Post on 09-Aug-2019
transcript
www.dlrg.de/kongress
Wirbelsäulenverletzungen bei
Wasserunfällen und deren
Therapiemöglichkeiten
Stefan Linsler
Oberarzt Neurochirurgische Universitätsklinik, UKS, Homburg/Saar
LV Saar
Landesverbandsarzt
stefan.linsler@saar.dlrg.de
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017 2
Hintergrundinformationen
- Welche Traumamechanismen wären vorstellbar:
HWS, LWS, BWS
- Welche besonderen Maßnahmen sind notwendig?
- Welche Leitlinien, Vorgaben gibt es: DLRG AV4, Modul Retten
bei einem Badeunfall
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017
Hintergrund
Häufigkeit
- Inzidenz an Wirbesäulenverletzungen:69/100000 in D
- Bei Wasserunfällen wahrscheinlicher als sonst (HWS ca. 30% aller
Fälle , 45% davon tetraplegisch)
- erhobene Daten? Spinal Cord. 2011 Feb;49(2):206-10. doi: 10.1038/sc.2010.79. Epub 2010 Jul 13.Spine trauma due to diving:
main features and short-term neurological outcome. Amorim EC1, Vetter H, Mascarenhas LB, Gomes EG,
Carvalho JB, Gomes JF.
Orthopedics. 2015 Sep;38(9):e813-8. doi: 10.3928/01477447-20150902-60. Epidemiology of Aquatic and
Recreational Water Sport Injuries: A Case-Control Analysis. Kane I, Ong A, Radcliff KE, Austin LS, Maltenfort
M, Tjoumakaris F.
Accid Anal Prev. 2008 Mar;40(2):787-97. doi: 10.1016/j.aap.2007.09.017. Epub 2007 Oct 8. Risk factors and
prevention for spinal cord injury from diving in swimming pools and natural sites in Quebec, Canada: a
44-year study. Barss P1, Djerrari H, Leduc BE, Lepage Y, Dionne CE
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017
Hintergrund
Häufigkeit in Deutschland?
- Inzidenz in Deutschland?
- 2000-2005 erhobene Daten: 327 Fälle mit WS-Verletzungen im
Rahmen von Badeunfällen (3% aller Fälle)
- Davon 126 Fälle mit akutem Querschnitt
70 % 16-30 Jahre
82% männlich
61% Kopfsprung, 9% Sturz, 13% Tauchunfall
93 % Verletzungen HWS
Bei Entlassung 52% kompletten und 35% inkompletten Querschnitt
www.dlrg.de/kongress
Denn ohne Stabilisation...
• Entwicklung einer Kyphose Koivikko et al. 2004
• höhere Rate an Pseudarthrosen Emery et al. 1998
• Keine gute Mobilisierung möglich
www.dlrg.de/kongress
Stabilisation - Wie ?
• ventrale Platten
– Gute Stabilisation von vorne
• Cages
– sind lasttragend
• ventrale Platten + dorsale Stabilisation
– stabiliste Konstruktion
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017 10
Fallbeispiel 1
21Jahre; m; Baderutsche; bei Eintreffen NA Paraplegie
und Arme distal plegisch
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017 12
Fallbeispiel 1
5 Tage noch OP Verlegung in Querschnittsreha:
tracheotomiert und BIPAP beatmet. Im Sedierungsfenster ist der Patient
wach und befolgt bedingt Aufforderungen Eine Armschulterelevation ist
mit einem KG 3/5 beidseits möglich. Die Armbeugung beidseits mit 5/5.
Armstreckung rechts 1/5, links 0/5. Die Fingerspreizung ist beidseits KG
0/5. Die untere Extremität ist paraplegisch.
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017 13
Fallbeispiel 2
93 Jahre; m; an Beckentreppe ausgerutscht; bei
Eintreffen NA tetraplegisch und ateminsuffizient
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017 16
Fallbeispiel 3
32 Jahre,m, Kopfsprung ins zu flache Wasser: keine neurologischen
Defizite, starke Nackenschmerzen
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017 17
Fallbeispiel 4
45 Jahre,m, Kopfsprung ins zu flache Wasser: keine neurologischen
Defizite, nur Nackenschmerzen
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017 18
Weiterführende Therapie
- neurologische Spezialrehabilitation
- KG (Muskeltraining, Spastik und Gelenkprobleme
verhindern)
- Umlernen von Muskelgruppen
- Reintegration in Alltag (Rollstuhl, Wohnungsumbau,
Arbeit, Familie,…)
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017 19
Blick in die Zukunft
neue Therapiekonzepte:
Stammzellen Injektion operativ in das Rückenmark
direkt
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017 20
Tipps für den Ersthelfer
- Keine Angst vor Wirbelsäulenverletzungen haben
- Am meisten ist auf die HWS zu achten!!
- In der Regel ist eine Fraktur mit schonender Immobilisation so stabil,
dass keine weitere Schädigung auftritt
- Wenn schwere neurologische Defizite bestehen, ist das prognostisch
sehr ungünstig, ändert aber an der Erstmaßnahme nichts
www.dlrg.de/kongress www.dlrg.de
23.03.2017 21
Tipps für den Ersthelfer
- Hilfsmittel (Stifneck, Spineboard,…) anwenden
- Wenn keine Hilfsmittel vorhanden sind behelfen mit einfachen Mitteln (Kopf-
Kinn-Stütztechnik)
- Workhops „wirbelsäulengerechte Rettung aus dem Wasser besuchen“
besuchen