Werteorientierung im Unternehmen: Veranstaltung der IHK und … · 2015. 10. 15. ·...

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Werteorientierung im Unternehmen: Veranstaltung der IHK und des wertenetzwerks

Motiviertes Team dank Vertrauenskultur

Die Definition eines Werteleitbilds ist Voraussetzung für unternehmeri-sches Handelns. Darin waren sich alle einig. Bei der Veranstaltung derIndustrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg in Kooperation mitdem wertenetzwerk e.V. Kassel im September diskutierten Unternehmerüber das Thema: „Erfolgreicher durch Werteorientierung?“.

D ie an die Impulsvorträge der Kasseler Un-ternehmer Thomas Kus und Robert Köster

anschließende rege Diskussion der rund 40Teilnehmer zeigte die Brisanz des Themas. DerUnternehmenswert Mensch spiele eine immerwichtigere Rolle, stellte Carsten Heustock beider Begrüßung fest. „Wie setzen gerade kleineUnternehmen das Thema Werteorientierung indie Praxis um?“, lautete die Frage des stellver-tretenden IHK-Geschäftsbereichsleiters Un-ternehmensförderung und Standortpolitik.

„Den Kontakt zu vielen kranken Menschen“erlebt Thomas Kus täglich in seinem Fachge-schäft Betten Damm in Kassel. Eine vertrau-ensvolle und kompetente Beratung sei beson-ders wichtig. Daher setzt sich Kus für eine„Kultur von Mitarbeiter-Vertrauen“ ein. „Nurwer authentisch auftritt, kann für Angestellteund Kunden glaubwürdig sein“, sagte der Bet-tenfachhändler. Worte und Handeln müsstenübereinstimmen. Eine große Rolle spiele zu-dem die Art der Kommunikation. „Dazu gehört,seinen Mitarbeitern etwas zuzutrauen, ihnenVerantwortung zu übertragen und ihr Selbst-vertrauen zu stärken.“ Kus stellte fest: „Werdiese Vertrauenskultur lebt, kann mit vielenpositiven Effekten rechnen.“ Ein Unternehmenmit motivierten und zuverlässigen Mitarbei-tern spare Kosten und Zeit und bleibe in einerKrise handlungsfähig. „Angestellte, die sichmit ihrem Unternehmen identifizieren können,arbeiten gemeinsam an den Unternehmens-zielen“, so Kus‘ Erfahrung.

„Die Vision und die Werte des Unterneh-mens“ stellt Robert Köster an den Anfang ei-nes Briefings mit neuen Kunden. „Was fehltder Gesellschaft, wenn es dieses Unternehmennicht gäbe?“ Mit dieser Frage hilft der Gründerder Werbeagentur Roberts Marken & Kommu-nikation GmbH seinen Kunden zu erkennen,wo ihre starken Werte liegen. Erst dann sei esmöglich, eine Marke zu positionieren. „DurchWerte bekommen Ziele einen Sinn“, sagteKöster. Meistens bedeute dies eine Produkt-spezialisierung der Betriebe.

„Durch Wertebekommen Ziele einen Sinn.“

Robert Köster,Roberts Marken & Kommunikation GmbH

Köster hält es auch für wichtig, dass ein Un-ternehmen ein Wertebild formuliert und die-ses lebt. Dafür entscheidend sei, dass auch einTeam aus sehr unterschiedlichen Menschenund aus unterschiedlichen Kulturen sich darinwiederfinden könne. Daher forderte er: „Leitli-nien müssen für das Team stimmig sein.Stimmt die Form der Zusammenarbeit, dannstimmt auch die Leistung.“

Bei der Podiumsdiskussion fragte werte-netzwerk-Mitglied und Moderatorin AstridMangold nach, wie Führungskräfte innerhalbihres Unternehmens, aber auch im Kontakt mitanderen Unternehmen den Umgang mit Wer-ten erleben.

Als wichtigen Erfolgsfaktor für ihr Unter-nehmen, den Pflanzenhof Nordshausen, nann-te Iris Hartmann „ihren seit 15 Jahren stabilenMitarbeiterstamm“. Diesen führte die gelernteGärtnermeisterin darauf zurück, „eine Visionzu haben und einen bestimmten Geist weiter-zugeben“. Wenn die Mitarbeiter sich in ihrerUnterschiedlichkeit akzeptiert und wertge-schätzt fühlten, könnten sie sich auch bessermit dem Unternehmen identifizieren.

Für Ellen Stelzig ist „gesunde Mitarbeiter-führung“ ein wesentlicher Bestandteil einerwerteorientierten Unternehmensführung. AlsTrainerin der Ellen Stelzig Coaching berät sieFirmen beim betrieblichen Gesundheitsmana-gement. „Vielen Unternehmen ist nicht klar,dass sie laut Arbeitsschutzgesetz den psy-chischen Belastungsprozess dokumentierenmüssen“, bemerkte Stelzig. Dazu gehörten vorallem Stress und Zeitdruck.

Zeit ist für die Unternehmer ein wichtigerAspekt beim wertschätzenden Umgang. „BeiBeratungen besprechen wir zwei bis drei Stun-den die Probleme unserer Kunden, um auf einegute Lösung zu kommen“, berichtete Kus. Be-sonders dem Nachwuchs müsse man Zeit ge-ben zu lernen, forderte Hartmann. Daher emp-fiehlt sie Unternehmern, „zu den jungen Leu-ten in die Schule zu gehen. Dann erfahren siefrühzeitig, was sie in der Praxis erwartet.“ Kös-ter befürchtete, dass es künftig vor allemdurch immer „effizientere Methoden“ schwie-riger werde, Werte umzusetzen: „Es reichtnicht, Leitlinien aufzustellen. Eine Kultur istnicht sofort veränderbar.“

Als Fazit zitierte Astrid Mangold den deut-schen Ökonomen Professor Horst Albach: „DieWürde des Menschen in der Personalpolitik zuachten, ist keine ethische Zutat zu einer be-triebswirtschaftlich fundierten Personalpoli-tik, sondern ein betriebswirtschaftliches Ge-bot.“ Silvia Kählert �

Diskutierten über den Erfolg von Werteorientierung: (von links) Ellen Stelzig (Ellen Stelzig Coaching), Iris Hartmann (Pflanzenhof Nordshausen), AstridMangold (wertenetzwerk e.V. Kassel), Robert Köster (Roberts Marken & Kommunikation GmbH), Thomas Kus (Betten Damm) und Carsten Heustock(stellvertretender IHK-Geschäftsbereichsleiter Unternehmensförderung und Standortpolitik). Foto rechts: Vertrauen verbindet Kunden und Mitarbei-ter mit dem Unternehmen. Dafür plädierte Referent Thomas Kus, Inhaber des Fachgeschäfts Betten Damm. (Fotos: wertenetzwerk / Aumeier)

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8 Wirtschaft Nordhessen 10.2015