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09-2007

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Öchsle - Aktuell September 2007 Das “Geburtstagkind” in Fotografierpose anlässlich der Lokparade am 16. Juni 2007 in Ochsenhausen. Vor 80 Jahren, am 12. April 1927, hat auf dem “Thumer Netz” bei Dresden die Abnahmefahrt der Lok stattgefunden. (Foto: Rüdiger Frey) Aus dem Inhalt: Geburtstag: Rosa “99 716” wird 80 Jubiläum: Öchsle Schmalspurbahn e.V. feiert den 25.sten Original: Der Pufferwagen G 481 Stg
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Öchsle - AktuellSeptember 2007

Das “Geburtstagkind” in Fotografierpose anlässlich der Lokparade am 16. Juni 2007 in Ochsenhausen. Vor 80 Jahren, am 12. April 1927, hat auf dem “Thumer Netz” bei Dresden die Abnahmefahrt der Lok stattgefunden.

(Foto: Rüdiger Frey)

Aus dem Inhalt:Geburtstag: Rosa “99 716” wird 80Jubiläum: Öchsle Schmalspurbahn e.V. feiert den 25.stenOriginal: Der Pufferwagen G 481 Stg

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Nach genau 25 Jahren im “Dampflokmuseum Güglingen” wird Rosa am 7.8.1993 von zwei Mobilkranen vom Denkmalgleis gehoben.

(Foto: Bernhard Günzl)

“ … Gern nehm i Abschied on geh zur Ruh! Ben alt on schwach von all dem Graus der morschen Schwellen!” - Wer hätte am 9. Mai 1964 gedacht, dass “Rosa” 33 Jahre später den Ruhestand wieder beendet und auf dem Öchsle zuverlässig selbst die längsten Museumszüge über die Wennedacher Steigung befördert?

(Foto: Carl Bellinrodt, Archiv DGEG)

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99 716 “Rosa”

Mit 80 unter Volldampf!Für das Öchsle ist das Jahr 2007 ein vielfältiges Jubiläumsjahr. Vor 25 Jahren, das baldige Ende der Strecke unter DB-Regie war absehbar, schlossen sich einige Eisenbahnfreunde mit dem Ziel zusammen, das Öchsle als Museumsbahn zu erhalten. Aus dieser Gruppe ging der Verein Öchsle Schmalspurbahn e.V. hervor. Genau 55 Jahre davor wurde die Dampflokomotive 99 716 in Chemnitz gebaut. Sie kann also in diesem Jahr auf 80 Jahre zurückblicken. Vor genau 10 Jahren, 1997, hat sie ihren Dienst nach der Aufarbeitung im Werk Meiningen auf dem Öchsle aufgenommen. Ihre Kollegin 99 788 „Berta“ wurde vor 50 Jahren in Babelsberg gebaut. Rosa, mit Baujahr 1927 die älteste in Bunde, soll hier gewürdigt werden. Der Verein folgt dann in der nächsten Ausgabe.

Die Geschichte der Lokomotivbaureihe, aus der auch 99 716 entstammt, begann aber schon einige Jahre früher: im ersten Weltkrieg. Von der Firma Henschel in Kassel wurden diese Lokomotiven für die deutschen Heeresfeldbahnen entwickelt. Sie sollten auf vorhandenen Schmalspurbahnen auf von deutschen Truppen gehaltenem Gebiet in der Nähe von Warschau eingesetzt werden. Zu einem Kriegseinsatz kam es jedoch gar nicht mehr. Als die ersten 15 Loks 1918 fertig gestellt werden konnten, war der Krieg bereits verloren. Die Sächsische Staatseisenbahn übernahm alle Maschinen vom Heer und ordnete sie als “sächsische VI k“ mit den Nummern 210 bis 224 ein. Für die steigungsreichen Strecken im Erzgebirge waren sie hervorragend geeignet und konnten zahlreiche ältere und schwächere Maschinen ersetzen. Die Deutsche Reichsbahn übernahm die Loks als 99 641 bis 99 655. Aus dieser Serie entstammen auch die 1928 nach Ochsenhausen versetzten 99 650 und 99 651, die hier die schwächeren Mallet-Lokomotiven ersetzten und bis zur Umstellung auf Dieselbetrieb die Stammloks auf dem Öchsle waren. 99 651 steht heute als Denkmal in Steinheim / Murr und erinnert an die Bottwartalbahn, auf der sie zuletzt noch wenige Jahre Dienst tat.Die Loks bewährten sich so gut, dass sich die Deutsche Reichsbahn in den Jahren 1923 bis 1927 zu einem Nachbau von weiteren 47 Lokomotiven entschloss. Sie bekamen die Nummern 99 671 bis 99 717. Der Auftrag wurde unter den Lokomotiv-fabriken Henschel in Kassel, Hartmann in Chemnitz und der Maschinenbau-Gesellschaft Karlsruhe aufgeteilt. Hier beginnt dann auch der Lebenslauf unserer Rosa. Die sächsische Lokomotivfabrik, vormals Richard Hartmann, in Chemnitz erhielt von der Reichsbahndirektion Dresden am 10.09.1926 den Auftrag zum Bau der Lok. Als Kaufpreis waren 64.000 RM vereinbart. Am 10.04.1927 war Rosa fertiggestellt und die Abnahmefahrt konnte auf dem Schmalspurnetz um

die Stadt Thum bei Dresden stattfinden. Warum die Abnahmeurkunde der Lok erst zwei Jahre später am 21.12.1929 unterzeichnet wurde, wird wohl ein Rätsel bleiben. Zu diesem Zeitpunkt war 99 716 schon zur Müglitztalbahn, der Schmalspurbahn von Mügeln bei Flöha (dem späteren Heidenau) nach Altenberg, versetzt. Diese Strecke vor den Toren Dresdens erfreute sich eines regen Ausflugsverkehrs in das Erzgebirge. Altenberg war ein boomender Wintersportort und ist auch heute noch durch sein Rodelzentrum bekannt. An der Strecke liegt auch das für seine luxuriösen Armbanduhren bekannte Glashütte. Auch der Güterverkehr war beachtlich. Im unteren Streckenabschnitt befanden sich einige größere Firmen. Aus dem Erzgebirge mussten Rohstoffe abgefahren werden. Dazu gehörten auch erhebliche Mengen Eis, die in den Dresdner Bierkellern zur Kühlung benötigt wurden. Auf der 42 km langen Strecke war dabei eine Höhendifferenz von 630 m zu überwinden. Rosa war hier mit bis zu 12 Schwestern gleichzeitig im Einsatz. Zeitweise waren 15 Lokomotiven auf dieser Strecke stationiert. Die Schmalspurbahn war dadurch aber an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gelangt, zumal Unwetterschäden und Einbrüche aus dem Bergbau immer wieder den Verkehr behinderten. 1934 begannen deshalb die Planungen für eine Umspurung und Neutrassierung der Strecke. Während der Umbauarbeiten war nur noch ein eingeschränkter Verkehr auf der Schmalspurbahn möglich. Über die weiteren Stationen von Rosa widersprechen sich die Quellen etwas. Zwischen den sächsischen Schmalspurstrecken wurden die Lokomotiven häufig und freizügig getauscht. Die Umspurung der Müglitztalbahn konnte am 23.12.1938 abgeschlossen werden. Auch die neue Trasse war nicht vor Unwetterschäden sicher. Zuletzt wurde die Strecke bei einem Hochwasser im Jahr 2002 schwer beschädigt und der Wiederaufbau zog sich über fast 2 Jahre hin. Heute

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wird die Müglitztalbahn mit modernen Dieseltriebwagen von Dresden aus befahren. Ihre Bedeutung für den Güterverkehr und den Wintersport hat sie jedoch verloren. Die alte Trasse der Schmalspurbahn ist aber immer noch an einigen Stellen zu erkennen.Immer mehr wurde in diesen Jahren die Lokgattung VIk durch die stärkere VIIk ersetzt. Unsere Berta „99 788“ ist ein späterer Nachbau davon. Durch die Umspurung der Müglitztalbahn war auch eine größere Anzahl von VIk, so auch 99 716, in Sachsen überzählig geworden. Auf den weniger steigungsreichen württembergischen Schmalspur-bahnen bewährten sich die in den 20er Jahren dorthin versetzten Loks jedoch sehr gut. Hier dachte die Deutsche Reichsbahn auch nicht an eine Beschaffung von Neubauloks Also trat schließlich auch Rosa den Weg in das „Württembergische“ an. Das BW Heilbronn war ab 1933 - andere Quellen sprechen von 1937- ihre Heimatdienststelle, Einsatzstrecke zuerst die Bottwartalbahn Marbach am Neckar - Heilbronn Süd, ab 1937 dann die Zabergäubahn Lauffen / Neckar - Leonbronn. Ob 99 716 in der Folgezeit auch auf anderen Strecken zum Einsatz kam ist leider ungewiss. Eintragungen im Betriebsbuch die darauf hinweisen fehlen. Für einen längeren Einsatz auf dem Öchsle hätte sie zum Betriebswerk Friedrichshafen umbeheimatet werden müssen. Wahrscheinlich hat sich ihr Einsatz also auf die Zabergäubahn und Aushilfsdienste auf der Bottwartalbahn beschränkt. Mit 99 704 war aber eine echte Schwesterlok von 99 716 zeitweilig beim Öchsle stationiert. Schnell war Rosa zu einer echten Württembergerin geworden. Sie wurde auf Druckluftbremse umgebaut, erhielt dabei den charakteristischen querliegenden Druckluft-behälter unterhalb der Rauchkammer und bekam eine württembergische Kupplung.Auf der Zabergäubahn erhielt 99 716 dann auch den Namen Rosa, unter dem sie bald im ganzen Landstrich bekannt war. Gerüchteweise soll die Frau eines Lokführers Namenspatin gewesen sein. Genau sind die Umstände aber nicht geklärt. Im Jahr 1963 erstellte die Deutsche Bundesbahn auch für Rosas neue Stammstrecke Umspurungspläne. Die Arbeiten sollten hier aber nicht wie im Müglitztal im laufenden Betrieb durchgeführt werden. Die alte Trasse sollte beibehalten werden. Der Schmalspurbetrieb endete deshalb am 03.05.1964. Rosa hatte die Ehre den letzten Schmalspurzug zu befördern. Die Aufschrift auf ihrem Wasserkasten deutete auch auf Rosas baldiges Ende hin. Die normalspurige Zabergäu-bahn wurde am 25.11.1965 eröffnet. Obwohl direkt vor den Toren Heilbronns gelegen, war dem Normalspur-betrieb kein langes Leben gegönnt.

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Der Personen-verkehr endete am 25.07.1986. Der letzte Güterzug verkehrte 1995. Die Strecke liegt heute, abgetrennt von der Hauptbahn, brach und wartet, ob die Zukunft noch etwas Positives bringen mag. Angesichts zurückgehender Regionali-sierungsmittel und politischer Favorisierung prestigeträchtiger Großprojekte wohl eher zweifelhaft. Wie auch die beiden Öchsle-Lokomotiven 99 650 und 99 651 kam Rosa zur Außenstelle Beilstein des BW Heilbronn der Bottwartalbahn Heilbronn Süd - Marbach am Neckar. Viel gab es hier allerdings nicht mehr zu tun. Den Güterverkehr hatte die Diesellokomotive V51 903 übernommen. Nur noch gelegentlich war eine Dampflok zur Aushilfe nötig. Am 10.03.1965 wurde Rosa von der Deutschen Bundesbahn ausgemustert und ihr drohte wie vielen ihrer Schwestern der Schrotthändler. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Rosa 1.125.424 km zurückgelegt! Doch 99 716 hatte Glück. Der rührige Verein „Aktionsgemeinschaft Zabergäu“, der bereits vehement für den Erhalt und die Umspurung der Bahn eingetreten war, erinnerte sich an das einstige „Zabergäu-Original“. Der Initiator und damalige zweite Vorsitzende des Vereins, der Zahnarzt Max Korn, kann somit wohl als Rosas Retter bezeichnet werden. Auch die Bundesbahn zeigte sich kooperativ und überließ die Lok dem Verein als Leihgabe. Neben dem Bahnhof Güglingen, dem einstigen Streckenmittelpunkt der Zabergäubahn, fand Rosa in einem einfachen extra errichteten Museumsschuppen neben vielen anderen Erinnerungsstücken an die ehemalige Schmalspur-bahn eine neue Heimat. Mit dem Tod des Betreuers Max Korn und dem Ende des Vereins ging das Museum an die Gemeinde über und schlief langsam ein. Bald war das Museum nur noch eingefleischten Eisenbahnfreunden bekannt. Wer es besichtigen wollte, musste den Schlüssel bei der Gemeinde-verwaltung abholen und den Zugang oft erst vom wuchernden Unkraut befreien. Zu den wenigen Besuchern gehörte auch der damalige Vorstand des Öchsle Schmalspurbahn e.V. Durch den Wegfall der ersten Betriebsgesellschaft des Öchsle und ihrer Fahrzeuge 1992, war man dringend auf der Suche nach Ersatz. Überrascht vom guten Zustand der 99 716 durch ihre konservierte Abstellung unter Dach war schnell klar: Diese Lok muss für das Öchsle gesichert werden! Es traf sich hervorragend, dass die Stadt Güglingen genau zu diesem Zeitpunkt Pläne für einen Abriss des Museums und den Neubau von Asylbewerber-Unterkünften an dieser Stelle hegte. Doch die Verhandlungen sollten nicht einfach werden. Plötzlich stand mit dem Auto- und Technikmuseum Sinsheim ein weiterer Interessent vor der

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Rathaustüre. Und dieser hatte gewichtige Fürsprecher vor Ort. Außerdem ging man damals davon aus, dass die Lok mittlerweile der Stadt gehören würde. Erst die Erkenntnis, Rosa gehört der Deutschen Bahn AG, brachte die Wendung. Der gute Draht zum Verkehrsmuseum Nürnberg als zuständige Dienststelle half dem Öchsle Schmalspurbahn e.V. zum Erfolg und ein Leihvertrag konnte abgeschlossen werden. Einen Verkauf schloss die Bahn aus. Gemäß einer Prämisse des Vorstands sollte mindestens ein Exemplar jeder Baureihe im Besitz der Bahn bleiben. Wahrscheinlich hatte man aus den Problemen mit der 150 Jahr-Feier der Eisenbahn in Deutschland 1985 gelernt, wo die Deutsche Bundesbahn Loks von privat zurückkaufen musste. Mit Hilfe einer Spende des Südwestfunks war der Transport gesichert. Doch zuvor musste erst der Museumsschuppen demontiert werden. Einige Vereinsmitarbeiter bezogen gleich mehrere Tage Quartier in der Umgebung. Die Umsetzaktion fand vom 4. bis 8.08.1993 statt. Die Mitarbeiter eines benachbarten Metallbaubetriebes staunten nicht schlecht, als die Außenhaut des Schuppens entfernt war. Eine echte Dampflok hatten sie all die Jahre nicht in ihrer Nachbarschaft vermutet! Als Rosa schließlich von zwei Mobilkranen auf einen Spezialtieflader gehoben wurde, hatte sich eine große Menge Schaulustiger eingefunden. Auch die regionale und überregionale Presse war breit vertreten. Sogar der „Bild-Zeitung“ war diese Aktion einen Bericht wert. Die Asylbewerber-unterkunft wurde übrigens nie gebaut.In Ochsenhausen angekommen war 99 716 ein wichtiger Baustein für die geplante Wieder-inbetriebnahme des Öchsle. Womöglich wäre die Museumseisenbahn nie wieder in Betrieb gegangen, wenn es dem Verein damals nicht g e l u n g e n w ä r e , i n e i n e m e n o r m e n organisatorischen, arbeitsmäßigen und finanziellen Kraftakt innerhalb kurzer Zeit eine Dampf-lokomotive, eine Diesellok und genügend Wagen zu besorgen. Dafür standen so gut wie keine Drittmittel zur Verfügung. Nur namhafte Spenden und hohe zinslose Darlehen von Vereinsmitgliedern ermöglichten neben Bankdarlehen Kauf und Aufarbeitung der Fahrzeuge. Doch bis zu Rosas erster Fahrt auf dem Öchsle war noch einiges zu tun. Spendenaktionen wurden gestartet, Feste zu ihren Gunsten organisiert und Angebote von Dampflokwerken eingeholt. Den Zuschlag erhielt schließlich das Werk Meiningen. Auch bürokratisch war die Aufarbeitung nicht einfach. Rosas Betriebsbuch, für die Wiederinbetriebnahme unbedingt erforderlich, war irgendwann an einen

Sammler gekommen. Er konnte zwar ausfindig gemacht werden, ein Erwerb scheiterte aber an enormen Preisvorstellung. Da nicht ganz klar war, ob das Betriebsbuch auf ganz legale Weise in seinen Besitz gekommen war, willigte der Besitzer schließlich ein, uns eine Kopie anzufertigen. Auch der Leihvertrag mit der Deutschen Bahn AG musste geändert werden. Durch die langsam in Gang kommende Privatisierung witterte man Gefahr durch private Konkurrenz und verbot deshalb in allen Miet- und Kaufverträgen die Aufarbeitung und den Einsatz der betroffenen Fahrzeuge. Schließlich konnten die Verantwortlichen aber doch noch überzeugt werden, dass von Rosa keine Gefahr ausgehen würde und man ließ eine Ausnahme zu. Die Aufarbeitung konnte starten! Eine Transportgelegenheit nach Meiningen bot sich ebenfalls an. Das Jubiläum „150 Jahre Eisenbahn in Württemberg“ stand an. Als Höhepunkt war für den 21. und 22.10.1995 im S t u t t g a r t e r H a u p t b a h n h o f e i n e g r o ß e Fahrzeugausstellung geplant. 99 716 war dabei als Repräsentantin der Schmalspurbahnen in Württemberg vorgesehen. Die Deutsche Bahn AG erklärte sich bereit, dafür den Transport der Lok zu übernehmen und bot dem Verein gleichzeitig an, sich an der Veranstaltung mit einem Informations- und Verkaufsstand zu beteiligen. Dieses Mal sollte die Reise stilecht geschehen. Am 19.10.1995 verließ Rosa den Ochsenhauser Bahnhof auf einem Straßentieflader, um in Biberach auf den Schmalspurtransportwagen des Werkes Görlitz der DB AG verladen zu werden. Um diesen Wagen entbrannte später übrigens ein heftiger Streit zwischen den Werken Meiningen und Görlitz wegen der Übernahme der Kosten für die Rücküberführung nach Görlitz.Die Fahrt von Biberach nach Stuttgart erfolgte im Rahmen einer Fahrzeugüberführung der Eisenbahnfreunde Zollernbahn e.V.. Zuglok war die Dampflokomotive 01 519. Keine Frage, dass Rosa in Stuttgart zum Besuchermagnet wurde und manches wesentlich größere Fahrzeug in den Schatten stellte. Thronte sie doch erhaben auf ihrem Transportwagen am Bahnsteig. Auch der Stand unseres Vereins war stets umlagert und viele Besucher waren begeistert von der Idee, dieses Original der württembergischen Schmalspur-bahnen wieder in Betrieb zu nehmen.Der Neubau des Kessels und die Aufarbeitung zahlreicher Aggregate in Meiningen dauerten dann aber wesentlich länger als geplant und verzögerten sich immer mehr. Es wurde klar, dass Rosa nicht zur geplanten Wiedereröffnung des Öchsle am 15.06.1996 zur Verfügung stehen würde. Mit der

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Lok 10 der Mansfelder Bergwerksbahn, auf dem Öchsle als „99 4010“ unterwegs, konnte glücklicherweise eine Aushilfe gefunden werden.Aber am 19.06.1997 war es dann soweit. In Meiningen konnte die Hauptuntersuchung abgenommen werden. Per Straßentieflader ging es zurück nach Ochsenhausen. Die Präsentation in der Öffentlichkeit und die Einweihungsfahrt fanden im Rahmen des Öchsle-Festes am 21. und 22. Juni 1997 statt. Nach 33 Jahren war zum ersten Mal wieder eine VIk auf dem Öchsle unterwegs! Rosa lockte zahlreiche Besucher nach Ochsenhausen. Die Wiedereröffnung der Museumsbahn war ein voller Erfolg. Mehr als 55.000 Fahrgäste konnten in diesem Jahr gezählt werden! Rosas treue Dienste ohne größere Probleme und Ausfälle halfen dem Verein Öchsle Schmalspurbahn e.V. nicht nur die eigenen Schulden abzubauen, sondern nebenbei auch die nicht unerhebliche Strecken-benutzungsgebühr an die neu gegründete Öchsle-Bahn AG zu bezahlen.Eine umstrittene Entscheidung der damaligen Betriebsleitung führte dazu, dass 99 716 im Frühjahr 2000 kurz vor der Saisoneröffnung noch ausgeachst wurde, um die Radreifen überarbeiten zu lassen. Rosa fiel daraufhin die ganze Saison aus. Die Züge mussten mit Dieselloks gefahren werden. Die Fahrgastzahlen und damit die Einnahmen gingen stark zurück. Da das Öchsle keine Absicherung gegen Einnahmenausfälle hatte, konnte der Verein seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. In der Saison 2001 stand das Öchsle abermals still. Die Situation war schwierig und die finanziellen Probleme groß. Doch hatte das Öchsle mittlerweile seinen festen Platz als

Fremdenverkehrsattraktion und war landesweit bekannt. Auch die für die Strecke zuständige Öchsle-Bahn AG war in der Pflicht, sich um den Fortbestand der Strecke zu sorgen. Abhilfe schaffte die neu gegründete Öchsle-Bahn Betriebs-gesellschaft gGmbH, an der die Anlieger-gemeinden maßgeblich beteiligt sind. Die Gesellschafter erklärten sich bereit, Verluste aus dem Betrieb zu tragen und so stand das Öchsle finanziell wieder auf besseren Füßen. Im Rahmen der Entschuldung des Vereins wurden alle Betriebsfahrzeuge an die neue Gesellschaft übergeben. Diese trat auch in den Leihvertrag über 99 716 mit der Deutschen Bahn AG ein. Am 01.05.2002 konnte Rosa abermals einen Eröffnungszug auf dem Öchsle ziehen. Die Museumsbahn startete in ihre dritte Periode. Es war auch klar geworden, dass ein Betrieb ohne Dampflok nicht durchführbar ist. Rosa bekam deshalb mit 99 788, getauft auf den Namen „Berta“, eine Kollegin zur Seite gestellt, mit der sie sich heute im Betrieb abwechselt.Aber Dampflok ist nicht gleich Dampflok und so schlägt das Herz der Eisenbahnfreunde doch etwas höher, wenn sie in der Ferne Rosas Pfeife hören. Glück gehabt! Heute fährt Rosa.Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Quellen:Kurt Seidel, Schmalspur in Baden-WürttembergLudger Kenning, Die Bottwartal- und die ZabergäubahnZeitschrift des Zabergäuvereins, 1964, Nr.4Reiner Preuß, Die MüglitztalbahnArchiv Öchsle Schmalspurbahn e.V.

ImpressumHerausgeber: Öchsle Schmalspurbahn e.V.Postfach 1228, 88412 Ochsenhausen, [email protected]: 3 x jährlich Auflage: 600 ExemplareBankverbindung: Konto 185 664 008Volksbank Ochsenhausen (BLZ 654 901 30) Redaktion und Satz: Bernhard Günzl (Auch alle nicht namentlich gekennzeichneten Artikel)Versand: Jürgen JauchMitarbeiter an dieser Ausgabe:Andreas Albinger Benny Bechter Sascha Eichler Rüdiger Frey Stefanie Günzl Jean-Pierre SteffenDruck: Druckerei Marquart GmbH, Aulendorf

Modelleisenbahn-Börse4. November. 10 - 16 UhrKapfhalle Ochsenhausen

Bahnreise 27.9 bis 30.9Bergbahnen der Schweiz

Nur noch wenige Plätze frei!Info: Martin Jopke Tel.: 0151/12439218

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Wohl nur äußerst selten kann man im Bahnhof Biberach einem so merkwürdigen Zug begegnen!01 519 der Eisenbahnfreunde Zollernbahn e.V. ein österreichischer Personenwagen und 99 716 auf dem Schmalspurtransportwagen auf der Fahrt zur Jubiläumsausstellung in Stuttgart am 19.10.1995.

(Foto: Bernhard Günzl)

Rosa mit einem Teil der Betreuer des Öchsle-Informationsstandes am 20.10.1995 im Stuttgarter Hauptbahnhof.

(Foto: Bernhard Günzl)

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Im Dampflokwerk Meinigen ist die Endmontage an Rosa im Mai 1997 in vollem Gange.(Foto: Jean-Pierre Steffen)

Peter Hepp

Peter Hepp (48) ist bereits seit 25 Jahren, als aktives Mitglied im Öchsle Schmalspurbahn e.V. mit dabei. Der gelernte Schlosser ist fast täglich in Warthausen am und rund um den Bahnhof anzutreffen. Neben der Erledigung von vielen kleinen aber dennoch wichtigen Aufgaben rund um das Gelände gehört auch die Postensicherung des großen Bahnüberganges in Warthausen zu seinen regelmäßigen Aufgaben. Auch als Mitglied der Rotte, die Arbeiten auf der Strecke erledigt, gehört Peter Hepp zu denen, die man regelmäßig antrifft. Peter Hepp ist ein sehr angenehmer Mitarbeiter, ohne den uns allen und vor allem dem Bahnhof Warthausen ein gewaltiges Stück fehlen würde.

(Benny Bechter)

Die Menschen hinter dem Öchsle

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Originale beim Öchsle:

Der Pufferwagen G 481Typisch für die Züge des Öchsle und der weiteren württembergischen Schmalspurbahnen waren ab ca. 1960 die Pufferwagen. Umgebaut wurden diese aus gedeckten Güterwagen, von denen ab 1899 bis 1926 acht Exemplare fabrikneu nach Ochsenhausen geliefert wurden. Insgesamt vier dieser geschlossenen Güterwagen haben umgebaut zu sogenannten “Pufferwagen” überlebt. Nach zweijähriger Arbeit gibt es nun dank des Engagements der Arbeitsgemeinschaft Württembergische Schmalspurwagen wieder einen betriebsfähigen Pufferwagen auf dem Öchsle zu bewundern.

Zur Eröffnung des Öchsle am 29.11.1899 wurden von der Maschinenfabrik Esslingen u.a. drei gedeckte Güterwagen mit den Nummern G 161, G 162 und G 163 fabrikneu nach Ochsenhausen geliefert. Gedacht waren die Wagen für alle umzuladenden Güter, die nicht der Witterung ausgesetzt werden durften oder für die eine Beförderung in aufgebockten Normalspurwagen nicht zulässig war. Zwar wurden beim Öchsle von Anfang an bereits Normalspurwagen mit Hilfe von Rollböcken nach Ochsenhausen transportiert. Es waren am Anfang jedoch nur wenige Rollböcke vorhanden, so dass durchaus auch Waren umgeladen wurden. Weiterhin wurde die Verladung von Vieh in aufgebockten Normalspurwagen erst nach mehreren Jahrzehnten erlaubt, da sich dieses während der Fahrt bewegen konnte, wodurch ein Kippen der aufgebockten Wagen befürchtet wurde. Die Wagen entsprachen, gleich wie die meisten anderen ans Öchsle gelieferten Wagen, den bereits 1891 für die Meterspurbahn Nagold-Altensteig konstruierten Wagen. Zur Vermeidung von größeren Kosten wurde lediglich das Fahrwerk der schmaleren Spur angepasst. Zwischen 1894 und 1929 lieferte die Maschinenfabrik Esslingen insgesamt 33 gedeckte Güterwagen der Spurweite 7 5 0 m m a n d i e w ü r t t e m b e r g i s c h e n S c h m a l s p u r b a h n e n . S i e b e k a m e n d i e Betriebsnummern 151 bis 168 und 469 bis 483. Wie alle Wagen der Schmalspurbahnen wurden die Wagen nach einem Baukastensystem beschafft und entsprachen mit einem Radstand von 5 Meter und einer Länge über Puffer von 8,43 Meter den meisten weiteren Wagen des Öchsle. Bemerkenswert ist, dass alle Güterwagen mit einer mittleren Achse versehen und damit dreiachsig waren. Um in den Kurven trotzdem eine ausreichende Bogen-läufigkeit zu erreichen, wurden als Endachsen Lenkachsen eingebaut, während die mittlere Achse sogar in einem eigenen Lenkgestell eingebaut war und sich innerhalb des Rahmes seitlich verschieben konnte. Durch die mittlere Achse konnten die Wagen für eine Zuladung von 15,75 Tonnen

zugelassen werden, was auch den Kapazitäten der damaligen Normalspurwagen entsprach und beim Umladen von Gütern wichtig war. Mit dieser großen Tragfähigkeit verfügten die Wagen über die größte Tragfähigkeit aller Schmalspurwagen für den öffentlichen Verkehr im Deutschen Reich. Zu Zeiten der Württembergischen Staatsbahn waren die Güterwagen außen grün lackiert, ab ca. 1920 wurden diese dann rotbraun lackiert. Im Inneren waren die Fahrzeuge einschließlich der Decke stets graublau lackiert. An den Seitenwänden der Wagen waren im Innenraum 16 Metallringe zum Anbinden von Vieh während der Fahrt angebracht. Beleuchtet wurden die Wagen durch zwei Deckenlampen, welche jedoch erst nach Einführung der elektrischen Zugbeleuchtung um 1935 eingebaut wurden. Der Aufbau der Wagen entsprach dem üblichen Aufbau der damaligen Güterwagen. Auf einem kräftigen Metallrahmen wurde mit Hilfe von U-Profilen ein Aufbau erstellt, welcher mit Brettern verkleidet wurde. Das Dach wurde aus Holzspriegeln gefertigt auf denen Bretter aufgeschraubt wurden. Zur Belüftung der Wagen dienten auf jeder Seite zwei Klappen bzw. bei den später gebauten Wagen auch vergitterte Öffnungen mit Schiebeblechen. Als Dachfolie diente zu Beginn imprägniertes Segeltuch, später Gummiplanen. Ein Teil der Wagen wurde im Laufe der Zeit mit einem Blechdach versehen. Die auf beiden Seiten vorhandenen Schiebetüren mit einer Breite von 1,50 m wurden von Anfang an mit Blech verkleidet u m g e g e n ü b e r Wi t t e r u n g s e i n f l ü s s e n unempfindlicher zu sein. Während bei den ersten Bauserien der Wagen die mittlere Achse ungebremst war, wurde diese ab dem Baujahr 1910 gebremst ausgeführt. Auch erhielten die Wagen ab diesem Baujahr ein Sprengwerk unter dem Rahmen und verstärkte Achshalter. Ab 1960 wurden für die vier württembergischen 750 mm-Schmalspurstrecken insgesamt 4 gedeckte Güterwagen im AW Stuttgart-Bad Cannstatt zu Pufferwagen umgebaut. Die

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Der Pufferwagen G 481 Stg zum Sandstrahlen des Gerippes im Frühjahr 2006 vollständig zerlegt in Blönried (oben) und fertiggestellt in Ochsenhausen im Juli 2007 (unten).

(Fotos: Jürgen Albinger, Bernhard Günzl)

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Öchsle Schmalspurbahn e. V. Öchsle-Aktuell September 2007

Stirnseiten der Wagenkästen wurden dabei durch massive Stahlplatten und Verstrebungen verstärkt und eine Normalspur Zug- und Stoßvorrichtung angebaut. Als quasi Adapterwagen dienten die Wagen damit als Bindeglied zwischen den Schmalspurwagen und den aufgebockten Normalspurwagen des Zuges. Dadurch konnte auf das gefährliche Ankuppeln der aufgebockten Normalspurwagen mit Hilfe von Kuppelstangen verzichtet werden. Auch wurde der Transport der aufgebockten Wagen damit sicherer, da der Zugkraftverlauf im Zug nun gleichmäßiger verlief und nicht mehr die Gefahr bestand, Rollböcke beim Anfahren unter den aufgebockten Wagen herauszuziehen. Nach Stilllegung der anderen Schmalspurstrecken waren ab 1969 alle 4 Pufferwagen in Ochsenhausen stationiert. Von 1960 bis 1983 dürften nur wenige Züge auf dem Öchsle verkehrt sein, in denen kein Pufferwagen zu sehen war. Der Pufferwagen G 481 wurde 1929 als eines der letztgebauten Fahrzeuge für die Württem-bergischen Schmalspurbahnen von der Maschinen-fabrik Esslingen gebaut (Fabriknummer 18456) und an die Bottwartalbahn (Marbach - Heilbronn) geliefert. Dort kam er hauptsächlich zum Viehtransport und später im Stückgutverkehr zum Einsatz. Um 1960 wurde der Wagen im AW Stuttgart-Bad Cannstatt zum Pufferwagen umgebaut und anschließend bis zu deren Stilllegung am 31. Dezember 1968 auf der Bottwartalbahn eingesetzt. Danach wurde der Wagen zum Öchsle abgegeben. Seit Mitte der siebziger Jahre diente er als Bahnhofswagen in Ochsenhausen. 1979 erwarben Mitglieder des damaligen DGEG-Arbeitskreises „Jagsttalbahn“ den Wagen und brachten ihn 1980 nach Möckmühl, wo er bis 1998 abgestellt blieb. 1998 konn te d i e Arbe i t sgeme inscha f t Württembergische Schmalspurwagen den Pufferwagen Nr. 481 von Aktiven des ehemaligen Arbeitskreises Jagsttal der DGEG erwerben. Der Wagen wurde im Herbst 1998 nach Aulendorf-Blönried transportiert und diente dort bis 2005 als Lager. Seit ca. 1979 war der Wagen abgestellt, so dass seitdem keine größeren Unterhaltungsarbeiten am Wagen vorgenommen wurden und der Wagen sich in einem dementsprechend schlechten Zustand befand. Im September 2005 startete die Vollaufarbeitung des Wagens. In einem ersten Schritt wurden dass stark vermoderte Holz des Aufbaues und des Fußbodens und die Normalspur Zug- und Stoßvorrichtung komplett entfernt. Anschließend wurden sämtliche Bremsteile des Wagens ausgebaut, entrostet, gerichtet, maßhaltig gemacht und lackiert. Der Rahmen des Wagens und die Stahlteile des Aufbaues wurden anschließend

ebenfalls sandgestrahlt, grundiert und lackiert. An den Stahlträgern des Aufbaues mussten dabei umfangreiche Korrosionsschäden beseitigt werden. Auch wurden kleinere konstruktive Verbesserungen am Aufbau vorgenommen welche optisch nicht erkennbar sind, jedoch die Witterungsbeständigkeit des Wagens erhöhen. Um an den Achsen des Wagens die vorgeschriebene Ultraschalluntersuchung vornehmen zu können, wurde der Wagen aufgebockt und die Achsen ausgebaut. Dankenswerterweise konnten die Achsen ohne Befund im Liebherr Werk Biberach einer Magnetpulverrissprüfung unterzogen werden. Die Vermessung der Räder und der Achsschenkel ergab, dass sich zum Glück die Radsätze innerhalb der vorgeschriebenen Normmaße befinden. Auch die Gleitlager befanden sich in gutem Zustand. Lediglich die Schmierpolster der Gleitlager waren sehr abgenutzt und mussten erneuert werden. Nach Abschluss der Lackierarbeiten am Rahmen wurde der Wagen wieder auf seine Achsen gesetzt und das überholte Bremsgestänge und die weiteren Teile der Bremsanlage eingebaut. Nun erfolgte der Einbau des neuen Fußbodens. In einem kleinen Sägewerk wurden zwischenzeitlich speziell angefertigte passende Bretter für die Seitenwände gefertigt. Um den Aufbau zukünftig gegen Witterungseinflüsse unempfindlicher zu machen, wurden sämtliche Bretter aus Lärchenholz geschnitten, welches mit Holzschutzgrund behandelt und vor dem Einbau bereits zweimal lackiert wurde. Nach Einbau der Seitenwände wurde das Dach des Wagens aufgearbeitet. Durch das Blechdach des Wagens war dieses in gutem Zustand und konnte deshalb erhalten werden. Nach dem mühevollen Entfernen der Altanstriche mit Spachtel und Heißluftföhn wurden die Dachbretter innen geschliffen und lackiert. Das Blechdach wurde anschließend abgeschliffen und grundiert bevor es mit Spezialfarbe das typische silberne Aussehen bekam. Danach konnten die überholten und im Zuge der Aufarbeitung wieder komplett mit Nieten anstatt Schrauben versehenen Schiebetüren angebaut werden. Danach wurden alle Fugen des Wagens mit Dichtmasse abgedichtet und der Wagen mit einem lichtbeständigen Fahrzeuglack noch einmal lackiert. Zum Schluss wurden die aufgearbeiteten Normalspur Zug- und Stoß-vorrichtungen wieder angebaut. Am Ende der Fahrzeugaufarbeitung wurde der Wagen noch beschriftet, wozu Lackierschablonen eigens angefertigt werden mussten. Zur Vollaufarbeitung des Wagens war ein Arbeitsaufwand von rund 2000 Stunden notwendig, welche vollständig ehrenamtlich erbracht wurden.

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Öchsle - Nachrichten

Dach Schreinereianbau Lokschuppen

1984 wurde am hinteren Giebel des Lokschuppens ein Anbau errichtet. Ein seit ca. 1935 an gleicher Stelle vorhandenes in den äußeren Abmessungen ähnliches Sozialgebäude mit Duschen und WC war zuvor aufgrund des ruinösen Zustandes von der Stadt Ochsenhausen abgebrochen worden. Der Anbau wurde lange Jahre als Schreinerwerkstatt genutzt. Die Neigung des Daches war allerdings für Dachziegel zu gering. Es war deshalb schon seit längerem undicht und bereits wieder in schlechtem Zustand. Von der Stadt wurde deshalb der erneute Abbruch des Anbaues geplant. Dies konnte vom Verein verhindert werden. Die Ansicht des Lokschuppens wäre dadurch nicht schöner geworden, auch wird der Anbau als Werkstatt und Lagerfläche weiterhin benötigt. Die für einen Abbruch nötigen Kosten wurden von der Stadt Ochsenhausen dem Verein zur Verfügung gestellt. In Eigenleistungen durch Vereinsmitglieder wurde das alte Dach entfernt und eine neue Dach-konstruktion montiert. Auf dieser wurde von einer ortsansässigen Zimmerei mit Unterstützung von Vereinsmitgliedern ein neues rotes Blechdach mit Isolierung aufgebaut. Ein Blechdach ist aufgrund der geringen Neigung notwendig und passt optisch gut zum Schuppen. Nach dem Anbau von Dachrinnen, dem Einbau einer Drainageleitung und dem Einbau eines neuen Bodens kann der Anbau künftig wieder als Schreinerwerkstatt genutzt werden. Im Warthauser Gebäude fehlt der Platz für so eine Werkstatt, zumal wegen Sägemehl und Hobelspänen eine räumliche Abtrennung erforderlich ist.

Hebeböcke

Bei unserer Dampflok 99 788 “Berta” läuft Anfang

September 2007 die Fahrwerksfrist ab. An der Lok muss eine Fahrwerkshauptuntersuchung durchgeführt werden, um die Lok weiterhin einsetzen zu können. Diese Untersuchung muss zur Kostenersparnis in Eigenleistung durch Vereinsmitarbeiter mit Unterstützung externer Firmen durchgeführt werden. Die Untersuchung bedingt unter anderem ein Anheben der Lokomotive, um das Fahrwerk zu zerlegen und die Achsen der Lok ausbauen zu können. Die hierfür notwendigen elektrisch betriebenen Hebeböcke mit ausreichender Tragfähigkeit wurden bereits 1996 vom Verein vom Bahnbetriebswerk Tübingen übernommen. Nachdem leider damals kein Platz zum Unterstellen der Hebeböcke vorhanden war, standen diese bisher in Ochsenhausen im Freien. Dadurch s ind d ive r se Schäden durch Witterungseinflüsse entstanden. Am 09.07. wurden die Hebeböcke nun in Ochsenhausen auf einen Flachwagen verladen und nach Warthausen transportiert. Hier erfolgt jetzt eine Aufarbeitung der Hebeböcke. Verschiedene Einzelteile wie z.B. die Elektromotoren werden im Liebherr-Werk Biberach überholt. Die Hebeböcke werden dauerhaft im Lokschuppen Warthausen stationiert und sind damit zukünftig dem Einfluss der Witterung entzogen.

Druckluftanlage

Der bisher im Nebengebäude des Lokschuppens O c h s e n h a u s e n u n t e r g e b r a c h t e g r o ß e Druckluftkompressor wurde ebenfalls am 09.07. nach Warthausen transportiert. Dort soll dieser in den kommenden Monaten überholt werden. Danach wird dieser Kompressor im Lokschuppen Warthausen oder aus Sicherheitsgründen in einem noch zu erstellenden kleinen Anbau aufgestellt und wird in Zukunf t das Herzs tück e iner Druckluftanlage darstellen, die bisher zum rationellen Arbeiten noch schmerzlich vermisst wird.

Möglich wäre mit diesem Wagen eine Demonstrationsvorführung des Aufbockvorganges auf den vorhandenen Rollbockgruben in Warthausen und bei Zulassung durch die Aufsichtsbehörde die Mitnahme von aufgebockten Normalspurwagen im Museumszug bei besonderen Anlässen. Bei sehr starkem Andrang wäre auch ein Einsatz als zusätzlicher Fahrradwagen denkbar. Am 07. Juli 2007 wurde der Wagen nach Ochsenhausen transportiert, wo der Wagen als Leihgabe an den Öchsle Schmalspurbahn e.V. zum Einsatz kommen wird. Der Wagen stellt einen

wichtigen Baustein zur Darstellung eines typischen Originalzuges des Öchsle und der weiteren württembergischen Schmalspurbahnen dar, auch wenn er im Museumsverkehr nicht planmäßig zum Einsatz kommen wird. Ganz bewusst wurde der Wagen in seinem letzten Erscheinungsbild als Pufferwagen restauriert, da nur durch den Umbau zum Pufferwagen dieser Wagen bis zum Schluss benötigt wurde und erhalten blieb.Dem Wagen G 481 allzeit Gute Fahrt!

(Andreas Albinger)

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Bauzugwagen

Die Achsen der bisher noch nicht umgespurten drei Bauzugwagen (Wagen X 2947, X 2970, X 2935) kamen im Juni mit der neuen Spurweite von 750 mm von der Fa. MOVO in Pilsen zurück. Die Achsen wurden unverzüglich in die Wagen eingebaut, so dass die Wagen jetzt auf eigenen Achsen verschiebbar sind. Mit der Anpassung des Bremsgestänges wurde begonnen.

Packwagen Stg 2076

Die Aufarbeitung des Packwagens schreitet wegen zahlreicher anderer zu erledigender Aufgaben nur langsam voran. Nachdem die Arbeiten am Fahrwerk des Wagens mit Umspurung und Umbau der Bremse seit längerem abgeschlossen sind, wurden nun auch erste Arbeiten am Aufbau vorgenommen. So wurde am 28.07. eine neue Rhepanol-Dachfolie aufgebracht, die sich schon auf anderen Fahrzeugen bewährt hat. Eine schnellere Aufarbeitung des Wagens scheitert an der zu geringen Zahl an Mitarbeitern.

Waschfrauenmuseum im Nebengebäude Bahnhof Ochsenhausen

Das Nebengebäude des Bahnhofes Ochsenhausen ist zu einem großen Teil von einer modernen WC-Anlage belegt. Der andere Teil des Gebäudes wurde bisher vom Verein für Lagerzwecke und zum Abstellen der Öchsle-Draisinen genutzt. Von der Stadt Ochsenhausen wurde der bisher vom Öchsle e.V. belegte Teil des Gebäudes im Frühjahr den Ochsenhauser Waschfrauen zur Verfügung gestellt, nach dem der Verein wegen frei gewordenem Platz im Lokschuppen neue Lagermöglichkeiten hatte. Mit viel Engagement wurde von diesen das Gebäude entrümpelt und im Inneren hergerichtet. Die Ochsenhauser Waschfrauen haben es sich zur Aufgabe gemacht, bei Stadtfesten, Dorfjubiläen usw. einen Waschtag wie zu Uromas Zeiten vorzuführen. Die hierfür notwendigen Utensilien werden nun in einem Teil des Nebengebäudes gelagert. In den weiteren Räumen des Nebengebäudes entstand mit der Einrichtung einer h i s t o r i s c h e n Wa s c h k ü c h e u n d e i n e r Wäscheausstellung ein kleines Museum. Das Projekt ist auch aus musealer Sicht durchaus zu vertreten, befand sich doch im gemauerten Mittelteil des Gebäudes früher die Waschküche für die Bewohner des Bahnhofsgebäudes. Es ist geplant, dass bei besonderen Anlässen von den Waschfrauen ein historischer Waschtag

nachgestellt wird, wodurch in der Umgebung des Bahnhofes eine weitere Besucherattraktion geschaffen werden kann. Ein erster Einsatz der Waschfrauen ist am Tag des offenen Denkmals, 09.09.2007, geplant. Die bisher dort hinterstellten Draisinen wurden im Lokschuppen Ochsenhausen untergebracht. Dort sind sie schneller einsetzbar und können von Besuchern nunmehr besichtigt werden.

Speisewagen

Immer mehr an Bedeu tung gewinnen Vorbestellungen von Gruppen. Die Palette reicht dabei vom einfachen Sektempfang für ein paar Personen über Kaffee und Kuchen bis hin zum großen Weißwurstfrühstück für 80 Personen. Diese Vorbestellungen bringen uns wichtige Einnahmen und haben gleichzeitig den Vorteil, dass wir schon im Voraus planen können. Gleichzeitig bedeuten sie für die Mitarbeiter des betroffenen Tages natürlich einiges an Mehraufwand und erfordern ganz besonderen Einsatz. Mittlerweile hat sich das Vorbereiten dieser besonderen Veranstaltungen aber gut eingespielt und nicht wenige unserer Mitarbeiter übernehmen gerne Termine mit Vorbestellungen. Bisher waren die Gruppen auch stets voll des Lobes für unsere Arbeit und hatten Verständnis, wenn doch einmal improvisiert werden musste. Weiterhin sehr problematisch ist allerdings die Personalsituation. Nicht nur, dass die Anzahl der Helfer in diesem Jahr nicht zugenommen hat, sie ist sogar um einige zurückgegangen! Viele Termine konnten nur besetzt werden, weil sich immer wieder Mitarbeiter bereit erklärt hatten, auch alleine statt in den sonst übliche Zweiergruppen Dienst zu machen oder gleich mehrere Dienste hinter einander zu übernehmen. Neben den Planzügen müssen auch nicht wenige Sonderfahrten bewirtschaftet werden. Trotzdem mussten wir Ausfälle hinnehmen. Leider können wir den Betrieb des Speisewagens in der nächsten Saison nur sicherstellen, wenn es uns doch noch gelingt, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen.Finanziell ist der Speisewagen schnell zum Rückgrat unserer Vereinspläne geworden und wir können sagen, dass der letztendlich doch schnelle und problemlose Kauf der Mallet 99 633 ohne die Einnahmen aus dem Wagen so nicht möglich gewesen wäre. Das Projekt 99 633 geht jetzt aber, auch finanziell, erst richtig los! Zum Anderen führt der Wagen gerade auch bei Gruppen zu einer nicht unerheblichen Attraktivitätssteigerung und hilft so, die Fahrgastzahlen des Öchsle auf Dauer zu sichern.

(Andreas Albinger, Bernhard Günzl)

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Wochen vorher wurde deshalb mit den Vorbereitungen begonnen. Die nach dem Umzug der Werkstatt und der Fahrzeuge nach Warthausen zurückgebliebenen Gerätschaften und Materialien mussten verräumt oder entsorgt werden, im ganzen Gebäude war ein Großputz dringend erforderlich. Auch die Wasserversorgung musste repariert werden. Zur Abdeckung der offenen Gruben wurden herausnehmbare Platten gefertigt. Auch das ganze Gelände um den Lokschuppen wurde in die Aufräumaktion einbezogen.Zum Warmhalten der angelieferten Speisen und zum Zubereiten der Beilagen war eine Theke erforderlich. Der ehemalige Aufenthaltsraum musste zur Spülküche umfunktioniert werden. Es ga l t genügend Tische und gee igne ten Tischschmuck zu besorgen, sowie die vorhandenen Schautafeln mit Bildern und Texten zu bestücken. Kurz nachdem am Abend vor der Veranstaltung alles fertiggestellt war, hat dann ein durch das leider an ein paar Stellen nicht mehr ganz dichte Dach eingedrungener Gewitterschauer einen Teil der von Steffi Günzl erstellten Tischdekoration wieder zerstört, so dass sie in der Nacht ein zweites Mal angefertigt werden musste.Durch den großen Einsatz des Küchen- und Servicepersonals, unterstützt vom Zugpersonal, hat dann alles reibungslos und zur vollen Zufriedenheit unserer Gäste funktioniert. Am Nachmittag trat der Sonderzug, wieder unterbrochen durch einige Fotohalte, die Rückfahrt nach Warthausen an. Auf der Heimfahrt nach Stuttgart besuchte die Gruppe schließlich noch die Strecke Laupheim Bahnhof - Laupheim Stadt, das Reststück der ehemaligen Nebenbahn Laupheim - Schwendi. Dieser erlebnisreiche Tag in Oberschwaben wird den Teilnehmern der Studienfahrt sicher noch lange in Erinnerung bleiben und nicht wenige haben den nächsten Besuch in Ochsenhausen, dann mit der ganzen Familie, schon fest eingeplant.

Sonderzug mit vollem Programm

Einen ganzen Tag Schmalspurromantik purAm Samstag, den 16. Juni, führte eine Studienfahrt der Verkehrsfreunde Stuttgart zum Öchsle. Der Verein Verkehrsfreunde Stuttgart e.V. ist weit über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus bekannt für seine oft außergewöhnlichen und sehr interessanten Studienfahrten. So stieß auch die ausgeschriebene Studienfahrt zum Öchsle auf reges Interesse. Über 100 Eisenbahnfreunde nutzten die Gelegenheit, um unter fachkundiger Führung die einzige erhaltene der ehemals staatlichen württembergischen Schmalspurbahnen kennen zu lernen. Da es sich bei dieser Veranstaltung aber nicht nur um eine einfache Sonderfahrt handeln sollte, stieß auch unser Verein auf ganz neue Herausforderungen, die einiges an Vorarbeit erforderlich machten.

Die Anreise der Gruppe erfolgte stilecht mit der Bahn, wofür der Interregioexpress aus Stuttgart extra einen Sonderhalt in Warthausen einlegte. Der Verein Öchsle Schmalspurbahn e.V. organisierte für die Gruppe ein sehr interessantes Programm. Als Reiseleiter zwischen Warthausen und Ochsenhausen und Organisator des Rahmen-programmes fungierte dabei Benny Bechter. Die Reise nach Ochsenhausen erfolgte in einem Sonderzug, gezogen von 99 716 „Rosa“ und mit den beiden “Originalen“ KBi 166 und KPWPosti 144 mit im Zug. Unterbrochen wurde die Fahrt von mehreren Fotohalten und Scheinanfahrten, so dass die Fahrgäste die Reise mit der Schmalspurbahn von innen und außen erleben konnten. Auch die zahlreichen Fotografen kamen dadurch nicht zu kurz. Nach Eintreffen des planmäßigen Zuges wurden in Ochsenhausen die vier Lokomotiven 99 716, 99 788, V22-01 und 99 633 vor dem historischen Lokschuppen fotogerecht in Position gestellt. Das Werkstattpersonal hatte die Loks dazu alle auf Hochglanz gebracht. Zum ersten Mal war es so überhaupt möglich, alle drei Dampflokomotiven des Öchsle auf ein Bild zu bekommen. Im Mittelpunkt des Interesses stand natürlich die originale Lokomotive 99 633 aus dem Jahr 1899, um deren betriebsfähige Aufarbeitung sich unser Verein gerade engagiert bemüht. Durch die doch recht frühe Abfahrt in Stuttgart bedingt, lenkte sich das Interesse der Teilnehmer dann aber schnell auf das Innere des Lokschuppens: An festlich geschmückten Tischen servierten die Mitarbeiter des Vereins ein reichhaltiges schwäbisches Mittagessen. Die einmalige Atmosphäre im Schuppen wurde dabei von den Gästen ganz besonders gelobt. Dieser Teil der Veranstaltung stellte uns vor eine besondere Herausforderung: Noch nie vorher war der Lokschuppen als Gaststätte oder gar Festsaal genutzt worden und keiner der Mitarbeiter hatte Erfahrungen in der Verpflegung einer so großen Gruppe. Bereits

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Öchsle Schmalspurbahn e. V. Öchsle-Aktuell Mai 2007

Lokparade und stilechtes Mittagessen. Alles passte zusammen bei der Sonderfahrt der Verkehrsfreunde Stuttgart.

(Fotos: Rüdiger Frey, Sascha Eichler, Bernhard Günzl)

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