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Bild: Jürgen Henkel großes Bild: Christina Marx LIFE+ ... · Naturschutz auf der Weide und auf...

Date post: 16-Oct-2019
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LIFE+ Projekt Wetterauer Hutungen Ohne Schäferei kein Magerrasen Bild: Jürgen Henkel großes Bild: Christina Marx
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Page 1: Bild: Jürgen Henkel großes Bild: Christina Marx LIFE+ ... · Naturschutz auf der Weide und auf dem Teller 28 LIFE für jedermann 30 Wanderungen durch die Wetterau 32 Erlebnisraum

LIFE+ ProjektWetterauer HutungenOhne Schäferei kein Magerrasen

Bild: Jürgen Henkelgroßes Bild: Christina Marx

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Grußworte der Umweltministerin Priska Hinz

Liebe Leserinnen und Leser,

Die hessische Umweltministerin Priska Hinz auf dem Schäferfest 2014 in Hungen.Bild: Jan-Lukas Bögergroßes Bild: Christian SperlingSchafsmaskottchen: Julia Beltz

Was hat das LIFE-Projekt bewirkt?

Projekterfolge

das erste durch die EU geförderte LIFE-Projekt in Hessen ist ab-geschlossen. Im Naturschutzprojekt „Wetterauer Hutungen“ wur-den gemeinsam mit den Projektpartnern Wetteraukreis und den Städten Hungen und Nidda von 2010 bis 2014 eine Vielzahl von Projekten umgesetzt. Ein Ziel hatten alle Projekte gemeinsam, nämlich, die Lebensräume der traditionell schafbeweideten Hu-tungsflächen und ihre herausragende Artenvielfalt zur erhalten, zu entwickeln und für eine erfolgreiche Zukunft zu sorgen.

Was hierfür alles umgesetzt wurde ist beeindruckend. Die Ak-tivitäten reichten von Gehölzrodung zur Wiederherstellung und Vernetzung von Magerrasen, der Verbesserung der Wasserver-sorgung für die Weidetiere, über den Aufbau eines Gerätestütz-punktes zur Verbesserung der Nachpflege bis hin zur Fortbildung sowohl von Natur- und Kulturführern als auch und Schäfern. Nicht zu vergessen der Kauf von Schafherden.

Im Rahmen des Wetterauer Lamm- und Landgenusses konnte jeden Herbst Leckeres rund um das Lamm genossen werden, begleitet von Führungen, Exkursionen und Kochkursen. Im Fokus der Angebote für die Öffentlichkeit steht das Thema „Ohne Schä-

ferei kein Magerrasen“: Der multimediale „Erlebnisraum Schaf und Natur“ in der Altstadt von Hungen stellt die Artenvielfalt an-schaulich dar und macht die Schäferei früher und heute erlebbar. Auf „Schäfers Spuren“ kann in Nidda, Hungen, Langd, Münzen-berg und rund um den Glauberg der Reichtum der ärmsten Flä-chen erwandert werden. Der Pavillon „Schaf und Landschaft“ im Museumsgarten der Keltenwelt am Glauberg zeigt die Bedeutung der fleißigen Graser für die Menschen früher und heute.

Durch die Beweidung wird ein wertvoller und unersetzlicher Beitrag zur Biologischen Vielfalt geleistet. Diese weithin unter-schätzte Lebensgrundlage ist gerade im ländlichen Raum beson-ders gefährdet. Schafe prägen unsere Kulturlandschaft seit Jahr-tausenden mit. Die im Rahmen von LIFE „Wetterauer Hutungen“ erstellte sozioökonomische Studie zeigt jedoch auf ernüchternde Weise, dass die Ertragslage der Schäfereibetriebe trotz umfas-sender Förderung aus dem Agrarhaushalt in den meisten Fällen nicht auskömmlich ist. Die wirtschaftliche Situation der Schäfe-reien muss sich daher verbessern, denn die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten innerhalb und außerhalb hessischer Schutzge-biete braucht die Schäfer heute und in Zukunft als ökologische

Dienstleister. Das LIFE-Projekt hat dafür wichtige Lösungs-ansätze aufgezeigt, die in den kommenden Jahren weiter verfolgt werden sollen. So soll die gesamtbetriebliche Schä-fereiberatung helfen Betriebswirtschaft, Flächenmanage-ment und Förderung in Übereinstimmung zu bringen und zu optimieren. Weitere Ansätze sind die beispielhafte Entwick-lung von Partnerschaftsmodellen zwischen Schäfereien und Kommunen und die Stärkung des Schäfers als Dienstleister in der Landschaftspflege. Durch die Zusammenarbeit aller Partner und Akteure vor Ort, insbesondere auch der Schäfer und der im Naturschutz ehrenamtlich Tätigen wurde das Projekt „LIFE Wetterauer Hutungen“ ein voller Erfolg. Der Artenvielfalt und den Men-schen in Hessen wünsche ich weiterhin so erfolgreiche von einem breiten Konsens aller Beteiligten getragene Projekte.

• rund 90 ha ehemalige Magerrasen wurden wieder entbuscht bzw. entkusselt, die sich in den nächsten Jahren zu Magerrasen- Lebensräumen entwickeln werden. Wanderwege für die Schafher- den wurden wieder hergestellt, die Beweidbarkeit wurde verbessert

• derzeitbereitseinZugewinnvon10haLebensräumen

• Flächenankaufvonüber27hazurMaßnahmenumsetzung

• SanierungdurchStörungsbeseitigung(Zäune,Müll, Neophytenetc.)inüber27Teilgebieten

• Neubeweidungvon11Gebietenundvonüber25ha

• VerbesserungderWasserversorgungvon30Gebieten (AnkaufvonWasserwagen,AnschlüsseanWasserleitungen, Standrohre)

• EinrichtungeinesGerätestützpunktesinNiddamit fachgerechten Werkzeugen zur Magerrasenpflege

• Ankaufvon25Weidezaungeräten,3Kühlwagen, 3Akku-Klauenscheren,1Schafsortieranlage,1Anhänger, Beweidungsschutzfür500Bäume

• Bauvonüber1,7kmZäunen,Ankaufvon10,5kmmobilen Zäunen zur Sicherung und dem Schutz der Herden

• Kaufvonca.500SchafenundZiegenin4Herdenumdie naturschutzgerechte Beweidung zu gewährleisten

• Ausbildungvon2Schäferlehrlingen

• VerbesserungderZusammenarbeitzwischenSchäfern, Metzgern und Gastronomen

• VerbesserungderKommunikationimBereichNaturschutz, Schäferei und Jagd

• 100VerkostungenrundumdasLamm,Vermarktungsinitiative Wetterauer Lamm- und Landgenuss

• Eröffnungdesmultimedialen „Erlebnisraum Schaf und Natur“ in Hungen

• BauundAusstattungdesPavillons„SchafundLandschaft“im Garten der Keltenwelt am Glauberg

• Beschilderungvon5WanderrouteninHungen,Nidda, Glauberg, Münzenberg und in Langd

• dieInternetseitewww.wetterauer-hutungen.de informiert über das Projekt

• derProjektfilm„LIFEausdemSchäferwagen“ berichtete über zentrale Themen rund um das LIFE-Projekt: Lebensräume und ihre Arten, Schäferei, Ehrenamt und das Schäferfest in Hungen

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InhaltLIFE in aller Munde

Pressespiegel

Grußworte der Umweltministerin Priska Hinz 2

Projekterfolge 3

Inhalt 4

Pressespiegel 5

„LIFE+ Premiere in Hessen“ 6

Die Hutungen der Wetterau 8

Die Pflanzenwelt der Hutungen 10

Die Tierwelt der Hutungen 12

Hutungen im Wandel 14

DominoeffektaufdenHutungen 15

Erfassung, Maßnahmen, Monitoring 16

Maßnahmen zur Sicherung der Magerrasen 18

Die Schäferei – Kein Beruf sondern eine Berufung 20

Daten und Fakten zur Schäferei im Projektgebiet 22

Landschaftspflege durch Schafe 24

LIFE unterstützt die Schäferei 26

Naturschutz auf der Weide und auf dem Teller 28

LIFEfürjedermann 30

WanderungendurchdieWetterau 32

ErlebnisraumSchafundNatur 34

DasEhrenamt 36

AkteuredesProjektes 38

Projektdaten 40

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Bild: Christina MarxKarte: Natura 2000 Gebieteinden27Mitgliedsstaaten.Quelle: European Environment Agency, Stand 21. Mai 2014

„LIFE+ Premiere in Hessen“

Eingebettet in die ackerbaulich genutzte Wetterau liegen isoliert auf kleinen Kuppen und in Hanglagen schafbeweidete Hutungen.

Aufdenbisindie1960erJahrenochoffenen,mitMa-gerrasen bewachsenen Kuppen breiteten sich später immer größere Gehölzgruppen aus. Die artenreichen Freiflächen verinselten zunehmend, so dass sich eine Beweidung kaum noch lohnte. Dass dennoch einige Flä-chen erhalten geblieben sind, ist dem Einsatz von Schä-fern, Ehrenamtlichen und Fachbehörden zu verdanken.

Für die biologische Vielfalt des Naturraums sind die verbliebenen Magerrasen nach wie vor so wertvoll, dass sie in das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 der Europäischen Union aufgenommen wurden. In der Region entstand daraufhin die Idee, sich zum Erhalt der Hutungen Unterstützung bei der Europäischen Uni-on zu holen. Nach vielen Vorgesprächen wurde 2008 ein LIFE+ Natur-Antrag erarbeitet, der eine 50%igeKostenübernahme der EU sichern sollte. Dieser Antrag wurde 2009 genehmigt, so dass 2010 die Arbeit imProjekt begann. Nach fünfjähriger Laufzeit endete das Projekt mit dem Jahr 2014. Das Projektbudget betrug 4,1 Millionen Euro.

LIFE+

L’Instrument Financier pour l’Environnement(kurz:LIFE,seit2007LIFE+)istdaseinzigeFör-derprogramm der Europäischen Union, das ausschließlich Umwelt- und Naturschutzvorhaben finanziellunterstützt.LIFE+kommtdannzumZuge,wennandereEU-Förderprogrammenichtanwendbarsind.DieKofinanzierungdurchdieEUbeträgtderzeitinderRegel50Prozent.

Mit dem Programm „LIFE Natur“ werden seit 20 Jahren nachhaltige Investitionen in Natura-2000-Gebieten und Schutzmaßnahmen für Arten der Vogelschutzrichtlinie bzw. Arten und Lebens-raumtypen der FFH-Richtlinie gefördert.

Schutzgebietsnetz Natura 2000

Alle Mitgliedstaaten haben geeignete Gebiete ausgewählt und gemeldet. Damit setzten sie die europäische FFH-Richtlinie und die Vogelschutz-Richtlinie um. Zum Schutz der wertvollsten Le-bensräume erstreckt sich nun das Schutzgebietsnetz Natura 2000 über ganz Europa.

In Hessen gehören mit rund 440.000 Hektar mehr als 20 Prozent der Landesfläche zum Netz-werkNatura2000.Hierfürwurden insgesamt639Schutzgebiete ausgewählt. Zurzeit gibt esimgesamteneuropäischenNatura-2000-Netzfast23.000FFH-Gebieteundrund5.400Vogel-schutzgebiete,dasentsprichtmehrals17,5ProzentderFlächederEuropäischenUnion.

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Europaweiter NaturschutzDurch die immer intensivere Nutzung einerseits und die Aufgabe land– und forstwirtschaftlicher Flächen andererseits droht europaweit der Verlust vieler be-sonderer Lebensräume. Hierzu gehören auch die al-ten, traditionell mit Schafen beweideten Huteflächen in der Wetterau. Die großen Anstrengungen um den Erhalt dieser Wetterauer Hutungen stehen dabei nicht für sich allein. Vielmehr sind sie Teil der europäischen Bemühungen, wertvolle und schützenswerte Lebens-räume zu erhalten. Dazu hat die Europäische Union ihreMitgliedstaatenseit1992mitderFauna-Flora-Ha-bitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) zum Schutz von euro-paweit bedeutenden Tieren (Fauna), Pflanzen (Flora) undLebensräumen (Habitat) verpflichtet. Für den eu-ropaweiten Arten- und Biotopschutz ist nicht nur die FFH-Richtlinie sondern auch die Vogelschutz-Richtli-nie,diebereitsseit1979besteht,maßgeblich.Siehatdas Ziel, gefährdete Vogelarten, ganz besonders auch Zugvögel, zu schützen und ihr Überleben zu sichern.

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Bild: Jürgen HenkelKarte des Projektgebietes:PlanWerk, Wolfgang WagnerSchafsmaskottchen: Julia Beltz

Projektgebiet

Die Hutungen der Wetterau

Ziele des LIFE+ Projektes

In Fokus des LIFE-Projektes Wetterauer Hutungen stehen die traditionell schafbeweideten Magerstandorte in Hang- und Kuppenlagen. Ihre Artenvielfalt soll erhalten und wei-terentwickelt werden. Eine Grundvoraussetzung dafür ist dienachhaltigeSicherstellungder(Schaf-)BeweidungderHutungen. Um diese Ziele zu erreichen, wurden unter an-derem zahlreiche Maßnahmen zum Erhalt der Lebensräu-me/Biotope und zur Förderung der Schäfereien umgesetzt.

Zunächst wurden viele Flächen zur Wiederaufnahme der Beweidung entbuscht und die Weideinfrastruktur wurde verbessert. Beispielhaft zu nennen ist die Anschaffung mobiler und fester Zäune oder die Verbesserung der Wasserversorgung. Wichtig war die Einbindung der Öf-fentlichkeit in das Projekt. Der „Erlebnisraum Schaf und Natur“ in Hungen, der Pavillon „Schaf und Landschaft“ am Glauberg, Wanderrouten mit Infotafeln in Nidda, Hungen und Münzenberg, zahlreiche Veranstaltungen rund um das LIFE-Projekt sowie die Vermarktung der Schafpro-duktefindenAnklangbei JungundAltundstärkendasBewusstsein für den Zusammenhang zwischen Schäferei und Naturschutz.

Das500km²umfassendeProjektgebiet liegt, wie der Name „Wetterauer Hutungen“ bereits erklärt, in der hessischen Landschaft Wetterau im Naturraum Rhein-Main-Tief-land zwischen den Städten Frankfurt am Main und Gießen und umfasst den nördlichen Wetteraukreis und den südlichen Landkreis Gießen.

Die Teilgebiete - Hutungen, die nicht ackerbaulich zu bewirtschaften waren – liegen meist auf kleinen Kuppen eingebettet inmitten der sonst intensiv genutzten, fruchtba-renAckerlandschaftderWetterau.Dieinsgesamt65LIFE-Maßnahmenflächennehmenzusammen eine Fläche von 2.612 ha ein.

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großes Bild: Christina MarxSchafsmaskottchen: Julia Beltz

Vom Reichtum der ärmsten Flächen

Die Pflanzenwelt der Hutungen

Die Pflanzenarten der Hutungen sind auf Lebensräume spezialisiert, die bereits früher nur kleinere Bereiche unsererLandschafteingenommenhaben(Bergkuppen,steinige Hänge). Mit dem Rückgang der beweideten Hu-tungsflächen sind viele sehr selten geworden, manche sind sogar vom Aussterben bedroht. Die Erhaltung der Hutungsflächen dient deshalb der Artenvielfalt.

InHessensinddieGewöhnlicheKuhschelle(Pulsatilla vulgaris)undderFransen-Enzian(Gentianopsis ciliata) gefährdet,dieHerbst-Wendelähre(Spiranthes spiralis) ist sogar stark gefährdet.

In der überwiegend intensiv genutzten Kulturlandschaft der Wetterau mit ihrer Armut an Arten kommt den re-lativ kleinflächigen Magerrasen im Projektgebiet eine herausragende Bedeutung für den Erhalt der Artenviel-falt der Region zu. Im Wetteraukreis umfassen die Ma-gerrasennur0,17%derLandkreisfläche,beherbergenjedoch einen bedeutenden Anteil der im Kreis vorkom-menden, gefährdeten Pflanzenarten. Auf diesen Inseln derBiodiversität leben imProjektgebiet insgesamt76bestandsbedrohtehöherePflanzenartenund32gefähr-dete Flechtenarten.

Die typischen Pflanzen der Wetterauer Hutungen sind Überlebenskünstler. Sie müssen es auch sein! Denn sie wachsen unter ungünstigen Standortbedingungen auf trocke-nen,nährstoffarmen(mageren)Böden.

MehrmalsimJahrfindeteinWeidegangstatt,beidemofteinGroßteildervorhandenenBlätter und Blüten durch den Fraß der Schafe verloren geht. Pflanzen zeigen deshalb viele Formen der Anpassung an den Standort. Dornen, Gift- oder Bitterstoffe helfen ge-gen Tierfraß. Ein niedriger Wuchs, Wasserspeicherung oder Verdunstungsschutz entwi-ckelten sich, um Trockenheit zu überstehen. Es gibt auch Pflanzen, die eine andere Über-lebensstrategie aufweisen: Sie überdauern den Sommer einfach in Form von Samen.

Die Pflanzen kommen mit den extremen Bedingungen ihres Standorts gut zurecht – oft erstaunlich gut. Probleme haben sie allerdings, sobald sie von höherwüchsigen, stand-ortuntypischen Pflanzen beschattet und überwachsen werden.

Die Stengellose Kratzdistel (Cirsi-um acaule)konntein25Teilgebietennachgewiesen werden. Sie ist damit die häufigste Leitart des Projektes.Bild: Bodo Fritz

DieHeide-Nelke(Dianthus deltoi-des) ist im Frühsommer in ihrer pinken Blütenpracht zu bewundern.Bild: Jürgen Henkel

DergiftigeFärberginster(Genista tinctoria) wurde früher zum Färben von Leinen und Wolle verwendet.Bild: Christina Marx

Kennzeichnend für die beweideten Halbtrockenrasen, jedoch selten – derFransen-Enzian(Gentianopsis ciliata). Bild: Wolfgang Wagner

Das Eiblättrige Sonnenröschen (Helianthemum ovatum) ist eine Leitart des LIFE-Projektes.Bild: Jürgen Henkel

DurchBesenheide(Callunavulgaris) geprägte Heidefläche.Bild: Dr. Benjamin Hill

Im zeitigen Frühjahr zeigt sich die gefährdete Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris). Sie gehört zu den Zielarten des Projektes.Bild: Jürgen Henkel

FrühblühenderThymian(Thymus praecox). Bild: Jürgen Henkel

Oregano(Origanum vulgare).Bild: Wolfgang Wagner

Der Scharfe Mauerpfeffer (Sedum acre) besiedelt steinige und flach-gründige Standorte. Mit seinen dick-fleischigen Blättern kann er Wasser speichern. Bild: Wolfgang Wagner

Borstgrasrasen(LRT*6230)sindoftmit Felsblöcken durchzogen –“mähen“ können dort nur Schafe.Bild: Wolfgang Wagner

Die Knäuel-Glockenblume(Campanula glomerata) ist eine weitere Leitart des Projektes.Bild: Christina Marx

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Pizzagewürz unter den Füßen?

Wenn man auf einem Magerrasen steht riecht man dies manchmal noch bevor man es sieht. Dichte Thymianpolster und Oreganobüschel verbreiten einen intensiven, aro-matischen Duft nach Pizza und südländischen Gerichten. Diese Gewürze kommt eben nicht nur am Mittelmeer vor, sondern auch auf den Hängen der Hutungen mit ihrem warmen, trockenen Kleinklima. Die ätherischen Öle, die den Geruch verursachen, pro-duzieren Thymian und Oregano um Fraßfeinde abzuschrecken. Insekten mögen so einen intensiven Geruch meist nicht und auch Schafe fressen nicht allzu viel davon.

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DerSteinkauz(Athene noctua) fühlt sich in den struktur- und baumhöh-lenreichen Streuobstwiesen der Hu-tungen besonders wohl. Auch er ist eine Zielart des Projektes.Bild: Bodo Fritz

DieZauneidechse (Lacerta agilis) ist eine Charakterart des Projektgebietes; siekommtinüber50%derUntersuchungsflächenvor.IhreIndividuendichtehatsichnachUmsetzungderMaßnahmensehrdeutlich, imMittelum80%,erhöht. Das streng geschützte Reptil benötigt gut besonnte und lückig bewach-seneStandortemitSonn-undVersteckplätzen(Holzstapel,Steinhaufen).Bild: Dr. Günter Bornholdt

Der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) ist einer der imposantes-ten einheimischen Tagfalter. Er ist in derHälfteallerTeilgebietezufinden.Bild: Jürgen Henkel

DerNeuntöter(Lanius collurio)findethier perfekte Lebensbedingungen: of-fene Flächen zum Jagen und Dornhe-cken für die Brut, als Ansitzwarte und für die Vorratshaltung – er spießt seine Opfer auf Dornen. Bild: Bodo Fritz

Während die Projektzielart BlauflügeligeÖdlandschrecke (Oedipoda caerule-scens) auf dem steinigen Untergrund perfekt getarnt ist, fällt sie jedoch im Flug aufgrund ihrer blauen Hinterflü-gel stark auf. Bild: Dr. Günter Bornholdt

Im Projektgebiet kommt die wärme- und trockenheitsliebende Feldgrille (Gryllus campestris) nur im Nordos-ten des Projektgebietes, im Niddatal und bei Hungen, vor. Sie gilt bundes- und landesweit in ihrem Bestand als rückläufig.Bild:VerenaHolland

Die in Hessen gefährdete Schlingnat-ter(Coronella austriaca) konnte auf-grund ihrer versteckten Lebensweise nurin3Teilgebietengefundenwerden.Zur Verbesserung ihrer Lebensbedin-gungen wurden kleine Holzstapel als Versteckplätze ausgebracht.Bild: Bodo Fritz

Der in Deutschland noch relativ häu-figeHeidegrashüpfer(Stenobothrus lineatus) besiedelt kurzrasige, lückig bewachsene Schafweiden. Bild: Dr. Günter Bornholdt

Sofern die Nahrungspflanzen der Rau-pen und geeignete Nektarpflanzen der erwachsenen Sechsfleck-Widderchen (Zygaena filipendulae) vorkommen, besiedeln sie Magerrasen, Wiesen, und Ruderalfluren. Bild: Bodo Fritz

großes Bild: Ameisenhügel am Katzenberg. Jürgen HenkelSchafsmaskottchen: Julia Beltz

Was kreucht und fleucht denn da?

Die Tierwelt der Hutungen

Für Reptilien ist das enge Nebeneinander aus kurzrasigen, besonnten Flächen mit Lesesteinhaufen und Holzsta-peln besonders günstig. Hier können Zauneidechse und Schlingnatter als wechselwarme Tiere besser Sonne tan-kenundfindengleichzeitigguteVersteckmöglichkeiten.

Auch unter den Insekten gibt es viele wärmeliebende Arten, die besonders auf den trockenen Südhängen Be-dingungenfastwieamMittelmeervorfinden.BesondersauffälligwirddiesbeidenHeuschrecken,diemit30Artenim Projektgebiet eine bemerkenswerte Vielfalt aufweisen.Im Sommer ist auf vielen Hängen und Hügeln der Ruf der Feldgrille zu hören, was dazu beiträgt, dass man auch als Besucher das Gefühl hat, in südlicheren Län-dern zu sein.

Bis zum Projektende stieg bei den Tagfaltern nicht nur die absolute, sondern auch die durchschnittliche Arten-zahl pro Teilgebiet. Die mittlere Zahl an Ziel- und Leit-arten nahm nach der Maßnahmenumsetzung deutlich zu. Beides kann auf die generell blütenreichere Struktur der Magerrasen bei gleichbleibend enger Verzahnung mit Gehölzbeständen zurückgeführt werden.

Die Hutungen bieten vielen Tierarten geeignete Nahrungshabitate sowie Strukturen, auf die sie zum Überleben angewiesen sind und die in der „Normallandschaft“ fehlen.

Insgesamt kommen regelmäßig ca. 100 Vogelarten im Projektgebiet vor, in 2014 ha-ben70ArtenimGebietgebrütet.AlsbesonderscharakteristischeProjekt-Zielartenwurden Neuntöter, Wendehals, Steinkauz, Gartenrotschwanz und Grünspecht ausge-wählt. In Bezug auf die Siedlungsdichte wurde bei ihnen eine deutliche Zunahme nach Maßnahmenumsetzungfestgestellt.SieprofitierenvombesserenNahrungsangebotund der besseren Erreichbarkeit der Beute auf den gut gepflegten Magerrasen.

Zum Wert der Hutungen für die Vogelwelt trägt auch der Reichtum an Strukturen wie alten Gehölzen und Hochstamm-Obstbäumen bei.

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Bild: Marion Löhr-BögerSW-Bild: Das Foto wurde freund-licherweise von Harald Schmid zur Verfügung gestellt.

Kulturlandschaft im Wandel– die Geschichte der Hutungen

Hutungen im Wandel

Dominoeffekt auf den Hutungen

Bereits vor Tausenden von Jahren hielten die frühen Bauern Schafe und Ziegen. Auch für die Kelten, die um 500v.Chr.inderRegionsiedelten,istdiesnachgewie-sen. Als die Menschen in der Wetterau sesshaft wur-den, begann die Rodung der Urwälder für Siedlungs- und Ackerflächen.

Die Tiere wurden zum Weiden in die Wälder gebracht, weil alle anderen Flächen zur Lebensmittelversorgung der wachsenden Bevölkerung des frühen Mittelalters beackert wurden. Im Offenland wurden die Tiere nur auf Standorten gehalten, die wegen ihres geringen Auf-wuchses zu keiner anderen Nutzung geeignet waren.

Durch diese Landnutzung haben sich die Hutungen ausgebildet, die heute die Magerrasen des LIFE-Pro-jektes beherbergen. Durch die intensive Beweidung hatten Gehölze und Jungbäume keine Entwicklungs-möglichkeit mehr. Die offene, parkartige Landschaft wurde durch die ständige Beweidung schließlich zu gehölzfreien„Hutungen“(Wortursprung:„hüten“).

Schafe als Dünger-Lieferanten

Als die übrigen Weidemöglichkeiten knapper wurden und die vorhandenen Felder stärker genutzt wurden, hat man Schafe nachts auf Stoppelfeldern eingepfercht, damit der Kot die Felder düngte. Die Hutungen wurden dadurch noch nährstoff- und ertragsärmer. Es bildeten sich Magerrasen aus. Ihre kennzeichnenden Pflanzen-gesellschaften sind an eine gewisse Nährstoffarmut (daher: „Magerrasen“),bzw.eineFülleanLicht (daher:„Lichtrasen“) angepasst; dies ist eine Folge der jahrhun-dertelangen Beweidung ohne Düngung, insbesondere durch Schafe.

Die Hutungen wandeln sich

Mit der Intensivierung und Mechanisierung der Land-wirtschaft im 20. Jahrhundert und der Entwicklung von Kunstdünger, sowie dem Bedeutungsverlust der Wolle, wurden die Schafe nicht mehr benötigt. Die Schäferei warstarkrückläufig, immerwenigerBetriebehieltenSchafe. Ein kleiner Teil der Hutungen konnte durch Düngung in Ackerflächen umgewandelt werden. Auf-grund des schwierigen Reliefs oder der Flachgründig-keit war dies bei vielen Hutungen nicht möglich – diese wurden nichtmehr genutzt und fielen brach. Bei derAufgabe der regelmäßigen Beweidung verfilzen undvergrasen die Standorte, Gehölze breiten sich aus und die Artenvielfalt der Flächen geht verloren. Die Natur eroberte sich diese Hutungen zurück – der Wald ge-winnt wieder die Oberhand.

Der Schäfer Harald Schmid mit seinerSchafherdeinden1970erJahren in Gambach.

Schwierige ökonomische Situation der Schäfer

Nutungsaufgabe und Unternutzung vieler Flächen

Massive Artenverluste

Vegetationverfilztundvergrast;Gehölzesiedelnsichan Niedrigwüchsige Gräser und Kräuter werden beschattet

und verschwinden

Typische spezialisierte Magerrasenarten gehen zurück,

häufigeArtenm

iteinerbreiten

ökologischenAm

plitude

wandern ein

Durch den Rückgang an beweidbaren zusammenhän-

genden Flächen zersplittern die Weiden in unwirtschaft-

licheEinheiten.Fürdieheutehä

ufige,daökonomischere

Koppelhaltung sind die Flächen kaum noch nutzbar

Gehölze breiten sich aus,

die Magerrasen verbuschen zunehmend

Durch die Verinselung der Flächen fehlt der ökologische Austausch, die Isolation der Flächen beginnt

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Erfassung, Maßnahmen, Monitoring

Ohne Fleiß kein PreisLebensraumtypen undEntwicklungs-Potenzial

Folgende Lebensraumtypen (LRT)sind im Projektgebiet wertgebend:

• SubmediterraneHalbtrockenrasen(LRT6212)• Borstgrasrasen(LRT*6230)• Flachland-Mähwiesen(LRT6510)• MitteleuropäischeHeiden(LRT4030)• Kalkpionierrasen(LRT*6110)und• Silikatfelsen(LRT8220,8230)

177ha – Gesamt-Lebensraumtypen-FlächezuProjektbeginn 10 ha – Lebensraumtypen-Zuwachs bei Projektabschluss90ha– entbuschteundentkusselteMaßnahmenfläche mit gutem LRT-Entwicklungspotential

Sanierungs-, Ersteinrichtungs- und Infrastrukturmaßnahmen

Dauerpflege

Bemerkenswerte Tier- undPflanzenarten

Nutzungen Nutzungsbedingte und sonstige Gefährdungen

Leit- und Zielarten Flächensicherung

Karten: PlanWerk, Wolfgang WagnerSchafsmaskottchen: Julia Beltz

Problemarten

DasProjektgebiet setzt sichaus20FFH-Gebietenmit65Teilflächen zusammen und umfasst 2.612 ha. Zu Projekt-beginnwurdenalle65Gebieteaufgesuchtund,aufBasisvorhandener Kartierungen, Erhebungen zu folgenden The-men durchgeführt:

• Lebensraumtypen• GefährdetenPflanzenarten,VorkommenvonZiel-und Leitarten,VorkommenvonProblemarten(Gehölze, Brachezeiger, Neophyten)• Tierarten:Reptilien,Tagfalter,HeuschreckenundVögel• NutzungundPflegezustand• Beeinträchtigungen,GefährdungenundKonflikte• PotenzialezurEntwicklungvonLebensraumtypen• Anlage,bzw.Wiederholungvon über150Dauerbeobachtungsflächen

Auf Grundlage dieser Untersuchungen wurdengezielt Maßnahmen für die 65 Teilgebiete erarbeitet.

Die abgebildeten Karten wurden für alle Teilgebiete erarbei-tet.Dasheißt,eswurdeninsgesamt585Karten(je9Kartenfür65Teilgebiete)erstellt.

Im letzten Projektjahr wurden die Gebiete, in denen Maßnah-men umgesetzt wurden, erneut aufgesucht und es wurde ein Monitoring bezüglich der Maßnahmenerfolge durchgeführt. Als großen Erfolg kann gewertet werden, dass sich bereits in der Projektlaufzeit 10 ha Lebensraumtypen auf den Maßnahmen-flächen wieder entwickelt haben. Bei guter Schafbeweidung ist in den nächsten Jahren eine weitere Vergrößerung zu erwarten.

In Bezug auf die Tiergruppen Vögel und Tagfalter hat sich die mittlere Gesamtartenzahl und die Anzahl an gefährdeten Arten deutlich erhöht; exemplarisch lässt sich dies an der Revier-Zu-nahmedesGartenrotschwanzes(RLHessen2)undWende-halses(RLHessen1)ablesen.Auchistespositivzubewertenist, dass sich in zwei Gebieten nach Entbuschungsmaßnah-men die Blauflügelige Ödlandschrecke neu ansiedeln konnte.

Dauerbeobachtungsfläche

Submediterrane Halbtrocken-rasen guter Erhaltungszustand

gutes Entwicklungspotential zu Submediterranen Halbtrockenrasen

Submediterrane Halbtrockenrasenschlechter Erhaltungszustand

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Im Teilgebiet Lohhügel bei Rupperts-burg kommen überwiegend Submedi-terraneHalbtrockenrasenvor(orangeSignatur), die gepunktete Fläche zeigt das Potential, sich zu diesem Lebens-raumtyp zu entwickeln.

Nutzungsstufen:Gute Einbindung in die Beweidungbzw. LRT-gerechte Nutzung

Suboptimale Nutzung oderungenau bekannte Einbindungin die Beweidung

Keine Einbindung in die Beweidungoder nicht. LRT-gerechte Nutzung

Beweidungskonzeptmit Ampelbewertung für denPflegezustand der Hutungen.

Vegetationsaufnahme in einerSalbei-Glatthaferwiese.Bild: Marion Löhr-Böger

Eine mehrmalige Schafbeweidung im Jahr ist die Grundlage zum Erhalt und der Entwicklung der Lebensräume.

In Zusammenarbeit mit den Schäfereibetrieben wurde die Flä-chennutzung analysiert und optimiert. Eine gute betriebliche Flä-chenkulisse ist ein wichtiger Baustein zur Sicherung der Betriebe und damit auch der Magerrasen.

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Entbuschung mit dem Mulcher.

Die Gewöhnliche Kuhschelle(Pulsatilla vulgaris) wurde im Zuge der Maßnahmen zum Erhalt der Magerrasen in einigen Teilgebieten erneut angesiedelt.

Nachpflege der entbuschten Flächen durch eine Schafherde.

Die Maschinen aus dem Gerätestütz-punkt kommen zum Einsatz.

Appell gegen das Ausgraben derKuhschelle.

Nach einer Entbuschung wurde eine Trockenmauer wiederentdeckt.

großes Bild: Dr. Günter BornholdtBilder-Serie: Christian SperlingSchafsmaskottchen: Julia Beltz

Neue Heimat für Zauneidechse und Kuhschelle

Maßnahmen zurSicherung der Magerrasen

1918

Instandsetzungespflege

Im Pflege- und Entwicklungsplan wurde auf Grundlage der Luftbilder aus dem Jahr 1935 detailliert geplant,welche Standorte sich für die Wiederbesiedlung von Magerrasen eignen. Für die Umsetzung der Maßnahmen war neben der historischen Nutzung und der Stand-orteignung auch die Sicherstellung einer langfristigen Beweidung Voraussetzung. Auf Grundlage der Planung wurdenimProjekt90haentkusselt(Entfernenvonjun-gem Gehölzaufwuchs) und entbuscht (Rodung). Nachdem Gehölzrückschnitt treiben die Büsche wieder stark aus; dies macht je nach Intensität neben der regelmä-ßigen Beweidung auch eine Folgepflege durch maschi-nelles Nachschneiden oder Mulchen notwendig. Für die Pflegeflächen wurden gezielte Pachtverträge mit Schä-fern zur intensiven Beweidung mit Schafen und Ziegen abgeschlossen. Mittelfristig werden diese Flächen wei-ter beweidet und schaffen neuen Raum für Magerrasen und Lebensraum, über den sich nicht nur für die Zaunei-dechse erfreut.

Um auf Flächen in Privatbesitz Maßnahmen umsetzen zukönnen,wurdenüber27haangekauft.

Fläche vor Entbuschungsmaßnahmen im Teilgebiet Wehrholz.

Fläche nach Entbuschungsmaßnahmen im Teilgebiet Wehrholz.

Taxi-SchafeDas Schaffell eignet sich sehr gut zum Transport von Pflanzen-samen, die sich an das dichte Fell kletten. Auch Heuschrecken, Spinnen, Käfer und sogar Eidechsen nutzen den Rücken der Schafekurzerhand als Taxi. Damit tragen die Schafe zum Artaustausch zwischen z.T. isolierten Magerrasenflächen bei. Dabei sind Schafewahre Großraumtaxis: Die erstaunliche Zahl von knapp 10.000 Pflanzensamen von etwa 100 verschiedenen Pflanzenarten kann pro Schaf transportiert werden.

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Kein Beruf sondern eine Berufung

Die Schäferei

Schäfer sein, mit Herz, Hand und Verstand …

In einer naturbelassenen Landschaft steht der Schäfer auf einen Stock gestützt und blickt auf seine friedlich grasende Herde. Sein Hund steht ihm zur Seite. Leider betrachtet dieses idyllische Bild nur einen kleinen Ausschnitt der Realität:Ein Schäfer braucht einen guten Blick für seine Tiere, hand-werkliches Geschick und landwirtschaftliche Kenntnisse, um die anfallenden Arbeiten im Betrieb umsetzen zu können. Die Arbeitsbereiche ändern sich im Verlauf eines Jahres – im Win-ter steckt viel Arbeitszeit in der Stallarbeit und der Lammzeit – im Sommer geht es um die Futterbergung und das Hüten der Schafe. Dabei muss ein Schäfer auch gewährleisten, dass seine Weiden ordentlich und naturschutzgerecht gepflegt sind. Auch Arbeiten wie die Pflege der Maschinen und Zäune, Tierarztbesuche, Ausbildung der Hütehunde und Büroarbeit stehen auf der Tagesordnung.

2120

Der Beruf des Schäfers ist zwar vielseitig und abwechslungs-reich, aber auch arbeitsintensiv. Ein normaler Arbeitstag hat 10-12 Stunden. Wurde der Beruf des Schäfers früher von Ge-neration zu Generation weiter gegeben, ist es heute für die Betriebeschwer,Nachwuchszufinden.

Für den Einsatz der Schafe in der Landschaftspflege bekom-men die Schäfereien EU-, Bundes- und Landesmittel aus den Agrarhaushalten. Aufgrund des Preisdrucks durch Importe aus Übersee erhalten die Schäfer jedoch keine kostendecken-den Erträge aus der Produktion von Fleisch und Wolle. Land-schaftspflege kann jedoch anders als Fleisch nicht importiert werden. Trotz der Ausgleichszahlungen erleben viele unserer heimischen Schäfereien wirtschaftlich schwere Zeiten, da Er-löse aus Vermarktung und Agrarförderung die hohen Kosten

Schäfer und Hund beim Landesleis-tungshüten, Schäferfest in Hungen, 2014. Bild: Jan-Lukas Böger

Eine der vielen Aufgaben des Schä-fers: Klauenschneiden.Bild: Andrea Gerlach

Der Hungener Stadtschäfer mit seiner Herde beim traditionellen Schäferfest in Hungen. Bild: Ed Erbeck

„Schäfertreff“ bei der Landesgar-tenschau im Bad Nauheim 2010.Bild: Hoffmann

Was wäre die Wetterauer Landschaftohne die heimischen Schäfer?

Die Pflege des Streuobstes, der Magerrasen und auch des kulturhistorischen Highlights Glauberg ist ohne Schafbe-weidung nicht möglich. Selbst steile Hänge, karge Unter-gründe und maschinell nicht nutzbare Flächen können von Schafherden beweidet werden.

Die Schäfer erhalten damit eine vielfältige Flora und Fauna auf Flächen, die sich für die moderne Landwirtschaft nicht eignen und zu verbuschen drohen. Sie erhalten und vernet-zen Lebensräume und pflegen so die Landschaft, die wir lieben. Gleichzeitig produzieren sie gesundes, geschmack-volles Lammfleisch und halten damit uralte Traditionen am Leben. Alte Hütetechniken, besondere Hunde- und Schafrassen und hochwertige Nebenprodukte wie Felle und Wolle bleiben durch die Schäfer der Wetterau erhalten.

„ … Nur wenn Lammfleisch und seine Folgeprodukte Abnehmer finden, haben die Schäfer ein Auskommen und können mit ihren Tieren die artenreichen Mager-rasenflächen durch Beweidung pflegen!“

Schafrassen von links nach rechts:Merinolandschaf, Suffolk, Rhönschaf und Coburger Fuchsschaf.Bilder: Marion Löhr-BögerBurenziege: Jürgen Henkel

Von wem genau ist hier eigentlich die Rede? – Ein Kurzportrait der tierischen Arbeiter/innen

Die Wetterauer Hutungen werden von unterschiedlichsten Schaf-rassen gepflegt. AmHäufigsten ist dasMerino-Landschaf, eineSchafrasse, die aus Nordafrika stammt und über Spanien seit dem 19. Jahrhundert auch bei uns heimisch geworden ist. Es über-zeugt vor allem durch seine Widerstandsfähigkeit, Genügsamkeit, Fruchtbarkeit und eine rasche Gewichtszunahme. Zudem verfügt es über feine und schnell wachsende Wolle. Hinzu kommen Suf-folk- und Rhönschafe mit ihren schwarzen Köpfen und das rötlich gefärbte Coburger Fuchsschaf. Zur Entbuschung zugewachsener Flächen eignen sich Burenziegen besonders gut.

für Winter-Futtermittel, Pacht und Investitionen kaum decken. Die hohen Arbeitsbelastungen in der Viehhaltung ohne Wo-chenendfreizeiten und Urlaub tragen ihr Übriges dazu bei, dass die Zahl der Schäfereien und Schafe in unserer Region seitJahrenrückläufigist.DasLIFE-Projektträgtdazubei,dassdie wichtige Arbeit der Schäfer wieder in Wert gesetzt wird.

Nicht alle Schäfer betreiben eine traditionelle Hütehaltung, da sie mit Abstand die zeitintensivste Form der Schafhaltung ist. Weniger aufwändig werden die Koppelschafe gehalten. Im LIFE-Projektgebiet gibt es zahlreiche Hüteschäfer, viele Betriebe mit Koppelhaltung und auch einige Hobbyschaf-halter. Sie alle wurden durch das LIFE-Projekt unterstützt.

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Schäferei im Projektgebiet

Daten und Fakten

Schäfer Christian Krauthahn.Bild: Antina Walther

2322

BetriebserlöseDieSchäfereienimProjektgebieterzielenihrenUmsatzzu36ProzentausderVermark-tung von Lämmern an Viehhändler, Gastronomen und Privatleute und zu 60 Prozent aus Betriebsprämien und Naturschutzdienstleistungen.

Um ein angemessenes Auskommen der Schäfer zu gewährleisten, kommt deshalb der angemessenen Entlohnung im Bereich der Landschaftspflege eine besondere Bedeutung zu.

FlächenZurVersorgungeinerdurchschnittlichenHerde(370Mut-terschafe und deren Aufzucht) mit Grünfutter und Heu für den Winter, bearbeiten die Schäfer im LIFE-Projektgebiet durchschnittlich 82 Hektar Fläche, die sich auf 40 bis 100 Teilstücke verteilt. Die Flächen liegen durchschnitt-lich 14 Kilometer vom Betrieb entfernt, dabei sind eini-ge Flächen zwar hofnah, zu den meisten Flächen müs-sen jedoch große Entfernungen zurückgelegt werden.

Eine gute betriebliche Flächenkulisse mit einem geeig-neten Verhältnis von Weiden, Mäh- und Winterweiden und klaren Pachtverhältnissen als Grundlage für die In-anspruchnahme der Agrarförderung, ist Grundvoraus-setzung für eine wirtschaftliche Schäferei.

Betriebsprämie undNaturschutzdienstleistung

Lämmervermarktung

Sonstiges

HerdengrößenDieSchafhaltungistimAllgemeinenrückläufig.InHes-senwurdenimJahr2010in1.553Betriebeninsgesamtetwa140.000Schafegehalten.DieGrafikzeigt,wiesichdie Betriebsgrößen und die gehaltenen Tiere in den Be-triebenzueinanderverhalten.Fast70ProzentderBe-triebekönnenalsHobbyhaltung(wenigerals50Schafe)bezeichnetwerden.Dieserund70ProzentderBetriebehaltennur13ProzentderSchafe.Demgegenüberste-hen 10 Prozent der Betriebe mit 200 oder mehr Schafen. IndiesenBetriebenwerden65ProzentderhessischenSchafe gehalten. Im Projektgebiet haben die Haupter-werbsschäfereienimDurchschnitt370Muttertiere.

Die schafhaltenden Betriebe im Projektgebiet haben im bundesvergleich relativ kleine Herden. Aufgrund der Konkurrenz um landwirtschaftliche Flächen im Gebiet und der isolierten Lagen der Hutungen ist ein Wachstum nur begrenzt möglich.

ArbeitsaufwandFür eine Arbeitskraft werden normalerweise pro Jahr 220Tageà8Stundengerechnet,dassind1.760Stundenim Jahr. In der Landwirtschaft werden für eine Be-triebsleiter-Arbeitskraft schon 2.300 Stunden im Jahrangesetzt. Eine Schätzung durch die Schäfer im Pro-jektgebiet kommt auf durchschnittliche Arbeitszeiten von3.700StundenimJahr,beieinerHerdengrößevon370 Muttertieren und 82 Hektar Bewirtschaftungsflä-che. Der Arbeitsaufwand in der Schäferei muss als sehr hoch eingestuft werden.

Pro Muttertier und Lamm muss der Schäfer im Jahr 10 Arbeitsstunden investieren. Besonders das Hüten der Herde im Sommer und die Stallarbeit im Winter sind zeitintensiv.

Damit die Schäfereibetriebe langfristig überlebensfähig bleiben, ist eine Optimierung der Arbeitsabläufe und der betrieblichen Infrastruktur zwingend erforderlich.Arbeitskraft in Stunden pro Jahr

Unternehmen 1.760

Landwirtschaft 2.300

SchäfereiimProjektgebiet 3.700

Anzahl der Schafe

Ant

eile

in %

40

45

35

30

25

20

15

10

5

01-19 20-49 50-99 100-199 200-499 500-999 >1.000

42

4

27

9

1310 8

13

6

22

3

24

1

19

Betriebe mit Schafhaltung in Hessen 2010Betriebe:n=1.553Schafe:n=139.920

Betriebe Schafe

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Wir pflegen die Landschaft, die Sie lieben

Landschaftspflege durch Schafe

großes Bild: Christina Marx

Zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Schäferei wurden im Projekt folgende Ansätze verfolgt:

Die Möglichkeiten einer Partnerschaft zwischen Schäferei und öffentlichem Träger wurde beleuchtet. Beispielhaft wurden Modelle für zwei im Projektgebiet liegende Städte gemeinsam mit den Akteuren vor Ort durchgespielt und -gerechnet. Ziel ist es, die Leistungen der Schäferei für den Naturschutz, die Offenhaltung der Landschaft und den hohen Naherholungswert der Region angemessen zu ho-norieren. Der Modellansatz ist nur realisierbar, wenn sich dieöffentlicheHandfinanziellandenKostenbeteiligt.

In einer gesamtbetrieblichen Biodiversitätsberatung sollen Schäfer zur Optimierung der Betriebsabläufe und der Ein-kommenssituation in den Bereichen Flächenmanagement, Betriebswirtschaft und Flächenförderung unterstützt wer-den. Dieses Beratungsangebot wurde im Projekt gemein-sam mit den zuständigen Institutionen konzipiert und wird nach Abschluss des LIFE-Projektes im Rahmen des Hessi-schen Programms für Agrarumwelt- und Landschaftspfle-ge-Maßnahmen(HALM)umgesetzt.ZielderBeratungist,diewirtschaftliche Situation der Betriebe zu stabilisieren, das betriebliche Wissen auf die Ansprüche des Naturschutzes und den Erhalt der Biodiversität auszurichten und Lösungs-ansätze für die Widersprüche zwischen den ökonomischen Belangen der Betriebe und der Notwendigkeit von natur-schutzorientierter Flächennutzung aufzuzeigen.

Verbesserung der betrieblichen Flächenkulisse: Um genü-gend Lämmer zu produzieren, braucht der Betrieb ein gutes Verhältnis von Sommerweiden zu mahdfähigem Grünland und Winterweiden. Der Betrieb muss Pflegeflächen und ausreichend Wirtschaftsgrünland pachten. Da die Bewei-dung von Lebensraumflächen wirtschaftlich von geringem Interesse ist, sollten diese für die Schäfer pachtzinsfrei sein. Kommunen, Fachbehörden und Naturschutzverbände sind dabei als starke Partner der Schäfer unverzichtbar.

Geplant waren die Entwicklung eines Vermarktungskon-zeptes und die Prüfung, ob die Einführung einer Marke zur Vermarktung von Lammfleisch zielführend ist. Dazu wur-den auch Metzger und Gastronomen befragt.

Die Studie kam zu dem unerwarteten Ergebnis, dass der Erlös aus der Lamm-Vermarktung im Projektgebiet, auch durch die Einführung des Wetterauer Lamm- und Land-genusses, bereits relativ gut ist. Auf die Etablierung einer regionalen Lamm-Marke wurde aufgrund des schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnisses für die Schäfereibetriebe verzichtet. Das ernüchternde Ergebnis der Studie war, dass das Hauptstandbein der Schäferei, die Landschafts-pflege, nicht ausreichend entlohnt wird.

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Als Basis für die wirtschaftliche Unterstützung der Schäfer wurde im LIFE-Projekt eine so-zioökonomische Studie erarbeitet. Sie analysierte die betriebswirtschaftlichen Grunddaten (beweideteFlächen,Herdengröße,Erlöse,Prämien,Kosten)von13der25schafhaltendenBetriebe im Haupt- und Nebenerwerb sowie der Hobby-Schafhalter im Projektgebiet.

Der Modellansatz Dienstleistungsvertrag hat zum Ziel, dass eine Schäferei sich ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein schafft, indem sie die Pflegemaßnahmen für Grünland- bzw. Naturschutzflächen (Ausgleichsflächen,Solarparks, Kulturdenkmäler, u.a.) übernimmt.

BeileichterschwertenStandortbedingungen(Hangneigung10°bis30°)kanndiePflegevoneinemHektarFlächedurcheine Schäferei wettbewerbsfähig sein (Kostenansatz proWeidegang:hüten/ha573€,koppeln/ha397€).

Große Vorteile der Beweidung sind der direkte „Abtrans-port des Schnittgutes“, die Vermeidung von Bodenver-dichtung und die Schonung von Strukturen.

Bild: Christian Sperling

Warum tragen Bäume hier Korsetts? – Lecker BaumrindeBestimmte Schafrassen und vor allem Ziegen lieben es, die Rinde von Bäumen zu fressen. Damit ste-hen die Schäfer vor dem Problem, dass die Obstbäume nach dem Abschälen der Rinde absterben. Die Verantwortung, die Bäume zu schützen, liegt beim Schäfer. Er muss auch für mögliche Schäden auf-kommen. Die Schäfer befolgen zumeist althergebrachte Rezepte zum Schutz der Bäume: so werden ObstbaumflächenbeiRegenwettergemieden (beiRegengehendieSchafebesondersgerneandieBäume)oderdieBaumrindemitSchafskoteingerieben(dannverschonensiedieBäume).DieZunahmeder Koppelhaltung verschärft das Problem jedoch.

Verbiss-Schutzmaßnahmen in Form von Metallkorsetts um den Stamm neu gepflanzter Obstbäume erleichtern den Schäfern den Obstbaumschutz und werden aus Mitteln des LIFE-Projektes angeschafft.

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Feste Zäune zum Schutz der Tiere machen vor allem an Straßen und Abbruchkanten von Steinbrüchen Sinn. Bild: Christian Sperling

Im Projektgebiet kommt die wärme- und trockenheitsliebende Feldgrille (Grylluscampestris)nurimNordos-ten im Niddatal und bei Hungen vor. Sie gilt bundes- und landesweit in ihrem Bestand als rückläufig. Bild:Bodo Fritz

Die in Hessen gefährdete Schling-natter (Coronella austriaca) kommtnur in3TeilgebietendesProjektge-bietes vor. Zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen wurden kleine Holzstapel als Versteckplätze ausge-bracht. Bild: Bodo Fritz

Generationenübergreifender Erfah-rungsaustausch: Schäferlehrling Be-nediktSchwing(l.)mitdemspanischenPionier der Wanderweidewirtschaft Jesús Garzón, Projektmanagerin Jutta Katz und dem Hungener Stadtschäfer RalfMeisezahl(r.).Bild:IngridSchick

großes Bild: Jutta Katz

Ohne Schäferei kein Magerrasen

LIFE unterstützt die Schäferei

Stärkung der Zusammenarbeit der Schäfer• Moderierte„VordenkergruppeSchäfer“mitdemZiel, die Vernetzung untereinander und die Verknüpfung zum Projekt sicherzustellen• BeweidertreffenzumInfoaustauschundzurVernetzung• FinanzierungvonzweiAusbildungsplätzen „Schäferei“ mit naturschutzfachlichem Schwerpunkt bei der Schäferstadt Hungen zur „Nachwuchs- sicherung“ im Berufsstand • Fortbildungs-undBeratungsangebotefürSchäfer

Optimierung der Beweidung• SicherstellungderWasserversorgungin30Teilge- bieten, u.a. durch Ankauf von 14 Wasserfässern, zwei Anschlüssen an Wasserleitungen, die Installation eines Stadrohrs mit Tränke und dem Kauf einer Pumpvorrichtung für eine gefasste Quelle• Anschaffungvon10.500mmobilenund1.700mfesten Weidezäunen,25elektrischenWeidezaungeräten, 500Obstbaumschutzgittern,dreiAkku-Klauenscheren, drei Kühlwagen und einer Schafsortieranlage • EinrichtungeinesStützpunktesmitLandschafts- pflegegeräten in Nidda, die von Ehrenamtlichen und Schäfern kostenfrei entliehen werden können• AnkaufvonFlächenfürdieMaßnahmenumsetzung, um eine nachhaltige Sicherung der naturschutz- gerechten Bewirtschaftung zu ermöglichen

Weitere Maßnahmen• KaufeinerLandschaftspflegeherde,mitderzweiTeilgebiete neu beweidet werden können, einer Burenziegenherde zur Beweidung zweier Teilgebiete, fünf Merino-Landschafböcken zurZucht,zwölfRhönschaf-Muttertierensowie350Mutter- schafen für die Stadtschäferei Hungen• AnsaatvonMagerrasenaufgestörtenStandorten• EntbuschungundEntkusselung(BeseitigungjungerGehölze) aufca.aufca.90ha• BekämpfungvonstörendenArten(Neophyten)• EntfernenvonMüll,Schutt,altenZäunen,Hütten,Wohnwagen und Brandplätzen• Bildungvon„Tandemflächen“ausMagerrasenundaufwuchs- stärkerem Grünland, die gemeinsam an Schäfer verpachtet werden• KostenfreieVerpachtungdermitProjektmittelngekauften Flächen• DatenzuFlächenunddurchgeführtenMaßnahmenandie Projektgemeinden mit dem Ziel, die Flächenkulisse der Schä- fereien zu stärken und die Lebensraumflächen pachtzinsfreien zu verpachten

Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung • Projekt-Internetseite;VielfältigePressearbeit• GestaltungdesSchafsmaskottchens,umKinderanzusprechen• Gestaltungdesmultimedialen„ErlebnisraumSchafundNatur“ bei dem Projektpartner Schäferstadt Hungen gemeinsam mit Schäfern und dem ehrenamtlichen Naturschutz• Wanderungenz.B.aufderSchäfer-undMagerrasenroutein Nidda und Informationsstände auf örtlichen Festen mit Lamm- verkostung und Verkauf von Schafprodukten gemeinsam mit den Schäfern• dieWanderausstellung„BehüteteWeiden“mit20informativen und ansprechend illustrierten Roll-up-Bannern wurde im Projektgebiet gezeigt, Führungen aller Altersgruppen wurden mit kulinarischen Proben rund ums Lamm durchgeführt• Durchführungvonüber100kulinarischenVeranstaltungen: u.a. Führungen, Radtouren, diverse Kochkurse, Führungen durch Wanderausstellung „Behütete Weiden“ und „Erlebnis- raum Schaf und Natur“, vor allem beim jährlichen „Wetterauer Lamm- und Landgenuss“ • ErstellungundDruckeinesLamm-Rezeptflyers

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Schäferlehrling undLammprinzessin(2012-2014):Franziska StorchBild: Marion Löhr-Böger

Schäfer mit zwei neuen Schafböcke für die Zucht. Bild: Christian Sperling

High-Tech-Geräte erleichtern die Nachpflege der Flächen und sindim Pflegestützpunkt verfügbar.Bild: Jutta Katz

HäufigliegenWeideundBetriebweitvoneinanderentfernt,wasdieWasser-versorgung der Herden problematisch macht – LIFE+ half durch den Kauf von Wasserwagen und dem Bau von Wasserleitungen, die Wasserversorgung zu verbessern. Bild: Christian Sperling

Ortstermin „Auf dem Lohrain“ mit dem Regionalmanager und den Ak-teuren nach der Wiederherstellung von Magergrünland nach Fichten-Entnahme. Bild: Jutta Katz

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großes Bild: Gewitterstimmungam Katzenberg, Jürgen HenkelSchafsmaskottchen: Julia Beltz

Gezeigt, wie‘s geht - Lammkeule lecker zubereitet im Rezeptflyer zumWetterauer Lamm– und Landgenuss. Bild: Dieter Klenk

Keine Zeit zum Kochen? Regionale Lammwurst gibt es auch in der Dose. Bild: Christian Sperling

Naturschutz auf der Weideund auf dem Teller

Wie funktioniert das?

Die finanzielle Unterstützung der Schäfer durch denKauf regionaler Produkte sorgt für die Wirtschaftlich-keit und den Erhalt der Schäferei, die wiederum für den Fortbestand der Magerrasen und ihrer Artenviel-falt unverzichtbar ist. Wer aus weltanschaulichen oder ethischen Gründen kein Fleisch verzehrt, kann die re-gionalen Schäfer auch durch den Kauf von Wolle oder Schafskäse unterstützen.

Verzehr von Lammfleisch ist angewandter Naturschutz

Oftmals wird in den Medien das Bild vermittelt, dass Fleischverzehr nicht nachhaltig und ökologisch ist. Für einen großen Teil der in den Supermärkten vertriebenen Fleisch-produkte aus Massenproduktion mag das ja auch zutreffen. Wenn es sich jedoch um regionale Produkte, insbesondere um Wetterauer Lammfleischprodukte, handelt, die traditionell und extensiv hergestellt und verarbeitet werden, kann Fleischkonsum auch einen direkten Beitrag zur Ökologie und zum Naturschutz leisten. Und das sogar vor der Haustüre: Wie hier in der Wetterau.

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Links der Stand des Wetterauer Lamm- und Landgenusses und un-ten Showkochen mit Lamm auf der Messe„Land&Genuss“2013.Bilder: Christian Sperling

Neben dem Beitrag für den Naturschutz und der Un-terstützung der regionalen Betriebe kann man sich auf hervorragende Fleischqualität verlassen. So kann man frisches Fleisch, das nicht um die halbe Welt geflogen ist, konsumieren. In Deutschland ist Lammfleisch, im Ge-gensatz zum Rest Europas, nicht Bestandteil der norma-lenKüche.Nurknapp1%desinDeutschlandverzehrtenFleisches ist Schaf- und Ziegenfleisch. Ob dieser geringe Marktanteil auf seinem schlechten Ruf oder auf Über- und Billigproduktionen anderer Fleischsorten beruht, ist in diesem Rahmen nicht zu klären.

Um ein Umdenken anzustoßen, wurden im Zuge des Projektes u. a. vielseitige und vor allem schmackhaf-te Gerichte und Zubereitungsmöglichkeiten von Lamm aufgezeigt und die Bedeutung der Schäferei für den Er-halt der wertvollen Magerrasen betont.

„Die Wetterau - von Natur aus lecker“ so lautet das Motto des Wetterauer Lamm- und Landgenusses, der jedesJahrimSeptemberstattfindet.Gastronomenausdem Projektgebiet bieten in dieser Zeit allerlei Köstlich-keiten und Veranstaltungen rund um das Wetterauer

Lamm an. Dabei arbeiten sie Hand in Hand mit den Schäfern und Metzgern aus der Region zusammen. Sie zeigen neben den vielfältigen kulinarischen The-men auch die Zusammenhänge zur Artenvielfalt und Landschaftspflege auf. Um auch außerhalb der Lamm- und Landgenuss-Aktionswochen Lammspe-zialitäten der Region genießen zu können, bieten die Metzger und manche Gastronomen Lammfleisch ganzjährig an. In Zusammenarbeit mit den Gast-ronomen wurde ein Rezeptflyer mit deren besten Lamm-Rezepten erstellt, der zum Nachkochen einlädt.

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Schäfer Etzel mit seiner Herde vor der Keltenwelt am Glauberg.großes Bild: Michael ElsaßSchafsmaskottchen: Julia Beltz

Bilder aus dem Infopavillon im Mu-seumsgarten der Keltenwelt am Glauberg von links nach rechts: Schnabelkanne mit vergrößerten Pollen(Bild:AxelTräger),TafelnmitRiechstation und Pflanzensteckbrie-fen, Pavillon vor der Bepflanzung (Bilder:ThomasLessig-Weller).

Öffentlichkeitsarbeit

LIFE für jedermann …

„Schaf und Landschaft“ – Infopavillon imMuseumsgarten der Keltenwelt am Glauberg

Zum Projektende wurde ein informativer Pavillon im Au-ßenbereich des Keltenmuseums am Glauberg eröffnet. Hier erfahren die Besucher, wie wichtig das Schaf für die Menschen früherer Zeit war und heute noch ist. Dabei wird im Infopavillon ein Schwerpunkt auf das interaktive Erleben der Zusammenhänge zwischen der heutiger Ar-tenvielfalt der Wetterauer Hutungen und der Geschichte der Schafhaltung und der Magerrasen gesetzt.

Im Infopavillon werden die Pollen des Heidekrautes, des Thymians und der Wilden Möhre in eindrucksvoller, 7000-facherVergrößerunggezeigt.PollendieserPflanze-narten wurden in einer Schnabelkanne aus einem der Grä-ber vom Glauberg gefunden - ein Beweis dafür, dass diese Arten schon in der Keltenzeit in der Region vertreten waren.

Mehr über LIFE• InformativerundansprechendgestalteterInternetauftritt www.wetterauer-hutungen.de mit zahlreichen Informationsmaterial-Downloads• VeranstaltungenundWanderungenimZeichenderArtenvielfaltderWetterauerHutungen• PräsenzdesLIFE-ProjektesauflokalenFestenundVeranstaltungenwiez.B.derGrü- nen Woche in Berlin oder dem Kalten Markt Ortenberg und dem Schäferfest in Hungen• Projektfilm„LIFEausdemSchäferwagen“(auchalsDVD;Auflage:2.000Exemplare)• KalenderalsDanke-SchönfüralleAkteure• HutungsmappealsGrundlagefürdieAusbildungderKultur-undNaturführer• TagungsmappezurAbschlussveranstaltung„OhneSchäfereikeinMagerrasen“ und zur Veranstaltung „Schafbeweidung und Jagd“

LIFE unterwegs

Bei öffentlichen Führungen gab es die Gelegenheit, sich selbst ein Bild vom faszinierenden Artenreichtum der Wetterauer Hutungen und den Besonderheiten der ein-zelnen Teilgebiete zu machen. Mit „LIFE unterwegs“ lernte man die Region von einer neuen Seite kennen und lieben. Besonders beliebt war die Kombination aus Führung mit anschließendem gastronomischen Angebot rund um das Lamm. Nach Möglichkeit fanden Führungen in Koopera-tion mit ehrenamtlichen Gruppen oder Schäfern vor Ort statt. Durch die Ausbildung von Natur- und Kulturführern ist gewährleistet, dass auch nach Abschluss des Projek-tes Führungen besucht werden können. Die beschilderten Wanderwege bieten Informatives zum Selbstentdecken.

Führungen durch das Projektgebiet erfreuen sich großer Beliebtheit.Bild: Bodo Fritz

Spielerisch lernen - Kindergruppen werden durch die Wanderausstel-lung geführt. Bild: Volker Schmülling

Die Natur LIFE entdecken:Führungen für Kindergruppen schaffen neugierigen Natur-schutz-Nachwuchs. Bild: Kerstin Bär

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Die Wanderausstellung „Behütetet Wei-den“ gastierte mit ansprechend illust-rierten Roll-ups an vielen Standorten im Projektgebiet und darüber hinaus.

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großes Bild: Kerstin BärSchafsmaskottchen: Julia Beltz

Öffentlichkeitsarbeit

Auf Schäfers Spuren –Wanderungen durch die Wetterau

Führung auf „Schäfers Spuren“.Bild: Dr. Ilona Gebauer

Wildkräuter-Führung im Frühjahr.Bild: Bodo Fritz

Während der Projektlaufzeit fanden Führungen durch die Wetterau gro-ßen Anklang - nach Ende des Pro-jektes laden die Wanderrouten zum selbstständigen Entdecken der Na-turschönheiten ein. Bild: Jutta Katz

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„Auf Schäfers Spuren“, einem knapp 12 km langen Rund-weg mit Start- und Zielpunkt an der „Hungener Käse-scheune“, wird der Wanderer von neun Infotafeln beglei-tet. Auf diesen wird man in die Welt der Schafe versetzt, lernt historische Plätze kennen oder kann so manch eine regionale Besonderheit erleben. Die Wanderroute kann sowohl durch die Route Mensch und Natur verlängert, als auch familienfreundlich abgekürzt werden.

Auf der 11 km langen „Route Landschaftsgeschichte“ Glauberg werden auf kurzweiligen „2-Minuten-Tafeln“ Aspekte der Landschaftsgeschichte erklärt - von der Geologie über den Boden bis hin zur früheren Nutzung. Natürlich kommt auch hier der Bezug zur Schäferei und ihrem Beitrag zur Biotop- und Artenvielfalt nicht zu kurz.

Die „Route Mensch und Natur“ am Köppel bei Langd, ei-nem Teilgebiet des FFH-Gebietes „Basalthügel des Vo-gelsberges im Randbereich zur Wetterau“ ergänzt das Genießen der Landschaft mit fünf lehrreichen Tafeln.

In Münzenberg verbindet die „Kleine Schäfertour“ die Steinberge(GötzensteinundTraiserSteinberg)mitdemFFH-Gebiet „In der Metz bei Münzenberg“ und infor-miert beispielsweise über die Pflege in den Steinbergen durch Ehrenamtliche, die „Überlebenskünstler“ unter den Tier- und Pflanzenarten und das Schutzgebietsnetz „Natura 2000“.

Die Wanderrouten bieten also stets eine tolle Gelegen-heit zur Verknüpfung der Wanderung mit anderen span-nenden Höhepunkten des Projektes: dem “Erlebnisraum Schaf und Natur“ in der „Hungener Käsescheune“, der Keltenwelt am Glauberg mit dem Info-Pavillon „Schaf und Landschaft“ oder einem kulinarische Abstecher bei einem der Partner-Gastronomen des Wetterauer Lamm- und Landgenusses.

Natura 2000 und LIFE

Lammgenuss

Engagement an vielen Stellen

Natura 2000 nennt sich das Europäische Schutzgebietsnetz, das

sich aus Europäischen Vogelschutzgebieten und FFH-Gebieten

zusammensetzt. FFH steht für Flora-Fauna-Habitat, also für

„Pflanzen-Tiere-Lebensräume“. Die Europäische Gemeinschaft

hat dazu mit den Stimmen der Mitgliedsländer zwei Richtlinien

erlassen, nach der die Schtzgebiete auszuwählen sind. Dadurch

sind aktuell etwa 20% der Flächen der Mitgliedsländer Teil des

Schutzgebietsnetzs Natura 2000 geworden.Zur Förderung solcher Gebiete wurde von der EU ein Förderpro-

gramm aufgelegt, das sich LIFE nennt (L‘ Instrument Financier

pour Environment) und das das Finanzierungsinstrument für

Natur und Umwelt ist. Jeder Mitgliedsstaat hat die Möglichkeit

Förderanträge für Projekte in Natura 2000 Gebieten zu stellen.

Zu den FFH-Gebieten Hessens gehören auch einige Gebiete, deren

Schwerpunkt die Erhaltung von Magerrasen ist. Eines davon sind

die Wetterauer Hutungen.

Im Frühsommer sind die Rufe der Feld-

grille auf vielen Hutungen zu hören

Die Hungener Käsescheune: Schaukäse-

rei, Lädchen, Gaststätte, Erlebnisraum

Naturschützer, Schäfer und Projektmit-

arbeiter (Europawoche zum Ehrenamt)

Regionale Vermarktung stärkt die

Schäfereien

Die Golddistel ist eine Verwandte

der Silberdistel

Der „Erlebnisraum Schaf und Natur“ im

1. Stock der Hungener Käsescheune

Festliche Eröffung des Wetterauer

Lammgenusses www.wetterauer-hutungen.deEine Naturschutzgruppe mit dem

Ziegenhalter ihres Gebietes

Thymian ist eine typische Pflanze

der Hutung

Das LIFE-Projekt Wetterauer Hutungen kooperiert in verschiedener

Weise mit den Flächennutzern. Zur Unterstützung der Vermarktung

findet jährlich im September der Wetterauer Lamm- und Landgenuss

statt und auch durch einen Lamm-Rezeptflyer wird für die regionale

Vermarktung geworben. Hier sind auch Adressen von Metzgern und

Schäfereien zu finden, die regionales Lamm vermarkten.

Hutungen können begeistern. Einige Flächen werden schon seit

vielen Jahren von Naturschutzgruppen oder anderen Vereinen

gepflegt. An vielen Orten war festzustellen, dass die Hutungen

immer stärker verbuschten und die Flächen oft nicht mehr nutz-

bar waren. Sinnvoll sind Entbuschungen dort, wo die weitere

Nutzung gesichert ist Auch Führungen werden angeboten. Dabei

kann es schon mal passieren, dass Sie die ungiftige Schlingnatter

gezeigt bekommen.

Große Schafeherde auf einer Hutung

weidend

Hutungen der Wetterauer TrockeninselnSchäfer- undMagerrasenroute

Kindergruppe mit Betreuern beim

Bau eines „Eidechsenhotels“ Naturschutzgruppe bei einer Pflege-

maßnahme

Die seltene Schlingnatter versteckt sich meist unter Steinen

Leckere Rezepte mit Lammfleisch

Wetterauer Lamm- und Landgenuss

Verfasserin: Kerstin Bär (Stadt Nidda)

Projektpartner: Stadt NiddaWilhelm-Eckhardt-Platz, 63667 Nidda

Tel. (0 60 43) 80 06-259, [email protected]

Projektträger/Herausgeber/Copyright:

Hessisches Ministerium für Umwelt,

Energie, Landwirtschaft und Verbrau-

cherschutz (HMUELV)Gestaltung: Zündstoff - Designbüro,

Regina Sternstein, www.zuendstoff.org

Schafmaskottchen: Julia Beltz

Bildautoren: Archiv Heimatmuseum

Nidda, Michéle Assmus, Kerstin Bär,

Dr. Günter Bornholdt, Hanno Deichert,

Michael Elsaß, Ilona Gebauer, Foto

Goll, Rainer Hoffmann, Jutta Katz,

Dieter Klenk, Julia Kneuse, Christina

Marx, Lothar Noll, Burkhard Olberts,

Jürgen Purtz, Peter Schulze, Christian

Sperling, Axel Träger, Wolfgang Wagner

Copyright:LIFE-Projekt Wetterauer Hutungen, 2013

1. Auflage, Dezember 2013 (5.000 Stück)

KontaktJutta Katz - ProjektmanagerinMainzer Straße 80, 65189 Wiesbaden

Tel. (06 41) 4991-253Weitere Informationen:www.wetterauer-hutungen.deImpressum

Der Weg ist das Ziel

Viele Themen

Ein Wanderschaf als Begleiter

Moderne Wanderwege sollen Vielfalt und Abwechslung bieten

und gut beschildert sein, so dass auch Ortsfremde sich gut zu-

rechtfinden. All dies bietet die Schäfer- und Magerrasenroute

– und noch dazu immer wieder Gelegenheit zu einer kurzen

Pause. Denn entlang des 12 km langen Wanderweges finden Sie

22 Stationen mit gut bebilderten 3-Minuten-Tafeln. Hier werden

Hintergründe zur Entwicklung der Hutungen, der Schäferei und

der Landschaft beschrieben. Wir nehmen also auf den Tafeln

vieles, was man entlang des Weges sieht, unter die Lupe …

Den GPS-Track zur Routefinden Sie hier.

Entlang der Strecke gibt es viele Themen. Natürlich geht es um Tier-

und Pflanzenarten und die Lebensräume der Hutungen, die in den

sogenannten Natur 2000-Gebieten besondere Förderung erhalten.

Aber es gibt noch viele andere Themen. Sie reichen von der vulka-

nischen Vergangenheit der Region über die ersten Bauern und die

Stammform des Schafes bis zur heutigen Situation der Schäferei.

Eine der 22 Infotafeln entlang des Weges.

Auch eine Wüstung, also ein aufgegebenes Dorf, liegt am Weg – und

eine zugehörige Hutung. Dass heute viele Flächen verbuschen ist

nicht zu übersehen, aber auch Entbuschungsflächen der letzten

Jahre. Die ehrenamtlich aktiven Naturschützer spielen dabei eine

wichtige Rolle. Aber es gibt auch Felsen am Weg, die ohne Be-

weidung waldfrei bleiben und einen roten Steinbruch, in dem sich

Arten der Hutungen angesiedelt haben. Auf dem letzten Abschnitt durchquert man der Route folgend

Nidda. Hier liegt der Schwerpunkt auf historischen Aspekten.

Durch Beteiligung des Vereins Heimatmuseum Nidda e. V. konnten

viele alte Bilder, die die Schäferei betreffen, genau dem heutigen

Ort zugeordnet werden, so dass ein direkter Vergleich „früher –

heute“ möglich ist.

Ein Wanderschaf begleitet kleine und große Wanderer auf der

ganzen Tour (auf den Tafeln) und gibt immer wieder einmal einen

Kommentar ab. Über manches freut es sich, über anderes wun-

dert es sich. Aber immer hat es einen eigenen Blick auf das, was

wir mit ihm entdecken.

ProjektbeteiligteProjektträger des ersten hessischen LIFE+ Natur-Projektes ist das

Land Hessen, vertreten durch das Hessische Ministerium für Umwelt,

Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV). Projekt-

partner sind der Wetteraukreis und die Städte Nidda und Hungen.

Das Projekt wird tatkräftig von zahlreichen Kommunen, regiona-

len Vereinen und Naturschutzgruppen unterstützt. Sponsoren

des Projektes sind die OVAG und die Stiftungen der Sparkassen

Laubach-Hungen und Oberhessen.

Schafherde unterwegs zur nächsten WeideSchafe haben einen anderen Blick auf die

Blumen am Weg

Eine detailliertere Karte und Wegbeschreibung finden Sie auf der

Innenseite des Faltblattes

Ausgrabungen beim früheren Dorf Rechelshausen

Die Felsen des „Hohensteins“ liegen am

Weg nach Nidda

Die Wegeführung Die Strecke führt entlang des Nidda-Tals von Nidda-Eichelsdorf nach

Nidda, kann aber auch abgekürzt werden. Die Beschilderung beginnt

an der Bushaltestelle Eichelsdorf-Bürgerhaus und endet nahe der

Bushaltestelle Nidda-Schillerstraße. Die komplette Strecke ist etwa 12 km lang und kann in ca. 4 Stunden

gelaufen werden. Der Verlauf des Weges ist mit Varianten auf der

Rückseite des Flyers beschrieben. Wegen der guten Anbindung an

den Öffentlichen Personennahverkehr bietet es sich an, die Wande-

rung mit einer Busfahrt zu kombinieren, um die eigene Tour zu einer

Runde zu schließen.Auf der Innenseite dieses Faltblattes finden Sie auch eine über-

sichtliche Karte.

Blütenteppiche des Frühlings-Finger-

krautes

Das Mufflon ist die Stammform

des Hausschafs

Zuerst führt der Weg durch EichelsdorfWeite Blicke …

… zum Taunus und Richtung Gießen …

Schäfer an der Grillhütte am „Hundsrück“

… hat man am „Schmitter Blick“.

Wandern in der Natur ist eine beliebte

Form der Erholung

Durch Abbau von Gestein sind be-

sondere Lebensräume entstanden

Eine Zauneidechse beim Sonnenbad

Schäfer, Hütehund und Herde mit

„Eichköppel“ im Hintergrund

www.wetterauer-hutungen.de

Markierungszeichen

Wanderroutemit 22 Info-Tafeln

Durch Vulkane und Eiszeiten wurde die Landschaft geformt. Der

Mensch schuf daraus durch seine Nutzung die Kultur-Landschaft.

Als hier vor rund 15 Millionen Jahren Vulkane aktiv waren, war das lange bevor

es erste Menschen gab. Explosive Ausbrüche hinterließen dicke Lagen von Tuff.

Lavaströme flossen die Hänge hinab und erstarrten zu Basalt. Im subtropischen

Klima gediehen Palmen und Lorbeerbäume.Es wurde kälter und etwa vor 2 Millionen Jahren begannen die Eiszeiten – auch

ohne Gletscher hatte das für die Landschaft dramatische Folgen. Fluss- und

Bachtäler schnitten sich in die weitgehend gehölzfreie Tundralandschaft ein. Da-

zwischen blieben Höhenrücken aus Basalt stehen. Feines Gesteinsmehl wurde

aus den Flußtälern ausgeweht. Es bildete den fruchtbaren Löß, der als Decke

über weiten Flächen lag. Bereits während der Eiszeiten wanderten Menschen von Afrika ein. Sie lebten

als Jäger und Sammler. Nach Ende der letzten Eiszeit änderte sich die Lebens-

weise der Menschen dann grundsätzlich. Es war immer noch „Steinzeit“, doch

fing man an Ackerbau zu betreiben, Rinder, Schafe und Ziegen zu züchten und

gründete Siedlungen. In der Wetterau begann man damit vor ca. 7500 Jahren,

in höheren Lagen etwas später. Die bäuerliche Lebensweise bildete ab jetzt die

neue Lebensgrundlage. Manches von dieser Wirtschaftsweise hat sich über viele Kulturen hinweg er-

halten - und es wurde über Jahrhunderte oder zum Teil Jahrtausende eine vom

Menschen geprägte Kulturlandschaft geschaffen.

Aus glühenden Lavaströmen wurde Basalt, der

heute Höhenrücken bildet.15 Millionen Jahre im Zeitraffer

Schäfer- und Magerrasen-Route

www.wetterauer-hutungen.de

Verschiedene Zeiten und wilde Schafe?

Vulkane? Eiszeit? Steinzeit? Wie lange ist denn das her? Das kann ich mir gar nicht richtig vorstellen. Dass wir Schafe schon ganz lange

hier sind, hat mir eins unserer alten

Schafe aber schon erzählt. Und dass wir als Nutztiere zu den Menschen

gehören, sieht man schon daran, dass wir sie brauchen, damit wir je-

des Jahr geschoren werden – sonst verfilzt unsere Wolle völlig.

STANDORT: Hirzenhainer Weg

Eine Siedlung der ersten Bauern im Modell. Sie

bauten Getreide an und hielten verschiedene Nutz-

tiere. Äcker und Weiden waren umgeben von Wald,

der nach und nach gerodet wurde.

1

5

BILDNACHWEIS Bilder: 1 US Geological Survey, 2 Christina Marx, 3 Wetterauische Gesellschaft Hanau,

Dr. Günter Seidenschwann,

4 Michèle Assmus, 5 Stadt Hanau, Schloss Steinheim, Museum

für regionale Vor- und Frühgeschichte

Karte: GIS Stadt Nidda

Tundra-Landschaft heute auf Island. Bäume konnten

auch während der Eiszeiten in Europa nicht wachsen.

Ein Vulkan im tropischen Urwald. So ähnlich hat es

hier vor vielen Millionen Jahren ausgesehen.

3

2

Aus dem Mufflon, einem Wildschaf, wurde von den

frühen Bauern das Hausschaf mit seiner dichten

Wolle gezüchtet.

4

Wetterauer Hutungen

www.wetterauer-hutungen.de

Das LIFE-Projekt Wetterauer Hutungen, das von 2010 bis 2014

läuft, ist das erste LIFE-Projekt in Hessen. Es hat die Zielsetzung

die Hutungen am Rand der Wetterauer Trockeninsel zu erhalten

und zu schützen.Dabei geht es um Arten- und Biotopschutz extensiv genutzter

Flächen, die nur durch Beweidung zu pflegen sind. Die meisten

der Flächen liegen in Natura 2000-Gebieten. Einen Schwerpunkt

bilden dabei die sogenannten Magerrasen.Näheres zum Projekt erfahren sie in unserem Projektflyer oder

auf unserer Homepage: www.wetterauer-hutungen.de

Besuchen Sie auch unseren Erlebnisraum „Schaf und Natur“ in

der Hungener Käsescheune, Brauhofstr. 3-7, Hungen.

oben: Homepage zum Projekt, links:

Projektflyer „Wetterauer Hutungen“

LIFE+ Projektgebiet Übersichtskarte des ProjektgebietesDas Projektgebiet liegt nördlich von Frankfurt und umfasst den süd-lichen Teil des Landkreises Gießen und den nördlichen Wetteraukreis.

Es erstreckt sich über 500 km2 und umfasst 20 europäische Schutz-gebiete (Fauna-Flora-Habitat-Gebiet = FFH-Gebiet) mit 50 Teilflächen. Zusätzlich werden 15 weitere Hutungen mit Magerrasenfragmenten und Tritt-steinfunktion durch das Projekt beplant.

„Lindenberg bei Birklar“(Projektgebiet 11e) Gewöhnliche Kuhschelle

(Pulsatilla vulgaris)

„Traiser Steinberg“ (Projektgebiet 13b)Fortschreitende Verbuschung am „Grohberg bei Steinheim“ (Projektgebiet 11g)

Halbtrockenrasen am „Schirnberg“(Projektgebiet 13e)

Halbtrockenrasen am „Schirnberg“(Projektgebiet 13e) Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera)

www.wetterauer-hutungen.de

Stängellose Kratzdistel(Cirsium acaule)

ProjektbeteiligteProjektträger des ersten hessischen LIFE+ Natur-Projektes ist das Land Hessen, ver-treten durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV). Projekt-partner sind der Wetteraukreis und die Städte Nidda und Hungen.

Das Projekt wird tatkräftig von zahlreichen Kommunen, regionalen Vereinen und Naturschutzgruppen unterstützt.Sponsoren des Projektes sind die OVAG und die Stiftungen der Sparkassen Lau-bach-Hungen und Oberhessen.

Auflage:3. stark überarbeitete Auflage, Januar 2012, 5.000 Exemplare

Verbuschung

Gefährdungen

Die Hauptgefährdung der Magerrasen des Projektgebietes resultiert aus der zurückgegangenen Nutzung vieler Flächen. Aufgrund der erschwerten agrarwirtschaftlichen Rahmenbedingungen gibt es we-niger Schäfereien und Schafe. Die in Folge einsetzende Verbrachung vieler Flächen führt zu einer starken Veränderung der Vegetation und schließlich zum Verschwinden der Magerrasen.

Schlechte Weidenachpflege

Erhalt und Entwicklung derHutungen derWetterauer Trockeninsel

Kurz vor Ostern 2011 geborenes Lamm

„Hohenstein“ (Projektgebiet 13p) „Stornfelser Hang“ (Projektgebiet 13g)Gehölzschnittablagerung

Jutta KatzProjektmanagement HMUELV Mainzer Str. 80, 65189 Wiesbaden Tel. (0 641) 49 91-253 [email protected]

Christian SperlingRegionalmanagement WetteraukreisHomburger Str. 17 , 61169 FriedbergTel. (0 60 31) 83 42-25 [email protected]

Kerstin Bär Bildungsarbeit/Ehrenamt Magistrat der Stadt Nidda Wilhelm-Eckhardt-Platz, 63667 Nidda Tel. (0 60 43) 80 06-259 [email protected]

Ansprechpartner/HerausgeberImpressum

Gestaltung:Planungsgruppe Natur und Umwelt (PGNU),Marion Löhr-Böger, www.pgnu.deZündstoff - Designbüro,Regina Sternstein, www.zuendstoff.orgRedaktion:PGNU, Marion Löhr-Böger, www.pgnu.deFotos:Dr. Günter Bornholdt, Jan-Lukas Böger, Jutta Katz, Marion Löhr-Böger,Christian Sperling, Wolfgang Wagner

Mistlagerung

Die Karthäuser-Nelke setzt pinkfar-

bene Akzente

Hutungen und Magerrasen

Viele leckere Kräuter finden Schafe

auf Magerasen

Wilde Möhre mit Käferbesuch

Sommeraspekt mit Wilder Möhre

Hutungen sind Flächen, die traditionell mit Schafen gehütet wurden

– und zum Teil noch werden. In der historischen Landwirtschaft

wurde jede Fläche bestmöglich genutzt, um den Lebensunterhalt

der Menschen zu sichern. Die trockenen und nährstoffarmen

Flächen der steinigen Kuppen und Hänge waren für Ackerbau nicht

geeignet und sogar die Heumahd war kaum möglich.

Solche Flächen waren oft gemeinschaftlich genutztes Land, so-

genannte Allmenden, die mit Schafen und teilweise auch Ziegen

beweidet wurden. Die Schafe des Ortes wurden meist in einer

größeren Herde zusammengefasst und vom Ortsschäfer gehütet.

Durch die jahrhundertelange Nutzung entwickelten sich besondere

Lebensräume, die Magerrasen. Sie zeichnen sich durch großen

Reichtum an speziell angepassten Tier und Pflanzenarten aus.

Heute ist es für die Schäfereien oft nicht mehr möglich die Be-

weidung im reinen Hütebetrieb zu leisten. Deshalb werden viele

Hutungen heute in Koppelhaltung bewirtschaftet.

Beschilderte Wanderwege – nicht nur „auf Schäfers Spuren“

Auf der Schäfer– und MagerrasenroutevonEichelsdorfnachNiddafindenSieentlangeines 12 km langen Wanderweges insgesamt 22 Stationen mit gut bebilderten, kurzen und informativen Tafeln zur Natur-, Kultur- und Landschaftsgeschichte. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt dabei auf der Schäferei und ihrem Beitrag zum Erhalt von Biotopen mit ihren charakteristischen Pflanzen. Die sehr abwechslungsreiche Strecke mit vielen schönen Ausblicken in den Vogelsberg ist in 4 Stunden zu erwandern.

Die zugehörige Broschüre mit Wan-derkarte wurde mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren produziert; sie ist auch auf der Internetseite herunterladbar.

Beispiel für eine Infotafel derWanderrouten.

Page 18: Bild: Jürgen Henkel großes Bild: Christina Marx LIFE+ ... · Naturschutz auf der Weide und auf dem Teller 28 LIFE für jedermann 30 Wanderungen durch die Wetterau 32 Erlebnisraum

Erlebnisraum Schaf & Naturin der Hungener KäsescheuneBrauhofstraße3-7,35410Hungen

Öffnungszeiten: DienstagbisSamstag9-23Uhr, Sonntag11-23Uhr

große Bilder: Frank HellwigBilder-Serie: Träger & Träger

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Das multimediale Informationszentrum – der „Erlebnis-raum Schaf und Natur“ – bietet viele interessante und spannende Eindrücke zur Artenvielfalt der Wetterauer Hutungen, der Schäferei früher und heute, zum Schaf als Nutztier, der Bedeutung des ehrenamtlichen Natur-schutzes und dem LIFE-Projekt. Dabei gibt es Erlebnis-angebote für alle Altersgruppen.

Für Besuchergruppen werden auch Führungen durch die Mitglieder der örtlichen Naturschutzvereine angebo-ten. Vereinbaren Sie einfach einen Termin:StadtHungen,Telefon06402/85-0.

Öffentlichkeitsarbeit

Erlebnisraum Schaf und Natur

Page 19: Bild: Jürgen Henkel großes Bild: Christina Marx LIFE+ ... · Naturschutz auf der Weide und auf dem Teller 28 LIFE für jedermann 30 Wanderungen durch die Wetterau 32 Erlebnisraum

Viele ehrenamtliche Helfer bei der Arbeit. Bilder oben und links: Christian Sperling, Bild unten: Bodo Fritz

Bild oben: Kerstin BärBild links: Peter Schulze

Tierisches Ehrenamt – Ziegen helfen bei der Entbuschung. Bilder von links nach rechts: Christina Marx, Jutta Katz und Jürgen Henkel.großes Bild: Jürgen Henkel

Die Akteure des Projektes

Das Ehrenamt – Gemeinsam stark

Ohne diese Initiativen, die auch von Institutionen wie dem Naturschutzfonds Wetterau e.V. und den Natur-schutzbehörden unterstützt wurden, wäre es wohl kaum zu dem Projekt „Wetterauer Hutungen“ gekommen. Ei-nige dieser ehrenamtlichen Naturschutzgruppen waren wichtige Unterstützer des LIFE-Projektes. Viele der Ver-anstaltungen des LIFE-Projektes wurden in Kooperation mit Ehrenamtlichen durchgeführt, so dass die Öffent-lichkeitsarbeit auf einer breiten Basis steht.

Die Aktivitäten im Naturschutz sind abwechslungsreich wie die Themen: So gibt es Maßnahmen auf Biotopflä-chen, wie z.B. die Entbuschung von Magerrasen im Rah-men des LIFE-Projektes oder die Pflege von Streuobst, die Anlage von Lesesteinhaufen oder der Bau von Insek-tenhotels. Weitere Schwerpunkte sind die Bestandser-fassung und die Beringung von Vögeln sowie der Einsatz für andere Artengruppen wie Schmetterlinge, Reptilien oder Pflanzen.

Mit viel Einsatz und Initiative die Weichen für LIFE+ gestellt

Das Ehrenamt ist für die „Wetterauer Hutungen“ sehr wichtig. In vielen der Gebiete gab es schon vor Beginn des LIFE-Projektes Aktivitäten von Vereinen, die ebenfalls die Er-haltung der Flächen zum Ziel hatten. So wurden durch ehrenamtliche Helfer Flächen entbuscht, Weidezauntrassen freigeschnitten oder beweidete Flächen nachgepflegt.

Es wurden vorrangig Maßnahmen durchgeführt, die die Fortführung der Beweidung ermöglichen. Vom Ehrenamt wurden Führungen angeboten, die der Bevölkerung die Schönheit und Artenvielfalt der Hutungen näher bringen.

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„… dass die Arbeit in der Natur zwar mühsam ist, aber oft auch Spaß macht, stellt man immer wieder fest - schließ-lich sieht man hier direkt, was man geschafft hat!“Bild: Christian Sperling

Page 20: Bild: Jürgen Henkel großes Bild: Christina Marx LIFE+ ... · Naturschutz auf der Weide und auf dem Teller 28 LIFE für jedermann 30 Wanderungen durch die Wetterau 32 Erlebnisraum

Die Akteure des Projektes

Viele haben mitgeholfen

Schäfer/Schaf- und Ziegenhalter:Thomas Daume, Björn Edelmann, Thomas Etzel, Hubert Feyh, Sven Fischer, Dirk Gutsche, Wolfgang Heller, Burkhard Kammer, Guido Kammer, Christian Krauthan, Kurt Lind, Peter Link, NABU Ober-Lais, Ralf Meisezahl, Christiane Rehahn, Anja Reifegerste, Ingo Regen, Andreas Schmid, Wolfgang Schnarr, Dirk Schneider, Sascha Schumacher, Franziska Storch, Wolfgang Wagner, Mathias und Egon Walter, Schäferei Hüttenberg, Wilhelm Weißelberg jun., Ottmar und Sebastian Wirth

Ehrenamt:Max Burk (Naturschutzgruppe Ober-Mörlen),Wolfgang Eckhardt(SDWNiddaundUmgebung),ErikFischer(NABULaubach),BodoFritz(NABULangd),AxelGeorg(NaturschutzgruppeUnter-Schmit-tene.V.),GüntherGuth(Obst-undGartenbauvereinOber-Widders-heim e.V.), Norbert Heßler (Naturschutzgruppe Villingen AG fürNatur- & Vogelschutz), Thomas Heyer (Naturschutzgruppe Birk-lar),LuiseKlee(NABUSteinbach),ThilozurLöwen(Arbeitgemein-schaftTraiserSteinberg),KarinMorkel(NaturschutzgruppePohl-göns),JürgenPurtz(NABUGlauburg),RobertParr(NABULangd),SteffenRodekurth (FeuerwehrTrais-Münzenberg),FrankReusch(Obst- und Gartenbauverein Niederkleen), Robert Scheibel (Na-turschutzgruppe Ober-Mörlen), Harald Schad (Naturschutzgrup-pe Stornfels), Reinhold Stock (Naturschutzgruppe Ober-Schmit-ten),SabineTinz(NaturschutzgruppeMünzenberg),SvenWagner(NABU Laubach), HorstWagner (Ruppertsburg), LarsWichmann(NaturschutzgruppeOckstadt),WernerZimmer(HGON),u.v.a.

Kultur- und Naturführer und Führer aus dem Ehrenamt:Karin Bochenek, Esther und Lars Corsmeyer, Wolfgang Eckhardt, Werner Erk, Bodo Fritz, Walter Gasche, Richard Golle, Renate Hecht, Bernd Hoffmann, Michael Kammer, Andreas Kauderer, Nico-le Krauthahn, Christina Marx, Dr. Angela Metzner, Annette Miksch, Karin Morkel, Barbara Georg Norgall, Anne Paech, Robert Parr, Da-niel Schmidt, Beate Schubert, Sabine Tinz, Jürgen Vogt, Anja Wölm

Planungen, Konzepte, Gestaltung, Monitoring, Moderation, Druck:GudrunBeekmannMathar (solidee: Bildungskonzept), Dr. GünterBornholdt (PGNU: Zoologie, Monitoring), Frank Czarnach (Film),KristinEngelmann(cubic-design:GrafischeGestaltung),Dr.Benja-minHill(PGNU:Zoologie,Monitoring),MarkusHofmann(PlanWerk:Beweidungskonzept),ThomasGärtner(PBVTourismus:Beschilde-rungWanderroutenundTriebwege),Dr. IlonaGebauer (GEBAUERUnternehmensberatung: Schäfernetzwerk, Moderation), Gonzo (DruckBeschilderung),Gründrucken(DruckFlyer),JohannesLang(Institut für Tierökologie: Moderation, Fachbeitrag Jagd), MarionLöhr-Böger(PGNU:Flora,LRT-Kartierung),Dr.RandolfManderbach(manderbachmedia:CI,Homepage),MarkusMayer(BürofürLand-

schaftskonzepte:Beratung,Moderation),Dr.AngelaMetzner(Wan-derweg Hungen), Dr. Stefan Nickel (PlanWerk: GIS), Postermaxx(DruckWanderausstellung),HeidiSieker(Film),ReginaSternstein(Zündstoff–Grafikdesign:GrafischeGestaltung),IngridSchick(In-gridSchickKommunikation:Pressearbeit),AndréStaarmann(JLUGießen–InstitutfürGeographie),DietmarTeuber(Plantago:Moose,Flechten,Monitoring),JosefTiefenbach(UnterstützungLandkauf),Axel Träger und Andreas Träger (Träger & Träger: Erlebnisraum„Schaf und Natur“ und Info-Pavillon „Schaf und Landschaft“), Markus Wieden (Büro für Landschaftsanalyse: Maßnahmenvor-bereitung), Axel Wirz (FiBL: Sozioökonomie, Vermarktungskon-zept, Mitentwicklung Modellschäferei, Beratung), Veronika Wagner (PlanWerk:GIS,LRT-Kartierung),WolfgangWagner(PlanWerk:Flo-ra, LRT-Kartierung, Beweidungskonzept, Managementplanung und Monitoring),w3print+medien(DruckRoll-ups,Kalender),u.a.

Landschaftspflegefirmen:Berthold Antony, ELTOR, Forstservice Peppler, Landschaftspflege Weiß, Michael Herzberger, RDW Pro, Rudolph Garten- und Land-schaftsbau GmbH, Scherz Umwelt GmbH und Co. KG, Thorsten Nagel, Wetterauer Agrar Service GmbH, Wildsaaten GbR, WISAG Garten- und Landschaftspflege Hessen GmbH & Co. KG, u.a.

Partner bei der Projektumsetzung:UlrikeHaupt(StadtHungen:u.a.OrganisationSchäferfest),Rena-teHecht (Käsescheune:ErlebnisraumSchafundNatur),ThomasLessig-Weller (Museumspädagoge der Keltenwelt am Glauberg:Pavillon Schaf und Landschaft und Feste am Glauberg), Bernhard Neugirg (NAH:Organisation derTagungen2014, Führung2012),Dr.VeraRupp(LeitungderKeltenweltamGlauberg:PavillonSchafund Landschaft und Feste am Glauberg), Reiner Wechs (Käse-scheune: Erlebnisraum Schaf und Natur)

Gastronomen des Wetterauer Lamm- und Landgenusses:Bistro Restaurant Weinscheune (Echzell), Betriebsrestaurant imHauseOVAGapetitocateringB.V.&Co.KG(Friedberg),CafeteriaimKreishausdesWetteraukreises(Friedberg),DeutschesHaus(Hun-gen), Gasthaus Zur Linde (Wölfersheim), Gasthofbrauerei HotelZurTraube(Nidda),GastrauminderHungenerKäsescheune(Hun-gen),GenussScheune(Reichelsheim-Weckesheim),HotelRestau-rant Cafe König (Duckys) (Bad Nauheim), Hotel Restaurant CafeSchlossYsenburg(Florstadt-Staden),HotelRestaurantTannenhof(Laubach-Gonterskirchen), Kreilings Sommergarten (Bad Vilbel),Landhaus Fürstengarten Stornfels (Nidda-Stornfels), LandhausKlosterwald (Lich-Arnsburg), Restaurant Bürgerhaus Butzbach(Butzbach),RestaurantKochschuleCafeBankettSchlosshotelGe-dern (Gedern),RestaurantNeidhartsKüche (Karben),Restaurant

und Biergarten Hof Grass (Hungen), Wirtshaus Cafe Uhrnstubb(Nidda-Wallernhausen),WohlfühlrestaurantGud´Stubb(Münzen-berg), Zum Gerippte® (Friedberg-Ockstadt), Zum Heiligen Stein(Lich-Muschenheim)

Metzger/Direktvermarkter Wetterauer Lamm- und Landgenuss: DieLimes-Metzger(Hungen),FleischereiKirchhof(Nidda-Ober-Sch-mitten),HofladenderFamilieAntony(Rockenberg),Margarethen-hof(FamilieKliem)(KarbenKloppenheim),MetzgereiMarcoFischer(NiddaUnter-Schmitten),MetzgereiNorbertPhilippi(Wölfersheim),SchäfereiLangsdorf(Reiskirchen),Winter´sHoflädchen(Friedberg– Bruchenbrücken)

Projektcontrolling im Auftrag der EU:FelixBergman(AstraleGEIE–Particip),Dr.JanSliva(AstraleGEIE- Particip)

Projektbegleitende Arbeitsgruppe:ErnstBrockmann(LandkreisGießen),HolgerBrusius(HessenForst),Daniela Dehnert (Wetteraukreis), Ralf Eichelmann (Wetteraukreis),BjörnJohn(Lahn-Dill-Kreis),IngridMoser(Landschaftspflegeverei-nigungGießen),Dr.BurkhardOlberts (NaturschutzfondsWetterau),ThomasPetsch(RegierungspräsidiumDarmstadt),BjörnReinhardt(HessenForst),KerstinRoth (RegierungspräsidiumGießen),SunnaSchwarz(RegierungspräsidiumGießen),WalterSchmidt(HessenForst)

Projekt-Steuerungsgruppe (Entscheidungsträger):JoachimArnold(LandratdesWetteraukreises),PeterRudelbzw.Dr.JohannesFertig(LeiterdesFachbereichesRegionalentwicklung&Umwelt desWetteraukreises), LuciaPuttrich (ehemaligeBürger-meisterinderStadtNidda),Hans-PeterSeum(BürgermeisterderStadt Nidda), Peter Stühlinger (projektverantwortlicher Referats-leiterdesHMUKLV),KlausWeber( ehemaliger Bürgermeister der StadtHungen),RainerWengorsch(BürgermeisterderStadtHungen)

3938Insgesamt 66 Termine der Projekt-Steuerungsgruppe, sechs Termine der projektbegleitenden Arbeitsgruppe und über 200 Termine zur Abstimmung begleiteten das LIFE-Projekt. Nur durch die tatkräftige Mithilfe und das große Engagement einer Vielzahl von Personen konnte das Projekt erfolgreich umgesetzt werden. Ihnen und vielen hier nicht Genannten gebührt aufrichtiger Dank.

2011: Pressetermin am Hunsrück.Bild: Uwe Bonarius

Projekt-Steuerungsgruppe (Arbeitsebene):JuttaKatz(Projektmanagerin),ChristianSperling(Regionalmana-ger),KerstinBär(KoordinationderBildungsarbeit,EinbindungderNGOs),ReginaDörrich(Finanzmanagerin),MarionLöhr-Böger(ex-terne Unterstützung des Projektmanagements), Volker Schmülling (HMUKLV),StefanBattenfeld(StadtHungen)

Impressum:

Projektträger und Herausgeber: Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, LandwirtschaftundVerbraucherschutz(HMUKLV) ReferatVIII3A,MainzerStr.80,65189Wiesbaden

Konzeption:Dipl.-Biologin Marion Löhr-Böger,PlanungsgruppeNaturundUmwelt(PGNU),www.pgnu.de

Texte:Marion Löhr-Böger mit Unterstützung des Projektteams

Gestaltung:ReginaSternstein,Zündstoff–Grafikdesign,www.zuendstoff.org

Bilder und Grafiken:Kerstin Bär, Julia Beltz, Jan-Lukas Böger, Uwe Bonarius, Dr. GünterBornholdt, Michael Elsaß, Ed Erbeck, European Environment Agency,Bodo Fritz, Dr. Ilona Gebauer, Andrea Gerlach, Frank Hellwig, JürgenHenkel, Verena Holland, Dr. Benjamin Hill, Hoffmann, Jutta Katz,Dieter Klenk, Thomas Lessig-Weller, Marion Löhr-Böger, Christina Marx, PlanWerk, Ingrid Schick, Harald Schmid, Volker Schmülling,Peter Schulze, Christian Sperling, Axel und Andreas Träger, Wolfgang Wagner, Antina Walther

Veröffentlichung: Wiesbaden, im Dezember 2014

2011: Vorstellung des Rezeptflyers des Wetterauer Lamm- und Landge-nusses. Bild: Dr. Ilona Gebauer

2014: Eröffnung der Wanderausstellung „Behütete Weiden“ im Kreishaus des Landkreises Gießen. Bild: Ingrid Schick

2013: Exkursion zu den ThüringerSchäfern und dem LIFE-Projekt „Step-penrasen“. Bild: Christian Sperling

2012: Hygieneschulung im Rahmen des LIFE-Projektes.Bild: Christian Sperling

2013: Motorsägen-Fortbildung imRahmen des LIFE-Projektes. Bild: Christian Sperling

2013:FeedbackrundenachAbschlussdes Wetterauer Lamm- und Landge-nusses in der Käsescheune in Hungen. Bild: Christian Sperling

2013: Vorstellung des Beweidungs-konzeptes beim Treffen der Beweider. Bild: Christian Sperling

2014: Abschlusstagung „Ohne Schä-ferei kein Magerrasen“. Bild: Marion Löhr-Böger

2012: Fortbildung der Gastronomen auf der Hutung am „Traiser Stein-berg“. Bild: Kerstin Bär

Page 21: Bild: Jürgen Henkel großes Bild: Christina Marx LIFE+ ... · Naturschutz auf der Weide und auf dem Teller 28 LIFE für jedermann 30 Wanderungen durch die Wetterau 32 Erlebnisraum

LIFE+ ProjektWetterauer Hutungen

Budget: ca.4.100.000€–DasProjektwirdzurHälftevon derEUkofinanziert.Dauer: 5Jahre,Laufzeit2010bis2014Projektträger: Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, LandwirtschaftundVerbraucherschutz(HMUKLV)Projektpartner: Städte Hungen und Nidda, WetteraukreisInternet: www.wetterauer-hutungen.de

Unterstützer:Gemeinden: Fernwald, Glauburg, Rockenberg, Ober-Mörlen, Ranstadt. Städte: Butzbach, Laubach, Lich, Münzenberg, Orten-berg. Organisationen des Wetteraukreises: Naturschutzfonds Wetterau e. V., Naturschutzbeirat, Untere Naturschutzbehörde,

Gebietsagrarausschuss. Naturschutzverbände: Natur- und Vogel-schutzgruppe Fauerbach und Ober-Schmitten, Naturschutz-gruppe Unter-Schmitten und Ober-Mörlen, BVNH, NABU Langd, NABU Hirzenhain, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Vereine: Schäferverein Hessen-Nassau, Geschichtsverein Glauburg, Obst- und Gartenbauverein Ober-Widdersheim, Weidewelt e.V. Weitere Unterstützer: Hungener Käsescheune, Keltenwelt am Glauberg - Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Regionalmanagement Oberhessen, Naturschutz-Akademie Hessen, Naturpark Hoher Vogelsberg, Region Vogelsberg Touristik, Deutsche Vulkanologi-sche Gesellschaft. Sponsoren: OVAG, Sparkassenstiftung Ober-hessen, Sparkassenstiftung Laubach-Hungen. Die Sponsoren unterstützendasProjektmitinsgesamt45.000€.

Projektdaten

Bild: Jürgen Henkel


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