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AGROPOLY Die Macht der Konzerne über die ... · europäische Massentierhaltung stammen aus...

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AGROPOLY Die Macht der Konzerne über die Lebensmittelproduktion Susanne Gura INKOTA Herbsttagung, Hirschluch 15. Oktober 2011
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AGROPOLY Die Macht der Konzerne

über die

Lebensmittelproduktion

Susanne Gura

INKOTA Herbsttagung, Hirschluch 15. Oktober 2011

Page 2: AGROPOLY Die Macht der Konzerne über die ... · europäische Massentierhaltung stammen aus Importen. Der größte Teil davon ist gentechnisch verändertes Soja. ... ca 6000 verschiedene

Inhalt

• Was ist Marktmacht?

• Lebensmitteleinzelhandel, Verarbeitung, Agrarrohstoffhandel

• Inputs: Saatgut, Düngemittel, Pestizide, Futtermittel, Tierzüchtung

• Integration, Vertragsproduktion

• schwächstes Glied in der Kette: Bäuerinnen und Bauern

• Firmen diktieren Preise, Geschäftsbedingungen, z.T. politische Rahmenbedingungen.

• Folgen und Probleme für Umwelt und Gesellschaft

• Wie könnte die Entwicklung verändert werden?

Page 3: AGROPOLY Die Macht der Konzerne über die ... · europäische Massentierhaltung stammen aus Importen. Der größte Teil davon ist gentechnisch verändertes Soja. ... ca 6000 verschiedene

Monopolisierung in der Nahrungsmittelkette Weltmarktanteil der zehn größten Konzerne (TOP 10) jedes Sektors

Sektor Umsatz-

volumen

(Milliarden

USD)

Weltmarkt-

Anteil der

TOP 10

(%)

Weltmarktführer

Futtermittel 16 Charoen Pokphand

(CP) Group, Thailand

Tierzüchtung

(4 Geflügelzüchter)

99 Erich Wesjohann

(EW) Gruppe, D

Saatgut 27,4 74 Monsanto, USA

Pestizide 44 90 Syngenta, CH

Düngemittel 55 Yara, Norwegen

Handel mit

Getreide und Soja

(4 Konzerne)

75 Cargill, USA

Verarbeitung 1377 28 Nestlé, CH

Einzelhandel 7180 11 Walmart, USA

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Marktmacht

• TOP 10: die zehn größten Unternehmen

auf einem Markt

• Integration mehrerer Märkte

• Umsatz des Unternehmens

• Umsatzvolumen des Marktes

• Rechtsform => Veröffentlichung

• Kartellrecht: Missbrauch von Marktmacht

Page 5: AGROPOLY Die Macht der Konzerne über die ... · europäische Massentierhaltung stammen aus Importen. Der größte Teil davon ist gentechnisch verändertes Soja. ... ca 6000 verschiedene

Agrarrohstoffhandel, Verarbeitung,

Einzelhandel

Sektor Umsatz-

volumen

Milliarden

USD

Weltmarkt-

Anteil der

TOP 10 (%)

Weltmarktführer

Agrarrohstoff-

handel

75

(TOP 4)

Cargill, USA

Archer Daniels Midland

(ADM), USA

Bunge, USA

Louis Dreyfus, F

Verarbeitung 1377 28 Nestlé, CH

PepsiCo, USA

Kraft, USA

Einzelhandel 7180 11 Walmart, USA

Carrefour, F

Schwarz Gruppe, D

Page 6: AGROPOLY Die Macht der Konzerne über die ... · europäische Massentierhaltung stammen aus Importen. Der größte Teil davon ist gentechnisch verändertes Soja. ... ca 6000 verschiedene

Probleme beim Einzelhandel

• Preisdruck auf Lieferanten, unfaire Praktiken, „Hochzeitsbonus“

• niedrige Löhne, unversicherte Arbeitsplätze, Steuereinnahmen der Gemeinden sinken

• Indien: geplantes Wachstum 3 =>20% Marktanteil (Metro) auf Kosten des informellen Sektors

• Walmart ist der weltgrößte Konzern, mit Einnahmen > BSP von Österreich und fast aller Länder des Südens (408 Mrd USD)

• 2009: Gewinnsteigerung 5,1% Marita Wiggerthale, OXFAM: Zur Kasse, bitte (2009)

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Probleme bei Verarbeitung

• zB Milchverarbeitung: Preisabsprachen, Aufkauf sämtlicher Kooperativen, Abgabe der gesamten Milchmenge, Werbung mit „gesunden“ Produkten

• Höchste Gewinnmargen 15-20%

• Wachstum: Schwellenländer, Markenartikel

• Nestlé: weltgrößter Nahrungsmittelkonzern (103 Mrd USD Umsatz)

• Dairy Pakistan: billigste Milch für China, Holstein Friesen statt Wasserbüffel, Vertragsproduktion

• 600.000 Bauern in 80 Ländern unter Vertrag

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Probleme beim Agrarrohstoffhandel

• In vielen Regionen gibt es nur einen Rohstoffhändler

• Preisdruck auf Bauern (Olivier de Schutter)

• Vertragsanbau, Verschuldung

• Von Preisschwankungen, zB Dürren, Chinas Aufkäufe profitieren Handelskonzerne (Bunge-Aktie +30% im 2.HJ 2010)

• Cargill Getreideexport Amerika, Lager-,Transport, Häfen

• Über Joint Ventures Cargill/Monsanto, Bunge/Dupont wird Zugriff auf Saagut/Pestizide ausgedehnt

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Futtermittelindustrie

Sektor Umsatzvolumen

Milliarden USD

Weltmarkt-

Anteil der

TOP 10

%

Weltmarktführer

Futtermittel 16 •Charoen Pokphand

(CP) Group,

Thailand

•Cargill, USA

•New Hope Group,

China

In Europa : Nutreco

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Gentechnik in Futtermitteln

• 78 Prozent der Eiweißfuttermittel für die

europäische Massentierhaltung stammen

aus Importen. Der größte Teil davon ist

gentechnisch verändertes Soja.

• Fleisch, Milch und Eier von Tieren, die mit

gentechnisch verändertem Futter gefüttert

wurden, sind nicht entsprechend

gekennzeichnet

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Futtermittel brauchen Ressourcen

• 1 Kilo Fleisch braucht im Durchschnitt

3 Kilo Getreide

• Milch, Aquakultur

• 90 % des Sojaanbaues, 2/3 des

Maisanbaues für Tierhaltung

• 1/3 der Ackerflächen

3,5 Milliarden Menschen mehr könnten

ernährt werden

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• 3,5 Milliarden Menschen mehr könnten ernährt werden

• Heute: 6 Milliarden

• 2050: 9 Milliarden

Politik und Wissenschaft:

• Doppelt so viel Nahrungsmittel 2050

• Weil Fleischkonsum steigen soll

Wird das Fleisch bald knapp?

1 Milliarde: 1000.000.000

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Fleisch vom nächsten Planeten www.forumue.de

Abholzung des Amazonasregenwaldes

Lachgasemissionen

Der Planet ist schon jetzt überfordert

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Der Bedarf

an tierischen Proteinen ist klein!

FAO/WHO

• Kein Minimumbedarf an tierischem Proteins festgelegt

• Zu hoher Konsum verursacht Krankheiten

• Rotes Fleisch hat leicht verfügbares Eisen und Zink

• 4-5 Millionen Menschen fehlt Eisen und Zink, vor allem Frauen und Kinder

• Nur sehr kleine Mengen Fleisch sind dafür nötig

Entgegen verbreiteter Meinung ist der Hunger in der Welt ein Mangel an Energie, kein

Mangel an Proteinen

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Wieviele Tiere sind zuviele Tiere?

Rinder 1,5 Milliarden in 2000

2,6 Milliarden in 2050

Ziegen und Schafe

1,7 Milliarden in 2000

2,7 Milliarden in 2050 FAO 2010

Beruht auf Projektion, daß alle Menschen viel Fleisch essen wollen

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Fleischverbrauch pro Tag

Norden 224 g pro Kopf/Tag

Süden 47 g pro Kopf/Tag

Global 101 g pro Kopf/Tag

The Lancet-Empfehlung:

aus Klimagründen: 90 g/Kopf/Tag

China: in den Städten bereits 90g erreicht

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Tierzüchtungsindustrie

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Tierzüchtungsindustrie

„Livestock Genetics“

Mast-

hühnchen

Lege-

hennen

Puten Schwein Rind Lachs

Erich

Wesjohann

Gruppe, D

Erich

Wesjohann

Gruppe, D

Erich

Wesjohann

Gruppe, D

Genus plc

UK

Genus

plc, UK

Erich

Wesjohann

Gruppe, D

Groupe

Grimaud F

Hendrix

Genetics NL

Hendrix

Genetics

NL

Hendrix

Genetics

NL

Koepon

Holding

NL

Hendrix

Genetics NL

Wilmar

Poultry

Company

USA

Pigture

Group

Semex,

Kanada

3 2 3 … …

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Industrialisierung der Tierhaltung

Weltweit werden

• 1/3 der Schweine

• 50% der Eier

• 2/3 der Milch

• ¾ der Masthühnchen

aus industriellen Zuchtlinien erzeugt.

70 % der Armen halten Nutztiere

200 Millionen Pastoralisten

FAO 2007

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Saatgut: Zehn Konzerne

beherrschen 74% des Weltmarktes

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„Mit Gift und Genen“

• Unter den zehn größten Saatgutkonzernen sind fünf Chemieriesen

• Denn mit Gentechnik kann Saatgut resistent gegen das Herbizid desselben Konzerns gemacht werden

• Herbizidresistenz macht den weit überwiegenden Teil des Gentechnik-Saatguts aus

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Pestizide: Zehn Konzerne

beherrschen 90% des Weltmarktes

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Pestizide

• Jährlich mehrere Millionen Vergiftungen,

40.000 tödlich, hohe Dunkelziffer

• Jährlich ca 300.000 Selbsttötungen

• 200.000t Müll seit 30 Jahren

• Insekten geschädigt, Bienensterben

• Wasser, Bodenerosion

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Gift und Gene

Sektor Umsatz-

volumen

Milliarden

USD

Weltmarkt-

Anteil der

TOP 10

%

Weltmarktführer

Saatgut 27,4 74 • Monsanto, USA

• Dupont, USA

• Syngenta, CH

Nr 6 KWS, D

Nr 7 Bayer, D

Pestizide 44 90 • Syngenta, CH

• Bayer, D

• BASF, D

• Monsanto, USA

Nr 6 Dupont, USA

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Patente auf „klimabereite“ Pflanzen

• 262 Gruppen von Patenten (insgesamt 1663 Patente) über abiotische Stresstoleranz (Dürre, Hitze, Wasserstau, Kälte, Salztoleranz)

• Ansprüche reichen bis zu Ernteprodukten

• 6 Unternehmen DuPont, BASF, Monsanto, Syngenta, Bayer, Dow) und ihre Partner kontrollieren 77% dieser Patentgruppen

• 3 Unternehmen - DuPont, BASF, Monsanto – kontrollieren 66%

• Der öffentliche Sektor hat 9%

• Steigert Kontrolle der Firmen über Nahrungsmittel und Biomasse

• Versuch, in der Klimaangst die Akzeptanz für Patente auf Leben zu steigern

Studie von Pat Mooney‘s ETC Group 2008-2010

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Landwirtschaftliche Vielfalt

• mehrere Tausend Kulturpflanzenarten

Hunderttausende Sorten

• ca 30 terrestrische Nutztierarten

ca 6000 verschiedene Rassen bei

Geflügel, Schweinen, Rindern, Ziegen, Schafen, Kamelen, Yaks u.a.

• ca 250 aquatische Nutztierarten, v.a. in Asien

Kulturleistung des Menschen

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Agroindustrie nutzt wenig landw. Vielfalt

• nur ca zwei Dutzend Pflanzenarten; 7 bilden die

Ernährungsgrundlage

• nur 8 terrestrische Tierarten: Rind, Schwein, Schaf,

Ziege, Huhn, Pute, Ente, Kaninchen

• aquatische Tierarten: Garnelen, Lachs, Forelle,

Pangasius, einige werden nun „domestiziert“ (d.h. in

Massentierhaltung)

Page 29: AGROPOLY Die Macht der Konzerne über die ... · europäische Massentierhaltung stammen aus Importen. Der größte Teil davon ist gentechnisch verändertes Soja. ... ca 6000 verschiedene

Verlust der landw. Vielfalt

seit Beginn der Industrialisierung

• Hunderttausende (ca ¾) Kulturpflanzensorten sind verloren

• mehrere tausend Nutztierrassen sind verschwunden; Verlustrate beschleunigt auf etwa eine Rasse pro Monat

• durch Inzucht wird die genetische Vielfalt innerhalb der wenigen Zuchtlinien sehr eng

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Industrielle Landwirtschaft als

Mitverursacher

• Artensterben durch menschlichen Einfluss

übertrifft den natürlichen Artenschwund um

das 1000fache

• Ungebremst würde es bis 2050 einen Verlust

am globalen Bruttosozialprodukt von 7% pro

Jahr bedeuten

• Vergleichbar mit ökonomischen

Auswirkungen des Klimawandels

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Produktivität der industriellen

Landwirtschaft?

• In einem traditionellen Reisfeld leben über 1000 Arten, viele davon liefern Proteine und Vitamine

• „Grüne Revolution“ der 1970er vergleicht nur Reisernte, eliminiert andere Arten, zB durch Pestizide

• heute wird Vitamin A gentechnisch in den Reis gebracht

• schnelleres Wachstum durch chemische Düngemittel; 2-3 Ernten/Jahr, resistente Sorten, Pestizide

• Züchtung intensiviert, auch weil regelmäßig Resistenzen durchbrochen werden

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Resistenzzüchtung?

• Edelborsdorfer schorfresistent seit 800 Jahren

• zB Topas hat einerseits hochempfindliche Abstammung, andererseits Schorfresistenz aus dem Wildapfel

• Schorfpilz hat nach 10-15 Jahren die Resistenz durchbrochen, jetzt wird wieder gespritzt

• Monogene Resistenz technisch im

Griff, hält aber nicht lange H.J. Bannier in „Erwerbsobstbau 4/2010“

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Produktivität neu definieren

zB bäuerliche Geflügelhaltung in Vietnam

• 70 Eier jährlich pro Henne (300 bei Industriezuchtlinien)

• 35 Eier werden von der Familie verzehrt

• 7 Küken erreichen das Vermarktungsalter

• Jährliche Verzinsung: 600 %

• Geringe Kosten, wenig Arbeit, kaum Risiko

• Wenig öffentliche Kosten

• 50 Millionen USD jährliches Einkommen

• für 8 Millionen Familien

• 5% des Bruttosozialproduktes FAO 2006

http://www.fao.org/ag/againfo/foto/2006/flash/chickenani.html

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Tierkrankheiten als Kostenfaktor

• 75 % der Krankheiten des Menschen gehen auf Tiere zurück, 60% der Pathogene sind direkt übertragbar

Welt-Tiergesundheitsorganisation

• Tierepidemien kosten 17% der Industrieeinnahmen im Norden, 35-40% im Süden

FAO

• Investitionen in die „Biosicherheit“ führen oft zu Verschuldung der Bauern

• in D zu 50% durch Steuerzahler finanziert (Tierseuchenkasse), soll in der EU harmonisiert werden

• Hohe Forschungskosten, Biotechnologie

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Was kostet ein Schnitzel wirklich?

• Externe Kosten liegen bei konventionellem Schweinefleisch 0,34 bis 0,47 €/kg höher als bei Bio-Schweinefleisch

• Die konventionelle Schweinefleischproduktion wird in D jährlich in Milliardenhöhe subventioniert

• Der Preisunterschied besteht überwiegend in Vertriebs- und Verarbeitungskosten

Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung, Korbun et al. 2004

Kritisiert aber nicht widerlegt 18.3.08

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Konsum hängt stark vom Preis ab

1950 2002

Preis von 1 kg Schweinefleisch

in % des Netto-Monatslohnes 1,6% 0,28%

Fleischkonsum kg/Jahr 26,2 60,7

Konsumspitze in Deutschland 1985 66 kg

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Subventionen

• Anteil umweltschädlicher Subventionen weltweit 485 677 Milliarden Dollar pro Jahr

Schädliche Subventionen gegen die biologische Vielfalt, DNR 2008

• Allein die Agrarsubventionen in den OECD-Staaten betragen 240 Milliarden Euro pro Jahr

UNEP

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Subventionen für die

Schweinehaltung in Vietnam

• 15 verschiedene Subventionen

• Gesamt-Subventionen für Importlinien bzw

Kreuzungen: 31 US$ pro Sau pro Jahr

• = 19 – 70% des Bruttogewinnes

ILRI 2006

=> Subventionen streichen spart öffentliche Mittel

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Tiergesundheitspolitik zur

Exportförderung

Die Tiere vor Krankheiten schützen:

Keulen gesunder Tiere - Keine Impfung

Erhalt des Status disease-free-without-

vaccination (“OIE List A”), damit weiter

exportiert werden kann

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Wie wird die Welt ernährt?

• 450 Millionen Bauern

• 85% sind Kleinbauern, produzieren etwa die Hälfte der Nahrungsmittel

• 450 Millionen Landarbeiter

• in Wertschöpfungsketten der Agroindustrie durch Vertragsproduktion

• Inputs werden vorfinanziert

• Häufige Verschuldung

• Investoren kaufen Land

• Anbau von „Biomasse“

• Ca 25% der Biomasse des Planeten ist kommerzialisiert

Page 41: AGROPOLY Die Macht der Konzerne über die ... · europäische Massentierhaltung stammen aus Importen. Der größte Teil davon ist gentechnisch verändertes Soja. ... ca 6000 verschiedene

Vom Nährstoffkreislauf zur Wertschöpfungskette

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Konzerne besetzen die

Wertschöpfungskette

z.B. Nestlé

• 25 Millionen Bauern produzieren den Kaffee,

• den 500 Millionen Verbraucher trinken

• 3 Konzerne rösten den Kaffee, 5 Firmen handeln

damit (auch Nestlé)

• Nestlé hat 16 Millionen Kaffeepflanzen im

Vertragsanbau, bis 2020 sollen es 220 Millionen

Kaffeepflanzen werden

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Monopolisierung in der Nahrungsmittelkette Weltmarktanteil der zehn größten Konzerne (TOP 10) jedes Sektors

Sektor Umsatz-

volumen

(Milliarden

USD)

Weltmarkt-

Anteil der

TOP 10

(%)

Weltmarktführer

Futtermittel 16 Charoen Pokphand

(CP) Group, Thailand

Tierzüchtung

(4 Geflügelzüchter)

99 Erich Wesjohann

(EW) Gruppe, D

Saatgut 27,4 74 Monsanto, USA

Pestizide 44 90 Syngenta, CH

Düngemittel 55 Yara, Norwegen

Handel mit

Getreide und Soja

(4 Konzerne)

75 Cargill, USA

Verarbeitung 1377 28 Nestlé, CH

Einzelhandel 7180 11 Walmart, USA

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Bäuerliche Landwirtschaft

• Sorten und Methoden werden an die Umwelt angepasst

• Daher wenig Chemieeinsatz, niedriger Wasserbedarf, hohe landw. Vielfalt

• Kreislauf der Nährstoffe

• Setzt geringen Fleisch/Milchkonsum voraus

• Schafft günstige Bedingungen für biologische Vielfalt

Felix zu Löwenstein: Food Crash. Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr, München 2011

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Was jeder tun kann

• Keinen € den Konzernen

• Weniger Fleisch und Wurst verzehren

• Weniger Milchprodukte

• Mehr Gemüse- und Getreidearten nutzen

• Vegetarischer Wochentag in Bonn?

• Gentechnikfrei einkaufen

• Bio-Produkte

• seltene Sorten anbauen, ohne Chemie

• Saatgut tauschen

Ein langer Weg fängt mit dem ersten Schritt an

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Garnelen ein Umweltproblem

• Während der neunziger Jahre wurde in Thailand, Vietnam, den Philippinen, Indonesien und anderen Ländern die Garnelenkultur für den Export etabliert.

• Große Garnelenfarmgebiete haben zur Zerstörung von Mangroven und Feuchtgebieten beigetragen sowie zur Versalzung und Kontaminierung von Süsswasser und Böden

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An Politiker (und Wähler)

• Wer kontrolliert die „Green Economy“?

• Nur umweltfreundliche Agrarsubventionen

• Seuchenbekämpfungskosten einpreisen

• Kartellrecht stärker im Agrarsektor anwenden

• Weidewirtschaft fördern

• heimische Eiweisspflanzen

• Züchtung für den Biosektor fördern

• Pflanzlichen Konsum fördern, vegetarische Wochentage einführen

Ein langer Weg fängt mit dem ersten Schritt an

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Vielen Dank!

Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e. V.(VEN)

www.nutzpflanzenvielfalt.de

Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt

www.kulturpflanzen-nutztiere.de

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Ist Fisch essen besser fürs Klima?

Weniger Futter pro Kilo Fisch

Aber:

• Fisch wird vernichtet, um Fisch zu produzieren

• Ozeane können nicht noch mehr Fisch liefern

• Soja u.a. wird auch an Fisch verfüttert

• Aquakultur im Süden für den Norden, zB 1 Million Tonnen Pangasius aus Vietnam nach Europa

Fair fish: Nur 1-2 x pro Monat Fisch essen http://www.fair-fish.ch

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Biologisch bewirtschaftete Fläche

nach Kontinenten 2007

Rund 1,2 Millionen (zertifizierte) Biobauern weltweit

bewirtschaften 32,2 Millionen Hektar Quelle: IFOAM

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•Nachhaltige Nutzung, eine Aufgabe nicht nur für Umweltministerien

Quelle: G. Butland/Aviagen


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