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Deutsche Einflüsse auf das grammatische System des ... · Alternativvorschlag macht LEISS (1985),...

Date post: 22-Apr-2018
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1 Tilman Berger, Tübingen Deutsche Einflüsse auf das grammatische System des Tschechischen 1. Einleitung Die Sprachkontakte zwischen dem Tschechischen und Slovakischen auf der einen und dem Deutschen auf der anderen Seite gehen bis in die vorschriftliche Zeit zurück und waren im Laufe der historischen Entwicklung von unterschiedli- cher Intensität, die weitgehend durch die jeweilige politische Lage bestimmt wurde. So ist etwa für die Zeit der Christianisierung, aber auch für das 17. und 18. Jahrhundert von einer dominanten Position des Deutschen auszugehen, wäh- rend sich die Beziehungen in anderen Epochen symmetrischer gestalteten. Am intensivsten sind diese Beziehungen zweifellos im Bereich des Lexikons gewesen (vgl. hierzu den Beitrag von Newerkla in diesem Band), zu anderen Bereichen gehen die Meinungen weit auseinander. So finden wir etwa bei PO- VEJŠIL (1997, 1659) folgende apodiktische Aussage: Man kann mit ziemlicher Sicherheit behaupten, daß die lautliche wie die grammatische Struk- tur des Tschechischen vom Deutschen unberührt ist. Die Jahrhunderte währende Zweispra- chigkeit in den Böhmischen Ländern vermochte weder die Deklination noch den verbalen As- pekt zu zerstören, noch das artikellose Tschechische in eine Sprache mit Artikeln umzuwan- deln. Die Frage nach eventuellen deutschen Einflüssen im Bereich des Lautsys- tems muss hier ausgeklammert bleiben (vgl. hierzu BERGER 2003), hinsichtlich des grammatischen Systems ist darauf hinzuweisen, dass in der Literatur durch- aus auch andere Ansichten anzutreffen sind, wie beispielsweise die puristischen Handbücher des 19. Jahrhunderts zeigen, die seitenlang Konstruktionen aufzäh- len, die nach Meinung der Verfasser aus dem Deutschen übernommen wurden, darunter sind auch solche Erscheinungen, die im heutigen Tschechischen noch zu beobachten sind. Der Vergleich dieser beiden Extrempositionen zeigt, dass die Beurteilung möglicher Einflüsse des Deutschen auf das grammatische System des Tschechi- schen und Slovakischen historisch starken Schwankungen unterworfen ist und dass man den Begriff des “Germanismus” zu verschiedenen Zeiten unterschied-
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Tilman Berger, Tübingen

Deutsche Einflüsse auf das grammatische System

des Tschechischen

1. Einleitung

Die Sprachkontakte zwischen dem Tschechischen und Slovakischen auf der einen und dem Deutschen auf der anderen Seite gehen bis in die vorschriftliche Zeit zurück und waren im Laufe der historischen Entwicklung von unterschiedli-cher Intensität, die weitgehend durch die jeweilige politische Lage bestimmt wurde. So ist etwa für die Zeit der Christianisierung, aber auch für das 17. und 18. Jahrhundert von einer dominanten Position des Deutschen auszugehen, wäh-rend sich die Beziehungen in anderen Epochen symmetrischer gestalteten.

Am intensivsten sind diese Beziehungen zweifellos im Bereich des Lexikons gewesen (vgl. hierzu den Beitrag von Newerkla in diesem Band), zu anderen Bereichen gehen die Meinungen weit auseinander. So finden wir etwa bei PO-VEJŠIL (1997, 1659) folgende apodiktische Aussage:

Man kann mit ziemlicher Sicherheit behaupten, daß die lautliche wie die grammatische Struk-tur des Tschechischen vom Deutschen unberührt ist. Die Jahrhunderte währende Zweispra-chigkeit in den Böhmischen Ländern vermochte weder die Deklination noch den verbalen As-pekt zu zerstören, noch das artikellose Tschechische in eine Sprache mit Artikeln umzuwan-deln.

Die Frage nach eventuellen deutschen Einflüssen im Bereich des Lautsys-tems muss hier ausgeklammert bleiben (vgl. hierzu BERGER 2003), hinsichtlich des grammatischen Systems ist darauf hinzuweisen, dass in der Literatur durch-aus auch andere Ansichten anzutreffen sind, wie beispielsweise die puristischen Handbücher des 19. Jahrhunderts zeigen, die seitenlang Konstruktionen aufzäh-len, die nach Meinung der Verfasser aus dem Deutschen übernommen wurden, darunter sind auch solche Erscheinungen, die im heutigen Tschechischen noch zu beobachten sind.

Der Vergleich dieser beiden Extrempositionen zeigt, dass die Beurteilung möglicher Einflüsse des Deutschen auf das grammatische System des Tschechi-schen und Slovakischen historisch starken Schwankungen unterworfen ist und dass man den Begriff des “Germanismus” zu verschiedenen Zeiten unterschied-

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lich verstanden hat. Deshalb erscheint es mir sinnvoll, in diesem Beitrag nicht nur über Erscheinungen zu sprechen, die nach heutiger Einschätzung wahr-scheinlich auf Sprachkontakt zurückzuführen sind, sondern auch Fälle einzube-ziehen, die von der heutigen Forschung anders erklärt werden. Im Folgenden gebe ich daher einen ausführlichen Überblick über die wichtigsten, zum einen oder anderen Zeitpunkt als “Germanismen” bezeichneten Phänomene (Abschnitt 2) und gehe dann auf die Forschungsgeschichte ein (Abschnitt 3). Im letzten Abschnitt stelle ich thesenartig dar, welche Kriterien nach meiner Überzeugung herangezogen werden sollten, um zu entscheiden, ob ein Phänomen tatsächlich auf deutschen Einfluss zurückgeht, und welche anderen Erklärungsmöglichkei-ten in Frage kommen. Auf der Grundlage dieser Überlegungen teile ich ab-schließend die “Germanismen” in fünf Gruppen ein, die sich nach dem Grad des deutschen Einflusses und der Art seiner Beteiligung an tschechischen Sprach-wandelprozessen unterscheiden.

2. Sprachliche Erscheinungen, über die die Vermutung geäußert wurde, sie gingen auf deutschen Einfluss zurück

Die folgende Aufzählung von möglichen “Germanismen” im Bereich der Gram-matik kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, aus zweierlei Grün-den. Auf der einen Seite kann man den Begriff der Grammatik unterschiedlich weit fassen. Relativ unstrittig dürfte sein, dass man in der Morphologie nicht nur die Flexion im engeren Sinne, sondern auch periphrastische Konstruktionen einbeziehen sollte – doch auch hier stellt sich bald die Frage, wie mit modalen Konstruktionen des Typs je k dostání ‘ist zu haben’ zu verfahren ist. Diese rech-ne ich hier zu einem eigenen Bereich der “teilweise grammatikalisierten Phäno-mene”, ebenso wie beispielsweise den artikelähnlichen Gebrauch des De-monstrativpronomens ten. Und getrennt behandeln möchte ich schließlich auch die Herausbildung neuer Synsemantika wie Präpositionen, Konjunktionen und Partikeln.

Auf der anderen Seite konnte die einschlägige Literatur hier nur in Auswahl ausgewertet werden. Bei den puristischen Sprachratgebern des 19. Jahrhunderts habe ich mich auf die “Klassiker” beschränkt (vgl. die genaueren Angaben zu ihnen in Abschnitt 3), die in der Zeitschrift “Naše řeč” betrachteten Phänomene konnten nur insoweit einbezogen werden, als sie in ausführlicheren Artikeln behandelt werden – eine Auswertung der sprachkritischen Rubriken war mir nicht möglich. Weiterhin gebe ich spätere Literatur zu den betreffenden Themen an, soweit sie auf die Frage möglichen deutschen Einflusses eingeht. Besondere Fälle liegen dann vor, wenn ein Phänomen bisher offenbar unbeachtet geblieben

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ist (so etwa bei der Konstruktion byl jsem koupat) und damit hier zum ersten Mal diskutiert wird.

Die folgende Aufstellung ist systematisch angeordnet, von der Morphologie über die Syntax zu den “teilweise grammatikalisierten Phänomenen”.

A. Flexion

a) Periphrastische Konstruktionen mit mít ‘haben’, die an deutsche Präterita er-innern (vgl. etwa máme, ‘wir haben geöffnet’), wurden erstmals durch MATHE-SIUS (1925) beschrieben. Vorsichtige Vermutungen über einen Bezug zum Deut-schen finden sich erstmals bei HAVRÁNEK (1937, 77) und ŠMILAUER (1943, 196), im Großteil der übrigen Literatur wurden sie abgelehnt, da es hier um Re-sultativkonstruktionen und nicht um Tempora im herkömmlichen Sinne gehe (vgl. u.a. HAUSENBLAS 1963). Für einen ausführlichen Bericht über die For-schungslage sei auf die vor kurzem erschienene Dissertation von GIGER (2003, 26ff.) verwiesen.

b) Die periphrastische Bildung des Futurs imperfektiver Verben mit dem Fu-tur von být ‘sein’ (vgl. budu psát ‘ich werde schreiben’) hat wohl als erster RÖS-LER (1952) auf das deutsche Vorbild zurückgeführt. Seine Theorien wurden in den fünfziger Jahren breiter diskutiert, gelten aber zumindest für das Tsche-chische spätestens seit der Arbeit von KŘÍŽKOVÁ (1960) als widerlegt, u.a. des-halb, weil das budu-Futur im Tschechischen früher belegt ist als das werden-Futur im Deutschen. In der neueren Literatur wird diese Behauptung nur noch bei LAMPRECHT, ŠLOSAR, BAUER (1986, 196f.) erwähnt. Einen interessanten Alternativvorschlag macht LEISS (1985), die sogar die Beeinflussung des deut-schen werden-Futurs durch das Tschechische erwägt.

B. Derivationsmorphologie

a) Komposita wie etwa leto-počet ‘Jahreszahl’, velko-město ‘Großstadt’ usw. Die Komposition wird in der älteren Literatur als ein im Tschechischen eher pe-ripheres Bildungsverfahren bezeichnet (vgl. BRUS 1894, 20ff.; BARTOŠ 1901, 17f.; nur implizit bei ZENKL o. J. 113ff.), dabei werden Zusammenrückungen wie pán-bůh ‘Herrgott’ oder oka-mžik ‘Augenblick’ nicht abgelehnt, sondern ex-plizit gebilligt, da es sich bei ihnen um freie Zusammenfügungen handle. Aus-führlich behandelt werden an das Deutsche angelehnte Komposita durch REITER (1953, 100ff.), deutschen Einfluss postuliert auch TROFIMOVIČ (1969), allerdings in Abhängigkeit vom Typ der Zusammensetzung. Eine differenzierte Sicht findet sich bei ŠLOSAR (1999), der deutschen Einfluss bei bestimmten Typen wie etwa

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adjektivischen Komposita mit einem Genitiv als Erstglied (lásky-plný ‘liebe-voll’) annimmt, insgesamt aber eher zurückhaltend ist.

b) Lehnübersetzungen wie výlet ‘Ausflug’, die nach einheimischen Wortbil-dungsmustern abgeleitet sind, aber in der “inneren Form” deutliche Parallelen zu deutschen Vorbildern aufweisen. Die Puristen des 19. und frühen 20. Jahrhun-derts schlagen hier Alternativen vor, so etwa statt výraz ‘Ausdruck’ die Lexeme slovo, jméno, projev (vgl. BRUS 1894, 399; ZENKL o.J., 116), statt výtah ‘Auszug’ výpis (vgl. BRUS 1894, 402, ZENKL o.J., 116) u .a. m. In der späteren Literatur werden diese Fragen kaum noch behandelt, eine Ausnahme bildet REITER (1953).

c) Bildung zusammengesetzter Zahlen wie jedenadvacet ‘einundzwanzig’, neben dvacet jedna. In der älteren Literatur wird dieses Phänomen kaum erwähnt (weder in puristischen Handbüchern noch beispielsweise in der historischen Grammatik von Gebauer), als erster hat möglicherweise erst SUPRUN (1969) die Erscheinung, die es auch im Slovakischen, Sorbischen und Slovenischen gibt, auf deutschen Einfluss zurückgeführt. Angaben zu älteren Sprachzuständen fin-den sich bei BASAJ (1974, 164f.), allerdings ohne Hinweis auf möglichen deut-schen Einfluss.

C. Syntax

a) Für den Rückgang des im Alttschechischen noch obligatorischen “Genitivs der Verneinung” (vgl. Beispiele wie nemám peněz ‘ich habe kein Geld’ gegen-über späterem nemám peníze) machen die puristischen Sprachratgeber deutschen Einfluss verantwortlich (vgl. BRUS 1894, 133; BARTOŠ 1901, 50f.; ZENKL o. J., 58f.). In seiner sehr ausführlichen und differenzierten Darstellung legt HAU-SENBLAS (1958) dar, dass der Rückgang des Genitivs in dieser Funktion auch für andere slavische Sprachen typisch ist und im Kontext des generellen Abbaus der nichtakkusativischen Rektion betrachtet werden muss, dennoch spreche die Chronologie für einen Zusammenhang mit dem Deutschen, da die Ausbreitung des Akkusativs genau in der Zeit beginne, in der es zu verstärktem Sprachkon-takt kam (ebd., 120f.).

b) Etwas anders gelagert ist die Situation beim “prädikativen Instrumental”, der sich insgesamt besser gehalten hat (und heute noch nach Verben des Zu-standswechsels obligatorisch ist). Deshalb behandelt von den Puristen nur BAR-TOŠ (1901, 59ff.) das Phänomen ausführlicher und kritisiert die fehlerhafte Ver-wendung des Nominativs schon im Alttschechischen, wofür er neben dem Deut-schen auch das Lateinische verantwortlich macht. Die anderen Sprachratgeber kritisieren eher die hyperkorrekte Verwendung des Instrumentals in Positionen, wo er im Alttschechischen nicht zulässig war (etwa bei prädikativ gebrauchten

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Adjektiven), und gehen dementsprechend nicht auf möglichen deutschen Ein-fluss ein. Verwiesen sei schließlich auch noch auf die Darstellung des Phäno-mens durch ERTL (1922), in der die unterschiedlichen Fälle sehr differenziert betrachtet werden. Deutscher Einfluss wird hier nicht einmal mehr erwogen.

c) Ein Lieblingsthema der Sprachratgeber des 19. Jahrhunderts ist die Kritik an “falscher” Rektion, wobei manchmal deutsche Vorbilder verantwortlich ge-macht werden, manchmal auch nicht. Als erster geht hierauf wiederum JUNG-MANN (1843, 412f.) ein (erwähnt wird z.B. dobýti město statt dobýti města), ausführlicher sind dann die Angaben des Brus, wo es beispielsweise zum Lemma obsluhovati heißt: “Obsluhovati koho, co, na př. hosti, nemocné, dále obsluho-vati stroj, dělo a podobné vazby jsou germanismy. Správně říkáme: posluhovati, přisluhovati hostem, nemocným” (BRUS 1894, 216). Dieser Ratgeber nimmt je-weils bei den einzelnen Lemmata des Wörterbuchs zur Rektion Stellung, ohne allgemeinere Tendenzen zu formulieren, ähnlich verfährt auch ZENKL (o. J., 121ff.) unter der Generalüberschrift “Několik sloves”. BARTOŠ (1901, 121ff.) behandelt demgegenüber zunächst alle Kasus (40–66) und danach besonders ausführlich die Rektion von Präpositionalverbindungen (66–83), unter gelegent-licher Erwähnung des Deutschen. In der Literatur des 20. Jahrhunderts tritt dieser Gesichtspunkt ganz in den Hintergrund, statt dessen sehen hier beispielsweise HAUSENBLAS (1958, 168ff.), aber auch CUŘÍN, NOVOTNÝ (1981, 37ff.) eine Tendenz zur Ausbreitung der nichtakkusativischen Rektionsmodelle.

d) Ein wichtiges Thema der puristischen Diskussionen war von Anfang die richtige Bildung und Verwendung der Konverbien (die in der tschechischen Tra-dition als “přechodníky” bzw. “Transgressive” bezeichnet werden), die nach einem deutlichen Rückgang im 17. und 18. Jahrhundert zu Anfang des 19. Jahr-hunderts wieder in die Kodifikation eingeführt wurden und in verschiedenen Phasen ab Ende des 19. Jahrhunderts wieder weitgehend geschwunden sind (vgl. hierzu ausführlich DVOŘÁK 1970, 1983). Einen Bezug zum Deutschen stellen weder der BRUS (1894, 267ff.) noch BARTOŠ (1901, 109ff.) her, erst bei ZENKL (o. J., 62), der die Transgressivkonstruktionen als “echt slavisch” (“ryze slo-vanské”) bezeichnet, mit denen man seine Rede bereichern könne, freilich nur wenn man sie auch richtig verwendet, wird die Möglichkeit fremden Einflusses (wobei es nach Lage der Dinge nur um deutschen Einfluss gehen kann) erwogen.

e) Überlegungen zur Wortstellung kommt in den puristischen Sprachratge-bern einiges Gewicht zu, was bis zu einem gewissen Grade überrascht, da in den Grammatiken jener Zeit und ihnen folgend in den Ratgebern stets die freie Wort-stellung des Tschechischen hervorgehoben wird – man könnte sich vorstellen, dass Phänomene einer “typisch deutschen” Wortstellung ebenfalls zulässig sein müssten. Tatsächlich konzentrieren sich die Ratgeber auf drei Bereiche, nämlich erstens auf die Stellung der Enklitika (die im Tschechischen gerade nicht frei ist,

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sondern komplizierten Regeln gehorcht), zweitens auf die Verbzweitstellung in Hauptsätzen und drittens auf die Verbendstellung in Nebensätzen, beides Phä-nomene, die deutlich an die deutsche Wortstellung erinnern. Im BRUS (1894, 333ff.) werden die Enklitika nur kurz betrachtet, die Kritik an der Stellung des Verbs ist eher vorsichtig formuliert: So wird die Verbzweitstellung nur da kriti-siert, wo eine Inversion von Subjekt und Prädikat erfolgt (vgl. BRUS 1894, 330f.), die Verbletztstellung nur da, wenn eine Verbalphrase aufgespalten wird (vgl. BRUS 1894, 333) – beide Stellungstypen kommen schließlich auch in vielen un-markierten Sätzen vor, die auch für die Puristen nicht anstößig waren. Ähnlich verfährt BARTOŠ (1901, 132), wobei in seiner Argumentation vor allem die He-ranziehung russischer Übersetzungen aus dem Tschechischen von Interesse ist, mit denen der Beweis geführt werden soll, dass die Abfolge von Subjekt vor Prädikat auch in Sätzen, in denen Elemente vor das Subjekt verschoben wurden, “echt slavisch” sei. ZENKL (o. J., 67ff.) formuliert hingegen recht genaue Wort-stellungsregeln (nicht ohne zunächst die Freiheit der Wortstellung erwähnt zu haben), seine Aufzählung endet mit einer expliziten Warnung vor der Verbletztstellung nach deutschem und lateinischem Vorbild. Probleme der Wort-stellung waren in “Naše řeč” noch längere Zeit ein Thema (vgl. etwa VYCPÁLEK 1917, ERTL 1917), spätestens ab der Zeit, als die Theorie der aktuellen Satzglie-derung das dominante Paradigma in diesem Bereich geworden war, ist die Frage möglichen deutschen Einflusses dann nicht mehr diskutiert worden.

D. Teilweise grammatikalisierte Phänomene

a) Ebenso wie die meisten anderen westslavischen Sprachen hat das Tschechi-sche aus dem Deutschen das Modalverb muset ‘müssen’ entlehnt, im Alttsche-chischen ist ferner auch drběti ‘dürfen’ belegt. Die puristischen Sprachratgeber haben sich mit der lexikalischen Entlehnung abgefunden, wenden sich aber strikt gegen die Verwendung in epistemischen Sätzen (vgl. etwa to musila způsobiti bouře ‘das muss ein Sturm verursacht haben’) und bieten auch für andere Ver-wendungen archaische Ersatzkonstruktionen an (vgl. BRUS 1894, 188ff.; BARTOŠ 1901, 186; ZENKL o. J., 124). Abgelehnt wird auch die epistemische Verwen-dung von mít ‘sollen’ in Fällen wie náš soused má býti velmi řádný muž, ‘unser Nachbar soll ein sehr rechtschaffener Mann sein’, die ebenfalls auf deutschen Einfluss zurückgeführt wird (vgl. BRUS 1894, 183f., BARTOŠ 1901, 185, ZENKL o. J., 124). Dass die Verwendung mít in der Bedeutung ‘sollen’ insgesamt eine Neuerung ist, die nicht in allen slavischen Sprachen beobachtet werden kann, hat wohl als erster PORÁK (1968) beschrieben, der die Herausbildung dieses zusätz-lichen Modalverbs sowie des weiteren, auf das Tschechische beschränkten Mo-dalverbs směti ‘dürfen’ (entstanden aus der Bedeutung ‘wagen’) auf einen deut-

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schen “Impuls” zurückführt. ADAMEC (1974, 140f.) blieb schließlich die Fest-stellung vorbehalten, dass der Konditional von mít eine eigene Bedeutung ange-nommen hat, die mit deutsch ‘sollte’ vergleichbar ist, vgl. etwa Měl bys pracovat systematičtěji ‘du solltest systematischer arbeiten’ (Adamec geht allerdings selbst auf das Deutsche nicht ein und beschränkt sich auf einen kurzen Hinweis in Fußnote 13 auf S. 139 seines Artikels). Weiter ausgeführt werden diese Über-legungen von WEISS (1987) in einer ausführlichen Darstellung der polnischen Modalverben vor dem Hintergrund der übrigen westslavischen Sprachen, die deutsch-westslavischen Lehnbeziehungen werden hier in ihrer ganzen Komple-xität überzeugend dargelegt.

b) Eine viel wichtigere Rolle als die Modalverben spielten für die Puristen modale Konstruktionen mit Verbalsubstantiven wie etwa je k dostání ‘ist zu erhalten’, die sie strikt ablehnten. Sie werden bereits bei KAZIMLUV (1837, 113) und JUNGMANN (1843, 411ff.) erwähnt und mit den deutschen Konstruktionen in Verbindungen gebracht. Im BRUS (1894, 158) wird hier differenziert: abzulehnen seien die Fälle, wo die Möglichkeit einer Handlung bezeichnet wird, akzeptabel die Bezeichnung von Eignung und Fähigkeit (etwa in Ta voda jest k pití ‘Dieses Wasser eignet sich zum Trinken’). Interessanterweise ist nicht von deutschem Einfluss die Rede. Dies geschieht hingegen sowohl bei BARTOŠ (1901, 112f.) wie auch bei ZENKL (o. J., 60), die das Phänomen in den größeren Kontext der Ersetzung des Infinitivs durch das Verbalnomen stellen. Sehr differenziert hat sich mit diesen Konstruktionen ERTL (1927) auseinandergesetzt, der eine Reihe unterschiedlicher Verwendungen der Präposition k untersucht und die Konstruk-tion je k dostání, k viděni usw. zwar als umgangssprachlich ablehnt, aber auf eine interne Entwicklung im Tschechischen (von Fähigkeit zu Möglichkeit) zurück-führt. Ein Germanismus ist nach seiner Ansicht nur der veraltende Ausdruck je k mání ‘ist zu haben’. Eine überzeugende Argumentation für den Lehncharakter der entsprechenden westslavischen Konstruktionen liefert WEISS (1987a), zwar mit einem deutlichen Schwerpunkt auf dem Polnischen, aber unter Heranziehung weiterer Beispiele aus allen westslavischen Sprachen.

c) Ein beliebtes Thema der Puristen waren schließlich auch unpersönliche Konstruktionen des Typs je vidět Sněžka, ‘die Schneekoppe ist zu sehen’, die im 19. Jahrhundert die ältere Konstruktion mit abhängigem Akkusativ (je vidět Sněžku) zu verdrängen begann. Obwohl die Entwicklung eindeutig in Richtung der Konstruktion geht, die auch im Deutschen verwendet wird, finden sich nur indirekte Anspielungen auf möglichen deutschen Einfluss, so etwa, wenn das Beispiel hora byla viděti in horu bylo viděti korrigiert und mit dem zusätzlichen Hinweis verbunden wird, im Tschechischen verwende man hier eine unpersönli-che Konstruktion, bei der das Objekt der Verben viděti, slyšeti usw. im Akkusa-tiv stehe. BARTOŠ (1901, 108) erwähnt die beiden Konstruktionen nur kurz,

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ZENKL (o. J.) gar nicht. Dagegen haben die Schulgrammatiken bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nur die Konstruktion mit Akkusativ zugelassen, in seiner Bearbeitung der Gebauerschen Syntax spricht Ertl explizit davon, die Konstruk-tion mit Nominativ sei “eine neuzeitliche Nachahmung untschechischer Verbin-dungen” (GEBAUER, ERTL 1914, 218). Diese Interpretation lehnt PORÁK (1962) ab und verweist u. a. darauf, dass die nominativische Konstruktion auch in den Dialekten weit verbreitet sei. Er macht für die Entwicklung eine generelle Ten-denz zur Ausbreitung zweigliedriger Satzmodelle auf Kosten eingliedriger ver-antwortlich und empfiehlt die Zulassung der nominativischen Konstruktion in der Standardsprache, wenn auch zunächst noch als stilistisch markiert. CUŘÍN, NOVOTNÝ (1981, 36) gehen davon aus, dass diese Konstruktion inzwischen fest in der Standardsprache verankert sei, zur Zurückführung auf möglichen deut-schen Einfluss äußern sie sich nicht.

d) Etwas anders gelagert ist der Fall der Konstruktion byl jsem se koupat ‘ich war baden’, auf die als erster DOKULIL (1949) aufmerksam gemacht hat. Wie er selbst darlegt, wird sie in der älteren Literatur nicht beachtet und das erste Mal von TRÁVNÍČEK (1951, 1410) erwähnt, Äußerungen darüber, dass sie auf deut-schen Einfluss zurückgehe, sind also nicht belegbar. Auch Dokulil selbst äußert keine Vermutung in dieser Richtung, sondern erklärt die entsprechenden Sätze als Parallelen zu Infinitivkonstruktionen nach Verben der Bewegung. So, wie der Satz Tatínek se šel dnes podívat na Mladou gardu eine unabgeschlossene Akti-vität bezeichne, gebe der dazu parallele Satz Tatínek se byl dnes podívat na Mla-dou gardu eine abgeschlossene Handlung wieder (DOKULIL 1949, 84). Diese Argumentation kann nach meiner Meinung aber nicht völlig überzeugen, denn nach ihr dürfte man nicht erwarten, dass sich der Infinitiv mit Präsensformen von být verbindet, was dann auch ein Argument gegen möglichen deutschen Einfluss wäre (‘er ist baden’ ist ein korrekter deutscher Satz). DOKULIL (1949, 89) führt allerdings selbst solche Beispiele aus dem Usus an, etwa den Satz kluk je dneska zase někde tancovat – ein Zusammenhang mit dem Deutschen erscheint mir also nicht ausgeschlossen, sondern eher plausibel. Diese Konstruktion ist im Übrigen dem Bereich der Absentivkonstruktionen zuzurechnen, die DE GROOT (2000) erstmals ausführlicher typologisch beschrieben hat, allerdings ohne Erwähnung des Tschechischen.

e) Die im Vergleich mit anderen slavischen Sprachen häufige Verwendung des Demonstrativpronomens ten, die an den bestimmten Artikel des Deutschen erinnert, ist schon früh aufgefallen. So kritisiert JUNGMANN (1843, 414) recht drastisch die Verwendung von ten mit dem Superlativ – sie rieche nach Fremd-heit (“Místojméno ten, ta, to při superlativu páchne cizinau”). Dieser Fall wird auch im BRUS (1894, 362) erwähnt, wobei allerdings zugelassen wird, dass das Demonstrativpronomen eine hervorhebende Funktion haben könne (etwa in dem

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Satz Hle, to jest ten nejvěrnější sluha ‘Siehe, das ist dieser treueste Diener’), ferner wird vorsichtig der übermäßige Gebrauch von to in der Bedeutung ‘es’ kritisiert. Viel ausführlicher wird dann die anaphorische Verwendung des sub-stantivischen tento behandelt, das offenbar als Lehnübersetzung von deutsch ‘dieser’ angesehen wird (BRUS 1894, 364f.), ähnlich wird auch die Verwendung von tentýž, týž ‘derselbe’ gerügt. Auch bei BARTOŠ (1901, 33.f) und ZENKL (o. J., 90f.) stehen die substantivische Verwendung von tento (bei BARTOŠ auch von onen) und von ten mit dem Superlativ im Vordergrund. ZUBATÝ wandte sich dagegen 1917 in einem kurzen Beitrag gegen die puristischen Auffassungen zum Demonstrativpronomen ten. Nach einer historischen Einführung, in der u. a. dar-gelegt wird, daß der Artikel im Deutschen, Französischen usw. letztlich auch auf ein Demonstrativpronomen zurückgeführt wird, kommt er zu drei Fällen, in denen man ten fälschlich für eine Nachahmung des Artikels halte. Es geht dabei um die Weglassung des anaphorischen und des “kataphorischen” ten, um ten beim Superlativ und ähnliche Verwendungen und um die Rolle von ten in Phra-seologismen. An Beispielen wird gezeigt, dass die Weglassung von ten oft zu unkorrekten Sätzen führe (etwa im Falle von jsem mínění, že … ‘ich bin der Meinung, dass’ statt jsem toho mínění, že …). ZUBATÝS Äußerungen zeigen deutlich, dass es über die Äußerungen in den Sprachratgebern hinaus Tendenzen zur Ablehnung von ten in allen Positionen gegeben habe dürfte – möglicherweise in Form von mündlich überlieferten Schulregeln. In einem weiteren Beitrag hat sich ZUBATÝ (1920) mit der Verbindung von ten mit dem Superlativ beschäftigt und lässt auch hier einen Teil der Verwendungen zu (in ähnlichem Sinne wie oben aus dem Brus zitiert).

Auf weitere Literatur jener Zeit, in der die Existenz eines Artikels im Tsche-chischen erwogen wird, kann ich hier nicht eingehen und verweise auf meine Habilitationsschrift (BERGER 1993, 169ff.), entscheidend ist dann vor allem der kurze Beitrag von MATHESIUS (1926 [1947]), der sich ausdrücklich mit dem at-tributiven ten in der tschechischen Umgangssprache befaßt. Er unterscheidet in-nerhalb der anaphorischen Verwendungen von ten die “erinnernde Funktion” (“připomínací”) und die “emotionale” (“emocionální”) und erklärt vor allem die zweite zu einer wesentlichen Verwendung von ten, die beispielsweise auch bei Unika vorkomme (vgl. das Beispiel ten náš tatínek nějak stárne ‘unser Vater wird irgendwie alt’). Zur Frage, ob ten dem bestimmten Artikel nahestehe, äu-ßert sich Mathesius nur kurz. Auch wenn er einräumt, dass manche Verwen-dungen denen des Artikels in Artikelsprachen ähnelten, vertritt er aber die Mei-nung, dass von einem richtigen Artikel erst dann die Rede sein könne, wenn er auch individualisierend oder generisch verwendet werden könne – dies sei im Tschechischen bislang nicht der Fall. Weiter ausgebaut wird Mathesius’ Unter-

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scheidung von ADAMEC (1983), der zur Frage des bestimmten Artikels allerdings wieder nur kurz Stellung nimmt (in Fußnote 2 auf S. 153).

f) Im ältesten puristischen Traktat findet sich unter der Überschrift “Oni do-wolegj Pane Supernumerář” auch eine längere Stellungnahme zu der Anrede mit dem Pronomen der 3. Person Plural oni (LOWEC 1823, 144). Sie wird als “ger-manischer” Brauch bezeichnet und mit den alttschechischen Gebräuchen kon-frontiert, wo sich noch alle mit wy angesprochen hätten. Der Autor verweist auch darauf, dass gebildetere Tschechen inzwischen zu dieser Anrede zurückgekehrt seien, womit er auf die Tatsache anspielt, dass die Vertreter der Nationalen Wie-dergeburt diese Anrede aktiv propagiert haben. In späteren puristischen Arbeiten kommt das Thema nicht mehr vor, was damit zusammenhängen dürfte, dass sich die Ablösung des “onikání” durch das “vykání” bis zur Mitte des 19. Jahrhun-derts vollzogen hat (vgl. hierzu ausführlich BETSCH 2000).

E. Herausbildung neuer Synsemantika

a) Ein beliebtes Thema der Sprachratgeber sind die “neuen” Präpositionen (die man heute eher als sekundäre bezeichnen würde). Zu ihnen äußert sich bereits JUNGMANN (1843, 414), der die Verwendung von stranu in der Bedeutung ‘we-gen’ erwähnt und kritisiert. Im Brus werden mehrere sekundäre Präpositionen genannt und abgelehnt, teils mit Hinweis auf das Deutsche (so bei následkem ‘in Folge von’ BRUS 1894, 200), teils ohne einen solchen Hinweis (so bei pomocí ‘mit Hilfe von’ ebd., 251). Bei BARTOŠ (1901, 81ff.) geht es in etwa um die glei-chen Fälle, das Deutsche wird aber weniger für die neuen Präpositionen verant-wortlich gemacht als vielmehr für den Verlust eigenständiger “kerniger” Präpo-sitionalverbindungen (ebd., 66). Bei ZENKL (o. J., 128ff.) steht schließlich eher die “falsche” Verwendung der alten Präpositionen im Vordergrund. – Auf die Äußerungen JAKOBSONS (1932) zu den sekundären Präpositionen im Kontext seiner Kritik an den Puristen werde ich in Abschnitt 3 genauer eingehen.

b) Die Verwendung neuer Konjunktionen wie etwa jelikož in der Bedeutung ‘weil’ und tak že ‘sodass’ wird in den Sprachratgebern ebenfalls angeprangert, doch steht hier eher ihr “übermäßiger” Gebrauch im Vordergrund als ein mögli-cher Zusammenhang mit dem Deutschen. Lediglich bei der Behandlung von a sice in der Bedeutung ‘und zwar’ betont der BRUS (1894, 323), dass im Tschechi-schen (“v jazyce českém”) die Konjunktion a to verwendet werde. BARTOŠ (1901, 115ff.) führt in seiner Darstellung zu Adverbien und Konjunktionen zum Teil deutsche Äquivalente an, diese betreffen jedoch stets Adverbien. Das Bei-spiel a sice kommt schließlich auch bei ZENKL (o. J., 119) vor, aber ohne aus-führlichere Erläuterung.

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c) Für die Herausbildung neuer Partikeln haben sich die Sprachratgeber nicht interessiert. Auf die bemerkenswerten Parallelen zwischen der Verwendung von deutsch doch und tschechisch přece (sowie in geringerem Maße bei anderen Partikeln) hat erst Nekula in seiner vergleichenden Arbeit von 1996 aufmerksam gemacht, der den Nachweis führt, dass das Tschechische im Laufe der Sprach-entwicklung von einem System enklitischer Partikeln (wie es ursprünglich für die slavischen Sprachen typisch war) zu einem System übergegangen ist, in dem die Partikeln festere Stellungseigenschaften aufweisen (vgl. hierzu ausführlich NEKULA 1996, 87ff.). Nekula erklärt diese Entwicklung durch den engen deutsch-tschechischen Sprachkontakt im “mitteleuropäischen Sprachbund” (vgl. hierzu das Ende von Abschnitt 3).

Den Überblick über die möglichen “Germanismen” im grammatischen Sys-tem des Tschechischen möchte ich mit einer Tabelle abschließen, die noch ein-mal die Phänomene und ihre zeitliche Schichtung zusammenfasst: Phänomen Brus Bartoš Zenkl Literatur des 20.

Jhs. mít-Präteritum — — — MATHESIUS 1925

[1947], HAVRÁNEK 1937, ŠMILAUER 1943

budu-Futur — — — RÖSLER 1952 Komposition + + + TROFIMOVIČ 1969,

ŠLOSAR 1999 Lehnübersetzungen + + + REITER 1953 zusammenges. Zahlen — — — SUPRUN 1969 Genitiv der Verneinung + + + HAUSENBLAS 1958 prädikativer Instrum. + + + ERTL 1922 “falsche” Rektion + + + HAUSENBLAS 1958 Transgressive + + + DVOŘÁK 1970, 1983 Wortstellung + + + — Modalverben (+) (+) (+) PORÁK 1968, ADA-

MEC 1974, WEISS 1987

je k dostání + + + WEISS 1987a je vidět Sněžku + + — PORÁK 1962 byli jsme se koupat — — — DOKULIL 1949 artikelähnliches ten + + + ZUBATÝ 1917, MA-

THESIUS 1926, A-DAMEC 1983

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Anrede mit der 3.Ps.Pl. — — — BETSCH 2000 “neue” Präpositionen + + + JAKOBSON 1932 “neue” Konjunktionen + + + — “neue” Partikeln — — — NEKULA 1996

3. Zur Bewertung der “Germanismen” in der tschechischen Sprach-wissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts

Im Zuge der Wiederbelebung und Neugestaltung der tschechischen Schriftspra-che ab dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts ist Fragen der sprachlichen Kor-rektheit eine sehr große Bedeutung zugewiesen worden, MACURA (1983) spricht in diesem Kontext sogar vom “Linguozentrismus” der tschechischen Kultur. Im engeren Sinne puristische Auffassungen, die sprachliche Erscheinungen ableh-nen, weil sie in einer anderen Sprache entstammen, spielen allerdings in den ersten grammatischen Arbeiten kaum eine Rolle. Die präskriptiven Grammatiken (vgl. TOMSA 1782, PELCL 1795) äußern sich nur selten zur Herkunft einer von ihnen abgelehnten Verwendung, dies gilt auch für die beiden Ausgaben des “Lehrgebäudes” von DOBROVSKÝ (1809; 1819 [1940]). Ab den zwanziger Jah-ren, also zu einer Zeit, wo sich der schriftliche Gebrauch des Tschechischen über die Kreise der Patrioten hinaus zu verbreiten begann, entsteht dann aber eine große Anzahl von puristischen Traktaten. Ihre Geschichte kann hier nicht im Einzelnen nachgezeichnet werden (vgl. hierzu HALLER 1937), ich möchte nur auf die wichtigsten Stationen der Entwicklung eingehen.

Die Geschichte der tschechischen puristischen Sprachratgeber beginnt mit dem “Versuch einer böhmischen Phraseologie” von SYCHRA (1821, 1823), dem im Laufe des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl ähnlicher Arbeiten folgte. Charakte-ristisch für sie war, dass sie sich auf die Verwendung einzelner Wörter und Re-densarten konzentrierten, die in Form eines Wörterverzeichnisses dargeboten wurden. Da sie sehr häufig von Laien verfasst wurden, die keine oder nur eine geringe philologische Ausbildung genossen hatten (viele dieser Arbeiten stamm-ten von Pfarrern!), wurden sie von der späteren Forschung als “unwissen-schaftlich” abgelehnt. Dies galt insbesondere für solche Sprachratgeber, die noch andere Ziele verfolgten, wie etwa die bewusst mährisch ausgerichtete Publika-tion von TRNKA (1830).

Die ersten puristischen Arbeiten von philologischer Seite waren Sammlungen von verbreiteten sprachlichen Fehlern, die in einer Reihe von Zeitschriftenarti-keln dargestellt wurden. Dies begann im Jahre 1823 (also zwei Jahre nach dem Erscheinen der ersten Publikation von Sychra) mit einem Beitrag in der Zeit-schrift “Krok”, der unter dem Pseudonym “Lowec” (‘Jäger’) erschien und wahr-

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scheinlich von Jungmann selbst stammte. Ihm folgten bis 1843 noch drei weitere Artikel aus demselben Kreis (LOWEC 1831, KAZIMLUW 1837, JUNGMANN 1843). Bis zur ersten Buchpublikation sollten aber noch über dreißig Jahre vergehen – 1877 erschien in erster Auflage der offizielle Sprachratgeber der Matice Česká, der unter Mitwirkung namhafter Sprachwissenschaftler (darunter auch Gebauer, Zikmund und zeitweise Hattala) entstanden war. Der “Matiční brus”, der noch zwei weitere Auflagen erlebte (1881, 1894), kann als die wesentliche Quelle zu den puristischen Auffassungen des späten 19. Jahrhunderts angesehen werden und galt bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts als Autorität. Neben der 3. Auflage des BRUS habe ich als Quelle den kurz vor dem Ersten Weltkrieg erschienenen Ratgeber von ZENKL (o. J.), der stärker praktisch ausgerichtet ist, und die zweite Auflage des Ratgebers des mährischen Dialektologen BARTOŠ (1891, 1901) verwendet, die wegen ihrer Orientierung an der “Volkssprache” bei den Zeitgenossen eher umstritten war.

Die Kritik an “Germanismen” ist in den Arbeiten jener Zeit immer mehr oder weniger gleich aufgebaut. Wenn es zwei konkurrierende Ausdrucksformen des-selben Sachverhalts oder derselben grammatischen Bedeutung gibt und eine von ihnen deutliche materielle oder strukturelle Ähnlichkeiten mit dem deutschen Äquivalent aufweist, so wird die dem Deutschen nahe stehende Form abgelehnt und die ferner stehende Form als “echt tschechisch” bezeichnet und präferiert. Besonders anfällig für eine solche Interpretation sind Erscheinungen, die sich im Wandel befinden (vgl. etwa die Annahme, dass der Schwund des Genitivs der Verneinung, des prädikativen Instrumentals oder der Transgressive auf deut-schen Einfluss zurückgehe), generell verdächtig sind auch Neubildungen aller Art – sofern im Deutschen ähnliche Erscheinungen belegt werden können (dies betrifft etwa neue Präpositionen und Konjunktionen, aber auch den Bereich der Komposita). Nicht bemerkt wurden hingegen Erscheinungen, die schon lange im Tschechischen eingebürgert waren (vgl. die zusammengesetzten Zahlwörter und die zentralen Verwendungen der Modalverben).

Ab 1902 übernahm die offizielle, maßgeblich von Gebauer verantwortete Ko-difikation der Rechtschreibregeln (ab 1913 unter dem Namen “Pravidla českého pravopisu”), mit der die Stabilisierung der Standardsprache gewissermaßen ab-geschlossen wurde, einen Teil der Funktionen der Sprachratgeber. Seit der Gründung der Zeitschrift “Naše řeč” im Jahre 1916 (übrigens mit direktem Be-zug auf ähnliche Bewegungen in Deutschland) konzentrierten sich die Aktivitä-ten der puristischen Sprachkritiker auf diese, dort wurden neben linguistischen Artikeln auch Rubriken zu einzelnen Wörtern und Konstruktionen und Rezensi-onen veröffentlicht, die sich ausschließlich mit der sprachlichen Form der rezen-sierten Werke befassten. Gerade diese Rezensionen (vor denen auch namhafte Autoren wie Karel Čapek und Vítězslav Nezval nicht verschont blieben) gaben

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dann in den dreißiger Jahren den Anlass zum Gegenangriff des Prager Linguis-tenkreises gegen die Puristen. Die linguistischen Beiträge nahmen hingegen zumeist eine eher vorsichtige Haltung ein und wandten sich auch oft gegen über-triebene Ansichten des Brus.

In dieser Zeit regt sich auch der erste Widerstand gegen die zentrale Rolle, die den Germanismen in der Sprachkultur zugeschrieben wurde. So vergleicht ERTL (1929) die Germanismen mit dem Durchzug (“průvan”), den Hypochonder überall zu verspüren glauben, während die Phlegmatiker ihn selbst da nicht wahrnehmen, wo er tatsächlich vorhanden ist. Zwar arbeitet er dann selbst mit dem Begriff des Germanismus und geht auf eine Reihe von Fällen ein, in denen deutsche Einflüsse spürbar seien, aber er beklagt auch die Tendenz, dass von zwei konkurrierenden tschechischen Ausdrücken wie etwa už ne und více ne (beide in der Bedeutung ‘nicht mehr’) einer verdrängt wird, wenn er als deutsche Entlehnung interpretiert wird (in diesem Falle více ne).

Hier deutet sich bereits die Neubewertung von Fragen der Sprachkultur an, zu der es zu Beginn der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts kommt und die mit grundlegender Kritik am herkömmlichen Purismus verbunden ist. In den Thesen zum 1. Slavistenkongress wurden erstmals die spezifischen Eigenschaften mo-derner Standardsprachen formuliert (vgl. THÈSES 1929, 15ff.), zu denen auch die Tendenz zur Intellektualisierung und mit ihr verbundene Verfahren des Wort-schatzausbaus gehören. Die Forderungen der Zeitschrift “Naše řeč”, jeden Neo-logismus durch einen althergebrachten “echt tschechischen” Ausdruck zu erset-zen, waren hiermit nicht vereinbar. In einer Vortragsreihe im Januar und Februar 1932 trugen führende Vertreter des Prager Kreises (darunter Mathesius, Havrá-nek und Jakobson) ihre Ansichten zur tschechischen Schriftsprache und der Sprachkultur vor, die Vorträge erschienen noch im gleichen Jahr als Buch (HAV-RÁNEK, WEINGART 1932). Von wesentlicher Bedeutung ist hier vor allem der sehr polemische Beitrag von JAKOBSON (1932), der die sprachkritische Praxis der zeitgenössischen Puristen lächerlich macht. Er konzentriert sich dabei auf drei Fragen (ebd., 92), nämlich die Angst vor Germanismen, die Angst vor Neo-logismen und die Angst vor “überflüssigen” sprachlichen Einheiten. Am Beispiel des Verbums listovat ‘blättern’, das Haller als Germanismus kritisiert hatte, zeigt JAKOBSON (1932, 94ff.), dass Neubildungen durchaus auch auf breitere europäi-sche Entwicklungen zurückgehen können, wie anhand von Belegen aus einer Vielzahl anderer europäischer Sprachen gezeigt wird (u. a. franz. feuilleter, span. hojear, dän. emphblade, bulgar. prelistvam, ungar. lapozgatui). Was die Angst vor Neologismen und “überflüssigen” Wörtern angeht, so beschäftigt sich Jakob-son mit der Praxis der Puristen, Äquivalente anzugeben, indem etwa für die Neubildungen bezúčelný ‘zwecklos’, bezvýsledný ‘ergebnislos’, bezúspěšný ‘erfolglos’ und bezpředmětný ‘gegenstandslos’ allesamt durch das eine Adjektiv

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marný ‘vergeblich’ ersetzt werden (JAKOBSON 1932, 103). Jakobson führt dem-gegenüber den Nachweis, dass jedes der Adjektive eine spezifische ter-minologische Bedeutung hat, die in einer ausgebildeten Standardsprache einen eigenen Ausdruck haben muss. In ähnlicher Weise wendet er sich dann gegen den “Kreuzzug” der Puristen gegen neue Präpositionen, die logische Beziehun-gen bezeichnen, wie etwa dík ‘dank’, na základě ‘aufgrund’, vzhledem ‘mit Rücksicht auf’, und die Haller durch einfache Präpositionen wie pro, při, podle, přes u. a. m. ersetzen wollte (JAKOBSON 1932, 109).

Die von Jakobson vorgetragene Kritik führte zwar zu einem Aufschrei der Puristen (vgl. etwa HALLER 1933) und blieb auch später umstritten, Mathesius’ Vorstellungen von der Notwendigkeit der kontinuierlichen Verfeinerung (“tří-bení”) des Wortschatzes einer modernen Standardsprache und Havráneks Kon-zept mehrerer Funktionalstile, die sich auch im Wortschatz unterscheiden kön-nen, haben aber in ihrer Konsequenz zu einer völligen Neuorientierung der Sprachkultur geführt. Dabei sind zwei Entwicklungslinien zu unterscheiden: Auf der einen Seite verschwindet die Etikettierung “Germanismus” aus den norma-tiven Grammatiken und die Debatte darüber, ob bestimmte Erscheinungen auf deutschen Einfluss zurückzuführen seien, wird – wenn überhaupt – nur noch in linguistischer Spezialliteratur geführt, auf der anderen Seite wird ein Großteil der bisher als Germanismus verdammten Verwendungen zugelassen, freilich zum Teil mit gewissen Einschränkungen.

Die Zurückdrängung des Terminus “Germanismus” kann hier nicht im Detail dokumentiert werden, ich beschränke mich auf den Hinweis, dass bereits in der Grammatik von TRAVNÍČEK (1951) nicht mehr von Germanismen die Rede ist, als wertendes Prädikat verwendet er statt dessen “hrubě nečesky” (‘grob un-tschechisch’). Bei der Neubewertung der bisherigen Germanismen können ver-schiedene Strategien unterschieden werden:

a) In manchen Bereichen akzeptiert die Kodifikation die bisher bekämpften Erscheinungen, dies gilt beispielsweise für die meisten Lehnübersetzungen (mit Ausnahme solcher, die als strukturell falsch gebildet bezeichnet werden), für den Genitiv der Verneinung, den prädikativen Instrumental, die Einschränkung der Transgressive und die bis dahin abgelehnten Verwendungen der Modalverben, einschließlich der Konstruktion je k dostání.

b) Einige Erscheinungen werden nur für bestimmte Funktionalstile akzep-tiert, dies gilt vor allem für die Komposita sowie für die neuen Präpositionen und Konjunktionen.

c) Manche Entwicklungen werden in einen größeren europäischen Kontext gestellt, der sie offenbar akzeptabler macht. Der Begriff des “Europäismus” wird zwar in der Regel nur bei der Beschreibung des Wortschatzes verwendet, doch finden wir vergleichbare Argumentationen bei der Beschreibungen der Verände-

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rungen in der Rektion, des Genitivs der Verneinung und der Konstruktion je vidět Sněžku, wo die Tendenz zur Stärkung der akkusativischen Rektion und des Nominativsubjekts als Erklärung für den aktuellen Sprachwandel herangezogen wird.

d) In einigen Fällen werden schließlich Phänomene, die an der Oberfläche Ähnlichkeiten mit dem Deutschen aufweisen, mit anderen Bedeutungen in Zu-sammenhang gebracht. So bezeichnen die mít-Konstruktionen keine Präterita (wie im Deutschen), sondern Resultativa, und das Demonstrativpronomen ten keine Definitheit, sondern hat erinnerende und emotionale Funktion.

Am Endpunkt dieser Entwicklung stand eine Auffassung, nach der die meis-ten vermeintlichen Germanismen als interne Entwicklungen des Tschechischen interpretiert werden können, die zwar möglicherweise vom Deutschen angesto-ßen wurden, aber genauso gut auch ohne deutschen Einfluss vorstellbar sind. Diese Auffassung finden wir durchgehend in den neueren historischen Gramma-tiken (Historická mluvnice česká 1956–67; LAMPRECHT, ŠLOSAR, BAUER 1986), in denen zwar manchmal deutscher Einfluss erwogen, aber letztlich immer als unbeweisbar hingestellt wird, und diese Auffassung hat auch in die Darstellung des deutsch-tschechischen Sprachkontakts im Handbuch “Kontaktlinguistik” durch POVEJŠIL (1997), aus der ich zu Beginn dieses Artikels zitiert habe, Ein-gang gefunden. Noch markanter formuliert sein Lehrer TROST (1963, 29):

Wenn man angestrengt äußere Gründe für sprachliche Veränderungen sucht (und manche Lin-guisten sind im Umgang mit inneren Gründen ratlos), stellt man den Einfluss einer fremden Sprache in den Vordergrund, als einen gleichzeitig sprachlichen und äußeren Faktor (der aber auch einen inneren Faktor in Bewegung setzen kann). Die Erklärung durch fremdsprachlichen Einfluß ist im Prinzip berechtigt, sofern man als Vermittler eines solchen Einflusses Bilingu-ismus voraussetzen kann. Aber die Annahme über den Einfluss eines Substrats, das über die Jahrhunderte ohne realen Kontakt der Sprachen wirkt, ist prinzipiell zweifelhaft.

Von dieser Generallinie weichen einige Autoren ab, die die Ähnlichkeiten zwischen dem Deutschen und dem Tschechischen durch die Zugehörigkeit bei-der Sprachen zum sog. mitteleuropäischen Sprachbund erklären wollen. Im An-schluss an Diskussionen im Prager Linguistenkreis und an SKALIČKA (1968) hat dies SKÁLA (1992) vorgeschlagen, eine ähnliche Linie verfolgen NEKULA (1996, 67ff.) und SKORVID (1999). Diese Arbeiten spielen für eine Neubewertung des deutsch-tschechischen Sprachkontakts eine wesentliche Rolle, zumal in ihnen eine Reihe von interessanten Fakten zusammengetragen ist. Die Verwendung des Begriffs “Sprachbund” erscheint mir jedoch eher problematisch, da sie ein eini-germaßen symmetrisches Verhältnis der beteiligten Sprachen suggeriert, das in diesem Falle gerade nicht gegeben ist (vgl. hierzu auch die Bemerkungen von NEKULA 1996, 76). Mir erscheint es statt dessen sinnvoller, doch wieder von ei-nem Einfluss des Deutschen auf das Tschechische zu sprechen und nur mit dem

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Begriff “Einfluss” verantwortlicher umzugehen, als dies in der Vergangenheit geschehen ist.

4. Kriterien zur Bewertung möglichen deutschen Einflusses

Wie in meinen anderen Arbeiten, die sich mit deutsch-tschechischem Sprachkon-takt beschäftigen (BERGER 1999b; 2003), möchte ich auch hier die Ansicht ver-treten, dass Sprachwandelprozesse durchaus auf äußeren Einfluss zurückgehen können, und zwar selbst in dem Falle, wo auch interne Gründe gewirkt haben. Ich schließe mich dabei dem Ansatz von THOMASON, KAUFMAN (1988) an, wie er in knapper Form in dem folgenden Zitat formuliert ist:

[A]n external explanation for a particular structural change is appropriate, either alone or in conjunction with an internal motivation, when a source language and a source structure in that language can be identified. The identification of a source language requires the establishment of present or past contact of sufficient intensity between the proposed source language and the recipient language. (THOMASON; KAUFMAN 1988, 63)

Bei der Beurteilung konkreter sprachlicher Erscheinungen sollten dabei die folgenden Kriterien herangezogen werden, von denen die beiden ersten von THOMASON und KAUFMAN übernommen sind und das dritte in der Literatur im-mer wieder genannt wird, während das vierte aus der Beobachtung des hier be-trachteten konkreten Einzelfalles abgeleitet wurde:

a) chronologisches Kriterium: Sprachkontakt ist nur dann anzunehmen, wenn eine plausibler zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Erschei-nungen im Deutschen und im Tschechischen hergestellt werden kann;

b) soziolinguistisches Kriterium: Sprachkontakt ist nur dann anzunehmen, wenn er sich plausibel aus der soziolinguistischen Situation des betreffenden Zeitraums erklären lässt, dabei ist nach THOMASON, KAUFMAN (1988, 37ff.) auch zwischen verschieden intensiven Formen von Entlehnung und den Auswirkun-gen von Sprachwechsel zu unterscheiden (für Einflüsse in der Grammatik ist aber im Wesentlichen der erste Fall typisch);

c) areales Kriterium: die Zurückführung auf Sprachkontakt erscheint plausib-ler, wenn das betreffende Phänomen nur in den beiden beteiligten Sprachen (in diesem Falle Deutsch und Tschechisch) bzw. nur in weiteren Nachbarsprachen mit einer ähnlichen soziolinguistischen Situation (im Falle des Tschechischen wären dies andere westslavische Sprachen bzw. das Slovenische) vorkommt;

d) funktionalstilistisches Kriterium: die Zurückführung auf Sprachkontakt er-scheint weniger plausibel, wenn es um ein Phänomen geht, das generell für mo-derne Standardsprachen und ihre Funktionalstile charakteristisch ist.

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Wichtig erscheint mir schließlich auch der Hinweis, dass die Entlehnung ei-ner grammatischen Erscheinung nicht zwangsläufig dazu führen muss, dass die Verhältnisse in der Empfängersprache exakt denen in der Gebersprache entspre-chen. Vielmehr ist auch mit der Möglichkeit zu rechnen, dass der Sprachkontakt einen Anstoß dazu gibt, dass sich eine ähnliche, aber durchaus nicht identische grammatische Kategorie entwickelt. Ich verweise hierzu auf meine Ausführun-gen zum bestimmten Artikel im älteren Obersorbischen, der dort klar grammati-kalisiert war und dabei dennoch nicht genauso wie im Deutschen verwendet wurde (vgl. BERGER 1999).

Anhand der genannten Kriterien lassen sich die in Abschnitt 2 dargestellten sprachlichen Erscheinungen schließlich in die folgenden Gruppen einteilen:

1. Phänomene, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Sprachkontakt zurück-zuführen sind: Hierzu zählen die zusammengesetzten Zahlwörter, die Parallelen bei den Modalverben einschließlich der Konstruktion je k dostání, die (inzwi-schen wieder geschwundene) Anrede mit der 3. Ps. Pl. und wahrscheinlich auch die “neuen” Partikeln.

2. Phänomene, in denen der Sprachkontakt den Anstoß zu einer ähnlichen, aber eigenständigen Entwicklung gegeben haben dürfte: Hierher gehören die periphrastischen Bildungen mit dem Verbum mít, die häufige Verwendung des Demonstrativpronomens ten und wahrscheinlich auch die Absentivkonstruktion byli jsme se koupat.

3. Phänomene, die in einen größeren arealen (d. h. westeuropäischen) Zu-sammenhang zu stellen sind, bei denen aber als Vermittler das Deutsche gewirkt haben dürfte: Hierher zählen die Tendenzen zum Abbau nichtakkusativischer Rektionsmodelle und des Genitivs der Verneinung, der Rückgang der Transgres-sive und die Konstruktion je vidět Sněžku.

4. Phänomene, die durch generelle Entwicklungen moderner Standardspra-chen zu erklären sind, wobei zwischen solchen Fällen zu unterscheiden ist, in denen das Deutsche konkrete Vorbilder geliefert hat (dies gilt für die Lehnüber-setzungen und einen Großteil der Komposita), und solchen, wo eher die gene-relle Tendenz übernommen wurde (dies gilt wohl für die “neuen” Präpositionen und Konjunktionen).

5. Phänomene, zu deren Erklärung der Sprachkontakt nicht benötigt wird. Hierher gehören das budu-Futur und die Veränderungen bei der Verwendung des prädikativen Instrumentals.

Nicht endgültig einordnen will ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt die mögli-chen Beziehungen im Bereich der Wortstellung, bei denen zu wenig diachrone Daten vorliegen, als dass mögliche deutsch-tschechische Interferenzen abschlie-ßend beurteilt werden könnten.

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