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2 Vision Freiheit
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Schauspieler
Revolutionäre Männer und Frauen
Karl Heinrich Schaible Sebastian Scheringer
Franz Volk Léo Brillet
Emmerich Barth David Povkh
Gustav Rée, Bürgermeister Heiko Kirchner
Anna Rée Inken Timmermann
Eduard Rehmann Lukas Entgens
Nanette Rehmann Nina Labiche
Rudolph Reul Jonas Kiefer
Hulda Killy Sarah Fahrner
Amalia Hofer Charlotte Isaia
Adlige
Franziska von Schauenburg Anna Lötsch
Luise, ihre Schwester Onisha Wilsi
Bürger
Kunigunde Geiger Felicia Engert
Karoline Weber Magdalena Heß
Anton Lederle Markus Göppert
Amalia Lederle Steffi Feregrino
Georg, Tischler Dominique Bergen
Babette, seine Ehefrau Mariya Manashirova
Louise Brunner Lara Kimpel
4 Vision Freiheit
Händler Dominique Bergen
Leon Herb
Jonas Rieder
Armes Volk
Agatha Schmidt Julia Alleman
Joseph, ihr Sohn Andrea Hansmann
Alte Frau Onisha Wilsi
Theo, Waisenkind Aaron Werner
Simon, Bettler Leon Herb
Anton, Straßenkind Dominique Bergen
Martha, Straßenkind Mariya Manashirova
Kinder im Arbeitshaus Dominique Bergen
Felicia Engert
Falk Endlich
Steffi Feregrino
Undine Gloski
Andreas Hansmann
Magdalena Heß
Leon Herb
Lara Kimpel
Mariya Manashirova
Jonas Rieder
Hannah Sommer
Aaron Werner
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Kinder der Revolutionäre
Emma Rehmann Undine Gloski
Mathilde Rehmann Hannah Sommer
Repräsentanten von Staat und Kirche
Prinz von Preußen Markus Göppert
General Pfaff Markus Göppert
Gemeindebeamter Jonas Rieder
Gefängnisbeamter Markus Göppert
Gendarm Falk Endlich
Pfarrer Jonas Rieder
Soldaten Dominique Bergen
Falk Endlich
Leon Herb
Jonas Rieder
Kostüme
Haus- und Landwirtschaftliche Schulen
Leitung und Koordination Cornelia Barone Ingrid Neliba Nähleitung Sabine Berszinski Astrid Burkard
Ingrid Neliba
Ina Verständig
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Künstlerische Betreuung Monika Markert, Kunstschule Offenburg Für das Nähen der einzelnen Kostüme sind verantwortlich...
Anna Rée Rumythiwa Chaiwony
Celine Burger
Melike Arslan
Soldaten Cindy Hilz
Lena Hornikel
Laura Schuler
Agatha und Joseph Schmidt Joana Boschert
Lisa Braun
Ilknur Meral
Nanette, Emma und Mathilde Rehmann, Frl. Weber und Frl. Geiger
Anja Männle
Julie Schwarz
Laura Arsuto
Luise von Schauenburg Cynthia Manz
Anton Lederle Lea Furtwängler
Amalie Lederle Laura Danner
Amalia Hofer Elena Gallerio
Swenja Neumaier
Rico Hancer
Franziska von Schauenburg Elif Sekerov
Ann-Kathrin Riehle
Kim Nägele
Hulda Killy Sarah Scharf
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Francesco Russano
Sabrina Skeledzik
Capes, Schute von Kunigunde Geiger
Nina Viol
Manuel Stark
Chiara Nägele
Selina Herrmann
Musik
Komposition Gerhard Möhringer-Gross Ensemble Flöte Reinhard Holz Oboe Leonard Engert Klarinette Markus Raus Fagott Caroline Zolg Trompete Teresa Grebenstein
Schlagzeug Yannick Rummel
Klavier Uschi Gross Geige Angela Bruder-May Viola Nathalie Eckert
Cello Rebekka Hartmann
Leitung Gerhard Möhringer-Gross
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Bühnenbild
Haus- und Landwirtschaftliche Schulen Offenburg
Leitung Bühnenbau Katrin Schlenker
Bühnenbau Julia Braun
Daniel Jakob
Kathrin Roth
Entwurf Cornelia Barone
Maske Arbeitsgruppe Maske Wiktoria Baranowicz Sabrina Fritsch
Chiara Paprotny
Caroline Scheringer
Grafik und Foto Foto Peuky Barone-Wagener Plakat André Berghaus Layout Paul Barone
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Technik
Licht und Ton Torben Ahrens
Felix Küpper
Farya Moghimi
Caroline Scheringer
Dramaturgie Text Paul Barone Theater-AG Einen ganz herzlichen Dank an Rainer Schimpf vom Haus der
Geschichte Baden-Württemberg sowie an Wolfang Gall und
David Boomers vom Stadtarchiv Offenburg für wertvolle
Anregungen und Hinweise.
Regie
Regie Paul Barone
Patrick Labiche
Choreographie Patrick Labiche
Mitarbeit Regie Julia Alleman
Alex Reuter
Sebastian Scheringer
Gesamtleitung Paul Barone
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von Roland Peter
Die mieseste Zelle des Rastatter Ge-
fängnisses ist gerade gut genug für
den Studenten. Karl Heinrich Schaible
soll endlich die Namen seiner Ge-
sinnungsfreunde verraten. Als Beloh-
nung winkt ihm die Freiheit. Die Ver-
suchung ist groß für den 23jährigen
Offenburger in seinem engen, dunk-
len Raum, in dem sich schon kurz zu-
vor ein verzweifelter Mann erhängt
hat. Ein kleines Loch verschafft dem
Gefangenen zwar ein wenig Licht und
Luft zum Atmen. Es sorgt aber auch
für eine zusätzliche Qual, denn direkt
unterhalb liegt die kaum verdeckte
Kloake des Gefängnisses. Ihrem Mief
kann der Medizinstudent nicht ent-
kommen. Er erkrankt unter der Drang-
sal, seine Augen entzünden sich und
beginnen zu eitern, die Leber vergrö-
ßert sich. Aber Schaible schweigt.
Verhaftet wurde der Offenburger im
April 1847 als angeblicher Staatsver-
brecher, weil er wie so viele junge
Männer für Freiheit und ein vereinig-
tes deutsches Vaterland schwärmte -
und damit für die Abschaffung der
Vielstaaterei aus 38 Fürstentümern
und Stadtstaaten. Für die Polizei steht
Schaible im Zentrum einer Verschwö-
rung. Sie wirft ihm nicht nur vor, in
seinem Studienort Heidelberg politi-
sche Zeitungsartikel verfasst und
Flugblätter verteilt zu haben. Er gehö-
re auch zu den Mitgliedern der verbo-
tenen Burschenschaften und zusam-
men mit seinem Freund Franz Volk zu
den Gründern des radikalen Turnver-
eins in Heidelberg. Und gerade die
Turner strebten wie auch die Sänger
einen Umsturz an. Doch so bohrend
der Beamte auch fragt, so hartnäckig
schweigt Schaible. Nach neun langen
Monaten verschlimmern sich die
Krankheiten des Studenten derart,
dass selbst die Polizei der Entlassung
auf Kaution zustimmen muss.
Karl Heinrich Schaible und Franz Volk,
der eine Sohn eines Arztes, der ande-
re eines Bäckers und Wirtes, wurden
Die badische Revolution von 1848/49
Karl Heinrich Schaible
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schon am Jungengymnasium politisch
geprägt. Fortschrittliche Lehrer offen-
barten im Unterricht die staatliche
Unterdrückung und den geringen Ein-
fluss des Karlsruher Landtages. Als
Studenten in Freiburg und Heidelberg
lernen die beiden Offenburger die
polizeiliche Überwachung auch per-
sönlich kennen. Die Presse darf nicht
schreiben, was sie will. Kritische Be-
amte müssen um ihre Ämter fürchten.
Und die Regierungen können Vereine
und Versammlungen verbieten, Zei-
tungen erst recht. Kein Wunder also,
dass die jungen Männer sich an den
oppositionellen Aktivitäten beteiligen.
Der Jurastudent Franz Volk ist wohl
mit von der Partie, als sich am 12.
September 1847 im Offenburger
Gasthaus „Salmen“ die radikallibera-
len Politiker und späteren Demokra-
ten aus dem ganzen Land treffen. Die
Versammlung ging aus von dem Abge-
ordneten Friedrich Hecker und dem
Mannheimer Journalisten und Advoka-
ten Gustav Struve, den beiden führen-
den badischen Oppositionellen. An
dem Treffen beteiligen sich fast 900
Menschen „aller Klassen, Handwerks-
gesellen, Fuhrleute, Bauernknechte“,
selbst „Weibsleute sowohl vom gebil-
deten, als auch ungebildeten Stande“,
wie ein Protokoll notiert. Sie verlan-
gen Freiheit der Presse, des Gewis-
sens, Vereins- und Versammlungs-
freiheit. Mit einem Wort: „Die Polizei
höre auf, den Bürger zu bevormunden
und zu quälen“. Zeitungen verbreiten
diese „Forderungen des Volkes“ in
ganz Deutschland. Sie werden so zu
einer der Grundlagen des folgenden
Aufbegehrens.
Die Nachricht vom Sturz des französi-
schen Königs löst am 27. Februar
1848 auch in Baden die Revolution
aus. […] Das Land bebt, die Revolution
ist da. [...] Regierung und Großherzog
müssen den Märzforderungen ohn-
mächtig nachgeben. […]
Am 12. April 1848 ruft Friedrich He-
cker in Konstanz zum Aufstand auf:
„Sieg oder Tod für die deutsche Re-
publik“. Seine Aktion zieht Kreise bis
nach Offenburg, wo Volk und Schaible
zusammen mit anderen Anhängern
Heckers losschlagen. Die Nachricht
Franz Volk
12 Vision Freiheit
des Revolutionsführers löst „unter
den jüngeren Männern eine furchtba-
re Sensation“ aus und versetzt sie „in
fieberhafte Gluth“, heißt es später.
Etwa 150 meist junge Leute, aber
auch Handwerksmeister und Wirte
aus der Stadt besetzen den Bahnhof,
unterbrechen die Bahnverbindung
und errichten Barrikaden aus umge-
stürzten Wagen. Als die badische Re-
gierung hessische Soldaten zur Unter-
stützung der eigenen Truppen schickt,
drohen Offenburg Kampf und Zerstö-
rung. Bürgermeister Gustav Rée,
selbst Radikalliberaler und Regie-
rungsgegner, schreitet ein. Er beruft
eine Volksversammlung ein, die sich
für die Republik, aber gegen den aus-
sichtslosen Kampf ausspricht: „Offen-
burg will Freiheit, aber auch Ordnung
und Einheit des Vaterlandes“. Die
Revolutionäre müssen nachgeben,
auch wenn ihnen jetzt das Zuchthaus
droht. Karl Heinrich Schaible gelingt
die Flucht nach Frankreich. Franz Volk
aber, verliebt in die schöne Franziska
aus einer Ortenauer Adelsfamilie,
bleibt in der Stadt und wird verhaftet.
Fünf Monate lang sitzt er im Gefäng-
nis, während Franziska auf ihn wartet.
Heckers Aufstand scheitert, da die
Zahl seiner Gefolgsleute viel geringer
ist als erwartet. Badische, hessische
und württembergische Truppen bereiten
dem Vorstoß ein schnelles Ende […].
Im Exil arbeitet der Medizinstudent
Karl Heinrich Schaible als Arzt im
Straßburger Hospital. Vom Münster
aus blickt der Emigrant immer wieder
nach Offenburg. So nah ist die Heimat,
dass er seinen Onkel Ludwig in Offen-
burg am Fenster seines Hauses zu er-
blicken meint. So weit ist sie, dass den
Emigranten bei jedem Schritt über die
Grenze die Verhaftung droht. […]
Seine Heimatstadt wird im Mai 1849
endgültig zur Hauptstadt der Revoluti-
on, als sich 35 000 oppositionelle
Männer und Frauen aus ganz Baden in
Offenburg versammeln. Volk und
Franziska treffen erstmals wieder ih-
ren Freund Karl Heinrich Schaible, der
von den machtlosen Gendarmen nicht
mehr verhaftet werden kann. Schwarz
-rot-goldene und vor allem rote Fah-
nen flattern in der Stadt, häufig ist das
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Bild Friedrich Heckers zu sehen. Die
Soldaten der Garnison Rastatt rebel-
lieren gegen ihre Offiziere und schlie-
ßen sich der Versammlung an. Ihre
Abgesandten überzeugen die Men-
schenmenge endgültig: Eine Regie-
rung des Volkes muss das von Groß-
herzog Leopold ernannte Kabinett
ersetzen. […]
Der preußische König Friedrich Wil-
helm IV. schickt eine Armee unter dem
Oberbefehl seines Bruders, des Prin-
zen Wilhelm, zur Niederschlagung des
Aufstandes. Dennoch wird das badi-
sche Freiheitsheer von der Bevölke-
rung unterstützt. Viele Bürgerinnen
sammeln dringend benötigtes Ver-
bandsmaterial und Kleidungsstücke
für die städtische Bürgerwehr. Andere
nähen rote Fahnen mit revolutionären
Aufschriften wie „Des Volkes Freiheit“
in Offenburg. Einige Frauen, etwa Mat-
hilde Anneke und Elise Blenker, kämp-
fen auch aktiv mit. Am 21. Juni 1849
unterliegt die Revolutionsarmee […].
Schaible gelingt mit der letzten Loko-
motive vor dem Einmarsch die Flucht
und erreicht sein zweites Exil jenseits
der Grenze nur mit Glück, als die
Grenzposten seine schwarz-rot-
goldene Schärpe übersehen. Danach
beendet er sein Studium in Paris und
wird in London ein hochgerühmter
Professor der Medizin. Erst nach 35
Jahren im Exil kehrt er zurück. Franzis-
ka muss sich auf Geheiß ihrer Eltern
von Volk trennen und stirbt schon
zwei Jahre später. Franz Volk heiratet
in seinem Züricher Exil eine Schweize-
rin, kann später nach Offenburg zu-
rückkehren und wird ab 1875 dreimal
zum Bürgermeister der Stadt gewählt.
Die badische Revolution endet mit der
Erschießung von 27 Männern durch
die Preußen, mit 1000 Gerichtsurtei-
len gegen ehemalige Revolutionäre,
mit der Flucht Zigtausender ins Aus-
land. Sie büßen für ihren Traum von
der Freiheit, für ihren Kampf um die
erste Demokratie auf deutschem Bo-
den. Für alle gelten die Worte Karl
Heinrich Schaibles: „Sie waren die
Pioniere späterer Errungenschaften“.
aus: Roland Peter u. A.: Des Volkes Frei-
heit. Die Revolution von 1848/49 in
Baden und Württemberg. Stuttgart
1998, S. 52-56 (gekürzt).
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Mit herzlichem Dank an alle…
… die durch ihre großzügige Unterstützung das Theaterprojekt „Vision
Freiheit“ ermöglicht haben:
Einen ganz besonderen Dank an den Fachbereich Kultur der Stadt Offen-
burg für die Einladung, ausgewählte Szenen aus „Vision Freiheit“ im Rah-
men des Salmengesprächs am 12. September 2015 aufzuführen.
Bürgerstiftung St. Andreas
Vereinigung der Freunde des
Grimmelshausen-Gymnasiums
Regierungspräsidium Freiburg
Lions Club Offenburg
Fachbereich Kultur der Stadt Offenburg
Klavierhaus Labianca
Sparkasse Offenburg
Eltern des Gesunden Frühstücks
Elternbeirat
Edeka Timm-Zinth
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16 Vision Freiheit
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