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Anforderungen an die mikrobiologische Wasserqualität in ......Anforderungen an die mikrobiologische...

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Anforderungen an die mikrobiologische Wasserqualität in Verdunstungsrück- kühlanlagen – neue ÖNORM B 5020 G. Wewalka Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Wien Nationale Referenzzentrale für Legionella-Infektionen September 2013
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  • Anforderungen an die mikrobiologische Wasserqualität in Verdunstungsrück-kühlanlagen – neue ÖNORM B 5020

    G. WewalkaInstitut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Wien

    Nationale Referenzzentrale für Legionella-Infektionen

    September 2013

  • AGES - IMED Wien September 2013 2

    Legionärskrankheit wurde nach der “Convention der American Legion” in Philadelphia 1976 beschrieben

    Sehr wahrscheinlich wurde dieser Ausbruch durch den Kühlturm eines Hotels verursacht

  • AGES - IMED Wien September 2013 3

    Beispiele für Ausbrüche von Legionella-Infektionen durch Kühltürme

    London 1988: ca. 120 Fälle, 21 Tote; Kühlturm auf den BBC-Gebäude; Personen erkrankten, die nicht näher als 500 m an das Gebäude heran kamen

    Melbourne 2000: 125 Fälle, 2 Tote nach Besuch eines neu gebauten Aquariums; Infektionsquelle: schlecht gewartetes Kühlaggregat

    Spanien, Murcia 2001: ca. 650 Fälle, 2 Tote; Kühlturm in der Innenstadt (auf dem Dach des Krankenhauses)

    Frankreich, Lance 2003 - 2004: 86 Fälle, 18 Tote; Kühlturm einer petrochemichen Anlage; Personen erkrankten, die in ca. 6 km Entfernung wohnten

  • AGES - IMED Wien September 2013 4

    Ausbrüche durch Kühltürme in Europa (2002 – 2008) Jährliche Meldungen durch die EWGLI (European Working Group for Legionella Infections) Kooperationspartner

    Länder Zahl der Ausbrüche Zahl der FälleBulgarien 1 2Frankreich 10 286Großbritannien 10 204Italien 1 15Niederlande 3 50Norwegen 2 5Österreich 2 16Portugal 2 24Schweden 1 15Spanien 19 470gesamt 10 51 1.087

  • 5

    Saisonale Verteilung der 1996-2012 in Österreich registrierten Fälle von Legionärskrankheit nach Kategorie der Infektionsquelle (N=1065)

  • AGES - IMED Wien September 2013 6

    Saisonale Verteilung der 2007 in Wien gemeldeten Fälle von Legionärskrankheit nach Kategorie der Infektionsquelle, (N=47)

    1 2 2 2

    14

    5

    13 31 0 0 0

    2

    1

    0 01 0 0 1 0

    4

    20 0

    110

    2

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    6

    8

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    Febr

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    April

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    Augu

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    Deze

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    Monat

    Anz

    ahl d

    er F

    älle

    reiseassoziiert

    nosokomial

    ambulant

  • AGES - IMED Wien September 2013 7

    Zwei Ausbrüche von Kühlturm assoziiert Fällen von Legionärskrankheit in Wien im 3. Bezirk und im 9. + 20. Bezirk

    Fall_Ausbruch Bezirk 3

    Anzahl der Fälle Fall_Ausbruch Bezirk 9+20

    54321

    29 30 31 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13August 07 September 07

  • AGES - IMED Wien September 2013 8

    Fälle von Legionärskrankheit in Wien,August bis Mitte September 2007

    Patienten 7, 11, 14 sind gestorben

  • AGES - IMED Wien September 2013 9

    Untersuchung von Wasserproben von den Kühltürmen vom Krankenhaus X am 21.8.07 und 28.8.07

    Auf Veranlassung der Nationalen Referenzzentrale für Legionella-Infektionen wurden auch die 3 „nassen Kühltürme“ auf dem Dach des Hauses untersucht:

    Datum: 21.3.07 28.3.07

    Kühlturm 1: 42 KBE/100ml 450 KBE/100ml L. pn. SG 1 MAb-Typ Philadelphia

    Kühlturm 2: 1000 KBE/100ml 9700 KBE/100ml L. pn. SG 1 MAb-Typ Philadelphia

    Kühlturm 3 : 800 KBE/100ml 140 KBE/100ml L. pn. SG 1 MAb-Typ Philadelphia

    Kontrollen der Kühltürme im April und May 2007 waren negativ.

    Nach Sanierung wurden am 30.8.07 und 5.9. 07 keine Legionellen in den Kühltürmen nachgewiesen.

  • AGES - IMED Wien September 2013 10

    Patient/Probe flaA pilE asd mip mompS proAPat. 2 3 4 1 1 14 9TWE-KH 1 4 3 1 1 1Kühlturm 1 3 4 1 1 14 9Pat. 6 3 4 1 1 14 9Pat. 7 3 4 1 1 14 9Pat. 9 3 4 1 1 14 9

    1 2 3 4 5 6 7 8 9

    09.0

    8.07

    10.0

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    11.0

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    12.0

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    15.0

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    29.0

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    8.07

    01.0

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    10.0

    9.07

    11.0

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    12.0

    9.07

    Sequence-based Typisierung von humanen Isolaten und Wasser-Isolaten im Zusammenhang mit Krankenhaus X

    Fall ohne Isolat

    Fall mit Isolat

    Beprobung von TWE

    Beprobung von Kühlturm

    Sanierung

  • AGES - IMED Wien September 2013 11

    Cluster von Legionella-Infektionen in Wien 20. und 9. Bezirk

    11 10

    6

    16

    12

    verdächtiger Kühlturm

    13

    8 Fälle im Zeitraum vom 20.08.07 bis 13.09.07

    3 Fälle (6,10,11,13) zeigen übereinstimmende Bandenmuster in der AFLP

    Fall 12: regelmäßige Spaziergänge im 20. Bezirk

    Fall 8: Obdachloser, hielt sich im 20. Bezirk auf

    Fall 11 und 13 sind verstorben

    Fall mit Isolat

    Fall ohne Isolat

    8

  • AGES - IMED Wien September 2013 12

    Probleme bei der Suche nach der Quelle der Legionella-Infektionen im 20. und 9. Bezirk

    • Es existierte kein Register für nasse Kühltürme

    • Es gab keine Informationen, wo nasse Kühltürme in dem Areal der aufgetretenen Infektionen stehen könnten

    • Keinen Magistratsabteilung fühlte sich zuständig

    • Der § 5 (1) des Epidemiegesetzes gab der Gesundheitsbehörde keine Handhabe zu Probenahmen von Kühltürmen; (Kranke, Krankheitsverdächtige und Ansteckungsverdächtige haben sich der Entnahme von Untersuchungsmaterial zu unterziehen)

  • AGES - IMED Wien September 2013 13

    Legionella-Infektionen durch nasse Kühltürme

    � Anlagen mit höheren Wassertemperaturen (20° - 35° C)

    � Legionellen und Pseudomonaden können sichvermehren

    � Bis zu 2 % des Kühlwassers wird als Aerosol freigesetzt.

    � Aerosole können mehrere 100 m, in Ausnahmefällen mehrere Kilometer vertragen und eingeatmet werden

  • AGES - IMED Wien September 2013 14

    Einfluss von Wetterfaktoren auf das Risiko von Legionella-Infektionen durch nasse Kühltürme

    � Warmes Wetter führt zu höheren Wasser-Temperaturen in Kühltürmen

    � Hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt die Emission von Aerosolen

    � Leichter Wind und Tiefdruckwetter fördert die Ausbreitung des Aerosols

  • AGES - IMED Wien September 2013 15

    ÖNORM B 5020 wurde seit 2010 erarbeitet

    „Anforderungen an die mikrobiologische Wasserbeschaffenheit in Verdunstungsrück-kühlanlagen“

    Ziel: Vorschlag wird im September 2013 verabschiedet

    VDI 2047-02 in Deutschland in Erarbeitung

    „Hygiene bei Rückkühlwerken“

  • AGES - IMED Wien September 2013 16

    Arten von Rückkühlanlagen

    • Trockenkühler

    • Verdunstungsrückkühlanlagen

    – Naturzugkühltürme (z. B. bei Kernkraftwerken)

    – Zwangsbelüftete Nasskühltürme

    o Nasse Kühltürme mit offenem Kreislauf

    o Nasse Kühltürme mit geschlossenem Kreislauf

    o Hybridkühltürme

    o Adiabate Kühler

  • AGES - IMED Wien September 2013 17

    Trockenkühler

    • Kühlung mit Luft

    • Kein Wasser zur Kühlung

    • Keine Quelle fürLegionella-Infektionen

  • AGES - IMED Wien September 2013 18

    Große Kühltürme z.B. von Kernkraftwerken mit natürlicher Aufdrift der warmen Luft;keine Legionella-Infektionen wurden mit solchen

    Kühltürmen in Verbindung gebracht

  • AGES - IMED Wien September 2013 19

    Nasser Kühlturm mit offenem Kühlwasser-Kreislauf

  • AGES - IMED Wien September 2013 23

  • AGES - IMED Wien September 2013 24

  • AGES - IMED Wien September 2013 25

    Nasser Kühlturm mit geschlossenem Kühlsystem

  • AGES - IMED Wien September 2013 26

    Schema von Hybridkühlturm

    Kühlelement

    Kühlkeislauf

    Benetzungskreislauf

    Wanne für Benetzugswasser

  • AGES - IMED Wien September 2013 27

    Hybridekühlturm

  • AGES - IMED Wien September 2013 28

    Schema von adiabatem Kühler

    1: Frischwasser

    2: Restwasser in Kanal

    3: Wabensystem

    4: Luft wird gekühlt

    5: Trockener Kühler

  • AGES - IMED Wien September 2013 29

    Adiabater Kühler

  • AGES - IMED Wien September 2013 30

    Probenahme von Wasser bei VerdunstungsrückkühlanlagenVorschlag ÖNORM B 5020:2013

    • Probe aus Kreislaufwasser zwischen Pumpe und Versprühung; geeigneter Pebenahmehahn soll vorhanden sein

    • Probenahme unter normalen Betriebsbedingungen, nicht kurz nach Biozid-Dosierung

    • Untersuchung von Nachspeisewasser, wenn dieses nicht ausder öffentlichen Wasserleitung stammt

    • Probenflaschen : sterile Flaschen, mit Natriumthiosulfat-Vorlagefür die Untersuchung von Chlor hältigen Wässern

    • Probenmenge abhängig von der Fragestellung: mindestens500 ml

    • Probentransport bis 12 Stunden bei Zimmertemperatur, bei längerem Transport oder Lagerung kühlen; Bearbeitunginnerhalb von 2 Tagen

  • AGES - IMED Wien September 2013 31

    Untersuchung von Wasser von VerdunstungsrückkühlwerkenVorschlag ÖNORM B 5020:2013

    Mikrobiologische Parameter

    • aerobe Koloniezahlen bei 37°C (KBE 37°C/48 h) gemäß ÖNORM EN ISO 6222

    • Legionellengemäß ÖNORM EN ISO 11731 oder ÖNORM EN ISO 11731-2

    • Pseudomonas aeruginosagemäß ÖNORM EN ISO 16266

    Weitere analytische Paramerter

    • Calcium, Magnesium, Säurekapazität, Chlorid, Sulfat, Oxidierbarkeit oder TOC (Gesamter organischer Kohlenstoff)

  • AGES - IMED Wien September 2013 32

    Probenahmeplan für Verdunstungsrückkühlanlagen mit StillstandsphasenVorschlag ÖNORM B 5020:2013

    Gilt für: • Neuanlagen• Systemänderungen • Wiederinbetriebnahme nach einer Stillstandphase

    (z. B. im Winter)

    Erste Probenahme nach Systemfüllung und Betrieb der Umwälzpumpe, aber vor Kühlbetrieb

  • AGES - IMED Wien September 2013 33

    Probenahmeplan für Verdunstungsrückkühlanlagen mit StillstandsphasenVorschlag ÖNORM B 5020:2013

    z.B. Mitte April

    Anfang Mai

    Anfang Juni

    Mitte Juli

    Anfang Oktober

  • AGES - IMED Wien September 2013 34

    Probenahmeplan für Verdunstungsrückkühlanlagen ohne Stillstandsphasen (betriebsbereit auch im Winter)Vorschlag ÖNORM B 5020:2013

  • AGES - IMED Wien September 2013 35

    Maßnahmenwerte bezogen auf mikrobiologische Untersuchungsergebnisse Vorschlag ÖNORM B 5020:2013

  • AGES - IMED Wien September 2013 36

    Mikrobiologische Wasserbeschaffenheit von Zusatzwasser/Füllwasser

    Kein Nachweis in 100 ml der Probe von:• Escherichia coli• Enterokokken• Pseudomonas aeruginosa• Legionellen

    Aerobe Koloniezahlen pro ml:• bei 22°C

  • AGES - IMED Wien September 2013 37

    Weitere ÖNORM M 7744 in Bearbeitung

    „Planung, Ausführung, Betrieb, Wartung

    und Überwachung von

    Verdunstungsrückkühlanlagen“

  • AGES - IMED Wien September 2013 38

    Was sollte bezüglich „nasser“ Kühltürme und andere Aerosol produzierende Anlagen geschehen?

    � Bundesweite gesetzliche Meldepflicht für nasse Kühltürme

    � Register für nasse Kühltürme bei lokalen Behörden

    � Verpflichtung zu periodischen Inspektionen

    � Verpflichtung zu periodischer mikrobiologischer Überwachung

    � Strafen bei Nicht-Meldung

    � Normen und Richtlinien für Planung, Errichtung, Betrieb und Sanierung von nassen Kühltürmen


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