die auch die übrigen Patienten aufwiesen. Diese Blockierungen waren insofern als Schmerzverursacher auszumachen, als die Schmerzen schwanden oder sich erheblich minderten, wenn sie gelöst wurden, jedoch wieder auf-traten, sobald erneut diese Sequenz sich zeigte.Schlussfolgerung. Demnach scheinen normale wie pathologische Asymmetrien im Körperbau das Auftreten von Blockierungen zu be-günstigen, sofern sie Längenunterschiede der Weichteile bedingen und die Balancen zwischen rechts und links derjenigen Muskeln erschwe-ren, die vom Beckenrand ausgehend die Wirbelsäule und Rippen be-wegen und stabilisieren.

Visuelles Feedbacktraining bei einer erwachsenen Patientin mit habituellem Zehenspitzengang

Pelykh O, Klein A-M, Feist-Pagenstert I, Schlick C, Ilmberger J

Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilita-tion, Campus Großhadern, Klinikum der Universität München

Fragestellung. Habitueller Zehenspitzengang (HZG) ist eine relativ häufig anzutreffende Variante des Gangbildes bei Kindern, jedoch sel-

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Hamburg ein individuelles und kostenloses Programm zur Sekundären Individualprävention (SIP) berufsbedingter Wirbelsäulenerkrankungen, das den Betroffenen langfristig helfen soll: das Rückenkolleg. In dem dreiwöchigen Rückenkolleg, durchgeführt in einer berufsgenossenschaft-lichen Klinik, lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in täglichen Trainings- und Schulungseinheiten, wie sie mit den berufsbedingten Belastungen ihres Rückens und Bewegungsapparates besser umgehen. Mediziner, Therapeuten und Fachberater sensibilisieren sie für ein aus-geglichenes Verhältnis zwischen der eigenen Belastbarkeit und den Belas-tungen, die die jeweilige Tätigkeit mit sich bringt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in ihrer individuellen Handlungskompetenz bei der Gesunderhaltung ihres Rückens geschult und auf ergonomische Be-wegungsabläufe im Alltag aufmerksam gemacht. Zentrale Bestandteile des Rückenkollegs sind die Vermittlung von rückengerechten Arbeitswei-sen unter Berücksichtigung ergonomischer und biomechanischer Grund-prinzipien und ein intensives Muskelaufbautraining. Auf diese Weise wird die Gesamtbelastbarkeit des Teilnehmers in Beruf und Alltag verbessert.

Evaluation der Individualpräventionsmaßnahmen bei berufsbe-dingten Erkrankungen der Lendenwirbelsäule (ESIBEL-Studie)

Pohrt U1, Kuma B1, Pietsch A², Glaesener J-J², Fischer K³, Schmidt J4, Bran-denburg S5,

1Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Grundlagen der Prävention und Rehabilitation, Berufsdermatologie und Interventionsstrategien, Berlin, ²Berufsgenossenschaftliches Unfallkran-kenhaus, Zentrum für Rehabilitationsmedizin, Hamburg, ³Berufsgenos-senschaftliche Kliniken Bergmannstrost, Halle, 4BG-Nordsee Rehaklinik, St. Peter-Ording, 5 Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege

Einleitung. Beschäftigte in der Pflege haben ein erhöhtes Risiko für bandscheibenbedingte Erkrankungen durch schweres Heben und Tra-gen im Sinne der Berufskrankheit (BK) 2108. Sofern ein solcher BK-Ver-dacht besteht, die Betroffenen jedoch noch an ihrem Arbeitsplatz tätig sind, bietet die Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohl-fahrtspflege (BGW) ihnen die Teilnahme an einem 3-wöchigen statio-nären „Rückenkolleg“ an, um die Berufsaufgabe zu verhindern.Methoden. Die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des Rückenkollegkon-zepts wird in einer Eingruppen-Prä-Post-Messung mit vier Erhebungs-zeitpunkten (Vollerhebung aller Teilnehmer 2013) überprüft. Mittels standardisierter Fragebögen werden neben soziodemographischen Daten der allgemeine Gesundheitszustand inklusive Arbeitsfähigkeit, das rückengerechtes Verhalten in Beruf und Alltag, vorhandene Fertig-keiten und Handlungsstrategien sowie Parameter zu Selbstüberwachung, Krankheitsverständnis und zur Schulungszufriedenheit erhoben.Ergebnisse. Die Teilnehmer äußerten eine hohe Schulungszufrieden-heit. Zwischen den Erhebungszeitpunkten t0–t1 reduzierten sich die angegebenen Rückenschmerzen signifikant, während sich der allge-meine Gesundheitszustand und der Lebensqualitätsindex verbesserten. Die Teilnehmer zeigten ein verbessertes Krankheitsverständnis und erwarben nachweisbare wissensbasierte Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit der Erkrankung. Nach der Schulung zeigten sie ein rü-ckenfreundlicheres Verhalten im Alltag und im Beruf. Die bereits vor-liegenden Datensätze für die Messzeitpunkte t0–t1–t2 zeigen, dass auch vermehrt Entlastungsmöglichkeiten für die Wirbelsäule auch im Beruf umgesetzt werden und sich die subjektive Arbeitsfähigkeit (Work-Ab-ility-Index) der Teilnehmer verbessert hatte.Schlussfolgerung. Die kurzfristige Wirksamkeit des Curriculums Rü-ckenkollegs kann belegt werden. Inwieweit diese Effekte mittel- und langfristig stabil bleiben, wird zu den nachfolgenden Messzeitpunkten überprüft.

Elastisches Tape in der Erhaltungsphase der komplexen physikali-schen Entstauungstherapie (KPE Phase II) von Lymphödemen

Preiß S, Liebl M E, Pögel S, Pinnow J, Schwedtke C, Taufmann I, Reißhauer A

Arbeitsbereich Physikalische Medizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Einleitung. Die Lymphödemtherapie erfolgt klassischer weise mittels komplexer physikalischer Entstauungstherapie (KPE) bestehend aus manueller Lymphdrainage, Hautpflege, Kompression und Bewegung. Für elastisches Tape wird eine entstauende Wirkung propagiert. Unter-sucht wurde Taping bei Lymphödemen.Methoden. Es wurde eine prospektive, randomisiert-kontrollierte, 3-armige Studie über 12 Wochen durchgeführt. Die Kontrollgruppe führte die reguläre KPE der Phase II fort. Interventionsgruppe A wur-de additiv mit Tape behandelt (unter der vorhandenen Kompression getragen). Interventionsgruppe B erhielt Tape statt Kompression. Das Ödemvolumen wurde optoelektronisch kontrolliert, ödembedingter Spannungsschmerz mittels VAS erfasst.Ergebnisse. Elastisches Tape additiv (n=29) zeigte im Vergleich mit der Kontrolle (n=30) keinen signifikanten Einfluss auf Ödemvolumen und ödembedingten Spannungsschmerz. Zum Ende der Untersuchung lag das Ödemvolumen in der Tape-Gruppe um 0,8% über dem Ausgangs-niveau und damit innerhalb der normalen Schwankungsbreite des Volu-mens von Lymphödemen. Studienarm B (Tape anstelle der Kompression) musste abgebrochen werden, da in mehreren Fällen das Ödemvolumen exazerbierte.Schlussfolgerung. Elastisches Tape sollte in der Erhaltungsphase der KPE bei Lymphödemen nicht anstelle der Kompressionstherapie ver-wendet werden. Die Bedeutung der Kompressionstherapie wird durch dieses Ergebnis unterstrichen. Elastisches Tape als additive Therapie-maßnahme unter dem Kompressionsstrumpf reduziert Ödemvolumen und ödembedingten Spannungsschmerz nicht.

Akuter Kreuzschmerz – seltene differenzialdiagnostische Variante, ein Fallbericht

Rahman R1, Kondo R1, Horvath-Mechtler B², Wenisch C³, Quittan M1

1Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation Murau, ²Zentralrönt-geninstitut und Schnittbildzentrum, Kaiser Franz Josef Spital SMZ Süd, Wien, ³IV medizinische Abteilung mit Infektions- und Tropenmedizin, Wien

Einleitung. Eine 63-jährige Frau wird wegen Kreuzschmerzen seit 4 Ta-gen, ohne traumatisches Ereignis, mit Ausstrahlung in den Oberschen-kel beidseits bei Belastung, stationär aufgenommen.Methoden. Der Status ergibt einen negativen Lasegue, keine Klopfdolenz der Wirbelsäule, einen uneingeschränkten ROM, keine Druckdolenz der ISG beidseits, kein Hinweis auf ein radikuläres Defizit in den unteren Extremitäten beidseits und palpable periphere Pulse beidseits. Das Labor zeigt erhöhte Entzündungsparameter. Auffallend im Röntgen sind sus-pekt lytische Veränderungen im Lendenwirbelkörper: 1. Diese und ein Defekt der Brustwirbelkörperhinterkante 12 werden in der Computerto-mographie (CT) bestätigt. Die Magnetresonanztomographie (MRT) zeigt Einwachsungen in den Spinalkanal, Weichteilanteile mit Infiltration des Musculus psoas beidseits und retroperitoneale Lymphknoten. Zur Ab-klärung eines Tumors werden eine CT des Schädels, Thorax und Ab-domens, weiters eine Mammographie und ein Quantiferon-Test durch-geführt. Ebenso werden Tumormarker und PAP-Abstriche untersucht. Alle Untersuchungen fallen negativ aus. Nachdem in der CT-gezielten Biopsie Mycobacterium-Tuberculosis-Komplexe nachgewiesen werden, wird eine antituberkulöse Therapie begonnen. Zusätzlich erhält die Pa-tientin analgetische und physikalische Therapie bestehend aus Mieder-versorgung, Elektrotherapie (Schwellstrom, TENS) und Heilgymnastik.Ergebnisse. Es kommt zu einer Normalisierung der Entzündungsmarker. Die Patientin ist nach 2 Monaten zum Zeitpunkt der Entlassung mit Mie-der selbständig mobil. Ein Kontroll-MRT ist für August 2014 vorgesehen.Schlussfolgerung. Auch bei einem scheinbar „gewöhnlichen Kreuz-schmerz“ kann eine umfassende interdisziplinäre Diagnostik erforder-lich sein, damit seltene aber gut therapierbare Krankheiten mit mög-lichen fatalen Folgen nicht übersehen werden.

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Abstracts

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Behandlung der Arthrose mittels ultradeformierbarer Phospho-lipid vesikel – Ergebnisse aus kontrollierten Studien und der klinischen Praxis

Rother M1, Seidel E J²1Munich und German Study Group Musculosceletal Medicine, IMR Partner GmbH, München, ²Zentrum für Physik. U. Rehabilitative Medizin und multi-mod. Schmerztherapie, Sophien- und Hufeland Klinikum Weimar

Einleitung. Ultradeformierbare Phospholipidvesikel wurden für den transdermalen Transport in tiefe Gewebestrukturen, wie Gelenke, ent-wickelt. Mit (IDEA-033) oder ohne Zusatz von Ketoprofen [TDT-064/FLEXISEQ(TM)], wurden sie in großen Studien zur Kniegelenkarthose untersucht.Methoden und Ergebnisse. Alle Studien zeigten ausgeprägte Behandlungs-effekte des wirkstofffreien Vehikels und die Mehrzahl keine signifikante Wirkungsverstärkung durch Ketoprofen. Eine große Studie (n=1399, Co-naghan et al. 2013) zeigte für die Topika bei sehr guter Verträglichkeit ver-gleichbare Wirksamkeit zu 200 mg Celecoxib, jedoch signifikant bessere Resultate als orales Plazebo. Der Unterschied zu Plazebo wurde mittels Metaanalyse aller (4) 12 wöchigen, randomisierten, kontrollierten Studien bestätigt (Kneer et al. 2014). Der Effekt wird mit einem Ausgleich des bei Arthrose reduzierten Gehaltes an i.a. Phospholipiden (wie Lubrizin) er-klärt. Um die Ergebnisse der Studien in den klinischen Alltag zu transpor-tieren, wurden verschiedene Kohorten multimorbider, chronischer Schmerzpatienten mit FLEXISEQ behandelt. U. a. Patienten, die nicht ope-riert werden konnten, wobei die Vielzahl von Komorbiditäten und Kontra-indikationen eine große Rolle spielt. Bei Zusatzbehandlung mit FLEXISEQ zur bestehenden Standardtherapie (n=15), fanden wir eine durch-schnittliche Verbesserung der Schmerzsymptomatik um 50–60%. Beson-ders gute Effekte fanden wir auch bei der Rhizarthrose, wo bei 8 Patientin-nen eine fast komplette Schmerzremission erzielt werden konnte. Dies hat auch enorme Auswirkungen auf die Aktivitäten des täglichen Lebens, wenn man berücksichtigt, dass 3 der 8 Patienten Klavierspielerinnen sind.Schlussfolgerung. Mit FLEXISEQ steht eine nebenwirkungsarme Alter-native für die Behandlung der Arthrose zur Verfügung, auch für Patien-ten, die nur schwierig medikamentös oder chirurgisch behandelt werden können.

Prospektive Matched-pair-Kohortenstudie zum klinischen Ergebnis einer primären versus einer sekundären operativen Versorgung von Bandscheibenvorfällen

Salehin JM1, Krummenauer F1, Schaper K1, Weber F²,

1Universität Witten/Herdecke, ²Neurochirurgische Klinik, Kliniken der Stadt Köln

Fragestellung. Die Versorgung operationsbedürftiger Bandscheiben-vorfälle stellt aufgrund der unzureichenden Vernetzung des ambulan-ten und stationären Sektors eine Herausforderung dar. Eine subopti-male Koordination der beteiligten Schnittstellen führt die Patienten möglicherweise verzögert der geeigneten Therapie zu. Ziel der mono-zentrischen prospektiven Matched-pair-Kohortenstudie war die Iden-tifikation des optimalen Zeitpunktes für die Operation eines lumbalen Bandscheibenvorfalls.Methodik. Betrachtet wurden 2×78 im Verhältnis 1:1 nach den Kriterien Geschlecht, Alter und Patient Clinical Complexity Level (PCCL) post-hoc gematchte Patienten mit lumbalem Bandscheibenvorfall. Die Ko-hortierung erfolgte anhand der konservativen Vorbehandlungsdauer (Kohorte 1: maximal 12 Wochen und Kohorte 2: 12–36 Wochen). Der primäre klinische Endpunkt wurde entlang des Oswestry Low Back Pain Disability Index (ODI) definiert als dessen sechsmonatige Ände-rung prä-post OP, zwischen den beiden Patienten eines “matched pair” wurde die Intra-pair-Abweichung zu dieser Index-Änderung als Effekt-maß bestimmt. Als sekundärer klinischer Endpunkt wurde die sechs-monatige Änderung im Nutzenwert EQ-5D betrachtet.Ergebnisse. Die mediane intraindividuelle Veränderung im ODI prä-post OP betrug für Kohorte 1 36% und für Kohorte 2 32%. Der Median des Ef-fektmaßes im Intra-matched-pair-Vergleich wurde mit 3% nebst 95% Kon-

fidenzintervall (−8%, +18%) und p-Wert eines Vorzeichen-Tests von 0,649 bestimmt, d. h. es ließ sich kein zum Niveau 5% statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Kohorten im primären Endpunkt zeigen. Das Ergebnis des sekundären Endpunktes bestätigte diese Tendenz.Diskussion. Während beide Kohorten im sechsmonatigen Verlauf nach chirurgischem Eingriff eine deutliche Besserung der patientenseitig berichteten funktionellen und gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigten, führte der frühere Zeitpunkt der operativen Intervention nicht zu einem signifikant überlegenen Therapieergebnis.

Schmerz nach Schlaganfall – klinische Differenzialdiagnostik und Therapie

Schupp W

m&i-Fachklinik Herzogenaurach

Hintergrund. Unabhängig von Tonusabnormitäten ergeben sich ver-schiedene Schmerzprobleme nach Schlaganfall (>30% der Patienten; Kendall 2010). Wir werteten dazu retrospektiv Patientenjahrgang 2013 unserer Abteilung (n>1200) aus.Methoden. Für effektives Management sind die Schmerzprobleme kli-nisch zu differenzieren nach: myofaszial, nozizeptiv, neuropathisch oder reflexdystroph. Wichtige Kriterien für die Zuordnung sind: Lo-kalisation, Charakter, Auslöser, Muskeltonus, Verteilung der Paresen bzw. wiederkehrenden Willkürmotorik, sensible Störungen, Trophik, Ödem, zeitliche Aspekte im Verlauf. Diese Einteilung erlaubt eine leitli-niengerechte Behandlung aus Kombinationen von pharmakologischen und physiotherapeutisch-physikalischen Maßnahmen.Ergebnisse. In 2013 hatten 46% unserer Schlaganfallpatienten behand-lungsbedürftige Schmerzprobleme. Am häufigsten waren myofasziale Schmerzen (28%), meist paravertebral oder rumpfnah, gefolgt von mit nozizeptiven Schmerzen (14%) an großen Körpergelenken, zu behandeln mit NSAR und Physiotherapie/physikalische Therapie. Bei 5% wurden eigene schmerzbegründende Komorbiditäten diagnostiziert. Schulter-(Arm)Schmerzen sind am häufigsten (bis zu 60% nach Conrad u. Her-mann 2009). Beim reflexdystrophen Schulter-Hand-Syndrom (7%), ein komplexes regionales Schmerzsyndrom, ist eine Cortison-Stoßtherapie indiziert, bevor physiotherapeutisch und ergotherapeutisch wieder ge-arbeitet werden kann. Auch stabilisierende Orthesen und Taping sind wichtige nichtmedikamentöse Behandlungsstrategien. Bei neuropathi-schen Schmerzsyndromen (11%) empfahl sich eine frühzeitige Kombi-nation von zentral wirksamen Analgetika mit antineuropathisch wirk-samen Antiepileptika oder Antidepressiva.Schlussfolgerung. Schmerz nach Schlaganfall ist häufig und verlangt entsprechende Therapie. Neben unspezifischen myofaszialen oder no-zizeptiven Schmerzen sind reflexdystrophes Schulter-Hand-Syndrom oder neuropathische Schmerzen typisch.

Strategie zur beruflichen (Re-)Integration aus Perspektive eines regionalen Rentenversicherungsträgers

Schwarze M1, Ehlebracht-König I², Kobelt A³, Rodewald J³, Gutenbrunner C1, Miede J³1Koordinierungsstelle für Angewandte Rehabilitationsforschung, Klinik für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, ²Rehazentrum Bad Eilsen der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, ³Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, Laatzen

Einleitung. Im Zuge der demografischen Entwicklung, verbunden mit einer längeren Lebensarbeitszeit, dem Fachkräftemangel und der Zu-nahme chronischer Krankheiten, gewinnen präventive und rehabilita-tive Maßnahmen verstärkt an Bedeutung. Der Erhalt und die Wieder-herstellung der erwerbsbezogenen Gesundheit sowie die Vermeidung von Frühberentungen aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen stehen verstärkt im Interesse der gesetzlichen Rentenversicherung. Als Regionalträger hat sich die Deutsche Rentenversicherung Braun-schweig-Hannover das Ziel gesetzt, prozessorientiert und nachhaltig bei der Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit ihrer Versicherten vor-zugehen.

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Methoden. Eine Expertengruppe aus Wissenschaft, Rehabilitationsme-dizin/-strategie sowie der Geschäftsführung der Rentenversicherung erarbeitete von September 2013 bis Juni 2014 in fünf Arbeitstreffen und diversen konsensorientierten Diskussionen ein strategisches Konzept für eine berufliche (Re-)Integration. Die Basis bildet eine Bestandsauf-nahme eigener Aktivitäten sowie einer Literaturrecherche im Hinblick auf internationalen und nationalen Initiativen.Ergebnisse. Es liegt ein sektor- und trägerübergreifendes Modell zu An-sätzen und Interventionen im gesundheitlichen Versorgungssystem mit dem Ziel des Erhalts und der Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit vor. Die Strategie umfasst Lösungsansätze und Praxisbeispiele für die Bereiche Prävention, Gesundheit im Betrieb, Kuration, medizinische und berufliche Rehabilitation sowie die Rückkehr von Versicherten aus Erwerbsminderungsrente.Diskussion. Die Strategie ermöglicht es, Versicherte durch gezielte Unterstützung sowie eine bessere Vernetzung aller Akteure zurück ins Erwerbsleben zu holen bzw. deren Verbleib zu ermöglichen. Als Handlungsleitfaden richtet sich das Strategische Konzept sowohl an Mitarbeiter in den eigenen Rehabilitationseinrichtungen, in der Ver-waltung und im Vorstand als auch an Entscheidungsträger in Wissen-schaft, Praxis und Politik.

Chronisches Beckenschmerzsyndrom – CPPS – konservative Thera-piestrategien

Seidel E J

Zentrum für Physik. U. Rehabilitative Medizin und multimod. Schmerzthe-rapie, Sophien- und Hufeland Klinikum, Weimar

Fragestellung. Viele Frauen leiden nach unterschiedlichen Erkrankun-gen mit operativer oder konservativer Therapie unter einem CPPS, wel-ches erhebliche Einschränkungen im Bereich des täglichen Lebens mit sich bringt.Auswertung. Es wurden die unterschiedlichen Ursachen für eine CPPS nach operativen Interventionen aber auch konservativer Therapie von Erkrankungen des Beckenbereiches ausgewertet.Ergebnisse. Es erfolgt eine Übersicht über die Schmerzursachen bei CPPS, deren Diagnostik und konservative Intervention durch den Facharzt für PRM.Diskussion. Es ist dringend erforderlich, den Kenntnisstand hinsicht-lich Diagnostik und Therapie bei CPPS deutlich zu verbessern und das Potenzial interdisziplinärer Zusammenarbeit im Interesse der Patien-ten/innen zu nutzen. Monomodale Therapieformen werden dabei nie dem ursachenkomplex gerecht. Eine Übersicht sowie „clinical path-ways“ werden vorgestellt.

Der Risikoindex Erwerbsminderungsrente als Instrument zur Er-kennung von Rehabilitationsbedarf

Spanier K1, Radoschewski M², Mohnberg I², Bethge M1, 1Sektion: Rehabilitation und Arbeit, Institut für Sozialmedizin und Epi-demiologie, Universität zu Lübeck, ²Abteilung: Rehabilitationsforschung, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Einleitung. Geprüft wurde, inwiefern der aus administrativ verfügbaren Daten (z. B. Einkommen und Krankengeldbezugsdauer) gebildete Risi-koindex Erwerbsminderungsrente (RI-EMR) als Instrument zur früh-zeitigen Erkennung von Rehabilitationsbedarf geeignet ist.Methoden. Versicherte der Deutschen Rentenversicherung Bund wur-den 2013 mittels Fragebogen befragt. Die Erhebungsdaten wurden mit Daten aus den Versichertenkonten verknüpft, um den RI-EMR zu bil-den. Der kategorisierte RI-EMR (hoch, mittel, niedrig) wurde mit Ver-haltensrisiken, Lebensqualität, Inanspruchnahme von Gesundheits-dienstleistungen und erwerbsbezogenen Teilhabeeinschränkungen in Beziehung gesetzt. Zudem wurde mit Receiver Operating Characteris-tic Curves geprüft, inwiefern der RI-EMR hinreichend zwischen Perso-nen mit und ohne Einschränkungen differenziert.

Ergebnisse. 1261 Männer und 1465 Frauen wurden in die Analysen ein-geschlossen. Personen mit hohen Risikoindexwerten hatten im Ver-gleich zu Personen mit niedrigen Risikoindexwerten 1,5- bis 2,9-fach erhöhte Odds für gesundheitsbezogene Verhaltensrisiken, 1,5- bis 3,9-fach erhöhte Odds für starke Inanspruchnahme von Gesundheits-dienstleistungen und 1,8- bis 5,4-fach erhöhte Odds für verschiedene erwerbsbezogene Teilhabeeinschränkungen. Die Zusammenhänge der Risikoindexwerte mit gesundheitsbezogener Lebensqualität waren niedrig bis moderat. Obwohl die Vorhersage erwerbsbezogener Teilha-beeinschränkungen über den kontinuierlichen RI-EMR gelang, diffe-renzierte der Index zwischen Personen mit und ohne Einschränkungen nur schwach und nicht ausreichend.Schlussfolgerung. Der RI-EMR zeigt plausible Zusammenhänge mit den untersuchten gesundheitsbezogenen Indikatoren. Eine adäquate Differenzierung von stark und weniger stark rehabilitationsbedürftigen Personen ist mit dem RI-EMR jedoch nur eingeschränkt möglich.

Elektronische Medien in der Lehre

Sturm C1, Schneidewind S², 1Klinik für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, ²Medizinische Hochschule Hannover

Die Studierenden der Humanmedizin beklagen häufig die Uneinheit-lichkeit der Untersuchungsgänge am Bewegungsapparat bei verschie-denen Lehrenden. Daher haben wir an der Medizinischen Hochschule ein Schema zum Untersuchungsablauf unter Einbeziehung der beteilig-ten Fachrichtungen Rehabilitationsmedizin, Orthopädie, Rheumatolo-gie und Unfallchirurgie koordiniert. Da den Studierenden oft auch die zwischenmenschliche Komponente zum Patienten Probleme bereitet, wurde entschieden, die Untersuchung als Film zu vermitteln. Dabei werden auch Begrüßung und Anweisung an den Patienten exempla-risch dargestellt und höfliche aber auch fachgerechte Kommunikation vorgeführt. Der Inhalt des Untersuchungsablaufes richtet sich nach pragmatischen Zielen der effizienten Eingrenzungen möglicher Diffe-rentialdiagnosen und nicht so sehr an den theoretischen Grundlagen multipler Testverfahren. Klassische Test werden aber auch namentlich benannt. Diese Filme wurden bisher für Untersuchung der Wirbelsäule, von Schulter, Hüft- und Kniegelenk erstellt und stoßen auf sehr positive Resonanz. Auch bei Dozenten im dazu gehörigen Untersuchungskurs, in dem der Inhalt ebenfalls vermittelt wird, kamen die Filme als ver-einheitliche Grundlage sehr gut an. Die Kombination aus schriftlichem Lehrmaterial, klinischem Kurs mit geschulten Dozenten und der Er-gänzung durch Filme scheint uns sehr sinnvoll. Die Filme sind auch später jederzeit für die Studierenden zum Beispiel vor dem PJ im stu-dentischen Internet, dem ILIAS abrufbar.

Neuromuskuläre Kontrolle synergistischer Muskeln nach Ermüdung eines einzelnen Muskels

Stutzig N, Siebert T

Abteilung für Trainingswissenschaft, Institut für Sport- und Bewegungs-wissenschaft, Stuttgart

Fragestellung. Eine wichtige Funktion von Muskelsynergisten ist die Kraftkompensation nach funktioneller Einschränkung eines Muskels. Die Kompensation ist abhängig von bestimmten Bedingungen. Es wird angenommen, dass die Kompensation auf spinaler Ebene gesteuert wird. Diese Studie untersucht die Kraftkompensation synergistischer Muskeln in Abhängigkeit von der Muskellänge.Methodik. In zwei Experimenten wurde der Gastrocnemius lateralis der Probanden (n=24) mittels neuromuskulärer elektrischer Stimula-tion ermüdet (Exp1: gestreckter Kniewinkel, Exp2: bei gebeugter Knie-winkel). Vor und nach der Ermüdung wurden neuromuskuläre Tests durchgeführt. Es wurde die maximale willkürliche Kontraktionskraft und die Twitch-Kraft gemessen. Weiterhin wurde die spinale Reflexak-tivität und die Muskelaktivität mittels Elektromyographie in den Mus-keln M. soleus, GL und Gastrocnemius medialis untersucht.

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Abstracts

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Ergebnisse. Die Twitch-Kraft und die Muskelaktivität des GL sind in-folge der Ermüdung in beiden Kniewinkelpositionen zurückgegangen. Die Muskelaktivitäten der Synergisten während maximal willkürlichen Kontraktionen sind bei gebeugtem Kniewinkel gestiegen, jedoch nicht bei gestrecktem Kniewinkel. Folglich ist die Kontraktionskraft bei gebeugtem Knie nicht zurückgegangen während sie bei gestrecktem Kniewinkel vermindert war. Die spinale Reflexaktivität ist in beiden Positionen nur im ermüdeten GL angestiegen.Schlussfolgerung. Die Ermüdung des GL wurde bei gebeugtem jedoch nicht bei gestrecktem Kniewinkel durch die Muskelsynergisten kom-pensiert. Insofern existiert eine muskellängenabhängige Kompensation durch die Synergisten. Die Kompensation scheint nicht auf spinaler Ebene gesteuert zu sein. Die Erkenntnisse tragen zu einem tieferen Ver-ständnis der neuromuskulären Verschaltung synergistischer Muskeln bei und können helfen, effektivere Krafttrainingsmethoden in der Re-habilitation und im Leistungssport zu entwickeln oder neuromuskuläre Modelle synergistischer Muskeln zu verbessern.

Objektive Messung der funktionellen Leistungsfähigkeit des tiefen stabilisierenden Systems bei Sportlern und Nichtsportlern

Taufmann I1, Mayr U1, Pöpplau B1, Boeth H1, Taylor W R1, Wolff J², Reißhauer A1

1Abt. Physikalische Medizin und Rehabilitation der Charité-Universitätsme-dizin Berlin, ²Institut für Biomechanik und Muskuloskeletale Regeneration, Berlin

Einleitung. Das System der sogenannten tiefen Stabilisatoren, bestehend aus den Mm. multifidii, dem M. transversus abdominis, dem Zwerch-fell und dem Beckenboden ist die Grundlage für eine aufrechte Hal-tung [1]. Ist das tiefe stabilisierende System gestört oder insuffizient, kann es zu einer Vielzahl von Funktionsstörungen und Schmerzen des gesamten muskuloskeletalen Systems kommen [1, 5, 6, 9]. Bislang existieren zur Erfassung der tiefen Stabilisatoren klinische Tests [2, 4], Messungen mittels EMG [3, 8], sowie sonographische Untersuchungen des M. transversus abdominis [7]. Ziel der vorliegenden Studie war die Evaluation des funktionellen Tiefenstabilisationssystems des Rumpfes in seiner Dynamik.Probanden  und  Methoden. n=32 Probanden wurden untersucht, je 16 Feldhockey-Leistungssportler und 16 untrainierte gesunde Kontroll-probanden. Die Messung erfolgte mit dem Vicon®-Infrarotkamerasys-tem im Bewegungsanalyselabor. Es wurden definierte Körperstellen mit reflektierenden Markern besetzt, sodass ein 3D-Bewegungsprofil exakt erfasst und am Computer ausgewertet werden konnte. Untersucht wurden die Rumpfbewegungen im Einbeinstand auf dem Posturomed® als Antwort auf eine plötzliche Perturbation.Ergebnisse. Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen wurden in der Bewegung des Rumpfes in Sagittal- und Frontalebene gefunden. Somit ist davon auszugehen, dass das Tiefenstabilisationssystem bei den Leistungssportlern besser ausgeprägt ist.Schlussfolgerung. Es konnte gezeigt werden, dass ein Messinstrument vorliegt, um die Leistungsfähigkeit der funktionellen Tiefenstabilität des Rumpfes subjektspezifisch und sensitiv zu erfassen. Das eröffnet auch Möglichkeiten für die Evaluation von Therapiemethoden oder Trainingseffekten unterschiedlicher Übungsprogramme.Literaturangaben über den Autor.

Das Rückenschmerz-Intensiv-Präventionsprogramm für den Pflege-beruf (RIPP)

von Garnier K, Limm HEinleitung. Krankenpflegekräfte sind eine Risikogruppe für berufsbe-dingten Rückenschmerz (RS). Ziel der Studie [1] war, herauszufinden, ob ein multimodales Sekundärpräventionsprogramm einem Sportpro-gramm darin überlegen ist, einer Chronifizierung von RS vorzubeugen.Methoden. In einer randomisiert-kontrollierten Studie absolvierten 91 Krankenpflegekräfte mit einer RS-Vorgeschichte ein unimoda-les Sportprogramm (UP). Die 92 Probanden des multimodalen Pro-gramms (MP) absolvierten neben dem identischen Sportprogramm zu-

sätzlich ergotherapeutische, physiotherapeutische und psychologische Interventionen. Mit multiplen Regressionsanalysen wurde über 12 Mo-nate der Zusammenhang zwischen Veränderungen der Primärvariable „Reduktion von Beeinträchtigung durch Schmerz“ und relevanter Pro-zessvariablen untersucht.Ergebnisse. Zu allen 4 Messzeitpunkten (Prä-, Postassessment, 3- und 12-Monats-Follow-up) wurden geringe bis moderate Effekte in beiden Probandengruppen sichtbar. Für Beeinträchtigung durch Schmerz be-trug die Effektgröße 12 Monate nach der Intervention 0,47 im UP und 0,58 im MP. Die meiste ihrer Varianz konnte in beiden Gruppen mit Reduktion von Schmerzintensität und Abnahme von katastrophisie-renden Gedanken erklärt werden. Die Gruppenunterschiede waren statistisch nicht signifikant.Schlussfolgerung. Reduktion von Beeinträchtigung war in beiden Pro-grammen stärker von Veränderungen psychologischer Faktoren ab-hängig als von einer Verbesserung physischer Leistungsparameter. Da ein multimodales Programm einem unimodalen Sportprogramm bei der Verhinderung der RS-Chronifizierung bei Krankenpflegekräften mit einer RS-Vorgeschichte nicht überlegen zu sein scheint, wäre aus Kostengründen ein unimodales Programm vorzuziehen.

Literatur1. Ewert T, Limm H, Wessels T, Rackwitz T, von Garnier K, Freumuth R, Stucki G (2009) The comparative effectiveness of a multimodal program versus exercise alone for the secondary prevention of chronic low back pain and disability. PM&R 1:798–808

Auswirkungen von Sport im Freien bei älteren Arbeitnehmern im Sinne einer Sturz- und Osteoporoseprophylaxe und Erhaltung der Alltagsbelastbarkeit und Mobilität

Westphal S1, Krüger S², Mahlitz D-C³, Ekkernkamp A²1Zentrale Physikalische Medizin, Rehabilitation und Sporttherapie der Universitätsmedizin Greifswald, ²Unfallchirurgie der Universitätsmedizin Greifswald, ³Institut für Gesundheitssport und Trainingsanalyse Greifswald

Fragestellung. Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit und Nachhal-tigkeit von Bewegungsprogrammen und Bewegungskursen im Freien auf die psychische und physische Gesundheit, die Erhaltung der All-tagsbelastbarkeit und als Prävention im Sinne einer Osteoporose- und Sturzprophylaxe bei älteren Berufstätigen nachzuweisen.Methodik. Die Teilnehmer im Alter von 40–65 Jahren trainierten über 10 Wochen 2-mal/Woche für 1  Stunde im Freien auf einer Kleinfeld-sportanlage, an Outdoor-Trainingsgeräten und mit diversen Kleinge-räten unter Anleitung von Sportlehrern und -therapeuten. Vor Beginn und am Ende des Trainings beantworteten die Probanden einen Fra-gebogen, es erfolgten Blutentnahmen und 4 motorische Tests zur Prü-fung von Reaktionsvermögen (Fallstabtest), Gleichgewicht (Schienen-test), Alltagsmotorik („Komplexe Situationen meistern“), Koordination und Kraftausdauer (Steppbretttest). Ein Jahr nach der Studie erfolgten nochmals die motorischen Tests sowie das Ausfüllen eines Abschluss-fragebogens.Ergebnisse. In den motorischen Tests zeigten alle Teilnehmer in allen Bereichen signifikante Fortschritte, die jedoch in der Gruppe der äl-teren Arbeitsnehmer über 50 Jahre etwas geringer ausfielen als in der Gruppe unter 50 Jahren. In den Fragebögen gaben die Probanden eine Steigerung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens und einen teilweisen Rückgang körperlicher Beschwerden an. 50% aller Teilneh-mer sind motiviert, auch weiterhin Sport zu treiben. Die Auswertungen der Laboruntersuchungen laufen zur Zeit des Einreichens des Abstracts noch.Diskussion. Unsere Studie konnte zeigen, dass durch regelmäßige kör-perliche Aktivität, möglichst 2-mal/Woche, in kürzester Zeit deutliche Fortschritte auch bei älteren Arbeitnehmern bezüglich Reaktionsver-mögen, Gleichgewicht, Alltagsmotorik, Koordination und Kraftaus-dauer zu erreichen sind, die auch nachhaltig anhalten. Kritisch zu sehen ist jedoch die hohe Zahl der Studienabbrecher, hier laufen die Fragen nach den Ursachen noch.

Page 10: DGMM ? DGPMR ? gemeinsamer Kongress 2014

361Manuelle Medizin 4 · 2014  | 

Lumbovertebrale Schmerzen bei Morbus Parkinson – zwei Fallvor-stellungen und Literaturüberblick

Zhang A, Kraft E

Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilita-tion, München

Einleitung. Muskuloskeletale Schmerzen werden zunehmend als nicht-motorisches Symptom bei Morbus Parkinson (MP) erkannt und füh-ren im Verlauf der Erkrankung zu erheblichen Einschränkungen der Patienten. Exemplarisch werden an zwei Fallbeschreibungen die the-rapeutischen Herausforderungen von lumbovertebralen Schmerzen (LVS) im Kontext des Morbus Parkinson illustriert.Fallbericht. Ein 73-jähriger Patient wurde mit einem akuten LVS bei aktivierter Osteochondrose, Spondylarthrose und einem akuten Band-scheibenvorfall Höhe LWK 4/5 mit Wurzelkontakt L5 beidseits aufge-nommen. Unter intensiver physikalischer Therapie, Mobilisierung und Analgesie zeigte sich erst auf eine Cortisontherapie und an die motori-schen Symptome des MP angepasste Physiotherapie eine Besserung der Schmerzsymptomatik. Bei einer 72-jährigen Parkinsonpatientin mit

exazerbierten chronischen LVS und erhöhten Infektparametern wur-de eine ausgeprägte Spondylodiszitis auf Höhe LWK 1/2 nachgewiesen. Trotz adäquater Antibiose waren einerseits die fluktuierenden Infekt-parameter als auch andererseits die permanenten immobilisierenden LVS nicht ausreichend beherrschbar. Es kam zu einer relevanten Zu-nahme des Rigors und des Tremors aufgrund der Interaktionen der Do-pamimetika mit den Antibiotika und den Opiaten. Schließlich konnte eine Schmerzreduktion der Spondylodiszitis nur durch eine operative Ausräumung sowie dorsale Stabilisierung BWK 11 bis LWK 3 mit in-tensiven physikalischen Maßnahmen, angepasster Analgesie und Opti-mierung der dopaminergen Medikation erreicht werden.Schlussfolgerung. Diese zwei Fälle zeigen die Herausforderungen im therapeutischen Management von LVS bei MP auf. Die Erfahrungen sind konsistent mit der spärlichen Literatur über gehäuftes Auftreten von komplexen Verläufen von LVS im Vergleich zu nichterkrankten Populationen. Trotz zunehmender klinischer Expertise bleiben wichti-ge Aspekte der Therapie von Parkinsonpatienten mit lumbovertebralen Schmerzen weiterhin ungeklärt und müssen pragmatisch angegangen werden.


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