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5. Mai 2018 - 200. Geburtstag von Karl Marx Totgesagte ... · ge auf die Lohnarbeit, zum Beispiel...

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www.dielinke-chemnitz.de/der-klare-blick/ 27. Jahrgang • 2. Themenausgabe • April 2018 Spendenempfehlung: 0,50 Euro 5. Mai 2018 - 200. Geburtstag von Karl Marx Totgesagte leben länger DIE LINKE.Chemnitz Der klare Blick Verehrt und geschmäht - für die einen ist er der Gralshüter ihrer Weltanschauung, für die anderen einer der größten Demagogen aller Zeiten. Doch selbst seine Kritiker und Gegner kommen nicht umhin, Karl Marx als bedeutenden Philosophen, Ökonomen und Soziologen anzuerkennen. Seine wissenschaftliche Hinterlassenschaft hat Bestand: Die Weiterentwicklung der Dialektik, ihre konsequente Heraus zum 1. Mai - in diesem Jahr mit entschiedenem Wider- stand gegen den Aufmarsch der Partei „Der III.Weg“. Der Stadt- vorstand der LINKEN ruft alle Chemnitzerinnen und Chemnitzer auf, dagegen mit friedlichem Protest ein Zeichen zu setzen und ihre Stadt nicht rechten Hetzern zu überlassen. Seite 2 Gegen das Wiederbeleben des Nationalsozialismus Anwendung auf die Prozesse in Natur, Gesellschaft und Denken, die Analyse der kapitalistischen Gesellschaftsfor- mation nicht nur in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ lassen nur einen Schluss zu: Der Kapitalismus ist nicht das Maß aller Dinge und schon gar nicht der Höhepunkt der gesell- schaftlichen Entwicklung. Lesen Sie auf den Seiten 4 bis 8.
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Page 1: 5. Mai 2018 - 200. Geburtstag von Karl Marx Totgesagte ... · ge auf die Lohnarbeit, zum Beispiel wenn im „Manifest“ der allgemeine Arbeitszwang gefordert wird. Die marxistische

www.dielinke-chemnitz.de/der-klare-blick/

27. Jahrgang • 2. Themenausgabe • April 2018

Spendenempfehlung: 0,50 Euro

5. Mai 2018 - 200. Geburtstag von Karl Marx

Totgesagte leben länger

DIE LINKE.Chemnitz

Der klare Blick

Verehrt und geschmäht - für die einen ist er der Gralshüter ihrer Weltanschauung, für die anderen einer der größten Demagogen aller Zeiten. Doch selbst seine Kritiker und Gegner kommen nicht umhin, Karl Marx als bedeutenden Philosophen, Ökonomen und Soziologen anzuerkennen. Seine wissenschaftliche Hinterlassenschaft hat Bestand: Die Weiterentwicklung der Dialektik, ihre konsequente

Heraus zum 1. Mai - in diesem Jahr mit entschiedenem Wider-stand gegen den Aufmarsch der Partei „Der III.Weg“. Der Stadt-vorstand der LINKEN ruft alle Chemnitzerinnen und Chemnitzer auf, dagegen mit friedlichem Protest ein Zeichen zu setzen und ihre Stadt nicht rechten Hetzern zu überlassen. Seite 2

Gegen das Wiederbeleben des Nationalsozialismus

Anwendung auf die Prozesse in Natur, Gesellschaft und Denken, die Analyse der kapitalistischen Gesellschaftsfor-mation nicht nur in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ lassen nur einen Schluss zu: Der Kapitalismus ist nicht das Maß aller Dinge und schon gar nicht der Höhepunkt der gesell-schaftlichen Entwicklung.

Lesen Sie auf den Seiten 4 bis 8.

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2 parteileben/aktuelles linke Zeitung für Chemnitz

Herausgeber: DIE LINKE Stadtverband Chemnitz, 09126 Chemnitz, Rosenplatz 4, Tel.: 5 61 90 60; Fax: 56 19 06 17www.dielinke-chemnitz.de | Mail: [email protected]. Redakteurin, Satz und Layout: Margitta ZellmerVerlag: Eigenverlag | Druck: Druckerei Willy Gröer GmbH & Co. KG, Kalkstraße 2, 09116 Chemnitz | Vertrieb: EigenvertriebNamentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge gekürzt wieder zu geben. Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nach Maßgabe der Redaktion in den Redaktions-plan eingeordnet. Die Zeitung ist im Internet unter www.derklareblick.de veröffentlicht.Redaktionssitzung 5/18: 25.4. 2018, 14.00 Uhr, Rosenplatz 4, (öffentlich)Erscheinungstag 5/18: 15.5. 2018

Impressum

OsTerMarsch 2018

abrüsten statt aufrüstenTraditionell vereinte der Karfreitag wieder Friedensaktivisten in Chemnitz zum Ostermarsch. Leidenschaftlich warb der Berliner Journalist Reiner Braun (Foto) zum Auftakt auf dem Neumarkt für Abrüstung statt Aufrüstung. Die Bundesre-gierung wolle die Rüstungsausgaben auf zwei Prozent der Wirtschaftleistung nahzu verdoppeln. Das sind mindestens weitere 30 Milliarden Euro, die im zivilen Bereich fehlen, rechnete er vor und forderte, die Konfrontation mit Russland ebenso wie den Krieg in Syrien zu beenden.Der Ostermarsch machte erstmals auf dem Friedensplatz vor

dem neuen Technischen Rathaus Zwischenstation. Dieser Platz hatte seinen Namen anlässlich des Chemnitzer Friedenstages am 5. März erhalten.Trotz deutlicher Ansage der Orga-nisatoren, dass diese Leute nicht beim Ostermarsch erwünscht sind, hatten sich Pegida-Anhän-ger unter die Demonstranten gemischt, was einige der Frie-densaktivisten veranlasste, die Strecke nicht mitzugehen, weil sie nicht gemeinsam mit diesen Leuten laufen wollten.

Wie bereits angekündigt wandern wir am Donnerstag, dem 17. Mai, in einem schönen Waldgebiet unserer Stadt. Wir treffen uns 10 Uhr an der Gaststätte „Goldener Hahn“. Anfahrt mit dem Bus Linie 56 ab Bernsdorf; mit dem PKW auf Adelsbergstraße bis zum Ende; auf der Zschopauer Straße bis Abfahrt Altenhain, Kleinolbersdorf, Sternmühle, dann rechts in Richtung „Goldener Hahn“. Gute Laune und stabiles Schuhwerk sind erforderlich! Bei Starkregen muss die Wanderung ausfallen.

AG Senioren- und Behindertenpolitik

ab 10 Uhr auf dem Chemnitzer Neumarkt. Aufstellung ab 9.30 Uhr

Wir demonstrieren für gute Löhne und Arbeitsbedin-gungen, für kürzere Arbeitszeiten, für mehr Beteiligung und Arbeitnehmerrechte; gegen sächsische Niedriglohnpolitik, Arbeitsverdichtung, Konkurrenzdruck und Stress.

Anschließend ab 10.45 Uhr Demonstration gegen den Nazigroßaufmarsch der Partei „Der III. Weg“ zur Kreuzung Bahnhofstraße/Brückenstraße.

Bis ca. 17 Uhr finden rings um Sonnenberg und Luther-viertel zahlreiche Demonstrationen und Protestaktionen gegen den Naziaufmarsch statt.

Nähere Informationen unter anderem unter: https://erstermaichemnitz.noblogs.org/

auf zur Wanderung in den Frühling!

heraus zum 1. Mai

Den Kampftag der arbeiterklasse nicht rechten hetzern überlassen!

Maikundgebung des DGB mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (cDU)

Wir rufen alle chemnitzerinnen und chemnitzer auf, gemeinsam ein Zeichen

gegen den offensiven Versuch der Wiederbelebung des Nationalsozialis-

mus durch den III. Weg zu setzen.

Aufgrund der Ereignisse und der Notwendigkeit möglichst breiten gesellschaftlichen Protests entfallen die traditio-nelle Maidemonstration der LINKEN und die Maifeier auf dem Rosenplatz.

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Die Arbeit in den Ortsverbänden wird als Arbeit an der Ba-sis deklariert. Auf kurzen Wegen können die besonderen Themen im Wohngebiet aufgegriffen und politisch beackert werden. Das ist aber nur die halbe Wahrheit – denn oft ist weniger als die Hälfte der Mitglieder im Kontakt mit ihren Vorständen. Im Ortsverband Chemnitz Süd-Ost kommen regelmäßig zur Mitgliederversammlung von etwa 100 Mit-gliedern weniger als 30 Mitglieder, die meisten im Renten-alter. Das territoriale Gebiet erstreckt sich inzwischen von Kleinolbersdorf-Altenhain bis Einsiedel und von Altchemnitz über Bernsdorf bis ins Lutherviertel. Die vielfältigen Pro-blemlagen in diesem großen Gebiet können kaum reflektiert werden, weder orts- noch altersspezifisch. Zudem bewegen die Bürger Detailfragen, die nicht immer mit einem Blick in unser Parteiprogramm zu beantworten sind. Deshalb hat die Arbeit in Interessensgruppen (AG/IG) immense Bedeu-tung. Fach- und Sachkundige sowie Interessierte arbeiten hier projektbezogen zusammen. Die angestrebte engere Zusammenarbeit des Stadtvorstandes mit den AG/IG wurde im Februar ausführlich in der Stadtvorstandssitzung erörtert. Gern möchte ich als Ansprechpartnerin wirken und organi-satorisch unterstützen. Die selbstbestimmte Arbeit der AG/IG sieht der Stadtvorstand als Teil der politischen Kultur und Bildungsarbeit unserer Partei.Derzeit sind in der Linken Chemnitz über 100 Mitglieder in zwölf AG/IG aktiv. Die Themen spannen einen Bogen von Da-seinsvorsorge, Pflege, studentischem Tarifvertrag, Ökologie und Verkehr über Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität bis

zum Verhältnis unserer Partei zur Nation. Bei allen Themen - sie erschließen sich anhand wissenschaftlicher, historischer und aktueller Zusammenhänge und Fakten - spielt „politische Bildung“ eine Rolle. Aussagekräftige und praxisorientierte Antworten auf der Grundlage unseres Parteiprogramms sind gefragt. Mit unserem Blick in eine friedliche und ge-rechte Zukunft dürfen wir auch die kleinen Lösungen für das Heute nicht vernachlässigen, um die Bedürfnisse unserer Zeitgenoss*innen zu würdigen. So wird es kurz-, mittel- und langfristige Zielstellungen geben.In jedem Fall bereichern unser Parteileben ergebnisoffene Streitgespräche, wobei die vielen Ideen und Erfahrungen der Mitglieder und Sympathisanten einfließen können. Aus jedem Meinungsaustausch entstehen neue Fragen, die uns vorwärtstreiben. Dabei können auch Rezepte für den Über-gang in eine neue Gesellschaft weitergedacht werden – da-raus können wir einzelne Forderungen für unser politisches Wirken ableiten. Aber der eine Weg und die eine Wahrheit lassen sich nicht propagieren. Schon am nächsten Tag, aus einem anderen Blickwinkel, in einer anderen Lebenssituation, mit anderen Partnern werden sich neue Chancen ergeben, die unser Leben bestimmen.Wenn es gelingt, in den AG/IG relevante Themen zu disku-tieren und spannende Denkansätze in die Ortsverbände zu spiegeln, erreichen wir ein vielfältiges, lebendiges Parteile-ben. Auf dieser Grundlage schaffen wir es, eine Zukunfts-perspektive mit dem „Leitbild Chemnitz 2030“ aufzuzeigen.

Almut Bothe, Mitglied im Stadtvorstand

LeBeNDIGe ParTeIarBeIT IN VIeLeN arBeITs- UND INTeresseNGrUPPeNOrtsverband versus arbeitsgruppe?

Pflegenotstand in der Altenpflege verstößt in vielen Heimen gegen die Menschenwürde der zu Pflegenden.Nur Lippenbekenntnisse gibt es auch in der Krankenpflege. Die Krankenhäuser „sollen besser ausgestattet werden“, mit „verbindlichen Personalbemessungsinstrumenten“ - es bleibt aber unklar, in welcher Höhe und woher das Geld kommen soll. Es sollen nur „Anreize“ geschaffen werden - ein wirk-samer Schutz vor Überbelastung des Personals sieht anders aus. Folgende politische Forderungen werden den Inhalt der Kampagne bestimmen:• Für eine gesetzliche und bedarfsgerechte Personalbemes-sung im Krankenhaus;• 100.000 Pflegekräfte in den Krankenhäusern;• 40.000 Pflegekräfte mehr für die Altenpflege;• gute Löhne für gute Pflege, für eine Anhebung des Pflege-mindestlohns auf 14 Euro.Die AG b&g plant bis zum Jahresende mehrere öffentliche Veranstaltungen, zu denen wir unter anderem Beschäftigte, Betroffene, pflegende Angehörige und interessierte Men-schen ansprechen möchten. Langfristig ist es uns wichtig, dass die Pflegesituation in unserer Stadt und die linken Positionen zu einer grundsätzlichen Veränderung bei der Erarbeitung des Kommunalwahlwahlprogramms und im Wahlkampf für den Stadtrat und den Landtag eine adäquate Berücksichtigung finden. Thomas Michaelis,

Landessprecher AG betrieb&gewerkschaft

Der Parteivorstand hat die Fortsetzung der Kampagne „Das muss drin sein“ mit den Schwerpunkten Pflege und Miete beschlossen. Das begrüßen wir ausdrücklich, hat doch das Thema Pflege in der vergangenen Zeit auch die Arbeit der AG betrieb&gewerkschaft beim Stadtverband DIE LINKE wesentlich mitbestimmt. Die Kampagne setzt sich mit der Situation sowohl in den Krankenhäusern als auch in den Pflegeeinrichtungen sowie in der ambulanten Pflege ausei-nander und fordert eine grundsätzliche Änderung der gegen-wärtigen Situation ein, um den Pflegenotstand zu beenden. Sie verdeutlicht, dass uns die Menschen wichtiger sind als die Profite in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Für uns gehört die Pflege, genauso wie die Gesundheitsvor-sorge, zur Daseinsvorsorge, die keiner Kommerzialisierung und Profitorientierung unterworfen werden darf.Auch in unserer Stadt werden wir mit Unterstützung des Stadtvorstands und vielen interessierten Mitgliedern in den Parteistrukturen sowie gemeinsam mit den gesellschaftlichen Partnern, wie unter anderem den Gewerkschaften die öffent-liche gesellschaftliche Auseinandersetzung fortsetzen.Die im Koalitionsvertrag angestrebte Schaffung von 8.000 zusätzlichen Stellen, das entspricht gerade einmal 0,6 Stel-len pro Einrichtung, in der Altenpflege ist nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Steht doch dieser genannten Zahl ein Bedarf von 40.000 Stellen gegenüber. Der Weg zu einem flächendeckenden Tariflohn bleibt außen vor. Der

Kampagne „Das muss drin sein“ geht weiter

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Am 5. Mai 2018 jährt sich der Geburtstag von Karl Marx zum 200. Mal. Doch wessen wird bei dieser Gelegenheit überhaupt gedacht? Der 2012 verstorbene Publizist und Autor Robert Kurz kam 1998, anlässlich des 150-jährigen Erscheinens des „Kommunistischen Manifests“ zu dem Schluss, dass es - im metaphorischen Sinne - mehr als einen Marx gegeben habe:„Der Marx Nr. 1, das ist der allgemein bekannte (...) Marx, der Abkömmling und Dissident des Liberalismus, der sozia-listische Politiker seiner Zeit und der Mentor der Arbeiterbe-wegung, die nie etwas anderes wollte als staatsbürgerliche Rechte und einen ‚gerechten Lohn für ein gerechtes Tage-werk‘“. Marx Nr. 2 hingegen sei „der bis heute dunkle und wenig bekannte ‚esoterische‘ und negative Marx, der Entde-cker des gesellschaftlichen Fetischismus und radikale Kritiker der ‚abstrakten Arbeit‘ (...), wie sie das moderne warenpro-

stischen Systems, Werte unaufhörlich und selbstzweckhaft zu verwerten, bedarf, neben der beständigen und in ihrer Sinnhaftigkeit unhinterfragten Akkumulation von Kapital, der ebenso beständigen und zwanghaften Verausgabung von abstrakter Arbeitskraft. „Arbeit“, verstanden als kapi-talistische Lohnarbeit, ist also eine genau so notwendige Voraussetzung für das Funktionieren des Kapitalismus, wie das Kapital selbst. Marx ist sich dessen einerseits bewusst, andererseits finden sich in seinem Werk immer wieder unkritische, positive Bezü-ge auf die Lohnarbeit, zum Beispiel wenn im „Manifest“ der allgemeine Arbeitszwang gefordert wird. Die marxistische Arbeiterbewegung übernahm nicht seinen kritischen Begriff der Arbeit, sondern bezog sich überwiegend positiv und unkritisch auf einen Arbeitsbegriff, der vom Liberalismus

Der „doppelte Marx“

Marx als Dissident des Liberalismus ist dennoch in zentralen Punkten in dessen grundlegenden Ka-tegorien gefangen.

duzierende System kennzeichnet“. Beide kennzeichnen das Denken von Marx, widersprechen sich aber gegenseitig. Obwohl Marx Nr. 1 der bekanntere ist, wäre für die zeitgenössische Linke von zweiteren mehr zu lernen. Denn Marx als Dissident des Liberalismus ist dennoch in zentralen Punkten in dessen grundle-genden Kategorien gefangen. Zum einen ist sein fortschrittsgläubiges Geschichts-denken, zu nennen: Geschichte ist ein linear fortschreitender Prozess hin zu immer höher entwickelten Formationen, der notwendigerweise irgendwann zur klassen- und herrschafts-losen Gesellschaft führen müsse. Der Gedanke, dass trotz voll entwickelter Produktivkräfte, die objektiv allen Menschen dieser Erde ein menschenwürdiges Leben ermöglichen könnten, am Ende statt des „Reichs der Freiheit“, die totale Barbarei in Gestalt von Auschwitz stehen kann, kommt darin nicht vor. Zum anderen stellt sich Marx als Politiker seiner Zeit auf den „Standpunkt der Arbeit“, der aber, wird den Erkenntnissen des anderen Marx gefolgt, nur ein innerkapitalistischer sein kann. „Kapital“ und „Arbeit“ sind die zwei Seiten derselben Medaille. Der gesellschaftliche Fetischismus des kapitali-

übernommen und als überhistorisch gel-tend, gewissermaßen „natürlich“ anerkannt wurde. Die kapitalistisch geformten Fabrik-maschinerien, die die Menschen zu bloßen Anhängseln der Maschinen degradieren, die rigide Arbeitsdisziplin, die ökono-mischen Werte und das Geld, aber auch der Staat, konnten damit nicht als histo-risch bedingte, von Menschen gemachte und somit veränderbare gesellschaftliche

Verhältnisse begriffen werden. Sie wurden als gegebene oder vermeintlich „neutrale“ und „notwendige“ Gegenstände gesehen, die sich die Arbeiterklasse im Klassenkampf einfach nur aneignen müsse, um sie für den Aufbau einer „besseren“ Gesellschaft weiter zu nutzen. Ein Teil des Marx´schen Den-kens und die Arbeiterbewegung bewegten sich mit ihrer Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft innerhalb deren Begrifflich-keiten, die so nicht hinterfragt werden konnten. Die daraus entwickelte Praxis rührte dementsprechend auch nicht an den Grundfesten des Systems, sondern bewegte sich mehr oder weniger in dessen Rahmen. Die Verbindung radikaler, theoretischer Kritik am Kapitalismus mit einer emanzipato-rischen, über die zunehmend irrationalen Zumutungen des warenproduzierendes Systems hinausweisenden Praxis, ist ausgeblieben. Eine Rückbesinnung auf jenen Marx, der unser Zusam-menleben als gesellschaftlichen Fetischismus kritisiert, der sich als „automatisches Subjekt“ in Form vermeintlich naturgegebener „Sachzwänge“ unter dem Zutun aller Ge-sellschaftsmitglieder und -klassen vollzieht, weil er deren Bewusstsein total und alternativlos geprägt hat, könnte der heutigen Linken eine Orientierung geben, die endlich über die Kategorien von Ware, Geld und abstrakte Arbeit hinausweist. Eine Gesellschaft, die ihre Reproduktion und Entwicklung nicht ohnmächtig dem „freien Spiel“ ominöser „Marktkräfte“ überlässt, sondern diese bewusst, kommunikativ und anti-autoritär, nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen jedes ihrer Mitglieder aushandelt, wäre dabei ein Leitbild in der Tradition des anderen Marx, das nicht nur vorstellbar, sondern heute schon möglich ist. Vielleicht wird sich zeigen, wie Marx be-reits 1843 schrieb, „daß die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewußtsein besitzen muß, um sie wirklich zu besitzen“. Nico Zimmermann

Das war spek-takulär: Als am 16. August 2005 die NPD unter den Augen von Karl Marx eine Ku n d g e bu n g abhielt, erteilte die Chemnitzer LINKE deren Aufmarsch mit einem Stirnband eine deutliche Ansage und sah sich damit einig mit tausenden Chemnitzern an diesem Tag.

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Es waren ganze elf Trauergäste, die Marx am 17. März vor 135 Jah-ren die letzte Ehre erwiesen. „Sein Name wird durch die Jahrhunderte fortleben und so auch sein Werk“, prophezeite Engels in seiner Grabrede. Das klang damals wie eine unglaubliche Übertreibung, aber er sollte Recht behalten. Obwohl das Werk des Trierer Phi-losophen nach dem Epochenjahr 1989 vielerorts und unwiderruflich als obsolet galt, prophezeite das einflussreiche amerikanische Magazin „The New Yorker“ be-reits im Oktober 1997, Karl Marx

Marx’ „Kapital“ als sächsische erfolgsgeschichtebesaßen. Neben August Bebel und Wilhelm Bracke sind vor allem Josef Dietzgen, August Geib, Johann Most und Carl August Schramm zu erwähnen.So sie es wollten, erfuhren die Akteure der frühen proleta-rischen Emanzipationsbewegung aus den Reden ihrer Par-lamentsvertreter, den Pressefeuilletons der aufstrebenden Sozialdemokratie sowie aus eigens zu diesem Zwecke verfassten Popularisierungen vom „Kapital“. Eine der wir-kungsmächtigsten Schriften dieses Genres hatte der säch-sische Reichstagsabgeordnete Johann Most während einer Haftstrafe in der Strafanstalt Zwickau verfasst. Es trägt den Titel „Kapital und Arbeit. Ein populärer Auszug aus ,Das Kapital‘ von Karl Marx“ und ist 1874 in Chemnitz erschienen. Dass sich Marx 1876 entre nous auf eine Überarbeitung für weitere Auflagen eingelassen hat, spricht für und nicht ge-gen die Qualität von Mosts Argumentation. Der japanische Gelehrte Teinosuke Otani befand sie 2009 in Tokyo einer kommentierten Neuausgabe für würdig.

Manfred Neuhaus

Holzschnitt von Robert Diedrichs

Anlässlich des Karl-Marx-Jahres erhielt am 10. Mai1953 das „sächsische Manchester“ den Namen des Philosophen, So-ziologen und Ökonomen aus Trier. Der sowjetische Bildhauer Lew Kerbel schuf das Monument dazu. Es ist mit Sockel über 13 Meter hoch, 40 Tonnen schwer und wurde in Leningrad in 96 Einzelteilen gegossen. Foto: Feierliche Einweihung des Monuments am 9. Oktober 1971. Bild: Bundesarchiv, Bild 183-K10 10-0007, Fotograf: Wolfgang Thieme

werde bald wieder en vogue sein. In John Cassidys seither vielzitiertem Essay „The Return of Karl Marx“ überrascht ein erfolgreicher New Yorker Investmentbanker mit dem Be-kenntnis: Je länger er an der Wall Street sei, desto plausibler erscheine ihm Marx’ Erklärung des Kapitalismus.Das „Kapital“ − von dem hier die Rede ist – wurde im König-reich Sachsen und nicht, wie es das Titelblatt verheißt, in der Freien und Hansestadt Hamburg gedruckt. Das Titelblatt des ersten Bandes trägt zwar den Erscheinungsvermerk „Ham-burg Verlag von Otto Meissner 1867“. Über den tatsächlichen Herstellungsort gibt tatsächlich erst die letzte Buchzeile auf Seite 784 Auskunft. Sie lautet: „Druck von Otto Wigand“ und ist ohne Sehhilfe kaum zu entziffern. Auf Initiative und finanziert durch eine Spendenaktion der Leipziger LINKEN wird künftig eine neue Gedenktafel daran erinnern, dass alle zu Lebzeiten von Marx und Engels erschienenen Ausgaben des „Kapitals“ in der Buch- und Messestadt Leipzig gedruckt wurden.Als der ersten Band des „Kapitals“ in der Offizin der Gebrüder Otto Alexander und Walther Wilhelm Wigand am Roßplatz 3a gesetzt und gedruckt wurde, wurde die Buch- und Messestadt von Zeitgenossen bereits als Kristallisationskern der proleta-rischen Emanzipationsbewegung, als „Wiege der deutschen Arbeiterbewegung“ wahrgenommen. Auf Meißners Geheiß hatten die Gebrüder Wigand 1.000 Exemplare gedruckt, „ordinär“, also ohne festen Einband, in einem gelben papierenen Umschlag zu einem Preis von „3 Thalern und 10 Neugroschen“. Von diesem Betrag hätte eine fünfköpfige Familie eine Woche ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Karl Winkler, Arbeiter in einer Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik, berichtete seinen Eltern am 21. Oktober 1867, der Prinzipal zahle ihm „2½ Thaler“ Wochen-lohn; zu wenig, um Marxens Werk erwerben zu können. Die Lektüre des „Kapitals“ war allezeit eine enorme intel-lektuelle Herausforderung. Wer die Quellen befragt, wird unmittelbar nach dem Erscheinen des vielgerühmten Werkes selbst in den Führungszirkeln der sozialdemokratischen Emanzipationsbewegung nur wenige Personen finden, die neben den intellektuellen Voraussetzungen, auch den Mut, die Gelegenheit und die Beharrlichkeit für die Lektüre von 796 Druckseiten komplexester Sachprosa mit 1.023 Fußnoten

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Marx war zeitlebens ein politischer Mensch, der gegen den Kapitalismus und seine Ungerechtigkeiten polemisierte und für eine bessere Gesellschaft stritt. Dennoch gilt, dass aus seinen wissenschaftlichen Schriften die konkrete Ausgestal-tung einer besseren Gesellschaft schwer herzuleiten ist, auch wenn das in der Vergangenheit oft versucht wurde. Beim ihm finden sich brillante Aussagen zu den Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus, jedoch nahezu nichts zur künftigen Gestaltung von Staat und Gesellschaft.Bereits zu Lebzeiten bereitete es ihm Unbehagen, wenn Anhänger seine Arbeit zur Grundlage nicht hinterfragbarer Ideologien machten. Zwar ist umstritten, ob es die ihm zuge-schriebene Aussage, dass er mit Sicherheit kein Marxist sei, je gegeben hat. Erwähnt ist sie nur in einem Brief seines Freundes Engels. Aber in seinen Manuskripten findet sich die unmissverständliche Aussage „Einen Menschen aber, der die Wissenschaft einem nicht aus ihr selbst, sondern von außen, ihr fremden, äußerlichen Interessen entlehnten Standpunkt zu akkommodieren sucht, nenne ich gemein.“ Marx selbst war in dieser Frage klar. Es ging ihm nie darum, Zukunftsvisionen zur Grundlage einer Theorie zu machen. Ihm ging es um Kritik nach wissenschaftlichen Kriterien. Und genau das macht seine Arbeit noch heute so aktuell.So ist dies zum einen die Arbeitswerttheorie, wonach der Schlüssel zur Wertschöpfung allein die menschliche Arbeits-kraft ist. Und es ist das Verhältnis der Kapitalisten zu den Lohnarbeitern, die als einzig verfügbare Ware ihre Arbeitskraft verkaufen, wobei sich ihre Entlohnung keineswegs nach dem Wert des Produktes bestimmt.Und es ist die Erkenntnis, dass Krisen Teil des Kapitalis-mus sind, schafft er es doch nicht, materielle Realität und die Verwertung des Wertes dauerhaft ins Gleichgewicht zu bringen. Allerdings geht Marx selbst trotz aller schlimmen gesellschaftlichen Folgen nicht davon aus, dass diese Krisen den Kapitalismus zerstören. Vielmehr sind sie notwendige Bereinigungen.Die Antwort nach seiner Überwindung liegt woanders. Es

„Dieses Saubuch“ so ließ sich Karl Marx über „Das Kapital“ aus, das wohl berühmteste Werk des deutschen Ökonomen, als es sich noch im Schreibprozess befand. Was hat uns dieses „Saubuch“ aber, und was hat uns das Lebenswerk eines Karl Marx heute eigentlich noch zu sagen?Obsolet ist das Werk von Marx bei weitem noch nicht, daran ändert auch der Zusammensturz des sozialistischen Weltsy-stems Anfang der 1990er nichts. Marx‘ bekanntestes Werk zeigt uns bis heute, wie der Kapitalismus funktioniert oder viel besser gesagt, wie er eben nicht funktioniert und was für eine Kritik sich daraus ableiten lässt. Gerade Marx‘ Krisenthe-orien halten sich bis heute äußerst beständig. Seine Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate zeigt sich besonders aktuell, seit etlichen Jahren schon liegen die Zinswerte nahe Null, Banken und Konzerne horten Bargeldscheine, um den Negativzinsen auszuweichen und die Länder Südeuropas und anderswo auf der Welt stecken in einer nicht enden

Marx, der Ökonom und poltische Menschlohnt sich, sich genauer mit der Theorie von Basis und Überbau zu beschäftigen. Die gesellschaftliche Institutionen stellen den Überbau einer tiefer liegenden, den ökono-mischen Verhältnissen entsprechenden Basis dar. Da, wo neoliberale Ideologen behaupten, dass das freie Walten der Marktkräfte ein Naturgesetz sei, stellt Marx klar, es ist die kapitalistische Produktionsweise, die einen bestimmten Rechtsrahmen, ein bestimmtes Verständnis von Eigentum und einen entsprechenden moralischen und staatlichen Rahmen erfordert. Neben Klassenkämpfen ist es die Ent-wicklung der ökonomischen Basis, welche die treibende Kraft der Geschichte ist. Jede Produktionsweise und deren Überbau stellen einen Spiegel ihrer Zeit dar und sind damit dem Untergang geweiht. Der Hauptschlüssel zur Überwindung der kapi-talistischen Gesellschaft liegt in der Entwicklung der Pro-duktivkräfte. Deshalb ist es heute eine unausweichliche Erfordernis, sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf Wirtschaft und Gesellschaft zu befassen.

Nico Brünler

wollenden Krise .Auch wenn Marx vom Sein redet, welches das Bewusst-sein bestimmt, also die ökonomischen Verhältnisse Staat und Gesellschaft, so findet man in dieser Theorie bis heute Wahrheit. Die materiellen Lebensumstände der Menschen bestimmen immer auch ihr Bewusstsein. Werden heutige Gesellschaften – reiche und arme – miteinander verglichen, so können deutlich kohärente Muster in den vorliegenden Wertesystemen der Bevölkerungen festgestellt werden. Mit wachsendem Reichtum einer Gesellschaft geht auch immer eine Veränderung des Wertesystems einher, so werden Säkularität und Individualität in reicheren Gesellschaften oftmals höher gewichtet. Das Werk Karl Marx‘ ist trotz seines überaus hohen Alters quicklebendig und verdient bis heute mehr als nur oberflächliche Aufmerksamkeit, sondern eine intensive Beschäftigung.

Nikos Richter, Linksjugend

Warum das Werk von Karl Marx hochaktuell ist

Als 2008 die Neue Sächsische Galerie das Marx-Monument tempo-rär einhauste,stieß das zunächst auf großen Widerstand vieler Bür-gerinnen und Bürger. Doch dann fanden es die meisten toll, das monumentale Bauwerk aus einmalig erlebbaren Perspektiven betrachten und dabei gleichzei-tig Auszügen aus dem „Kapital“ lauschen zu können.

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So heißt die elfte und letzte Folge der Fernsehserie „Marx und Engels – Stationen ihres Lebens“ (1978 – 1980), die auch mit Erfolg im Norddeutschen und Bayrischen Rundfunk lief. Diese ist mir noch sehr geläufig, da wir im FDJ-Studienjahr 1989 diese Serie sehen durften und sie mich bis heute begeistert. Es wird die Geschichte der Leben der zwei Begründer des Kommunismus beschrieben mit einer Trickfilmeinleitung in die Zeit der jeweiligen Handlung. Allein dies blieb haften, aber auch die sehr gründliche Einführung in die Entwicklung der Theorien der beiden. Übrigens mit Jürgen Reuter als Karl Marx und Jan Spitzer als Friedrich Engels, die sehr gut die beiden porträtierten.Aber meine erste Begegnung mit Karl Marx im Film war das nicht. Das war ein Kinderfilm der DEFA aus dem Jahre 1969 mit dem Titel „Mohr und die Raben von London“. Diesen sah ich natürlich in der Flimmerstunde. Heute begeistert mich noch die Darstellung des Karl Marx nicht als Allwis-senden, sondern als Mensch mit Fehlern. Und es wurde eine Grundlage der marxschen Überlegungen herausgestellt, die Solidarität aller Arbeiter, egal wo sie geboren wurden. Darstellt wurden hier Karl Marx oder „Mohr“ von Alfred Müller und es ist der einzige Film der DEFA, in dem Marx im Mittelpunkt steht.Und noch ein Film der DEFA fällt mir ein – ein Märchenfilm. „Hans Röckle und der Teufel“ ist eine Märchenerzählung, die nach Erinnerungen der Töchter von Marx über ein Märchen von ihm entwickelt wurde. Und hier erzählt das Märchen in einfache Gleichnissen über die kapitalistische Wirklichkeit, die auch heute nichts an ihrer Aktualität eingebüßt hat und auch Kindern linkes Denken und die Notwendigkeit der

„haltet euer Pulver trocken …“Marx im Film

Weltveränderung (das Land Morgen und Übermorgen als Bild dafür) näher bringen kann.Zwei kleine Auftritte hatte Karl Marx noch in der Serie „Flug des Adlers“ über die Jugend von Friedrich Engels und in der Romanverfilmung „Lenz oder die Freiheit“ nach Stefan Heym, in dem die Geschichte der Badischen Revolution erzählt wird.Die DEFA plante in den fünfziger Jahren eine Trilogie über die Entwicklung der Arbeiterbewegung vom Kommunistischen Manifest bis zur Reichstagsrede von Karl Liebknecht 1914. Leider wurden aus dieser Idee nur der zweite Teil realisiert – der Film „Die Unbesiegbaren“ über das Sozialistengesetz. Aber der Film zum Kommunistischen Manifest kam nun im letzten Jahr ins Kino und heißt „Der junge Karl Marx“. Er zeigt die ideengeschichtliche Entwicklung von Karl Marx und Friedrich Engels von ihren ersten Schriften bis zum Manifest 1848. Er zeigt auch den Beginn einer lebenslangen Freund-schaft und einer Liebe. Und er lässt wie in einem Panoptikum die linken Geistesgrößen am Zuschauenden vorüberziehen. Der haitische Regisseur Raoul Peck kämpfte über Jahre für diesen Film, obwohl die europäische Filmförderung sich diesem immer verweigerte. Und er ist allen als Einstieg in die Gedankenwelt der beiden Vordenker anzuempfehlen.Mehr gibt es leider über Marx im Film nicht zu berichten. Und fast alle erwähnten Produktionen sind ebenfalls schon als DVD ausgewertet bis auf leider die Serie „Marx und En-gels – Stationen ihres Lebens“, aber vielleicht wird dies im Jubiläumsjahr noch geschehen. Den Zuschauenden ist dies jedenfalls zu wünschen.

Mike Melzer

Die vier Frauen sitzen bei Kaffee und Keksen und häkeln farbi-ge Quadrate von 50 mal 50 Zentimetern Größe. Bei Meter 23 sind sie schon, 25 Meter sollen es in der Länge werden, in der Breite 1,50 Meter, also insgesamt stolze 37,5 Quadratmeter. Was soll das werden? „Ein bunter Schal, den wir am 5. Mai Karl Marx um den Hals schlingen wollen“, schmunzelt Susan-ne Helbig, die die Idee dazu hatte. Sie ist Freiwillige im Netz-werk für Integration und Zukunft, das sich seit 2016 intensiv um Flüchtlinge kümmert. Dafür gibt es liebevoll eingerichtete Räumlichkeiten auf der Dresdner Straße, wo unter anderem Deutschkurse für Flüchtlingsfrauen stattfinden, Rat und Hilfe erteilt wird und gemeinsam verschiedene Anlässe begangen werden. Ein paar Monate war Pause, weil das Projekt nicht mehr gefördert wurde, trotzdem machten Koordinatorin Maxi Kupfer und ihre Ehrenamtlichen weiter. „Gerade habe ich von der Sächsischen Aufbaubank mündlich die Zusage erhalten, dass wir ab Mai wieder gefördert werden“, sagt Steffi Wagner, die das Netzwerk ins Leben rief. „Mit dem Schal wollen wir zeigen, dass Chemnitz bunt ist.“ Seit über einem Jahr arbeiten einheimische und Flüchtlingsfrauen daran, von der Studentin bis zur Rentnerin. „Die Wolle stammt aus unseren Beständen oder wird privat beigesteuert. Am Abend des 5. Mai wird der

NeTZWerK Für INTeGraTION UND ZUKUNFT BeKeNNT: cheMNITZ IsT BUNTFrauen häkeln schal für Karl Marx zum Geburtstag

Manon Kümmling, Maxi Kupfer, Susanne Helbig und Steffi Wagner (v.l.) präsentieren ein Stück des bunten Schals.

Schal wieder abgenommen, aufgetrennt, zu großen Decken verarbeitet und für gute Zwecke gespendet. Wer ein Stück abhaben will, kann sich bei uns melden und erhält es gegen eine Spende“, so Steffi Wagner. Kontakt: [email protected]

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8 das thema linke Zeitung für Chemnitz

09:30 Uhr Ehrendes Gedenken am Monument10:00 Uhr Bühnenprogramm unter anderem mit:• Dr. Nadja Rakowitz (Marx-Gesellschaft)• Franz Sodann mit dem Dramolett für eine Stimme „Marx in Soho“• Podiumsdiskussionen mit den lokalen Bundestagsabge-ordneten, Wissenschaftler*innen und Wirtschaftsvertretern• Podiumsdiskussion zwischen Stefan Körzell (Mitglied des GBV des DGB) und Dr. Dietmar Bartsch (Fraktionsvorsitzen-der Fraktion Die Linke im Dt. Bundestag)• die Chemnitzer Gruppe QUIJOTE mit ihrem Programm „Die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen bringen - Die Idee einer anderen Welt in Liedern und Texten von und über Karl Marx“• Vertreter der „Parade der Vielfalt“• Musikdarbietungen der Musikschule Chemnitz und anderen Chemnitzer Künstler*innen• Tanzdarbietung des Chemnitzer Balletts• Martin Steinbach (Lyryx)• Stadtführungen mit Karl und Jenny Marx durch Chemnitz• 17:00 Uhr „… Am Kopp“: Murmansk• 18:00 Uhr „… Am Kopp“ Turbostaat• 21:00 Uhr „Was Marx heute zu sagen hätte ..." Multimediale Performance am Monument

„Willkommen in Chemnitz“ auf dem Platz vor der Stadthalleund „Parade der Vielfalt“ auf dem Neumarkt

Freitag, 27. April - Freitag, 15. Juni, ganztägigausstellung: Das “Kapital” als comicTietz (4. Etage), am 27. April, 18 Uhr, Vernissage

Mittwoch, 2. Mai - 15. Juniausstellung: chemnitz - Karl-Marx-stadt - chemnitzErste Fotoausstellung der Galerie denkART, Sonnenstraße 39, Vernissage am 2. Mai, 18 Uhr

Mitwoch, 2. Mai, 17 UhrDiskussion: 875 Jahre chemnitz: sich wandelnde Zeiten - wechselnde NamenTietz, Veranstaltungssaal

Freitag, 4. Mai, 19 Uhr Vorpremiere des Programms: „Karl Marx. seiner Nütz-lichkeit wegen“ mit Sängerin und Schauspielerin Gina Pietsch und am Klavier Frauke PietschWeltecho, Annaberger Straße 24

Donnerstag, 10. Mai, 18 UhrKonzert „singe den Zorn und widerstehe in der Not“

Griechische Liederlyrik in zwei Sprachen mit Felix Leopold (Thessaloniki – Griechenland) & QUIJOTE (Chemnitz)Soziokulturelles Zentrum QUER BEET, Rosenplatz 4

Samstag, 12. Mai, 10 UhrVortrag und Diskussion: "Die tiefe heuchelei der bürger-lichen Zivilisation ...“ - Karl Marx über Kapital und Kriegmit Dr. Arnold Schölzel (junge welt), Rothaus, Lohstraße 2

Dienstag, 15. Mai, 14:30 UhrLesung: „Jenny und Mohr - ein Leben mit Karl Marx“Statteiltreff Regensburger Str. 51

Freitag, 18. Mai, 19 UhrVortrag und Diskussion: Fetisch und Freiheit - über die rezeption der Marxschen Fetischkritik mit Dr. Stephan Grigat (Universität Wien), m54, AJZ, Chemnitztalstraße 54

Dienstag, 5. Juni, 19 UhrVortrag und Diskussion: Karl Marx und die Geburt der modernen Gesellschaft - Biographie und Werkentwick-lung mit Prof. Dr. Michael Heinrich (Politikwissenschaftler)Veranstaltungssaal, dasTietz, Moritzstraße 20

Geburtstagsfeier 200 Jahre Karl Marxablauf 5. Mai

außerdem am 5. Mai:

Weitere Veranstaltungen zum 200. Geburtstag von Karl Marx:

Schon mehrfach hatte ich bei der Stadtverwaltung nach dem fehlenden „R“ im Schriftzug „Karl Marx“ am Marx-Engels-Denkmal im Park der Opfer des Faschismus nachgefragt. Nun erhielt ich endlich eine Antwort, noch dazu eine sehr zufriedenstellende. In der Beantwortung der Ratsanfrage RA-136/2018 teilte uns die Stadtverwaltung mit, dass die Restaurierung bis Ende April abgeschlossen sein soll. Die Kosten werden sich auf etwa 1.000 Euro belaufen. Manchmal verzweifelt man an der Bürokratie. Aber jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Rechtzeitig zum 200. Ge-burtstag von Karl Marx bekommt dieser am Denkmal sein ‚R‘ wieder. Darüber freuen wir uns, auch wenn es nur ein kleiner Beitrag zu den Festivitäten ist.

Susanne Schaper

„Karl Marx“ endlich wieder vollständig

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Ende Juni findet die feierliche Eröffnung des Neubaus des Offenen Vollzugs in der JVA Chemnitz statt. Nachdem bereits im Dezember 2017 eine neue Torwache und ein neuer Besu-cherbereich in Betrieb genommen wurden, findet damit eine weitere Bau- und Modernisierungsmaßnahme an der ab 1969 errichteten Justizvollzugsanstalt zwischen der Reichenhainer und der Thalheimer Straße ihren Abschluss. Der neue Offene Vollzug bietet 80 weitere Haftplätze, darunter fünf für Mütter mit Kleinkindern im Alter bis zu drei Jahren. Die JVA Chemnitz ist die zentrale Justizvollzugsanstalt der Freistaaten Sachsen und Thüringen für den Frauenvollzug. Sie ist insofern einzigartig, als dass in ihr, bis auf die Ab-schiebehaft, alle Haftformen an Frauen, vom Jugendarrest bis hin zur Maßregel der Unterbringung in der Sicherheits-verwahrung, an Frauen vollzogen werden. Diese Vielfalt an Haftformen an den unterschiedlichsten Personengruppen bringt natürlich ebenso vielfältige Aufgaben und individuelle Bedürfnisse der Gefangenen, insbesondere hinsichtlich de-ren Anspruchs auf Resozialisierung, mit sich. Auch wenn die nun abgeschlossenen Bau- und Modernisie-rungsmaßnahmen zu begrüßen sind, bleibt die Personalsi-tuation angesichts der hohen Belegungszahlen angespannt. So war die JVA zum Stichtag 1. 1.2018 mit einer Belegung von 272 Gefangenen im geschlossenen Vollzug bei einer

Am 5. Mai jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag von Karl Marx, der schon 1848 im Kommuni-stischen Manifest die „Kollision zweier Klassen“ prophe-zeite. Dabei meinte er jedoch die Auf-lehnung des Pro-letariats gegen die Bourgeoisie. In die heutige Zeit über-setzt wäre das ein Aufstand der Arbeit-nehmer gegen die Arbeitgeber. Zwar finden solche Aus-ein-andersetzungen im Kampf um die Löhne regelmäßig statt, doch droht dennoch eine wei-

Viele der vom Landtag oder der Europäischen Union für wirtschaftsnahe Forschung bereitgestellten Mittel kommen nie bei sächsischen Unternehmen an. Das ergibt sich aus einer von mir im Landtag gestellten kleinen Anfrage zur Ver-wendung der Fördermittel. Während sich große Konzerne über Förderzusagen und Sonderprogramme freuen können, geht die Förderpraxis der Staatsregierung offenkundig in weiten Teilen an den Erfordernissen der lokalen Wirtschaft, insbesondere von Selbstständigen und kleinen Gewerbe-treibenden vorbei.Zu oft schrecken diese davor zurück, sich durch den Förder-dschungel zu kämpfen. Für viele Programme besteht so gar keine Nachfrage. Da, wo Betriebe doch Anträge stellen, ist die konkrete Ausgestaltung der Förderrichtlinien nicht selten so kleinteilig, dass Fördervorhaben auf halber Strecke stecken bleiben. Das zeigt sich auch daran, dass bei Programmen für den Mittelstand ein großer Teil der gestellten Anträge im Laufe des Verfahrens von den Unternehmen selbst wieder zurückgezogen wird und diese lieber freiwillig auf eine För-derung verzichten.Notwendig ist es hier zum einen, die sächsischen Förderpro-gramme bürokratisch zu entschlacken und zum anderen zu einer technologieoffeneren und auch risikobereiteren Förde-rung insbesondere im Bereich von betrieblicher Forschung und Entwicklung und Start-Ups im Technologiebereich zu finden. Nur so wird es auch in Zukunft gute und sichere Arbeitsplätze geben.

Nico Brünler, MdL

Wirtschaftsförderung verschwindet im Bürokratie-Dschungel

Marx‘ „Kollision der Klassen“ in die richtige richtung leiten

eröffnung des Neubaus des Offenen Vollzugs in der JVa chemnitz

Gesamtkapazität von 241 Haftplätzen deutlich überbelegt. Obgleich sich der Berg an Über- und Mehrarbeitsstunden bei den Beamten im Allgemeinen Vollzugsdienst auf über 10.000 Stunden angehäuft hat, sieht das Justizministerium trotz deutlicher Haftplatzzunahme bislang keine Personal-zuführung vor. Hier muss deutlich nachgebessert werden!Das Thema gehört bei den anstehenden Haushaltsverhand-lungen mit auf die Prioritätenliste. Dafür wird sich die LINKE als größte Oppositionsfraktion einsetzen.

Klaus Bartl, MdL

tere Kollision zweier Klassen, die es zwingend zu verhindern gilt. So versucht die herrschende Politik seit der Einführung von Hartz IV zunehmend die erwerbstätige Bevölkerung ge-gen die Erwerbslosen und Empfänger von Sozialleistungen aufzuhetzen. Zuletzt wurde diese Diskussion durch den neu-en Gesundheitsminister Jens Spahn angeheizt, indem er mit haltlosen Behauptungen die prekäre Lage der Empfänger von Sozialleistungen wie Hartz IV verharmlost, ja sogar leugnet, um sie als Schmarotzer darzustellen. Auch wenn seine Aus-sagen für allerlei Empörungen sorgten, fanden sie bei rund 30 Prozent der Bevölkerung durchaus Zustimmung. Für uns bedeutet das, dass wir auch in Zukunft alles dafür tun müs-sen, dass dieses unsoziale Hartz-IV-System abgeschafft wird und wir wieder einen funktionierenden Sozialstaat aufbauen. Nur mit einem funktionierenden Sozialstaat lässt sich der soziale Frieden bewahren. Die dicksten Äpfel hängen oben. Darauf muss unser Blick gerichtet sein, damit ganz im Sinne von Karl Marx die Proletarier vereint gegen die Bourgeoisie aufbegehren können.

Susanne Schaper, MdL

Mit Hartz IV ist der Abstieg vorpro-grammiert. Foto: Pixelio

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Tel.: (03 71) 4 88 13 20 oder 13 21 • Fax: (03 71) 4 88 13 95www.linksfraktion-chemnitz.de • e-mail: [email protected]

Am 8. Mai 1988 unterzeichneten die damaligen Oberbür-germeister von Karl-Marx-Stadt, Dr. Eberhard Langer, und von Wolgograd, Juri Stachowatisch, den Vertrag zur Part-nerschaft beider Städte. 43 Jahre nach dem Sieg über den Hitlerfaschismus, unter dem ganz besonders die Menschen in der Sowjetunion und Stalingrad/Wolgograd schlimmstes Leid erfahren mussten. Es sprach damals für die Menschen in Wolgograd, dass sie einer deutschen Stadt die Hand zur

waren für uns Veranstalter Ausdruck dafür, dass das Thema die Menschen bewegt; nicht ein Teilnehmer vertrat die Hal-tung der deutschen Politik.Die Stadtverwaltung Chemnitz war über den Besuch offiziell informiert; ein Bürgermeister oder gar die erste Frau der Stadt hatte aber keine Zeit, wenigstens "Sdrastwujte" zu sagen.Und dennoch. Die IHK Chemnitz wird mit der IHK Wolgograd die Zusammenarbeit wieder aktivieren: Zwei Unternehmen

Wenn man die Bürger*innen stärker am kommunalpolitischen Geschehen beteiligen möchte, so darf man dabei nicht die jungen Einwohner*innen vernachlässigen. Bisher hat sich die Stadt Chemnitz hierbei auch redlich bemüht. So gibt es spezielle Jugendvertreter*innen in den Fachausschüssen des Stadtrates, die Einbeziehung von Kindern und Jugend-lichen bei der Planung von Spielplätzen oder die regelmäßig stattfindenden Kinder- und Jugendkonferenzen im Rathaus.Doch reicht das aus? Kommen wir damit wirklich bei der Chemnitzer Jugend an? Das haben sich die drei Fraktionen von LINKE, SPD und Grünen gefragt und einen Antrag an den Stadtrat gestellt, der am 11. April behandelt wurde. Dieser sieht die Einsetzung einer Arbeitsgruppe vor, die ein Konzept erarbeiten soll. Darin sollen die bisherigen Maßnahmen im Bereich der Jugendbeteiligung ausgewertet und neue Ideen der Partizipation von jungen Menschen erarbeitet werden.

Dieses Konzept soll dem Stadtrat dann im April 2019 vorge-legt werden. Der neu gewählte Stadtrat kann dann eventuell diese Maßnahmen zeitnah umsetzen. Natürlich kann so ein Prozess nicht allein von der Stadt-verwaltung und dem Stadtrat gemanagt werden. Damit wir bei diesem Thema wirklich die jungen Leute mitnehmen und ihre Wünsche und Forderungen aufnehmen können, sollen in dieser Arbeitsgruppe auch Vertreter*innen des Stadtschülerschaftsrates sowie des Jugendforums sitzen. Diese werden sicherlich den Kindern und Jugendlichen aus Chemnitz eine starke Stimme geben. Wir sind auf alle Fälle schon gespannt, mit welchen Ideen wir aus der Arbeitsgruppe rausgehen werden und die Jugendbeteiligung in Chemnitz noch stärker verankern. Denn Kommunalpolitik ist nicht nur was für Menschen ab 18, sondern für alle. Und deshalb sollten alle auch mitbestimmen dürfen. Sabine Pester

Jugendbeteiligung in chemnitz stärker fördern

städtepartnerschaft - ein Beitrag zur Völkerverständigung

Versöhnung und für eine ge-meinsame friedliche Zukunft gereicht haben. 30 Jahre sind danach ver-gangen, 30 Jahre, in denen die Freundschaft mit dem rus-sischem Volk mehrere Wand-lungen überstehen musste; 30 Jahre, in denen die deutsche Politik das Land, was zur Ver-einigung der beiden deutschen Staaten wesentlich beigetra-gen hat, mit Sanktionen, Un-terstellungen und Nichtfreund-schaft überzogen hat.30 Jahre Partnerschaft un-serer beiden Städte waren für Eberhard Langer und mich ge-meinsam mit dem Verein "Kolorit" und der Schweizer Zeitung "Zeit-Fragen" anlässlich der Leipziger Buchmesse Anlass, mit dem ehemaligen Oberbürgermeister Juri Stachowatisch und dem Leiter der Abteilung Internationale Beziehungen von Wolgograd, Sergej Lapschinow, das Warum, Wie und Wohin unserer Städtepartnerschaft zu diskutieren. Am 16. März in der Volksbank Chemnitz, am 17. März auf der Messe in Leipzig. 50 Teilnehmer in Chemnitz, mehr als 60 in Leipzig

aus Chemnitz wollen jungen Menschen aus Wolgograd Ausbildungsplätze zur Verfü-gung stellen und damit nach erfolgreichem Abschluss ei-nen kleinen Beitrag für die Wirtschaft dort leisten. In der Bewerbung um die europä-ische Kulturhauptstadt wird die Städtepartnerschaft eine Rolle spielen und mit der CWE wur-de beraten, wie wirtschaftliche Kontakte zu Wolgograd und zurück vertieft werden können.Am 8. Mai jährt sich die Städ-tepartnerschaft zum 30. Mal. So wie der 200. Geburtstag von Karl Marx am 5. Mai eher

stiefmütterlich behandelt wird, so ist dies auch bei diesem Jahrestag der Fall. Die Linke wird sich damit nicht abfinden; kritische Freundschaft mit dem russischen Volk ist auch zur Erhaltung des Friedens ein Gebot der Stunde. Sehen wir nicht mehr tatenlos zu, wie auch in Deutschland die Kriegsrhetorik um sich greift. Gisela Steineckert hat in einem Gedicht ge-schrieben: "Meinst du, die Russen wollen Krieg?" Nein, das wollen sie nicht. Dietmar Berger

Der Vorstand vom Kolrit e.V. mit Dr. Langer und Dr. Mette. Foto: privat

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In vielen Chemnitzer Stadt-teilen existieren verschie-dene Formen von aktiven Bürgerinnen und Bürgern, sei es in Form von Bürgeri-nitiativen oder – zumindest in einigen Stadtteilen – von Bürgerplattformen. Letztere sind aus Initiativen der An-wohner vor Ort entstanden, die mehr Bürgerbeteiligung nicht nur einfordern, son-dern selbst leben. Ihr Enga-gement im Stadtteil, durch das die Bewohner näher zusammenrücken und sich gemeinsam für Projekte einsetzen, zahlt sich aus: Die Attraktivität des Stadt-teils steigt, politische Teil-habe wird möglich gemacht und Probleme im Stadtteil können leichter aufgedeckt werden. Die Bürgerplatt-formen erarbeiten eigene

Rathaus, Markt 1, Zimmer 1119. Mai, 15:30 – 16:30 Uhr, Dr. Peter Neubert 14. Mai, 16:00 – 17:00 Uhr, Dr. Eberhard Langer28. Mai, 15:30 – 16:30 Uhr, Susanne Schaper 30. Mai, 15:30 – 16:30 Uhr, Angela Müller Bürgerservicestelle/Rathaus Röhrsdorf, Rathausplatz 410., 17. und 31. Mai, 16:00 -17:30 Uhr, Hans-Joachim SiegelBürgeramt/Rathaus Wittgensdorf, Rathausplatz 114. Mai, ab 13:00 Uhr, Kai TietzeBürgerzentrum, Leipziger Straße 3915. Mai, ab 13:00 Uhr, Dagmar WeidauerBürgertreff „Gleis 1“, Oberfrohnaer Straße 215. Mai, 17:00 – 18:00 Uhr, Hubert GintschelRathaus Mittelbach, Hofer Straße 2722. Mai, 16:00 – 18:00 Uhr, Hubert GintschelBürgertreff „Bei Heckerts“, Wilhelm-Firl-Straße 2325. Mai, 16:30 bis 17:30 Uhr, Sabine PesterAll In - Inklusiv ausgerichtetes Bürgerhaus, Rosenhof 1426. Mai, 10:00 – 11:30 Uhr, Dietmar Berger„Bürgertreff“, Flemmingstraße 8, Haus 1929. Mai, ab 18:00 Uhr, Thomas Scherzberg

sprechstunden im Mai

Bürgerbeteiligung weiter ausbauen

konstruktive Lösungsvorschläge, unterstützen Aktivitäten im Stadtteil und tragen zu einem größeren Miteinander zwischen den Einwohnern bei. Die Kriterien für eine Bürgerplattform hat der Chemnitzer Stadtrat bereits 2014 festgelegt: Eine Bürgerplattform ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen, Organisationen und anderen Akteuren in einem Stadtgebiet. Sie versteht sich als Ansprechpartner

und Sprachrohr der im Gebiet wohnenden und tätigen Bür-gerinnen und Bürger und vollziehen die Verhandlungen mit der Stadtverwaltung und der Politik auf Augenhöhe.Derzeit gibt es drei vom Stadtrat legitimierte und mit finanzi-ellen Mitteln ausgestattete Bürgerplattformen. Nun möchten wir als Fraktion gemeinsam mit SPD und den Grünen die drei bestehenden Bürgerplattformen Chemnitz Mitte-West, Chem-nitz Süd und Chemnitz Mitte weiter unterstützen und diese Beteiligungsstruktur auf die weiteren Stadtgebiete ausweiten. Territorial sollten sie den Gebieten der Einwohnerversamm-lung angepasst werden (siehe Grafik). Dabei sollen eine bessere personelle Ausstattung sowie ein angemessenes Sachkostenbudget (entsprechend dem Einwohneranteil) helfen. Die drei Fraktionen haben daher einen Beschlussantrag eingereicht, der sicherstellen soll, dass die Arbeit zwischen den einzelnen Akteuren gut koordiniert, die Funktion als Sprachrohr und Ansprechpartner sinnvoll genutzt bezie-hungsweise ausgebaut wird und zahlreiche Aktivitäten der Zivilgesellschaft unterstützt werden können. Der Antrag soll im Mai im Stadtrat beschlossen werden. Bis dahin haben wir uns die Akteure der bestehenden Bürgerplattformen sowie die Stadtteil- und Quartiersmanager eingeladen, um mit ihnen weiter zu diskutieren und an der genauen Ausgestaltung des Antrags zu feilen. Bürgerschaftliches Engagement zu stärken hat für uns LINKE schon immer eine hohe Priorität und diese in Sachsen ein-malige Form der Bürgerbeteiligung hat sich für unsere Stadt bewährt. Die Aufstockung des Budgets trägt zur Attraktivi-tätssteigerung bei und unterstreicht die Bedeutung, die die Bürgerplattformen in Chemnitz haben.

Susanne Schaper

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Er ist von stattlicher Statur, noch immer der Zeit voraus, hat einen beeindruckenden Rauschebart und ein noch beeindru-ckenderes theoretisches Werk hinterlassen: Karl Marx. Seit ziemlich genau 170 Jahren wabert er durch die Weltge-schichte. Mal wird ihm Ungeheuerliches angedichtet – Marx als Stichwortgeber von Werte- und Sittenverfall –, mal wird er klein geredet und als Fußnote der Geschichte abgetan. Beides allerdings sind wichtige Fingerzeige: Das politische Denken der letzten 150 Jahre kommt an Karl Marx nicht vorbei.Ob Karl Marx heute noch von Relevanz ist? Selbstverständ-lich ist das so! Solange die von ihm erkannten und darge-legten Phänomene - der grundlegende Formzusammenhang des Kapitalismus - nicht aufgehoben sind, kann das nur eine rhetorische Frage sein. In Zeiten der immer schneller aufein-anderfolgenden Krisen, die nur mittels der inneren Schranke und Krisenhaftigkeit des kapitalistischen Systems selbst zu verstehen sind, erfreut sich Marx sogar bei den Ökonomen und Feuilletonisten linksliberaler bis bürgerlicher Provenienz wieder steigenden Interesses. Wohlgemerkt betrachten diese jede neuerliche Krise letztlich aber doch wieder als ein vom Himmel gefallenes Unglück.Doch was sagt uns Marx heute? Zuerst wohl, den kritischen Geist wach zu halten und nicht in überzeitlichen Dogmen zu versinken: „Die Wiederentdeckung von Marx kann nur seine Überwindung sein; aber nicht als Rückfall hinter seine Theorie, sondern als deren immanente Weiterentwicklung über die historisch bedingten und heute verfallenen Momente

MarX 200: Kritischen Geist weiter wach haltenhinaus. … Marx wäre der erste, der ein solches Programm unterstützen würde. Er wollte keine abgeschlossene Theorie hinterlassen, die nur noch auf die jeweiligen Verhältnisse anzuwenden wäre, sondern setzte Rezipienten voraus, die selbstständig weiterdenken.“ Das Zitat ist dem Reader „Marx lesen!“ von Robert Kurz entnommen, der zu den streitbarsten Vertretern der Marx-Interpretation der Wertkritik gehört. So wichtig die theoretische Arbeit am esoterischen Marx auch ist, als Haushalts- und Finanzpolitiker habe ich es doch eher mit praktischen Fragen zu tun. Was bleibt also, wenn wir uns die Frage stellen: „Was tun?“ Solange dieses System besteht, müssen wir alles unterneh-men, was der herrschenden Verwertungslogik die gröbsten Spitzen abbricht und internationale Solidarität konkret und erfahrbar leben. Das heißt, eine konsequente Politik der Um-verteilung von Oben nach Unten zu betreiben, den Ländern und Kommunen die Mittel für umfassende Daseinsvorsorge und Selbstverwaltung bereitzustellen und auf nachhaltige Entwicklungspolitik im globalen Süden zu setzen. Dass der Kapitalismus damit allein nicht überwunden wird, ist mir klar. Es braucht auch Visionen über das Bestehende hinaus. Denn in einer Welt voller Zwänge haben wir nur diese eine Frei-heit: uns zu entscheiden, wie wir uns gegenüber dieser Welt verhalten. Und weiterzudenken, zu streiten und zu kämpfen, dass es eine bessere, eine menschenwürdige Welt sei. In diesem Sinne: Karl, altes Haus - alles Gute!

Michael Leutert, MdB

derer, die unter Einsatz ihres Lebens für die Befreiung vom Faschismus gekämpft und gelitten haben. Wir verneigen uns in tiefer Dankbarkeit. Wir treffen uns 16 Uhr auf dem Sowjetischen Friedhof in Chemnitz, Richterweg.Wir unterstützen von ganzem Herzen die traditionelle Bekundung für Frieden und Völkerverständigung und wür-den uns über eine rege Teilnahme vieler Gleichgesinnter freuen. Stadtvorstand DIE LINKE.Chemnitz VVN-BdA Chemnitz Liebe Freunde,wir treffen uns am 8. Mai um 18 Uhr nach der Kranznie-derlegung auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof im QUER BEET, Rosenplatz 4, zu einem Zeitzeugengespräch mit dem 92-jährigen Herbert Mosch aus Berlin. Er wird über seine Familie im Widerstand in Oederan, Spanien und Frankreich sprechen. Sein Vater Hans Mosch war ein bekannter Kom-munist und Stadtrat, schloss sich dem illegalen Widerstand an, ging über die CSR nach Spanien und kämpfte in den Internationalen Brigaden. In Frankreich wurde er später von der SS ermordet. Herbert selbst hat diese Zeit bewusst erlebt und versuchte, sich in dieser Zeit ebenso als junger Antifaschist zu bewähren.

VVN-BdA Chemnitz

Dienstag, 15. Mai, 18.30 Uhr Ist der „Krieg gegen die Drogen“ verloren?Welche Drogenpolitik ist zeitgemäß?Podium mit René Jalaß, MdL, Sprecher für Drogenpolitik der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag, Vertre-ter_in des Rauschgiftdezernats der Polizeidirektion Chem-nitz, Vertreter_in der Medizin (angefragt), Klaus Bartl, MdL, Vorsitzender des Verfassungs- und Rechtsausschuss des Sächsischen Landtags, verfassungs- und rechtspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE.

Sonnabend, 26. Mai, 14 Uhr Vortrag von Diether Dehm: „Wie weiter gegen rechts? Den Werktätigen-alltagsverstand nicht vernachlässigen!“Dr. Diether Dehm, MdB der LINKEN, spricht über Mängel und Perspektiven des Kampfs gegen rechts. Dieser wurde durch den Einzug der AfD in den Bundestag noch dringlicher. Dazu müssen Linke den Panzer der Political Correctness sprengen und wieder lernen, sich in klarer Sprache und politischer Analyse auszudrücken. Sie müssen sich für ge-meinsames Organisieren und Kämpfen der unterdrückten Gruppen einsetzen.

Gedenken wir am 8. Mai

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Die Organisator_innen des Ostermarsches waren nicht zu benei-den und mit der Situation vor Ort sichtlich überfordert. „Es sind Rassisten unter uns und mit diesen Menschen werde ich keinen Meter laufen“, sagt eine engagierte Bürgerin durchs Mikro, nach-dem sich die Orga schon von der Beteiligung von PEGIDA di-stanziert hat. Rassist_innen, Antisemit_innen, Nationalist_innen, Aluhüte, Wahnwichtel, Putinversteher_innen ... Die Gesichter der besorgten Bürger_innen der „Montagsmahnwachen für den Frieden“ und PEGIDA-Kundgebungen sind bekannt. Viele en-gagierte Antirassist_innen verlassen den Platz. Die Almans von PEGIDA sind traurig und wittern eine große Verschwörung durch die Meinungsdiktatur von oben. Einige gehen. Der AFD Bundes-tagskandidat dreht seine Runde, bevor er sich dem Ostermarsch anschließt. Er wird herzlich begrüßt, auch von Vertreter_innen der LINKEN. Man kennt sich und scherzt vor sich hin. Wenn es um den Frieden geht, gibt es weder links noch rechts. Der Feind

Kritische Begleitung des Chemnitzer Ostermarsches - oder: Wer drei mal links abbiegt, geht auch nach rechts.

sitzt auf der Regierungs-bank, manipuliert die Medien und bereitet mit Hilfe der Nato den 3. Weltkrieg vor. „Die Krim ist russisch“ und „Hände weg von Russland“ steht auf den Schildern der LINKEN Arbeitsgrup-pe „Deutsch-Russische-Freundschaft“. Beim Thema Russland sind sich alle einig.Der Ausschluss der PE-GIDA Rassist_innen stößt auch bei einigen LINK EN auf Kritik. Ein Gespenst geht um - das der Spaltung der sogenannten Friedens-

Unser Treffen findet immer freitags, 20 Uhr, im Haus Ro-senplatz 4 statt.

Bild von: ~wildxside (CC BY 3.0)

bewegung. Die Sprecherin der LINKEN Arbeitsgemeinschaft „Frieden und Internationale Politik“ verurteilt die „Spaltung in links und rechts“ und dass Menschen ausgeschlossen werden, obwohl sie doch für „den Frieden“ sind. Ein Vorstandsmitglied der Chemnitzer LINKEN äußert sich ähnlich. Er kritisiert, dass man Menschen „wegweise“, nur weil sie anderer Meinung sind. Wenn man für „den Frieden“ ist, spielt die politische Orientierung doch keine Rolle. Querfront at its best. Für den Promi-Gastredner Reiner Braun gibt es die Querfront nur als politischen Kampf-begriff. Der Parteivorstand der LINKEN hatte bereits 2014 per Beschluss jegliche Kooperation mit der Montagsmahnwache und Brauns „Friedenswinter“ ausgeschlossen. Bis Chemnitz ist das wohl noch nicht durchgedrungen.Vielleicht trifft sich hier erstmalig diese ominöse „Sammlungsbe-wegung“ von der neuerdings einige reden. Das Ohr nah am „Volk“ um verlorene Wähler_innen zurückzugewinnen. Rassismus, Nationalismus, Sexismus - alles Nebenwidersprüche oder „Ge-nderwahn“. Man sieht gerne darüber hinweg, es geht schließlich um „den Frieden“.Wer sich darüber nicht empört, sollte DIE LINKE verlassen und an der Querfront weiter für Frieden und nationale und soziale Befreiung kämpfen.

Zusendung von Hendrik (Linksjugend)

Die „Kantine Marx“ wird eine Woche voller verschiedener Ver-anstaltungen. In Referaten, Workshops und weiteren kulturellen Angeboten, werden wir uns mit Karl Marx auseinandersetzen. Verschiedene sich links verortende Menschen sind eingeladen, in Abgrenzung zum klassischen Marxismus, sich gemeinsam mit uns kritisch über Rezeption, Geschichte und Weiterentwicklung in längeren Inputphasen und Diskussionsrunden, mit dem hi-storischen Erbe von Karl Marx zu beschäftigen. Wir sehen uns zwischen dem 6. und 12. August auf dem Gelände des Subotnik. Weitere Informationen und eine Homepage werden folgen.

Vorankündigung "Kantine Marx“

Chemnitz mal anders? Was soll das sein? Worum geht es dabei?Genau darum. Ziel ist es, in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft zu schauen. Denn wenn Menschen immer wieder sagen „Chemnitz hat soviel Potenzial und Möglichkeiten“, ist ja die Frage, warum werden diese nicht genutzt, abgerufen oder wahrgenommen oder woran scheitert es ,dieses Potenzial nutzen. Mit Prozessen um die ehemalige „Reba“, dem Experimentellen Karee, Vorhaben auf dem Brühl und Projekten auf dem Son-nenberg wurde gezeigt, dass es viele Ansätze gibt, mit denen sich Vereine und Einzelpersonen einbringen und versuchen ihre Vision von Stadtentwicklung zu verwirklichen. Um einen Blick auf Vergangenheit, Ist-Stand und Zukunft zu erhalten, haben wir unser Vertreter_innen aus genau diesen Prozessen eingeladen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und Chemnitzer Stadtent-wicklungsprozesse von unten zu beleuchten.Im ersten Teil der Veranstaltung gibt es ein kleines Podium zwi-schen vier Vertreter_innen Chemnitzer Stadtentwicklungspro-zesse, das sich im zweiten Teil der Veranstaltung in Form eines Fishbowls für alle Teilnehmer_innnen öffnet. Wir laden alle ein, die sich für Stadtentwicklung interessieren ein, sich an der Dis-kussion zu beteiligen, längerfristiges Ziel wird es sein, eine Vision für Chemnitz 2030 zu entwickeln.

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Freitag, 27. April, 18.00 UhrVernissage: Das „Kapital“ als comicREIHE: Marx 200 mit Jari (Zeichner)Eine Veranstaltung der RLS Sachsen in Kooperation mit der VHS Chemnitz, VHS Chemnitz, Moritzstraße 20Seit der Großen Krise 2007/08 ist Marx wieder auf der großen Bühne der gesellschaftspolitischen Debatte angekommen. Doch vielen ist die Lektüre von „Das Kapital“ zu mühse-lig – und das nicht zu Unrecht: „Schwere Kost“ (Wladimir Klitschko). Allerdings gibt es nun keine Ausreden mehr: Anlässlich des 150-jährigen Erscheinens von Marx‘ Opus Magnum hat JARI seine Einführung auf den neuesten Stand gebracht.Und die ist stärker denn je: Ein größeres Comic-Format und zahlreiche neue Seiten, die die neuen Probleme des alten Kapitalismus aufspießen – wieder voller Wort- und Bild-Witz, Kreativität und Eingängigkeit. Jari versteht es, aus einer schwer verdaulichen „Kost“ eine unterhaltsame Angelegenheit zu machen. Wer erfahren möchte, wie 500 lustige Zeichnungen den fast 1.000 weniger lustigen Seiten des Originals gerecht werden können und was sich seit der ersten Auflage von 1980 so alles geändert hat, schaue in die amüsanten Antworten, die der Künstler und Klaus Schneider vom Verlag auf zehn Fragen der Website ComicRadioShow gegeben haben. Die Ausstellung läuft bis zum 15. Juni in der VHS, 4. Etage.

2. Mai - 16. Juniausstellung: chemnitz - Karl-Marx-stadt - chemnitzerste Fotoausstellung der Galerie denkarTREIHE: Marx 200 ChemnitzEine Ausstellung der Galerie denkART in Kooperation mit der RLS Sachsen, Galerie denkART, Sonnenstraße 39Der Kulturverein denkART zeigt in Bildern, was nach der Zerstörung 1945 in dieser Stadt geschaffen wurde, wie sich das Stadtbild verändert hat und was nach der Rückbenen-nung der Stadt in Chemnitz sich aus der Karl-Marx-Stadt-Zeit erhalten hat und auch was erhaltenswert ist. Die Ausstellung ist täglich von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Sonnabend, 5. MaiGeburtstagsfeier zum 200. von Karl MarxREIHE: Marx 200 ChemnitzEine Veranstaltung mit DGB Südwestsachsen, RLS Sach-sen, etc. Karl-Marx-Monument, Brückenstraße. Das genaue Programm auf Seite 8.

Dienstag, 15. Mai, 14.30 UhrLesung: schreib nur nicht zu gallicht und gereizt - eine Jenny-Marx-LesungREIHE: Marx 200 Chemnitz

Zusammengestellt von Manfred Neuhaus (RLS Sachsen), vorgetragen von Mike Melzer (RLS Sachsen)Eine Veranstaltung der Volkssolidarität Chemnitz in Koo-peration mit der RLS Sachsen. Stadtteiltreff Regensburger Straße 51Gebildet, mutig und großherzig, so galt Jenny von Westpha-len. Trotz aller Schwierigkeiten hielt sie an ihrer Liebe zu Karl Marx fest, teilte seine Überzeugungen und unterstützte seine Arbeit vorbehaltlos. Prof. Dr. Manfred Neuhaus hat in dieser Lesung Briefe und Theaterrezensionen von Jenny zusam-mengetragen, die ihre Entwicklung von der Trierer Ballkönigin zu einer der herausragenden weiblichen Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts zeigt.

Freitag, 18. Mai, 19.00 UhrVortrag und Diskussion: Fetisch und Freiheit - über die rezeption der Marxschen FetischkritikREIHE: Marx 200 Chemnitz mit Dr. Stephan Grigat (Uni-versität Wien). Eine Veranstaltung des AJZ Chemnitz in Kooperation mit der RLS Sachsen, m54, AJZ Chemnitz, Chemnitztalstraße 54Soll Freiheit Wirklichkeit werden, muss man sich über die Schwierigkeiten Rechenschaft ablegen, die aus der von den Herrschaftsimperativen des Staates und den Verwertungs-imperativen des Kapitals dominierten Gesellschaft für die Emanzipation resultieren. Es gilt zu erklären, wie aus der Unzufriedenheit mit den Verhältnissen eine mal ressenti-menthafte, mal regressive, mal mörderische Partizipation am gesellschaftlichen Unheil im Wege seiner scheinbaren Be-kämpfung werden kann. Ersteres verweist auf die Kritik des Fetischismus; zweiteres auf den Antisemitismus.

Dienstag, 22. Mai, 14.00 UhrVortrag und Diskussion: Gerechte armut? - Mythen und Fakten zur Ungleichheit in Deutschland mit Eva Roth (Journalistin). Eine Veranstaltung der RLS Sachsen in Koo-peration mit dem Seniorenpolitischen NetzwerkAll In, Rosenhof 14, 09111 Chemnitz

Dienstag, 22. Mai, 19.00 UhrVortrag und Diskussion: Gerechte armut? - Mythen und Fakten zur Ungleichheit in Deutschland mit Eva Roth (Journalistin). Eine Veranstaltung der RLS Sachsen in Kooperation mit der VHS Chemnitz. Veranstaltungssaal, im Tietz, Moritzstraße 20Dass Einkommen und Vermögen hierzulande krass ungleich verteilt sind, ist allgemein bekannt. Doch was wird getan, um diese Ungleichheit zu bekämpfen?Der Vortrag nimmt die gängigen Rechtfertigungen für die bestehende Ungleichheit und die Vorschläge, wie mehr Gleichheit herzustellen wäre, unter die Lupe.

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termine/veranstaltungenlinke Zeitung für Chemnitz 15

DIe LINKe. stadtverband chemnitz • Tel.: (0371) 5 61 90 60 • Fax.: (0371) 56 19 06 17www.dielinke-chemnitz.de • e-mail: [email protected]

Termine ... Herzlichen Glückwunsch

Nachruf

Bürgerkonsultationen zu sozialen angelegenheiten des OV chemnitz und Umgebung der Gesellschaft zum schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e. V. (GBM):Jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat von 9-12 Uhr oder nach Vereinbarung im Veranstaltungsraum des Rothaus e.V. , Lohstraße 2, 09111 Chemnitz. Die Mitglieder der Projektgruppe behandeln das Anliegen persönlich, vertraulich und unbürokratisch. Die Projektgruppe arbeitet unabhängig, das heißt sie steht nicht in Abhängigkeit von einer Einrichtung oder einem Kostenträger und ist konfessionsfrei, weltanschaulich und par-teipolitisch neutral. Diese Hilfe ist kostenlos und kann nicht bei Behörden als rechtsverbind-liche Auskunft benutzt werden. (Telefon 0371 50346847, E-Mail: [email protected])

alle Veranstaltungen sind öffentlich20.04., 16.00 Uhr, rosenplatz 4 linXXtreff mit MdB Michael Leutert24.04., 17.00 Uhr, rosenplatz 4, aG-raum, 2. OG Beratung der AG Deutsch-Russische-Freundschaft25.04., 17.30 Uhr, rosenplatz 4, aG-raum, 2. OG Beratung der AG Ökologie und Verkehr27.04., 18.00 Uhr, rothaus, Lohstr. 2 SDS Stammtisch01.05., aktionen zum 1. Mai04.05., 14.00 Uhr, rosenplatz 4, aG-raum, 2. OG Beratung der AG Zukunft 4.0 17.00 Uhr, Rosenplatz 4, Quer Beet Beratung des Stadtvorstandes DIE LINKE. Chemnitz08.05., Tag der Befreiung 16.00 Uhr, Gedenkveranstaltung Sowjetischer Ehrenfriedhof am Richterweg08.05. 10 bis 13 Uhr Infostandaktion auf dem Markt in Marienberg gegen Kriegshetze und aufrüstung (es sind noch einige Plätze frei)15.05., 12.00-18.00 Uhr, rosenplatz 4 Posttag für die OV und neue Ausgabe „Der klare Blick“ 15.00 Uhr, Rosenplatz 4, AG-Raum, 2. OG Beratung der AG Lisa 17.00 Uhr, Rosenplatz 4, AG-Raum, 2. OG Beratung der AG betrieb&gewerkschaft 17.30 Uhr, Quer Beet, Rosenplatz 4 Beratung des Stadtvorstandes mit den Ortsverbandsvorsitzenden16.05., ab 15.00 Uhr, annahme von sachspenden für Kuba 16.30 Uhr, Beratung der AG Cuba Si Bibliothek, Rosenplatz 417.05., 10.00 Uhr, Bibliothek der rLs, rosenplatz 4, 2. OG Beratung der AG Senioren- und Behindertenpolitik 17.00 Uhr, Roter Turm Rainbowflash – Ballonaktion zum internationaler Tag gegen Homo-, Trans- und Interphobie 19.00 Uhr, Bibliothek, Rosenplatz 4 Beratung der AG Politische Bildung24.05., 17.30 Uhr, rosenplatz 4, aG-raum, 2. OG Beratung der AG Ökologie und Verkehr

26.04.,17 Uhr All In Kreativcafé, Rosenhof 18Vortrag mit Dr. Edgar Göll - „Kuba: herausforderung und Vorbild für erneuerbare energien und Klimaschutz?"

24.05.2018, 17:30 Uhr, Rothaus e. V., Lohstraße 2Vortrag mit Volker hermsdorf in Kooperation mit Rotfuchs e. V., Cuba Sí und der Junge Welt Initiative: Kuba nach dem Ge-nerationswechsel und nach den Präsidentschaftswahlen. Wie geht es weiter? Das neu erschienene Buch: „Fidel wie ich ihn erlebte“ von Jorge Riardo Masetti kann erworben werden. https://cuba-si.org/1949/ein-lesenswertes-geschichtsbuch

allen Weggefährt*innen, die im Mai einen runden Geburtstag feiern:

• zum 90. Geburtstag16.05. Hans Wunsch

• zum 80. Geburtstag07.05. Manfred Kluge20.05. Günter Schwotzer29.05. Helga Aug

• zum 70. Geburtstag07.05. Joachim Härtel27.05. Kristina Baum

• zum 65. Geburtstag09.05. Gabriele Jung

• zum 60. Geburtstag26.05. Wolf-Dietrich Hoppe

Wir wünschen euch viel Gesundheit, alles erdenk-lich Gute.

DIE LINKE. Stadtvorstand Chemnitz

Mit tiefer Betroffenheit und Trauer nehmen wir Abschied von unseren Genoss*innen

helmut ebert Ingeburg ebert

In dieser schweren Stun-de drücken wir den Hin-terbliebenen ganz fest die Hand und sprechen ihnen unsere tief emp-fundene Anteilnahme aus.

DIE LINKE. Stadtvorstand Chemnitz

Die Mitglieder der Ortsverbände

Vernissage „Trazaguas“ Bilder kubanischer Kinder zum The-ma Wasser – Ausstellungsdauer: bis 25. Mai 201826.04., 19:30 UhrTechnische Universität , Reichenhainer Straße, D-Bau, Raum 2/D221, Vortrag mit Dr. Edgar Göll zum gleichen Thema

aG cuba sí lädt ein

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16 der klare kinderbliCk linke Zeitung für Chemnitz

Diese und viele weitere Kinderbuchempfehlungen findet ihr im Internet unter http://www.kinderbuch-detektive.de

Anna Herrmann

Wer war er eigentlich, der Mann mit dem Rauschebart und dem grimmigen Blick? Unsere Kinder aus Chemnitz und Umgebung kennen den „Nischel“ und wissen wahrscheinlich, dass ihre Stadt einst seinen Namen trug. Womit hat er den Ruhm verdient, womit wirkt er bis in die heutige Zeit? Trotz des Jubiläumsjahres gibt es erstaunlich wenige Kinderbücher über Karl Marx und sein Denken. Umso besser ist es, dass sich darunter einige sehr gute befinden.

Karl Marx im Kinderbuch

Kommunismus, Anti-Kapitalismus oder Arbeiterklasse sind sperrige Begriffe, unter denen sich Kinder nichts vorstellen können. Tauchen sie in einem Kinderbuch gleich am Anfang auf, wird die kindliche Neugier schnell versiegen. Mit den Titeln aus der Reihe „Arena Bibliothek des Wissens – Leben-dige Biographien“ - in dem Falle Marx - werden die Denker gewissermaßen vom Sockel gehoben und sind für Kinder zum Greifen nah. In „Karl Marx und der Fluch des Geldes“ ist jedes Kapitel aus der Sicht eines der Menschen aus Marx‘ Leben geschrieben. Sein Vater, Engels, seine Frau Jenny und weitere kommen zu Wort, wodurch sowohl deren Person charakterisiert als auch ein Blick auf Marx aus verschiedenen Blickwinkeln ermöglicht wird. Fiktion und historische Fakten vereinen sich zu spannenden Geschichten, die Kinder gerne lesen. In einem Glossar am Ende des Buches sind all die schwierigen Begriffe erklärt, die im Text zuvor behutsam eingeflochten sind. Einzelne Passagen des Buches (insbe-sondere am Ende) bleiben dabei ebenso strittig wie Marx und seine Ansichten selbst. Ein Buch, das fesselt, informiert und zum Diskutieren anregt - ganz im Sinne von Karl Marx.Autor: Hans-Christoph Liess; Illustrationen: Sebastian Coe-nen & Joachim Knappe; Arena Verlag; Klappenbroschur 9,99 Euro: 112 Seiten, ab 10 Jahren, ISBN 978-3-401-60377-3

Gemäß dem Sprichwort „Totgesagte leben länger“ flattert uns in diesem Buch das Gespenst von Karl Marx höchst persön-lich entgegen und erklärt rückblickend die Geschichte des Klassenkampfes. Die Erzählung führt uns zu schlesischen Bauern, die nach dem „Gesetz des Marktes“ ausgebeutet werden und später gezwungen sind, ihre Arbeitskraft in Tuch-fabriken anzubieten. Die Konkurrenz um immer geringere Löhne mündet in einen Aufstand, der blutig niedergeschla-gen wird. An der Stelle tritt das Gespenst Karl Marx wieder in Erscheinung, das erklärt, wie es als junger Student der Philosophie einst Zeuge dieses traurigen Spiels zwischen Soldaten und Arbeitern wurde. Davon ausgehend beschreibt das Gespenst die Funktionsweise und Krisenhaftigkeit des Kapitalismus und versucht den Leser zu überzeugen, an der Überwindung dieser Verhältnisse mitzuwirken.

Karl Marx und der Fluch des Geldes

Das Gespenst des Karl Marx

Autor: Ronan de Calan; Illustra-tionen: Donatien Mary; aus dem Französischen: Heinz Jatho; Dia-phanes Verlag Zürich, gebundene Ausgabe 14,95 Euro, 64 Seiten, ISBN 978-03734-432-4

„Das Gespenst des Karl Marx“ ist ein in Wort und Bild außer-gewöhnliches Buch, mit dem der Versuch unternommen wurde, komplizierte Theorie zu vereinfachen ohne sie zu simplifizieren. Dafür greifen Autor und Illus-trator zu stereotypen Person i f iz ierungen („Das Kapital“ sitzt am Tisch und trinkt Kaffee) und metaphernreichen Illustrationen. Das Buch eignet sich in erster Li-nie für Erwachsene, die Hilfestellung suchen, wie sie Kindern und Jugendlichen genannte Inhalte näher bringen können oder interes-sierte Jugendliche ab ungefähr 14 Jahren.


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