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Das Auge des Todes

Date post: 04-Jan-2017
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Mac KinseyBand 9Carter FlynnDas Auge des Todes

Dean Fisher und John Ravenell stahlen sich auf Umwegen nach Hause.In einem Kino am Trafalgar Square hatten sie sich die Jedi-Ritter angesehen, und jetzt gruselten sie sich.So leise nahmen auch die Sorgen zu, sie knnten jeder eine Tracht Prgel erwischen, wenn sie sich beim Heimkommen abfangen lieen.Denn offiziell lagen sie ja im Bett.Wie es sich fr Vierzehnjhrige und diese Tageszeit eigentlich gehrte.Aber Dean und John hatten fest verabredet, die spte Kinovorstellung zu besuchen. Also waren sie aus dem Fenster geklettert und zur U-Bahn-Station geflitzt.Fr Dean war das relativ einfach gewesen. Seine Familie bewohnte ein Einfamilienhaus mit Vor- und Hintergarten, Deans Zimmer lag zur ebenen Erde und nach der Seite heraus.John hatte es schwerer gehabt. Er wohnte ein paar Huser weiter auf der gegenberliegenden Straenseite, wo die groen Backsteingebude begannen.Aus dem zweiten Stockwerk war er an Mauer und Regenrohr herabgeklettert.Darin hatte er bung.Nchtliche Ausflge kamen bei ihm fters vor.Allerdings galt er auch als der mutigste Bursche der Klasse, und erst krzlich hatte er vor der versammelten Meute einer Mitschlerin, die unheimlich eingebildet war, die Rcke hochgehoben und druntergeguckt.Fast wre er deswegen von der Schule geflogen.Sein Ruf, ein harter Knochen zu sein, war nach diesem Vorfall nicht mehr zu erschttern.Er verstand nmlich auch was von Kung Fu, kannte ein paar Karateschlge und etliche wirkungsvolle Griffe.Blo seine schulischen Leistungen waren nicht auf der Hhe.Seine Eltern bekmmerte das sehr. Ihn weniger.Er sann pausenlos auf Abenteuer und betrachtete die Schule als lstige und hinterlistige Einrichtung, nur zu dem Zweck erfunden, ihm die Zeit zu stehlen.Am Rande eines Lichtkreises unter einer Laterne blieben die zwei Freunde stehen. Argwhnisch sphten sie in die Strae. Hier wohnten sie.Die Luft schien sauber.Sie zogen sich bis zu den Bschen zurck, die ber einen Zaun hingen.Dean hatte Zigaretten organisiert. Das war seine Idee. Er hatte sie seiner lteren Schwester gemopst. Die durfte rauchen. Der wurde berhaupt nichts verboten. Sogar einen Freund hatte sie neuerdings.Die Freunde wollten noch eine paffen, bevor sie auf verschiedenen Wegen dem verwaisten Bett zustrebten und nicht wuten, ob sie es auch unangefochten erreichten.John fummelte Streichhlzer aus der Tasche und gab eine Runde Feuer.Verdrischt dich dein Alter, wenn er dich in die Finger kriegt? erkundigte er sich. Meiner schon. Der ist berhaupt total sauer. Alles wegen dem blden Brief, den die Schule geschrieben hat.Er klemmte sich weltmnnisch die Zigarette in den Mundwinkel.Der Rauch stieg ihm beiend ins linke Auge.Er nahm schnell die Zigarette heraus.Dean ging mit dem Glimmstengel vorsichtiger um. Er probierte einen Zug und blies den Rauch durch die Nasenlcher.Der ist bestimmt noch gar nicht daheim, wie ich den Betrieb kenne, sagte er. Am Nachmittag haben sie ihn geholt. Ein dringender Einsatz, habe ich verstanden. Auf 'nem Friedhof,Echt 'n Friedhof? Mann, du spinnst! Auf dem Friedhof brauchen sie doch nicht die Mordkommission.Hat der Fahrer aber gesagt. Auf seinen Vater lie Dean nichts kommen. Und seines Vaters wegen geno er hnlichen Respekt in der Klasse wie John. Wessen Vater arbeitete schlielich bei Scotland Yard? Seiner schon, und er hatte immer was mit Leichen und schweren Verbrechen und anderen spannenden Sachen zu tun.Vielleicht ist da 'ne Leiche geklaut worden, spann John den Faden weiter. Er malte sich aus, wie da jemand mit einem Toten unter der Achsel abgehauen war und wie Deans Alter versuchte, den Kerl und die Leiche zu kriegen. Wenn mein Alter beim Yard wre, htte ich schon 'nen Einsatz mitgemacht. Oder zwei. Nimmt er dich nie mit?Nie. Das geht uns nichts an, sagt er. Wir drfen ihn nicht mal im Yard besuchen. Und anrufen nur, wenn's ganz dringend ist. Wenn Ma mal was beim Einkaufen vergessen hat oder so. Er bringt's dann mit.John sann weiter nach. Also, ich wrde ihn ganz schn lchern, mich mte er mitnehmen. Ein einziges Mal wenigstens.Tut er aber nicht. Lchern ist sowieso nicht, sonst flippt er total aus. Und sag nicht Alter. Er mag's nicht, und mir gefllt es auch nicht.Mut du schon feines Benehmen ben? spottete John. Pa auf, deine Leute stecken dich echt noch in so 'ne feine Privatschule. Vielleicht verfrachten sie dich nach Oxford.Das waren auch Deans leise Befrchtungen. Gesprochen hatte daheim zwar noch niemand darber. Das hie aber nicht viel. Sein Vater neigte zu sehr pltzlichen Entschlssen.Wre echt bld, meinte er und genehmigte sich wieder einen Zug. Da knnten wir doch nichts mehr zusammen unternehmen.Jetzt hast du's geschnallt, lobte John. Dann vollfhrte er wieder einen Gedankensprung. Ein Einsatz auf dem Friedhof! Finde ich irre. Quetsch deinen Alten also deinen Vater mal aus, was los war. Mu ganz schn schaurig gewesen sein.Wie er es sagte, drang aus den Bschen hinter ihnen ein seltsames Gerusch. Erst ein Grunzen, dann ein Schlabbern.Die beiden Freunde standen wie erstarrt.Aber nicht lange.Die Erinnerung an die Jedi-Ritter und die auerirdischen Lebewesen war ganz frisch. Der heimliche Grusel steckte ihnen noch unter der Haut.Wie auf ein geheimes Kommando hin machten sie einen Satz weg von den berhngenden Bschen.Ein berlauter Atemzug aus der Dunkelheit begleitete ihre hastige Reaktion.Was ist denn das? fragte Dean furchtsam.John lauschte. Jetzt war es still.Wei auch nicht! Er berlegte, die Phantasie ging mit ihm durch. Bei ihm blhte sie ohnehin in allen Farben. Du, stell dir mal vor, das wre Jabba, die Weltraumkrte!Dieses schaurige Monster hatten sie eben im Kino gesehen.Dean hatte Angst, aber er war Realist.Du hast sie doch nicht alle drauf! Die Weltraumkrte gibt es doch nicht wirklich. Ich habe gehrt, die htten sie extra fr den Film aus sechshundert Pfund Gummi zusammengepappt.John zischte zornig. Schon, aber stell dir das trotzdem mal vor! Mann, du hast eben keine Ideen.Sie machten sich gegenseitig vor, wie mutig sie waren. Oder sein wollten.Sie bersahen, da sie Jungen waren.Jetzt krachte es in den Bschen hinter dem Zaun.Dean sauste bis zum Laternenpfahl. Im diesigen Licht sah sein Gesicht so bleich wie ein Leintuch aus.John verschluckte sich vor Schreck am Zigarettenrauch. Dann flitzte er auch los. Noch weiter weg als Dean.Furchtsam lauschten die Bengel hinter sich und starrten auf die Bsche.Dort drin bewegte sich etwas. Dicht beim Zaun.Aber es kam nicht heraus.Nur ein pfeifender Atemzug lie sich hren.Als John Ravenell sah, da sich die Situation nicht bedrohlich entwickelte, kehrte schnell seine alte Keckheit zurck.Er strkte sich mit zwei hastigen Zgen an der Zigarette und nherte sich wieder den Bschen. Er war so halb entschlossen, dem seltsamen Gerusch auf den Grund zu gehen.Aus angstgeweiteten Augen beobachtete ihn Dean.Tu's nicht! warnte er, als er die Absicht des Freundes erkannte. Bestimmt ist es ein bser Hund! Der springt ber den Zaun, und dann hat er dich!John blieb stehen. Der Einwand von Dean kam ihm gerade recht. So ganz traute er der Sache auch nicht. Aber jetzt sah es wenigstens nicht so aus, als sei er feige.Ziemlich groe Hunde gibt es ja, rumte er ein. Und dann hatte er schon wieder eine Idee.Wenn man einen Hund anknurrte, knurrte der in der Regel zurck. Oder er bellte lauthals.Kaum war John mit dieser berlegung fertig, ahmte er Hundeknurren nach.Dean richtete es die Haare auf. Mit einem gewissen Neid gab er im stillen aber zu, da John wirklich ein unheimlich mutiger Bursche war.Er getraute sich nicht, in die Bsche hineinzuknurren. Der Zaun war auch gar nicht so hoch, da sie vor einem streunenden Hund sicher waren.In den Bschen war es schlagartig still.John gefiel die Sache nicht. Er machte zwei Schritte rckwrts. Aus den Augenwinkeln sah er den Freund beim Laternenpfahl stehen.Das ist bestimmt kein Hund, sagte er gedmpft in Richtung Dean.Was dann? Komm, la uns lieber abhauen.Ein Liebespaar vielleicht! antwortete Dean noch leiser. Manchmal treffen sich hier welche. Die knutschen ganz schn herum. Sollen wir zugucken?Ist doch langweilig, behauptete Dean. An solchen Dingen hatte er kein Interesse. Besser, wir flattern jetzt ab in Richtung Bett.Spielverderber! motzte John. Er klemmte den Zigarettenrest geschickt zwischen Zeigefinger und Daumen der rechten Hand und schnippte die Kippe zielsicher in die Bsche.Falls sich dort drinnen ein Liebesprchen herumtrieb, wrde es sich jetzt bemerkbar machen.Er erwartete das emprte Gezeter.Statt dessen brach ein wtender Schrei aus den dunklen Bschen, da John und Dean das Herz fast in die Hosen absauste.Die Zigarettenkippe flog noch irgendwo herum. Funken stoben zwischen den Zweigen.John glaubte, einen Mann versehentlich mitten ins Gesicht getroffen zu haben. Nach einer Mnnerstimme klang das Gebrll irgendwie schon.Aber dann wurde es so laut und so grlich, da ihm doch gewaltige Zweifel kamen.So hnlich brllten die Filmmonster.John stand wie erstarrt. Mit der Wirkung hatte er nicht gerechnet.Dean stie sich vom Laternenpfahl ab. Seine Zhne schlugen aufeinander. Er wollte John eine Warnung zurufen, brachte aber keinen Ton heraus.Deshalb packte er den Freund am Arm. Er wollte ihn von dieser unheimlichen Ecke wegziehen.Im ungewissen Licht sah er, da Bsche zerfetzt wurden. Zweige wirbelten herum.Ein dunkler klobiger Krper bewegte sich nher.Jetzt schien er ein Bein zu heben.Mit einem frchterlichen Krachen brach der Holzzaun zusammen. Ein paar Latten flogen bis zu den beiden entsetzten Freunden her. Dean wurde sogar am Schienbein getroffen. Er stie einen japsenden Laut aus.Die Furcht wurde bermchtig. So schnell konnte er gar nicht mit den Zhnen klappern, wie er sich grauste.Ein Teil des Zaunes kippte um und knallte auf den Gehsteig.Darber hinweg stieg die dunkle klobige Gestalt.Sie geriet ins Licht der Laterne.Mit einem Schlag war auch bei John aller Mut weg.Aus aufgerissenen Augen stierte er auf die Gestalt.Es war ein Mann. Aber was fr einer.Sein Gesicht war direkt unheimlich. Die Schatten, die das von oben einfallende Laternenlicht darin schuf, lieen es noch schrecklicher erscheinen.Es zeigte grausame Zge.Aus dem weit aufgerissenen Mund drangen harte Atemzge. Als wrde eine alte Dampflokomotive anfahren. Genau so zischte es auch.Am schlimmsten war das Auge.Der Mann hatte nur ein Auge.Wie ein richtiges Monster.Die beiden Jungens sahen es auf sich gerichtet.Eben noch war es wei gewesen. Jetzt nahm es eine andere Farbe an. Es spielte die ganze Skala des Regenbogens durch. Bei Grn blieb die Farbe stehen.Es war ein milchiger, wssriger Ton.Dabei wurde das Auge immer grer.Als wollte es das Gesicht sprengen und seine Stelle einnehmen.John empfand eine niedertrchtige Angst, es ging ihm kein Stck besser als Dean.Nur versprte Dean den einzigen Wunsch, fortzulaufen und diese entsetzliche Gestalt nicht mehr zu sehen. Deshalb rttelte er auch wie besessen an Johns Arm, in der er die Finger gekrallt hatte.John stand wie gebannt.Deans Rttelei an seinem Arm empfand er als lstig und strend. Die Phantasie ging schon wieder mit ihm durch.Ein Weltraummonster war der schreckliche Mann auf keinen Fall. Und besonders monstermig sah er auch nicht aus.Jedenfalls stellte sich John Monster anders vor. So richtig schn zerschnippelt und wieder zusammengenht, wie er das aus etlichen Frankensteinfilmen kannte.Das Farbspiel im einzigen Auge des Unheimlichen lie John schon eher an einen Roboter denken.Fr Technik hatte er was brig. Er verpate nach Mglichkeit auch keinen Roboterfilm.Dieser Kerl unter der Laterne wirkte fast wie ein Roboter auf ihn.Die Bewegungen wirkten ziemlich eckig und ungelenk, fast steif.Mann, dachte John mit stillem Grausen, das knnte so ein Blechonkel sein! Dauernd wird doch was erfunden. Die haben den Kerl irgendwo zusammengeschraubt, und jetzt ist er ihnen abgehauen und turnt hier in unserer Strae in den Grten herum! Angenehm sieht er ja nicht aus!La doch los, Mensch! fauchte er Dean an und schttelte wtend dessen schmerzhaften Griff ab.Weg! keuchte Dean. Das Auge lieber Himmel!Das gewaltig vergrerte Auge hatte jetzt eine satte grne Farbe.John lauschte. Er erwartete, aus der Gestalt ein Surren zu hren. Als wenn kleine Motoren ansprangen. Oder etwas in der Art.Statt dessen ri der Unheimliche wieder den Mund weit auf. Gerade, als mte er mhsam nach Luft schnappen.Seine Hnde zuckten hoch und griffen zum Hals. Sie zerrten dort herum.An etwas Unsichtbarem.Als sei ihm etwas um den Hals geschnrt worden, das ihm nicht genug Atem gab.Teufel auch, scho es John durch den Sinn, das ist kein Roboter! Die atmen nicht. Wozu auch? Es sind doch Maschinen!Er wich angstvoll zurck, als sich der Unheimliche in Bewegung setzte.Die Gestalt kam auf ihn und Dean zu. Mit harten, stampfenden Schritten.Ein Stck vom umgeworfenen Zaun zersplitterte unter den Fen.Rcksichtslos stampfte die Gestalt weiter. Nher, immer nher.Pltzlich schleuderte sie die Arme nach vorn.Instinktiv zuckte John zur Seite.Eine Hand traf ihn noch an der Schulter. Der Sto war so hart und gewaltig, da der Junge den Halt verlor und mit Schwung zu Boden strzte.Er kugelte durch den Lichtkreis und kippte vom Bordstein.Entsetzt schaute er in Richtung des Unheimlichen.Zuerst sah er nur die Fe. Oder die derben Schuhe. Sie stapften unaufhaltsam heran.Zu ihm.Aus war es mit Johns ganzem Mut. Vorbei mit dem harten Knochen.Er stie einen gellenden Schrei aus.Und auch Dean schrie aus Leibeskrften. Er flog am ganzen Krper.Denn der Unheimliche stie frchterliche Tne aus. Als ob er zornig sei.Dabei stampfte er unbeirrt auf John im Rinnstein zu.Aus seinem schrecklichen Auge zuckte tastend ein grner Blitz.Der helle Strahl griff ganz knapp ber John hinweg und traf die Fahrbahndecke in der Straenmitte.Sofort dampfte es dort auf.Im nchsten Augenblick klaffte ein Loch in der Strae.Deans Schrei brach ab. Der Junge glaubte, eine wrgende Hand um seinen Hals zu spren. Die gemopste Zigarette lag lngst irgendwo auf dem Gehsteig und verglhte.Er hatte unaussprechliche Angst.Er frchtete sich vor dem schrecklichen Monstermann, der die Strae verdampfen lie. Und er frchtete um John.Warum sprang der nicht auf? Der war doch sonst so flink wie ein Wiesel! Hatte John sich verletzt? War er getroffen? Der Monstermann hatte ihm ja einen mrderischen Sto versetzt!Wenn der Unheimliche noch mal den grnen Blitz aus dem Auge schleuderte, wrde er nicht mehr die Strae treffen. Sondern John.Jetzt!Einauge blieb stehen und beugte sich etwas nach vorn, um John besser beugen zu knnen.Vom Grauen gepackt schlo Dean die Augen.

*

Ich hatte vielleicht eine Nacht hinter mir!Eine mit einer richtigen Geisterstunde.Aber jetzt waren die Toten, die mein Erzfeind Dracula mit Hilfe eines bsen Zaubers erweckt hatte, wieder tot und friedlich.Blo neu bestattet werden muten die Leichen. Sie lagen nmlich noch auf den Grbern vom Brompton-Friedhof herum oder ragten bis zum Bauch aus einem frischen Grabhgel.Ich hatte die Untoten bezwungen. Mit dem Krif, dem Drei-Klingen-Beil, zu dem mir die Hexe Miriam drben in Wales verholfen hatte.Endlich verfgte ich ber eine gute Waffe und war nicht mehr so sehr darauf angewiesen, zu improvisieren oder Tricks aus dem rmel zu schtteln wie ein Kartenknstler.Gegen Untote Und Kreaturen von Dracula wirkte der Krif jedenfalls. Gegen wen und was noch alles, das mute sich zeigen.Die erweckten Toten hatten zur Geisterstunde aus den Grben hervorbrechen wollen, nachdem sie im Laufe des Tages schon mehrfach fr Entsetzen gesorgt hatten.Zeugen hatte ich keine haben wollen. Bei der Stadtpolizei und bei Scotland Yard und auch bei meinem Verein zerrissen sie sich schon genug das Maul ber mich.Man schimpfte mich einen Dmonenjger. Das traf im wesentlichen sogar die Art meiner Ttigkeit.Andere Zungen nannten mich spttisch und hintersinnig anzglich einen Gespensterschreck.Das machte mir ebenfalls nichts aus.Da ich aber ganz ernsthaft auch der Zauberei und Hexerei bezichtigt wurde, ging mir entschieden gegen die Ehre.Gut, zugegeben, ich verstand mich aufs Zaubern. Ich konnte einige Zaubersprche sprechen. Darauf griff ich aber nur in einem wirklichen Notfall zurck.Denn es konnte auch voll ins Auge gehen. Ein falsches Wort, eine unbedachte Geste, oder ein Zuschauer und der Zauberfluch richtete sich gegen mich.Bei solchen Beschwrungen oder Ritualen mute ich ganz allein sein.Ich mute hllisch ein Auge darauf haben, da sich nicht ein ungebetener Zuschauer in der Nhe herumdrckte.Und Hexen?Davon lasse ich lieber die Finger.Das sollen die machen, die wirklich etwas davon verstehen. Miriam zum Beispiel.Sie ist eine Hexe. Und wie sie mir schon zu verstehen gab, ist sie so an die tausend Jahre alt.Das geht ber die Hutschnur so manches Zeitgenossen. Diese Leute argumentieren, da niemand tausend Jahre zu leben vermag.Sie kennen eben keine Hexen.Ich kenne Miriam. Ich bin sogar mit ihr befreundet. Meine Freundin ist sie jedoch nicht. Das ist ein Unterschied.Der ganz und gar unfriedliche Umgang mit Geschpfen und Mchten der Finsternis hat mir bei meinen Kollegen vom Secret Service sogar den wenig schmeichelhaften Ruf eingebracht, ich sei ein Hexenmeister.Das ist natrlich Unsinn. Ich bin keiner.Inspektor Fisher von Scotland Yard schien indes auch das Gegenteil zu glauben. Denn er schaute mich ganz vorsichtig und prfend und mchtig nachdenklich an, als ich die Lampen einsammelte, die seine Leute fr die Geisterstunde aufgestellt hatten.Fisher war Zeuge gewesen, wie ich die aus den Grbern aufstehenden Untoten ausgeschaltet hatte.Einer der Zombies hatte ihn sogar am Hosenbein zu fassen bekommen.Fr Fisher war der Zwischenfall glimpflich abgelaufen. Nur der Schrecken sa ihm noch immer in den Knochen.Und was werden Sie jetzt tun, Mac? fragte er. Dieser verdammte Dracula hat ja noch mehr Steinkpfe in der Vorratskammer, wenn ich nicht vllig schwachsinnig bin.Mit den Kpfen versteinerter Dmonenmonster hatte Dracula, der Frst aller Blutsauger, einen schlimmen Streich inszeniert.Zusammen mit Peter Woods, dem untoten Inspektor von Scotland Yard, hatte er diese Kpfe in die Srge Verstorbener praktiziert. Unmittelbar vor dem Begrbnis.Mittels eines teuflischen Tricks war es ihm so gelungen, die Toten zu erwecken. Zu untotem Leben selbstverstndlich.Denn Dracula war gezwungen, sich neue Gefolgschaft zu suchen.Deshalb hatte er seine Zombie-Saat ausgelegt. Allein auf dem Brompton-Friedhof dreizehn Saat-Kpfe.Diese Rechnung hatte ich ihm versalzen.Er verfgte aber immer noch ber elf Kpfe. Und London hat eine Menge Friedhfe.Deshalb knurrte Fisher auch. Er ahnte dunkel, was auf ihn noch zukommen konnte.Wir werden suchen mssen, sagte ich. Wir mssen die Augen aufsperren. Postieren Sie Leute in den Leichenhallen der verschiedenen Friedhfe. Informieren Sie mich sofort, sobald sich dort etwas Auergewhnliches abspielt. Dracula wird die ihm verbliebenen Steinkpfe einsetzen. Vielleicht noch in dieser Nacht, vielleicht morgen oder erst in einer Woche.Nette Aussichten, Mac, ich finde keine anderen Worte! sagte Fisher ergrimmt zu mir. Meine Mutter wollte immer, da ich Frster werde. In Schottland droben. Sie mochte Schottland sehr. Ich bedauere, der guten Frau diesen Wunsch nicht erfllt zu haben. Ich htte heute ein beschaulicheres Leben.Er lamentierte gerne, deshalb hrte ich darber hinweg. Vielleicht war es bei ihm auch blo Koketterie. Denn er war ein fabelhafter Kriminalist, einer der besten Mnner vom Yard, und das wute er.Zu seinen Berufsplnen, die er nicht verwirklicht hatte, sagte ich nichts. Ich drckte ihm zwei Lampen in die Hand. Eine behielt ich.Damit leuchtete ich meinen Weg zwischen den Grbern hindurch aus.Fisher holte mich mit hastigen Schritten ein.Sie haben die falsche Richtung erwischt, Mac!Eigentlich nicht, erwiderte ich und wies auf eine mchtige Bronzestatue. Ich wollte mich nur berzeugen, ob dieser fallschtige Erzengel wieder auf seinen Sockel gehievt wurde.Erzengel! Fisher leuchtete die Statue an.Sie zierte die Grablegung einer bekannten Londoner Familie.Ob das Standbild wirklich einen Erzengel darstellte, wute ich auch nicht. Vielleicht war es auch ein Heiliger.Die Figur hielt jedenfalls im linken Arm ein Lamm und in der rechten Hand eine Lanze.Vor geraumer Zeit war ich hinter dem schwarzen Mnch Nekrotius hergewesen. Dieser dmonische Bursche hatte am hellen Tag das Bronzestandbild umkippen lassen.Mir fast aufs Haupt.Der kolossale Erzengel htte mich beinahe aufgespiet. Und dann ungespitzt in den Friedhofsboden geschlagen.Einer jungen Frau verdankte ich mein Leben. Sie hatte das Standbild hinter mir wanken sehen und hatte entsetzt die Augen aufgerissen.Ihre schreckhafte Reaktion hatte mich blitzschnell handeln lassen.Das war Wochen her.Die Bronzefigur war gerichtet worden, und man hatte sie wieder auf den Sockel gestellt, wie ich jetzt sah.Deswegen wurden meine Erinnerungen gerade an diesen Friedhof aber nicht freundlicher.Er mute etwas an sich haben, das die Gestalten der Finsternis und des Schattenreiches magisch anzog.Sogar Dracula und Woods hatten sich hier herumgetrieben.Fisher betrachtete mich von der Seite. Heit das, Sie geistern gern auf den Friedhfen herum?Hchst ungern, aber der Job bringt es mit sich. Ich zeigte noch mal auf die Statue. Das Ding ist mir krzlich fast auf die Birne gefallen.Er schnappte nach Luft.Und ich habe mich schon gewundert, sagte er dann, weshalb Sie so zielstrebig losmarschiert sind. Ist aber eine ausgefallene Zeit, um einen Kerl zu besuchen, der Sie fast zerschmettert hat. Haben Sie noch andere Hobbies in der Art?Schon, aber die sind nicht halb so gefhrlich.Fisher blieb dennoch skeptisch.Ich leuchtete auch noch mal das Standbild an und wandte mich zum Gehen. In diesem Augenblick zuckte ich zusammen.Ich sprte etwas.Mittlerweile kannte ich die Ausstrahlung des Bsen.Was ich jetzt sprte, was wie mit spitzen Fingern in mein Gehirn griff, war bse.Woher die feindselige Strmung kam, konnte ich nicht genau orten.Jedenfalls nicht von der Bronzefigur. Soviel war sicher.Ich hatte auch nicht den Eindruck, da Fisher oder mir oder uns beiden unmittelbare Gefahr drohte.Die Ausstrahlung war nicht frisch.Eher so, als htte sich hier in der Umgebung etwas befunden, das nur noch seinen Einflu hinterlassen hatte, selber aber entschwunden war.Ich kann das nur mit einem Beispiel erklren.Wenn ein Pfeifenraucher mit dampfendem Tabakkolben durch ein Haus geht, riecht man den hngengebliebenen Rauch noch, wenn der Verursacher lngst gegangen ist.Das ist natrlich ein hinkendes Beispiel und ein harmloses dazu.Aber so hnlich sprte ich die zurckgebliebene Ausstrahlung. Meine Gabe sprach an.Fisher war ein viel zu erfahrener Kriminalist, um nicht zu merken, da mit mir etwas war.Er blieb ebenfalls stehen. Statt dumme Fragen zu stellen leuchtete er erst einmal auf dem Friedhof herum.Ich hrte sein Aufatmen. Er bezog meine Reaktion natrlich auf Dracula und frchtete, der Blutsaugerfrst htte schon wieder etwas gegen uns in Gang gebracht.Es beruhigte ihn, da er nichts Verdchtiges sah.Wenn einer mal das Gruseln lernen will, dann empfehle ich ihm, mit Ihnen nachts ber einen Friedhof zu spazieren, brummte er mich an.Das knnte eine arge Enttuschung werden, erwiderte ich. Denn meine Spaziergnge pflege ich anderswo zu machen. Bleiben Sie hinter mir.Warum?Ich spre etwas, und ich wei nicht, was es ist.Aha!In dieses eine Wort legte er alles hinein da er kein Wort von dem glaubte, was ich zuvor gesagt hatte, und da er mich doch fr einen mchtig unheimlichen Burschen hielt.Ich versuchte die Quelle der bsen Ausstrahlung zu orten.Ich drehte eine Runde, und dann hatte ich die Richtung.Die Gegend war mir noch bekannt.Hier hatte ich unmittelbar nach dem Sturz des bronzenen Erzengels einen jungen Mann gejagt, der mir hchst verdchtig erschienen war.Natrlich war er vor mir ausgerissen.Seine Flucht hatte ein jhes Ende gefunden. Rcklings war er in ein frisch ausgehobenes Grab gepurzelt.Auer einem Mordsschrecken hatte er keine nennenswerten Beschdigungen erlitten.Er hatte sich als ein Deutscher namens Ralf Gpfert entpuppt, und durch ihn war ich mit Nekrotius in Kontakt gekommen.Damals hatte Gpfert Ausschau nach einem Totenschdel gehalten.Als Mutprobe und Aufnahmeprfung in den Zirkel der Suchenden, den der verdammte Nekrotius ins Leben gerufen hatte, mute Gpfert nmlich einen Schdel anschleppen.Ich hatte ihm einen beschafft. Nicht von diesem Friedhof.Das fiel mir ein, als ich die Grber im Lichtkegel meiner Handlampe sah.Das Grab, in das Gpfert gestrzt war, enthielt lngst einen Sarg und war geschlossen. Verwelkte Blumen huften sich auf dem Erdhgel.Ein gutes Beispiel dafr, wie vergnglich alles war.Ich sprte die Ausstrahlung strker.Sie drang aus der bernchsten Grabreihe.Ich schritt zwischen den Ruhesttten hindurch.Wie angewurzelt blieb ich stehen.Mein Lichtkegel ri ein verwstetes Grab aus der Dunkelheit.Der Grabstein war umgestrzt.Wo sich das eigentliche Grab befunden hatte, klaffte ein tiefes Loch im Erdreich.Fauliger Geruch wehte zu mir herauf.

*

Himmel, la es nicht wahr sein! hrte ich Fisher chzend sagen. Hrt denn das nie auf?Ich war ebenfalls ziemlich geschockt.In der anderen Hand hielt ich den Krif. Ich packte den schwarzen Holzstiel der uralten Waffe fester und trat nher an das verwstete Grab.Gespannt leuchtete ich in die Tiefe.Von da kam die Ausstrahlung.Auer dem fauligen Geruch kitzelte mir auch noch der Gestank von Moder und feuchter Erde die Nase.Aus dem Grab drohte mir keine Gefahr.Auf dem Grund des Loches entdeckte ich einen zusammengefaulten alten Sarg. Vom Deckel waren nur noch Reste vorhanden.Diese allerdings lehnten an der Seite.Ich hatte einen ungehinderten Blick in die Totenkiste.Ein Gerippe lag darin.Die Knochenarme waren nicht wie blich gefaltet. Das wunderte mich einigermaen.Und auch der Schdel kam mir unnatrlich weit von den Schlsselbeinen entfernt vor.Neugierig trat ich ans Kopfende des Grabes und leuchtete senkrecht in die Tiefe.Der Schdel sa gar nicht so auf der Wirbelsule, wie es sich gehrt.Auerdem war der dritte Halswirbel gebrochen. In einer ganz bestimmten Art.Fisher leuchtete von der anderen Seite.Es gruselte ihn, ich merkte es ihm an.Sieht fast aus, als sei dem zu Lebzeiten der Hals mchtig in die Lnge gezogen worden, vermutete er.Ganz meine Meinung, pflichtete ich ihm bei. Knnte jemand sein, der am Galgen gehangen hat. Der dritte Wirbel ist gebrochen.Als bei uns noch die Todesstrafe galt, wurde mit dem Strang hingerichtet. Der Henker mute es so einrichten, da der dicke Knoten des Strickes dem Delinquenten beim Sturz durch das Fallbrett einen Wirbel brach und den sofortigen Tod bewirkte.Die letzte Hinrichtung hatte vor Jahren stattgefunden.Der Tote lag also schon lange hier.Ich vermutete, da die Hingerichteten dann den Angehrigen bergeben wurden, die fr die Bestattung sorgten.Anders als im Mittelalter, wo solche Tote gleich beim Galgen oder dicht bei der Friedhofsmauer verscharrt wurden. Nach der damaligen Meinung durften sie ja nicht in geweihter Erde liegen.Ich wandte mich dem Grabstein zu. Ich wollte wissen, wer hier lag.Ich erlebte eine unangenehme berraschung.Dort, wo der Name stand, prangte ein Loch im Stein. Es ging ganz durch.Mit dem Namen war es also nichts.Dafr prgte ich mir den eingemeielten Todestag ein.Der lag zwlf Jahre zurck.Fisher, sehen Sie mal nach der Grabnummer, bat ich den verstrten Inspektor.Alle Grber hatten eine Nummer. Die emaillierten Blechschildchen steckten am Fuende im Erdreich.Fisher schob mit der Schuhspitze herausgeschleudertes Erdreich beiseite. Ich hrte ihn brummen.Er konnte sich gemtlichere Orte als einen nchtlichen Friedhof und ein aufgerissenes Grab mit einem Gerippe drin vorstellen.Ich auch.Aber hier war etwas Geheimnisvolles passiert, und das war mein Metier.Auf einem Friedhof brechen ja blicherweise nicht Grber auf.Fisher wurde fndig. Neunhundertdreiundzwanzig, Block D, meldete er. Was wollen Sie damit?Ich? Das ist Ihr Job. Stellen Sie fest, wer hier bestattet wurde und was es mit dem Mann auf sich hatte. Es ist nmlich ein mnnliches Skelett.An der Form und Gre des Beckens kann man diesen Unterschied leicht feststellen.Mit Ihnen zusammenzuarbeiten ist immer wieder eine helle Freude, sagte Fisher giftig. Ich war schon viel im Leben, Leichenforscher noch nicht.Jeder fngt mal an, munterte ich ihn auf.Ich machte einen auf frhlich, um einmal ber die dstere Situation wegzukommen und zudem den Einflu des Bsen zu dmpfen, der mir noch immer aus dem aufgerissenen Grab heraus zustrmte.Aber das war eine trgerische Hoffnung.Das Bse war da. Ich sprte es krperlich.Mit dem Grabstein war ich noch nicht fertig. Es ist ja nicht normal, da ein Grabstein ein Loch aufweist. Gerade an der Stelle, an der der Name steht.Ich leuchtete noch einmal drauf.Und da stutzte ich.Das Loch war unregelmig.Und nicht etwa mit einem Meiel herausgeklopft, sondern gebrannt!Das hatte ich im Leben noch nicht gesehen.Als sei ein unvorstellbar heier Flammenstrahl auf den Stein gerichtet gewesen.Das gibt es. In London hatte vor einiger Zeit eine Bande diese Methode angewendet, um sich Zugang zu Kellertresoren von Banken zu verschaffen.Mit einer sogenannten Sauerstofflanze hatten sich die Brder einen Weg durch dicken Beton und zhen Stahl gebrannt.Aber warum htte jemand eine sperrige Sauerstofflanze samt den erforderlichen Druckflaschen auf den Brompton-Friedhof schleppen sollen, um dann ein Loch in einen Grabstein zu schweien?Das ergab keinen vernnftigen Sinn.Zum Ausprobieren einer solchen Apparatur eignete sich auch jede Garagenwand.Ist da was? fragte Fisher und reckte den Hals.Ein Loch. Mitten in den Stein gebrannt.Sein letzter Wille vielleicht. Fisher war mit dem Phnomen schnell fertig. Ich nicht.Das Loch sah nmlich recht frisch aus.Ich hrte Gemurmel und schaute mich um.Zwischen den Grabmlern tanzten Lichter heran.Die Polizisten, die Fisher vorsorglich zurckgezogen hatte, suchten nach uns.Der Yard-Inspektor ging seinen Leuten entgegen. Er mute eine Bewachung der Grber organisieren. Er hatte auch dafr Sorge zu tragen, da die Toten in der frischen Grabreihe so unauffllig wie mglich noch einmal bestattet wurden.Sie konnten ja nicht drauen liegen bleiben.Ich war gerade im Begriff, Fisher zu folgen, als ich das Gefhl hatte, noch einmal in das Grab blicken zu mssen.Ich empfand es geradezu als Zwang.Mir richtete es die Nackenhaare auf.Der Unterkiefer des Totenschdels bewegte sich!Als wrde das Gerippe sprechen.Ich hrte nichts.Der Anblick war aber auch so grausig genug.Jetzt bewegten sich auch noch die Knochenarme.Sie reckten sich zu mir hoch.Und dann machten die Hnde eine ganz typische Geste. Die des Halsumdrehens nmlich!Das Gerippe meinte mich. Sonst war ja niemand mehr da.Es drohte mir.Entschlossen packte ich den Krif fester.Falls es Anstalten traf, sich aus dem morschen Sarg zu erheben und aus der Grube zu klettern, mute ich es mit dem Drei-Klingen-Beil besnftigen.Es klappte aber nur den Unterkiefer herab und wieder hoch.Ich hatte den Eindruck, sein Schdel grinste mich unverschmt an. Siegessicher. Triumphierend.Im nchsten Moment fielen die hochgereckten Knochenarme zurck, da es ganz schaurig aus dem Grab klapperte.Der blanke Totenschdel stellte seine Sprechbewegungen ein.Wie von Geisterhand bewegt fielen die fast verfaulten Sargdeckelreste an der Wand der Grube um und deckten die Totenkiste und ihren schaurigen Inhalt notdrftig zu.Ein eiskalter Hauch wehte mich an.Warm war es um diese Zeit auf dem Brompton-Friedhof wahrhaftig nicht, andererseits auch nicht so kalt, da mir die Zhne zu klappern anfingen.Die Klte zog mir aber doch in die Knochen.Und die Furcht.Der Rest des Bsen verlie das Grab, schwebte empor und trieb durch die Nacht davon. Die Klte war typisch dafr.Ich konnte nicht sagen, ob der Krif das Bse vertrieben, hatte.Ich htte gerne gewut, wohin es sich jetzt begab.Denn da ich mich um dieses Phnomen kmmerte, war fr mich ab dieser Sekunde eine ausgemachte Sache.

*

Lassen Sie die Jungen in Ruhe! verlangte eine scharfe Mnnerstimme aus den Bschen. Wer sind Sie berhaupt? Warum haben Sie den Zaun ruiniert?Dean Fisher ri die angstvoll zugekniffenen Augen auf.Im Rinnstein hob John Ravenell hoffnungsfroh den Kopf.Endlich kam jemand und brachte Hilfe!Zwischen den zerfetzten Bschen leuchtete eine Taschenlampe. Ein Mann brach sich kraftvoll Bahn. Wo der Zaun niedergerissen war, stockten seine Schritte fr einen Moment.Dann kam er heraus.Ein Bobby!Die beiden Jungen hatten noch nie einen Polizisten so freudig und erleichtert betrachtet wie diesen.Trotz des schlechten Gewissens wegen der spten Stunde und der Fragen, die der Bobby bestimmt stellte.Flugs, spekulierte Dean sogar darauf, den Namen seines Vaters und seine Stellung bei Scotland Yard in die Waagschale zu werfen. Bestimmt war der Bobby dann beeindruckt und wollte lieber nicht so genau wissen, warum sie sich nachts noch auf der Strae herumdrckten.Wieso der Bobby wie vom Himmel gefallen auftauchte, war ihm sofort klar.Der Polizist schob Wache.Denn das Grundstck mit den berhngenden Bschen gehrte den Copelands.Der alte Copeland war ein hoher Richter. Mit seiner vielkpfigen Familie bewohnte er das Haus auf dem groen Grundstck.Der Park und der verwilderte Garten hatten Dean und John und andere Jungen schon immer mchtig gelockt. Sie htten ihn gerne erkundet.Sie getrauten sich aber nicht.Denn erstens sollte der alte Copeland ein ziemlich ungemtlicher Knabe sein.Zweitens pflegte die Sippe keinerlei Umgang mit der Nachbarschaft.Und drittens pate immer ein Polizist auf das Haus auf. Weil Anschlge irischer Terroristen befrchtet wurden.Richter Copeland hatte ein paar von den Burschen zu saftigen Strafen verknackt.Dean hatte nur gemeint, das Haus wrde blo tagsber bewacht. Es wurde offensichtlich aber auch whrend der Nacht von der Polizei beschtzt.Der Krach, den das Niedertreten des Holzzaunes verursachte, hatte den Bobby vom Haus hergelockt.Das war Hilfe im rechten Augenblick.Der unheimliche Einugige war herumgefahren. Jetzt stand er leicht geduckt. Seine langen Arme hingen herab!John rappelte sich aus dem Rinnstein auf und flitzte neben Dean. Das blanke Entsetzen stand immer noch in seinem Gesicht.Dean streckte den Arm aus und wies auf den unheimlichen Kerl.Der war auf dem Grundstck! stie er hervor. In den Bschen! Wir haben gar nichts getan, aber er kam heraus! Er hat John geschlagen. Und dann hat er mit dem Auge da ist ein Strahl heerausgekommen er hat gebeamt oder so!Die Aufregung schnrte Dean fast die Luft ab.Fr das, was er beobachtet hatte, fand er nur eine Erklrung aus den heigeliebten Science-fiction-Filmen. In denen wurde oft mit Strahlen gearbeitet, die dann etwas vernderten.Nur mit der Ruhe, immer der Reihe nach! sagte der Bobby und leuchtete den Einugigen erst mal mit der Taschenlampe an. Was hatten Sie auf dem Grundstck zu suchen, he?Dean rang nach Atem. Der Polizist machte es vielleicht umstndlich! berhaupt sahen die Erwachsenen glasklare Dinge immer unheimlich kompliziert!Der Beamstrahl ist danebengegangen, Sir! rief er. Sehen Sie doch nur er hat ein Loch in die Strae gebrannt!Halt mal den Schnabel, Junge! forderte der Bobby auf. Du kannst gleich etwas dazu sagen. Aber bleib bei der Wahrheit. So, Mann, was wollten Sie hinter dem Zaun?Der unheimliche Bursche stand ihm gegenber. Fnf Schritte trennten die beiden.Das Auge des gruseligen Mannes begann wieder zu leuchten.Diesmal spielte es nicht alle Farben durch. Es blieb wei, fast milchig.Dean und John beobachteten atemlos.Merkte der Bobby denn gar nichts? Er mute doch sehen, da mit dem Einugigen etwas nicht stimmt!Dean schttelte das Grauen ab.Vorsicht, Sir! gellte seine Stimme. Das Auge gleich kommt ein Blitz heraus!Die Warnung erfolgte zu spt.Der Bobby hatte die Hand gehoben, um eine wtende Bewegung gegen Dean zu machen. Er wnschte keine Einmischung.Genau in diesem Moment zuckte ein grnlicher Strahl aus dem milchigen Auge des Unheimlichen. Der Strahl traf den Polizisten auf die Brust.Ein eigenartiges Leuchten erfate sofort den Bobby.Wie in Zeitpupe ffnete er den Mund und stie einen markerschtternden Schrei aus.Dann erstarrte er frmlich.Sein Mund blieb stehen, der Schrei ri ab. Die abwinkende Hand verharrte mitten in der Bewegung.Der Unheimliche stie ein geisterhaftes Kichern aus und trat auf den Bobby zu. Die langen Arme Schossen vor, die Hnde legten sich blitzschnell um den Hals des Polizisten.Dean und John schrien wie am Spie.Im Film hatten sie schon manche Grausamkeit gesehen. Aber das hier war kein Film. Das war Wirklichkeit.Der Unheimliche brachte den Bobby um!Er ri den Oberkrper seines Opfers zu sich herab und nahm den Polizisten in den Schwitzkasten. Einen Arm klemmte er um den Nacken. Dann bewegte er den Arm mit einem wilden Ruck.Nur ein einziges Mal.Dean und John hrten ein abscheuliches Knirschen.Die brennende Taschenlampe entfiel der Hand des Polizisten. Die Finger spreizten sich langsam und blieben dann stehen.Der Unheimliche kicherte wieder. Er hielt den Bobby fest gepackt und schob ihn vor sich her. Auf den niedergetretenen Zaun zu.Ein Fu stie gegen die Taschenlampe und zersplitterte das Glas. Die Lampe flog durch die Lcke in die Bsche.Die Beine des Polizisten waren haltlos. Sie schrammten ber die Zauntrmmer.In der Lcke blieb der Unheimliche mit seinem leblosen Opfer stehen und wandte sich um.Fr Dean und John gab es kein Halten mehr.Als sie das schreckliche Auge wieder leuchten sahen, liefen sie um ihr Leben.

*

Im oberen Flur des Copeland-Hauses ging das Licht an.Lordrichter William Copeland trat aus seinem Schlafgemach und hllte seine magere Gestalt in einen Hausmantel. Er guckte verschlafen und grmlich.Lrm hatte ihn aus dem leichten Schlummer gerissen. Er schlief ohnehin immer miserabel.Seine notorisch schlechte Laune hatte den absoluten Tiefpunkt erreicht.Eine Unverschmtheit von irgendwelchen Leuten, zu nachtschlafender Zeit vor seinen Haus herumzuschreien und ihn um die verdiente Ruhe zu bringen!Warum jagte der Polizist die Leute nicht zum Teufel? Wozu war der Mann denn da? Der sollte ihn und die Familie ja nicht nur bewachen, sondern berhaupt vor Belstigungen schtzen!Henry! rief William Copeland erbost. Henry, wo stecken Sie denn?Es war ein ganzes Ende nach Mitternacht, und Henry, der Butler, schlief natrlich. Die Mitglieder der Familie ebenso.Darauf nahm Lordrichter Copeland keine Rcksicht.Wenn man ihn schon um den Schlaf brachte, dann sollten die brigen Hausbewohner nicht selig im Bett liegen!Hinter einer Tr tappten Schritte.Was ist denn, um Himmels willen?Lordrichter Copeland erkannte die Stimme seines Sohnes. Sie klang mchtig verschlafen.Vor dem Haus brllen Leute herum! Hrt denn auer mir niemand etwas? wetterte der greise Richter.Die Tr wurde geffnet, Allan Copeland trat auf den Flur und blinzelte ins Licht. Sein Gesicht war zerknittert. Er arbeitete bei der Bank von England, und er sagte immer, es sei ein harter Job.Schscht! machte er und fuhr mit den gespreizten Fingern durch das wirre Haar. Du weckst das ganze Haus! Wer brllt denn? Ich hre nichts.Wann hrst du schon etwas? versetzte der Alte grimmig. Es hat auch jemand um Hilfe gerufen.Dann wird sich der Polizist darum kmmern, sagte Allan. Geh schlafen!Wann bekomme ich von dir schon mal einen vernnftigen Vorschlag zu hren? sagte Richter Copeland in verletzendem Ton. Zum Teufel, ich kann jetzt nicht mehr schlafen!Allan seufzte. Sein Vater begann ihn wieder zu terrorisieren. Es wurde immer schlimmer mit dem Alten. Bevor er zum Gericht fuhr, trampelte er der Familie auf den Nerven herum, und sobald er heimkam, ging es in dieser Tour weiter. Er nrgelte an allem herum, war griesgrmig und mrrisch und boshaft und mischte sich in alles ein, das ihn nichts anging.Und wenn er mal Widerworte bekam, wies er immer darauf hin, da die Sippe ja in seinem Haus wohnte, ganz umsonst, da er sie sogar ernhrte, und wem was nicht passe, der knne auf der Stelle ausziehen. Er weine keinem eine Trne nach.Versuche es wenigstens! empfahl Allan. Ich hole dir eine Schlaftablette, wenn du mchtest.Schlaftablette! ffte der Alte nach. Du warst schon immer ein Schwachkopf! Wecke Henry, er soll nachsehen und den Krach abstellen!Wie du willst! Allan seufzte betont laut und gingen in das untere Stockwerk, um den Butler wachzuklopfen.Im verzweigten Copeland-Haus war alles streng reglementiert. Allan sah sich durchaus imstande, selber vor die Tr zu schauen.Aber der hartherzige Alte wollte, da der Butler das machte. Also mute es so geschehen.Henry war ein gichtgebeugter alter Mann, der seinen Schlaf redlich verdiente. Aber er war der Butler.Und wenn der Richter den Butler brauchte, dann hatte der Butler da zu sein. Auch mitten in der Nacht.Allan knipste die Treppenhausbeleuchtung an.Oben war noch jemand wach geworden durch die laute Stimme des Alten. Es hrte sich nach Tante Elaine an. Sie war ins Haus gezogen, als sie Witwe wurde, und sie versuchte stndig, das Regiment im Haus an sich zu reien und Hausdame zu spielen und alle zu bevormunden.Regelmig bekam sie mit ihrem Bruder Streit.Jetzt auch wieder.Du bist ein Unmensch, William! warf sie ihrem Bruder an den Kopf. Weil vielleicht ein Betrunkener um Hilfe ruft, schreist du wie ein Fuhrknecht herum! Das ist rcksichtslos gegen deine Mitmenschen. Ich bin emprt!Zieh doch aus! versetzte der Richter. Ich habe dich nie gebeten, zu mir zu ziehen. Du hast dich hereingedrngt. Noch ist das mein Haus, liebe Elaine, und ich schreie, so laut ich will und wann ich will, verstanden?Dein Benehmen ist unglaublich! emprte sich Tante Elaine.Das eines Fuhrknechtes, ich wei! giftete der Richter. Dann knallte er seine Zimmertr zu.Allan hrte den huschenden Schritt von Tante Elaine und das Rascheln ihres Nachtgewandes. Sie pflegte zur Nacht immer so bauschige Dinger zu tragen, die sie wie eine riesige rosa Fledermaus aussehen lie.Tante Elaine nuschelte etwas und zog sich in ihr Gemach zurck.Der Streit hatte mit Sicherheit die brigen Mitglieder der Familie geweckt. Aber die waren klger und blieben in den Zimmern.Wenn der Alte so laut wurde, war mit ihm nicht gut Kirschen essen.Schn bld von mir, mich auf dem Flur zu zeigen, dachte Allan. Er legte den Kopf schrg.Ein grauenhafter Schrei drang an seine Ohren.Eindeutig kam er von drauen.Dann herrschte wieder Stille.Allan berrieselte es eiskalt.Die Launen des Alten zu ertragen war schon eine Belastung, und die allgegenwrtige Angst vor einem mglichen Attentat strapazierte die Nerven zustzlich. Da wurde man dnnhutig.Deshalb trat er ans Flurfenster und starrte hinaus.Der Garten samt Park war dunkel. Jenseits der Bsche zwischen Haus und Strae brannte die Straenlampe. Sonst war nichts zu sehen.Keine Leute, kein Betrunkener, auch kein Polizist.Der wird vielleicht schon losgelaufen sein und die Rpel beim Wickel nehmen, dachte Allan.Er setzte seinen Weg fort. Henry mute geweckt werden, daran fhrte keine Ausrede vorbei. Sonst fhrte sich der Alte wie ein wildgewordener Teufel auf.Das Personal wohnte im Seitentrakt, an den sich die Garagen anschlossen. Ein schmaler Gang fhrte dorthin.Auer Henry standen die Kchin Helen und das Dienstmdchen Su in den Diensten des Richters. Fr diese Ehre muten sie meist bis zum Monatszehnten auf das Gehalt des verflossenen Monats warten. Und wenn sie es bekamen, muten sie sich noch als Faulpelze beschimpfen lassen.Der Alte war nmlich auch geizig bis zur Ausbeutung seiner Mitmenschen.Nur so lasse sich der Besitz zusammenhalten, pflegte der Alte zu sagen.Da ihm das Personal weglief, hatte er nicht zu befrchten.Bei Henry ergab sich diese berlegung schon gar nicht. Wer nahm noch einen steinalten krummen Burschen mit verbogenen Fingern in seine Dienste auf? Nicht mal ein Wohlttigkeitsverein.Helen, die Kchin, hatte auch schon gesprt, da drauen mittlerweile ein anderer Wind pfiff. Arbeitssuchende Hausangestellte standen Schlange vor den Bros der staatlichen und gewerkschaftlichen Jobvermittlung.Wer seine Anstellung hatte, mute froh sein, nicht zum Heer der Arbeitslosen zu zhlen. Dafr mute er manches in Kauf nehmen. Auch einen alten Richter und seine Launen und Bsartigkeiten.Mit Su verhielt es sich kein Stck anders. Im Gegensatz zur Kchin muckte sie nicht mal auf.Allan vermutete schon seit lngerem, da sein hoffnungsvoller Sprling Angus mehr als nur ein Auge auf das Mdchen geworfen hatte.Er hatte sie aber noch nicht zusammen erwischt und konnte nichts beweisen.Vielleicht ertrug das Mdchen alle Schikanen des Alten und von Tante Elaine gelassen, um in der Nhe von Angus bleiben zu knnen. Unter einem Dach mit ihm.Argwhnisch blieb Allan deshalb vor Sus Zimmertr stehen. Lauschend legte er ein Ohr an die Tr.Drinnen war es still. Der Lrm von drauen und das Geschrei des Alten waren nicht bis hierher gedrungen. Und Angus schien auch nicht zu dem Mdchen gekrochen zu sein.Allan tappte weiter und pochte gegen Henrys Tr.Es dauerte eine Weile, bevor der alte Butler ffnete. Er hatte sich die steife Hemdbrust umgebunden. ber die Pyjamajacke. Und gerade zwngte er die Arme in die rmel seines altertmlichen Gehrockes.Wenn Henry berhaupt milde Verwunderung ber die Strung seiner Nachtruhe empfand, so zeigte er sie jedenfalls nicht.Sir, womit kann ich Ihnen helfen? fragte er Allan und zog den Gehrock vorne zusammen.Der Richter hatte wieder leichten Schlaf und wurde durch Lrm und Stimmen von drauen aus dem Bett getrieben, sagte Allan. Er wnscht, da Sie dem Polizisten Beine machen, Henry. Es tut mir leid, ich wei, wie spt, beziehungsweise wie frh es ist. Der Polizist soll den Krach abstellen. Wer hat heute eigentlich Dienst?Henry fuhr mit der verbogenen Hand durch sein Runzelgesicht.Bellridge, Sir. Ich habe ihm noch einen Tee gebracht.Sehr aufmerksam von Ihnen, Henry, Sie denken eben an alles. Fragen Sie also Bellridge, was los war, und informieren Sie dann den Richter, sonst hlt er das ganze Haus fr den Rest der Nacht wach.In der ganzen Familie nannten sie den Alten nur den Richter, auch dem Personal gegenber.Wie Sie wnschen, Sir.Allan blickte demonstrativ auf die Pyjamarhren von Henry. Ziehen Sie sich besser etwas Solides ber die Beine. Sie kennen ihn ja.Ein zustimmender Atemzug hob die Brust des alten Mannes. Das war aber auch alles, was er sich gestattete.Dann gute Nacht, Henry.Allan kehrte zurck.Auf dem oberen Flur bewegte er sich ganz leise, um den Alten nicht auf sich aufmerksam zu machen.Er huschte ins Zimmer und drckte aufatmend die Tr hinter sich zu.Die Nachttischlampe brannte. Linda war wach und sa mit angezogenen Knien im Bett. ngstlich blickte sie ihm entgegen.Was war denn, Liebling?Nur Lrm auf der Strae, aber er ist natrlich davon munter geworden. Es ist mit ihm nicht mehr auszuhalten. Schlaf weiter. Henry und der Polizist gehen der Sache nach.Allan kroch neben seine Frau ins Bett und knipste die Lampe aus.Drauen im Garten nherte sich das Grauen.Aber davon ahnten Allan und Linda Copeland nichts.

*

Ich hrte Inspektor Fisher seine Leute dirigieren.Das ging mich nichts an.Die Leichen fielen in seinen Zustndigkeitsbereich.Ich war nur noch mde. Seit mehr als dreiig Stunden war ich auf den Fen, hatte ein paar hundert Meilen mit dem MG abgerissen, gegen den Schwarzweltdmon Likkat gekmpft und war mit Miriam und der kleinen Ginny zum Hexenstein von Llanwellyn hinaufgeklettert und wieder zurckmarschiert.Das schlauchte sogar einen Berufsathleten.Ich war nicht mal einer.Wer mich jetzt noch davon abhielt, unter mein Deckbett zu kriechen, dem kndigte ich unwiderruflich die Freundschaft.Ich lie Fisher wissen, da ich jetzt heimwrts fuhr. Dann trabte ich zum Hauptportal vom Brompton-Friedhof und mied die Nhe aufragender Grabmonumente.Fr alle Flle.Mein Sportwagen stand auf dem Parkplatz inmitten von schwarzen Polizeilimousinen. Ein Bobby schob Wache.Argwhnisch betrachtete er das Drei-Klingen-Beil in meiner linken Hand, dann die Tasche in meiner rechten, und dann erst mein Gesicht.Ah, Sie sind das, Sir! meinte er hrbar erleichtert.Wen haben Sie denn erwartet?Er zog die Achseln hoch und drckte sein Unbehagen aus. Man kommt schon auf seltsame Gedanken, Sir.In diesem Punkt war ich mit ihm einer Meinung.Ich verstaute die Tasche und legte den Krif auf den Beifahrersitz.Als ich durch Laternenlicht fuhr, spiegelte sich die Helligkeit auf den Eisenklingen. Alle Farben des Regenbogens sprhten auf. Fr den Bruchteil einer Sekunde. Dann war es schon vorbei.An der nchsten Laterne wiederholte sich das Farbspiel nicht.Mochte der Himmel wissen, was es gewesen war.Ich war jedenfalls mchtig stolz auf die Waffe. Und auf das Vertrauen, das Miriam in mich setzte.Sie htte die Existenz dieser uralten Waffe aus der Zeit der Druiden auch verschweigen knnen.Ich war nicht nur stolz, sondern auch mchtig erleichtert. Durch meine Fahrt nach Wales hatte ich der kleinen Ginny Bishop wahrscheinlich das Leben gerettet.Auch Miriam.Denn sie hatte nichts in den Hnden gehabt, als Likkat auf der morgendlichen Wiese herumtobte.Die Sache war fr uns alle glimpflich abgelaufen.Ich wollte Abstand gewinnen.Aber zwangslufig kehrten meine Gedanken immer wieder zu dem aufgebrochenen Grab mit dem durchlcherten Stein zurck.Hatte mir Dracula, mein Erzfeind, das eingebrockt?Ich verfgte ber kein Argument, das diese Annahme erhrtete oder entkrftete.Ich fuhr vielleicht besser, wenn ich diesen Vorfall von Draculas Zombie-Aussaat trennte.Dann blieben mir bse berraschungen erspart.Auerdem baute ich auf Fisher. Wie ich den kannte, hatte er in ein paar Stunden heraus, wer vor zwlf Jahren in dem Grab beigesetzt worden war.Da hatte ich dann wenigstens ein paar Fakten und konnte darauf aufbauen.Illusionen machte ich mir nicht. Mit dem Grab hatte es etwas auf sich. Zu deutlich hatte ich die Ausstrahlung des Bsen gesprt. Und auch, als sich der Rest des Bsen davongemacht hatte.Hinter das Geheimnis kam ich aber nicht mit einem mden Kopf und einem leeren Bauch, zumal beides schlechte Bundesgenossen sind.Erst mute eine Mtze voll Schlaf her, dann ein brenstarkes Frhstck und dann sah ich weiter, was der Tag mir so bescheren mochte.Whrend ich heimwrts schnurrte, klappten mir immer wieder die Augen zu. In immer krzeren Abstnden.Ich kurbelte das Fenster herunter. Der khle Fahrtwind half mir. Zu Anfang jedenfalls.Aber dann zeitigte meine Mdigkeit wieder die bekannten Effekte.Um ein Haar brauste ich in das Absperrgitter eines Niederganges zur U-Bahn hinein. Ich stieg voll auf die Bremse.Als der MG stand, pate keine Zeitung mehr zwischen Stostange und Eisengitter.Den Rckwrtsgang murkste ich wie ein Anfnger hinein. Das Getriebe bedankte sich mit einem wsten Krachen. Aber gottlob war kein Zahn ausgebrochen.Die Wischerbltter hatten auf der Windschutzscheibe Schmierspuren hinterlassen. Wenn ich unter einer Laterne herfuhr, zuckten die absonderlichsten Lichtreflexe ber die Scheibe. Von unten nach oben.Meine Konzentration war mangelhaft. Ich bildete mir zeitweise ein, Lichtgeister wrden mir einen Tanz vorfhren, um mich einzulullen. Damit ich um so sicherer auf das nchste Hindernis knallte und mir den Hals brach.Oder waren es gesteuerte Imaginationen?Der Schreck munterte mich wieder auf. Teufel auch, da ich immer wieder an Woods erinnert wurde!Der hatte mich in Finsbury mit einer vorgegaukelten Straensperre fast in eine Baugrube gelockt.Ich pate jetzt hllisch auf, da mir nicht wieder ein Migeschick widerfuhr.Meine Lichtgeister waren keine Imaginationen, sondern schlichte Laternenreflexe. Basta.Irgendwann erreichte ich die heimatlichen Gefilde. Den MG lie ich einfach vor der Tr stehen.Als ich mit Krif und Tasche und kleinem Gepck vor der Haustr stand und den Schlssel aus der Tasche fummelte, lsten sich zwei dunkle Gestalten aus dem nachtschwarzen Schatten eines Busches im Vorgarten.Ich sah sie aus den Augenwinkeln kommen.Sofort dachte ich an Dracula und Woods. Zumindest der Vampirfrst wute, wo ich wohne.Jetzt erreichten sie den Plattenweg, der den Vorgarten teilt. Ihre Schritte tackten laut.Als sie nahe genug waren, fuhr ich herum und hob den Krif zum Schlag.Es waren nicht der Vampirfrst und der Untote Inspektor. Ich sah zwei unbekannte Mnner. Das Licht von der nahen Laterne war gut.Die beiden Burschen starrten auf das seltsame Beil und prallten zurck, als htte ich gedroht, einen vollen Nachttopf ber ihnen auszukippen.Handeln Sie sich keinen rger ein, Sir! knurrte der eine. Ich habe eine Waffe!In der Manteltasche hielt er tatschlich etwas umklammert. Es konnte durchaus eine Pistole sein. Oder auch blo eine Tabakpfeife oder ein Schlsselbund.Ich auch, mein Freund! gab ich genau so unfreundlich zurck.Der andere musterte mich grndlicher. Sind Sie Kinsey? wollte er dann wissen.Seit meiner Geburt. Ist das Quiz damit beendet? Ich mchte meine Ruhe haben!Er brachte einen Ausweis zum Vorschein. Nach dem war er ein Detektiv von Scotland Yard.Mit Ausweisen war ich vorsichtig. Meine Freundin Kathleen war auf einen solchen Ausweis schon hereingefallen. Aber dieser hier war echt.Der Inhaber sah auerdem auch nicht wie ein Untoter aus.Sir, wir haben den Auftrag, Sie zu Inspektor Fisher zu bringen, teilte er mir mit. Notfalls geknebelt und gefesselt. Wie wollen Sie es halten?Da sollte mich der Affe lausen! Ich kam doch gerade von Fisher.Ich entwickelte einen Verdacht. Die zwei standen vielleicht schon seit Stunden hier. Vor Miriams Haus hatten mir auch schon Polizisten aufgelauert.Ich schtzte, da dies eine Idee meines Chefs war. Irgendwo mute ich ja auftauchen, sobald ich aus Wales eintrudelte. Die berlegung war gar nicht schlecht.Wie alt ist denn Ihr Auftrag? erkundigte ich mich.Warum?Weil ich vor etwas mehr als einer halben Stunde noch mit Fisher gesprochen habe. Auf dem Brompton-Friedhof. Ein paar von Ihren Kollegen hatten mehr Glck, die erwischten mich am Abend schon in Soho.Sie blickten sich an.Der mich mit der geladenen Tabakspfeife in der Manteltasche bedrohte, sagte wtend: Kein Mensch sagt einem etwas!Zum Teufel mit einem solchen Job!Sein Kollege versenkte den Ausweis in der Tasche. Dann ist die Sache erledigt. Gute Nacht, Sir!Ich schlo auf und schlpfte ins Haus.Noch bevor ich oben in meiner Wohnung ankam, hrte ich in der Nhe einen Motor losrhren. Die zwei Yard-Mnner zogen sich wirklich zurck.Mein Wohnungsschlo hakte. Das wunderte mich, weil es das sonst nicht tat.Ich betrachtete den Schliezylinder und entdeckte Kratzspuren. Jemand hatte daran herumgebastelt.Einbrecher! war mein erster Gedanke. Nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit und nach der anerkannten Versicherungsmathematik kannst du ja keine Ausnahme sein und ungeschoren davonkommen!Beim vierten Anlauf sprang die Tr endlich auf.Ich war nicht leichtsinnig. Vielleicht hockte einer der Knaben noch in meiner Wohnhhle, die meine Freundin Mdchenfalle getauft hatte.Ich lauschte erst einmal und wartete ab.Mir flog nichts um die Ohren.Ich knipste das Licht an.Mir zog es den Magen hoch und das Herz zusammen.Ich hatte wahrhaftig Besuch gehabt. Aber bestimmt nicht von gewhnlichen Einbrechern. Denn alles befand sich noch an seinem Platz und war unangetastet bis auf den schweren Schrank mit Stahlfach, in dem ich meine wenigen Hilfsmittel sonst aufzubewahren pflegte.Diesmal hatte ich sie mit nach Wales genommen. Sie steckten in der Tragetasche.Die Einbrecher hatten sich die Mhe ganz umsonst gemacht, den Schrank auseinanderzumontieren und das Stahlfach aufzubrechen.Ich konnte den Halunken nicht absprechen, da sie mit Sachverstand und Geschicklichkeit zu Werke gegangen waren.Krach hatten sie wahrscheinlich weniger verursacht als ein Kchenmixer.Sie hatten Zeit gehabt. Als htten sie gewut, da ich fr einige Zeit von London abwesend war.Ich schpfte bsen Verdacht.Aus dem Schreibtisch holte ich Pinsel und Graphitstaub und durchsichtige Klebefolie.Ich war auf Fingerabdrcke scharf.Meine ungebetenen Besucher hatten einige sehr schne Prints hinterlassen. Diese zog ich auf Klebefolie auf und studierte sie durch die Lupe.Von meiner Mdigkeit war nicht mehr viel vorhanden.Es gelang mir, einige besonders auffllige Abdrcke auszusortieren. Die Pupillen waren ganz typisch aufgequollen. Typisch fr einen Toten nmlich.Unter den Einbrechern war ein Toter gewesen!Oder besser gesagt, ein Untoter.Einen kannte ich. Das war Peter Woods.Er war hier in dieser Wohnung gewesen. Zusammen mit einem Helfer.Er hatte meine wenigen magischen Hilfsmittel stehlen wollen!Jetzt war ich gewarnt.Der Kerl schreckte vor nichts mehr zurck. Er ging aufs Ganze.Ich legte den Krif unter das Kopfkissen. Ich war auch bereit, aufs Ganze zu gehen und jedem das wundersame Beil auf den Schdel zu hauen, der ungebeten innerhalb der nchsten fnf bis zehn Stunden in meine Wohnung schlich.

*

Dean Fisher rannte, als seien auer dem unheimlichen Einugigen auch noch alle Weltraummonster hinter ihm her, die er je im Film gesehen hatte.Irgendwo vor ihm spurtete John Ravenell. Der Freund hatte nicht nur die grte Klappe, sondern auch die lngsten Beine.Dean sah ihn schlielich in eine Hofeinfahrt flitzen. Gleich darauf ertnte von dort das wste Scheppern einer umstrzenden Mlltonne.John mute sie gerammt haben. Aber das war dessen Sorge allein. Und auch wie er am Regenrohr hinaufkam.Dean vermied, direkt zu seinem Haus zu laufen. Er sauste durch den Vorgarten des Nachbarn, kroch durch ein Loch in der Hecke und stand mit vier Stzen unter seinem Fenster.Von Angst gepeitscht lauschte er hinter sich.Er hrte nur seine eigenen pfeifenden Atemzge, aber keine Schritte. Der entsetzliche Einugige kam nicht.Dean sprte ungeheure Erleichterung. Er wartete, bis er halbwegs wieder bei Puste war, drckte dann das angelehnte Fenster auf und schwang sich ins Zimmer.Soweit er von der Seite gesehen hatte, war das Haus dunkel. Das bedeutete, da alles schlief und niemand seinen unerlaubten Ausflug entdeckt hatte.Dennoch huschte er in der Dunkelheit zur Tr und lauschte am Holz.Es war alles ruhig.Er kehrte zum Fenster zurck, schlo es ordentlich, zog sich aus und tappte zu seinem Bett.Im nchsten Moment schrie er auf.Er war gegen jemand gestoen, der auf seinem Bett sa!Das Herz blieb ihm fast stehen.Grausige Horrorvisionen suchten ihn heim. Der Einugige war ihm zuvorgekommen! Der Kerl war vor ihm ins Haus gelangt und hatte seelenruhig auf ihn gewartet!Schrei nur noch lauter! sagte eine rgerliche und etwas erschrockene Stimme. Im nchsten Moment wurde die Leselampe ber dem Bett eingeschaltet.Deans Schwester Maud sa auf der Bettkante. Angezogen, mit etwas zerwhlter Frisur und mit ihrer Umhngetasche auf den Knien. Die Tasche war offen.Du kannst einem vielleicht auf den Nerv gehen! keuchte Dean und sprte seinen jagenden Herzschlag bis zum Kopf hinauf. Spinnst du, oder warum hockst du ohne Licht in meinem Zimmer herum?Du kannst von Glck reden, da Dad noch nicht daheim ist. Seine Schwester schlug einen drohenden Ton an. Sie zeigte in ihre Tasche. Wo sind meine Zigaretten? Du hast geraucht, das rieche ich. Also her mit ihnen. Oder ich sage es Dad.Alte Petze! Mimutig rckte Dean die Schachtel heraus, die er gemopst hatte. Du sagst ihm gar nichts, klar? Wegen zwei Zigaretten regst du dich knstlich auf! Schau lieber mal in den Spiegel.Ich? Warum?Weil du einen Knutschfleck am Hals hast. Wenn du Dad nichts von den Zigaretten sagst, sage ich ihm nichts von dem Fleck.Erschrocken griff Maud zum Hals. Genau an die richtige Stelle. Sie wute schon, was gemeint war.Dann wurde sie rot.Dean grinste dnn. Das rgerte sie.Von den Zigaretten sage ich nichts. Aber da du heimlich aus dem Fenster gestiegen und spt heimgekommen bist, erfhrt er.Du bist ja auch erst kurz vor mir eingetrudelt, muckte Dean auf. Erzhl mir doch nicht, du httest die halbe Nacht auf meinem Bett gehockt und auf deine blden Zigaretten gewartet! Wir sagen gar nichts, abgemacht? Jeder hlt den Mund,Hast du was zu verbergen? fragte Maud mitrauisch. Wie siehst du berhaupt aus? Leichenbla! Und gerannt bist du auch wie toll!Das wrst du auch! Stell dir mal vor, wir haben ein Monster gesehen ganz echt, mit einem Auge blo. Und es hat Blitze draus geschleudert undMaud blickte den Bruder unwillig an. Bist du wieder in einem deiner Schauerfilme gewesen? Was heit wir? Wen hast du dabei gehabt?John. Du, es ist nicht gelogenDas htte ich mir denken knnen. Der bt keinen guten Einflu auf dich aus. Such dir anderen Umgang. Es war doch seine Idee, aus dem Fenster zu klettern, oder?Meine! Jetzt wurde Dean bockig. Willst du's nun wissen oder nicht? Dauernd redest du mir dazwischen. Klar, wir waren in einem Film in der City. Die Jedi-Ritter. Sind irre stark, die mut du dir auch ansehen. Als wir dann bei den Copelands vorbeikamen, ist ein einugiger Gruselkerl aus den Bschen gestapft. Sogar den Zaun hat er hingemacht. Er hat John geschlagen, und dann ist ein Blitz aus seinem Auge gefahren, und hinter John hat die Strae gedampft und ein Loch war dort. Glaubst du nicht, was? Dann schau es dir doch an!Dean, du lgst! Der Film hat dich aufgeregt. Schlaf jetzt, und wir vergessen die Sache. Maud stand auf.In der Ferne schepperte es in diesem Moment.Das Loch, siehst du! Jetzt ist ein Auto reingefahren! trumpfte Dean auf. Dann berrieselte es ihn kalt. Und der Kerl hat auch einen Polizisten gepackt. Ich glaube, er hat ihn umgebracht.Dean!Groes Ehrenwort! Du kannst ja John fragen, wenn du mir nicht glaubst. Er hat ihn in die Bsche geschleppt.John?O Mann, den Polizisten! Ich Mist, jetzt sind wir dran!Zu spt hatte er das Gerusch eines nherkommenden Fahrzeuges gehrt. Gerade hielt es drauen. Eine Tr klappte zu.Inspektor Fisher kam heim. Und in seinem Zimmer brannte Licht!Das konnte nicht gutgehen.Dean flitzte ins Bett, und Maud versuchte noch, ihr Zimmer zu erreichen.Sie lief ihrem Vater geradewegs in die Arme.Fisher betrachtete sie. Mu ich dich daran erinnern, da du erst siebzehn bist? Wir lassen dir deine Freiheiten, aber was zuviel ist, ist zuviel! Wir reden beim Frhstck darber. Hast du Dean geweckt? Bei ihm brennt Licht.Maud schwieg verstockt. Fisher sprte, da etwas faul war.Geh auf dein Zimmer! verlangte er. Und dann suchte er Dean auf.Sein Sprling mimte die schlafende Unschuld, aber Fisher kannte die Tricks. Und er roch den dezenten Rauchgeruch.Schnuppernd beugte er sich ber Dean und wute Bescheid. Der Griff zur Leselampe ber dem Bett war Routine. Die Lampe war warm.Also geraucht und gelesen! sagte er erbost. Ich werde mir eine geeignete Strafe ausdenken. Sein Blick fiel auf Deans malerisch gehufte Kleidung am Boden, auf die schmutzigen Schuhe und auf eine frische Erdspur vom Fenster zur Tr. Was ist denn das?Er prfte die Erde, und die Galle kam ihm hoch.Er verfolgte die Spur bis unters Fenster, fand Erdkrmel auf dem Fensterbrett, ffnete einen Flgel und leuchtete mit dem Feuerzeug hinaus.Im Beet prangten Schuhabdrcke. Mit der Spitze zum Haus.Der Fall war klar.Sein Sohn war unerlaubt unterwegs gewesen und vor kurzem erst heimgekommen. Die Erde im Zimmer war noch nicht trocken!Vielleicht war auch Maud dabeigewesen.Hinter seinem Rcken geschahen ja unerhrte Dinge.Er versprte den heien Wunsch, die Erziehung des Jungen mit anderen Mitteln fortzusetzen, nmlich Dean eine zu kleben.Er bezhmte den Wunsch. Er setzte sich auf die Bettkante.Du bist also auf Achse gewesen! Komm, stell dich nicht schlafend, ich wei, was los ist!Dean ffnete blinzelnd die Augen.Und dann brach es aus dem Jungen heraus. Wie ein Wasserfall sprudelten die Worte.Fisher senior brachte Ordnung in das Durcheinander. Also im Kino warst du. Mit diesem John. Hm, und warum gerade so spt?Weil's verboten ist, bekannte Dean ehrlich.Und das Verbot hat euch natrlich gereizt. Fisher senior nickte. Alles schn und gut, aber deswegen brauchst du nicht zu flunkern. Den unheimlichen Einugigen hast du doch erfunden!Das war ein schwerer Vorwurf. Den lie Dean nicht auf sich sitzen. Er richtete sich auf.Es war aber genauso, wie ich gesagt habe. Du glaubst mir doch, nicht wahr? Maud hat gesagt, ich lge! Die Weiber haben ja von nichts eine Ahnung.Darber unterhalten wir uns nicht, sondern ber deine unglaubliche Geschichte. Inspektor Fisher sprte, da an der haarigen Geschichte doch mehr dran war, als es auf den ersten Blick aussah.Deans Reaktionen waren untypisch fr einen ertappten Lgner. Der Junge steigerte sich frmlich in seine Geschichte hinein.Also noch einmal der unheimliche Bursche hat also den Polizisten fortgeschleppt?Der war bestimmt tot! Dean nickte aufgeregt.Wohin hat er ihn geschleppt?In die Bsche, weil doch der Zaun hin ist. Aber was er dann mit ihm gemacht hat, wei ich nicht. Es war dort zu dunkel, und wir haben solche Angst gehabt, da wir besser eine Sause hinlegten.Bei dieser Schilderung begann Dean wieder am ganzen Krper zu fliegen. Seine Atemste kamen keuchend, seine Augen weiteten sich.In diesen Augen sah Inspektor Fisher das durchlebte Entsetzen.Das klingt ja alles mchtig gruselig, rumte er ein. Er war so halb bereit, Dean zu glauben, aber eben nicht ganz.Sein inneres Gefieder strubte sich noch.Zwanzig Berufsjahre beim Yard hatten seinen Glauben an das Gute im Menschen restlos vernichtet.Hatte er nicht Kerle zur Vernehmung vor dem Schreibtisch sitzen gehabt, gegen die unwiderlegbare Beweise vorhanden waren samt astreinen Zeugenaussagen, und die ihm dennoch treuherzig versicherten, die Anschuldigung mte ein glatter Irrtum sein? Oder sogar bswillige Verleumdung.Und die dann doch als Totschlger, Giftmischer, Mrder oder bezahlte Killer entlarvt wurden.Fassen wir zusammen ein einugiger Mann rumort in den Bschen, einfach so, tritt den Zaun kaputt, kommt heraus und schlgt deinen Freund John in den RinnsteinDie Zigarette, Dad! unterbrach Dean aufgeregt. Die hat ihn getroffen, da wurde er knallwtend! Und er war ein Monster und kein Mann! Ein Monster mit einem Auge! und er schleudert aus eben diesem Auge einen grnen Blitz, verfehlt John und brennt dafr ein Loch in die Strae, fuhr der Inspektor unbeirrt fort. Dann mischt sich auch noch der Polizist ein, der bei den Copelands postiert ist, und nach deinen Worten bringt der Einugige ihn um. Du strapazierst meine Gutglubigkeit in hohem Mae. Aber ich werde mich dort umsehen. Jetzt gleich.Dean schwang schon die Beine aus dem Bett.Ich komme mit! erklrte er seinem Vater kategorisch.Inspektor Fisher schob ihm sofort die Beine unter das Deckbett zurck. Das knnte dir so gefallen! Es gengt, wenn sich einer aus der Familie blamiert.Dann glaubst du mir also nicht? Die Enttuschung lie Dean fast weinen.Mit dem Glauben kommt man im Polizeidienst nicht sehr weit. Beweise mssen her, weil nur sie zhlen. Inspektor Fisher stand auf und knpfte den leichten Sommermantel wieder zu. Auf der Strae existiert wirklich ein Loch. Der Fahrer, der mich hergebracht hat, ist mit dem Wagen reingekracht. Passiert ist nichts, aber er war ganz schn wtend.Dean war schon wieder halb vershnt mit der Welt.Dad, sagte er wichtig, und kein Wort zu Johns Eltern, klar?Wieso nicht?Sonst fliegt John doch auf. Und dann mu er doch denken, ich htte ihn verpfiffen.Der Inspektor seufzte verhalten. Der Junge hatte vielleicht Sorgen!Ich werde mir etwas einfallen lassen, versprach er, knipste die Leselampe aus und verlie das Zimmer.In der Wohndiele blieb er berlegend stehen.Im Grunde genommen war es ja eine wste Geschichte, die er eben gehrt hatte. Aber das Loch in der Strae war eine Tatsache.Entschlossen trat Fisher aus dem Haus.Die Strae hinauf war keine Weltreise, und er vergab sich nichts, wenn er sich am Copeland-Anwesen einmal umschaute.Rechtschaffen mde war er zwar, aber die grauenhafte Geisterstunde mit Kinsey auf dem Friedhof, die Entdeckung des aufgebrochenen Grabes mit dem Skelett und dem durchlcherten Stein und Deans wirre Geschichte hatten ihn innerlich aufgewhlt.Wahrscheinlich kam nichts dabei heraus, immerhin konnte er sich bei dem Gang aber abreagieren. Und er konnte Dean am Morgen seine Hirngespinste ausreden.Irgendwie beschlich ihn aber doch ein Gefhl des Unbehagens, als er sich dem Anwesen des alten grantigen Lordrichters nherte.Im Haus waren drei Fenster erhellt.Fisher sphte scharf hinber.Zuerst entdeckte er den Polizisten, der vor der Haustr stand.Er wnschte, er htte Dean doch eine geklebt.Er machte sich gar nicht bemerkbar, sondern pirschte am Torgatter vorbei und fixierte aufmerksam den Zaun, ber den die Bsche wuchsen.Sein Unmut nahm zu.Von einem kaputten Zaun sah er nicht die Bohne. Es gab auch keine Lcke. Der Zaun war auf seiner vollen Lnge erhalten.Fisher wollte nicht vorschnell und ungerecht sein. Er bog in die Seitenstrae ein und schritt auch hier den Zaun ab. Dean konnte sich ja geirrt haben. Doch auch hier ersphte Fisher kein umgebrochenes Zaunstck.Ordentlich wtend kehrte er zurck. Da blieb nur das Loch in der Strae brig.Er untersuchte es. Es war handtief, fast kreisrund und hatte einen Durchmesser von ungefhr einem halben Yard.Fr einen Achsbruch reichte das.Ein Wunder fast, da nicht mehr Fahrzeuge hineingesaust waren.Allerdings schien es frisch zu sein. Denn die blichen herausgeschleuderten Steine, wie sie um Lcher herumlagen, die sich allmhlich durch Radschlag gebildet hatten, vermite der Inspektor.Er nahm sich vor, gleich noch die zustndige Wache zu verstndigen.Mit ein paar Schaufeln Bitumen war der Schaden schnell behoben. Das konnte aber noch in der Nacht geschehen.Er klopfte die Hnde ab und musterte noch einmal die Bsche.Nur eine Straenlaterne spendete hier Licht. Die Helligkeitsverhltnisse waren ungnstig.Fr zwei Jungen mit blhender Phantasie, die gerade aus einem Weltraumfilm kamen und denen das schlechte Gewissen und die Angst vor dem Erwischtwerden beim Heimkommen im Nacken sa, konnte ein ganz harmloser Passant schon zu einem unheimlichen Kerl werden.Fisher war indes sauer, weil er auf die Schauergeschichte hereingefallen war.Auf dem Rckweg lie er Dampf ab.Zu Deans Glck fiel ihm ein, da er ebenfalls kein Musterknabe gewesen war und sein Vater ihm prophezeit hatte, er werde am Bettelstab enden oder in der Fremde verkommen, was ungefhr dasselbe war.Wenn er's richtig betrachtete, konnte er Dean nicht viel vorwerfen.Aber Erziehung mute sein.Und eine angemessene Strafe fr die faustdicke Flunkergeschichte auch.Fisher betrat das Haus leise. Er hoffte, da Maud und Dean inzwischen schliefen.Vom Apparat in seiner kleinen Bibliothek aus rief er die Wache an und meldete den Straenschaden als Verkehrsgefhrdung.Der wachhabende Sergeant sicherte ihm zu, die Sache sofort weiterzugeben.Fisher seufzte. Das kannte er. Vielleicht war das Loch in einer Woche noch nicht geflickt. Jetzt mute nmlich erst einmal die Verwaltung in Schwung kommen.

*

Henry schlurfte durch die Eingangshalle des respektablen Wohnsitzes.Er wunderte sich ber gar nichts mehr.Am wenigsten ber den Lordrichter.Und hchstens noch ganz sacht ber die Familie, weil sie sich von dem alten Herrn nahezu alles gefallen lie.Dabei war Seine Ehren der Lordrichter frher ein ganz umgnglicher Mann gewesen, den das Personal mochte.Irgendwann war es damit vorbei gewesen.Da hatte er sich im Wesen verndert, war bissig, grimmig, ungerecht und nachtragend geworden.Das hatte sich immer weiter entwickelt. Mittlerweile waren Seine Ehren bsartig und streitschtig.Das war Henrys ganz ureigene und streng private Meinung.Offiziell hatte er keine.Ein Butler hatte sich nicht Meinungen zu bilden, sondern zu arbeiten und die ihm auferlegten Pflichten gewissenhaft zu erfllen.Als Butler hrte Henry so manches im Hause.Die Vernderung im Wesen des Richters war auch anderen nicht verborgen geblieben, und die Familie und Besucher, die anfangs noch ins Haus kamen, hatten sich laut Gedanken darber gemacht.Zwangslufig war ihm so manches zu Ohren gekommen.Jemand hatte mal behauptet, seit die Todesstrafe abgeschafft sei und der Henker von London Arbeitslosenuntersttzung beziehe, sei Seine Ehren so verwandelt.Und ein anderes Mal hatte Henry vernommen, da der Lordrichter verflucht worden sei. Von einem Delinquenten, den er an den Galgen geschickt hatte wie schon viele vor ihm.Das war alles unsinniges Gerede.Was auerhalb des Hauses die Ttigkeit des Lordrichters war, ging Henry nichts an.So hatte er es immer gehalten, und er war leidlich gut damit gefahren.Der Polizist hatte einen Schlssel zur Haustr.Wohlwollend nahm Henry zur Kenntnis, da Bellridge den Tee getrunken und die Tasse auf dem kleinen Beistelltisch in der Nhe der Tr abgestellt hatte.Der Polizist wute, was sich gehrte.Wie seine Kollegen, die sich in der Bewachung des Hauses ablsten.Sie fielen nie lstig und hielten sich zurck. Die Familie wurde in keiner Weise gestrt.Henry legte die Hand auf die schwere Bronzeklinke.Bellridge hatte nicht abgeschlossen.Es war den Polizisten gestattet, bei schlechtem Wetter oder whrend der Nachtschicht Platz in der Eingangshalle zu nehmen.Bellridge stand ein paar Schritte von der Tr entfernt und kehrte dem Haus den Rcken zu.Wei der liebe Himmel, was der Lordrichter gehrt hat, dachte Henry. Htte jemand auf der Strae gelrmt, wre Bellridge bestimmt eingeschritten und wrde jetzt nicht gemtlich auf seinem Posten stehen!Henry hstelte diskret. Bellridge schien das ffnen der Tr berhrt zu haben.Aber der Polizist wandte sich nicht um. Er blickte unverwandt zur Strae hinber.Henry reckte den faltigen Hals. Er konnte aber nichts ausmachen, das seine oder Bellridges Aufmerksamkeit zu fesseln vermochte.Seine Ehren ist beunruhigt, sagte Henry bedchtig. Er vermeinte Lrm zu hren. Das hat ihn in seiner Nachtruhe gestrt. Hm, was kann ich ihm berichten?Bellridge schien taub zu sein. Er reagierte nicht.Ist Ihnen nicht wohl? erkundigte sich Henry.Als er auch darauf keine Antwort erhielt, berhrte er Bellridge vorsichtig am Arm.Langsam drehte sich der Polizist um.Henry erschauerte bis ins Mark.Das war nicht Bellridge!Das Licht aus der Eingangshalle beleuchtete eine grauenvolle Fratze unter einer schlechtsitzenden Polizistenmtze.Das Gesicht war wie bestubt. Der Mund war seltsam eingefallen und verkniffen. Das rechte Auge war zu. Gerade, als sei es gar nicht vorhanden.Dafr war das linke um so schrecklicher anzusehen.Es bestand nur aus einer weien Kugel.Und es leuchtete in einem unheimlichen, geradezu geisterhaften Feuer.Entsetzt taumelte Henry zurck.Wer wer sind Sie? stie er mhsam hervor.Der Polizist folgte ihm und geriet mehr ins Licht.Henry gewahrte, da nicht nur die Mtze schlecht sa. Auch die Uniform schien viele Nummern zu klein zu sein.Ich bin der Tod, sagte der Mann in der zu kleinen Uniform. Sein schrecklicher Mund klaffte auf, das Gesicht nahm einen Ausdruck von grenzenloser Grausamkeit an. Und ich bringe den Tod.Nein bitte nicht! stammelte Henry.Sein Blick suchte die Hnde des falschen Polizisten. Er meinte nichts anderes, als da sich ein Terrorist eine Uniform beschafft hatte und nun mit einer Waffe kam, um sich an dem Lordrichter zu rchen.An der ganzen Familie!Solche Leute hatten das schon gemacht.Denen war es gleichgltig, wie viele Opfer ein Anschlag forderte.Die Hnde waren leer.Aber was fr Hnde waren das!Unglaublich schmutzig, mit abgebrochenen Fingerngeln.Der unheimliche Mann trat auf Henry zu. Sein schreckliches Auge begann zu schillern.Der alte Butler war gar nicht mehr fhig, logisch zu denken. Er hatte nur noch Angst und starrte auf dieses Auge ohne Pupille.Damit konnte der Kerl doch gar nicht sehen!Er tat's aber, und er schien sich gut zurechtzufinden.Henry ffnete den Mund. Er wollte schreien. Er begriff nur, da er die Familie und den Richter vor der Gefahr warnen mute.Der Unheimliche schien es zu ahnen.Mit zwei langen Schritten war er heran und packte den Butler.Henry war ein alter Mann und hatte der brutalen Kraft des falschen Polizisten nichts entgegenzusetzen.Zwar versuchte er sich aus dem Griff zu befreien, er schlug sogar mit seinen gichtgekrmmten Hnden in das grausam verzerrte Gesicht vor sich, aber er konnte den Mann nicht zurckstoen.Pltzlich erschienen in dem grauenhaften Auge nacheinander alle Farben des Regenbogens.Dann wurde das Auge gro und immer grer.Bis ein grner Blitz daraus fuhr und Henry im Gesicht traf.Der letzte Eindruck des Butlers war, da er von oben her vereiste.So kalt war es pltzlich, so leer und einsam.Das Licht rckte rasend schnell in eine grenzenlose Ferne, gierige Schwrze breitete sich statt dessen aus.In diese Schwrze strzte der Butler hinein.Der unheimliche Kerl, der sich selber als der Tod bezeichnet hatte, packte den alten Mann, als sei er nicht schwerer als eine Vogelfeder.Mit einem harten Armgriff brach er Henry das Genick.Der grausame Ausdruck in seinem Gesicht wich dem Mienenspiel der Zufriedenheit.Suchend schaute er sich um.Er entdeckte seilartige Kordeln, mit denen die schweren Vorhnge zwischen Eingangshalle und Kaminhalle seitlich gerafft waren.Zielstrebig schleifte er den Toten dorthin, ri mit einem wilden Ruck eine Kordel ab und prfte ihre Reifestigkeit. Sie war daumendick und konnte das Gewicht eines Menschen mhelos aushalten.Geschickt knpfte der Mrder eine Schlinge mit sieben Knoten.Wie sie der Henker von London nach Vorschrift immer bentzt hatte.Er streifte sie ber Henrys Kopf und zog sie um den Hals zu.Danach lud er sich den Toten auf die Achsel und schritt leise an der Kaminhalle vorbei zum Treppenhaus.Er zgerte nicht und stieg hinauf. Gerade, als wrde er hier jeden Schritt und jeden Winkel kennen.Eine schimpfende Stimme drang aus der Tiefe des Hauses. Sehr gedmpft, sehr undeutlich.Der Unheimliche hielt nicht einen Augenblick inne.Zielstrebig stieg er bis ins oberste Stockwerk, bentzte einen Flur und ffnete an dessen Ende eine Tr.Der Raum dahinter war mit Germpel aller Art vollgestellt.Er trug seine Totenlast hindurch, ohne irgendwo anzustoen.Das Fenster in der Giebelseite dieses Traktes zog ihn an. Er legte den Toten auf den Boden, befhlte die Dachbalken, die hier unverkleidet waren, und entschied sich fr einen unmittelbar ber dem Fenster.Das andere Ende der daumenstarken Kordel knotete er fest um diesen Balken, dann ffnete er das Fenster, packte den Toten, hielt ihn zum Fenster hinaus und lie ihn fallen.Die Kordel straffte sich.Er drckte das Fenster zu, soweit es ging, und begann zu lachen.Laut, irr und schaurig, da sogar noch die Dacheindeckung mitklirrte.

*

Der Richter hatte sich in eine Decke gehllt und sa in einem bequemen Ohrenstuhl nahe beim Fenster.Aus einer Flasche Portwein hatte er sich einen eingekippt.Seine Schwester Elaine, die die Nase in alles steckte, hatte das Versteck der Flasche nicht entdeckt. Er lachte gehssig.Elaine, dieser lstige Hausteufel, machte sich immer in seinem Schlafzimmer zu schaffen. Aber in die Bodenvase mit den trockenen Blumen hatte sie noch nie geblickt.Copelands Blick richtete sich auf das Bett.Zur Hlle, er konnte doch nicht mehr schlafen! Wo blieb denn Henry? Der alte Bursche wurde auch jeden Tag trotteliger und saumseliger!Oder hatte Allan ihn aus falschverstandener Rcksichtnahme gar nicht geweckt?Die Familie tanzte ihm auf der Nase herum! Das hatte er lngst bemerkt.Die Bande war doch nur auf das Vermgen aus. Erben wollte sie.Aber da hatte sie sich geschnitten. Sie konnte lange warten. Er fhlte sich noch nicht so, um ans Sterben zu denken.Er griff nach dem Glas und lie die letzten Tropfen Port in den Mund rinnen.Da tappten pltzlich laute Schritte durchs Haus.Sie schienen von berall her zu kommen.Mit einem Ruck setzte sich der Richter gerade. Was ging denn jetzt wieder vor?Er schleuderte die Decke beiseite, stand auf, verbarg das Glas hinter Bchern auf einem Wandregal und ri erbost die Tr auf.Henry? Allan?Seine Stimme klang giftig und grimmig.Henry erschien nicht, Allan verhielt sich still. Dafr kam Elaine wieder in eine rose Satinwolke gehllt aus ihrem Gemach geflattert.Du bist ein Strenfried, William! lie sie ihn wissen. Ein unausstehlicher grlicher alter Mann!Du bist auch nicht viel jnger, danke! giftete der Richter seine Schwester an.Elaine hatte eine heftige Erwiderung auf der spitzen Zunge. Was sie sagen wollte, blieb ihr in der Kehle stecken.Ein irrsinniges Gelchter erfllte pltzlich das Haus.Es drang durch Wnde und Tren.Fnf Sekunden spter scho Allan verstrt aus seiner Tr und schaute sich auf dem Flur um.Das ist bestimmt deine Brut! warf der Richter seinem Sohn vor. Man will mich rgern. Stell das sofort ab, sage ich!Das sind doch nicht die Kinder! verwahrte sich Allan gegen diesen Vorwurf.Wer dann? Willst du mich fr dumm halten? Wo bleibt Henry? Kann man sich denn auf niemand mehr verlassen? Der alte Copeland schob das Kinn vor und signalisierte seine Streitlust.Das nervenzerfetzende Gelchter endete mit einem tiefen langen Sthnen. Dann tappten Schritte.Sie kamen eindeutig aus dem Stockwerk darber.Und dort wohnte niemand.Dort gab es nur unbenutzte Rume, die zum Abstellen ausrangierter Mbel und anderer Dinge dienten.Tante Elaine erschauerte. Ihre Massen gerieten in Bewegung wie ein Pudding, den jemand zu heftig rttelt.O Gott, ist das ein Haus! sthnte sie. William, was ist das? Sag etwas! Mein Herz! Theatralisch griff sie sich an den gewaltigen Busen, hinter dem irgendwo ihr Herz zu vermuten war.Will es nicht mehr? fragte der Richter mit hhnischem Interesse. Der Teufel ritt ihn. Vielleicht war das die Gelegenheit, Elaine endlich los zu werden. Das ist der Hausgeist. Wutest du nicht, da wir einen haben?Bldsinn! sagte Allan besorgt, als er bemerkte, wie Tante Elaine die Augen verdrehte und zu wanken begann. Er will dich nur rgern, es gibt keinen Geist.Hinter anderen Tren wurde es nun ebenfalls laut.Allan sah einen entsetzlichen nchtlichen Auftritt heraufziehen und fand es besser, nicht teilzunehmen.Ich schaue mal oben nach! Vielleicht ist eine Katze hereingekommen.Dann mu sie Stiefel angezogen haben! versetzte der Richter boshaft. Warte, ich komme mit! Ich werde dir beweisen, da es eins von deinen Kindern ist.Die drhnenden Schritte von oben erklangen in diesem Moment besonders laut.Allan und sein Vater strebten zum Treppenhaus, whrend Tante Elaine ihre Ohnmacht auf einen gnstigeren Zeitpunkt verschob. Sie hatte kein Publikum, da machte es keinen Spa, einfach nur umzusinken. Es war ja auch niemand da, der sie rcksichtsvoll auffing.Am Ende fiel sie wirklich hin!Sie lauschte neugierig.Auf dem langen Flur, an dem die Schlafgemcher lagen, rhrte sich nichts. Die Mehrzahl der Familienmitglieder war klug und lie sich nicht blicken.Hinter den Tren verstummte auch das Rumoren wieder.Elaine hrte die Schritte der Mnner nach oben stapfen. William rief eben wieder lauthals nach dem Butler, diesem ungeschickten alten Mann.Der mute weg. Elaine hatte lngst beschlossen, ihn durch eine jngere Kraft zu ersetzen.Nur strubte sich William dagegen. Aus lauter Bosheit. Und weil er so schrecklich altmodisch war und nichts verndert haben wollte.Elaine zog sich zurck. Die Tr lie sie angelehnt. Nichts sollte ihr entgehen.Neben ihrer ausgeprgten Herrschsucht war die Neugierde ihr zweiter herausragender Charakterzug.Allan und der Richter waren oben angelangt.Eben noch hatten sie ganz deutlich die drhnenden Schritte vernommen. Jetzt war es still. Wie in einem Grab.Warte mal! Allan hielt seinen Vater am Arm fest.Sie lauschten. Doch auer den eigenen Atemzgen vernahmen sie nichts.Nicht einmal das Knarren einer Tr oder eines Bodenbrettes.Das gibt es doch fast nicht! uerte Allan seine Zweifel.Der Richter stampfte zornig auf. Was stehst du dumm herum? Sieh geflligst nach!Allan knipste das Licht an.Der Flur war leer.Nacheinander ffnete er die Tren.Er hrte hartes stoartiges Atmen hinter sich und fuhr erschrocken herum.Lautlos war sein Vater hinter ihn getreten.Der Richter traute ihm nicht. Der wollte mit eigenen Augen sehen, ob er ihm etwas zu verheimlichen trachtete.Jetzt kontrollierte der Alte sogar die Rume, die Allan schon durchstbert hatte.Da sich eine Katze ins Haus verirrt hatte, glaubten sie beide selber nicht mehr. Eine Katze lachte ja nicht!Dieses irre Gelchter hatte unheimlich, direkt dmonisch geklungen.Besa das Haus am Ende doch einen Geist?Allan sprte, wie ihm die Gnsehaut wuchs.Dann meldete sich sein Verstand. Unsinn, sagte der, es gibt keine Geister, auch wenn das viele Leute behaupten. Alles Unfug!Nach zehn Minuten waren sie mit den Rumen fertig.Weder war ihnen eine Katze aufgefallen, noch hatten sie eines der vier Kinder von Allan aufgestbert.Die Angelegenheit war rtselhaft und hchst unheimlich.Im hinteren Giebelraum war den beiden Mnnern das nur angelehnte Fenster samt der straff gespannten Kordel entgangen.Allan hatte Oberwasser.Jetzt konnte er es dem Alten mal ordentlich zeigen!Er bugsierte seinen Vater zu den Kinderzimmern.Angus und Jeff hatten jeder einen Raum fr sich, Rose und Bridget schliefen noch zusammen.Allan fand seine Shne wach. Sie waren da, das war die Hauptsache.Auch die Mdchen lagen im Bett.Die Fragen der Kinder tat er mit einer Handbewegung ab.Mit einem unberhrbaren Groll in der Stimme sagte er zu seinem Vater: Wenn du nur jemand verdchtigen kannst, dann ist dir wohl! Meine Kinder waren das jedenfalls nicht. Sie htten an uns vorbeikommen mssen.Der Alte nahm die Niederlage zhneknirschend hin.Aber dann fiel ihm doch etwas ein. Aber Henry hast du natrlich nicht geweckt!Doch, er mute sich nur etwas berziehen.Wo bleibt der dann? Dieser Polizist lt auch nichts von sich hren. Hier macht jeder, was er will. Der Teufel soll euch holen!Dann sehen wir eben gemeinsam nach Henry.Der Richter stapfte mit hinunter.Henrys Zimmer war leer. Ebenso der Stuhl, auf dem er seine Butlerkleidung peinlich korrekt gefaltet abzulegen pflegte.Unzuverlssigkeit habe ich eigentlich in all den Jahren nicht an ihm bemerken knnen, sagte Allan verwundert.Er betrat die Kaminhalle und suchte Henry. Der Alte folgte ihm auf dem Fu.Von dem Butler sahen sie keine Spur.Der Mann befand sich auch nicht in der Eingangshalle.Aber ein Vorhang war nicht mehr vorschriftsmig zur Seite gerafft.Und die Haustr stand weit auf!Allan und der Richter schauten hinaus.Auch der Polizist war nicht da.Ein ungutes Gefhl beschlich Allan.Die Schritte und dann dieses grausige Gelchter also ich bin dafr, da wir die Polizei einschalten, schlug er vor.Der Alte packte ihn derb an der Schulter.Noch geschieht, was ich bestimme! fauchte er. Am Gericht habe ich genug mit der Polizei zu tun, und ich konnte nicht verhindern, da man mir eine Wache fr die Tr gestellt hat. Aber ins Haus kommt sie mir nicht, geht das in deinen dummen Kopf hinein?Allan warf die Haustr zu und drehte sich auf dem Absatz um.Sollte der Alte doch sehen, wie er zurechtkam!

*

Inspektor Fishers Schweigen beim Familienfrhstck war bedrohlich.Dean hielt es schlielich nicht mehr aus. Er platzte fast vor Neugierde.Und, Dad? Hast du den Polizisten gefunden und den schrecklichen Kerl auch?Fisher rusperte sich.Erst mal zu dir, Maud. Du wirst knftig um zehn Uhr zu Hause sein. Unwiderruflich. Auerdem wnsche ich zu erfahren, mit wem du weggehst.Maud zog einen Schmollmund, Mrs. Fisher knllte die Serviette zusammen.Aber das Mdchen ist doch schon siebzehn, versuchte sie zu vermitteln. Du hast ihr zweimal in der Woche Ausgang bis elf Uhr erlaubt.Das ist aufgehoben, bestimmte Fisher. Man gibt ihr den kleinen Finger, und sie nimmt die ganze Hand. Maud, sag deiner Mutter, wann du heimgekommen bist!Das Mdchen schwieg verbissen.Zwei Uhr, knurrte Fisher. Er wandte sich Dean zu. Und der Herr Sohn war ebenfalls unterwegs. Der Umgang mit diesem John ist nicht gut. Ich werde mich mit einem College auerhalb in Verbindung setzen.Aber! Das hatte Dean befrchtet, und jetzt war es eingetreten. Der Vater steckte ihn ins College! Er mute weg aus London!Nicht nur, da ihr euch in eine Sptvorstellung stehlt, gerade weil das verboten ist, da mu ich mir auch noch eine Schauergeschichte anhren! Und ich falle darauf herein. Ein einugiges Monster! Ha!Fisher guckte bse.Was denn? Dean bekam fast den Mund nicht mehr zu. Hast du den Kerl denn nicht gesehen? Und den Zaun? Das Loch in der Strae?Das Loch schon. Aber der Polizist stand vor der Tr der Copelands, und im Gegensatz zu dir kann ich mich auf meine Augen verlassen. Ihr habt euch eine bse Geschichte ausgedacht. Ich bin wtend, Dean. Der Zaun steht auch. Weit du, wie ich einen nenne, der mich derart verkohlt?Fr Dean krachte eine Welt in Scherben.Er umklammerte seine Teetasse.Aber es ist doch kein Wort gelogen, Dad! Glaube mir! Ein richtiges Monster! Hast du wenigstens die Taschenlampe gefunden?Fisher war so zornig, da er erst einmal eine Handbewegung machte, mit der er das Thema fr abgeschlossen erklrte. Aber dann fragte er: Welche Taschenlampe?Der Polizist ist doch mit einer Taschenlampe gekommen und hat den Einugigen angeleuchtet! Sie ist kaputt gegangen. Bestimmt liegt sie noch in den Bschen.Von einer Taschenlampe war nie die Rede!Dann hast du's berhrt, Dad!Oder du meinst nur, du httest sie erwhnt. Ich wnsche keine Diskussion mehr ber diese Sache. Fisher erhob sich.Dean und dieser John waren auf dem besten Weg, sich zu sauberen Frchtchen zu entwickeln. Dem mute er energisch einen Riegel vorschieben.Zehn Minuten spter kam der Fahrer.Fisher verabschiedete sich reichlich frostig von der Familie.Den Fahrer wies er an, am Haus der Copelands vorbeizufahren.Das Loch in der Strae war natrlich nicht geflickt, und wie es aussah, geschah dies auch nicht so schnell.Halten Sie mal an! verlangte Fisher.Er stieg aus und betrachtete den Zaun bei Tageslicht.Verdammt, das Ding sah wirklich aus, als sei es umgeworfen und notdrftig wieder an seinen Platz gestellt worden!Etliche Staketen waren sogar gesplittert oder gebrochen.Fisher beugte sich nieder.Da lagen Scherben.Sie konnten von der Taschenlampe stammen!Da hatte Dean am Ende doch nicht geflunkert?Der Inspektor beugte sich ber den Zaun, bog die Bsche zur Seite und sondierte den Grund.Er sah eine Menge Fuabdrcke. Und dann entdeckte er die Taschenlampe. Sie lag dicht beim Strunk eines Busches.Fisher sphte zur Haustr hinber.Kein Polizist stand davor.Er fate einen Entschlu und kehrte zum Wagen zurck.Fragen Sie bei der Wache nach, ob man den Posten vor Copelands Haus abgezogen hat oder was sonst los ist. Der Wagen hatte Funktelefon.Ich schaue mich hier noch mal um. In diesem Augenblick erst ging Fisher auf, da der Fahrer mit schreckgeweiteten Augen an ihm vorbeistarrte.Der Inspektor wandte sich verwundert um.Das Blut gefror ihm fast in den Adern!An der Giebelseite des Copeland-Hauses hing eine leblose Gestalt und pendelte leicht im Morgenwind.Ein Mann.Sein Hals steckte in einer Schlinge!

*

Ich konnte nicht behaupten, da ich ausgeschlafen war.Ich hatte berhaupt den Eindruck, da ich nur fr Sekunden die Augen zugekniffen hatte.Aber drauen war es hell, im Haus rumorten meine Nachbarn, der Mllwagen fuhr scheppernd durch die Strae es war Zeit fr mich, Sir Horatio, meinen Chef, durch Augenschein zu berzeugen,


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