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WOHIN SCHREITET DER FORTSCHRITT?
23/09 16/10/2011
steirischer herbst
Graz
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2 s e c o n d w o r l d
03 WHW: Zweite Welt
08 Darko Suvin: ber das Novum Wohin schreitet der Fortschritt fort ?Artists 12 Jumana Emil Abboud
14 Yael Bartana
18 Nemanja Cvijanovi
20 Decolonizing Architecture Art Residency / DAAR
24 Marcelo Expsito & Vernica Iglesia28 Ruben Grigoryan
30 Bouchra Khalili
32 Daniel Knorr
34 Maha Maamoun
36 Mona Marzouk
38 Tom Nicholson
40 Chan-Kyong Park
42 Lala Rai
46 Marko Tadi
Zagreb Ausstellung 50 Nevin Alada
52 Tamar Guimares
54 Isa Rosenberger
60 Stephen Wright: Betwixt Worlds / Zwischenwelten
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Menschen interessieren sich sehr viel mehr
r die Metaphysik, als sie es heute zugeben.
Selten verlsst sie eine unbestimmteErwartungshaltung gegenber ihrer
besonderen kosmischen Situation. Der
Tod, die Kleinheit der gesamten Welt, die
Unsicherheit der Illusionen des Ichs, die
Sinnlosigkeit der Existenz, die mit den
Jahren noch drngender wird
Alexander Kluge, Lernprozesse mittdlichem Ausgang (1973)
V
on allen Seiten hren wir die Geschichte
von der Unvermeidbarkeit dass es
keinen anderen Ausweg gibt, dass es
gesunder Menschenverstand ist, getan
werden muss, wir keine Wahl haben.
Wie Frederic Jameson auzeigt, verhindertder weltumspannende Glaube, dass sich die
historischen Alternativen zum Kapitalismus als
undurchhrbar und unmglich erwiesen haben
und dass kein anderes sozio -konomisches
System vorstellbar, geschweige denn praktisch
vergbar ist,01 die Mglichkeit, uns unser
soziales Dasein irgendwie sinnstitend neu
vorzustellen. Die Ausstellung Second World
verweist au den Begri vielacher, mglicher,
paralleler, ktiver, ersehnter Welten, Welten, die
sich von jener, in der wir leben, unterscheiden,
in der die Vergangenheit anders stattnden htte
knnen und die Zukunt nicht unwiderruich
durch die Gegenwart bestimmt ist, obwohlman mit dem Titel r den Singular optiert.
Statt jedoch die Kunst als bedrohte Enklave der
Fantasie und reien Kreativitt zu verherrlichen,
bleibt Second World der Realitt der
Gegenwart verhatet, die zulligerweise vom
demoralisierenden Dogma der Unvermeidbarkeit
beherrscht wird. Die Ausstellung beginnt mit
der Vielzahl von Welten, die zwischen den die
Gegenwart heimsuchenden, unrealisierten
01 Fc J, inng zArchaeologies o he
Fuure. The Desire Called Uopia and Oher Science
Ficions, V, Lndn/Nw Yk,
Mglichkeiten und den realistischen
Bedrohungen, die jegliche vorstellbare Zukunt
ebenso gut nie eintreten la ssen knnten,beschworen werden. Gleichzeitig weist die
Ausstellung au die Tatsache hin, dass die eine
Welt, in der wir leben und deren Konnektivitt
und Weltenbummeln durch das Marketing der
Telekommunikationsrmen zynisch beworben
wird, de acto in vielache Welten unterteilt und
zersplittert ist, die entsprechend verschiedenen
Graden der Ausbeutung und Privilegien
geschichtet sind und diverse Identitten
gleichsam als Enklaven herausgebildet haben.
Der Begri zweite Welt wird hier als
Kritik und kognitive Verremdung in der
Art, wie Darko Suvin, einer der hrendenScience-Fiction-Theoretiker und BertoldBrecht-Experte ihn eingehrt hat, verwendet,der den Begri im Sinne einer radikalen
Entwhnung zu interpretieren vorschlgt, wie
sie Science-Fiction ot zu kommunizieren
versuchte. Seine Erkundungen knnen zu einer
neuen Sichtweise der Zulle unserer Welt
hren: unterdrckerische soziale Konstrukte,
die Bedingungen des alles beherrschenden
Neoliberalismus, berbevlkerung,
Umweltkatastrophen, deregulierte
Arbeitsverhltnisse, Klassenunterschiede etc.
Abgehoben und verremdet, wie sie von allem
von diesen Zullen und Bendlichkeiten
hervorgebrachten Weltlichen und tatschlichen
Schmerz nun einmal ist, knnte diese Sichtweisedie systemischen kulturellen und ideologischen
Barrieren durchbrechen und die eigene
Unhigkeit, Potenziale jenseits derselben zu
erschlieen, berwinden helen.
Einerseits nimmt die Ausstellung den
Begri Second World als geopolitischen
Euphemismus des Kalten Krieges als schwarzen
Abgrund zwischen der Ersten und der Dritten
Welt au, der eine Illusion des Fortschritts bot,
der rher oder spter alle Vlker des Erdkreises
erassen wrde. Andererseits verweist sie au
eine mgliche Vorstellung von der Zukunt, die
nicht unmittelbar zeitlich, also als bermorgen
konzipiert ist, sondern in den Kmpen der
Gegenwart wurzelt. George Orwell drckte
das in 1984 so aus: Wer die Macht ber dieGeschichte hat, hat auch Macht ber Gegenwartund Zukunt. Die Ausstellung verwendet den
Begri Second World als Schnitt durch die
Zeitachse, indem sie danach Ausschau hlt, wie
einiges von der Vision der Emanzipation und
Gleichheit, die dieser Begri enthielt, gerettet
werden knnte, ohne der Fortschrittsideologie
zu verallen. Wir mssen die Tatsache
akzeptieren, dass wir in die Phase systemischen
Versagens eingetreten sind, in der, w ie
Immanuel Wallerstein es so prgnant ausdrckt,das Ergebnis mglicherweise nicht vorhersagbar,
die Art des Kampes aber klar ist.02
Als die Ideologie des Wirtschatswachstums
jene des Fortschritts ablste, kam die
zweite Welt als geopolitischer Begri aus der
Mode, aber in den letzten Dekaden haben die
Ungleichheiten und Spaltungen, die er enthielt,
mit einem Schwall von Ungleichheit, wie der
marxistische Historiker Eric Hobsbawm diedramatische Zunahme wirtschatlicher und
sozialer Ungleichheit sowohl innerhalb der
Staaten als auch weltweit nennt, zugenommen.
Der Kompromiss zwischen den Anorderungen
von an Kapital und Arbeitskrat wurde nach
kaum ein paar Jahrzehnten Bestand nach
der Krise 1973 rasch brchig, als zunehmend
klar wurde, dass das Wachstum des goldenen
Zeitalters keine Zunahme der Gewinne undLhne mehr zulie, ohne einander in die Haare
zu geraten.03 Als nationaler und etatistischer
Kratakt wird dieser Kompromiss, der die Basis
zweier im brigen diametral entgegengesetzter
Ideologien des westlichen Liberalismus und
des pseudo-leninistischen sowjetischen Projekts
bildete, heute mit vergeblicher Nostalgie
heraueschworen. Entgegen dem liberalen
02 I W, Scl i, New Le
Review 6, Mz il , S. 4
03 Ec Hbbw, Das Zeialer der Exreme, Mncn
Zweite WeltWhat, How & for Whom/WHW
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Die Kosten fr dieMobilitt des Kapitalswerden durch dieVerschlechterung der
sozialen Netze beglichen,und der Druck auf dieArbeiter zu migrierenkorreliert direkt mitder Beweglichkeit desKapitals. Die daraus sich
ergebende politischeInstrumentalisierung vonEinwanderungsthematikenund Grenzberwachungnhrt populre ngsteund Befrchtungen, diewiederum durch diezunehmende materielleUnsicherheit der Mehrheitder Bevlkerung angeheiztwerden. Die vomsozialdemokratischenStaat der Nachkriegszeit
versprochene Sicherheitwird als Themazunehmend von derphysischen Sicherheitabgelst.
Diskurs der Wende nach 1989 einschlielich
des Unterganges der Bipolaritt des Kalten
Krieges anden sich die Lnder der Zweiten
Welt rasch in der Dritten Welt wieder, statt zu
den kapitalistischen Lndern der Ersten Welt
auzuschlieen. In den letzten Jahrzehnten
wurde jedoch nicht zuletzt durch das sukzessive
Platzen der Finanzblasen in den verschiedenen
Lndern zunehmend klar, dass die Zunahme
von Ungleichheit an einem Ort nicht vom
gleichen Prozess in der brigen Welt abgekoppeltwerden kann, sondern dass der Zusammenhang
vielmehr sehr eng ist. Das Phnomen der
Verdrittweltlichung gri um sich, als die brutale
soziokonomische Realitt der Dritten Welt
in smtlichen Grostadtgebieten der Welt
schlagend wurde. Nicht nur die Disparitt nahm
berall zu, sondern Favelas und Megajachten
wurden zu globalen Phnomenen.
Die Kosten r die Mobilitt des Kapitals
werden durch die Verschlechterung der
sozialen Netze beglichen, und der Druck au
die Arbeiter zu migrieren korreliert direkt mit
der Beweglichkeit des Kapitals. Die daraus sich
ergebende politische Instrumentalisierungvon Einwanderungsthematiken und
Grenzberwachung nhrt populre ngste
und Berchtungen, die wiederum durch die
zunehmende materielle Unsicherheit der
Mehrheit der Bevlkerung angeheizt werden.
Die vom sozialdemokratischen Staat der
Nachkriegszeit versprochene Sicherheit wird
als Thema zunehmend von der physischen
Sicherheit abgelst. Dieses Phnomen und
die Art und Weise, wie es im neuen System
von Grenzen, Formen der Absonderung und
Einschrnkungen der Freizgigkeit reektiert
wird, wird im Projekt Country Europa (2010-
2011) von Marcelo Expsito und VernicaIglesia analysiert. Country Europa behandeltverschiedene Modelle der Absonderung und
Kontrolle sei sie wie im Falle des Gengnisses
auerlegt, oder reiwillig wie in den bewachten
Mittelklasse-Wohnsiedlungen in Argentinien
und hinterragt gngige sowie a lternative Arten
der Subjektivierung und Selbstreprsentation,
whrend die Einbringung Expsitos und IglesiasErahrungen whrend ihrer Reisen zwischen
Lateinamerika und Europa die paradoxe
Oenheit der internationalen Kunstwelt
zeigt. Ineinander verwobene Narrative, die eine
alternative Karte der Welt zeichnen, bilden die
Grundlage zu Bouchra KahlilisThe Mapping
Journey (2008 2011). Dieses Projekt zeichnet dieNot der Immigranten verschiedener Lnder au
ihren Reisen zu den Wunschdestinationen in
Europa nach. Die persnlichen Reisegeschichten
sind voll von Umwegen und pltzlichen
Richtungsnderungen der Reisenden, womit
verschiedene Themen im Zusammenhang mit
dem Status der Immigranten im gegenwrtigen
Europa augegrien und die tatschlichen
Landkarten als problematisch, willkrlich,
konstruiert und konikttrchtig beschrieben
werden.
Unser Sinn r Realitt ist berrachtet von
starken Gehlen extremer Zerbrechlichkeit
und Willkr in Verbindung mit einer
Wahrnehmung von Realitt als mgliches
Ergebnis, das anders werden htte knnen, in
dem andere mgliche Ergebnisse uns wie ein
Gespenst dessen, was stattnden htte knnen,
heimsuchen. Viele Arbeiten in Second World
erkunden komplexe Beziehungen zwischen
dem Potential und der Umsetzung in dieser Wel
Das Monument to the Memory o the Idea ot he
Internationale (2010) von Nemanja Cvijanovi
greit die Idee der Sozialrevolution und ihrenPlatz im kollektiven Gedchtnis au. Durch
mehrere Stationen in der Ausstellung wird
die Internationale verstrkt, der Klang selbst
vermischt sich jedoch mit dem Lrm und den
Hintergrundgeruschen der Galerie, wodurch
die ursprngliche Klarheit verloren geht. Mittel
Dokumentationsmaterialien aus der jngsten
gyptischen Revolution spricht Maha Mamounim Projekt Night Visitor(2011) die revolutionre
Glut der Gegenwart an, seziert jedoch auch
verschiedene Emotionen, einschlielich
des Bewusstseins der Vergnglichkeit der
Auswirkungen dieser Revolution.
Chan-Kyong Parks Ausstellungsarbeitenspiegeln die schmerzlichen Folgen des KaltenKrieges in Korea wider. Er untersucht die Punkt
an denen sich Politik und Macht mit Fiktion und
Mythos schneiden. The Sets (2002) zeigt die Sets
eines nordkoreanischen und sdkoreanischen
Filmstudios sowie die Sets, au denen die
Armee Straenkriegshrung in Sdkorea
probt, whrend Power Passage (2004) au den
amerikanisch-russischen Wettlau zur Eroberun
des Weltraums im Kalten Krieg zurckgeht
und ihn mit den von den Nordkoreanern
zwecks Inltrierung von Sdkorea gegrabenen
unterirdischen Spionagetunnels in Beziehung
setzt. Diese Arbeiten handeln von den
scheinbar verschwendeten Potenzialen der
Vergangenheit und sprechen sowohl die
ideologischen Instrumentalisierungen als
auch latente Potenziale der Gegenwart an.
Die Querverbindungen der Geschichte mit
der Gegenwart stehen auch im Mittelpunkt
von Monument or the Flooding o Royal Park
(2008-2011) von Tom Nicholson. ModellhateBerichte von der atalen Kolonialexpedition
von Burke und Wills in das Australien des 19.Jahrhunderts betonen deren Heldentum und
Operbereitschat im Dienste des Auaus
der jungen Nation. In einer entgegengesetzten
Annherung greit Nicholsons Projekt eine
Reihe konzeptueller Praktiken au, um ber dieMglichkeiten, die in den ersten Begegnungen
zwischen Aborigines und Weien lagen, zu
reektieren.Jumana Emil Abbouds ArbeitenNight Journey (2010) und Quest or Spouse (O
Whale, Dont Swallow Our Moon!) (2011) nhern
sich den Themen Gedchtnis, Verlust, Sehnsuch
und Identitt unter Verweis au die politische
Situation in Palstina unter Verwendung von
Metaphern, wobei in Palstina mit Zhigkeit
und mit dem Kamp um Kontinuitt au die
gewaltttigen Umsiedelungen geantwortet
wird. Mit Schauspiel, Folklore, Mythen und
Anbetungspraktiken sollen bernatrliches
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und Irdisches zusammengebracht werden, und
mit eben solchen Strategien reektiertJumanaEmil Abboud ber verschiedene Phnomenepalstinensischer Kultur, meditiert er ber die
Rolle des Mystischen und Magischen im sozialen
Prozess.
Seit Leibniz behauptete, dass unsere Weltdie beste aller mglichen Welten sei, wandert
der Begri mgliche Welten von der Semantik
der modalen Logik, in die er in den 0er Jahren
zuerst von Saul Kripke und seinen Kollegeneingehrt wurde, in d ie Theorie ktiver Welten,
die die Theorie von den mglichen Welten
verwendet hat, um Konzepte wie literarische
Wahrheit, die Beschaenheit der Fiktionalitt
und das Verhltnis zwischen ktiven Welten
und der realen Welt anzusprechen. Mehrere
Arbeiten in der Ausstellung regen durch das
Unerwartete und dabei Unspektakulre, das
sich-klein-Machende, die Fantasie an und
ringen der Entremdung und mglichen
Missverstndnissen neue Bedeutungen ab. In
den Terra NovaMalereien(2003-200) des
Ruben Grigoryan wird der Mensch in einerAnzahl huslicher Szenen und Szenen im
Freien durch seinen besten Freund ersetzt.
Die surrealen kleinbrgerlichen Szenen
von Zuneigung und Freizeit mit Hunden
als Protagonisten lassen diese witzig undmelancholisch zugleich erscheinen, wobei sie
au die Zerbrechlichkeit der verschwindenden
Mittelklasse hinweisen. We Used To Call It: Moon!
(2011) von Marko Tadi stellt zwei Science-Fiction-Klassiker in den Mittelpunkt: Morels
Erndungvon Adol Bioy Casares und Vonder Erde zum Mond vonJules Verne, die beidevon der Entdeckung eines neuen Planeten
handeln. Durch die Reexion ber die mgliche
Reprsentation eines zweiten Mondes im
Bewusstsein und in der Bilderwelt des Alltags
stellt das Werk die Grenzen des Konzepts
Paradigmensprung und tie schlummernde
Vorstellungen von der Beschaenheit der
Realitt inrage. Daniel KnorrsArcheotecture(2011), eine Konstruktion, die zugleich Plastik
als auch Wohnraum ist, verschmelzt die Annge
und das Ende der Menschheit zu einem Bild in
Form einer Art Hhle, eines Lochs oder einer
Ruine, die von innen heraus zerstrt wird, von
inneren Krten, die wie in bser Vorausahnung
der Zukunt gelenkt agieren, aber bereits in
der Vergangenheit wirkten und sich nun im
Ausstellungsraum als kleinster gemeinsamer
Nenner der Kultur materialisieren.
Wie Sven Ltticken sagt, knnen sich dieheutigen Liberalen den Zusammenbruch der
bestehenden Ordnung nur in biologischen und
kologischen Begrien vorstellen; sozialer
und politischer Wandel kann nur in Form
kleinerer Anpassungen stattnden.04 Die
biomorphen Hybridormen in Mona MarzouksThe Bride Stripped Bare by Her Energys Evil
(2008) verbinden Elemente organischer Formen
und mythologische Wesen mit Architektur
und Technologie, wobei verschiedene
kulturelle Reerenzen mitspielen. Dadurch
werden die Konzepte Naturgeschichte und
Menschheitsgeschichte als separate Einheiten
inrage gestellt. Das Werk besteht aus einer
uturistischen Bilderwelt mit Zitaten aus
Science-Fiction-Fantasy und reit eine ReiheUmweltthemen und -bedrohungen an. In das
Jahr 2027 projizierend, verwendet Lala Rai inihrem Projekt The Damned Dam (2010) epische
und mndliche berlieerungen aus Bosnien
und Herzegowina, die sie zu einem Ausug in
die Zukunt verwebt, von dem aus sie dann au
die sozialen und politischen Bedingungen der
bosnischen Nachkriegsrealitt zurckblickt.
Durch diese dystopische Linse, die sie au das
Motiv der N aturkatastrophe richtet, werden
04 v Lck, Unnl Hi,
New Le Review 4, Mi Jni
die katastrophalen Entwicklungen der
gegenwrtigen soziokonomischen Organisation
sichtbar.
DasJewish Renaissance Movement in Poland
(JRMiP), das 2007 von der Knstlerin YaelBartana gegrndet wurde, wagt eine einemErdbeben gleiche Wende sowohl r Europa
als auch r den Nahen Osten vorzuschlagen,
auch wenn das derzeit vllig unerreichbar
scheint: die Rckkehr von 3.300.000 Juden nach
Polen. Ohne au einen apologetischen Ansatz
zurckzugreien, rut das Projekt angesichts von
Passivitt und Niederlage zu Solidaritt au und
ragt, wie entscheidend der gegenwrtige Glaube
an die Macht in den w ichtigsten politischen
Prozessen ist. Die Decolonizing Architecture ArtResidency-Projekte starten mit einer Analyse derzerstrerischen Auswirkungen der rumlichen
Abgrenzung und Zersplitterung von Palstina als
Ergebnis der israelischen Besatzung und greien
weiter, bis zu anscheinend Unmglichem, aus:
Wiederverwendung, Wiederbewohnen und
Recycling der Architektur der Besatzung. Durch
Ernung einer Arena der Spekulation ber
die mgliche Zukunt Palstinas rdert dieser
kollektive Kratakt antasievolle und praktische
Planungen in Gebieten, die nicht mehr besetzt
sind oder bald nicht mehr besetzt sein werden.
Die Planungen zeigen au, dass es wichtigist, von der Deensive zu einem planerischen
Ansatz berzugehen; auch in Situationen, in
denen Planung als solche Illusorisches im Sinne
einer Utopie zu verstrken scheint, weist das
Projekt darau hin, wie wichtig es ist, rad ikale
Alternativen selbst oder gerade in Situationen zu
ernden, die vllig und honungslos unmglich
erscheinen, weil mglicherweise gerade diese
Alternativen das einzige wichtige Merkmal der
Kunstpraxis von heute sind.
J E Abb, d Si Nachreise (Zeichnungen), h , d Si Nchlicher Besucher,
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zk: Curse Carriers,
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Curse Carriers war meine direkte Antwort au
Alain Badious Doktorarbeit, in der er behauptet,dass nicht-imperiale Kunst so streng sein muss
wie eine mathematische Beweishrung, so
berraschend wie ein nchtlicher Hinterhalt,
und so erhaben wie ein Stern. Das knnte
eine Konrontation zweier acettenreicher und
alter Ideologien sein, wobei jede Figur r eine
Ideologie steht.
Mona Marzouk
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Der Begri des Fortschritts ist in der Idee der Katastrophe zuundieren. Da es so weiter geht, ist die Katastrophe. Sie istnicht das jeweils Bevorstehende, sondern das jeweils Gegebene.
Walter Benjamin
Darko Suvinber das Novum : Wohin schreitet der Fortschritt fort?
SF und das Novum
1.Mein Argument beginnt mit dem Schluss in meiner Metamorphoses ofScience Fiction 1979, dass SF sich durch die narrative Hegemonie einesktionalen, jedoch kognitiven Novums unterscheidet einen Begrif,den ich von Bloch entlehnt habe, um ein totalisierendes Phnomen oderein Verhltnis zu bezeichnen, das von der Realittsnorm des Autors unddes impliziten Adressaten abweicht. Das durch das Novum als (noch)Unbekanntes oder Anderes Eingehrte ist die ormale und kognitive
raison dtre des Narrativs sowie der Generator, die Legitimierung undder Mastab r die Geschichte oder die Handlung (siuzhet). Solchein Novum hat als sein Korrelat eine ktionale Ersatzrealitt, die auabweichende Verhltnisse der Handlungstrger untereinander und mitder Welt zentriert ist und einen anderen Chronotyp ergibt verschiedeneVerhltnisse, die sich in der Erzhlzeit im E rzhlraum entwickeln. Alsin der Geschichte Geborenes und in der Geschichte Beurteiltes hatdas Novum unweigerlich historischen Charakter. Das gilt auch rdie korrelative ktionale Wirklichkeit oder mgliche Welt, die in allihren Verschiebungen und Verkleidungen immer den Wunschtrumenund Alptrumen einer spezischen soziokulturellen Klasse impliziterAdressaten entspricht. Schlielich kann das Novum nach seinerGrenordnung diferenziert werden (von einer einzelnen neuen
Erndung bis zu einem ganzen radikal vernderten Ort und ebensolchen
Handlungstrgern), je nachdem, wie glaubwrdig und damit kognitivakzeptabel und wie relevant es r eine bestimmte Epoche und Klassevon Lesern ist.
Smm: ; FOML N SOIOLOIL NLYSIS IN H SHIS OF H
SIN-FIION NOVL, in Pc. ng IL.
d. Z. v l. Innbck: MO, 8, 4-48
Novum und Erkenntnis
1.1. Nun ist zweiellos jede einzelne dicterische Metapher ein Novum, unzugleich hat die moderne Prosadichtung neue E
kenntnisse ber den Menschen zu ihrem Schlach
ru erhoben. Obwohl jedoch die bedeutendere S
tiegreiende Gemeinsamkeiten mit der Dich
kunst und der neuerungsbeissenen realistische
Prosa auweist, ist ihre Neuheit von ganzheit
cher Wirkung in dem Sinne, dass sie eine Ver
derung im gesamten Universum der Erzhlung zu
Folge hat, oder zumindest in Aspekten, die vo
entscheidender Bedeutung r die erzhlerisch
Welt sind (was auch zu bedeuten hat, dass das N
vum ein Mittel ist, mit dem der ganzen Erzhlunanalytisch beizukommen ist). Die Spannung, au
die es in der SF entscheidend ankommt, ist olglic
die Spannung zwischen den Lesern, die r ein
bestimmte Zahl von Menschentypen unserer Ze
stehen, und dem umassen und zumindest gleic
zwingenden, durch das Novum eingehrten U
bekannten oder Anderen. Diese Spannung verrem
det wiederum die empirische Norm des implizite
Lesers (darber spter mehr). Das Novum ist dahe
unzweielhat eine vermittelnde Kategorie, dere
Erklrungsvermgen sich aus dem seltenen Br
ckenschlag zwischen literarischen und auerlit
rarischen, erdichteten und empirischen, ormale
und inhaltlichen Bereichen ergibt, kurzum, au
seiner unentremdbaren Geschichtlichkeit. Umg
kehrt wird es dadurch unmglich, das Novum au
statische Weise zu denieren, da es immer vo
der einzigartigen, nicht vorherzusehenden Situ
tionsbedingtheit und Vorgangsbedingtheit mitb
stimmt wird, die es bezeichnen und erhellen so
Es ist jedoch mglich, beim Novum verschieden
Dimensionen zu unterscheiden. In quantitative
Hinsicht kann die postulierende Neuerung gan
verschiedene Grenordnungen haben, vom M
nimum einer einzigen r sich stehenden neue
Erndung (Apparat, Technik, Erscheinung, B
ziehung) bis zum Maximum eines Milieus (raum
zeitlicher Ortsangabe), Handlungstrgers (Haup
gur oder Hauptguren) und/oder Verhltnissdie in der Umwelt des Autors grundlegend ne
unbekannt sind (Am Rande sei hier bemerkt, da
sich diese Umwelt immer anhand der historische
Semantik des Textes eststellen lsst, da sie im
mer an eine bestimmte Zeit, einen bestimmte
Ort und eine bestimmte sozio-linguistische Norm
gebunden ist, womit das, was in einer bestimm
ten Epoche utopische oder technische SF gewese
wre, es in einer anderen nicht notwendigerwei
ist auer man liest den Text als Produkt einer r
heren Zeit; anders ausgedrckt, das Novum kan
uns helen zu verstehen, au welche Weise die S
eine historische Gattung ist.)h-g k, Passage der Mach, 4
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1.2. Das Novum wird mittels der post-kar-tesianischen und post-Baconschenwissenschatlichen Methode postuliert und als
gltig legitimiert. Das hat aber nicht zu bedeuten,
dass die Neuheit in erster Linie wissenschatliche
Tatsachen oder sogar Hypothesen betrit, und in-
soweit, als die Gegner der alten Popularisierungs-
orthodoxie von Verne bis Gernsback gegen eine
so enggezogenen Begri von SF protestieren, sind
sie vllig im Recht. Sie sind aber nicht im Recht,
wenn sie das Kind mit dem Bade ausschtten,indem sie leugnen, dass das, was die SF von den
bernatrlichen l iterarischen Gattungen (den
Mythengeschichten, Mrchen usw., aber auch der
Horror und/oder heroischer Phantastik im en-
gen Sinne) unterscheidet, eben das Vorhandensein
wissenschatlicher Erkenntnis als Zeichen oder
Korrelat r eine Methode (Richtung, Verahrens-
weise, Stimmung, Sensibilitt) ist, die mit der mo-
dernen Wissenschatstheorie identisch ist.01 Trotz
gewisser modischer Strmungen in der SF-Kritik
der letzten 1 Jahre ist die Wissenschat, augeasst
in diesem weiteren Sin von methodisch-systemati-
scher Erkenntnis, vom SF-Novum nicht zu trennen.
Umgekehrt sollte man sich aber im Klaren sein,dass sich eine angemessene Analyse der SF nicht
au ihren vordergrndigen wissenschatlichen Ge-
halt oder au wissenschatliche Daten beschrnken
dar. Robert M. Philmus hat eine sehr ntzliche
Unterscheidung zwischen naturalistischen Er-
zhlungen, Phantastik und SF getroen, die be-
sagt, dass die naturalistischen Erzhlungen keiner
wissenschatlichen Erklrung bedren, die Phan-
tastik keine wissenschatliche Erklrung zulsst,
whrend die SF der w issenschatlichen Erklrung
sowohl bedar wie sie auch zulsst.
Wenn das Novum die notwendige Bedingung
r die SF ist, die sie von der naturalistischen
Prosadichtung unterscheidet,02 dann ist die Le-
gitimierung der Neuheit durch die wissenschat-
lich methodische Erkenntnis, zu der der Leser
01 Zzlic z ng in Meamorphoses o Science
Ficion, i c min Uin nd
Scinic, Minn viw NS, N. 6 (6)
nd jz c On Hizn imlg
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gnmmn wdn knnn (ic bin b d Minng,
d In der Sraolonie d Die Bibliohek von Babel z
dn nmn gn).
unweigerlich hingehrt wird, die hinreichende
Bedingung. Obwohl eine solche Erkenntnis in ei-
nem Werk der Prosadichtung ganz oensichtlich
weder im Labor noch durch Beobachtungen in der
Natur empirisch berprt werden kann, kann sie
methodisch au dem Hintergrund einer Gesamt-
heit bereits vorhandener Erkenntnisse oder zu-
mindest als Gedankenexperiment, das der r
gltig gehaltenen wissenschatlichen Logik, d.h.
der Erkenntnislogik olgt, entwickelt werden. Von
diesen beiden Alternativen scheint mir die zweite die innewohnende, kulturell erworbene Erkennt-
nislogik theoretisch von entscheidender Bedeu-
tung zu sein. Obwohl es mir schwer iele, eine
SF-Erzhlung anzuhren, deren Neuheit nicht
eine Fortsetzung oder zumindest eine Analogie
zu vorhandenen wissenschatlichen Erkenntnis-
sen wre, neige ich dazu, zumindest theoretisch
die schwache Mglichkeit eines belletristischen
Novums zuzulassen, das zumindest dem Anschein
nach au ganz neuen, nur in der Phantasie exis-
tierenden Erkenntnissen beruhen wrde, die sich
von allen wirklichen Mglichkeiten unterschei-
den, die man in der Wirklichkeit des Autors kennt
oder von denen man trumt. (Meine Zweiel sindhier weniger theoretischer als vielmehr psycholo-
gischer Natur, denn es leuchtet mir nicht ein, wie
jemand irgend etwas sich vorstellen knnte, was
nicht zuvor schon ein anderer zumindest getrumt
htte; aber schlielich glaube ich auch nicht an
individualistische Originalitt.) Jedoch gibt es
neben den realen Mglichkeiten auch noch die
strikteren wenn auch viel weiteren Grenzen
der ideellen Mglichkeit, worunter jede begri-
liche oder denkbare Mglichkeit zu verstehen ist,
deren Prmissen und/oder deren Schlussolgerun-
gen nicht in sich selbst widersprchlich sind. Le-
diglich in der wissenschatlich-technischen SF
der nahen Zukunt muss die These der Erzhlung
einer realen Mglichkeit entsprechen dem,
was in der Wirklichkeit des Autors und/oder au-
grund der wissenschatlichen Paradigmen seines
Kulturkreises mglich ist. Die These einer/jeden
SF-Geschichte muss im Gegenteil einer wie oben
denierten ideellen Mglichkeit entsprechen.
Jede Geschichte, die au metaphysischen Wunsch-
trumen auaut au der Allmacht z.B. ist als
schlssige Erzhlung ideell unmglich (kann z.B.
ein allmchtiges Wesen einen Stein erschaen, den
es nicht aueben kann?), eben augrund der Er-
kenntnislogik, die die Menschheit im Verlau ihrer
kulturellen Entwicklung von den Anngen bis zur
Gegenwart kumulativ entwickelt hat. Fr die SF ist
es ihrem inneren Wesen oder der Denition nachunmglich, irgendeine metaphysische Wirkkrat
im wortwrtlichen Sinne einer Krat, die ber
die physis (die Natur) hinausgeht, anzuerkennen.
Wann immer sie das tut, handelt es sich nicht um
SF, sondern um metaphysische oder bernatrli-
che Phantastik.
1.3.So ist denn die Wissenschat der um-assende Horizont der SF, ihre in Gangsetzende und dynamisierende Motivation. Wie
bereits bemerkt, hat das ausdrcklich nicht zu be-
deuten, dass die SF wissenschatliche Belletristik
(scientic ction) im wortwrtlichen, krassen oder
popularisierenden Sinn von technischen Gerten
plus Utopie/Antiutopie wre. Mehr noch, man soll-
te gleich einige wichtige Klarstellungen vorneh-
men. Ich hre drei an. Erstens einmal ist Horizont
hier nicht gleichbedeutend mit Ideologie. UnsereAuassung von Wirklichkeit oder Begrishorizont
ist wohl oder bel davon bestimmt, dass unser Da-
sein au der Anwendung der Wissenschaten beruht,
und ich glaube nicht, dass wir diesen Horizont in
der Phantasie berschreiten knnen; ein Arkadien
ohne Maschinen ist heutzutage einach ein Mikro-
kosmos mit einer Nullindustrialisierung und einer
Kunde, die r eine Nullwissenschat steht. Ande-
rerseits kann innerhalb dieses wissenschatlichen
Paradigmas oder Horizonts die Ideologie diesen
einzig vorstellbaren Zustand entweder voll unter-
sttzen, sie kann gegen ihn voll opponieren, und
es sind auch alle Zwischenstadien denkbar. Dem-
zuolge bendet sich die antiwissenschatliche SFgenauso innerhalb des Horizonts der Wissenschat
(nmlich als Fehlreaktion au den repressiven ka-
pitalistischen oder brokratischen Missbrauch
der Wissenschat), als sich etwa sowohl literarische
Utopie wie Antiutopie innerhalb des Horizonts
der Verbesserbarkeit der Welt benden. Die so-
genannte specualtive ction (z. B. die Ballards)begann eindeutig als ideologische Umkehrung der
wissenschatlich-technischen SF und ist es weit-
gehend geblieben. Obwohl die Glaubwrdigkeit
der SF nicht vom besonderen wissenschatlichen
Grund in einer beliebigen Geschichte abhngt, be-
ruht die Bedeutung der ktiven Grundsituation
einer Erzhlung letztlich darau, dass die Wirk-
lichkeit, die sie verdrngt und damit interpretiert,
nur innerhalb des Horizonts der Wissenschat oder
der Erkenntnis interpretiert werden kann.
Zweitens muss betont werden, dass die his-
torisch-kulturellen Wissenschaten wie die An-
thropologie-Ethnologie, die Soziologie oder die
Linguistik (d.h. die weitgehend nicht-mathema-
tischen Wissenschaten) gleichermaen au den
wissenschatlichen Methoden auauen, wie: die
Notwendigkeit und Mglichkeit des expliziten,
schlssigen und immanenten oder nichtberna-
trlichen Erklrung der Wirklichkeit; das Prinzip,
nicht ohne zwingenden Grund mehr Erklrungen
zu ersinnen als notwendig; methodischer Zweiel;
Hypothesenbildung; alsizierbare Experimentein der Natur oder Gedankenexperimente; dialek-
tische Kausalitt und statistische Wahrscheinlich-
keit; Fortschreiten zu zunehmend umassende-
ren Erkenntnisparadigmen; und hnliches. Diese
unexakten Wissenschaten bilden daher hchst-
wahrscheinlich eine bessere Grundlage r die SF
als die exakten Naturwissenschaten; und in
Wirklichkeit lieerten sie ja die Grundlage aller bes-
seren SF, teilweise mittels der charakteristischen
Ausucht der Kybernetik, jener Wissenschat, in
der die harte Natur und die weichen Humani-
ora zusammenkommen. Eine dritte Klarstellung
schlielich, ist jene, dass die Wissenschat seit
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Marx und Einstein ein unabgeschlossenes Wis-
sensgebiet ist, so dass alle vorstellbaren neuen
Bereiche, die der philosophischen Grundlage der
wissenschatlichen Methode zur Zeit des Autors
nicht zuwiderlauen, in der SF die Rolle der Le-
gitimierung der wissenschatlichen Gltigkeit
bernehmen knnen.
2.1. Weiter intensiviert und radikalisiertdas Novum jene Grenzberschreitungeines semantischen Feldes (wie dies von den kultu-rellen Normen des Autors bestimmt wird), das r
das erdichtete Geschehen immer konstituierend ist.
In der naturalistischen Prosadichtung ist diese
Grenze ikonisch und isomorph: die Durchbrechung
der kulturellen Norm steht einach r eine Durch-
brechung der kulturellen Norm; der Ehebruch der
Madame Bovary steht r den Ehebruch. In der SF
oder zumindest in den Geschehnissen, die r die
SF bestimmend sind, ist diese Grenze nicht iko-
nisch, sondern allomorph: die Durchbrechung der
kulturellen Norm wird durch die Durchbrechung
einer hheren als blo kulturellen Norm, nmlich
einer ontologischen Vorschrit, bezeichnet: durch
einen ontischen Wandel in der Wirklichkeit derHandelnden, sei es inolge seiner Verschiebung in
Raum und/oder Zeit oder weil sich die Wirklich-
keit um ihn selbst verndert. Mir ist keine bessere
Charakterisierung bekannt, als jene, dass die Neu-
heit die spezische ontolytische Wirkung und die
ontolytischen Charakteristiken der SF-Erzhlung
mit sich bringt. Oder man knnte auch sagen da
die SF zum Unterschied von der phantastischen
oder mythologischen Geschichte keine andere
bergeordnete und wirklichere Wirklichkeit
postuliert, sondern lediglich eine Alternative,
die derselben ontologischen Ebene angehrt wie
die empirische Wirklichkeit des Autors dass das
notwendig Korrelat des Novums eine alternative
Wirklichkeit ist, eine Wirklichkeit mit einer ande-
ren historischen Zeit, die anderen menschlichen
Verhltnissen und soziokulturellen Normen ent-
spricht, die eben durch die Erzhlung aktualisiert
werden. Diese neue Wirklichkeit setzt die Existenz
der empirischen Wirklichkeit des Autors oen oder
stillschweigend voraus, da man sie blo als Die-
renz, als au die eine oder andere Art abgewandelte
empirische Wirklichkeit beurteilen und verstehen
kann. Obwohl ich die Meinung vertrete, dass die SF
keine orthodoxe Allegorie ist, deren Bestandteile
eindeutig Bestandteilen in der Wirklichkeit des
Autors entsprechen, ist die eigentmliche Art und
Weise ihres Daseins eine Schwingung mit Rck-
koppung, die einmal von der Wirklichkeitsnormdes Autors und des impliziten Lesers zum erzh-
lerisch aktualisierten Novum hinberschwingt,
um die Ereignisse der Handlung zu verstehen,
und dann wieder zurck von diesen Neuheiten
zur Wirklichkeit des Autors, um diese aus der neu-
gewonnenen Perspektive mit rischem Blick zu
sehen. Dieses Hin- und Herpendeln, das klovskijund Brecht Verremdung nennen, ist zweiellosdie Folge eines jeden dichterischen, dramatischen,
wissenschatlichen, kurz gesagt, eines jeden se-
mantischen Novums. In der SF bildet ihren zweiten
Pol jedoch eine erzhlerische Wirklichkeit, die hin-
reichend autonom und intransitiv ist, au dass sie
aushrlich au ihre eigenen Charakteristiken und
die durch sie implizierten menschlichen Verhlt-
nisse untersucht werden kann. (Denn obwohl Mu-
tanten oder Marsianer, Ameisen oder intelligente
Kopler als Bezeichnungen verwendet werden,
knnen sie nur vorstellbare menschliche Verhlt-
nisse bezeichnen, da wir uns zumindest bislang
ja andere berhaupt nicht vorstellen knnen.
2.2.Die Schwingung zwischen der Null-
welt des Autors und der neuen Wirk-lichkeit bedingt die erzhlerische No twendigkeit
eines Mittels zur Verschiebung der Wirklichkeit.
M.E. gibt es zwei derartige Hilsmittel, die Reise
zu einem neuen Ort und den Katalysator, der die
Umwelt des Autors in einen neuen Ort verwan-
delt; als Beispiele r diese zwei Arten mgen Wells
Die Zeitmaschine und Der Unsichtbare dienen. Das
erste Mittel scheint sich besser r eine pltzliche
und das zweite r eine allmhliche Einhrung
der neuen Wirklichkeit zu eignen; natrlich kann
man sich auch alle mglichen Vermengungen und
Abwandlungen dieser zwei Arten vorstellen. Wenn
eine gegebene SF-Erzhlung gleich in medias res
geht, knnen die Mittel der Verschiebung retro-spektiv erzhlt werden oder es kann au sei dem
Anschein nach vllig verzichtet werden (am leich-
testen llt das bei einer Raum/Zeit-Verschiebung:
unser Held ist dann einach ein Angehriger eines
Anderswo/Anderswann). Dieser Anschein verbirgt
jedoch eine Verschiebung in Nullorm, gewhn-
lich in Form einer Konvention, die stillschweigend
aus rheren Erzhlungen bernommen wird; die
Geschichte der Gattung ist sozusagen das Binde-
glied, das z. B. Erzhlungen ermglichte, die in an-
deren Rumen/Zeiten spielen, ohne dass im Text
irgendein Hinweis au die Welt des Autors ntiv
wre (wie in den meisten guten SF-Romanen der
letzten zwanzig Jahre).
...2.3.In unserem Fall ist die Zukuntser-zhlung der SF von Raymond Wil-liams sehr treend charakterisiert worden als dasAufnden und die Verkrperung einer Formel der
Gesellschat. Ein bestimmtes Muster wird aus der
Summe gesellschatlicher Erahrungen abstrahiert,
und aus diesem Muster wird eine Gesellschat ge-
schaen Der Kunstgri Zukunt (gewhnlich
handelt es sich nur um einen Kunstgri, denn es ist
ast immer klar, dass von der zeitgenssischen Ge-
sellschat die Rede ist) beseitigt das gewhnliche
Spannungsverhltnis zwischen dem ausgewhltenMuster und der normalen Beobachtung.03
Die Zukunt ist eindeutig weder ein quantitativ
messbarer Raum, noch wird das Ensemble mensch-
licher Verhltnisse eine oder zwei Generationen
lang stillstehen, damit ein einzelner Bestandteil
(oder einige wenige Bestandteile) abgesetzt gegen
ein unverndertes Milieu extrapoliert werden kann
und das ist ja die gewhnliche brchige Prmisse
uturologischer wie auch zugegebenerweise kti-
ver Extrapolation. Die Zukunt ist jedoch immer
03 R W, The Long Revoluion
(Hmndw, ), S. .
ein Knoten vielltiger Entwicklungen und wa
den Bereich menschlicher Angelegenheiten angeh
durch Absichten, Wnsche und berzeugunge
anstatt blo durch quantitativ messbare Tatsache
bestimmt. Sie hnelt eher Peirces Plan oder W
liams Muster als dem Endpunkt einer Linie.
Die Vorwegnahme der Zukunt menschliche
Gesellschatsormen und Verhltnisse ist weite
ein Unterangen, das die Unmglichkeit des Rc
gris au die orthodoxe absolute oder szientist
sche Erkenntnistheorie der Naturwissenschaals Modell r die Gesellschatswissenschate
erweist. Wir haben es mit einem Unterangen z
tun, das erstens zeigt, dass jedwede Wissenscha
(einschlielich der Naturwissenschaten) imme
schon eine historische Kategorie war und ist, un
zweitens, dass die objektiven Naturw issensch
ten und die subjektiven Kulturwissenschate
letztlich als Einheit augeasst werden msse
Die Naturwissenschat wird spter ebensowohl di
Wissenschat von dem Menschen wie die Wisse
schat von dem Menschen die Naturwissenscha
unter sich subsumieren: Es wird eine Wissenscha
sein, bemerkte ein scharsinniger Ko mmentat
h , d Si Nchlicher Besucher,
bereits zu Anang des 19. Jahrhunderts.04 Als G
genstck dazu sollte man die durchaus gltig
SF-Form oder Untergattung Antizipation Erz
lungen, die in der historischen Zukunt der Gese
schat spielen, der der Autor angehrt streng vo
der technokratischen Ideologie der Extrapolatio
einerseits und dem literarischen Kunstgri Extr
polation andererseits unterscheiden. Die Extrap
lation eines Merkmals oder einer Mglichkeit au
der Umwelt des Autors ist vielleicht ein legitime
literarischer Kunstgri zur Hyperbolisierung i
den Antizipationserzhlungen sowie in sonstige
SF (z.B. in SF, die im Raum spielt und nicht in de
Zukunt) oder auch in einer Anzahl anderer Ga
tungen, von der Satire angeangen. Jedoch liegt deErkenntniswert jeder SF, einschlielich der An
zipationserzhlungen, wohl eher im analogische
Bezug zur Gegenwart des Autors statt in vereinz
ten oder globalen Voraussagen. Die SF-Erkenntn
grndet sich au einer sthetischen Hypothese, di
mit der Verahrensweise der Satire oder der Past
rale mehr gemein hat als mit der Guturologie ode
politischen Programmen.
04 x, Pivignm nd Kmmnim, in
x/Fch Eg, Kleine konomische
Schrien (Blin, ), S. .
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11Z w e i t e W e l t
Frdismus nu Einsichn ring:
Wir shn min im Wir ds
Wandels, der die Wissenscha koop-
ir ha, ar whin ri r uns?...
Smi rck immr mhr in dn F-
kus, dass dr Wand innrha i-
nes Lebens ers mi dem indusriellen
Kapiaismus und dn rgrichn
Revoluionen normal und zwingend
wurd und dass di angwand
wissnschaich Massnprduki-on charakerisischerweise das erse
Ma in dn apnischn Krign
durchgsz wurd. Zwihundr
Jahr spr rn wir inn im-
mr schnr wrdndn Krisau
dssn, was Benjamindas Immer-
wiedergleiche nann, das Karuss
dr Mdn, di, sat di mnschi-
chen Verhlnisse zu verbessern, eine
Forhrung der Unerdrckung und
Ausbeuung ermglichen, indem sie
das Ln au nu Ar in Bschag
nhmn:
Dr sndig Wau um das
u, sam dm sndig wach-
sndn rsprchn chngi-
schr Transzndnz, dr r dn
mdrnn Markpaz s charak-
risisch is, nsprich dm B-
harren au vorgeormen Lebens-
musern (): eine auerordenlich
dynamische Gesellscha, die sich
nirgndwhin nwick
Was, wnn di gr Mhrhi wis-
snschaichr Erknnniss hu,
axigisch gsprchn, asch -
vums sind? rsimm durch das
megaalsche Novum einer in Kapial
gwandn Wissnscha uns-
r mdrn rsin ds Schicksas
in inr Zi, in dr Wissnscha
und Tchnik das rasnd Hrz ds
Knzrnkapiaismus (Noble XXV)
idn, prduzirn si, as di a-
schn vums, rndrungn und
Innvainn, di inn schnrn
Markkreislau und hhere Gewinne
vrursachn, sat in angnhm-
res, leicheres, ruhigeres Leben wie
Brannwin, dn man mi Karam
raun r, sat ihn im Eichnass
rin zu assn. Das wird hinr i-
nr vrnndn PR vrsck; undwas, wnn gr Ti dr Kunssz-
ne ebenso diesen Weg eingeschlagen
haben und PR schon von vornherein
in ximmannr Snsainsgir,
Schnrkwrk und Kisch inau-
n sih Benjamins Essays r
di Spannung zwischn Baudelaire
undBrecht? Was passir dann mi
dm umachn, dm Schach-
ru dr grn anirgrichn M-
derne vonBaudelaireundRimbaud
an, wnn di Gru dr Wkrig
zu dn hrndn, vrwnd-
Novum: Geschichte, Wandel und Fortschritt?
3.1. Das Novum als schperische, im besonderen sthetischeKategorie lsst sich nicht erschpend oder auch nur imwesentlichen durch ormale Aspekte wie Neuerung, berraschung,
Umormung oder Verremdung erklren, so wichtig und unabdingbar diese
Aspekte oder Faktoren auch sein mgen. Das Neue ist immer eine historische
Kategorie, da es immer von historischen Krten bestimmt wird, die es in
der gesellschatlichen Praxis (und dazu gehrt auch die Kunst) zustande
bringen und die die neuen semantischen Bedeutungen schaen, die zur
Auskristallisierung des Novums im menschlichen Bewusstsein hren(siehe 1.1. und 2.2.). Eine Untersuchung der SF muss sich notwendigerweise
mit der Frage auseinandersetzen, warum und wie das Neue im Augenblick
seines Erscheinens als Neues erkennbar war, welche Auassungen,
Perspektiven und Interessen das Novum in sich barg und welche r es
notwendig waren. Die Neuheit ist manchmal unmittelbar, manchmal aber
auch au hchst komplizierte Weise (z.B. nicht blo als Reexion, sondern
auch als Vorwegnahme oder Negation) mit solch neuen historischen
Krten und Mustern verwandt letztlich also mit den Mglichkeiten eines
qualitativen Sprunges in der Entwicklung menschlicher Verhltnisse. Ein
sthetisches Novum ist entweder die Umsetzung historischer Erkenntnis
und historischer Ethik in die Form oder (in unserer Zeit vielleicht huger)
die Schpung historischer Erkenntnis und historischer Ethik als Form.
SF N H NOVUM; in D. v: Meamorphoses o Science Ficion, Nw Hvn nd
Lndn, Yl Univi P, , 684
..
3.3.Dami kmm ich aumin Einhrung dsvums as Unrschidungsmrk-
ma vn SF zurck. Das vum a-
sier oenkundig au der Wichigkei
und pariell auch au dem Wohluen-
den des Neuen und der Vernderung,
wi s mi Wissnscha und Fr-
schrit verbunden is. Da es vielleich
swh dn Sziaisn as auch dn
Liran angnhm war, ha ich
dn Eindruck, dass kin andrr Ti
minr hrischn Tx mi
s wnig rha augnmmn
wurd. Ich wrd s vn nun an an-
zweieln. Nich nur, dass der Konsens
dr Kriikr mich, inn ingfisch-
en Ibsenianer und Feind der groen
Mhrhi, argwhnisch mach: Was
habe ich alsch gemach, wenn ich in
diesem Lager Zusimmung fnde? Es
is auch s, dass das Ln im Ps-
n und dsichrn Eiktn dr
chnisch-wissnschaichn und
hirarchischn Mdrnisirung
dr Gsscha unr zunhmnd
rprssivr Knr und Kndii-
nirung wrdn?
3.4.S is dis Unrsu-chung schiich andm Punk angkmmn, w di
Gschich, im Gwand anagi-schr Gschichichki, as nchs-
r und nschidndr Schrit zum
Versndnis der SF erkann wird: eine
Erzhung is immr auch Gschich-
, und di SF is immr zugich in
gwissr Typus vn phanasiv-
r hisrischr Erzhung s wr-
d sich hnn, si mi dm his-
rischn Rman zu vrgichn und
zu knrasirn. A rrrn
pismgischn, idgischn
und rzhrischn Impikainn
und Krra ds vums hrn
zu dr Schussgrung, dass di
gue SF ihrer Ar nach ein besonderer
Umweg zur Kommenierung des kol-
lekiven Zusammenhangs is, in dem
der Auor leb noch dazu hufg ein
rraschnd knkrr und schar-
sinnigr Kmmnar. Ss w di
SF manchma shr duich au
in Fuch aus dism Zusammn-
hang schlieen lss, handel es sich
um in pisch Tuschung und
inn pismgischn Trick. Di
Fluch geh, in jeder guen SF, nur hin
zu einer voreilhaen Ware, von der
aus sich die menschlichen Verhlnis-
s dr W ds Aurs ssr rkn-
nen lassen. Es is eine Fluch aus den
beengenden alen Normen zu einem
andrn und arnaivn Zisrm,
in Kunsgri zur hisrischn r-
rmdung und in zuminds an-
ngich Empngichki r nu
Wirklichkeisnormen, r das Novum
dr n-nrmdnn mnschi-
chen Geschiche. Zu ihrem richigen
Versndnis muss der Kriiker meiner
Meinung nach sozialgeschichliches
in rmas Wissn ingrirn, di
Diachrni in di Synchrni. Di
Gschich ha nichs mi dr ps-indusrin Gsscha gnd:
wie Bloch bemerk ha, is der Jngs-
Tag auch di Gnsis, und di G-
nsis is jdn Tag.
cd c, -8; W
W? Hw id W H? I -
n W O?: O, Nw Fm
Nvm (-8) , ind in D. v,
Dened by a Hollow: Essays on Uopia,
Science Ficion, and Poliical Episemolo-
gy. Oxd: P. Lng, , 6-6
3.2. Ar zuminds mussdi schwrnd r-wndung ds vums as Kag-
ri r di Erkrung sat r di
Frmuirung ins Prms in-
duig aghn wrdn. Ein -
vum is, was s is: Es ir kin
Rchrigung sndrn rrdr
Rchrigung. Das kann s rmu-
ir wrdn: Wir rauchn nur vn
Grund au rind vums. Mi
vn Grund au rind min ich
miMarx in Quai, di das G-
gni dr inachn rmarkung
dr Dirnz is: in uhi, di in
kriischm Ggnsaz zu zran-
dn zwischnmnschichn rh-
nissn sh, und, wi ich vrmu,
n rucharm rhnis zu dn
Erinnrungn an in humanisir
rgangnhi Blochs Antiquum.
Wrau sur dr Frschrit zu?
h-g k, Die Bhnen,
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Jumana Emil Abboudbn in S-m Lb in Jlm
J E Abb ki b in bi Pl inim, bzil nibl Pnmn, bw. di nin vn Fn
im Knx d Nn On, d liic Pnzil nlic
ngn nd di ll d Micn nd Mgicn im ziln
Fci. z c vcidn klll blingn
vn Kindmcn, wiblicn ligin Fign, iillm b, biz Flkl nd z mndlicn bling. i Inllin inm
Mdinmix inclilic Zingn, llgn nd Knkbzgn mi
dm il Nachreise (2010) nd in Vidbi, Oh Wal, schlucke unserenMond nich! [Augabe r Eherau] (2011), vbin di Ikng dPilgn, limn nd vinlin, dnn i in zic
iglic vill nd miv Sc nwickln. Oh Wal,
schlucke unseren Mond nich! [Augabe r Eherau]i in Sck, d vnMivn d linnicn Flk nd dn linnicn
Mcn inii i. Sck wid vn Kindn gil, di bli
Fmln d oral culure minin, indm i icFign wi di B, di M, d Himlnd nd di l
(Ung)/dn Wc iln.
J E Abb, d Si
Nachreise (Zeichnungen),
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Ein Mdchen schreibt die Namen palstinensischer
Brunnen, Quellen und Hhlen nieder, in denen
Einheimischen zuolge Heilige und Dmonen wohnen;
Geister, die sowohl gut als auch bse sind; Geister von
Menschen, Gttern und Tieren.
Ein Flehfeh, En al Araq, Ein al Hadjar, En Wadied-Djai,
En Haddju, En al Qasr, En al Lozeh, En ed-Djoz.
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Yael Bartanabn in l Lb in mdm nd l viv
2007 vnY B ggndJwh Rcv (JR) z ckk vn3.300.000 Jdn nc Pln . In in nlnngn
d Ikng nd dn Pgndmdn d
n Zinin nd d liicn Bwgngn d 20.
Jnd ldJR jdn llngbc ndjd llngbcin n nn in d
i nicn nd ligin Hingnd in, in
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Y B, Die jdisc
Renaissance-Bewegung
Polen,
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Y B,
Die jdische
Renaissance-
Bewegung
in Polen,
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BEWEGUNG FR EINE JDISCHE RENAISSANCE IN POLEN
EIN MANIFESTWir wollen zurckkehren!Nicht nach Uganda, Argentinien oder Madagaskar. Nicht einmal nach Palstina.Nein, unser Sehnen gilt Polen, dem Land unserer Vter und Vorvter.Ob wir wach sind oder trumen, stets kreisen unsere Gedanken um Polen.Wir wollen auf den Pltzen von Warschau, d und Krakau neue Siedlungen
entstehen sehen. Neben den Friedhfen werden wir Schulen und Klinikenerrichten. Wir werden Bume panzen und neue Straen und Brcken bauen.
Wir wollen unser gemeinsames Trauma ein- fr allemal berwinden.Wir sind berzeugt davon, dass wir vom Schicksal dazu bestimmt sind, hierzu leben, Familien zu grnden, zu sterben und unsere Toten zu begraben.
Wir erwecken die Phantasmagorie des frhen Zionismus wieder zum Leben.Wir bedienen uns unserer Vergangenheit der von Migration, Vertreibung
und Entwurzelung geprgten Welt unserer Vorstellungen, der Ausung der unsvertrauten Realitt um daraus eine neue Zukunft erwachsen zu lassen.
Dies ist unsere Antwort auf die herrschenden Krisenzeiten, in denen sich derGlaube erschpft hat und die alten Utopien gescheitert sind. Der Optimismusstirbt aus. Das verheiene Paradies ist privatisiert worden. Die pfel undWassermelonen aus dem Kibbutz haben ihre Saftigkeit verloren.
Neue Siedlerinnen und Siedler sind uns willkommen. Sie verkrpernunseren Wunsch nach einer anderen Geschichte. Wir gehen einer von vielenmglichen Zuknften entgegen und lassen unsere sichere, vertraute,eindimensionale Welt hinter uns.
Unser Aufruf richtet sich nicht nur an Juden. Wir nehmen alle bei uns auf,
die in ihrem Heimatland keinen Platz mehr nden die Vertriebenen undVerfolgten. In unserer Bewegung wird es keinerlei Diskriminierung geben.Wir werden Euch nicht nach Eurer Lebensgeschichte oder EurerAufenthaltsgenehmigung fragen, nicht Euren Flchtlingsstatus berprfen.Wir werden stark sein in unserer Schwche.
Polnische Brder und Schwestern! Wir planen keine Invasion. Vielmehr wirdunsere Ankunft wie eine Prozession der Geister Eurer ehemaligen Nachbarnerscheinen, die Euch in Euren Trumen verfolgen und die Ihr nie kennen lernenkonntet. Lasst uns ber all das Bse sprechen, das zwischen uns vorgefallen ist.
Wir sehnen uns danach, einer Geschichte, die nie so verlaufen ist, wie wirsie uns vorgestellt haben, neue Seiten hinzuzufgen. Wir verlassen uns darauf,dass wir mit Euch gemeinsam und in Frieden unsere Stdte verwalten, das Landbearbeiten und unsere Kinder aufziehen knnen. Nehmt uns mit offenen Armenauf, so wie wir Euch mit offenen Armen willkommen heien!
Mit nur einer Religion knnen wir nicht hren.Mit nur einer Farbe knnen wir nicht sehen.Mit nur einer Kultur knnen wir nicht fhlen.Ohne Euch knnen wir uns nicht einmal erinnern.Schliet Euch uns an und Europa wird berwltigt sein!
Bewegung fr eine jdische Renaissance in PolenRuch ydowskiego Odrodzenia w Polsce
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bn in ijk Lb in ijk
Das Monumen zur Erinnerung an die Idee der Inernaionale (2011) vn Nj vjv i in ni-nkml, ddi kllkivn dcni, Idl nd Fni in Bzg vlin Pnzil mii. i
bi nkini l inkiv Inllin mi mn Sinn innlb d llng. Bim ingng
in klin mcnic Li inm Sckl. Wnn d Bc d di Bcin di Kbl d Li
d, kling di Inernaionale, di Hmn d Sziliicn Inninl. c miinnd vkblMikn, Vk nd Lc nimm d Klngvlmn z, di winzig, gil Mldi wid k
nd k, bi i z in mcvlln K gb i. ic di Mik mi Hingndgcn im
llngm vmic, blgn ic di mi d Mldi. i Inernaionale vli i nglicKli, nd wnd di Nic-Mili d nkml z Widblbng liic Fni ,
vwi i c dn nd d vlinn ik im Kilim d gnw.
Nemanja Cvijanovi
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Nj vjv,
Das Monumen zur
Erinnerung an die Idee der
Inernaionale,
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Decolonizing ArchitectureArt Residency / DAARDAAR i in Kn- nd cikkllkiv nd in idnc Pgmm
in Bi S, Blm, Plin, d in igki nm.
A HE Wz
Mi Nh Awch BA BchB Bq
L E FA z H-B
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21Z w e i t e W e l t
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xiindn Ink in klniln Bzng vgclgn.
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8/3/2019 Zweite Welt 1
22/64
22 s e c o n d w o r l d
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photo: c ,
Courtesy of REDCAT
Gaery, A
8/3/2019 Zweite Welt 1
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23Z w e i t e W e l t
Die Linie stellt einen extraterritorialen Raum, mglicherweise all das,was von Palstina brig bleibt, dar, ein schmalen, aber mchtigen Raum frpotenzielle politische Vernderungen.
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24 s e c o n d w o r l d
Marcelo Expsito
& Vernica Iglesiabn in Bn i Lb in Bn iCounry Europa (2010-2011) vnVc Ig nd c Expi in Wk, d nglic 8 in Mci 2010 llngiig Zmmnbi knzii w nd di Fm in
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Bdingngn ingcnk Fii ngn knn).
Private neighbourhoods,
borders, prisons. Three
elements that common
sense tells us are
heterogeneous gures,
without any apparent connection
between them. But what material
and symbolic orms are adopted by
the dierent spaces o connement
and sel-connement? How do
they unction interrelatedly likean image in which one is the
negative o the other , and thus
reverse the relationship between
interior/exterior, inside/outside,
security/dangerousness, us/them?
In what many dierent ways will
the security prophylaxis ail in
terms o preventing the constant
interpenetration o the extremes
o each o these pairs, through the
inevitable porosity o borders?
What do the current orms o
these types o spatial segregation
tell us about the transormation
and overlaps between the logic o
discipline and the logic o control?
How do these physical constructs ointernment and spatial segregation
relate to the production o racial,
sexual and class stereotypes, and
to the symbolic representation o
potentially dangerous population
groups?
bn 66 in Plln Lb in Bcln nd Bn i
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25Z w e i t e W e l t
Country Europa is a
project that approaches
the issue o security
logics today, and their
implementation in new
orms o spatial division and border
systems, o labour and transito people regulations. It deals
with the contrast between the
orms o transnationalisation or
globalisation that contemporary
art and culture supposedly permit
or encourage, and the reality o
control and discipline that is
exercised on the international
circulation o populations.
Between the dream o ree-
owing circulation o individuals
and creativity, and the everyday
microascism o the border regime
and migration laws.
We have carried out an ar tistic
intervention in the orm o a
photography workshopin an
archetypal, segregated, protected
space: a jail. The urthest place
imaginable rom the ree and
publicly accessible nature o the
idealised image with which the
globalised system o contemporary
art chooses to identiy itsel with.
Nevertheless, we have reused to
allow these images rom prison
to become a purely aestheticised
spectacle o otherness. We have
contextualised the images we
produced in cooperation with
the prison inmates experimentsin sel-representation ollowing
the work o antasy within
an assemblage o various
contemporary typologies o spatial
segregation (rom prisons to
Argentinian countries or gated
communities), border division,
control o the movement o people
(with special attention to european
preventive logics o regulation and
imprisonment o migration). Our
intention has been to make visible
the paradoxical experience o our
own travels between Latin Americaand Europe, putting ourselves into
the spot.
Image and knowledge are
produced here under the
ollowing contradiction: while
collaborative art practice has the
potential to create a space or
autonomy, our (precarious) work
is also overdetermined by the
institutional rameworks to which
we are inevitably subordinated. We
believe this contradiction has to be
politically dealt with rom within.
In the context o Europe, where
everyday lie is being transormed
under the sign o ascistization,
micropolitical experimental
processes o collective re-subjectivation are becoming more
and more urgent.
It should be possible to produce images that express
a creative work space: images that speak o how the
current naturalisation o subordinate labour is carried
out in places where the subject appears to be ree to
act according to exible rules, with broad margins or
personal initiative. The representation o a creative work
environment would thus show how the subject is provided
with the technical tools that he or she requires to express
his or her innovative, relational, communicative skills to themaximum degree. A typical representation o a creative work
space should also show how certain new types o post-Fordist
labour are literally embedded into the body o the old mode
o Fordist social production: ormer actories, ormer military
barracks, ormer hospitals, ormer jails, are transormed
into new buildings, the new actories o culture, modied
with additional technically ad vanced elements, sometimes
proting rom the original aades or structures o these old
institutions o modernity. But the continuing presence o the
physical epidermis o these old institutions erases or avoids
the deep history and memory o the power associated with
these structures; and it also entails w iping the memory o
the resistances, conict, antagonism and tensions that were
always inscribed in disciplinary institutions o modernity.
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26 s e c o n d w o r l d
In February 2010, we
coordinated a photographic
workshop with inmates o the
Murcia Penitentiary Centre, a
project that was originally a
commission rom a contemporary
art biennial. It was one o the ew
times we had worked in a situation
that oered such a complex
overlapping o our social activism
practices and creative worksubordinated to the art institution.
In contemporary art, in
newspaper reportage and in
documentary making whether
socially committed or not , it
is usually taken or granted
that the production o visual
representations is a practice
consisting o the alienation o the
image in regards to the subjects that
are aected by said representations.
But our work should ensure that
critical trends against the existingmodes o political representation,
the desire or change that will
bring about new societies which is
now expressing itsel all over the
world, are reected in new critiques
o representation and in image
production practices in which the division o
labour and the existence o mediations, although
they may be inevitable, do not automatically
entail a predened hierarchisation or a symbolic
and material expropriation o subaltern subjects.
Our photographic workshop was conceived as
a co-production. A collaborative production,
in which the negotiations around the material
conditions o the workshop (distribution o
income, image rights, participant selection
process, ownership o the technological tools
acquired... as well as ood, workshop timetable,
etc.) were as crucial as the construction o a
situation o relative autonomy generating a
shared aect within a regime o conviviality ,
and also as the process o thinking a coherent
politics o image distribution based o n justice
and respect.
Twelve people, men and women o dierent
origins (Latin American, Spanish and Eastern
European), worked intensely to embody desire in
images. Dreams and antasy became the driving
orce or other materialisable worlds, because an
image is a construction, not just an immaterial
representation o a preexisting reality but also a
possible model that can unold.
Some o the comments we have received have
expressed annoyance: they dont look l ike
images rom a jail, you dont show or denounce
the day to day situation o the prisoners. For
a ew days, we swapped between the roles
o teachers and learners, photographers
and lighting technicians, bullghters, stage
directors, actors and actresses, birds, amenco
singers, gangsters rom the Bronx, sex-symbols,
horsewomen, winners and losers o gambles
or ortune and love. We looked and allowed
ourselves to be looked at with aection, w ith
love, with conict and with desire. Singular
dreams were co-produced, the image o
onesel and a dreamed world was always
constructed through the participation o the
others. But antasy is not a pristine world:
it is also a territory where stereotypes can
become a battleeld, because they are not just
the unchanging codication o stable social
identities. Recombining signs, symbols, spaces
and times was our way o constructing a real
world that was ephemeral but counteracted,
rom within, the logic o segregation and o the
prophylaxis that organises the planet. We did it
in a place where it would appear that urgency
does not allow the reedom to experimentimaginatively with subjectivity.
We have agreed to disseminate this material in
the orm o an artwork and a book, not merely
in order to transmit a message o good intention
but to explicitly express a political critique and
present the programmatic outline o a practice.
And also to promote the spread o a per vasive
desire or change, or the collective construction
o other worlds.
c Exp &Vc Ig , Counry Europa,
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27Z w e i t e W e l t
Die hegemoniale Logik der Sicherheit braucht die Ein-
grenzung des Terrains, denn sie verliert ohne die Be-
drohung, vor der sie schtzen soll, ihre Legitimation.
Das Terrain umasst einen Raum, au dem nie allen
in gleicher Weise erlaubt ist, sich auzuhalten, und
damit eine Gemeinschat, die sich ber Zugehrigkeit deni-
ert. Dieses niemals homogene Kollektiv konstituiert sich ber
Ungleichheiten: sowohl unter denjenigen, die dazu gehren alsauch im Verhltnis zu jenen, die otmals nur temporr dazu
kommen. Ungleichheiten entstehen durch die Auteilung der
Arbeit sowie durch die Heterogenitt von Rechten. Eines der
zentralen Regime, durch das Hierarchisierungen und Katego-
risierungen in vielachen Abstuungsverhltnissen entstehen,
ist das der Grenze. Grenzen sind immer durchlssig und pors
sowohl die Grenzen Europas als auch jene eines Gengnisses
oder einer Gated Community. Unter anderem, weil die Grenze
stets durch die Unmglichkeit ihrer Schlieung charakterisiert
ist, gibt es keine vollkommene Sicherheit. Durch Regulierung
und Kontrolle der durchlssigen Grenze wird zur Sicherheit der
zu schtzenden Gemeinschat permanent Unsicherheit pro-
duziert: Prekarisierung wird zu einem Regierungsinstrument,
mit dem au unterschiedliche Weise Bevlkerungen reguliertwerden.
Die Unmglichkeit der Sicherheit und die Durchlssigkeit
der Grenzen erwachsen in der abendlndischen kapitalistischen
Moderne aus der niemals vollstndigen Kontrollierbarkeit der
Zirkulation von Menschen und Waren. Im politischen Fokus
steht deshalb die Regulation und Kontrolle des Grenzbertritts
zur Legitimation von Sicherheitsmechanismen gegenber jenen
Zirkulierenden, die als bedrohlich anders konstruiert werden.
Doch statt der strikten Abwehr der Gehrlichen stehen prven-
tive Strategien im Vordergrund dieser regulativen Weise des Re-
gierens: die Antizipation exibler, kontingenter Taktiken des
Grenzbertritts. Die Flexibilitt und Kontingenz der Kontrolle
der Grenze ist unter anderem eine gewaltvolle Reaktion au die
Flexibilitt der Migration, die sich mit den Praxen des Reisens
verschrnken kann.
Diesen Themenkomplex entaltet und aktualisiert das Pro-
jekt Country Europa von Vernica Iglesia und Marcelo Expsito.Und mehr noch: Die beiden WissensproduzentInnen schreiben
ihr knstlerisches Projekt konstitutiv in die Krisen- wie Tran-
sormationsprozesse gegenwrtiger kapitalistischer Verhltnisse,
Sicherheits- und Prekarisierungslogiken ein und lieern in ihrer
kritischen Kunstpraxis eine Fluchtlinie, in der das darin prsen-
tierte, kombinierte und produzierte Grenz-Wissen aktuellen
Entgrenzungsstrategien von Kunstinstitutionen gegenberge-
stellt wird.
Aus dem Projekt ist ein Buch entstanden, das a ls visueller sowie
au Text basierender Werkzeugkasten unter (http://countryeu-
ropa.net), zugnglich ist. Es ist eine Assemblage unterschiedli-
cher gegenwrtiger Sicherheitslogiken und Grenzregime undder daraus entstehenden Prekarisierungen von Arbeit und Leben.
Iglesia und Expsito schreiben ihre eigenen Erahrungen vonGrenzbertritten in diese Assemblage ein, sodass ein komplexes
strukturelles (Un-)Sicherheitsgege deutlich wird, das sich
ununterbrochen durch Bewegungen reguriert, Bewegungen
von Menschen, in denen sich das Gege au subjektivierende
Weise maniestiert und zugleich herausgeordert wird.
Isabell Lorey
in zg " gin dclig nzn. n
in Pjk vn Mcl xi nd Vnic Igli",
Oiginlgb: ransversal. ar/knowledge: overlaps and neighboring
zones, ., ://ic.n/nvl//l/d
Country Europa was originally produced or Manifesta (Murcia, Spain),
as a part o the curatorial initiative oChamber of Public Secrets, in
collaboration with the non-governmental organization Parntesis and a
group o inmates at Murcia Penitentiary Centre.
It also orms part o the collective research project creating worlds, an
initiative o the european institute for progressive cultural pol icies
(eipcp).
It has been updated or the exhibition Second World, in the ramework
oSteirischer Herbst Festival in Graz, curated by What, How & for
Whom/WHW, or which a specic photo-text installation and a new
version o the Country Europabook has been produced.
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2 s e c o n d w o r l d
Ruben Grigoryan
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Rb g
Kindergaren,
Sei nich raurig,
bn 4, Jwn Lb in Jwni Terra Nova-Mlin (2003-2005) d Rb gwn di Fg nc dm S d ndn , indm i di
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imlizi.
8/3/2019 Zweite Welt 1
29/64
29Z w e i t e W e l t
Ich bilde das ab, was mir gellt, was zu einer
bestimmten Zeit zu mir passt. Die Bilder tauchen
langsam in mir au und verwandeln sich am Ende in
hellsichtige strukturierte Kompositionen. Ich beginne
mit geometrischen Figuren, um eine Geometrie und
Kontraste herzustellen. Die Auswahl der Bilder olgt
keinem rigiden System. Das einzige, was ich als System
bezeichnen wrde, ist meine Intuition, meine Laune.
Ich mchte in meinen Bildern immer eine Atmosphre
schaen, in der ich anwesend bin. Die von mir erzeugte
Umgebung ist immer sehr subjektiv. Ich versuche
sogar, aus dieser Umgebung die Lut abzupumpen,
sodass alles, was abgebildet ist, gleichsam in einem
Vakuum schwebt. Die einzige Vorbedingung ist, dassall diese Elemente zu meiner Geisteshaltung in diesem
bestimmten Augenblick oder irgendwann zuvor
passen. Ich kann meine Kunst mit einem schnellen
Umdrehen des Kops vergleichen, whrenddessen
die Augen mehr erkennen als man r gewhnlich
glaubt. So wie wenn man mit einem Augenblinzeln
all das aunimmt, was zwischen dem Beginn und
dem Ende dieser schnellen Bewegung ablut.
Ruben Grigoryan
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30 s e c o n d w o r l d
Bouchra Khalili
Bch h, d
Si Karierungsreise,
8
Courtesy dem Knstler &
der Galerie Polaris, Paris
bn in blnc Lb in Pi
Vm Dbcn Bgi d Pcgg inii,i Karierungsreise (200-2011) vn Bch h inlngiig Pjk, d n Vwndng in Inviw-
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31Z w e i t e W e l t
Bch h, d Si
Karierungsreise, 8,
[llngnic]
Courtesy dem Knstler &
der Galerie Polaris, Paris
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32 s e c o n d w o r l d
Daniel Knorrbn 68 in Bk Lb in Blin
D Archeoecure (2011) i in Pjkinin di Vgngni nd in di Zkn glicziig.
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8/3/2019 Zweite Welt 1
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33Z w e i t e W e l t
D ,Archeoecure,
8/3/2019 Zweite Welt 1
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34 s e c o n d w o r l d
Maha Maamounbn in Klinin Lb in Ki
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8/3/2019 Zweite Welt 1
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35Z w e i t e W e l t
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Nchlicher Besucher,
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Mona Marzoukbn in lxndi Lb in lxndii bimn, bidn Fmn in zk TheBride Die Brau von ihrer bsen Energie enbl (200-2011) vbindn gnic Fmlmn, Wn d
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8/3/2019 Zweite Welt 1
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37Z w e i t e W e l t
zk, Die Brau von ihrer bsen
Energie enbl, 8-
llngnic BALTI
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8/3/2019 Zweite Welt 1
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3 s e c o n d w o r l d
Tom Nicholson
T Nch, Filmill Monumen r die berfuung des Royal Parks, 8
bn in Mlbn Lb in Mlbn
Monumen r die berfuung des Royal Parks, (200-
2011) vn T Nch i in lngiig Pjk bd mic b d licn Klnilim.Nch Pjk ll dn ggnwign S in Fg,indm in i knzll Pkikn in, mi
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8/3/2019 Zweite Welt 1
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8/3/2019 Zweite Welt 1
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40 s e c o n d w o r l d
C-Kyg P
Passage der Macht,2004
Courtesy dem Knstler und P K M Galerie, Seoul
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42 s e c o n d w o r l d
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43Z w e i t e W e l t
transportiert werden, ohne au die Not der
Menschen Rcksicht zu nehmen, die in
entlegenen Stdten und Drern wohnen. Die
einzige Sorge der Verwaltung ist die Ausbeutung
der Wasserkratressourcen des Landes.
Kleine lokale Straen brechen au und werden
durch Erosion zerstrt. Viele Wohngebiete
wurden augegeben. Die Inrastruktur ist
zusammengebrochen und Arbeitspltze sind
verschwunden, einschlielich der berwachung
des Staudamms. Einst errichtet, um inzwischen
berssig gewordene Industrien mit Wasser
zu versorgen, wurde er jahrelang vernachlssigt,
wobei die Absicht bestand, ihn in einWasserkratwerk umzubauen.
3. Merima verliert in Sarajevo ihre Arbeit. IhrSchicksal beklagend, rut sie ihre Gromutter in
Lukavac an und weint. Ihre Gromutter rt ihr,
nach Hause zurckzukehren und beschreibt ihr
die Schnheit der Natur, da alle Industrie, an die
sich Merima seit ihrer Kindheit dort erinnert,abgesiedelt wurde. Die Gromutter erzhlt
Merima, dass der Silberreiher zurckgekommensei und vergleicht ihre Heimkehr mit jener des
Vogels.
4. Whrend Merima nach Lukavac hrt,
wird die Landschat, die sie durch dasFenster sieht, beschrieben: die Bauten von
Sarajevo, die Einkauszentren und groen
Firmenniederlassungen, die Lichter der Stadt,
die sie hinter sich lsst, die Antennen und
Hochspannungsleitungen, die verlassene
Landschat.
Merima erinnert sich an ihren Vater, einenProessor r Literatur an der Universitt Tuzla,
und den Tag im Jahr 2000, als er beschloss, seine
Familie von Lukavac wegzubringen, nachdem
in einem Hrspiel imbRadio ein ktiver
Dammbruch beschrieben wurde. Wieder klagt
sie ber ihr Schicksal, ber das Kleinstadtleben,
das sie erwartet, und ber die Isolation derEinwohner.
5. Der LKW lsst Merima am Ende der Welt, aneiner ausgeschwemmten Strae, aussteigen.
Die Landschat ist ihr vertraut und sie geht
los, wird aber vom Nachbarn ihrer Gromutter
mitgenommen. Merima kommt in Lukavacan. Ihre Gromutter reut sich so, dass ihr die
Trnen kommen. Die beiden Frauen reden
miteinander und gehen in die Stadt. Merima istberrascht, wie sich die Dinge zum Schlechteren
gewendet haben. Ihre Gromutter versichert ihr,
dass sie leicht eine Arbeit nden wird. Whrend
ihres Spaziergangs sieht Tarik Merima in den
Tariks Bemhen um Merimas Zuwendungwurde gerade von einer Katastrophe
unterbrochen. Folgen Sie unseren Helden
an die Schaupltze dieser epischen
Romanze in den verschiedenen Lndern.
1. Im Jahr 1964, bevor d er Modrac-Staudamm ofziell in Betrieb genommen
wurde, hrte warmes Wetter zu einer raschen Schneeschmelze. Der Fluss
Sprea brachte groe Wassermassen in das Tal, das spter der Modrac-
Stausee werden sollte. Das Wasser schoss durch die drei Gatter und die drei
Entlastungsgerinne. Das unerahrene Management des neuen Staudamms
verel in Panik und rie den Konstrukteur des Staudamms zu sich, den
berhmten Ingenieur Maksimovi. Er kam mit seiner Familie in Modrac an,errichtete ein Zelt unter einem der Bgen, begann mit seinem Kind Ball zu
spielen und erklrte stolz: Dieser Damm ist unzerstrbar.
2. Das Land wird von Hochspannungsleitungen des Korridors C
und Autobahnen durchquert, au denen Personen, Gter und Energie
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Straen von Lukavac und erinnert sich an sie: Sie
war seine erste Liebe, als sie sich 2000 als Kinder
traen.
6.Tarik erinnert sich an die Ereignisse jenesTages, als die Hrspielparodie ber den
Dammbruch im Radio gesendet wurde. Er
verliebt sich neu, wirbt aber erolglos um sie,
weil er unter einer Sprachbehinderung leidet
und stottert, und nur Arbeiter am Staudamm
ist der einzige Arbeiter. Merima ndet in der
Zwischenzeit eine neue Arbeit, wieder bei eineramerikanischen Firma. Ein arbeitsbezogenes
Thema bringt die beiden wieder zusammen: Au
Grund der jahrelangen Vernachlssigung beginnt
der Staudamm zu brckeln.
Um die Lukavacer Brger und Brgerinnen vom
Tod durch berutung zu retten, beschlieen sie
zusammenzuarbeiten und das Hrspiel aus dem
Jahr 2000 auszustrahlen.
Alle werden gerettet auer Merimas Gromutter.Merima ist untrstlich.
7. Ohne irgendetwas gerettet zu habe, ahren
Tarik und Merima au einem Flo ber den See,
in der Honung, irg