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01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - Black Forest Audio · auch so. Was für eine geschmackvolle...

Date post: 09-Oct-2020
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Vollverstärker Engström ArneAutor: Andreas Wenderoth Fotografie: Rolf Winter

Es gilt, die Oberliga des Röhren-Voll-

verstärkerbaus neu zu definieren:

Das sogenannte Einstiegs-Produkt

aus dem Hause Engström benötigt

keinerlei Ausstieg, denn der symme-

trische Vollverstärker Arne verzau-

bert mit allen Sinnen. Eine Röhre, die

schnell ist und ungemein musika-

lisch, die nicht nur in der traditionel-

len Röhrendomäne, dem Mitten- und

Hochtonbereich brilliert, sondern

weiter, kraftvoller und stabiler herun-

terreicht, als es der Autor je von ei-

nem vergleichbaren Gerät gehört hat.

Magisch

Arne war unterwegs zu mir. Ihn selbst hatte ich noch nicht gehört,wohl aber von seinem Ruf. „Ein Verstärker, der dir gefallen wird“sagte mein Chefredakteur, der weiß, dass mir vieles eher nicht ge-fällt. Und ein anderer kundiger HiFi-Freund, der sonst eher aufTransistorverstärker schwört, hatte mich zusätzlich heiß gemachtmit der ahnungsvollen Bemerkung: „Wenn Röhre, dann Engs-tröm!“ Kurz gesagt: Ich war mehr als neugierig, als an jenemschwülen Spätsommertag eine 61 Kilo schwere Palette angeliefertwurde. Es gibt Geräte, die verstecken ihre relative Durchschnitt-lichkeit, indem sie sich an große Namen der Musikgeschichte an-lehnen. Und solche, die einen großen Namen brauchen, weil allesandere auf eine falsche Spur führen würde. Arne ist benannt nachArne Domnérus, jenem 2008 verstorbenen Altsaxofonisten, derals einer der bedeutendsten schwedischen Jazzmusiker der Nach-kriegsära gilt. Damit gibt der Verstärker gewissermaßen seine ei-gene Messlatte vor. Oder um es mit den Worten von VertriebschefVolker Kühn zu sagen: „Es ist unglaublich, dass ein ingenieur-mäßig so fein ausgeklügeltes Produkt auf einem musikalisch soextrem hohen Niveau spielt.“ Seinen Erfahrungen zufolge fehlevielen Ingenieuren ja meist das Musikgefühl. Aber zum Glück gibt es Ausnahmen. Und was für welche. Zunächst einmal ein paar Worte mehr zur Optik, als sie norma-

lerweise nötig oder angebracht sind. Was einen einfachen Grundhat: Dies ist der schönste Röhrenverstärker, den ich je gesehen ha-be. Und einer der ganz wenigen, die mit „Abdeckung“ besser aus-sehen als ohne. Das liegt daran, dass die schwere, massive Glas-platte, die diese Aufgabe übernimmt (und den freien Blick auf alleacht Röhren ermöglicht), integrativer Bestandteil des Gesamtde -signs ist. Weniger ein funktionaler Deckel, sondern ein zentralesElement, das die klare und bestechende Linienführung des Ver-stärkers nicht nur unterstreicht, sondern erst schafft. Die recht-winklig gebogene Platte schließt frontseitig ab an der Gehäuse-kante, die die Linie im selben Winkel nach unten weiterführt.Nach hinten liegt sie locker auf einer stegartigen Erhebung und„schwebt“ dadurch einen Zentimeter über der Gehäuseoberkante.Die ganze Konstruktion ist leicht nach hinten gekippt, wodurch

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das Gehäuse in elegantem Schwung gewissermaßenzum Himmel strebt. Die minimalistische Formensprache zeigt, dass hier

ein ebenso erfahrener wie schöpferischer Industrie-designer am Werk war. Der Arne hat es nicht nötig,sein Firmenlogo zu zeigen (es versteckt sich auf sei-ner Rückseite), denn einen Engström erkennt manauch so. Was für eine geschmackvolle Positionierungder Bedienungselemente: Quellenwahlschalter undLeuchtdiode liegen im Goldenen Schnitt. Der deut-lich größere Lautstärkeregler (ein 48-stufiger, sym-metrischer Drehschalter, der von einem Schrittmo-tor angetrieben wird) am rechten Gehäuserandschließt exakt auf der Höhe der Oberkante des Wahl-

schalters ab, während die Diode (die mattweiß undnur so stark leuchtet, dass sie nicht vom sanftenGlimmen der Röhren ablenkt) seine Unterkantemarkiert. Alle Engström-Verstärker sind eine Melan-ge aus Metall und Glas und manchmal (nicht im Falldes Arne) auch Holz, die ihnen den Status einesKunstobjekts verleihen. Die Drehknöpfe an derFront verlaufen nicht etwa parallel zur angeschräg-ten Front, sondern zum gedachten 90-Grad-Winkel,der tatsächlich erst im untersten Streifen der Frontrealisiert wird. Ganz zwangsläufig denkt man: Wennjemand so viel Mühe bereits auf das Äußere einesGerätes verwendet, was wird sich dann erst in seinemInneren abspielen?

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Klangfarben als Appetizer: schwarze Kühl-körper, kupferglänzende Lundahl-Übertragerund Kondensatoren in Türkis auf blassgrünerPlatine. Zu unserem ausgesuchten Eng -ström-Spezial-Menü empfehlen wir einenfruchtigen Rotwein aus bester Lage

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Vollverstärker Engström Arne

Vielleicht bekommen wir eine erste Ahnung, wennwir in den Arne hineinhören. Zum Warmspielen einAlbum mit Chick Corea und Gary Burton mit demzeitlos schönen Titel: In Concert, Zürich, Oktober 28,1979 (ECM ECM-2-1182, Germany 1980, 2-LP). In„Señor Mouse“ streut Corea ein paar Akkorde ein,gibt den Rhythmus, das Thema vor. Burton setzt mitperlender Präsenz ein, und dann werfen sie sich al-lerlei Polyrhythmisches um die Ohren, umkreisensich wie ein tanzendes Liebespaar, gehen scheinbareigene Wege und finden, im Solo sich einander ablö-send, wieder zusammen. Ein kongeniales Duo mitunglaublichem Tempo und einer Präzision, das je-den anderen, der nicht ganz in dieser Liga spielt, so-fort aus dieser Runde hinauskatapultieren würde.Arne aber hält locker mit, überträgt jeden Dynamik-sprung; härteste und zarteste Klavieranschläge, einwunderbares Ausschwingen bis zum letzten Mo-ment. Dass das Feingeistige sein Element ist, davonwar ich insgeheim ausgegangen, doch habe ich mit20 Röhren-Watt noch nie so wunderbar differenzier-te Bässe gehört. Arne glänzt mit atemberaubendemImpulsverhalten. Federnd schnell, präzise, zeitrich-tig, mit spritziger Leichtigkeit bei zugleich völligkontrolliertem Überblick – ja, so stellt man sich denRöhrenhimmel vor. So livehaft, als wäre man dabei.Eigentlich möchte man gar nicht mehr aussteigen,will immer weiterhören. Arne zieht in die Musik, lässt an ihrer Spannung teilhaben, weil er selbst un-gemein spannungsreich und mit feinstem musikali-schem Fluss überträgt. Er folgt den Musikern über -all hin, weil er ähnlich virtuos agiert wie sie. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bis

zu diesem Zeitpunkt noch nie mit Engström-Produk-ten in Berührung gekommen war. Für den Fall, dasses einigen Lesern auch so geht (alle Eingeweihten mö-gen es bitte verzeihen), zunächst ein paar Worte zudem 2008 von Vater und Sohn gegründeten schwedi-schen Unternehmen. Engström: Das sind im Wesent-lichen drei Personen, die Vollzeit arbeiten. TimoEngström ist der CEO, macht das Industriedesign,kümmert sich aber auch um Marketing und Vertrieb.Vater Lars, der 1959 im Alter von zwölf Jahren seinen

ersten Röhrenverstärker baute, ist für das Elektronik-und den größten Teil des mechanischen Designs zu-ständig. Nach einer langen Ingenieurskarriere, in derer Radios, Navigationsgeräte, Mikrocomputer- undsogar Eisenbahnsignalsysteme entwickelte, kam er2006 auf seine eigentliche Leidenschaft zurück undbaute die ersten Prototypen der später mit internatio-nalen Lobeshymnen überhäuften Lars-Monos. Unddann gibt es natürlich noch Iréne Engstrand, die dieVerwaltungsarbeit macht, sich um Versand, Rech-nungsstellung, Budgets und Pläne kümmert. Bei Be-darf werden externe Berater und Monteure einge-setzt. Es gibt zwei Büros, eins in Stockholm und einsin Lund. Der größte Teil der Produktion wird von an-deren Unternehmen in Schweden, aber auch inDeutschland, Polen und Estland durchgeführt. End-montage und Prüfung erfolgen vor Ort. Wie ticken Entwickler, die einen solchen Ausnah-

me-Verstärker erschaffen? Zunächst ein unerwarte-tes Geständnis: Lars Engström sagt, image hifi habeihn bei seinen Arbeiten sehr inspiriert. Natürlich ha-be er auch die legendären Karna-Verstärker vonLynn Olson gründlich studiert und dessen Erkennt-nisse über den Zusammenhang von harmonischerStruktur und hörbaren Verzerrungen. Und die Ar-beiten des finnischen Professors Matti Ottala, der1973 erstmals den dynamischen (TIM-) Verzerrun-gen auf den Grund ging. Darauf aufbauend, sagtEngström, habe er seine Idee von symmetrischenVerstärkern ohne Gegenkopplung entwickelt. Am Arne habe er, unterbrochen nur von der Arbeit

an den Eric-Endstufen, mehrere Jahre gesessen.Natürlich, sagt Lars Engström, der der Überzeugungist, Verstärker seien eher Instrumente als technischeGeräte, versuche man dem Klang im Konzertsaal na-hezukommen. Aber die reale Welt sei grundsätzlichbesser als der aufgenommene und verstärkte Klang.Der von ihm als „skandinavischer Sound“ bezeich-nete Charakter sorge allerdings dafür, dass jedes In-strument und Detail hörbar werde. Und natürlichsei. „Ich denke, dass der Arne einen sehr sauberen,schnellen und ausgewogenen Klang mit einer gutenBalance von hohen und tiefen Frequenzen hat.“

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und explodierenden Dynamik eines Präzisionsor-chesters mit dem Organisten Daniel Chorzempa, ander uns der Arne-Verstärker mit seinem erlesenenZusammenspiel aus Kraft und Feinheit beein-druckend teilhaben lässt. Eine tief durchdringende

Das alles ist richtig, und dennoch scheint es viel zutief gestapelt. Denn wenn man das Glück hat, demArne mehrere Wochen zuhören zu dürfen, stellt mannicht „eine gute Balance von hohen und tiefen Fre-quenzen“ fest, sondern man erlebt eine schwerwie-gende Veränderung in sich selbst, einen Schockzu-stand über die Erkenntnis, dass es doch Geräte gibt,die einen tief berühren. Und das meiste zuvorGehörte infrage stellen. Weil es auf einmal anders ist:Umfassender, tiefer, klarer. Weil Arne das Verständ-nis der Strukturen von Musik erhöht. Weil er einenBass macht, den ich von eher wattschwachen (undsogar von vielfach wattstärkeren) Röhrengerätennoch nie gehört habe. Weil er Musik in seiner Ganz-heit ermöglicht. Die Feier geht weiter: Mit Händels Ouvertüre aus

dem Orgelkonzert Nr.8 in A-Dur mit dem ConcertoAmsterdam unter Leitung von Jaap Schröder ausder Box Handel: The 16 Organ Concertos (Philips6709 009, Netherlands 1976, 5-LP). Was zeigt unsArne: einen Raum, wunderbar durchhörbar. Nichtsaufgebläht, die Kirche ist eher klein, also wird esauch so übertragen. Als großes Bild einer kleinenKirche. Das sich völlig von den Lautsprechern ab-löst, über und hinter ihnen spielt und auch zu ihrenSeiten. Man wird buchstäblich in diese Kirche ge-setzt, lauscht ergriffen der feierlichen Getragenheit

xxxMitspielerPlattenspieler: Artemis SA-1 Tonarm: Schröder No.2 Tonabneh-mer: Lyra Scala, Soundsmith „Hyperion“ Vorverstärker: Audio Research LS 28 Endverstärker: Pass XA- 30.5, Phono-Pre: TomEvans The Groove 20th Anniversary MK II Lautsprecher: Sehring S913, Grandinote mach 4 Kabel: Harmonic Technology Fantasy IIIAC10, Harmonic Technology Amour (XLR-Kabel); Harmonic Techno-logy Amour (RCA); Gutwire Ultimate Ground (Massekabel); Harmo-nic Technology Pro-9 Bi-Wire (Lautsprecherkabel), CT Audio Reso-nanztechnik Mirage Bleu (Netzleiste) Zubehör: Furutech Wand-steckdose FT-SWS NCF, GigaWatt-Sicherungsautomat G-C20A undUnterputzkabel LC-Y MK3 + 3X4, Quadraspire Reference-Rack, CTAudio Resonanztechnik - Steppness I + II, Doppio, Pace, Songer;Woopies, Acoustic System Resonatoren, audiophile Räume-Reso-natoren, Audiophil Schumann-Generator, Audio Magic Beewax Ulti-mate-Feinsicherung, Nadelreiniger Lyra SPT, Onzow ZeroDust, Kon-taktspray Acoustic Revive ECI-50, Cardas Frequency Sweep andBurn-in Recordxxxx

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Orgel, die sich auch nach oben hin wunderbar öffnet und Mikro-details wie Pfeifen- und Pedalgeräusche mit größter Beiläufigkeitfreilegt. Glockenklar, von jedem Schleier befreit, hochauflösendohne Ende. Majestätisch schreiten die Takte, Cembalo und Strei-cher tragen die Orgel durch immer neue Höhen und Tiefen. Ar-ne macht kein Tempo, aber er lässt es zu. Und auch in der Stillehält er stets die Spannung. Gute Barockmusik ist fast immer auch eine sehr ordnende Mu-

sik, an der man sich innerlich (selbst wenn am Vorabend die Ord-nung mal auf der Strecke blieb) ausrichten kann. Zugegeben, daskann auch mit schlechterem Equipment gelingen. Aber wenn einVerstärker die Autorität besitzt, selbst als regelrechte „Ordnungs-macht“ aufzutreten, ist das eine ganz andere Sache. Arne hält alleszusammen und am richtigen Ort, seine so wunderbar natürlicheTonalität ist über jeden Zweifel erhaben. Aber eben auch sein Ti-ming, seine Fähigkeit, Musik mit größter innerer Spannung zuübertragen und in wirklich jeder Tonlage völlig souverän zu agie-ren. Die meisten Röhrenvollverstärker, die ich kenne (und die zu-gegeben auch preislich ein paar Klassen unter dem Arne spielen)machen auf ihre Art natürlich auch Spaß. Und können ja auchmeist irgendwas. Aber eben fast nie alles. Genau das aber kannman dem Arne ohne Abstriche attestieren. Ein ungebremst mit-reißendes, rauschhaftes, ja geradezu magisches Erlebnis. Um einen Verstärker in Push-Pull, aber ohne Gegenkopplung zu

bauen, was ja eher ungewöhnlich ist, müssen die gesamtharmoni-schen Verzerrungen sehr gering gehalten werden. Um eine großeAussteuerungsreserve zu erzielen, benötigt man neben hohenSpannungen aber auch sehr lineare Komponenten. Das ist diegroße Herausforderung für den Arne. Die wichtigsten Teile einesVerstärkers sind für Lars Engström infolgedessen die Treiberstufeund die Stromversorgung. Es gibt zwei getrennte Netzteile, die je-weils einen eigenen Transformator haben: einen großen Ring-kerntrafo für die Röhren und einen kleineren für die Verstär-

Links: Keine falsche Bescheidenheit: Der 48-stufige, motorgetriebene Volume-Regler nimmt den Raum ein, den er verdient

Oben rechts: Im Winkel: Spannungsregler der Stromversorgung

Unten rechts: Saubere Sache: Ein großer Ringkerntrafo liefert den Strom fürdie Röhren, eine Lundahl-Drossel filtert ihn

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Vollverstärker Engström Arne

kungs- und Treiberstufe. Der Strom für die Aus-gangsröhren wird – ähnlich wie es zum Beispiel auchKondo macht – durch eine Drosselspule (von Lun-dahl) gefiltert, die HF-Einstreuungen fernhält. Um die Treiberstufe mit den Endstufen zu verbin-

den, werde in den meisten aller Fälle eine Konden-satorkopplung verwendet. Engström jedoch ver-meidet sie, weil sie die Transienten in der Musik(also ihr Einschwingverhalten, landläufig auchAttack genannt) verlangsame. Geschwindigkeit seideshalb so wichtig, „weil es die Transienten sind,die den Instrumenten ihren Charakter verleihen“.Dabei zähle nicht hohe Leistung, sondern dieFähigkeit, „sehr schnell viel Energie an den Laut-sprecher abgeben zu können“. Eine weitere Mög-lichkeit, die Treiberstufe mit der Leis tungsröhre zuverbinden, bestünde darin, einen Übertrager zuverwenden. Dies funktioniere auch gut, sagt Lars

Engström – jedenfalls, solange der Signalpegel mo-derat ist. „Wenn die Leistungsröhren hart angetrie-ben werden, ändert sich aber die Belastung desÜbertragers und die Verzerrungen nehmen zu.“ Deshalb hat er sich im Arne für eine DC-Kopplung

zwischen Treiber- und Endröhren entschieden, waswegen der Abhängigkeit des Arbeitspunktes derEnd röhren vom Treiber eher selten ist. Sowohl in derStromversorgung, als auch in der Treiberstufe wer-den Mosfet-Transistoren eingesetzt, die die Betriebs-spannungen stabilisieren – damit gibt es keine Rück-wirkung auf das Signal (bei Spannungseinbrüchenwird bei Trioden das Signal verzerrt). Die Treiberstu-fe verfügt über eine symmetrische positive und ne-gative Betriebsspannung, was im Gegensatz zu Tran-sistorschaltungen keinesfalls zwingend ist, da eskeine komplementären Bauteile gibt (symmetrischeRöhrenverstärker benötigen nur eine Betriebsspan-

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Klare Linienführung und vollendete Formensprache: Selbst von hinten zeigtder Arne sein mehr als gelungenes Gesicht. Zentrales Design-Element ist eineschwere Glasplatte, die mit kühnem Schwung zum Himmel zu streben scheint

nung!). Der Vorteil dieser Vorgehensweise: Wird die Kathode voneiner negativen und die Anode von einer positiven Betriebsspan-nung versorgt, kann man den Arbeitspunkt so legen, dass man dieAnode auf 0 Volt liegt und direkt zum Gitter der Endröhren kop-peln kann. Dadurch liegen weder Kondensatoren, noch Übertra-ger im Signalweg. Die in Push-Pull geschalteten 300B-Röhren haben eine indivi-

duelle Kathodenvorspannung, was nicht selbstverständlich ist(oft werden mehrere Röhren gemeinsam vorgespannt). Eng -ström wählte die 300B, weil sie für ihn zu den linearsten Röhrengehört und über „einen schönen tiefen Frequenzgang“ verfüge.Der Kunde kann dabei, ganz nach eigenem Geschmack, aus-wählen zwischen einer Vielzahl von Herstellern. Während Puris -ten oft auf direktgeheizte 300B’s schwören, bei der die Kathodemit Wechselspannung geheizt wird (was mitunter zu Brummef-fekten führen kann), hat sich Engström in diesem Fall – im Sin-ne weitestgehender Brummfreiheit – für eine Gleichspannungs-heizung entschieden. Die Treiberröhren sind langlebige, alsTrioden geschaltete D3a-Röhren mit hohem Verstärkungsfaktor.Ursprünglich wurden sie für die Deutsche Post hergestellt undzeichnen sich durch Rauscharmut und einen sehr geringen In-nenwiderstand aus. Die verwendeten Kondensatoren sind ausZinnfolie und Teflon – weil Engström, genau dies für die besteKombination hält. Die Lundahl-Eingangsübertrager bestehenaus amorphem Stahl, die Ausgangsübertrager (vom gleichenHersteller) aus Silikon-Eisen. Weil es so schön war, noch mal zu einem anderen Barockmei-

ster: Johann Sebastian Bach, wenn auch in ganz anderem Ge-wand, weshalb das Album des isländischen Pianisten VíkingurÓlafsson, der zuweilen mit Glenn Gould verglichen wird, auchReworks heißt (Deutsche Grammophon 00289 483 5831, Ger-many 2019, LP). Darauf haben völlig unterschiedliche Künstlerihre Remix-Version von Bachs Präludium BWV 855a aus demWohltemperierten Klavier eingespielt. Die scheinbar „härteste“Version stammt von Valgeir Sigurðsson, bekannt geworden alsToningenieur und Programmierer von Björk. Aus dem brodeln-den Grundsound schält sich das Thema erst allmählich heraus.

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Das Tempo zieht an und dann geht es los: ein bra-chialer elektronischer Tieftonteppich, flirrendeSound scapes, unterlegt mit sich dynamisch stei-gernden Paukenschlägen, die buchstäblich in dieMagengrube schlagen. Das ist nun etwas, an demschon die meisten Transistorverstärker zu knabbernhätten, aber der Arne macht es mit völliger Bass-Souveränität. Eine Tieftonattacke, so verwacklungs-frei und stabil, als wäre es das reinste Kinderspiel.Und sobald der härtere Part ausgeklungen ist, bringtder Arne seine überlegene Klangfarbenpracht undsein Timing ins Spiel. Von elektronisch generiertemAtmen und eingestreuten Bassläufen unterlegt: einleises Piano, das eine zarte Melodie anschlägt, wun-

derbar ausklingend und mit einer Unmittelbarkeit,als wäre man selbst es, der hier die Hand führt. In den letzten Jahren hatte ich das Glück, mehrere

Vollverstärker testen zu dürfen, die ich als überra-gend empfunden habe. Der Kondo Overture und derGryphon Diablo 300 waren sicherlich die Geräte, beidenen ich den Tag am meisten fürchtete, da ich siewieder zurückschicken musste. Nun steht ein dritterVerstärker vor mir, bei dem ich allein beim Gedankendaran, augenblicklich schwerste Entzugserscheinun-gen bekomme. Es ist sicherlich eine Geschmacksfrage(und hängt natürlich auch vom Rest der Anlage ab),welchem dieser Geräte man den Vorzug gibt. Ich per-sönlich sehe den Arne um eine Ohrlänge vorn. Weiler ähnlich zupackend und mit absoluter Autoritätkontrolliert wie der Diablo (was der Kondo nichtkann), im Mittel-Hochton-Bereich aber eine Spurseidiger und mit noch schöneren Klangfarben spieltals der Gryphon – ohne dabei jedoch ins Euphoni-sche zu kippen. Der Mitten-Zauber des Kondo Over-ture mag konkurrenzlos sein, aber erstens kommt derArne diesem sehr nahe und zweitens wird es mit Si-cherheit nicht wenige Menschen geben, die seinenKlang für noch „natürlicher“ halten. In meinen Au-gen und Ohren ist der Arne, man möge mir das großeWort verzeihen – eine Offenbarung.

xxxxVollverstärker Engström ArnePrinzip: Symmetrischer Röhrenvollverstärker, Push-Pull ohne Ge-genkopplung Eingänge: 2 x Cinch, 2 x XLR Ausgangsleistung: 2x 20 W (8 Ohm), 2 x 30 W (4 Ohm) Eingangsimpedanz: 12 kOhmBandbreite: 10 Hz – 40 kHz ±1 dB Verstärkung: 22 dB Röhren-bestückung: 4 x 300B, 4 x D3a Besonderheiten: 48-stufiger,symmetrischer Volumenschalter, Fernbedienung Ausführungen:Schwarz oder weiß Maße (B/H/T): 50/30/45 cm Gewicht: 35 kgGarantie: 2 Jahre (Röhren 1 Jahr) Preis: 29900 Euro

Kontakt: Black Forest Audio, Rosenstraße 50, 76316 Malsch, Telefon 07246/6330, www.blackforestaudio.dexxxx

Winning team: 300B-Leistungsröhre nebst Siemens- Poströhre D3a


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