Date post: | 18-Feb-2017 |
Category: |
Health & Medicine |
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Seelische Gesundheit bei
Flüchtlingen
Dr. Ahmad Bransi Ärztlicher Geschäftsführe rund Direktor
gpz Gemeindepsychiatrisches Zentrum GmbH
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Detmold
Fachsymposium
Medizinische Versorgung von Fluchtlingen 25 November 2015
Flüchtlinge
Menschen, die sich aus begrundeter Furcht vor
Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalitat,
Zugehorigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer
politischen Uberzeugung außerhalb des Landes befinden,
dessen Staatsangehorigkeit sie besitzen (Vereinte Nationen)
Flucht – Enorme psychische Belastung
Durch
Traumatische Erlebnisse in der Heimat
Fluchtweg
Leben im neuen Land
PTBS und Depression
Flüchtlinge (Weltweite Studien / Deutsche Studien) PTBS: > 20% 40 - 50%
Depression: mind. 20% ca. 50%
Deutsche Allgemeinbevolkerung PTBS 2,3 %
Depression 7,9 %
Flüchtlinge PTBS 8,7 – 20 Mal häufiger
Depression 2,5 – 6 Mal häufiger
Traumatische Erlebnisse
Situationen mit außergewöhnlicher Bedrohung oder
katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem
Menschen eine tiefe Verzweiflung hervorrufen
würden (WHO)
„Akzidentell“ und „Man made“
Man-made disasters“ fuhren haufig zu Folgestorung
40-50% nach Vergewaltigung, Krieg, Vertreibung, Folter
dagegen nur 10% nach Verkehrsunfällen
Traumatische Ereignisse bei Flüchtlingen
BPtK-Standpunkt
Psychische Erkrankungen bei Flüchtlingen
Seite 4 von 25
2 Viele Flüchtlinge haben Traumatisches erlebt
Viele der Menschen, die in Deutschland Asyl suchen, haben in ihrem Heimatland und
auf der Flucht traumatische Ereignisse erlebt. Die häufigsten traumatischen Erfahrun-
gen bei erwachsenen Flüchtlingen in Deutschland sind Studienbefunden zufolge, Ge-
walt gegenüber anderen miterlebt zu haben (70 Prozent), Leichen gesehen zu haben
(58 Prozent), Opfer von Gewalt geworden zu sein (55 Prozent) oder gefoltert worden
zu sein (43 Prozent) (Abbildung 1).
Das häufigste traumatische Ereignis bei in Deutschland lebenden Flüchtlingskindern
und -jugendlichen ist, Zeuge von körperlichen Angriffen auf andere geworden zu sein
(41 Prozent). 26 Prozent der Flüchtlingskinder mussten miterleben, wie Gewalt auf
Mitglieder ihrer Familie ausgeübt wurde, vor allem durch militante Gruppierungen. Wei-
tere häufige traumatische Ereignisse sind, einen Unfall gehabt zu haben (39 Prozent)
und einen Krieg miterlebt zu haben (38 Prozent) (Abbildung 1).
Wie viel Prozent der in Deutschland lebenden Flüchtlinge in ihrem Heimatland oder auf der Flucht das
jeweilige traumatische Ereignis erlebt haben. Mehrfachnennungen sind möglich
Zeuge von Gewalt Sehen von Leichen Gewalt gegen
Eigene Person
Folter Naturkatastrophe Krieg Unfall Gefangenschaft Vergewaltigung
Sexueller
Missbrauch
Erwachsene Kinder und Jugendliche
Traumafolgen
PTBS
Angststorungen
Depressionen
Somatisierungsstorungen
Suchterkrankungen
Andauernde Personlichkeitsanderung nach Extrembelastung,
Emotional instabile Personlichkeitsstorung (Borderline)...
Auch häufiger körperliche Krankheiten, z.B.
Lungen- und Herz- Kreislauf-Krankheiten
Krebserkrankungen
PTBS – charakteristisch sind Intrusionen
Plötzlich und unkontrollierbares szenisches Wiedererleben gedanklich, visuell, akustisch, sensibel und sensorische.
Entsprechende affektive und vegetative Begleiterscheinungen
„Flashback“: Verkennungen und Halluzinationen Verhalten,
als waren die traumatischen Ereignisse gegenwartig
Intrusionen
Im Wachzustand und im Schlaf (Albtraumen) oft das schweißnasse Bettlaken
wechseln und sich trauen nicht mehr trauen einzuschlafen aus Furcht vor erneuten
Albtraumen.
Triggerung durch innere oder außere Reize, mit Ähnlichkeit zur traumatischen Situation
vermeidendes und soziales Ruckzugsverhalten, verbunden mit Hoffnungslosigkeit,
Misstrauen und Depression.
Ständig erhöhte Erregungsanspannung, Konzentrationsstorungen, Hypervigilanz,
Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit und Wutausbruche.
PROTECT-Fragebogen – Process of Recognition and Orientation of Torture victims in
European Countries to facilitate Care and Treatment
Fragebogen und Beobachtungen zur Früherkennung von Asylsuchenden mit
traumatischen Erlebnissen
Dieser Fragebogen eignet sich nicht, den rechtlichen Status des Asylsuchenden zu bestimmen oder Ansprüche und Rechte der Person in weiteren Verfahren zu beschränken.
Die Antworten sollen sich auf die vergangenen zwei Wochen beziehen
Ja Nein
1. Haben Sie häufig Schwierigkeiten einzuschlafen?
2. Haben Sie häufig Albträume?
3. Leiden Sie häufig unter Kopfschmerzen?
4.Leiden Sie häufig unter anderen körperlichen Schmerzen?
5. Werden Sie schnell wütend?
6. Haben Sie häufig Erinnerungen an schmerzhafte Ereignisse?
7. Haben Sie häufig Angst?
8. Vergessen Sie häufig Dinge im Alltag?
9.Haben Sie das Interesse an ihrer Umwelt verloren?
10.Haben Sie häufig Probleme sich zu konzentrieren?
Anzahl der mit „ja“ beantworteten Fragen
Einordnung:Bitte markieren Sie die
entsprechende Kategorie, um die
Wahrscheinlichkeit
einer Traumatisierung anzugeben.
PROTECT Process of Recognition and Orientation of Torture victims in
European Countries to facilitate Care and Treatment
Name des Asylsuchenden:
Herkunftsland:
1-3 4-7 8-10
geringe
Wahrschein-
lichkeit
mittlere
Wahrschein-
lichkeit
hohe
Wahrschein-
lichkeit
Bitte überweisen Sie den Asylsuchenden im Falle einer „mittleren“ oder „hohen“ Wahr-scheinlichkeit zur weiteren Untersuchung an eine psychologische oder medizinische Fachstelle!
Bitte geben Sie eine Kopie des ausgefüllten Fragebo-gens an den Asylsuchenden mit dem Hinweis, dieses Dokument bei der Konsultation von Ärzten, Psychologen oder Behördenmitarbeiter/innen vorzulegen.
__________ __________Organisation Unterschrift(Stempel)
Datum:
Weitere Beobachtungen:
Fragebogen und Beobachtungen zur Früherkennung von Asylsuchenden mit
traumatischen Erlebnissen
Dieser Fragebogen eignet sich nicht, den rechtlichen Status des Asylsuchenden zu bestimmen oder Ansprüche und Rechte der Person in weiteren Verfahren zu beschränken.
Die Antworten sollen sich auf die vergangenen zwei Wochen beziehen
Ja Nein
1. Haben Sie häufig Schwierigkeiten einzuschlafen?
2. Haben Sie häufig Albträume?
3. Leiden Sie häufig unter Kopfschmerzen?
4.Leiden Sie häufig unter anderen körperlichen Schmerzen?
5. Werden Sie schnell wütend?
6. Haben Sie häufig Erinnerungen an schmerzhafte Ereignisse?
7. Haben Sie häufig Angst?
8. Vergessen Sie häufig Dinge im Alltag?
9.Haben Sie das Interesse an ihrer Umwelt verloren?
10.Haben Sie häufig Probleme sich zu konzentrieren?
Anzahl der mit „ja“ beantworteten Fragen
Einordnung:Bitte markieren Sie die
entsprechende Kategorie, um die
Wahrscheinlichkeit
einer Traumatisierung anzugeben.
PROTECT Process of Recognition and Orientation of Torture victims in
European Countries to facilitate Care and Treatment
Name des Asylsuchenden:
Herkunftsland:
1-3 4-7 8-10
geringe
Wahrschein-
lichkeit
mittlere
Wahrschein-
lichkeit
hohe
Wahrschein-
lichkeit
Bitte überweisen Sie den Asylsuchenden im Falle einer „mittleren“ oder „hohen“ Wahr-scheinlichkeit zur weiteren Untersuchung an eine psychologische oder medizinische Fachstelle!
Bitte geben Sie eine Kopie des ausgefüllten Fragebo-gens an den Asylsuchenden mit dem Hinweis, dieses Dokument bei der Konsultation von Ärzten, Psychologen oder Behördenmitarbeiter/innen vorzulegen.
__________ __________Organisation Unterschrift(Stempel)
Datum:
Weitere Beobachtungen:
Fragebogen und Beobachtungen zur Früherkennung von Asylsuchenden mit
traumatischen Erlebnissen
Dieser Fragebogen eignet sich nicht, den rechtlichen Status des Asylsuchenden zu bestimmen oder Ansprüche und Rechte der Person in weiteren Verfahren zu beschränken.
Die Antworten sollen sich auf die vergangenen zwei Wochen beziehen
Ja Nein
1. Haben Sie häufig Schwierigkeiten einzuschlafen?
2. Haben Sie häufig Albträume?
3. Leiden Sie häufig unter Kopfschmerzen?
4.Leiden Sie häufig unter anderen körperlichen Schmerzen?
5. Werden Sie schnell wütend?
6. Haben Sie häufig Erinnerungen an schmerzhafte Ereignisse?
7. Haben Sie häufig Angst?
8. Vergessen Sie häufig Dinge im Alltag?
9.Haben Sie das Interesse an ihrer Umwelt verloren?
10.Haben Sie häufig Probleme sich zu konzentrieren?
Anzahl der mit „ja“ beantworteten Fragen
Einordnung:Bitte markieren Sie die
entsprechende Kategorie, um die
Wahrscheinlichkeit
einer Traumatisierung anzugeben.
PROTECT Process of Recognition and Orientation of Torture victims in
European Countries to facilitate Care and Treatment
Name des Asylsuchenden:
Herkunftsland:
1-3 4-7 8-10
geringe
Wahrschein-
lichkeit
mittlere
Wahrschein-
lichkeit
hohe
Wahrschein-
lichkeit
Bitte überweisen Sie den Asylsuchenden im Falle einer „mittleren“ oder „hohen“ Wahr-scheinlichkeit zur weiteren Untersuchung an eine psychologische oder medizinische Fachstelle!
Bitte geben Sie eine Kopie des ausgefüllten Fragebo-gens an den Asylsuchenden mit dem Hinweis, dieses Dokument bei der Konsultation von Ärzten, Psychologen oder Behördenmitarbeiter/innen vorzulegen.
__________ __________Organisation Unterschrift(Stempel)
Datum:
Weitere Beobachtungen:
Eine gute Nachricht
Nicht alle Fluchtlinge, die traumatische Ereignisse erlebt haben,
entwickeln eine PTBS oder eine andere Traumafolgestorung.
Schutzfaktoren
soziale Unterstützung
Anerkennung als Opfer
Risikofaktoren
u.a. belastende Psycho-soziale Faktoren
Psychosoziale Belastungen im Exil
Verzogerungen im Asylverfahren
Angst vor Abschiebung
Fehlende Arbeitserlaubnis
Hürden in der Gesundheits- und Sozialversorgung
Sprachbarrieren
Diskriminierungserfahrungen
Bei Kindern:
Dolmetschen fur die Eltern
Veranderungen der Familienstrukturen
Umkehr traditioneller Rollen
Beispiel – Asylbürokratie
Eine niederländische Untersuchung (2004) :
Flüchtlinge, die seit 2 Jahren auf eine endgültige
Entscheidung warteten, ging es psychisch deutlich
schlechter als Flüchtlinge, die bislang weniger als ½ Jahr
ohne klare Bleibeverhältnisse in den Niederlanden lebten:
Schon lange wartende: 66 % Depression, Angststörung oder
PTBS
Gerade erst Angekommenen 42 %
Bemerkung
1.Ein Dilemma in der Therapie traumatisierter Flüchtlingen ist die Tatsache, dass
eine Genesung oder eine bedeutsame Besserung auch eine Abschiebung nach sich
ziehen kann.
2.Sekundärer Krankheitsgewinn
Behandlung – Psychotherapie ist unersetzbar
Eine Behandlung ist unerlasslich.
Unbehandelt verlaufen die Krankheiten haufig chronisch.
Psychotherapie ist die Behandlungsmethode 1. Wahl.
Techniken: Aufklarung, Information und Stabilisierung, ggf. Exposition
Eine rein medikamentose Behandlung reicht nicht aus
Psychotherapie mit Dolmetschern ist genauso wirksam wie
Psychotherapie, in der kein Dolmetscher benotigt wird
Funktionstuchtige soziale Unterstützung:
Storungen werden durch außere Umweltereignisse getriggert
Laienhelfer
Resilienzforderndes Training durch geschulte Laien
Hilfsorganisation CARE International ein 2004 jordanischen
Halbwuste
Resourcenextensive Narrativen Expositionstherapie (NET)
Uganda
Randomisierte, kontrollierte Studie an Opfern des Saddam-
Regimes (2014): psychiatrisch geschulte Laienhelfer können
einen wesentlichen Beitrag leisten.