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120. Thrakische Und Dakische Namen

Date post: 12-Jul-2015
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 820 VIII. Historische Entwicklung der Namen 120.Thrakische und dakische Namen dingt zwangsläufig, daß die Namengebung beider Sprachen getrennt behandelt wird. 2. Forschungsgeschi chte 2.1.Die erste Periode (1848—1957) Die Erforschung der thrakischen und daki- schen Namen begann mit der Entdeckung der thrakischen bzw. dakischen Sprache als eines indogermanischen Idioms. Den ersten Ver- such in dieser Richtung verdanken wir dem deutschen Gelehrten Jakob Grimm, der in seiner „Geschichte der deutschen Sprache“ (I. Bd. 1848) einen ganzen Abschnitt (IX, S. 176—217) der Gechichte und den ihm da- mals bekannten Sprachresten (Glossen und einigen Eigennamen) der Thraker und Geten widmete. Einige Jahre später erschien ein Auf- satz von Prof. H. Leo, Halle, unter dem Titel „Einige Bemerkungen über die Sprache der Geten“ (1854, 176 ff.), der einige dakische Na- men (Γεβελέιξις, Γέται,  Dai—Davi, Deceba- lus u. a.) zu deuten versuchte. Einen Beitrag zur Erweckung des Interesses an den thraki- schen Völkernamen leistete zu jener Zeit ein Historiker, nämlich B. Giseke, der in seinem Buch „Thrakisch-pelasgische Stämme der Balkanhalbinsel und ihre Wanderungen in mythischer Zeit “ (1858) ausführlich die thra- kischen Stämme beschrieben hat. Zu den ersten Forschern, die sich mit thra- kischen Sprachresten befaßt haben, gehört auch Paul de Lagarde (Paul A. Bötticher), der in einer Abhandlung (1866, 276 ff.) unter den thrakischen Glossen einige Eigennamen erwähnt hat: Βενδῖς (Göttin), Βούσβατος (= Artemis), Τραλλεῖς (Stamm), Ζάλμοξις (Gottheit bei den Geten), Σαβάζιος (Beina- men des Dionysos). Seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts hat sich das veröffentlichte Material der thra- kischen und dakischen Sprachreste erheblich vermehrt, wobei gelegentlich Deutungen von Namen versucht wurden. Die erste größere Sammlung von thrakischen („bessischen“) und dakischen Eigennamen wurde von dem Wiener Historiker Tomaschek (1869, 381 ff.) vorgelegt. Einige thrakische Namen sind in dem Artikel von R. Roesler „Einiges über das Thrakische“ (1873) betrachtet worden; darin hat er den get. Personennamen (PN)  Zeuta und den häufigen thrakischen PN Σεύθης ein- leuchtend gedeutet. Einen wertvollen Beitrag zur Erforschung thrakischer und dakischer Namen leistete der deutsche Indogermanist August Fick (1833—1916), der in seinem 1. Di e Be gri ff e „Thrakisc h“ un d „Dakisc h“ 2. Forsc hu ng sg es chi chte 3. Di e t hr akische n N amen 4. Di e dakisc he n Namen 5. Li te ra tu r (i n Aus wahl) 1. Di e Be gri ff e „Thra ki sch“ und „Dakisch“ Bevor ich einen Überblick über die Forschungs- geschichte des gestellten Themas anbiete, halte ich es für angebracht, die Begriffe „Thrakisch“ und „Dakisch“ kurz zu klären. Bekanntlich herrschte in der Wissenschaft seit W. Tomaschek (1893— 1894) und P. Kretschmer (1896) die Ansicht, daß das Thrakische auf einem geräumigen Territorium gesprochen worden sei, das sich von den Karpaten bis zum Ägäischen Meer erstreckte. Die neuesten Untersuchungen (vor allem von Vl. Georgiev) haben nachgewiesen, daß im Ostteil der Balkan- halbinsel und des Karpatengebietes eine weitere indogermanische Sprache, nämlich das Dakomy- sische oder Dakische, von der bodenständigen Be- völkerung gesprochen wurde. Die Abgrenzung bei- der Sprachen (Thrakisch und Dakisch) basiert an erster Stelle auf Indizien der Toponymie: für das dakische Sprachgebiet sind zweistämmige Ortsna- men mit dem Hinterglied -dava /-daua, -daba/ ‚Stadt’ charakteristisch, während im thrakischen Gebiet als Grundwort derartiger Orsnamen bria in derselben Bedeutung erscheint. Nur für das Thra- kische (ohne Parallelen im Dakischen) sind zwei Isoglossen typisch:  para ‚Dorf’ und diza /-os/ ‚Burg’ (Näheres s. weiter unten). Ferner sind im Bereich der vergleichenden Pho- netik wesentliche Differenzen zwischen Thrakisch und Dakisch festgestellt worden, die aus der nach- stehenden Tabelle zu ersehen sind (Georgiev 1960a, 107; Duridanov 1985, 129). Indogermanisch Thrakisch Dakisch b, d, g p, t, k b, d, g  p, t, k ph, th, kh p, t, k ē ē, später ī ä, a e nach Konson.  e e bzw. a ā ā ō ai ai, später i  a ei ei e dt /tt/ st s Die Annahme, daß Thrakisch und Dakisch zwei verschiedene indogermanische Sprachen sind, be-
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820 VIII. Historische Entwicklung der Namen120. Thrakische und dakische Namendingtzwangslufig,dadieNamengebungbeiderSprachen getrennt behandelt wird.2. Forschungsgeschichte2.1.Die erste Periode (18481957)DieErforschungderthrakischenunddaki-schenNamenbegannmitderEntdeckungderthrakischenbzw.dakischenSprachealseinesindogermanischenIdioms.DenerstenVer-suchindieserRichtungverdankenwirdemdeutschenGelehrtenJakobGrimm,derinseinerGeschichtederdeutschenSprache(I.Bd.1848)einenganzenAbschnitt(IX,S.176217)derGechichteunddenihmda-malsbekanntenSprachresten(GlossenundeinigenEigennamen)derThrakerundGetenwidmete. Einige Jahre spter erschien ein Auf-satzvonProf.H.Leo,Halle,unterdemTitelEinigeBemerkungenberdieSprachederGeten (1854, 176 ff.), der einige dakische Na-men(,,DaiDavi,Deceba-lus u.a.)zudeutenversuchte.EinenBeitragzurErweckungdesInteressesandenthraki-schenVlkernamenleistetezujenerZeiteinHistoriker,nmlichB.Giseke,derinseinemBuchThrakisch-pelasgischeStmmederBalkanhalbinselundihreWanderungeninmythischerZeit(1858)ausfhrlichdiethra-kischen Stmme beschrieben hat.ZudenerstenForschern,diesichmitthra-kischenSprachrestenbefathaben,gehrtauchPauldeLagarde(PaulA.Btticher),derineinerAbhandlung(1866,276ff.)unterdenthrakischenGlosseneinigeEigennamenerwhnthat:(Gttin),(=Artemis),(Stamm),(GottheitbeidenGeten),(Beina-men des Dionysos).Seitden70erJahrendes19.JahrhundertshatsichdasverffentlichteMaterialderthra-kischenunddakischenSprachresteerheblichvermehrt,wobeigelegentlichDeutungenvonNamenversuchtwurden.DieerstegrereSammlungvonthrakischen(bessischen)unddakischenEigennamenwurdevondemWienerHistorikerTomaschek(1869,381ff.)vorgelegt.EinigethrakischeNamensindindemArtikelvonR.RoeslerEinigesberdasThrakische(1873)betrachtetworden;darinhaterdenget.Personennamen(PN)Zeutaund den hufigen thrakischen PN ein-leuchtendgedeutet.EinenwertvollenBeitragzurErforschungthrakischerunddakischerNamenleistetederdeutscheIndogermanistAugustFick(18331916),derinseinem1. Die Begriffe Thrakisch und Dakisch2. Forschungsgeschichte3. Die thrakischen Namen4. Die dakischen Namen5. Literatur (in Auswahl)1. Die Begriffe Thrakisch undDakischBevoricheinenberblickberdieForschungs-geschichtedesgestelltenThemasanbiete,halteichesfrangebracht,dieBegriffeThrakischundDakischkurzzuklren.BekanntlichherrschteinderWissenschaftseitW.Tomaschek(18931894)undP.Kretschmer(1896)dieAnsicht,dadasThrakischeaufeinemgerumigenTerritoriumgesprochenwordensei,dassichvondenKarpatenbiszumgischenMeererstreckte.DieneuestenUntersuchungen(vorallemvonVl.Georgiev)habennachgewiesen,daimOstteilderBalkan-halbinselunddesKarpatengebieteseineweitereindogermanischeSprache,nmlichdasDakomy-sischeoderDakische,vonderbodenstndigenBe-vlkerunggesprochenwurde.DieAbgrenzungbei-derSprachen(ThrakischundDakisch)basiertanersterStelleaufIndizienderToponymie:frdasdakischeSprachgebietsindzweistmmigeOrtsna-menmitdemHinterglied-dava/-daua,-daba/Stadtcharakteristisch,whrendimthrakischenGebietalsGrundwortderartigerOrsnamenbria inderselbenBedeutungerscheint.NurfrdasThra-kische(ohneParallelenimDakischen)sindzweiIsoglossentypisch:para Dorfunddiza/-os/ Burg(Nheres s. weiter unten).FernersindimBereichdervergleichendenPho-netikwesentlicheDifferenzenzwischenThrakischundDakischfestgestelltworden,dieausdernach-stehendenTabellezuersehensind(Georgiev1960a,107; Duridanov 1985, 129).Indogermanisch Thrakisch Dakischb, d, g p, t, k b, d, gp, t, k ph, th, kh p, t, k , spter , ae nach Konson. e ie bzw. ia ai ai, spter i aei ei edt /tt/ st sDieAnnahme,daThrakischundDakischzweiverschiedeneindogermanischeSprachensind,be-120. Thrakische und dakische Namen 821ternamen(1923;sptervonihmalsma-kedonischbetrachtet,1928);Lidn(1916)ber-bria inthrak.Ortsnamen(ON),Kaza-row(18741958)berdenBeinamendesthrak.Heros(1912)undberdenON (1928); Graur (1927) berdasSuffix-isk- inthrak.unddak.EN,Bon-fante(1939/1944)berdenGtternamenSabadios/Sabazios/, u.a.m.MitdenEthnikaauf-,-vonOrtsnamenimThraki-schenhatsichDetschewineinemArtikel(1936)befat,wobeiereinigeauf-nos alsgriechischerklrte.DieStrukturderthrak.ENwurdeneuerdingsvonSeure(1950)be-handelt,dereinigeRegelndazuformulierte(S.172f.)undprinzipielleFragenzurDeu-tung der Namen errterte.DeutungenzuEigennamenwerdenge-whnlichauchinnerhalbvonallgemeinenDarstellungendesThrakischenundDaki-schengegeben:vonJokl(1929),Brandenstein(1936), Detschew (1952).ErwhntseischlielicheinewertvolleAr-beitvonL.Zgusta,inderthrakischePerso-nennamenmitBelegtextenausInschriftendernrdlichenSchwarzmeerkstezusammenge-stellt sind (Zgusta 1955, 278293).2.2.Die zweite Periode (nach 1957)EineneueEtappeinderthrak.unddak.Na-menforschungerffnetesichmitderVerf-fentlichungdesmonumentalenWerkesDiethrakischenSprachreste(1957)vonDimiterDetschew(18771958).Mitdemreichhalti-genNamenmaterial,dasDetschewjahrzehn-telangsammelte,dientdiesesWerkalsunent-behrlicheGrundlagefrjeglicheUntersu-chungderthrak.unddak.EN.EswurdezuerstvonV.Georgievausgewertet,derso-gleichseinBuchTrakijskijatezik[Diethra-kischeSprache,1957]publizierte;inihmhaterzuverschiedenenthrak.NamenneueEty-mologiengeboten.GeorgievhatmehralszweieinhalbJahrzehnteaufdiesemGebietge-arbeitetundeineganzeReihevonBeitrgenhinterlassen.Esgelangihmvorallemauf-grundderToponymie,dasDakischealseineselbstndigeSprachevomThrakischenab-zugrenzen(Georgiev1958,113f.;1960a,107f.).DieErgebnisseseinerUntersuchungenberdasThrakischeunddiethrak.ENbiszumJahre1976sindinseinemBuchTrakiteitehnijatezik[DieThrakerundihreSpra-che,1977]zusammengestellt(neuerekleineBeitrgezumThrakischens.inderBibliogra-phie).WerkDieehemaligeSpracheinheitderIn-dogermanenEuropas(1873,417ff.)dieStel-lung des Thrakischen richtig bestimmt hat.ZehnJahrespterhatTomaschek(1883,402410)wiedereineSammlungdakischerundthrakischerEigennamen(etwa130)zu-sammengestellt,denenerknappeDeutungenbeigegebenhat,diegrtenteilsbereitsver-gessensind.ErwhnenswertisteinSammel-bandmitBeitrgendesfranzsischenAr-chologenA.Dumont,indenenereineFllevongriechischenundlateinischenInschriften(darinvieleEigennamen)ausThrakien,Grie-chenlandundRomvorgelegthat(Dumont1892).DiesesWerkwirdbisheutevondenThrakologenalseinewertvolleQuellebe-nutzt.DieStrukturderthrakischenkomponier-tenEigennamenhatdieAufmerksamkeitvonDr.CarlPauliaufsichgezogen,derineinerAbhandlungeineReihevonthrakischenNa-menselementen(-basta,-dama,-dizus,-parau. a.) richtig erkannt hat (Pauli 1886, 21 ff.).DaserstevollstndigeKorpusderthraki-schenunddakischenEigennamen(EN)hatderBegrnderderThrakologieW.Toma-schekinseinemberhmtenWerkDiealtenThraker(1894)geboten.DiesesWerkdientebis1957alseinezuverlssigeQuellezurEr-forschungdesThrakischenundseinerEN.DievomVerfassergegebenenknappenDeu-tungenderNamensindleiderindenmeistenFllennichtstichhaltig(vgl.dieKritikbeiKretschmer1896,184f.).AufgrunddesvonTomaschekzusammengebrachtenMaterialshat dann P. Kretschmer (18661956) eine zu-treffendeCharakteristikderthrakischenunddakischenENgegeben(Kretschmer1896,200 f.).VomEndedes19.Jahrhundertsanbisindie40erJahresindzahlreicheBeitrgezuthrakischenunddakischenENverffentlichtworden:Solmsen(1897)berdiethrak.Stammesnamen,,Fick(1909)berdenFlunamen(FlN),Kretschmer(1909)ber,Mlade-nov(18801963)berdieFlNVit/Utus/,Drin,Iskr //,Marica,Panega,Ro-sica,Struma/Strymon/,Tunda/Tonzos(1915),Vidima,Dramatica,Devol,Lom/Al-mus/,Jantra/Iatrus (1921),Osm/Asamus/,Niava/Navissus (1924),Arda,Marica,Tunda (1929);DetschewberdieBerg-namenDunax,Verila,Vitoa/Skombros,Sco-pius/ (1915),Haimos undRhodope (1925a),berAsklepios (1925b),berdenFlNAxios(1931)undVardarios (1932),berdenGt-822 VIII. Historische Entwicklung der NamenundEtrurien),Alm (Niederlande)u.a.(Krahe1962,26f.),zulit.almti unaufhrlichstr-men, laufen).Athrus. (Hdt.),Ieterus (Plin.),Ia-trus (Iord.),h.JantramitOberlaufEtr;vgl.Jatran,Jetran (zumSdlichenBug).Zuidg.'tro- rasch,heftiginahd.tar heftig,schnell,lett.trs rasch,heftig(Deev1954,279; Georgiev 1960a, 30 f.).Atlas:(Hdt.)inMoesiainf.Auslterem'Atulas (durchSynkope)-z- ?)zuverwerfen.EheristBuzu voneinerslawischenForm'Buzava zuruss.buzina Holunder,urslaw.bz,bulg.bz dass. herzuleiten.)Naparis:(Hdt.),Zufl.derDonauimSkythenland.Ausidg.'(s)nu-poris, zuidg. '(s)nu- in aind. snati triefen, gr. fliee,undrumn.pru,pru Flchen,Bach, vgl. apreu. Nauperyn (See).Ordssos:(Hdt.),Zufl.derDo-nau,vielleichtj.Arge.Aus'Urdesios, ver-wandtmitlett.FlNUrdava, lit.urduls (Ge-birgs)bach.Rabn:(Ptol.),Zufl.derDonau,j.vielleichtJiul.Aus.idg.'rbh(o)-, vgl.dt.bayer.rebisch munter('rebh-),aind.rabha-s- wild,ungestm(Georgiev1960a,113;Russu 1969, 134).Seretos:(Konst.Porphyr.),ver-mutlichderMittellaufdesFlussesHierasos(Schramm 1981, 352). Zur Wz. idg. 'ser- flie-en, aind. sar Flu, Bach usw.Tibiskos:(Ptol.),Tibisia(Iord.),j.rumn.Timiul, ung.Temes. Zuidg.'tbho-ingr.sumpfigeStelle(Georgiev1961,90).(DerheutigeNamegehtaufurslaw.'T-m (vgl.beiKonst.Porphyr.)zu-rck,zurWz.idg.'tem-, abulg.tmn dun-kel.)AlsprfixaleBildungenlassensichzweiFlNerklren:(Theoph.Simok.,7.Jh.),FluinRumnien;verwandtmitlit.ONPaspiriai, mitPrfixpa-, zumGrundwortvgl. lit. (vollstufig) sprus schnell, eilig, aind.sphurti sttmitdemFuweg,schnellt;Sanpaeus rivus (inschr.) in Scythia minor, dak.'Sanapa od.'San-upa Zusammenflu,vgl.lit.SeeNSamp


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