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21. Tätigkeitsbericht 2012/2013...Stasi-Unterlagen um DDR-Erinnerungen, Kunst und Kultur, 2013 3...

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DER SÄCHSISCHE LANDESBEAUFTRAGTE FÜR DIE UNTERLAGEN DES STAATSSICHERHEITSDIENSTES DER EHEMALIGEN DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK 21. Tätigkeitsbericht 2012/2013 - Berichtszeitraum: 1. Juli 2012 bis 30. Juni 2013 -
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DER SÄCHSISCHE LANDESBEAUFTRAGTE FÜR DIE UNTERLAGEN DES STAATSSICHERHEITSDIENSTES

DER EHEMALIGEN DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK

21. Tätigkeitsbericht

2012/2013

- Berichtszeitraum: 1. Juli 2012 bis 30. Juni 2013 -

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Inhalt Einleitung 3

I. Die Behörde 5

1. Personal 5

2. Haushalt 6

II. Tätigkeiten der Behörde im Berichtszeitraum 7

1. Beratung 7

1.1. Beratung von Bürgern 7

1.2. Beratung von öffentlichen und nichtöffentlichen Stellen 14

2. Bewertung von Stasi-Unterlagen 14

3. Unterrichtung der Öffentlichkeit und politische Bildung 15

3.1. Vorträge und Projekte in Schulen 15

- Bildungsangebote mit Gedenkstätten und Bildungsträgern

- Unterstützung externer Projekte

- Zeitzeugengespräche

- Kooperationen mit externen Projektpartnern

3.2. Lehrerfortbildungen 23

3.3. Anfragen aus dem Bereich Forschung und Wissenschaft 24

3.4. Fortbildungsveranstaltungen für Rechtsreferendare 25

3.5. Podiumsdiskussionen, Vorträge, Buchvorstellungen, Ausstellungseröffnungen 25

3.6. Tagungen 31

3.7. Ausstellungen 31

3.8. Veröffentlichungen 32

3.9. Grenzüberschreitende Projekte 34 4. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 34

5. Dokumentation 35

6. Koordinierung und Zusammenarbeit 35

- Landtag, Staatsregierung, Landesbehörden und Kommunen

- Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BStU)

- Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen und Landesbeauftragte für die

Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LStU, LAkD)

- Verfolgtenverbände und Aufarbeitungsinitiativen

- Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur - Gedenkstätten

7. Mitgliedschaften 39

III. Anhang 40

Roman Grafe: „Schöne Grüße aus der DDR“ Lutz Rathenow: „Nerv uns nicht, denk an den 17. Juni!“ Entschlüsselung eines deutschen und europäischen Datums, in: Die Politische Meinung, Nr. 520

Sophie Koch: Der 17. Juni und Du - Ideen für eine zukunftsorientierte Erinnerungskultur

Lutz Rathenow: Nachruf auf Walter Schilling

Das Vergangene verständlich machen: Lutz Rathenow gibt Auskünfte zu Einsichten,

Erfahrungen und Ansichten, Notausgang, Ausgabe 2 – 2013

Der Geschichte einen Raum geben: Lutz Rathenow kümmert sich als Beauftragter für

Stasi-Unterlagen um DDR-Erinnerungen, Kunst und Kultur, 2013

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Einleitung Der hier vorliegende 21. Tätigkeitsbericht umfasst den Zeitraum vom 1. Juli 2012 bis zum 30. Juni 2013. Inhaltlich wurde die Arbeit in diesem Zeitraum neben der Debatte um die langfris-tige Perspektive des Umganges mit Akten der Staatssicherheit und den daraus resultieren-den Folgen für alle anderen Aufgaben und Arbeitsbereiche des Landesbeauftragten, stark von der Bürgerberatung und ihrer Vor- und Nachbereitung geprägt. Die Bürgerberatung gehört zur Kernaufgabe der Behörde, die sie gerade darin von anderen Institutionen der DDR-Aufarbeitung unterscheidet. Neben der Anlaufstelle in Dresden, bot der Landesbeauftragte mit Sprechtagen in der Region auch im Jahr 2012 / 2013 jenen Men-schen, die nicht zu Terminen nach Dresden kommen können, die Möglichkeit, sich zu Fra-gen der Akteneinsicht und Rehabilitierung zu informieren. Im Aufgabenspektrum der Behör-de nimmt die Beratung hinsichtlich der Intensität und Komplexität der Fragen eine zuneh-mend wichtigere Rolle ein. Zum Teil ist dies der Fall, weil es für viele, der in der DDR erleb-ten Benachteiligungen, keine adäquaten Formen der Wiedergutmachung oder Entschädi-gung gibt. Die Beratung durch den Landesbeauftragten hat bei solchen Fällen häufig die Funktion eines psychologischen Beistandes, manchmal vermittelt sie auch Impulse für Bio-grafie erhellende Rechercheansätze, die ein zunehmendes Bedürfnis der Betroffenen dar-stellen und zu mehr persönlicher Zufriedenheit führen können. In diesem Zusammenhang sei auch die Einrichtung des Fonds »Heimerziehung in der DDR in den Jahren 1949 bis 1990« im Vorjahr erwähnt, der für viele eine erste Möglichkeit des Sprechens und der Kompensati-on von erlittenem Unrecht darstellte. Der Landesbeauftragte und faktisch alle Mitarbeiterin-nen befassten sich in unter-schiedlicher Intensität im persönlichen Gespräch in der Behörde, per Telefon oder in schriftlichem Kontakt mit Rat suchenden Bürgern mit dem Thema Bera-tung. Dabei ist festzustellen, dass der Umgang mit dem erlebten DDR-Unrecht komplizierter wird, häufig auch, weil sich persönliche Erfahrungen aus der Zeit nach der Deutschen Einheit und die in dieser Zeit häufig erlebte Nichtanerkennung des Unrechtes durch Bundesbehör-den über die ursprüngliche Verfolgung in der DDR legen. Die Bildungsarbeit wurde – im Rahmen der personellen Kapazitäten – weiter geführt und inhaltlich und methodisch weiterentwickelt. Vor allem durch die Einbeziehung von Projekt-partnern – wie den Theatermachern Rimini-Protokoll aus Berlin oder der Theatergruppe „Al-les auf Hoffnung“ – war ein innovatives, überregionales und vielseitiges Bildungsangebot zu gewährleisten. Gerade die Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden zeigte eine Zusatzresonanz für unser Thema, wenn der klar erkennbare Bereich DDR-Aufarbeitung ver-lassen wird und Synergien aus dem kulturellen Umfeld auch politisch als Interessenanreger genutzt werden können. Sehr erfolgreich war die Überblicksausstellung „Die DDR – Zwi-schen Repression und Widerspruch“ und das Konzept, Partner für die Herstellung der Aus-stellung in mehrfacher Stückzahl zu gewinnen. Bei solchen Großprojekten geht es dem Lan-desbeauftragten auch um Nachhaltigkeit und eine breite Wirkung. Im Bereich der Unterrichtung der Öffentlichkeit wurde am Bewährten festgehalten und zu-gleich neue Wege beschritten. Um mit den wenigen vorhandenen Mitarbeitern so viel Wir-kung als nur möglich im Sinne des Landesbeauftragtengesetzes zu erzielen, entwickelte sich der Landesbeauftragte zunehmend zu einer Schaltstelle zwischen Vereinen, Gedenkstätten und anderen Aufarbeitungsinitiativen, der Projekte vernetzt und fördert. So wurden verschie-

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dene Projekte - sowohl im Rahmen der Erforschung als auch im Bereich der Vermittlung - angestoßen und finanziell unterstützt. Dies betrifft auch verschiedene Publikationsvorhaben, die häufig erst durch die inhaltliche und finanzielle Unterstützung des Landesbeauftragten umgesetzt werden konnten. Die behördeneigene Schriftenreihe wurde in der Evangelischen Verlagsanstalt fortgesetzt. Die Zusammenarbeit mit Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen spielte auch im zurückliegenden Berichtszeitraum eine wichtige Rolle. Bei den regelmäßigen Treffen der Verbände in der Behörde, aber auch bei den vielen Arbeitskontakten zwischendurch ging es immer wieder um das Herstellen einer Aufarbeitungsbalance zwischen den verschiedenen Opfergruppen. Sehr hilfreich war dabei die erst seit 2011 mögliche finanzielle Förderung der Verfolgtenverbände durch das SMJus, deren praktische Umsetzung bei den stattfindenden Arbeitstreffen auch mit Mitarbeitern des SMJus intensiv diskutiert werden konnte. Einzelne Beispiele werden im folgenden Bericht ausführlicher vorgestellt, um die einzelnen Aufgabenbereiche und die an die Behörde gestellten Anforderungen deutlicher darzustellen. Der Schutz der Persönlichkeitsrechte und die einzuhaltenden Vertraulichkeitsregeln führen jedoch dazu, dass den Problemschilderungen vor allem im Bereich der Bürgerberatung klare Grenzen gesetzt sind.

Lutz Rathenow Landesbeauftragter

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I. Die Behörde 1. Personal Derzeit sind beim Sächsischen Landesbeauftragten vier Stellen vorhanden und besetzt: die Stelle des Behördenleiters, zwei Referentenstellen und die Stelle der Sekretärin (Eltern-teilzeit). Im Rahmen von Honorarverträgen waren zwei Sachverständige für die Behörde tätig. Die Historikerin Kathryn Babeck arbeitete bereits im zweiten Jahr freiberuflich im Rahmen eines Honorarvertrags an der Erarbeitung der Wanderausstellung „Die DDR – Zwischen Wi-derspruch und Repression“. Finanziell wurde die Ausstellung von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung unterstützt. Frau Babeck leistete umfangreiche Recherchen und akquirierte bislang unbekannte Dokumente und Fotos. Zudem war sie als zentrale Koordinatorin und Ansprechpartnerin für die Klärung der Rechte, die Produktion der Ausstellung, ihre Verbreitung und die ersten Eröffnungstermi-ne verantwortlich. Eine ausführliche Darstellung folgt im Kapitel „Ausstellungen“. Der Publizist Michael Wildt recherchierte für den Landesbeauftragten zu Kinderheimtypen in der DDR und zu Arbeitserziehungskommandos in den drei ehemaligen sächsischen DDR-Bezirken. Seine Erkenntnisse konnten in dem Beitrag „Problematik der politischen Indienst-nahme der DDR-Heimerziehung bei der Bekämpfung des Jugendprotestes in der DDR“ ver-öffentlicht werden. Im zurückliegenden Berichtszeitraum waren beim Landesbeauftragten zwei Bundesfreiwillige tätig. Louisa Winkler unterstützte die Behörde bis August 2012. Im September 2012 folgte dann Sophie Koch, die bis zum Juli bei uns tätig war. Unsere Bundesfreiwilligen wurden in-haltlich in verschiedene Arbeitsgebiete eingeführt, sie erhielten Einblick in alle Arbeits-bereiche der Dienststelle und nahmen an Dienstberatungen teil. Sophie Koch war in beson-derer Weise in der politischen Bildung tätig. Sie führte Projekte mit Schülern durch, begleite-te Zeitzeugengespräche und bereitete Veranstaltungen mit vor. Zudem war sie im Bereich Dokumentation tätig und unterstützte Frau Babeck bei der systematischen Erfassung der Bilder und Dokumente. Bei Bedarf half Sophie Koch im Sekretariat aus. Des Weiteren absolvierte die Studentin Susanne Kaltofen von Dezember 2012 bis Februar 2013 beim Sächsischen Landesbeauftragten ein Praktikum. Das Praktikum erfolgte im Rah-men einer Kooperation zwischen dem Landesbeauftragten und der HTWK Leipzig. Ziel war es, einem Studenten der Bibliothekswissenschaften die Möglichkeit zu geben, die bislang erlernten Fähigkeiten im Rahmen eines eigenständigen Projektes unter Beweis zu stellen. Die Aufgabenstellung war, die Präsenzbibliothek des Landesbeauftragten von Grund auf kritisch zu sichten und zu überarbeiten. Der Schwerpunkt lag auf der Bestandsaufnahme und Aktualisierung der behördeneigenen Präsenzbibliothek, die circa 2.500 Medieneinheiten um-fasst. Frau Kaltofen verschaffte sich einen Überblick, überprüfte den vorhandenen Buchbe-stand im Hinblick auf vorhandene Dubletten, veraltete Auflagen und Buchexemplare, die nicht zum Sammelschwerpunkt gehören. Diese Bücher wurden aussortiert. Darüber hinaus verschaffte sich Frau Kaltofen einen Überblick über relevante Neuerscheinungen und legte

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diese als Vorschläge für die Neuerwerbung vor. Bereits erworbene Publikationen arbeitete Frau Kaltofen in den Bestand ein. Während des Praktikums gelang es Frau Kaltofen, die Bibliothek komplett zu überarbeiten, zu aktualisieren und zu systematisieren. Diese Hilfe war insofern von großer Bedeutung für unsere Behörde, als das der für diesen Bereich zuständi-ge Referent 2006 aus dem Dienst ausgeschieden ist und für die Aufgabe kein Personal zur Verfügung steht. Für die überregionale Beratungsinitiative 2012 und 2013 zu Rehabilitierungsfragen war Utz Rachowski als externer Berater im Auftrag der Behörde in 31 verschiedenen Städten Sach-sens an 33 Beratungstagen tätig. Im Vergleich zum letzten Berichtszeitraum, in dem Utz Rachowski in 12 Städten Beratungen anbot, ist eine deutliche Steigerung des Beratungsan-gebotes in sächsischen Kleinstädten zu verzeichnen. 2. Haushalt Der Sächsische Landtag wies im Kapitel 06 06 dem Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR für den Haushalt 2012 Haushaltsmittel in Höhe von insgesamt 417,6 T€ zu. Für das Haushaltsjahr 2012 beliefen sich die planmä-ßigen Ausgaben bei den Personalausgaben auf 266,6 T€, bei den sächlichen Verwaltungs-ausgaben auf 142,9 T€, bei den Ausgaben für Zuweisungen und Zuschüsse auf 6,1 T€ und bei den sonstigen Sachinvestitionen auf 2,0 T€. Die Mittel wurden sparsam und sachgemäß verwendet. Um der knapper werdenden finanziellen Ausstattung der Behörde entgegen zu wirken, hat der Landesbeauftragte im zurückliegenden Berichtszeitraum Drittmittel bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur beantragt. Hier wurden für die Kalender-jahre 2011/2012 insgesamt 36.500 € bewilligt. Für Zuwendungen stand im Jahr 2012 ein Betrag von 6,1 T€ zur Verfügung. Diese Summe wurde vollständig ausgereicht. Im Rahmen von Zuwendungen wurden im Jahr 2012 folgende Projekte gefördert:

Durchführung eines mobilen Bildungsprojektes und von Zeitzeugengesprächen im Rahmen politisch-historischer Bildungsarbeit in Schulen, Initiativgruppe Geschlosse-ner Jugendwerkhof Torgau e.V. (800 €)

Zuschuss zu den Fotorechten für die Veröffentlichung der Publikation „Erster Leipzi-ger Herbstsalon“, Autorenkreis der Bundesrepublik e.V.( 1.800 €)

Erarbeitung einer Wanderausstellung: „Sanfte Töne, starke Worte – kritische Lie-dermacher in der DDR“, Martin-Luther-King Zentrum Werdau e.V. (1.500 €)

Zuschuss zur Herausgabe einer Anthologie mit Texten von 23 DDR-regimekritischen Autoren, Freie Literaturgesellschaft Leipzig e.V. (2.000 €)

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II. Tätigkeiten im Berichtszeitraum 1. Beratung 1.1. Beratung von Bürgern Vom 1. Juli 2012 bis zum 30. Juni 2013 wurden in der Geschäftsstelle in Dresden 87 Erstbe-ratungen zur Akteneinsicht nach Stasi-Unterlagengesetz durchgeführt. Die Zahl der Erstbe-ratungen hat zwar im Vergleich zum Vorjahr abgenommen, jedoch hat sich im Vergleich die Zahl der Ratsuchenden, die die Behörde telefonisch kontaktierten, stark zugenommen. Viele Menschen ließen sich die nötigen Informationen und Antragsformulare auf dem Postweg zusenden oder machten von den Downloadmöglichkeiten im Internet Gebrauch. Die Ratsu-chenden, die in die Behörde kamen, erhielten die Antragsformulare des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen unmittelbar. Zu Fragen im Zusammenhang mit der erfolgten Akten-einsicht und zu Fragen zur Rehabilitierung und Überprüfung wurden im gleichen Zeitraum 179 ausführliche Beratungsgespräche in der Geschäftsstelle geführt. Überregionale Beratungsinitiative Im Berichtszeitraum wurde wiederum die jährliche überregionale Beratungsinitiative in zwei Phasen eingeteilt. So wurden im Herbst Beratungen in 19 Städten und im Frühjahr Beratun-gen in 12 Städten durchgeführt. Die Beratungen im Herbst 2012 erfolgten teilweise in Zu-sammenarbeit mit dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, den Außenstellen Chemnitz und Gera. Im Rahmen der Beratungsinitiative wurden 1034 Beratungsgespräche geführt. In der Summe ergibt sich im Rahmen der Beratungsinitiativen Herbst 2012 und Frühsommer 2013 für den Berichtszeitraum eine Zahl von 1490 Beratungsgesprächen. Die angefügte Tabelle listet die Städte auf, in denen im Herbst 2012 beraten wurde.

Stadt Anzahl der Beratungen

Plauen 276 (2-tägig) mit BStU, Außenstelle Chemnitz

Hof 65 (2-tägig) mit BStU, Außenstelle Gera

Klaffenbach (Behördentag Chemnitz) 145 mit BStU, Außenstelle Chemnitz

Bautzen 11

Löbau 73

Niesky 17

Coswig 57

Königsbrück 33

Großenhain 38

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Zittau 36

Ebersbach 27

Radeberg 23

Schkeuditz 31

Bad Lausick 21

Geithain 24

Wurzen 19

Delitzsch 12

Markranstädt 23

Borna 103

Im Frühsommer 2013 wurde der erste Teil der Beratungsinitiative des Jahres 2013 durchge-führt. Insgesamt wurden dabei in 12 Städten 456 Personen beraten. Die bewährte Zusammenarbeit mit Außenstellen des BStU wurde auch in diesem Berichts-zeitraum nach Möglichkeit fortgesetzt. Dabei übernahm der Vertreter des LStU hauptsächlich die Beratung zu den Reha-Gesetzen, und Mitarbeiter des BStU bearbeiteten vorrangig Fra-gen zu den Stasi-Akten und nahmen Anträge auf Akteneinsicht entgegen. In folgenden Städ-ten wurde vom 28. Februar bis zum 26. Mai 2013 Beratungen angeboten:

Stadt Anzahl der Beratungen

Werdau 100 (mit BStU, Außenstelle Chemnitz)

Radeburg 27

Bad Schandau 17

Neustadt/ Sachs. 37 (mit BStU, Außenstelle Dresden)

Kamenz 14 (mit BStU, Außenstelle Dresden)

Hoyerswerda 41

Pulsnitz 16

Görlitz 33

Arnsdorf 8 (mit BStU, Außenstelle Dresden)

Freital 15 (mit BStU, Außenstelle Dresden)

Aue 18 (mit BStU, Außenstelle Chemnitz)

Chemnitz 130 (mit BStU, Außenstelle Chemnitz, im Rahmen der Langen Nacht der Museen)

Nachdem bereits im vorigen Berichtszeitraum in Zusammenarbeit mit der Behörde des BStU Chemnitz eine zweitägige Beratung erstmals angeboten wurde, konnte dies auch im letzten Berichtszeitraum zusammen mit den Außenstellen Chemnitz und Gera nochmals durchge-führt werden. Das Besucherinteresse übertraf insbesondere in Plauen die Erwartungen weit.

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In der Folge des Besucherandranges mussten viele Einzelfragen im Nachgang noch von der Behörde in Dresden aus weitergeführt werden, was eine sehr zeitaufwändige Nacharbeit in Form von Briefen und Telefonaten zur Folge hatte. Besondere Termine waren bei den gemeinsam mit dem BStU Chemnitz durchgeführten Be-ratungstagen die Einsätze zum Chemnitzer Behördentag, der alljährlich stattfindet und nun schon zum wiederholten Mal auch von Herrn Rachowski beratend mit betreut wurde. Beim Behördentag waren auch Lutz Rathenow und Dr. Nancy Aris anwesend, so dass die Behör-de personell gut vertreten war und Zeit für längere Gespräche blieb. Im Berichtszeitraum wurde erstmalig eine Beratung zur Langen Nacht der Museen in Chemnitz, am Rande der Ausstellung zum Häftlingsfreikauf im Kulturkaufhaus Tietz angeboten, die sich regen Zu-spruchs erfreute. Strafrechtliche Rehabilitierung / Opferrente Auch im zurückliegenden Berichtszeitraum kamen immer wieder Fälle strafrechtlich zu Re-habilitierender in die Beratungen. Meist waren dies Menschen, die im Zuge ihrer Rentenkon-tenklärung auf fehlende Sozialversicherungszeiten gestoßen wurden und sich nun um dies-bezügliche Klärung bemühten. Dass sich einige Betroffene erst Jahrzehnte nach ihrer Haft um ihre Rehabilitierung bemühen, hängt auch damit zusammen, dass sie die entwürdigen-den und schmerzlichen Erinnerungen aus der Vergangenheit im gegenwärtigen täglichen Leben zu verdrängen suchen. Erst ein äußerer Anlass – wie beispielsweise die Kontenklä-rung bei der Rentenversicherung, bringt die Notwendigkeit mit sich, sich diesen Fragen zu stellen und die notwendigen Schritte zu tun. In diesen Fällen war eine schnelle Hilfe durch konkrete Wegweisung zu den entsprechenden Landgerichten möglich. Die Betroffenen wurden über die gesetzlichen Möglichkeiten infor-miert und bei der Antragstellung auf Rehabilitierung beim Landgericht unterstützt. Gleichzei-tig wurden sie auf die Möglichkeit der Antragstellung nach § 17a StrRehaG (Opferrente) hin-gewiesen oder es wurde direkt mit ihnen der entsprechende Antrag verfasst. Hier ist die Re-gelung sehr hilfreich, dass gleichzeitig mit der beantragten Rehabilitierung bei der entspre-chenden Kammer des Landgerichtes auch ein Antrag auf die „Opferrente“ in Chemnitz ge-stellt werden kann. Die Neuregelung, dass bereits das Datum der Antragstellung auf straf-rechtliche Rehabilitierung für den Beginn der Opferrentenbewilligung gilt, ist eine große Hilfe für die Betroffenen, denn damit kann mit erfolgter Strafrechtlicher Rehabilitierung auch der inzwischen entstandene Rentenanspruch nach § 17a des StrRehaG nachgezahlt werden. Vorher war dies nicht der Fall, da konnte erst nach bewilligter Rehabilitierung die Opferrente beantragt werden. Da die Reha-Verfahren sich häufig über mehrere Monate oder noch län-ger hinziehen, zog dies erhebliche finanzielle Einbußen nach sich. Die auf diesem Wege angebotene Beratung ist auch Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch der DDR sehr wichtig. Insbesondere die Beratung der strafrechtlichen Reha wird sehr dank-bar angenommen, vor allem wenn es einer intensiveren Betreuung bei der Antragstellung bedarf.

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Soziale Ausgleichszahlungen für Haftopfer Einige ehemalige Haftopfer, die schon in hohem Alter stehen, werden von der Behörde schon seit Jahren begleitet. Auch im Berichtszeitraum ergaben sich diesbezüglich wieder Kontakte, die über die übliche Betreuung hinausreichten. Der Fall einer alten Dame sei hier erwähnt, die um Beratung nachsuchte, weil sie wesentlich aufgrund ihrer politischen Haft beruflich in der DDR keine Karriereaussichten hatte, nicht studieren durfte und so eine schlecht bezahlte Berufstätigkeit über viele Jahre ausübte und jetzt finanziell schlecht gestellt ist. Da diese alte Dame über eine äußerst bescheidene Rente verfügt, erhielt sie ergänzende Mittel vom Sozialamt. Bei der Einsicht in ihre Unterlagen stellte man fest, dass sie Vermögen hätte – eine kleine Summe, die sie für die Kosten ihrer Beerdigung und Bezahlung der Grab-stätte für eine gewisse Zeit angespart hatte. Deshalb sollte sie die erhaltene Unterstützung seit Jahresbeginn zurückzahlen und zukünftig keine weitere Unterstützung erhalten, bis die angesparte Summe aufgebraucht sei. Lange Gespräche mit dem zuständigen Sachbearbei-ter sollten die Lebenshintergründe erhellen und zu einer anderen Entscheidung führen. Ob-wohl der LStU durchaus bei der Stadt auf Verständnis stieß, war eine andere Entscheidung in Form einer Einzelfallregelung vorerst nicht möglich, weil es in dieser Frage keinen Ermes-sensspielraum gibt. Immerhin wurde die Rückforderung für vier Monate zurückgenommen. Es ist aber noch gänzlich offen, ob weiter die kleine monatliche Rentenaufstockung gezahlt wird, weil eben nicht mehr als eine bestimmte Summe (preiswerteste Beerdigung, welche die Kommune übernimmt) auf dem Konto der Empfängerin sein darf. Von Seiten des Sozialam-tes wurde im Zuge der Gespräche die Behörde darauf hingewiesen, dass der sehr geringe Freibetrag (2.600 €), der den Bedürftigen als Erspartes zugebilligt wird, seit Jahren in dieser Höhe besteht und unbedingt angehoben werden müsste. Umgang mit Haftfolgeschäden Die Begleitung von ehemals politisch Inhaftierten, welche Haftfolgeschäden geltend machen wollen, ist immer wieder ein schwieriges Gebiet und fordert sehr viel Zeit und Zuwendung. Zum einen sind die diesbezüglichen Erwartungen der Antragsteller oft sehr viel höher, als nach Begutachtung dann an gesundheitlichen Einschränkungen festgesetzt wird, was zu Frustration bei den Betroffenen führt. Dies ist umso mehr der Fall, weil diese Verfahren sich bei den Versorgungsämtern sehr oft über sehr große Zeiträume hinziehen. Im letzten Berichtszeitraum gab es beispielsweise einen Fall mit immer wieder großem Bera-tungsbedarf, bei dem ein solches Verfahren jetzt schon knapp zehn Jahre andauert. In die-sem Fall war vor Jahren ein Gutachten zum Gesundheitszustand und den Haftfolgeschäden gemacht worden, welches dem Betroffenen adäquat erschien und von ihm akzeptiert wurde. Da das Versorgungsamt jedoch eine Entscheidung traf, die ihn nicht zufriedenstellte und das Gutachten nach Meinung des Betroffenen bei der Festlegung des Grads der Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) nicht angemessen berücksichtigte, klagte er dagegen. Der Grad der MdE bildet die Grundlage der Gewährung von Ausgleichsleistungen. Die Entscheidung des Sozialgerichtes, die dem Versorgungsamt zwar teilweise Recht gab, empfand der Betroffene aufgrund des Gutachtens als nicht ausreichend und ging – zusammen mit dem Kommunalen Sozialverband, welcher die Gerichtsentscheidung aus anderem Grunde auch nicht anerken-nen wollte – in die nächste Instanz. Nun soll der Betroffene sich einem neuerlichen Begut-

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achtungsverfahren unterziehen, welches auf Ablehnung des Betroffenen stößt, weil er aus seiner Sicht bereits intensiv begutachtet wurde. Die Beraterin des Landesbeauftragten kann in solchen Fällen nur geduldig zuhören, ausglei-chend einwirken und moderieren, da der Landesbeauftragte nicht befugt ist, Entscheidungen des Versorgungsamtes gerichtlich anzufechten. Häufig nehmen aber gerade solche Fälle, die schon jahrelang laufen und für die Betroffenen keinen nennenswerten Erfolg erbracht haben, sehr viel Zeit, Fingerspitzengefühl und Geduld in Anspruch. Bei vielen in dieser Sa-che geführten Gesprächen ist eine große Bitterkeit bei den Betroffenen zu spüren. Bei vielen hat sich nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit den Behörden eine tiefe Verbitterung und Resignation angestaut und es gibt zu denken, wenn manche Betroffene durch die häufig erlebte Nichtanerkennung ihres durchlittenen Leids in eine neuerliche Traumatisierung fallen. Der Landesbeauftragte wird an dieser Stelle auch als Beistand und einziger Gesprächs-partner wahrgenommen. Oft wird er aber auch in die Pflicht genommen für Fragen, die fernab seiner Kompetenzen und Befugnisse liegen. Dies zu vermitteln, ist äußerst schwierig, weil viele Betroffene darin zuweilen lediglich eine geschickte Abwimmlungsstrategie sehen. Verfolgte Schüler Immer wieder wurde in den vergangenen Berichten auch die Frage der verfolgten Schüler thematisiert, im letzten Bericht sehr ausführlich. Leider gibt es bisher keine Anzeichen, dass sich grundlegende Änderungen anbahnen. Sowohl das Anerkennungsverfahren ist für viele verfolgte Schüler oft eine nicht zu nehmende Hürde, weil sie einfach keine Unterlagen über eine Ablehnung zur weiterführenden Schule haben. Diese Fragen wurden oft in Elternaben-den abgehandelt, wo unangepassten Eltern oder Schülern formlos klar gemacht wurde, dass diese Kinder nicht in Frage kommen, die „Auszeichnung“ einer besseren Bildung zu erhalten. Die Weltanschauung oder die „gesellschaftlichen“ Leistungen passten nicht zum Idealbild des sozialistischen Jugendlichen, und diese hatten deshalb keine Chance auf ein Abitur. Wenn sich Eltern in dieser Situation nicht auflehnten, sich beispielsweise auf die auch in der DDR-Verfassung verbriefte Glaubens- und Gewissensfreiheit beriefen oder andere Argu-mente vorbrachten, wurden die Kinder kommentarlos nicht zugelassen. Aber auch ein Kampf der Eltern führte oft nicht zum Ziel. In solchen Fällen gibt es aber meist noch Unterlagen über die ins Feld geführten Argumente und damit die Grundlage für eine Rehabilitierung heute. Allein das Vorhandensein ausgezeichneter Leistungen und die nicht vorgenommene Dele-gierung auf die EOS galten nicht als Verwehrung des Wunsches, Abitur zu machen und zu studieren. Ohne entsprechende Ablehnungsunterlagen der Schule gilt der Rehabilitierungs-behörde dieser Tatbestand als nicht belegt. Die zweite Frage ist die Frage, welche Folgen sich aus einer Anerkennung ergeben, aber dazu wurde im letzten Tätigkeitsbericht ausführli-cher berichtet. Nachwirkungen und Seilschaften Relativ oft kommen Menschen zur Beratung, die persönliche Probleme vortragen. Da diese Probleme häufig im Zusammenhang mit dem komplizierten Prozess der Wiedervereinigung stehen oder einen entfernten Bezug zur Staatssicherheit aufweisen, glauben sie, diese Prob-

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leme mit Hilfe des Landesbeauftragten nun lösen zu können. Die Fragen des Umganges mit in Stasi- und Parteihierarchie eingebundenen Menschen, welche im Zuge der Wiedervereini-gung häufig Karrieren machten und teilweise noch heute in Führungspositionen der Wirt-schaft stehen, treiben diese Menschen um und sie wollen oft bekannt machen, welche per-sönlichen Erfahrungen sie mit bestimmten Menschen zu DDR-Zeiten machen mussten oder wie die betreffenden Personen früher in der DDR-Hierarchie agierten. Der Wunsch ist meist, für Transparenz zu sorgen und ein Stück Gerechtigkeit wiederherzustellen. Da dieses Anlie-gen nachvollziehbar und berechtigt ist, ist es oft sehr mühsam, klar zu machen, wie machtlos in dieser Frage der Landesbeauftragte ist. Dass der Landesbeauftragte nicht befugt ist, ei-genmächtig Überprüfungen vorzunehmen, sondern allein personalverwaltende Dienststellen die Möglichkeiten hatten, ihr Personal zu überprüfen, ist für viele in dieser Sache Rat Su-chende nur sehr schwer zu begreifen. Ein Beispiel sei hier angeführt. Ein alter Herr sprach in der Behörde vor und schilderte sein Schicksal. Er wurde zu DDR-Zeiten durch einen hoch bei der Stasi angebundenen Funktio-när in massiver Weise gemobbt. Obwohl seine Kollegen dies natürlich auch bemerkten, trau-te sich niemand, sich öffentlich für ihn einzusetzen. Mit äußerst perfiden Mitteln wurde der damals an einer Hochschule Tätige herausgedrängt und der „Einsteiger“ übernahm seine Funktion und Stellung, ohne die notwendige fachliche Qualifikation zu haben. Der Betroffene erkrankte Ende der Achtziger Jahre massiv, körperlich und seelisch. Nur mit großer Mühe gelang es ihm, nach langer Krankheit überhaupt beruflich wieder in einer anderen Stadt Fuß zu fassen. Einige Jahre nach der Wiedervereinigung fand der Betroffene in seinen Stasiak-ten, was er gewusst hatte, aber bis dahin nicht belegen konnte und identifizierte den „Auf-steiger“ als Mann des MfS. Nicht nur die Zugehörigkeit zum Staatssicherheitsdienst, sondern auch die fehlende wissenschaftliche Qualifikation wurde diesem in den 1990er Jahren zum Verhängnis. Er musste die Hochschule verlassen und bekam seinen Professorentitel aber-kannt. Zu dieser Zeit konnte sich der Betroffene aber nicht wirklich mit der Sache weiter be-fassen, weil sein Arzt ihm dringend riet, Abstand zu nehmen, da jede Beschäftigung mit der Vergangenheit neue Krankheitsschübe auslöste. Durch den Hinweis ehemaliger Kollegen erfuhr er jedoch, dass der aus gutem Grund entlassene Nichtmehrprofessor inzwischen ei-nem riesigen privaten Bildungsimperium vorsteht, welches mehrere Bundesländer mit Wei-terbildungsangeboten für die berufliche Qualifizierung versorgt und die Kursteilnehmer von den Arbeitsämtern zugewiesen bekommt. Er führt inzwischen auch wieder einen Professo-rentitel vor seinem Namen (obwohl ihm dieser Anfang der 1990er Jahre aberkannt wurde). Verständlich wird die Konstellation, wenn man weiß, dass Anfang der 1990er Jahre die Ar-beitsämter einen sehr hohen Bedarf an Umschulungen hatten und die Weiterbildungs- und Umschulungsausbildungseinrichtung über private Kontakte aus dem Mittelbau der damaligen Hochschule über das Arbeitsamt dafür sorgte, dass viele Arbeitslose diese Umschulungs- und Fortbildungseinrichtung durchliefen, was ja gut honoriert wurde. Es ist sehr schwierig, auf diese Weise gewachsene Strukturen heute transparent zu machen, denn in der freien Wirtschaft kann sich jedermann nach seinen Möglichkeiten betätigen. Je-doch ist die Betroffenheit des Ratsuchenden nachvollziehbar und es wäre wünschenswert, wenn dieses rein private Engagement eine gesellschaftlich breite Basis fände und eine an-gemessene gesetzliche Handhabe bereitstünde. Der Gerechtigkeitssinn des alten Herrn lässt ihn in dieser Situation weiter nach öffentlicher Aufklärung suchen, zumal das in Frage stehende Weiterbildungsinstitut inzwischen massiv mit EU-Mitteln gefördert wird.

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Berufliche Rehabilitierung Bei der beruflichen Rehabilitierung treten immer wieder Probleme bei der Anerkennung von Nachteilen im Sinne des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes auf. Häufig werden erlittene berufliche Nachteile von der Reha-Behörde nicht anerkannt. Die daraufhin angestrengten Widerspruchsverfahren dauern meist lange und haben auch oft nicht den gewünschten Er-folg. Dass dies nicht immer sein muss, zeigt ein Verfahren, welches im Berichtszeitraum nach sehr langer Bearbeitung positiv entschieden wurde. Demnach wurde eine Verfolgungs-zeit von sechs Jahren rentenwirksam anerkannt. Die Antragstellerin wurde im Widerspruchs-verfahren der beruflichen Rehabilitierung durch die Behörde des LStU begleitet. Die Frau hatte 1984 – gemeinsam mit ihrem Ehemann dem politischen Druck im volkseigenen Betrieb bzw. in einem Forschungsinstitut nicht mehr standhalten können und wollen. Die Familie wollte – auch der Kinder wegen – ein Leben „in der Wahrheit“ führen und nicht immer wieder zu großen „Anpassungsleistungen“ durch den Staat gezwungen werden. Beide Ehepartner kündigten ihre beruflichen Anstellungen und gingen zur Evangelischen Kirche mit Arbeiten, die weit schlechter bezahlt wurden, als ihre akademischen Berufe in der sozialistischen Wirt-schaft. Da die Entscheidung zum Wechsel zur Kirche auf Grund von Mobbing und einer ge-forderten Verschwiegenheits-Verpflichtung erfolgte, aber „freiwillig“ war, wurde für die Frau die berufliche Rehabilitierung abgelehnt. Erst in einem langen Widerspruchsverfahren wur-den die Hintergründe der Kündigung beleuchtet und als beruflich zu rehabilitierend durch die Thüringer Rehabilitierungsbehörde doch noch anerkannt. Beratung ehemaliger Heimkinder In der Beratung im Rahmen der Beratungsinitiative in kleineren Städten Sachsens spielten die Beratungen ehemaliger Heimkinder keine so große Rolle mehr wie im Vorjahr. Dies wird zurückgeführt auf die nun bestehende Anlauf- und Beratungsstelle in Leipzig, die starken Zuspruch erhielt. Trotzdem ließen sich in der Behörde durchaus eine Reihe ehemaliger Heimkinder beraten, weil die Heimkinderproblematik und die strafrechtliche Rehabilitierung oft miteinander durchaus eng verwoben sind. Ein Beispiel sei hier angeführt. Durch eine Freundin an den Landesbeauftragten verwiesen, kam eine Frau in die Beratung, die sich um ihre strafrechtliche Rehabilitierung für die 1 ½ Jahre, die sie unter haftähnlichen Bedingungen in einem Arbeitserziehungslager verbringen musste, bemühte. Bei der Schilde-rung ihrer Biographie zeigten sich viele Aspekte von typischen Heimkinderschicksalen. So wurde sie als kleines Kind vor einem gewalttätigen Vater zur Großmutter in Sicherheit ge-bracht und als sie als Jugendliche in ihre Familie zurückkehrte, fühlte sie sich dort als nicht gewollt und kam wenig später in einen Jugendwerkhof. Nach der Entlassung hatte sie eine Lehrstelle in Dresden, traute sich aber dort nicht hin, war stark verängstigt. Kurz darauf wur-de sie vom Abschnittsbevollmächtigten (ABV) abgeholt und wegen Arbeitsbummelei und Asozialität zu 1 ½ Jahren Arbeitserziehung verurteilt. Diese Zeit musste sie im Arbeitserzie-hungslager Quedlinburg verbringen. Später wurde sie nochmals wegen Asozialität verurteilt, die Strafe aber zur Bewährung ausgesetzt. Diese Strafe wurde vom Landgericht rehabilitiert, nicht aber die 1 ½ Jahre im Arbeitserziehungslager. Da die Akten, die zur damaligen Verur-teilung führten, nicht mehr auffindbar sind, entschied das Gericht, diese Zeit nicht zu rehabili-tieren. Die Beweislast lag hier bei der Antragstellerin und diese konnte Beweise, die für eine

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ausschließlich auf § 249 StGB der DDR basierende Verurteilung gelten könnten, nicht vorle-gen. Auch der Einblick in die BStU-Unterlagen zu ihrer Person brachte keine zweckdienli-chen Hinweise dazu. So konnte diese schwierige Zeit für die Antragstellerin bisher nicht re-habilitiert werden. Es besteht diesbezüglich nur dann Hoffnung, wenn doch noch Unterlagen zu dem damaligen Verfahren gefunden werden sollten, die ein anderes Ergebnis der gericht-lichen Prüfung zur Folge haben sollten. Dieser Fall ist ein typisches Beispiel dafür, wie eine schwierige Kindheit und Aufenthalt in Kinderheim oder Jugendwerkhof häufig zu Schwierig-keiten im sozialen Miteinander der Betroffenen im jungen Erwachsenenalter führen konnten und oft durch den „Erziehungsstaat“ in harter Weise sanktioniert wurden. Manchmal spielt auch Kleinkriminalität in dieser Lebensphase eine Rolle, die die Probleme meist noch ver-schärfte und der Rehabilitierung heute im Wege stehen kann. Für viele ehemalige Heimkinder in der Beratung ist das Hinhören auf ihre Lebenserfahrung und die Anteilnahme an ihrem Schicksal außerordentlich wichtig. Die Möglichkeiten, durch Hinweise auf Aktenaufbewahrungsorte den Zugang für die Betroffenen zu erleichtern und ihnen unter Umständen zu Beweisen ihrer damaligen Lebenssituation verhelfen zu können, ist für viele eine große emotionale und auch praktische Hilfe. Dass sich jemand für ihr Schicksal interessiert, und die Gesellschaft um einen Ausgleich für schwierige Lebens-schicksale bemüht ist, hilft ihnen zu neuem Selbstvertrauen. 1.2. Beratung von öffentlichen und nichtöffentlichen Stellen Im zurückliegenden Berichtszeitraum gab es verschiedene Anfragen von Städten und Kom-munen, die sich überwiegend auf das Verfahren der Überprüfung von Mitgliedern kommuna-ler Vertretungskörperschaften bezogen. Ausgangspunkt einiger Anfragen war die am 31. Dezember 2011 in Kraft getretene 8. Novellierung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes, das den überprüfbaren Personenkreis im öffentlichen Dienst ausgeweitet hat. Demnach konnten Be-schäftigte öffentlicher Stellen, die eine leitende Funktion ausüben, künftig bereits ab Vergü-tungs-/Besoldungsgruppe E/A 9 überprüft werden. Daneben wurde für alle im öffentlichen Dienst Beschäftigten eine Überprüfung ermöglicht, wenn Tatsachen den Verdacht einer Tä-tigkeit für das MfS rechtfertigen. Die Anfragen bezogen sich auf solche Fälle. Über die Überprüfungs-Thematik hinaus gab es eine Vielzahl von fachlichen Anfragen von öffentlichen und nichtöffentlichen Stellen. Die betrafen Beratungs- und Gutachterkompe-tenzen, die Vermittlung von Ansprechpartnern in speziellen Fragen (z.B. Nachlässe), aber auch Fragen, wie mit Verbänden umzugehen ist, die die DDR-Machtausübung verklären und die zum Beispiel ehemalige Angehörige der bewaffneten Organe in öffentlich geförderte Ver-anstaltungen einbinden wollen. 2. Bewertung von Stasi-Unterlagen Im Berichtszeitraum wurden zwei fachliche Einschätzungen zur Bewertung eines ehemaligen IM sowie verschiedene Einschätzungen allgemeiner Natur abgegeben. Neben der Akten-bewertung gab der Landesbeauftragte Hinweise auf weitere Recherchemöglichkeiten im

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Staatsarchiv und zu anderen möglichen Archivstandorten und wies so auf mögliche Verknüp-fungsrecherchen in der BStU hin. Die Bewertung von Unterlagen vollzieht sich oft im Vorfeld offizieller Auskünfte und unterliegt natürlich – wie die Wiedergabe unserer Beratung Verfolgter, Betroffener oder jedes anderen Bürgers – einer besonderen Vertraulichkeit auch in der Beschreibung unserer Arbeit. Die meist telefonisch oder manchmal persönlich vorgetragenen Bewertungsanfragen kommen von verschiedenster Seite und beziehen sich sowohl auf Details aus Akten als noch mehr auf prinzipielle Muster des Umgangs mit ihnen im Rahmen der Gesetze (vor allem zu Prüfungs- und Veröffentlichungsmöglichkeiten). Diese Bewertung von Unterlagen spielt in unterschied-licher Intensität und Konstellation in alle anderen Aufgaben des Landesbeauftragten hinein – von der Benutzung der Unterlagen durch Zeitzeugen oder durch Wissenschaftler oder eben durch öffentliche Stellen, einzelne Abgeordnete, Verfolgtenverbände und Aufarbeitungsinitia-tiven. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei vorgelegten oder am Telefon zitierten Aktenauszügen nicht immer um in der letzten Zeit neu durch den BStU herausgegebene Un-terlagen handelt. Es kommen auch ältere vom BStU Anfang der 1990er Jahre herausgege-bene Kopien zur Vorlage – und auch in Büchern, Zeitungen und Zeitschriften vor allem zwi-schen 1990 und 1991 veröffentliche Dokumente des MfS (zum Teil also vor der gesetzlichen Regelung der Aktenverwaltung und Herausgabe). Bei dem erkenntniserhellenden und ord-nungspolitisch korrekten Umgang mit den Unterlagen des ehemaligen MfS gilt es zu berück-sichtigen, dass neben den vom BStU verwalteten Akten auch die Vielzahl der seit 1990 er-folgten Veröffentlichungen aus MfS-Unterlagen samt privat weitergezeigter Kopien aus der persönlichen Akteneinsicht für viele als Stasi-Unterlagen gelten (und als solche wirken), oh-ne dass sie dies nach dem Wortlaut des Akteneinsichtsgesetzes sind. 3. Unterrichtung der Öffentlichkeit und politische Bildung Die Bildungsarbeit des Landesbeauftragten hat das Ziel, eine breite Öffentlichkeit über die Staatssicherheit in der DDR, ihre Rolle im politischen System und die Zusammenhänge ihres Wirkens und die bis heute anhaltenden Folgen zu informieren. Der Landesbeauftragte ist bemüht, durch ein vielgestaltiges Angebot unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen und verschiedene Erfahrungshintergründe und Interessenslagen angemessen zu berücksichti-gen. Vor allem Jugendliche, die das Leben in der DDR nur aus Filmen, dem Schulbuch oder aus Erzählungen anderer kennen, stehen im Mittelpunkt unserer Bildungsarbeit. 3.1. Vorträge und Projekte in Schulen Die Bildungsarbeit in Schulen zeigt wie in den Jahren zuvor, dass vor allem projektorientierte Angebote gewählt werden. Diese Entwicklung zeigt, dass sich die Curricula für das Fach Geschichte, die bewusst auf selbstständiges Arbeiten mit Quellen und auf gruppenorientierte Lernformen setzen, weitgehend durchgesetzt haben. Auch im letzten Jahr fand das gut etab-lierte Projekt „Der ‚Fall’ in der Tasche. Beispiele aus dem Alltag Jugendlicher in der DDR“ großen Zuspruch. Dieses Projekt hebt sich von Bildungsangeboten anderer Bildungsträger vor allem dadurch ab, dass es einerseits eine Fülle von Originalgegenständen beinhaltet und

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andererseits auch Auszüge aus Stasi-Akten einbezieht, die in direktem Zusammenhang zur Alltagswelt der damals Jugendlichen stehen. Neben den Schulen aus Dresden konnten auch Schulen in Meißen, Treuen, Oelsnitz, Rade-beul, Wiederitzsch, Strehla u. a. erreicht werden (18.09.2012 Werkschule Meißen, 20.09.2012 Mittelschule Treuen, 15.10.2012 Mittelschule Wiederitzsch, 16.10.2012 Mittel-schule Strehla, 17.10.2012 Mittelschule Breitenbrunn, 8.11.2012 Mittelschule Oelsnitz, 27.05., 28.05., 29.05.2013 Gymnasium Radebeul). In diesem Berichtszeitraum nahmen die Anfragen zu, die aufgrund fehlender Personalressourcen nicht berücksichtigt werden konn-ten. Das zweite Projekt unserer Behörde, das vor allem das quellenkritische Arbeiten der Schüler fördert („Zwischen Wahrheit, Fiktion und Manipulation – ein deutsch-deutscher Zeitungsver-gleich“) arbeitet mit Nachdrucken von Originalzeitungen aus der DDR und der Bundesrepub-lik, die anhand verschiedener Themen (z. B. 17. Juni 1953, Mauerbau und Prager Frühling) kontrastierend analysiert werden. Neben den Zeitungen gibt es ein umfangreiches Begleit-material, das den ereignisgeschichtlichen Hintergrund beleuchtet und Informationen zum Thema Presse in der DDR und Bundesrepublik bereithält. Wenngleich dieses Projekt den Schülern ein hohes Lesepensum abverlangt, ist es bisher sehr gut angekommen. Das Pro-jekt wurde im Berichtszeitraum in verschiedenen Schulen in Dresden, Freiberg und Chemnitz durchgeführt. Der Landesbeauftragte ist bemüht, seine Bildungsprojekte im gesamten Freistaat durch-zuführen. Er fungiert wie eine mobile Denkanregungsstätte gerade dort, wo es keine Muse-en, Bildungs- oder Gedenkstätten gibt. Diesem Anliegen stehen jedoch logistische Hürden im Weg, denn oft stehen die langwierige Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Dauer des eigentlichen Projektes in keinem Verhältnis. Die Zentrale Fahrbereitschaft konnte aufgrund fehlender Ressourcen nur in Ausnahmefällen in Anspruch genommen werden. Die Nachfragen nach unseren Bildungsangeboten steigen in den letzten Jahren spürbar. Dies ist auf hauptsächlich drei Ursachen zurückzuführen: 1. das gestiegene Interesse, 2. die verstetigte Öffentlichkeitsarbeit und 3. die Lehrerfortbildungen. Offenbar ist das Thema DDR-Geschichte in den letzten Jahren zunehmend stärker ins Be-wusstsein der Geschichtslehrer gerückt. Zudem kommt eine neue Lehrer-Generation an die Schulen, die dieses Thema stärker in den Unterricht einbeziehen will, auch deshalb, weil sie weniger Berührungsängste hat als viele ihrer älteren Kollegen, die selbst jahrelang ins Erzie-hungssystem eingebunden waren und deshalb befangen sind und dem Thema lieber aus dem Weg gehen. Aber auch unter diesen Lehrern gibt es in den letzten Jahren mehr Kolle-gen, die sich bewusst und kritisch mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen. Der Landesbeauftragte informiert zweimal im Jahr die Fachschaften Geschichte im gesam-ten Freistaat über die aktuellen Bildungsangebote. Darüber hinaus sind die Angebote sehr werbewirksam in der Schulkino-Broschüre platziert. Neben den allgemeinen Info-Briefen an die Fachschaften erhalten alle Lehrer, die bereits an Fortbildungen teilgenommen oder Pro-jekte mit uns durchgeführt haben, ein personalisiertes Anschreiben per E-Mail. Zusätzlich zu den Infobriefen erhalten die Lehrer Einladungen zu Fortbildungen, bei denen entweder unse-re eigenen Projekte oder aber neue Bildungsangebote anderer Träger vorgestellt werden. Diese Fortbildungen werden in der Behörde angeboten oder aber auch als schulinterne Fort-bildung in der jeweiligen Einrichtung. Hier hat sich gezeigt, dass die Lehrer, die eine Fortbil-

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dung wahrgenommen haben, viel eher das Projekt durchführen als jene Lehrer, denen die Inhalte unbekannt sind. Im zurückliegenden Berichtszeitraum konnten aufgrund beschränkter Personalressourcen etwa ein Drittel der Anfragen interessierter Lehrer nicht berücksichtigt werden. Dies ist auch deshalb sehr bedauerlich, weil in der Öffentlichkeit gern der Eindruck einer desinteressierten Lehrerschaft vermittelt wird. Tatsache ist jedoch, dass das wachsende Interesse aufgrund strukturell zu geringer Personalressourcen zunehmend weniger befriedigt werden kann. Vor diesem Hintergrund können eine konzeptionelle Weiterentwicklung der Bildungsarbeit und die Etablierung neuer Projekte nur in sehr beschränktem Maße und nur mit Hilfe von externen Honorarkräften erfolgen. Eine quantitative Verstärkung der Bildungsarbeit aber kann mit der Personalausstattung der Behörde nicht geleistet werden. Eine Möglichkeit, der Nachfragewelle zumindest teilweise zu entsprechen, besteht in der Entwicklung und Verbreitung verschiedenster Projektmaterialien und Medien, die den Leh-rern von uns zur Verfügung gestellt werden. Im zurückliegenden Berichtszeitraum wurde beispielsweise die Plakatausstellung zum Volksaufstand am 17. Juni 1953 „Wir wollen freie Menschen sein“ in größerer Stückzahl angekauft und an interessierte Schulen weitergege-ben. Ebenso wurde die vom Bundesbeauftragten erarbeitete DVD „Ein Volk unter Verdacht“ über das Wirken der Staatssicherheit angekauft und weiterverbreitet. Hingewiesen wurde zudem auf die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung geförderten Filmdokumentationen, die zu einer geringen Schutzgebühr bestellt werden können. Mittlerweile liegt hier eine be-achtliche Auswahl an Filmen vor, die auch im Rahmen von Lehrerfortbildungen beim Lan-desbeauftragten vorgestellt und den Lehrern zur Verfügung gestellt wurden. Dennoch sollte die Wirkung von Zeitzeugengesprächen, das unmittelbare Gespräch mit ex-ternen Experten und ein durch sie begleitetes Projekt für die Herausbildung von Werteurtei-len und Geschichtsbewusstsein nicht unterschätzt werden. Deshalb müsste perspektivisch eine angemessene personelle Ausstattung der Behörde gerade für den Bereich der Bil-dungsarbeit oberste Priorität haben. Bildungsangebote in Kombination mit Gedenkstätten Gerade in der Bildungsarbeit versteht sich der Landesbeauftragte als Einrichtung, die zu den Schulen kommt. Da dies nur in beschränktem Umfang zu realisieren ist, kombinieren wir un-sere Bildungsbausteine mit Angeboten anderer Bildungsträger, vor allem Gedenkstätten. Ein Angebot, das mittlerweile zum Standardprogramm zählt, ist die Kooperation mit dem Schul-kino Dresden und der Gedenkstätte Bautzner Straße. Unsere Behörde bietet ergänzend zu Filmen mit thematischem Bezug (z. B. „Das Leben der Anderen“, „Alltag einer Behörde“, „Barbara“) ein einordnendes Filmgespräch und einen allgemeinen Vortrag zum Thema Staatssicherheit in der Gedenkstätte Bautzner Straße an. Im Anschluss folgt eine Führung durch die Gedenkstätte mit einem Zeitzeugen, der auch nach der Führung für das Gespräch mit den Schülern zur Verfügung steht. Für solch ein Angebot ist ein großzügiges Zeitkontin-gent nötig, so dass dies nur im Rahmen von Projekttagen stattfindet. In die gleiche Richtung weist die Kooperation mit der Gedenkstätte Ehemaliger Geschlosse-ner Jugendwerkhof Torgau. In Kooperation mit dem Landesbeauftragten findet am authenti-schen Ort eine Vielzahl von Zeitzeugengesprächen statt, die durch eine Führung durch die

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Gedenkstätte ergänzt werden. Im zurückliegenden Berichtszeitraum fanden insgesamt acht-zehn solcher Gespräche statt.

Datum des Gesprächs Zeitzeugin / Zeitzeuge

25.08.2012 Corinna Thalheim

28.08.2012 Corinna Thalheim

05.09.2012 Corinna Thalheim

07.09.2012 Alexander Müller

10.09.2012 Stefan Lauter

17.09.2012 Stefan Lauter

01.10.2012 Corinna Thalheim

23.10.2012 Kathrin Begoin

18.01.2013 Kathrin Begoin

18.01.2013 Kathrin Begoin

23.01.2013 Stefan Lauter

30.01.2013 Corinna Thalheim

05.02.2013 Bernd Kolbe

06.03.2013 Alexander Müller

07.03.2013 Alexander Müller

13.03.2013 Corinna Thalheim

19.03.2013 Heidemarie Puls

23.03.2013 Ralf Weber

Die konkrete und differenzierte Ausgestaltung der Zeitzeugenarbeit ist einer der Schwer-punkte in der Bildungsarbeit des Landesbeauftragten. Bei den Gesprächspartnern handelt es sich um sehr unterschiedliche Zeitzeugen, die in der Altersstruktur und in der Art ihrer Re-pressionserfahrung in der SBZ und DDR sehr verschieden sind. Das fortschreitende Alter vieler Zeitzeugen macht es nötig, die perspektivische Entwicklung der Zeitzeugenarbeit stär-ker in den Blick zu nehmen. Auch wenn das unmittelbare Gespräch mit dem Zeitzeugen durch nichts zu ersetzen ist, wäre es unbedingt erforderlich, in einer breit angelegten Zeit-zeugenbefragung ihre wichtigen Erfahrungen filmisch festzuhalten. Leider stehen für solche Dokumentationen keine personellen Ressourcen zur Verfügung. Dessen ungeachtet, bemühen wir uns, so viele Zeitzeugengespräche wie möglich zu reali-sieren. Im zurückliegenden Berichtszeitraum wurden weitaus mehr Gespräche durchgeführt als in den Jahren zuvor, in denen die Nachfrage eher gering und meist auf die gleichen Leh-rer beschränkt war. Sehr viele Zeitzeugengespräche wurden in Dresden, in Freital und im Rahmen von Projekttagen in Großenhain, Freiberg und Bautzen durchgeführt. Diese Ge-spräche fanden an Berufsschulen, Mittelschulen und Gymnasien statt. Der Landesbeauftrag-te bietet Zeitzeugengespräche ausschließlich in begleiteter Form an, so dass der Zeitzeuge

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vorgestellt, das Gespräch moderiert und die individuelle Erfahrung des Einzelnen durch ei-nen Experten in einen übergeordneten Zusammenhang eingebunden und kontextualisiert wird. Da jedes Zeitzeugengespräch von einem Mitarbeiter des Landesbeauftragten vorberei-tet und begleitet wird, sind auch die Zeitzeugengespräche sehr zeitaufwändig. Unterstützung externer Projekte Der Landesbeauftragte unterstützte auch im zurückliegenden Berichtszeitraum verschiedene externe Bildungsprojekte - sowohl durch Vermittlung von Ansprechpartnern und Zeitzeugen, durch Bereitstellung von Hintergrundinformationen oder Fotos als auch durch unmittelbare Mitwirkung. Zu nennen wäre u. a. hier das Bildungswerk für Kommunalpolitik in Hoyers-werda, die Aktion Zivilcourage in Pirna, der Lern- und Gedenkort Kaßberg e. V., das Martin-Luther-King-Zentrum in Werdau, das Kulturamt Plauen oder die „Initiativgruppe Herbst ’89“ in Leipzig. Unterstützung des 1. Sächsischen Geschichts-Camps 2012

Vom 20. bis 22. September 2012 fand in Freiberg das erste Sächsische Geschichts-Camp statt. 25 Schüler hatten die Möglichkeit, durch Zeitzeugen- und Expertengespräche sowie durch Besuche in Archiven ihre Leidenschaft für Historisches zu vertiefen. Im Mittelpunkt des Camps stand die DDR-Geschichte. Neben der Industriegeschichte Sachsens wurde auch die politische Dimension des Umweltschutzes in der DDR und das Thema politische Haft in der DDR behandelt. Der Landesbeauftragte unterstützte das im SMK zuständige Referat bei der Vorbereitung des Camps durch Vermittlung von Zeitzeugen, durch die Bereitstellung von Informationsmaterialien für die Schüler und auch durch die Vorbereitung einer Präsentation, die von Kathryn Babeck erarbeitet wurde. Frau Babeck unterstützte das Geschichtscamp vor Ort und hielt einen Workshop. Ihr Einsatz wurde anteilig vom Landesbeauftragten übernom-men.

Kultusministerin Brunhild Kurth zur Idee des Geschichtscamps: "Das Geschichts-Camp ist eine gute Ergänzung zum sächsischen Lehrplan. Vor allem im Geschichtsunterricht, aber auch in Deutsch oder Gemeinschaftskunde spielen die deutsch-deutsche Geschichte und die DDR-Diktatur eine wichtige Rolle. Durch Zeitzeugengespräche und den Besuch von Ge-denkstätten wird die Vergangenheit für die jüngere Generation greifbar. Ich kann nur alle Schüler dazu ermuntern, diese Chance wahrzunehmen und an der spannenden Zeitreise zurück in die Vergangenheit teilzunehmen."

Kooperationen mit externen Projektpartnern Theaterperformancegruppe Thomas Förster, Regina Felber und Katja Heiser Die im letzten Berichtszeitraum angebotene Theaterperformance „Alles auf Hoffnung – vom Mitmachen und Aufbegehren am Ende der DDR“ konnte auch im letzten Jahr wieder auf

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Tour gehen. Unser Konzept, junge Leute über einen sinnlichen Zugang durch O-Töne und originale Textquellen direkt in die Vergangenheit eintauchen zu lassen, bewährte sich auch im letzten Jahr. Die Resonanz in den Schulen war durchweg positiv. Auch die inhaltliche Er-weiterung – weg von der Chronologie der Friedlichen Revolution, hin zu mehr Passagen, die das Leben in der DDR allgemein erfahrbar machen. Auch die Verstärkung der interaktiven Momente, in denen die Schüler intensiver ins Spiel einbezogen werden, kam bei Lehrern und Schülern gut an. Im zurückliegenden Berichtszeitraum konnten 25 Aufführungen realisiert werden. Die Zahl der Anfragen war jedoch weitaus höher. Ein Teil der Anfragen konnte aufgrund begrenzter Haushaltsmittel nicht berücksichtigt werden. Die Vorstellungen fanden vor allem in Mittel-schulen, aber auch in Gymnasien und Beruflichen Schulzentren im gesamten Freistaat statt. Folgende Schulen wurden berücksichtigt:

Datum Ort Schule Uhrzeit

20.09.2012 Dresden BSZ Gastgewerbe Dresden 11:15 – 12:45

25.09.2012 Strehla Mittelschule Strehla 11:15 – 12:45

27.09.2012 Flöha Mittelschule Flöha 09.30 – 11:00

08.10.2012 Niederwiesa Mittelschule Niederwiesa 09:30 -11:00

09.10.2012 Leipzig Nachbarschaftsschule Leipzig 10:50 -12:20

12.10.2012 Leipzig Evangelisches Schulzentrum Leipzig 09.45 -11:15

15.10.2012 Dresden HOGA-Dresden 10:00 -11:30

12:00 -13:30

16.10.2012 Brandis Gymnasium Brandis

10:00 -11:30

12:00 -13:30

19.10.2012 Oederan Mittelschule Oederan 09:20 -10:50

05.11.2012 Leipzig Evangelisches Schulzentrum Leipzig 08:30 -10:00

07.11.2012

Dresden HOGA Dresden

10:00 -11:30

14:10 -15:40

08.11.2012 Dresden BSZ Gastgewerbe 11:15 -12:45

09.11.2012 Radeberg Humboldt-Gymnasium Radeberg

09:20 -10:50

11:05 -12:35

15.11.2012 Görlitz Melanchthon-Mittelschule in Görlitz 10:35 -12:05

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20.11.2012 Meißen Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra

11:45 -13:15

22.11.2012 Dresden BSZ Gastgewerbe Dresden 11:15 -12:45

26.11.2012 Hohenstein-Ernstthal Lessing Gymnasium 09:00 -10:30

10:50 -12:20

27.11.2012 Hohenstein-Ernstthal Lessing Gymnasium

10:50 -12:20

13:10 -14:40

28.11.2012 Stauchitz Mittelschule Anne Frank 09:00 -10:30

Kooperation mit dem Staatsschauspiel Dresden und Rimini-Protokoll Berlin Im zurückliegenden Berichtszeitraum wurde das Projekt „Radioortung – 10 Aktenkilometer Dresden“ als Koproduktion von Rimini Apparat, dem Staatsschauspiel Dresden und dem Sächsischen Landesbeauftragten fertig gestellt und unter großem Medieninteresse im April 2013 uraufgeführt.

Idee des Projektes: Über zehn Aktenkilometer – je nach Zählweise – lagern im Archiv der Stasi-Unterlagen-Behörde in der ehemaligen Bezirkshauptstadt Dresden. Wie wäre es, Protokolle der Obser-vation an den Ort ihres Entstehens zurückzubringen – gelesen und kommentiert von den Observierten? Wie hört es sich heute an, wenn sich ein scheinbarer „Staats- und Klassen-feind“ zu dem äußert, was sich die Staatssicherheit damals zu ihm zusammenreimte? Wann wusste er von dem Blick, der ihn begleitete? Wann löst sich das Protokoll von dem ab, was eigentlich stattfand? Und wie verhält sich ein ehemaliger IM zu seinem Auftrag, was kann aus seiner Perspektive heute erzählt werden? Die Dokumentartheaterspezialisten von Rimini Protokoll machen die damals entstandenen Akten und die heutigen Kommentare und Erinnerungen in einer Art akustischer Ausstellung im Dresdner Stadtraum zugänglich. Die Stadt wird als unsichtbares Museum begehbar, ein hörbares, höchst subjektives Archiv, das jeden einzelnen Besucher fordert, sich Geschich-te(n) zu erlaufen. Innovativ neu an diesem Projekt war auch die technische Umsetzung, denn die Radioortung ist kein klassischer Audioguide, sondern ein Format des Deutschlandradios, das GPS-gesteuert funktioniert. Insgesamt wurden 120 Orte in der Dresdner Innenstadt über GPS-Koordinaten mit O-Tönen verknüpft, die dann von selbst starten, wenn der Besucher sich mit seinem speziell programmierten Smartphone in eine akustische Blase begibt und über GPS geortet wird. Insgesamt bietet das Hörspiel acht Stunden Audiomaterial. Eine Ko-operation mit den Dresdner Verkehrsbetrieben ermöglichte die kostenfreie Nutzung von Bus und Bahn während der Erkundungstour. Das mobile Hörspiel wurde als reguläre Vorstellung im Spielplan angeboten und von Mitarbeitern des Staatsschauspiels kenntnisreich betreut. Neben den wöchentlich sechs Vorstellungen wurden kostenfreie Termine für Schulklassen

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angeboten. Das Projekt wurde bei der Geschichtsmesse in Suhl, im Rahmen der „Theater-Lehrervorschau“ und bei einer Lehrerfortbildung beim Landesbeauftragten vorgestellt. Die Kontaktaufnahme des Landesbeauftragten mit der Berliner Theatergruppe Rimini-Protokoll und dem Dresdner Staatsschauspiel und die Entscheidung für dieses Projekt resul-tierten im Wesentlichen aus zwei Gründen. Zum einen war es uns ein Anliegen, das Thema Staatssicherheit und den überwachten Alltag in der DDR einer breiteren Öffentlichkeit näher zu bringen und dafür eine künstlerisch verdichtete Form zu wählen, die jedoch das Doku-mentarische im Mittelpunkt sieht. Das Theater, das andere Besuchergruppen hat und über andere Öffentlichkeitskanäle verfügt als unsere Behörde, erschien uns ein interessanter Mul-tiplikator zu sein. Zum anderen war es das technische Format, eine moderne Form der Me-diennutzung, die uns überzeugt hat. Wir erwarteten davon eine Verknüpfung in die Gegen-wart und vor allem Neugier und Interesse jüngerer Besucher. Insgesamt hat sich diese Erwartungshaltung voll bestätigt. Das Projekt stieß in den Medien nicht nur in den Lokalmedien, sondern auch überregional auf eine breite Resonanz. Sowohl das Fernsehen (artour, Sachsenspiegel) als auch der Hörfunk (Bayerischer Rundfunk, Deutschlandradio Kultur, MDR Figaro) und verschiedene Printmedien berichteten sehr posi-tiv. Darüber hinaus folgten ausführliche Besprechungen des Stückes in Zeitschriften, die sich andernfalls nie dem Thema Staatssicherheit annehmen würden. Hier sind die Zeitschriften Theater heute, Blouin Artinfo oder das Dresdner Universitätsjournal genannt. Auch im Inter-net wurde auf Plattformen darüber informiert und diskutiert, die wir ohne die Kooperation mit dem Theater nie erreicht hätten. Als Beispiel seien hier www.theaterkompass.de, www.kultiversum.de, www.elbmargarita.de und www.hidden-places.de genannt. Auch die Entscheidung des Intendanten Wilfried Schulz, das Stück der Bürgerbühne „Meine Akte und ich“ parallel mit „Radioortung – 10 Aktenkilometer Dresden“ uraufzuführen, war eine sehr gute Entscheidung, weil sich dadurch ein und das selbe Thema auf wunderbare Weise ergänzt hat und dadurch eine größere Öffentlichkeitswirksamkeit bekommen hat, was an dem ausführlichen Artikel in der ZEIT zu sehen ist. Ein anderer Aspekt, der das Projekt für unsere Bildungsarbeit so bedeutsam macht, ist die Nachnutzung der Inhalte, die von Anfang an mitbedacht wurde. Unabhängig von der Ent-scheidung, wie lange das Stück regulär im Theater laufen wird, sind weitere Nutzungsmög-lichkeiten geplant. So hat der Landesbeauftragte alle O-Töne erhalten, die er im Rahmen anderer Projekte einsetzen kann. Zudem sind bereits erste Gespräche mit der Gedenkstätte Bautzner Straße erfolgt, wie die mit dem Ort verbundenen O-Töne in der Gedenkstätte ge-nutzt werden können. Eine dritte Nutzungsmöglichkeit besteht in der Freischaltung einer App, mit der der Rundgang via Internet auf das private Smartphone übertragen werden kann. Hier eine Auswahl an Pressestimmen:

„Diese Radioortung in Dresden geht weit über normale Gedenkaktionen hinaus. Es ist, als würde man unter der Oberfläche der Stadt Schichten freilegen und Geschichten erfahren, die plötzlich mit unserer Gegenwart zu tun haben. Eine Stadt als begehbares Hörspiel, als spre-chende Kulisse, also ortbarer Ort.“ mdr artour

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„Ein tolles Format und sehr erhellend.“ Bayerischer Rundfunk

„Zuerst lauscht man Klaus Dieter Kirst, dem ehemaligen Hausregisseur, der seine Akte ein-fach nur lächerlich fand. Ganz gleich, welcher Richtung man nun folgt, es wird in keinem Fal-le langweilig. Ob lächerliche denunzierende Original-Anrufe über klassenfeindliche Schmie-rereien, wie ‚run for fun‘ oder unvorstellbare Verhörsituationen, die kalte Schauer auslösen: das inhaltliche Aufarbeitungsspektrum ist riesig. Funksprüche der Stasi knacken, Abhöranla-gen knistern, und in breitem Sächsisch nuscheln uns die Täter ins Ohr. ‚Wachsam sein im-merzu!“ singt an der Rähnitzgasse der Tschekistenchor, und an der Pirnaischen Straße röhrt Joe Cocker ‚With a little help …‘. In einer Art ästhetischer Forschung durchlebt der ‚Radioor-tung‘-Spazierer urbane Gegenwart und Stadthistorie zugleich. Glänzend die Idee, abwechs-lungsreich die Materialauswahl aus dem alten Systemstaub.“ Sächsische Zeitung, 30.04.2013, Sebastian Thiele

„Wenn man zum Beispiel zur Premiere von Christoph Heins ‚Ritter der Tafelrunde‘ selbst dabei war, löst die detaillierte Beschreibung der mühevollen und vom Aufführungsverbot be-drohten Probenarbeit, vorgetragen vom Regisseur Klaus Dieter Kirst, rührende Erinnerungen aus. Anlass zum Schmunzeln geben für Jung und Alt etliche Funksprüche und Telefonauf-nahmen.“ Dresdner Neueste Nachrichten, 29.04.2013, Bistra Klunker

„Während des Mithörens wechselt man als Teilnehmer des Rundgangs ständig Seiten und Zeiten: Einerseits die Alltäglichkeit im Stadtbild hier und jetzt, andererseits die Stimmen der Staatssicherheit von damals, so absurd wie erschreckend in ihrem Übereifer, alles zu fassen. Die Botschaft, die das Projekt im Sinn hat, ist angekommen. Ein Gefühl der Beklommenheit für die Mechanismen der Überwachung hat sich eingestellt. Für das, was war, in erster Linie. Aber nebenbei auch für das, was heute mit den modernen Medien möglich ist.“ Dresdner Morgenpost", 29.04.2013, Lilly Vostry

„Besonders eindrücklich aber sind die originalen Tonmitschnitte des MfS.“ mdr Figaro, 29.04.2013, Grit Krause

3.2. Lehrerfortbildungen Im zurückliegenden Berichtszeitraum fanden verschiedene Lehrerfortbildungen statt. Sie erfolgten in unserer Behörde und als Kooperationsveranstaltung mit anderen Einrichtungen. Vor allem wurden solche Fortbildungen durchgeführt, bei denen unsere eigenen Projekte, neue Materialien und deren Einsatzmöglichkeiten im Geschichtsunterricht vorgestellt wur-den. Neben den Fortbildungen in Dresden wurde das Fortbildungsangebot auch als externes Format einer schulinternen Fortbildung angeboten. Ein neues Format bildete die Fortbildung von angehenden Lehrern im Referendariat. Diese Zielgruppe ist insbesondere für die zukünf-tige Zusammenarbeit des Landesbeauftragten mit den Schulen wichtig. Im zurückliegenden Berichtszeitraum fand am 29. Januar 2013 eine solche Lehrerfortbildung für Pirnaer Refe-rendare in unserer Behörde statt. Alle Fortbildungen hat Frau Dr. Aris durchgeführt.

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17. Oktober 2012, schulinterne Fortbildung zum Projekt „Zwischen Wahrheit, Fiktion und Manipulation – ein deutsch-deutscher Zeitungsvergleich“ am Beispiel Mauerbau von 1961 in Schwarzenberg 2.- 3. November 2012, Fortbildungswochenende „Der Volksaufstand des 17. Juni 1953: Wi-derstand, Wirkung und Wahrnehmung“ in der Point-Alpha-Akademie, zwei Vorträge: - „Kampf um die Deutungshoheit – Der 17. Juni in der medialen Wahrnehmung in Ost und

West“ - „Der 17. Juni 1953 im Unterricht – Didaktische Angebote“ 26. Februar 2013, Mitwirkung an der Fortbildung „Für Freiheit und Demokratie: Der 17. Juni 1953 in Sachsen“ des Bildungswerk für Kommunalpolitik Sachsen e.V. in Hoyerswerda 16. Mai 2013, Fortbildung „Die Staatssicherheit in Dresden“ in Kooperation mit dem Staats-schauspiel Dresden 28. Mai 2013, schulinterne Fortbildung zum Thema „Repression in der DDR“ am Dr.-W.-André-Gymnasium in Chemnitz 29. Mai 2013, schulinterne Fortbildung zum Thema „Jugend in der DDR“ in der Mittelschule Zschopau 20. Juni 2013, „Die Stasi hören: Schüler auf Hörerkundung im Dresdner Stadtraum“- Fortbil-dung zum Projekt „Radioortung – 10 Aktenkilometer Dresden“, Dresden Weitere wichtige Zielgruppen sind die regelmäßigen Fachberatertreffen in den Regionen und die Koordinierungstreffen der Fachzirkelleiter. Frau Dr. Aris unterhält regelmäßige Kontakte und informiert die Lehrer über unsere Angebote. 3. 3. Anfragen aus dem Bereich Forschung und Wissenschaft Im zurückliegenden Berichtszeitraum erhielt der Landesbeauftragte ein breites Spektrum sehr unterschiedlicher Anfragen. Neben den immer wieder auftauchenden Anfragen zu den vor Jahren geführten Zeitzeugeninterviews und deren Nutzung erreichen uns immer wieder Anfragen zu einzelnen Spezialthemen, wie: Haftorte in Chemnitz bzw. Karl-Marx-Stadt, zum Thema 17. Juni 1953 in Sachsen: Suche nach Zeitzeugen + Bildmaterial, zur Erinnerungs-kultur in Dresden (Denkmäler, Erinnerungsorte etc.). Häufig ging es bei den Anfragen um konkrete Ausstellungs- und Publikationsvorhaben. Insbesondere das Dokumenten- und Bild-archiv des Landesbeauftragten und die Zeitzeugeninterviews konnten vielen Nutzern weiter-helfen.

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3.4. Fortbildungsveranstaltungen für Rechtsreferendare Im Berichtszeitraum erfolgte in Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium der Jus-tiz ein Fortbildungsseminar für Rechtsreferendare, das im Berichtszeitraum nicht wie in den Vorjahren in Leipzig, Dresden und Chemnitz durchgeführt wurde, sondern nur in Chemnitz. Bei dem Seminar wird die Rolle der Justiz in der DDR beleuchtet, ihre Indienstnahme durch SED und Staatssicherheit dargestellt und Fragen der Rehabilitierung von DDR-Systemunrecht behandelt. Das Angebot für die Rechts-Referendare ist wichtig, weil dieser Themenkomplex kein Bestandteil der universitären Kerncurricula ist und die Studenten in ihrer Ausbildung nicht über diese Zeit erfahren. Die Fortbildung ist freiwillig und nicht Be-standteil der regulären Veranstaltungen. Im zurückliegenden Berichtszeitraum konnte die Mindestteilnehmerzahl von zehn Studenten nur in Chemnitz erreicht werden. Die Fortbildung fand dort am 26. Juli 2012 statt. In Gesprächen mit den in den Landgerichten zuständigen Ausbildern wurde nach Lösungsmöglichkeiten gesucht, gerade auch deshalb, weil die Stu-denten, die an der Fortbildung teilgenommen hatten, diese sehr positiv bewerteten. Nach wie vor vertreten wir die Meinung, dass dieser Themenkomplex in der regulären Aus-bildung enthalten sein muss, weil viele Facetten dieses Themas – angefangen von den viel-seitigen Formen politischer Verfolgung bis hin zu den Fragen einer adäquaten Rehabilitie-rung heute - mit großer Wahrscheinlichkeit auch einmal Teil der künftigen Berufspraxis sein werden. Da Frau Dr. Aris in den vielen Jahren, in denen sie diese Fortbildung anbietet, fest-stellen musste, dass die Referendare fast nichts dazu wissen, sollte es ein drängendes An-liegen sein, diese Lücke zu schließen. Dass ein Jurist sein Staatsexamen ablegt, ohne etwas von den „Waldheimer Prozessen“ gehört zu haben, ohne zu wissen, dass es in der DDR Zwangsaussiedlungen und den Häftlingsfreikauf gab, ohne zu wissen, dass missliebige Per-sonen nach § 249, dem Asozialenparagraphen, verurteilt werden konnten, ohne Kenntnis davon zu haben, dass auch heute noch ehemalige Stasi-Mitarbeiter, die an der Juristischen Hochschule der Staatssicherheit in Potsdam-Eiche ihren Abschluss gemacht haben, als Ju-risten aktiv sind, ist aus unserer Sicht sehr bedauerlich. Hier wird viel verschenkt, weil gerade hier eine nähere Kenntnis, mehr Verständnis und einen sensibleren Umgang mit dem Thema ermöglichen würden. In diesem Zusammenhang sei eine Anfrage von einer Dresdner Rechtsanwaltskanzlei vom Dezember 2012 erwähnt. Eine Anwältin hatte sich an Frau Dr. Aris gewandt, weil sie hände-ringend nach Informationen für einen Rehabilitierungsfall suchte und große Schwierigkeiten hatte, diesen Fall überhaupt einordnen zu können, um dann im zweiten Schritt den geeigne-ten Ansatz für das Reha-Verfahren zu wählen. 3.5. Podiumsdiskussionen, Vorträge, Buchvorstellungen, Ausstellungseröffnungen Auch im zurückliegenden Berichtszeitraum veranstalteten wir eine Reihe von Lesungen, Vor-trägen und Gesprächsrunden. Häufig fanden die Veranstaltungen in Kooperation mit ande-ren Bildungsträgern an verschiedenen Orten statt. Bei den Veranstaltungen ging es um ver-schiedene Facetten der DDR-Vergangenheit, um das unmittelbare und mittelbare Wirken der Staatssicherheit und den heutigen Umgang damit. Dabei wurden häufig die Folgen für die Betroffenen und aktuelle Debatten zur Aufarbeitung diskutiert. Viele Veranstaltungen beweg-

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ten sich im Umfeld unserer Buchreihe und unserer Ausstellungen. Dass Veranstaltungen des Landesbeauftragten sowohl im schulischen Umfeld als auch in der Erwachsenenbildung durchaus kontrovers diskutiert werden und an manchen Orten eine extreme DDR-Nostalgie manifestiert wird, mussten Roman Grafe und Dietmar Riemann bei ihren Auftritten in Hartha feststellen. Auch wenn solche Erfahrungen eher die seltene Ausnahme bilden, geben sie zu denken. Ein Bericht aus Hartha befindet sich im Anhang. Die Behörde gilt wie in den Vorjahren als interessanter Anlaufpunkt für geschichtlich interes-sierte Besuchergruppen. Sehr gute Beziehungen bestehen zum Goethe-Institut, zu verschie-denen Landesakademien und Bildungswerken. 2. Juli 2012, „Warum beschäftigt uns immer wieder Geschichte“, Gesprächsrunde mit Maria Michalk, Lutz Rathenow und Roland Jahn, Bautzen 4. Juli 2012, Einweihung des Europäischen Kulturerbesiegels im Museum im Stasi-Bunker Machern mit Dr. Gerhard Gey, Lutz Rathenow und Tobias Hollitzer, Machern 1. September 2012, Gedenkstätte "Geschlossener Jugendwerkhof Torgau", Einweihung Ge-denktafel, Grußansprache, 14:00 – 16:30 Uhr 2. September 2012, „Jugendknast im Wasserschloss“, Podiumsgespräch mit Lutz Rathenow, Susanne Wilk und Dr. Clemens Heitmann, Chemnitz/Klaffenbach 7. September 2012, „Macht aus dem Staat Gurkensalat! Eine andere Jugend. Weimar 1979-1989“, Lesung, Gespräch und Film mit Ulrich Jadke, Holm Kirsten, Jörn Luther, Thomas Onißeit; Einführung und Moderation: Lutz Rathenow und Rüdiger Haufe, Dresden 7. September 2012, Nachtgedanken – eine politische Andacht in der Kreuzkirche von Lutz Rathenow, Dresden 24. September 2012, Ansprache von Lutz Rathenow im Rahmen des 10. Bützower Häftlings-treffen unter dem Motto „Die Gegenwart der DDR-Vergangenheit: warum wir nicht aufhören, darüber zu reden“, Bützow 25. September 2012, „Grenzüberschreitungen. Die Schriftverwirklichungsgesellschaft DDR und ihre literarischen Handlungsmöglichkeiten“, Podiumsgespräch mit Dr. Klaus Michael, Lukas Hammerstein, Lutz Rathenow und Dr. Hannes Schwenger, moderiert von Dr. Jacque-line Boysen, Berlin 2. Oktober 2012, Einführungsstatement zu Fragen der Rehabilitierung von SED-Unrecht beim Treffen des Arbeitskreises für politische Häftlinge, Altkötzschenbroda 3. Oktober 2012, Festansprache zum Tag der Deutschen Einheit von Lutz Rathenow, Leipzig, BStU-Außenstelle Leipzig 7. Oktober 2012, „Die Friedliche Revolution in Plauen“, Festansprache von Dr. Nancy Aris, Plauen

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7. Oktober 2012, „Ausgerechnet Bananen - Die Schützes“, Filmvorführung und Filmgespräch mit dem Regisseur Wolfgang Ettlich, moderiert von Dr. Nancy Aris, Plauen 8. Oktober 2012, „Grenzüberschreitungen. Die Schriftverwirklichungsgesellschaft DDR. Das Leben in den verschiedenen Wortkostümen - Öffentliches Ehrenkolloquium für und mit Lutz Rathenow“, Jena, Universität 27. Oktober 2012, 11:00 – 15:00 Uhr, Opferberatungs-Stammtisch Leipzig, Vortrag und Dis-kussion, (Einlader Rolf Wiese)

7. November 2012, „In der Wahrheit leben“, Buchvorstellung und Gespräch mit Lutz Rathenow und Stephan Bickhardt, Dresden, Erich-Kästner-Museum Dresden

10. November 2012, Einführungsstatement zu Fragen der Aufarbeitung und der Rehabilitie-rung von SED-Unrecht beim Treffen der VOS Sachsen, Chemnitz, Mitglieder-Versammlung, Hotel 13. November 2012, Filmvorführung „Geboren 1955 – Erschossen 1966“ und Filmgespräch mit dem Regisseur Friedrich Werkt, im Rahmen der Deutsch-Deutschen Filmtage, Plauen 17. November 2012, Einführungsstatement zur Arbeit des Sächsischen Landesbeauftragten und zu Defiziten der Aufarbeitung von SED-Unrecht beim Treffen der Union der Opferver-bände, Berlin 22. November 2013, Die Schere im Kopf: DDR-Literatur zwischen Widerstand und Anpas-sung, im Rahmen der Tagung „Literatur und Diktatur - Die DDR-Literatur zwischen Wider-stand und Anpassung“, Podiumsdiskussion mit Andreas Apelt, Lutz Rathenow, Udo Scheer und Ulrich Schacht, Berlin 30. November 2012, Möglichkeiten und Grenzen bei der Aufarbeitung von DDR-Unrecht – Bilanz und Ausblick, Impulsvortrag und Diskussion von Lutz Rathenow im Rahmen eines Workshops mit einer Gruppe internationaler Journalisten, Dresden 4. Dezember 2012, Umgang mit politischen Denkmalen aus der DDR-Zeit, Diskussion mit Prof. Dr. Wolfgang Holler, Frank Richter, Siegfried Reiprich, Lutz Rathenow, Wolfgang Kil u.a., Dresden, Sächsische Akademie der Künste 11. Dezember 2012, „Literatur trifft Politik“ Lesung und Gespräch mit Lutz Rathenow und dem Pfarrer Martin Lösche, Leipzig 31. Januar 2013, Die Sonne hat vier Ecken, Lesung mit Udo Scheer und Andreas Schirneck, Dresden 20. Februar 2013, "Via Knast in den Westen" – Buchvorstellung und Zeitzeugengespräch mit Dr. Nancy Aris, Lutz Rathenow, Gisela Quasdorf und Henry Krause, Dresden

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21. Februar 2013, Aktion "Gegenschlag" Stasi gegen die Jenaer Opposition, Podiumsdis-kussion mit Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk, Roland Jahn, Lutz Rathenow und Bernd Roth, Mo-deration: Dagmar Hövestädt, Gera 23. Februar 2013, Klausur aller Landesbeauftragten mit Roland Jahn (9:30 – 15:00), Berlin, Sächsische Landesvertretung 1. März 2013, 10 Aktenkilometer. Ein begehbares Stasi-Hörspiel im Dresdner Stadtraum, Multimedia-Präsentation von Dr. Nancy Aris, Suhl 1. März 2013, Präsentation der Ausstellung „Die DDR – Zwischen Repression und Wider-spruch“ von Kathryn Babeck 13. März 2013, Buchvorstellung "Schöne Grüße aus der DDR", mit Roman Grafe und Diet-mar Riemann, Hartha 14. März 2013, Buchvorstellung "Schöne Grüße aus der DDR", mit Roman Grafe und Diet-mar Riemann, Hartha 20. März 2013, Lesung von Lutz Rathenow und Gespräch mit Richard Müller und Kirsten Steffens über literarische und politische Dissidenten in der DDR, Burg Wissem (Troisdorf)

11. April 2013, Buchvorstellung: „Via Knast in den Westen. Das Kaßberg-Gefängnis und sei-ne Geschichte“ mit Dr. Clemens Heitmann und Utz Rachowski, Chemnitz

8. Mai 2013, Wir reden uns um Kopf und Kragen III - Wir sind gute Demokraten. Wir halten uns raus, mit Wolfgang Schaller, Dieter Hildebrandt, Claudia Altmann, Dr. Vazrik Bazil, Dirk Birgel, Heinrich Löbbers, Matthias Matussek und Lutz Rathenow, Dresden

16. Mai 2013, Lesung mit Andreas Reimann und Domenico Müllensiefen, im Rahmen des 22. Sächsischen Literaturfrühlings, Riesa

28. Mai 2013, Buchvorstellung: „Via Knast in den Westen. Das Kaßberggefängnis und seine Geschichte“ mit Dr. Nancy Aris und Utz Rachowski, Werdau

31. Mai 2013, 30 Jahre Aktion "Gegenschlag" - Stasi gegen die Jenaer Opposition Podi-umsdiskussion mit Udo Scheer, Dorothea Fischer, Roland Jahn, Lutz Rathenow und Frank Rub, Moderation: Dagmar Hovestädt, Jena

Schwerpunkt Leipziger Buchmesse (März 2013):

Buchvorstellung: „Via Knast in den Westen. Das Kaßberg-Gefängnis und seine Geschichte“ mit jeweils unterschiedlichen Gästen

14. März 2013 | 14:30 – 15:00 Uhr Messe, Forum Kinder-Jugend-Bildung Halle 2, Stand B401/C400

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Nancy Aris, Angelika Barbe, Wolfgang Lötzsch

14. März 2013 | 17:30 – 18:00 Uhr Messe, Forum Kinder-Jugend-Bildung Halle 2, Stand B401/C400 Nancy Aris, Clemens Heitmann, Wolfgang Lötzsch

14. März 2013 | 20:00 Gedenkstätte Museum in der Runden Ecke, Kinosaal, Dittrichring 24 Clemens Heitmann, Wolfgang Lötzsch, Siegfried Reiprich, Lutz Rathenow 15. März 2013 | 11:00 – 11:30 Uhr Buchhandlung Hugendubel, Petersstr. 12-14 Nancy Aris, Clemens Heitmann, Lutz Rathenow, Ine Dippmann, Henner Kotte 15. März 2013 | 16:00 – 16:30 Uhr Messe, Sach- und Fachbuchforum Halle 3, Stand H300 Nancy Aris, Lutz Rathenow, Jan Philipp Wölbern 16. März 2013 | 20:00 Galerie ARTAe, Gohliser Str. 3 Nancy Aris, Utz Rachowski, Lutz Rathenow

Roter Stern - wir folgen Deiner Spur. Umerziehung im Kombinat der Sonderheime 14. März 2013 | 16:00

Gedenkstätte Museum in der Runden Ecke, Kinosaal, Dittrichring 24 Laura Hottenrott, Ralf Weber, Lutz Rathenow

Das Honecker-Attentat und andere Storys

15. März 2013 | 17:30 Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Grimmaische Str. 6, 04109, Leipzig Dieter Bub, Lutz Rathenow 11. April 2013, Buchvorstellung "Via Knast in den Westen. Das Kaßberg-Gefängnis und seine Geschichte" mit Dr. Clemens Heitmann und Utz Rachowski, Chemnitz 26. April 2013, Eröffnung/Premiere Rimini-Protokoll, mit Intendanten, Lutz Rathenow 8. Mai 2013, Wir reden uns um Kopf und Kragen III – Wir sind gute Demokraten. Wir halten uns raus, mit Wolfgang Schaller, Dieter Hildebrandt, Claudia Altmann, Dr. Vazrik Bazil, Dirk Birgel, Heinrich Löbbers, Matthias Matussek und Lutz Rathenow, Dresden, Veranstal-tung Landeszentrale für Politische Bildung 16. Mai 2013, Lesung mit Andreas Reimann und Domenico Müllensiefen, im Rahmen des 22. Sächsischen Literaturfrühlings, Riesa 28. Mai 2013, Buchvorstellung "Via Knast in den Westen. Das Kaßberg-Gefängnis und seine Geschichte" mit Dr. Nancy Aris und Utz Rachowski, Werdau

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30. Mai 2013, 30 Jahre Aktion "Gegenschlag" – Stasi gegen die Jenaer Opposition, Podi-umsdiskussion mit Udo Scheer, Dorothea Fischer, Roland Jahn, Lutz Rathenow und Frank Rub, Moderation: Dagmar Hovestädt, Jena

Schwerpunkt 60. Jahrestag des Volksaufstandes am 17. Juni 1953 25. Mai 2013, Im Kampf um die Deutungshoheit – Der 17. Juni in der medialen Darstellung in Ost und West, Einstiegsvortrag von Dr. Nancy Aris, anschließend Podiumsdiskussion mit Dr. Heidi Roth, Stephan Vogler und Dr. Clemens Heitmann, im Rahmen der Museumsnacht, Chemnitz

3. Juni 2013, „Panzer gegen die Freiheit. Zeitzeugen des 17. Juni 1953 berichten“, Lesung und Gespräch mit Werner Heiduczek und Regine Möbius, Leipzig

7. - 9. Juni 2013, 17. Bundeskongress der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den Verfolgten-Verbänden und Aufar-beitungsinitiativen unter dem Motto „Der 17. Juni 1953. Aufstand im Kalten Krieg“, Berlin 8. Juni 2013, Einweihung eines Gedenksteins der Gaststätte Rübezahl, wo Berliner Bauar-beiter bei einem Ausflug bereits am 13. Juni 1953 über einen möglichen Streik diskutiert hat-ten. In Kooperation mit dem Bezirksamt Treptow-Köpenick, dem Heimatverein Köpenick und dem Technischen Hilfswerk, Berlin 9. Juni 2013, Gedenkveranstaltung am Denkmal des 17. Juni 1953 vor dem ehemaligen Haus der Ministerien, Berlin 12. Juni 2013, Ansprache von Lutz Rathenow im Rahmen der Gedenkstunde des Berliner Senats zum 17. Juni 1953 im Berliner Abgeordnetenhaus, Berlin 13. Juni 2013, Geschichtsbetrachtungen und Deutungsillusionen: Der 17. Juni 1953 im heuti-gen Erinnerungsdiskurs, Vortrag von Dr. Nancy Aris im Rahmen der Tagung „Der 17. Juni 1953 in Sachsen. Ursachen, Ereignis, Wirkung und Rezeption, Chemnitz

17. Juni 2013, „Panzer gegen die Freiheit. Zeitzeugen des 17. Juni 1953 berichten“, Lesung und Gespräch mit Werner Heiduczek und Regine Möbius, Leipzig

17. Juni 2013, Ansprache von Lutz Rathenow im Rahmen der Gedenkstunde zum 17. Juni 1953 im Sächsischen Landtag zur Ausstellungspräsentation, Führung durch die Ausstellung Katharina Babeck 17. Juni 2013, Wir wollen freie Menschen sein! Volksaufstand 1953, Filmvorführung und Ge-spräch mit der Regisseurin Freya Klier, Dresden 17. Juni 2013, zentrale Gedenkveranstaltung der Sächsischen Staatsregierung zum 17. Juni 1953 mit anschließender Gesprächsrunde mit Vertretern aus den Verfolgtenverbänden, Görlitz

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Einer der zahlreichen Wortbeiträge von Lutz Rathenow zum Jahrestag des 17. Juni 1953 befin-det sich im Anhang. Vor dem Hintergrund der vielen, in Planung befindlichen Vortragsveranstaltungen, Ausstel-lungseröffnungen, Filmvorführungen und Würdigungen setzte sich unsere Bundesfreiwillige Sophie Koch im Vorfeld des Jubiläums mit anderen Mitstreitern des Freiwilligen Sozialen Jahres Politik (Sebastian Naumann, Lucas Böhme (Gedenkstätte Bautzen) und Hannah Bergmann (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)) zusammen und erarbeitete mit ihnen ein Konzept für eine zukunftsorientierte Erinnerungskultur. Ihr Konzept „Der 17. Juni und Du: Ideen für eine Zukunftsorientierte Erinnerungskultur“ stellten die Jugendlichen im Rahmen des 24. Bautzen-Forums, das unter dem Titel „Widerstand gegen den Kommu-nismus - Vom 17. Juni 1953 bis zum Ende der kommunistischen Diktatur“ vom 30. - 31. Mai 2013 in der Gedenkstätte Bautzen stattfand, vor. Die Präsentation kam bei den Teilnehmern des Forums sehr gut an, vor allem auch deshalb, weil sich endliche einmal junge Leute mit diesem komplizierten Thema auseinandergesetzt hatten und versucht hatten, Alternativvor-schläge zu den üblichen Erinnerungsformen zu finden. Auch in unserer Behörde wurde das Konzept interessiert diskutiert. Ob aber einzelne Aspekte des Konzeptes Eingang in unsere Arbeit finden und im kommenden Jahr umgesetzt werden können, hängt von sehr unter-schiedlichen Faktoren ab. Nicht zuletzt müssten dafür auch zusätzliche Mittel eingestellt werden. Im Anhang befindet sich eine Zusammenfassung des Konzeptes. 3.6. Tagungen „Der 17. Juni 1953. Aufstand im Kalten Krieg“, - 17. Bundeskongress der Landesbeauftrag-ten für die Stasi-Unterlagen und zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen Berlin, 7. - 9. Juni 2013. 3.7. Ausstellungen Der Landesbeauftragte bietet verschiedene Wanderausstellungen an, die kostenfrei entlie-hen werden können. Neben den Themenausstellungen „Der 17. Juni 1953 in den sächsi-schen Bezirken“ und „Aufbruch '89. Die Friedliche Revolution in Sachsen“ gibt es auch zwei ähnlich gelagerte Überblicksausstellungen. Während die Ausstellung „Diktatur und Wider-spruch – DDR-Geschichte im Fokus“ die DDR-Vergangenheit beleuchtet, öffnet die neue Ausstellung „Die DDR - Zwischen Repression und Widerspruch“ die Perspektive auf die ge-samte DDR. Durch ihren überregionalen Fokus kann sie deutschlandweit gezeigt werden. Die acht in sich abgeschlossenen Kapitel wecken Interesse an der Geschichte der DDR, der deutschen Teilung und deren Überwindung. Durch ihre klare Struktur und die Auswahl ein-drücklicher Fotos und Dokumente werden historische Prozesse verständlich vermittelt. Die Ausstellung wurde von der Historikerin Kathryn Babeck im Mai 2013 fertig gestellt und am 12. Juni 2013 öffentlichkeitswirksam und in würdigem Rahmen im Berliner Abgeord-netenhaus eröffnet.

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Parallel zur Eröffnung in Berlin, bei der das Ausstellungsexemplar der Bundesstiftung zur Aufarbeitung präsentiert wurde, erfolgte im Sächsischen Landtag aufgrund der Foyergröße die Präsentation nur eines Teils der Ausstellung. Die Auswahl der Module zu den Themen 17. Juni 1953 und Auflehnung und Protest in der DDR schuf einen interessanten inhaltlichen Bogen und veranschaulichte, dass die einzelnen Module als eigenständige Einheiten funkti-onieren. Beide Eröffnungsveranstaltungen waren sehr gut besucht, was mit Sicherheit auch an der Presseberichterstattung im Vorfeld lag. Das Besondere an dem Ausstellungsprojekt ist, dass wir begleitend zum Entstehungspro-zess Partner zum Mitdruck eingeworben haben, die einen Ausstellungssatz mit eigenem Hauslogo zum Produktionspreis bestellen konnten. Zielgruppe waren Multiplikatoren wie die Landeszentralen für Politische Bildung, die Goethe-Institute, Gedenkstätten und die Lan-desmedienstellen. Im zurückliegenden Berichtszeitraum haben sich fünf Institutionen für den Mitdruck entschieden. Vier von ihnen sind in den alten Bundesländern aktiv. Insofern sehen wir uns in unserem Ansatz bestätigt, ein Angebot zu erarbeiten, das inhaltlich einen überre-gionalen Ansatz verfolgt und so beschaffen ist, dass der Einsatz ohne personelle Betreuung des Landesbeauftragten funktioniert. In Sachsen gibt es u. a. Interesse vom Kultusministeri-um, das die Ausstellung über ihre Regionalstellen dezentral anbieten möchte. Die verschiedenen Ausstellungen des Landesbeauftragten wurden in Chemnitz, Dresden, Gera, Hoyerswerda und Berlin gezeigt. Dabei wandten sich sehr unterschiedliche Einrich-tungen an unsere Behörde – angefangen von Schulen, über Gedenkstätten und Bildungs-werke, kam der Bundesbeauftragte auch auf uns zu. 3.8. Veröffentlichungen Schriftenreihe In der Schriftenreihe des Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen erschien im Berichtszeitraum die Publikation: Nancy Aris, Clemens Heitmann (Hrsg.): Via Knast in den Westen. Das Kaßberg-Gefängnis und seine Geschichte Der Chemnitzer Kaßberg war lange schon ein Gefängnisstandort. Aber erst in der DDR er-hielt der Gefängnisbau als Stasi-Untersuchungshaftanstalt eine ganz spezielle Bedeutung: er wurde zur Drehscheibe für den Häftlingsfreikauf Richtung Westen. Mehr als 30.000 Häftlinge des SED-Staates saßen hier für wenige Tage oder Wochen ein, bevor sie für Westgeld an die Bundesrepublik verkauft wurden. Der Sammelband bietet erstmals einen Überblick zur Geschichte des Kaßberg-Gefängnisses aus verschiedenen Perspektiven. Ein historischer Überblick beschreibt die Geschichte des Haftortes, seine Rolle im Gefängnissystem der DDR und den Häftlingsfreikauf. Biografische Porträts, literarische Erinnerungen und Briefe ehema-liger Häftlinge geben die Sichtweisen Betroffener wieder. Ein Exkurs in den erinnerungspoli-tischen Kontext ergänzt das Buch und macht es zu mehr als nur Darstellung eines Haftortes. Der Kaßberg und seine Rolle im städtischen Leben, seine Verankerung in der Gedenkstät-tenlandschaft und mögliche Nutzungskonzepte werden diskutiert. Das Buch stieß auf sehr positive Resonanz und die erste Auflage war bereits nach wenigen Wochen vergriffen. Bislang wurde eine Reihe von Veranstaltungen durchgeführt, die durch-

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weg gut besucht waren und ein erstaunliches Publikumsinteresse zeigten. Auf der Leipziger Buchmesse wurde der Sammelband sehr prominent vorgestellt. Das breite Interesse rührt u. a. daher, weil das Thema Häftlingsfreikauf bislang noch weitgehend unbekannt ist und es viele Fragen dazu gibt. Außerdem ist das Interesse, was mit der ehemaligen Haftanstalt auf dem Kaßberg geschehen wird, sehr groß. Da weckt die engagierte Arbeit des Vereins Ge-denkort Kaßberg e. V. ebenfalls das Interesse an der Publikation. Zudem hat sich gezeigt, dass der Ansatz der Herausgeber, verschiedene Autoren zu Wort kommen zu lassen und dadurch unterschiedliche Perspektiven auf dieses Thema einzufangen, dazu beigetragen hat, das Buch interessanter und lesefreundlicher zu machen. Im Juni 2013 wurde bereits die 4. Auflage des Buches in Auftrag geben. Ein interessanter Nebeneffekt war zudem, dass nicht alle Buchvorstellungen vom Landesbeauftragten selbst organisiert werden mussten, weil die Autoren selbst aktiv wurden und das Buch in ihrem Umfeld vorstellten. Ein Beispiel dafür war die gelungene Präsentation des Sammelbandes in der Erinnerungsstätte Notauf-nahmelager Marienfelde, die am 26. Februar 2013 in Berlin stattfand. Der Autor Axel Reitel nutzte das Forum des Hörfunks, um seinen Beitrag stärker publik zu machen. Er las seine Geschichte für den Saarländischen Rundfunk ein, der den Beitrag in der Sendereihe "Fort-setzung folgt" ausstrahlte. Der Landesbeauftragte unternimmt weiterhin große Anstrengungen, die Buchreihe stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. So wurden verschiedene Titel in größerer Stückzahl von unterschiedlichen Einrichtungen der politischen Bildung, wie Akademien, Landes-zentralen für politische Bildung und Vereinen für die eigene Bildungsarbeit bezogen. In Vor-bereitung auf den in Schwarzenberg im September 2013 stattfindenden „Tag der Sachsen“ hat die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung 500 Stück der Publikation „Die Schwarzenberg-Utopie. Geschichte und Legende im 'Niemandsland' von Lenore Lobeck er-worben.

Es gelang, in der Schriftenreihe bisher alle Ausgaben lieferbar zu halten, so dass auch an Bibliotheken oder andere Interessenten für den politischen Bildungsbedarf noch die ganze Reihe abgeben werden kann, die gut eine bestimmte Vielfalt der nachwirkenden Problemati-ken aus der DDR abbildet. Der Verlag unterstützt dies durch vereinzelt notwendige Nachauf-lagen. Die durchaus unterschiedliche Resonanz auf die einzelnen Bücher bei insgesamt steigendem Interesse zeigt auch, wie unterschiedlich intensiv Themen in der Gesellschaft verankert sind. Insofern ist die Reaktion auf die einzelnen Ausgaben für uns wieder ein Gradmesser für weiteren Erkundungs- und Bildungsbedarf. Das angehängte großformatige Interview in einer Zeitschrift zeigt, wie über das einzelne Buch hinaus der Sinn der Reihe zur Erkenntnisanregung verstanden wird. Andere Publikationen Anke Dreier, Karsten Laudien: Einführung. Heimerziehung der DDR, herausgegeben von Konferenz der Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik und zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Schwerin 2012 In Vorbereitung befindet sich folgende Publikation:

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Thomas Mayer arbeitet an einer politischen Biografie, die zum 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution in der Schriftenreihe des Landesbeauftragten erscheinen soll. Zu weiteren Themen (u. a. Uranbergbau in der Tschechoslowakei und DDR, die Sorben in der DDR) finden intensive Vorsondierungen und Recherchen für mögliche Buchprojekte statt. 3. 9. Grenzüberschreitende Projekte Frau Dr. Aris betreute auch im zurückliegenden Berichtszeitraum das Ziel 3 Projekt „Bürger für die Freiheit. Zivilcourage gegen Diktaturen. Sachsen und Niederschlesien 1945 -1989“. Ziel dieses Projektes ist die Erarbeitung eines bilateralen Geschichtsbuches, eine Sammlung von didaktischen Materialien für deutsche und polnische Schulen und die Entwicklung einer Ausstellung durch deutsche und polnische Schulen. Frau Dr. Aris wirkte an der Endkorrektur des Geschichtsbuches mit und unterstützte die Bildrecherche. 4. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Der Landesbeauftragte verfügt über eine Homepage, die über die Behörde und ihre Angebo-te, über aktuelle Termine und Veranstaltungen informiert. Eine Übersicht der Bildungsange-bote für Lehrer und Schüler ist zudem auf der Homepage des Sächsischen Kultusministeri-ums zu finden. Die Lehrerfortbildungen werden darüber hinaus im Fortbildungskatalog auf dem sächsischen Bildungsserver gelistet. Zwei Mal im Jahr erstellen wir Rundbriefe für Leh-rer, die über aktuelle Angebote informieren. Diese Rundbriefe erhalten alle Schulen im Frei-staat. In Printmedien ist unser Angebot für Schulen im jährlich erscheinenden Katalog der Schulkino-Initiative enthalten. Die Informationen zur überregionalen Beratungsinitiative werden jeweils in der lokalen Pres-se und in den örtlichen Amtsblättern veröffentlicht. Lutz Rathenow engagiert sich seit seinem Amtsantritt sehr für eine breite Presseresonanz. Neben den regelmäßigen Presseinformationen zu Veranstaltungen, Jubiläen oder aktuellen Debatten sucht Lutz Rathenow immer wieder den Austausch mit einzelnen Journalisten, lädt diese zu Hintergrundgesprächen ein, bei denen er ausführlich über das Aufgabengebiet des Landesbeauftragten spricht und Einblick in die Arbeit gibt. Diese Einzelgespräche wurden von verschiedenen Medienvertretern verstärkt genutzt. Das Projekt „10 Aktenkilometer Dresden“ wurde mit einer Pressekonferenz eröffnet und ein paar Tage später mit einem Presserundgang mit Roland Jahn inhaltlich begleitet. Wichtig erscheint uns bei der Öffentlichkeitsarbeit, nicht nur die etablierten Tageszeitungen im Blick zu haben, sondern auch Straßenzeitungen, kostenfreien Werbezeitungen, Stadt-magazine und das Straßenbahnfernsehen einzubeziehen, weil sich dadurch ein breiter und sehr heterogener Interessentenkreis erreichen lässt. Dadurch wird die Behörde in der Öffent-lichkeit sehr viel stärker wahrgenommen. Zudem hatte Lutz Rathenow einen engen Austausch mit Medienvertretern aus dem Bereich des Fernsehens und des Hörfunks und nutzte diese Kanäle, um vielfältig auf das Thema

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DDR-Aufarbeitung und deren Notwendigkeit heute hinzuweisen. Sowohl das Deutschlandra-dio als auch der WDR und MDR berichteten in regelmäßigen Abständen. 5. Dokumentation Die Bibliothek und die Dokumentensammlung wurden auch im letzten Berichtsraum erwei-tert. Im Zuge der Recherche für die Ausstellung „Die DDR. Zwischen Repression und Wider-spruch“ wurden zahlreiche Fotos und Quellen erschlossen. Das Bildarchiv des Landesbeauftragten umfasst derzeit 11.000 Bildquellen. Im zurückliegen-den Berichtszeitraum wurde das vorhandene Bildarchiv weiter ausgebaut. Es wird regelmä-ßig von Forschungseinrichtungen und Journalisten genutzt. Es hat sich gezeigt, dass der Bildbestand der Behörde unter Wissenschaftlern und Medienvertretern zunehmend bekann-ter wird. Für eine sachkundige Einpflegung von Fotos und Dokumenten, die unabhängig von konkre-ten Ausstellungsvorhaben in unsere Behörde kommen, fehlen die personellen Ressourcen. Aufnahmen in den Datenbankbestand der Behörde können nur sporadisch von Praktikanten vorgenommen werden. Dies ersetzt jedoch nicht die dafür nötigen Fachkräfte. Bibliothek und Dokumentensammlung stehen weiterhin externen Nutzern zur Verfügung. Die Dokumentensammlung hat sich schon mehrfach als besonders hilfreich erwiesen, weil hier neben persönlichen Dokumenten, verschiedenste Verwaltungsdokumente der Stasi, aus dem SED-Apparat und anderer Bereiche lagern, die andernorts nicht mehr vorhanden sind. Zudem wurden das Zeitzeugenprojekt von Uta Rüchel und Rüdiger Disselberger abge-schlossen. Sie wurden im letzten Berichtszeitraum beauftragt, zehn lebensgeschichtliche Interviews mit ehemaligen Heimkindern und Jugendwerkhofsinsassen zu führen. Diese In-terviews liegen nun vor. Es verschiedene Heimformen berücksichtigt. Im Mittelpunkt der Do-kumentation stehen die Erfahrungen in Kindheit und Jugend, die Bewältigungsstrategien nach der Heimzeit und die Auswirkungen auf das heutige Leben. Diese Interviewdokumenta-tion steht Forschern und auch im Rahmen der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zur Verfü-gung. 6. Koordinierung und Zusammenarbeit Landtag, Staatsregierung, Landesbehörden und Kommunen Die Zusammenarbeit mit Abgeordneten und Fraktionen des Sächsischen Landtages und verschiedenen Ministerien bezogen sich auf Fragen der Erinnerungskultur und um die Förde-rung dieser. Dabei ging es immer wieder um die Situation der in der SBZ/DDR politisch Ver-folgten, um Gedenkstättenfragen, das Gedenkstättengesetz, die Stiftung Sächsische Ge-denkstätten sowie um die Förderungsmöglichkeiten für Opferverbände. Der Landesbeauf-tragte hat zahlreiche Einzelgespräche mit Abgeordneten verschiedener Fraktionen geführt. Bei diesen Gesprächen ging es um Fragen der Aktennutzung und der langfristigen Perspek-tive von BStU und LStU, um die Novellierung des Landesbeauftragtengesetzes und um Mög-lichkeiten der Stärkung der Arbeit des Landesbeauftragten. Der Landesbeauftragte nahm

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auch an Veranstaltungen einzelner Abgeordneter in ihren Wahlkreisen teil und stellte sich dort den Fragen der Besucher. Der Landesbeauftragte hat für einige Ministerien, insbesondere für das Justizministerium, verschiedene Zuarbeiten geleistet. Mit dem Justizministerium stand der Landesbeauftragte vor allem aus zwei Gründen im regen inhaltlichen Austausch. Zum einen ging es darum, für die zusätzlichen Finanzmittel, die ab 2011 für die Opferverbände in einem Sondertitel bereit-gestellt wurden, eine Vergaberichtlinie zu erarbeiten. Hier hat der Landesbeauftragte wichti-ge inhaltliche Impulse und organisatorische Hilfestellungen geben können. Zudem ist er in die Vergabe der Mittel eingebunden, indem er die Vergabekommission, die Bewertungen und ein Votum zu den Förderanträgen abgibt, zu sich einlädt und leitet. Zum anderen ging es bei den Kontakten um die Diskussion zu einem neuen Landesbeauf-tragtengesetz. Einen intensiven Austausch gab es ferner mit Mitarbeitern aus dem Innenministerium und dem Kultusministerium im Vorfeld der Übergabe des Ausstellungsbusses "Unser Aufbruch" an den Gedenkort Kaßberg e. V. Die Überführung des Busses nach Chemnitz erfolgte im Mai 2013. Seit 2004 arbeitet der Landesbeauftragte im Rahmen einer institutionellen Mitgliedschaft in der Leipziger Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ mit. Hier konnte der Landesbeauftragte sich mit einer finanziellen Förderung des Lichtfestes und in-haltlich einbringen. Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BStU) Die Kontakte zum Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und seiner Behörde wurden im zurückliegenden Berichtszeitraum intensi-viert. Der Landesbeauftragte brachte sich inhaltlich aktiv bei der Diskussion um die zukünfti-ge Perspektive des BStU ein. Zu diesen Fragen wurden mehrfach intensive Gespräche mit Roland Jahn geführt. Um diesen Austausch auf eine breitere Basis zu stellen, regte Lutz Rathenow eine Klausur aller Landesbeauftragten mit Roland Jahn an, die dann am 13. Feb-ruar 2013 in der Sächsischen Landesvertretung in Berlin stattfand. Mit den Leitern der sächsischen BStU-Außenstellen in Chemnitz, Dresden und Leipzig sind auch im zurückliegenden Berichtszeitraum Beratungen durchgeführt worden. Bei den Ge-sprächen ging es um konkrete Vorhaben im Rahmen der politischen Bildungsarbeit. Mit der Zentrale in Berlin, den Außenstellen Chemnitz, Gera und Dresden fanden Kooperationsver-anstaltungen statt. In diesem Zusammenhang gab es vielerlei Kontakte auf Arbeitsebene mit der Presseabteilung, die für die Veranstaltungskoordinierung der Öffentlichkeitsarbeit zu-ständig ist. Zur Abteilung Bildung und Forschung gab es Kontakte bezüglich verschiedener Recherchen. Auch erfolgte ein Austausch zum Bildungsangebot "Volk unter Verdacht", das in größerer Stückzahl angekauft und sächsischen Schulen zur Verfügung gestellt wurde.

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Die Außenstellen Gera, Dresden und Chemnitz nutzten die Wanderausstellungen des Lan-desbeauftragten und präsentierten diese in ihren Räumen oder bei auswärtigen Veranstal-tungen. Mit der Dresdner Außenstelle erfolgte zudem eine intensive Zusammenarbeit im Rahmen unseres Projektes „Radioortung – 10 Aktenkilometer Dresden“. Die Mitarbeiter halfen hier sehr engagiert, die entsprechenden Materialien im Archiv aufzufinden und nutzbar zu ma-chen. Zudem stellte die Dresdner Außenstelle sehr viel Aktenmaterial für das Bildungsange-bot „Der Fall in der Tasche“ zur Verfügung, das durch die zusätzlichen Akten stärker auf die jeweiligen Regionen zugeschnitten werden soll. Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes und Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LStU, LAkD) Zu den Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes in den Ländern Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen und zur Landesbeauf-tragten für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur in Brandenburg beste-hen weiterhin sehr gute Arbeitsbeziehungen. Die seit Jahren anhaltende Vakanz der Behör-denleitung in Sachsen-Anhalt fand in diesem Jahr endlich ein Ende. Als neue Landesbeauf-tragte wurde Birgit Neumann-Becker am 4. April 2013 ernannt. Dennoch stehen auch in den Behörden in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen bereits in diesem Jahr größere Ver-änderungen an, weil beide Landesbeauftragte ihren Dienst beenden werden. Um inhaltliche und organisatorische Fragen der Zusammenarbeit abzustimmen, treffen sich die Landesbeauftragten einmal im Monat zur Landesbeauftragtenkonferenz in Berlin. Im zu-rückliegenden Berichtszeitraum wurden hier vor allem Fragen besprochen, die mit der Heim-kindproblematik in Zusammenhang standen und die sich auf die Novellierung der Rehabilitie-rungsgesetze bezogen. Hier unterbreiteten die Landesbeauftragten dem Gesetzgeber Vor-schläge, um Opfergruppen, die bislang bei den Entschädigungszahlungen nicht berücksich-tigt wurden, ins Blickfeld zu rücken. Vor allem die Zersetzungsopfer wollten sie mit ihren Vor-schlägen stärker in den Mittelpunkt stellen. Wichtig ist auch die Forderung der Landesbeauf-tragten, die Opferrente zu erhöhen und die Bedürftigkeitsklausel aufzuheben. Viele Gesprä-che innerhalb der Konferenz der Landesbeauftragten betrafen die Frage, wie eine Verbesse-rung der Verfahren und Gutachtertätigkeit zur Anerkennung von verfolgungsbedingten Ge-sundheitsschäden erreicht werden könne. Zudem setzten sie sich dafür ein, die Kinderheim-Problematik im Rahmen des Strafrechtli-chen Rehabilitierungsgesetzes zu betrachten und rechtsstaatswidrige Einweisungen zukünf-tig nach dem StRehaG zu rehabilitieren. Hervorgehoben werden muss auch die gute Zusammenarbeit der Fachreferenten der einzel-nen Behörden in den Bereichen Politische Bildung und Beratung. Die Landesbeauftragten beteiligten sich mit einem gemeinsamen Infostand am Tag der Deutschen Einheit in Mün-chen

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Verfolgtenverbände und Aufarbeitungsinitiativen Unsere regelmäßigen Arbeitstreffen mit den sächsischen Verfolgtenverbänden und Aufarbei-tungsinitiativen dienen dem Ziel des gegenseitigen Austauschs und einer Koordinierung ge-meinsamer Aufgaben. Neben diesen Treffen im breiteren Rahmen hat der Landes-beauftragte zahlreiche Gespräche mit einzelnen Vertretern der Verfolgtenverbände und Auf-arbeitungsinitiativen geführt, in denen es um eine konkrete, projektbezogene Zusammenar-beit mit den Verbänden ging. Bei diesen Treffen ging es immer auch um die Arbeit der Ge-denkstätten, um die Frage, inwieweit sich die Verfolgtenverbände darin wiederfinden. Die Arbeitstreffen der Verfolgtenverbände und Aufarbeitungsinitiativen waren aber auch immer Foren, von denen Impulse zum Thema Aufarbeitung in die gesellschaftliche Debatte einflos-sen. Bei den Treffen der Verfolgten-Verbände spielte auch im zurückliegenden Berichtszeitraum die Förderrichtlinie zur Aufarbeitung von SED-Diktatur eine große Rolle, nach der das SMJus mittlerweile jährlich ca. 100 000 € zur Verfügung stellt. Hier handelt es sich um eine in dieser Art 2011 neu beschlossene institutionelle Förderung, die auf Nachhaltigkeit angelegt ist und die Vereinsarbeit unterstützt. Diese Erweiterung der Fördermöglichkeiten dient neben Bera-tungsangeboten, der historisch-politischen Aufarbeitung auch der Unterstützung von Zeit-zeugenauftritten. Diese Förderung unterscheidet sich konzeptionell von den vielfältigen Mög-lichkeiten der Projektförderung, sie soll und darf keine Förderung der Gedenkstättenarbeit selbst beinhalten und stärkt die Eigenaktivitäten der in Frage kommenden Verbände. Um die Modalitäten und die praktische Realisierung gab es einigen Kommunikationsbedarf von al-len Seiten, das SMJus bemühte sich erfolgreich und geduldig, die Antrags- und Abrech-nungsgestaltung gegenüber den Verbänden zu erläutern. Jedes Jahr lädt der Landesbeauf-tragte den vom Justizminister berufenen Beirat zu sich ein, der beschließt eine Empfehlung zur Vergabe der Mittel an den Minister. Wie in den Vorjahren hat der Landesbeauftragte auch 2011 an Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen teilgenommen. Darüber hinaus hat er an zahlreichen anderen Eh-rungen und an den jährlich stattfindenden Treffen der Betroffenen (Treffen der ehemaligen Hoheneckerinnen, Bautzen-Forum) teilgenommen. Aufgrund des hohen Alters der Verfolgten mehren sich bedauerlicherweise auch die Todesfälle. Der Landesbeauftragte würdigte die Verstorbenen in Nachrufen für ihre Verdienste und nahm selbst an Beisetzungen teil. Den Nachruf zu Walter Schilling befindet sich im Anhang. Bundeskongress Vom 7. - 9. Juni 2013 fand in Berlin der 17. Bundeskongress der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den Verfolgten-Verbänden und Aufarbeitungsinitiativen statt. Er stand unter dem Motto „Der 17. Juni 1953. Aufstand im Kalten Krieg“.

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Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Mit der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur besteht seit Jahren eine gute Zusammen-arbeit. Dazu zählen die monatlich stattfindenden Treffen der Konferenz der Landesbeauftrag-ten, an denen der stellvertretende Geschäftsführer der Stiftung, Dr. Robert Grünbaum teil-nimmt. Hinzu kommen Kooperationsveranstaltungen mit der Stiftung und der Austausch über die von der Stiftung geförderten sächsischen Projekte. Im zurückliegenden Berichtszeitraum konnte auch das 2011 mit der Stiftung begonnene Ausstellungsprojekt "Die DDR – Zwischen Repression und Widerspruch" erfolgreich zum Abschluss gebracht werden. Mit Hilfe der Stiftung hatten wir die Ausstellung „Diktatur und Widerspruch – DDR-Geschichte im Fokus“ überarbeitet und den regionalgeschichtlich-sächsischen Ansatz durch eine überregionale, DDR-weite Perspektive ersetzt. Neben neuen Fotos und Dokumenten wurde die europäische Perspektive stärker akzentuiert. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit der Stiftung im Juni 2013 im Berliner Abgeordneten-haus eröffnet. Danach wird die Stiftung Aufarbeitung die Ausstellung den Goethe-Instituten zur Verfügung stellen. Auch auf Arbeitsebene fand ein reger Austausch statt. So unterstützte der Landesbeauftrag-te die Stiftung mit Recherchen für die Aktualisierung des Gedenkortführers, begutachtete Projektanträge und stellte den Kontakt zu Zeitzeugen her. Gedenkstätten Die Zusammenarbeit und Kooperation mit Gedenkstätten und vor allem der Stiftung Sächsi-sche Gedenkstätten und ihrem Geschäftsführer gestaltet sich intensiv und vielfältig. Der ho-he Stellenwert gerade dieser Arbeit ergibt sich auch aus den umfänglichen Vor- und Nachar-beiten zu den zweimal im Jahr stattfindenden Stiftungsratssitzungen. Mit der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau konnte eine Reihe von Zeitzeugengesprächen reali-siert werden. Mit der Gedenkstätte Bautzen wurde eine Kooperation für den "Tag des Offe-nen Denkmals" geschlossen. Insbesondere durch die Mitgliedschaft im Stiftungsrat der Stif-tung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an politische Gewaltherrschaft war der Lan-desbeauftragte in die Arbeit der Stiftung eingebunden. 7. Mitgliedschaften Der Landesbeauftragte ist aktiv als Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Sächsische Gedenk-stätten und der Stiftung für ehemalige politische Häftlinge. Er ist im Beirat des Fördervereins der Gedenkstätte Hohenschönhausen und Mitglied des deutschsprachigen Exil-PEN’s – in beiden Fällen wird seit der Amtseinführung zum Landesbeauftragten die Mitgliedschaft nur passiv ausgeübt.

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III. Anhang Roman Grafe „Davon wusste ich nichts.“ „Schöne Grüße aus der DDR“ – übermittelt in der sächsischen Provinz „Schöne Grüße aus der DDR“, so der Titel eines Bildbandes mit hundertfünfzig Fotos von Dietmar Riemann. Ich habe zwölf Texte dazu geschrieben, am 13. März 2013 wollen wir das Buch gemeinsam in der Stadtbibliothek Hartha vorstellen. Wir freuen uns auf den Abend. Eine städtische Angestellte holt uns mit dem Auto vom Bahnhof Waldheim ab. Wir halten am früheren DDR-Zuchthaus. Ihr Elternhaus habe gleich nebenan gestanden, erzählt die Frau um die fünfzig. Ich frage sie, was sie denn als Kind geglaubt habe, wer dort inhaftiert gewe-sen sei. – „Mörder.“ Und was habe sie später gedacht? „Na, immer noch ...“ Ich: „Was glaubten Sie denn, wo der Staatssicherheitsdienst die Regime-Gegner inhaftiert hat? Leute, die wegen einer politischen Äußerung eingesperrt wurden ...“ Sie: „Davon wusste ich nichts.“ „Was glaubten Sie denn, wofür die Stasi da war?“ „Das wusste ich auch nicht. Ich habe mich nicht dafür interessiert. Das habe ich erst nach dem Mauerfall erfahren.“ (Da war sie etwa dreißig Jahre alt...) „Das glaube ich Ihnen nicht. Das wussten in der DDR schon Kinder, dass man wegen eines politischen Witzes ins Gefängnis kommen kann.“ „Mein Mann sagt auch immer, ich bin naiv.“ Am Abend kommen rund dreißig Besucher in die Stadtbibliothek. Wir zeigen auf einer Lein-wand zunächst 35 Fotos, ich lese meine Texte vor. Bei den meisten Bildern wird laut gelacht. Erste Reaktion im Anschluss, eine Frau mittleren Alters: „Das ist alles so trostlos, so war es nicht, so grau und trist war es nicht in der DDR. Ich mache selber Fotos und Bildbände, aber so war es nicht.“ Zweite Reaktion, eine ältere Frau: „Ich glaube, Sie haben einen Tunnelblick, so war es nicht. Auch wie Sie die DDR-Schule darstellen, nur negativ. Unsere Kinder hatten immer viel Freu-de in der Schule, und sie haben viel gelernt.“ Die Mehrheit schweigt mal wieder, einige nicken heftig zur Kritik am Foto-Text-Band. Ich weise darauf hin, dass ich auch Freude hatte in der DDR-Schule, aber nicht nur. (Schneeballschlacht und Fahnenappell, heißt es dazu im Buch.) Dass die Militarisierung der Jugend in den Schulen nicht lustig war. Dass ein Fotoband mit journalistischem Anspruch eben kein Familienalbum ist, keine Sammlung von guten Erinnerungen (Familienfeste, Ur-laubsbilder etc.). Dass doch viel gelacht worden ist beim Betrachten der tristen Fotos. Und doch auch Fotos zu sehen gewesen sind, die nicht trostlos waren, ein stolzer Schneider, lächelnde Kinder ... Nein, die fünf Kinder im Sommerregen lächeln nicht, behauptet die ältere Frau: „Auch die sehen ganz trostlos aus, nicht so wie unsere Kinder aussahen...“ Ich frage die Frau mittleren Alters, welche Bilder ihr denn fehlten, welche Fotos sie mit in den Bildband getan hätte. Keine Antwort, sie weicht aus, fünfmal.

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Einen Mann Mitte zwanzig frage ich, wie er als Nachgeborener die Bilder und Texte wahrge-nommen habe. Er antwortet diplomatisch. Dietmar Riemann, der in Hartha aufgewachsen ist, spricht Klartext mit seinen früheren Nachbarn. Dann liest er seinen Beitrag aus „Die Schuld der Mitläufer“ vor. Sie hören es sich an. Wenig Fragen, alles klar, bei einigen schon lange und für immer, denke ich. Die Bibliotheks-Leiterin springt auf und will den Abend mit netten Worten beenden. Anschließend zeigt sie Dietmar Riemann einen Bildband mit fröhlichen DDR-Menschen. So hätte doch auch sein Buch aussehen können! Eine Kollegin betont am Ausgang nochmals, die fünf Kinder im Sommerregen lächelten nicht, niemand lächle auf diesen Fotos, alles trost-los, „so war es nicht“. Am nächsten Morgen kommen die Kinder und Enkel der Besucher des Vorabends, denke ich, als ich sie reden höre. Ich frage: „Was fällt Euch als erstes ein, wenn Ihr die Abkürzung DDR hört?“ Ein Schüler: „NVA ... Nationale Volksarmee.“ Auf Nachfrage: „Die haben die DDR-Grenze bewacht, falls der Westen angreift.“ Ich erkläre die Aufgabe der Grenztruppen (DDR-Flüchtlinge festnehmen oder erschießen) und erzähle von den westlichen „Klassenfeinden“, die täglich in die DDR kamen – ohne Pan-zer, dafür mit Kaffee, Schokolade, Bananen, Orangen, Jeans ... Ich erzähle von der Unmög-lichkeit, mit einer Planwirtschaft über Jahre hinaus Bedarf und Verbrauch richtig zu kalkulie-ren etc. „Na, die im Westen wurden ja von den USA durchgefüttert, deshalb hatten die mehr ...“, ent-gegnet ein Schüler. Ich weise darauf hin, dass die Menschen im Westen auch gearbeitet haben, so wie heute die Eltern der Schüler, die es sich verbitten würden, wenn man ihnen vorhielte, der Westen füttere sie durch. Wie sie die Fotos wahrnähmen, frage ich. – „Eintönige Bauweise ... große, leere Plätze ... düster ... Schwarz-Weiß-Aufnahmen finde ich immer deprimierend.“ Von welchem Bild sie erzählten, wenn sie heute nach Hause kommen und die Eltern fragten, was sie in der Schule erlebt haben. Keine Antwort. Fragen eure Eltern nicht, frage ich. „Nein, die wollen nur die Zensuren wissen“, sagt ein Schüler. Schülerfrage an uns: „Welche Zeit fanden Sie besser, die Zeit, wo die Mauer noch stand, oder hinterher?“ (Wir antworten den Umständen entsprechend.) Ich frage, was sie über die Waldheimer Prozesse wüssten? (Das Zuchthaus steht im Nach-barort, fünf Kilometer entfernt.) Kein einziger weiß von den Waldheimer Prozessen. Im Mai endet für diese Zehntklässler der Unterricht. Warum sie bis heute nichts darüber wüssten, frage ich die Direktorin, die in der ersten Reihe sitzt. Das stehe nicht im Lehrplan, sagt sie. Ich erinnere sie daran, dass Lehrer durchaus die Möglichkeit haben, neben dem prüfungsrelevanten Lehrplanstoff Wesentliches zu vermitteln. Man würde ja auch staunen, wenn Zehntklässler in Weimar nichts über das KZ Buchenwald am Stadtrand wüssten. Ich sage den Schülern, ich wünsche ihnen, dass ihnen ihr Geschichtslehrer bis Mai noch etwas zu den Schnellverfahren in Waldheim erzählt, und erwähne, dass dort ohne Verteidi-ger und Zeugen Todesurteile verhängt wurden und Gefängnisstrafen für Unschuldige. Schließlich halte ich noch ein Plädoyer für die Tugenden des Mitgefühls, des Widerspre-chens und des politischen Engagements. Herzlicher Applaus für Dietmar Riemann und mich. Nein, diese 22 Schüler sind nicht verloren, denke ich. Die Gesichter waren offen und die Oh-ren auch.

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Am Ende bleiben zwei Schüler im Raum, einer sagt uns: „Ich bin kein Mitläufer. Und ich wer-de auch keiner. Ich sage, was ich denke. Auch wenn ich anecke.“ Dietmar Riemann schenkt ihm eine Fotosammlung. Eine Bibliotheks-Mitarbeiterin hat uns mit dem Auto mitnehmen wollen zum nächsten Bahn-hof, damit wir pünktlich zur Buchmessen-Lesung kommen, so hatten wir es verabredet. Als ich nach ihr frage, heißt es: „Die ist schon lange losgefahren ...“ Bestrafung in der Ex-DDR-Provinz, nun ja. Vor der Bibliothek spricht mich nochmal eine Lehrerin an: „Das fand ich nicht in Ordnung, dass Sie gegen den Geschichtslehrer geschossen haben...“ Ich versuche, ihr den Unter-schied zwischen Kritisieren und Schießen zu erklären.

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Lutz Rathenow „Nerv uns nicht, denk an den 17. Juni!“ Entschlüsselung eines deutschen und europä-ischen Datums In: Die Politische Meinung, Nr. 520, Mai / Juni 2013, 58. Jahrgang „Vom 17. Juni will ich die nächsten Monate nichts mehr hören“, sagte ein Redakteur nach dem überstandenen fünfzigsten Jahrestag des Volksaufstands in der DDR. Kräftig, oft wür-dig, aber mitunter auch nur ritualisiert war seiner gedacht worden. So heftig und vielfältig, als ob wir die Jahre danach Ruhe vor diesem Datum haben wollten. Was uns dieser Tag wirklich wert ist, wird sich daher 2013 zu seinem sechzigsten Jahrestag zeigen, wenn uns die Jubilä-umszahl weniger fordernd zum Gedenken mahnt. Gedenken muss auch ohne gesetzliche Vorgaben möglich sein, wie der 17. Juni zeigt. Viel Material wurde gefunden und beschrieben. Jetzt könnte die Debatte über die nationalen und europäischen Dimensionen der Ereignisse beginnen. Das Datum markierte ja bekanntlich eine der ersten klaren Unzufriedenheitsbewegungen im realsozialistischen Nachkriegseuro-pa – mit konkreten Erinnerungsorten, an denen sich diese Bewegungen zum Aufstand aus-weiteten. Das ist mehr, als deutsche Diktaturgeschichte in der Regel zu bieten hat. Für die aktuelle politische Wirkung sollte allerdings bedacht sein: Trotz aller großen Koalitionen der Erinnerer quer durch die Parteien dürfen wir nicht vergessen, dass der 17. Juni zumindest die Bevölkerung der ehemaligen DDR weiterhin spaltet. DER ALLTAG DAZWISCHEN Die demonstrierenden Bauarbeiter kamen zwar 1953 aus der ganzen DDR. In Halle, Leuna, Magdeburg oder Jena ereigneten sich damals Aufstandsversuche, in Neubrandenburg oder Suhl hingegen geschah fast nichts. Auch deshalb sind Erinnerungen von Menschen an zent-rale geschichtliche Ereignisse oft asynchron. Hinzu kommt: Die DDR-Geschichte bestand nicht allein aus dem 17. Juni und dem Ende 1989. Auch im Alltag dazwischen gab es nicht nur Alltägliches. Viele kleine Akte des Ungehorsams und des Widerstandes nach 1953 und vor 1989 sind wichtig, um zu begreifen, wie das Leben in der DDR und die repressive Machtausübung oft engstens zusammenhingen. Der 17. Juni lässt uns heute über Diktaturprävention nachdenken. Er könnte ein Datum sein, zu dem Privates und höchst dramatisch Politisches zusammenkommen. Der 17. Juni beglei-tete mein Leben, gerade weil er in der DDR kein Feiertag sein durfte. Er schien das Kürzel für Krise, Schock, Ausnahmezustand zu sein. Als ich im Frühjahr 1977 als Transporthilfsar-beiter beim VEB Carl Zeiss Jena einrückte, schob ich meinen Wagen für den Transport di-verser abgepackter Gläser durch die Hallen des Hauptwerkes. Am zweiten oder dritten Tag stupste mich ein altgedienter Arbeiter auf die Schulter. Er hatte Wind davon bekommen, dass mehrere Freunde und ich kurz zuvor von der Universität geflogen waren – die Reaktion auf unsere Proteste gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, bei der es zu fünfzig Haus-durchsuchungen und zehn Verhaftungen gekommen war. Der Zeissianer, der wie meine Großväter sein Berufsleben lang nur in diesem einen Betrieb gearbeitet hatte, begann mit

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einer Standpauke: „Willkommen bei der herrschenden Arbeiterklasse. Nun ist Schluss mit lustig. Das habt ihr von eurem Protest. Ihr wart schon ziemlich mutig und erfolgreich, wenn sie so viele Stasileute aufmarschieren lassen. Und wenn ihr noch mehr Erfolg gehabt hättet, dann wären die Panzer gekommen. Wie am 17. Juni. Dann wird geschossen, und es fließt Blut. Also freu dich deines Lebens. An die Arbeit!“ Er drehte sich um und ging. MIXKAFFEE UND UNGEHORSAM Das Datum spielte nochmals eine Rolle – während meines halben Hilfsarbeiterjahres. Die DDR wollte gerade wieder einmal Devisen sparen und führte 1977 den Mixkaffee ein, eine inzwischen fast vergessene Errungenschaft aus Originalkaffee und geriebenen Möhren und anderen, keinesfalls gesundheitsschädlichen Zusatzstoffen. Die Arbeiter und Angestellten würdigten den herzschonenden und ökologischen Aspekt nicht. Sie mokierten sich zwei Ta-ge lang über die ausgeschenkte Mixkaffeebrühe in der Kantine, die schwärzer wirkte und auch nicht sehr nach richtigem Kaffee schmeckte. Daraufhin arbeiteten sie zwei Tage lang mit äußerst gebremstem Eifer. „Streiks sind ja verboten“, sagte ein Kollege. „Ich halte mich an Verbote, aber wenn ich keinen richtigen Kaffee bekomme, fällt mir alles aus den Händen.“ Zum Beweis entglitt ihm der Deckel einer Glasschüssel, den er, weil er nicht kaputtgegangen war, wieder aufhob, um ihn noch kräftiger auf den Boden zu werfen, sodass er nun endlich zersprang. Danach kehrte der Kollege befriedigt und sorgfältig die Scherben zusammen. Es sollte sich ja keiner verletzen. Ich erlebte damals manche Diskussionen, bei denen der 17. Juni eine diffuse Rolle spielte. Wartend vor einem Fahrstuhl, dialogisierten zwei ältere Arbeiter über die damaligen und heu-te möglichen Demonstrationsrouten – konsequent im Konjunktiv, als ob sie gar nicht von sich selbst sprachen. Es war ein kabarettreifer Dialog über Durchfahrten unter Berücksichtigung aktueller Baustellen. Der oktroyierte Mixkaffee war im Grunde eine Bagatelle. Allerdings blie-ben die Reaktionen nicht ohne Wirkung. Am dritten Tag schenkte die Kantine zusätzlich wie-der richtigen Kaffee aus. Bedenkt man diese Wirkung, wird einem klar, wie instabil die Ruhe der DDR war. Dabei wirkte das Juni-Datum als Drohung fort – und zwar als gegenseitige. Nicht jeder hat sich das trauen können, was mir ein Arbeiter erzählte. Er habe ein Überre-dungsgespräch mit seinem Vorgesetzten zu irgendeiner gesellschaftlichen Aktivität mit dem Hinweis beendet: „Nerv uns nicht zu sehr, denk an den 17. Juni!“ LUTZ RATHENOW Geboren 1952 in Jena, deutscher Lyriker und Prosaautor, seit März 2011 Sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.

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Sophie Koch Der 17. Juni und Du - Ideen für eine Zukunftsorientierte Erinnerungskultur Vom 30. - 31. Mai 2013 fand das 24. Bautzen-Forum unter dem Titel „Widerstand gegen den Kommunismus - Vom 17. Juni 1953 bis zum Ende der kommunistischen Diktatur“ statt. Im Rahmen dieser Tagung gab die Gedenkstätte Bautzen vier jungen, geschichtlich interes-sierten Leuten die Möglichkeit, ein Konzept für eine zukunftsorientierte Erinnerungskultur zu erarbeiten und zu präsentieren. Wir, Sebastian Naumann (FSJ Politik, Gedenkstätte Bautzen), Hannah Bergmann (FSJ Poli-tik, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur), Lucas Böhme (Student und Prakti-kant, Gedenkstätte Bautzen) und Sophie Koch (Bundesfreiwillige, Sächsischer Landesbeauf-tragte für die Stasi-Unterlagen) entwickelten in zwei Treffen und mit Hilfe der Kommunikation übers Internet ein Konzept, welches folgende Punkte beinhaltete:

1. Wie steht es um die momentane Erinnerungskultur? Welche Formen des Gedenken gibt es und wie kommen sie bei Jugendlichen an

2. Welche Anforderungen haben wir an eine zukunftsorientierte Erinnerungskultur 3. Wie kann diese Erinnerungskultur konkret aussehen am Beispiel des 17. Juni 1953?

1. Wie steht es um die momentane Erinnerungskultur? Welche Formen des Geden-

ken gibt es und wie kommen sie bei Jugendlichen an Um diese Frage zu erörtern haben wir zunächst analysiert, welche Erinnerungsformen es momentan gibt und welche davon bei jungen Leuten ankommen. Dabei ist uns vor allem aufgefallen, dass bei Veranstaltungen zu Jahrestagen, wie dem 17. Juni selten bis nie Ju-gendliche zu sehen sind. Zudem ist das Wissen der jungen Leute über die DDR heutzutage oft ziemlich beschränkt, was wir anhand eines Videos über die Studie der FU Berlin aufzeig-ten. (Quelle: MorgenpostTV auf youtube.com www.youtube.com/watch?v=s_UqhP2Xnlw) Die momentanen Erinnerungskulturen haben wir zusammengefasst und in folgende Katego-rien eingeteilt:

a) Welche Formen sprechen junge Menschen an, die bereits ein hohes Interesse an Geschichte haben und welche nicht. ansprechend: Menschenkette, Bildungsveranstaltungen, Nachstellung des Ereignisses, virtuelles Gedenken, Anstecker, Zeitzeugengespräche, Musik, Gedenkreden, Demonstrationen, Gedenkstätten- und Museumsbesuch, Gedenkgottesdienste nicht ansprechend: Kranzniederlegungen, Mahnwache/Mahngang, Schweigeminute, Gedenkorte, Objek-te (Münzen, Briefmarken), Auto-/Motorradkorsos

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b) Welche Formen sprechen junge Menschen an, die bisher kaum Interesse an Ge-schichte haben und welche nicht. ansprechend: Zeitzeugengespräche, Musik, virtuelles Gedenken, Demonstrationen, Nachstellung eines Ereignisses, Menschenkette, (spannende) Gedenkreden nicht ansprechend: Bildungsveranstaltungen, Kranzniederlegungen, Mahnwache/Mahngang, Schweige-minute, Gedenkorte, Objekte (Münzen, Briefmarken), Auto-/Motorradkorsos, Ge-denkstätten- und Museumsbesuch, Gedenkgottesdienste, Anstecker

Diese Einteilung war die Grundlage, um sich im Folgenden Gedanken über eine zukunftsori-entierte Erinnerungskultur zu machen. 2. Welche Anforderungen haben wir an eine zukunftsorientierte Erinnerungskultur Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, haben wir uns gefragt, was Jugendliche heutzu-tage eigentlich wollen und was nicht. Sie wollen: - Anerkennung und Zugehörigkeit - Akzeptanz und Verständnis - Raum zur Entfaltung - Freiräume in der Mediennutzung - Vorbilder und Idole - Spaß, keine Langeweile Sie wollen nicht: - Einengung und Reglementierung - Dogmatismus - Theorielastigkeit Auf Grundlage dieser Überlegung stellten wir uns die Frage, was unsere Erinnerungskultur in Zukunft erfüllen sollte. Unser Resultat war, dass sie, bei Jugendlichen ein Zugehörigkeitsge-fühl hervorrufen und Aufgeschlossenheit und Pluralismus vermitteln sollte, dass sie einen Rahmen vorgeben aber gleichzeitig Theorie abbauen sollte, dass sie den Einsatz moderner Medien berücksichtigen und einen Lokalbezug herstellen, sowie spielerisches Lernen, Erleb-barkeit und Empathie stärken sollte. Konkrete Mittel, die in Zukunft zum Einsatz kommen sollten, sind unserer Meinung nach fol-gende: - Zeitzeugengespräche - Plan- und Rollenspiele - Demonstrationen und Menschenketten - Einbezug sozialer Medien und Netzwerke - Musik und Konzerte - Videospiele

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Im Allgemeinen lässt sich zusammenfassen, dass eine zukunftsorientierte Erinnerungskultur eine würdige Rückbesinnung mit angemessener Freude und einem kritischen Blickwinkel verbinden muss. 3. Wie kann diese Erinnerungskultur konkret aussehen am Beispiel des 17. Juni

1953? Da der 17. Juni 1953 Thema des Bautzen-Forums war, haben wir eben jenen Tag auch als Beispiel genommen, an dem wir unsere Theorien in die Praxis umsetzen wollen. Das zentra-le Anliegen war hierbei, alle Generationen anzusprechen und diesen Tag auf vielfältige Art und Weise zu würdigen und beleuchten. Unser erstes Ziel war das Mobilisieren junger Leute verbunden mit dem Gedenken der Op-fer des Volksaufstandes. Zu diesem Zweck planen wir, innerhalb einer Stadt mehrere Plaka-te aufzustellen auf denen nur folgende Daten zu sehen sind: Ein Foto des Verstorbenen, das Sterbedatum (17.06.1953), sein Alter und seine Tätigkeit. Unten auf den Plakaten befindet sich ein QR-Code, ein Link zu einer Webseite und ein Link zu einer Facebook-Seite. Alle drei Links führen letztlich zu einer Webseite, die mehr Infos über die abgebildete Person, sowie Informationen zum 17. Juni im Allgemeinen bereithält. Die Webseite sollte so aufgemacht sein, dass sie mobil und interaktiv genutzt werden kann und somit Theorie mit etwas Praxis verbindet. Durch die Nutzung QR-Code und Facebook sollen vor allem die jüngeren Genera-tionen angesprochen werden. Diese Plakate sollen circa zwei Wochen im Voraus des 17. Juni aufgestellt werden. Um nun alle Generationen zu verbinden, soll am 17. Juni selbst eine zentrale Veranstaltung stattfinden, die Methoden des Erinnerns mit Unterhaltung vermischen soll. Beworben werden soll diese Veranstaltung über das Internet, Mundpropaganda, Plakate und Flyer und über die Zeitungen. Das Programm dieser Veranstaltung soll dann folgende Punkte beinhalten: - einen „Markt der Möglichkeiten“, auf dem sich Gedenkstätten und andere Institutionen vorstellen - Info-Material und Bücher die ausliegen und gelesen werden können - eine Ausstellung, die gezeigt wird - Zeitzeugengespräche - ein Debattierwettbewerb, dem Wettbewerb „Jugend debattiert“ nachempfunden - lockere Diskussionsforen - ein großer Poetry-Slam –Wettbewerb- Konzerte von Bands Wir hoffen, mit der abwechslungsreichen Auswahl an Programmpunkten verschiedene Ge-nerationen zusammenzubringen und ausreichend über die Geschehnisse des 17. Juni 1953 zu informieren. Die Umsetzung des Projektes steht aufgrund des finanziellen Umfanges al-lerdings noch nicht fest.

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Lutz Rathenow Nachruf auf Walter Schilling 30. Januar 2013 Ein Mutmacher für das Anderssein - Walter Schilling ist tot Die Opposition in der DDR hat ihre Gesichter und ihre Geschichten: eines der prägendsten mit ganz viel Wirkungsgeschichte dürfte das von Walter Schilling gewesen sein. Leider muss dieser Satz seit wenigen Stunden aus der Gegenwart herausgenommen wer-den: Walter Schilling verstarb im Kreis seiner Familie am 29. Januar 2013. Am 28. Februar wäre er 83 Jahre alt geworden. Der schon 1955 in Jena sein Studium der Theologie absol-vierende Schilling lebte für jene vielen Freunde, Bekannte und immer wieder ihn neu Aufsu-chende. Er prägte als Stadtjugendpfarrer die Offene Jugendarbeit in der DDR maßgeblich mit - als Inspirator, radikaler Vermittler und moderierender Radikaler. Walter Schilling be-zeichnete sich durchaus als Anti-Kommunist - er engagierte sich trotzdem oder deshalb für den "Kirchentag von unten" und hatte innerhalb seiner Evangelischen Kirche so manchen Strauß auszufechten. Sein Refugium in Braunsdorf-Dittrichshütte war legendär, weit über Thüringen hinaus und wirkte als Beispiel und durch die vielen Kontakte auch ganz konkret bis nach Leipzig oder Dresden und bis fast in den letzten Winkel dieses Staates, dessen Staatssicherheit in Schilling einen ihrer profiliertesten Feinde sah. Über ihn darf man einen oft leichtfertig gesagten Satz sprechen: Walter Schilling wurde für viele zum Vorbild. Durch ihn hörte ich von den ersten Gesprächen mit Menschen, die ihre MfS-Mitarbeit offenbarten und mit seiner Hilfe sich aus dieser Zusammenarbeit lösten – noch zu DDR-Zeiten. Seine Leidenschaftlichkeit und tiefe Freundlichkeit ließen ihn zum Mutma-cher werden: ein Energiespender für Jüngere, die ihn fast bis zuletzt aufsuchten. Ein Freund schreibt: "Zu seinem 80. Geburtstag versammelte er über hundert Freunde, die mit ihm in Dittrichshütte feierten und auch im vergangenen Jahr hatten er und seine Frau Eva wieder zu einem Sommerfest eingeladen. Walter ist vermutlich derjenige, der die meis-ten Menschen aus Oppositionskreisen persönlich gekannt hat - immer hatte er ein offenes Ohr für alle und gab immer wieder geradezu existentiell wichtige Ratschläge." Auch sein Engagement in der Friedlichen Revolution müsste ausführlich beschrieben wer-den. Er kämpfte gegen seine Krankheit genauso wie gegen die Gleichgültigkeit gegenüber heutigen Problemen. Die Trauerfeier wird am Samstag, den 2. Februar 2013, um 14.00 Uhr in der Kirche in Braunsdorf (bei Saalfeld) stattfinden.

Lutz Rathenow Sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen

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