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DAS EXPONAT DES MONATS im Stadtmuseum Bozen Nr. 34 – Oktober 2014 – Fauchendes Maul und Fratze:...

Date post: 06-Apr-2015
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DAS EXPONAT DES MONATS im Stadtmuseum Bozen Nr. 34 – Oktober 2014 – Fauchendes Maul und Fratze: Ein außerordentliches Objekt durch die Katalogisierung enträtselt Oggetto del mese Exponat des Monats Exhibit of the Month Seit nunmehr einem Jahrzehnt werden im Stadtmuseum die Sammlungsbestände digital fotografiert und wissenschaftlich katalogisiert, d.h. mittels eines genormten Wortschatzes in standardisierten Karteiblättern beschreiben. Angstrebt wird die Verknüpfung der Objekte mit der gesamten vorhandenen Dokumentation, z.B. mit allen, seit 1882 erstellten Inventarlisten und -registern. Auf diese Weise erhält man wertvolle Informationen zu ansonsten oft enigmatischen oder „anonymen“ Dingen. Jüngst wurde das Museums-Team auf ein eigenartiges Schnitzwerk aufmerksam, das eine männliche Fratze mit einem Tiermaul kombiniert (Inv. Nr. SM 1038; Katalog CM 9794). Durch die Recherche in dem 1908 erstellten Register des Volkskunstsammlers Karl Wohlgemuth konnte das Rätsel gelüftet werde. Auf S. 50-51 heißt es: Nr. 428 Aufsatz zu einer Schnitzbank v. Feldthurns / Ein Thierkopf mit hervorstehender Zunge, dem am Hinterhaupte wieder ein männlicher Kopf mit offenem Munde angeschnitzt ist. Dieser Kopf bildete den Aufsatz zum Hebel einer Schnitzbank. Mit der Schnitzbank werden die geschnitzten Gegenstände festgehalten.“ Für den wandernden bzw. mit dem Zug fahrenden Lehrer kam ein Transport der gesamten Schnitzbank nach Bozen aus Gründen von Kosten oder Logistik nicht in Frage, aber Wohlgemuth wollte auf dieses Schnitzwerk keinesfalls verzichten, zeigt es doch motivische und stilistische Verbindungen zu anderen geschnitzten Objektgruppen aus Feldthurns und Umgebung auf. Ahnte der ausgezeichnete Kenner der Tiroler Volkskunst, dass einige der von ihm gesammelten Eisacktaler Sensenscheiden mit fauchenden Mäulern womöglich auf genau dieser Schnitzbank angefertigt wurden? Text: Stefan Demetz Bildmaterial: Stadtmuseum Bozen. Literatur: André Bechtold, in: Masken Saltner Vogelscheuchen. Schreckgestalten auf Runkelstein. Katalog Ausstellung Schloss Runkelstein, Bozen Athesia 2001, bes. 122 (dort falsch als Neidkopf ausgewiesen). WAS IST DAS ??? Rechts: So wird auf einer Schnitzbank ein Stück Holz bearbeitet (Quelle: www.kunsthandwerker-markt.de/shop/...janzen/ anbieter.../)
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Page 1: DAS EXPONAT DES MONATS im Stadtmuseum Bozen Nr. 34 – Oktober 2014 – Fauchendes Maul und Fratze: Ein außerordentliches Objekt durch die Katalogisierung.

DAS EXPONAT DES MONATSim Stadtmuseum Bozen

Nr. 34 – Oktober 2014 – Fauchendes Maul und Fratze: Ein außerordentliches Objekt durch die Katalogisierung enträtselt

Oggetto del meseExponat des MonatsExhibit of the Month

Seit nunmehr einem Jahrzehnt werden im Stadtmuseum die Sammlungsbestände digital fotografiert und wissenschaftlich katalogisiert, d.h. mittels eines genormten Wortschatzes in standardisierten Karteiblättern beschreiben. Angstrebt wird die Verknüpfung der Objekte mit der gesamten vorhandenen Dokumentation, z.B. mit allen, seit 1882 erstellten Inventarlisten und -registern. Auf diese Weise erhält man wertvolle Informationen zu ansonsten oft enigmatischen oder „anonymen“ Dingen.

Jüngst wurde das Museums-Team auf ein eigenartiges Schnitzwerk aufmerksam, das eine männliche Fratze mit einem Tiermaul kombiniert (Inv. Nr. SM 1038; Katalog CM

9794). Durch die Recherche in dem 1908 erstellten Register des Volkskunstsammlers Karl Wohlgemuth konnte das Rätsel gelüftet werde. Auf S. 50-51 heißt es: „Nr. 428 Aufsatz zu einer Schnitzbank v. Feldthurns / Ein Thierkopf mit hervorstehender Zunge, dem am Hinterhaupte wieder ein männlicher Kopf mit offenem Munde angeschnitzt ist. Dieser Kopf bildete den Aufsatz zum Hebel einer Schnitzbank. Mit der Schnitzbank werden die geschnitzten Gegenstände festgehalten.“

Für den wandernden bzw. mit dem Zug fahrenden Lehrer kam ein Transport der gesamten Schnitzbank nach Bozen aus Gründen von Kosten oder Logistik nicht in Frage, aber Wohlgemuth wollte auf dieses Schnitzwerk keinesfalls verzichten, zeigt es doch motivische und stilistische Verbindungen zu anderen geschnitzten Objektgruppen aus Feldthurns und Umgebung auf. Ahnte der ausgezeichnete Kenner der Tiroler Volkskunst, dass einige der von ihm gesammelten Eisacktaler Sensenscheiden mit fauchenden Mäulern womöglich auf genau dieser Schnitzbank angefertigt wurden?

Text: Stefan Demetz Bildmaterial: Stadtmuseum Bozen. Literatur: André Bechtold, in: Masken SaltnerVogelscheuchen. Schreckgestalten auf Runkelstein. Katalog Ausstellung Schloss Runkelstein, Bozen Athesia2001, bes. 122 (dort falsch als Neidkopf ausgewiesen).

WAS IST DAS ???

Rechts: So wird auf einer Schnitzbank ein Stück Holz bearbeitet

(Quelle: www.kunsthandwerker-markt.de/shop/...janzen/anbi

eter.../)

Page 2: DAS EXPONAT DES MONATS im Stadtmuseum Bozen Nr. 34 – Oktober 2014 – Fauchendes Maul und Fratze: Ein außerordentliches Objekt durch die Katalogisierung.

L’OGGETTO DEL MESEal Museo civico di BolzanoN. 34 – ottobre 2014 – La doppia faccia che sbuffa Un curioso oggetto decifrato grazie alla catalogazione

Oggetto del meseExponat des MonatsExhibit of the Month

Da circa un decennio, ogni oggetto delle preziose collezioni del Museo civico di Bolzano viene fotografato digitalmente, catalogato e descritto in speciali schede tecniche che ne indicano tutte le caratteristiche e i particolari e le informazioni più rilevanti. Si mira soprattutto a collegare l‘oggetto con la documentazione antica sullo stesso, presente a partire dal 1882 negli inventari del Museo. Con questi collegamenti e analisi approfondite si riescono a scoprire informazioni aggiuntive su oggetti, che altrimenti andrebbero purtroppo perdute.

Recentemente il team del Museo si è imbattuto in uno strano oggetto ligneo: una smorfia maschile da un lato, un muso di animale dall‘altro(Inv. Nr. SM 1038; Katalog CM

9794). Attraverso una ricerca nel registro del 1908 del collezionista Karl Wohlgemuth si è venuti a capo del mistero. Si tratterebbe di una parte di banco per falegname proveniente da Velturno, e che presenta da una parte un muso con bocca aperta e all‘altra espremità un viso di uomo, con la funzione di fissare i pezzi di legno al banco di lavoro come nella figura sotto.

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Al maestro Wohlgemuth, per motivi economici e logistici, non era possibile trasportare tutto il prezioso banco a Bolzano, ma egli non volle assolutamente rinunciare alla parte che noi oggi conserviamo di esso. Inoltre lo raffrontò con altri oggetti lignei simili provenienti da Velturno e dintorni e, da grande conoscitore dell‘arte tirolese, si chiese se non vi fosse un parallelo tra lo strano oggetto in esposizione e alcune roncole provenienti dalla Valle d‘Isarco che presentano figure con le stesse smorfie: che non fossero proprio state intagliate su quel banco da falegname?

Testi: Antonella Arseni, Stefan Demetz Immagini: Museo Civico Bolzano Bibliografia: André Bechtold, „Masken SaltnerVogelscheuchen. Schreckgestalten auf Runkelstein“. Catalogo mostra Castel Roncolo, Bolzano Athesia 2001, descr. 122 (a cui veniva attribuito un significato sbagliato)

COS’È QUESTO ???

A destra: un falegname al suo banco di lavoro.

(Fonte: www.kunsthandwerker-markt.de/shop/...janzen/anbi

eter.../)


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