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„Bundeswehr in Führung“ · korsett für soldatische Auf stiege als zu starr empfunden wird,...

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D 8512 4 50. Jahrgang Nr. 21 Montag, 2. Juni 201 DIE BUNDESWEHR IM INTERNET www.bundeswehr.de www.bmvg.de www.youtube.com/bundeswehr www.facebook.com/bundeswehr www.twitter.com/bundeswehrInfo www.flickr.com/photos/ augustinfotos www.wirdienendeutschland.de Berlin. Mit konkreten Plänen zur im Januar angekündigten Initiative, die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber Deutsch- lands zu machen, hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am vergangenen Freitag die Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders “ gestartet. Das umfangreiche Konzept, das in Teilen bereits im Koalitionsvertrag angelegt war, soll für die Beschäftigten der Bundeswehr zügig spürbare Verbesserungen erreichen. Das Paket enthält 29 Maßnahmen, die nicht per Gesetz geregelt werden müssen und von denen die meisten bereits Ende 2015 umgesetzt sein sollen. Im kommenden Herbst soll zusätzlich ein Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr (Artikelgesetz) folgen. „Die Bundeswehr hat viel zu bieten und wir wollen die Besten, die auch anderswo auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen haben“, so von der Leyen. Lesen Sie weiter auf Seite 3 „Bundeswehr in Führung“ Aktiv. Attraktiv. Anders. – Verteidigungsministerin startet Attraktivitätsoffensive. Im Einklang mit vielen Nationen Bei der Großübung JAWTEX trainieren 4500 Soldaten – etwa 1000 Flüge durchgeführt. von Björn Jüttner Jagel. 4500 Soldaten haben beim Manöver JAWTEX („Joint Air Warfare Tactical Exercise“) in Norddeutschland den Ernstfall trainiert. Über 18 Tage hinweg übten die Truppen das Zusam- menwirken von Luftstreitkräften, mit Heeres- und Marineverbän- den („Air Surface Integration“) sowie die „streitkräftegemein- same Feuerunterstützung“ wie es im Fachjargon heißt. Insgesamt absolvierten die Luftwaffe und ihre elf internationalen Partner- nationen etwa 1000 Flüge, um Luftangriff und -verteidigung, Lufttransport sowie Luftlande- und Evakuierungsoperationen zu üben. Drei Jahre dauerten die detaillierten und langwierigen Vorbereitungen der Übung, in die unter anderem alle betrof- fenen Landkreise eingebunden waren. JAWTEX, als Nachfolger der ELITE-Übungsserie, ist in vieler- lei Hinsicht einmalig. Nicht nur, dass Soldaten aus den Nieder- landen, Italien, Frankreich, Finn- land, Slowenien, Griechenland, Österreich, Schweiz, Türkei, Ungarn und den USA ihre Ein- zelaufträge erfüllten. Für viele Soldaten war es tatsächlich eine der größten Übungen, an der sie bisher teilgenommen haben. Wie auch Oberleutnant Hendrik Bauer. Der Presse- offizier der Luftlandebrigade 31 in Oldenburg hat jahrelang als Fallschirmjäger in Seedorf gedient und war bei mehreren Übungen dabei. Diese Brigade war schwerpunktmäßig bei der Luftlandeübung auf dem Truppen- übungsplatz in Klietz eingesetzt. Hier ging es um das Abstimmen von taktischen Abläufen zwischen Luftwaffe und Heer. Der Übungsdirektor, Brigade- general Burkhard Pototzky, zieht ein sehr positives Fazit: „Die Gespräche mit den Teil- nehmern und Kommandeuren haben ergeben, dass die meisten Übungsziele erreicht wurden, und dass wir sowohl die Besatzun- gen als auch die Einheiten sehr gut „beüben“ konnten“, unter- streicht Pototzky. Das Manöver JAWTEX 2014 könnte damit auch ein vielversprechender Start in eine ganz neue Übungsreihe sein. Nun gilt es, wie Pototzky sagt, möglichst schnell das Groß- manöver auszuwerten und dann mit der Planung von JAWTEX 2016 zu beginnen. Foto: Vennemann/ZRedBW Kooperation: Das Zusammenwirken von Luft- und Landstreit- kräften war Teil des Manövers JAWTEX. Foto: Lang/Bundeswehr NACHRICHTEN POLITIK Prozessmanagement Staatssekretär Gerd Hoofe erläu- tert im Interview mit aktuell die Grundlagen und Ziele des Prozessmanagements. Seite 4 EINSATZ Fliegende Wahlhelfer Die Bundeswehr unterstützt bei der Präsidentschaftswahl in Afghanistan: Sie fliegt Stimm- zettel aus. Seite 5 VERMISCHTES Im WM-Fieber In 10 Tagen startet in Brasilien die 20. Fußball-Weltmeister- schaft. Der Spielplan zum Ein- tragen und Mitfiebern. Seite 6/7 BUNDESWEHR Zelte für Pilger Damit die Soldaten der Lourdes- Wallfahrt eine Bleibe haben, stellt das Unterstützungskom- mando Zelte auf. Seite 8
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Page 1: „Bundeswehr in Führung“ · korsett für soldatische Auf stiege als zu starr empfunden wird, insbesondere für Frauen und Männer, die sich in der Familienphase mehr Zeit für

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450. Jahrgang Nr. 21 Montag, 2. Juni 201

DIE BUNDESWEHR IM INTERNET

www.bundeswehr.de

www.bmvg.de

www.youtube.com/bundeswehr

www.facebook.com/bundeswehr

www.twitter.com/bundeswehrInfo

www.flickr.com/photos/augustinfotos

www.wirdienendeutschland.de

Berlin. Mit konkreten Plänen zur im Januar angekündigten Initiative, die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber Deutsch-lands zu machen, hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am vergangenen Freitag die Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders “ gestartet. Das umfangreiche Konzept, das in Teilen bereits im Koalitionsvertrag angelegt war, soll für die Beschäftigten der Bundeswehr zügig spürbare Verbesserungen erreichen. Das Paket enthält 29 Maßnahmen, die nicht per Gesetz geregelt werden müssen und von denen die meisten bereits Ende 2015 umgesetzt sein sollen. Im kommenden Herbst soll zusätzlich ein Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr (Artikelgesetz) folgen. „Die Bundeswehr hat viel zu bieten und wir wollen die Besten, die auch anderswo auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen haben“, so von der Leyen. Lesen Sie weiter auf Seite 3

„Bundeswehr in Führung“Aktiv. Attraktiv. Anders. – Verteidigungsministerin startet Attraktivitätsoffensive.

Im Einklang mit vielen NationenBei der Großübung JAWTEX trainieren 4500 Soldaten – etwa 1000 Flüge durchgeführt.

von Björn Jüttner

Jagel. 4500 Soldaten haben beim Manöver JAWTEX („Joint Air Warfare Tactical Exercise“) in Norddeutschland den Ernstfall trainiert. Über 18 Tage hinweg übten die Truppen das Zusam-menwirken von Luftstreitkräften, mit Heeres- und Marineverbän-den („Air Surface Integration“) sowie die „streitkräftegemein-same Feuerunterstützung“ wie es im Fachjargon heißt. Insgesamt absolvierten die Luftwaffe und ihre elf internationalen Partner-nationen etwa 1000 Flüge, um Luftangriff und -verteidigung, Lufttransport sowie Luftlande- und Evakuierungsoperationen zu üben. Drei Jahre dauerten die detaillierten und langwierigen Vorbereitungen der Übung, in die unter anderem alle betrof-fenen Landkreise eingebunden waren.

JAWTEX, als Nachfolger der ELITE-Übungsserie, ist in vieler-lei Hinsicht einmalig. Nicht nur, dass Soldaten aus den Nieder-

landen, Italien, Frankreich, Finn-land, Slowenien, Griechenland, Österreich, Schweiz, Türkei, Ungarn und den USA ihre Ein-zelaufträge erfüllten. Für viele

Soldaten war es tatsächlich eine der größten Übungen, an der sie bisher teilgenommen haben.

Wie auch Oberleutnant Hendrik Bauer. Der Presse-

offizier der Luftlandebrigade 31 in Oldenburg hat jahrelang als Fallschirmjäger in Seedorf gedient und war bei mehreren Übungen dabei. Diese Brigade war schwerpunktmäßig bei der Luftlandeübung auf dem Truppen-übungsplatz in Klietz eingesetzt. Hier ging es um das Abstimmen von taktischen Abläufen zwischen Luftwaffe und Heer.

Der Übungsdirektor, Brigade-general Burkhard Pototzky, zieht ein sehr positives Fazit: „Die Gespräche mit den Teil-nehmern und Kommandeuren haben ergeben, dass die meisten Übungsziele erreicht wurden, und dass wir sowohl die Besatzun-gen als auch die Einheiten sehr gut „beüben“ konnten“, unter-streicht Pototzky. Das Manöver JAWTEX 2014 könnte damit auch ein vielversprechender Start in eine ganz neue Übungsreihe sein. Nun gilt es, wie Pototzky sagt, möglichst schnell das Groß-manöver auszuwerten und dann mit der Planung von JAWTEX 2016 zu beginnen.

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Kooperation: Das Zusammenwirken von Luft- und Landstreit-kräften war Teil des Manövers JAWTEX.

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NACHRICHTEN

POLITIK

ProzessmanagementStaatssekretär Gerd Hoofe erläu-tert im Interview mit aktuell die Grundlagen und Ziele des Prozessmanagements. Seite 4

EINSATZ

Fliegende WahlhelferDie Bundeswehr unterstützt bei der Präsidentschaftswahl in Afghanistan: Sie fliegt Stimm-zettel aus. Seite 5

VERMISCHTES

Im WM-FieberIn 10 Tagen startet in Brasilien die 20. Fußball-Weltmeister-schaft. Der Spielplan zum Ein-tragen und Mitfiebern. Seite 6/7

BUNDESWEHR

Zelte für PilgerDamit die Soldaten der Lourdes- Wallfahrt eine Bleibe haben, stellt das Unterstützungskom-mando Zelte auf. Seite 8

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2 aktuell INTERN 2. Juni 2014

Tag der offenen Tür: Unter dem Titel „Legacy of Freedom“ hatten US Air Force und deutsche Luftwaffe auf die Holloman Air Force Base in New Mexico/USA geladen.

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BILD DER WOCHE

IMPRESSUM

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:Bundesministerium der VerteidigungPresse- und InformationsstabStauffenbergstraße 18, 10785 Berlin

Redaktionsanschrift:Zentralredaktion der BundeswehrBundeswehr aktuellOberspreestraße 61 L, 12439 BerlinTelefon: (0 30) 67 94 - AppFax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00E-Mail: [email protected]

Leitender Redakteur:Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 39)

Redakteur Politik:Jörg Fleischer (jf, App: 20 55)

Redakteur Streitkräfte:Oberleutnant Tim Schmidt (tss, App: 20 38)

Redakteur Sport/Vermischtes:Oberleutnant Patricia Franke (pfr, App: 20 40)Obergefreiter Alexander Linden (afl, App: 20 40)

Mediendesign:Eva Pfaender (epf, App: 20 37)

aktuell als E-Paper und im pdf-Format:Auf www.bundeswehr.de abrufbar

Satz:Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei Köln/BonnIntranet: http://zentraldruckerei.iud

Druck:Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbHKurhessenstr. 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf

Erscheinungsweise:Wöchentlich montags

Auflage:45 000 Exemplare

Verteilung innerhalb der Bundeswehr:Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medien- zentrale der Bundeswehr – Info-ServiceAlte Heerstraße 90, 53757 Sankt AugustinTelefon: (0 22 41) 15-1 (Vermittlung)E-Mail: [email protected]

ISSN: 1618-9086

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr über-nommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

ZITAT

„Bereit wie nie. Dem ist nichts hinzuzufügen.“

Roman Weidenfeller über seinen möglichen Einsatz bei der Fußball Weltmeisterschaft, sollte Manuel Neuer aufgrund der Schulterver-letzung ausfallen.

KALENDERBLATT

Vor 30 Jahren: Am 6. Juni 1984 wird die erste spielbare Version von „Tetris“ fertiggestellt.

Vor 45 Jahren: Am 8. Juni 1969 schließen sich verschiedene deut-sche Autoren – darunter Heinrich Böll und Günther Grass – in Köln zum „Verband Deutscher Schriftsteller“ (VS) zusammen.

Vor 65 Jahren: Am 8. Juni 1949 erscheint George Orwells zukunfts-kritischer Roman „1984“ in London.

Vor 85 Jahren: Nach der Unterzeichnung der Lateranverträge wird der Vatikan am 7. Juni 1929 wieder ein souveräner Staat.

Vor 90 Jahren: Am 5. Juni 1924 schickt Ernst Alexanderson das erste Fax über den Atlantik.

Vor 100 Jahren: Am 8. Juni 1914 durchfährt der US-Dampfer „Alliance“ als erstes Schiff den 82 Kilometer langen Panamakanal. Er verbindet Atlantik und Pazifik – die Bauzeit hatte 33 Jahre betragen.

Vor 120 Jahren: Am 4 Juni 1894 tritt in Deutschland das Abzah-lungsgesetz in Kraft. Es ermöglicht Käufern den Erwerb von höher-wertigen Gütern, deren Kaufsumme sie in Raten begleichen können.

Vor 245 Jahren: Am 3. Juni 1769 beobachtet James Cook auf seiner ersten Südseereise auf Tahiti den Durchgang des Planeten Venus vor der Sonne. (eb)

EDITORIAL

Noch zehn Tage, dann beginnt in Brasilien die 20. Fußballweltmeis-terschaft. Zum zweiten Mal nach 1950 ist das Land am Zuckerhut Ausrichter und nicht nur durch den Heimvorteil der Favorit auf den Titel. Nach dem Abschneiden der deutschen Mannschaft bei den vergangenen drei Turnieren, wo einmal das Finale und zweimal das Halbfinale Endstation waren, dürstet Fußball-Deutschland nach dem Titel. Spätestens mit dem ersten Spiel gegen Ronaldos Por-tugiesen werden Millionen Deut-sche wieder zu Bundestrainern.

Unsere Jungs treten in Sachen Ziel selbstbewusst auf. So sagte Mittelfeld-As Mesut Özil unlängst in einem Interview, dass für ihn alles andere als der Titel eine Ent-täuschung wäre. Spätestens am Abend des 13. Juli werden wir um die Gemütslage Özils wis-sen. Wenn es gut läuft, sehen wir nach 1990 vielleicht wieder einen Trainer abseits des Trubels auf dem grünen Rasen seine Kreise ziehen. Für unsere Fuß-ballbegeisterten findet sich der Spielplan des Turniers auf S. 6/7.

Mit der Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders.“ will die Bundeswehr beim Thema Attraktivität einen großen Sprung nach vorne schaf-fen. Die Bundeswehr soll sich

zu einem der gefragtesten Arbeitgeber Deutschlands entwickeln. Denn es gilt im We t t -bewerb mit a n d e r e n Unternehmen, gute Bewerber für den Dienst zu begeistern. Die-sen Prozess sollen die Attrakti-vitätsmaßnahmen unterstützen. Unverändert mitbringen müssen die künftigen Soldaten jedoch die Bereitschaft, an Auslandseinsät-zen teilzunehmen. Das wird nie-mals attraktiv sein, doch es ist eben ein wesentlicher Teil des Soldatenberufs (S.1 und S.3).

Die internationale Soldaten-wallfahrt nach Lourdes ist nicht nur für die Militärseelsorge ein fester Programmpunkt. Jedes Jahr nehmen viele Soldaten daran teil. Damit diese am Fuße der franzö-sischen Pyrenäen auch unterkom-men können, sind andere Solda-ten gefordert, die dafür eigene Zelte aufbauen. Unser Reporter Roman Pyrdok hat dieses Unter-stützungskommando begleitet und berichtet auf Seite 8 von deren schweißtreibender Arbeit.

Torsten Sandfuchs-HartwigLeitender Redakteur

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2. Juni 2014 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3

Aktiv. Attraktiv. Anders. Die Bundeswehr geht mit 29 Maßnahmen in die Attraktivitätsoffensive – Fortsetzung von Seite 1.

Berlin. Unter dem Dach der Bun­deswehr leisten mehr als eine Viertelmillion Menschen Tag für Tag ausgezeichnete Arbeit, um im Auftrag des deutschen Volkes zu Sicherheit und Frie­den in der Welt beizutragen. Die Bundeswehr ist heute nicht nur eine Armee im weltweiten Ein­satz, sondern ein hochmoder­ner, global agierender Konzern. Um diese anspruchsvolle Auf­gabe als Freiwilligenarmee gut zu erfüllen, braucht die Bundes­wehr auf allen Ebenen sehr viel­seitige Menschen: belastbare, engagierte Mitarbeiter mit fes­tem Charakter, Intelligenz und viel sozialer Kompetenz.

Das Angebot in Deutschland in dieser Zielgruppe sowie an quali­fizierten Fachkräften wird jedoch knapp. Junge und leistungsfähige Talente haben die freie Wahl, für welchen Beruf sie sich ent­scheiden und wo sie ihre Chance suchen möchten. Deswegen muss die Bundeswehr schnell in die Spitzengruppe der attraktivsten Arbeitgeber vorstoßen. Ziel ist es, die vielen Guten, die sie hat, zu halten und möglichst viele neue motivierte Männer und Frauen für sich zu gewinnen. Um das zu schaffen, muss die Bundeswehr sich ihrer Stärken als Arbeitge­ber bewusst werden, aber auch hart an Schwachpunkten und Wettbewerbsnachteilen im Ver­gleich zu jeder anderen Konkur­renz arbeiten.

Die moderne Bundeswehr bietet zum Beispiel eine enorme Bandbreite an Karrierepfaden. Durch die neutrale Brille betrach­tet, ist sie ein Sicherheitsunter­nehmen, eine Reederei, eine Fluglinie, ein Logistikkonzern, ein medizinischer Dienstleister – alles auf Top­Niveau und welt­

weit vernetzt: mehr als 240 000 Menschen, mehr als 1000 Berufe an mehr als 300 Standorten. Es gibt kaum etwas, was man bei der Bundeswehr nicht werden kann. Wer sein Handwerk bei der Bun­deswehr gelernt hat, dem stehen hinterher viele Türen in der zivi­len Arbeitswelt offen.

Trotzdem scheuen heute noch viele junge Menschen ein Engagement bei der Bundeswehr oder orientieren sich nach ein paar Jahren bei der Truppe neu,

• etwa weil der soldatische Dienst schwer mit dem Privat­leben vereinbar ist,

• weil die mangelnde Planbarkeit von Versetzungen das soziale Leben belastet,

• weil das etablierte Karriere­korsett für soldatische Auf­stiege als zu starr empfunden wird, insbesondere für Frauen und Männer, die sich in der Familienphase mehr Zeit für Kinder wünschen,

• weil wenig Transparenz über Aufstiegs – und Entwicklungs­chancen zum Teil auf die Moti­vation drückt,

• weil Arbeitsbedingungen und Infrastruktur als nicht mehr zeitgemäß empfunden werden,

• weil häufig vorhandener guter Wille – auch von Seiten der Vorgesetzten – im Alltag oft unter bürokratischen Vorgaben verkümmert,

• weil man sich mit seinen Poten­zialen zu wenig einbringen kann.

Deswegen wird die Bundes­wehr in den nächsten drei Jah­ren auf die Überholspur gehen, um sich einen vorderen Platz im Wettbewerb um die besten Köpfe zu sichern – und letztlich auch

morgen zusammen mit der best­möglichen Ausrüstung die opti­male Einsatzfähigkeit zu garan­tieren.

Wir setzen mit der Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders.“ alles daran, beim Thema Attraktivität einen großen Sprung nach vorne zu schaffen. Wir setzen uns zum Ziel,

• dass die Bundeswehr moderne Arbeitszeitmodelle einführt, die ausreichend Flexibilität und Raum für das Privatleben las­sen, wenn gerade kein Einsatz ist (etwa mit Langzeitarbeits­konten oder der neuen Option „Teilzeit während Elternzeit“),

• dass die Bundeswehr zum Vor­reiter für Karrieren in Teil­zeit wird (wie Infrastruktur für Mobiles Arbeiten, oder dem Abschaffen bestehender Beschränkungen für Soldaten),

• dass alle Mitarbeiter mehr Ein­blick und Einfluss bekommen, welche Berufswege sie bei der Bundeswehr einschlagen (wie eine Dienstposteninformations­börse, eine intensivere Betreu­ung und Beratung oder ein Talentpool, um Bewerber mit Potential zu binden),

• dass wir die Zahl der belas­tenden Versetzungen redu­zieren und mehr Planbarkeit gewährleisten (zum Beispiel mehr Möglichkeit für Karrieren am selben Ort, nur noch zwei feste Versetzungstermine im Jahr, eine neue Sechsmonats­regel für Versetzungsankündi­gungen oder weniger Forderun­gen an den Karriereaufbau),

• dass die Bundeswehr noch in dieser Legislatur eine vorbild­liche Infrastruktur für Kinder­betreuung auch in den Rand­

zeiten erhält – und zwar flächendeckend (so beispiels­weise bis zu 22 neue Projekte Großtagespflege jedes Jahr)

• dass sich alle Angehörigen der Bundeswehr darauf ver­lassen können, dass sie in jeder Lebensphase die volle Unter­stützung erhalten (etwa kosten­freies surfen und nach Hause telefonieren aus den Einsätzen oder Coachings für Führungs­kräfte zu Methoden und Stra­tegien, wie sie Bedürfnisse der Mitarbeiter einplanen können, ohne dass der Auftrag leidet)

• dass die Entwicklung sozialer Kompetenzen in der Bundes­wehr wertgeschätzt wird (gute Führung gleich Schulung tausender Führungskräfte)

• dass Arbeitsplatz und Unter­bringung modernen Standards entsprechen (unter anderem WLAN, renovierte Stuben mit TV, Kühlschränke)

• dass die Bundeswehr mit dem Aufbau eines hochmodernen betrieblichen Gesundheits­managements Maßstäbe setzt (Pilotprojekte an zehn Stand­orten, ab 2016 für alle Beschäf­tigten in der Fläche)

Dies sind ehrgeizige Ziele, für deren Umsetzung es aber eine klare Zeitlinie gibt und für die auch Haushaltsmittel bereitge­stellt werden. So sind für die nächsten fünf Jahre allein für die 29 untergesetzlichen Maßnahmen rund 100 Millionen Euro einge­plant, die aus dem Verteidigungs­etat kommen.

Das Prädikat „Attraktiver Arbeitgeber“ kann die Bundes­wehr allerdings nicht mit einem Federstrich erwerben oder für immer erhalten. Diese 29 Maß­nahmen werden Schritt für Schritt

in einem Zeitraum von zwei bis drei Jahren umgesetzt.

Es wird aber Zeit brauchen, bis alle die Verbesserungen über­all spüren. Das gilt auch für das Artikelgesetz zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr, das im Herbst in den Bundestag eingebracht werden soll und im Sommer im Ressortkreis abzustimmen ist.

Die Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders.“ ist ein wichtiger Zwi­schenspurt. Auch danach wird die Bundeswehr – wie jeder andere Konzern, jeder Verband oder jede Behörde in Deutschland auch – permanent an sich arbeiten müs­sen, um eine gute Position am Arbeitsmarkt zu halten.

Wichtig ist, dass die Bundes­wehr diese Herausforderung aktiv und positiv annimmt, dass alle den Zusatznutzen sehen:

• Mehr personelle Ressourcen, Kenntnisse und Erfahrungsho­rizonte für den Arbeitgeber Bundeswehr zu erschließen,

• mehr Frauen für den heraus­fordernden Job zu gewinnen,

• die gute Führungsleistung in der Bundeswehr noch stärker an den kontinuierlichen Wan­del in der Gesellschaft und die Lebenswirklichkeit auszurich­ten, ohne den kein moderner Arbeitgeber mehr Zukunft hat,

• die Wurzeln nach dem Ende der Wehrpflicht wieder tiefer in die Gesellschaft zu treiben,

• und am allerwichtigsten: Dass wir mit all diesen Anstrengungen sicherstellen, dass unsere Freiwilligenarmee auf Dauer ihre Einsatzfähigkeit behält. (eb)

Mehr auf www.bundeswehr.de.

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Page 4: „Bundeswehr in Führung“ · korsett für soldatische Auf stiege als zu starr empfunden wird, insbesondere für Frauen und Männer, die sich in der Familienphase mehr Zeit für

4 aktuell MINISTERIUM / HINTERGRUND 2. Juni 2014

Es geht um gut strukturierte AbläufeProzessmanagement – was ist das eigentlich? Staatssekretär Gerd Hoofe erläutert die Ziele des Vorhabens.

Berlin. Staatssekretär Gerd Hoofe hat am 20. Mai den Zentral erlass für die Implemen-tierung des Prozessmanagements in Kraft gesetzt. Als Basis für die inhaltliche und organisatorische Ausgestaltung der Prozesse wer-den darin das neue Prozessmodell sowie die Aufgaben und Zustän-digkeiten im Prozessmanagement definiert. Neben dem Vorgehen bei der Einführung des Prozess-managements im Geschäftsbe-reich des Verteidigungsminis-teriums (BMVg) beschreibt der Zentralerlass verbindlich alle wesentlichen Rollen. So enthält er unter anderem Rollensteck-briefe sowie eine Übersicht aller Prozesseigner und -verantwort-lichen. Weitere Inhalte sind unter anderem Vorgaben für die Pro-zesslandkarten der Organisati-onsbereiche und für die Leis-tungs- und Hauptprozesse. Im Interview erläutert der Staatsse-kretär die Ziele des Vorhabens.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Prozessmanagement?

Ganz einfach gesagt geht es um die Klärung der Frage, wer ist zu welchem Zeitpunkt für welche Aufgabe in welcher Art und Weise verantwortlich und welche Mittel stehen ihm dafür zur Verfügung. Gleichzeitig geht es darum, über gut struktu-rierte transparente Abläufe dazu beizutragen, ergebnisorientiert Beiträge zu den gesetzten Zie -len zu erreichen.

Was heißt das konkret?So wie jedes Lebewesen, das

eine bestimmte Größe erreicht, ein Skelett benötigt, braucht auch jede Organisation einer bestimm-ten Größe klare Regeln für die Zusammenarbeit. Das heißt, wir brauchen ein klares Bild davon, wie die Zusammenarbeit orga-

nisiert ist und wer an welchem Prozess beteiligt ist. Wir haben uns im Großunternehmen Bun-deswehr auf eine Reihe strategi-scher Ziele verständigt. Aber die bloße Zielsetzung als solche ist noch nicht viel wert. Das Prozess-management wird uns künftig unser Skelett stärken und dabei helfen, die Muskeln, also die Abläufe so zu organisieren, dass alle Beteiligten auf ihrer Ebene möglichst effizient an der Umset-zung dieser Ziele mitarbeiten.

Was bedeutet das für den Ein-zelnen?

Jeder im System muss wis-sen, was sein Beitrag für die Erreichung des gesteckten Ziels ist. Das kann aber nur gelingen, wenn die Soldaten und Beschäf-tigten ein klares Bild von den Abläufen haben. Gerade auf den unteren Ebenen funktioniert ja vieles intuitiv, da kommt uns die erlernte Auftragstak-tik zugute. Wir merken aber, dass wir in den höheren Hierar-chien – gerade im Zusammen-hang mit der Neuausrichtung

– dieses Prozessverständnis noch nicht in dem Maße leben, wie es erforderlich wäre.

Wo sehen Sie das Problem?Es gibt da nach meiner Über-

zeugung eine ganz wesentliche kommunikative Komponente bei der Einführung des Prozess-managements. Wenn wir die Mitarbeiter nicht dafür gewin-nen, wird das Prozessmanage-ment nicht erfolgreich umgesetzt werden können. Wir müssen also klar machen, dass es sinnvoll und nicht bloß Selbstzweck ist, sondern uns wirklich bei der Arbeit hilft. Zum Beispiel, wenn es dazu beitragen kann, dass es künftig keine Munitionseng-pässe mehr gibt oder dass neue Ausrüstung rechtzeitig zuläuft. So etwas interessiert die Truppe. Die Antwort auf die Frage, wie wir solche Defizite, diese zum Teil schmerzlichen Lücken, zukünftig vermeiden können. Dazu können bessere Prozesse und ein professionelles umfas-sendes Prozessmanagement bei-tragen.

Wie schnell werden die erwar-teten positiven Effekte denn eintreten?

Nach der Implementierung durch den Zentralerlass sind wir auf einem guten Weg, alle Abteilungen sind eingebunden. Der formale Teil der Einführung ist damit erledigt. Bis das Pro-zessmanagement aber als etwas Selbstverständliches betrach-tet wird und die geschilderten Ziele erreicht sind, werden wir einen längeren Atem benötigen. Das werden wir nicht heute oder morgen erreichen, das wird Jahre dauern. Auch andere Groß-unternehmen haben dazu Jahre gebraucht.

Im Zuge der Implementierung gab es Kontakt zu Unternehmen in der freien Wirtschaft. Was hat man im Verteidigungsministe-rium anhand von deren Erfah-rungen gelernt?

Die Bundeswehr ist schon etwas Besonderes als Unternehmen – einerseits. Aber sie ist nicht ein-zigartig, wenn es darum geht, wie ich erfolgreich ein Unternehmen mit mehr als 240 000 Mitarbei-tern führe und organisiere. Sicher-lich ist nicht alles direkt übertrag-bar, aber wir können dennoch viel voneinander lernen. Übrigens aus-drücklich auch private Unterneh-men und andere Verwaltungen von uns. Deswegen führen wir in die-ser Woche auch einen „Themen- tag Prozessmanagement“ durch, zu dem wir auch Vertreter der privaten Wirtschaft und deröffentlichen Verwaltung einge-laden haben. Diese Veranstal-tung bietet uns eine hervorragende Gelegenheit, auch über den eige-nen Tellerrand hinauszuschauen.

Lässt sich aus alledem neben dem Führungsanspruch des Ministeriums auch ein verstärk-

ter Dienstleistungsgedanke des BMVg gegenüber der Bundes-wehr herauslesen?

Das ist sicher so. Aber man kann nichts so einfach überstül-pen, auch keine Dienstleistung. Wir wollen überzeugen und kom-munizieren. Mit dem Zentral-erlass haben wir Rahmenbedin-gungen gesetzt. Die Wirkung erziele ich aber erst, wenn ich überzeuge und nachvollziehbar darlege, welchen Mehrwert das Prozessmanagement am jeweili-gen Arbeitsplatz entfaltet.

Wird erfolgreiches Prozess-management auf den unteren Ebenen eines Tages die Rolle des Staatssekretärs überflüssig machen?

Das wohl nicht. Aber besten-falls wäre ich in der Lage, meine Entscheidungsprozesse schnel-ler und besser zu gestalten. Bis-lang werden mir mitunter aus unterschiedlichen Bereichen der Bundeswehr zu identischen Sachverhalten unterschiedliche Zahlen und Fakten zugearbeitet. Dann komme ich zeitweise vor Unklarheiten nicht schnell und gezielt genug voran. Bei einer eindeutigen Sachlage würden meine Entscheidungen jeden-falls noch schneller fallen kön-nen. Gutes Prozessmanagement schafft einen einheitlichen Qua-litätsstandard und klare Verhält-nisse bei den Leistungsprozessen, an dem sich von der Leitung des Hauses bis zur untersten Hierar-chieebene alle orientieren, auf den aber auch alle zählen kön-nen. Genau das ist der Vorteil, den wir uns versprechen.

Die Fragen stellte Markus Tiedke.

Das gesamte Interview finden Sie auf www.bmvg.de

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Im Dialog: Staatssekretär Gerd Hoofe erläutert Prozessmanage­ment – es geht um Transparenz.

Zu Besuch in Stockholm: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (M.) hat am vergangenen Montag ihre schwedische Amts­kollegin Karin Enström (l.) besucht. Schwerpunkt des Treffens in Stockholm waren sicherheitspolitische Gespräche zur NATO und zur Situation in der Ukraine. An der Militärhochschule Schloss Karlberg wurde Ministerin von der Leyen mit militärischen Ehren empfangen. Die Reise von der Leyens nach Stockholm ist zwar der offizielle Antrittsbesuch der Ministerin in Schweden, doch der aktuellen Zusammenkunft gingen schon mehrere Treffen voraus. Persönlich kennengelernt haben sich von der Leyen und Enström bereits im Februar auf der Münchner Sicherheitskonfe­renz. Die beiden Ministerinnen erörterten im Zusammenhang mit der Situation in der Ukraine vor allem die lange und vertrauens­volle Kooperation zwischen Deutschland und Schweden im Be­reich der Rüstungskontrolle. Die Zusammenarbeit bei der Imple­mentierung des Wiener Dokuments und des Vertrags über den Offenen Himmel (Open Skies Treaty) ist zuverlässig und bewährt. Die Streit kräfte Deutschlands und Schwedens arbeiten auch im Rahmen der ISAF­Mission in Nordafghanistan seit Jahren eng zu­sammen. Für diese lange Kooperation dankte von der Leyen ihrer Amts kollegin ganz ausdrücklich. (flo)Fo

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2. Juni 2014 EINSATZ aktuell 5

Fliegende WahlhelferDeutsche Soldaten unterstützen mit Transportleistungen Präsidentschaftswahl in Afghanistan.

von Robert Lechelt

Mazar-e Sharif. Die Vorbe-reitungen für die Stichwahl des afghanischen Präsidentenamtesam 14. Juni sind in vollem Gange. In der dritten Maiwoche ist nun die erste von insgesamt fünf Bundeswehrmaschinen auf dem Flughafen von Mazar-e Sharif gelandet. An Bord etwa drei Millionen Wahlzettel und die dazugehörigen Wahlunterlagen.

Der Transport der aus Kabul kommenden Unterlagen wird von der unabhängigen Wahlkommis-sion Afghanistans (Independent Election Commission – IEC) geleitet. Sie wird von deutschen Soldaten bei der Luftverladung unterstützt. Alle müssen jedoch Abstand zu den blauen Trans-portkisten halten, da diese aus-schließlich durch Mitarbeiter der IEC bewegt werden dürfen.

Überschwemmungen hattenAnfang Mai Teile des „Highways Nr. 1“, der Hauptverbindungs-straße von Kabul nach Mazar-e Sharif, unpassierbar gemacht. Ein Lufttransport war daher not-wendig, um die Wahl nicht zu verzögern. Die IEC bat deshalb die ISAF-Truppen um Unter-stützung, um den engen Zeit-plan einhalten zu können.

Nachdem die Fracht mit Hilfe der Bundeswehr entladen wurde, übernahmen die Mitarbeiter der IEC alle weiteren Maßnahmen. Reibungslos wurden die Wahl-

unterlagen auf afghanische Transporter verladen. Insge-samt galt es, innerhalb von zwei Tagen über 1000 versie-gelte Kisten mit einem Gesamt-gewicht von rund 20 Tonnen zu verladen.

Hauptmann Tilman E., Leiter der Wahlbeobachtungsgruppe im Regionalkommando Nord, begleitete diese Aufgabe. Der erfahrene Verbindungsoffizierzeigte sich am Ende zuf rieden. „Die heutige Aktion hat erneut gezeigt, wie verlässlich die Afghanen mittlerweile im Bereich der Organisation und Durchfüh-rung von solchen Maßnahmen arbeiten.“ In einem nächsten

Schritt wird die IEC nun sämt-liche Wahlunterlagen unter dem Schutz der afghanischen Sicher-

heitskräfte in die Lagerorte der nördlichen Provinzen transpor-tieren.

Wie eine schwimmende BankRechnungsführer an Bord der „Brandenburg“ gebieten über das Geld der seefahrenden Truppe.

Dschibuti. Die Fregatte „Brandenburg“, das Flaggschiff der Mission „Atalanta“, ist eine fahrende „Kleinstadt“ und jeder an Bord hat einen bestimmten Aufgabenbereich. Laufen die Marineschiffe einen Auslands-hafen an, wird der Rechnungs-führer zu einer der gefragtesten Personen am Bord.

Hauptbootsmann Christian P. und Obermaat Dennis S. sind die Rechnungsführer (Refü) der „Brandenburg“. Sie gehören zum Hauptabschnitt „Zentrale Dienste“ und betreiben unter anderem die „Bank“ auf der Fre-gatte. Hier kann sich die Crew Bargeld für Einkäufe in der Bord-kantine oder den Landgang im Hafen auszahlen lassen.

Unter Deck reihen sich die Sol-daten wie vor einem Bankschalter in einer langen Warteschlange vor dem Rechnungsführerbüro auf. „Sobald wir einen Hafen ansteu-ern, können die Kameraden einen

Gehaltsvorschuss erhalten. Das wird immer gern angenommen“, erklärt P., während er einem Soldaten das Geld vorzählt.

Ist ein Marinesoldat unterwegs, hat er normalerweise nur sel-ten Zugang zu einem Geldauto-maten oder einer Bank. „Bei kur-zen Seereisen gibt es so gut wie keinen Bedarf, aber wenn wir wie jetzt insgesamt fünf Monate unterwegs sind, ist das Gehalts-

vorschussverfahren ein tolles Angebot“, erläutert der Refü weiter. „Vor jeder Auszahlung muss jedoch eine unterschriebene Einzugsermächtigung zum Last-schriftverfahren vorliegen. Nach-dem der Soldat seinen angefor-derten Betrag erhalten hat, wird die Summe einige Tage später von seinem Konto abgebucht.“

Dabei wird eine ganze Menge Geld bewegt. Am Ende des

Monats weisen wir für diegesamte Crew einen Betrag in sechsstelliger Höhe an – das ist schon eine Hausnummer“, fasst P. zusammen. Deshalb muss der Rechnungsführer genug Bargeld dabei haben. Es wird, wie in einer Bank, in einem Safe verschlos-sen. „Vor einer längeren See-fahrt wird jeder Soldat befragt, wie viel Geld er im Laufe der Tour benötigt. Steht die Summe fest, fordern wir die Gesamt-summe an. Damit könnte man locker ein ganzes Haus bezah-len.“ Damit kein Euro verloren geht, wird alles am PC berechnet. „Diese Datenbank wird von uns akribisch gepflegt und am Ende des Monats dient sie als Grund-lage für die Berechnung aller Auszahlungen“, erklärt Ober-maat  S. Wenn alles stimmt, können die Soldaten unbeschwert ihr wohlverdientes Gehalt für Souvenirs oder Zusatzverpfle-gung ausgeben. (sj)

Zu Gast bei den PartnernMazar-e Sharif. Generalmajor Bernd Schütt, Kommandeur des Regionalkommandos Nord, übergab kürzlich einen neuen, geschützten Aufenthaltsbereich, den sogenannten „Safe Haven“ an das Beraterteam im „Camp Shaheen“ unter der Führung von Oberst Axel Hermeling.

Im Camp, etwa 25 Kilometer östlich von Mazar-e Sharif, bera-ten die ISAF-Soldaten ihre afgha-nischen Partner. Bislang diente es den internationalen Berater-teams als Lager, wurde dann aber vor kurzem an die afghanische Armee übergeben. Seitdem ist es die Heimat des 209. Korps der Afghan National Army (ANA) geworden. Der „Safe Haven“ hat drei Aufgaben. Er soll die Bera-ter im Gefahrenfall schützen. Des weiteren steht er als Anlaufpunkt für den organisatorischen Teil der Beratertätigkeit zur Verfügung. Und darüber hinaus erhöht er die Durchhaltefähigkeit der Berater, sodass sie, beispielsweise bei den Wahlen, auch 24 Stunden vor Ort sein können. (eb)

Stelldichein mit Mardern und KatzenLimassol. Nach einem Jahr vor der Küste des Libanon hat das Schnellboot „Frettchen“ Kurs Richtung Heimathafen gesetzt. Am 21. Mai lief „S 79“ zum letzten Mal im Hafen von Limassol ein. An Bord tritt die Besatzung des Schnellbootes „Puma“, die das Boot vor fünf Monaten im Einsatz übernom-men hatte, die Heimreise an. Die Ankunft im Heimathafen Rostock-Warnemünde ist für den 13. Juni geplant. Auch für die „Gepard“-Besatzung auf dem zweiten deutschen Schnell-boot geht es in die Heimat. Das „Wiesel“ verbleibt jedoch bei UNIFIL und wird von der Besatzung der „Ozelot“ über-nommen. (eb)

Verletzte Deutsche ausgeflogenDschibuti. Vergangene Woche sind bei einem Selbstmordan-schlag in Dschibuti drei Men-schen ums Leben gekommen. 15 weitere wurden verletzt, darunter auch drei Deutsche. Die Bundeswehr hat einen Air -bus A310 „MedEvac“ geschickt, um die Verletzten auszufliegen. Der Airbus wurde dafür extra früher von der Internationalen Luft- und Raumfahrzeugaus-stellung (ILA) abgezogen. Nach ersten Aussagen des Auswärti -gen Amts befinden sich alle drei Bundes bürger außer Lebensge-fahr. (tss)

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Nach dem Entladen: Wahlunterlagen werden vom Flugzeug aus auf LKW verladen.

ISAF unterstützt Afghanen: Transport von Wahlunterlagen.

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Zahltag: Soldaten erhalten Sold auf der Fregatte „Brandenburg“.

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Gruppe A

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ENG

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POR USA

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Gruppe H

BEL

ALG KOR

RUS

Do. - 12.06.2014 - Sao Paulo - 22:00 Uhr

Fr. - 13.06.2014 - Natal - 18:00 Uhr

Di. - 17.06.2014 - Fortaleza - 21:00 Uhr

Mi. - 18.06.2014 - Manaus - 21:00 Uhr

Mo. - 23.06.2014 - Brasilia - 22:00 Uhr

Mo. - 23.06.2014 - Recife - 22:00 Uhr

Fr. - 13.06.2014 - Salvador - 21:00 Uhr

Fr. - 13.06.2014 - Cuiaba - 00:00 Uhr

Mi. - 18.06.2014 - Porto Alegre - 18:00 Uhr

Mi. - 18.06.2014 - Rio di Janeiro - 21:00 Uhr

Mo. - 23.06.2014 - Curitiba - 18:00 Uhr

Mo. - 23.06.2014 - Sao Paulo - 18:00 Uhr

Sa. - 14.06.2014 - Belo Horizonte - 18:00 Uhr

Sa. - 14.06.2014 - Recife - 03:00 Uhr

Do. - 19.06.2014 - Brasilia - 18:00 Uhr

Do. - 19.06.2014 - Natal - 00:00 Uhr

Di. - 24.06.2014 - Cuiaba - 22:00 Uhr

Di. - 24.06.2014 - Fortaleza - 22:00 Uhr

Sa. - 14.06.2014 - Fortaleza - 21:00 Uhr

Sa. - 14.06.2014 - Manaus - 00:00 Uhr

Do. - 19.06.2014 - Sao Paulo - 21:00 Uhr

Fr. - 20.06.2014 - Recife - 18:00 Uhr

Di. - 24.06.2014 - Natal - 18:00 Uhr

Di. - 24.06.2014 - Belo Horizonte - 18:00 Uhr

So. - 15.06.2014 - Brasilia - 18:00 Uhr

So. - 15.06.2014 - Porto Alegre - 21:00 Uhr

Fr. - 20.06.2014 - Salvador - 21:00 Uhr

Fr. - 20.06.2014 - Curitiba - 00:00 Uhr

Mi. - 25.06.2014 - Manaus - 22:00 Uhr

Mi. - 25.06.2014 - Rio de Janeiro - 22:00 Uhr

So. - 15.06.2014 - Rio de Janeiro - 00:00 Uhr

Mo. - 16.06.2014 - Curitiba - 21:00 Uhr

Sa. - 21.06.2014 - Belo Horizonte - 18:00 Uhr

Sa. - 21.06.2014 - Cuiaba - 00:00 Uhr

Mi. - 25.06.2014 - Porto Alegre - 18:00 Uhr

Mi. - 25.06.2014 - Salvador - 18:00 Uhr

Mo. - 16.06.2014 - Salvador - 18:00 Uhr

Mo. - 16.06.2014 - Natal - 00:00 Uhr

Sa. - 21.06.2014 - Fortaleza - 21:00 Uhr

So. - 22.06.2014 - Manaus - 00:00 Uhr

Do. - 26.06.2014 - Recife - 18:00 Uhr

Do. - 26.06.2014 - Brasilia - 18:00 Uhr

Di. - 17.06.2014 - Belo Horizonte - 18:00 Uhr

Di. - 17.06.2014 - Cuiaba - 00:00 Uhr

So. - 22.06.2014 - Rio de Janeiro - 18:00 Uhr

So. - 22.06.2014 - Porto Alegre - 21:00 Uhr

Do. - 26.06.2014 - Sao Paulo - 22:00 Uhr

Do. - 26.06.2014 - Curitiba - 22:00 Uhr

So. - 13.07.2014 - Rio de Janeiro - 21:00 Uhr

Sieger HF1 Sieger HF2

Finale

Di. - 08.07.2014 - Belo Horizonte - 22:00 Uhr

Sieger VF1 Sieger VF2

Halbfinale 1

Mi. - 09.07.2014 - Sao Paulo - 22:00 Uhr

Sieger VF3 Sieger VF4

Halbfinale 2

Sa. - 12.07.2014 - Brasilia - 22:00 Uhr

Verlierer VerliererHF1 HF2

Spiel um Platz 3

Fr. - 04.07.2014 - Rio de Janeiro - 18:00 Uhr

Sieger AF5 Sieger AF6

Viertelfinale 1

Sa. - 05.07.2014 - Brasilia - 18:00 Uhr

Sieger AF7 Sieger AF8

Viertelfinale 3

Fr. - 04.07.2014 - Fortaleza - 22:00 Uhr

Sieger AF1 Sieger AF2

Viertelfinale 2

Sa. - 05.07.2014 - Salvador - 22:00 Uhr

Sieger AF3 Sieger AF4

Achtelfinale 4

Sa. - 28.06.2014 - Belo Horizonte - 18:00 Uhr

Sieger A Zweiter B

Achtelfinale 1

Sa. - 28.06.2014 - Rio de Janeiro - 22:00 Uhr

Sieger C Zweiter D

Achtelfinale 2

So. - 29.06.2014 - Fortaleza - 18:00 Uhr

Sieger B Zweiter A

Achtelfinale 3

So. - 29.06.2014 - Recife - 22:00 Uhr

Sieger D Zweiter C

Achtelfinale 4

Mo. - 30.06.2014 - Brasilia - 18:00 Uhr

Sieger E Zweiter F

Achtelfinale 5

Mo. - 30.06.2014 - Porto Alegre - 22:00 Uhr

Sieger G Zweiter H

Achtelfinale 6

Di. - 01.07.2014 - Sao Paulo - 18:00 Uhr

Sieger F Zweiter E

Achtelfinale 7

Di. - 01.07.2014 - Salvador - 22:00 Uhr

Sieger H Zweiter G

Achtelfinale 8

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8 aktuell BUNDESWEHR 2. Juni 2014

Zelte bauen für die PilgerSoldaten vom Logistikbataillon 172 bereiten Unterkünfte vor.

von Roman Pyrdok

Lourdes. Christliche Wallfahr­ten dienen meist als Bußwerk, um geheilt zu werden oder in beson­deren Anliegen zu beten. Bei einer Pilgerreise steht also nicht der Weg, sondern das Ziel im Vor­dergrund. Das Ziel der Beelitzer Logistiker hieß kürzlich Lourdes – der südfranzösische Wallfahrts­ort, in dem Pilger zu Tausenden Linderung ihrer Gebrechen oder das Gebet suchen. Schon seit Jahren nehmen auch viele Sol­daten der Bundeswehr an der Wallfahrt teil. Und für diese muss entsprechende Infrastruktur vor­bereitet werden. Ein Auftrag, den die 3. Kompanie des Logistik­bataillons 172 aus Beelitz in die­sem Jahr bereits zum vierten Mal in Folge durchführte. Im Soldatenjargon heißt das: Unter ­stützungskommando zum Vor­bereiten, Betreiben und Nach­bereiten des Zeltlagers.

Hier sollte ein Teil der deut­schen Pilger sowie Teilnehmer aus Litauen rund um die Uhr betreut werden. Um diese Auf­gabe zu erfüllen, war eine zeitge­rechte und umfassende Planung nötig. „Zelte, Feldbetten, Tische, Bänke, Verpflegung und sogar Toilettenpapier, alles musste

aus Deutschland mitgenommen werden“, erzählt Stabsfeldwebel Andreas Schenk. Rund 100 Ton­nen Material kamen da zusam­men. Schenk sah dem Auftrag mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Für ihn war es die vierte Teilnahme an der Vorbereitung zur Wall­fahrt und gleichzeitig seine letzte Aufgabe als Kompaniefeldwe­bel. Denn am 31. Mai endete seine Dienstzeit. Nach mehre­ren Wochen war das benötigte Material besorgt und verladen. Die Mannschaft war ausgesucht und komplett. Viele der Soldaten waren nicht das erste Mal dabei.

Anfang Mai war es dann so­ weit: Unter der Führung von Hauptmann Matthias Carl mach­ten sich 48 Soldaten auf den Weg. Für den Transport des Per­sonals und Materials wurden insgesamt zwei Sattelzüge, zwei Lkw MULTI, ein Fünftonner mit Anhänger, ein Reisebus sowie mehrere Kleinfahrzeuge zum Einsatz benötigt. Bei einer Fahrstrecke von mehr als 2000 Kilometern wurde die Reise auf mehrere Etappen verteilt.

Ziel der ersten Zwischen station war Karlsruhe. Hier erhielt die Truppe nochmals Personal aus anderen Einheiten, unter anderem

vom Logistikregiment 47 in Dorn­stadt sowie dem Panzerbatillon 104 aus Pfreimd. „Für mich war es eine Herzensangelegenheit, bei diesem Unterstützungskommando dabei zu sein“, sagt Oberstabsfeld­webel Walter Hadler vom Logis­tikregiment. „Ich war schon zum neunten Mal dabei, aber jedes Jahr ist es anders“, verrät er. Seine Hauptaufgabe im Kommando war der Aufbau der Unterkunftszelte und das Errichten einer Interna­tionalen Begegnungsstätte (IBS) für die Pilger. Während der Wall­fahrt übernahm er zudem die Auf­gabe des Betriebsleiters der IBS. „Dort treffen sich abends tausende Pilger zum Erfahrungsaustausch, deshalb war dort der Schwerpunkt meiner Arbeit.“

Lourdes liegt am Fuße des 948 Meter hohen Berges „Pic du Jer“ in den Pyrenäen. Im Camp der französischen Streitkräfte „ Village des Jeunes“ wurde das internati­onale Zeltlager für die Pilger auf­gebaut. Als Erstes bezogen die Soldaten ihre Unterkünfte. Der Großteil von ihnen in Schlafsälen mit 19 Betten. Wie es sich für ein Zeltlager gehört, gab es Toiletten und Duschen in einem separaten Gebäude. Nach dem Beziehen der Unterkünfte begannen die Solda­ten damit, die Fahrzeuge zu ent­

laden. Trotz der Reisestrapazen musste der Kompaniegefechts­stand und das Betreuungszelt bis zum Ende des Tages als Basisaufgebaut werden.

Nach der ersten Nacht undeinem französischen Frühstückbegann der Tag mit einerFlaggen parade, an der Soldaten aus Frankreich, Deutschland,Kroatien und Österreich teilnah ­men. Sie waren gemeinsam für den Aufbau des Zeltlagers ver­antwortlich. Jeden Tag solltensich die Soldaten hier zu diesem Zeremoniell treffen.

Pfarrer Andreas Vogelmeier, der Seelsorger des Unterstüt­zungskommandos und gleichzei­tig Stellvertreter des Leiters der Gesamtpilgerleitung, bat danach alle Soldaten in die Kapelle. Hier erklärte er den Anwesenden die historische Bedeutung des Ortes und die Hintergründe, die Lourdes zur Marienpilgerstätte gemachthaben. Dabei betonte Vogel­meier auch, welche wichtige und schwierige Aufgabe in den nächs­ten Tagen vor ihnen läge. Für den Pfarrer war es mittlerweile dersechste Einsatz bei dieser inter­nationalen Wallfahrt.

Dann ging es mit der eigent­lichen Arbeit los. Im heimat­lichen Beelitz waren die ein­zelnen Arbeitsgruppen bereitsfestgelegt worden. Da die Grup­pen „Bahnhof­ und Flughafen­abholung der Pilger“ noch nicht gebraucht wurden, unterstütz­ten sie die Soldaten vom „Zelt­lager“ bei ihrer Arbeit. Als erstes musste der Kompaniegefechts­stand eingeräumt werden. Die­ser sollte in den nächsten zwei­einhalb Wochen das Zentrumdes Unterstützungskommandossein. Alle Fragen zu Planungen, Änderungen und Koordinie­rungen liefen hier zusammen.Auch alle Befehle, Weisungenund Neuigkeiten wurden hier in einer täglichen Besprechung an die eingeteilten Gruppenführer weitergegeben.

Der größte Anteil der Arbeit war der Aufbau der mehr als 60 Unterkunftszelte für die deut­schen und litauischen Pilger.

Für jeden von ihnen musste ein Klappbett sowie ein Stuhl im Zelt bereitgestellt werden. Nach­dem die Stromleitungen verlegt waren, konnte in den Zelten die entsprechende Beleuchtung ange­bracht werden. Bei den Arbeiten waren die Dienste von Joel Bert­ hold besonders wertvoll. Denn es mussten Absprachen, Termine und Orte zur Übernahme abge­stimmt werden. „Ich freue mich sehr, die deutschen Kameraden auch in diesem Jahr wieder zu unterstützen und bin stolz, ein Mitglied dieser Truppe zu sein“, sagte der Sprachmittler, und eilte davon, da er an allen Ecken und Enden gebraucht wurde. Auch Ralf Kulp ist „Wiederholungs­täter“. Der Stabsfeldwebel der Reserve ist normalerweise Kom­mandeurfahrer im Kommando Territoriale Aufgaben der Bun­deswehr in Berlin und nun zum dritten Mal in Lourdes dabei. Hier chauffierte er den Militär­bischoff. „Ich bin beruflich oft im Ausland unterwegs, aber die Soldatenwallfahrt mit den ver­schiedenen Nationen ist immer ein ganz besonderes Erlebnis“, so Kulp.

Eine weitere Herausforderung bestand im Aufbau der inter­nationalen Begegnungsstätte. Dafür mussten sowohl Zelte mit Tischen und Sitzgelegen­heiten für die Besucher als auch ein Zelt für die Getränkeausgabe aufgebaut werden.

Die medizinische Versorgung stellte Hauptfeldwebel Hagen Kluckow vom Lazarettregiment 31 in Berlin­Kladow sicher. Und auch darüber hinaus gab es viel zu tun. So mussten die Solda­ten zusätzliche Aufgaben wie Wachverstärkung, Küchen­ und Wäschereidienst übernehmen. Dank der kraftvollen Anstren­gung aller Beteiligten stand dem Gelingen der diesjährigen 56.  Internationalen Soldaten­wallfahrt nichts im Wege – die Pilger konnten kommen.

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Bedeutender Wallfahrtsort: Seit Jahren kommen Soldaten zur Pilgerfahrt ins französische Lourdes.

Vor der Ankunft: Bevor die Pilger aus Deutschland kommen, müssen Zelte aufgebaut und Soldaten eingewiesen werden.

Der Beitrag „Soldatenwall­

fahrt Lourdes 2014“ unter

www.youtube.com/bundeswehr.

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2. Juni 2014 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9

Codename D-DayVor 70 Jahren: Am 6. Juni 1944 landen die Alliierten in der Normandie und befreien Westeuropa.

von Magnus Pahl, Militärhisto-risches Museum

Geschichte. Im Morgengrauen des 6. Juni 1944 trat das größte amphibische Landungsunter-nehmen der Geschichte in seine heiße Phase: Mehr als 4000 alli-ierte Landungs- und Hilfsboote sowie rund 1000 Kriegsschiffe liefen die von den Deutschen besetzte Küste der Normandie zwischen St. Mère-Eglise im Westen und Ouistreham im Osten an. Unterstützung erfuhren die Landungstruppen aus der Luft: Kurz nach Mitternacht waren die ersten Fallschirmjäger abgesetzt worden. Im Laufe des entschei-denden ersten Landungstages mit dem Codenamen „D-Day“ (zu Deutsch etwa „Tag X“, Deck-name der Gesamtoperation war „Overlord“) setzten die Alliier-ten drei komplette Luftlande-divisionen ab. Zudem führten die alliierten Luftstreitkräfte in knapp 14 000 Einsätzen massive Schläge gegen Küstenstellungen, Infrastruktur, rückwärtige Ein-richtungen und Reserven der Wehrmacht. Die deutsche Luft-waffe war zahlenmäßig drastisch unter legen und erlitt schwerste Verluste. Die Hauptkontingente der Invasionsstreitkräfte stell -ten die USA, die mit General Dwight D. Eisenhower auch den Oberfehlshaber über die alliierte Streitmacht stellte, sowie Groß-britannien und Kanada. Zudem waren polnische, französische und weitere Exil- sowie Com-monwealthtruppen beteiligt. Ins-gesamt waren 39 voll ausgerüs-tete Divisionen in Großbritannien bereitgestellt worden. Die in der 21. Armeegruppe zusammenge-fassten Landstreitkräfte führte aus bündnispolitischen Grün-den ein Brite, General Bernard L. Montgomery.

Die Landung erfolgte jeweils in Divisionsstärke an fünf sepa-raten und mit Codenamen ver-sehenen Abschnitten. Im Westen landeten die US-Amerikaner am

„Utah Beach“ und am „Omaha Beach“. Im Osten griffen die Bri-ten am „Gold Beach“ und „Sword Beach“, die Kanadier am „Juno Beach“ an. Die deutschen Stel-lungen waren an diesen Positi-onen vergleichsweise schwach ausgebaut. Die deutsche Führung erwartete die Hauptlandung an der schmalsten Stelle des Ärmel-kanals und hatte demzufolge ihre Hauptressourcen für den Aus-bau des so genannten Atlantik-walls an dieser Stelle verwen-det sowie einen bedeutenden Teil der gepanzerten Reserven dort konzentriert. Die Alliier-ten schürten in einem großange-legten Täuschungsunternehmen (Codename „Fortitude“) erfolg-reich diese Fehlannahme.

Die deutsche Seite bot am Vorabend der Invasion 58 Divisionen in Frankreich auf. Auf dem Papier eine stattliche Anzahl, waren in der Realität die meisten deutschen den alli-ierten Divisionen personell und materiell deutlich unterlegen, insbesondere die vielen unmit-telbar in der Küstenverteidi-gung eingebauten „bodenstän-digen“ (das heißt unbeweglichen) Infanteriedivisionen. Die weni-gen Panzerdivisionen standen zudem fernab im Hinterland. Nach heftiger Schiffsartillerie-

feuervorbereitung beseitigte die aus Pionieren und Schwimm-panzern bestehende erste Lan-dungswelle die Strandhindernisse und bekämpfte deutsche Wider-standsnester. In weiteren Wellen landeten die Alliierten Infanterie und weitere Panzer, zuletzt auch Artillerie an.

Die Deutschen erwiesen sich an keiner Stelle dazu imstande, die Invasionstruppen abzuschla-gen, auch wenn sie ihnen zum Teil hohe Verluste – beson-ders am „Omaha Beach“ – bei-brachten. Die Alliierten landeten bereits am D-Day rund 156 000 Soldaten an und kämpften sich langsam in das Landesinnere vor. Es folgten wochenlange erbitterte Kämpfe um die Landungsbrü-ckenköpfe. Die Wehrmacht ver-zögerte zwar das Vorrücken der Alliierten und hielt bis Ende Juli eine geschlossene Front. Ihr Ziel, Briten und Amerikaner zurück ins Meer zu werfen, erwies sich jedoch angesichts der Kräftever-hältnisse als zunehmend uner-reichbar: Die Zeit arbeitete für die Alliierten. Sie glichen ihre Verluste aus und verstärkten lau-fend ihre Truppen. Der Beginn der sowjetischen Sommeroffen-sive am 22. Juni 1944 vereitelte demgegenüber, dass das deut-sche Westheer von der Ostfront

oder aus den ohnehin knappen Reserven nennenswerte Zufüh-rungen bekam.

Ende Juli durchstießenUS-Truppen bei St. Lô die aus-geblutete deutsche Front, kurz darauf folgte ein Durchbruch bei Avranches. Die US-Verbände strömten durch die Breschen in die Tiefe des Raumes. Hitler befahl einen Gegenangriff am west-lichen Flügel bei Mortain und zog dafür Panzer von der Front im Osten gegen die Briten bei Caen ab. Der Gegenangriff scheiterte. Kurz darauf durchbrachen auch die Briten die geschwächte deut-sche Front. Mitte August schlos -sen Briten und Amerikaner große Verbände der Wehrmacht im Raum Falaise ein.

Am 15. August glückteeine zweite alliierte Landung in Südfrankreich (Operation „Dragoon“), die Deutschen muss-ten sich auch von dort zurück-ziehen. Kurz darauf befreiten die Westalliierten Paris. Der Kampf um Frankreich war damit ent-schieden. Der „D-Day“ hatte den Auftakt zur Befreiung Westeuro-pas von der deutschen Besatzung gebildet. Gemeinsam mit der Sommer offensive der Roten Armee im Osten besiegelte er schließlich das Ende des „Dritten Reiches“.

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Blick auf einen Teil der Invasionsflotte in einem US-amerikanischen Landungsabschnitt im Juni 1944.

Fachleute aus den USA und Deutschland haben sich vor kurzem zum Manfred- Wörner-Seminar getroffen. Die 30-köp-fige Delegation aus Wirtschaft, Wis-senschaft, Politik, Stiftungen undNichtregierungsorganisationen debat-tierte über die aktuellen Herausforde-rungen in der Sicherheitspolitik. Neben der Lage in der Ukraine standen auch Afghanistan oder Cybersicherheit auf der Tagesordnung. Teile des neuntä-gigen Programms fanden in Brunssum, Brüssel, Bonn und Berlin statt. In der Hauptstadt besuchten die Teilnehmer die US-Botschaft und das Verteidigungs-ministerium. (eb)

Flugbereitschaft hat neuen KommandeurKöln. Oberst Stefan Neumann ist neuer Kommandeur der Flugbe-reitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung. Vergangene Woche übernahm er die Dienst-geschäfte von seinem Vorgänger Oberst Helmut Frietzsche. Die Flugbereitschaft stellt mit sechs Airbus A310-300 in verschie-denen Versionen, jeweils zwei Airbus A340-300 und A319CJ, vier Bombardier „Global 5000“ sowie drei Hubschrauber „Cou-gar“ AS-532 einen großen Teil der Lufttransportkapazität der Bundeswehr, die auch durch den politisch-parlamentarischenBereich genutzt wird. (eb)

Workshop für regenerative MedizinBerlin. Zum ersten Mal hat vorvergangene Woche ein NATO-Workshop zum Thema „Regenerative Medizin“ statt-gefunden. Unter Leitung von Oberst arzt Christian Willy, Leitender Arzt der Abteilung Unfallchirurgie und Orthopädie des Bundeswehrkrankenhauses in Berlin, tauschten sich internatio-nal renommierte Wissenschaftler und Ärzte aus 14 Nationen über ihre neusten Erkenntnisse und Behandlungsmethoden auf die-sem noch jungen medizinischen Gebiet aus. Ziel des Workshops war es, einen Überblick über den Forschungsstand der teilnehmen-den Nationen zu gewinnen, um zukünftig effizienter zusam-menarbeiten zu können. Auch Forscher und Klinik-Mitarbeiter müssten besser vernetzt werden, so Willy. Regenerative Medizin umfasst die Heilung von Ver-letzungen durch Zell-, Gewebe- und sogar Organherstellung. Die Möglichkeiten, die sich hier für verletzte Soldaten aus dem Ein-satz ergäben seien nach Aussa-gen des Workshop-Leiters sehr vielversprechend. (am)

Neues Y-Magazin in Doppelausgabe

Berlin. „Alte Kunst, neuer Kampf“ heißt das Titelthema des neuen Magazins Y, das Anfang Juni in der

typischen Doppelausgabe für den Sommer erscheinen wird. Zusam-men mit Gladiatores Karlsruhe werden historische, europäische Kampfkünste beleuchtet. Auch Drohnen werden ein Thema des neuen Magazins sein sowie das „Leben für die Landung“ bei JAWTEX, der Großübung der Bundeswehr in diesem Jahr. (eb)

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10 aktuell SPORT 2. Juni 2014

Volle Kraft vorausBei strahlendem Sonnenschein rudern die deutschen Sportsoldaten im Kanu allen davon.

von Hans-Peter Wagner

Szeged. Am zweiten Finaltag des Weltcups von Szeged am vorvergangenen Wochenendesind zwei Boote des Deutschen Kanu Verbandes (DKV) mit Sportsoldaten auf dem Podest gelandet. Dazu kam auch noch ein vierter Platz.

Mit dem dritten Sieg in Folge blickt das neu formierte Sprint-Duo Stabsunteroffizier (FA) Ronald Rauhe und Oberge- freiter Tom Liebscher auf einen Traumstart in die internationale

Saison zurück. Nach Siegen in Mailand und Racice über die Olympia sieger und amtierenden Weltmeister aus Russland, die in Szeged allerdings nicht am Start waren, setzte sich das DKV-Boot diesmal vor den Vizeweltmeis-tern aus Großbritannien und dem Boot aus Litauen durch.

Wiederum Weltcup-Silber holte wie schon in Racice der K4 der Damen mit Feldwebel Tina Dietze, Stabsunteroffizier (FA)Verena Hantl, Unteroffi-zier (FA) Conny Waßmuth und Franziska Weber – diesmal hin ter

dem ungarischen Quartett. Hantl, Jüngste im DKV-Flaggschiff der Damen, sagte nach dem Rennen: „Wir sind am Start gut rausge-kommen und müssen nun noch ein bisschen daran arbeiten, dass uns die Ungarinnen nach dem Start nicht so weit weg fahren. Sie sind die gleiche Schlagfre-quenz gefahren wie wir, von daher liegt es wohl an der Kraft. Da können wir uns bis zur EM und WM noch verbessern.“ Der Nachwuchs-K4 der Damen mit Obergefreiter Melanie Gebhardt, Obergefreiter Steffi Kriegerstein,

Sabrina Hering und Anne Knorr kam im B-Finale auf Rang vier.

„Mit den Ergebnissen in Szeged haben unsere Athleten die bisherigen Erfolge von Mai-land und Racice im Wesentlichen bestätigt. Wir wissen nun auch, was die starken Ungarn können. Generell muss uns für die Vor-bereitung auf die Heim-EM in Brandenburg sowie auf die WM in Moskau nicht bange sein,“ zog DKV-Sportdirektor Dr. Jens Kahl zum Abschneiden der deutschen Boote insgesamt als positives Fazit.

Plätze gutgemachtKunstturner verpassen eine Medaille knapp.

Sofia. Die deutschen Kunst-turner haben bei der Europa-meisterschaft in Sofia noch Rang vier geholt. Nach einem enttäuschenden siebten Platz in der Qualifikation standen die Chancen auf Medaillen schlecht.

Die Hoffnungen auf Edel- metall zerstoben schon am Reck. Unteroffizier (FA) Sebastian Krimmer stürzte ab und war anschließend sichtlich benommen. Vorturner Fabian Hambüchen turnte hingegen sauber durch. Weniger gut lief es wieder für Stabsunteroffizier (FA) Andreas

Bretschneider. Beim Bodentur-nen kam er bei der dreifachen Schraube zu Fall.

Wie schon in der Qualifika-tion am Donnerstag ging in der Folge Stabilität vor Höchst-schwierigkeit. Das Team, zu dem noch Oberstabsgefreiter Marcel Nguyen gehörte, blieb ohne Absteiger am Pferd und an den Ringen setzten sich die soliden Übungen fort. Drei nahezu sau-bere Sprünge am Tisch sowie flüs-sige und fast fehlerfreie Übungen am Barren sorgten für ein letztlich versöhnliches Ergenis. (af/eb)

Per Pedal zum SoliUlmer Feldjäger radeln für den guten Zweck.

München. Zwei Ulmer Feld-jäger sind per Fahrrad aus Füssen nach München gefahren, um dort an dem von der Universität der Bundeswehr München organi-sierten Solidaritätslauf teilzuneh-men. Nach der ersten Etappe von 100 Kilometern bei fröstelnden Temperaturen durch das Alpen-vorland wurde am Starnberger See ein Übernachtungsstopp eingelegt. Für die am folgenden Tage anstehenden restlichen 50 Kilometer und den anschlie-ßenden zehn Kilometer-Lauf brauchte es neue Energie.

Als Motivation zur Bewälti-gung der Strapazen hatten sie einen zuvor in der Kompanie gesammelten Geldbetrag im Gepäck. So konnten Hauptfeld-webel Gatterer und Oberleut-nant Rührmund zusätzlich zu den Startgebühren den stolzen Betrag von 138,44 Euro an das Organi-sationsteam des Solidaritätslau-fes übergeben. Die Erlöse gehen zum einen an die Oberst Schöttler Versehrten-Stiftung, zum ande-ren an die Aktion Christkind nach Neubiberg. Beide Stiftungen unterstützen Familien. (srü)

Goldmedaille hart erkämpftTischtennis. Für Hauptge-freiter Ricardo Walther sind die Croatian Open mit dem bislang größten internationalen Erfolg seiner Laufbahn zu Ende gegan-gen. Der Düsseldorfer gewann bei dem Turnier in Zagreb am vorvergangenen Wochenendedie Goldmedaille im Einzel durch einen Finalerfolg über den Japaner Masaki Yoshida. Nach einem 2:3-Satzrückstand benötigte der 22-Jährige auch ein wenig Glück, um nach vier ver gebenen Satz bällen den Aus-gleich herzuste llen. Der entschei-dende siebte Durchgang endete klar für Walther. (dtb/eb)

Wie ein Fisch im Wasser zu MedaillenSchwimmen. Im polnischen Gliwice haben die deutschen Flossenschwimmer reichlich Medaillen aus dem Beckengeholt. Hauptgefreiter MaxLauschus holte über 800 Meter Tauchen mit Druckluft Gold, über 400 und 200 Meter an der Oberfläche ebenfalls Gold und Silber. Hauptgefreiter Malte Striegler schwamm über 100 Meter mit Druckluft zu Silber, über 50 Meter ohne zu Bronze. Gold holte er zudem über 50 Meter an der Oberfläche. Bei den Damen kam Gefreiter Josepha Mühlig über 400 Meter an der Oberfläche auf den Bronzerang. Bei dem Weltcup am vorvergan-genen Wochenende waren insge-samt 18 Deutsche am Start. (eb)

Ruhigen Finger am Abzug bewiesenSchießen. Routinier Hauptfeld-webel Christine Wenzel hat bei den Weltcups im kasachischen Alma Ata einen Podestplatz errungen. Die Gewehrschützin der Sportfördergruppe Warendorf traf die Wurfscheiben im Skeet-wettbewerb in der vorvergange-nen Woche souverän und sicherte sich so die Bronzemedaille. (eb)

Bronzerang im Sand errungenBeachvolleyball. Hauptge-freiter Kira Walkenhorst und Laura Ludwig siegten im klei-nen Finale des Beachvolleyball World-Tour-Turniers am vorver-gangenen Wochenende. In Prag setzten sie sich gegen das aus Österreich stammende Duo mit 2:1 durch und sicherten sich so den dritten Platz. Schon Anfang Mai hatten Walkenhorst und Ludwig in Shanghai als erstes deutsches Paar einen Grand Slam gewonnen. (sid/eb)

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Mit starkem Schlag: Liebscher und Rauhe ziehen der Konkurrenz auch im dritten Rennen in dieser Besetzung davon.

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Ausdauernd: 100 Kilometer saßen beide am Stück im Sattel.

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Konzentration: Nguyen und sein Team ließen sich nicht hängen.

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2. Juni 2014 VERMISCHTES aktuell 11

Die Perspektive ändernOberst Michael A. Tegtmeier hat gemeinsam mit seiner Frau ein Buch zum Thema „Stress im Beruf“ geschrieben.

Berlin. Zeitdruck, ständig wach-sende Anforderungen und Leis-tungsdruck erzeugen Stress – egal, ob im Beruf oder Privatleben. Stress ist allgegenwärtig, und es gehört schon fast zum guten Ton Stress „zu haben“. Denn wer Stress hat, ist wichtig und leistet auch viel, so die weitverbreitete Annahme. Dabei kann Stress schwere gesund-heitlich Folgen haben.

Oberst Michael A. Tegtmeier ist promovierter Pädagoge und Referatsleiter im Verteidigungs-ministerium. Gemeinsam mit sei-ner Frau Catri, Chefärztin einer psychosomatischen Klinik,beschäftigt er sich seit vielen Jahren mit dem Thema Stress und Burnout. Mit aktuell hat der 53-Jährige über Symptome von Stress, der Verantwortung von Vorgesetzten, aber auch über Wege aus dem Burnout gesprochen.

Worin drückt sich eine Über­lastung am Arbeitsplatz aus?

Wenn es Abweichungen zum normalen Leben gibt. Wenn Sie beispielsweise Probleme haben, sich zu konzentrieren, Schlafstö-rungen auftreten, wenn Sie sich dauerhaft angespannt fü hlen und Kopfschmerzen haben. Es gilt dabei immer, sich selbst zu beob-achten und bei V eränderungen zu hinterfragen, warum diese auf-treten. Das kann eine einfache Erkältung sein, aber auch eine Erkrankung oder es hat vielleicht etwas mit den Lebensumständen zu tun.

Was können Führungskräfte tun, um betroffene Mitarbeiter zu entlasten?

Zum einen sollten Vorgesetzte die Zusammenhänge zwischen Stress und stressigen Situatio-nen und dem normalen Berufs-leben kennen – gemeinhin als Fürsorge bezeichnet. Als Vor-gesetzter muss ich schauen, sind meine Mitarbeiter richtig einge-setzt und liegt eine gerechte Ver-teilung von Lasten vor.

Achten Sie auf Warnzeichen und schauen Sie, ob jemand unkonzentriert oder müde ist und nicht mehr an der Gemein-schaft teilnimmt. Ich muss mich immer wieder fragen: Kenne ich die Sorgen und Nöte meiner Mit -arbeiter? Das heißt nicht, dass wir Aufträge nicht erfüllen. Es ist zudem wichtig, dass man, wann immer möglich, seinem Personal Entscheidungsfreiräumeeinräumt. Bei der Bundeswehr nennen wir dieses Prinzip Auf-tragstaktik.

Was können Mitarbeiter selbst tun, um Stress zu reduzieren?

Das sind drei Dinge. Zum einen führe ich eine Analyse durch und frage: Wie gehe ich mit der ganzen Situation um? Habe ich mich verändert? Danach muss ich Lösungsstrategien entwickeln. Beispielsweise kann ich mit Ent-spannungstechniken lernen, mit Stress besser umzugehen.

Ein ganz wichtiger Punkt ist auch mein Blick auf die Situation, denn diese wird nicht von allen identisch beurteilt. Die Situation ist erst dann stressig, wenn ich sie persönlich als stressig bewerte. Deswegen muss ich mitunter auch schauen, ob mein persön-liches Messinstrument richtig ist und mir die Fragen stellen: Ist das, was ich tue, eigentlich richtig? Kann ich es vielleicht ein Stück entspannter sehen? Und wo habe ich eigentlich Einfluss-möglichkeiten?

So wie es der US-amerika-nische Theologe Reinhold Niebuhr beschreibt: „Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hin-

zunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weis-heit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Das könnte in letzter Konsequenz eine beruf-lich Veränderung bedeuten.

Woran erkenne ich, dass ich unter Burnout leide?

Wie der Begriff bereits sagt, fühlt man sich ausgebrannt. Indikatoren sind zum Beispiel Müdigkeit, Erschöpfung und sozialer Rückzug. Betroffene werden auch häufig zynisch. Unter Umständen merken sie die Veränderung gar nicht selbst, sondern erst wenn jemand sie darauf aufmerksam macht. Aus diesem Grund kommt dem Fak-tor „Kameradschaft“ in der Bun-deswehr eine hohe Bedeutung zu.

Oft haben Betroffene Hem­mungen, über ihre Probleme zu sprechen.

Das sehe ich als gesamtgesell-schaftliches Problem. Wir kön-nen mitunter nur schwerlich mit Dingen umgehen, die wir nicht sehen können. Wenn Sie mor-gens zur Arbeit kommen und Sie hinken, kann man sehen, dass Sie beispielsweise umgeknickt sind. Die psychische Beeinträchti-gung können Sie nicht sehen und gesamtgesellschaftlich könnenwir damit weniger gut umgehen, weil man es nicht greifen, nicht sehen und nicht anfassen kann. Unter Umständen fehlt uns auch das Verständnis dafür.

Was können Betroffene tun, wenn sie befürchten, unter Burnout zu leiden?

Die Möglichkeiten sind vielsei-tig. Zum einen sollte eine Lage-feststellung erfolgen oder das Gespräch mit Kameraden oder Freunden gesucht werden, um die Situation erst einmal korrekt zu analysieren. Danach sollte man den Weg zum Arzt wählen, um professionelle Unterstützung zu erhalten.

Die Fragen stellte PatriciaFranke.

Prinz Poldi privat

CD. Fußballstar Lukas Schnell wird dabei klar, über. Teilweise wirken diese Überleitungen Podolski ist nicht nur dass für Podolski neben etwas erzwungen, aber da der dahinter ste-berühmt für seinen star- Talent vor allem Selbst- hende Gedanke nachvollziehbar und sym-ken linken Fuß, auch disziplin, Eigenverant- pathisch ist, verzeiht der geneigte Zuhörer dank seiner bodenständi- wortung und die Unter- diese kleine Schwäche gerne. Ansonsten gen und unterhaltsamen stützung seiner Familie, beleuchtet das Buch den Profifußball und die Art hat der Kicker mit den Freunde und Weggefähr- Persönlichkeit Podolskis aus einer Perspek-polnischen Wurzeln heute ten die Basis des Erfolgs tive, die für Fans lohnenswerter Einblicke bei Fans, Fußballkollegen sind. „Dranbleiben!“ ist gewährt. Gelesen wird „Dranbleiben!“ von und Reportern in aller Welt deshalb nicht nur Sport-, Oliver Rohrbeck, der unter anderem US- Kultstatus erreicht. Schon sondern auch Lebensein- Schauspieler Ben Stiller seine Stimme leiht.kurz nach seinem Wechsel stellung. Durch sein sozi-zu Arsenal London 2012 ales Engagement in der Lukas Podolski: „Dranbleiben! Warum gehörte der deutsche Stürmer zu den zehn eigenen Stiftung und seine Arbeit für das Talent nur der Anfang ist; Gelesen von beliebtesten Spielern der englischen Pre- Kinder- und Jugendhilfswerk „Die Arche“ Oliver Rohrbeck“; Gabriel Verlag; Berlin mier League. In mehreren Episoden erzählt will er auch andere dazu motivieren, ihre 2014; gekürzte Hörbuchfassung; 3 CDs; der Nationalspieler nun, wie ihn der Fuß- Chancen wahrzunehmen. ca. 205 Minuten; 19,99 Euro.ball vom Gummiplatz im nordrhein-west- Podolski legt einen großen Fokus auf die fälischen Bergheim über den Herzens verein Arbeit der „Arche“ und das Schicksal der aktuell verlost zwei Mal das Hörbuch. Ein-1.  FC Köln und Rekordmeister Bayern Kinder, die er dort getroffen hat. Er verknüpft fach eine Mail mit dem Betreff „Prinz Poldi“ München in die ganz großen Stadien der seinen eigenen Werdegang mit ihnen und lei- bis zum 9. Juni senden an aktuell@bundes-Welt geführt hat. tet so nach jeder Episode wieder zur Arche wehr.de

Stress vorbeugen

Buch. Dieses H a n d b u c h hilft, Entste-hen, Auftre-ten und Aus-w i r k u n g e n von Stresszu verstehen.

Unscheinbare Stressoren werden ebenso anschaulich beschrieben wie Burnout, Depression, Angst- und Suchterkrankungen. DasE-Book gibt es kostenlos zum Download dazu.

Catri Tegtmeier/ Michael A. Tegtmeier: „Wie Stress im Beruf krank macht und wie Sie sich schützen“; Walhalla Fachverlag; Regensburg 2013; 200 Seiten; 29 Euro; ISBN 978­3­8029­3881­8.

aktuell verlost drei Ex emplare. Einfach eine Mail mit dem Betreff „Stress im Beruf“ bis zum 9. Juni senden an [email protected]

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Im Gespräch: Oberst Tegtmeier erklärt die Auswirkungen von Stress.

Govermedia 2014: „Monitoring“ Strausberg. Auch in diesemJahr findet vom 23. bis 25. Juni das Symposium „Govermedia“ an der Akademie der Bundes-wehr für Information und Kom-munikation in Strausberg statt. Das Schwerpunktthema lautet: „Monitoring – was geht?“. Die Veranstaltung richtet sich vor-nehmlich an Experten aus der Bundeswehr, Bundes- undLandesressorts, Kommunen und Behörden, die in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aktiv sind. Auch andere, am Thema Interes-sierte sind herzlich willkommen, an Workshops und Diskussionen teilzunehmen sowie Erfahrungs-austausch zu betreiben. (eb)

Nähere Informationen zu Anmel-dungen und Programm unterwww.govermedia.de.

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12 aktuell VERMISCHTES 2. Juni 2014

Immer wieder LourdesAndreas Schenk war viermal der „Oberlogistiker“ der Soldatenwallfahrt – nun ist er im Ruhestand.

Beelitz. Nicht katholisch, nicht evangelisch und nicht einmal getauft. Und doch hat Stabsfeld-webel Andreas Schenk (l.) ein ganz besonderes Verhältnis zur Kirche. Denn der Kompaniefeld-webel aus Beelitz hat bereits zum vierten Mal hintereinander das Unterstützungskommando für die Soldatenwallfahrt nach Lourdes betreut. „Einer der Höhepunkte meiner gesamten Dienstzeit“, sagt Schenk. Der 54-Jährige hat in seinem Leben oft neue Wege beschritten und war Pionier der ersten Stunde. 1999 ging er im ersten Kontingent KFOR nach Tetovo in Mazedonien – „eine Zeit, in der die Region alles andere als stabil war, das hat mich sehr geprägt“, sagt der gebürtige Staßfurter.

Knapp ein Drittel seiner Zeit verbrachte Schenk an der Seite

vieler junger Kompaniechefs als Führer des Unteroffizierkorps – stets mit einem guten Rat schlag ausgestattet und immer mit einem Ohr für die Frauen und Männer seiner Kompanie – ein Kümmerer eben.

In der vergangenen Woche ist der Spieß nun pensioniert wor-den. In Lourdes hat das kein Geringerer als Militärdekan Monsignore Johann Meyer gewürdigt, der Schenk zusam-men mit Vizeadmiral Manfred Nielson, dem Inspekteur der Streitkräftebasis, aus dem Kreis der aktiven Lourdes-Unterstützer verabschiedet hat. Doch es ist vielleicht nur ein Abschied auf Zeit – denn künftig wird Schenk dem Bataillon als Reservist zur Verfügung stehen. Eine Dienst-reise nach Lourdes sollte da alle-mal möglich sein. (tsh)

Was ist Ihr höchstes Gut?Meine Familie.

Was ist Ihre größte Errungenschaft?Meine Frau gefunden und geheiratet zu haben.

Wie können Sie am besten entspannen?Beim Lesen eines guten Buches – im Moment ist das der historische Roman „Die Wächter der Teufelsbibel“ von Richard Dübell.

Wo möchten Sie am liebsten leben?In Australien.

Was können Sie besonders gut kochen?Nudeln nach asiatischer Art.

Was wäre Ihre berufliche Alternative?Bibliothekar.

Welches Lied singen oder hören Sie gern?„Haus am See“ von Peter Fox.

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?Zum Naschen – vor allem wenn die „wahrscheinlich längste Praline der Welt“ in Reichweite liegt.

Was ist Ihr Hauptcharakterzug?Loyalität.

Was wäre für Sie das größte Unglück?Wenn ich ganz allein sein müsste.

Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?Meine Frau.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?Bleibe glücklich und gesund.

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Der Beitrag „Deutsch-fran-

zösische Kooperation“ unter

www.youtube.com/bundeswehr.

Ausgewählte Medienbeiträge8. Juni, 10:00 Uhr, HR:Horizonte: Frieden um jeden Preis?Mit dem 53-jährigen Sigurd Rink gibt es zum ersten Mal einen hauptamtlichen Militärbischofder Evangelischen Kirche in Deutschland. Begründet wird dies mit den gestiegenen Heraus-forderungen an die Bundeswehr, denen auch die Kirche Rech-nung tragen müsse. Darf es einen Frieden um jeden Preis geben? Wie steht der von der Friedensbe-wegung und der Nachrüstungsde-batte geprägte zukünftige Militär-bischof zu diesen Fragen? Muss die Kirche ihre starke pazifis-tische Position angesichts der neuen globalen Konflikte und der veränderten Rolle Deutsch-lands überdenken?

Youtube-Video der Woche:Die guten Deutsch-FranzösischenBeziehungen werden weiter aus-gebaut und gestärkt. Dafür gibt eseine Kooperation zwischen denbeiden Ländern. Marineoffiziereder Bundeswehr sind an Bordeines der modernsten französi-schen Kriegsschiffe und erhal-ten spannende und faszinierendeEinblick in die Arbeit des Nach-barlandes. (eb)


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