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ChrisCare 2010-3

Date post: 25-Mar-2016
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Ausgabe "Leid und Schmerz"
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Leid und Schmerz Chris Care Magazin für Christen im Gesundheitswesen September 2010 // € (D/A) 5,80 // SFr (CH) 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381 LEBEN MIT MS LICHTBLICKE SCHMERZFORSCHUNG SOAKING MUSIC WOCHENENDE FÜR KRANKE KRAFTQUELLE IM PFLEGEALLTAG GLAUBE GOTT LEIDEN WERTEMANAGEMENT HILFE PASSION & COMPASSION REMBRANDT BEISTAND NÄCHSTENLIEBE GEBETSTAGE SCHMERZ & SPIRITUALITÄT ERFÜLLENDE ARBEIT 3/2010 Leid und Schmerz
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Leid und Schmerz

ChrisCareM a g a z i n f ü r C h r i s t e n i m G e s u n d h e i t s w e s e n

September 2010 // € (D/A) 5,80 // SFr (CH) 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

LEBEN MIT MS LICHTBLICKE SCHMERZFORSCHUNG SOAKING MUSIC

WOCHENENDE FÜR KRANKE KRAFTQUELLE IM PFLEGEALLTAG

GLAUBE GOTT LEIDEN WERTEMANAGEMENT HILFE PASSION & COMPASSION REMBRANDT BEISTAND NÄCHSTENLIEBE

GEBETSTAGE SCHMERZ & SPIRITUALITÄT ERFÜLLENDE ARBEIT

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Leserbriefe

Rembrandt: „Tobias heilt seinen blinden Vater"

Lichtblicke im Alltag von Schmerz und Leid

Ein Leben mit MS

Interview: Musiktherapie

Wochenende für Kranke: Manchmal fliegt sogar ein Stein ans Kreuz

Interview: Wenn Schüler das Leid kennenlernen

Spiritualität: Wichtige Kraftquelle im Pflegealltag

Eine Kirchengemeinde begleitet Kranke

Strategisches Wertemanagement im Gesundheitswesen

Bibelimpuls: Seine Wege sind unerforschlich

Passion & Compassion: Am Grat zwischen Nähe und Distanz

Reportage: Loslassen, beschenken lassen und senden lassen

Schmerz & Spiritualität: ein empirischer Zugang

Erfüllende Arbeit trotz bleibendem Schmerz

Christen im Gesundheitswesen (CiG)

Netzwerk Christliche Heilkunde Oberschwaben

Buchtipps / Nachrichten / Meine Sicht

Impressum / Buchtipp

Tagungen, Seminare & Konferenzen

Meditation: Für mich

Inhalt

Inhal tHerausgeberkreis

Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Krankenschwester, Referentin Diakonie Bundesverband; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare;

Bettina Gundlach (Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand CiG; Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG; Sr. Anna

Luisa Kotz (Stuttgart), Pflegedirektorin; Annette Meussling-Sentpali, Dipl.-Pflegewirtin, MScN, Referentin Caritasverband (München), Fortbildung

Caritas; Dr. med. Georg Schiffner (Aumühle), Internist, Vorsitzender CiG; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut;

Dr. med. Monika Windsor (Berlin), Anästhesistin, palliative care

Fachbeirat

Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund freiberuflicher

Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik HELIOS-Kliniken;

Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland e.V.;

Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar (Fachhochschule) (Elstal);

Heribert Elfgen, (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Clauda Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Leiterin Zentrum für Gesundheit,

Therapie, Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Travenbrück), Theologin, Pädagogin; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik

Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (CH), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg.

Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M.Basina Kloos, Franziskanerin, Generaloberin (Waldbreitbach); Reinhard Köller (Hamburg), Arzt

für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin), Referent Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste; Dipl.-Kfm. Cord

Meyer (Reinbek), Hauptgeschäftsführer Albertinen-Diakoniewerk e.V.; Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und

Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christlich ganzheitliche Heilverfahren; Weihbischof Thomas Maria Renz

(Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Pastor Dr. theol. Heinrich-Christian Rust (Braunschweig), Leiter Geistliche Gemeinde Erneuerung

im BEFG; Dr. med. Claudia Schark (Tübingen), Internistin, Geriatrie, Oberärztin Reha-Klinik Böblingen; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin

Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen

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3/2010 CHRISCARE 3EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser!

„Meine Aufgabe ist es, ihnen den Alltag zu erleichtern“. Lächelnd liegt die Frau da, seit Jahren gelähmt und vollständig auf die Hilfe der Mitarbeiter im Heim ange-wiesen. Die Aufgabe ist nicht leicht, angesichts so massiver Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit, ständig begleitet von Schmerzen. Für die Pflegenden ist die Frau tatsächlich ein Lichtblick. Die Tür zu ihrem Zimmer steht weit auf, weil die freundli-chen Kommentare aus dem Pflegebett zu einer guten Atmosphäre beitragen. Die Patientin sieht sich als Teil eines Gemeinwesens, in dem alle ihre Aufgaben haben, die Pflegenden und die Gepflegten. Und sie sieht darin ihre Berufung durch Gott.

Für den jungen Pfarrer, der regelmäßig zu Besuch kommt, ist es nicht leicht, dem Leid standzuhalten. Am liebsten würde er der Frage ausweichen, warum so etwas sein muss. Aber die Patientin hilft ihm auf ihre Weise. Sie spricht offen über ihre Ängste und Zweifel, aber sie zeigt auch, dass die dunklen Gedanken nicht das ganze Leben beherrschen müssen.

In dieser Ausgabe von ChrisCare beschäftigen wir uns mit Leid und Schmerz. Ein Schwerpunkt ist die Frage, wie wir chronisch Kranken zur Seite stehen können. Denn Krankheit und Behinderung, vorübergehende und dauerhafte, sind ein Teil unseres Lebens, kein vorübergehender Betriebsschaden, der mit den richtigen Methoden rasch beseitigt werden kann. Der Wert des Menschen bemisst sich nicht nach seinem tadellosen Funktionieren.

Die Frage nach dem Wert menschlichen Lebens am Anfang und Ende des Daseins hat in Deutschland die politische Debatte des Sommers bestimmt. Wie man mit der Präimplantationsdiagnostik richtig umgeht und wie mit der Beglei-tung am Lebensende, wurde heiß diskutiert. Ein Vertreter der Krankenkassen kri-tisierte die gestiegenen Fallzahlen bei Hüft- und Kniegelenkprothesen. Das treibe die Kosten in die Höhe. Vom Zugewinn an Lebensqualität der Patienten war nicht die Rede. Kranke und Behinderte werden zunehmend als Kostenfaktor und damit als Last dargestellt. Hier wird das christliche Menschenbild in Frage gestellt.

Mit ChrisCare wollen wir die Liebenswürdigkeit jedes Menschen in die Dis-kussion einbringen. Nutzen Sie ChrisCare, um auch mit Ihren Kolleginnen und Kollegen über die Bedeutung des Glaubens für Mitarbeitende und Patienten ins Gespräch zu kommen. Wenn Sie eine größere Stückzahl an Werbeexemplaren auf Ihrer Station, in Ihrer Gemeinde oder in Ihrer Einrichtung verteilen können, schreiben Sie uns.

P.S.: Auch Heft 4 wird spannend: Es geht um Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft. Wir fragen zum Beispiel nach dem Einfluss von fernöstlichen Heil-methoden und nach den Erfahrungen der Christen in Afrika und Asien.

Inhal tFrank Fornaçon,

Pastor und Chef-

redakteur von

ChrisCare

Bettina Gundlach,

Ärztin im Sozialpsy-

chiatrischen Dienst,

Mitglied im Vorstand

von CiG e.V.

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Erfolg

ChanceLESERBRIEFE

Darum müssten christliche Hei-lungsbeauftragte das Hauptge-wicht auf die Gesundheitserzieh-ung und Gesundheitspolitik legen mit dem Leitbild einer der Schöpf-ungsordnung entsprechenden Lebensweise.

Dadurch sind die christlichen Ärzte aufgerufen, ihre schulmedizinische Ausbildung in der genannten Richtung auszuweiten. Viele Heilungssuchende haben die Grenzen der Schulmedizin erkannt und lassen sich anziehen von den schillernden Angeboten ganzheit-licherer Methoden und einer diesseiti-gen „Wellness-Religion“. Das soll uns Christen herausfordern, den Suchen-den einen Jesus zu präsentieren, der uns nicht nur durch sein Kreuz Heil und ewiges Leben für unsere Seele anbietet, sondern auch ein leiden-schaftliches Interesse hat an unserer leiblichen Heilung, wie seine Heilertä-tigkeit beweist. Er sendet seine Jünger aus mit der Vollmacht:

„Heilet die Kranken und treibt die bösen Geister aus!“, als Zeichen, dass das Reich Gottes nahe ist.

Br. Tilbert Moser,

Kapuzinerkloster Olten

Die Vereinigung „Christen im Gesund-heitswesen e.V.“, welche dieses Maga-zin herausgibt, postuliert in ihren „12 Thesen für christliches Heilen“, dass man „die Elemente verschiedener therapeutischer Konzepte integriert. Gemeint sind Heilmittel und Heilme-thoden, sofern sie der biblischen Sicht vom Menschen bzw. den biblischen Wahrheiten nicht widersprechen. Hierzu zählen Elemente der Schul-medizin, genauso wie der Volks- und Erfahrungsmedizin und andere. Sie entkleidet diese im Einzelfall jedoch von ihrem Absolutheitsanspruch und den damit verbundenen ‚Heil-Kunden’“.

Dieses Anliegen ist weder in den Vorträgen der Gesundheitskongresse noch in ChrisCare genügend wahrge-nommen worden. Wenn wir nämlich dem „therapeutischen Konzept“, das Gott selbst in seine Schöpfung hineingelegt hat und in der Bibel uns anbietet, konsequenter folgen würden, würde sich die Situation in unserem kranken und krankmachen-den „Gesundheitswesen“ drastisch ändern. Die meisten Krankheiten sind „Zivilisationskrankheiten“, bedingt durch unsere unnatürliche Lebens-weise, wobei die Ernährung und der Stress eine Hauptrolle spielen.

LESERBRIEFE

Viel Erfolg!

Durch einen Hinweis des kirchlichen Versicherers Bruderhilfe bin ich auf Ihre neue Zeitschrift aufmerksam geworden. Neugierig auf alles, was mit christlicher Leiterschaft und „Sorge um die Benachteiligten“ zu tun hat, habe ich mir ein Probeexemplar zukommen lassen. Ich bin froh, dass es wieder einmal Christen gibt, die ihre „Finger in die Wunde“ (diesmal unseres Gesund-heits- und Sozialwesens) legen. Ich wünsche Ihnen, dass dieser Anfang noch größere Kreise zieht! - Und ich hoffe dies auch für unsere Gesell-schaft. Gottes Segen für Ihre Arbeit!

Selbst habe ich (Landes-)Politiker schon aufgefordert, zu einer Diskus-sion über „Werte“ in unserer Gesell-schaft zu kommen - aber wir reden immer nur über „Kosten“ und die damit zu gewinnenden „qualifizier-baren“ Lebensjahre - WAS FÜR EIN QUATSCH! Wer gibt mir das Recht, über die „Lebensqualität eines Behin-derten“ zu befinden? (Herr Lauterbach, SPD, meint, dass „Behinderte niemals die Lebensqualität eines Nicht-Behin-derten erreichen können“ - und er steht mit dieser Behauptung über die Parteigrenzen hinweg nicht allein!) Ich fühle mich da an Zeiten erinnert...

Bitte, lassen Sie nicht nach in Ihrem Bemühen! Ich freue mich auf die nächsten Zeitungen und habe Ihnen schon meine Mitgliedschaft im Freund-eskreis der CiG erklärt. Die von Ihnen mir geschickten Ansichtsexemplare sind schon verteilt. Ich hoffe, einige weitere Leser stoßen noch dazu. Viel Erfolg! Thomas Richter, Heimleiter, Salzgitter

Eine Chance verpasst?

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Erfolg Im Zentrum, von links stark beleuchtet, beugen sich drei Figuren, darunter ein lichtdurchwirkter Engel, über einen alten Mann. Ein herrschaftlich gekleideter junger Mann operiert mit einem spitzen Gegenstand das Auge des alten Man-nes. Der rechte Arm des Engels leitet das Licht zu der operierenden Hand des Arztes. Die vor dem Kranken an einem Spinnrad Stehende hält ihm die Hand. Links unter dem Fenster sitzen drei Figuren, den Eingriff andächtig beglei-tend. Rechts läuft ein Hund aus dem Bild hinaus.

Rembrandt erzählt im Hell-Dunkel-Kon-trast eine Geschichte aus den Apokry-phen: Tobias heilt seinen blinden Vater. Tobias war der Sohn eines frommen Israeliten. Die Familie gerät in große Not, als der Vater am Star erblindet und seine Frau Hannah nur noch mühsam durch Spinnen die Ihren ernähren kann. Der Sohn soll daher einen Verwandten im Land Medien aufsuchen, dem der Vater Geld geliehen hat. Als Begleiter gesellt sich ein Unbekannter zu ihm: der von Gott gesandte Erzengel Raphael. Mit ihm und einem kleinen Hund, im Bild rechts, macht er sich auf den Weg. Unterwegs fangen sie einen riesigen Fisch. Galle, Leber und Herz soll Tobias auf Geheiß seines Gefährten aufheben, um sie als Medizin zu nutzen.

Sie erweist sich zum ersten Mal als nützlich, als Tobias die Leber des Fisches auf dem Feuer röstet, um Sarah, die Tochter des Schuldners, von einem Dämon zu befreien. Sarah wird seine Frau und folgt ihm später zu seinen Eltern. Dort folgt Tobias der Anweisung

KUNST

und salbt die Augen des Vaters mit der Galle. Der Vater wird geheilt.

Der Künstler weicht hier von der Überlieferung ab, indem er Tobias eine im 17. Jahrhundert schon häufig praktizierte Staroperation vornehmen ließ. Ein Helfer stellt sich hinter den Patienten, umfasst dessen Kopf und presst ihn fest gegen seine Brust. Mit einem spitzen Gegenstand oder einer so genann-ten „Starstich-nadel“ sticht der Wundarzt seitlich der Regenbogenhaut in das Weiße des Augapfels. Er schiebt die Nadel so weit vor, bis die Nadel-spitze hinter der Pupille zu sehen ist. Er drückt die getrübte Augenlinse auf den Boden des Augapfels. Durch diesen Ein-griff fällt das Licht ohne Hindernis auf die Netzhaut. Der Patient kann leicht einge-schränkt wieder sehen. Hannah beugt sich dabei über den Kranken und hält seine Hand. Dennoch ist die Darstellung von dem wunderbaren Charakter des Vorgangs durchdrungen. Rembrandt nutzt die Möglichkeiten der Malerei, um die innere Dunkelheit des Vaters dar-zustellen. Durch seine Blindheit ist das Leben dunkel wie der Raum, in dem er sich befindet. Erst durch das einfallende Licht, zu deuten als die Heilkraft Gottes, vermittelt durch den Engel, wird er geheilt. Wie durch ein Vergrößerungs-glas bildet Rembrandt also den Vorgang der Operation, Licht fällt auf die Netz-haut, im Großen ab. So wie ein Licht-

strahl die Netzhaut im Kleinen trifft, so fällt das Licht durch das Fenster in den Raum. Also die Heilkraft Gottes in das dunkle Leben des Alten. Der Engel leitet das Licht zum Arzt. Das Besondere: Er heilt nicht durch ein Wunder, das Salben des Auges mit der Fischgalle, sondern durch einen chirurgischen Eingriff. Rembrandt verdeutlicht dadurch: Das Mittel zur Heilung spielt keine Rolle. Gott als der Heilende gibt den Impuls. Die Heilung an sich ist das Wunder, das nur mit Gottes Hilfe vollbracht werden kann. Gottes Gegenwart, verdeutlicht im Licht, kann Heilung bringen.

Auch heute hoffen viele auf ein Wunder, wenn sie erkrankt sind, oder verspre-chen sich Heilung durch Medikamente. Rembrandt verdeutlicht hier: Gott erbarmt sich des Menschen. Gott kann heilen. Aber durch verschiedene Mittel: durch ein wundersames Geschehen, aber auch durch Methoden der Medizin.

Gott spendet Licht

Rembrandt Harmensz van Rijn (1606-1669), „Tobias heilt seinen blinden Vater“, um 1636, Öl auf Eichenholz, Staatsgalerie Stuttgart

Nicola Bourdon

M.A., Kunstwis-

senschaftlerin

und Redakteurin,

Kaufungen

Rembrandt Harmensz van Rijn

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Unser Gesundheitswesen ist Ort von Schmerz und Leid – in vielfa-cher Hinsicht. Natürlich begegnen uns Schmerz und Leid in den Schicksalen unserer Patienten. Schmerz ist wohl d a s Haupt-symptom von Krankheit und als Warnsignal für eine gesundheitliche Störung von elementarer Bedeu-tung. Aber bei vielen Patienten (z.B. in Deutschland über 8 Millionen)müssen wir von einer Chronifizie-rung der Schmerzen ausgehen, wobei der Schmerz seine ursprüng-liche Funktion verloren hat und über komplexe Funktions- und Struktur-veränderungen des Nervensystems eine eigenständige Schmerzkrank-heit entstanden ist. Molekulargene-tische Forschungen der letzten 15 – 20 Jahre haben viel zum Verständ-nis von Schmerzchronifizierung beigetragen und die Bedeutung einer konsequenten intensiven und frühzeitig einsetzenden Analgetika-Therapie – u.a. mit Opiaten – für die Praxis unterstrichen.

ist – und wie viel Hilfe hier heraus für Patienten, Angehörige und Helfer möglich ist. Hiervon leitet sich auch das grundlegende Arbeiten im mul-tiprofessionellen Team einschließlich der Seelsorgenden ab, so dass dem Patienten in seinem Leid umfassend begegnet werden kann – und man-cher Lichtblick im drohenden Dunkel ermöglicht wird.

Wo bleibt die existenziell- spirituelle Dimension?

Die Kompetenz und Handlungsräume der Seelsorgenden im Klinikalltag zu nutzen, ist dabei nicht nur auf Pallia-tivstationen begrenzt – wenngleich sie hier per definitionem zentral zum Team gehören und regelmäßig an den Besprechungen mit den verschiede-nen Berufsgruppen teilnehmen. Gibt es einen plausiblen Grund, warum in anderen Fachgebieten die existentiell-spirituelle Dimension von Schmerz und Leid so viel weniger Beachtung finden sollte? Die konsequente Einbeziehung der Seelsorgenden ermöglicht auch hier Hilfe für Patienten und Entlastung für uns Mitarbeitende im Gesundheits-wesen. Oftmals ist es nur ein kurzer

Was wir alle von der Schmerzforschung lernen können.

Vier Dimensionen von Leid und SchmerzEs ist ein großes Verdienst der modernen Hospiz- und Palliativar-beit, das Verständnis von Schmerz und Leid im Sinne des „total pain“ – Konzeptes über die rein körperli-che Dimension hinaus grundlegend erweitert zu haben. Dame Cicely Saunders gründete 1967 das St. Christopher's Hospice in London und beschrieb bereits zu einem Zeitpunkt, als das drei-dimensionale „bio-psycho-soziale“ Modell noch keineswegs überall akzeptiert war, in welcher Weise vier Dimensionen von Schmerz und Leid zu berücksich-tigen seien: neben der somatischen, psychischen und sozialen auch die existentiell-spirituelle Dimension, in der der Mensch mit Fragen des Sinns seines Leidens und drohen-den Sterbens ringt, mit Fragen von Schuld und (Un-) Gerechtigkeit, mit Fragen nach Transzendenz und Gott. Wer in der Begleitung schwerst-kranker und sterbender Menschen Erfahrung hat, weiß, wie wahr dieses erweiterte Verständnis von menschlichem Schmerz und Leid

Lichtblicke im Alltag von Schmerz und Leid

Interdisziplinäres, multiprofessionelles Team, Leitfaden Palliativmedizin 2004

PRAXISIMPULS

Die vier Dimensionen des Leides, Leitfaden Palliativmedizin 2004

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Lichtb

licke

telefonischer Anruf und die Seel-sorgenden kommen zur Begleitung unserer Patienten oder Angehörigen. Auch wenn trotz aller medizinischer Bemühungen Patienten versterben, kann es eine große Entlastung sein, Verstorbene und Hinterbliebene in seelsorgerliche Begleitung zu vermit-teln. Wie viele professionelle Mitar-beiter im Gesundheitswesen nutzen regelmäßig diese Möglichkeiten? Wer kennt die Telefonnummer des Seel-sorgers auswendig? Oft liegt es an uns, den Kontakt herzustellen – egal ob Pflegekraft, Therapeut, Sozialarbei-ter oder Arzt.

Haben Sie Gottvertrauen?Nun werden wir auch viele Situationen erleben, wo existentielle Fragen des Patienten unmittelbar auftauchen und wir selber sein Gesprächspartner sind. Im ambulanten Bereich ist dies der Regelfall, aber auch in stationären Ein-richtungen unseres Gesundheitswe-sens kann ein Seelsorger nicht immer unmittelbar hinzugezogen werden. Hier können wir die wichtige Erfahrung machen, dass Lichtblicke mitten in Schmerz und Leid auftauchen, wenn wir selber nicht nur fachlich-professi-onell unseren Patienten begegnen, sondern von Mensch zu Mensch. Wie viel wir hier an echter mitmenschlicher Begegnung zulassen, entscheidet sich oft bereits mittels unserer non-verbalen Signale: Es macht einen Unterschied, ob eine Pflegekraft einen demenz-kranken Patienten innerlich distanziert oder persönlich zugewandt pflegt, ob ein Stationsarzt beim Aufklärungsge-spräch am Fußende des Bettes stehen bleibt oder sich in Augenhöhe zum Patienten setzt, ob Physiotherapeuten bei der Behandlung eines schwer betroffenen Schlaganfallpatienten sich über Privates austauschen oder sich ihm trotz aphasischer Störung erkenn-bar zuwenden…

Unsere Aufmerksamkeit und Zuwen-dung schließt auch unseren eigenen Glauben mit ein. Wir können neben

unserem professionellen Tun die Not des Patienten der Fürsorge Gottes anvertrauen. Vielfach reagieren Pati-enten positiv, wenn wir nach ihrem Glauben fragen, z.B. in einfacher Weise: „Haben Sie Gottvertrauen?“ oder: „Hat der Glaube an Gott in Ihrer Erkrankung Bedeutung?“ oder allgemeiner: „Woher nehmen Sie die seelische Kraft, Ihre Situation zu verarbeiten?“. Diese persönliche Anteil-nahme an existentiellen Lebensfragen nehmen Patienten oft sehr dankbar auf. Wenn Patienten Offenheit signali-sieren, können wir ihnen auch Gebet anbieten oder nach Rückfrage den Segen Gottes zusprechen, z.B. in Form des Aaronitischen Segens: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“ Das sind oftmals Momente großer Nähe und Dankbarkeit – wie Lichtblicke aus einer anderen Wirk-lichkeit in unserem Diesseits von Schmerz und Leid.

Es gibt viele weitere Möglichkeiten, mit einfachen kreativen Mitteln unse-ren Patienten zu helfen, trotz Schmerz und Leid ihren Wert und ihre Würde als von Gott geliebte Menschen erfah-ren zu können: dem Blumenstrauß, den wir einer Patientin mitbringen, die während ihres langen Krankenhaus-aufenthaltes auch daran leidet, nicht die Blumen im eigenen Garten sehen zu können; die persönliche Beileids-karte, die wir Hinterbliebenen nach dem Versterben eines von uns inten-siv betreuten Patienten schreiben; den kleinen Bildband mit Trost- und Glaubenszuspruch, den wir einem Patienten schenken…Die Liebe findet fast immer einen Weg zum Herzen des Leidenden – auch wenn wir dabei die Grenze des rein fachlich Notwen-digen überschreiten müssen.

Eigene Kräfte im GleichgewichtDies können wir aber nicht bei jedem Patienten gleich intensiv tun.

Es braucht Sensibilität und innere Führung, um mit unseren eigenen Kräften nicht aus dem Gleichge-wicht zu geraten. Denn auch für uns professionelle Mitarbeiter ist das Gesundheitswesen Ort von persönli-chem Schmerz und Leid. Naturgemäß gehört es gerade im Bereich der Akutmedizin dazu, dass die Unplan-barkeit medizinischer Notfälle zum Teil extreme Belastungsspitzen für die Mitarbeiter hervorbringen kann. Wenn dazu aus den verschiedensten Gründen personelle Unterbesetzung besteht, können bisweilen Schmerz-grenzen der Zumutbarkeit überschrit-ten werden. Es stimmt nachdenklich, dass in Deutschland die gesundheits-politisch gestaltete Situation sich so dramatisch entwickelt hat, dass viele junge Pflegende und Ärzte ins Aus-land abwandern. Wo ausreichend Zeit und Raum sein sollte, Schmerz und Leid kranker Menschen umfassend zu begegnen und Hilfe zu ermöglichen, sind auch in einem der reichsten Länder der Welt zum Teil notstands-ähnliche Arbeitsbedingungen an der Tagesordnung: die Nachtschwes-ter, die eine 28-Betten-Station mit schwerkranken, zum Teil verwirrten Patienten alleine betreuen muss; der Hausarzt, der für weniger als 40 Euro im Quartal einen ihm anvertrauten Patienten versorgen soll; die Assis-tenzärztin, die trotz Arbeitsschutzge-setz massiv Überstunden leistet und dennoch ihren Stapel zu diktierender Arztbriefe nicht abzuarbeiten schafft; der Physiotherapeut, der unentwegt im 20-Minuten-Takt Patienten durch seine Praxis schleusen muss, um finanziell über die Runden zu kommen und gleichzeitig von der gesundheits-politisch reglementierten Rezeptie-rung der Ärzte abhängig ist…

Hier scheinen sich Schmerz und Leid zu potenzieren! Wie ist es möglich, das Leid unserer Patienten nicht abzuwehren und gleichzeitig dem Druck im Gesundheitssystem stand-halten zu können?

PRAXISIMPULS

Lichtblicke im Alltag von Schmerz und Leid

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Auch wir Mitarbeiter im Gesundheits-wesen können von der modernen Schmerzforschung und den Erkennt-nissen der Hospiz- und Palliativarbeit profitieren – was unseren eigenen Umgang mit Schmerz und Leid im Berufsalltag anbelangt. Physiolo-gisch gesehen gibt es kein normales menschliches Leben ohne Schmerz – so auch im Berufsleben. Das Schmerzhafte, Leidvolle gehört dazu. Aber Chronifizierung von „Berufsleid“ entsteht, wenn wir nicht frühzeitig und intensiv genug gegensteuern. Nur beständiges Klagen hilft hier nicht weiter. Wie beim Patienten selbst ist es wichtig, die Tatsache der leidvollen Belastungen als gegeben anzuerken-nen - und gleichzeitig für Entlastung und Veränderung zu sorgen. Neben vielfältigen Möglichkeiten eines persönlichen gesundheitsfördernden Lebensstiles, erfüllenden Beziehun-gen in Familie, Freundeskreis und Gemeinde sowie sinnstiftender Tätig-keit auch außerhalb des Berufes gibt es einige Hilfen, die unseren Berufs-alltag erhellen können.

Lichtblicke im Berufsalltag:

1. So simpel es auch klingen mag, aber Freundlichkeit und Humor sind mit die stärksten positiven Elemente, die wir tagtäglich einbringen können. Ganz überwiegend wird nach dem Motto: „Wie es in den Wald hinein- ruft, so schallt es heraus“ unser Umfeld am Arbeitsplatz davon ange-steckt. Selbst in chaotisch erschwer-ten Situationen kann hier eine positive Grundstimmung bewahrt werden – wie durch ein potentes Analgetikum, das in angemessener Dosis verabreicht wird.

Natürlich ist dies nur sinnvoll, wenn eine dauerhafte Grenzüberschreitung unserer Belastbarkeit am Arbeitsplatz verhindert wird. Hier sind klärende Gespräche und ggf. deutliche „Grenz-markierungen“ notwendig.

2. Positive Veränderungen entstehen auch, wenn wir selbst für andere Mitarbeiter eintreten, sie unterstüt-zen und fördern, ein „Mikroklima“ der Wertschätzung und Ermutigung in unseren Verantwortungsberei-chen schaffen, auch wenn das „Makroklima“ dagegen zu stehen scheint. Die hierzu oftmals notwen-dige Weisheit und Kraft brauchen wir nicht nur aus uns selber oder von guten Ratgebern zu beziehen. Nicht zuletzt können wir die Fragen des Berufsalltages besprechen mit d e m großen Seelsorger, in dessen Wort es heißt: „Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten. Gott wird sie ihm geben...“(Jak. 1,5). Wenn Gott in unser Herz hineinspricht, dann kann so viel Schmerz und Leid im Berufsalltag Linderung und Klärung erfahren! Hier können Gebetsge-meinschaften oder Gebetskreise am Arbeitsplatz eine große Hilfe sein. Auch Gespräch, Gebet und Segnung unter Berufskollegen auf christlichen Seminaren, Tagungen und Kongres-sen sind oftmals wie Lichtblicke, die vor uns liegende Wegabschnitte erhellen können.

Am Arbeitsplatz selbst können uns Symbole, Bilder oder Worte des Glaubens an die Gegenwart Gottes erinnern helfen – eine künstlerisch gestaltete Plastik auf dem Schreib-tisch, ein Bild mit Segenswort im Wartezimmer, ein Bibelvers an der Innentür des Umkleideschrankes - und nicht zuletzt das Verständnis des Neuen Testamentes, dass wir in jedem Patienten Christus in beson-derer Weise begegnen können: „…ich war krank, und ihr habt mich besucht,…“(Mt. 25, 36), „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt. 25, 40). Richtig verstandener „Gottes-Dienst“ im Alltag kann das Arbeitsklima nachdrücklich verän-dern helfen!

3. Eine starke Vision entfaltet sich, wenn Patienten und professionelle Helfer gemeinsam vor Gott treten. Hier ist eine erstaunliche Dynamik möglich, die Schmerz und Leid beider Erfahrungshorizonte nicht nur der mitmenschlichen und fachlichen Qualifikation anvertraut, sondern dem viel größeren Wirken des allmächtigen Gottes. Im Sinne einer „Christlichen Heilkunde“ kann die biblische Antwort auf Schmerz und Leid, wie sie in Jesus Christus erfahrbar wird, auch heute „heilsam“ Leben und Alltag verändern. Patientenandachten in Einrichtungen des Gesundheitswesens, Patienten-gottesdienste in Kirchengemeinden, Wochenenden für Kranke und Angehö-rige in christlichen Tagungshäusern und Klöstern…viele Formen gemeinsamer Gestaltung von Patienten und profes-sionellen Helfern sind erprobt oder wer-den neu entwickelt. Hier ist etwas zu spüren von dem, was im letzten Buch der Bibel als große Ewigkeitshoffnung christlichen Glaubens beschrieben ist: „…Gott wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen“ (Offb 21,4). Diese Hoffnung der jensei-tigen Welt leuchtet bereits in das Heute hinein – wie Lichtblicke für Patienten und professionelle Mitarbeiter ange-sichts von Schmerz und Leid.

Dr. med. Georg Schiffner, Facharzt

für Innere Medizin, Geriatrie, Palli-

ativmedizin, OA u. St.v.d.CA Med.

Abtlg. u. Geriatrie-Zentum Wilhelms-

burger Krankenhaus Groß-Sand,

Hamburg; Vorsitzender Christen im

Gesundheitswesen e.V.

PRAXISIMPULS

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Es war ein heißer Tag im August 1986, ich war 25 Jahre alt und es geschah wie aus heiterem Himmel: Ich trug Blutproben in ein Labor im zweiten Stockwerk. Beim Treppensteigen stol-perte ich und hatte das Gefühl, dass ich in Luft trete. Ich war beunruhigt. Beim Duschen nach dem durch-schwitzten Tag spürte ich die Tempe-ratur des Wassers kaum und ich war noch stärker beunruhigt.

Eigentlich war alles in Ordnung: Ich hatte einige Monate vorher einen Grundkurs des Glaubens absolviert, hatte Jesus Christus als meinen persönlichen Herrn angenommen und daraufhin vieles in meinem Leben neu geordnet. Ich hatte unter anderem an meinem Arbeitsplatz, einer großen Hamburger Klinik, die Abteilung gewechselt und arbeitete nun als Krankenschwester auf einer neuro-logischen Station. Mit Engagement pflegte ich meine Patienten, las in der Bibel, sang und betete mit ihnen und plante, einen Gebetskreis für Mitarbeiter der Klinik zu gründen. Es war eine spannende Zeit des Aufbru-ches in ein Leben, das erfüllt war mit Gottes Wirken. Und nun das. Ich ahnte sofort den Ernst der Situation und wurde innerhalb von zwei Wochen komplett neurologisch durch untersucht mit dem Ausschluss anderer Erkrankungen und mit dem Ergebnis, das ich befürchtet hatte: Mein Stationsarzt eröffnete mir, dass ich Multiple Sklerose habe. War das

das Ende? Mir, die ich doch täglich schwerkranke, neurologische Patien-ten betreute, mir graute vor Lähmun-gen, Rollstuhl, Invalidität, Bettlägerig-keit und, und, und. Meine Welt brach zusammen....

24 Jahre später: Es ist ein warmer, sonniger Tag, mein Mann putzt die Gartenmöbel und wir überlegen, was wir am Abend unternehmen könnten. Es sind 24 Jahre voller Intensität mit der MS vergangen, ich werde bald 50 und mein inniger Gebetswunsch scheint in Erfüllung zu gehen, nämlich, dass ich mit 50 noch etwas laufen kann. Es sind nur noch sehr kurze Strecken, aber der Rollstuhl und der Rollator sind keine Angstbilder mehr für Abhängigkeit, Ohnmacht, Hilflo-sigkeit, sondern mögliche Helfer, die meinen Aktionsradius erweitern.

Es sind 24 Jahre mit tiefen Leiderfah-rungen vergangen, die mich, meinen Mann und meine Familie geprägt haben. Wir haben langsam von- und miteinander gelernt. Meine Bezie-hungen sind intensiver und offener geworden, es gibt eigentlich keine oberflächlichen Smalltalk-Treffen, dafür gebe ich meine begrenzte Kraft nicht her. Dennoch habe ich immer noch den Eindruck, dass ich meine alltägli-che Umwelt „erziehen“ muss, immer wieder dafür kämpfen muss, dass ich ein Recht darauf habe, „alleine hinzu-fallen“ und auch wieder auf die Beine zu kommen oder dass ich ein Recht

darauf habe, mir genügend Erho-lungszeiten zu nehmen, auch wenn eine Feier, eine Veranstaltung noch in vollem Gang sind.

Wie ich Gott erlebe, ist ein eigenes Kapitel. In den letzten Monaten hat mich ein Buch von Viktor E. Frankl sehr bewegt. Es heißt „... trotzdem Ja zum Leben sagen – Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“. Frankl sagt nach seiner Befreiung aus dem KZ Buchenwald: „Aus der Enge rief ich den Herrn, und er antwortete mir im freien Raum“. Diese Weite von Gottes Liebe durchzieht mein Leben – in meiner Not berührt er mich, richtet mich auf, schenkt mir Sinn und Ziele für mein Leben als Christin. Meine Zukunft ist ungewiss, Leiden und Schmerzen werde ich nicht verhindern können, aber mein Gott ist mir nahe und Er wird es auch bleiben.

Trotzdem Ja zum Leben sagen

Ein Leben mit MS

Zu den Teilnehmern am Wettbe-werb um den Christlichen Gesund-heitspreis gehörte 2010 auch das Christliche MS-Netzwerk, zu dem 160 MS-Kranke gehören. www.baptisten.de/mission/mission-live/diakonie/christliches-ms-netzwerk/

Anne-Katrin Rathje,

Sittensen, Lehrerin

für Pflegeberufe,

Mitarbeiterin

bei Christen im

Gesundheitswesen

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10

Interview

MusikAnerkennungsjahr erfolgreich abgeschlossen. Danach arbei-tete er vier Jahre in einer ortho-pädischen Praxis, bevor er sich 1988 entschloss, eine eigene Praxis zu eröffnen. Seine Frau Franka, ebenfalls Physiothe-rapeutin, arbeitete viele Jahre phasenweise in der Praxis mit, sorgte sich aber schwerpunkt-mäßig um die vier Kinder. Seit sechs Jahren arbeitet sie regel-mäßiger mit.

Herr Elfgen, Sie haben eine Zusatz-ausbildung zum Musiktherapeuten absolviert. Wie kamen Sie darauf? Auf der Suche nach weitergehenden Behandlungsmöglichkeiten, die auch meinen Begabungen entsprechen, kam ich auf die Musiktherapie. Da ich schon immer Kontakt zu Schmerzpa-tienten hatte und diese mir mit ihrem Leid sehr am Herzen lagen, wuchs in mir die Vision, Musiktherapie im Rah-men der Christlichen Heilkunde (mehr Informationen dazu bei www.cig-online.de) anzubieten: Ich wollte in meinem Beruf die Christ-liche Heilkunde durch musikalische Angebote im Rahmen der Anbetung als Therapieform umsetzen. Das war gegen den allgemeinen Trend, aber es war eine bewusste Entscheidung von mir. Ich habe den Wunsch, Christliche Heilkunde und damit Gottes heilende

Liebe mit Anbetung und Therapie sicht-, fühl- und hörbar zu machen.

Welchen Zugang haben Sie selbst zur Musik? Ich spiele Klavier, Keyboard und Gitarre und leite seit Jahren verschiedene Musikgruppen, z.B. in meiner Gemeinde und vor allem bei Veranstaltungen von Christen im Gesundheitswesen.

Wie sah die Ausbildung zum Musiktherapeuten aus? Von 2000 – 2004 absolvierte ich an der Universität Münster eine berufsbegleitende wissenschaftliche Weiterbildung und schloss diese mit einer Diplomarbeit ab. Das Thema lautete:„Musiktherapeutische Behand-lungsmöglichkeiten bei chronischen Schmerzpatienten in einer physiothe-rapeutischen Praxis“. Dabei definiere

Der Physio-therapeut Heribert Elfgen aus Aachen hat 1984 seine Berufsausbil-dung mit dem

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3/2010 CHRISCARE 11

wöchentlich und biete Musiktherapie an. Da die Patienten dort aufgrund ihrer Erkrankungen in ihrer Aktivität deutlich eingeschränkt sind, arbeite ich vorwiegend rezeptiv mit dem Ziel des Trostes, der Beruhigung und der Schmerzlinderung. Diese Arbeit macht mir sehr viel Freude, kostet mich aber auch viel Kraft, die persönlichen Krankengeschichten und Lebensschick-sale der Patienten zu verarbeiten.Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Erfahrungen und bedanke mich für das Gespräch. Die Fragen stellte Anne-Katrin Rathje Die CD´s „Face to Face“ und „Thirsty 63“

sind zu bestellen bei: [email protected]

Können Sie Patientenbeispiele aus Ihrer Praxis beschreiben? Ja, ich möchte von einer Patientin berichten, die acht Jahre vor ihrem Erstbesuch bei mir in der Praxis eine Bandscheiben-OP hatte. Sie stellte sich bei mir als chronische Schmerz-patientin vor. Das bedeutet, dass sie, anders als andere Patienten, schon einen Zugang zu ihrem Krankheits-problem hatte. Ich kam bald an meine physiotherapeutischen Grenzen und schlug ihr eine Behandlungsergänzung mit Musiktherapie und Soaking vor. Zur Musiktherapie gab sie ihr Einver-ständnis, zur Soaking Music nicht. Die Patientin liebte Heavy-Metal, und so war dies schon ein Erfolg der musika-lischen Anbahnung. Nach einer Zeit der rezeptiven Musiktherapie (=Musik hören) fand die Patientin Kraft, Musik-instrumente in die Hand zu nehmen, wodurch sie sich einem Lebens-trauma stellen konnte. Wir arbeiteten mit den Instrumenten weiter. Die Pati-entin bekam allmählich Vertrauen und konnte Ängste abbauen. Auf diesem Weg entwickelte sich bei der Patientin der Wunsch, Soaking Music zu hören.

Sie kam regelmäßig in meine Praxis, um mit Hilfe der Soaking Music weiter an ihren Verletzungen zu arbeiten. Auf diesem Weg waren deutliche Thera-pieerfolge zu erkennen: Die Schmerz-skala sank auf einen niedrigeren Wert, sie konnte wieder durchschlafen und wurde sozial wieder aktiver, was vor-her ein großes Problem für sie gewe-sen war. Insgesamt war diese Patien-tin etwa vier Jahre zur Behandlung bei mir. Etwa ein Jahr mit Physiotherapie, zwei Jahre mit Musiktherapie und ein Jahr mit Soaking Music. Es war sehr schön, dass der behandelnde Arzt den Therapieweg unterstützte und dadurch eine praxisübergreifende Zusammen-arbeit möglich war.

Sie sind außerdem auf einer Palliativstation beschäftigt... Auf dieser Station arbeite ich einmal

INTERVIEW

Musikich Musiktherapie als nonverbale künstlerische Therapieform, bei der man tiefer liegende Emotionen und auch schmerzhafte Erfahrungen in der eigenen Biographie durch Musik zum Ausdruck bringen kann. Ich erfahre dabei immer wieder, dass Gottes Liebe die Menschen heilend erreicht.

Sie ergänzen diese Therapieform mit der sog. Soaking Music. Ist das etwas Anderes? Die Soaking Music ist ein Teil einer musiktherapeutischen Einheit. Diese Methode findet im Gegensatz zur Musiktherapie ohne Diagnostik statt. Der Patient kann durch die Soaking Music entspannen und seinen eigenen Zugang zu Stimmungen wie Wut oder Angst finden. Dabei öffnet er sich gleichzeitig dem heilenden Wirken Gottes.

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12 ERFAHRUNGEN

Manchmal fliegt sogar ein Stein ans Kreuz

Gesunder Umgang mit Krank-heit – Schritte der Heilung gehen. Wochenende für Kranke und Angehörige

1996 verspürten wir als Leitungs-team der Christen im Gesund-heitswesen (CiG) den Wunsch, die Erfahrungen der ersten 10 Jahre unserer Bewegung nicht nur unseren Kollegen, sondern auch den Pati-enten zugute kommen zu lassen. Gleichzeitig erfuhren wir zunehmend von den Herausforderungen christ-licher Gemeinden, die Menschen mit chronischer und/oder schwerer Erkrankung über längere Zeit beglei-ten: Ein großes Spannungsfeld zwischen der Behandlung im säku-laren Gesundheitswesen „auf der einen Seite“, und der seelsorgerlichen Begleitung durch die Gemeinde „auf der anderen Seite“ wurde deutlich – trotz bekannter Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Heilung. Dieser Herausforderung stellten wir uns und boten in unserer Freizeit Seminare für chronisch Kranke an – und später auch für ihre Angehörigen.

Es haben seither in 14 Jahren 35 Wochenenden in einem christlichen Tagungshaus oder Kloster stattge-funden. Rund 700 Personen haben,

teilweise zum wiederholten Male, unsere Seminare besucht. Mehr als 85 Mitarbeiter waren über die Jahre dabei. Gäste und CiG-Mitarbeiter beschäftigen sich gemeinsam mit verschiedenen Themen um „Krank-heit und Heilung“ (siehe Kasten). „Die Wochenenden für Kranke und Angehörige“ wurden 2010 neben anderen Initiativen mit dem Christ-lichen Gesundheitspreis prämiert, einem Anerkennungs- und Förder-preis zum Zusammenwirken von Gesundheitswesen und Gemeinden.

Ein Team von 10 bis 20 Mitarbeitern aus ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Berufen und gleich-zeitig vielen Mitarbeitern aus christ-lichen Gemeinden, die in Seelsorge und Krankenbegleitung erfahren sind, begleitet 20 bis 50 chronisch oder schwer kranke Menschen mit ihren Angehörigen von Freitagnach-mittag bis Sonntagmittag. Wir lernen als „Profis“ von den „Kranken“ und umgekehrt, wie wir als Menschen im Umgang mit schwerer, chroni-scher und/oder unheilbarer Krank-heit wachsen können. Ein Geheim-nis ist dabei die Gemeinschaft, die unter uns Teilnehmern während der gemeinsamen Zeit fast wie von selbst entsteht.

Wir ermutigen unsere Gäste, Schritte der Heilung zu erkennen und umzusetzen: eine Lebens-stiländerung, Erkennen eigener Ressourcen, neue Perspektiven. Bei medizinisch-therapeutischen Einzelberatungen kann ausgelotet werden, was medizinisch alternativ möglich sein könnte. Es können auch Schritte der Vergebung und Versöhnung erfolgen – mit Angehö-rigen, aber auch in der Beziehung zu Gott. Dies wird angeregt durch kurze Impuls-Referate zu verschie-denen Fragen rund um das große Thema Krankheit. Die Schwer-punkte liegen dabei neben den Informationen auf allem, was auch in Krankheit praktisch und einfach umsetzbar ist, heilsame Folgen hat und zu einem veränderten Umgang mit Krankheit weiterhilft, z. B. beim Thema Krankheitsverarbeitung (die oftmals schwere Arbeit bedeutet!): Was passiert in meinem Körper, in meinen Gedanken, in meiner Seele, wenn Krankheit mich trifft? Oder: Gott ist ein Gott, der sich seinen Menschen mitteilen will. Wie können wir das Reden Gottes auch in Krankheit neu wahrnehmen lernen, welche Hilfen gibt es dafür? Wie kann ich Gefühle als Signale meiner Seele wahrnehmen lernen und nutzen? Und wie kann es ganz praktisch aussehen, einen gesund-heitsfördernden Lebensstil einzu-üben und zu lernen, uns um uns selbst zu kümmern und uns selbst Gutes zu tun? Genauso spannend, extrem wichtig und einflussreich auf den Krankheitsverlauf ist die Kommunikation zwischen Kranken und Gesunden, die meistens durch die Erkrankung erschwert oder sogar stark gestört ist – das wird auch dadurch deutlich, dass an den Wochenenden immer mehr Ange-hörige teilnehmen.

Die Wochenenden bieten ebenfalls Raum zur Reflexion in Zeiten per-

Wochenende für Kranke

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sönlicher Stille, zu zweit in seelsor-gerlichen Einzelgesprächen und/oder medizinisch-therapeutischer Beratung sowie im Austausch in Kleingruppen oder z. B. bei der Einführung in die bewusste Wahrnehmung und Ent-spannung mittels kreativer Elemente und Übungen. Die Atmosphäre der Tage ist geprägt von Zeiten gemein-samen Singens und Anbetung und der Möglichkeit zu Segnungsgebet und Krankensalbung.

Wir sind bei dem Wochenende nicht Beobachter, sondern mittendrin im Geschehen. Das Gesundheitswesen wird von den Patienten oft als sehr unwirtlich und unpersönlich wahrge-nommen. Aber auch wir christlichen Ärzte sind keine Halbgötter in Weiß. Auch wir werden immer wieder Kranke verletzen, wenn wir sie zu wenig als Mensch, sondern etwa unter Zeitdruck und Anspannung nur unzurei-chend wahrnehmen. Und so bittet ein teilnehmender Arzt stellvertretend für das ganze Gesundheitswesen um Ver-gebung. Es löst sehr viel bei unseren Teilnehmern aus, wenn da ein Medi-ziner, der vielleicht noch selbst von Krankheit betroffen ist, vor ihnen steht und über seine persönliche Betroffen-heit und Gottesbeziehung spricht. Wir nennen die Teilnehmer Gäste, denen wir auf Augenhöhe begegnen wollen, denn auch wir Mitarbeiter sind von Krankheit betroffen. Wir berichten von eigenem Durchleben von Krankheit. Dadurch kommt es bei den Gästen zu einer ‚Versöhnung mit der Krank-heitsbiografie‘. Verletzungen durch das System, die Ärzte, Pflegende oder

Hebammen können angesprochen und heil werden. Es kommen auch Gäste, die bereits vor ihrer Erkrankung in einer lebendigen Gottesbeziehung lebten und dann jedoch ebenso in Not und Verzweiflung geraten wie Menschen ohne persönlichen Glauben, wenn sie von schwerer, chronischer oder unheil-barer Krankheit getroffen werden. Auch Gemeinden, die vielleicht sogar bereits mit Kranken beten, kommen an ihre Grenzen. Gemeindemitarbeiter werden mutlos, wenn sich scheinbar nichts ändert. „Die Kranken“ fühlen sich durch gut gemeinte Zuwendung in Gebet und Gespräch manchmal bedrängt und erfahren so zusätzlich Not: Krankheit isoliert und macht Angst.

Sinn erfahren – ein Wunder

Es ist für mich selbst jedes Mal neu ein Wunder mitzuerleben, wenn Men-schen Sinn in ihrer aktuellen Lebens- bzw. Krankheitssituation erfahren, wenn sie Beistand und Verständnis erleben und dadurch neuen Mut bekommen, Schritte der Heilung auf Gott hin, aufs Leben hin zu gehen! Wir geben durch unsere Begleitung praktische Hilfen zur Umsetzung, bieten Rituale an, zeigen Möglichkeiten und Hilfen zur Lebensstiländerung auf. Es ist faszinierend mitzuerleben, wie Menschen bereits an zweieinhalb Tagen sich heraustasten. Sie finden aus der Passivität und oft depressi-ven oder auch verbitterten Erstarrung heraus - oft gerade durch die neu erfahrene Solidarität Jesu als dem Schmerzensmann überhaupt. Körperli-che Symptome und Einschränkungen werden teils besser, teils bleiben sie bestehen, treten dann aber meist in den Hintergrund vor innerer Heilung oder Versöhnungsprozessen. Neue Ideen zur Veränderung entstehen, es kommt zur Eröffnung einer neuen Zukunftsperspektive in und trotz Krank-heit in ihrem Leben. Ein Blickwechsel geschieht, es kommt zu Aktivierung

von vorhandenen, vergessenen und unerkannten Ressourcen oder zu deren Stärkung, zum Wachsen von Vertrauen und Hoffnung. Wir erleben große bewegende und verändernde Erfahrungen durch Begegnung der Gäste mit Menschen in ähnlichen Situ-ationen und – für manche zum ersten, für manche zum wiederholten Male – auch mit Gott.

Mehr zum Projekt: www.cig-online.de

29. - 31. 10. 2010 Nütschau, Wochenende für Kranke und Angehörige, „Gesunder Umgang mit Krankheit-Schritte der Heilung gehen“ Ameldung: (+49) (0) 4104 4982

Bettina Gundlach, Aumühle, Ärztin im

Sozialpsychiatrischen Dienst, Therapeu-

tische Seelsorgerin, Vorstand Christen

im Gesundheitswesen und Mitglied im

Herausgeberkreis von ChrisCare

„Als ich zu dem Seminar fuhr, war ich ein völlig verzweifelter Mensch. Sehr angenehm war die Atmosphäre im Kloster und auch geprägt dadurch, dass die Mit-arbeiter und die Gäste Christen waren. Beim stillen Gebet kam dann alles raus, was sich in den letzten Wochen angestaut hatte. Ich war Gott noch nie so nah. Ich habe dieses Seminar verlassen mit einem Herzen gefüllt mit Liebe von Gott. Ich weiß, Gott sorgt für mich.“ (Eine Teilnehmerin)

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14

Mirjam Mikoleit ist 45 Jahre alt und wohnt in Aumühle bei Hamburg. 1986 hat sie ihr Krankenpflegeexamen im katholischen Krankenhaus Groß-Sand in Hamburg bestanden und war anschließend sowohl in stationären als auch in unterschiedlichen Funktionsbereichen als Pfle-gekraft tätig. 1991 – 1993 hat Frau Mikoleit in der Geschäftsstelle von Christen im Gesundheitswesen in Aumühle gearbeitet und anschlie-ßend eine zweijährige Weiterbildung zur Lehrerin für Pflegeberufe beim Berufsförderungswerk (bfw) in Hamburg absolviert. Bis 2000 arbeitete sie in einer Krankenpflegeschule und entschloss sich dann, parallel zu ihrer Tätigkeit als Pflegelehrerin, ein Hochschulstudium zu beginnen. Dieses schloss sie 2005 als Diplom-Pädagogin ab. Seit 2008 leitet sie eine Gesundheits- und Krankenpflegeschule in Hamburg

Frau Mikoleit, wie führen Sie die Gesundheits- und Krankenpflege-schüler an das Thema Leid heran?

Wir arbeiten von Ausbildungsbeginn an mit Selbsterfahrungen, z. B. die Körperwahrnehmung betreffend, und ermöglichen es den Schülern so, Erfahrungen zu sammeln, beispiels-weise Einschränkungen bewusst wahrzunehmen und Abhängigkeit oder Hilflosigkeit zu erleben und zu reflektieren. Diese Wahrneh-mungsprozesse werden im Laufe der Ausbildung zunehmend kom-plexer. Im Unterricht bearbeiten wir

das Verständnis von Begriffen wie Gesundheit, Krankheit, Leid und setzen uns mit der Phänomenologie auseinander, die nach der Bedeutung des Erlebten für den einzelnen Menschen fragt.

Wie behandeln Sie die Themen Schmerz, Tod und Sterben?

Das Thema Schmerz ist aufgrund seiner Komplexität in mehreren Lern-feldern mit unterschiedlicher Gewich-tung enthalten. Schwerpunktmäßig setzen wir uns im Rahmen der palliativen Pflege damit auseinander.

Neben den physiologischen Grund-lagen werden u. a. die psychischen und kulturellen Einflüsse auf das Schmerzerleben, die pflegerischen Interventionen und Bewältigungs-strategien thematisiert. Im Zusam-menhang mit dem Thema Sterben und Tod fahren wir mit den Schülern und Schülerinnen für eine Woche in ein Benediktinerkloster nördlich von Hamburg. Wir setzen uns mit unse-ren eigenen Erfahrungen von Verlust und Endlichkeit auseinander, reflek-tieren den Umgang von Sterben und Tod in unterschiedlichen Kulturen und Glaubensrichtungen und bearbeiten die gesellschaftspolitische Haltung zu diesem Thema. Die Mönche bringen sich als Christen thematisch in das Seminar ein und geben dadurch den Schülern und Schülerinnen herausfor-dernde Impulse.

Behandeln Sie auch das Thema Chronische Krankheiten?

Ja, das kommt im Anschluss dran. Chronische Erkrankungen zeichnen sich ja durch zahlreiche Wechselwir-kungen und hohe Anforderungen an die Organisation des Alltags aus und gerade die Pflege versteht sich im Sinne einer solchen Unterstützung von Alltagskompetenzen und der Integration von Einschränkungen in den Alltag. Wir behandeln dieses so zentrale Thema im Zusammenhang mit dem Verlaufskurvenmodell (Cor-bin/Strauss, 1993) und der Erarbei-tung von Coping-Strategien.

Was geht Ihnen besonders unter die Haut?

Die zunehmende Belastung der Schüler im Berufsalltag. Junge Men-schen erleben z.B. eine steigende Arbeitsdichte bei gleichzeitiger

Wenn Schüler das Leid kennenlernenHerausforderungen an Gott abgeben

INTERVIEW

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3/2010 CHRISCARE 15

Personalreduktion. Der Bedürftigkeit der Kranken kann oft nur unter Zeit-druck entsprochen werden und die Umsetzung des pflegerischen Fach-wissens gestaltet sich in der Praxis zunehmend schwerer. Daraus ergibt sich eine Fülle von Konfliktpotential, mit dem die Schüler und Schülerin-nen konfrontiert werden und sich auseinandersetzen müssen. Als Ausbildungsstätte stehen wir mit in der Verantwortung, Wege zu finden, die Ausbildung so zu gestalten, dass die Lernenden sowohl optimal gefördert als auch gefordert werden. Als Christ ist es wertvoll für mich, die zahlreichen Herausforderungen an Gott abgeben zu können, sie mit ihm zu teilen, in dem Vertrauen, dass er mir/uns zugesagt hat, da zu sein und in allen Lebensbereichen für mich/uns sorgen möchte.

Haben Sie persönliche Erfahrungen mit dem Thema Leid gemacht?

Ja, ich selber bin chronisch krank und habe dadurch bedingt einen Erfah-rungsschatz, der zwar nicht leicht erworben wurde und wird, der aber meinem Leben auch etwas an Tiefe, Menschenliebe und Gotteserfahrung geschenkt hat, was so vorher nicht da war. Zugegeben, ich hätte mir die Erkrankung nie im Leben freiwillig ausgesucht, bis heute nicht und wäre froh, wenn ich wieder gesund wäre, aber so ist es nicht und das auszuhalten und anzunehmen ist ein tägliches Übungsfeld für mich.

Herzlichen Dank für dieses Gespräch.

Die Fragen stellte Anne-Katrin Rathje

INTERVIEW

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16 FORSCHUNGSBERICHT

gefährdet, in ihrem Beruf auszu-brennen als Pflegekräfte, denen diese fehlen. Im Auftrag des Sozi-alwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutsch-land hat die Kasseler Arbeits- und Organisationspsychologin nach den Gründen gesucht. In der Studie „Wie manifestieren sich innere Kraftquellen in der Pflege (in diako-nischen Einrichtungen)?“ wurden qualitative Interviews geführt: „Meine tiefe Glaubensbeziehung trägt mich. Ohne sie könnte ich die Arbeit nicht machen. Ich fühle mich berufen, Barmherzigkeit, wie Jesus sie gelehrt hat, zu leben“, wird eine Krankenschwester zitiert, und ein Altenpfleger sagt: „Wenn ich ein Schema habe, einen festen Ablauf und weiß, so und so muss ich das machen, bin ich ganz ruhig in meinen Handlungen.“ Im Inter-view meint Schwester Gisela: „Das christliche Menschenbild ist meine innere Orientierung. Diese Orien-tierung gibt mir Mut und die Kraft, Regeln und Standards zu brechen und auf die Bedürfnisse der Patien-ten einzugehen.“

Glaube verbindet

Nicht immer schützt Spiritualität vor

Problemen: „Wenn es ganz schlimm ist,

verlässt mich mein Glaube und ich kann

keine Kraft aus ihm schöpfen“, erklärt

eine Mitarbeiterin in der ambulanten

Pflege der Interviewerin. Ihr Kollege

aus dem Krankenhaus, für den Religion

sinnlos ist, schöpft seine Kraft aus dem

Dank der Patienten: „Doch der wird

immer weniger, weil die Patienten alles

als Service wahrnehmen, für den sie

bezahlen.“ Einige Befragte spüren sehr

deutlich, wie sich ihre Spiritualität auf

den Berufsalltag auswirkt: „Der Glaube

bietet ein Umfeld, in dem Patienten

sich trauen, über sich und den Sinn des

Lebens zu sprechen. In diesem Umfeld

kann ich sogar Veränderung anstoßen.

In einem anderen Umfeld würde das

schnell als Angriff aufgefasst werden.“

Seine Erfahrung kommentiert Kum-

bruck: „Der wahrnehmbare Glaube in

einer Einrichtung gibt den Patienten

das Gefühl, ganz Mensch zu sein. Er

verbindet die Menschen, egal ob krank

oder gesund, egal ob auf Fürsorge ange-

wiesen oder Fürsorge erteilend, denn

‚vor dem Herrn sind wir alle gleich‘.“ Auf

einer onkologischen Station macht die

dort tätige Krankenschwester die Erfah-

rung, dass ihr Glaube, „dass Gott immer

bei mir ist und es ein Leben nach dem

Tod gibt“, ihr die Angst vor dem Leben

und auch vor dem Tod nimmt: „Dadurch

kann ich Ruhe und Hoffnung ausstrah-

len und gelassen Situationen angehen,

in denen andere Pflegekräfte sich sehr

unwohl fühlen und nervös werden.“ Bei

der Durchsicht der Interviews mit den

Mitarbeitern im Krankenhaus fällt den

Verfassern der Studie auf, „dass Heilung

mehr als medizinische Gesundheit ist.

Dieses Mehr bezieht sich auf seelische

und psychische Komponenten und

bedarf deshalb pflegerischer Interventi-

onen wie Beten und Kommunizieren.“

Spiritualität nährt sich aus Praktiken und

Übungen. Ausdrucksformen geistlichen

Lebens und Überzeugungen helfen bei

der Aktivierung innerer Kraftquellen.

Unter den Überzeugungen führt zum

Beispiel die Gewissheit, dass es ein

Leben nach dem Tod gibt, zu einem

Perspektivenwechsel, der eine wich-

tige Bewältigungsstrategie darstellt.

Aus dem Besuch kirchlicher Bauwerke

schöpfen Mitarbeiter die Vorstellung

von Geschütztheit.

Anspruch und Machbarkeit

Zu den Bewältigungsstrategien gehören

auch nichtreligiöse alltägliche Rituale

wie das Rauchen einer Zigarette oder

Computerspiele nach der Arbeit. Dabei

bieten diese allerdings nur kurzfristige

Entlastung, wohingegen regelmäßi-

ges Spazierengehen und sich dabei

Eins mit dem Kosmos zu fühlen oder

das Gespräch mit Kollegen oder dem

Ehepartner über nahegehende Pflege-

situationen der Bewältigung dienen und

dadurch langfristig wirken. „Überhaupt

ist die soziale Dimension sehr wichtig“,

ergänzt Kumbruck: „Besonders Frauen

schöpfen aus diesen Beziehungen

Kraft.“ Darum könnten auch Gesprächs-

gruppen zur Erschließung von Kraft-

quellen beitragen. Beten, Meditieren

oder auch das regelmäßige Lesen der

Losungen verhelfen zu einer größeren

Gelassenheit. Von dieser berichtet eine

der Interviewten: „Zunächst war meine

Religiosität nur Anspruch, nur morali-

scher Druck. Sie hat mir nicht geholfen

und ich habe versucht, mich dagegen zu

wehren. Heute gibt sie mir Kraft, aber

das musste ich mir erarbeiten“. Aus

diesem Gespräch wird weiter berich-

tet, „dass eine Balance im Konzept

Nächstenliebe zwischen Anspruch und

Machbarkeit“ nötig ist.

Sinn in schweren Situationen

„Die heute oft gehörte Forderung nach

professioneller Distanz“, so erklärt Chris-

tel Kumbruck, „kann in ihrer extremen

Form in Gegensatz zu Empathie und

Barmherzigkeit treten“. Eine gewisse

Distanz wird als Schutzmechanismus

gebraucht, denn Pflegepersonen sind

nicht mehr handlungsfähig, wenn sie

Professor Dr. Christel Kum-bruck ist über-zeugt: Schwes-tern und Pfleger mit spirituellen Ressourcen sind weniger

Spiritualität: Wichtige Kraftquelle im Pflegealltag

Page 17: ChrisCare 2010-3

3/2010 CHRISCARE 17FORSCHUNGSBERICHT

mit jedem Patienten mitleiden. Wenn

sie sich aber gar nicht auf die Patien-

ten einlassen, bleibt die menschliche

Zuwendung auf der Strecke, fehlt auch

das notwendige Gespür zum Erken-

nen des Befindens des Bedürftigen

und zudem kommt dann auch in der

Interaktion kein positives Feedback vom

Patienten zurück. Denn gerade die Nähe

zum Patienten ist ein wesentliches

Merkmal von Pflege, insbesondere

in christlichen Einrichtungen. Umso

wichtiger sei die Förderung spiritueller

Ressourcen. „In den meisten Fällen

setzen die Pflegekräfte auf die emoti-

onsorientierte Bewältigung, d.h. auf die

mentale Veränderung der Bewertung

von Stressoren sowie den Aufbau eines

starken Selbstvertrauens in die eigene

Fähigkeit, Stress zu bewältigen.“ Gerade

den Überzeugungen, so die Studie,

„kommt beim Aufbau von Selbstbe-

wusstsein eine wichtige Rolle zu. Die

Pflegekräfte gewinnen durch diese nicht

mehr hinterfragten Gewissheiten – wie

z.B. Ruhe vermitteln zu können – und

Handlungsmottos – wie z.B., dass man

andere Menschen so behandeln will,

wie man selbst gerne behandelt sein

möchte, oder dass man barmherzig

sein will – letztlich große Sicherheit und

Kontrolle über die unterschiedlichsten

Situationen.“ „Relativ viele Überzeu-

gungen als auch Praktiken dienen dazu,

einen Perspektivenwechsel auf den

Stressor einzuleiten. Als Beispiele seien

die Gewissheit, dass es ein Leben

nach dem Tod gibt, der Gottesdienst-

besuch sowie Sterberituale genannt.

Sie helfen, eine Station/Situation im

menschlichen Werdegang zu akzeptie-

ren und positiv zu bewerten, indem sie

angesichts einer sonst nur schwer zu

bewältigenden Situation Sinn stiften.“

Die Untersuchung zeigt auch, dass es

nicht nur auf eine Neubewertung der

Situation ankommt, sondern auch auf

die Relativierung der eigenen Rolle.

„Wenn eine Krankenschwester im

ambulanten Dienst den Patienten nach

dem Besuch wieder allein lassen muss,

dann hilft ihr das Wissen, dass ein

anderer, nämlich Gott, auf den Patienten

aufpasst, wenn niemand bei ihm ist,“

erläutert Kumbruck. „Allerdings stellt

sich bei manchen Ausdrucksformen und

Bewältigungsstrategien die Frage, ob

sie ab und an reflektiert und gefestigt

werden (müssen), damit sie nicht zu lee-

ren, wirkungslosen Worthülsen werden

und damit selbst wiederum zu einer als

Belastung wirkenden Anspruchshaltung

verkommen. In den Interviews gibt es

Beispiele dafür, dass es einer Revitali-

sierung der Kraftquellen durch Super-

vision, spiritueller Weiterbildung etc.

bedarf, damit die Pflegekräfte gesund

bleiben und nicht in Zynismus verfallen.“

Ohne Glaube eher gestresst

Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist

die Bedeutung spiritueller Ressourcen

für die Gesundheit der Pflegenden. Es

zeigte sich, dass Pflegekräfte, die keine

religiöse Kraftquelle haben, schwerer

mit emotional belastenden Pflegesitua-

tionen wie einem langen Leiden eines

Patienten oder dem frühen Tod einer

Mutter mit kleinen Kindern zurecht-

kamen. Die Entlastung der religiösen

Mitarbeiter hat jedoch Grenzen: „Die

pflegeimmanente innere (emotionale)

Belastung kann teilweise durch den

Glauben gemindert werden. Idealer-

weise sollte diese Einstellung immer

wieder gestärkt und erneuert werden

durch Supervision, Weiterbildung und

Gespräche mit Seelsorgern bzw. kolle-

giales Feedback. Aber diese Belastung

darf nicht zu hoch werden und insbe-

sondere die äußere Arbeitsbelastung

(Arbeitsverdichtung, Arbeitsdauer,

Fallbetreuungsdauer), die ja nicht durch

den Glauben kompensiert wird, darf ein

bestimmtes Maß nicht überschreiten.“

Ohne Zeit und Reflektionsmöglichkeit

fehlen die Voraussetzungen, die spiri-

tuellen Kraftquellen „anzuzapfen“. Die

Rahmenbedingungen können somit

die Bedeutung der inneren Kraftquellen

entscheidend beeinflussen. „Pflege-

kräfte, die in Einrichtungen arbeiten, in

denen gezeigter Glaube nicht selbst-

verständlich ist, leiden darunter, etwas

verstecken zu müssen oder auch

wenige Patienten zu haben, bei denen

Gespräche über Gott und Gebete

auf Resonanz stoßen.“ Geht es den

Mitarbeitenden gut, spüren das auch

die Patienten. „Als ein Beispiel wird

von der Ausstrahlung von Ruhe und

Hoffnung und gelassenem Handeln

gesprochen, aber auch von dem daraus

resultierenden Gefühl der Patienten,

trotz krankheitsbedingter Einschränkun-

gen ganz Mensch zu sein.“

Schattendasein in der Diakonie

Christel Kumbruck legt den Finger in

eine Wunde, wenn sie den Eindruck

gewonnen hat, „dass Religiösität in dia-

konischen Einrichtungen ein Schatten-

dasein fristet und religiöse Kraftquellen

meist individuelle Ressourcen einzelner

Mitarbeiter sind. Hierfür sprechen Aus-

sagen wie: 'Ich bete oft im Verborge-

nen. Manchmal bin ich mutig und oute

mich'.“ Die Studie kommt darum zu

dem Schluss: „Religiös bedingte innere

Kraftquellen werden somit in diakoni-

schen Einrichtungen nicht als besonders

bedeutsam angesehen.“ Sie „pflegen

diese Ressource im Gegensatz zu

anderen christlichen Einrichtungen nicht

ausreichend. Dies ist als problematisch

anzusehen, weil gerade im Glauben

Potentiale für Bewältigungsstrategien

durch Sinngebung liegen, die weltliche

Bewältigungsstrategien nicht haben.“

Frank Fornaçon

Prof. Dr. Christel Kumbruck, Professorin an der FH Osnabrück, Studiengang Wirt-schaftspsychologie. www.wiso.fh-osnabrueck.de/kumbruck.html

Der Forschungsbericht von Christel Kum-bruck, Wibke Derboven und Monique Wölk „Wie manifestieren sich innere Kraftquellen in der Pflege (in diakonischen Einrichtun-gen)?“ ist für ca. 5,00 Euro plus Porto beim Sozialwissenschaftichen Institut zu bestellen: [email protected]

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18 ERFAHRUNGEN

Claudia, eine 45-jährige Ärztin, kommt gerne zu den Gottesdiens-ten. Allerdings kommt sie meist erst, wenn der Gottesdienst schon begonnen hat, und oft geht sie auch etwas eher. Claudia steht die meiste Zeit, oder sie lehnt sich an die Wand. Seit ihrer Kindheit hat sie ständig Hüftschmerzen. Alle medizinischen Möglichkeiten hat sie schon ausgeschöpft; hier und da auch immer wieder Linderung und Hilfe erfahren. Sie ist müde geworden, den ständigen Rat oder die „Rat-Schläge“ der vielen zu hören, die letztlich doch keine Lösung für sie haben. Der zie-hende und stechende Schmerz ist niemals ganz verbannt und wird wohl auch bleiben, oder?

Claudia ist ein sehr freudiger und über-zeugter Christ. Sie betet gerne, auch für andere. In der Kirchengemeinde ist sie sogar in einem speziellen Gebets- und Fürbittedienst für Kranke engagiert. Wie oft hat sie selbst schon die außergewöhnlichen Heilungsver-läufe bei anderen miterleben dürfen; oft wurde es mit jedem Gebet besser und hier und da war sie sogar Zeuge von dem, was man eine „Spontanhei-lung“ nennen kann. Claudia weiß also etwas von der heilenden Kraftwirkung ihres Heilandes Jesus Christus! Und dennoch bleibt ihr eigener Schmerz. Manchmal kann sie sich gar nicht so sehr mitfreuen, auch wenn sie es möchte, wenn Menschen von Hei-lungen und Besserungen berichten, die sie durch Gottes Hilfe und Kraft erfahren haben. Dann will sich auf

ihren körperlichen Schmerz noch der Schmerz der Seele legen, des Unver-standenseins von Gott.

Ausdruck von Unglauben? Lange Zeit war Claudia in einer anderen Gemeinde, in der sie ihren eigenen Schmerz gar nicht benen-nen durfte. Ständig wurde ihr gesagt und gepredigt: „Du bist in seinen Wunden geheilt! Du musst das im Glauben immer und immer wieder bekennen! Sprich nicht von deinen Schmerzen, das ist nur Ausdruck des Unglaubens!“ Aber sie glaubte doch und dennoch waren da diese stechen-den Schmerzen, Tag für Tag, Nacht für Nacht! So behielt sie ihr Leiden und ihre Tränen für sich. Doch schon bald merkte sie, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Der „Schmerzens-mann“, von dem die Christen singen, der Heiland ist nicht nur da, um uns hier und jetzt alle Schmerzen zu nehmen, sondern um uns auch hier und jetzt Kraft zu geben. Er nimmt uns in dieser Welt nicht jetzt schon alle Krankheiten und Schmerzen, sondern er gibt uns die innere Kraft, diese besser zu tragen und zu deuten. Gott hat sich nicht von den Leidenden verabschiedet, sondern er ist selber zu einem Leidenden geworden. Nach und nach hat Claudia diese Wahrheit in ihrem Glauben neu nachbuchsta-bieren müssen. Schließlich verließ sie ihre damalige Gemeinde, weil sie diese theologische Einseitigkeit nicht mehr ertragen konnte, und schloss sich einer anderen Gemeinde an. Heute lebt sie immer noch in dieser Spannung des Glaubens: Zum einen hält sie daran fest, dass Gott ein Gott der Heilung ist, zum anderen ist dieser Gott aber auch ein Gott des Trostes und Beistandes. Diese Spannung zwischen dem „Schon-jetzt“ und „Noch-nicht“ zieht sich durch das ganze Zeugnis des Neuen Testamentes hindurch. Ja, schon jetzt wird uns von umfangreichen

Heilungen und Wundern berichtet, da fließen dann die Tränen der Freude. Allein etwa ein Drittel aller Evange-lienberichte erzählen von solchen Heilungswundern. Aber dann lesen wir im Neuen Testament auch, dass selbst der Apostel Paulus seufzt und auf die Erlösung seines Leibes noch wartet (Rö 8,22). Erst in Gottes neuer Welt wird es ein Ende der Schmerzen geben. „Und er wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist ver-gangen. Und der, welcher auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21, 4-5). Claudia hilft es heute, dieses ganze Evangelium zu kennen und zu hören. Es hilft ihr, ihre Schmerzen anders zu deuten. Sie muss sie nicht mehr allein tragen und sie weiß, alle Krankheit und alles Leiden werden ein Ende haben in Got-tes neuer Welt. Sie weiß sich in dieser Spannung ihres Glaubens gut in der jetzigen Gemeinde angenommen. Sie muss ihre Schmerzen nicht mehr verleugnen oder verbergen, und man glaubt ihr ihren Glauben.

Einseitigkeit macht kränker An Claudia können wir sehen, wie wichtig eine klare biblische Lehre zum Thema Heilung ist. Eine theologische Einseitigkeit, die zudem noch als „vol-les Evangelium“ angepriesen wird, macht Menschen oft noch kränker, als sie sind. Sicher gibt es auch genü-gend Beispiele, wo die Einseitigkeit in der biblischen Lehre anders akzentu-iert wird. Da wird nur auf die Ewigkeit vertröstet, und für hier und jetzt gibt es weder Trost noch Glaubensstär-kung oder gar die Erwartung, dass Gott hier und jetzt auch schon umfas-send heilen kann. Heilung ist Sache der Medizin, und sie hat nur wenig in den Kirchen zu suchen, denn die sind ja für das „Seelenheil“ zuständig. Gott sei es geklagt, dass auch diese

Eine Kirchengemeinde begleitet KrankeDr. Heinrich-Christian Rust, Braunschweig, Pastor der Friedens-kirche, Mitglied im Vorstand des Christ-lichen Gesundheits-kongresses und des Fachbeirats von ChrisCare

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3/2010 CHRISCARE 19GEMEINDE BEGLEITET CHRONIKER

Form von theologischer Einseitigkeit und Blindheit immer wieder eine neue Renaissance feiert! Das Evange-lium von Jesus Christus entlässt uns nicht aus dieser Glaubensspannung zwischen dem „Schon-jetzt“ und „Noch-nicht“. Aber gerade in dieser Spannung stehen chronisch kranke Menschen.

Begleitung chronisch Kranker 1. Eine Gemeinde ist sowohl ein Ort der Heilung als auch der Tröstung. Ich bin Pastor in der Braunschweiger Friedenskirche, die seit vielen Jahren den Heilungsauftrag der Gemeinde Jesu neu aufspürt. In allen Gottes-diensten bieten wir das Gebet für kranke und hilfesuchende Menschen an; zusätzlich laden wir zu speziellen Gottesdiensten ein, in denen die Krankensalbung auch ihren Raum hat.Zudem hat sich ein Team von erfahr- enen Mitarbeitern gebildet, die wöchentlich zu bestimmten Zeiten intensiv für Kranke beten. Dabei ermutigen wir auch die chronisch Kranken, immer wieder diese Dienste in Anspruch zu nehmen. Die soge-nannten „Heilungsdienste“ der Gemeinde sind verbunden mit den medizinischen und therapeutischen Angeboten der Region. Wir sehen hierin keinen Gegensatz. Der Erlö-sergott ist ja kein anderer als der Schöpfergott. Bei allem Bemühen um Heilung ist uns jedoch von Anfang an wichtig geworden, dass die vielfälti-gen Heilungsdienste der Gemeinde immer auch mit den seelsorgerlichen Diensten und mit den „Tröstungen“ des Evangeliums verbunden sein müssen. Wir erfahren zwar zuneh-mend wunderbare Heilungen, aber wir erleben auch, dass Betende und Glaubende weiterhin mit ihrer Krank-heit leben müssen und ihnen offenbar erst in Gottes neuer Welt die letzten Tränen von ihren Augen abgewischt werden. Hier sind die Besuchsdienste der Kirchengemeinde besonders gefragt. Oft können chronisch Kranke

auch nicht an den regelmäßigen Veranstaltungen in einer Kirchenge-meinde teilnehmen. Zuspruch aus Gottes Wort, die menschliche Nähe, das gemeinsame Gebet, der seelsor-gerliche Beistand oder auch einfach die Anwesenheit können trösten.

2. Eine Gemeinde ist sowohl Ort des Lobes Gottes als auch Ort der Klage vor Gott. Als Glaubende loben wir Gott und danken ihm für alle hier schon erfahrenen Segnungen. Wir danken ihm auch für die Hoffnung, die unser Leben prägen kann, bei allem Leid, was uns persönlich oder auch in dieser Welt niederdrücken will. Zudem dürfen wir diesem Gott, der sich uns durch Jesus als liebender Vater im Himmel offenbart hat, auch alle Not klagen. Die Klage ist nicht ein Aus-druck des Unglaubens, sondern des Glaubens. Sie ist eine Weigerung, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Sie ist eine Erinnerung an Gott, dass die menschliche Situation nicht so ist, wie sie sein sollte; sie ist auch ein Ausdruck der Hoffnung. Wir müssen es neu lernen, in den Gemeinden auch eine spirituelle Kultur der Klage zu entwickeln, eine Gebetsform, in der wir unserem Schmerz eine Stimme vor Gott geben.

3. Eine Gemeinde erlebt die Gegen-wart Gottes sowohl in der Über-windung des Leides als auch im Leiden selber. „In dir ist Freude in allem Leide“, so jubelt die singende und betende Gemeinde ihrem Gott

zu. Die Gegenwart Gottes ist nicht nur in der Überwindung des Leides zu erfahren, sondern die Schmer-zen, die Wunden des Lebens, sie sind Treffpunkte des Menschen mit dem „Mann der Schmerzen“, mit Jesus Christus. Der Apostel kann hier sogar von einer „Gemeinschaft seiner Schmerzen“ sprechen (Phil 3,10). Der dauerhafte Schmerz und das chronische Leiden können so zu einer ständigen Erinnerung an den werden, der alle Schmerzen und Krankheiten auf sich genommen hat und in dessen Wunden wir Heilung finden (Jes 53). Christus ist ja gerade bei den Leidenden, den Bedürftigen, den Ohnmächtigen, den Armen, den Kleinen zu finden. Hier erfährt der Glaubende eine besondere Intensität der Nähe Gottes. Eine Gemeinde, in der es keine Leidenden, keine Menschen des Schmerzes mehr gibt, eine solche Gemeinde wird es erst in Gottes neuer Welt geben. Hier in die-ser Welt begegnet uns Christus selber in den Leidenden. Die Begegnung mit chronisch Kranken kann somit auch immer zu einer Begegnung mit Jesus Christus werden. Chronisch Kranke, Leidende, Menschen der Schmerzen sind für eine Gemeinde keine Belast-ung, sondern eine Bereicherung. Sie sind Erinnerer an den, der hier und schon jetzt im Leiden erfahrbar ist und auf den die ganze Christenheit wartet. Sie sind Treffpunkte mit dem Gott, der sich nicht von dem Leid dieser Welt abgewandt hat, sondern der uns Men-schen „unter die Haut gekrochen“ ist.

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20 HINTERGRUND

„Und das will ein kirchliches Haus sein?!“ Dieser Satz fällt schnell, wenn sich zwischen der Realität und dem kommunizierten Leitbild einer konfessionellen Einrichtung eine breite Lücke auftut. Von kirch-lich-diakonischen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wird eben erwartet, dass in ihnen ein anderer Geist herrscht, ein besse-res Miteinander im Team, ein lie-bevollerer Umgang mit Patienten und Bewohnern gelebt wird als in vergleichbaren Einrichtungen in privater oder kommunaler Träger-schaft. Zudem wird von ihnen ein kooperativerer Führungsstil, ein werteorientierteres Management und ein der christlichen Ethik verpflichtetes Wirtschaften und Handeln erwartet.

Konfessionelle Häuser kennen diese Erwartungen und arbeiten mit ihnen, denn sie wissen, dass darin einer ihrer Wettbewerbsvorteile in einem Gesundheitsmarkt liegt, in dem andere Anbieter gnadenloser an den finanziellen Schrauben dre-hen, schneller Personal abbauen und konsequenter Abläufe wirtschaftlich optimieren. Aber wie können kirch-lich getragene Einrichtungen der Erwartung gerecht werden, dass sie werteorientierte Unternehmen sind? 1. Werte müssen konkrete Erwar-tungen wecken, damit sie Orien-tierung bieten.

Für eine werteorientierte Unterneh-mensführung braucht es konkrete Werte, nicht nur schöne Leitbilder. Leitbilder bestehen idealer Weise aus wenigen Sätzen, die die Grundausrich-tung eines Unternehmens auf den Punkt bringen. Leitbilder können unter der Hand Werte transportieren, aber

diese bleiben zumeist unkonkret. Wenn z.B. im Leitbild eines konfessionellen Trägers auf das christliche Menschen-bild verwiesen wird, entsteht zwar beim Leser ein Gefühl der Werte-orientierung, aber es werden keine konkreten Erwartungen geweckt. Das erleichtert die Kommunikation des Leitbildes, seinen Einsatz für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, schränkt aber zugleich die Wirksam-keit für den innerbetrieblichen Alltag einer Einrichtung deutlich ein. Und weil sich aus Leitbildern meist keine konkreten Handlungsaufforderungen ergeben, bleiben sie auch oft wirkungs-los. Werden hingegen im Wertekanon eines Unternehmens konkrete Idealvor-stellungen kommuniziert, dann werden damit auch klare Erwartungen geweckt, deren Erfüllung nicht einfach unterblei-ben kann, soll die Werteorientierung des Unternehmens glaubhaft sein.

2. Werte brauchen die Zustim-mung in der Mitarbeiterschaft, damit sie eine Einrichtung durchdringen.

Ein für das gesamte Unternehmen verbindlicher Wertekanon kann nicht vom Träger vorgegeben werden, er muss aus den Wertvorstellungen der Mitarbeiterschaft heraus entwickelt werden. Dies gelingt am ehesten einer Arbeitsgruppe, in der sowohl die im Haus vertretenen Berufs-gruppen als auch die verschiedenen Wertvorstellungen vertreten sind, die es in der Mitarbeiterschaft gibt. Dies bedeutet, dass in einer konfes-sionellen Einrichtung in den neuen Bundesländern neben kirchlichen Trä-gervertretern auch Mitarbeiter an der Werteformulierung beteiligt werden sollten, die eine atheistische Prä-gung mitbringen, oder dass in einer multikulturell zusammengesetzten

Mitarbeiterschaft auch Vertreter ande-rer Religionen am Wertekanon des Unternehmens mitschreiben dürfen. Nur so kann es gelingen, Werte zu formulieren, die die Mitarbeiterschaft sich anschließend auch aus Überzeu-gung zu Eigen macht und nicht nur, weil sie weiß, dass es der Träger so wünscht. Dabei ist darauf zu achten, dass der vorgeschlagene Wertekanon Aussagen für alle relevanten Bereiche des Unternehmens umfasst. Neben der Beziehung zwischen Mitarbeiter und Patienten sollten auch die Art der Mitarbeiterführung, die wirt-schaftlichen und organisatorischen Entscheidungen der Verwaltung oder die Außenbeziehungen des Unterneh-mens im Wertekanon vorkommen. Aber ein so gemeinsam erarbeiteter Wertekanon braucht die ausdrückliche Zustimmung der Mitarbeiterschaft, bevor er für verbindlich erklärt wird. Dabei ist es sinnvoll, wenn die Mitar-beitenden in einer anonymen Abstim-mung alle Werte einzeln annehmen oder ablehnen können. Nur so ergibt sich von Anfang an ein klares Bild darüber, wie die Zustimmung der Mitarbeiterschaft zu den einzelnen Werten im Detail aussieht.

3. Werte brauchen ein aktives Wertemanagement, damit sie im Alltag nicht verdrängt werden.

Das Inkraftsetzen von Werten ver-ändert Erwartungen. Die Mitarbeiter erwarten nun vom Management, dass es die Werte bei Entscheidungen berücksichtigt, die Leitung von der Mitarbeiterschaft, dass diese die Werte im Alltag umsetzen. Dies aber ist für alle Seiten zunächst einmal unbequem und verleitet dazu, die Werte schnell in der nächsten Schublade verschwinden zu lassen. Dem kann die Leitung einer Einrichtung nur entgegenwirken, indem

Wie organisiert man Werte?Strategisches Wertemanagement im Gesundheitswesen

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3/2010 CHRISCARE 21WERTE IM UNTERNEHMEN

sie eine regelmäßige Kommunikation über die Werte organisiert und alle Mit-arbeiter mit den gemeinsamen Werten vertraut macht. Entscheidend aber ist, dass spürbar wird, dass die beste-hende Diskrepanz zwischen Werten und Realität nicht verschwiegen oder ignoriert wird, sondern ihr gezielt mit Maßnahmen entgegengewirkt werden soll. Alle Beteiligten müssen spüren, dass man sich gemeinsam bemüht, so weit es unter den gegebenen Umstän-den möglich ist, zur Realisierung der Wertvorstellungen beizutragen. Wenn die Unternehmensstrategie erkennbar an den gemeinsamen Werten ausge-richtet wird, schafft dies eine Glaubwür-digkeit der Wertenbasis, auch wenn nicht alles umgesetzt werden kann, was wünschenswert wäre.

4. Werte brauchen ein Werte-controlling, damit niemand sie ignorieren kann.

Und dennoch wird es immer wieder Mitarbeitende geben, die sich der Werteorientierung eines Unterneh-mens bewusst verweigern. Dies muss gar nicht demonstrativ geschehen, es kann auch in einer Nicht-Beachtung der Werte bei Entscheidungsprozessen oder einem fehlenden Engagement für die Werte zum Ausdruck kommen. Dabei ist es besonders fatal, wenn die mittlere Managementebene, die den Alltag einer Einrichtung prägt und gestaltet, sich immer wieder über die

eigentlich geltenden Werte hinweg setzt. Bleibt eine solche mangelnde Berücksichtigung der Werte ohne Kon-sequenzen, wird dadurch die Gültigkeit der Werte in Frage gestellt. Um dies zu verhindern, muss die Leitung erken-nen können, wo im Unternehmen die Werteorientierung nicht überzeugend gelebt wird. Eine Möglichkeit, solche Schwachstellen der Werteumsetzung zu entdecken, sind Mitarbeiterumfra-gen zur Zustimmung und zur Erlebbar-keit der Werte im Arbeitsalltag. Werden die Mitarbeiter anonym hinsichtlich aller Werte befragt, ob sie erleben, dass diese im Alltag der Einrichtung gelten, lassen sich leicht die Bereiche identifizieren, in denen einzelne Werte permanent ignoriert werden. Mit dieser Kenntnis kann eine Unternehmenslei-tung dann auch konkrete Maßnahmen für die Verbesserung der Werteori-entierung in diesen Arbeitsbereichen fordern und gezielt durchsetzen.

5. Werte brauchen Zeit, damit sie eine Unternehmenskultur prägen können.

Werte weisen in die Zukunft, denn sie beschreiben ein Ideal, das es anzu-streben gilt. Damit aber bleiben sie im harten Alltag des Gesundheitswesens letztlich immer ein Stück weit unerfüll-bar. Aber gerade deshalb können sie eine Unternehmenskultur langfristig prägen. Allerdings ist die Versuchung groß, die Werte bereits nach kurzer

Zeit wieder in Frage zu stellen, sei es, weil sie nicht unmittelbar sichtbare Ver-besserungen im Alltag auslösen, sei es, weil immer auch deutlich wird, wo die Schwachstellen in der Werteorien-tierung des Unternehmens liegen. Erst wenn die Unternehmensführung über mehrere Jahre hinweg an den verein-barten Werten festhält und ihre Umset-zung einfordert, erst wenn die zweite Ebene entdeckt hat, dass das eigene Vorankommen im Unternehmen auch von einer erfolgreichen Werteorientie-rung abhängt, erst dann werden die Werte zu einem langfristig prägenden Bestandteil der Unternehmenskultur und zu festen Zielpunkten für die Alltagsgestaltung einer Gesundheits-einrichtung. Wo dieser Prozess aber gelingt, werden trotz Kostendruck und Arbeitsbelastung sowohl die Patienten und Bewohner als auch die Mitarbeiter am Ende sagen: „Man spürt doch, dass dies ein kirchliches Haus ist.“

Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas, Pro-fessor für Diakonik am Theologischen Seminar Elstal (Fachhochschule) und Corporate Identity Beauftragter der Immanuel Diakonie Group, Berlin

Werte

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22 BIBELIMPULS

Mach das Beste daraus!Seine Wege sind unerforschlich

„O welch eine Tiefe des Reich-tums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“ Römerbrief 11,33

Frau Abe ist bei einem Autounfall um Haaresbreite dem Tod entkommen und von ihren schweren Verletzungen vollständig genesen - ein Wunder geradezu. Sie ärgert sich über sich selbst: „Alles ist verheilt und mir geht es jetzt so gut. Ich müsste mich doch wirklich meines Lebens freuen können. Stattdessen bin ich ständig in Angst. Ich bin ein unverbesserli-cher Pessimist. Warum mache ich mir selbst so viel Stress?“

Über den Sinn des Lebens will sie mit mir sprechen. Sie ist getauft und konfirmiert. Könnte sie nicht dort Sinn finden, wo sie herkommt? Die Frage steht im Raum. Doch noch bevor ich etwas dazu sagen kann, antwortet sie bereits: „Ja, Sinn suche ich schon. Aber nicht in der Bibel! Wie soll ich an einen Gott glauben, der das alles zulässt, was in der Welt passiert?“ Bei dem Unfall waren zwei andere Men-schen gestorben.

„Es kommt darauf an, von welcher Seite Sie Ihr Leben betrachten wol-len“, antworte ich. „Niemand zwingt Sie zum Pessimismus. Sie haben die Wahl. Sie können an der Frage hängen bleiben, warum die beiden anderen sterben mussten. Aber sie können auch fragen: Warum habe ich überlebt? Und warum bin ich sogar völlig gesund geworden? Wozu bin ich hier geblieben? Wie kann ich mich aus Dankbarkeit dafür, dass ich leben darf, für andere Menschen engagieren? Wie kann

ich leidenden Menschen das Leben erträglicher machen?“

Sie kann fragen: „Warum lässt Gott all das Böse zu?“ Sie wird ohne Antwort bleiben. Gibt es etwa gute Gründe für Auschwitz? Wer sie nennt, ist entweder ein Judenhasser oder ein Narr oder beides. Auch für die Toten von Duisburg gibt es keine guten Gründe. Es ist verständlich, wenn Frau Abe sagt: „An einen Gott, der das alles zulässt, will ich nicht glauben.“ Aber es ist unlogisch, wenn sie behauptet: „Ich kann an ihn nicht glauben.“ Denn es steht ihr frei, das Problem auch von der anderen Seite her zu betrachten: „Warum ist die Welt immer noch so schön, obwohl wir Menschen uns so große Mühe geben, sie zu zerstören? Warum kommen viele Kinder, die von ihren Eltern im Stich gelassen wurden, trotzdem mit ihrem Leben sehr gut zurecht? Warum geht es uns Deut-schen so gut, obwohl wir die Juden fast ausgerottet haben?“

Unser Besinnungsvers steht am Schluss dreier langer Kapitel im Römerbrief über das Warum-Pro-blem. Der Jude Paulus diskutiert die Frage, wie Gott die Irrwege seines Volkes zulassen konnte. Er ist überzeugt: Gerade so und nur so, auf diesen überaus paradoxen Wegen, die oft so furchtbar leidvoll sind und so ganz anders, als Menschen sie planen würden, kommt Gott zum Ziel mit uns Menschen. Sein Ziel ist ein menschenwürdiges Leben für alle.

Der große Universalgelehrte Gott-fried Wilhelm Leibniz (1646-1716) geht in seiner „Theodizee“, dem berühmten Grundlagenwerk über die Warum-Frage, auf diesen Vers aus dem Römerbrief ein. Darauf

zu vertrauen, dass Gottes Wege letztendlich immer die besten seien, „heißt nicht auf die Vernunft verzich-ten, es heißt vielmehr die Vernunft, die wir besitzen, anwenden; denn sie lehrt uns jene Unermesslich-keit Gottes erkennen, von der der Apostel spricht, aber es bedeutet auch unsere Unwissenheit hinsicht-lich der Tatsachen einräumen und trotzdem, noch ehe man es sieht, anerkennen, dass Gott alles auf die bestmögliche Weise tut, gemäß der unendlichen Weisheit, die seine Handlungen leitet.“

Die „bestmögliche Weise“: das „Optimum“, dem lateinischen Original der „Theodizee“ nach. Von dorther ging das Wort „Optimismus“ in unseren Sprachschatz ein. Damit ist also ursprünglich gemeint, dass alles noch so unbegreifliche Zulas-sen von Leid in dieser Welt aus der Perspektive Gottes die bestmögliche Weise ist, mit uns Menschen zum guten Ziel zu kommen. Und dieses Ziel besteht ganz sicher nicht zuerst darin, dass wir alle in den Himmel kommen. Sondern darin, dass wir barmherzige, echte Mitmenschen werden. Menschen, die das Leben annehmen, wie es ist. Um das Best-mögliche daraus zu machen. Leiden-schaftlich für die Menschlichkeit und gegen Leid und Schmerz.

Hans-Arved Willberg,

Karlsruhe, Theologe,

Pastoraltherapeut,

Mitglied im

Herausgeberkreis

von ChrisCare,

www.isa-institut.de

Quellen: Gottfried Wilhelm Leibniz, Die Theodizee von der Güte Gottes, der Frei-heit des Menschen und dem Ursprung des Übels, Philosophische Schriften, Bd. 2, erste Hälfte, hg. u. übersetzt v. H. Herring, 2. Aufl. (Frankfurt a.M., 1986)

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3/2010 CHRISCARE 23GASTKOMMENTAR

Passion & CompassionAm Grat zwischen Nähe und Distanz

Thomas Maria Renz, Weihbischof der

Diözese Rottenburg-Stuttgart, Mit-

glied im Fachbeirat von ChrisCare

Am späten Abend des 11. März 2009 saß ich lange im Wohnzim-mer einer Familie, die nur Stun-den zuvor beim Amoklauf an der Albertville-Realschule in Winnen-den ihre 16-jährige Tochter verlo-ren hatte. Wenige Monate zuvor hatte ich der fleißigen und fröhli-chen Ministrantin noch das Sak-rament der Firmung gespendet. Und nun saß ich in der Wohnung ihrer Familie, in der sie morgens noch gefrühstückt hatte wie jeden Tag, nichts ahnend, dass dies der letzte Tag in ihrem noch so jun-gen Leben sein würde. Ich saß zwischen einer herzzerreißend weinenden Mutter, einem verstör-ten kleinen Bruder und einem ver-zweifelten Vater. Ich saß einfach nur da und versuchte mitzuleiden und mitzutrauern.

Im Leben von Menschen gibt es Leidenssituationen, in denen man nichts Besseres tun kann, aber auch nichts Heilsameres, als einfach nur da zu sein und mitzuleiden. Das Leiden anderer auszuhalten, es mit-zutragen, ohne es zu bagatellisieren oder zu dramatisieren, das ist eine Kunst der Begleitung, die den ganzen

Menschen fordert. Das gilt für Ange-hörige von Schwerstkranken, für die Begleitung von Trauernden und nicht zuletzt für die, zu deren täglichem Brot es gehört, mit dem Leid und dem Schmerz anderer konfrontiert zu sein: für die in den Krankenhäusern, Pflegeheimen und Hospizen Tätigen. Gerade sie sind mit dieser großen Herausforderung oft allein gelassen. Wie kann es ihnen gelingen, mit dem Schmerz und dem Leid ander-er so umzugehen, dass sie weder ins Extrem des Distanzierten noch in das des Distanzlosen verfallen? Wie kann ihnen die Gratwanderung gelingen zwischen Nähe und Distanz, zwischen einem zu Abgehärtet- und einem zu Betroffensein?

Wer tagtäglich hoch professionell mit Schwerstkranken und Sterben-den zu tun hat und diese Beschäf-tigung nicht nur als Beruf, sondern als Berufung im christlichen Sinne versteht, der wird sich davor hüten, den ohne Aussicht auf Besserung Leidenden nur noch als Pflege-„Fall“ zu sehen. Denn immer geht es um einen Menschen und nie nur um einen „Fall“. Hinter jedem Leiden-den steckt immer ein einzigartiger

Mensch. Das darf ich als Christ nie vergessen, auch wenn der Zeit- und Arbeitsdruck noch so auf mir lastet. Wer bekennt, dass er selbst durch die Passion Jesu gerettet ist (vgl. Jes 53,5), der wird auch fähig sein zur Com-Passion mit seinen leiden-den Mitmenschen. Denn in Christus begegnet uns ein mitfühlender Gott: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken, die bei ihnen waren“ (Mt 14,14). Weil Gott uns so gut leiden kann, deshalb leidet er mit uns: Wir sind ihm im wahrsten Sinne des Wortes „sym-pathisch“, mit-leidens-würdig. Deshalb werden christliche Ärzte und Pflegekräfte Leidenden immer in sympathischer Weise begegnen und sie empa-thisch behandeln. Nicht zuletzt diese Haltung unterscheidet ein christli-ches Pflegeverständnis von einem säkularen. Vergelt’s Gott all denen, die die Leidenden erfahren lassen: „Der Herr ist voll Erbarmen und Mitleid“ (Jak 5,11).

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3/2010 CHRISCARE 25

Christen im Dienst am Kranken Schweiz (CDK), ein Arbeitszweig von Campus für Christus, bietet regelmäßig Gebetstage an, über die Karin Briggen berichtet:

Inmitten eines hektischen und gefüll-ten Alltages zur Ruhe kommen und sich neu ausrichten lassen – wer möchte das nicht? Oder anders gefragt: Wer braucht das nicht? Die CDK-Gebetstage dienen dazu, bei Gott zur Ruhe zu kommen, sich von Ihm stärken zu lassen, um ermutigt in den Alltag zurück zu gehen. Jedes monatliche Gebetstreffen ist einmalig, weil diese von verschiedenen Teams vorbereitet werden, unterschiedliche Leute daran teilnehmen und wir einen so kreativen Gott haben! Er weiß, aus was für Situationen die Einzelnen kommen und was sie benötigen. Wir können jedes Mal staunen – die Ehre gehört unserem Gott!

Loslassen – sich aus dem Alltag herauslösen und Schwierigkeiten, Sorgen und Anliegen bewusst zu Jesus bringen. Wir halten ihm unser Herz entgegen und lösen uns von der Vorstellung, wie er handeln soll.

Beschenken lassen – in der Gemein-schaft untereinander und mit Gott. In der Gegenwart von Jesus dürfen wir einfach sein und zur Ruhe kommen. Jesus spricht zu uns ganz persönlich. Hören wir ihm zu? Von den Erfahrun-gen anderer können wir ermutigt und inspiriert werden.

Senden lassen – den Auftrag tun, den wir bekommen haben. Wir sind als ein Geschenk in diese Welt gesendet für die Menschen, denen wir begegnen. Jede Person hat einen Auftrag, den

REPORTAGE

nur sie erfüllen kann, nämlich die Liebe Gottes in ihr Umfeld zu tragen. Wir sind Botschafter an Christi Stelle.

Ein typischer Gebetstag: Zur Begrüßung stehen Kaffee und Gipfeli bereit. Es herrscht eine herzliche Atmosphäre, Altbekannte kommen sofort ins Gespräch und Erstbesucher werden automatisch miteinbezogen. Bei der Vorstellungsrunde geben wir einander Anteil, was uns motiviert hat, zu kommen.

Mit dem Bibelvers aus Römer 5,5: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“, wird eine halbe Stunde Zeit der Stille gege-ben, um persönlich über diesen Vers nachzudenken und Gott zu fragen, was er sagen möchte. Im Plenum tauschen wir unsere Gedanken aus und stau-nen, wie Gott persönlich gesprochen und ermutigt hat. Für die Anliegen, die daraus entstanden sind, beten wir zu zweit füreinander. Während dem feinen Mittagessen werden der Austausch und die Gemeinschaft weiter gepflegt. Unsere Gebetsanliegen im Beruf und für das Gesundheitswesen schreiben wir auf Zettel und deponieren diese symbolisch beim Kreuz, bei Jesus. Während des Lobpreises erheben wir Jesus als König über diesen Anliegen. Mit der Frage, was Gott uns über das Gesundheitswesen sagen möchte, werden wir still und geben anschlie-ßend die Eindrücke weiter. Es sind sehr ermutigende und praktische Worte für den Alltag. Zum Abschluss feiern wir zusammen das Abendmahl und gehen gestärkt an den Ort zurück, wo Gott uns hingestellt hat.

Teilnehmer sagen: „Ich habe erfah-ren, dass noch Ruhe vorhanden ist.

Gott hat mich heute eine wichtig Lektion gelehrt. Gott gibt überflie-ßend und seine Güte und Barmher-zigkeit sind überwältigend. Jesus will mich ganz und er rüstet mich auch ganz aus. Danke Jesus!“

Loslassen, beschenken lassen und senden lassen

Gebetstage von Christen im Dienst am Kranken

CDK – Christen im Dienst an Kranken Schweiz

Die Arbeit in der Pflege verlangt besondere Sensibilität. Deshalb unterstützt CDK Mitarbeitende im Gesundheitswesen und in der Freiwilligenarbeit und ermutigt sie, den christlichen Glauben im Berufsalltag authentisch zu leben, damit Menschen die Liebe Gottes erfahren. CDK ist ein Arbeits-zweig von Campus für Christus Schweiz und ist mit der Health-care Christian Fellowship Interna-tional (HCFI) verbunden. www.cdkschweiz.ch

Christen

Jeder Gebetstag beginnt mit einem gegenseitigen Kennenlernen, wie hier mit Hilfe eines Puzzles.

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26 ANZEIGEN

Der christliche Stellenvermittler. Für alle, die gute Jobs suchen oder anbieten.

Die im Osten Thüringens attraktiv gelegene Klinik für Psych-iatrie, Psychotherapie und Psychosomatik erbringt mit 104

Behandlungsplätzen auf vier Stationen und zwei Tageskliniken so-wie einer Institutsambulanz die psychiatrisch-psychotherapeuti-sche Pfl icht- und Regelversorgung für den Landkreis (ca. 110.000 Einwohner).

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3/2010 CHRISCARE 27

COMPASSION GLAUBT:

VERÄNDERE DAS LEBEN EINES KINDES IM NAMEN JESU UND DU BEGINNST, DIE WELT ZU VERÄNDERN.

Compassion setzt sich seit über 50 Jahren weltweit für arme Kinder ein. Wer mit Com-passion eine Kinderpatenschaft übernimmt, hat eine 1-zu-1-Beziehung zu diesemKind. Wir fühlen uns verpfl ichtet, armen Kindern physisch, psychisch und geistlich in einem ganzheitlichen Sinne zu helfen. Wir glauben, dass es darüber hinaus das Beste ist, die Kinder mit Jesus Christus bekannt zu machen, denn das verändert ihr Leben nachhaltig. Unsere Wertmaßstäbe sind:

JESUS IM ZENTRUM KINDER IM BLICKPUNKT GEMEINDEN ALS BASIS

Compassion arbeitet in den Entwicklungsländern ausschließlich mit Kirchen und Gemeinden vor Ort zusammen. Mehr Informationen bei:COMPASSION DEUTSCHLANDLiebigstraße 9a | D-35037 Marburg TEL: +49 (0) 64 21 3 09 78-0EMAIL: [email protected]

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28 FORSCHUNGSBERICHT

Schmerz gehört zu den Grund-erfahrungen unserer Existenz und betrifft immer den ganzen Menschen, also auch die spiri-tuelle Dimension. Es besteht ein innerer Zusammenhang zwischen Leiden, Schmerz und Spiritualität, welcher auch in der medizinischen Fachliteratur zum Ausdruck kommt. Zunehmend wird dieser Zusammenhang auch empirisch untersucht.

Auf der Titelseite eines Standard-werkes zum Thema „Schmerz“ erscheint der leidende Stephanus, der zwar nicht mit Steinen bewor-fen, aber mit Pfeilen beschossen wird. Sein Martyrium wird zum Sinnbild für Leiden und Schmerz und stellt diese in einen unmit-telbaren religiösen Kontext. Auch Patienten stellen spontan diesen Bezug her: „Ein Drittel der chro-nisch Rheumakranken deuten ihre Erkrankung in religiösen Temini“, so der Sozialmediziner Raspe (1990).

Empirie und Kirchenväter In der wissenschaftlichen Litera-tur wird diesem Zusammenhang in den letzten Jahren zunehmend Bedeutung geschenkt. Prof. Harold Koenig hat die bis 2000 publizierten Studien über Schmerz und Spiritua-lität im „Handbook of Religion and Health“ (2001) in einem eigenen Kapitel zusammengestellt. Er fand 18 Arbeiten, mittlerweile sind es 40-50, je nach Selektionskriterien. Einleitend weißt Prof. Koenig darauf hin, dass das Thema Schmerz in allen religiösen Traditionen bedeut-sam ist. Schmerz wird nicht nur als Übel verstanden, sondern als kon-struktive Kraft, was dem Schmerz

Sinn und Bedeutung gibt. Dies wie-derum beeinflusst den Umgang mit Schmerz und damit die Schmerz-bewältigung. Es eröffnet sich eine Sinn- und Entwicklungsperspektive.Bereits die Kirchenväter äußer-ten sich über den Umgang mit Schmerz. So schrieb Clement im 2.Jahrhundert: „Wenn ein Christ an Schmerzen leidet, dann soll er Gott um Folgendes bitten: 1. den Grund für die Schmerzen zu verstehen, 2. Befreiung von den Schmerzen, 3. wenn das nicht möglich ist, um die Kraft, die Schmerzen zu tragen. Dieser Ratschlag scheint mir auch heute noch sehr passend.

Gebet ist tatsächlich die am häu-figsten praktizierte Form von religi-öser Schmerzbewältigung (Cronan et al., 1989; Keefe et al., 1983). Dies drückt sich auch im Sprich-wort „Not lehrt beten“ aus. Der Fokus wird dabei auf Gott gesetzt und nicht mehr auf den Schmerz gerichtet. Insofern hat das auf Gott bezogene Gebet den Charakter der „Defokussierung“. Die Aufmerk-samkeit wird vom Schmerz weg-gelenkt, was die Schmerzwahrneh-mung beeinflusst. Turner & Clancy (1986) untersuchten Patienten mit Chronic Low Back Pain (chronische Schmerzen im unteren Rücken). Sie fanden, dass im zeitlichen Verlauf die Schmerzintensität bei denen, die Gebet als Bewältigungsstra-tegie einsetzten, abnahm. Die Schmerzwahrnehmung wird also durch „mentale“ Faktoren beein-flusst. Auch die emotionale Verfas-sung spielt eine Rolle. Angst und Depression verstärken die Schmer-zintensität, Optimismus und posi-tive Gefühle reduzieren sie.

Diese sogenannten zentralner-vösen Einflüsse modulieren über den Gate-Kontroll-Mechanismus (Melzack et al., 1965) die Schmerz-wahrnehmung. Das gilt auch für den religiösen Kontext. Wiech et al. (2008) vom Oxford Center for Functional Magnetic Resonance Imaging of the Brain konnten zeigen, dass bei einer Gruppe von Katholiken die

Schmerzsensitivität durch das Betrachten eines religiösen Bildes (Abb. 2) reduziert wurde. Dieser Effekt war verbunden mit einer Akti-vierung des rechten frontolateralen präfrontalen Cortex, einer Hirnregion, die mit kognitiver Downregulation und emotionaler Neubeurteilung von Erfahrungen zu tun hat. Damit kann einer Schmerzerfahrung eine neut-rale oder sogar positive Bedeutung gegeben werden, was die Schmerz-bewältigung günstig beeinflusst.

Ähnliches konnten auch Dezutter et al. (2010) von der katholischen

Schmerz und Spiritualität – ein empirischer Zugang

Schmerzwahrnehmung durch „mentale“ Faktoren beeinflusst

Abbildungen: Gemälde der Jung-frau Maria „Vergine annunciate” von Sassoferrato und der „Dame mit Her-melin” von Leonardo da Vinci. Wäh-rend das religiöse Motiv der Jungfrau Maria die Schmerzempfindung beeinflusste, zeigten die Betrachter beim säkularen Bild, der „Dame mit Hermelin”, keine Reaktion.

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3/2010 CHRISCARE 29FORSCHUNGSBERICHT

Universität in Leuven zeigen. Sie untersuchten den Zusammenhang von Krankheitsinterpretation und Got-tesbildern bei chronischen Schmerz-patienten. Dabei unterschieden sie ein positives, ein ängstliches und ein zorniges Gottesbild. Ein positives Gottesbild korrelierte positiv mit der Krankheitsinterpretation (r = .27-, p < .05) und ein zorniges Gottesbild negativ (r = -.25-, p < .05). Eine posi-tive Krankheitsinterpretation schaffte positive Gefühle (r = .47-, p < .001) und unterstützte auf diesem Weg die Schmerzbewältigung.

Plädoyer für ein erweitertes biopsychosoziales Modell Die dargestellten empirischen Befunde verdeutlichen die Bedeut-

ung eines erweiterten biopsycho-sozialen Modells (Hefti, 2002), das der spirituellen Dimension einen angemessenen und eigenständigen Platz einräumt.

Eine Konkretisierung des erweit-erten biopsychosozialen Modells ist die „spirituelle Anamnese“. Um die Bedeutung der Spiritualität für die Krankheitsbewältigung eines Patienten zu eruieren, bedarf es mindestens einer kurzen spiritu-ellen Anamnese. Das American

College of Physicians empfiehlt vier Fragen (Gurtner, 2005): − Ist Glaube (Religiosität, Spiritu-alität) für Sie in dieser Krankheit wichtig? − Hat Glaube zu anderen Zeiten in Ihrem Leben eine Rolle gespielt? − Haben Sie bereits jemanden, mit dem Sie über diese Belange reden können? − Möchten Sie Ihre religiösen Fragen mit jemandem hier besprechen?

Ich persönlich bevorzuge folgendes Vorgehen. Einstiegsfrage: „Was hilft Ihnen in der Bewältigung Ihrer Krankheit, Ihrer Schmerzen?“ Wenn der Patient nicht spontan religiöse Aspekte äußert, frage ich nach: „Spielt dabei für Sie auch Religiosität

Schmerz und Spiritualität – ein empirischer Zugang

Abbildung 1: Das erweiterte biopsychosoziale Modell (nach Hefti, 2002)

oder Spiritualität eine Rolle?“ Je nach Antwort des Patienten konkretisiere ich folgende Punkte: „Ist der Glaube für Sie hilfreich oder belastend?“– „Gehören Sie einer religiösen Gemeinschaft an?“– „Erhalten Sie von dieser Unterstützung?“– „Möch-ten Sie, dass Ihr religiöser Hinter-grund in die Behandlung miteinbe-zogen wird?“– „Wenn ja, in welcher Weise?“ Diese Fragen können grund-sätzlich jedem Patienten gestellt werden, unhängig von der religiösen/ spirituellen Ausrichtung.

Literatur

− Cronan, T.A. (1989), Prevalence of the use of unconventional remedies for arthri-tis in a metropolitan community, Arthritis and Rheumatism, 32:1604-1607− Dezutter, J., Büssing, A., Hutsbaut, D. (2010), God Image and Happiness in Chronic Pain Patients: The Mediating Role of Disease Interpretation, Pain Medicine, 11(5):765-73− Hefti, R. (2003), Unser Therapiekonzept, Infomagazin der Klinik SGM, 1:12-13− Hefti, R. (2009), Integrating spiritual issues into therapy, in: Religion and Spirituality in Psychiatry – What Clinicians need to know, eds. Huguelet, Ph., Koe-nig, H.G., Cambridge University Press− Gurtner, B. (2005), Spirituelle Anamnese – ein Tabu?, Schweizerisches Medizini-sches Forum, 5:834− Koenig, H.G., McCullough, M.E. & Lar-son, D.B. (2001), Handbook of religion and health. New York: Oxford University Press.− Melzack, R., Wall, P.D. (1965), Pain mechanisms: a new theory. Science, 150:971-979.− Raspe, H., Kohlmann, T. (1994), Die aktuelle Rückenschmerzepidemie. Thera-peutische Umschau, 51:367–374− Rosenstiel, A.K., Keefe, F.J. (1983), The use of coping strategies in chronic low back pain patients: Relationship to patient characteristics and current adjustment, Pain, 17:33-44− Turner, J.A., Clancy, S. (1986), Strate-gies for coping with chronic low back pain: Relationship to pain and disability, Pain, 24:355-364− Wiech, K., Farias, M., Tracey, I. (2008), An fMRI study measuring analgesia enhanced by religion as a belief system, Pain, 139(2):467-476

Dr. med. René Hefti ist Chefarzt Psy-

chosomatik in der Klinik SGM Langen-

thal, Dozent für psychosoziale Medizin

an der Universität Bern und Leiter des

Forschungsinstitutes für Spiritualität

und Gesundheit, Langenthal, und Mit-

glied im Fachbeirat von ChrisCare.

Kontakt: www.klinik-sgm.ch, www.fisg.ch

Page 30: ChrisCare 2010-3

30 HINTERGRUND

punkte und Stärken hat, ist es wichtig, für die Abläufe sichere Rahmen zu haben, insbesondere für die Ereignisse, die nicht alltäglich sind. Dazu gehören für mich der Ablauf während einer Geburt mit festen Ritualen und ganz besonders der Umgang mit Frauen, die eine glück-lose Schwangerschaft erleben. Da ist es egal, ob wir eine Frau mit einer Fehl-geburt (Ein Embryo unter 500 Gramm) oder eine Totgeburt (ca 3000 pro Jahr in Deutschland) betreuen. Wichtig ist es, zu wissen: Jeder Frau steht Hebammen-hilfe zu, besonders in dieser schwierigen Zeit, auch nach einer Fehlgeburt!

Der Alptraum jeder Hebamme

Zu den meisten Frauen haben wir von Anfang der Schwangerschaft an Kon-takt. So komme ich zu einer Betreu-ten (ich nenne sie Edith). Sie ist noch sehr jung, raucht viel, ist sozial ganz schwach. Edith ist in der 25. Schwan-gerschaftswoche. Sie hat Vertrauen zu mir gefasst und so gehe ich seit einiger Zeit zweimal in der Woche zu ihr. Um etwas zu tun, höre ich die Herztöne ab und finde keine (der Alptraum einer jeden Hebamme). Wir fahren gemein-sam zum Ultraschall, es bestätigt sich, ihr Kind lebt nicht mehr. Sie weint und fragt immer wieder: Bin ich selbst schuld durch das viele Rauchen? Ich stehe neben ihr, ohne auf ihre Frage zu antworten, ich bin einfach nur da. Helfe

ihr klar zu überlegen, wie es weiter-geht. Geburtseinleitung im Kranken-haus, danach die Beerdigung mit allen Formalitäten. Täglich gehe ich zu ihr. Medizinisch ist alles in Ordnung, aber um an sie heran zu kommen, bekommt sie jedes Mal eine Bauchmassage, zur besseren Rückbildung, ja auch, aber ich glaube, die Berührung, dieses jemand an sich heranlassen, tut ihr gut, löst in ihr einiges, sie kann wieder und wieder weinen. Bei der Beerdigung sitzt sie neben mir, sucht Halt. Immer wieder ist die Frage nach ihrer Schuld da. Ich gehe noch lange zu ihr, ich sage ihr: „Wegen der Rückbildung“. Sie kennt solch eine Fürsorge nicht und so viel Zuwendung hat sie bisher nicht erlebt. Für unsere Arbeit im Wochenbett übernehmen die Krankenkassen die Kosten: In den ersten 10 Tagen bis zu 2 Hausbesuchen täglich, danach noch 16-mal in den ersten 8 Wochen. Leider wissen das die wenigsten Frauen mit Fehlgeburten, auch nicht die Ärzte.

Das Öl in meiner Tasche

Ute kommt gerade zu mir in die Praxis, sie verlor vor zwei Jahren ihr 2. Kind. Heute erzählt sie, wie es ihr damals ging. Im Krankenhaus war es ja „nur“ eine Fehlgeburt. „Sie werden noch mehr Kinder bekommen“, wurde ihr lapidar gesagt und man ging zur Tagesordnung über. Ich traf sie auf der Straße. Zufall? Sie erzählte mir von ihrem Schmerz, der eher ein Schmerz ihrer Seele ist. Zuerst machten wir mehre Hausbesuche. Ich bot ihr an, für sie zu beten und ölte sie mit meinem Öl, das immer in meiner Tasche ist. Wir wechselten uns bei den Hausbesu-chen ab, so konnte sie immer wieder neu erzählen, wie es ihr ging. Beim Abschlussbesuch lasen wir ihr die

Geschichte von den zwei Kammern von Charlotte Knöpfli-Widmer vor:

Eines Tages begegnete ich einer alten Frau. Ihr Gesicht hatte Fur-chen, kreuz und quer. Über ihren Augen zogen sich traurige Linien zusammen, aber in ihren alten Wangen waren die Grübchen ihres Lachens geblieben. Sie schaute mich an und sagte: „In deinem Gesicht ist lauter Trauer, deine Augen sind ohne Glanz, und dein Mund ist hart geworden.“ „Ich bin in Trauer“, sagte ich entschuldigend. Da sagte die alte Frau: „Richte in deinem Herzen zwei Kammern ein, eine für die Freude und eine für die Trauer. Kommt Trauer über dich, dann öffne die Kammer der Freude.“ Und mit einem Lächeln fügte sie bei: „Den Toten ist es woh-ler in den Kammern der Freude.“

Das alles hat Ute sehr geholfen, mit dem Verlust fertig zu werden. Wichtig war aber dann noch die Gedenkfeier für Sternenkinder. Nach einem halben Jahr lud ich alle Frauen mit Fehl- oder Totgeburten zu einer zentralen Feier in Kassel ein. Dort wurde noch mal Abschied genommen und mit einem Ritual ein buntes Licht angezündet, das dann auf eine Mauer über der Stadt aufgestellt wurde. Etwa hundert Lichter leuchteten über der Stadt. Diese Hilfe des Abschiedsnehmens hat Ute als sehr heilend empfunden, so dass sie dann nach einem Jahr wieder frei war, noch ein Kind zu bekommen.

Den Frauen steht Hilfe zu

Für unsere Hebammenarbeit ist es wichtig, dass die Frauen wissen, auch nach Fehl- oder Totgeburten steht ihnen

Reinhild Bohlmann

Erfüllende Arbeit trotz bleibendem Schmerz

Leid und Schmerz in der Begleitung von glücklosen Schwangerschaften

In unserer Hebam-menpraxis betreuen wir mit fünf Heb-ammen etwa 140 Frauen im Jahr. Da jede von uns ihre eigenen Schwer-

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3/2010 CHRISCARE 31

Hebammenhilfe zu. Wir Hebammen müssen dazu bereit und geschult sein, diesen Weg mitzugehen. Das geht nur, wenn ich mich selbst mit dem Tod, auch mit meinem Tod auseinandergesetzt habe. Das geht auch nur, wenn ich bereit bin, die daraus folgende beson-dere Nähe zu der Frau zuzulassen.

Wo sind meine Quellen?

Außer der Schulung brauche ich auch einen eigenen inneren Halt. Ich muss wissen, wo meine Quellen sind, aus denen ich immer wieder neue Kraft schöpfen kann. Zeit dazu habe ich in der Hebammenarbeit, weil ich jeden Hausbesuch einzeln bezahlt bekomme. Und ich muss und will diese Haus-besuche genauso wichtig ansehen wie Vorsorgeuntersuchungen oder Stillschwierigkeiten. Ich schaffe mir Hilfsmittel, um eine Nähe aufzubauen, wie Bauchmassagen, Fußmassagen, Ölungen, Texte zum Vorlesen. Für uns sind diese Hilfen sehr wichtig, damit die Betreuung nicht nur von einer Kollegin abhängig ist, sondern sich alle daran beteiligen. Sonst hätte ich selbst Schwierigkeit, ruhig im Urlaub zu sein. So begann diese Arbeit mit vielen Diskussionen und Schulungen unse-res Teams.

Diagnose: Nicht lebensfähig

Durch die vielen Begleitungen sind wir als Hebammen, die diese Situa-tionen besonders begleiten, bekannt geworden. So kommen zu uns immer wieder Frauen mit einer Diagnose, die sagt, dass ihr Kind nicht lebens-fähig ist. Dann ist es wichtig mit der Frau einen Weg zu suchen, der für sie annehmbar ist. Ich sage ihr: Jetzt lebt dein Kind noch, genieße die Zeit, wo

es noch da ist, jede einzelne Bewe-gung, streichle den Bauch, sprich mit ihm. Monika sagte mir dann später: „Es war gut, kurze Zeit mit meinem Kind ganz bewusst zu leben, es zu spüren und dann in Frieden Abschied zu neh-men. Und diesen Abschied können wir mitgestalten. Wir können dafür sorgen, wie das Kind zur Welt kommt und wie es beerdigt wird. Bei einer Fehlgeburt werden die Kinder von einigen Monaten zusammen in einem Grab beigesetzt, so dass auch diese Eltern eine Mög-lichkeit haben, noch einmal Abschied zu nehmen. Bei Totgeburten ist es oft möglich die Kinder z.B. bei den Groß-eltern beizusetzen. Den Schmerz des Abschieds können wir nicht nehmen. Es hilft auch nicht, alles mit Medikamenten zu betäuben, denn die Wirkung lässt nach. Wir können aber eine Hand rei-chen, den Weg mitgehen und der Frau nahe sein. Durch die Geburt entsteht oft eine ganz besondere Nähe zu den Frauen. All diese Kinder haben ja auch Väter! Natürlich beziehen wir sie mit ein. Doch sehen wir immer wieder, wie unterschiedlich der Schmerz von Frauen und Männern empfunden wird. So ist uns als Hebammen das Empfinden der Frauen näher und die Betreuung viel intensiver. Aber wir haben ein Netz-werk geknüpft und können so die Väter zu anderen Helfern weiter vermitteln. Wobei wir in der Betreuung immer ver-suchen, die ganze Familie mit einzube-ziehen. Für mich selbst ist diese Beglei-tung der wichtigste und erfüllendste Teil meiner Arbeit geworden.

Reinhild Bohlmann, Hofgeismar,

Mitglied im Vorstand des Bundes

freiberuflicher Hebammen Deutsch-

lands BfHD e.V.. Sie gehört zum

Fachbeirat von ChrisCare.

www.storchennest-hofgeismar.de

Erfüllende Arbeit trotz bleibendem Schmerz

In Afghanistan starben im August zehn Mitarbeiter eines christlichen Augenärzteteam bei einem Überfall, für den die Taliban die Verantwortung über-nahmen. Einer der ermordeten Mitarbeiterinnen war das Gebet Eddi Askews, eines Lepramis-sionars aus Indien, besonders wichtig.

Ich sehe deine Hände, – nicht sauber und gepflegt,

sondern vernarbt, zerkratzt und fähig –, sich ausstrecken,

nicht immer um die Last wegzunehmen, die ich trage,

sondern das Gleichgewicht zu verschieben,

sie leichter und tragbarer zu machen.

Herr, wenn dies der Ort ist, an dem Du mich haben willst,

dann bin ich zufrieden.

Nein, das ist nicht ganz aufrichtig,– ich wünschte es wäre so.

Was ich wirklich ehrlich sagen kann, ist das:

Wenn dies der Ort ist, an dem ich sein soll, dann bleibe ich,

und versuche es,

nur lass mich Deine Hände fühlen.

Und Herr, für alle, die heute leiden – mehr leiden als ich –

bitte ich Dich um Stärke und diesen Funken von Licht,

die Wärme, die sagt: Du bist da.

Gebet

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32 CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

des christlichen Glaubens. Sie verbindet Christen aus katholischen, evangelischen und anderen christlichen Kirchen und Gemeinden.

Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbe-kenntnis sowie die Achtung des Einzel-nen in seiner jeweiligen Konfessions-zugehörigkeit.

Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

wollen • Einanderfördern,unserenGlaubenim Berufsalltag zu leben • zurNeubelebunganderBibel orientierter Werte im Gesundheits- wesen beitragen • PatientenundKollegendieheilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen • inEinheitmitKirchenundGemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie, Caritas und Heilungsdienst in unserem Land wahrnehmen

Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet seit über 20 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen rd. 10.000 in regionaler als auch in bundesweiter Vernetzung.

Das Rückgrat unserer Arbeit sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbei-tern vor Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschied-lichen z.B. monatlichen Abständen tref-fen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und Gebet sind wiederkehr-ende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird.

Kontakt zu den Regionalgruppen ver-mittelt die Geschäftsstelle.

Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen

wird von Mitarbeitern aus unterschied-lichen Gesundheitsberufen verantwor-tet und geleitet.

In der Geschäftsstelle in Aumühle b. Hamburg wird die Arbeit koordiniert. Hauptamtliche, geringfügig Beschäft-igte und rd. 130 Ehrenamtliche sorgen für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des bundeswei-ten Vorstandes.

Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z. Z. 514 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnütz-igen Verein jeweils mit einem Mindest-beitrag von 60 € im Jahr finanziell unterstützen. Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akade-mie für den ermäßigten Beitrag teilneh-men und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein dem Förderkreis beizutreten!

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN e.V. Bergstraße 25 D-21521 Aumühle Tel. 04104-4982, Fax 04104-7269 Email: [email protected] Internet: www.cig-online.de

Netzwerke unterstützen

CiG unterstützt die Netzwerkbildung zwischen Mitarbeitenden heilender Dienste aus Gesundheitswesen und Gemeinden / geistlichen Gemein-schaften in ganz Deutschland. Folgender Bericht aus Oberschwa-ben soll ermutigen, für die eigene Region dieser Vision nachzugehen. Wenden Sie sich gern an uns, wenn wir Sie dabei unterstützen können!

Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN stellt sich vor

Günther Gundlach, Geschäftsführer Christen im Gesundheitswesen

CiG-Denkanstöße Nr. 1 Plädoyer für eine Christliche Heil- kunde / 12 Thesen zur Christlichen Heilkunde Nr. 2 Skizzen zu Krankheit – Gesundheit – Heilung / Gesundheitsfördernder Lebensstil Nr. 3 Krankheit, was geht in uns vor? / Wenn Gefühle laut werden / Entspannung und Wahrnehmung Nr. 4 Biblischer Heilungsdienst in der ärzt- lichen Praxis / Hilfen zur Patienten- begleitung / Das evangelistische Patientengespräch Nr. 5 Alternative Heilverfahren aus christ- licher Sicht Nr. 6 Reise in ein fremdes Land – als Christen Demenzkranke begleiten / Pflege und Seelsorge – zwei Seiten einer Medaille Broschüren ca. 32 Seiten, Preise je Heft € 3,- zuzüglich Versandkosten Ab 6 Heften € 2/SFr 2.85, ab 3 Heften € 2,50/SFr 3.60, Einzelpreis: € 3/SFr 4.20 Bestellungen: www.cig-online.de; [email protected]; Tel. (0049) (0) 4104 4982, Fax (0049) (0) 4104 7269

(CiG) e.V. ist eine bundesweite konfessionsver-bindende Initiative von Mitarb-eitern unterschied-licher Berufsgruppen im Gesundheitswe-sen: Pflegende, Ärzte, Therapeuten, Mitarbeiter aus

Management und Verwaltung, Seelsor-ger, Sozialarbeiter und weitere Berufs-gruppen des Gesundheitswesens.

Sie bietet in rund 40 Regionen Deutsch-lands ein Forum zu berufsbezogenem Erfahrungsaustausch und Gebet sowie Bearbeitung grundlegender Themen aus Pflege und Therapie auf der Basis

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3/2010 CHRISCARE 33

che und persönliche Gespräche zu Rate ziehen kann. Außerdem können wir uns gemeinsam schwierigen und kontrover-sen Themen stellen.

Um uns und neu Dazukommenden eine gemeinsame inhaltliche Basis zu geben, haben wir uns für die Durchführung des Trainingskurses Christlicher Heilkunde entschieden, der von CiG vorgehalten wird und in dem eine 20jährige Erfah-rung gebündelt und theoretisch aufgear-beitet ist.

Heute gibt es unser Netzwerk, aber erst im Nachhinein ist zu erkennen, welche Schritte alle dazu geführt haben. Diese Rückschau ist für die, die sich ein ähnliches Netzwerk vor Ort wünschen, noch nicht möglich und manches lässt sich auch nicht einfach „machen“. Deshalb möchte ich alle ermutigen, sich mutig für die eigenen Ziele einzusetzen, sie vor Gott zu bewegen und ihn die einzelnen Puzzlesteine zusammensetzen zu lassen. Dabei gilt eine Gewissheit für alle und zu jeder Zeit: dass Gott uns alle einbinden möchte in den Bau seines Reiches.

Dr.med. Bernd Meyjohann, Facharzt für Innere Medizin, Neurologie und Geriatrie, Ravensburg und Susanna Ehren-Meyjohann, Kath.Theologie, Paar-und Familienberatung, Gewaltberatung, Ravensburg

Aktuell: Im Juli fand in der Asklepios Klinik Lindau in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk das Seminar „Als Christen demenzkranke Menschen begleiten“ statt. Im Herbst 2010 beginnt in der Gemeinschaft Imma-nuel RV der zweite Trainingskurs Christli-

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

10. – 12. 9. 2010 Schmochtitz/Sachsen, „Treffen für Mitarbeiter aus Gesund- heitsberufen“

29. – 31. 10. 2010 Rotenburg a.d.Fulda, CiG-Akademie, Treffen der Fachgruppe „Hebammen“

29. – 31. 10. 2010 Nütschau, Wochenende für Kranke und Angehörige, „Gesunder Umgang mit Krankheit-Schritte der Heilung gehen“

6. 11. 2010 Dresden, CiG-Akademie, Tagesseminar „Alternative Heilverfahren aus christlicher Sicht“

13. 11. 2010 Augustfehn, CiG-Akademie, Tagesseminar „Authentisch leben – christliche Werte im Berufsalltag umsetzen“

27. 11. 2010 Hamburg, CiG-Akademie, Tagesseminar für leitende Pflegekräfte „Christliche Werte in der Teambildung und Teamleitung“

27. 11. 2010 Hamburg, CiG-Akademie, Tagesseminar „Gott begegnen in Bewegung und Tanz“

27. 11. 2010 Woltersdorf bei Berlin, CiG-Akademie, Tagesseminar „Christliche Spiritualität in Altersmedizin und -pflege“

11. 12. 2010 Karlsruhe, CiG-Akademie, Oasentag, „Licht in der Welt“

22. 01. 2011 Göttingen, CiG-Akademie, Tagesseminar „Christliche Heilkunde - eine ‚Not-wendende‘ Erweiterung für Medizin und Krankenbegleitung?“

Besuchen Sie uns auf unserer Home-page www.cig-online.de, hier finden Sie weitere Termine und Informationen!

Termine

Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit mit den CiG-Regionalgruppen angeboten. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wol-len, nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de.

Netzwerk Christliche Heilkunde Oberschwaben

Das „Netzwerk Christliche Heilkunde Bodensee-Oberschwaben“ ist entstan-den aus einer Zusammenarbeit der Initi-ative Christen im Gesundheitswesen mit der Gemeinschaft Immanuel Ravensburg und der Gemeinschaft der Franziskane-rinnen von Sießen. Es bietet ein Forum der Begegnung und des Austausches für Christen, die auf unterschiedliche Weise im Bereich des Gesundheitswesens und der seelsorglichen Dienste tätig sind.

Unsere Ziele sind die Vernetzung von schon bestehenden Initiativen, Einrichtun-gen und Diensten unserer Umgebung, sich zu ergänzen mit Gaben und Kompe-tenzen und sich gegenseitig zu stärken und zu fördern in Beruf, persönlichem Wachstum und Glauben.

Der erste Schritt zu unserem Netzwerk ist in den Herzen einzelner entstanden: die Sehnsucht, sich mit Menschen zu verbinden, die ähnliche Ziele verfolgen. In unserem Fall, Glauben und Beruf zusammenzubringen und mit anderen darüber ins Gespräch und ins Gebet zu kommen. Der nächste Schritt war das Zusammenkommen mit eben solchen Menschen und die Sammlung all derer, die sich auf ein zukünftiges Netzwerk ansprechen ließen. Schnell wurde klar, dass wir so einen Pool an Kompetenzen gesammelt haben, auf den jeder seine Klienten und Ratsuchenden auch verwei-sen kann. Ebenso kann im Netzwerk jeder Mitstreiter finden, die er für fachli-

che Heilkunde. Das nächste Netzwerktref-fen ist am 19.09.2010 im Kloster Sießen. Susanna Ehren-Meyjohann

Auf den Fotos: Das Leitungsteam des „Netz-

werkes Christliche Heilkunde Oberschwaben“

Sr. Rebekka Rigel, Kloster Sießen, Pastoralpsycho-logische Beratung und Körperarbeit

Sr. Rosa Maria Lochmiller, Kloster Sießen, Altenarbeit, Leitungsaufgaben innerhalb der Ordensgemeinschaft

Dr.med. Jürgen Syska, Facharzt für Neurologie, Ravensburg

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34

Wir helfen beim Tragen. Tragen Sie mit! Mit einer Patenschaft oder einer Spende unter stützen Sie Kinder in Osteuropa langfristig und nachhaltig.

Palmstrasse 16 [email protected] Winterthur www.proadelphos.ch

PC 60-12948-7Spenden sind in fast allen Kantonen abzugsberechtigt.

Einer trage des andern Last

(Galater 6.2)

Widerhall gefunden hat; viele Menschen fi nden eigene Erfah-rungen darin gespiegelt. Der in Italien lehrende französische Exeget Gérard Rossé geht in seiner Studie der Frage nach, wie dieser Schrei vom biblischen Text her zu verstehen ist: als Ausdruck der Verzweifl ung, als kurzes im Letzten vertrauens-volles Psalmzitat, als wirkliche Gottverlassenheit? Der Kreu-zestod, so führt der Autor aus, galt zurzeit Jesu als Zeichen des Verfl ucht-Seins, der Gottferne. Was Paulus als „Skandal“ des Kreuzes bezeichnet, fasst der Evangelist Markus in den Schrei der Gottverlassenheit. Dieser erweist sich als ein Verstehensschlüssel für die gesamte Passion – mit wichtigen Konsequenzen für den christlichen Glauben. Dr. Monica Windsor

Gérard Rossé: „Verzweifl ung, Ver-trauen, Verlassenheit?“Untertitel: Jesu Schrei am Kreuz; Verlag Neue Stadt: ISBN 978-3-87996-692-9

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk15,34) – nach dem Markusevangelium ist dies das letzte und einzige Wort Jesu am Kreuz. Ein Wort, das in unserer Zeit großen

Oncken MAXI Kalender, 22 x 34 cm, 29,90 € (Staffelpreise), ISBN 978-3-87939-301-5 Der Oncken-MAXI-Kalender ist seit den 80er Jahren die christliche Alternative zu großformatigen Spruchkalendern für Altenhilfeeinrichtungen. Damals ent-stand in einer Kooperation des Alber-tinen-Diakoniewerkes in Hamburg mit dem Oncken Verlag in Kassel ein neuer Tagesabreißkalender, der keine Aller-

weltsweisheiten bietet, sondern Bibelworte, Liedverse, Lusti-ges und Nachdenkenswertes. Die Inhalte laden zur Besinnung ein, ohne frömmelnd daher zu kommen. Der Kalender, der täglich Tausende von Lesern erreicht, wird nicht nur in Häusern der Caritas und der Diakonie geschätzt. Auch die Volkssolidarität gehört zu den Kunden und Kirchengemeinden. Eine hängt den MAXI regelmäßig in ihren Schaukasten. Ein wütender Nachbar beschwerte sich beim Pfarrer: Es sei eine Unverschämtheit, den Kalender in den Schaukasten zu hängen und die Seiten nicht abzureißen. Der Hintergrund: Die Ferien des Hausmeis-ters führten dazu, dass niemand den Kalender weiterführte. Der Nachbar aber, der Abend für Abend mit seinem Hund Gassi ging, hielt täglich am Schaukasten inne, um mit einem guten Gedanken nach Hause zu gehen. Tag für Tag, außer wenn der Hausmeister Urlaub macht. Der neue Jahrgang 2011 ist inzwi-schen auf dem Markt. Er hat ein neues, modernes Layout. Frank Fornaçon

Mit dem Hund den MAXI lesen

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3/2010 CHRISCARE 35NACHRICHTEN

Urologen: Keine Haus-besuche mehr?

Singen: Hohe Wellen schlug ein Schreiben der beiden niedergelassenen Urologen in Singen am Hohentwiel, die im Juli ankündigten: Wir kommen zum Katheterwechsel nicht mehr ins Pflege-heim. Die Patienten sollten stattdessen in die Praxis kommen. „Das konnten wir zunächst nur als Witz verstehen“, kommentiert Heimleiter Matthias Frank vom Michael-Herler-Heim der AWO. „Wir haben uns vorgestellt, wie unsere bettlägerigen Patienten von Sanitätern durchs Treppenhaus getragen werden, weil die Aufzüge zu klein sind.“ Schuld, so die Urologen, seien die Krankenkassen und die Kassenärztlichen Vereinigungen. Die Heimleiter im Einzugsgebiet zeigten in einer öffentlichen Erklärung Verständnis für die wirtschaftlich schwierige Situation der niedergelassenen Ärzte. Sie rechne-ten allerdings vor, dass für die 77 betrof-fenen schwer pflegebedürftigen Patien-ten jährliche Mehrkosten von 100.000 Euro/150.000 Franken durch die Trans-porte entstehen, die die Kassen weitaus mehr belasten, als eine erhöhte Vergü-tung für die Ärzte. Auch in der Lokalpresse wurde heftig diskutiert: „Man stelle sich die Schlange der Krankenwagen vor, die vor der Praxis die Patienten ein- und ausla-den“. Der öffentliche Druck zeigte Wirkung: Die Ärzte werden vorerst weiter Hausbe-suche machen und das Sozialministerium in Stuttgart verspricht, nach einer Lösung zu suchen, die es seit über einem Jahr nicht gefunden hat. Der Kommentar im Südkurier: „Was ist das für ein System, in dem hilflose alte Menschen, die sich nicht wehren können, auf die Mildtätigkeit von Ärzten angewiesen sind? Es wird Zeit für klare Regeln, die alten Menschen ein humanes Leben ermöglich und den Medi-

zinern eine leistungsgerechte Vergütung.“

Trotz Kostendruck: Investition in Menschen

Waldbreitbach: Das Deutsche Ärzteblatt wundert sich. In einem Beitrag über

Sr. Edith-Maria Magar, der Aufsichts-ratsvorsitzenden und Christa Garvert, der Sprecherin der Geschäftsführung der Marienhaus GmbH, wird berichtet, dass der größte katholische Kranken-hausträger geringere Renditen in Kauf nimmt, wenn es um die Menschen geht: „Unsere Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg“, zitiert das Ärzteblatt Sr. Edith-Maria. „Wir als Träger investieren in die Menschen, die bei uns arbeiten, - und bekommen dafür viel zurück.“ Das Blatt berichtet auch von den schwierigen Rahmenbedingungen: „‚Der Kostendruck in den Kliniken habe mit dem DRG-Sys-tem noch einmal zugenommen‘, meint Garvert, ‚aber die zuwendungsorientierte Medizin unterliegt nicht zwangsläufig diesem System. Das ist eine Haltung und eine Einstellung‘. Als Träger gehe es in dieser Situation darum, einen Weg zu finden, den Ärzten und Pflegekräften trotzdem noch gewisse Freiräume zu geben – und ‚nicht den Druck so zu erhö-hen, dass nichts mehr geht‘.“

Sorge für die Armen Hannover: In der israelitischen Gesell-schaft des Alten Testamentes ist Armut ein Unding. Trete sie trotzdem auf, seien die Reichen aufgefordert, für Abhilfe zu sorgen, auch wenn sie dadurch riskierten, Geld zu verlieren. Darauf hat der ehema-lige Professor für Altes Testament, Dr. Stefan Stiegler, hingewiesen. Stiegler gehört zum Vorstand des Albertinen-Diakoniewerkes in Hamburg. Er hielt den Festvortrag beim Sommerfest des Diakoniewerks Kirchröder Turm im August in Hannover. Wie er weiter sagte, sei Diakonie keineswegs eine Erfindung der Christen. Schon in der Tora, dem jüdischen Gesetz, werde der Einsatz für sozial Benachteiligte gefordert. Vor Gott gebe es keine sozialen Unterschiede. Deswegen sei es dem freien Bürger Israels nicht selbst überlassen, ob er auch diakonisch aktiv sein wolle. Vielmehr sei es seine Pflicht, dazu beizutragen, dass Arme Anteil bekommen an dem Segen, den Gott auf ganz Israel gelegt habe.

Stellenwechsel: Weniger Burnout

Wuppertal: Beruflich Pflegende, die ihrem aktuellen Arbeitsumfeld unter hohen emotionalen Erschöpfungen leiden, können zur Verbesserung ihrer Situation einen Stellenwechsel in Betracht ziehen. Der Wechsel einer Einrichtung scheint sich nachhaltig positiv auf die emotionale Erschöpfung von beruflich Pflegenden auszuwirken. Das legt eine Studie der Bergischen Universität Wuppertal nahe, bei der Erfahrungen aus Belgien, Finnland und Deutschland herangezogen wurden. Im Bericht heißt es: „Vor dem Verlassen des Arbeitsplatzes war das persönliche Burnout bei den Pflegenden, die im Verlauf der Untersuchung wechselten, im Vergleich zu den Nicht-Wechslern deutlich höher. Diese emotionale Erschöpfung reduzierte sich nach dem Verlassen der Einrichtung stark.“ Die Wuppertaler Wissenschaftler raten Arbeitgebern, sich stärker auf die Burnout-Prophylaxe zu konzentrieren, um ausreichend quali-fizierte Mitarbeiter an sich zu binden (Mehr: www.next.uni-wuppertal.de).

Streit: Alternativmedizin

Berlin: Nachdem der deutsche SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach verlangt hatte, homöopathische Behandlungen mangels wissenschaft-licher Belege als gesetzliche Kran-kenkassenleistungen zu streichen, ist darüber ein heftiger Streit entbrannt. Gerade die Homöopathie mit ihren merkwürdigen Erklärungen ist umstrit-ten (www.ekd.de/ezw/Publikationen_im_blickpunkt_homoeopathie_hum-bug_oder_heilverfahren.php). Dennoch hält etwa der Präsident der Bundesärz-tekammer in Deutschland die Homöo-pathie trotz fehlender Wirksamkeits-nachweise für eine wichtige Hilfe, weil die Patienten sich dort aufgehoben und sicher fühlen würden. Viele Medi-ziner gestehen alternativen Heilme-thoden zu, dass diese insbesondere durch die intensive Zuwendung des

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Aufgrund der esoterischen Schwer-punkte wird hier jedoch ein einseiti-ges Menschenbild vermittelt, das nur ein bestimmtes Klientel anspricht. Ein kultursensibles Vorgehen würde es erforderlich machen, die weltanschau-lichen Voraussetzungen der Heilkunde kritisch zu reflektieren“.

3. Christlicher Gesund- heitskongress: 2012 Hamburg/Kassel: Der 3. Christliche Gesundheitskongress findet vom 21. – 24. März 2012 wieder in Kassel statt. Der Vorstand des Kongresses traf diese Entscheidung im August. „Kassel ist durch die großzügige Erweiterung des Kongresspalais ein idealer Standort“, meinte Günther Gundlach, einer der Geschäftsführer des Kongresses. Zu den ersten beiden Kongressen 2008 und 2010 waren jeweils 1100 und 1400 Teilnehmer aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich angereist. Ziel der Kongresse ist die Förderung des Miteinanders von Kirche und Gesund-heitswesen, Medizin und Glaube, Pflege und Gebet. Mehr unter: www.christlicher-gesundheitskongress.de

Organspende

Berlin: Täglich sterben in Deutschland drei Menschen, weil ihnen mangels geeigneter Spenderorgane nicht durch eine Organtransplantation geholfen werden konnte. Angesichts dieses Dilemmas starten die evangelischen Krankenhäuser mit Unterstützung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine neue Initiative zur Förderung der Organspende. In den evangelischen Krankenhäusern in Deutschland werden Informationsmap-pen und Briefe ausgelegt, die Besucher und Patienten anregen, sich mit dem

NACHRICHTEN

Behandlers das Wohlbefinden und die Heilung der Patienten fördern können. Ein Grundproblem „ganzheitlicher“ Heilverfahren, die den Menschen in seiner Körper-Seele-Geist-Einheit behandeln wollen, ist der unter-schiedliche Wissensstand in den drei Bereichen. Während dank verbesser-ter natur- und sozialwissenschaftlichen Methoden in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte in Medizin und Psychologie erzielt werden konnten, fehlen uns solche für den geistigen Bereich der Werte und Sinngebung. Die Welt des Geistes lässt sich nicht naturwissenschaftlich-kausal, sondern eher intuitiv-kontemplativ erfassen.

Hier will ein neuer Masterstudiengang Abhilfe schaffen, der seit diesem Sommersemester von der Universität in Frankfurt (Oder) angeboten wird. In dem Masterstudiengang „Komple-mentäre Medizin – Kulturwissenschaf-ten – Heilkunde“ sollen die bestehen-den Kenntnisse zu einer „integralen Heilkunde“ erweitert werden (www.master-kmkh.eu). Neben den beiden Pflichtmodulen „Biologische Medizin“ und „Sprache-Kultur-Kom-munikation“ werden neun Wahl-pflichtmodule wie Naturheilverfahren oder Homöopathie angeboten. In dem Modul „Energiemedizin“ werden Chakrenlehre, Kinesiologie, Reiki, Schamanismus und Geistheilung und andere esoterische Verfahren von einschlägigen Anbietern vermittelt.

Dr. Michael Utsch von der Evangeli-schen Zentralstelle für Weltanschau-ungen kommentiert: „Es ist sehr zu begrüßen, in der akademischen Ausbildung die vernachlässigten kulturellen Aspekte der Heilkunde zu schulen, die sprechende Medizin zu stärken und damit dem Machbar-keitsdenken der Apparatemedizin zu trotzen. Medizin als eine anthropolo-gische Disziplin zu begreifen, wie es den Initiatoren dieses Studienganges vorschwebt, ist zukunftsweisend.

ChrisCare und cpsbieten Ihnen eine Auswahl

an offenen Stellen im Gesundheitswesen an:

www.cps-online.org

Altenpfl eger/-in / Krankenpfl eger/-schwesterPfl egeeinrichtungAufgaben: Grund- und Behandlungspfl ege, so-ziale Betreuung, Pfl egeplanung, Umsetzung der Qualifi kationsvorgaben. Voraussetzungen: Einfühlsamkeit, Einsatzbereitschaft, selbständi-ges Arbeiten, positive Einstellung zu den Zie-len des Trägers.

(Arbeitsort: Brandenburg), ab sofort

Altenpfl eger/-in; Krankenschwester/-pfl egerSeniorenpfl egeheimAufgaben als Pfl egefachkraft. Bei zusätzli-cher kaufmännischer Ausbildung Unterstüt-zung bei Aufgaben im Verwaltungsbereich. Voraus setzungen für die Tätigkeit sind ein Ab-schluss exam. Altenpfl eger/-in bzw. exam. Krankenschwester/-pfl eger, Zuverlässigkeit, Ver antwortungsbewusstsein, Team- und Kon-fl iktfähigkeit.

(Arbeitsort: Schleswig-Holstein), ab sofort

Altenpfl eger/in oder Krankenschwester/-pfl eger (in Teil- oder Vollzeit)Alten- und Pfl egeheimAufgabe: Mitarbeit in einem Pfl egeteam in ei-nem neu eröffneten Wohnbereich. Anforde-rungen: Ausbildung zum/zur Altenpfl eger/-inoder Krankenschwester/-pfl eger, liebevoller Umgang mit den Bewohnern, Bereitschaft zur Weiterbildung.

(Arbeitsort: Baden-Württemberg), ab sofort

Gesundheits- und Krankenpfl eger/-in (Intensiv) KrankenhausFachschwester/-pfl eger für Intensivmedizin und Anästhesie. Erfahrungen in Therapie chro-nischer Erkrankungen der Atemwege, Tumore des Bronchialsystems und der Lunge, nichtin-vasive Beatmung. Identifi kation mit der Ziel-setzung des evangelischen Krankenhauses und Mitglied in einer christlichen Kirche.

(Arbeitsort: Thüringen), ab sofort

Pfl egefachkraft (m/w)Altenpfl egeAufgaben sind die Grund- und Behandlungs-pfl ege. Anforderungen: Krankenschwester oder Altenpfl eger/-in, Weiterbildung zur Fach-kraft für Gerontopsychiatrie (wünschenswert), Be reitschaft zur Nachtwache.

(Arbeitsort: Baden-Württemberg), ab sofort

Pfl egedienstleitung (m/w)Seniorenpfl egeheim Aufgaben: Sicherstellung einer individuell ge-planten ganzheitlichen Pfl ege, Weiterentwick-lung der Konzepte für Pfl ege und Betreuung, ressourcenorientierte Personaleinsatzplanung, Führung, Anleitung und Qualifi kation der Pfl e-gekräfte, Beratung von Bewohner/-innen, An-gehörigen und von Interessenten. Anforderun-gen: Examinierte Pfl egefachkraft (Alten- oder Krankenpfl ege) mit anerkannter Weiterbildung gem. §71 SGB XI oder Studium Pfl egemanage-ment, Berufs- und Leitungserfahrung in der stationären (Alten-)Pfl ege, etc.

(Arbeitsort: Bremen), ab sofort

Assistenzarzt/-ärztinKrankenhausDie Chirurgische Abteilung bietet die Möglich-keit der Weiterbildung für 2 Jahre Basischirurgie, 2 Jahre Allgemein- und Visceralchirurgie und 2 Jahre Orthopädie/Traumatologie. Typische Tä-tigkeit eines/-r Assistenzarztes/-ärztin im Kran-kenhaus mit Teilnahme an Bereitschaftsdiensten des Krankenhauses.

(Arbeitsort: Sachsen), ab sofortNähere Informationen zu den Stellen

sowie weitere Angebote erhalten Sie bei:

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3/2010 CHRISCARE 37NACHRICHTEN

Präsenz: CiG bei Gesundheitstagen Bad Kissingen: Bis zu 25 000 Besu-cher zählen die jährlichen Bad Kissin-ger Gesundheitstage. Vom 23.– 25. April hielten Mediziner 100 Vorträge. Zielgruppe waren gesundheitsbe-wusste Kurgäste und Interessierte. Unter den Referenten war auch der niedergelassene Facharzt für Allge-meinmedizin und Naturheilverfahren Reinhard Köller (Hamburg), der die Christliche Heilkunde als ganzheit-liche personale Medizin vorstellte. Köller zog eine positive Bilanz: „Die an meinen Vortrag sich anschlie-ßende Diskussion mit den knapp 100 Teilnehmern war sehr lebhaft, sachlich und persönlich engagiert. Warum die Integration der spirituellen Dimension in die Patientenbegleitung sich weitestgehend nur im palliativ-medizinischen Kontext wiederfindet und nicht zumindest in konfessionel-len Krankenhäusern durchgehend praktiziert wird, war eine mehrfach vorgetragene Frage.“ Es wurde der Vorschlag gemacht, Krankenhäuser und Praxen zu einer transparenten Kommunikation zu verpflichten, ob und wie sie die religiösen Bedürf-nisse der Kranken aktiv in die Therapie einbeziehen. Oder wie weit dieser Bereich in der Ausbildung von Medizinstudenten oder Pflegekräften überhaupt eine Rolle spielt, wurde gefragt. Ein großes Informationsbe-dürfnis zeigte sich auch hinsichtlich der Differenzierung esoterisch gefärb-ter Angebote von solchen regulativ-medizinischen Therapien, die auch für Christen eine wichtige Ergänzung des evidenz-basierten schulmedizinischen Spektrums darstellen. Am Ende des Seminars stellte sich eine Frau vor, die in ihrem christlichen Glauben fundiert eine Praxis für Gesundheits-beratung und –föderung eröffnen wird – inspiriert durch einen Vortrag von Reinhard Köller während des 2. Christlichen Gesundheitskongresses.

Thema Organspende zu beschäftigen. Der Hinweis auf die Möglichkeit, durch eine Organtransplantation zu helfen und Leben zu retten, wird mit der Aufforderung verbunden, sich über die eigene Haltung zu diesem Thema klar zu werden und diese Haltung dann durch Ausfüllen eines Organspendeaus-weises zum Ausdruck zu bringen. Ein Organspendeausweis ist in den Brief integriert. Angesichts der durch Umfra-gen immer wieder belegten hohen Bereitschaft in der Bevölkerung, sich gegebenenfalls als Organspender zur Verfügung zu stellen, soll diese Initiative dazu beitragen, dass deutlich mehr Menschen als bisher einen Organspen-deausweis ausfüllen u. bei sich tragen

Barmherzigkeit

Altenburg: Ärzte müssen sterbenden Patienten nicht immer die vollständige Wahrheit über ihren Zustand mitteilen. Dieser Ansicht ist der Mediziner Prof. Volker Diehl (Stolpe bei Berlin). Wie er beim Jahresfest der Evangelischen Lukas-Stiftung Altenburg (Ostthürin-gen) im Juni sagte, erwarte ein tod-kranker Patient eher Barmherzigkeit als die ganze Wahrheit. Der Arzt müsse in diesem Fall zum „Barmherzigen Samariter“ werden, der die Schmerzen nehme und dem Kranken beistehe. Nach Diehls Erfahrungen fällt es gläubi-gen Patienten nicht unbedingt leichter, vom Leben Abschied zu nehmen. Dies sei beispielsweise der Fall, wenn ein Christ zwar um seine Schuld im Leben wisse, diese aber nicht abgeben könne. „Diese Patienten leiden wie Jesus am Kreuz“, so Diehl. Wenn dann ein Seelsorger Hilfe geben könne, sei dies „die letzte große Tat und die schönste Vermittlung von Hoffnung“. Ob ein Kranker einen christlichen Arzt einem nicht-gläubigen Kollegen vorziehe, entscheide sich nicht am „Heiligenschein“ des Mediziners. Aus-schlaggebend seien fachliche Kompe-tenz, persönliche Glaubwürdigkeit und die Fähigkeit, Vertrauen zu vermitteln.

LEID UND SCHMERZ

Meine Sicht

Bei dieser Thema-tik kann der Leser nichts Humorvolles erwarten, da hört der Spaß endgültig auf. Definitiv! Obwohl – ganz sicher ist man vor nichts... Denn alle wissen: „Humor ist,

wenn man trotzdem lacht.“ Trotz Leid und Schmerz! Ist das nicht respektlos? Verdient Krankheit nicht mehr Ehrfurcht? - Weder Ehr’ noch Furcht. „Humor ist…“ was ist das eigentlich? Fragen wir ein Medizin-lexikon. HUMOR kommt darin tatsächlich vor! Es ist lateinisch und bedeutet „Kör-perflüssigkeit“. Gemeint sind natürlich die Lachtränen. Ursprünglich bedeutete Humor „schlechte oder gute Stimmung“ - bei kleinen Kindern ist eine rasche Abfolge zu bestaunen, denn zwischen Wein- und Lach-tränen gibt es da fließende (!) Übergänge. Erwachsene tun sich schwerer, besonders wenn die Umgebung streikt. „Stell dir vor, du bist krank, und keiner hat Humor“ – ein wundervoller Satz in Frank Fornaçons Arti-kel „Mit der Waffe des Humors“ (ChrisCare 2). Darin steht auch das Motto: „Achtung! Humor kann ihrer Krankheit schaden!“ Eine Waffe ist nun mal gefährlich. Damit kann jemand, der Sch-m-erzen hat, diesen zeit-weise das -m- entwenden und sich diebisch darüber freuen. „Lachen ist gesund“ hat eine medizinische Grundlage. Denn Lachen stärkt die Abwehrkräfte - und schwächt die Krankheit. Es geht also nicht um ein kurzes „Haha“ und sonst bleibt alles wie zuvor. Es geht darum, einen archimedischen Punkt zu finden, in dem die Krankheit mit ihrer düs-ter stimmenden Wirkung ausgehebelt wird. Heiterkeit ist so ein Punkt. Ohne Glauben fällt es allerdings schwerer, angesichts von Leid und Schmerz heiter zu sein. Und ohne Heiterkeit fällt es dabei schwerer zu glau-ben. So empfiehlt sich ein heiterer Glaube in gläubiger Heiterkeit. Wer leidet, liebt es, Barmherzigkeit zu erleben, und zwar die, von der in Römer 12,8 die Rede ist: „Übt jemand Barmherzig-keit, so tue er’s mit Lust.“ Wörtlich heißt es sogar: „…mit Heiterkeit“! Dr. med. Günther Riedl,

Facharzt für Kinderheilkunde, Uelzen,

Mitarbeiter Christen im Gesundheitswesen

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38

„Wenn ich das geahnt hätte“ – Suizid – Hilfen für Angehörige und Mitbetroffene.

Autorin: Anne Chris-tina Mess, psycho-logische Psychothe-rapeutin, Master of Mediation, eigene Praxis in Leonberg, www.acmess.de.

Brendow-Verlag 2009, ISBN 978-3-86506-302-1

Mit diesem Buch gelingt es der Auto-rin, das Thema Suizid transparent zu machen, es zu enttabuisieren und damit einem Thema Sprache zu verleihen, das uns eigentlich die Sprache verschlagen möchte. Die Hoffnungslosigkeit und manchmal Endgültigkeit der Entschei-dung, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen, ist für Begleiter wie für Hinter-bliebene schwer zu ertragen. Sich in diesen Bewältigungsprozess hineinzu-begeben oder auch Anzeichen im Vorfeld eines Suizids erkennen zu können, dazu gibt die Lektüre des Buches konkrete und praktische Hilfestellungen. Daneben stellt das Buch die Bedeutsamkeit der eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben heraus sowie die Notwendigkeit der Wahrnehmung der eigenen Empfindungen und Gedan-ken zum Thema Selbsttötung. Hierzu stellt die Autorin Arbeitsblätter und Wahrnehmungsübungen zur Verfügung, die helfen sollen, sich diesem Prozess zu stellen und die eigene Position zu reflektieren, um ein hilfreiches Gegen-über für den Ratsuchenden zu sein und auch selbst immer wieder Entlastung zu erfahren.

Das Buch ist fachlich kompetent und einfühlsam geschrieben, zeigt Möglich-keiten und Grenzen in der Begleitung auf und bietet darüber hinaus die Möglich-keit, sich auf biblischem Hintergrund mit dem Thema auseinanderzusetzen und so auch auf diese Weise Hilfestellung und Ermutigung zu erfahren.

Monika Niemann

Impressum

Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.) Korrektorat Julia Fornaçon/Günther Riedl. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V. Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, (+49) (0) 5609 80626, [email protected], www.verlagff.de Gestaltung: Frank.Communication, Maggistraße 7, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Graphische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, T. (+49) (0) 041 04 49 82, [email protected], www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Niklaus Mosimann, bvMedia Christliche Medien, Witzbergstrasse 7, PF 384, CH-8330 Pfäffikon ZH, (+41) (0) 043 288 80 15 [email protected], www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2010. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Beilage: Mediora Kongress Preise: Einzelheft € (D/A) 5,80/SFr (CH) 10.30,

Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D/A) 19,20/SFr (CH) 31.30, jeweils zuzüglich Versandkosten. Anschriftenänderungen sind rechtzeitig vor Er- scheinen des nächsten Heftes ChrisCare-Aboservice oder bvMedia mitzuteilen. Die Deutsche Post sendet ChrisCare nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland und Österreich: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, [email protected], T. (+49) (0) 4104 4982, F. (+49) (0) 4104 7269, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, D 34080 Kassel, 0561 5 20 05-0, [email protected] Bestellungen aus der Schweiz: bvMedia Christliche Medien, Witzbergstr. 7, Postfach 384, CH-8330 Päffikon ZH, Tel. (+41) (0) 43 288 80 10, Fax 043 288 80 11, [email protected], www.bvmedia.ch Konto Deutschland und Österreich: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Darlehnsgenossenschaft Kiel, BLZ 210 602 37, Konto 126217 Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX ISSN 1869-9944 Heft 3 2010: Fotonachweis: Titel: Thomas K. - photocase.com, S.5 und S.28: AKG Berlin, S.9: thelinke - istockphoto.com, S.21: Victor Soares - Fotolia.com, S.23: Mikael Damkier - Fotolia.com, S.2,4,10/11,15,19,30/31,41: Frank.Communication, alle anderen Privat

Quellennachweis: S. 41: Verlag Neue Stadt Wenn keine Quelle angegeben wird, ist der Inhaber der Rechte leider nicht zu ermitteln gewesen. Die Rechte bleiben gewahrt. Inhaber von Rechten werden gebeten, sich an die Redaktion zu wenden. Heft 4/2010 erscheint im November 2010.

Die Klinik SGM Langenthal ist eine anerkannte, christ-liche Fachklinik mit stationären, tagesklinischen und ambulanten Behandlungsangeboten.

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3/2010 CHRISCARE 39TERMINE

18.9.2010: Erlangen, „Ethik in der Medizin

zwischen Empathie und Ökonomie“,

www.ethiktag.uni-erlangen.de

28.9.2010: Koblenz, Sterbebegleitung und

Sterbekultur, sekretariat.bildungszent-

[email protected]

29.9.2010: Hamburg, Gelassenheit

gewinnt, Souveränität erreichen,

www.albertinen.de

20.–21.9.2010: Düsseldorf, Sterbebeglei-

tung von Menschen mit Demenz,

www.kaiserswerther-seminare.de

23.9.2010: Zürich, Ethik in der Pflege älte-

rer Menschen, [email protected]

25.9.2010: München, Fest der Hl. Cosmos

und Damian, St. Michael, Fußgängerzone

1.–3.10.2010: Drübeck/Harz, Für Ärzte

und Medizinstudenten:„Leben im

Gleichgewicht“, www.smd.de

4.–8.10.2010: Schwanberg, Exerzitien.

Ökumenisches Angebot für Mitarbeitende,

[email protected]

7.10.2010: Dernbach,

Ethik: Herausforderung Autonomie,

www.maria-hilf-akademie.de

11.–12.10.2010: Dornstadt, H.U.M.O.R.

und Lachen in der Pflege alter Menschen,

www.diakonisches-institut.de

13.–14.10.2010: Dornstadt, Schmerz und

Tod – sich wohlfühlen und loslassen,

www.diakonisches-institut.de

20.–22.10.2010: Tübingen, Inclusion and

the Ministry of Healing, Ökumenische

Fachtagung, www.difaem.de

23.–24.10.2010: Salzburg,

Internationaler Kongress für Pflegeberufe,

Verantwortung – Last oder Lust?,

www.kathpflegeverband.de

20.–27.10.2010: Jerusalem/Ein Bokek,

Workshop Klimaheilbehandlung am Toten

Meer, www.schechinger-tours.de

22.–24.10.2010: Marburg, Psychologe als

Berufung – Vom Stress zur Leidenschaft,

Tagung Fachgruppe Psychologen der SMD,

www.smd.org

29.–31.10.2010: Rotenburg/Fulda,

Fachgruppentreffen „Hebammen“,

www.cig-online.de

29.10.2010: Rhein-/Maingebiet, Sympo-

sium Wie wollen wir alt werden? Evan-

gelischer Fach- und Berufsverband für

Pflege und Gesundheit, www.efaks.de

29.–31.10.2010: Berlin, Gute Psychothera-

pie - eine Frage der Weltanschauung?,

www.eaberlin.de

5.–7.11.2010: Lungern (OW), Ich möchte

an der Hand eines Menschen sterben.

(Trauerbegleitung), www.hsj.ch

6.–7.11.2010: Morschach, Spirituelle

Sterbebegleitung, www.hsj.ch

6.–7.11.2010: Emmetten, Aufatmen – Auf-

tanken, Herbsttagung der Arbeitsgemein-

schaft christlicher Ärztinnen und Ärzte in

der Schweiz, www.ageas.ch

13.–14.11.2010: Karlsruhe, Seelsorge an

der eigenen Seele (Grundkurs),

www.isa-institut.de

26.–28.11.2010: Bad Homburg v.d.H.,

14. Medizinstudententagung der ACM,

www.smd.de

11.–13.2.2011: Rehe/Westerwald,

56. Tagung der ACM für Ärzte und Medi-

zinstudenten: „Medizinethik - ohne Gott?

Grundlagen einer guten Entscheidungs-

findung“, www.smd.de

17.–20.3.2011: Schwäbisch Gmünd,

Mediora 3: Prävention für Körper, Seele

und Geist, www.schoenblick-info.de

21.–24.3.2012: Kassel,

3. Christlicher Gesundheitskongress,

www.christlicher-gesundheitskongress.de

Tagungen, Seminare & Konferenzen

Die Christophorus Akademie für Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit bietet Qualifizierungskurse für Fachkräfte aus

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Page 40: ChrisCare 2010-3

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Page 41: ChrisCare 2010-3

3/2010 CHRISCARE 41

„Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20). Was Paulus hier sagt, kann jeder auf sich selbst beziehen: für mich hat Christus sich hingegeben.

Jesus, wenn du für mich gestorben bist, wie könnte ich an deiner Großmut zweifeln? Wenn ich glauben darf, dass du, der Sohn Gottes, für mich gestorben bist wie sollte ich nicht alles daransetzen, um auf diese Liebe zu antworten?

Für mich ... Ein Wort, das die Einsamkeit der Einsamsten überwindet. Ein Wort, das jedem Menschen eine erhabene Würde zuspricht, gerade den Geringsten und Ver-achteten. Ein Wort, das uns ergreift und uns mit überströmender Freude erfüllt: mit einer Freude, die ausstrahlt auf andere, die von der Frohen Botschaft nichts wissen oder sie wieder vergessen haben.

Für mich ... Für mich, Herr, all diese Schmerzen? Für mich dieser Schrei?

Chiara Lubich

Chiara Lubich,

Alles besiegt die Liebe, S.9

Für mich

Page 42: ChrisCare 2010-3

42

ChrisCare ermutigt Mitarbeiter im Gesundheitswesen, ihre Berufung neu zu entdecken und zu entfalten.

ChrisCare trägt dazu bei, die Bedeutung des christlichen Glaubens für Medizin, Pfl ege und Therapie zu erkennen und in die fachliche Diskussion einzubringen.

ChrisCare, ein konfessionsverbindendes Magazin für alle Berufe des Gesundheitswesens.

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Themen 2010

1/2010 Heilkraft des Glaubens2/2010 Macht und Ohnmacht 3/2010 Leid und Schmerz4/2010 Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft

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3/2010 CHRISCARE 43

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