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Date post: 19-Oct-2020
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s. Der StaatS-Aazeiger, Rugby, No. Dak., de« L. Juni 1910 X â t-t- j. t. •• t. •, ».•- » i. ». «. * A WTTTTTTTTTT"iVTVTfTTTTTT^v I Aus Rußland. I O ++++ +++4 , H ,, H , WH+'H m I , 'M h HO 5||Èt BCddltMtltt! Unsere L!eser in Rußland können den IahreSbetraq für da» Blatt ($2.00 oder 4 Rubel) unter Zuschlag Der Bersandtkoslen bei unseren »orresvondenten einzah- leu, welche berechtigt sind, Gelder für uns zu toffiren. Tie gewählte Prämie wird Urnen dann prompt zuge- sandt. Bestellungen auf oder Zahlungen für das Blatt können jederzeit gemacht werden, denn wir nehmen Bestellungen jederzeit entgegen. Leute also, welche daS Blatt in Rusilcind bestellen wollen, mögen sich getrost an unsere Korrespondenten dort wenden. Wir erlassen diese Ankündigung, um den Leuten dort die Sache wesentlich zu erleichtern. Die Geschäftsführung. Spezial-Korrespondenz. Kandel, (Gouv. Cherson) den 20. April. Weil ich dieses Blatt so gerne lese, so schreibe ich auch mit Vergnügen für dasselbe und ich hoffe, daß auch meine Korrespondenzen dem Herrn Redakteur millsommen sind. (Gewiß! Bitte beehren Sie uns nur recht oft! —Red. Staats-Anzeiger.) Zuvörderst titttsj ich meinem Bru- der Philipp in Canada herzlich dan- ken für Uebersendunq dieses ausge- zeichneten Blattes, gepaart mit der Versicherung, das; er mir eine grö- ßere Freude gar nicht hätte machen können. Dann auch bedanke ich mich bei der (Geschäftsführung für promp- te llebermittelnng der prachtvollen Wandkarten, welche allein ein recht kostbares Geschenk bilden. Von hier aus Kandel reisen bis Ausgangs April oder Anfangs des Maimonats mehrere Familien nach Amerika. Es sind dies: Adam Sit- ter, von Vitts ob, Joseph Markwart von Peter und noch mehrere andere. Elizabeth Senger von Jakob hat 202 Rubel Geld bekommen von ih- rem Bruder Sebastian Senger bei Berwick in Nord-Dakota, damit auch sie die Reise noch Amerika antrete. Leider aber steht es mit ihrer Aus- wanderung schlimm, denn sie ist erst 19 Jahre alt nnd bekommt von der Gemeinde fein Entlassungsschreibeu, weil solche mir ausgestellt werden, wenn sie volle 21 Jahre alt ist. Wei- ter siedeln noch nach Amerika über Michael Schmidt mit Familie und seine ledige Schwester Margaretha und scitt Schwager Martin Nieder mit Familie. Es wurde bereits al- les verkaust und sie find so gut wie reisefertig. Auch ich selbst habe allen Ernstes vor, bis Mai oder Juni nach Ame- rika zu reisen, wenn man die frucht auf dem .valtii im ^elde verkaufen . .. samt, denn hier ist wirklich kaum ntenr durch zu kommen. Bisher ist es ja Gott sei Dauk noch immer so leidlich gegangen, aber die Zustände werden .zusehends schlimmer. Tie Familien werden immer größer und das t'aiii) welliger. Da muß bald Wandel geschaffen werden und Aus- Wanderung ist wohl fast die einzige Rettung. Man zahlt jährlich 15 bis 18 Rubel auf die Dessjatine und da- bei mns; man auch noch aus Mis;- ernten gefaxt sein, ^efet wird jeden- falls auch noch die Viehweide ge- theilt, sodas; man kein Vieh mehr halten kann und sie zu Hause im Stalle futtern oder Viehrechte bezah- ICH mns;, denn es steht nahe daran zum Theilen ans einem Platze, Lnd- wig Stroh.hot ja in seiner Korre- spondenz das deutlich genug gesagt. 'Er schreibt die Wahrheit. Tie Vit.erung ist bei uns günstig, denn es regnete fast nach Wunsch. Tie Jyriicht steht gut, besonders gilt dies von der Wintersaat. Tas Korn stellt % und der Winterweizen \\ bis Vz Arschin hoch, sodas; wir Hoff- ming auf eine gute Ernte haben. Es sieht alles in Gottes Hand wer auf ihn vertraut, hat nicht auf Sand gebaut. Auch die Weingärten ge- währen dieses Jahr einen prächtigen Anblick und alle Anzeichen deuten aus ein gutes Weinjahr hin. Tie Ostern haben wir hier ge- bühreud gefeiert. Am Ostersonntag hat unser Sängerchor in der Kirche â Lied gesungen wie ich schöner und ergreifender noch fei its gehört habe. Ich bezweifle daß im ganzen Kitt* schurgan. ja in der Tiraspoler Tiö- zefe je ein Lied prächtiger gesungen wurde. Dafür sei dem Sängerchor herzlich Tans, besonders aber unse- rem tüchtigen Organisten und Lehrer Herr Alexander Paul. Hoffentlich wird die Gemeinde noch recht oft mit ähnlichen Genüssen erfreut. Karolina Senger, geborene Schmidt von Valentin aus Kandel, möchte gerne nnssett wo in Amerika sich Johannes Müller von Heinrich aus Mannheim in Rußland aufhält. Seine ^rait Aiitmmaria ist eine ge- borene Schmidt und die Schwester hätte ihr etwas zu schreiben. Viel- leicht samt ein Leser des Blattes Auskunft geben über seinen Aufent- halt in Amerika. Grüße an alle Leser des Blattes, und auch an Herrn Redakteur Brandt von Jo Hannes Senger, von Ed. Spezial-Korresponden & K ' Don jatowka, (Gouv. Chsrson) den 20. April. ' Ich suhle mich veranlaßt diesmal cine Korrespondenz an den lieben Staats-Anzeiger zu senden, in wel» 5. cher ein Vorfall geschildert wird, der nicht zum Ruhme und auch nicht zur <r Ehre der deutschen Kolonisten hier- orts dient. Am Charfreitagmorgen, gerade vor Tagesanbruch, bemerkte der Ver- malter unseres Landvogts, Semski Natschalnik ^olikow, auf seiner Oe- konomie sieben Werst von hier, das fehlen zweier 2jährigen Rinder, welche er von Edelmann Malachof- sky unlängst für Zuchtvieh gesaust hatte. Er wurde sogleich eine Spur gewahr, welche durch den in der Nacht gefallenen Regen sehr leicht zu entdecken und zu verfolgen war. Der- selben nachgehend kam er nach Pon- jatowfa auch glücklich an die tier- schlossene Kammerthür des hiesigen Metzgers Herrn Anton Schlosser. Als er in Gegenwart des Herrn Oberschulzen, des Herrn Schulzen und des Tessjatskus die Thüre öss- nete, fanden sie richtig die beiden Rinder mit durchschnittenen Hälfen, das eilte noch nicht abgezogen, unter Säcken verborgen. Da Schlosser schon zwei Tage vom Hause abwe- send war, so faßte man den Knecht, welcher auch die That eingestand und sagte: „Ich und mein Bruder und der 13jährige Sohtt des Herrn Schlosser haben die Rinder geholt und ^rait Schlosser leuchtete uns beim Schlachten derselben. Aber es ist nicht das erste Mal, daß wir so etwas vollführten, sondern wir haben schon mehrere Diebstähle dieser Art begangen." Ich selbst war beim Ver- hör nicht zugegen, aber so wird mir von glaubwürdigen Augenzeugen er- zählt. Heute aber hatte Herr Schlos- ser mit seinem Knechte und dessen Bruder die Ehre in Begleitung einer Eskorte Straschniks von Rasdelnaja 40 Werst nach Grosnlowa zum Pri- '':aw zu marschiren. Zu dieser Me- tzelei wurde uns Teutschen natür- lich von den hiesigen Inden und Rus- sen zu Ostern gratnlirt. Wie sich die Sache weiter zuspitzt, werde ich später berichten. Wir Teutschen fühlen die Schande fühitltch. Bis jetzt ist ^ratt Schlosser und ihr Sohn ^ranz noch ans freiem !>uße. Wahr- scheinlich werden Schlosser's freunde Kaution hinterlegen, um ihn vom Gefängniß zu retten. Ter Vorfall war eine sehr unangenehme Ueber- raschttng für uns und unsere Kinder wollten gar nicht an einen so großen „Osterhasen" glauben, ^rattz, der Sohn Schlosser's, spielte vergangene Weihnachten bei einer Vorstellung der Schulkinder vermummt den St. Nikolaus nnd bescheerte den Kindern für ihre fleißige Theilnahme ait der Vorstellung allerhand Süßigkeiten und versprach ihnen, falls sie recht fleißig seien, fünftiges Jahr noch mehr zu bringen. Jetzt also, sagen die Kinder, hat er zwei schöne Ritt- der auf einmal gebracht. Toch, ge- nug von dieser uns Teutsche tief de- müthigenden Begebenheit. Hoffeitt- lich kann ich das nächste Mal Erfreu- licheres berichten. Gruß an alle Leser des Blattes und an alle Freunde und Bekannte. Martin Stroh. Spezial-Korrespondeuz. Melitopol, (Gouv. Taurien) den 23. April. (Aus der Molotschna.) Tankend bestätige ich den Em- pfang der Rummer 38 des Blattes, der ersten welche als neuer Leser mir zuging. Ich fühle mich verpflichtet, dem Staats-Anzeiger meine vollste Anerkennung zu zollen. Tic Gedie- genheit des Inhalts, das reichliche Material, welches die vielseitigen, aus aller Herren Länder eingesand- ten Korrespondenzen liefern, über- trafen in der That meine kühnsten Erwartungen, obgleich ich dieselben etwas hoch geschraubt hatte, und ma- chen den Staats-Anzeiger sozusagen zu einem beliebten Weltblatt. Tas Ziel, welches sich der Staats-Anzei- ger gesteckt hat, nämlich die Bewoh- ner zweier Welttheile in ihrem Be- streben, Tenken, Fühlen uud Wollen einander näher zu bringen, ist schon jetzt in hohem Maße erreicht und diese Thatsache allein läßt schon auf eine weite Verbreitung des Blattes mit Sicherheit schließen und dürfte nicht wenig zu seiner Empfehlung beitragen. (Wir find dem geehrten Herrn Korrespondenten für dieses uns sehr ehrende Lob tief verbunden und wir werden uns nach Kräften be- mühen, bei gefälliger Mithülfe unfe- rer vielen tüchtigen Mitarbeiter und Korrespondenten im Auslande so- wohl wie im Inlande, dem gesteckten Ziele mit jeder folgenden Rümmer um ein Erkleckliches näher zu rücken. —Red. Staats-Anzeiger.) Das heißersehnte Osterfest, mit all den dasselbe begleitenden Festfreu- den wäre wieder einmal an uns bor- überpafsirt. Heuer war es uns ver- gönnt, dieses hohe Fest im schönsten Frühlingsschmucke der Ratur zu be- gehen, was die Freude des Landman- nes natürlich noch um ein Erhebli- ches steigerte. Diese Freude ist aber auch in mehr als einer Hinsicht ge- rechtfertigt, denn der ausgezeichnete Stand sowohl der Herbst- als auch der jungen Frühlingssaaten läßt auf eine gute Ernte hoffen. Was die Witterung seit dem Ackern bis Dato anbetrifft, so läßt dieselbe nichts zu wünschen übrig und würde sozusagen selbst auf Bestellung nicht günstiger für das Wachsthum der Feld- und Gartenfrüchte zu haben fein. Der Schaden, den die Februar- winde durch Verwehen der Herbst- faaten angestiftet, erweist sich nun- mehr um vieles unbedeutender als man seinerzeit allgemein annahm und ich demgemäß auch in Nr. 38 des Staate-Anzeiger berichtete. Während des Osterfestes war ich als Gast meines Bruders in meiner Heimathskolonie Mariaheim, wo ich mit Freuden bemerkte, daß man noch immer nach gutem, altväterlichem Brauch, eifrig die Kirche besucht und mit inniger Andacht betend die Her- zen dem Allmächtigen zuwendet. Nach der Andacht am zweiten Ostertage statteten Verwandte und Freunde sich gegenseitig Besuche ab. Ueberfall verlief die Unterhaltung in angenehmer, freudiger Stimmung Beim üppigen Gastmahle kam mit- unter auch die Wein- und Brandy- flasche zu ihrem Recht, jedoch wurde der Genuß solcher Erfrischungen nicht übertrieben und immer fein Maß gehalten. Dies zu thun sollte die gesammte Menschheit sich beflei- ßigen . Der hiesige Deutsche ist über- Haupt dem Trunfe nicht ergeben, aber leider samt ich das von meinen russischen Landsleuten nicht behaup- ten, obschon es auch unter ihnen be- achtenswerte und rühmliche Aus- nahmen giebt. So sah ich in Maria- heim schon am ersten Oftertage ei- nige Russen zwar nur dienstbare Geister in total betrunkenem Zu- stande und laut johlend die Straßen durchwandern. Wie häßlich! Und als ich nach Hanse kam, erfuhr ich gar noch, daß ein Bewohner des nahe bei Melitopol gelegenen Russendor- fes Kissijar die Ostern dermaßen fri- vol feierte, daß er dem übermäßigen Genuß des Branntweins erlag. Ein anderer, noch junger Mattn, aus dem Russendorse Pestschauoje, der im Verdachte stand eine Kuh gestohlen zu haben, erhenkte sich aus Scham, wie man mir sagte. Der Jahrmarkt hier in Melitopol ist eröffnet. Die Zufuhr von wohl- genährten Pferden und Rindern ist sehr stark und auch an Käufern man- gelt es nicht, obgleich der Preis für Pferde und Rinder ein sehr hoher ist. Während ich die letzten Zeilen mei- nes Berichts schreibe, erfahre ich, daß man auf dem Jahrmärkte soeben ei- nett jungen, feingekleideten Mann erschlug. Konnte leider noch nicht ermitteln aus welchem Grunde. Sollte mich aber nicht wundern, wenn auch hier der Schnapsteufel seine unsaubere Hand im Spiele ge- habt hat. Mit Grüßen an alle Leser Der- bleibt ergebenst Friedrich W e i n i n g e r. Spczial-Korrespondenz. M a r i e n t h a l, (Gouv. Samara) den 23. April. Weil sich eben hier nichts neues von Belang ereignete, hatte ich län- gere Zeit keine Gelegenheit etwas ut berichten. Ich werde aber mein Versprechen stets halten und Korre- spondenzen von hier einsenden, um S en Lesern des Staats-Anzeiger, den auch ich immer mit großer Freude durdfntdirc, die Neuigkeiten von ner zukommen zu lassen. Bereits am 5. Februar siedelten von hier zwölf Familien nach Sibi- rien (Gebiet Akmolinsf) über, welche sich dort einschreiben und festsetzen wollen. Die nöthigen Schritte, daß sie alle Land bekommen können, wa- ren gethan worden und die Fahr- scheine gelöst. Nach dem Abkommen erhält jede männliche Seele 15 Dess- jatin Land. Die Gruppe besteht aus 71 männlichen und 61 weiblichen Seelen. Die Scenen und Gesiihle beim Abschiednehmen waren ganz verschieden, wie eben die Menschen selbst. Etliche Familien fuhren recht traurig ans der Kolonie, andere da- gegen leichten Herzens, und einige ließen sich sogar mit Musik aus dem Dorfe blasen! Unter letzteren soll, wie ich hörte, Joseph Gaßmann der lustigste gewesen sein, als er von Freunden und Bekannten Abschied nahm. Einigen anderen aber fiel das Scheiden aus der Kolonie sehr schwer. Die Namen der Hausväter werde ich in einer späteren Korre- spondenz anführen, weil sich bereits gegen dreißig weitere Familien bei der Landkommission in Nowonsensk ausschreiben ließen um die Erlaubniß zum Uebersiedeln einzuholen, und ich dann die Namen alle zusammen an- geben kann. Um 8 Uhr morgens am 8. April ließ sich Anton Jos. Kessler (Schlei- fers Klette Sohn) aus der Station Saratow durch Eisenbahnwagen den Kops abfahren. Das Motiv zum Selbstmord bildet wohl die That- sache, daß Kessler's Leben ohnehin ein verfehltes war, da er im Novem- ber vorigen Jahres wegen Falsch- münzerei verhaftet wurde. Ob er selbst das Geld machte, oder es von anderen Leuten erhielt, ist nicht fest- gestellt. Die Polizei hatte einen schweren Stand, Kessler zu einem Geständnis; zu zwingen, aber durch Prügeln und peinliche Verhöre kam es so weit, daß Kessler gestand von einem gewissen Glöckner das falsche Geld erhalten zu haben, um es gegen gutes zu vertauschen. Glöckner sitzt zu Saratow im Gefängniß und beide sollten bis zum Mai gerichtet werden. Da Anton Kessler bei einer Gesell- schaft einen verantwortlichen Posten innehatte, befreite diese ihn gegen Kaution aus dem Gefängniß, doch mußte sich Kessler zweimal täglich bei der Polizei melden. Kurz ehe er sei- nem Leben ein Ende machte, zeigte eine von derGefellschaft gemachte Ab- rechnung, daß in der Kasse 1,000 Ru- bel fehlen, weshalb er e nttasfen wurde. Dies wahrscheinlich trieb Kessler zur Verzweiflung. Grüße an Herrn Redakteur Brandt und an alle Leser des Blat- tes. Johannes Haag. Vermischte Nachrichten. l®ni der Deutschen Rundschau für den StaatS-Anzei- qcr »usammenaestellt.1 Obermonjour, Gouv.' Sa- mara. Am 17. Ja». I. I. wurde in Nr. 32 der Saratower „Deutschen Volkszeitung" ein Artikel von Ober- monjour unter dem Titel „Eine löb- liche That" gebracht. Der Schreiber jener Korrespondenz faßte mit Freu- de die Gelegenheit auf, einen geistli- chen Herrn öffentlich anzuschwärzen, ohne in seinem allzu großen Eifer zu erwägen, ob sein Geschreibsel auf Wahrheit beruht. Ich will nicht an- nehmen, daß dem Schreiber der Kor» resvondenz böse Absichten zu Grunde lagen, Herr Pater Bach auf solch lieblose Weise anzugreifen; sondern einfach seilt Eifer, etwas von einem Priester in die Oeffentlichkeit zu bringen, ließ nicht zu, der Sache auf den Grund zu kommen. Allzu gro- ßer Eifer ist oftmals nicht am Platz. Hirt den geehrte« Herren, die den obererwähnten Artikel in der Volks- zeitnng gelesen haben, besonders den Psarrfinder des Pater I. Bach zu be- weisen, das; der Schreiber derselben in seinem Eiser an Herrn Pater Bach lieblos gehandelt hat, bringe ich die leidige Sonnenblumensamen-Affäre in der „Rundschau" kurz und wahr- heitsgemäß. Am 2. Nov. 1909 ver- satile £>err Pater Bach 700 Pud Sonnenblumensamen zum Preise 1 Rbl. 42 K. pro Pud in Gegenwart des Ioh. Iuitgkittd unter der Bedin- gung, daß der Käufer 1 Rbl. aus je- des Pud anzahle. Der Käufer zahlte gleich 100 Rbl., und die andern (>00 Rbl. versprach er in zwei (nicht in einigen) Tagen zu bringen. Der Käufer jedoch hat die Zeitfrist von 2 Tagen nach einem ganz kuriosen und eigenartigen Zeitmaß bemessen, und erschien erst, nach wiederholtem Mah- nen, am 20. November bei Pater Bach. Durch diese Unpünktlichkeit aufge- bracht, gab ihm Pater Bach die von ihm erhaltene 100 Rbl. zurück. Der Käufer, der selbst durch Nichteinhal- ten des festgesetzten Termins den Kauf vernichtete und somit sich auch seines gegebenen Handgeldes verlu- stig gemacht hatte, nahm seine verlo- ren geglaubten 100 Rbl. zurück und zeigte die Sache nicht gleich beim Dekan in Katharinenstadt an, wie in dem Artikel gemeldet wurde, sondern erst nach Wochen, als Pater Bach nicht mehr an den Kauf dachte. Al- lein einige Feinde unter seinen Pfarrkindern konnten die Sache nicht io schnell vergessen, was Obermon- jour feine Ehre macht. Der eine be- mühte sich unter der Maske eines rechtliebenden Mannes die Sache bei HE. Dekan anzubringen, während ein anderer sich verpflichtet fühlte, bett Käufer aufzusuchen und densel- ben zu überreden, sich wegen des rückgängig gemachten Kaufes beim Dekau zu beschweren. Darauf fuhr der Käufer zum Dekan. Herr Dekan nahm sich der Sache an und bemühte sich zum Pater Bach und suchte letzte- rett zu überreden, den Sonnenblu- men abzulassen. Herr Pater Bach nahm, um allen Lärm zu vermeiden, die 100 Rbl. Handgeld zum zweiten- mal an; stellte aber dem Käufer an- dere Bedingungen wie wir später se- hen. Daß Herr Pater Bach das Handgeld zum zweiten Male an- nahm, wozu ihn niemand verpflich- ten konnte, beweist uns, daß nicht das Steigen des Preises Ursache war, wie gemldet wurde, denn die Körner wa- ren inzwischen bis 1 Rbl. 90 Kop. nach dem Börsenberichte gestiegen. Also von Habgier keine Rede. Die Bedingungen, die Herr Pater Bach das zweitemal stellte, sind folgende: Der Käufer habe im Verlauf von 2 Tagen den vollen Betrag für 700 Pud einzuzahlen. Nach zwei Tagen kam der Bruder des Käufers, weil dieser krankheitshalber nicht selbst kommen konnte und brachte nur 600 Rbl. anstatt 894 Rbl. Er entschul- digte sich und sagte, er könne nicht mehr Geld aufbringen. Darauf gab Herr Pater Bach dem Käufer noch einmal Frist von zwei Tagen, die re- stirende 294 Rbl. einzuzahlen. Die erbetene Quittung über den Em- pfang des Geldes, 700 R. stellte Pa- ter Bach ohne jegliche Weigerung in Gegenwart des Ioh. Graf aus und brauchte nicht erst durch Drohen mit dem Dekan dazu gezwungen zu wer- den, wie gemeldet ist. Nachdem auch dieser letztfestgesetzte Termin nicht eingehalten wurde, entsagte sich Herr Pater Bach von dem Verkauf seiner Körner und wollte die empfangenen 700 Rbl. dem Käufer zurückgeben und seine Waare weiter verkaufen. Wen sollte nicht bei solch einem Handel die Geduld im Stich lassen? Daß sich Herr Dekan in die Privat- angelegenheiten des Pater Bach ein- mischte und sogar in dieser Angele- genheit die Polizei zu Hilfe rief, war eben auch aus allzugroßem Eifer ein verfehlter Schritt. Erst am 25. Ja- nuar 1910 wurden die letzten Kör- ner übernommen und das letzte Geld gezahlt. Wahrlich ein vortheilhaftes Geschäft von 2 Tagen! Für die Langmuth des Pater Bach, wird die- ser zum Dank unbarmherzig als ein widerspenstiger Mensch in der Zei- tung erklärt, der schwer zu Ver- iiunst zu bringen sei. Ist das viel- leicht auch eine löbliche That? Ich glaube kaum. -—Ein Obermonjouer. Kandel. 24. April 1910. Am 2. und 3. Oftertagc fanden im Saale der Kandier Schule Theaterauffüh- rungen statt. Es waren zwei ange- nehme Abende, die wir verlebten. Leider haben nicht viele sich dies zu- nutze gemacht, denn die Vorstellung war schlecht besucht. Man trägt eben seine 30 Kopeken lieber ins Wirths- haus, als daß matt sie dazu anwen- det, seinen Geist und sein Herz zu bilden. Bildung und Veredlung das war der Zweck dieser Theater- auffithrung. Besonders das herrliche Stück „Ave Maria" von Lehnen war ganz dazu geeignet, die schönsten und besten Gefühle zu wecken; nicht min- der das Stück „Priesterlicher Helden- muth". Die zwei andern Stücke: Das Postgeheimniß und Georg Jo- Hann Drüppel im Verhör wirkten stark auf die Lachmuskeln der Zuhö- rer. Die Schauspieler haben sich redliche Mühe gegeben, ihre Sache möglichst gut zu machen, was ihnen auch fast durchwegs gelungen ist. Fehlerloses Spiel dürfen wir auch nicht verlangen, da wir ja nur Lieb- haber und zwar größtenteils Bau- ern vor uns haben. Der geringe Reinertrag wird zur Erweiterung der Schülerbibliothek verwendet wer- den. Ihr Kandler, laßt Euch näch- stes Mal nicht mehr abwendig ma- chen von Buben, die am liebsten im Finstern sitzen, sondern besucht die Aufführungen fleißig; die 30 oder 50 Kopeken, und wenn es auch 1 Rbl. ist, sind nicht hinausgeworfen, sie bringen euch und euren Kindern Nutzen. Ein Kandler. D i e Landschaftswahlen in Odessa. Odessa, den 28. April. Der 25. d. M. war ein Wahltag, wie ihn Odessa seit der Einführung der Od. Semstwo noch nie gesehen. Die Zahl der erschienen Wähler betrug 89, von ihnen waren 52 Deutsche littd 37 Russen. Die Debatten wur- den mit einer Erregtheit der Gemü- ther, ja mit einer Leidenschaftlichkeit geführt, wie noch nie zuvor. Der Wahltag stand im Zeichen nationaler und sogar konfessioneller Reibereien. Die russischen Wähler wurden län- gere Zeit vorher von einigen Agita- toren bearbeitet. Die Deutschen soll- ten verdrängt werden. Als die Russen sahen, daß die deutschen Wähler sie um 15 überrag- ten, unternahmen sie einen Vorstoß gegen die Einigkeit der Deutschen. Sie suchten die beiden Konfessionen, Katholiken und Lutheraner, gegen- einander zu Hetzen. Den Lutheranern, deren nur vier erschienen waren, wollte man die Ueberzeugung bei- bringen, die russische Agitation gelte nicht den Deutschen, sondern einzig und allein den Katholiken. Auf diese Weise hofften sie auf die vier Stim- men der Evangelischen. Zum Lob unserer deutschen Kolonisten muß aber gesagt werden, daß sie den Pfer- defuß dieses „freundschaftlichen" An- trages sofort erblickten. Die deut- schen Lutheraner widerstanden ritter- lich und wacker dieser Versuchung und die beiden Konfessionen gingen einig wie ein Mann in den Wahl- kampf. Wir erblicken in diesem Um- stand einen Triumph der deutschen Einigkeit. Mögen unsere Deutschen auch fernerhin allen Versuchen, bei allen ähnlichen Anlässen den konfes- sionellen Keil zwischen unsere Deut- schen zu schlagen, muthig widerste- hen. Der deutsche Katholik hat zur Odessaer Semstwo dieselben Anlie- gen wie der deutsche Lutheraner, die Konfession spielt in diesem Fall gar keine Rolle. Die Deutschen stellten als Bedin- gung zu einer Wahleinigung mit den Russen, daß von den 6 zu wählenden Abgeordneten 4 den Deutschen und 2 den Russen zufallen sollten. Diese Forderung muß als durchaus be- rechtigt anerkannt werden. Die Russen gingen darauf nicht ein, son- dern zogen sich zu einer gesonderten Berathung in ein Nebengemach zu- rück. In dieser Berathung spielte der „vielbesorgte" Herr A. A. Uscha- kow wieder einmal die Hauptrolle. Das Resultat der Berathung war der Entschluß, allein und geschlossen vor- zugehen und nur für die aufgestell- te» russischen Kandidaten zu stim- men. Die Deutschen waren empört über diese Sonderbestrebungen. Um 1 Uhr wurde von W. I. Massljannikow, dem Vertreter des Odessaer Stadthaupts, die Versamm- lung für eröffnet erklärt. A. A. Ufchakow brachte den An- trag ein, demzufolge nur jene Kan- didaten der Ballotage (Abstimmung durch Kugeln) unterworfen werden sollten, welche mindestens 30 Stimm- zettel erhielten. Gegen diesen An- trag wandte sich Herr L. Reichert, der das Wahlrecht eines jeden einzelnen Wählers verlangte, welcher Stimm- zettel bekam. Der Vorschlag des Herrn Reichert wird mit 52 Stim- men (aller Deutschen) gegen 37 (al- ler Russen) angenommen. Die Russen schoben nun 6 russische Kandidaten vor, die Deutschen dage- gen 8. Die Ballotage nahm zwei volle Stunden in Anspruch. Das Re- sultat der Abstimmung ergab einige allerliebste Wahlkuriosa. Es stellte sich nämlich heraus, daß in den Ur- nen der deutschen Kandidaten die Zahl der weißen und schwarzen Ku- geln, die für die einzelnen Kandida- ten abgegeben wurden, ganz und völlig der Zahl der Wähler entsprach, während die russischen Kandidaten an weißen und schwarzen Kugeln um 2 —11 mehr erhielten, als in allem Wähler erschienen waren. Dieses unqualifizirbare Vorgehen der russischen Wähler rief unter den Deutschen große Entrüstung hervor. Das LandschaftSmitglied L. Reichert und mehrere deutsche Großgrundbe- sitzer verlangten mit aller Entschie- denheit, das; jene Kandidaten, deren Kugeln die Zahl der Wähler nicht überstiegen und welche die absolute Mehrheit der weißen Kugeln erhiel- te«, als gesetzlich gewählte Abgeord- nete sofort anerkannt werden. Aber die Herren Ufchakow und I. W. Pe» trowifch erklärten, daß die Wahlen nach ihrem Dafürhalten nicht gültig und ungesetzlich waren. Hierauf verlangte die deutsche Gruppe, daß die Wahlen wenigstens nicht länger als einen Tag aufge- schoben würden, die russischen Wäh- ler, die nun einmal um allen Preis den Deutschen widersprechen zu müs- sen glaubten, forderten wenigstens einen Aufschub von ehur Woche. Darnach verließen die Russen den Saal. Die deutsche Gruppe reichte einen schriftlichen Protest ein, in welchem sie auf ihrer Forderung beharrten, daß diejenigen als gesetzlich gewählte Abgeordnete zu betrachten feien, wel- che die absolute Stimmenmehrheit erhielten. So endete der mit großer Erbit- terung geführte Wahlkampf. Die Deutschen sind bis zum letzten Schritt ehrlich und korrekt verfahren, das gereicht ihnen zur Ehre. Daß die nationale Kluft auch bei dieser Gele, genheit wieder erweitert wurde, da- ran find einzig und allein einige rus- sische Fanatiker und Hetzer schuld ge- wesen ; weder der russische, noch der deutsche Großgrundbesitzer fühlen in sich das Bedürfniß, einander gegen- seitig zu bekriegen. Die Deutschen haben es wenigstens bei solchen Ge- legenheit noch nie an der nöthigen Achtung gegen ihre russischen Mit- bürger fehlen lassen. Oder ist es wohl Feindseligkeit gegen die Russen, wenn die deutschen Kolonisten von ih- ren gesetzlich geschützten Rechten Ge- brauch machen? In den Landschafts, kreisen giebt man unumwunden zu, daß die letzte Forderung der deut- schen Gruppe durchaus berechtigt war und daß Herr Masjanikow kein Recht hatte, die von den Deutschen verlangte zweite Ballotage abzuleh- nen. Es ist leicht möglich, daß der Pro- test der deutschen Wähler nicht ge- würdigt und die Wahlen für ungül- tig erklärt werden. Nichtsdestoweni- (Fortsetzung auf Seite 8.) vj* -A*»* K*„t V 1 !•<' t : a - < 1 £#-'y AlpenkrLntsr ist ein Heilmittel von anerkanntem Werth. Ut ist ganz verschieden von allen anderen Medizinen. Er mag wohl nachgeahmt werden, aber Nicht» tarn ihn ersetzen. Er reinigt das Blut. Er befördert die verdgmmg. Er regulirt dm Magen. Er wirkt auf die Leder. Er wirkt auf die Nieren. Er dernhigt da» Rervenftzste«. Er Hütts, stärkt und belebt. flut# gesagt, et ist ein Hausmittel im wahren Sinne de» Worte», und sollte In ledern Haushalt vorhanden sein. Ist nicht in Apotheken zu haben, sondern wird dem Publikum durch Special-Agenten direkt geliefert. Wenn Ihnen lein agent bekannt ist, dann schreiben Sie an die alleinigen Fabrikanten und Eigen- thümer DR. PETER FAHRNEY fr SONS CQ| 19-25 So. Hoync Av«.. CHICAGO, ILL. ' > ~>r-
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für da» Blatt ($2.00 oder 4 Rubel) unter Zuschlag Der Bersandtkoslen bei unseren »orresvondenten einzah-leu, welche berechtigt sind, Gelder für uns zu toffiren. Tie gewählte Prämie wird Urnen dann prompt zuge­sandt. Bestellungen auf oder Zahlungen für das Blatt können jederzeit gemacht werden, denn wir nehmen Bestellungen jederzeit entgegen. Leute also, welche daS Blatt in Rusilcind bestellen wollen, mögen sich getrost an unsere Korrespondenten dort wenden. Wir erlassen diese Ankündigung, um den Leuten dort die Sache wesentlich zu erleichtern.

D i e G e s c h ä f t s f ü h r u n g .

Spezial-Korrespondenz.

Kandel, (Gouv. Cherson) den 20. April.

Weil ich dieses Blatt so gerne lese, so schreibe ich auch mit Vergnügen für dasselbe und ich hoffe, daß auch meine Korrespondenzen dem Herrn Redakteur millsommen sind. (Gewiß! Bitte beehren Sie uns nur recht oft! —Red. Staats-Anzeiger.)

Zuvörderst titttsj ich meinem Bru­der Philipp in Canada herzlich dan­ken für Uebersendunq dieses ausge­zeichneten Blattes, gepaart mit der Versicherung, das; er mir eine grö­ßere Freude gar nicht hätte machen können. Dann auch bedanke ich mich bei der (Geschäftsführung für promp­te llebermittelnng der prachtvollen Wandkarten, welche allein ein recht kostbares Geschenk bilden.

Von hier aus Kandel reisen bis Ausgangs April oder Anfangs des Maimonats mehrere Familien nach Amerika. Es sind dies: Adam Sit-ter, von Vitts ob, Joseph Markwart von Peter und noch mehrere andere.

Elizabeth Senger von Jakob hat 202 Rubel Geld bekommen von ih­rem Bruder Sebastian Senger bei Berwick in Nord-Dakota, damit auch sie die Reise noch Amerika antrete. Leider aber steht es mit ihrer Aus­wanderung schlimm, denn sie ist erst 19 Jahre alt nnd bekommt von der Gemeinde fein Entlassungsschreibeu, weil solche mir ausgestellt werden, wenn sie volle 21 Jahre alt ist. Wei-ter siedeln noch nach Amerika über Michael Schmidt mit Familie und seine ledige Schwester Margaretha und scitt Schwager Martin Nieder mit Familie. Es wurde bereits al-les verkaust und sie find so gut wie reisefertig.

Auch ich selbst habe allen Ernstes vor, bis Mai oder Juni nach Ame­rika zu reisen, wenn man die frucht auf dem .valtii im ^elde verkaufen

. .. samt, denn hier ist wirklich kaum ntenr durch zu kommen. Bisher ist es ja Gott sei Dauk noch immer so leidlich gegangen, aber die Zustände werden .zusehends schlimmer. Tie Familien werden immer größer und das t'aiii) welliger. Da muß bald Wandel geschaffen werden und Aus-Wanderung ist wohl fast die einzige Rettung. Man zahlt jährlich 15 bis 18 Rubel auf die Dessjatine und da-bei mns; man auch noch aus Mis;-ernten gefaxt sein, ^efet wird jeden­falls auch noch die Viehweide ge-theilt, sodas; man kein Vieh mehr halten kann und sie zu Hause im Stalle futtern oder Viehrechte bezah-ICH mns;, denn es steht nahe daran zum Theilen ans einem Platze, Lnd-wig Stroh.hot ja in seiner Korre­spondenz das deutlich genug gesagt. 'Er schreibt die Wahrheit.

Tie Vit.erung ist bei uns günstig, denn es regnete fast nach Wunsch. Tie Jyriicht steht gut, besonders gilt dies von der Wintersaat. Tas Korn stellt % und der Winterweizen \\ bis Vz Arschin hoch, sodas; wir Hoff-ming auf eine gute Ernte haben. Es sieht alles in Gottes Hand — wer auf ihn vertraut, hat nicht auf Sand gebaut. Auch die Weingärten ge-währen dieses Jahr einen prächtigen Anblick und alle Anzeichen deuten aus ein gutes Weinjahr hin.

Tie Ostern haben wir hier ge-bühreud gefeiert. Am Ostersonntag hat unser Sängerchor in der Kirche â Lied gesungen wie ich schöner und ergreifender noch fei its gehört habe. Ich bezweifle daß im ganzen Kitt* schurgan. ja in der Tiraspoler Tiö-zefe je ein Lied prächtiger gesungen wurde. Dafür sei dem Sängerchor herzlich Tans, besonders aber unse­rem tüchtigen Organisten und Lehrer Herr Alexander Paul. Hoffentlich wird die Gemeinde noch recht oft mit ähnlichen Genüssen erfreut.

Karolina Senger, geborene Schmidt von Valentin aus Kandel, möchte gerne nnssett wo in Amerika sich Johannes Müller von Heinrich aus Mannheim in Rußland aufhält. Seine ^rait Aiitmmaria ist eine ge­borene Schmidt und die Schwester hätte ihr etwas zu schreiben. Viel-leicht samt ein Leser des Blattes Auskunft geben über seinen Aufent­halt in Amerika.

Grüße an alle Leser des Blattes, und auch an Herrn Redakteur Brandt von

J o H a n n e s S e n g e r , von Ed.

Spezial-Korresponden

& K

' Don jatowka, (Gouv. Chsrson) den 20. April.

' Ich suhle mich veranlaßt diesmal cine Korrespondenz an den lieben Staats-Anzeiger zu senden, in wel»

5. cher ein Vorfall geschildert wird, der nicht zum Ruhme und auch nicht zur

<r

Ehre der deutschen Kolonisten hier-orts dient.

Am Charfreitagmorgen, gerade vor Tagesanbruch, bemerkte der Ver­malter unseres Landvogts, Semski Natschalnik ^olikow, auf seiner Oe-konomie sieben Werst von hier, das fehlen zweier 2jährigen Rinder, welche er von Edelmann Malachof-sky unlängst für Zuchtvieh gesaust hatte. Er wurde sogleich eine Spur gewahr, welche durch den in der Nacht gefallenen Regen sehr leicht zu entdecken und zu verfolgen war. Der­selben nachgehend kam er nach Pon-jatowfa auch glücklich an die tier-schlossene Kammerthür des hiesigen Metzgers Herrn Anton Schlosser. Als er in Gegenwart des Herrn Oberschulzen, des Herrn Schulzen und des Tessjatskus die Thüre öss-nete, fanden sie richtig die beiden Rinder mit durchschnittenen Hälfen, das eilte noch nicht abgezogen, unter Säcken verborgen. Da Schlosser schon zwei Tage vom Hause abwe­send war, so faßte man den Knecht, welcher auch die That eingestand und sagte: „Ich und mein Bruder und der 13jährige Sohtt des Herrn Schlosser haben die Rinder geholt und ^rait Schlosser leuchtete uns beim Schlachten derselben. Aber es ist nicht das erste Mal, daß wir so etwas vollführten, sondern wir haben schon mehrere Diebstähle dieser Art begangen." Ich selbst war beim Ver-hör nicht zugegen, aber so wird mir von glaubwürdigen Augenzeugen er-zählt. Heute aber hatte Herr Schlos­ser mit seinem Knechte und dessen Bruder die Ehre in Begleitung einer Eskorte Straschniks von Rasdelnaja 40 Werst nach Grosnlowa zum Pri-'':aw zu marschiren. Zu dieser Me­tzelei wurde uns Teutschen natür­lich von den hiesigen Inden und Rus-sen zu Ostern gratnlirt. Wie sich die Sache weiter zuspitzt, werde ich später berichten. Wir Teutschen fühlen die Schande fühitltch. Bis jetzt ist ^ratt Schlosser und ihr Sohn ^ranz noch ans freiem !>uße. Wahr­scheinlich werden Schlosser's freunde Kaution hinterlegen, um ihn vom Gefängniß zu retten. Ter Vorfall war eine sehr unangenehme Ueber-raschttng für uns und unsere Kinder wollten gar nicht an einen so großen „Osterhasen" glauben, ^rattz, der Sohn Schlosser's, spielte vergangene Weihnachten bei einer Vorstellung der Schulkinder vermummt den St. Nikolaus nnd bescheerte den Kindern für ihre fleißige Theilnahme ait der Vorstellung allerhand Süßigkeiten und versprach ihnen, falls sie recht fleißig seien, fünftiges Jahr noch mehr zu bringen. Jetzt also, sagen die Kinder, hat er zwei schöne Ritt-der auf einmal gebracht. Toch, ge­nug von dieser uns Teutsche tief de­müthigenden Begebenheit. Hoffeitt-lich kann ich das nächste Mal Erfreu-licheres berichten.

Gruß an alle Leser des Blattes und an alle Freunde und Bekannte.

M a r t i n S t r o h .

Spezial-Korrespondeuz.

Melitopol, (Gouv. Taurien) den 23. April.

(Aus der Molotschna.) Tankend bestätige ich den Em­

pfang der Rummer 38 des Blattes, der ersten welche als neuer Leser mir zuging. Ich fühle mich verpflichtet, dem Staats-Anzeiger meine vollste Anerkennung zu zollen. Tic Gedie­genheit des Inhalts, das reichliche Material, welches die vielseitigen, aus aller Herren Länder eingesand-ten Korrespondenzen liefern, über-trafen in der That meine kühnsten Erwartungen, obgleich ich dieselben etwas hoch geschraubt hatte, und ma­chen den Staats-Anzeiger sozusagen zu einem beliebten Weltblatt. Tas Ziel, welches sich der Staats-Anzei-ger gesteckt hat, nämlich die Bewoh-ner zweier Welttheile in ihrem Be-streben, Tenken, Fühlen uud Wollen einander näher zu bringen, ist schon jetzt in hohem Maße erreicht und diese Thatsache allein läßt schon auf eine weite Verbreitung des Blattes mit Sicherheit schließen und dürfte nicht wenig zu seiner Empfehlung beitragen. (Wir find dem geehrten Herrn Korrespondenten für dieses uns sehr ehrende Lob tief verbunden und wir werden uns nach Kräften be­mühen, bei gefälliger Mithülfe unfe-rer vielen tüchtigen Mitarbeiter und Korrespondenten im Auslande so­wohl wie im Inlande, dem gesteckten Ziele mit jeder folgenden Rümmer um ein Erkleckliches näher zu rücken. —Red. Staats-Anzeiger.)

Das heißersehnte Osterfest, mit all den dasselbe begleitenden Festfreu-den wäre wieder einmal an uns bor-überpafsirt. Heuer war es uns ver-gönnt, dieses hohe Fest im schönsten Frühlingsschmucke der Ratur zu be­gehen, was die Freude des Landman-nes natürlich noch um ein Erhebli­ches steigerte. Diese Freude ist aber auch in mehr als einer Hinsicht ge­rechtfertigt, denn der ausgezeichnete Stand sowohl der Herbst- als auch der jungen Frühlingssaaten läßt auf eine gute Ernte hoffen. Was die Witterung seit dem Ackern bis Dato anbetrifft, so läßt dieselbe nichts zu wünschen übrig und würde sozusagen selbst auf Bestellung nicht günstiger

für das Wachsthum der Feld- und Gartenfrüchte zu haben fein.

Der Schaden, den die Februar-winde durch Verwehen der Herbst-faaten angestiftet, erweist sich nun­mehr um vieles unbedeutender als man seinerzeit allgemein annahm und ich demgemäß auch in Nr. 38 des Staate-Anzeiger berichtete.

Während des Osterfestes war ich als Gast meines Bruders in meiner Heimathskolonie Mariaheim, wo ich mit Freuden bemerkte, daß man noch immer nach gutem, altväterlichem Brauch, eifrig die Kirche besucht und mit inniger Andacht betend die Her­zen dem Allmächtigen zuwendet. Nach der Andacht am zweiten Ostertage statteten Verwandte und Freunde sich gegenseitig Besuche ab. Ueberfall verlief die Unterhaltung in angenehmer, freudiger Stimmung Beim üppigen Gastmahle kam mit­unter auch die Wein- und Brandy­flasche zu ihrem Recht, jedoch wurde der Genuß solcher Erfrischungen nicht übertrieben und immer fein Maß gehalten. Dies zu thun sollte die gesammte Menschheit sich beflei­ßigen . Der hiesige Deutsche ist über-Haupt dem Trunfe nicht ergeben, aber leider samt ich das von meinen russischen Landsleuten nicht behaup-ten, obschon es auch unter ihnen be­achtenswerte und rühmliche Aus­nahmen giebt. So sah ich in Maria­heim schon am ersten Oftertage ei­nige Russen — zwar nur dienstbare Geister — in total betrunkenem Zu­stande und laut johlend die Straßen durchwandern. Wie häßlich! Und als ich nach Hanse kam, erfuhr ich gar noch, daß ein Bewohner des nahe bei Melitopol gelegenen Russendor­fes Kissijar die Ostern dermaßen fri-vol feierte, daß er dem übermäßigen Genuß des Branntweins erlag. Ein anderer, noch junger Mattn, aus dem Russendorse Pestschauoje, der im Verdachte stand eine Kuh gestohlen zu haben, erhenkte sich aus Scham, wie man mir sagte.

Der Jahrmarkt hier in Melitopol ist eröffnet. Die Zufuhr von wohl­genährten Pferden und Rindern ist sehr stark und auch an Käufern man­gelt es nicht, obgleich der Preis für Pferde und Rinder ein sehr hoher ist.

Während ich die letzten Zeilen mei-nes Berichts schreibe, erfahre ich, daß man auf dem Jahrmärkte soeben ei-nett jungen, feingekleideten Mann erschlug. Konnte leider noch nicht ermitteln aus welchem Grunde. Sollte mich aber nicht wundern, wenn auch hier der Schnapsteufel seine unsaubere Hand im Spiele ge­habt hat.

Mit Grüßen an alle Leser Der-bleibt ergebenst

F r i e d r i c h W e i n i n g e r .

Spczial-Korrespondenz.

M a r i e n t h a l, (Gouv. Samara) den 23. April.

Weil sich eben hier nichts neues von Belang ereignete, hatte ich län­gere Zeit keine Gelegenheit etwas ut berichten. Ich werde aber mein Versprechen stets halten und Korre­spondenzen von hier einsenden, um Sen Lesern des Staats-Anzeiger, den auch ich immer mit großer Freude durdfntdirc, die Neuigkeiten von ner zukommen zu lassen.

Bereits am 5. Februar siedelten von hier zwölf Familien nach Sibi­rien (Gebiet Akmolinsf) über, welche sich dort einschreiben und festsetzen wollen. Die nöthigen Schritte, daß sie alle Land bekommen können, wa­ren gethan worden und die Fahr-scheine gelöst. Nach dem Abkommen erhält jede männliche Seele 15 Dess-jatin Land. Die Gruppe besteht aus 71 männlichen und 61 weiblichen Seelen. Die Scenen und Gesiihle beim Abschiednehmen waren ganz verschieden, wie eben die Menschen selbst. Etliche Familien fuhren recht traurig ans der Kolonie, andere da­gegen leichten Herzens, und einige ließen sich sogar mit Musik aus dem Dorfe blasen! Unter letzteren soll, wie ich hörte, Joseph Gaßmann der lustigste gewesen sein, als er von Freunden und Bekannten Abschied nahm. Einigen anderen aber fiel das Scheiden aus der Kolonie sehr schwer. Die Namen der Hausväter werde ich in einer späteren Korre­spondenz anführen, weil sich bereits gegen dreißig weitere Familien bei der Landkommission in Nowonsensk ausschreiben ließen um die Erlaubniß zum Uebersiedeln einzuholen, und ich dann die Namen alle zusammen an­geben kann.

Um 8 Uhr morgens am 8. April ließ sich Anton Jos. Kessler (Schlei­fers Klette Sohn) aus der Station Saratow durch Eisenbahnwagen den Kops abfahren. Das Motiv zum Selbstmord bildet wohl die That-sache, daß Kessler's Leben ohnehin ein verfehltes war, da er im Novem­ber vorigen Jahres wegen Falsch­münzerei verhaftet wurde. Ob er selbst das Geld machte, oder es von anderen Leuten erhielt, ist nicht fest­gestellt. Die Polizei hatte einen schweren Stand, Kessler zu einem Geständnis; zu zwingen, aber durch Prügeln und peinliche Verhöre kam es so weit, daß Kessler gestand von einem gewissen Glöckner das falsche Geld erhalten zu haben, um es gegen gutes zu vertauschen. Glöckner sitzt

zu Saratow im Gefängniß und beide sollten bis zum Mai gerichtet werden. Da Anton Kessler bei einer Gesell­schaft einen verantwortlichen Posten innehatte, befreite diese ihn gegen Kaution aus dem Gefängniß, doch mußte sich Kessler zweimal täglich bei der Polizei melden. Kurz ehe er sei­nem Leben ein Ende machte, zeigte eine von derGefellschaft gemachte Ab­rechnung, daß in der Kasse 1,000 Ru­bel fehlen, weshalb er e nttasfen wurde. Dies wahrscheinlich trieb Kessler zur Verzweiflung.

Grüße an Herrn Redakteur Brandt und an alle Leser des Blat-t e s . J o h a n n e s H a a g .

Vermischte Nachrichten.

l®ni der Deutschen Rundschau für den StaatS-Anzei-qcr »usammenaestellt.1

O b e r m o n j o u r , G o u v . ' S a ­mara. Am 17. Ja». I. I. wurde in Nr. 32 der Saratower „Deutschen Volkszeitung" ein Artikel von Ober­monjour unter dem Titel „Eine löb­liche That" gebracht. Der Schreiber jener Korrespondenz faßte mit Freu­de die Gelegenheit auf, einen geistli­chen Herrn öffentlich anzuschwärzen, ohne in seinem allzu großen Eifer zu erwägen, ob sein Geschreibsel auf Wahrheit beruht. Ich will nicht an­nehmen, daß dem Schreiber der Kor» resvondenz böse Absichten zu Grunde lagen, Herr Pater Bach auf solch lieblose Weise anzugreifen; sondern einfach seilt Eifer, etwas von einem Priester in die Oeffentlichkeit zu bringen, ließ nicht zu, der Sache auf den Grund zu kommen. Allzu gro­ßer Eifer ist oftmals nicht am Platz. Hirt den geehrte« Herren, die den obererwähnten Artikel in der Volks-zeitnng gelesen haben, besonders den Psarrfinder des Pater I. Bach zu be­weisen, das; der Schreiber derselben in seinem Eiser an Herrn Pater Bach lieblos gehandelt hat, bringe ich die leidige Sonnenblumensamen-Affäre in der „Rundschau" kurz und wahr­heitsgemäß. Am 2. Nov. 1909 ver­satile £>err Pater Bach 700 Pud Sonnenblumensamen zum Preise 1 Rbl. 42 K. pro Pud in Gegenwart des Ioh. Iuitgkittd unter der Bedin­gung, daß der Käufer 1 Rbl. aus je­des Pud anzahle. Der Käufer zahlte gleich 100 Rbl., und die andern (>00 Rbl. versprach er in zwei (nicht in einigen) Tagen zu bringen. Der Käufer jedoch hat die Zeitfrist von 2 Tagen nach einem ganz kuriosen und eigenartigen Zeitmaß bemessen, und erschien erst, nach wiederholtem Mah­nen, am 20. November bei Pater Bach.

Durch diese Unpünktlichkeit aufge­bracht, gab ihm Pater Bach die von ihm erhaltene 100 Rbl. zurück. Der Käufer, der selbst durch Nichteinhal­ten des festgesetzten Termins den Kauf vernichtete und somit sich auch seines gegebenen Handgeldes verlu­stig gemacht hatte, nahm seine verlo­ren geglaubten 100 Rbl. zurück und zeigte die Sache nicht gleich beim Dekan in Katharinenstadt an, wie in dem Artikel gemeldet wurde, sondern erst nach Wochen, als Pater Bach nicht mehr an den Kauf dachte. Al­lein einige Feinde unter seinen Pfarrkindern konnten die Sache nicht io schnell vergessen, was Obermon­jour feine Ehre macht. Der eine be­mühte sich unter der Maske eines rechtliebenden Mannes die Sache bei HE. Dekan anzubringen, während ein anderer sich verpflichtet fühlte, bett Käufer aufzusuchen und densel­ben zu überreden, sich wegen des rückgängig gemachten Kaufes beim Dekau zu beschweren. Darauf fuhr der Käufer zum Dekan. Herr Dekan nahm sich der Sache an und bemühte sich zum Pater Bach und suchte letzte-rett zu überreden, den Sonnenblu­men abzulassen. Herr Pater Bach nahm, um allen Lärm zu vermeiden, die 100 Rbl. Handgeld zum zweiten­mal an; stellte aber dem Käufer an­dere Bedingungen wie wir später se­hen. Daß Herr Pater Bach das Handgeld zum zweiten Male an-nahm, wozu ihn niemand verpflich­ten konnte, beweist uns, daß nicht das Steigen des Preises Ursache war, wie gemldet wurde, denn die Körner wa­ren inzwischen bis 1 Rbl. 90 Kop. nach dem Börsenberichte gestiegen. Also von Habgier keine Rede. Die Bedingungen, die Herr Pater Bach das zweitemal stellte, sind folgende: Der Käufer habe im Verlauf von 2 Tagen den vollen Betrag für 700 Pud einzuzahlen. Nach zwei Tagen kam der Bruder des Käufers, weil dieser krankheitshalber nicht selbst kommen konnte und brachte nur 600 Rbl. anstatt 894 Rbl. Er entschul­digte sich und sagte, er könne nicht mehr Geld aufbringen. Darauf gab Herr Pater Bach dem Käufer noch einmal Frist von zwei Tagen, die re-stirende 294 Rbl. einzuzahlen. Die erbetene Quittung über den Em­pfang des Geldes, 700 R. stellte Pa­ter Bach ohne jegliche Weigerung in Gegenwart des Ioh. Graf aus und brauchte nicht erst durch Drohen mit dem Dekan dazu gezwungen zu wer­den, wie gemeldet ist. Nachdem auch dieser letztfestgesetzte Termin nicht eingehalten wurde, entsagte sich Herr Pater Bach von dem Verkauf seiner Körner und wollte die empfangenen 700 Rbl. dem Käufer zurückgeben und seine Waare weiter verkaufen.

Wen sollte nicht bei solch einem Handel die Geduld im Stich lassen? Daß sich Herr Dekan in die Privat­angelegenheiten des Pater Bach ein­mischte und sogar in dieser Angele­genheit die Polizei zu Hilfe rief, war eben auch aus allzugroßem Eifer ein verfehlter Schritt. Erst am 25. Ja­nuar 1910 wurden die letzten Kör­ner übernommen und das letzte Geld gezahlt. Wahrlich ein vortheilhaftes Geschäft von 2 Tagen! Für die Langmuth des Pater Bach, wird die­ser zum Dank unbarmherzig als ein widerspenstiger Mensch in der Zei­tung erklärt, der schwer zu Ver-iiunst zu bringen sei. Ist das viel­leicht auch eine löbliche That? Ich glaube kaum.

-—Ein Obermonjouer.

K a n d e l . 2 4 . A p r i l 1 9 1 0 . A m 2. und 3. Oftertagc fanden im Saale der Kandier Schule Theaterauffüh­rungen statt. Es waren zwei ange­nehme Abende, die wir verlebten. Leider haben nicht viele sich dies zu­nutze gemacht, denn die Vorstellung war schlecht besucht. Man trägt eben seine 30 Kopeken lieber ins Wirths­haus, als daß matt sie dazu anwen­det, seinen Geist und sein Herz zu bilden. Bildung und Veredlung — das war der Zweck dieser Theater-auffithrung. Besonders das herrliche Stück „Ave Maria" von Lehnen war ganz dazu geeignet, die schönsten und besten Gefühle zu wecken; nicht min­der das Stück „Priesterlicher Helden­muth". Die zwei andern Stücke: Das Postgeheimniß und Georg Jo-Hann Drüppel im Verhör wirkten stark auf die Lachmuskeln der Zuhö-rer. Die Schauspieler haben sich redliche Mühe gegeben, ihre Sache möglichst gut zu machen, was ihnen auch fast durchwegs gelungen ist. Fehlerloses Spiel dürfen wir auch nicht verlangen, da wir ja nur Lieb­haber und zwar größtenteils Bau­ern vor uns haben. — Der geringe Reinertrag wird zur Erweiterung der Schülerbibliothek verwendet wer-den. Ihr Kandler, laßt Euch näch­stes Mal nicht mehr abwendig ma­chen von Buben, die am liebsten im Finstern sitzen, sondern besucht die Aufführungen fleißig; die 30 oder 50 Kopeken, und wenn es auch 1 Rbl. ist, sind nicht hinausgeworfen, sie bringen euch und euren Kindern Nutzen. Ein Kandler.

D i e L a n d s c h a f t s w a h l e n i n O d e s s a .

O d e s s a , d e n 2 8 . A p r i l . D e r 25. d. M. war ein Wahltag, wie ihn Odessa seit der Einführung der Od. Semstwo noch nie gesehen. Die Zahl der erschienen Wähler betrug 89, von ihnen waren 52 Deutsche littd 37 Russen. Die Debatten wur­den mit einer Erregtheit der Gemü­ther, ja mit einer Leidenschaftlichkeit geführt, wie noch nie zuvor. Der Wahltag stand im Zeichen nationaler und sogar konfessioneller Reibereien. Die russischen Wähler wurden län­gere Zeit vorher von einigen Agita­toren bearbeitet. Die Deutschen soll­ten verdrängt werden.

Als die Russen sahen, daß die deutschen Wähler sie um 15 überrag­ten, unternahmen sie einen Vorstoß gegen die Einigkeit der Deutschen. Sie suchten die beiden Konfessionen, Katholiken und Lutheraner, gegen­einander zu Hetzen. Den Lutheranern, deren nur vier erschienen waren, wollte man die Ueberzeugung bei­bringen, die russische Agitation gelte nicht den Deutschen, sondern einzig und allein den Katholiken. Auf diese Weise hofften sie auf die vier Stim­men der Evangelischen. Zum Lob unserer deutschen Kolonisten muß aber gesagt werden, daß sie den Pfer­defuß dieses „freundschaftlichen" An­trages sofort erblickten. Die deut­schen Lutheraner widerstanden ritter­lich und wacker dieser Versuchung und die beiden Konfessionen gingen einig wie ein Mann in den Wahl­kampf. Wir erblicken in diesem Um-stand einen Triumph der deutschen Einigkeit. Mögen unsere Deutschen auch fernerhin allen Versuchen, bei allen ähnlichen Anlässen den konfes­sionellen Keil zwischen unsere Deut­schen zu schlagen, muthig widerste­hen. Der deutsche Katholik hat zur Odessaer Semstwo dieselben Anlie­gen wie der deutsche Lutheraner, die Konfession spielt in diesem Fall gar keine Rolle.

Die Deutschen stellten als Bedin­gung zu einer Wahleinigung mit den

Russen, daß von den 6 zu wählenden Abgeordneten 4 den Deutschen und 2 den Russen zufallen sollten. Diese Forderung muß als durchaus be­rechtigt anerkannt werden. Die Russen gingen darauf nicht ein, son­dern zogen sich zu einer gesonderten Berathung in ein Nebengemach zu­rück. In dieser Berathung spielte der „vielbesorgte" Herr A. A. Uscha-kow wieder einmal die Hauptrolle. Das Resultat der Berathung war der Entschluß, allein und geschlossen vor­zugehen und nur für die aufgestell­te» russischen Kandidaten zu stim­men. Die Deutschen waren empört über diese Sonderbestrebungen.

Um 1 Uhr wurde von W. I. Massljannikow, dem Vertreter des Odessaer Stadthaupts, die Versamm­lung für eröffnet erklärt.

A. A. Ufchakow brachte den An­trag ein, demzufolge nur jene Kan­didaten der Ballotage (Abstimmung durch Kugeln) unterworfen werden sollten, welche mindestens 30 Stimm­zettel erhielten. Gegen diesen An­trag wandte sich Herr L. Reichert, der das Wahlrecht eines jeden einzelnen Wählers verlangte, welcher Stimm­zettel bekam. Der Vorschlag des Herrn Reichert wird mit 52 Stim­men (aller Deutschen) gegen 37 (al­ler Russen) angenommen.

Die Russen schoben nun 6 russische Kandidaten vor, die Deutschen dage­gen 8. Die Ballotage nahm zwei volle Stunden in Anspruch. Das Re­sultat der Abstimmung ergab einige allerliebste Wahlkuriosa. Es stellte sich nämlich heraus, daß in den Ur­nen der deutschen Kandidaten die Zahl der weißen und schwarzen Ku­geln, die für die einzelnen Kandida­ten abgegeben wurden, ganz und völlig der Zahl der Wähler entsprach, während die russischen Kandidaten an weißen und schwarzen Kugeln um 2 —11 mehr erhielten, als in allem Wähler erschienen waren.

Dieses unqualifizirbare Vorgehen der russischen Wähler rief unter den Deutschen große Entrüstung hervor. Das LandschaftSmitglied L. Reichert und mehrere deutsche Großgrundbe­sitzer verlangten mit aller Entschie­denheit, das; jene Kandidaten, deren Kugeln die Zahl der Wähler nicht überstiegen und welche die absolute Mehrheit der weißen Kugeln erhiel­te«, als gesetzlich gewählte Abgeord­nete sofort anerkannt werden. Aber die Herren Ufchakow und I. W. Pe» trowifch erklärten, daß die Wahlen nach ihrem Dafürhalten nicht gültig und ungesetzlich waren.

Hierauf verlangte die deutsche Gruppe, daß die Wahlen wenigstens nicht länger als einen Tag aufge­schoben würden, die russischen Wäh­ler, die nun einmal um allen Preis den Deutschen widersprechen zu müs­sen glaubten, forderten wenigstens einen Aufschub von ehur Woche. Darnach verließen die Russen den Saal.

Die deutsche Gruppe reichte einen schriftlichen Protest ein, in welchem sie auf ihrer Forderung beharrten, daß diejenigen als gesetzlich gewählte Abgeordnete zu betrachten feien, wel­che die absolute Stimmenmehrheit erhielten.

So endete der mit großer Erbit­terung geführte Wahlkampf. Die Deutschen sind bis zum letzten Schritt ehrlich und korrekt verfahren, das gereicht ihnen zur Ehre. Daß die nationale Kluft auch bei dieser Gele, genheit wieder erweitert wurde, da­ran find einzig und allein einige rus­sische Fanatiker und Hetzer schuld ge­wesen ; weder der russische, noch der deutsche Großgrundbesitzer fühlen in sich das Bedürfniß, einander gegen­seitig zu bekriegen. Die Deutschen haben es wenigstens bei solchen Ge­legenheit noch nie an der nöthigen Achtung gegen ihre russischen Mit­bürger fehlen lassen. Oder ist es wohl Feindseligkeit gegen die Russen, wenn die deutschen Kolonisten von ih­ren gesetzlich geschützten Rechten Ge­brauch machen? In den Landschafts, kreisen giebt man unumwunden zu, daß die letzte Forderung der deut­schen Gruppe durchaus berechtigt war und daß Herr Masjanikow kein Recht hatte, die von den Deutschen verlangte zweite Ballotage abzuleh­nen.

Es ist leicht möglich, daß der Pro-test der deutschen Wähler nicht ge­würdigt und die Wahlen für ungül­tig erklärt werden. Nichtsdestoweni-

(Fortsetzung auf Seite 8.)

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AlpenkrLntsr ist ein Heilmittel von anerkanntem Werth. Ut ist ganz verschieden von allen anderen Medizinen. Er mag wohl nachgeahmt werden, aber Nicht» tarn ihn ersetzen.

Er reinigt das Blut. Er befördert die verdgmmg. Er regulirt dm Magen. Er wirkt auf die Leder.

Er wirkt auf die Nieren. Er dernhigt da» Rervenftzste«. Er Hütts, stärkt und belebt.

flut# gesagt, et ist ein Hausmittel im wahren Sinne de» Worte», und sollte In ledern Haushalt vorhanden sein. Ist nicht in Apotheken zu haben, sondern wird dem Publikum durch Special-Agenten direkt geliefert. Wenn Ihnen lein agent bekannt ist, dann schreiben Sie an die alleinigen Fabrikanten und Eigen­thümer

DR. PETER FAHRNEY fr SONS CQ| 19-25 So. Hoync Av«.. CHICAGO, ILL. '

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