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der indonesischen Erde - CORE— Die beiden Termini panday und kapandayan sind so weit verbreitet,...

Date post: 21-Jan-2020
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Wir Menschen der indonesischen Erde von Dr. h. c. RENWARD BRANDSTETTER Hon. M. R. A. S. Singapore M. Acad. Tananarivo M. S. L. Sorbonne — M. Amer. O. S. IV. Die indonesischen Termini der schönen Künste und der künstlerisch verklärten Lebensführung Mit einem Anhang von indogermanischen Parallelen ^ LUZERN Verlag der Buchhandlung E. Haag 1925
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Page 1: der indonesischen Erde - CORE— Die beiden Termini panday und kapandayan sind so weit verbreitet, dass wir sie GemeinlN nennen dürfen und dass wir befugt sind, sie dem UrlN zuzusprechen.

Wir Menschen der

indonesischen Erde von

Dr. h. c. RENWARD BRANDSTETTER

Hon. M. R. A. S. Singapore — M. Acad. Tananarivo — M. S. L. Sorbonne — M. Amer. O. S.

IV.

Die indonesischen Termini der schönen Künste und der künstlerisch

verklärten Lebensführung Mit einem Anhang von indogermanischen Parallelen

^

LUZERN Verlag der Buchhandlung E. Haag

1925

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Mitteilung der Verlagsbuchhandlung E. Haag zu den

Indonesischen Forschungen von Dr. h. c. E. Brandstetter.

Der Grossteil von B.s Schriften wird von der obengenannten Buchhandlung verlegt. Einige sind als Beilage zum Jahres­bericht der Luzerner Kantonsschule erschienen. Kleinere Beiträge sind in den Festschriften für Kern, Saussure und Wackernagel, sowie in „F. Sarasin, Versuch einer Anthropologie der Insel Celebes" enthalten. Ein Resümee aus allen Schriften, verfasst von G. Ferrand, Ministre plenipotentiaire, findet sich in dem von der Societe de Linguistique de Paris herausgegebenen Werk „Les langues du monde", Paris 1924. Eine Auswahl ist von C. 0. Blagden Hon. M. R. A. S. ins Englische übersetzt und von der Royal Asiatic Society herausgegeben worden, London 1916, unter dem Titel "An introduction to Indonesian linguistics". Diese Intro-duction wird an verschiedenen höheren Schulen Europas und Asiens als Lehrmittel verwendet. Die Monographie „Beziehungen des Malagasy zum Malayischen" ist von R. Baron ins Englische übertragen worden, Tananarivo 1894—1895. Eine spanische Uebersetzung der Schrift „Tagalen und Madagassen" hat Prof. P. L. Stangl geliefert, Manila 1908. Eine ausführliche Würdigung der Arbeitsweise B.s findet sich im Journal of the Burma research society, Rangoon 1917, verfasst von Shwe Zan Aung B. A. — Das Werk „Wir Menschen der Indonesischen Erde" wird aus acht oder neun Teilen bestehen, deren jeder ein in sich abge­schlossenes Ganzes bildet; es ist auch ein Registerband in Aus­sicht genommen. Dieses völkerpsychologische Werk ist zugleich ein etymologisches Lexikon der Indonesischen Wörter mit psy­chischem Gehalt. Das Register wird die Benutzung als Wörter­buch bequem machen.

Von B.s Veröffentlichungen auf andern Gebieten seien folgende hier in Erinnerung gebracht:

I. Musik und Gesang bei den Luzerner Osterspielen im 16. Jahrhundert.

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IL Eine Trilogie aus Rechtsleben und Volkspsychologie Alt-Luzerns zur Zeit der Sempacherschlacht 1386. (Der dritte Teil erscheint 1925 oder 1926.)

III. Die Hirse im Kanton Luzern von den Zeiten der Pfahl­bauer bis zur Gegenwart.

IV. Gschichtli und Gsätzli. — Würdigung derselben bei Otto von Greyerz „Die Mundartdichtung der deutschen Schweiz", S. 65.

Alle aufgeführten Schriften können bezogen werden durch die

Verlagsbuchhandlung E. Haag, Luzern, Kapellplatz 9.

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Inhalt. Einführung — Der Terminus Kunst — Die Termini der

Architektur, Skulptur, Malerei, Dichtung, Rhetorik, Musik — Die Termini in der Sphäre der künstlerisch verklärten Lebensführung (Edel-schöne Erscheinung und gesittetes Benehmen, Schmuck, Spiel, Spaziergang, Fest, Tanz). — Indogermanische Parallelen.

Einführung. 1. Das Werk „Wir Menschen der Indonesischen Erde" ist

eine Darstellung des Indonesischen Geisteslebens, in dem Ausmasse, als sich dieses in Sprache und Literatur offenbart. Bis jetzt sind drei Teile erschienen. Die beiden ersten schildern dieses Geistesleben in seinen allgemeinen Zügen, der dritte hat die intellektuellen Phänomene zum Gegenstand. Nun folgen zu­nächst Monographien, welche sich auf die ästhetische Sphäre be­ziehen. Sie leisten den Nachweis, dass der Engel der Schönheit mit seinen Schwingen auch die Menschen der Indonesischen Erde berührt hat. Zuerst behandle ich sprachvergleichend-etymologisch die wichtigsten Termini der schönen Künste und der künstlerisch verklärten Lebensführung; ein Anhang bringt Indogermanische Parallelen.— Etymologien haben nicht bloss sprachliches Interesse, es ist ihnen auch ein psychologischer Wert eigen. Schon die blosse sprachliche Tatsache, dass in Indonesischen Idiomen Dich­tung das „Reizvolle", Erzählung das „geregelte Ganze" ist, dass der gleiche Terminus sowohl „Melodie" als auch „gesittetes Be­nehmen" bedeutet usw., wirft ein Schlaglicht auf den ästhetischen Sinn der Indonesier. Die Parallelen des Anhangs zeigen, dass der Indonesier die Ausdrücke für ästhetische Begriffe auf die nämliche Weise prägt wie der Indogermane. Dieses ist ein neuer Beweis für die Wesens- und Wertgleichheit des Indonesischen und des Indogermanischen Volksgeistes. — Meine Abhandlung enthält keine Zitate, es ist noch nie etwas Beachtenswertes zu dem vorliegenden Gegenstand geäussert worden.

2. Transkription; e1 ist der indifferente Vokalklang; q die Explosiva der Stimmbänder; n1 der velare Nasal; c, j , na sind die Palatalen, in einigen Idiomen als mouillierte Dentalen gesprochen.

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In einigen wenigen Fällen steht die Ziffer 1 auch bei andern Buchstaben, um gewisse Nuancen der Aussprache zu bezeichnen.

3. Abkürzungen: Wz = Wurzel. GW = Grundwort. IN = In­donesien, Indonesisch. IdG = Indogermanisch. Bai. = Balinesisch. Bis. = Bisayisch. Bont. = Bontokisch. Bug.= Bugisch. Bus. = Busangisch. Day. — Dayakisch. Jav. = Javanisch. Ilok. — Ilo-kanisch. Mak. = Makassarisch. Mkb. = Minankabauisch. Mal. = Malayisch. Rott. = Rottinesisch. Sund. = Sundanesisch. Tag. = Tagalisch. Tont. = Tontemboanisch. — Künstl. = künstlerisch. Weitv. = weitverbreitet, in vielen IN Idiomen auftretend. An­derw. = anderweitig, in andern IN Idiomen auftretend.

Der Terminus Kunst. 4. Die IdG Termini t e c h n e , a r s , K u n s t dienen nicht bloss

zur Bezeichnung der freien, edlen Künste, sondern auch der handwerklichen Fertigkeiten. Genau so verhält es sich mit IN p a n d a y , k a p a n d a y a n . Das GW p a n d a y heisst sowohl Handwerker als Künstler, und die Weiterung k a p a n d a y a n bedeutet sowohl Handwerk als Kunst. In mehreren Sprachen wird p a n d a y adjektivisch verwendet, im Sinn von „geschickt, wohlgeübt in etwas". — Die Lautform p a n d a y ist als die ursprüngliche anzusehen; manche IN Idiome sagen p a n d e , das Tiruray hat f a n d a y , das Bug. p a n r e : All dies nach den Laut­gesetzen der betreffenden Sprachen. — Der Terminus p a n d a y ist also ein GW, so wie wir es in den Lexiken aufschlagen können. Es ist zweisilbig, wie die meisten IN GWer sind. Der Ausdruck „Grund"-Wort besagt nicht, dass es sich um letzte, unteilbare Gebilde handle. Und so zerlegt sich auch das GW p a n d a y in zwei Elemente: pan- und day . Das Element d a y ist die Wz. Diese Wz d a y für sich, in ihrer Einsilbigkeit, tritt in keiner Sprache auf, wohl aber erscheint sie verdoppelt oder mit gewissen Elementen legiert, die man GWer schaffende Formantien heisst. Allen Wörtern, welche die Wz d a y enthalten, ist das begriffliche Merkmal des Geraden, Geregelten, Stätigen, Dichtgefügten eigen. Daneben können sie Konkretes und Abstraktes, Dinge, Eigenschaften, Tätigkeiten bezeichnen. Solche1) Wörter mit der Wz d a y sind:

J) Ich gebe überall nur eine Auswahl.

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Bis. d a y d a y „in eine Reihe gestellt", Mal. s a d a y „aus­gestreckt liegen", Day. l u n d a y „sehr lange", Bikol. d a y a d a y

ohne Unterbrechung etwas tun" 1), Mal. b i d a y „dicht aneinander gehefteter Bambus für Gardinen", Pampanga t a n d a y a n „Web­stuhl"2). Es lässt sich also die Bedeutungsbasis vom IN p a n d a y , k a p a n d a y a n vergleichen mit der von Lat. a r s , a r t i s , denn dieses ist verwandt mit Altlnd. r x t a „gerade", r ' t u „bestimmte Folge", Jonisch a r t y s „Verbindung", Homerisch a r e r o t e s „die in dichten Reihen stehenden", Griechisch a r t i „gerade, soeben". Und auch Griech. p o i e i n , p o i e t e s , p o i e s i s lässt sich heran­ziehen, denn der Kern dieser Wörter ist lautgesetzlich identisch mit dem von Altlnd. c a y a t i „aneinanderreihen, schichten", KleinRussisch k o j i t y „anzetteln beim Weben". — Aus dieser Wz d a y ist nun vermittels des Formans pan- auch das GW p a n d a y gebildet. Dieses Formans pan- diente nicht bloss, in der Urzeit, dazu, um aus Wzn GWer zu bilden, wie in p a n d a y sondern in einigen Idiomen wird es heute noch, als lebendes Formans, verwendet, um fertige GWer zu Nomina Agentis weiterzubilden: Day. pan d a r ä „einer, der das Flechten gut versteht", vom GW d a r ä „das Geflecht"; das Verbum ist man-d a r ä . Oder Day. p a n j u r a n 1 „einer, der sorgfältig Nachlese hält", von j u r a n 1 GW für „Nachlese halten". Day. d o h o p „Hilfe", h a d o h o p „helfen", p a n d o h o p „hilfreich"; hier also adjektivische Funktion, gerade wie dies bei p a n d a y auch der Fall sein kann. Wie die Beispiele zeigen, bezeichnet das Formans pan- nicht bloss allgemein einen, der etwas tut, sondern es

*) Substantivische und adjektivische GWer können sehr oft ohne weiteres im Satzverband gesprochen werden. Verbale GWer bedürfen aber oft noch eines Verbalindikators, so heisst gerade in diesem Fall das Verbum nicht d a y a d a y , sondern n a d a y a -day. Die skrupulös exakte Übersetzung von d a y a d a y wäre also: GW für das Verbum „ohne Unterbrechung etwas tun". Zwecks einer flüssigen Stilisierung erlaube ich mir aber, mit dem blossen Infinitiv zu übersetzen.

2) Ich habe mir von den wichtigsten IN Sprachen Wurzel-Wörterbücher angelegt. Ohne dieses, allerdings von mir selber geschaffene, Hilfsmittel hätte ich mich nicht an das Werk „Wir Menschen der Indonesischen Erde" gewagt.

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besagt, dass er es geschickt, sorgfältig macht. Es ist also im Terminus p a n d a y sowohl durch die Wz als durch das Formans ein Faktor ausgesprochen, der zur künstlerischen Tätigkeit gehört: P a n d a y ist, wer Geregeltes schafft und mit Geschick und Sorg­falt daran arbeitet. — Vom GW p a n d a y gibt es nun eine Weiterung, vermittels des Präfixes k a - und des Suffixes -an, also: k a p a n d a y a n . Die Bedeutung ist, wie schon einleitend bemerkt wurde, „Kunst" oder „Handwerk". Mal. k a p a n d a y a n bedeutet auch „objet d'art", wie die INFranz. Lexikographie übersetzt. — Die beiden Termini p a n d a y und k a p a n d a y a n sind so weit verbreitet, dass wir sie GemeinlN nennen dürfen und dass wir befugt sind, sie dem UrlN zuzusprechen.

Die Termini der Baukunst. 5. Das Bauen, das Gebäude, der Baumeister, die Baukunst. Um

den Begriff „bauen" auszusprechen, dient einmal, in mehreren Idiomen, ein Wort, das allgemein „machen" bedeutet. Das Bus. sagt ebensogut n a q u m a q „ein Haus bauen", wie n a q a p u y „Feuer machen" und n a q lun 1 „eine Geschichte erzählen". — Oder es werden Sprossungen aus der Wz de J g „stehen, stellen" verwendet. Diese Wz delg, in ihrer Einsilbigkeit, lebt im Sund., aber nicht als Vollwort, sondern als Interjektion. Mit voller Re­duplikation tritt sie in AltJav. de1gde1g „stehen bleiben", mit partieller Doppelung in AltJav. d e ' d e ^ „Höhe" auf. Von Sund, n ' a d e ' g „stehen" sind nun weitergebildet n 1 ade 1 gkön „bauen", a d e ' g a n „Gebäude". — Oder „bauen" ist eine Verbali­sierun g des Terminus „Haus": Ibanag b a l a y „Haus", m a b b a l a y „bauen", mit Verdoppelung des b wie in m a b b a t o k „tätowieren" vom GW b a t ok. — Magindanao v a l a y „Haus", p a n d a y a v a l a y „Architekt"; p a n d a y siehe § 4; a ist verbindende Präpositions

— Howa m a r i k a „gezeichneter Plan"; die ursprüngliche Form ist m a r i k , an die nach den Howa Auslautgesetzen a als Stütz­vokal angetreten ist. Die Wz ist r ik , die auch in Karo m a r i k „graben" (steht im Wörterbuch S. 82), ferner in Karo c a r i k „tief eingeschnitten", c u r i k - c u r i k „handförmig eingeschnitten" auf­tritt. Howa t u m p u „Meister", t u m p u m a r i k a „Baumeister". Es ist eine Torheit, Howa m a r i k a mit Engl, m a r k in Verbindung

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bringen zu wollen. — Day. pan x un a) „bauen", p a n ^ n - p a n ^ n a n „Baukunst".

6. Das Haus. Am weitesten verbreitet ist in IN der Terminus b a l a y . In einigen Sprachen erscheint dafür b a l e , man vergleiche pan de neben p a n d a y § 4. Das GW b a l a y zerlegt sich in Formans b a - und Wz lay . Die Wz l a y bezeichnet ein Etwas, in welchem sich ein anderes Etwas befindet. Sie tritt auch auf in Bis. b i l a y - b i l a y „Verschlag", k a l a y „Kasten", Tag. s a l a y „Nest". Die Funktion, die Rolle des Formans ba - in b a l a y ver­mag ich nicht mit Sicherheit zu deuten, im Gegensatz zu Formans p a n - in p a n d a y § 4 ; ich kann sie in keine Regel oder Formel fassen. Gerade diese Formantien, welche aus den Wzn die GWer schaffen, setzen der Forschung grosse Schwierigkeiten entgegen ; man bedenke aber, dass auch die IdG Wissenschaft an ähnliche Schranken stösst, über die sie sich nicht hinüberschwingen kann. Wo ich nicht bis zur Formulierung einer Regel vordringen kann, gebe ich eine Parallele, die einigermassen als Ersatz für die Regel angesehen werden darf. Im Falle b a l a y = b a - f - l a . y sage ich also: Das Formans ba - von b a l a y kehrt auch wieder im Karo GW b a l u r „Furche", von der Wz lur , die auch in Atjeh a l u r „Rinne" und s e ' l u r a n „Wasserleitung" auftritt. Die Bedeutung von b a l a y ist in mehreren Sprachen „Haus des Menschen im allgemeinen"; im Mal. heisst b a l a y „Gemeindehaus", siehe § 7; wieder in andern Idiomen „Behausung der Menschen und der Tiere", auch „Nest" und „Spinngewebe". Oben wurde erwähnt, dass auch eine andere Sprossung aus der Wz l a y „Nest" be­zeichnet, nämlich Tag. s a l a y . — Ein anderer weitv. Terminus für „Haus" ist r u m a h , in mehreren Idiomen um ah oder auch uma, u m a q gesprochen, mit Verstummen des r nach dem RGH-Gesetz. Die Wz ist mah, die in AltJav. t e ^ a h „werden" wieder­kehrt. Wem die Verkoppelung der beiden Begriffe „Haus" und „werden" kühn erscheint, den verweise ich auf die IdG Parallele § 38; was in der Indogermanistik; Rechtens ist, muss auch der IN Forschung zugebilligt werden. Ein Schritt vom Abstrakten ins

J) p a n ' u n heisst, skrupulös wörtlich übersetzt, „das Aufge­bautsein". Ich erlaube mir, der lesbareren Stilisierung wegen, mit dem Infinitiv zu übersetzen; und so verfahre ich auch in andern ähnlichen Fällen.

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Konkrete hinein besteht übrigens auch schon darin, dass NeuJav. t e J m a h auch die Bedeutung von „fest, solid" hat, siehe auch hiefür die IdG Parallele § 38. Das Formans von r u m a h ist also ru- ; es tritt auch auf in Karo r u d a n 1 „Blume", von der Wz dan1 , die sich ergibt durch Vergleich von r u d a n 1 mit Karo e ' r d a n 1

„pflanzen", kondan1 „Spross". Bedeutung von rumah: In mehreren Idiomen „Haus im allgemeinen"; Mentaway uma „Gemeindehaus"; Tettum uma „Haus", um an „Nest", ein Bildungstypus wieTettum we „Wasser", wen „Flüssigkeit". Gayo um ah „Haus", l e 1 l a w a h „Spinne", ni „Genitivzeichen": umah n i l eMawah „Spinngewebe". Mit den hier vorgeführten Bedeutungsentfaltungen vergleiche man die von b a l a y . — Ein einzelnstehender Terminus für Haus ist Bikol ha ron 1 , versippt mit Karo k a r u n 1 „Sack", b a r u n 1 „Kral", Mal. b a r u n ' - b a r u n 1 „Hütte". Die Wz run 1 oder ron 1 lebt, in Verdoppelung, in Sund. r un 1 run 1 „bei jemand wohnen". Das Formans ha - von h a r o n 1 wie in Bikol h a p o s „Bündel", von der Wz pus oder pos , die auch in AltJav. p u p u s , a p u s , r i m p u s wiederkehrt, die alle „binden" bedeuten. — Howa t r a n u „Haus" ist kongruent mit Bis. d a n 1 a u - d a n 1 a u „Spinngewebe". Der Howa Silbenanlaut t r in t r a n u für anderw. d wie in t r a t r a , , Brust" neben GemeinlN d a d a ; der Ausgang -nu in t r a n u neben-n1 au in Bis. d a n ' a u wie in v a n u „Reiher" neben GemeinlN b a n 1 a u . Es ist d a n x a u versippt mit Tag. p a n ' a u „Pfähle einschlagen". Die Grundbedeutung ist „Haus des Menschen", worauf schon die Versippung mit p a n ' a u hinweist. Die Bedeutung „Spinnen­haus, Spinngewebe" ist übertragen; die Verdoppelung — nämlich die des GWes, nicht die der Wz — indiziert oft eine Übertragung. — Endlich bedeutet Toba b a g a s „drinnen" und „Haus". Ebenso ist GemeinlN d a l e ' m „drinnen" oder „tief" im Jav. ein Terminus für „Haus", gehört aber ausschliesslich dem hohen Stile an.

7. Das Gemeindehaus. Das oft reich verzierte Gemeindehaus, das zu Festversammlungen, Gerichtssitzungen, zur Beherbergung von Fremden dient, heisst in manchen Idiomen b a l a y , in andern r u m a h , wieder in andern l o b o . B a l a y und r u m a h sind in vielen Idiomen Benennungen für das gewöhnliche Haus, siehe § 6, l o b o ist § 12 behandelt.

8. Die Herrscherwohnung. Ein ziemlich verbreiteter Terminus ist k a r a t o n , eine Weiterung aus dem GW r a t u , r a t o „Herrscher". — In § 6 haben wir gesehen, dass der Begriff

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„drinnen" zum Begriff „Haus" führen kann; in mehreren Idiomen ist er zum Begriff „Herrscherwohnung" geworden. Mal. da lam „tief, Tiefe, in, im Innern", und „Herrscherwohnung". Tag. d a l a m , das die IN-Spanische Lexikographie mit „casa de mucha gente" wiedergibt, ist Lehnwort aus dem Mal., nicht urverwandt, denn dem GemeinlN und UrlN d a l e ' m , Mal. d a l a m entspricht im Tag. lautgesetzlich l a l i m „Tiefe". — Ein aus der Wz si gebildetes weitverbreitetes IN GW is i oder a s i bedeutet „In­halt"; Howa a s i a n a ist „Gefäss",und Bimanesisch as i „Palast". Im gleichen Bimanesischen bedeutet d ^ i „tief, innen", dou-„Mensch"; und dou m a ^ e i „Mensch innen seiend" ist „Höfling".— Niasisch go 1do „Herrscherwohnung" i>t nach den Lautgesetzen des Nias identisch mit dem in andern Idiomen auftretenden Terminus ge 1 dun 1 , ge 1 don 1 „grosses Haus"; siehe auch Bai. ge 1d 1on 1 „Tempelchen" § 9.

9. Der Tempel. Der Tempel ist einmal die Wohnung der Ueberirdischen: Bai. k a y a n ' a n „Tempel", Weiterbildung des weitverb.Terminus h y a n 1 oder y a n 1 „Gottheit". — Neben diesem durch Ableitung gewonnenen Terminus steht im Bai. mit gleicher Bedeutung die genitivische Formel j e ^ o n d e w a ; j e ' r o „Haus", ein Ausdruck des höhern Stiles, n „Zeichen" des Genitivs", dewa „Gott", Lehnwort aus dem Altlnd. — AltJav. k a b u y u t a n „Tempel" ist wörtlich „Ort der Vorfahren". Die Wz y u t bildet Verwandtschaftsnamen in auf- und absteigender Linie: AltJav. b u y u t „Vorfahren", w u y u t „Enkel", y u y u t „Urenkel". — Andere Termini charakterisieren den Tempel als Ort des Opferns. Bai. p e ' n 2 u n 1 s u n 1 a n „Tempel für Opferfeste". Die einfache Wz sun1 lebt im AltJav. in der Bedeutung „geben"; die Ver­doppelung s u n ' s u n 1 tritt in mehreren Sprachen auf, ohne Aenderung der Bedeutung; in Bai. pe 1n 2un 1 s u n ' a n ist nach dem Präfix der Nasal für den stimmlosen Laut eingetreten, n2

für s, nach einem GemeinlN Laut- und Bildungsgesetz. — Mal. g e ' d u n 1 „grosses Haus" erscheint im Bai. als g e ' d ' o n 1 „Tempel­chen". — Im Toba ist j o r o ni o n a n „Opferhäuschen auf dem Marktplatz"; j o r o ist nach dem Pe^eHgesetz kongruent mit obigem Bai. j e 1 ™; ni „Genitivpartikel", neben obigem n in j e ' r o n d e w a ; onan„ Marktplatz". — Mak. s a u k a n 1 „Tem­pelchen", weitergebildet aus dem GW s a u k , das im Day. eine Art Korb, im Sund, eine Art Gefäss bedeutet. Aehnliche Bedeutungsentfaltungen siehe bei b a l a y und h a r u n 1 § 6.

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10. Der Turm, die Kuppel. AltJav. p a n 1 g u n l „Turm, Kuppel"; Bai. p a n ' g u n 1 „idem"; Bai. p a n ' g u n ' a n „Belvedere". Formans p a n 1 -+- Wz gun1 . Diese Wz lebt in ihrer einsilbigen Form im AltJav. als gun 1 „Grösse"; in Verdoppelung erscheint sie in Sund, g u n ' g u n 1 „Lobeserhebung", die Verdoppelung gibt oft die Uebertragung, besonders auch die Wendung zum Abstrakten an; mit partieller Verdoppelung: Karo g u g u n 1 „Ehrenplatz im Hause". Das Formans pan1- in pan 1 gun 1 wie in Mal. p a n x k a t „Estrade", aus einer Wz k a t , die auch in weitv. a n ' k a t „erheben', Karo t i n J k a t „Etage" auftritt. Das hier vorhegende Formans p -f a + Nasal ist von dem homophonen Formans in p a n d a y § 4 semasiologisch zu trennen. Ebenso hat Wz gun 1 von p a ^ g u n 1

mit der Wz gun 1 des § 30, welche Termini für „Schallbecken" liefert, vom zufälligen Gleichklang abgesehen, nichts zu tun. In einer frühern Schrift habe ich gezeigt, dass Homophonie von Wzn mit völlig verschiedener, unvereinbarer Bedeutung eine häufige Erscheinung im IN ist.

11. Der Pfeiler, die Säule. Im Bisherigen habe ich Bauten in ihrer Ganzheit behandelt; Bauten, an denen sich der künstlerische Trieb betätigen kann. Diejenigen Gebilde, wo sich in der Regel bloss die Technik auswirkt, z. B. die Scheune, habe ich beiseite gelassen. Nun gibt es auch Bauteile, bei denen sich der ästhetische Sinn ganz besonders offenbaren kann; von diesen bespreche ich die Säule. — Die Termini für Pfeiler, Säule erwachsen meist aus einer Basis mit der Bedeutung von „stehen, sich erheben, aufstellen". Es sind die gleichen Basen, die auch die Termini für „Gebäude" liefern, siehe § 5. Sprossungen aus der Wz de 'g : Sund, a d e 1 g „Pfeiler, Säule", Bai. h a d e ' g a n „Pfeiler", Howa a n d r i „Pfahl, Pfeiler, Säule". Howa a n d r i ist mit Sund, a n d e ' g „stehen bleiben" lautlich kongruent: Der Inlaut n - j - d -f- r wie in t a n d r a „Muttermal" neben GemeinlN t a n da „Zeichen"; i für e1 in der unbetonten Schlussilbe nach dem Pe^eHgesetz; das auslautende g nach dem Howa Auslautgesetz gefallen. — Karo b i n a n 1 u n „Hauspfahl", zu weitv. b a n 1 un „stehen, stellen". B i n a n ' u n ist ein Bildungstypus wie t i n a r u h „Ei", zu weitv. t a r u h „legen". Das Infix - in- ist ein weitv. lebendes Formans, meist mit passiver Funktion. Das § 5 vorgeführte Day. GW p a n ' u n ist mit dem eben erwähnten b a n J u n lautlich nicht kongruent, für anderw, b erscheint im Day. nie p, es liegen also in b a n ' u n

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und in p a n ' u n verschiedene Präfixe vor. — Auf einer ändern Bedeutungsbasis beruht Howa t u h a n a „Pfeiler". Dieser Terminus ist nach den Howa Lautgesetzen kongruent mit Day. tukan 1

„einen Stock zur Stütze unter etwas anbringen". Die gleiche Wz kan 1 liegt auch vor in Howa f a h a n a „stützen" aus ursprünglichem pakan1 , mit gleicher Behandlung der zweiten Worthälfte wie in t u h a n a aus tukan 1 .

12. Die Ortschaft, das Dorf, die Stadt. Ein weitverbreiteter Terminus ist kampun 1 , kampon 1 . Struktur: Formans k -\- a -J- Nasal und Wz pun1. Die Wz pun 1 lebt, verdoppelt, in Sund. p u n ' p u n 1 „in Menge kommen" und in Bis. pon1pon1 „Bündel". Durch Wiederholung des Wurzelvokals am Wortende ist Ilok. pon 'o „Bündel" entstanden, also ein Bildungstypus wie bei weitv. ku tu „Laus" zu Tontb. kuqku t „abbeissen", entstanden aus k u t k u t nach den Tontb. Iniautgesetzen. Formans kam- von k a m p o n 1 wie in Mal. k a m p i t „ein Sack, gefüllt und zugenäht", gebildet aus der Wz p i t , die auch in Karo p i t p i t „zugekniffen", s a m p i t „voll" erscheint. Zwischen dem Begriff p u n 1 p u n 1

„binden" und dem Begriff k a m p u n 1 „Ortschaft" vermittelt Day. p a p u m p o n 1 „zusammenstehen", auch von Häusern gesagt. — I l i „Ortschaft", ein Bont. Terminus, identisch mit Niasisch h i l i „Berg", Bis. i l i „Refugium auf einem Berg", Bikol i l i „in Sicher­heit bringen". Analoge Bedeutungsentfaltung bei Howa v u h i t r a „Berg" und „Ortschaft". — AltJav. l e ^ u h „Strasse, Turnier­platz, verlassener Ort"; Jav. l e ^ u h „wüster Platz", Mal. le 1 buh „breite Strasse mit Kaufläden"; Toba l obu „umwallter Platz? Stall"; Bareqe l o b o „Gemeindehaus"; Day. l e w u „Dorf". Alle diese Lautgebilde sind mit einander kongruent, nach dem P e ^ e k -gesetz und nach den Auslautgesetzen; sie gehen zurück auf eine Urform l e ^ u h . Weiteres konnte ich zum Terminus l e 1 b u h nicht ermitteln, die grossen Distanzen in der Bedeutungsent­wicklung machen es mir unmöglich, den Angriffspunkt zu finden.

Die Termini der Bildhauerei. 13. Die Plastik. In IN ist die Kunst des Schneidens in Holz

und Metall reich entfaltet, weniger die des Schaffens von Statuen. So gibt es in allen Idiomen einwortige Termini für Graveur, Holzschnitzer und für die Tätigkeit dieser Künstler. Mal. pe 1-

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n J uk i r „Graveur" vom GW u k i r ; Howa f i suki rana „Gravier­kunst" vom GW s u k i t r a „gravieren". Howa s u k i t r a ist lautlich kongruent mit Mal. s u i ^ k i t „mit einem spitzen Gegen­stand ein Loch machen"; Inlautendes anderw. n1 -f- k erscheint im Howa als k, wie auch Howa a k a t r a „sich erheben" neben weitv. a n x k a t zeigt; der Ausgang - t ra für -t nach den Auslaut­gesetzen, wie gerade diese beiden Wörter s u k i t r a und a k a t r a dartun. Tritt aber an den Ausgang - t ra ein Suffix, so wi rd- t ra entweder zu t oder zu r, daher obiges f i s u k i r a n a . — Die Ter­mini für Bildner von Statuen oder für Plastiker, Plastik im all­gemeinen werden dagegen umschrieben: Mal. p a h a t „Meissel", p e ^ a h a t „einer, der meisselt", p a t u n 1 „Statue", p e ' m a h a t p a t u n 1 „Bildhauer". In p e ^ a h a t steht m für p nach dem Gesetz des § 9.

14. Die Gravierung. Der am meisten verbreitete Terminus ist uk i r . Struktur: Formans u und Wz k i r . Die Wz k i r lebt, in voller Verdoppelung, im Karo als k i r k i r „stochern", mit partieller in weitv. k i k i r „Feile", mit einem Formans legiert, in Karo ban 1 k i r „halbabgerissen". Diese drei GWer kirkir , k ikir , b a n x k i r haben, im Gegensatz zu u k i r , eine nichtkünstl. Be­deutung. Das Formans u- von u k i r wie in u b a r § 19. Das GW u k i r bedeutet im Day. „ausgeschnitzte Figur", im Jav. auch „das Graviert werden". Im Mal. ist me 1n 1ukir „gravieren", uk i r an „Gravüre", p e ' n ' u k i r „Graveur". — Sprossungen aus der Wz-gruppe tak , t ik , tuk , tun1 . Diese lautlichen Gebilde sind in-terjektionelle Klangwörter, die ein Ticken, Stechen, Stossen, Niederfallen wiedergeben. Day. tak! , Klanginterjektion für Tik-ken neben sanfterm t i k ! und kräftigerem tan 1 , Mentaway t u k ! für Stossen, Gayo tun1! für Fallen. Jav. tMk! — mit zerebraler Aussprache des Anlautes — spricht ein helleres Ticken, t J uk! ein dumpferes Schlagen aus, ^ u n 1 ! ahmt den Ton des Reis­stampfens nach. — Wir haben also einmal Sprossungen aus der Wz t ak . Mit nichtkünstl. Bedeutung: Atjeh t a q „hauen"; im Atjeh, wie auch in andern Idiomen, wird auslautendes k zu q. Mal. re 1 t a q „Riss, Sprung". Gayo g e ^ e ' t a k „abhauen". Künstl. gewendet: Mak. g a r a t t a q „ziselieren", lautlich kongruent mit Gayo g e ^ e ' t a k nach dem Pe'pe^-Gesetz. — Sprossungen aus der Wz t ik . Erstens, mit nichtkünstl. Bedeutung: Magindanao t ik „Punkt", Toba t i k t i k „klopfen", Karo r i n t i k „tröpfeln",

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Mal. b i n t i k „Fleck, Sommersprosse". Zweitens, künstl. gewendet: Day. b i n t i k „Zeichnung, Bild", Tag. b a t i k „Tätowierung". — Sprossungen aus der Wz tuk. Erstens, mit nichtkünstl. Bedeutung: Jav. t u k „von Vögeln gepickte Löcher", Toba t u k t u k „Specht, Schnabel", AltJav. p a t u k „Haue, Schnabel". Zweitens, künstl. gewendet: Day. p a n t o k „auf Ringen eingegrabene Figur", Ibanag b a t o k GW für „tätowieren". — Sprossungen aus der Wz tun 1 . Erstens, mit nichtkünstl. Bedeutung: AltJav. t un 1 t un 1

„Punkt, Spitze", Karo t e ^ u n ' t u n 1 „Picke". Zweitens, künstl. gewendet: Gayo p a t u n 1 „Bild, auch auf Münzen". — Eine fernere Wzgruppe, die Termini für „gravieren" liefert, ist r i t , r a t . Es sind dies ebenfalls interjektionelle Klangwörter, wie die obigen t a k etc., und leben als solche z. B. im Day. In einigen Idiomen werden sie mit dem Präfix g e1- erweitert, und so resultiert z. B. Mal. g e ' r a t , Klangwort für den Ton der Feile, g e ^ i t , Klang­wort für kratzende Töne. — Sprossungen aus der Wz r i t . Erstens, mit nichtkünstl. Bedeutung: Toba gor i t oder g u r i t ,,Kritz, Strich", Day. d a r i t „Strich, Linie", Mal. r i r i t „Reihe". Zweitens, künstl. gewendet: AltJav. g u r i t „gravieren". Das Formans gu- in g u r i t wie im Karo g u d a m „Keule" neben e ' n d a m „nach etwas schlagen". Die Sprossungen aus der Wz r a t siehe im § 20.

15. Die durchbrochene Arbeit. In mehreren Idiomen, so im Mkb. erscheint dafür der Terminus t a r a w a n 1 ; das Day. sagt, mit anderm Präfix, k a r a w a n 1 . Die Wz lebt, in Verdoppelung, in AltJav. w a n ' w a n 1 „erscheinen, sich zeigen". Weitv. ist die nichtkünstl. Sprossung g a w a n 1 „Zwischenraum, Loch, Fenster­öffnung". Zwischen der nichtkünstl. und der künstl. Bedeutung vermittelt Day. b a k a r a w a n 1 „voll Löcher", von Kleidern ge­sagt, und „mit durchbrochener Arbeit verziert". Das Formans tar- von t a r a w a n 1 lebt in mehreren Idiomen zur Bezeichnung des Passivs. — Ein zweiter Terminus ist Mal. t e x t a s „durch­brochen" im nichtkünstl. Sinn und „ä jour bearbeitet" Die Wz t a s lebt als Schall wort in mehreren Idiomen. Das Formans te1-in t e l t a s wie in Mal. t e 1 b u q „durchschlagen", neben Karo r e ' m b u k „durchlochen", k e 4 b u k „hohl".

16. Die Statue. Ein ziemlich verbreiteter Terminus für Statue ist pa tun 1 . Mal. p a t u n 1 „Bild von Holz oder Stein, Götterbild, auch Bild von Tieren". Die Wz tun 1 ist S 14 behandelt. Das

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Formans pa- mit passiver Bedeutung wie in Mal. p a r i t „künst­lich gemachter Graben" zu Wz r i t , siehe §14. Das Day. hat h a m p a t o n 1 „hölzerne oder irdene Figur von Menschen, Tieren". Die Weiterung ham- wie in h a n t i m o n „Gurke" neben weitv. t i m o n . In vielen Idiomen ist der Terminus für Statue eine Verdoppelung oder Weiterbildung des Wortes „Mensch": Mak. t a u „Mensch", t a u t a u „Bild", nicht nur von Menschen. Bont. t a k u „Mensch", t i n a k t a k u „ein Bild, geschnitzt oder gezeichnet, gewöhnlich von einem Menschen". Tontb. tow „Mensch" t o i t o w „Bild, Schatten, Kerb auf Holz als Zeichen". In der Bedeutung „Kerb" ist der ursprüngliche Sinn ganz verflüchtigt. T o i t o w aus tow ist ein dem Tontb. eigener Doppelungstypus, der auch in l a i l a q b „Resten von Brand" neben e ' l a q b „Fackel" wiederkehrt.

17. Die Maske. Bai. t a p e H „Maske", AltJav. t a p e x l „Maske, Bild", p a t a p e l l a n „Maskenspiel". NeuJav. t a p e U „Was aus Ton oder Wachs getrieben ist". Wz pe J l , die, in nichtkünstl. Bedeutung, wiederkehrt in AltJav. k e ^ e ' l „kleben", d ' e ' m p e ' l „dicht auf einander", t u m a p e ' l „sich anplacken". Formans ta-in t a p e U wie in AltJav. t a w i n 1 „Gardine" neben AltJav. a w i n 1 „decken".

Die Termini der Malerei. 18. Das Malen, der Maler, die Malkunst. Bikol b a t o k , GW

für „malen"; das Verbum ist n a b a t o k , das Nomen agentis „Maler" p a r a b a t o k . Howa l u k u „Farbe"; m a n d u k u „malen", aus man-) - l u k u mit Assimilation desl zu d; f a n d u k u a n a „Mal­kunst". Jav. s u n 1 g i n 1 GW ausschliesslich für „künstlerisch malen", pan 2 un 1 gin 1 „Malerei". Der Nasal n2 für das stimm­lose s nach dem Gesetz des § 9. Mal. t u k a n 1 „Meister", g a m b a r „Gemälde", t u k a n 1 g a m b a r „Maler".

19. Das Gemälde. Die Termini für gemaltes Bild, Gemälde entstehen einmal aus den Wzn t ik , tuk , etc., die wir § 14 kennen gelernt haben, als Basis für Ausdrücke des Gravierens. Das begriffliche Hinüberwandern aus der Sphäre des Gravierens in die des Malens ist leicht verständlich, das Tätowieren verbindet die beiden Gebiete. Pampanga b a t i k ist ,.tätowieren", Tag. b a t i k „tätowieren" und „Wände oder Leinwand bemalen". Day. b i n t i k „Bild, Figur auf Zeug". Tontb. p a t i c a n „Zeichnung

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auf einem Schmetterling", also ein Kunstwerk aus der Hand der Natur; die Palatalisierung des k zu c ist durch das vorausgehende i bewirkt. Bikol b a t o k GW für „Malerei auf Leinwand, Holz, Papier". — Ein fernerer weitv. Terminus ist t u l i s . Struktur: Formans tu + Wz l is . Die Wz findet sich, verdoppelt, in Bis. l i s l i s „die Haut wegkratzen", Karo l i s l i s „ein wenig abkratzen, spitz zufeilen"; mit Formantien legiert, in Toba a u s „mit dem Messer glattschnitzen", Tag. t u l i s „Spitze". Gerade wie t ik , t u k etc. ist also auch l i s eine Wz, geeignet, um Sprossungen für die Sphäre der Plastik zu schaffen, allein diejenige Ableitung, die künstl. gewendet ist, nämlich t u l i s , wird fast nur auf dem Gebiet des Malens — und der verwandten Künste des Zeichnens und Schreibens — verwendet. AltJav. t u l i s „Malerei, Bemalung, Bild, Schrift, Brief". Mal. t u l i s , GW für „malen, zeichnen, schreiben"; das Verbum lautet m e h i u l i s , mit n für t nach der Regel des § 9. Toba t u l i s „Streifen auf Fellen", also ein Kunst­werk aus der Hand der Natur. Das Formans t u von t u l i s wie in AltJav. t u w u h „Wachstum, Leib", neben w u w u h „zunehmen".

— Aus einer begrifflich ganz anders gearteten Basis, nämlich aus der von „Glanz, Farbe" ist das weitverbreitete g a m b a r „Gemälde" erwachsen. Die Wz b a r tritt auch auf in AltJav. u h a r „rotfärben", a b a r „flimmern". Das Formans g + a + N a s a l in g a m b a r wie in AltJav. g a n t i n 1 „Ohrgehänge" neben AltJav. t a t i n 1 „herunterhangen", Bug. k a t i n t i n 1 „Ohrgehänge". — Das GemeinlN GW s a p u , das bald „wegfegen", bald „auf­schmieren", bald „anstreichen" bedeutet, wird in einigen Idiomen auch für „künstlerisch malen" verwendet.

20. Die Schrift. Wir dürfen auch die Termini der Schrift heranziehen, denn künstlerische Formierungen der Schriftzeichen kennt auch IN. Das IN Schreiben ist bald ein Gravieren, bald ein Malen, bald beides zusammen. Daher begreift es sich, dass Wzn und GWer, die wir in § 14—19 kennen gelernt, in der Sphäre der Schreibekunst wiederkehren. — Eine Sprossung aus der Wz k i r : Bug. u k i q „gravieren" und „schreiben"; -q für -r nach den Bug. Auslautsgesetzen, in u k i r i „ein Blatt beschreiben" ist r, in gedeckter Stellung, erhalten geblieben. — Aus der Wz t i k : Day. b i n t i k „Schrift", neben „Bild" und „Zeichnung"; Tag. t i t i k „Schrift". — Aus der Wz r a t : s u r a t , weitverbreiteter Terminus für „Schrift, Schriftstück, Brief, Buch". Das Formans

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su in s u r a t wie in AltJav. s u d u k „Kris" neben duk „stossen", d u k d u k „Stosslanze", p a ^ d u k „Waffe zum treffen". Nicht­künstl. Sprossungen aus der Wz r a t : Jav. s e x r a t „Faser, Äderchen", Jav. s u r a t „feiner Streifen", GemeinlN u r a t „Ader". .—Eine Sprossung aus der Wz r i t : Toba g u r i t „Kritz", m a n ^ u r i t „schreiben". — Eine Sprossung aus der Wz l i s : Sund, tu l i s , ausschliesslich GW für „schreiben, Schrift".

21. Das Muster, das Motiv, das Ornament. Es ist der Begriff „Blume", seltener der Begriff „Auge", welcher, übertragen, den Terminus „Muster, Motiv" bildet. Karo r u d a n 1 „Blume", rudan1-r u d a n 1 „Verzierungsmotiv". Mal. b u n ' a „Blume", bun1a-bun'a „Figuren, auch von Tieren"; nicht verdoppeltes b u n ' a auch „Ornament", z. B. an einer Bettstelle. Gayo b u n ' ö „Blume, Figur, Ornament" auf Kleidern, Gürteln, Holzwerk. Bug. b u n ' a .„Blume, Figur im Gewebe, nicht nur von Blumen". Day. k a m b a n 1 „Blume", „Figur auf Zeug, Tassen". — Mal. m a t a „Auge", m a t a k a i n „Vierecke oder Blumen oder andere Figu­ren auf dem Gewebe"; k a i n „Gewebe". Die Beispiele zeigen, •dass bei der Uebertragung Verdopplung des GWes eintreten •oder auch unterbleiben kann.

Die Termini der Dichtkunst. 22. Das Dichten, der Dichter, die Dichtung. Ein weitv. Termi­

nus ist k a r a n 1 . Im Day. bedeutet k a r a n 1 , skrupulös wörtlich übersetzt, „das Verfasstsein", und wird von Erzählungen, Gedichten, Rätseln gesagt. Das Verbum ist m a n ' a r a n " mit n1 für k nach •der Regel des § 9. Jav. p a n ' a r a n 1 „Autor". Sund, k a r a n 1 an „Dichtung". Mak. n ' a r a n 1 „verfassen", Poesie oder Prosa; p a k a r a n 1 s i n r i l i q „Dichtkunst"; s i n r i l i q bedeutet ein grös­seres Gedicht. Für k a r a n 1 habe ich keine Etymologie gefunden, die mich absolut befriedigt. Am ehesten möchte ich noch an Ilok. pa ran 1 , p a r a n ' a r a n 1 anknüpfen, GWer für „sprechen vor jemandem, veröffentlichen, notorisch machen" u. ä. Allein es macht mir Bedenken, dass k a r a n 1 in allen Idiomen ausschliesslich auf das Verfassen, nirgends auf das Veröffentlichen des Verfassten geht. — Mehrere Termini spriessen aus Basen, die „binden, zusammen­fügen, heften" bedeuten. Wz k e H : Karo l e ' k e H „sich anheften", AltJav. r a k e ' t „ankleben", i k e ' t „binden" und „dichten". Das

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Formans i- wie in AltJav. i b e ' k „voll" neben be 1 k „voll", ke 1 be 1 k „gefüllt". — Wz p i t : Karo k e ' p i t „Bündel", s e ' p i t „gut gefügt", AltJav. r u p i t „eng"; AltJav. g u p i t „Gedicht". Das Formans gu- wie in g u r i t § 14. — Wz g i t : Mal. a n J g i t „heften", s u n ' g i t „Figuren einweben"; Jav. a n x g i t „Aufsatz, Gedicht", Sund. n 1 a n ' g i t „im Versmass schreiben". — Wieder andere Termini entspringen einer WzGruppe dan1 , din1, dun1, die ursprünglich in der Sphäre des Gesanges heimisch ist, siehe § 29. Wir haben es also hier wieder mit Begriffswanderungen zu tun wie bei den Wzn t ik , t u k etc. des § 19. Day. d i n d a n 1

ausschliesslich „Gedicht", Bai. p a ^ g e ' n d 1 in1 „Dichter", AltJav. k i d u n 1 „Gedicht". Aus der Sphäre der Musik stammt Sund. t e ' m b a n 1 „Gedicht" siehe § 31. — Psychologisch interessant ist AltJav. k a l a n ' w a n „Gedicht", nach den Sandbigesetzen dieser Sprache aus k a l a n 1 ö a n entstanden. AltJav. Wz. ^ö; davon AltJav. a n ' ö „zur Besinnung kommen"; m a n ' ö „in schwere Gedanken versunken sein, dichten", auch „Weiser, Dichter"; l an J ö „Reiz, schöner Ort, schöne Verse"; k a l a n ' w a n „Dichtung".

23. Das Versmass, der Vers, der Beim. Die Termini für Vers­mass sind die gleichen, die auch Melodie bedeuten, also Jav. t e ' m b a n 1 , Bai. p u h oder p u p u h , Sund, d a n 1 din1 , siehe das alles § 31. — Der Vers: Tag. t a y o t a y zu Bikol t a y t a y „Was in Regel und Ordnung gesetzt ist, eines nach dem andern". Der eigenartige Tag. Bildungstypus t a y -)- o - j - t a y wie bei b a y o b a y „hangen" neben Mal. u m b a y „lose herunterhangen", Sund, a m b a y „herunterhangen". Rott. b i n i „Gedicht" b i n i a n a k „Vers"; a n a k „Kind, klein". — Der Reim: Toba t a l i „Schnur" und „Reim". Toba s a p i „Reim", kongruent mit Karo s a p i h „gegenseitig, beide" und versippt mit Tontb. k a r a p i „Kamerad".

24. Die einzelnen Arten der Dichtung. Bug. t o l o „epische Dichtung" kann zu Tag. t o l a „Poesie" gehören, nur ist das Auslautsverhältnis unverständlich, da sonst in allen Fällen Tag. a im Bug. auch a entspricht. Bug. e l o n 1 „lyrische Dichtung". Mal. p a n t u n „kleinere lyrische Dichtung" siehe § 25. Mak. s i n r i l i q „grössere epische oder lyrische Dichtung". Die Ur­form von s i n r i l i q ist s i n d i r , gerade wie Mak. k u n r u l u q „Kürbis" neben weitv. k u n d u r steht. Im Day. bedeutet s ind i r „Spott". Die Bedeutungen gehen also weit auseinander, aber

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Toba s i n d i r „singend Anspielungen machen" enthält eine Ver­mittlung; siehe noch die IdG Parallele § 38. Jav. w a y a n 1

„Schatten, Schattenspiel", w a y a n 1 -won1 Drama (mit Menschen, won1 „Mensch"). Karo d i d u n ' - d i d u n 1 „Wiegenlied" von der Wz dun 1 siehe § 29. Toba an dun 1 „Totenklage" von der gleichen Wz. Karo b i l a n ' - b i l a n 1 „Minneklage" zu b i l a n 1 „Anrufung der Götter" § 28; die Verdoppelung drückt hier eine Uebertra-gung und zugleich eine Abschwächung aus. Toba e n d e g a s g a s „Scherzlied"; e n d e „Lied"; Wz g a s , in Karo g a s g a s „böse" oder „necklustig", AltJav. a n ' g a s „herausfordern". Bug. oson 1

„Kriegslied", zu Karo sun ' sun 1 GW für „anspornen"; die meisten Bug. Kriegslieder sind Aufforderungen zur Tapferkeit.

25. Die Erzählung. Die Erzählung ist quantitativ weitaus der wichtigste Bestandteil der IN Literatur, darum ist es gerecht­fertigt, dass ich ihr einen besondern Abschnitt einräume. Eine schlichte Herkunft hat der Mentaway Terminus n ' u n ' u a t „Er­zählung", von n ' u n ' u „Mund". — Tontb. k u k u a „Erzählung" ist abgeleitet von dem weitv. GW k u a „sagen, erzählen". — Day. s a n s a n a „Erzählung", besonders „Göttererzählung", (steht im Wörterbuch S. 502) kommt von der Wz san, die auch in Mal. p e x s a n „Auftrag, Befehl, Botschaft" erscheint. Das von san abgeleitete Day. Verbum s u m a n heisst nicht nur „erzählen", sondern auch „Befehle verkünden", was an die Mal. Bedeutung erinnert. — Mehrere IN Termini für Erzählung beruhen auf der Anschauung, dass sie ein geregeltes Ganzes sei. Die hier in Frage kommenden Wzn sind t u r , t un , rot . Aus der W z t u r : Mal. a t u r „der Ordnung gemäss", Karo b a t u r „Reihe"; künstl. gewendet: AltJav. t u m u r „geregelt erzählen", Day. t u t u r „erzählen". Der Bildungstypus t u m u r mit Infix -um- wie bei obigem s u m a n . Die Wz als solche ist im AltJav. lebendig, als Formwort in abgeschwächter Bedeutung: t u r „darauf". Aus der Wz t u n : Pampanga t u n t u n „geregelt", Tag. t o n t o n „der Ordnung nach vortragen", Sund, p a n t u n „Erzählung aus dem Bereich alter Geschichte und Sage". Das Sund, p a n t u n wird singend vorgetragen, was hinüberleitet zu der Mal. Bedeutung „lyrischesProdukt", siehe § 24. Die Wz t u n wird uns noch auf einem andern Gebiet der Aesthetik begegnen, siehe § 32. Aus der Wz r o t : Tont, k a r o t „Kritz, Linie, Plan für ein Haus"; r e r o t „hintereinander gehen" ; w e ' r ot „Reihe", t a w e ' r o t „einer

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der geregelt zu erzählen weiss"; m a g i r o t „erzählen", g i r o t e 1 n „Erzählung". Mit dieser Wz r o t vergleiche man die Wz r i t , r a t des § 14. — Ein letztes Gebiet sind Sprossungen aus Wzn, die eigentlich in einer andern ästhetischen Sphäre, der des Ge­sanges heimatrechtig sind, siehe § 29. Hieher gehört z. B. Bai. k i d ' u n 1 „Volkserzählung". Jav. k i d u n 1 ist „Lied"; vgl, oben p a n t u n in seinen beiden Bedeutungen.

26. Das Sprichwort. Unter den Kleindichtungen spielt im IN das Sprichwort eine höchst bedeutsame Rolle, darum sei seinen Termini auch eine Besprechung gegönnt. — Tag. kawi -k a a n „Sprichwort", von w i k a „Wort". — Day. t a n d i n 1

„Gleichnis, Sprichwort", von der Wz. din1 , welche das „Da­neben" ausspricht. Mit konkreter Bedeutung: GemeinlN din1-d in 1 „Wand", Mandailingisch t and in1 „Rand", Sund, san d in 1

„daneben". Mit abstraktem Sinne: Mal. b a n d in 1 „Ebenbild", Karo a n d i n ^ a n d i n ' e ^ „Gleichnis", Day. t a n din1 „Gleichnis, Sprichwort". Im Bug. heisst die Wand re 'nr in 1 , während man r i n r i n 1 erwarten würde; es liegt aber eine Angleichung an r e ' n r e ' n 1 „fest" vor. — Mkb. p a m b a o a n „Sprichwort", von bao „mit sich bringen", p a m b a o a n ist also „das Hergebrachte".

Die Termini der Rhetorik. 27. Die Bede. Die Rede ist einmal „das Gesprochene". In

§ 25 haben wir einen Tontb. Terminus k u k u a „Erzählung" kennen gelernt. Mit diesem ist das Niasische h u h u o lautlich kongruent, nach den Gesetzen des Nias. Es bedeutet h u h u o aber „Rede", f a h u h u o „eine Rede halten". — Die Rede ist dann das „Gehörte". Bus. t e ' n ' a r a n „Rede", naq t e ' n ' a r a n „eine Rede halten", zu Karo t a n x a r GW für „hören"; n a q siehe § 5. — Der Terminus für „Rede" erwächst ferner aus juristischem Boden und bezeichnet dann in erster Linie die Rede vor Gericht, dann aber auch jedwede Rede: Wz. r i ; Howa t u r i „plädieren", AltJav. c i r i „Beweis" Gayo p e ' r i oder p r i „Rede", n a t u r p e l r i „eine Rede halten". Weitv. p u l u n 1 „sich versammeln", auch Subst. „die Versammlung", lbanag fu lun 1 „Rede", mit f für anderw. p wie in fu tu „Herz" für GemeinlN pusu . — Howa l a h a - t e n i „Rede, Ansprache" z.B. eines Führers an die

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Soldaten, aus l a h a t r a „Reihe" und t e n i „Wort". Die Silbe - t ra ist im Kompositum nach den Sandhigesetzen geschwunden.

28. Das Gebet. Es existiert ein GemeinlN GW s e ' m b a h „Ehrfurcht, Ehrfurcht erweisen"; und h y a n 1 oder yan 1 bedeutet Gottheit, siehe § 9. Die Zusammenstellung s e ' m b a h yan 1 ist nun das GW für „anbeten, beten, beten über, beten für". — Ein anderer Terminus für „beten" wird gewonnen durch Verbalisie-rung des Wortes „Gott": Tontb. e ' m p u n 1 „Gott" m a e ' m p u n ' „beten". — Toba t a n ' i y a n 1 bedeutet „Hört, Götter!" Diese Gebetsformel ist zu einem Substantiv kristallisiert und bedeutet, als t a n ' i y a n ' „Bittgebet". Zu Beginn des Kampfes rufen die Tobaleute gen Himmel: p i n t o r b i l a n 1 „Wäge gerecht!" oder auch bloss b i l a n 1 „Wäge!" Diese Formel b i l a n 1 wird im Karo, welches dem Toba sehr nahe steht, substantiviert als Terminus für „Anrufung der Götter" verwendet. — Die Wz do, die in mehreren IN Idiomen auftritt, bedeutet „bitten, fordern"; sie wird in der Sphäre des Alltags, des Jus, der Religion verwendet. Karo p i n d o „bitten im allgemeinen", i d o „Schuldforderung", i n d o „von Gott erbetenes Lebenslos". Im Bug. erscheint die Lautfolge n-J-d lautgesetzlich als n-j-r , man vgl. Bug. p a n r e neben GemeinlN p a n d a y § 4. Das Bug. hat eine GWbildung mit ka- , also k a n r o , und davon ist weitergebildet k a n r o w a n 1

„vor Gericht Fürsprecher sein" und p a n ' a n r o „Gebet". Das Nias wandelt n - j - d in n- j -d-(- r , daher Niasisch f a n ' a n d r o 1

„Gebet", kongruent mit Bug. p a n ' a n r o . Das Lautverhältnis n d : n r : n d r zeigt sich auch in Karo t a n d a , Bug. t a n r a , Niasisch t a n d r a „Zeichen". —Ein fernerer Terminus für „beten" steht in Verbindung mit dem Begriff „opfern". In gewissen Malagasy Dialekten heisst m i j u r u , Verbalisierung des GW j u r u , sowohl „opfern" als „beten". Das Wort j u r u ist kongruent mit Pampanga d u r u „la dote que el varon da ä la novia", wie die IN-Spanische Lexikographie übersetzt. Betreffend den Anlaut j für Pampanga d vergleiche man Howa-Malagasy j u r u „senkrecht" neben Pampanga d u r u l „Senkblei"; Anderw. aus­lautendes 1 ist im Howa nach seinen Auslautgesetzen nicht ver­treten. Betreffend die Bedeutungsentfaltung „Morgengabe": „Opfer" vergl. die IdG Parallele § 38. — Ganz anderer Herkunft sind die beiden Ausdrücke Howa v a v a k a und Tontb. pu tun 1 . Die beiden Ausdrücke p u t u n 1 und b a b a k bedeuten in mehreren

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IN Sprachen „Stück im materiellen Sinn, z.B. ein Stück Holz". Das Mal. braucht b a b a q von einem Stück, einer Abteilung eines Musikstückes, eines Dramas, womit der Schritt in die künstl. Sphäre getan ist. Sund, b a b a k „spei, stuk, op een muziekinstrument", wie die IN-Niederländische Lexikographie übersetzt. Bis. p o t o n 1 ist GW für Resümee, Epilog zu einer „oracion" zu einem „sermon". Im Howa nun ist v a v a k a „Gebet". Die gleiche Bedeutungsentwicklung zeigt Tont, m a p u t u n 1

„beten", p u p u t u n ' e n „Gebet". — Auf die Art des Vortrages endlich geht Day. k a r u n ' u t „mit leiser Stimme Götter rufen". Struktur: Formans ka -(-Formans ru - j -Wz nxut. Die Wz nxut erscheint, verdoppelt, in Toba n J u t n ' u t „seufzen"; mit For­mantien legiert in Toba u n ' u t „murren", Karo s u n ' u t „schmol­len". Die Formantien k a - | - r u in k a r u n ' u t wie in Day. k a r u j u t „zittern" neben gleichbedeutendem r u j u t . Das GW r u j u t besteht aus Formans r u und Wz ju t , die auch in AltJav. an 2 j u t oder u n 2 j u t „wippen" wiederkehrt.

Die Termini der Tonkunst. 29. Der Gesang. Die Termini für Gesang erwachsen ein­

mal aus der Basis des Trällerns oder Summens. Die Laut­gebilde, die man so vor sich hin summt oder für sich oder mit andern zusammen leiert, sind: dan ' , den ' , din ' , don1 , dun1 . Die Gayoleute brauchen „don1, dan1". Durch Zusammenrückung der beiden Silben entsteht das Subst. don dan1 , indem nach den Gayo Iniautgesetzen n1 sich dem d assimiliert. Dieses so gewonnene Substantiv bedeutet „Lied, Wiegenlied, Zauberlied". Sund. d a n 1 d i n 1 „Melodie, Versmass". Mal. d o n d a n 1 „fröhlicher Gesang". Mak. den dan 1 „singen im allgemeinen". Toba an-dun1 „Totenklage". Tontb. r e i n den 1 „gewisse Gesänge singen"; ein Bildungstypus, der auch in r e ' i n d e ' m „schwarzsein" wieder­kehrt, von der Wz de 'm, die in einem Nebendialekt des Tontb. d ide x m „schwarz" ergibt. In mehreren Sprachen k i d u n 1

„Gesang, Lied", mit Formans ki- wie in AltJav. k i p i n 1 „Rand", neben t a m p i n 1 „Rand", k a p i n 1 „umgeben". — Andere Termini für „Gesang" beruhen auf dem Ruf, dem Zuruf. Ein weitv. Lautgebilde des Rufens, Zurufens besteht aus den Vokalen i-)-a, zu denen noch eine Explosiva hinzutreten kann. Tontb. ia i a

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„Anspornender Zuruf beim Reispflücken". Bis. h i a „Ruf beim Rudern", i a k „Zuruf an einen ferner Stehenden". Sund, h i y a p „komm her!". Tontb. i a p GW für „ein Klagelied singen"; das Verbum ist m i a p , das Subst. p a i a p e ' n „Klagelied". Day. i ap „Verwünschung" enthält eine Wendung in malam partem, man vergleiche s i n d i r § 24. — Eine Gruppe anderer Rufe, beson­ders von Arbeitsrufen ist charakterisiert durch den Laut 1: Karo o l e - o l e „rhythmischer Ruf beim Schleppen von Holz", Bis. h o l o „beim Schleppen und Rudern", Tag. h i l a „Gesang auf Schif­fen". Howa h i r a „Gesang im allgemeinen", mit r für Tag. 1 wie in Howa h a r a „Perlmutter" neben Tag. k a l a „Schildpatt". Im Anlaut sind Tag. h i l a und Howa h i r a nicht kongruent, denn Howa h geht auf k zurück, wie gerade das Beispiel h a r a : k a l a zeigt; es liegt also in h i r a ein anderes Formans vor, als in h i l a . — Wieder andere Termini für Gesang beruhen auf dem Jauchzer, dessen charakteristischer Kern, im IN wie im IdG, durch die Vokalfolge i - ) - u , i - | - o , i - f - a u repräsentiert ist. Tontb. i y o w „Ausruf der Freude". Tag. h i y a u „Siegesruf". Bont. a y u w e n 1 „Art Gesang", a y u g „gewisse Melodie". Magin-danao b a y u k „Dichtung im allgemeinen"; Formans ba - wie in b a l u r § 6. — Nochmals andere Termini für „Gesang" basieren auf einem interjektioneilen Klangwort des Pfeifens, Zischens, nämlich s ik , das im Toba in dieser Funktion lebt. Davon leitet sich her Gayo k u s i k „pfeifen", von Kugeln gesagt. Mit Gayo k u s i k ist nun das Malagasy Dialektwort h u s i k a „singen" kon­gruent. Die Vermittlung zwischen dem rauhen Pfeifen oder Zischen und dem milden Singen bildet Gayo kus ik , das neben „pfeifen" auch „flüstern" bedeutet; eine andere Ableitung von sik, nämlich b i s i k heisst in mehreren Sprachen „flüstern". — Die Wz ni, die in mehreren Sprachen GW für „Ton, Schall" im allgemeinen ist, tritt auch in der Sphäre des Gesanges auf: Ibanag u n i „das Singen der Vögel", u n i n i „das Singen des Menschen"; AltJav. m u n i „singen"; Tontb. m a n a n i „singen". Die Wz ni wird uns auch in der Sphäre der Musik begegnen § 30. — DerTerminus t a n d a k , der in mehreren Idiomen „Tanz" bedeutet, siehe § 37, heisst im Day. „Gesang". Dieser Ueber­gang begreift sich, wenn man erwägt, dass der Day. Gesang den Takt sehr stark hervortreten lässt. Siehe noch die IdG Paral­lele § 38.

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30. Die Instrumentalmusik. Am zahlreichsten sind dieSprossungen aus der Wz dan1 , den 1 etc., die wir in § 29 kennen gelernt, haben. Karo g e J n d a n 1 „Trommel", p a l u g e ' n d a n 1 „die Trom­mel schlagen", und weil die Trommel das vornehmste Instrument des Karo Orchesters ist, „Musik machen im allgemeinen". Toba g o n d a n 1 „Musik"; m o r g o n d a n ' „musizieren"; go rdan ' . „ e ine Art Pauke". Day. g a r i d i n 1 „Mundharmonika", ein Bildungs­typus wie g a r a d a p „Violine", oder g a r i s i k „Geraschel", g a r e t e k „Geklopf". Die einen dieser Gebilde bezeichnen den Schall, die andern das Instrument. Nicht zu übersehen ist die Vokalharmonie zwischen der Wz und dem sich unmittelbar an sie schliessenden Formans. Bai. g e ' n d ' i n 1 „Melodie", pan1-g e ' n d ' i n 1 „Musiker".—Eine zweite Gruppe von Termini erwächst aus dem schallnachahmenden Lautgebilde gon 1 oder mon ' . Day. g o n ' bezeichnet den Ton des Gongs; Mal. g o n ' das Instru­ment selber, m o n ' den Ton; Mal. m o n ' m o n 1 oder m o m o n 1

ist wieder ein Instrument. — Andere Gruppen erstehen auf Grund der zwei Wzn ni und lin1. Die beiden haben eine ähn­liche Bedeutung: Ton, Klang, Laut, l i n ' vertritt auch den Be­griff „Wort, Rede". — Termini, vermittels der Wz ni geschaffen: Bug. uni „jeder Ton", Tontb. u n i „der Ruf eines bestimmten Vogels"; die Bedeutung hier also am meisten eingeengt. Bug. p a u n i u n i „dieMusikinstrumente". Magindanao m a g u n i „tönen", g u n i g u n i e n „Musik". — Sprossungen aus der Wz lin1 . Die Wz l in1 lebt in ihrer Einsilbigkeit in vielen Sprachen, so im Gayo, wo sie „Ton, Klang, z. B. des Gong, Stimme, Wort" bedeutet. Toba l in 1 „eine Pauke". L i n 1 ist also in der einen Sprache der Ton, in der andern das Instrument, vergl. oben gon1 . GemeinlN su l i n 1 „Flöte", mit Formans su - wie in Day. s u k a h „Stock zum Gehen" neben Karo t i n ' k a h „Schritt", AltJav. l a n J k a h „treten". — Day. m u s i k „Musik machen", von der Wz s ik des § 34, nicht der des § 29.

31. Die Melodie. Termini für den Begriff „Melodie" erwachsen einmal aus einer Basis, die „schlagen" bedeutet. — Day. banH interjektionelles Schallwort für „schlagen auf etwas", Mal. t e 1 b a n 1 „Bäume fällen", Tontb. w a i m b a n 1 „mit dem Knüttel schlagen". Künstl. gewendet: Jav. n e ' m b a n ' „auf dem Game'lan spielen", auch: „eine Melodie spielen oder singen". In mehreren Idiomen: t e ' m b a n 1 „Melodie". — Wz puh „schlagen, zerschla-

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gen". AltJav. p u h „gebrochen", p u p u h „Schlaghammer", t a m p u h G W für „schlagen". Künstl. gewendet: Bai. p u h oder p u p u h „Melodie". — Mal. a n ' g u k „Stampfen eines Fahrzeuges"; Karo a n x g u k „Melodie". — Termini für Melodie erwachsen endlich auch aus den Wzn d a n 1 des § 29 und d a k des § 37: Sund, dan 1 d in 1 „Melodie"; Bus. d a k „Melodie"; steht im Le­xikon S. 342! Und ebenso wird der Terminus lagu, der §32 zur Behandlung kommt, in mehreren Idiomen für „Melodie" verwendet.

Termini aus der Sphäre der künst lerisch verklärten Lebensführung.

32. Die edel-schöne Erscheinung, das gesittete Benehmen. Ver­schiedene Termini, welche in diese Sphäre gehören, erwachsen auf Grund von Basen, die, nach der konkreten Seite hin, „glatt, fein, rein" bedeuten: Wz t i s . Sprossungen mit nichtkünstl. Sinn: Karo n i s t i s „glatt, wie geölt aussehend", Toba m a n i s t i s „glatt". Zum Künstl. hinüber leiten Toba t i s t i s und p a t i s „sauber, reinlich". Rein ästhetisch gewendet: Bis. t i s t i s „Ueno de donaire y gracia", wie die IN-Spanische Lexikogra­phie übersetzt. Von dieser Sippe ist die Gruppe AltJav. t i s „Kühle", AltJav. t i s t i s „kühler werden", Bai. h e H i s „kühl, angenehm gestimmt" fernzuhalten und mit weitv. t i s t i s „tröp­feln, besprengen" zu verbinden. — Der Terminus h a l u s . Tag. h a l u s „fein", von Kleidern gesagt. Day. a lus , h a l u s „fein", z.B. von Mehl gesagt, aber auch von Worten; also hier Uebergang in die künstl. Sphäre. Das Sund, alus ist rein ästhetisch mit einem Uebergang ins ethische Gebiet: „schön" von Gestalt, Aussehen, Stimme, „edel" von Taten. Von h a l u s weiss ich keine sichere Etymologie. —Der Karo Terminus l i y a s , von der Wz yas , die § 33 behandelt wird. Er bedeutet „Herrlichkeit, Grazie, Lieb­sein", letzteres von Kindern gesagt. — Der Terminus p a n t u n . Die Wz t u n spricht das Gerade, Geregelte aus, konkret und ab­strakt. Die Wz lebt, in Verdoppelung, in AltJav. und Pampanga t u n t u n . AltJav. t u n t u n „Faden", a t u n t u n „in Linien", m a t u n t u n a n „führen". Pampanga t u n t u n „geregelt". Bis. p a n t o n „erziehen" leitet ins ethisch-ästhetische Gebiet hinüber, Toba p a n tun „Höflichkeit, Anstand" ist ausschliesslich ethisch-ästhetisch. Da die Wz t u n das Geregelte bezeichnet, so be-

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greift sich auch die Sprossung „Erzählung" des § 25. — Der Terminus l a g u , l ago . Das Wort ist versippt mit Bis. igo „zielgemäss", Bis. s igo „zurecht machen, gut verbinden", Tag. n i g o „das Ziel treffen", Pampanga dugo „Kamerad". Formans la- in l a g u wie in l a n ' ö „Reiz" § 22 von der Wz n 'ö ; in bei­den Fällen bildet la- ein Abstraktum. Es ist eine Torheit, lagu mit Altlnd. l a g h u in Verbindung bringen zu wollen. Karo lagu bedeutet „Handlungsweise", hat also noch nichts spezifisch Aesthetisches an sich, aber schon die verbale Ableitung e ' r l a g u „sich in allem betragen, wie es sich schickt" geht ins Gebiet des Schönen hinüber. Karo k e ' l a g u n „Dekorum". Jav. l a g u „Etikette". Toba l a g u „freundliches Benehmen, Güte". Durch Uebertreibung ins Unästhetische umschlagend: Day. l a g o „Ge­ziertheit, Gemachtheit in Werken und Worten". — Von einem Urbegriff „rhythmische Bewegung" geht aus Karo p e ' n ' o d a k „Grazie, Anmut, Reiz", siehe Wz d a k § 37.

33. Die Zierat, die Toilette, die Dekoration. In verschiedenen Sprachen gibt der allgemeine Begriff „machen" durch Verdop­pelung den Terminus „zieren, Zierat". Wir wissen, dass die Verdoppelung in sehr vielen Fällen eine Übertragung ausspricht; hier ist also die Übertragung zugleich eine Erhöhung, eine Ästhetisierung. Bug. w i n r u q GW für „machen", w i n r u q -w i n r u q „Zierat". Mak. p a r e q „machen", p a r e q - p a r e q „Zierat". AltJav. u l a h „verrichten", Pampanga u la „Schmuck", also hier ohne Verdoppelung. — Eine grössere Zahl von Termini liefert die Wz yas . In konkreter, nicht spezifisch künstl. Bedeu­tung liegt sie vor in Tag. y a s y a s „reinigen, glätten". Die ver-breitetste Sprossung mit künstl. Sinn ist der Terminus h i y a s . Mal. h i y a s „zieren, schmücken, aufputzen". Tag. h i y a s „Ju­welen jeder Art". AltJav. h y a s „Verzierung, Toilette", p a h y a s -h y a s a n „Toilettenzimmer"; AltJav. h y a s neben anderw. h i y a s wie h y u „Haifisch" neben anderw. h iyu . Mit anderm Präfix: Bai. p a y a s „schöne Kleidung, Blumentoilette". Vergleiche noch m i y a s „spazieren" § 35 und l i y a s „Grazie" § 32. — Auffällig ist, dass Bis. y a s y a s „schmucklos im Anzug" bedeutet. Geht man aber von der Grundbedeutung „reinigen, glätten" aus, so kann man über den Begriff „vereinfachen" zur Schmucklosigkeit gelangen. — Day. d a r i s GW für „Schönheit, Schmuck". D a r i s „weiblicher Name"; b a d a r i s „schön, geschmückt"; m a n d a r i s

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„schmücken"; p a n d a r i s „Schönheitsmittel". Es gibt zwei Wzn r i s , an die man anknüpfen kann; die eine geht auf Glanz, die andere auf Linienführung; die eine liegt vor in AltJav. k i r i s , GW für „glänzen", die andere in Tontb. k a r i s „Strich". Da aber im Day. die Wz r i s „glänzen" sonst nicht auftritt, die andere Wz r i s aber im Day. eine grössere Zahl von Sprossungen aufweist wie h i r i s „Streifen", g o r i s „Strich", b a r i s „Reihe", so empfiehlt sich die Anknüpfung an die Wz. r i s , die auf Linien­führung geht. — Bai. h o n ' g a r „Schmuck, Zierat" im allgemeinen. Es heisst auch speziell „Fransen", und dies ist die ursprüngliche Bedeutung, wie die ganze weitverbreitete Verwandtschaft dar­tut: Karo i g a r „mit dem Messer spalten", t o n ' g a r - t o n ' g a r „Splitter", s e ' g a r „splitterig". Die Vermittlung zwischen der nichtkünstl. und der künstl. Bedeutung bildet Day. san 1 g a r . Es bedeutet „Girlande an Häusern bei Götterfesten"; das durch partielle Verdoppelung davon weitergebildete s a s a n ' g a r heisst aber „in Fetzen", von Kleidern gesagt.

34. Das Spiel. Ein weitv. Terminus für Spiel ist ma in , den ich etymologisch nicht sicher deuten kann. Mal. m a i n „spielen, scherzen, fechten, Karten, Musikinstrumente spielen". Niasisch m a i m a i „Spiel", famaimai „spielen"; das Nias hat nur voka­lischen Auslaut. AltJav. m e n m e n „Maskenspiel"; a i zu e kontrahiert wie in l e n „der andere" neben anderw. z. B. Mal. l a i n . — Day. u s i k „spielen im weitesten Sinne, sogar Besuche machen". Das GW selber ist Substantiv „Spielzeug", das Verbum ist b u s i k oder m u s i k . Die letztere Ableitung wird besonders auch vom Spielen auf Musikinstrumenten verwendet. Die Wz ist sik. Nichtkünstl. Sprossungen: Sund, u s i k „sich bewegen"; AltJav. u s i k „Waffen schwenken", kus ik „unruhig"; Atjeh as ik „schütteln"; Tontb. p e ' s i c „wegspringen", mit c nach dem Palatalgesetz des § 19.

35. Der Spaziergang. Das in § 34 erwähnte m a i n „spielen" hat im Pampanga die Bedeutung von „spazieren". Zwischen beiden Begriffen vermittelt Sund, a m e n „von Haus zu Haus gehen, um aufzuspielen". Und die gleiche Bedeutungsentfaltung zeigt Bai. l a l i „spielen", m e ' l a l i - l a l i „zu seinem Vergnügen spazieren gehen". — Von der Wz y a s des § 33 ist abgeleitet Bai. m i y a s „im Freien lustwandeln". Von der Wz dak , die vor allem Termini für „tanzen" liefert, die wir aber auch in der

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Sphäre der edel-schönen Erscheinung getroffen, kommt auch Karo g e d a k - g e d a k „vor zijn pleizier overal heengaan, boemelen", wie die IN-Niederländische Lexikographie übersetzt.

36. Das Fest. Es gibt einen GemeinlN Terminus: r a m a y , r a m e ; man vergleiche, was den Auslaut anbelangt, p a n d a y , p a n d e § 4. Mal. r a m a y „fröhlich, lebendig, in grosser Gesell­schaft", m e ' r a m a y k a n „ein Fest sehr belebt machen". Jav. r a m e n „festlich". Sund, r a r a m e a n „Fest". Ich weiss keine Etymologie von r a m a y . Eine Unmöglichkeit ist es, r a m a y von Altlnd. r a m y a abzuleiten; Sinn und Form verbieten es. R a m a y hat überall das begriffliche Merkmal des Lebhaften, der zahlreichen Teilnahme, dieses Merkmal entbehrt die Altlnd. Wz r a m . Und wäre wirklich Altlnd. r a m y a in die IN Idiome, z. B. ins Mal. aufgenommen worden, und hätte r a m a y ergeben, so hätte auch das ebenfalls dorther bezogene m ü l y a z u m u l a y werden müssen, es heisst aber m u l i y a . Allerdings im Jav. wird m u l y a zu m u l e , aber dieser Wandel von y a zu e ist ein Jav. Sondergesetz, das auch Erbwörter trifft, indem z. B. auch AltJav. g y ä „geschwind" im NeuJav. zu ge wird. Die Jav. Be­handlung kann also nicht als Instanz gegen meine Beweisführung angerufen werden; ich bin überzeugt, dass hierin jeder Indoger­manist mit mir einig gehen wird. — In vielen Idiomen ist das Fest ein Machen, wie nach § 33 auch das Zieren ein Machen ist. Bug. b u q „machen", im Stil des Lagaligoepos „Fest". — Das Fest ist auch ein Wachen. Weitv. j a g a „wachen"; Mkb. b a j a g o -j a g o „Tag und Nacht festen", Mak. j a g a - j a g a „festen", auch am Tag. Auf ähnlicher Basis beruht Mak. m a t a „Auge", a q m a t a - m a t a „die Augen offenhalten, wachen" d.h. „ein Fest feiern".

37. Der Tanz. Es ist die Wz dak, welche sehr viele Ter­mini für den Begriff Tanz liefert. Ihre nichtkünstl. Bedeutungs­seite ist, „hin und her bewegen". Nichtkünstl. Sprossungen: Day. u n d a k „hin und herstossen", Karo da d a k „sich unruhig be­wegen",Karo lindak-lindak„wogen".Künstl. gewendet: In vielen Idiomen t a n d a k „tanzen"; Pampanga i n d a k „Frauentanz", Mak. c a n d a q „eine Art Tanz". Das Formans t a n - in t a n d a k wie in weitv. t a n d u k „Stoss, Hörn" von der Wz duk des § 20. — Neben Wz d a k steht eine ebenfalls weitv. Wz. j a k . Diese beiden. Wzn gehören jedenfalls zusammen; d und j wechseln

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oft innerhalb der gleichen Sprache, so steht im AltJav. t u l a j e ' g „aufrecht stehen" neben a d e ' g „stehen"; aber ich habe diese Erscheinung noch nicht genügend untersucht. Nichtkünstl. Spros­sungen aus der Wz j ak: Karo p e ' r j ak „treten", AltJav. tan 8 j ak und l i n 2 j a k „springen". Künstl. gewendet: Toba a n j a k GW für „nach der Musik tanzen". — Wz ga l . Während d a k und j a k , in nichtkünstl. Sprossungen, ein Treten, ein Springen be­zeichnen, drückt die Wz g a l ein Wippen aus. Nichtkünstl. Spros­sungen: Karo e n ' g a l „wippen", e n ' g a l - e n ' g a l „Bachstelze", b e ' n ' g a l „im Gleichgewicht sein". Mal. i g a l „dasRad schlagen", vom Pfau gesagt, bezeichnet ein künstl. Regen in der Natur und führt so in das Reich der Aesthetik hinüber. Day. b i g a l „tanzen". — Ein fernerer Terminus für Tanz gründet sich auf das Drehen. AltJav. i n t e r ' und p u t e r 1 „drehen", Toba t o r t o r „Tanz" mit o für e1 nach dem Pe'peHgesetz. — Auch das dem Tanz eigene Rhythmisch-Geregelte hat einen Terminus geliefert. Die zugrunde liegende Wz ist bas . Karo e ' m b a s „Tour, Peri­ode", n e ' m b a s „geregelt wiederkehrende Jahreszeit"; Toba e b a s „festlich tanzen". — Endlich ist auf einer Basis mit der ganz allgemeinen Bedeutung des Handelns, Bewirkens ein Ter­minus für Tanz geprägt worden. AltJav. u l a h „tun, verrichten", AltJav. s o l a h „Betragen, Aussehen", Bai. so I ah „Haltung im allgemeinen" und „Bewegung beim Tanz", m a s o l a h „tanzen". Das GW u l a h ist uns auch in einer andern ästhetischen Sphäre begegnet, siehe § 33.

Indogermanische Parallelen. 38. P a n d a y , k a p a n d a y a n : a r s , p o i e s i s , siebe §4. AltJav. t e ' m a h „werden", NeuJav. t e 1 m a h „fest, solid",

weitv. r u m a h „Haus": Altlnd. b h a v a t i „werden", Irisch b ü a n „qui dure", AltPreussisch b u t t a n „Haus".

Karo b a r u n 1 „Kral", Bikol h a r o n ' „Haus": Altsächsisch g a r d „Umfriedigung", Gotisch g a r d s „Haus".

AltJav. b a l a s a h „sich verbreiten", Day. l a säh „Fussboden": Litauisch p l o t i „breitschlagen", Lettisch p l a n s „Fussboden".

Weitv. Wz de 'g „stehen, aufrichten", Sund, a d e 1 g „Pfeiler": Altlnd. m i n o t i „aufrichten", Armenisch moi th „Pfeiler".

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Karo t indan „lehnen", Tag. h a g d a n „Treppe": Griechisch kl ine in „lehnen", k l imax „Treppe".

Tontb. p a l e J n „versperren", p a p a l e J n „Türe"; AltJav. w u n t u „versperren", in mehreren Idiomen p i n t u „Türe": Deutsch w e h r e n , Oskisch v e r u „Türe".

Mentaway m a t a l a l ä p „Auge Haus" = „Auge des Hauses" = „Fenster" : Engl, w i n d o w.

Mal. t i n s k a p „Fenster", Day. t i n x k a p „Hütte": Grau-bündner Mundarten: G ü g g i „Dachfenster, Käfig".

Pampanga b u n ' b u n 1 „manto, cobija", wie die IN-Spanische Lexikographie übersetzt, Atjeh b u b u n 1 „Dach", Pampanga b a l u n ' b u n ' „Hütte": Lat. t o g a , Lat. t e c t u m , Altirisch t e c h „Haus".

Bug. j e k a , j a l e k a „treten", j e k a - j e k a n ' „Schwelle" r Schweizerdeutsch t r a m p e „treten", Niederländisch d r e m p e l „Schwelle".

GemeinlN w u n i „verbergen", Tontb. w u n i „Zimmer": Lat. c e l a r e , Altlnd. c ä l ä „Zimmer".

AltJav. g u n ' „Grösse, Höhe", p a n ' g u n 1 „Turm": Angel­sächsisch s t e a p „hoch, steil", Englisch s t e e p l e .

GemeinlN d a l e ^ „drinnen", Sund, d a l e ^ „Residenz": Gotisch i n n a „drinnen", älteres Englisch i n n „Stadthaus, Palast".

Bai. j e x r o n d e w a „Gotteshaus", d. h. „Tempel": Gotisch g u d h u s .

Toba j o r o „Hütte", z. B. von Hirten und „Tempelchen": Gr. k a l i a s „Hütte" und „Kapelle".

Day. k a m p o n 1 „Alle Leute, die unter einem Häuptling stehen",Mal. k a m p u n 1 „Dorf": Altbulgarisch gram a da „Bauern­gemeinde", Altlnd. g r ä m a „Dorf".

Weitv. b a l a y „Haus", Gayo b a l e „Tribunal": Deutsch Haus , O b e r h a u s , U n t e r h a u s .

AltJav. t u l a d „nachahmen", Tiruray t u l a d a n „Statue, Ge­mälde": Lat. i m i t a r i , imago .

Karo m a r i k „graben", Howa m a r i k a „gezeichneterHaus­plan", Tontb. k a r o t „Ritz, Kritz" und „Hausplan": Deutsch r i t z e n , Riss , G r u n d r i s s .

Mal. g a r i s „Kratz, Kerb", Karo g a r i s „Buchstabe": Deutsch r i t z e n , Althochdeutsch r i z „Buchstabe".

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AltJav. u b a r „rotfärben", in mehreren Idiomen g a m b a r „Gemälde": Altlnd. p i n ' g a „rotbraun", Lat. p i n g e r e .

Mal. sun1kit „mit einem spitzen Gegenstand ein Loch machen", Kahaianisch s u n ' k i t „Stickerei", Howa s u k i t r a „gravieren": Deutsch „ s t echen , S t i c k e r e i , K u p f e r s t i c h , S t a h l s t i c h " .

AltJav. i k e x t „binden", k e k e ' t a n aus k a -f- i k e ^ - j - an „Gedicht": Deutsch „ g e b u n d e n e Rede" .

Toba t a l i „Schnur" und „Reim": Aelteres Deutsch Gebände „Reim".

Makassarisch s i n r i l a n 1 „eine Dichtung singen", in mehre­ren Idiomen s i n d i r „Spott": Aelteres Italienisch c a n z o n a r e „singen, besingen," heutiges Italienisch c a n z o n a r e „verspotten".

In vielen Idiomen p u l u n 1 „versammeln, Versammlung", Ibanag f u l u n 1 „Rede": Althochdeutsch h r i n g „anulus, contio", Französisch h a r a n g u e .

Day. k a m b a n 1 „Blume", m a n ' a m b a n 1 „Redefloskeln ma­chen", Karo b u n ' a „Blume" und „rhetorische Figur": Lat. f l o s c u l u s .

AltJav. b a b a k „abreissen", Mad. b h a b h a k „Rinde", Sund. b a b a k „Musikstück": Althochdeutsch s t u c k i „Rinde" und „Stück", Neuhochdeutsch „Musikstück".

In vielen Idiomen Wz d a k und Wz j a k „treten, springen" und „tanzen": Lat. s a l i r e , s a l t a r e , Mittelhochdeutsch t r i t „Tritt" und „Tanz".

In vielen Idiomen t a n d a k „Tanz", Day. t a n d a k „Gesang": Got. l a i k s „Tanz", Mittelhochdeutsch l e i c h „Art Gesang und Poesie".

IN Wz. s ik „sich bewegen", Day. usik „spielen": Altlnd. e j a t i „sich regen", Slawische Dialekte i g r a „Spiel".

AltJav. t e ^ u n 1 „gebogen", Bai. bun 'kun 1 „Ring": Deutsch biegen, Althochdeutsch boug „Ring".

AltJav. g u l u n 1 „rollen", m a h n 1 „gebogen", k a l u n ' „Hals­kette": Lat. t o r q u e r e , t o r q u e s .

Mehrere Idiome a n t i n 1 „pendeln", Mal. a n t i n ' - a n t i n ' „Ohrgehänge", Bug. k a t i n t i n 1 „idem": Schweizerdeutsch p l a m p e „pendeln", einige Schweizer Mundarten P l ämpe l „Ohr­gehänge". Das Merkmal „Ohr" ist nicht ausgedrückt.


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