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30 Montag,12.März 2007 KREIS UND … · „Elfchen“ – streng reglementierte Ge-dichte – zum...

Date post: 18-Sep-2018
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KREIS UND NACHBARSCHAFT 30 Montag, 12. März 2007 Schwäbisches T agblatt Eine Wiege und weiße Kerzen stan- den vor der Turnhalle, ein dunkler, nur mit Sternen ausgeleuchteter Gang führte hinein in den Ausstellungs- raum und damit in den großen Zyklus des Lebens und des Sterbens. „Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann. Dann stärkt sich indessen leise das Schöne und be- rührt wieder unsere Seele“, schrieb Hugo von Hofmannsthal. Für die 23 Schüler/innen, die über das Thema auch ihre Projektprüfung ablegten, wurde das Zitat zum Leitgedanken. Fächerübergreifendes Arbeiten In Deutsch lasen sie Goethes „To- tentanz“ und Elisabeth Zöllers Ju- gendbuch „Nana oder der Sinn des Lebens“, in Biologie befassten sie sich mit Aids, in Mathematik nahmen sie Alterspyramiden durch, in Hauswirt- schaft erfuhren sie etwas über Schwangerschaft und Geburt, in Kunst diente Picasso als Vorbild. So entstanden Selbstporträts, bei denen die Jugendlichen mit Collagetechni- ken experimentierten oder sich mas- kenhafte Züge gaben. Die 14-Jährige Katia Figueiredo hat ihre Füße dazu gemalt, denn sie tanzt gerne. „Wir ha- ben gelernt, dass es immer einen An- fang und ein Ende gibt und dass man das Leben verantwortungsbewusst genießen sollte“, sagte sie bei der Be- grüßung der gut 150 Eltern, Lehrer und Unterstützer. Nur sie bekamen die aufwändig gestaltete Ausstellung zu sehen. Denn bereits am gleichen Abend mussten die Schüler sie wieder abbauen, damit die Turnhalle für den Sportunterricht und andere Veran- staltungen genutzt werden kann. Taufkleider aus 100 Jahren und In- formationen zu Geburtsriten oder Aberglauben hatten die Jugendlichen zusammengetragen, hatten Schaubil- der erstellt und ihre Projektordner und -tagebücher ausgelegt. En minia- ture hatten sie die verschiedenen Be- stattungsarten nachgebaut: Einen Friedhof, eine Rakete für Mondbestat- tungen, einen Heißluftballon, einen Scheiterhaufen. Sogar einen echten Sarg hatten sie organisiert. Auf einer Tafel hatte eine Projektgruppe die Jenseitsvorstellungen der fünf Weltre- ligionen einander gegenübergestellt und dabei gemerkt, dass sich diese zumindest im Judentum, Christen- tum und Islam kaum unterscheiden. „Wenn die Leute das wüssten, müss- ten sie sich nicht bekriegen, sondern könnten tolerant und friedlich mitei- nander umgehen“, mahnte ein junger Mann bei der Präsentation. Beson- ders gut gelang die Kombination aus Information und Persönlichem: Abs- trakte Aquarelle übersetzten Geburt und Tod in helle und dunkle Farben, „Elfchen“ – streng reglementierte Ge- dichte – zum Thema boten Lustiges wie Tiefsinniges. Geisterhafter Totentanz Gespenstisch muteten die in einer langen Darstellungstradition veran- kerten Totentanzbilder an: Mitten in das blühende Leben hinein gesellt sich der Tod, der als grinsendes Ske- lett einen Mann umarmt, eine Blume verwelken lässt oder sich vor ein Herz, das Sinnbild der Liebe, postiert. Er- heiternd dagegen die selbst verfassten Todesanzeigen – auf die Fasnet, eine zerbrochene Tasse oder auf eine er- kaltete Liebe. Kein Erwachsener trat bei der Prä- sentation der sieben Projektbereiche ans Mikrofon, nicht einmal die Pro- jekt-Initiatorin und Klassenlehrerin Eva-Maria Schermaul. Stattdessen er- fuhren die Gäste von den Jugendli- chen, wie im Mittelalter eine Geburt ablief, welche Privilegien Hebammen genossen und welchen Gefahren sie als vermeintliche Hexen ausgesetzt waren. Die jungen Menschen erzähl- ten, dass bis zum fünften Jahrhundert Erwachsene getauft wurden, dass heute Aids an Stelle der Pest zur ge- fährlichsten Epidemie geworden ist oder dass die Beginen, die sich in der Grauzone zwischen Laiengemein- schaft und Orden bewegen, im späten Mittelalter so etwas wie Sozialarbeite- rinnen avant la lettre waren. Inter- views, etwa mit einem Gesund- heitsexperten, ein Besuch auf dem Tübinger Bergfriedhof und bei ei- nem Bestattungsunternehmen oder ein Ausflug ins Sepulkralmuseum in Kassel hatten wichtige Impulse und Informationen geliefert. Finanziert wurde das Projekt mit dem Geld, das die Schüler/innen in Klasse 8 mit einer selbst gegründe- ten Firma erarbeitet haben. Die in Stuttgart ansässige Stiftung für Bil- dung und Behindertenförderung bezahlte einen Theaterpädagogen, und das Kreisjugendamt steuerte noch einmal 800 Euro bei. „Ich würde das Projekt sofort noch ein- mal machen“, sagte die stellvertre- tende Klassensprecherin Marietta Brenner. Paradoxerweise hat sie jetzt weniger Angst vor dem Tod. „Vorher war vieles unklar.“ Ihr Mit- schüler Christian Schwarz, der am Anfang sehr skeptisch war, ist au- ßerdem froh, dass er das Vortragen üben konnte – früher habe er das nicht gekonnt. „Für Jugendliche ist es nicht immer einfach, über den Tod zu sprechen“, sagt Schermaul. Das Thema beschäf- tige die jungen Menschen sehr wohl, trotzdem gebe es für sie „im Prinzip keine Literatur“ darüber. Umso mehr freut sie, dass Jungen wie Mädchen sich „total auf das Thema eingelassen haben“. Besonders viel Applaus bekamen die Schüler/innen für ihre effektvoll inszenierten Elfchen. Etwa dieses: „Schwanger / Hoffnungsvolle Zeit / Wünsche, Hoffnungen, Träume / Fra- gen, Unruhen, Ängste, Panik / Glück.“ Alle trugen den Abend über Schwarz.. Doch im Tanz, den die Neuntklässler am Schluss aufführten, bezogen sie mit ihren Bewegungen Stellung zu: „Life Is Life“. Bewusster leben ALTINGEN (gs). „Anfang und Ende / Leben und Sterben / Ge- burt und Tod“ hieß das Projektthema, das die Neuntklässler der Altinger Hauptschule ein halbes Jahr lang beschäftigte: Am Freitag präsentierten sie ihre fächerübergreifende Ar- beit bei einer Ausstellung in der Turnhalle, die allerdings nur die geladenen Gäste sehen konnten. Altinger Neuntklässler zeigten Ausstellung über Geburt und Tod Das Thema Tod als Herausforderung für Altinger Schüler/innen, hier Christian Maier mit seinem Ausstellungsbeitrag. Bild: Groebe Am Samstag beteiligten sich fast 50 Helfer an der Markungsputze- te in P o l t r i n g e n, darunter 15 Grundschüler. Es gab kuriose Funde: Eine Matratze, ein Fahr- rad, oder ein Motorradhelm samt dazu gehörender Jacke. „Die Leu- te schmeißen das weg, weil sie faul sind“, so Moritz Maisch (10). Ihm und seinen Mitschülern machte die Säuberungsaktion Spaß und sie fanden die Putzete nützlich: „Da wachsen doch die Pflanzen besser“, fand Sarina Weiß, auch 10 Jahre alt. Ortsvor- steher Reinhold Hess und seine sechs Teams sammelten einige Traktor-Ladungen ein. Vor allem die Ausfallstraßen waren von Müll übersät: Extrem, so Hess, war es entlang der Straße nach Oberndorf. Vom Engagement be- geistert, überlegte Hess beim Mittag essen, die Markungsput- zete nächstes Mal im Rahmen ei- nes ganzen Umwelt-Infotag zu veranstalten. mac / Bild: Faden Was die Leute alles wegschmeißen ... FLOHMARKT: In der Festhalle Dettenhausen findet am Samstag, 17. März, von 14 bis 17 Uhr wieder ein Flohmarkt mit Kinderkleidung (bis Größe 188), Spielzeug, Baby- zubehör und Umstandsmode statt. Wer mitmachen will, kann sich an- melden unter Telefon (0 71 57) 618 75, 628 18 oder 650 73. Annah- mezeit für den Flohmarkt ist Frei- tag, 16. März, 14.30 bis 16.30 Uhr. NOTIZBLOCK Am 10. März 1959 wurde in Lhasa, der Hauptstadt Tibets, ein Volksauf- stand der Tibeter von Chinesen, die Tibet noch immer besetzen, zer- schlagen. Dabei kamen mindestens 87 000 Tibeter ums Leben. Kurz da- rauf floh der Dalai Lama, das geistli- che Oberhaupt der Tibeter, ins indi- sche Exil. Nachdem am Vormittag Kirchen- tellinsfurts Bürgermeister Bernhard Knauss auf dem Rathausplatz die ti- betische Flagge gehisst hatte, gab es am Freitagabend in der Aula der Kirchfeldschule ein Kulturfest mit ti- betischen Liedern und Tänzen, But- tertee, tibetischen Kekse und einem Film über Tibet. „Tibet wird zum Museum. Die ganze Kultur wird von China überrollt. Man kann aber des- wegen den Chinesen keinen Vorwurf machen – viele sind in Tibet geboren und es ist genauso ihre Heimat“, er- klärt Jutta Dudenhöfer von der Tibet- initiative Neckar-Alb. Die Mitglieder der Initiative setzen sich dafür ein, dass Tibet sein Selbst- bestimmungsrecht wieder zurück be- kommt und dass (politische) Gefan- gennahmen, Folter und Ermordun- gen ein Ende haben in dem Land, das „das Dach der Welt“ genannt wird. „Die Tibeter sind mittlerweile eine Minderheit im eigenen Land“, sagte Dudenhöfer über die Situation in dem Land, die sich im vergangenen Jahr noch mehr zugespitzt hätte. Unter den Gästen beim Kulturfest war auch Mingjur Páldón. Die 29-Jährige wurde in Tibet geboren und lebt nun seit fünf Jahren in Deutschland. Sie musste aus ihrem Heimatland fliehen, weil sie länger als die erlaubten 15 Minuten für die Freiheit ihres Landes demonstrierte und Flugblätter verteilte. Darauf folgt in der autonomen Region Tibet min- destens eine lange Gefängnisstrafe, wenn nicht sogar die Todesstrafe. Die junge Frau kam mittellos nach Tübingen, ohne ein Wort Deutsch sprechen oder lesen zu können. Sie kannte niemanden und war ganz al- lein. Mingjur Páldón schaffte aber fast Unglaubliches: Sie machte in- nerhalb von drei Jahren ihren Haupt- schulabschluss und fing nach einem freien sozialen Jahr eine Berufsaus- bildung als Altenpflegerin in Reutlin- gen an. Momentan ist sie noch mit- ten in der Ausbildung und lebt nun bei einer Familie in Kirchentellins- furt. Die zierliche Tibeterin spricht sehr gut Deutsch und mag ihren Be- ruf gerne. Aber schon allein die Ge- nehmigung ihrer Fahrten nach Reut- lingen erforderten einige Behörden- gänge. Sie hat keine Papiere und durfte sich deswegen lange Zeit nur im Kreis Tübingen aufhalten. Ihr An- trag auf ein Bleiberecht in Deutsch- land wurde bereits zweimal abge- lehnt. Mingjur Páldón wird in Deutsch- land nur während ihrer Ausbildungs- zeit geduldet. „Ich weiß nicht, was in zwei Jahren sein wird. Ich habe große Angst davor und ich kann nichts tun, außer zu warten.“ Es gefällt ihr hier sehr gut, aber sie würde irgendwann gerne wieder in ihrer Heimat leben. Mit ihrer Familie oder Freunden aus Tibet kann sie nicht direkt kommu- nizieren; Post kann sie nur über den Umweg Nepal versenden und emp- fangen. Ihre Zukunft ist ungewiss, und daran wird sich in der nächsten Zeit auch nichts ändern. Nicht nur Mingjur Páldón ging der Film sehr nahe, den die Tibetinitiati- ve bei dem Fest zeigte: Einerseits sa- hen die Zuschauer die faszinierende, scheinbar unberührte Landschaft des Himalaya, andererseits die Bilder und Namen vieler politischer Gefan- gener, darunter auch Kinder und Mönche. Ende März wird auf Initiative des Förderkreises Patenschulen eine Gruppe von Schülern, Eltern und Lehrern der Kirchfeldschule nach Nepal reisen und eine Schule besu- chen, die dort für Tibetflüchtlinge gegründet wurde. Barbara Krahl, Vorsitzende des Förderkreises, freut sich sehr auf die Reise. Sie erzählte, dass die Schule in einem Vorort von Kathmandu ist, in dem ganz beson- ders viele Menschen aus Tibet woh- nen, die vor dem Unrecht in ihrem Heimatland flüchten mussten. INFO Ausführliche Informationen zum Thema gibt es unter www.tibet-ini- tiative.de und www.tid-neckar-alb.de Ein Kulturfest mit tibetischen Flüchtlingen erinnerte an die politische Unterdrückung in dem von China besetzten Land Flagge zeigen für die Freiheit auf dem Dach der Welt KIRCHENTELLINSFURT (maw). „Flagge zeigen für Tibet“: Unter diesem Motto erinner- ten die Tibetinitiative Region Neckar-Alb und der Förder- kreis Patenschulen am Frei- tag in Kirchentellinsfurt an den Volksaufstand der Tibe- ter im Jahr 1959. Ein Stück Heimat im Exil: Junge Tibeterinnen beim tibetischen Kulturabend in Kirchentellinsfurt. Bild: Faden ENTRINGEN. Auf sieben Fahrrä- der am Entringer Bahnhof hatten es bisher Unbekannte am Entrin- ger Bahnhof abgesehen. Sie be- schädigten nach Auskunft der Poli- zei zwischen Montag, 5. März, und Donnerstag, 8. März, 7.30 Uhr, die Velos, die am Entringer Bahnhof abgestellt waren. Die Polizei konn- te bisher nur einen Fahrrad-Besit- zer ermitteln und keine exakte An- gabe über die Schadenshöhe ma- chen. Sie bittet daher um Meldung und Hinweise an das Polizeirevier Rottenburg unter (0 74 72) 980 10. Räder am Bahnhof demoliert ALTINGEN. Glück im Unglück hatten Bewohner am vergangenen Samstag in der Mühlstraße in Al- tingen: Sie hatten vergessen, ihren Küchenherd auszuschalten und ließen ihre Speisen auf dem Herd zurück. Als am Samstag um 18.30 Uhr der Feuerwehr der Brand ge- meldet wurde, hatte der überhitzte Herd aber noch kein Feuer im Haus ausgelöst. Nur die Speisen waren verkohlt, Menschen kamen nicht zu Schaden. Essen auf dem Herd vergessen REUSTEN. Eine 50 Meter lange Ölspur war die Folge eines Unfalls auf der Autobahn A 81 an der Ge- markung von Reusten. Ein 67-jäh- riger Ehninger fuhr am Freitag- nachmittag um 16.25 Uhr mit sei- nem Mercedes-Benz samt Anhän- ger auf der A 81 Richtung Stuttgart. Plötzlich löste sich aus unbekann- ten Gründen eine Halterung auf seinem Anhänger und fiel auf die Fahrbahn. Eine 26-jährige Frau aus Villingen-Schwenningen, die di- rekt hinter dem Ehninger fuhr, konnte mit ihrem VW nicht mehr ausweichen. Sie fuhr über die Hal- terung, die dabei ein Loch in die Ölwanne riss. Ihr Auto stellte sie auf dem Standstreifen ab. Durch das austretende Öl entstand eine 50 Meter lange Ölspur auf dem lin- ken Fahrstreifen, den die Auto- bahnmeisterei Herrenberg absi- cherte und später abstreute. Am VW entstand Sachschaden in Höhe von 2 000 Euro. Lange Ölspur nach Unfall bei Reusten
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KREIS UND NACHBARSCHAFT30 Montag, 12. März 2007 Schwäbisches Tagblatt

Eine Wiege und weiße Kerzen stan-den vor der Turnhalle, ein dunkler,nur mit Sternen ausgeleuchteter Gangführte hinein in den Ausstellungs-raum und damit in den großen Zyklusdes Lebens und des Sterbens. „Es gibtviel Trauriges auf der Welt und vielSchönes. Manchmal scheint dasTraurige mehr Gewalt zu haben, alsman ertragen kann. Dann stärkt sichindessen leise das Schöne und be-rührt wieder unsere Seele“, schriebHugo von Hofmannsthal. Für die 23Schüler/innen, die über das Themaauch ihre Projektprüfung ablegten,wurde das Zitat zum Leitgedanken.

Fächerübergreifendes Arbeiten

In Deutsch lasen sie Goethes „To-tentanz“ und Elisabeth Zöllers Ju-gendbuch „Nana oder der Sinn desLebens“, in Biologie befassten sie sichmit Aids, in Mathematik nahmen sieAlterspyramiden durch, in Hauswirt-schaft erfuhren sie etwas überSchwangerschaft und Geburt, inKunst diente Picasso als Vorbild. Soentstanden Selbstporträts, bei denendie Jugendlichen mit Collagetechni-ken experimentierten oder sich mas-kenhafte Züge gaben. Die 14-JährigeKatia Figueiredo hat ihre Füße dazugemalt, denn sie tanzt gerne. „Wir ha-

ben gelernt, dass es immer einen An-fang und ein Ende gibt und dass mandas Leben verantwortungsbewusstgenießen sollte“, sagte sie bei der Be-grüßung der gut 150 Eltern, Lehrerund Unterstützer. Nur sie bekamendie aufwändig gestaltete Ausstellungzu sehen. Denn bereits am gleichenAbend mussten die Schüler sie wiederabbauen, damit die Turnhalle für denSportunterricht und andere Veran-staltungen genutzt werden kann.

Taufkleider aus 100 Jahren und In-formationen zu Geburtsriten oderAberglauben hatten die Jugendlichenzusammengetragen, hatten Schaubil-der erstellt und ihre Projektordnerund -tagebücher ausgelegt. En minia-ture hatten sie die verschiedenen Be-stattungsarten nachgebaut: EinenFriedhof, eine Rakete für Mondbestat-tungen, einen Heißluftballon, einenScheiterhaufen. Sogar einen echtenSarg hatten sie organisiert. Auf einerTafel hatte eine Projektgruppe dieJenseitsvorstellungen der fünf Weltre-ligionen einander gegenübergestelltund dabei gemerkt, dass sich diesezumindest im Judentum, Christen-tum und Islam kaum unterscheiden.„Wenn die Leute das wüssten, müss-ten sie sich nicht bekriegen, sondernkönnten tolerant und friedlich mitei-nander umgehen“, mahnte ein junger

Mann bei der Präsentation. Beson-ders gut gelang die Kombination ausInformation und Persönlichem: Abs-trakte Aquarelle übersetzten Geburtund Tod in helle und dunkle Farben,„Elfchen“ – streng reglementierte Ge-dichte – zum Thema boten Lustigeswie Tiefsinniges.

Geisterhafter Totentanz

Gespenstisch muteten die in einerlangen Darstellungstradition veran-kerten Totentanzbilder an: Mitten indas blühende Leben hinein geselltsich der Tod, der als grinsendes Ske-lett einen Mann umarmt, eine Blumeverwelken lässt oder sich vor ein Herz,das Sinnbild der Liebe, postiert. Er-heiternd dagegen die selbst verfasstenTodesanzeigen – auf die Fasnet, einezerbrochene Tasse oder auf eine er-kaltete Liebe.

Kein Erwachsener trat bei der Prä-sentation der sieben Projektbereicheans Mikrofon, nicht einmal die Pro-jekt-Initiatorin und KlassenlehrerinEva-Maria Schermaul. Stattdessen er-fuhren die Gäste von den Jugendli-chen, wie im Mittelalter eine Geburtablief, welche Privilegien Hebammengenossen und welchen Gefahren sieals vermeintliche Hexen ausgesetztwaren. Die jungen Menschen erzähl-ten, dass bis zum fünften JahrhundertErwachsene getauft wurden, dassheute Aids an Stelle der Pest zur ge-fährlichsten Epidemie geworden istoder dass die Beginen, die sich in derGrauzone zwischen Laiengemein-schaft und Orden bewegen, im spätenMittelalter so etwas wie Sozialarbeite-

rinnen avant la lettre waren. Inter-views, etwa mit einem Gesund-heitsexperten, ein Besuch auf demTübinger Bergfriedhof und bei ei-nem Bestattungsunternehmen oderein Ausflug ins Sepulkralmuseum inKassel hatten wichtige Impulse undInformationen geliefert.

Finanziert wurde das Projekt mitdem Geld, das die Schüler/innen inKlasse 8 mit einer selbst gegründe-ten Firma erarbeitet haben. Die inStuttgart ansässige Stiftung für Bil-dung und Behindertenförderungbezahlte einen Theaterpädagogen,und das Kreisjugendamt steuerte

noch einmal 800 Euro bei. „Ichwürde das Projekt sofort noch ein-mal machen“, sagte die stellvertre-tende Klassensprecherin MariettaBrenner. Paradoxerweise hat siejetzt weniger Angst vor dem Tod.„Vorher war vieles unklar.“ Ihr Mit-schüler Christian Schwarz, der amAnfang sehr skeptisch war, ist au-ßerdem froh, dass er das Vortragenüben konnte – früher habe er dasnicht gekonnt.

„Für Jugendliche ist es nicht immereinfach, über den Tod zu sprechen“,sagt Schermaul. Das Thema beschäf-tige die jungen Menschen sehr wohl,

trotzdem gebe es für sie „im Prinzipkeine Literatur“ darüber. Umso mehrfreut sie, dass Jungen wie Mädchensich „total auf das Thema eingelassenhaben“.

Besonders viel Applaus bekamendie Schüler/innen für ihre effektvollinszenierten Elfchen. Etwa dieses:„Schwanger / Hoffnungsvolle Zeit /Wünsche, Hoffnungen, Träume / Fra-gen, Unruhen, Ängste, Panik / Glück.“Alle trugen den Abend über Schwarz..Doch im Tanz, den die Neuntklässleram Schluss aufführten, bezogen siemit ihren Bewegungen Stellung zu:„Life Is Life“.

Bewusster lebenALTINGEN (gs). „Anfang und Ende / Leben und Sterben / Ge-burt und Tod“ hieß das Projektthema, das die Neuntklässlerder Altinger Hauptschule ein halbes Jahr lang beschäftigte:Am Freitag präsentierten sie ihre fächerübergreifende Ar-beit bei einer Ausstellung in der Turnhalle, die allerdingsnur die geladenen Gäste sehen konnten.

Altinger Neuntklässler zeigten Ausstellung über Geburt und Tod

Das Thema Tod als Herausforderung für Altinger Schüler/innen, hier Christian Maier mit seinem Ausstellungsbeitrag. Bild: Groebe

Am Samstag beteiligten sich fast50 Helfer an der Markungsputze-te in P o l t r i n g e n, darunter 15Grundschüler. Es gab kurioseFunde: Eine Matratze, ein Fahr-rad, oder ein Motorradhelm samtdazu gehörender Jacke. „Die Leu-te schmeißen das weg, weil siefaul sind“, so Moritz Maisch (10).Ihm und seinen Mitschülernmachte die SäuberungsaktionSpaß und sie fanden die Putzetenützlich: „Da wachsen doch diePflanzen besser“, fand SarinaWeiß, auch 10 Jahre alt. Ortsvor-steher Reinhold Hess und seinesechs Teams sammelten einigeTraktor-Ladungen ein. Vor allemdie Ausfallstraßen waren vonMüll übersät: Extrem, so Hess,war es entlang der Straße nachOberndorf. Vom Engagement be-geistert, überlegte Hess beimMittag essen, die Markungsput-zete nächstes Mal im Rahmen ei-nes ganzen Umwelt-Infotag zuveranstalten. mac / Bild: Faden

Was die Leute alleswegschmeißen ...

■ FLOHMARKT: In der FesthalleDettenhausen findet am Samstag,17. März, von 14 bis 17 Uhr wiederein Flohmarkt mit Kinderkleidung(bis Größe 188), Spielzeug, Baby-zubehör und Umstandsmode statt.Wer mitmachen will, kann sich an-melden unter Telefon (0 71 57)618 75, 628 18 oder 650 73. Annah-mezeit für den Flohmarkt ist Frei-tag, 16. März, 14.30 bis 16.30 Uhr.

NOTIZBLOCK

Am 10. März 1959 wurde in Lhasa,der Hauptstadt Tibets, ein Volksauf-stand der Tibeter von Chinesen, dieTibet noch immer besetzen, zer-schlagen. Dabei kamen mindestens87 000 Tibeter ums Leben. Kurz da-rauf floh der Dalai Lama, das geistli-che Oberhaupt der Tibeter, ins indi-sche Exil.

Nachdem am Vormittag Kirchen-tellinsfurts Bürgermeister BernhardKnauss auf dem Rathausplatz die ti-betische Flagge gehisst hatte, gab esam Freitagabend in der Aula derKirchfeldschule ein Kulturfest mit ti-betischen Liedern und Tänzen, But-tertee, tibetischen Kekse und einemFilm über Tibet. „Tibet wird zumMuseum. Die ganze Kultur wird vonChina überrollt. Man kann aber des-wegen den Chinesen keinen Vorwurfmachen – viele sind in Tibet geborenund es ist genauso ihre Heimat“, er-klärt Jutta Dudenhöfer von der Tibet-initiative Neckar-Alb.

Die Mitglieder der Initiative setzensich dafür ein, dass Tibet sein Selbst-bestimmungsrecht wieder zurück be-kommt und dass (politische) Gefan-gennahmen, Folter und Ermordun-gen ein Ende haben in dem Land, das„das Dach der Welt“ genannt wird.„Die Tibeter sind mittlerweile eine

Minderheit im eigenen Land“, sagteDudenhöfer über die Situation in demLand, die sich im vergangenen Jahrnoch mehr zugespitzt hätte.

Unter den Gästen beim Kulturfestwar auch Mingjur Páldón. Die29-Jährige wurde in Tibet geborenund lebt nun seit fünf Jahren inDeutschland. Sie musste aus ihremHeimatland fliehen, weil sie längerals die erlaubten 15 Minuten für dieFreiheit ihres Landes demonstrierte

und Flugblätter verteilte. Darauf folgtin der autonomen Region Tibet min-destens eine lange Gefängnisstrafe,wenn nicht sogar die Todesstrafe.

Die junge Frau kam mittellos nachTübingen, ohne ein Wort Deutschsprechen oder lesen zu können. Siekannte niemanden und war ganz al-lein. Mingjur Páldón schaffte aberfast Unglaubliches: Sie machte in-nerhalb von drei Jahren ihren Haupt-schulabschluss und fing nach einem

freien sozialen Jahr eine Berufsaus-bildung als Altenpflegerin in Reutlin-gen an. Momentan ist sie noch mit-ten in der Ausbildung und lebt nunbei einer Familie in Kirchentellins-furt. Die zierliche Tibeterin sprichtsehr gut Deutsch und mag ihren Be-ruf gerne. Aber schon allein die Ge-nehmigung ihrer Fahrten nach Reut-lingen erforderten einige Behörden-gänge. Sie hat keine Papiere unddurfte sich deswegen lange Zeit nur

im Kreis Tübingen aufhalten. Ihr An-trag auf ein Bleiberecht in Deutsch-land wurde bereits zweimal abge-lehnt.

Mingjur Páldón wird in Deutsch-land nur während ihrer Ausbildungs-zeit geduldet. „Ich weiß nicht, was inzwei Jahren sein wird. Ich habe großeAngst davor und ich kann nichts tun,außer zu warten.“ Es gefällt ihr hiersehr gut, aber sie würde irgendwanngerne wieder in ihrer Heimat leben.Mit ihrer Familie oder Freunden ausTibet kann sie nicht direkt kommu-nizieren; Post kann sie nur über denUmweg Nepal versenden und emp-fangen. Ihre Zukunft ist ungewiss,und daran wird sich in der nächstenZeit auch nichts ändern.

Nicht nur Mingjur Páldón ging derFilm sehr nahe, den die Tibetinitiati-ve bei dem Fest zeigte: Einerseits sa-hen die Zuschauer die faszinierende,scheinbar unberührte Landschaftdes Himalaya, andererseits die Bilderund Namen vieler politischer Gefan-gener, darunter auch Kinder undMönche.

Ende März wird auf Initiative desFörderkreises Patenschulen eineGruppe von Schülern, Eltern undLehrern der Kirchfeldschule nachNepal reisen und eine Schule besu-chen, die dort für Tibetflüchtlingegegründet wurde. Barbara Krahl,Vorsitzende des Förderkreises, freutsich sehr auf die Reise. Sie erzählte,dass die Schule in einem Vorort vonKathmandu ist, in dem ganz beson-ders viele Menschen aus Tibet woh-nen, die vor dem Unrecht in ihremHeimatland flüchten mussten.

INFO Ausführliche Informationenzum Thema gibt es unter www.tibet-ini-tiative.de und www.tid-neckar-alb.de

Ein Kulturfest mit tibetischen Flüchtlingen erinnerte an die politische Unterdrückung in dem von China besetzten LandFlagge zeigen für die Freiheit auf dem Dach der Welt

KIRCHENTELLINSFURT (maw).„Flagge zeigen für Tibet“:Unter diesem Motto erinner-ten die Tibetinitiative RegionNeckar-Alb und der Förder-kreis Patenschulen am Frei-tag in Kirchentellinsfurt anden Volksaufstand der Tibe-ter im Jahr 1959.

Ein Stück Heimat im Exil: Junge Tibeterinnen beim tibetischen Kulturabend in Kirchentellinsfurt. Bild: FadenENTRINGEN. Auf sieben Fahrrä-

der am Entringer Bahnhof hattenes bisher Unbekannte am Entrin-ger Bahnhof abgesehen. Sie be-schädigten nach Auskunft der Poli-zei zwischen Montag, 5. März, undDonnerstag, 8. März, 7.30 Uhr, dieVelos, die am Entringer Bahnhofabgestellt waren. Die Polizei konn-te bisher nur einen Fahrrad-Besit-zer ermitteln und keine exakte An-gabe über die Schadenshöhe ma-chen. Sie bittet daher um Meldungund Hinweise an das PolizeirevierRottenburg unter (0 74 72) 980 10.

Räder am Bahnhofdemoliert

ALTINGEN. Glück im Unglückhatten Bewohner am vergangenenSamstag in der Mühlstraße in Al-tingen: Sie hatten vergessen, ihrenKüchenherd auszuschalten undließen ihre Speisen auf dem Herdzurück. Als am Samstag um 18.30Uhr der Feuerwehr der Brand ge-meldet wurde, hatte der überhitzteHerd aber noch kein Feuer imHaus ausgelöst. Nur die Speisenwaren verkohlt, Menschen kamennicht zu Schaden.

Essen auf demHerd vergessen

REUSTEN. Eine 50 Meter langeÖlspur war die Folge eines Unfallsauf der Autobahn A 81 an der Ge-markung von Reusten. Ein 67-jäh-riger Ehninger fuhr am Freitag-nachmittag um 16.25 Uhr mit sei-nem Mercedes-Benz samt Anhän-ger auf der A 81 Richtung Stuttgart.Plötzlich löste sich aus unbekann-ten Gründen eine Halterung aufseinem Anhänger und fiel auf dieFahrbahn. Eine 26-jährige Frau ausVillingen-Schwenningen, die di-rekt hinter dem Ehninger fuhr,konnte mit ihrem VW nicht mehrausweichen. Sie fuhr über die Hal-terung, die dabei ein Loch in dieÖlwanne riss. Ihr Auto stellte sieauf dem Standstreifen ab. Durchdas austretende Öl entstand eine50 Meter lange Ölspur auf dem lin-ken Fahrstreifen, den die Auto-bahnmeisterei Herrenberg absi-cherte und später abstreute. AmVW entstand Sachschaden in Höhevon 2 000 Euro.

Lange Ölspur nachUnfall bei Reusten

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