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Das Gebiet des Deutsmen Ritterordens Marburgburg) a marito suo in donation em propter nuptias...

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77 Das Gebiet des Deutsmen Ritterordens in Marburg Von Erich Keyser A. Die &ridllung des Hospitals Wahrend auf der slidlichen Seile des SchloBberges die Sladl enlsland', er: wurns auf seiner nordlichen Seite die Niederlassung des Deutsmen Ritter- ordens. Sie ist das Werk ven drei Personiichkeiten, des Magisters Konrad ven Marburs, der Landgrafin Elisabeth VQn Hessen.Thiiringen und ihres Schwagers, des Landgrafen Konrad, des spateren Hommeisters des Deutsmen Ordens. Magister Konrad stammte, wie sein Name besagt, aus Marburg selbst:::. Es ist jedodt nidtt zu ermitteln, ob er einer btirgerlidten oder einer adeligen Familie angehort hat; es wird gewohnlich das zweite vermutet. Es ist moglidl, daB er aus einem Gesdtlecht landgdiflicher Ministerialen hervorgegangen ist, da s unterhalb def Burg seinen Sitz hatte. Es gibt auch eine solche Familie, in welcher der Name Konrad mehrmals vorkommt. Die Forschung hat trotz aller "Bemiihungen zu keinem sicheren Ergebnis gefiihrt. Da Konrad wiederholt als magjster bezeimnet wird, muB er studiert und diesen akademischen Grad er- worben haben. Er wird auch niemals als Angehoriger eines Monchsordens be- zeugt, nicht einmal frater genannt. Er war somit weder Zisterzienser nom Franziskaner oder Pramonstratenser; dcx:h haUe er' Beziehungen zu den beiden letztgenannten Orden I. Er wird stets upraedicator verbi Dei" genannt, so auf seinem nom erhaltenen Siegel. Diese Bezeichnung ist auf den wiederholten Auftrag der Papste zuriickzufiihren, das Wert Gettes zu verkiindigen und gegen seine Feinde, die Ketzer, einzusmreiten. lm Jahre 1220 wurde ihm die Aufsich I liber die Durchftihrung der Kreuzzugsprediglen in DeuIschland lib.r- 1 Vgl.: Die stadtebauliche Entstehung der Stadt Marburg -+ ZHG 72 (1961) 77---98. 2 Die beste Zusammenstellung alIer Nachrichten Uber Konrad bietet P. BRAUN: Der Beichtvater der heiligen Elisabeth und deutsme Inquisitor Conrad von Mar. burg -+ Beitrage zur hes sischen Kirchengeschichte, Erg.bd. IV (1911) 248 fE. und 331 fE. E. HENKE: Konrad von Marburg (1869). E. RANXE -+ ADB 16 (1882) 642 H. K. MAY: Zur Geschichte Konrads von Marburg -+ Hess . Jahrbum fUr Landes- geschichte 1 (1951) 87 H. 3 Nach MAY 87 wird Konrads in den Necrologien des Klosters Arnstein an der unt e ren Lahn als "magistri Conradi !ratris nostri in Martburk U gedacht. Er hat zwar Beziehungen zu den Pramonstratenser-Niederlas s ungen in Rommersdorf und Altenberg gehabt; doch kann die einmaIige Erwahnung als ,,!rater noster", die zu alIen anderen Namr imten im Widerspruch s teht, bestenfalls nur seine Aufnahme in die Gebetsbrilderschaft in Arn stein, aber nicht seine Zugehorigkeit zu dem Oeden beweisen; eine andere Auffa ss ung verteitt W. MAURER: Die hei. lige Elisabeth und ihe Maeburger Hospital -+ Jahrbuch der hess. kinnenge- schichtlichen Vereinigung 7 (1956) 36 fE. , I
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Das Gebiet des Deutsmen Ritterordens in Marburg

Von Erich Keyser

A. Die &ridllung des Hospitals

Wahrend auf der slidlichen Seile des SchloBberges die Sladl enlsland', er: wurns auf seiner nordlichen Seite die Niederlassung des Deutsmen Ritter­ordens. Sie ist das Werk ven drei Personiichkeiten, des Magisters Konrad ven Marburs, der Landgrafin Elisabeth VQn Hessen.Thiiringen und ihres Schwagers, des Landgrafen Konrad, des spateren Hommeisters des Deutsmen Ordens.

Magister Konrad stammte, wie sein Name besagt, aus Marburg selbst:::. Es ist jedodt nidtt zu ermitteln, ob er einer btirgerlidten oder einer adeligen Familie angehort hat; es wird gewohnlich das zweite vermutet. Es ist moglidl, daB er aus einem Gesdtlecht landgdiflicher Ministerialen hervorgegangen ist, das unterhalb def Burg seinen Sitz hatte. Es gibt auch eine solche Familie, in welcher der Name Konrad mehrmals vorkommt. Die Forschung hat trotz aller "Bemiihungen zu keinem sicheren Ergebnis gefiihrt. Da Konrad wiederholt als magjster bezeimnet wird, muB er studiert und diesen akademischen Grad er­worben haben. Er wird auch niemals als Angehoriger eines Monchsordens be­zeugt, nicht einmal frater genannt. Er war somit weder Zisterzienser nom Franziskaner oder Pramonstratenser; dcx:h haUe er' Beziehungen zu den beiden letztgenannten Orden I. Er wird stets upraedicator verbi Dei" genannt, so auf seinem nom erhaltenen Siegel. Diese Bezeichnung ist auf den wiederholten Auftrag der Papste zuriickzufiihren, das Wert Gettes zu verkiindigen und gegen seine Feinde, die Ketzer, einzusmreiten. lm Jahre 1220 wurde ihm die Aufsich I liber die Durchftihrung der Kreuzzugsprediglen in DeuIschland lib.r-

1 Vgl.: Die stadtebauliche Entstehung der Stadt Marburg -+ ZHG 72 (1961) 77---98. 2 Die beste Zusammenstellung alIer Nachrichten Uber Konrad bietet P. BRAUN:

Der Beichtvater der heiligen Elisabeth und deutsme Inquisitor Conrad von Mar. burg -+ Beitrage zur hessischen Kirchengeschichte, Erg.bd. IV (1911) 248 fE. und 331 fE. E. HENKE: Konrad von Marburg (1869). E. RANXE -+ ADB 16 (1882) 642 H. K. MAY: Zur Geschichte Konrads von Marburg -+ Hess. Jahrbum fUr Landes­geschichte 1 (1951) 87 H.

3 Nach MAY 87 wird Konrads in den Necrologien des Klosters Arnstein an der unteren Lahn als "magistri Conradi !ratris nostri in MartburkU gedacht. Er hat zwar Beziehungen zu den Pramonstratenser-Niederlassungen in Rommersdorf und Altenberg gehabt; doch kann die einmaIige Erwahnung als ,,!rater noster", die zu alIen anderen Namrimten im Widerspruch steht, bestenfalls nur seine Aufnahme in die Gebetsbrilderschaft in Arnstein, aber nicht seine Zugehorigkeit zu dem Oeden beweisen; eine andere Auffassung verteitt W. MAURER: Die hei. lige Elisabeth und ihe Maeburger Hospital -+ Jahrbuch der hess. kinnenge­schichtlichen Vereinigung 7 (1956) 36 fE.

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tragen~ zusammen mit dem damaligen Domsmolaster in Mainz, dem spateren Bismof Konrad van Hildesheim. In seinem Ge£olge wirkte er mehrmals an Ketzergerichten -und Ketzerverbrennungen mit. Diese wohl aum in Thiiringen ausgeiibte Betlitigung brachte ihn in engere Verbindung zu dem Landgrafen Ludwig IV. von Thtiringen (geb. 1200). Dieser berief ihn 1226 aIs NachfoIger des Franziskaners Riidiger zum Beichtvater seiner Gemahlin, der Landgdifin Elisabeth. Konrad hat seitdem auf ihre weitere seelische Entwicklung und den VerIauf ihres Lebens maBgebenden EinfluB ausgeiibt.

Ellsabeth war 1204 aIs Tochter des Konigs Andreas H. von Ungam (gest. 7. Marz 1235) in PreBburg geboren ". Ihre Mutter Agnes stammte aus def sehr kirchlichen Familie der Grafen von Meran (in TiroI) - Andechs. Elisabeth wurde mit vier Jahren auf die Wartburg gebradtt und dort zusammen mit ihrem spateren Gemahl Ludwig und seinen beiden Briidem Heinrich und Konrad erzogen. Sie gab sim smon als Kind religiosen Obungen hin und setzte diese, aum namdem sie 1221 geheiratet hatte, fort. Sie war auf die Pflege von Armen und Kranken bedacht und wurde in diesen Bestrebungen durm Magister Konrad eindringlim unterstlitzt 5•

Konrads VoIlmacht wurde noch erhoht, aIs Landgraf Ludwig 1227 auf den Kreuzzug nam ltalien ging und ihm die Aufsicht liber die geistlkhen Lehen in seinem Lande libertrug. Dagegen wurde sein Bruder Heinrich Raspe als Vormund flir seinen Sohn Hermann ·und als sein Stellvertreter in der Land .. grafschaft eingesetz!. Nachdem Ludwig kurz vor der Abfahrt nach dem Hei­ligen Lande auf der Reede von Otranto am 11. Sept. 1227 gestorben war, entschloB sich EHsabeth, sicherlich auf den Rat Konrads, das weItliche Leben v611ig aufzugeben. Sie verlieB die Wactburg' und fUhrte zunachst ein zuriid<-

4. Aus dem sehr umfangreichen Schrifttum liber Elisabeth seien nur genannt : K. WENCK: Die Heilige Elisabeth --to- Hist. Zeitsmr. 69 = N. F. 33 (1892); DERS. : QuelIenuntersuchungen und Texte zur Gesmichte der heiligen Elisabeth --to­

Neues Archiv 34 (1909); A. HuySKENS: Der Hospitalbau der heiligen Elisabeth und die erste Wallfahrtskapelle in Marburg -+ ZHG 43 (1909); DERS. : QueIlen. studien zur Geschichte der heiIigen Elisabeth (1908); W. MAURER: Elisabeth von Marburg in zeitgeschichtlicher Beleumtung --to- Hess. Jahrbuch f. Landesge­smimt. 8 (1958) 22-36.

5 CAESAlUUS VON H EISTER BACH berichtet in seinem ,.Leben der HI. Elisabeth-: Con­radus vir admodum literafus et in predication£ famosissimus, viciorum ace"i­mus invector, tyrannorum terror et hereticorum - - indefessus persecutor; vgI. A. HUYSKENS: Des Caesarius Sduiften Uber die HI. Elisabeth -+ Ann. Hist. Ver. Niederrhein 86 (1908) 23. Ebda 31 : erat idem Cunradus, sicut omnes novi­mus, homo rigidus et austerus, unde a multis timebatur.

6 I s ist simer, daB Elisabeth damals die Wartburg verlieB, nicht die Burg Mar­burg, wie HUYSKENS vermutete; vg!. dazu E. HEYMANN : Zum Ehegiiterrecht der heiligen Elisabeth -+ Ztschr. Ver.thilr.Gesch. 27 = NF 19 (1909) 20. Vg). aum die Aussagen der Isentrut im Verhar liber die Wunder: ,.post mortem vero maritj sui ejecta fuit de castro; ipsa vera jntrans civitatem sub castro ibidem .... Wie sich aus diesem Zusammenhang ergibt, konnen nur die Wartburg und Eisenach gemeint sein .

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gezogenes Dasein in Eisenach, wo sie schon 1226 ein Hospital gestiftet und mit Franziskanennonchen besetzt hatte 7, Nachdem ihre Angehorigen vergeba lich versucht hatten, auch durch die Einwirkung ihres Oheims, des Bischofs Ekberg vom Bamberg, sie dem weltlichen Leben zu erhalten und sogar einer neuen Ehe zuzuHiluen, legte sie am Karfreitag, dem 24, Marz 1228, in der Katharinenkirche zu Eisenach. das Geltibde des Gehorsams und ewiger Keusch ... heit ab ' , und begab sim im folgenden Friihjahr nam Marburg. Es ist nimt gewig, daB sie diesen Smritt im Einvernehmen mit Magis ter Konrad getan hat '; er hat ihn jedom gebilligt und ihren weiteren Lebenswandel in Marburg bestimmt, Gregor IX. bestelIte 1228 Magister Kon-rad zu ihrem "defensor" . Aus seiner Hand nahm sie das graue Gewand der Tertiarerinnen 10.

Es ist kaum zu entscheiden, aus welchen Griinden sich Elisabeth gerade nach Marburg begeben hat. Wenn Magister Konrad 1232 angab, dall sie Marburg gewahlt habe, weil dieser Ort an den auBersten Grenzen der Landgrafen ge­legen habe, so kann dies nur bedeuten, daB sie sich dem fur unerwtinsmten Treiben auf d"" Wartburg und dem Einflull der landgraflimen F.milie so weit wie mogtich entziehen wollte It. Es ist jedoch aum zu beriicXsichtigen, daB sie in Marburg Grund und Boden besall, da Landgraf Ludwig ihr den Ort M.r­burg bei der EhesmHellung als Morgeng.be liberlassen h.tte ". Es ist aum moglim, daB Magister Konrad in seiner Heimat am besten fiir sie sorgen zu konnen meinte.

EHs.beth Hell sim ein besmeidenes Wohnhaus erbauen ". Es gesmah dies an der Stelle, .n der die Stralle vom Smlollberg herab auf die Ketzerbam stieB, unweit ihrer Einmtindung in die Lahn. Dorthin fiihrte auch eine andere StraBe

7 Nam dem Bericht des Magisters Konrad vom 16, Nov, 1232 an den Papst (WySS Nr, 34) hatte Elisabeth in Eisenam ,.in capeUa sui opidi, ubi minores fratres locaveratM auf alle weltlichen GUter verzimtet.

8 K. WENCK: Quellenuntersudtungen 497 und CAESAIIUS aaO. 26: wet factum est hoc votum in Y6ennake in cenobio sancte Katherine".

9 Konrad erkHirte 1234 (WYSS Nr, 34): wme licet invitum secuta est Marpurc." Dagegen beridttete UESAIIUS aaO. 37: wad mandatum magistri Cunradi Mar_ burg Se transtulit,"

10 CAESAR.IUS aaO. 23: "post mortem domini sui lantgraoij, quou6que professa fuit induens griseam tunicam de manu magistri Conradi de Marburg-, ebda. 37: "ubi (Marburg) induit griseum habitum, vilem sans et despectum,"

11 WySS Nr. 34: wquod fuit in ultimis te/minis viri sui." 12 lhre vertraute Dienerin Isentrut sagte bei den Verhoren : ,.. idem oppidum (Mar_

burg) a marito suo in donation em propter nuptias accepisset.'" Es ist zu be­amten, daB das oppidum, n icht das castrum als Morgengabe genannt wird; vgl. HEYMANN aaO. 7.

13 Nam der Chronik des WrGAND GER.STENlIERG (Veroff. h ist. Komm. fUr Hessen u. Waldedc VII, 1 [1909J 189) soil EUsabeth zunamst in Wehrda, einem Dorf bei Marburg, gewohnt haben. Diese Nachridtt bezieht sich jedodt nicht auf sie; sondern auf ihre Dienerin, die Witwe Hedwig von Seebad; vgl. W. BUCKING: Gesmidttlime Bilder aus Marburgs Vergangenheit (1901) 13 nach MG Epp. I (1883) 634.

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von den Hohen westlich von Marburg herab. Wigand Gerstenberg, der aus Frankenberg stammte und am Ende des 15. Jh. eine hessische Chronik verfaBte, berimtet: "Nu was darselbis eyne kleyne kirche und convent, dar worin dry adder uire barfussenbrudere ynne; hie dem cloistermen buwete sie eynen spy tal" 14, Merkwiirdigerweise findet sim diese Angabe in keiner aiteren Quelle, auch nicht in den ausfiihrlichen Lebensbeschreibungen, die bald nach dem T ode der Heiligen verfaSt wurden. Es ist magHch, daS die EHsabeth nahe­stehenden Zeitgenossen die Erinnerung an einen solchen VorHiufer ihrer eigenen Stiftung nicht dulden wollten, um ihr allein den Ruhm der Griindung des Spitals zuzusmreiben. Es kann daher liber die Ridttigkeit der Mitteilung Gerstenbergs nicht entsmieden werden. Die vom ihm berichtete Tatsache kann nicht als unmoglich betrachtet werden; doch wurde der Grunclstein fUr die spatere Entwiddung nicht durch jene Manche, sondem durch EHsabeth ge­legt l li , Die Landgrafin erteilte aus dem ihr zustehenden Witwenvermogen 111

nient nur umfangreime Spenden an Arme und Kranke, sondern lieS auen so­gleich nom im J ahre 1228 ein Spital erbauen, wie sie es senon vorher in Eise­nach getan hatte 17. Mit diesem war die wohl schon altere Kleine Kapelle ver_ bunden.

Elisabeth wird als Erbauerin des Hospitals durch Papst Gregor IX. 1232 bezeugt 18. Dasselbe bekundete Magister Konrad im gleichen Jahre in seinem Bericht Uber die Wunder, die am Grabe Elisabeths geschehen waren 11. Elisa­beth hat das Hospital dem Hi. Franziskus geweiht, der am 16. JuH 1228 heilig gesprcxnen war, es kann somit erst nach diesem Tage begriindet worden sein. Gregor IX. erteilte 1229 einen AblaS an alle, die an dem Feste des neuen Heiligen das Hospital besuchen wUrden to. Dasselbe geht auch aus etwas spa-

14 GERSTENBERG aaO. 189. 15 Neue Untersuchungen Uber die Geschichte der Gebaude aut dem Gellinde des

Deutschen Ordens veroffentIichte K. MESCHEDE: Elisabeths Marburger Griin­dung -+ Hessenland Jg. 4 Folge 24, (Beil. zur Oberhess. Presse vcm 23. Nov. 1957) und : StliUe des Ritterordens (ebda. Jg. 6 Falge 11 vom 23. Mai 1959), DERS.: Vom Hotel Ritter bis zur MUndung -+ Oberhess. Presse vom 3. IuIi 1959.

16 Elisabeth hatte vcn ihrem Vater eine Mitgift vcn 1000 M und eine Rente van 300 M erhalten. Als Wittum waren fiir sie 2000 M ( .. pro dote U

) ausgesetzt. Diese stammten wohl aus Grundrenten. AuSerdem hatte sie den NieBbrauch an dem Grund und Boden, auf dem sie das Hospital errichtete. Vgl. HEYMANN

aaO. 5 u. 10. 17 CAESARIUS aaO. 38 : "fundavit eciam hospitale ad susceptionem peregrinorum

pauperumque extra muros oppidi Marburg in vallis planicie; nam ipsum oppi­dum in monte situ m erat. U

18 WYSS Nr. 29: "cum igitur hospitale in Marburch a quondam E. domina lancra .. via sit constructum, in quo pauperibus caritatis subsidia erogantur.N

19 WYSS Nr. 34 : /libi in opido construxit quoddam hospitale in(irmos et debiles recolligens. U CAESARIUS aaO. 40: "que ad hospicium suum, in quo manebat, juxta oppidum Marburg vocavit pauperiores, debiliores et infirmiores. H

20 WYSS Nr. 18: "dilecta in Cristo (ilia E. relicta clare memorie langravie Turingie - - quod beati Fran cisci confessoris patrocinium multum valeat apud deum,

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leren Urkunden hervor. Wie der Abl Konrad von Fulda in einer Schenkungs. urkunde fUr das Hospital 1233 bezeugte, war dieses dem HI. Franz geweiht!t. Auch Papsl Gregor erklarte das Gleiche 1233". Es isl verslandlich, daB die Ge. wahrung des Ablasses an die buBfertige Andachl in der Kapelle und an einem in ihr befindlichen Altar des Heiligen gebunden war.

Das Hospital wurde von recto res oder provisores verwaltet !3. AIs soIche werden zum Jahre 1232 Hermann und Albert als "magistri hospitalis sancti Francisci" genannt u . An dem Hospital waren ferner fratres tatig. Es wird haufig die Meinung vertreten, daB diese fratres dem Franziskanerorden ange:: hort hatten; dach sagen die gleichzeitigen Quellen nicht das geringste hieriiber aus ". Auch Gregor IX. teilte die Obergabe des Hospilals an den Deulschen Orden "magistTo et fratribus hospitalis sancti Francisci de Marburch iL mit!6. Wenn das Hospital von Franziskanennonmen verwaltet worden ware, hatte er diese Mitteilung ihrem Orden machen oder wenigstens den Meister und die Briider aIs dessen Angehorige bezeichnen mtissen. Auch Magister Konrad und Caesarius erwahnen niemals die Anwesenheit von Franziskanermonmen beim Hospital. Dem Franziskanerorden hat es sicher nicht unterstanden; denn in diesem Falle hatte weder Elisabeth das Hospilal dem Johannilerorden liber. eignen, noch die Landgrafen seine Chergabe an den Deulschen Orden beim Papsl erbitten konnen, ohne daB ein Verzicht des Monchsordens erfolgt ware.

Das Gelande, auf dem das Hospital durch EHsabeth erbaut worden ist, sland simer zu ihrer Verfiigung, wenn aum ihre beiden Sdtwager, die landgrafen Heinridt und Konrad, sim ein Mitsprameremt vorbehalten hatten f1. Auch der Erzbischof Siegfried von Mainz hal bei den Verhandlungen liber die etwaigen Anspriime der Johanniter auf das Hospital niemals den Franziskanerorden erwahnt:s. Es ist ferner zu beachten, daB die beiden namentlich bekannten magistri d.es Hospitals Hermann und Albert niemals als Angehorige dieses Ordens bezeichnet wurden %1. Wahrsmeinlim ist die Auffassung, daB die Ma­gister ·und die Brtider des Hospitals Franziskanermonche gewesen waren, dadurch aufgekommen, daB das Hospital dem HI. Franz geweihl war und Elisabeth in Eisenam tatsam.Hch Franziskaner in das dort von ihr begriindete

pro ejus honore ae caritatis obtentu quoddam eonstruxit ad reeeptionem infir. morum et pauperum, sicut nobis exposuit, hospitale. '"

21 WYSS Nr. 37: ",hospitali saneti Francisei apud Martburc construeto a felids memorie Elyzabeth UJntgravia. '"

22 W YSS Nr. 36 : ",beati Frandsd gloriosa merita persuadent, ut hospitale de Mar_ bum, quod in ejus est honore constructum. '"

23 WYSS Nr. 28 zu 1232. 24 WYSS Nr. 27. 25 WY55 Nr. 36 zu 1232 : de frafribis; ex relatu fratrum . Diese Auffassung ver ..

tritt auch MAui,ER. aaO. 53 Anm. 29. 26 WYSs Nr. 41. 27 WYSS Nr. 25. 25 WY55 Nr. 26, 27. 29 WYSS Nr. 37 zu 1233: "Hermanno parrochiano de Martbure recfore prefati hospi.

talis.'"

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Hospital gerufen hat. Jene Meinung ist nur durm den Chronisten Wigand Gerstenberg tiberliefert 30• Der Schutz des Hospitals wurde durch den Papst am 14. Oktober 1232 Magister Konrad iibertragen al. Er nahm in ihm seinen Wohnsitz und fiihrte von dort weite Reisen zur Bekampfung der Ketzer aus 3!.

EHsabeth wurde in der kleinen Kapel\e am 19, November 1231 beigesetzt, nachdem sie im 17. November in Gegenwart des Magis ters Konrad in ihrem Wohnhause verstorben war aa. Dieses befand sich an jener Stelle, an welcher der Deutsche Orden im Jahre 1286 im AnschluB an seine Firmanei eine kleine Kapelle erbauen lieS a •. Diese wurde 1786 abgebrochen, nachdem sie 1761 wahrend des 7jahrigen Krieges durch franzosische Tcuppen beschadigt worden war.

Da sogleirh narh dem Tode EHsabeths an ihrem Grabe Wunder gesrhahen, und zahlreime Pilger herbeistromten, reichte die kleine Kapelle nieltt aus, um diese aufzunehmen ", Magister Konrad lieB daher wahrsrheinlirh 1232 ein. etwas groBere Kirrhe in der Weise erbauen, daB die Grabstatle Elisabeths un­gestOrt an ihrc:m Platze verblieb. Es konnte somit spater gesagt werden, daB Elisabeth in dieser Kirme bestattet warSlI. Bei dem immer starker werdenden Andrang der Glaubigen erwies sich auch diese Kirche, die von den Opfergaben aus Stein erbaut worden war, bald als zu klein 37. Die Siidwand der steinernen Kirme erstreckte sich von der Nordwestecke der heutigen Sakristei bis zum zweiten ostlidten Pfeiler des Langhauses. Der Erzbisdtof von Mainz weihte in dieser Kirdte auf Wunsch des Magisters Konrad zwei Altare, wahrsmein: Iirh am la, August 1239 >S, Papst Gregor IX, gewahrte am 12, Oktober 1232 einen AblaB an alle, welrhe die Kirrhe des Hospitals am Vorabend des Tages ihrer Weihe, an diesem Tage selbst und am folgenden Tage besumen wilt-

30 GERSTENBERC aaO. 201: "unde balde darnach so kreig er den barfussen-brudern die capellen unde sent Elysabeth wonunge abbe unde liss en eyn besser und grosser kyrchin zu Margburg buwen, da sie nam wonen'" (1233).

31 W YSS Nr. 33.

3 2 CAESAlUUS aaO. 38: ,.huius hospitalis provisor magister Cunradus erat, in eo man ens atque ex eo ad predicandum exiens usque ad tempus occisionis sue."

33 Ausfiihrlicher Bericht des Magister Konrad iiber ihre Sterbestunde bei WySS Nr. 34.

34 WYSS Nr. 460. 35 CAESARIUS aaO. 50: "corpus illius in hospitali Marburg, quod ipsa lundaoerat

et possessionibu5 ditaverat, in capeUa modica sepultum est ..... 36 Berimt des Magister Konrad vom 16. November 12.32. bei WySS Nr. 34: "in

basilica, ubi corpus prelate domine est sepultum ..... 37 CAESAKlUS: sermo aaO. 54: .. plurirna ibi oblata sunt, ex quibus ecclesia lapidea

super sacrum eius tumulum erecta est, ego circa idem tempus ibi 'ui et non Tecordor, me in tota 'Oila mea tantum simul vidisJe populum, quantum in oppido MarbuTg et circa illud tunc temporis aspexi. Vi%' aliqui. in eccle.illm sine magno 'aboTe intrare vel exire potuit."

38 WYSS Nr. 34 .

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den 30. Es ist rumt uberliefert, an welchem Tage und in welmem Jahre die neue Kirche geweiht worden ist: die Urkunde des Papstes setzt den Vollzug der Weihe voraus. Als Erbauer dieser Kirme, die in den Quellen als basilica bezeimnet wurde, wird ein Meister Waltharus genannt 40.

Magister Kanrad hatte die Kirme erbauen lassen, weil er gleichzeitig die Heiligspredtung Elisabeths erwirken wolIte und nach dieser einen nom groRe .. l'en Zulauf von Pilgern erwartete. Er beridttete am 16. November 1232, an der ersten Wiederkehr ihres Todestages, an den Papst uber ihren Lebens .. lauf und die Wunder, die bereits gesmehen waren 41; dam war er gleich .. zeitig mit der Erfullung der mm erteilten Auftdige weiter eifrig besmaftigt. Er fand dabei den Beifall des Papstes, der ihn zurn "visitator monasteriorum in Alemaniau ernannte 42. Kaiser Friedric:h 11. erlieB damals sc:harfe Anard­nungen gegen die Ketzer. Auch Gregor forderte Konrad und den Bi.chof Kon­rad van Hildesheirn im Juni 1233 emeut auf, gegen diese einzusdueiten. Die Verfolgung und Verbrennung der Ketzer nahm dal'auf einen so graBen Urn­fang an, d~ er den Unwillen van weltlichen und geistlimen Hirsten erregte. Die Erzbismofe Siegfried van Mainz und Dietrich van Trier wandten sich gegen diese MaBnahmen und besd1werten sich uber Konrad beim Papst; das­.elbe tat der junge Konig Heinrich (VI!.). Auch eine Synode, die in Mainz am 25. Juli 1233 stattfand, verurteilte sein smraffes Vorgehen. Bei del' RUck­kehr von dieser Kirmentagung nam Marburg wurde Konrad bei einem Bauernhof in der Nahe des Darfes Seltershausen zusammen mit seinem Be. gleiter Gerhard, einem Franziskanermonm, am 30. Juli 1233 erschlagen u. Die Morder stammten wehl aus dern Kreise der Grafen von Sayn, die e-r, wie viele andere, var sein Gericht zu ziehen begonnen hatte u . Die beiden Getij.: teten wurden in der Marburger Kirme neben Elisabeth beigesetzt fo l!i . Das Ende Konrads wurde in weiten Kreisen begrugt, da sein grausames Verhalten Ab .. smeu und Hag erregt hatte. Der Papst trat dagegen emeut fur ihn ein und ordnete die Verfolgung der Morder an, die jedodt nicht gefaS! wurden. Der Reimstag zu Frankfurt verudeilte im Februar 1234 die Untaten des Magisters und .prach die Grafen von Sayn und andere Verd.chtigte von aller Schuld freL Dagegen hat spater der Deutsdte Orden die Verehrung Kenrads sim zur Pflimt gemacht j er erbaute eine Kapelle an der Stelle der Ermordung foe. Si .. smof Heinrich ven Kurland erteilte am 8. Mai 1255 47 und Bismaf Christian

39 W YSS Nr. 30 : ,.ad ecclesiam hospitalis in Marburch in anniversario dedicationis ipsius petituri misericordie divine suffragium accedatis."

40 A. H uySKENS: Quellenstudien (1908) 214 Nr. 69: .,Waltheirus, magister operis basilice de Marhpu"", und S. 215 Nr. 70 : ",Waltherus lapioida"'.

41 W YSS Nr. 34-35. (2 WYSS Nr. 27. 4.3 CAESAJUUS aaO. 24: .,occisus est cum illo homo quidam religiosu5 de ordinr

fratrum minorum Gerardus nomine." 44 Ober die letzten Jahre Konrads vgl. BUUK aaO. 34~349. 45 CAESAJlIUS aaO. 24: ,.in loco sepulti, hoc est in basilica heate Elysabeth." 46 WYSS Nr. 420. 47 WYSS Nr. 132.

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von Samland am 2. Mai 1283" Abl.sse an ane Besucher der Ged.chtni .. kapelle.

Noch Magister Konrads T ode libertrug Gregor IX. am 21. Oktober 1233 den Smutz des Marburger Hospitals an den Bismof Konrad von Hildesheim u. Dieser hatte in Paris studiert, war Domsmolaster in Mainz, Demant in Speyer, Kaplan von Honorius Ill. gewesen und war seit 1221 Bischof von Hildesheim. Er war neben dem Magister Konrad einer der eifrigsten Ketzerverfolger.

Bald darauf trat ein neuer Fiirsprecher fiir das Hospital auf, der JUDge Land­graf Konrad von Thiiringen, mit dem zusammen Elisabeth auf der Wartburg aufgewamsen war. Er hatte gleich ihr langere Zeit unter dem EinfluB des Magisters Konrad gestanden. Landgraf Konrad 50 war als jiingster Sohn des Landgrafen Hermann urn 1206/ 07 geboren und wurde auf der Wartburg er­zogen. Seit 1231 iibemahm er die Verwaltung der Besitzungen der Landgra­fen in Hessen, wenn auch alle wimtigen Entscheidungen gemeinsam mit sei­nem alteren Bruder Heinrim getroffen wurden. Er war urn die Forderung der hessischen Kloster bemiiht uDd hatte einen heftigen Streit mit dem Erzbischof von Mainz auszufemten, wie wiederholt Auseinandersetzungen zwismen den weltlimen und den kirmlkhen Gewalten in Hessen stattfanden. Einer seiner Heerhamen eroberte im September 1232 die dem Erzbischof gehorige Stadt Fcitziar; sie wurde gepli.indert und eingeasmert, und auch die Kirme wurde nimt gesmont 61 ) Die Mainzer Truppen zerstorten gleichzeitig die landgrafliche Stadt Witzenhausen. Magister Konrad vermittelte damals zwismen den strei. tenden Pa·rteien. Es smeint aum keinen Uingeren Zwist zwismen dem Land­grafen und dem Erzbischof gegeben zu haben. Entgegen einer verbreiteten Meinung haben weder dieser nom der Papst Konrad wegen der Ereignisse in Fritzla< in Bann getan ". lm Gegenteil hat Gregor IX. am 20. Oktober 1233 den jungen Landgrafen in Anerkennung seiner treuen Dienste in Schutz genommen und den Bismof Konrad von Hildesheim beauftragt, sich fUr ihn einzusetzen. Der Landgraf nahm von diesem das Kreuz zum Zeichen seines Kampfes gegen die Ketzer und hat sim diesem im Geiste seines verstorbenen Erziehers, des Magisters Konrad, gewidmet. Der Papst sprach ihm daher im namsten Jahre erneut sein Wohlwollen aus. Konrad hat sim haufig in Mar­burg aufgehalten. Zusammen mit seinem Bruder iibertrug er das ihnen zu­stehende Patronat an der Pfarrkirme in Marburg auf das von Elisabeth ge .. stiftete Hospita1 63• Seine Anwesenheit beim Tode und beim Begrabnis seiner

48 Wvss Nr. 416. 49 Wvss Nr. 36. se Die beste Darstellung seines Lebens gab E. CAIMMER'ER: Konrad, Landgraf von

ThUringen, Hochmeis ter des Deutschen Ordens -io- Ztschr. Ver. Thiir. Gesch. 27 = NF 19 (1909) 349 If. und 28 ~ NF 20 (1911) 43 If.

51 Ober die Vorgange in Fritz1ar berichten auch die Chronisten des Deutsmen Ordens PETEK VON DUSBUlI.G und NICOLAUS VON JUOSCHIN -+ MG SS rer. Pruss. I 198 und 410.

52. Eine ausfUhrliche Darstellung hierUber bietet CAESARIUS aaO. 368-371. 53 Wvss Nr. 22 zu 1231.

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DIIS Cebiet des Deutschen Ritterordens in Marburg 85

Smwagerin ist nicht belegt54. Dagegen war er Zeuge der Heilung eines jungen Madchens aus dem Dorf Wehrda bei Marburg ;53.

Nach dem T ode des Magisters Konrad sah es der Landgraf als seine widt .. ligste Aufgabe an, die Heiligspremung EHsabeths zu erwirken. Er begab sim daher im Sommer 1234 nam Italien, wo er den Papst zusammen mit Kaiser Friedrich 11. und dem beiden nahe stehenden Hochmeister des Deutsmen Ordens Hennann von Salza in Rieti antraf. Er er.reichte, daB der Papst der Obereignung des Marburger Hospitals an den Deutschen Orden am 1. J uli 1234 zustimmte li8, und dag der Kaiser diesem den Besitz des Hospitals, vor allem den Grund und Boden, auf dem es errichtet war, bestatigte 57• Der Papst ordnete sodann die Einholung von Zeugenaussagen Uber das Leben Elisabeths und die durch sie bewirkten Wunder an 58.

Seitdem war die Heiligsprechung Elisabeths zu einer Ehrensame des Deut· smen Ordens geworden. Es mag sein, drill aus diesem Grunde Konrad sich entschlog, in den Orden einzutreten, urn in seinen Reihen fur das von ihm verfolgte Ziel starker wirken zu konnen. Nachdem er einige vermogensremt. lime Angelegenheiten rnit seinem Bruder Heinrim geregelt hatte, trat er am 18. November 1234, in den Tagen, an denen Elisabeth .cirei Jahre zuvor ge .. storben und beigesetzt war, in ihrer Grabeskirme in den Orden ein. Konrad smeint diesen Schritt aus innerster Uberzeugung und aus freiem Entschl~ unternommen zu haben. Es mUssen also bereits in den wenigen Monaten, die seit der Ubereignung des Hospitals an den Orden vergangen waren, die Ritter in Marhurg einen Konvent gebildet haben, nachdem einige Ordens .. brtider bereits im Jahre 1233 auf Veranlassung Konrads - nam dem Berimt der Annalen des Marhurger Hauses - dorthin gekommen waren 5 •. Seitdem hat der "ehemalige# Landgraf Konrad (Cunradus quondam lantgrauius), wie er fortan genannt wurde, sim noch eifriger als bisher urn die Heiligsprechung bemiiht. Sie erfolgte am 1. J uni 1235 durm Papst G.egor IX. in Perugia in Gegenwart Hermanns von Salza und Konrads.

B. Der Bau d« Elisabethkinche und der i1brJgen Gebllude des Deutsdten Hauses

Landgraf Konrad hatte smon vorher die Errimtung einer neuen grollen Kinhe als Grahstatte fUr die neue Heilige geplant I, Gregor IX. erteilte bereits

S-' CAESAlU\JS aaO. 379.

55 WYSS Nr. 28 S. 27. 56 WYSS Nr. 40. 57 WYSS Nr. 42. 58 WYSS Nr. 43 vom 11. Oktober 1234. 59 WYSS Nr. 649. 1 Ober die Baugesdtichte der Elisahethkirme vgl. R. HAMANN und W. KAsrNEI.:

Die Elisabethkirche zu Marburg und ihre kUnstleriscne Nachfolge (1924); W. MEYER.-BAllKHAVSEN: Die Elisabethkirche in Marburg (1925), ders.: Marburg an der Lahn '(1957).

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86 Erich Keyser

am 30. Mai 1235 allen~ welche den Bau unterstiitzen wiirclen, einen AblaB !, In Gegenwart des Hochmeisters Hermann von Salza wurcle am 14. August 1235, am Vorabend des Festes der Himmelfahrt Mariens, welcher das Hospi­tal geweiht war und deren Schut;z; auch die neue Kirche unterstellt werden sollte, der Grundstein gelegt3. £5 ist den QueUen nicht mit Sicherheit zu ent .. nehmen, wie schneU der Bau fortsduitt. Als am 1. M ai 1236 in Gegenwart des Kaisers Friedrims 11. und vieler WUrdent.diger der Kirrne und des Rei", cites die Heilige aus ihrem Grabe erhoben, in einen Bleisarg gelegt und dieser an einen, wie es heiBt "vorbereiteten Platz" gestellt wurde 4, konnte der Chor der neuen Kirche, der fUr die Aufnahme der Heiligen am ehesten bestimmt sein modtte, nom kaum soweit fertiggestellt sein, daB er von den erwarteten und auch sHindig zustromenden Pilgerscharen betreten werden konnte. Denn seit der Grundsteinlegung waren erst 9 Monate verflossen und in diesen war sirnerlim der Bau durch das winterliche Wetter behindert worden. Es ist zu vermuten,daB der Sarg zunachst auf den Altar der alteren Kirme gesetzt wurde.

Urn den Besuch der Pilger zu heben, wurde ihnen durch Papst Gregor IX. am 12. Dezember 1238 ein AblaB verIiehen, wenn sie die Kirme, in der Elisa'"' beth ruhte, am Jahrestage ihrer Erhebung (1. Mai) bulSfertig betreten wiira den 5. Unter der erwahnten Kirme kann nur die altere Kirme verstanden wer., den; dagegen wa,ren spatere AbHisse, welche dunn die Papste und Kirchenfiir. sten erteilt wurden, ausdriiddich an die Forderung des Baues der neuen Kirme gekniipft.

Landgraf Konrad hat die Vollendung der neuen Kirche nicht mehr erlebt. Er wurde nach dem Tode Hermanns von Salza im Jahre 1239 zu seinem Nach­folger als Hochmeister des Deutschen Ordens gewahlt und hat sich urn die Festigung seiner SteUung verdient gemacht. Er ist aber schon am 24. Juli 1240, als er zur Vermittlung zwismen Kaiser und Papst wieder nach Italien gereist war, dort verstorben; er wurde in der von ihm begrUndeten Kirme beigesetzt und noch 100 J ahre spater an dem Mausoleum, das zu Ehren Elisabeths era richtet war, als "fundator huius monasterjj" geruhmt 6• Der Bau der Kirdte wurde nam seinem Tode fortgesetzt.

2 Wvss Nr. 53: i"si (der Meister und die Briider des Hospitals) in honorem sancte Elysabeth a"ud Marburch, ubi sepultura eju5 miraculorum diversitate refulget, quandam ecclesiam edificare ceperint opero sumptuoso.

3 Wvss Nr. 649 tAnnalen des Deutschen Oedens): Anno domini %235 positum est fundamentum hujus ecclesie, augusto in vigilia assumptionis Marie virgin is .

.. A. HUYSKENS: Des Caesarius ... Schriften -+ Ann. Hist. Ver. Niederrhein 86 (1908) 56 : predicti fTatres sacrum corpus de sarcophago tollentes et purpura involventes in archa plumbea locaverunt, sic in sepulcrum reponentes . . . in Kalendis Maii . .. archam cum sacro corpore elevans cum multa voci/icacione cIericis laudes divinas resonantibu5 ad locum preparatum tran stulerunt . ..

5 Wvss Ne. 60: ad eccIesiam beate Elysabeth de Marburch Maguntine diocesis, in qua corpus requiescit ejusdem miraculorum diversitate refu lgens, imploraturi a domino veniam delicto rum in humilitate spiritus accedatis.

6 E. KEYSER: UntersudlUngen zur Geschkhte des Deutsmen Oedens in Marbueg -+ Hess. Jahrbuch fur Landesgesch. 10 (1960) 16 H.

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Erzbismof Konrad van Koln veranlaBte 1244 die Geistlichen seiner Diozese, den Boten def Elisabethkirche die Sammlung van Almosen zu gestatten, und verhieS alIen Wohltatern einen AblaB; wie er ausflihrte, reichten d ie vorhan"­denen Mittel zum Bau nicht aus 1. Papst Innocenz IV. forderte den Bismof van Hildesheim am 3. Februar 1244 auf; das Hospital und seine Briider, so;; wie die dorthin reisenden Pilger, Zll smiitzen 8 und gewahrte kurz darauf alIen Besuchern der Kirche an bestimmten Festtagen einen AblaB I, Ein wei=­terer AblaB wurde van ihm am 20. September 1245 jenen zugedacht, welche die Kirme jahrlim am Tage der Erhebung der Heiligen und eine Wome dar. nam besuchen wiirden to.

Im gleimen Jahre genehmigte def Papst auf Bitten des Hochmeisters die Oberfiihrung der Reliquien der Heiligen an einen anderen Platz, weil der ZU2 gang zu der bisherigen engen Grabstelle bei der Menge der Pilger mit Ge .. fahren fUr diese verbunden ware. Als geeigneter Platz konnte damals bei dem Fortgang des Baues der grogen Kirme nur der Ostchor in Betramt gezogen worden sein. Merkwiirdigerweise wurde diese Urkunde nicht sogleich ausge .. fertigt, sondern mit kaum verandertem Wortlaut am 4. November 1249 fUr den Erzbischof von Mainz ausgestelIt. Es smeint somit die Fertigstellung des Hauptchores wider Erwarten einige lahre verzogert worden zu sein U •

7 WYSS Nr. 73: cum igitur ecclesia sancte Elyzabet in Marburdt nondum sit consummata et proprie non suppetant facultates, unde edificari possit, nisi fidelium elomosinis adju'Oetur.

8 WYSS Nr. 74. 9 WYSS Nr. 76.

10 WYSs Nr. 80. 11 Der Wortlaut der Urkunde von 1245 ist ohne Datum und Adressaten erst

kiirzlich bekannt geworden in einer Handsdtrift der Blblioteca Antoniana in Padua im dorUgen Konvent der Franziskaner. Die Handschrift enthiUt Kopien von 300 Original-Minuten der Kanzlei des Papstes Innocenz IV. aus den Jah. ren 1243-54. Eine Besmreibung der Handsduift und Regesten der Urkunden wurden veroffentlicht von P. GruSEPPE ABAn OFM: Lettere "secretae" d' Inno­cenzo IV. e altri documenti in una raccolta inedita del sec. XIII -+- Miscellanea Francescana (Rom 1955). Der Wortlaut der Urkunde lautet nam einer Lichtbild. aufnahme der Handschrift: dilectorum filiorum magistri et fratrum hospitalis sancte Marie theotonicorum lerosolimitani nobis oblata petitio continebat quod cum sepulcrum in quo corpus beate helisabete in ecclesia sancti francisci de marbudt requiescit ipsius gloriosis mentis miraculorum titulis refulgeat vene­randis et per hoc populorum fidelium frequentationibus dicta ecclesia cum laudibus oblatis redemptori omnium visitetur quem in suis sanctis humilium devotio veneratur mirabilem 'Deneratur (1) nec ad ipsius sepulcrum propter loci angustias in quo eius tumba dicitur collocata (coIIata) pre multitudine nimia confluentium absque periculo 'Daleat accessus haberi, dicti magister et fratres nobis humiliter supplicaverunt, ut super hoc fidelium devotioni pro'Dj. dere paterna sollicitudine curaremus. Cum igitur ubi fuerit corpus sanctum illic aquile congregentur, illi 'Didelicet qui piis des ideriis deum querunt ac deootorum dona prout eorum exigunt merita penitentibus viam preparent Iatiorem fraterni. tati tue per apostolica scripta mandamus quatinus personaliter ad ecclesiam

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Der Bau des OstdlOres war also Ende 1249 beendet. Er war durdt eine TUre auf seiner Nordseite zuganglidt. Soweit es nicht smon vorher geschehen war, wurde in dieser Zeit der SUdchor begonnen.

Der Kardinallegat Hugo forderte am 1. Mai 1252, dem Tage der Erhebung del Heiligen, alle Gla.ubigen in Deutsdtland, wo er damals weilte, auf, zur Vollendung des mit grofSem Aufwand begonnenen Kirmenbaues beizutragen. Der von ihm verheiJlene AblaB sollte nur bis zur Vollendung des Baues gill­tig sein 1! . Derselbe Legat rief am 9, August 1253 emeut zur Unterstiitzung des Kirmenbaues auf und verband damit den Wunsch nam Forderung des Hospitals und der fUr die Armen bestimmten Einridttungen; er begrenzte diesesmal nidtt zeitlidt seinen AblaB und dehnte ihn von 40 auf 100 Tage aus 13,

Als im lahre 1257 der friihece Bisdtof von Olmiitz im Siiddtor einen Altar zu Ehren Johannis des Tiiufers weihte, dUrfte der SUddl.Or ehenso wie die Vierung vollendet gewesen sein 14, Spatestens im folgenden Jahre war auch der Norddtor fe<tig, nadtdem die dort gelegene altere Kirdte aus dem lahre 1232 abgebrodten war; denn die Landgrafin Sophie fiihrte 1258 zusammen mit ihrem jungen Sohn Heinrim das Verspredten ihres verstOl'benen Gemahls, des Herzogs von Brabant, aus und gewahrte eine Sdtenkung flir einen Altar

predictam accedens et locelli ejusdem sancte ubi sunt condife ipsius reliquie circumstantiis universis diligenter inspect;s ad locum oporlunum ac ydoneum easdem tTansfe"i factas, si fibi videbitur expedire. Et ut ex presenti collatione munerum firma maneat e:rpectatio futurorum illis vere penetentibus et con­fessis qui die translationis ipsius ad predictum locum cum debita veneratione accesserint prout tibi v idebitur auctorifate obtate (optate) indulgentie gratiam la rgiaris." Dieser Wortlaut entspric:ht mit geringen, sac:hlim bedeutungslosen Abweic:hungen der Urkunde von Innocenz IV. vom 4. November 1249 (WYSS N. 95). Die Urkunde in der Handsc:hrift In Padua ist dagegen eingereiht in solche aus dem Jahre 1245. Die MBglimkeit der Oberfiihrung der Reliquien an einen groBeren Platz - den Chor der neuen Kirme - smeint daher erst zwi­schen 1245 und 1249 entstanden zu sein. Wahrsdteinllch wurde damals der Leimnam in den kostbaren Sarkophag gelegt, der, wie sein Befund erweist, etwa zu dieser Zeit von einem Meister der Kolner Smule angefertigt worden war. Ober die Handschrift in Padua vgI. fR. SOCK : Studien zu den Registem Innocenz IV. -+ Archivalisme Zeitschrift S2 (1956) 43. W. MEYU-SAUHAvsEN : Die Elisabethkircne in Machurg (1925) 55 hat vermutet, daB die Obertragung spatestens Anfang februar 1250 geschehen ist ; denn nam einer Urkunde vom 14. februar 1250 war damals in der alteren Kir<he nur nCKh der Magister Konrad begraben (WySS Nr. 96 : prov isor kapelle, qua recubat magister Cun­radus predicator interfectus). Da der Erzbisc:hof vcn Mainz, der jene Urkunde ausgestellt hat, am 9. februar 1250 in dem benachbarten Amoneburg war, konnte er damals auch die Ubertragung vorgenommen haben.

12 WySS Nr. 113. 13 WySS Nr. 120. 14 WySS Nr. 147. Der Tag der Weihe dieses Altars wurde 1271 aus unbekannten

Griinden verIegt: WySS Nr. 261.

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im Nordchor der Kirche, welcher der Heiligen Elisabeth geweiht war to. Die Bezeidmung dieses Chores nach der Heiligen laBt erkennen, daS dieser ihr in besonderem MaBe geweiht war. Sie war in der aiteren Kirche, auf deren Grund der Nordchor erbaut war, urspriinglich aufgebahrt gewesen und wurde auch in ihm weiter von den Pilgern verehrt. Dieser Nordchor war durm eine spater vermauerte TUre auf seiner Nordwand von auSen zuganglich, so lange das Langhaus noch nicht vollendet war.

Inzwismen hatte sim die FUrsorge der Kirmenfiirsten nom einem anderen Bau des Ordens zugewandt. Es wurde ein neues Hospital fUr die Pilger rnit einer eigenen KapeUe erhaut. Ihre Uberreste sind noch heute am Beginn der StraBe Pilg.rimstein vor dem Gehaude des Physiologischen Institutes zu sehen. Wahrscheinlich hatte Kardinallegat Hugo schon 1253 in seinem AblaB auch an dieses Hospital gedacht. Erzbischof Gerhard von Mainz for­derte am 2. J uli 1254 zur Forderung des Baues des neuen Hospitals auf und verhieB einen AhlaB alIen, welme an der Weihe seiner Kapelle teilnehmen wiirden l e . Oer Bismof von Eichstatt erwahnte in seinem AblaBbrief vom 13. lull 1254 sogar bereits, daB die Kapelle erbaut ware " . Auch Papst Inno­cenz IV. hatte schon am 18. Mai 1254 einen AblaB allen versprochen, welche die Kapelle St. Ellsabeth am Tage ihrer Weihe und am Feste der Heiligen (19. November) besuchen wiirden " .

Die Hinterkirche, die aus den drei Choren bestand, war wahrend des Baues des Langhauses durm. eine Wand nam Westen abgesdUossen. Sein Bau wurde wohl bald nach der Fertigstellung des Nordchores begonnen ".

Papst Alexande< IV. gewahrte schon 1258 einen AblaB an alle, welche eine Wallfahrt zu der Kirche, in welcher die Heilige ruhte, gelobt hatten, aber nicht durchfiihren konnten, -unter der Bedingung, daB sie die etwaigen Kosten der nicht ausgefiihrten Hin- und Riici<reise und des Aufenthaltes in Marburg

15 Wns Nr. 153: in ecclesia beate virginis in choro beate Elysabeth. Diese SUf­tung wurde 1265 wiederholt: WySS Nr. 214.

16 WYSs Nr. 125: cum igitur fratres damus Theutonice nostre dyocesis apud Mar­burch ad sustentationem pauperum et egenorum ad eundem locum confluentium hospitale de novo ceperint edificare nec proprie faculfates suppetant ad con­summationem dieti hospitalis i omnibus, qui ad structuram sepedicti hospi_ talis manum prorexerint adjutricem - -; cum ad consecrationem capelle ante­memorati hospitalis devotionis causa in presenti et singulis anni" dedication is ejusdem in futuro advenerint - - .

17 WYSs Nr. 12.6 : cum capella de novo sif constructa. 18 WySS Nr. 123: qui Qd eandem capellam in die dedication is ipsius et in festo

predicte sancte causa devotionis accesserint annuatim. 19 Entgegen der Annahme von W. KASTNER (Die Elisabethkirdte zu Marburg und

ihre kiinstlerisdte Nachfolge [1924] 51) war das langhaus nadt W. MEYER­BAitKHAVSEN aaO. 61 von Anfang an als Halle gepiant. Die Unstimmigkeiten an der Stelle, an der die Westwand des Siiddtores mil der SUdwand des lang­hauses zusamrnensttiBt, lassen nach seiner Meinung nicht auf einen alteren, basilikalen Bauplan schlieBen.

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zur Vollendung des Kirmenbaues stiften wurden 20. Meister und Bruder des Marburger Hauses sandten wiederum Boten zurn Sammeln und Spenden aU5.

Alexander IV. forderte gleichfalIs 1258 die hohe Geistlichkeit in tlsterreich auf, ihre Tatigkeit zu untersttitzen 21. Bischof Dietrich von Wirland uber .. zeugte sich 1260 bei seinem Aufenthalt in Marburg, dalS der mit groBem Aufwand begonnene Bau nur durch weitere Stiftungen vollendet werden konnte, und forderte daher zu diesen auf22. Da die Zahl der Wohltater, ftir welche Seelenmessen zu lesen waren, erheblich zunahm, ordnete Hochmeister Anno von Sangerhausen 1265 an, daB die Zahl der Priester, denen diese Auf .. gabe oblag, urn einen auf acht vermehrt werden sollte 23.

Wahrend an dem Bau des Langhauses nom gearbeitet wurde, sind in sei= ner Nachbarsmaft Kapellen errichtet worden. Erzbischof Werner von Mainz schloB 1266 ihre Besucher in die Empfanger der Ablasse ein " . Es handelle sich besonders um die Michaeliskapelle auf dem Friedhof der Pilger, die durch denselben Erzbischof 1268 mit einem AblaB bedacht wurde " . Merkwiirdiger. weise erklarte Bischof Friedrich von Wirland, daB er diese KapeUe erst 1270 geweiht habe 26.

Trotz aller Forderung durch die Kirchenfiirsten und die frommen Pilger dauerte es noch zwei Jahrzehnte, bis das Langhaus vollendet war. Es sind am Bauwerk mehrere Bauabschnitte zu beobachten, die auf langere Unterbremun­gen hindeuten. Erst Bischof Heinrich von Basel erteilte am 19. Juli 1282 einen AblaB an alle, welche die Kirche am Tage ihrer Weihe, an den Tagen der jahrlichen Wiederkehr dieses Weihetages und in den Wochen darnach besuchen wiirden 27. Auch der dem Orden angehorende Bisdtof Johann von Litauen gab am 10. Januar 1283 einen AblaB fUr denselben und erwahnte, daB der Bau mit grolSem Aufwand begonnen und beinahe vollenclet Ware!8. Bismof Bartholomaus von Beirut schlolS sidt kurz darauf diesem Beispiel an 211. Das gleiche tat Bischof Eberhad von MUnster am 29. Marz 1283 so.

20 WYSS Nr. 157 : si aliqui V07)entes vestram personaliter ecclesiam visitare, in qua corpus beate Elizabeth prout accepimus, requiescit .. . ; pro consumenda ipsius ecclesie sumptuosa fabrica.

21 WySS Nr. 158. 22 WySS Nr. 163 : quique eidem ecclesie ad consummation em fabrice, que,

quemadmodum fide oculata vidimus et videtur, indtoata opere sumptuoso nequit absque fidelium elemosinis consummari ...

23 W YSS Nr. 210. 24 W YSS Nr. 232: ecclesie domus hospitalis beate Elizabet apud Marburg necnon

capelIis ipsi domui attinentibus. 25 WYSS Nr. 244: capeUa sancti Midtaelis ... in cimiterio peregrinorum constructa. 26 Wyss Nr. 260. 27 WySS Nr. 403. 28 WySS Nr. 408. ad dedicationem monasterii beate Elyzabeth . .. operi sumptuose

incepte et quasi consumato manum perrexerint adjutricem. 29 Wyss Nr. 409, nach Februar 1283. 30 WYSS Nr. 411; neben dem Tage der Weihe werden die Tage der Erhebung

und des T odes der Heiligen genannt.

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Wie die Annalen des Marburger Hauses berichten, fand die Weihe der Kirche am 1. Mai 1283 stat!, also am Tage der 47. Wiederkehr der Erhebung der Heiligen :SI. Die g.roSe Kirme wurde als monasterium bezeichnet. Sie wurde sogleim mit neuen Ablassen ausgestattet. Der friihere Bismof ven Samland erteilte einen selchen am Tage der Weihe selbst 32• Bischof Pasmalis ven Salpe sprach einen seIchen am 11. Mai 1283 aus 33.

Die Gewahrung ven AbUissen zu Gunsten der Kirche horte aum in der Folge nicht auf. Es wurden soIche erteilt vom Bismof Ludelf ven Naumburg am 23. Okteber 1283 34, vom Bischef Emund ven Kurland am 2. Mai 128S 3!i, vom Bismof Eberhard am 25. Dezember 1286 36• Altere AbHisse wur ... den bestatigt durch den Erzbismof Heinrich von Mainz 1287 37 und weitere fUr samtliche Ki·rchen und Kapellen des Deutschen Ordens in der Diozese Mainz erteilt 1289 38• SchlieSlich wurde ein neuer Homaltar am 1. Mai 1290 geweiht 311• Herzog Otto von Bayern stattete 1294 den Elisabethaltar mit einem Priester aus 40.

Da die AbHisse meistens zur Forderung des Kirchenbaues erteilt wurden, ist sein zei tlicher Verlauf aus den Jahren der Gewahrung der Ablasse zu ent­nehmen. Wie die vorstehende Obersicht erweist, wurde der Grundstein der groBen Kirche im Sommer 1235 gelegt. Der erste Bauabschnit! wurde 1249/50 mit der Fertigstellung des Ostchores beendet. Der Sti.dchor, die Vierung und der Nordchor waren spatestens 1257/58 fertiggestellt. Der Bau des Lang­hauses dauerte von 1258 bis 1283. Die Tiirme wurden erst am Anfang des 14. J ahrhunderts errichtet. Rings urn die Kirche wurden im Laufe der Zeit erbaut d ie Wohnhauser der Ritter und ihrer Bedienten, ihre Firmanei mit del ihr 1286 angeschlossenen Franziscuskapelle, ein Backhaus1 Speimer und Stal­lungen .

31 WYSS Nr. 649 : anno domini 1283 Kalendis Maji dedieatum fuit monasterium beate Elizabeth in Marpurg.

32 Wvss Nr. 415. 33 Wyss Nr. 418. 34 WySS Nr. 437: ad fabrieam dieti monasterii. 35 WYSs Nr. 444: ad fabrieam dieti monasterii. 36 WYSS Nr. 455. 37 WySS Nr. 479. 38 Wvss Nr. 501. 39 WYSS Nr. 649 aus Annales: an no domini :1290 kalendas maji dedieatum fuit

summum altare. 40 WySS Nr. 583.


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