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Cigar 04/2011

Date post: 23-Mar-2016
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Das Schweizer Zigarren-Magazin
100
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  • Kuri

    ositt

    1igarren gehrten im ersten und zweiten Weltkrieg zur abgege-benen Verpfl egung der Soldaten. Heute ist die Zigarre ein be-sonderes Geschenk an die Truppe und bleibt der Initiative von privaten Spendern berlassen. Ein Afi cionado, Leutnant Mitch

    Fadem, ist der Begrnder des 2007 gestarteten Programmes Cigars for Troops. Zahlreiche Hersteller, darunter die bekanntesten Marken der Welt, liessen sich nicht lumpen. Die abgebildete Zigarre kommt aus dem Hause Davidoff. Unter anderem werden diese Zigarren im ISAF Cigar Club Kabul genossen.

    Z

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  • Edito

    rial

    3

    David Hner

    Als ich noch ein Bub war, auf dem Land, waren die Haus-, Stall- und Scheunentore kaum jemals abgeschlossen. Im Dorf standen alle Tren offen. Kriminalitt gab es im Fernsehen oder in der Stadt. Man kannte und vertraute sich. Die Privatsphre der Familien und der Einzelnen wurde respektiert. Fremde wurden freundlich aufgenommen. Das ist ein halbes Jahrhundert her.

    Wer Sicherheit verkaufen will, muss Angst machen. Und Angst wird gemacht von allen Seiten. Wer den Nachrichten glaubt, stellt bestrzt fest, dass die Welt ein furchtbar gefhrlicher Ort ist. Aber vielleicht soll-ten wir aufpassen, dass wir uns vor lauter Sicherheitsbedrfnis nicht selbst hinter Schloss und Riegel setzen. Alles mit Mass und Ziel.

    Wir haben zum Thema ein paar Worte gesammelt. Zum Beispiel ein Schattenriss aus der Schattenwelt der Undergroundbanker. Oder ein Interview mit einem, der weiss, wo die Sicherheit anfngt; im Kopf nmlich. Unser tglicher Begleiter, das www., kmpft auch mit Sicher-heitsproblemen. Aufgepasst beim Surfen, Mailen und Bloggen. Ein paar Minuten Zeit ist Ihnen hoffentlich unsere Fotostrecke wert. Subtile Sicherheitsbetrachtungen.

    Doch der Tabak soll nicht zu kurz kommen. Der Big Smoke, das erste Ereignis dieser Art in der Schweiz, hat stattgefunden. Und neu berichtet der New Yorker Schreiber und Afi cionado Barry Stein aus dem grssten Zigarrenmarkt der Welt, aus den USA, exklusiv fr Cigar. Last but alles andere als least ein Interview mit dem Schweizer Grandseigneur des gehobenen Tabakgenusses, mit Heinrich Villiger.

    Wenn auch die Sicherheit nicht immer hundertprozentig gewhrleistet sein kann, so ist es fr den Raucher einer wohl aromatisierten Zigarre einfach Gelassenheit zu demonstrieren. Und das wollen wir weiterhin wrmstens empfehlen.

    Ganz sicher,

    Vom Angstmachen und vom Sichersein

    David HnerRedaktor

    Cabinetta Nr. 26 x 54 Belicoso

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  • Inhalt

    5

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    Mitten im globalen Wahnsinn

    Knig Mammon und seine Diener

    22

    Vom Verlust der inneren Sicherheit

    Der Traumatherapeut Urs Honauer

    29

    01 Kuriositt

    Editorial03 Vom Angsthaben und vom Sichersein

    Martens Wahl06 Eine Zigarre fr die grauen Herren

    Big Smoke12 ... auf dem Zrcher Albisgtli

    Raucherorte17 Silver Lounge19 Bei den Wertsachen21 Villa Honegg

    Gonzo22 Knig Mammon und seine Diener

    Sicherheit im Kopf29 Vom Verlust der inneren Sicherheit

    Musik35 PJ Harveys Mitgefhl

    Unsere Beschtzer36 Vom Nachtwchter zur Privatarmee

    Fotostrecke41 Grenzung der Sicherheit

    Inhalt

    Subtile Betrachtungen

    Fotostrecke

    41

  • RO BU S TO C O RO N A P E T I T C O RO N A

    Exklusivhndlerverzeichnis unter www.carlos-andre .de

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  • Inhalt

    7

    Lyrik48 Das garantierte berleben

    Digitaler Untergrund50 Im freien Raum

    Manuel Frhlich56 Ich wrde gerne ...

    Interview mit Heinrich Villiger58 Der Zigarrenmacher

    IPCPR USA62 Das grosse amerikanische Tabakspektakel

    Flschungen66 Echt oder falsch

    Fumoir70 Fr Aug, Ohr und Nase

    71 Leserbrief

    Raucherkreuzfahrt76 Durch die blauen Wogen gleitet

    78 Holy smoke

    Tasting86 Honduras im blauen Dunst

    Und sonst94 Der hfl iche Imperativ94 Comic

    96 Vorschau und Impressum

    RO BU S TO C O RO N A P E T I T C O RO N A

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    digitaler Untergrund

    Cybermafi a und andere Netzwerke

    Interview mit Heinrich Villiger

    Der Grandseigneur

    50

    58

    TastingDer Zigarrenrat 86

  • Eine

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    anchmal hat man eine sehr lange Strasse vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann

    man niemals schaffen, denkt man. Und dann fngt man an sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man aus der Puste und kann nicht mehr. Und die Strasse liegt noch immer vor einem. So darf man es nicht machen.

    Beppo StrassenkehrerSie fahren teure, elegante Autos und tra-gen runde Hte. Sie sind berall und fallen trotzdem nicht auf, jeder hat sie schon gesehen und doch vergisst man ihre Existenz so schnell wie mglich

    Mwieder, denn sie machen den Menschen Angst. Wenn sie auftauchen, frstelt es einen, denn sie bringen kalte Luft mit sich und sie sind ganz in grau gekleidet. Eigentlich sind diese Herren nicht nur grau gekleidet, sie sind ganz und gar grau, denn auch ihre Hnde und sogar ihre Gesichter sind papierfarben und fahl. Wo sie auftauchen, verbreiten sie Angst und Unwohlsein. Sie knnen gut rechnen und zeigen denjenigen, die sie besuchen, wie viel Zeit sie im Leben schon vergeudet haben. Dann fangen diese Menschen an zu arbeiten, wie ver-rckt und beginnen auf jede Freude im Leben und jeden Mssiggang zu ver-zichten. Die grauen Herren stehlen die-se gesparte Zeit und zehren davon auf wundersam-furchtbare Weise ihr Da-sein. Alleine das kleine Wunderkind Mo-mo kann den Zeitdieben trotzen und mit ihren Freunden Beppo Strassenkehrer,

    Gigi Fremdenfhrer und der weisen Schildkrte Kassiopeia den alten Meis-ter Hora finden, der die Stundenblumen bewacht und alle zusammen besiegen die grauen Herren und retten so die Welt vor den Rubern der irdischen Zeit. Am Ende leben die Menschen wie-der in den Tag hinein und haben wieder Zeit fr ihre Laster und fr ihre Freunde und ihren Zeitvertreib und fr die Liebe. Eine wunderbare Geschichte fr Alt und Jung, wenn dem Erzhler nicht ein schrecklicher metaphorischer Fehler passiert wre. Die grauen Herren rau-chen nmlich Zigarren, fast macht sie das am Anfang sympathisch, denn sie rauchen diese Zigarren in allen Lebens-lagen, im Auto, im Frisrsalon und auch im gemtlichen Weinlokal an der Ecke. Allerdings betreten sie diese Orte nur, um Zeit zu stehlen. Und sie rauchen die-se Zigarren, die aus den Blttern der

    Eine Zigarre fr ...

    Michael Ende und die grauen Herrentext: MATTHIAS MARTENS

  • Eine

    Ziga

    rre f

    r9

    Stundenblumen sind, immer und duch-gngig, weil sie abhngig von ihnen sind, ja, sie lsen sich auf, wenn sie kei-ne Zigarren mehr haben.

    Man kennt diese grauen Herren auch im wirklichen Leben, abseits der Fiktion des grossartigen Michael Ende, dem Schpfer von Momo, Jim Knopf und der wilden 13 und der Unendlichen Ge-schichte. Sie verfolgen uns und doku-mentieren unsere Versorgungslcken und machen uns so viel Angst, dass wir sogar versuchen, unser Leben zu ver-sichern. Unsere grauen Herren rauchen meistens keine Zigarren mehr, denn usserlich sind sie political correct und wrden uns, ihre treuen Kunden, nie mit so etwas Ungesundem wie Tabak-rauch konterminieren. Innerlich sind sie aber genauso verdorben und he-cheln dem Geld hinterher wie die grau-en Herren der Zeit. Zwischen offenen und geschlossenen Fonds, zwischen Festgeld und Kapitallebensversiche-rung ist kein Platz fr etwas Entspan-nung und Genuss. Denn Lebensqualitt ist gut gegen Angst und eine gute Zigar-re ist Lebensqualitt. Gute Zigarren stinken nicht, sie duften, sie sind nicht grau, sondern es gibt sie in tausend schnen Braunfrbungen zwischen hel-lem Colorado Claro und dunklem Madu-ro oder Oscuro. Echte Premium Long-fi llerzigarren machen nicht schtig und sie werden nicht aus gefrorenen Blten schner Blumen gerollt, sondern aus sorgsam fermentierten Blttern der Ta-bakpfl anze. Vor allem aber sind sie nicht Symbol fr verlorene, geraubte Zeit, sondern fr gewonnene Momente und gut genutzte Zeit, Zeit fr Ruhe und Besinnung, Musse und Genuss. Die Menschen in Momos kleinem rtchen haben sicher wieder begonnen, Zigar-ren zu rauchen, als die grauen Herren verschwunden waren.

    Das kann eigentlich nicht ihr Ernst gewesen sein, lieber, leider schon ver-storbener Michael Ende. Jemand, der so

    viele schne Geschichten ersonnen und so viele Wahrheiten in noch schnere Bilder verpackt hat, kann doch nicht einen solchen Lapsus begehen ... sollte man denken. In Ihren Geschichten spie-len Spiegel und Blumen, Glcksdrachen und Mrchenfi guren, Kinder und Tiere so perfekt besetzte Rollen, dass schwer verstndlich ist, dass Sie frher passi-onierter Pfeifenraucher nicht einfach den Zigarren im Roman Momo eine an-dere Funktion im Geschehen geben htten knnen. Warum rauchte nicht Benno Strassenkehrer, der uns lehrt, dass man immer nur an den Pfl aster-stein vor sich und nie an die ganze Strasse denken soll, ... Schritt, Atemzug, Besenstrich ... Schritt, Atemzug, Besen-strich ... eine Feierabendzigarre im Amphi theater? Warum lassen Sie nicht Meister Hora eine Zigarre rauchen, um die Zeit langsamer laufen zu lassen, da-

    mit Momo den grauen Mnnern ent-kommen kann? Wir werden es nicht erfahren, leider, denn heute lernen Kinder, dass bse Menschen mit schlechter Hautfarbe und schlechten Gedanken Zigarren rauchen, und sie fragen uns, warum wir es auch tun. Wenn dieser Unsinn sogar in den schnsten Kinderbchern verbreitet wird, mssen wir ihnen antworten, dass hier ein wunderbarer Geschichtener-zhler ausnahmsweise mal Quatsch ge-macht hat ... Einem Autor wie Ihnen kann man nicht bse sein, Ihre Bcher haben mich als Kind und als Erwachse-

    nen verzaubert, ich war in Radost Bokel verliebt und wollte sein wie Atrju. Das mit den Zigarren haben Sie verbockt, aber einer, der ebenso un -ver gessen ist wie Sie es hoffentlich werden, hat gesagt: Die Irrtmer des Menschen machen ihn eigentlich lie-benswrdig. Vielen Dank fr 1000 schne Stunden!

    Unsere grauen Herren rauchen meistens keine Zigarren mehr.

    NIRGEND-HAUS, NIEMALS-GASSEGraues, fahles Deckblatt, hastig gerollt, ohne Liebe, dumpfer Geruch, deutliche Verwesungsnote. Trocken und staubig im Rauch, bitter und amorph, zieht zu leicht und brennt zu schnell ab. Noten von nasser Pappe und bitterem, brennendem Beigeschmack. Schiefbrand, Asche zu locker und staubig.

    GRAUE-HERREN-ZIGARRE

    Lnge: 110 mmDurchmesser: 15 mmZugverhalten: 9Aromadichte: 0Filler: StundenblumeUmblatt: StundenblumeDeckblatt: StundenblumePreis: n.V.

  • Mart

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    10

    0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 180

    0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 180

    Sichere Werte

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    Vier Empfehlungen von Zigarrensommelier Matthias Martens

    184

    210

    121

    DOMINIKANISCHE REPUBLIKErscheinung: Colorado, sehr feine Oberfl che, kaum Adern, sehr gute Verarbeitung, mittelfest gerollt, milder, heller Tabakduft mit deutlicher Kakaonote. Rauch: Anfangs wrzig, sanfte Schrfe, guter Zug und langes Rauchvergngen mit sanfter Steigerung. Geschmack: Schne Tabak- und Kakaonoten, exotische Gewrze, spter leichte Ssse. Brand: gerade, Asche locker.

    LA AURORA PREFERIDOS SAPPHIRE

    DOMINIKANISCHE REPUBLIKErscheinung: Tiefes Maduro, liges Deckblatt mit dnnen Adern, fest gerollt, wrzig-animalischer Duft nach Stall und Leder. Rauch: Voll-aromatisch und wrzig von Beginn an, grosses Finale mit Verve. Geschmack: Vollaromatisch, komplex, krftige Steigerung im Rauch-verlauf, Bitterschokolade und Holz. Brand: fast gerade, Asche fest.

    A. FUENTE HEMINGWAY WORK OF ART

    DOMINIKANISCHE REPUBLIKErscheinung: Verlngertes Salomon-Format, exquisites Deckblatt, feine Struktur, kaum Adern, perfekt verarbeitet, angenehmer Duft nach Brot, Heu, mittelkrftigem Tabak. Rauch: Anfangs prsenter Rauch mit langsamer Steigerung in der Komplexitt. Geschmack: Vor allem feiner Tabak, Drrfrchte und helles Holz, schne, sanfte Steigerung. Brand: gerade, Asche fest, leicht schuppig.

    DAVIDOFF ROYAL SALOMONES

    KUBAErscheinung: Helles, ansprechendes Colorado-Deckblatt, zarte Textur, nicht sehr fest gerollt, perfekte Formgebung, leicht in der Hand, heller Tabakduft, Zeder, Honig, Heu. Rauch: Anfangs leicht und feinwrzig, spter voller und mit ausgeprgtem Aroma im Finale. Geschmack: Zu Beginn Honig, Heu und Zedernholz, spter Milchschokolade, Kakao und Leder, Gewrze. Brand: fast gerade, Asche fest und haltbar.

    CUABA SALOMONESLnge: 184 mm Filler: KubaDurchmesser: 23 mm Umblatt: KubaZugverhalten: optim. Widerstand Deckblatt: KubaAromadichte: 999(fein) Preis: CHF 24.80

    127

    Lnge: 210 mm Filler: Dom. RepublikDurchmesser: 23 mm Umblatt: Dom. RepublikZugverhalten: optim. Widerstand Deckblatt: EcuadorAromadichte: 999(fein) Preis: CHF 51.40

    Lnge: 121 mm Filler: Dom. RepublikDurchmesser: 19 mm Umblatt: Dom. RepublikZugverhalten: optim. Widerstand Deckblatt: KamerunAromadichte: 99999(voll) Preis: Euro 11.50

    Lnge: 127 mm Filler: Dom. RepublikDurchmesser: 21 mm Umblatt: Dom. RepublikZugverhalten: optim. Widerstand Deckblatt: Connec. ShadeAromadichte: 9999(raffi niert) Preis: CHF 16.70

    127

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  • Big

    Smoke

    12Er wurde grsser als erwartet. 270 Aficionados wohnten Ende August dem ersten Big Smoke der Schweiz auf dem Zrcher Albisgetli bei. Ein Fest, speziell fr die Freunde des gepflegten Zigarrengenusses.

    Big Smoke 2011text: TOBIAS HBERLI

    in unerwnschter Gast kam doch noch, verliess das Fest nach fnf Minuten aber fluchtar-tig. Der kurze Platzregen konnte

    die Stimmung auf dem Albisgetli, wo sich rund 270 Zigarren-Aficionados zum ersten Big Smoke der Schweiz vereinten, nicht trben. Es war alles

    da, zwischen den Bumen unter freiem Himmel; nicht weniger als vier Spanfer-kel am Spiess, ein karibisches Buffet der Extraklasse, eine Live-Band aus Havanna, Premium-Zigarren zur freien Auswahl, ein Feld mit echten Tabak-pflanzen, zwei Torceadores, die frische Zigarren rollten, und nicht zuletzt ein gut gewandetes Publikum, das sich auch von einem nicht mehr ganz so karibi-sche Klima nicht beeindrucken liess.

    Der aufsteigende Rauch drfte noch am Paradeplatz sichtbar gewesen sein. Hier und da ein grosses Hallo, man kannte sich oder lernte sich kennen. Wer nicht tanzen oder sich seine eigene Zigarre rollen wollte, konnte frhlich sitzen bleiben und sich mehr oder weni-ger still seiner Zigarre widmen, so, wie man es leider fast nirgends in diesem Land mehr ffentlich tun kann.

    Nach dem Dessert-Buffet bei herein-brechender Nacht prsentierte Zino Pla-tinum mit einer choreografierten Show seine neue Zigarren Linie Z-Class, zwei Wochen bevor sie offiziell im Handel er-hltlich ist. Es kam die Zeit fr Kaffee La Semeuse prsentierte seine neue, auf den Zigarrengenuss abgestimmte Sorte Cigar Smokers Blend , Rum, Porto und weitere edle Zigarren. Wer nicht dabei war, darf sich grmen, aber nur bis zum nchsten Jahr, wenn die Einladung zum zweiten Big Smoke in den Briefkasten flattert.

    Sich still seiner Zigarre widmen, so, wie man es leider fast nirgends in diesem Land mehr ffentlich tun kann.

    E

    Big Smoke Event wurde untersttzt von:

    Premium Cigars www.premium-cigars.ch

    Schtzenhaus Albisgtli Zrichwww.albisguetli.ch

    Restaurant Le Chef www.restaurant-lechef.ch

    Silver-Cigar-Lounge www.silver-cigar-lounge.ch

    La Semeusewww.lasemeuse.ch

    Zino Platinumwww.zinoplatinum.com

    Brugalwww.dettling-marmot.ch

    Cigarwww.cigar.ch

    Salz&Pfefferwww.salz-pfeffer.ch

  • Big

    Smoke

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    Der aufsteigende Rauch drfte noch am Paradeplatz sichtbar gewesen sein.

    Links, von oben nach unten:Der Verlagsdirektor Stefan Schramm von Cigar und Salz&Pfeffer auf der Bhne mit Davidoff-Marktchef Schweiz Adrian Brotschi.Man hatte die Gelegenheit, sich seine eigene Zigarre zu rollen.Albi und Winny Matter aus Zrich.

    Rechts, von oben nach unten:Ein wenig Sonne.Eine der Monte-Christo-Hostessen im Gesprch.

    Neuza Eugster, die brasilianisch-schweizerische Afi cionada.

    Wer nicht dabei war, darf sich grmen, aber nur bis zum nchsten Jahr.

  • Big

    Smoke

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    Links, von oben nach unten:Z-Class-Girls, die Reprsentantinnen der neuen Zino Platinum.El lechn.Die Kunstmalerin Charlotte Leuenberger mit dem AVO-Botschafter Otto Fischer.

    Rechts, von oben nach unten:Alexander Martinez fhrt seine Tanzpartnerin im Rhythmus des Salsa.Nadja Bachmann, Aussendienstlerin bei Imex, geniesst das Buffet.Fred Tschanz, Urgestein der Zrcher Gastronomie.Zwei geniessende Afi cionados.

  • Big

    Smoke

    15

    Herzlich willkommen in der Tabatire Ksnacht an der Goldkste, dem Geheim-tipp fr feinste Zigarren aus den besten Anbau gebieten der Welt. Fr Pfeifenliebha-ber gibt es spezielle Tabake und Zubehr. Alle Zigarren auch im Einzelverkauf.

    NEU! Um den Kunden noch mehr zu bieten, hat die Tabatire Ksnacht jetzt eine Auswahl speziell ausgesuch-ter Malt-Whiskys, Rums, Grappas und Champagner. Parkplatz vor dem Geschft.

    TABATIRE KSNACHTBahnhofstrasse 6, 8700 KsnachtTel. / Fax 044 910 69 75www.tabatiere-kuesnacht.ch

    ffnungszeiten:Mo Fr 8.3018.30 UhrSa 8.3016.00 Uhr

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    Zigarrenrollen 29. September 2011

    Bitte um Anmeldung:Tel. / Fax 044 910 69 75Mail: [email protected]

    Am Donnerstag 29. September 2011

    ab 18 Uhr in der Camacho-Lounge Zumikon

    Eduardo Diaz Gonzalesrollt kubanische Zigarren

    Zigarren, Tabak und Whiskys

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    Gute zwei Wochen bevor die neue Z- Class-Serie von Zino Platinum in den Handel gebracht wird, konnten unsere Gste am Big Smoke exklusiv diese neue Zigarre verkosten. Ein wrziger, mittel-starker Rauchgenuss, perfekt ausbalan-ciert und von edler Form und Farbe. 2003 wurde von Zino Platinum die Crown und Scepter Series etabliert. Seither war es still um den Brand, bis

    heute die dritte Linie auftauchte. In den vertrauten Formaten Toro, Robusto, Pi-ramides und Corona erhltlich, lassen sich in diesen Zigarren die Geschmacks-nuancen der einzelnen Formen erfor-schen. Einlagen aus Nicaragua und Honduras, umhllt von einem krftigen peruanischen Um- und einem domini-kanischen Deckblatt, ergeben eine kom-plexe Geschmacksstruktur.

    Neuerdings zieht auch die Blechdose wieder mehr Liebhaber an. In diesem Fall werden die Z-Class-Zigarren in ei-ner hchst eleganten, grauen Blech-schachtel mit schwarzen Banderolen angeboten. 20 Stck pro Einheit.

    Die Preise bewegen sich zwischen 260 CHF fr die Toros und 180 CHF fr die Coronas.

    Eine Entdeckung am Big Smoke

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  • Rauche

    rorte

    17

    text: DAVID HNER

    ie zunehmende Verknappung von berauchbarem Platz ist zwar zu bedauern, doch, wie alles, hat auch diese Vernde-

    rung unserer Umwelt seine Vor- und Nachteile. Landauf, landab ent stehen Angebote, werden Scheunen, Abstell-kammern und Ladenfl chen in Fumoirs umgewandelt, suchen Gleichgesinnte Treffpunkte zum gemeinsamen Genies-sen und Fachsimpeln.

    Und wenn der Raucher nicht zum Raucherort kommt, dann kommt der Raucherort zum Raucher. Verdanken tun wir dies der unternehmerischen Verve von Kurt Blum, der kurzerhand ein windschnittiges US-Kultobjekt der 70er Jahre zum rollenden Fumoir um-gebaut hat. Airstream. Kurzerhand tnt gut, wer will denn wissen, was dahinter fr eine Anstrengung steht, was fr

    Dtechnische Probleme gelst werden mussten, wie viele Denk- und Werkstun-den investiert wurden? Vom lieben Geld gar nicht zu reden. Wir staunen, ja, wir wren geblendet, wenn nicht eben die-ses Blenden auf Betreiben der strassen-verkehrstechnischen Prfung vor-schriftsmssig reduziert wurde. Nur so kann verhindert werden, dass der Nor-malverkehrsteilnehmer nicht in den Graben fhrt, wenn sich die Sonnen-strahlen vertausendfachen auf der po-lierten, glnzenden Aluminiumlle des retrofuturistischen Wohnwagens. Schon wieder ein passives Opfer des blauen Dunstes.

    Wie er innen aussieht? Grosszgig, bequem zu sitzen, mit Bar um Humidor ausgestattet, belftet, beleuchtet und bereit fr Gste. Die Probelufe sind ge-macht, mit ersten Zigarren wurde be-

    Blitzt im Sonnenlicht, die nigelnagelneue Silver Cigar Lounge.

    gonnen an der Patina zu arbeiten. Und doch ist sie, die Silver Lounge, noch nicht allzu vielen Rauchern begegnet. Wir freuen uns an der Gourmesse in Z-rich Kurt Blum und sein Team begrs-sen und die Silver Cigar Lounge einem grsseren Publikum vorstellen zu dr-fen. Ein ganz besonderer Treffpunkt, fr ganz besondere Leute. Und natrlich wird der Humidor gefllt sein, und hin-ter der Bar steht auch jemand. Aber mehr erzhlen wir nicht. Ein wenig wie die Schatzkammer Ali Babas, enthllt auch die Silver Lounge ihr Geheimnis nur dem, der sie betritt.

    Come into the Airstream

    www.silver-cigar-lounge.ch

    GourmesseKongresshaus Zrich: 7. 10. Oktober 2011

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  • Rauche

    rorte

    19m eine gute, mit Liebe und Fachwissen herangezogene, perfekt gerollte, sorgfltig ver-packte und kstlich duftende

    Zigarre zu rauchen, bedarf es gewisser Voraussetzungen. Dazu gehrt nicht zu-letzt das angenehme Gefhl sorgenfrei und entspannt zu sein. Anders als die hektisch angezndete und schnell kon-sumierte Zigarette, die den fl atternden Nerven des Konsumenten erst die ge-suchte Befriedigung verschaffen soll, muss eine Zigarre in einer Atmosphre genossen werden, in der die Ruhe be-reits eingekehrt ist. Ruhig ist man dann, wenn man seine irdischen Besitztmer an einem sicheren Ort weiss. Wenn man keine Angst zu haben braucht. Schn ist es, im grossen Tresor zu sitzen, den Kragen gelst, die Manschetten aufge-

    uknpft, den Blick ber die Schtze schweifen zu lassen. Eine tiefe Befriedi-gung versprt einer, der die Ergebnisse seiner anstrengenden Tage direkt vor Augen hat. Hier die sorgfltig geordne-ten Wertpapiere, dort die Urkunden, die auf den eigenen Besitz verweisen, in der einen Kassette die Preziosen des Famili-enschmuckes, in einer anderen die Mnzensammlung, die, vom Onkel Wer-ner bernommen und seither stndig erweitert, dazu einldt, durch monetre Welten zu reisen. Dazu dem wrzigen Duft der Habana nachschnuppern. Viel-leicht setzt man sich auf den taburetho-hen Stapel von Silberbarren, streckt die Beine, und als Fussbnkchen dienen diese anderen Barren, die goldglnzen-den. In der Ecke hngt er, der echte und leuchtende Sonnenuntergang am Meer,

    gemalt von einem der grossen Impressi-onisten. Das Original zur Reproduktion im Wohnzimmer.

    In seiner ganz eigenen Schatzkam-mer, umgeben von den eigenen Scht-zen, stellt sich ein Wonnegefhl ein, welches, unterstrichen von dem blauen Rauch, der sanft von der beinahe un-hrbaren Lftung zur Decke gezogen wird, durch nichts gestrt wird. Man sage nicht, dass Reichtmer keine Seele haben. Es geht von ihnen eine Wert-schtzung aus, die man in Sicherheit genossen, fr einmal auf sich ber-tragen darf. Und dann, wenn der letzte Funken verglht ist, geht man still, er-fllt von innerem Frieden, hinaus, schiebt die schwere Tr zu, bedient Schlsser und Riegel und geht gelassen von dannen.

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    text: DAVID HNER

    In Sicherheit

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  • Rauche

    rorte

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    an soll ja nicht bertrei-ben. Wer aber bei sch-nem Wetter den Felsen-weg auf dem Brgenstock

    entlang wandert, der befi ndet sich an einem ganz speziellen Flecken der Schweiz. Weit weit unten liegt der tief-blaue Vierwaldstttersee, darauf schip-pern nur als weisse Punkte erkennbar hunderte von Segelschiffen, derweil ge-fhlte siebenhundert Meter weiter oben ein frischer Wind den Kopf lftet. Durch gesprengte Hhlen fhrt der Weg um den Berg herum, ein Gefhl von Freiheit stellt sich ein und alle paar Meter steht eine Bank, zum Hinsetzen, Staunen und Rauchen.

    Nach einer gemtlichen Wande-rung es geht meistens geradeaus oder bergab empfi ehlt sich die Einkehr im erst seit ein paar Monaten geffneten 5-Stern Superior Hotel Villa Honegg. Falls die Villa keine geschlossene Gesell-

    Mschaft beherbergt, das Haus wird exklu-siv vermietet, ist dort der ideale Moment fr die zweite oder dritte Zigarre des Tages. Wem die Rauchwaren ausgegan-gen sind, der kann seinen Vorrat im edel eingerichteten Fumoir der Villa auffllen, oder sich dort vor einem pltzlichen Wetterumschwung in Si-cherheit bringen.

    Im Humidor lagert fast das ganze Sortiment von Patoro, aber auch Kuba-ner und grssere Marken aus der Domi-nikanischen Republik sind erhltlich. Empfehlen lsst sich auch das Gourmet-restaurant, gleich neben dem Fumoir. Kchenchef Thomas Amstutz zelebriert einen hochstehenden Spagat zwischen der schweizerischen und libanesischen Kche.

    text: TOBIAS HBERLI

    Hotel Villa Honegg

    villa-honegg.ch

  • Gomzo

    22Es gibt Dinge, die sich nicht einfach so erzhlen lassen. Weil es einem selbst schwer fllt, sie zu glauben, weil es nicht einfach ist, sie glaubhaft zu schildern, und weil nicht wahr sein kann, was nicht wahr sein darf. Yvonne Kunz ist freie Journalistin in Zrich und regelmssige Mitarbeiterin von Cigar. Ihr Bericht, von einer Begegnung mit einem Namenlosen, ist eine Nachricht aus der Schattenwelt der Hochfinanz.

    Knig Mammon und seine Dienertext: YVONNE KUNZ

    Auerbachs Bar in GenfMan kann auch in der beschaulichen Schweiz mitten in den globalen Wahn-sinn geraten. Zum Beispiel wenn man seinen Frust zur Welt im Allgemeinen und seine kleine, muffige Ecke davon im Besonderen in einem Long Island Iced Tea zu ersufen gedenkt. Dass dann ein Amerikaner in einer Bar mit verdunkel-ten Scheiben in Genf sitzt, seinen Ho-cker offeriert und offenbar gewillt war, dem wild schwadronierenden Elend sei-ne Aufmerksamkeit zu schenken, er-schien in jenem Moment als das Beste, was einem seit langem passieren konn-te. Zumal im weiteren Verlauf der Nacht die Drinks ungefragt im Takt der Tira-den auf die Theke knallten.

    Tags darauf das Erwachen mit fau-chendem Kater, einer Verabredung zum Dinner am Donnerstag und der Erinne-rung daran, dass der Amerikaner auf meine Frage, was er denn so mache im Leben, geantwortet hat: Ich habe eine Bank.

    Sonst wusste ich wenig, nein, nichts ber den Mann. Bis ich dann an einem weiss betuchten Tisch sass, vor mir ein Amuse Bouche, ein Gebilde aus Gem-se-Juliennes, Teig und Kaviar. Ich blt-terte durch eine epische Weinkarte, whrend er noch telefonierte. Fr den Preis der gnstigsten Flasche knnte ein

    Single eine Woche All-inclusive-Ferien in Tunesien machen.

    Fnf Gnge spter kannte ich wohl die Personalien, den Ausbildungsweg und die beruflichen Stationen meines Gegenbers. Beim Versuch eines umfas-senden Bildes dieses Mannes freilich, der ber meine in verschiedenen engli-schen Akzenten vorgetragenen Witze lachte und mir beschied, dass ich a hell of a spy wre, versank ich in den Infor-mationen wie der Zuckerwrfel im Es-presso vor mir. Als er mich nach dem vierten Bourbon fragte, ob ich Interesse htte an Industriespionage, dmmerte mir, warum.

    Gespannt auf den Bericht von mei-nem geheimnisvollen Date fragte mich eine Freundin, ob er denn gut ausshe. Er sieht gar nicht aus, sagte ich und fragte mich, ob ich ihn auf der Strasse wiedererkennen wrde. Aufgrund der Tatsache, dass er nicht nur Banker, son-dern ein internationaler Anwalt war, auch fr die Regierung arbeitet, attes-tierte ihm die Freundin Boyfriend-Po-tential. Dass ohne Unterlass eines seiner fnf Telefone und Blackberrys fiepten und knurrten und er jedes Mal ein ent-schuldigend lchelndes Im sorry, ive really got to take this call in meine Richtung sandte, um dann whrend in-tensiver Verhandlungen vor den Schei-

  • Gonzo

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    Sie lagern Billionen aus Wertpapieren in feste Werte wie Gold oder Mineralstoffe sowie Verbrauchsgter um.

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  • Gonzo

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    ben des edlen Schuppens auf und ab zu gehen wie ein Pendel, fand sie aller-dings das Letzte.

    Ill call you, textete er am Morgen danach und war monatelang unerreich-bar.

    Vernderte GefahrenlageBis in diesem Juli, da ruft er pltzlich an. Mindestens einmal um die ganze Welt gehetzt sei er. Verschiedene Transac-tions htten ihn total absorbiert, nicht alle seien gut gelaufen, aber ah well, whatever. How ARE you? Kurze Zeit spter lsst er sich in der Zricher In-nenstadt laut seufzend in einen Sessel plumpsen, I need a gin and tonic. Es ist drei Uhr nachmittags. Du hast keine Ahnung, my dear, keine Ahnung. Any-way, how ARE you. Und schon klingelts und hes got to take this call. Im sorry.

    Man braucht keinen Doktortitel in konomie, um zu ahnen, in welchem

    Schlamassel der Mann mitrhrt. Zu-sammengefasst lassen die Meldungen in Sachen globaler Wirtschaftslage nur ei-ne Prognose zu: Debakel. Die Welt geht pleite. Europa wirft verzweifelt Ret-tungsringe, spannt Rettungsschirme und man fragt sich allmhlich, was da noch zu retten ist. In den USA zerfl ei-schen sich politische Proleten gegen-seitig im Streit darum, wie der gigan-tischen Verschuldung des Landes beizukommen ist. Man muss auch kein bermssiger Pessimist sein, um fest-zustellen: gar nicht.

    Fr einmal sind sich auch Medien jedwelcher Couleur weltweit einig. Un-sicher zwar, aber einig. Am 3. August meldet der Zrcher TagesAnzeiger, die grossen Rating-Agenturen Moodys und Filch shen trotz der endgltigen Eini-gung im US-Schuldenstreit schwarz und die Zukunft der bisher unumstritte-nen Wirtschaftsmacht Nummer eins negativ. Die New York Times gibt sich

    Er sieht gar nicht aus, sagte ich und fragte mich, ob ich ihn auf der Strasse wiedererkennen wrde.

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  • Gonzo

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    tags zuvor noch weniger diplomatisch: Dieser Deal wird die noch immer tau-melnde amerikanische Wirtschaft end-gltig in den Abgrund stossen. Im Ver-bund mit dem Euro-Desaster wird eine verheerende Kettenreaktion apokalypti-schen Ausmasses immer plausibler.

    Ist die globale Wirtschaft die grsste Gefahr fr die Weltsicherheit gewor-den?

    Oh yeah, absolutely, meint der Amerikaner und nimmt einen grossen Schluck von seinem Gin Tonic. Die USA gehen gerade in einen Double-Dip (zwei kurz aufeinander folgende Rezessionen, Anm. der Redaktion) und werden zah-lungsunfhig. In einem, vielleicht zwei Jahren werden sie die Zinsen fr die astronomischen Schulden nicht mehr bedienen knnen. Damit wird auch China, der grsste Glubiger der USA, in den Negativsog geraten. Um Europa ist es auch nach Expertenmeinung nicht besser bestellt: Greece is gone. Italy is gone. Spain is gone. Portugal is gone. Ireland is gone. Die EU, so seine Ein-schtzung, wird in absehbarer Zeit eine andere Gestalt haben. Der Norden wird sich zusammenschliessen, weil er sich den Sden nicht mehr leisten kann.

    Vordergrndig erhlt die Politik durchwegs den Schein der Zuversicht aufrecht und liefert sich Scheingefech-te um Glaubensfragen darber, welche Massnahmen fr eine blendende Zu-kunft sorgen, unter Ausblendung der Tatsache, dass die Zukunft so oder so unangenehm werden wird. Natrlich wissen die Politiker sehr wohl, wie es um die globale Wirtschaft steht, sagt der Amerikaner. Doch dies will nie-mand aussprechen. Wie sagt man noch? Tod dem berbringer der schlechten Nachricht!

    Der virtuellste Krieg Doch hinter den Kulissen bereiten sich die Politprofis der Regierungen lngst auf den Kollaps vor. Auf verschlungenen Pfaden weitab der ffentlichen Wahr-nehmung, weit weg vom Rampenlicht der Brsen wickeln Vermittler im Auf-trag der Regierungen Deals ab, von de-nen man glaubt, dass sie im Ernstfall

    das Schlimmste verhindern werden. Fr etwas Sicherheit sorgen knnten. Sie lagern Billionen aus Wertpapieren in feste Werte wie Gold oder Mineralstoffe sowie Verbrauchsgter um. Bezeich-nenderweise sitzen die Broker dieser Deals nicht etwa an irgendwelchen Schreibtischen in den Wirtschaftsdepar-tementen, sondern arbeiten fr das Ver-teidigungsministerium.

    Der denkbar gewordene wirtschaftli-che Super-Gau hat in der Landesvertei-digung hchste Prioritt erhalten. Wenn islamistische Terroristen schon ein ne-bulser Feind waren, dann gilt dies fr die konomische Bedrohung umso mehr. Im Gegensatz zu dieser ist der ideologische kulturelle Krieg einzelner Fanatiker geradezu bersichtlich. Schon bei diesem waren die Fronten nicht mehr klar zu ziehen, Nachrichten-dienste und Armeen waren angesichts der Unwegsamkeiten von Interessen, Strmungen und Propaganda machtlos. Dennoch war der Krieg gegen den Ter-ror letztendlich ein menschlicher, physi-scher, whrend wir beim Krieg gegen den Kollaps vollends im Virtuellen an-gekommen sind. Der Gegner ist ein globales System, man kann es nicht mal mehr kapitalistisch nennen, dessen Sys-tematik sich kaum mehr erschliesst. Zu multifaktoriell, zu gross, zu verwoben ist es geworden, um noch berechenbar zu sein. Ordnung, um es mit Kant zu sagen, ist die Verbindung des Vielen nach einer Regel. Betrachtet man die Weltwirtschaft, dann kann man sich keine grssere Unordnung vorstellen.

    Die menschlichen DrohnenUnd nun agieren Menschen in den Zwi-schenwelten von Regierungen und Pri-vatwirtschaft, um zu retten, was zu ret-ten ist. Es ist ein dreckiges Geschft, nur schon seine Aura lsst einen erschau-dern. Sie sind schwer zu fassen selbst wenn man einen von ihnen per Zufall persnlich kennen lernen sollte. Diese unsichtbaren Mnner und Frauen haben keine Visitenkarten. Ihre acht, neun Telefonnummern und 20 E-mail- Adressen wrden auch keinen Platz finden auf einem kleinen Stck Karton.

    Marcello Kuch, Inhaber Knigsein AG

    Special CuveChampagne BollingerDas Geniessen hat viele Seiten alt-vertraute und bekannte, aber immer wieder auch ganz neue. Und so bie-ten sich dem, der o! en durchs Le-ben geht, berraschende Momente des Genusses. So ging es auch mir, einem eher jungen oder besser ge-sagt neuen Bollinger-Champagner-Geniesser. Ein guter Freund hat mich dazu gebracht, den Special Cuve von Bollinger zu degustieren; danke, lieber Albi von Felten! Genuss ist, was gut tut: Nach diesem Motto verlief dieser wunderbare Sonntag-nachmittag, mit einer Champagner-Genussdegustation zusammen mit meiner Partnerin; das Zusammen-spiel dieser Bollinger Special Cuve mit einer perfekten Zigarre ergab eine einmalige Harmonie. Die fei-ne Perlage und die milde " orale, fruchtige Note mit der genau dosierten Eleganz ergnzten fr einmal nicht eine meiner Lieb-lings-Kubaner, son dern eine 1888er Reserva 2010. Dieser Genuss tat wirklich gut!

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  • Gomzo

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    Der vorliegende Text wurde im Stil des Gonzo-Journalismus verfasst. Gonzo bedeutet im amerikanischen Englisch exzentrisch, verrckt. Begrndet wurde diese journalistische Form in den Siebzigern von Hunter S. Thompson. Hauptmerkmal dieser extremen Form des New Journalism ist das Wegfallen einer objektiven Schreibweise. An ihre Stelle tritt die subjektive Sicht des Schreibenden, der sich selbst in Beziehung zu den Ereignissen setzt. Das Spektrum der Stilmittel ist gegenber des klassischen Journalismus erweitert: Oft finden sich Sarkasmus, Schimpfwrter, Polemik, Humor und Zitate in Gonzo-Stcken. Nach journalistischen Kriterien handelt es sich bei Gonzo weniger um Journalismus, sondern um Literatur, da die Arbeitsweise nicht den Anforderungen des Pressekodex entspricht. Hunter S. Thompson definierte Gonzo als einen professionellen Amoklauf. Der heute namhafteste Vertreter des Stils im deutschsprachigen Raum ist Helge Timmerberg.

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    Und ihre Koordinaten stimmen ohnehin nur kurzfristig. Wer muss, der kennt die Secure Line. Sie besitzen Banken, die keinen Briefkopf und keine Adressen haben.

    Sie vertrauen niemandem, sie sind allein, aber immer umschwirrt von einem ganzen Schwarm Lobbyisten, Investment-Haien und ukrainischen Frauen auf der Suche nach ihrer Art Investment. Sie existieren vor allem am Telefon, in ihren Kpfen und leben aus Koffern. Wenn sie am Morgen aufste-hen, manchmal noch nicht einmal beim Mittagessen, wissen sie nicht, wo sie abends ins Bett fallen werden, in Lon-don, Zrich, Madrid oder Washington. Ihre Bros haben sie berall und nir-gends; Airport Lounges, 20-Punkte-Res-taurants, Strassenecken, Edelbordelle. Ihre Geschfte laufen nicht elektronisch, sondern ber Papiere. Fr jedes Papier brauchen sie aber zwei Experten, die bescheinigen, dass das Papier ein Pa-pier ist. Sie leben in einer irrealen Welt und dieses Leben erschafft ihre Identi-tt; keine. Eine bessere Tarnung gibt es nicht. Sie sind menschliche Drohnen.

    Small business matter Am Donnerstag, dem 4. August, gehen die Brsen auf Talfahrt, Panikverkufe setzen ein, die Interventionen von Nati-onalbanken zeigen keine Wirkung, bin-

    nen weniger Tage sind Billionen ver-nichtet worden, man bereitet sich auf einen nchsten Black Friday vor. Die New York Times haut im Stundentakt Breaking News Alerts mit den neuesten Zahlen raus. Weil Aktienmrkte in der Regel ein verlsslicher Frhindikator sind, wird das Raunen ber einen bevorstehenden Double-Dip unberhr-bar, die Angst vor einem Crash der Real-wirtschaft geht wieder um.

    Und der Amerikaner muss sofort nach London. Und ich mit.

    Nur ein kleiner Business Matter, sagt er, als wrden seine Mobiltelefone nicht noch hysterischer klingeln als sonst. In der Bar im Londoner Financial District riecht es nach Schweiss und Bier. Des Amerikaners Gefolgschaft ist wie immer einige Tische entfernt plat-ziert, gerade so, dass sie ausser Sicht-weite sind. Heute kann man sie aber hren, und wie es scheint, verlieren sie schon auch mal die Contenance. Ohh, its nothing, sagt er langgezogen und betrachtet seine Mitstreiter, als wren sie seine Kinderschar. Sie sind einfach alle total durchgeknallt. Er hebt das Glas fr einen Toast. To you! Bevor unsere Glser aufeinandertreffen, surrt sein Telefon. Sorry Ive got to take this call. Er wirft seine Serviette auf den Tisch, Hang on, Ill just ... und schon ist er draussen vor der Tr und geht auf und ab.

    Als er zurckkommt, sagt er, er ms-se weg. An eine dringende Sitzung in Washington. Und so entschwindet der Mann ohne Eigenschaften im aufwir-belnden Staub der Weltwirtschaft.

    Fr den Preis der gnstigsten Flasche knnte ein Single eine Woche All-inclusive- Ferien in Tunesien machen.

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  • Interview

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    Cigar: Urs Honauer, Sie arbeiten mit traumatisierten Menschen und greifen dafr auf ein Modell zurck, das wie ein Haus aufgebaut ist. Bitte erklren Sie das.Urs Honauer: Ich orientiere mich an der Forschung des ameri-kanischen Psychiaters Stephen Porges. Er geht von einer Drei-teiligkeit des vegetativen Nervensystems aus bildlich gespro-chen heisst das: Der Mensch befi ndet sich im Parterre, im ersten oder im zweiten Stock. Im Parterre ist er geborgen, sicher, mit dem Moment verbunden. Im ersten Stock ist die Action angesiedelt; der Mensch ist in Bewegung. Im zweiten Stock geht das biologische System in einen Zustand der Erstar-rung ber. Dort landet der Mensch bei grosser Bedrohung, wenn er Angst hat, sich hilfl os und stark verunsichert fhlt. Das ist eine natrliche berlebensstrategie der Totstell -refl ex, den man auch aus der Tierwelt kennt.

    Knnen Sie das mit einem Beispiel aus der Menschenwelt ver-anschaulichen?Honauer: Denken Sie an ein Baby. Wenn es sicher ist, dass die Mutter in der Nhe und kein Stress vorhanden ist, ist es zufrie-den, schlft oder lacht. Es befi ndet sich im Parterre. Nun kommt ein Reiz von aussen: Das Baby schaut herum und fngt an zu schreien, weil es sich gefhrdet fhlt und nicht fl chten kann. Kommt keine Hilfe, wird es irgendwann aufhren zu weinen. Es erstarrt.

    Und was geschieht im Krper?Honauer: Man unterscheidet im Nervensystem zwischen dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Im ersten Stock, in der Bewegung, ist der Sympathikus aktiv. Der Parasympathi-kus kommt in der Ruhe zum Zug. Whrend in den Anatomie-bchern die Rede von diesem zweiteiligen Nervensystem ist, geht Porges davon aus, dass der Parasympathikus zwei Ge-sichter hat: Im Parterre steht er fr Sicherheit, im zweiten Stock besitzt er Lhmungsqualitten. Darauf baut der Soma-tic-Experiencing-Ansatz auf.

    Welche Konsequenz hat das fr Ihre Arbeit?Honauer: Sicherheit hat im menschlichen Organismus oberste Prioritt; der Mensch sucht instinktiv nach dem Parterre. Ist er einer Gefahr ausgesetzt, bewegt er sich in den ersten Stock und versucht zu fl chten oder zu kmpfen fi ght and fl ight. Findet er so keine Lsung, steigt er instinktiv ins zweite Stock-werk, in die Erstarrung freeze. Die meisten Leute, die zu mir kommen, kennen nur noch den ersten und zweiten Stock. Vie-le von ihnen stecken im zweiten Stock fest, fi nden den Weg nicht mehr zurck. Doch wer ber lange Zeit in dieser Lh-mung verharrt, bei dem sammelt sich enorm viel Spannung an, die sich nicht mehr aufl st. ber kurz oder lang fhrt das zum Burn-out, zur totalen Erschpfung, zu Depression oder anderen existenziell belastenden Krankheitsbildern. Meine Aufgabe ist es, kreative Wege zu fi nden, um solche Menschen wieder an einen sicheren Ort zu fhren.

    Ursprnglich war Urs Honauer (56) Primarlehrer. Auch heute unterrichtet er allerdings keine Kinder mehr. Der Zrcher hngte ein Hochschulstudium in Pdagogik und Publizistik an, er reiste viel, vor allem in Sdamerika und Asien, schaute sich Kulturen an und wie das Leben berall anders ist. Wieder zurck arbeitete er an der Blindenschule in Zrich. Hier wurde sein Interesse fr unterschiedliche Formen von Wahrnehmung geweckt. Frs Schreiben seiner Doktorarbeit verbrachte er fnf Jahre in New York. Spter machte er einen Master in Psycho traumatologie in Zrich. Seit 1998 arbeitet er mit traumatisierten Menschen und orientiert sich dabei vor allem am Ansatz von Somatic Experiencing (SE). 1997 grndete er mit dem Zentrum fr Innere kologie in Zrich eine Ausbildungssttte, die er nach wie vor leitet. Als Partnerschule kam 2000 das Polarity-Bildungszent-rum hinzu. Neben der Arbeit in seiner Privatpraxis bildet Urs Honauer heute vor allem Menschen, die mit Menschen arbeiten aus unter anderem in der An-wendung von SE. (Somatic Experiencing, siehe nchste Seite.)

    text: SARAH KOLLER fotos: TONY BAGGENSTOS

    Als Traumatherapeut beschftigt sich Urs Honauer mit stark verunsicherten Menschen. Er erklrt, wie er sie zurck in die Sicherheit fhrt und sagt, warum das in unserer Gesellschaft einerseits immer hufi ger ntig und andererseits zunehmend schwierig ist.

    Vom Verlust der inneren Sicherheit

  • Interview

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    Es geht darum, wie man ber Krperwahrnehmung zurck zur inneren Sicherheit findet mit diesen Worten beschreibt Urs Honauer den Ansatz von Somatic Experiencing (SE). SE ist eine krperzentrierte Form der Traumalsung. Begrndet wurde sie in den Siebzigerjahren vom amerikanischen Biologen und Psychologen Peter Levine, in der Schweiz gibt es sie seit den Neunzigerjahren. SE geht davon aus, dass traumati-sche Ereignisse im Leben jedes Menschen vorhanden sind wenn auch in verschiedenem Schweregrad. Da die whrend eines solchen Erleb- nisses aktivierten Reaktionen vom Stammhirn gesteuert werden und vom Menschen nicht beeinflusst werden knnen, orientiert sich SE an biologischen Mechanismen. Ein Trauma, so die Idee, kann ber den Krper geheilt werden. Grundstzlich gilt die ursprngliche Reaktion auf Gefahr nmlich Kampf, Flucht und Erstarren (fight, flight und freeze) im SE als natrlich und sinnvoll. Als problematisch angesehen wird das Verharren in der letzten Phase, weil die aufgebaute Spannung nicht abgebaut wird, die Energie im Nervensystem gebunden bleibt und das Trauma nicht aufgelst wird. Rund 600 Menschen aus verschiedenen Berufsfeldern sind in der Schweiz mit dem SE-Ansatz vertraut.

    Ins Parterre?Honauer: Genau. Es ist aber nicht die Idee, dass ein Mensch sich nur noch hier aufhlt das wre langweilig. Die Kunst ist das Surfen zwischen den Stockwerken, je nach Lebenssitua-tion. Wir beobachten in unserer Arbeit jedoch, dass viele Leute das nicht mehr knnen, weil sie im zweiten Stock stecken geblieben sind. Das sind nicht zwingend Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstrung. Das ist weit verbreitet.

    Wir sind alle ein bisschen traumatisiert?Honauer: Hier muss man unterscheiden. Eine posttraumatische Belastungsstrung ist der Fall, wenn jemand sechs Monate nach einem schlimmen Ereignis noch immer Flashbacks und Intrusionen hat. Ein Trauma im Sinne von SE umfasst mehr. Wir sagen: Wenn jemand von den drei Stockwerken das Par-terre verloren hat und mehrheitlich im obersten Stock steckt, befindet er sich in einer anhaltenden Unsicherheit. Das Thema ist allgegenwrtig, irgendwie laufen wir ja alle am Rand. Und es ist eine Lebenskunst, diese Inseln der Sicherheit immer wieder zu finden.

    Wobei unser Krper fr diese Lebenskunst geschaffen ist, nicht?Honauer: Auf jeden Fall. Wer auf den natrlichen Rhythmus vertraut, geht beispielsweise irgendwann schlafen. Biologisch betrachtet heisst das: Der Krper sucht automatisch Momente

    Irgendwie laufen wir ja alle am Rand. Und es ist eine Lebenskunst, diese Inseln der Sicherheit immer wieder zu finden.

    der Sicherheit und Entspannung. Ich versuche mit den Men-schen, die zu mir kommen, eine Sprache zu entwickeln, mit der sie ihr Nervensystem verstehen und die Signale, die es sendet, interpretieren knnen. Wer das lernt, weiss, wie er oder sie zu mehr innerer Sicherheit kommt.

    Wie denn?Honauer: Indem wir die Rckkehr vom zweiten Stock ins Parterre gehen lernen. Also erst hinabsteigen in den ersten Stock ber Mobilisierung, sich bewegen, aktiv werden. Und dann ein Gefhl von Geborgenheit schaffen, um ins Parterre zurckzukehren. Das funktioniert schon bei einem Baby. Wenn es sich in einer Erstarrung befindet und ich mit seinen Fssen spiele, stsst es in der Regel dagegen es wird mobilisiert und gelangt in den ersten Stock. Wenn ich ihm dabei gut zurede, es besttige, verbinde ich den ersten Stock mit dem Parterre.

    Und wie mobilisieren Sie einen Erwachsenen?Honauer: Unterschiedlich. Letzthin ging ich mit einem Senior aufs Trampolin. Wir fhrten sanfte Bewegungen aus, und der Mann, der anfangs ganz blass im Gesicht war, bekam im Laufe der Sitzung warm, kam in Bewegung und stieg so ins erste Stockwerk herunter. Gemeinsam besprachen wir Mglich-keiten, wie er diese Aktivierung in seinen Alltag integrieren kann. Wir mssen kreativ Wege suchen, die zum einzelnen Menschen passen.

  • Interview

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    Sie betreiben also Hilfe zur Selbsthilfe?Honauer: Zu einem grossen Teil, ja. Wenn ein Mensch aber stark traumatisiert ist, braucht es erst einmal nur Hilfe. Das Ziel ist, dass er unabhngig wird und lernt, selbststndig mit Stress und berwltigung umzugehen. In unserer Gesellschaft wchst die Zahl jener, die mit Unsicherheit nicht umgehen knnen, stetig.

    Ein gesellschaftliches Phnomen?Honauer: Unsere Gesellschaft wird immer schneller, der Stress immer grsser. Wir haben keine Zeit mehr fr biologische Rhythmen. Das macht es uns schwer.

    Sind denn Menschen aus anderen Kulturen weniger im Zustand der Erstarrung gefangen?Honauer: Tatschlich ist das in primitiveren Vlkern weniger Thema. Weil sie ganz einfache Strategien haben, die Erstar-rung nach einer Gefahr aufzulsen. Da wird zum Beispiel zu-sammen getanzt ein gemeinsames Bewegungserlebnis fhrt ber den ersten Stock ins Parterre.

    Ist der moderne Mensch also degeneriert?Honauer: Das glaube ich nicht. Aber wir befi nden uns in einer polarisierten Umgebung, sind aus der Mitte gerutscht. Am Beispiel der Bildung sieht man das gut sie ist kopforientiert, die Instinkte werden als Gut vernachlssigt. Belohnt wird in unserer Gesellschaft, wer im Kopf, nicht wer im Bauch stark

    ist. Der Satz Ich denke, also bin ich hat uns stark geprgt. Es gibt dazu kein Pendant wie Ich spre, also bin ich. Leider fehlt Menschen, die ihr Sicherheitsgefhl verloren haben, der Bezug zu ihrem Bauchgefhl. Sie vertrauen nicht mehr darauf. Wissen Sie: Die Sicherheit sitzt in uns aber unsere Gesell-schaft hat sich immer mehr vom natrlichen Gefhl dafr wegbewegt.

    Wie meinen Sie das?Honauer: Der Instinkt hilft uns, Gefahren aus dem Weg zu ge-hen. Aber wir vertrauen nicht mehr darauf. Spannend ist zum Beispiel, dass die meisten Opfer von berfllen im Nachhinein angeben, sie htten ein Warnsignal wahrgenommen, dieses aber nicht fr wichtig gehalten. Der erste Instinkt funktioniert! Tiere sind dafr ein gutes Beispiel: Bevor in Thailand der Tsunami kam, fl chteten sie. Sie sprten die Gefahr wir haben das verlernt.

    Sie ben Kritik an unserer Gesellschaft.Honauer: Tatschlich gibt es gewisse Anzeichen dafr, dass Menschen, die im zweiten Stockwerk leben, positiv bewertet werden. Das ist gefhrlich. Bei mir schrillen die Alarmglocken, wenn ich etwa von Eltern hre, ihr Kind schreie nie was als angenehm gilt. Mglicherweise empfi ndet das Baby eine so grosse Spannung, dass es keinen anderen Weg sieht, als sich quasi tot zu stellen. Und Kindern, die im Schulzimmer auf dem Stuhl herumzappeln, die sich offensichtlich nicht wohl fhlen,

  • Interview

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  • Musik

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    Ihr neustes Album 2011.

    waren die Kriege in Afghanistan und Irak, doch die 12 Lieder voller beissen-der Kritik und herzzerreissendem Ver-lust wandeln durch Jahrhunderte, ber Kontinente, folgt dem blutigen Band, das alle Kriege zusammenknpft.

    Im Mrz 2011 stand das dstere Werk schliesslich in den Regalen neben Britney Spears und Jennifer Lopez Produkten. Die einzige Reaktion auf die Produkte war deren Kauf, die Reaktio-nen auf das Werk hingegen waren ber-wltigend. Leute aus allen Gesellschafts-schichten bezeugten, wie sehr Let England Shake sie berhrt hatte. Sie waren geradezu hungrig nach dieser Art von Arbeit. Rund um den Globus er-reichte das Album die Menschen und eroberte nicht nur in Harveys Heimat, sondern von Australien, Kanada, Dne-mark, Frankreich und auch in der

    s gibt viele Alben von grossarti-gem Handwerk, bei denen jeder Ton, jedes Wort sitzt und die Ar-rangements perfekt geschnei-

    dert sind. Dennoch verdienen nur ganz wenige das Prdikat Meisterwerk. Bei PJ Harveys Let England Shake be-steht schon nach dem ersten Hren kein Zweifel. Warum?

    PJ Harvey, 41, ist eine beraus intro-vertierte Musikerin. Regelmssig ver-kriecht sie sich ber Monate in ihrem Zuhause, eine abgeschiedene Ecke im Sden Englands. Ihr Leben, so ein eng-lischer Musikjournalist, bleibe stets ein Terra Incognita fr eine mehrfach ausgezeichnete Hitparadenstrmerin, die schon mal mit Nick Cave zusammen war, eine Meisterleistung an sich. In In-terviews, so der Journalist weiter, ant-worte sie, wie sie Tee einschenke: Ele-gant, przise und ohne einen Tropfen zu verschtten.

    Ein erster Hinweis: Bei Harvey steht die Musik im Zentrum, nicht die Person, obschon nur diese Person und nur zum jeweiligen Zeitpunkt diese meisterhaf-ten Songs schreiben kann. Die zeitliche Unmittelbarkeit und die Vermittlung durch eine Knstlerin, die keine Cele-brity ist.

    PJ Harvey ist eine, die mitfhlt, dis-tanzlos. Sie wird wtend ber Dinge, die sie tglich hren muss, schreit den Ra-dio oder den Fernseher an. Es wird ihr schlecht und kann die Trnen kaum zu-rckhalten. Was sie in ihren Worten und ihrer Musik ausdrckt, ist echt und sie erreicht damit die Gefhle ihrer Zuhrer ohne Tricks.

    Let England Shake umweht eine altertmliche Aura kein Wunder, sie verwendet antike Instrumente und in den Lyrics ist die Rede von grauer, feuchter Schmutzigkeit von Epochen und abgenutzten Bchern, von Nebel, der ber die Friedhfe und tote Kapit-ne rollt. Die ursprngliche Inspiration

    text: YVONNE KUNZ

    ESchweiz Spitzenpltze in den Hitpa-raden.

    Es ist ein Album ber Krieg und den Schaden und Schmerz, den er verur-sacht, in Lndern und bei Menschen das aber niemandem sagt, was er oder sie denken soll. Ein Album, das keine einfachen Botschaften schickt, sondern verschiedene Stimmen vereint, von To-ten, Lebenden, Trauernden und Trium-phierenden. Die Vieldeutigkeit erlaubt den Hrern, eigene Verknpfungen und Deutungen herzustellen. Das ist hohe Kunst.

    PJ Harveys Mitgefhl

    As soon as I am left alone, the devil wanders into my soul.

    Zurck bleibt ein Gefhl der sssen Trnen und der bitteren Hoffnung. Und der Eindruck einer Knstlerin auf der Hhe ihres Schaffens. Sie sagte einmal, ihre grsste Angst sei, dass sie sich wiederhole. Es ist diese Angst, der den Willen befeuert, sich immer wieder kompromisslos herauszufordern. Und so, nur so, knnen Meisterwerke ent-stehen.

    Elegant, przise und ohne einen Tropfen zu verschtten.

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    eider, so stellte es sich im Laufe der Geschichte heraus, ist des Menschen Wolf dieser selbst. Whrend man sich vor den Ge-

    fahren aus der Natur mit Hilfe eines wa-chen Geistes und eines starken Glau-bens mehr oder weniger schtzen konnte, mussten gegen den Mitmen-schen andere Saiten aufgezogen wer-den. In grauer Vorzeit waren es die Jger und Krieger, die ihren Stamm, spter Ritter, die ihre Frstentmer schtzten. Mit den aufkommenden, grsseren Gemeinschaften vernderten sich die Umstnde. Staatliche Verwal-tungen, ganz egal, ob in monarchisti-schen oder demokratischen Systemen, organisierten den Schutz der Drfer und Stdte. Es waren nicht selten altgedien-te Soldaten, die mit der Hellebarde um die Huser zogen, den ehrenwerten Be-ruf des Nachtwchters ausbten.

    Der Beamtenstand wurde weiterent-wickelt. Sie, die Angestellten des Staa-tes, verwalteten die ffentlichkeit. Sie hteten unter anderen Dingen auch das der Regierung zugestandene Gewaltmo-nopol, welches sich aufteilte zwischen dem Militr, welches die Grenzen vertei-digte, und der Polizei, die fr Ruhe und Ordnung zustndig war. Die beamtete Polizei hatte weitere Pflichten. Man konnte sie zu Hilfe rufen, sie verfolgte Straftter, sie regelte den Verkehr und achtete darauf, dass die angeordneten

    LMassnahmen und Gesetze zum Wohl und zum Schutz des Brgers eingehal-ten wurden. Und sie erhielt ihre Mittel aus der Staatskasse. So weit das Modell, welches hauptschlich fr die Sicher-heit eines Staates zustndig war.

    Mit zunehmender Privatisierung der Aufgaben des Staates wurden in den letzten Jahrzehnten vermehrt gewinn-orientierte Institutionen mit diesen Verpflichtungen betreut. Im Klartext: Sicherheitsfirmen bernehmen in zu-nehmendem Masse Auftrge, die noch bis vor kurzem klar abgegrenzt waren von individuellen Zustndigkeiten. Un-ternehmen bieten in einem traditionell staatlichen Bereich ihre Dienstleistun-gen an. Grenzberschreitend und fr das Geld der Steuerzahler. Es ist interes-sant, sich die Wurzeln dieser Anbieter anzuschauen.

    Der legendre Vater der DetektiveWir schreiben das Jahr 1832. In Paris grndet Eugne Franois Vidocq das erste private Sicherheitsbro der Welt. Wer war nun dieser Vidocq? Sicher nicht der Mann, den sich die brgerliche Familie der viktorianischen Epoche als Schwiegersohn fr die wohlbehtete Tochter gewnscht htte. Er war nm-lich ein Tunichtgut ersten Ranges, ein Schlger und Duellant, ein Betrger, ein Deserteur, ein Flscher und ein notori-scher Verfhrer. Er raufte sich durch die

    Franzsische Revolution, durch die Na-poleonischen Kriege, sass in Gefngnis-sen, wurde als Strfling ins Bagno ver-schickt und zeichnete sich doch immer wieder aus, als wilder berlebensknst-ler, als schlauer Ausbrecher und durch-triebener Intrigant.

    Dann, er war knappe 35 Jahre alt, kam die Wende. Vom Saulus zum Pau-lus. Er bietet der Polizei seine Dienste an und wird als Spitzel in das Pariser Stadt-gefngnis eingeschleust. Vidocq machte seine Sache gut. Er lieferte alte Gefhr-ten ans Messer und wird schliesslich von den Behrden beauftragt, eine ge-heime Polizeitruppe aufzustellen. Die legendre Brigade de la Sret war geboren. Die meisten Mitarbeiter waren ehemalige Berufsverbrecher. 1811 bis 1832 leitete er diese Organisation, die erst in den 60er Jahren des letzten Jahr-hunderts umbenannt wurde. Heute heisst sie Police Nationale. Die Sret gilt als die erste kriminalpolizeiliche Or-ganisation der Welt. Vidocqs Leistung bestand nicht nur darin, dass er sich mit grossem persnlichem Einsatz der Ver-brechensbekmpfung widmete. Er war auch ungeheuer innovativ. Er war es, der wissenschaftliche Vorgehensweisen einsetzte, mit Fingerabdrcken experi-mentierte, ballistische Untersuchungen durchfhrte, kurz der forensischen Kri-minalistik, die es damals noch nicht gab, den Weg bereitete.

    vom Nachtwchterzur Privatarmee

    text: DAVID HNER

    Vom Schtzen und Geschtzt-Werden. Von den Anfngen bis zum Status quo, der Bewachten, der Wchter und deren Hintergrnde. Ein berblick ber ein grosses Geschft.

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    Was Vidocq machte, machte er gut. Doch vor allem fr sich selbst. Ihn trie-ben keine humanistischen Ideen oder gar fantastische Weltverbesserungsthe-orien. Seine Haltung der Gesellschaft gegenber kann man ohne grosse ber-treibung als asozial bezeichnen. Loyali-tt war fr ihn eine kufl iche Eigen-schaft.

    Er nahm freiwillig seinen Abschied mit 52 Jahren. Und grndete sein priva-tes Bro. Fortan arbeitete er fr den Meistbietenden, spionierte fr das Kriegsministerium, lieferte unbotmssi-ge Tchter gegen deren Willen in Kls-tern ab und lieferte der offi ziellen Polizei einen endlosen Kleinkrieg. 1842 wurde er verhaftet und zu fnf Jahren Gefng-nis verurteilt. Er legte Berufung ein, Freispruch!

    Der 67-jhrige zog sich allmhlich aus dem Geschft zurck. Ihm blieben noch 15 Jahre. Dreimal verheiratet, berlebte er alle seine Frauen und hin-terliess keine Kinder. Als er mit 82 Jah-ren starb, hatte er sein ganzes Verm-gen verspekuliert.

    Fr Vidocq haben Eruptionen, un-ter denen Europa Landesgrenzen n-derte, nur Existenz, soweit sie ihm zu Fressen und Frauen verhelfen.

    Ludwig Rubiner im Vorwort zu sei-ner bersetzung von Vidocqs Memoiren Landstreicherleben, S. 7

    In diesem Sinn und Geist1843 grndeten die Gebrder Pinkerton in Chicago die Pinkerton & Co. Die An-gestellten der Pinkertons National De-tective Agency waren keineswegs zim-perlich. In den Zeiten des amerikanischen Brgerkrieges machten sie gute Umst-ze. Sie bauten den militrischen Ge-heimdienst der Truppen des Nordens auf. Spter liessen sie sich von Fabrik-besitzern als Streikbrecher einsetzen, infi ltrierten Gewerkschaften, begleite-ten Geldtransporte und bewachten Un-ternehmen aller Art.

    Die Unternehmensstruktur und Poli-tik der Pinkertons ist das Vorbild der spter in zahlreichen Lndern entste-henden Firmen, welche sich mit dem Geschftsbereich Sicherheit befassten. In Deutschland wurde 1902 die bekann-te Mnchner Wach- und Schliessgesell-schaft gegrndet, in der Schweiz 1907 die Securitas AG. Andere folgten. Fusio-nen, bernahmen, Namensnderungen und Aufspaltungen in einzelne, auto-nom operierende Aufgabenbereiche machen es nicht einfach, sich ein genau-es Bild zu verschaffen ber das Whos who in Security Business.

    Die schwedische Securitas AB, zum Beispiel, ist ein Sicherheitskonzern. Hauptsitz in Stockholm. In 40 Lndern hat das Unternehmen 260 000 Mitarbei-ter unter Vertrag. Als Jahresumsatz 2009 werden 6,2 Milliarden Euro ange-

    geben. Doch aufgepasst; in der Schweiz luft Securitas nicht unter diesem Na-men, den gab es ja bereits, sondern heisst Protectas. Die deutsche Securitas fusionierte 2008 mit der im Gewerbe ebenfalls weltweit ttigen G4S. Nach ei-nigen Quellen ist Securitas in Stockholm der weltweit grsste Anbieter.

    Doch, Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Grsste im ganzen Land? G4S plc, ehemals Group 4 Se-curicor plc, gibt als Grndungsjahr das Jahr 1901 an. Seinen Anfang nahm das kleine Nachtwchterunternehmen in Dnemark. Fast eine halbe Million Mit-arbeiter, prsent in 100 Lndern. Be-reits 2006 ber acht Milliarden US-Dol-lar Umsatz. Hauptsitz in London. Unter anderem betreibt G4s plc auch Gefng-nisse. Nach dem Tod eines Abschie-bungshftlings im Oktober 2010, kn-digte das britische Innenministerium das Arbeitsverhltnis mit G4s plc.

    Die beiden Globalplayer Securitas und G4S plc stehen in einem undurch-sichtigen, gegenseitigen Verhltnis zuei-nander. Schon allein die unter verschie-denen Namen operierenden Firmen in den verschiedenen Lndern lassen sich nur unter grsster Mhe und aufwendi-gen Recherchen den jeweiligen Unter-nehmen zuordnen. Unter dem Schutz ihrer Auftraggeber, die oft in den hchs-ten Kreisen von Wirtschaft und Politik zu suchen sind, und unter den verschie-

    Was wir frher nur von der Leinwand kannten, gehrt heute zum Strassenbild.

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    Es waren nicht selten altgediente Soldaten, die den ehrenwerten Beruf des Nachtwchters ausbten.

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    Grenzung der SicherheitSicherheit bezeichnet einen Zustand, der frei von unvertretbaren Risiken der Beein-trchtigung ist oder als gefahrenfrei angesehen wird. Mit dieser Defi nition ist Sicherheit sowohl auf ein einzelnes Individuum als auch auf andere Lebewesen, auf unbelebte reale Objekte oder Systeme wie auch auf abstrakte Gegenstnde bezogen. In komplexen Systemen ist es unmglich, Risiken vllig auszuschliessen. (gem. Wikipedia)

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  • s ist etwa dreissig Jahre her. Ich absolvierte eine Lehre in einer kleinen Buchhandlung, die eine kleine Ecke im Foyer des Zrcher

    Schauspielhauses einnahm. Viele unse-rer Kunden kamen aus den umliegen-den Gymnasien, der Schauspielschule, der Universitt. Sie kauften die bekann-ten, damals noch sehr billigen, gelben Reclamheftchen ein. Berhmte Texte, die ihre Verfasser berlebt hatten, die sich um ihren Platz im Kanon nicht mehr zu kmmern brauchten. In Si-cherheit gebrachte Weltliteratur.

    Manchmal kamen auch die lteren Mnner des nahe gelegenen Mnner-heims Wolfbach. Mittellos, wenn auch nicht mehr Obdachlos, lebten sie in die Tage hinein und besuchten mich von

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    Zeit zu Zeit in der Buchhandlung, setz-ten sich in den einzigen Stuhl, der ge-genber des Verkauftresens stand und schwatzten sich durch die Langeweile der Stunden. Manchmal freute ich mich ber ihre Besuche, manchmal gingen sie mir auf die Nerven mit ihrem Bedrf-nis nach endlosem Klagen und Jam-mern.

    Einer von ihnen hatte jedoch viel zu tun. Regelmssig kam er und bestellte jeweils zehn Exemplare des immer glei-chen Buches. Ein Gedichtband aus dem Suhrkamp Verlag, orangefarben, dnn und mit einem klugen Text auf der hin-teren Klappe versehen. Nach der Bestel-lung schaute er tglich vorbei, um zu fragen, ob denn die Bcher schon einge-troffen wren, und obwohl ich ihm im-mer wieder Geduld beizubringen ver-suchte, liess er sich nicht belehren und nutzte jedesmal die Gelegenheit, um mich ber die Bedeutung, die Wichtig-keit und Einmaligkeit der Gedichte in diesem Buch aufzuklren.

    Eines Tages betrat einer dieser Gym-nasiallehrer den Laden, sah den Stapel der orangefarbenen Bcher, riss den Mund auf, zeigte mit dem Finger drauf und bemerkte, dies wre grosse Litera-tur, ein bedeutender Dichter, leider ver-kannt, und niemand wsste, wo er sich

    zur Zeit aufhalte, vielleicht wre er krank oder sogar bereits tot. Wer denn so viele dieser Bcher bestellt htte, fragte er noch weiter und ich erzhlte ihm von dem armen Mann aus dem Mnnerheim, der eine solche Bestellung mindestens zweimal pro Monat ttigen wrde. Der Gymnasiallehrer dachte kurz nach, dann huschte ein Lcheln ber sein Gesicht und er verliess den Laden, ohne den grossen Dichter noch einmal zu erwhnen.

    Einige Wochen spter meldete der Verlag, das Buch wre ausverkauft, da die Nachfrage in der letzten Zeit so ge-stiegen und dem Dichter zu ber-raschender Ehre und Verdienst verhol-fen habe. Ein anderer aus dem Mnnerheim sass gerade auf dem Stuhl, als ich die Nachricht erhielt, und ich gab ihm dem Auftrag dies seinem Mit-bewohner auszurichten, worauf dieser in Lachen ausbrach: Der Renato! Nie-mand wollte seine Bcher kaufen, so hat er es halt selber getan. Wie denn! Ich starrte ihn verdutzt an. Er kauft seine eigenen Bcher? Der Mann wiegte sich vergngt hin und her: Ja! Er ist ein ganz wichtiger Dichter, unser Renato. So. Jetzt wissen sie es auch! Aber er wohnt nicht bei uns im Heim. Das scheint nur so.

    Ja! Er ist ein ganz wichtiger Dichter, unser Renato.

    Renato P. Arlati, undatiert

    Das garantierte berleben

    text: JOHANNA LIER

  • Lyrik

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    Ja! Er ist ein ganz wichtiger Dichter, unser Renato.

    Vorbergeherin

    Warum schaust du michso abschtzig anVorbergngerin?

    Ich habe nichts dafr,dass ich so ausseheund dass ich so bin.

    Kehre doch heute noch und in der Zeit die man im Traum nicht sprt

    zurckund legedie hageren Hndeauf mein Gesicht.

    Alles berhre ich

    Alles berhre ich,um es gleich wiederzu lassen:

    den pfirsichim Krug

    deine Wange

    die Scheibe des Monds, von dem eine Trne rinnt.

    Renato P. Arlati geboren 1936 in Zrich, gestorben 2005 in Baden

    Wiederkehr

    Zu einer Zeit,in der ich vermute,es ist die Wiederkehr

    tritt in der unbegreiflichenStillemeines Alleinseinsdein Fussber die Schwelle,

    und eine Trffnet sich weit,die doch geschlossen bleibt;

    und unglubigschaue ich nicht hin

    Treppe 1

    Als ich die Treppen stieg,sah ich den Gang sich wenden.Es war Abend.Mglich, dass das Fallenaller Sonnenstrahlenauf den Stufen hielt.Das Gelnder zog im Haus emporeine leise Kurve,die die Sprossenund die abgetretnen Stufen hielt.

  • Digital

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    ntergr

    und

    50Aus dem endlosen Raum des Internets dringen Hacker in die Computersysteme von Unternehmen und Privatpersonen ein, stehlen Informationen und verkaufen sie im Untergrund weiter. Mehrere Milliarden Dollar werden jhrlich im digitalen Untergrund verdient. Erwischt werden nur wenige, selten jene, die ihr Geschft verstehen.

    Im freien Raumtext: TOBIAS HBERLI illustration: RENATO HAUSER

    m Mrz dieses Jahres drangen Unbekannte in das militrische Netzwerk des Pentagons ein und stahlen ber 24 000 sensible Doku-

    mente. Mit einer Cyberstrategie ist die amerikanische Landesverteidigung in-zwischen ausgedehnt worden. Neben Luft, Land, Wasser und dem Weltall gilt neu auch der virtuelle Raum als Schlachtfeld. Allerdings richtet sich nur ein kleiner Teil der digitalen Angriffe an

    Netzwerke staatlicher Einrichtungen; das Hauptziel der Hacker sind Netzwer-ke von Banken, Kreditkartenfirmen, Dienstleistungs- und Industriebetrieben oder Privatpersonen.

    Die Sicherheit stand bei der Ent-wicklung des Internets nicht im Vorder-grund, sagt Walter Sprenger, CEO der Compass Security AG. Im Auftrag von Unternehmen simuliert Sprenger mit seinem Team Hackerangriffe auf deren Netzwerke, sucht nach verborgenen Lcken, durch die ein Hacker eindrin-gen und heikle Daten stehlen knnte. Das Anfang der 90er Jahre entstandene

    World Wide Web ermglichte einen schnellen Fluss von Information rund um die Welt, die Sicherheit wurde dem freien Informationsaustausch ge-opfert. Das war insofern kein Problem, als dass nur wenige Unternehmen mit dem Internet arbeiteten, so Sprenger. Mittlerweile ist das Internet nicht mehr aus der Wirtschaft wegzudenken, jedes ernst zu nehmende Unternehmen hat eine Website, Flugtickets werden

    online gekauft, Mieten per Mausklick bezahlt, und das alles mit einem Sys-tem, das eklatante Sicherheitslcken aufweist.

    Das introvertierte, bergewichtige, mit Hornbrille bestckte 13-jhrige Programmier-Genie, das ber die Tele-fonleitung in das Netzwerk der Nasa eindringt, gibt es so nicht mehr. Frher versuchten Hacker in mglichst presti-getrchtige Netzwerke einzubrechen, es ging darum, ihr Knnen zu demonstrie-ren und berhmt zu werden. Heute geht es darum, mglichst unbemerkt mg-lichst viel Geld zu verdienen.

    I

    Neben Luft, Land, Wasser und dem Weltall gilt neu auch der virtuelle Raum als Schlachtfeld.

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    Dabei gehen die Angreifer gezielt vor, Online-Bankkundendaten, Kredit-karten-Nummern, E-Mail-Zugangsda-ten, aber auch interne Strategiepapiere von Industriebetrieben oder Protokolle von Verwaltungsratssitzungen werden kopiert und verkauft. Angegriffen wird das schwchste Glied im System. Die Unternehmen investieren mittlerweile viel, um ihre Infrastruktur zu schtzen, die Schwachstelle ist darum oft der Computer zuhause, an dem der Vater abends noch arbeitet oder die Bank-berweisungen vornimmt, die Mutter auf Facebook mit Freundinnen kom-muniziert und der Sohn sich online mit Computerspielen vergngt, so Sprenger.

    Die Chancen, dass man sich einen Trojaner (siehe Glossar) einfngt, sind gross. Getarnt als ntzliches Programm oder als PDF-Dokument, ldt sich das schdliche Programm unbemerkt auf den fremden Computer und wartet dort, bis er vom Hacker aktiviert wird. Der beste Firewall ntzt nichts, wenn ein Trojaner, als Stellenbewerbung auf ei-nem USB-Stick getarnt, vom Personal-chef eigenhndig ins interne System geschleust wird. Ein klug program-mierter Trojaner kopiert nicht nur Pass-wrter von Online-Bankkontos, sondern fngt auch Zahlungsberweisungen ab und modifiziert diese derart, dass ein bestimmter Geldbetrag auf ein anderes Konto berwiesen wird. Oder er kann wochenlang unbemerkt auf einem Com-puter warten, bis etwa die Verwaltungs-ratssitzung stattgefunden hat und das Sitzungsprotokoll mitgelesen werden kann. Auch so genannte Botnetze wer-den mittels einem Trojaner aufgebaut.

    Mit einem Botnetz kontrolliert ein Ha-cker zehntausende von Computersyste-men, die alle zum gleichen Zeitpunkt Anfragen an einen bestimmten Server schicken knnen und ihn damit berlas-ten und fr gewisse Zeit lahmlegen (Dis-tributed Denial of Service).

    Die CybermafiaIm Untergrund des Internets ist eine lo-se organisierte, kriminelle Struktur ent-standen, die pro Jahr mehrere Milliar-den Dollar umsetzt. Die Cybermafia bietet verschiedene Dienstleistungen an, fr Geld wird die Website eines Kon-kurrenten lahmgelegt, Kreditkarten-Nummern, Online-Bankzugangsdaten, E-Mail-Kontos, aber auch Trojaner-

    Baustze oder Spam-Tool-Kits werden anonym an Interessenten verkauft. Rund fnfzig Prozent des Handels basieren auf gestohlenen Kreditkarten-Informationen. Wir gehen davon aus, dass die Cybermafia mit System vor-geht, eine Abteilung stiehlt die Daten und verkauft sie an eine andere, die sie dann effektiv nutzt. Die verschiedenen Abteilungen kennen sich wahrschein-lich gar nicht.

    Erwischt werden vergleichsweise wenig Hacker. Ein Grund liegt in der Weite des Internets. Im Netz gibt es kei-ne nationalen Grenzen. Ein Hacker kann in der Schweiz von einem ffentli-chen Internetzugang auf einen Server in der Ukraine zugreifen und von dort ei-nen Angriff auf eine deutsche Bank star-ten. Bis die deutsche Polizei ber den Rechtsweg Zugriff auf den ukrainischen Server erlangt, sind die Spuren lngst verwischt. Wenn ein Hacker unerkannt bleiben will und weiss, wie er es anstel-

    len muss, dann gelingt ihm das auch. Es gibt Ausnahmen. 2010 wurden in Rumnien, England und den USA insge-samt 60 Personen verhaftet. Mit gestoh-lenen Kreditkarten-Nummern ergau-nerte sich die Gruppe innert neun Monaten 77 Millionen Dollar.

    Die Whrung des InternetsDas Schmiermittel der Internet-Mafia sind die zahlreichen digitalen Whrun-gen. Gehandelt wird in Web-Money, Li-berty Reserve oder U-Gold. Mit ihnen sind anonyme, sofort gltige Instant-Transaktionen mglich, die nur schwer verfolgbar sind. Ein Liberty-Reserve-Konto zu erffnen, ist einfach. Der Nut-zer muss nur eine E-Mail-Adresse sowie einen frei erfundenen Namen angeben. ber bestimmte Banken, so genannte Exchanger, in England oder den Cay-man Islands wird Geld auf das Liberty-Reserve-Konto berwiesen oder von dort abgehoben. Welche Wege das Geld von dort geht, verschwindet hinter ei-nem Schleier.

    Einer, der sich mit Hehlerware und Internetwhrungen auskennt, ist Can-did West von der Symantec AG in Oerlikon: Die meisten professionellen Hacker haben verschiedene Konten in verschiedenen Whrungen. Das mit Hehlerware verdiente Geld wird ano-nym und in Sekundenschnelle von ei-nem Konto zum nchsten transferiert, dann irgendwo, sagen wir mal in Russ-land, in reelles Geld verwandelt und per Geldtransfer, zum Beispiel Western Uni-on, nach Nigeria geschickt, dort holt es ein Mittelsmann mit einem geflschten Pass ab. Das Geld ist absolut nicht rck-verfolgbar. Die Anbieter von digitalen Whrungen haben den Hauptsitz fast ausnahmslos ausserhalb Europas (Der Hauptsitz von Liberty Reserve ist in Cos-ta Rica). Ohne Bankstatus bewegen sie sich in einer Grauzone und entziehen sich normalen Finanzregulationen.

    Im Untergrund des Internets ist eine lose organisierte, kriminelle Struktur entstanden.

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    Was sich schtzen lsstDie Vielzahl der miteinander verbunde-nen Netzwerke und die Zunahme der mobilen Endgerte machen es schwie-rig, ein Netzwerk effi zient zu schtzen. In Zukunft wird es nicht mehr darauf ankommen, ob ein Netzwerk sicher ist oder nicht, sagt Walter Sprenger, knftig werden wir die Daten selbst sichern mssen. Das wrde bedeuten, dass die Dateien selbst verschlsselt werden und nur dazu befugte Personen Einsicht erhalten. Ob das die Lsung ist, wird sich weisen, jedes System hat seine Schwachstellen und auch die Hackercommunity bleibt nicht stehen. Es ist ein stndiger Wettlauf, so Sprenger.

    Zurzeit scheint es aber so, dass die Schweizer Banken kein attraktives Ziel mehr abgeben. Die Phishing-Attacken

    auf unsere Banken haben gegenber letztem Jahr massiv abgenommen, sagt Max Klaus von der Melde- und Ana-lysestelle Informationssicherung (ME-LANI), welche die kritischen Infrastruk-turen in der Schweiz schtzt. Zu diesen Infrastrukturen gehren auch die Ban-ken. In einem einschlgigen Forum haben wir vor ein paar Monaten folgen-den Satz gelesen: In der Schweiz gibt es keinen Gratiskse mehr. Wir inter-pretieren diese Aussage so, dass es momentan fr die Angreifer nicht loh-nenswert ist, Schweizer Banken zu atta-ckieren, weil die Sicherheit von Schwei-zer E-Banking-Lsungen im Vergleich zum Ausland sehr hoch ist. Ausserdem beobachten wir eine Verlagerung der Phishing-Angriffe ins Ausland.

    In Zukunft werden wir vermehrt Angrif


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