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99 Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in … Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in Deutschland...

Date post: 04-May-2018
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99 Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in Deutschland Werner Brieke, Thomas Garbers 1 Einleitung Im Jahr 1908 erfand der belgische Unternehmer Edgard Frankignoul einen besonderen Ortbetonrammpfahl. Es war die Geburtsstunde eines nun schon seit 99 Jahren weltweit erfolgreichen Pfahlsystems. Der nach seinem Erfinder benannte FRANKIPFAHL fand in der Folgezeit rasche Verbreitung, so auch in Deutschland, was zur Gründung der FRANKIPFAHL Baugesellschaft im Jahr 1932 führte. Eine Vielzahl von Bauwerken aller Art, wie z.B. Brücken- und Industriebauwerke, Wohn- und Verwaltungsgebäude, Werften und Kaianlagen, wurden seither sicher auf FRANKIPFÄHLEN gegründet. Aus der ursprünglichen FRANKIPFAHL Baugesellschaft wurde die heutige FRANKI Grund- bau. Darin spiegelt sich die Weiterentwicklung von der reinen Pfahlfirma zu einem modernen Spezialtiefbauunternehmen mit einem umfangreichen Leistungsspektrum wider. 2 Der FRANKIPFAHL – gestern, heute und morgen Die Geburtsstunde des FRANKIPFAHLS fiel in eine Zeit, in der Pfahlgründungen in erster Linie mit eingerammten Holzpfählen und seit Ende des 19. Jahrhunderts auch mit einge- rammten bewehrten Betonfertigpfählen realisiert wurden. Mit der bedeutenden Erfindung von Edgard Frankignoul wurde es möglich, einen bewehrten Ortbetonrammpfahl herzustellen, der in seiner Länge variabel an die Baugrundverhältnisse angepasst werden konnte und der aufgrund seines ausgerammten vergrößerten Pfahlfußes ein enormes Tragvermögen besaß. Bild 1 zeigt die Patenturkunde aus dem Jahr 1909 und Bild 2 das Herstellverfahren in einem Prospekt von 1913. Schon die ersten Belastungstests lieferten den Beweis für die außergewöhnlich hohe Pfahltragfähigkeit. Es wird von einer Probebelastung im Jahr 1910 berichtet, bei der ein 12,5 m langer Pfahl mit einem Schaftdurchmesser von 0,6 m eine Last von 473 t (4.730 kN) ohne Anzeichen von Versagen getragen hat. Vortrag Pfahlsymposium 2007, Braunschweig
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99 Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in Deutschland

Werner Brieke, Thomas Garbers

1 Einleitung

Im Jahr 1908 erfand der belgische Unternehmer Edgard Frankignoul einen besonderen

Ortbetonrammpfahl. Es war die Geburtsstunde eines nun schon seit 99 Jahren weltweit

erfolgreichen Pfahlsystems. Der nach seinem Erfinder benannte FRANKIPFAHL fand in der

Folgezeit rasche Verbreitung, so auch in Deutschland, was zur Gründung der FRANKIPFAHL

Baugesellschaft im Jahr 1932 führte. Eine Vielzahl von Bauwerken aller Art, wie z.B. Brücken-

und Industriebauwerke, Wohn- und Verwaltungsgebäude, Werften und Kaianlagen, wurden

seither sicher auf FRANKIPFÄHLEN gegründet.

Aus der ursprünglichen FRANKIPFAHL Baugesellschaft wurde die heutige FRANKI Grund-

bau. Darin spiegelt sich die Weiterentwicklung von der reinen Pfahlfirma zu einem modernen

Spezialtiefbauunternehmen mit einem umfangreichen Leistungsspektrum wider.

2 Der FRANKIPFAHL – gestern, heute und morgen

Die Geburtsstunde des FRANKIPFAHLS fiel in eine Zeit, in der Pfahlgründungen in erster

Linie mit eingerammten Holzpfählen und seit Ende des 19. Jahrhunderts auch mit einge-

rammten bewehrten Betonfertigpfählen realisiert wurden. Mit der bedeutenden Erfindung von

Edgard Frankignoul wurde es möglich, einen bewehrten Ortbetonrammpfahl herzustellen,

der in seiner Länge variabel an die Baugrundverhältnisse angepasst werden konnte und

der aufgrund seines ausgerammten vergrößerten Pfahlfußes ein enormes Tragvermögen

besaß. Bild 1 zeigt die Patenturkunde aus dem Jahr 1909 und Bild 2 das Herstellverfahren

in einem Prospekt von 1913. Schon die ersten Belastungstests lieferten den Beweis für die

außergewöhnlich hohe Pfahltragfähigkeit. Es wird von einer Probebelastung im Jahr 1910

berichtet, bei der ein 12,5 m langer Pfahl mit einem Schaftdurchmesser von 0,6 m eine Last

von 473 t (4.730 kN) ohne Anzeichen von Versagen getragen hat.

Vortrag Pfahlsymposium 2007, Braunschweig

Bild 1: Patenturkunde vom 28.07.1909

Bild 2: Pfahlherstellung nach einem Prospekt aus 1913

99 Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in Deutschland

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Bild 3: Pfahlherstellung für einen Strompfeiler der Waal-Brücke bei Nijmegen

Bild 4: Waal-Brücke bei Nijmegen

Aufgrund seiner technischen und wirtschaftlichen Vorteile fand das neue Pfahlsystem in den

Folgejahren weltweite Verbreitung. In Deutschland erwarb 1926 die Philipp Holzmann AG

die Ausführungs- und Namensrechte. Die Markteinführung verlief erfolgreich und führte zur

Gründung der FRANKIPFAHL Baugesellschaft mbH 1932.

Große Bauvorhaben erhielten FRANKIPFAHL-Gründungen, z.B. die Brücke über die Waal

bei Nijmegen 1933 mit ca. 1.100 Pfählen (Bilder 3 und 4).

Die kennzeichnenden Merkmale der ersten Frankirammen waren Mäkler, Rammbär, Win-

dentechnik und Heizkessel zur Dampferzeugung. Das Fortbewegen auf dem Baugelände

erfolgte auf Gleisen (Bild 5).

Werner Brieke, Thomas Garbers · FRANKI Grundbau

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Bild 6: Probebelastung mit Betonblöcken

und Sandsäcken

Bild 7: Probebelastung mit Totlast aus

Ziegelsteinen

Bild 5: Dampfbetriebene FRANKI-Ramme in

den 1930er Jahren

Zum Nachweis der Tragfähigkeit wurden

regelmäßig Pfahlprobebelastungen durch-

geführt, wobei als Belastungsmaterial Be-

tonblöcke, Stahlträger, Sand oder Ziegel-

steine dienten (Bilder 6 und 7). Die Totlasten

betrugen bis zu 500 t (5.000 kN). Bild 8 zeigt

das Ergebnis einer 1936 in Berlin durchge-

führten Probebelastung.

Aufgrund der zahlreichen Probebelastungen

und erfolgreichen Anwendungen wurde

1956 eine bauaufsichtliche Zulassung für

den FRANKIPFAHL erteilt, die so genannte

Hamburger Zulassung. Darin waren sowohl

Bestimmungen für die Pfahlherstellung als

auch Angaben zur äußeren Pfahltragfähig-

keit in Form von Rammkriterien enthalten.

Sie ermöglichten eine zielgerichtete und

auf der Baustelle einfach anzuwendende

Pfahlbemessung.

99 Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in Deutschland

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Bild 8: Ergebnisse einer Probebelastung 1936 in Berlin

Bis heute wurden über 1.000 Probebelastungen an FRANKIPFÄHLEN durchgeführt. Die

höchste Versuchslast betrug 10 MN. Sie wurde bei einer Probebelastung für den Neubau

des DaimlerChrysler Werkes in Rastatt erreicht.

Werner Brieke, Thomas Garbers · FRANKI Grundbau

5

Nachfüllenvon Kies Nachfüllen

von Beton

Ziehen bei derFußausbildung

Nicht tragfähiger Baugrund

Tragfähiger Baugrund

Stets wasserdichterAbschluß durchden Pfropfen

Verdrängungdes Erdreichs

VerdichteterBaugrund

Ausstampfendes Fußes

GW

Einrammen des Vortreib- rohres durch Innen-

rammung mit Freifallbär bis in den tragfähigen

Baugrund

Ausstampfen vonKies unter Ziehen

des Rohres

Zurückrammen desRohres in den zuvorausgestampften Kies

Ausbilden des Pfahlfußes

durch Ausstampfen von Beton

Kappen des Pfahlkopfes;

Herrichten der Anschlußbewehrung

Der Pfahl istfertig und nach

Erhärtung bereit zur Lastaufnahme

1 2 3 4 5

Bild 9: Herstellung des FRANKIPFAHLES mit Kiesvorverdichtung

Grundlage dafür, dass der FRANKIPFAHL auch heute noch eine bedeutende Rolle unter

den Pfahlsystemen einnimmt, ist die ständige Weiterentwicklung der Verfahrenstechnik,

die zu einer Vielzahl von Ausführungsvarianten geführt hat, so dass der Pfahl an die unter-

schiedlichsten Randbedingungen hinsichtlich des Baugrunds und des Bauwerks angepasst

werden kann.

Der Pfahlfuß, der mittels Innenrohrrammung hergestellt wird, die bis heute einzigartig ist,

kann in seiner Größe mit speziell entwickelten Fußbemessungskurven für jeden Pfahl indi-

viduell an die örtlichen Baugrundverhältnisse und die aufzunehmende Pfahllast angepasst

werden. Ergänzend kann im Pfahlfußbereich eine Baugrundverbesserung mittels einer

Kiesvorverdichtung erfolgen, wodurch zusätzlich eine Traglaststeigerung und/oder eine

Reduzierung der Pfahllänge möglich werden (Bild 9). Der Pfahlschaft, der ursprünglich wie

der Fuß mit erdfeuchtem Beton abschnittsweise ausgestampft wurde, wird seit den 1970er

Jahren wegen der höheren Produktivität und Herstellungssicherheit aus fließfähigem Beton

hergestellt.

Eine Kiesvorverdichtung kann auch gezielt im Pfahlschaftbereich ausgeführt werden, ent-

weder ebenfalls zur Steigerung der Tragfähigkeit oder zur Stabilisierung weicher Boden-

99 Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in Deutschland

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Bild 10: FRANKI-Rammen früher und heute

schichten. Außerdem ist es möglich, den Pfahlschaft mit einer Hülse zu ummanteln. Dieses

kann erforderlich sein aus Gründen des Korrosionsschutzes oder als Sicherung des frischen

Ortbetons in nicht ausreichend stabilen Bodenschichten. In kontaminiertem Baugrund kann

als zusätzliche Sicherung gegen eine Kontaminationsverschleppung ein Dichtungskörper

aus Dichtwandmasse um den Schaft hergestellt werden.

Infolge seiner technologischen und wirtschaftlichen Vorteile konnte der FRANKIPFAHL bei

einer Vielzahl herausragender Bauwerke erfolgreich eingesetzt werden. Als Beispiele seien

genannt die Kernkraftwerke in Stade, Brunsbüttel und Brokdorf, die Köhlbrandbrücke in

Hamburg, die Werke Sindelfingen und Rastatt der DaimlerChrysler AG, die neue Mitte Ober-

hausen, zahlreiche Brücken der Neubaustrecke Hannover-Würzburg und der BAB A 20,

die Meyer Werft in Papenburg und die MTW Werft in Wismar, die Fußballstadien in Leipzig

und Hannover, das Zentrallager für Europa von IKEA in Dortmund.

Werner Brieke, Thomas Garbers · FRANKI Grundbau

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Bild 11: Pfahlherstellung für das

Zentrallager Europa von IKEA in

Dortmund

Parallel zur Verfahrenstechnik wurde auch die Gerätetechnik kontinuierlich weiterentwickelt.

Die FRANKI-Rammen sind firmeneigene Entwicklungen. Die ursprünglich auf Gleisen fahren-

den Rammen erhielten ab den 1950er Jahren ein Schreitwerk, das die Mobilität der Geräte

entscheidend verbesserte und gleichzeitig die erforderliche Standsicherheit gewährleistete.

Der Antrieb wurde auf Dieselmotore umgestellt (Bild 10). Ab den 1980er Jahren wurde die

mechanische Windentechnik durch eine hydraulische ersetzt, was die Handhabung der Gerä-

te erheblich vereinfachte und die Leistungsfähigkeit steigerte. Ab 1995 erhielten die Rammen

eine elektronische Steuerung, die die Arbeitsweise des Rammbären und der Bärwinde beim

Einrammvorgang des Rammrohres automatisch regelt. Damit wurde eine weitere Produkti-

vitätssteigerung und Reduzierung des Material- und Geräteverschleißes erreicht.

Eine weitere Variante der Pfahlherstellung besteht in einer Kombination von Kopframmung

und Innenrohrrammung. Die Kopframmung mit einem Diesel- oder Hydraulikbär ermöglicht

ein schnelleres Einrammen des Vortreibrohres und die Innenrohrrammung mit Freifallbär

wird für die Herstellung des aufgeweiteten Pfahlfußes und, wenn erforderlich, für eine Kies-

vorverdichtung eingesetzt. Diese Arbeitsweise wurde zum Beispiel bei der Gründung des

neuen Zentrallagers von IKEA in Dortmund 2006 optimal genutzt.

99 Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in Deutschland

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Pfahlwiderstand [MN]

0 1 2 3 4 5 6

3,480,78

6,33

17,48

10

8

5

3

0

13

15

18

20

23

25

28

30

Set

zun

g [

mm

]

Widerstands-Setzungs-Linie

2 6 10 14 18 22 26 30 340 4 8 12 16 20 24 28 320123456789

1011121314151617181920

3,56,56,56,56,56,56,56,56,56,56,56,56,56,56,56,56,56,5

15111112111310

89

1110151312184564

117

Drucksondierung qc [MN/m²]

Au

eleh

mA

uff

üll

un

gBoden-profil

±0.00 OKG S

chla

gza

hl

Fa

llhö

he

[m

] Pfahlherstellung und Sondierung

Technische Daten

Pfahl hergestellt am 2005-07-21Bewehrung 8 Ø 25Freifallbär Gewicht 37,5 kNFussvolumen 700 lbei Rohrhub von 80 cmRammtiefe 18,50 mPfahllänge 17,50 mPfahl Ø 56 cm

Kiesvorverdichtung

16,0 m 39 Schläge/m17,0 m 48 Schläge/m18,0 m 56 Schläge/m18,5 m 30 Schläge/m

Tie

fe [

m]

Bild 12: Probebelastungsergebnis IKEA Dortmund

Werner Brieke, Thomas Garbers · FRANKI Grundbau

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Zur Herstellung der ca. 2.100 FRANKIPFÄHLE mit einer mittleren Länge von 17,5 m und

einer Kiesvorverdichtung im Fußbereich wurde das Vortreibrohr Ø 56 cm mit Hilfe einer Groß-

ramme – KC-Ramme mit einem 14 t Hydraulikbär – bis zur Endtiefe gerammt. Danach über-

nahm eine FRANKI-Ramme die Herstellung der Kiesvorverdichtung und die Ausrammung

des Pfahlfußes. Nach dem Einbau des Bewehrungskorbes und Einfüllen des Schaftbetons

wurde das Vortreibrohr von der FRANKI-Ramme ein Stück gezogen. Danach übernahm

wieder die KC-Ramme das Rohr, zog es vollständig aus dem Boden und fuhr zum nächsten

Pfahlpunkt (Bild 11). Die Einrammung des Rohres dauerte nur ca. 5 Minuten. Die KC-Ramme

konnte so drei FRANKI-Rammen bedienen, gemeinsam erreichten sie eine Schichtleistung

von ca. 30 Pfählen.

Die Setzungsanforderungen an die Gründung waren wegen der Empfindlichkeit der in den

Hallen angeordneten Hochregallager sehr streng. Unter der Gebrauchslast von 2.000 kN

durften die Setzungen 5 mm nicht überschreiten. Der Nachweis wurde mit drei statischen

Probebelastungen erbracht (Bild 12).

Die Weiterentwicklung der FRANKIPFAHL-Technik wird auch zukünftig fortgesetzt. Es ist

bereits ein Prototyp einer neuen Gerätegeneration im Bau. Die bisherige Bärseilwinde für

die Freifallrammung wird ersetzt durch einen großen Hydraulikzylinder. Dieser wird dann

einen Rammbär mit einem Gewicht von 60 kN heben. Die installierte Motorleistung wird mit

450 kW nahezu verdoppelt gegenüber den jetzigen Rammen. Damit wird eine weitere Pro-

duktivitätssteigerung erreicht, so dass der FRANKIPFAHL auch zukünftig eine bedeutende

Rolle auf dem Pfahlgründungssektor einnehmen wird.

99 Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in Deutschland

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Bild 13: Herstellung von Presspfählen mit Hilfe eines Belastungswagens (G = 130 t)

3 Das Grundbauunternehmen FRANKI – gestern, heute und morgen

Die FRANKIPFAHL Baugesellschaft startete 1932 mit 5 FRANKI-Rammen. In den Folge-

jahren wurden weitere Rammen gebaut, so dass auch Großprojekte wie die Kongresshalle

in Nürnberg 1936 abgewickelt werden konnten, bei der 7 Rammen zum Einsatz kamen.

Die Produktpalette wurde mit der Kiesstampfsäule als Bodenverbesserungselement, dem

Presspfahl und dem Rohrpfahl erweitert. Beim Presspfahl wird ein Stahlrohr mittels hydrau-

lischer Presse in den Boden gedrückt. Als Widerlager dienen vorhandene Bauwerke oder

Kontergewichte (Bild 13). Beim Rohrpfahl wird ein Stahlrohr mittels Innenrohrrammung in

den Boden getrieben und verbleibt dort. Bild 14 zeigt die Verwendung dieser Pfähle beim

Wiederaufbau der Deutzer Brücke in Köln nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg.

1958 wurden von FRANKI erstmals Großbohrpfähle ausgeführt, diese hatten einen Durch-

messer von 1,30 m. Als Bohrwerkzeug diente ein 3-Schalengreifer, mit dem auch Fußauf-

weitungen hergestellt werden konnten.

Werner Brieke, Thomas Garbers · FRANKI Grundbau

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Bild 14: Rohrpfahlgründung für den Wiederaufbau der Deutzer Brücke in Köln

Weitere Pfahlsysteme folgten 1980 mit dem VB-Pfahl, einem Teilverdrängungsbohrpfahl

mit durchgehender Bohrschnecke und großem Seelenrohr, 1985 mit dem Atlaspfahl, einem

erschütterungsfrei hergestellten Vollverdränger, ab 1996 mit der Ortbetonrüttelsäule ORS

und Ortbetonstopfsäule OSS als kostengünstige Gründungselemente für Lasten unter

1.000 kN.

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Unternehmensaktivitäten wurde die Planung und

Realisierung von Baugrubenprojekten. Die Anfänge gehen zurück in die Jahre 1961/1962

mit der Herstellung der ersten Schlitzwände in Phillipsburg und Frankfurt/M. Die Schlitzwand-

technik wurde in den folgenden Jahrzehnten weiter ausgebaut und konnte bei zahlreichen

Baugruben erfolgreich eingesetzt werden für die Herstellung von Ortbetonschlitzwänden,

Fertigteilschlitzwänden, Dichtwänden und Dichtwänden mit eingestellter Spundwand. Zu

den ausgeführten Projekten gehören beispielsweise: Palais Bernheimer in München (1992,

5.400 m²), Dorotheenblöcke in Berlin (1997, 20.600 m²), Themenkaufhaus Sevens in Düs-

99 Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in Deutschland

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Bild 15: Projekt Themenkaufhaus Sevens in

Düsseldorf – Baugrube und Primärstützen

Flachfugen- element

Suspension Leitwand

Flachfugenelement

Beton

1 2 3

1 2 3

1 2 3

1 2 3

1

1

2

1 2

2

1. Aushub Schlitzwandlamelle (Anfängerlamelle)

2. Einhängen FFE und Bewehrungskorb, Betonieren der Lamelle

3. Aushub Nachbarlamelle

4. Lösen und Entfernen FFE zwischen Lamelle und , Einhängen FFE und Bewehrungskorb, Betonieren Lamelle

Bild 16: Schlitzwände – Einsatz von Flachfugenelementen (FFE)

seldorf (2000, 7.000 m² und 57 Pri-

märstützen, Bild 15), HDFC-Eifestra-

ße/Wikingerweg in Hamburg (2005,

15.000 m²), Trogstrecke in Tegelen/NL

(2006, 38.400 m²) und VHV in Hanno-

ver (2007, 8.000 m²).

FRANKI gelang bei der Schlitzwand-

herstellung mit der Einführung der

Flachfugen als Abschalelemente an

Stelle von Abschalrohren ein bedeu-

tender Fortschritt (Bild 16). Herstel-

lungssicherheit und Ausführungs-

qualität konnten damit entscheidend

verbessert werden.

Werner Brieke, Thomas Garbers · FRANKI Grundbau

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Die Weiterentwicklung vom reinen Pfahlhersteller zu einem Spezialtiefbauunternehmen mit

umfassendem Angebotsspektrum fand ihren Ausdruck auch in der 1991 vollzogenen Umbe-

nennung des Firmennamens. Aus der FRANKIPFAHL Baugesellschaft wurde die FRANKI

Grundbau.

Der Ausbau der Aktivitäten wurde fortgesetzt mit der Gründung von Beteiligungsgesell-

schaften. Seit 2000 ist FRANKI alleiniger Gesellschafter der VIT GmbH, die Temporär- und

Daueranker sowie Verpresspfähle herstellt. 2003 wurde gemeinsam mit der Firma Menard

die Beteiligungsgesellschaft BVT DYNIV GmbH gegründet, die auf dem Sektor der Boden-

verbesserungstechniken tätig ist.

Auch regional weitete FRANKI seine Aktivitäten mit der Realisierung von Projekten in den

Niederlanden, Dänemark, Polen, Tschechien und Österreich aus. In Polen wurde 2005 die

Beteiligungsgesellschaft FRANKI-KPRM Sp.z o.o. gegründet.

Zur Geschichte von FRANKI gehörte auch die Insolvenz der Muttergesellschaft Philipp Holz-

mann AG im Jahre 2002. Glücklicherweise konnte mit dem niederländischen Baukonzern

Heijmans N.V. ein neuer starker Gesellschafter gefunden werden, der die weitere Entwicklung

von FRANKI konstruktiv begleitet und tatkräftig unterstützt.

Ein wichtiger Baustein auf diesem Weg ist die Erneuerung und Verstärkung des Geräteparks.

Mit dem Kauf zweier KC-Großrammen konnte die Leistungsfähigkeit bei der Simplexpfahl-

herstellung mehr als verdoppelt werden. Die Rammen sind mit einem 14 t Hydraulikhammer

ausgestattet und können Pfähle bis zu einer Länge von 40 m herstellen. Ein neues und

leistungsstärkeres Atlasgerät wurde entwickelt und 2005 in Betrieb genommen. Weitere

Neubauten sind geplant. Der Prototyp der neuen Rammengeneration für die Herstellung

von FRANKIPFÄHLEN wird Anfang 2007 fertiggestellt und geht anschließend in die Bau-

stellenerprobung.

Die Großgeräte sind mit einer automatischen Messwerterfassung der Herstellparameter

ausgestattet. Die Daten werden unmittelbar nach Fertigstellung des Produktes automatisch

an einen Zentralrechner übermittelt, so dass alle Produktionsdaten zeitnah dem zuständigen

Projektleiter im Büro zur Verfügung stehen.

Zahlreiche Patente bzw. Patentanmeldungen auf den Gebieten Gerätetechnik, Pfahlsysteme

und Baugruben sind Beleg für Kreativität und Innovation.

99 Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in Deutschland

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Bild 17: Projekt Sandtorkai, HafenCity Hamburg – Herstellung der kompletten Baugrube

und Gründung einschließlich der Sohlplatte

Sohlplatte

Sandtorhafen Sandtorkai

Speicherstadt

Böschungs-sicherung

Nicht tragfähigerBaugrund

Sickersch

ürze

Bru

nn

en

Bru

nn

en

Trägerbohlwand

Anker

VB

-Pfä

hle

TragfähigerBaugrund

FRANKI wird das bereits begonnene Projektgeschäft im Grundbau zukünftig weiter ausbau-

en, d.h. für ein Bauwerk die komplette Baugrube, Gründung und Erdarbeiten als Leistung aus

einer Hand realisieren. Beispiel für eine solche Baumaßnahme ist das Projekt Sandtorkai in

der neuen HafenCity in Hamburg (Bild 17).

Als Orientierung für die Unternehmensentwicklung in den kommenden Jahren wurde ein

Firmenleitbild mit Visionen und Wertmaßstäben erarbeitet. Die Visionen zeigen auf, welche

Ziele in Zukunft erreicht werden sollen und die Wertmaßstäbe dienen als Leitplanken auf dem

Weg dorthin. So lautet eine Vision: „Wir wollen mit unseren Aktivitäten für unsere KUNDEN

und FRANKI den größtmöglichen wirtschaftlichen Erfolg erzielen.“ Einer der Wertmaßstäbe

ist: „Wir alle von FRANKI verbinden Gutes aus der Vergangenheit und Gegenwart für eine

bessere Zukunft.“

Werner Brieke, Thomas Garbers · FRANKI Grundbau

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4 Ausblick

Kontinuierliche Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und stetige Verbesserung der Gerä-

te- und Verfahrenstechnik kennzeichnen das Firmenleitbild. FRANKI Grundbau versteht sich

heute und zukünftig als Anbieter kompletter Grundbaulösungen und entspricht damit dem

steigenden Wunsch der Kunden nach „Full Service“ im Bereich des Grundbaus.

FRANKI Grundbau GmbH & Co. KG

Hittfelder Kirchweg 24–28

21220 Seevetal

99 Jahre FRANKIPFAHL – 75 Jahre FRANKI in Deutschland

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