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UNTERNEHMERFORUMGEFLÜCHTETE MENSCHEN IN ARBEIT
DOKUMENTATION
22. März 2018 Lück-Akademie GießenEine Veranstaltung von BLEIB in Hessen II
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Als erste Vorsitzende des Mittelhessischen
Bildungsverband e.V. (MBV) begrüßt Angelika
Funk die ca. 80 Gäste in der Lück-Akademie
in Gießen. Der MBV ist ein Zusammenschluss
verschiedener Beschäftigungsträger, Städte
und Landkreise im Raum Mittelhessen mit
dem Ziel, die Zusammenarbeit im Bereich der
Förderung Benachteiligter in dieser Region
voranzutreiben. Seit Start des Beratungsnetz-
werkes für Geflüchtete – damals noch „BLEIB
in Mittelhessen “ – zur Arbeitsmarktintegrati-
on geflüchteter Menschen im Jahr 2008 ist der
MBV Trägerverein und stellt die Koordination
des Netzwerks und der Zuwendungsempfän-
ger. „ Netzwerkarbeit ist uns sehr wichtig“ sagt
die Vorsitzende. „So zeigt das Netzwerk BLEIB
in Hessen II, dass ein guter Austausch in der Bil-
dungsarbeit zu besseren Integrationsergebnis-
sen führt. Der MBV will Ansprechpartner sein
und gemeinsam mit Unternehmen nach guten
Lösungen bei der Einstellung von Geflüchteten
suchen“, erklärt Angelika Funk und wünscht al-
len Beteiligten einen guten Austausch.
Nilgün Öksüz vom Bundesministerium für Ar-
beit und Soziales wies in ihrem Grußwort auf
die langjährige Erfahrung hin, die das Netz-
werk BLEIB in Hessen II in der Beratung für
Geflüchtete auf dem Weg in den Arbeitsmarkt
hat. „Gerade deshalb kennen Sie die Bedeu-
tung der Zusammenarbeit mit den wichtigen
Akteuren wie Unternehmerinnen und Unter-
nehmern, Arbeitgeberverbänden oder Dach-
organisationen wie dem DIHK nur allzu gut.
Denn die gute Kooperation – oder mehr noch
– gute Verzahnung der Akteure ist wesentlich,
um eine nachhaltige Integration von Flüchtlin-
gen überhaupt zu gewährleisten.“
Für Lydia Koblofsky, Koordinatorin von
„BLEIB in Hessen II“ (Mittelhessischer Bil-
dungsverband e.V.) ist die Arbeitsmarktin-
tegration von Geflüchteten eine win-win-
Situation für Unternehmen und Geflüchtete.
Viele Unternehmen sehen dies bereits ebenso.
Einer Umfrage von 2000 mittelständischen
Unternehmen in Deutschland zufolge, seien
zwei Drittel der Meinung, dass Geflüchtete
mittelfristig dazu beitragen werden, den Fach-
kräftemangel zu mildern. Die Koordinatorin
stellt das Netzwerk BLEIB in Hessen II vor, das
kontinuierliche, arbeitsmarktliche Begleitung
für Geflüchtete bietet und auch Ansprech-
partner für Unternehmen bei der Einstellung
von Geflüchteten ist. Seit Anfang 2016 haben
die BLEIB-Berater/innen ca. 1700 Geflüch-
tete in sieben Landkreisen Hessens beraten.
„Wir wünschen allen einen bereichernden Aus-
tausch und dass dieser zu einer guten und en-
gen Zusammenarbeit führt, in der wir vonein-
ander wissen, uns abstimmen und gegenseitig
stärken können“, so Koblofsky.
Thomas Becker, Pressereferent NETZWERK
Unternehmen integrieren Flüchtlinge, be-
grüßt als Kooperationspartner beim Unter-
nehmensforum. „Für Unternehmen ist es
wichtig, vorhandene Netzwerke zu nutzen,
um Erfahrungen auszutauschen“, betont Tho-
mas Becker, „denn für viele Herausforderun-
gen haben Andere schon praktische Lösun-
gen gefunden. Gleichzeitig helfen Netzwerke,
Fachwissen aufzubauen und Akteure kennen
zu lernen, die die betriebliche Integration un-
terstützen.“
Das bundesweite NETZWERK Unternehmen
integrieren Flüchtlinge hat das Ziel, Unterneh-
men bei der betrieblichen Integration zu un-
terstützen. Initiiert wurde es vom Deutschen
Industrie- und Handelskammertag e.V. (DIHK).
Das Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie und der DIHK finanzieren das Netz-
werk. Inzwischen sind bundesweit rund 1.700
Unternehmen Mitglied.
Nach Auffassung des Dezernenten für In-
tegration, Demographie und Teilhabe des
Landkreises Gießen, Istayfo Turgay, können
Geflüchtete im Arbeitsmarkt mehr lernen als
dies die klassischen Integrationskurse leisten
können. Als ein möglicher Weg in den Arbeits-
markt stellt er das Projekt Dreisprung des
Landkreises Gießen, der ZAUG gGmbH, dem
Jobcenter und der Arbeitsagentur Gießen vor.
Ressourcen und Hürden geflüchteter Arbeitskräfte
Tina Martinson, Ansprechpartnerin für Be-
triebe bei BLEIB in Hessen II und Leiterin der
„Servicestelle Vielfalt im Betrieb“ des IQ Netz-
werks Hessen stellt die Erkenntnisse der Ar-
beit mit Betrieben vor. Was hat sich bewährt?
Was ist problematisch? Was kann der Betrieb
tun, um den Einstellungsprozess zu unterstüt-
40 Unternehmen tauschen sich aus über Erfahrungen der Beschäftigung von Geflüchteten. Am 22.03.2018 lud das Beratungsnetzwerk „BLEIB in Hessen II“ gemeinsam mit dem „NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertages e.V. (DIHK) Geschäftsführende und Personalverantwortliche sowie zahlreiche Expertinnen und Experten der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in die Lück-Akademie nach Gießen ein zum „Unternehmer-forum: Geflüchtete Menschen in Arbeit“.Die Resonanz der Gäste, die in den voll besetzten Räumen der Lück-Akademie zusammenkamen, war sehr positiv. Die Integration von Geflüchteten in die Unternehmen gelingt am besten, wenn unterstüt-zende Programme, Angebote und Netzwerke genutzt werden, so ein Fazit der Veranstaltung. Der Erfah-rungs- und Informationsaustausch hat dazu beigetragen, mehr Transparenz über Unterstützungsan-gebote zu schaffen. Unternehmen und Expert/innen tauschten sich zu Fragen rund um Qualifizierung, Ausbildung und Vermeidung von Abbrüchen, Asylrecht und Deutsch im Betrieb aus. Der Bedarf nach Informationen und Erfahrungsaustausch der Unternehmervertreter/innen aus den Branchen Hand-werk, Baugewerbe, Technik, Zeitarbeit, Einzelhandel, Verwaltung und Finanzdienstleistung war groß, was an den engagierten Diskussionen deutlich wurde. Im Folgenden finden Sie eine ausführliche Dokumentation der Veranstaltung:
GRUSSWORTE :: VORTRAG :: INTERVIEWS TEIL 1
Abb. links: Angelika Funk, erste Vorsitzende des Mittelhessischen Bildungsverbandes (MBV)
Abb. rechts: Moderatorin Dr. Nkechi Madubuko, Lydia Koblofsky, Koordinatorin BLEIB in Hessen II
Abb. links: Thomas Becker, Pressereferent NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge (NUIF)
Abb. rechts: Istayfo Turgay, Dezernent Integration, Demo-graphie und Teilhabe beim Landkreis Gießen
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zen? Hier ist Flexibilität gefragt. Der Betrieb
kann z.B. beim Spracherwerb unterstützen
durch visualisiertes Lernmaterial, Kosten-
übernahme für Sprachkurse oder die Freistel-
lung der Geflüchteten, damit ein Sprachkurs
besucht werden kann. Auch das Thema Mobi-
lität der Geflüchteten in ländlichen Gebieten
kann durch gute Ideen gelöst werden.
Hilfreich ist, wenn der Einstellungsprozess
im Unternehmen begleitet wird, wie es die
Servicestelle Vielfalt im Betrieb im Raum Mit-
tel- und Nordhessen anbietet. Gemeinsam mit
BLEIB in Hessen II kann sie eine Vorauswahl
von potentiellen neuen Mitarbeiter/innen für
Betriebe bieten. Eine engmaschige Begleitung
von Kontaktaufnahme bis Einarbeitung der/s
Geflüchteten im Unternehmen schafft Sicher-
heit auf beiden Seiten, Fragen und Probleme
können so schnell und gezielt gelöst werden.
Interview: Erfahrungen Hessischer Unternehmer/innen
Interviewer: Thomas Becker vom NETZWERK
Unternehmen integrieren Flüchtlinge
Sigrid Schneider, Teamleiterin für Personal der
SPIE Lück Beratung Gießen, sucht für ihren
Betrieb immer Azubis. Um Geflüchteten eine
besondere Einstiegschance zu ermöglichen,
haben sie deshalb das Pilot-Projekt „Drei-
sprung“ gemeinsam mit dem Landkreis Gießen,
der Arbeitsagentur und der ZAUG gGmbH ins
Leben gerufen. In einem Assessment-Center
und mit Hilfe von zwei Dolmetschern holten
sie 15 Bewerber/innen mit Fluchthintergrund,
Azubis und Ausbildungsverantwortliche der
Lück-Gruppe zum Kennenlernen zusammen.
Fünf Bewerber/innen wurden ausgewählt und
zum dreimonatigen Praktikum eingeladen.
Alle fünf erhielten im Anschluss eine Einstiegs-
qualifikation (EQ). „Auch Fahrgemeinschaften
und ein gemeinsames Mittagessen tragen zur
Integration bei. Kleine Hürden und Probleme
werden gemeinschaftlich gelöst“, erzählt Si-
grid Schneider.
Andreas Zimmermann ist Personalleiter des
systemgastronomischen Unternehmens Mo-
schMosch in Frankfurt. Die Unternehmens-
gruppe mit 350 Mitarbeiter/innen aus 40
verschiedenen Nationen betreibt 14 Restau-
rants, hauptsächlich im Rhein-Main-Gebiet.
Er berichtet von seinen Erfahrungen aus dem
Alltag in der Gastronomie: „Sprache ist wich-
tig, aber Kommunikation besteht nicht nur aus
Sprache. Die Küche ist der erste Schritt bei der
Integration in das Unternehmen. Durch den
gleichbleibenden Kreis der Gesprächspartner
ist der Spracherwerb hier einfacher als bei-
spielsweise im Service, wo der Kundenkontakt
vielleicht sprachlich überfordern könnte.
Unsere Mitarbeiter/innen sind insgesamt
selbst an der Integration sehr interessiert, so
sprechen auch Muttersprachler/innen nicht
zu schnell und auch mal mit Hand und Fuß.
Dass wir allgemein viel mit Fotos arbeiten,
hilft Nicht-Muttersprachlern sicherlich auch
zusätzlich.“
Ralf Schmidt ist Ausbildungsleiter der Elka-
met Kunststoff GmbH in Biedenkopf, ein Un-
ternehmen mit weltweit 1100 Mitarbeitenden.
Am heimischen Standort in Biedenkopf sind
101 Azubis und "StudiumPlus"-Studierende
beschäftigt, darunter drei Flüchtlinge, von de-
nen zwei kurz vor der Abschlussprüfung ste-
hen. Das Unternehmen hat sich schon 2015
für die Einstellung von Geflüchteten engagiert.
„Uns war klar, dass wir Unterstützung leisten
müssen. Wir haben engen Kontakt zu den Be-
ruflichen Schulen und haben darüber hinaus
zahlreiche Initiativen ergriffen, um unseren
Auszubildenden die besten Möglichkeiten zu
eröffnen. Beispielsweise finanzieren wir über
das Angebot der Beruflichen Schulen hinaus
zusätzlichen Deutschunterricht. Wir fördern
zudem den Austausch unserer Azubis unter-
einander, denn die gegenseitige Hilfe und das
Miteinander-Lernen sind besonders wirk-
sam."
Interview: Geflüchtete Arbeitnehmer/innen kommen zu Wort
Interviewerin: Dr. Nkechi Madubuko
Abdul Raof Sidiqi absolviert seit September
2017 eine Ausbildung zum Elektroniker bei
WISAG Kassel. Der 25-Jährige aus Afghanis-
tan hat im Heimatland neun Jahre die Schule
besucht und fünf Jahre auf einem Technischen
Institut in Kabul gelernt, bevor er 2015 nach
Deutschland kam. Die BLEIB-Beraterin des
MBV Kassel habe ihm geholfen, Bewerbungs-
unterlagen zusammenzustellen und sich um
ihn gekümmert, erzählt er. Wie es ihm als
einziger Azubi mit Fluchthintergrund gefällt?
„Ich bin zufrieden. Ich habe gute Kollegen. Die
Berufsschule ist schwer, aber ich werde das
schaffen!“ Was er anderen Geflüchteten raten
würde? „Vor allem die deutsche Sprache ler-
Tina Martinson, IQ Servicestelle Vielfalt im Betrieb / Arbeit und Bildung e.V.
Sigrid Schneider, Teamleiterin Personal bei SPIE LückBeratung Gießen, führte Assessment-Center durch.
v. li. Bahrullah Monghokhail, Abdul Raof Sidiqi, ModeratorinDr. Nkechi Madubuko
v.li. Sigrid Schneider (SPIE Lück), Andreas Zimmermann (Mosch-Mosch), Thomas Becker (NUIF). Zimmermann berichtet aus seinen Erfahrungen mit 40 verschiede-nen Nationen.
Ralf Schmidt (re.), Ausbildungs-leiter Elkamet Kunststoff GmbH organisierte Deutschunterricht für seine Geflüchteten.
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nen. Es ist eine schwierige Sprache. Am besten
gleich eine Beratungsstelle wie BLEIB in Hes-
sen II aufsuchen, die einem hilft.“
Bahrullah Monghokhail arbeitet als Hand-
werker bei Bürckenmeyer Stadtallendorf. Er
ist seit 2010 in Deutschland. In der BLEIB-
Beratung der Praxis GmbH in Marburg hat er
Hilfe bekommen, damit er den Hauptschulab-
schluss nachholen konnte. Auch hat er mit Hil-
fe der BLEIB-Beratung ein Praktikum bei der
Metallbaufirma Bürckenmeyer gefunden. „Ich
wusste zu Beginn des Praktikums gar nichts.
Wie muss man sich bei Vorgesetzten und Kol-
legen verhalten? Was ist richtig? Wie muss
man arbeiten? Wie ist das mit Sicherheit? Im
Praktikum habe ich viel gelernt.“ Auch in der
Ausbildung hat Bahrullah Monghokhail wei-
terhin Kontakt mit der BLEIB-Beratung: „Als
ich 2014 in der Berufsschule angefangen habe,
hatte ich sehr viele Schwierigkeiten. Gut, dass
die Berater da waren, sie haben mich da durch-
geleitet.“
Forum I: Berufsvorbereitende Angebote und Qualifizierung
Verschiedene Qualifizierungsangebote von IQ,
Jobcenter, Arbeitsagentur u.a. wurden in die-
sem Forum benannt und diskutiert: First Step,
InAquA (IQ), My Skills (Jobcenter), WeGebAU
und der Eingliederungszuschuss (Arbeitsagen-
tur) sowie die hessische Initiative für Nachqua-
lifizierung im Betrieb ProAbschluss sind wichti-
ge Förderprogramme, die den Einstellungs- und
Qualifizierungsprozess von Geflüchteten flan-
kieren und fördern können. Ebenso wichtig
sind Flüchtlingsberatungsstellen wie BLEIB in
Hessen II. Berater/innen in sieben Landkreisen
Hessens begleiten die Geflüchteten über einen
längeren Zeitraum und bereiten sie auf den
Arbeitsmarkt vor. Sie haben Kenntnis über die
verschiedenen Förder- und Qualifizierungsan-
gebote und können beim Matchingprozess zwi-
schen Betrieb und Bewerber/in unterstützen.
Es gibt viele engagierte Unternehmen, die
großen Einsatz für Geflüchtete zeigen. Da
kommt es auch mal zu negativen Erfahrungen.
Auch bestehen häufig Bedenken seitens der
Betriebe wegen zusätzlicher Bürokratie oder
den tatsächlichen beruflichen Fähigkeiten der
Geflüchteten. Umso wichtiger ist es dann, An-
sprechpartner/innen zur Seite zu haben.
Die Unternehmer/innen wünschen sich mehr
Transparenz über die Vielfalt der Angebote.
Bildungsträger sollten hier Klarheit schaffen,
aktiv auf Unternehmen zugehen und ihre Un-
terstützung anbieten.
Im Betrieb braucht es mehr prozessorientier-
te „Kümmerermodelle“, flankiert durch sozial-
pädagogische und beratende Begleitung von
der Kontaktaufnahme mit den Geflüchteten
im stetigen Prozess bis zur Integration in das
Unternehmen.
Moderatorin Forum I:
• Lydia Koblofsky
Koordination BLEIB in Hessen II
Input:
• Dr. Frank Zerayohannes-Bölts / INBAS/IQ
• Thomas Weigand / Jobcenter Gießen
Weitere Expert/innen von:
• BLEIB in Hessen II Hanau und Kassel
• Arbeitsagentur Gießen
• ProAbschluss Schwalm
Forum II: Ausbildung – Förder-möglichkeiten und Vermeidung von Abbrüchen
In diesem Forum stand die Ausbildung von
Geflüchteten im Mittelpunkt. Verschie-
dene Förder- und Unterstützungsmög-
lichkeiten wurden vorgestellt (durch das
Kreisjobcenter Marburg). Daneben wurden
auch Programme und Ansätze zur Vermei-
dung von Ausbildungsabbrüchen benannt.
Die Berater/innen von BLEIB in Hessen II
berichteten von ihren guten Erfahrungen
mit den Programmen VerA/Senior Expert
Service und QuABB (Qualifizierte Ausbil-
dungsbegleitung in Betrieb und Berufs-
schule), die auch bei den Teilnehmenden
des Forums auf großes Interesse stießen.
Deutlich wurde der Wunsch der Unterneh-
men, sich weiter auszutauschen und zu ver-
netzen, um aus Problemen und Lösungen
bei der Ausbildung von Geflüchteten vonei-
nander zu lernen und auch, um Geflüchtete
möglicherweise gemeinsam bei den Lern-
inhalten der Berufsschule unterstützen zu
können.
Von mehreren Seiten wurde festgestellt,
dass gute Integrationserfolge von Unter-
nehmen erzielt wurden, wenn begleitende
Programme wie innerbetriebliche Paten-
programme oder andere Unterstützungs-
angebote eingesetzt wurden.
Moderatorin Forum II:
• Merle Drusenbaum
Koordination BLEIB in Hessen II
Input:
• Julia Becker / BLEIB in Hessen II Marburg
Praxis GmbH
• Uwe Kreiter
Kreisjobcenter Marburg-Biedenkopf
Weitere Expert/innen von:
• BLEIB in Hessen II Gießen und Marburg
• Arbeitsagentur Marburg
• QuaBB /INBAS
• VerA Senior Expert Service Bonn
• IHK Lahn-DillAUSTAUSCH IN DEN FORENTEIL 2
In vier Diskussionsforen konnten Personalverantwortliche gemeinsam mit Ex-pertinnen und Experten einzelne Aspekte zum Thema Einstellung von Geflüch-teten im Betrieb diskutieren. Die Koordinatorinnen Lydia Koblofsky und Merle Drusenbaum von „BLEIB in Hessen II“, Tina Martinson von der „IQ-Servicestelle Vielfalt im Betrieb“ und die Diversity-Trainerin Dr. Nkechi Madubuko moderier-ten die Foren.
Reger Austausch zwischen Expert/innen und Unternehmen in den Foren.
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Forum III: Arbeitsrechtliche Fragen zur Beschäftigung von Geflüchteten
In Forum III informierte Timmo Scherenberg
vom Hessischen Flüchtlingsrat (Teilprojekt
von BLEIB in Hessen II) darüber, welche Schrit-
te und Voraussetzungen für die Erreichung
des Arbeitsmarktzugangs und der Arbeitser-
laubnis während des Asylverfahrens und bei
Geduldeten notwendig sind. Auch bei einem
abgelehntem Asylantrag gibt es Möglichkei-
ten für eine Aufenthaltssicherung während
der Ausbildung wie z.B. die seit 2016 einge-
führte „3 plus 2-Regelung“ bzw. „Ausbildungs-
duldung“. Geflüchtete in einer qualifizierten
Ausbildung sind damit vor Abschiebung ge-
schützt. Auch für Unternehmer ergibt sich da-
durch mehr Planungssicherheit.
Über Erfahrungen mit der Beantragung einer
Arbeitserlaubnis aus Arbeitgebersicht be-
richtete Andreas Zimmermann: „Es ist ganz
einfach – einen Bafög-Antrag auszufüllen ist
komplizierter“. Zimmermann ist Personalleiter
des systemgastronomischen Unternehmens
MoschMosch in Frankfurt. „Man gewöhnt sich
an die Formulare und Abläufe.“ Zimmermann
möchte den Unternehmen die Angst vor der
Einstellung von Geflüchteten nehmen. Die
Unternehmensgruppe MoschMosch mit 350
Mitarbeiter/innen aus 40 verschiedenen Na-
tionen hat viele positive Erfahrungen in der
Einstellung von Geflüchteten gemacht. Es gibt
viele Unterstützungsangebote für Geflüchte-
te, die Unternehmer nutzen sollten, empfiehlt
Andreas Zimmermann.
Moderatorin Forum III:
• Dr. Nkechi Madubuko / Diversity-Trainerin
Input:
• Timmo Scherenberg / BLEIB in Hessen II/
Hessischer Flüchtlingsrat (hfr)
• Andreas Zimmermann / MoschMosch Frank-
furt
Weitere Expert/innen von:
• BLEIB in Hessen II Frankfurt/Main
• Ausländerbehörde Stadt Gießen
• Kompetenzzentrum Flucht & Integration
der Arbeitsagentur Gießen
Forum IV: Deutsch im Betrieb – Sprachhürden überwinden, Konflikte vermeiden
Um zu wissen, wie es sich anfühlt sich in einer
anderen Sprache auszudrücken, startete das
Forum IV mit einer Übung zur Sensibilisierung
der Teilnehmenden. In einem Perspektivwech-
sel erlebten die Teilnehmenden, wie es ist,
nach Worten zu suchen. In der Auswertung
wurde diskutiert, was ist hilfreich und was
eher nicht. Die Beobachtungen flossen in die
Diskussion ein.
Der Ausbildungsleiter des mittelständischen
Unternehmens Elkamet Kunststoff GmbH
aus Biedenkopf, Ralf Schmidt, berichtete, mit
welchen Mitteln die Geflüchteten in die Aus-
bildung eingebunden werden und wie Sprach-
entwicklung gefördert wird. Elkamet setzt auf
Visualisierungen und Lernprogramme für ihre
geflüchteten Auszubildenden und auf Arbeit
in gemischten Teams.
In der Diskussion stellt sich heraus, dass das
Lernen in der Berufsschule Geflüchteten
häufig aufgrund von Sprachschwierigkeiten
schwerer fällt, als das praktische Arbeiten.
Der Wunsch wird geäußert, längere Ausbil-
dungszeiten zu ermöglichen und verschiedene
Hilfen in den Prüfungen zuzulassen, wie zum
Beispiel Wörterbücher oder auch längere
Prüfungszeiten für Menschen mit Deutsch als
Zweitsprache.
Die Vielzahl an Angeboten für Auszubilden-
de mit Fluchthintergrund enden oft ab einem
Alter von 25 Jahren. Das macht es für älte-
re Azubis schwerer. Hier wird das hessische
Förderprogramm ProAbschluss benannt, das
Nachqualifizierung bzw. Externenprüfung
durchführt.
Zum Schluss wurde die Schaffung einer Will-
kommenskultur im Betrieb angesprochen.
Wie kann eine Betriebsatmosphäre geschaf-
fen werden, die es erlaubt, Deutsch zu lernen
und beim Anwenden auch Fehler zu machen?
Die „Servicestelle Vielfalt im Betrieb“ des IQ-
Netzwerks Hessen bietet hier Unterstützung
und interkulturelle Trainings für kleine und
mittlere Unternehmen an, gerade auch zum
Thema „interkulturelles Teambildung“ oder
„Deutsch am Arbeitsplatz“.
Moderatorinnen Forum IV:
• Tina Martinson und Julia Cimbora /
Servicestelle Vielfalt im Betrieb
Input:
• Ralf Schmidt / Elkamet Kunststofftechnik
GmbH Biedenkopf
Weitere Expert/innen von:
• BLEIB in Hessen II Kassel
• ProAbschluss Gießen
• TransCareKult (IQ Netzwerk)
• Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten
Unternehmerstimmen im Nachgang
„Aus meiner Perspektive war die Veranstal-
tung sehr gelungen. Sicherlich konnte der ein
oder andere etwas Neues erfahren und dazu-
lernen. Auch ich habe interessante Aspekte
mitgenommen.“
„Gute Wahl der Themen, ich hätte gern mehr
als ein Forum besucht“.
„Ich wusste bisher nicht, dass es Unterstüt-
zungsprojekte wie Senior Expert Service,
QuABB oder BLEIB in Hessen II gibt. Das Un-
ternehmerforum hat mir einen Überblick ver-
schafft.“
„Sehr gute Veranstaltung! Es war interessant
zu hören, welche Lösungen andere Unterneh-
men bei der Einstellung von Flüchtlingen ge-
funden haben. Ich würde mir mehr Raum für
den Erfahrungsaustausch wünschen.“
„Ein spannender und informativer Abend!
Danke!“
Zeit für Gespräche und zum weiteren Netzwerken.
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AUSBLICK UND DANK
Das große Interesse an den Themen unseres Unternehmerforums „Geflüchtete Menschen in Arbeit“ hat uns in unserem Ansatz bestätigt:
• Wir planen weitere Veranstaltungen für Unternehmen in kleinerem Format. Hier wollen wir Themen vertiefen und weiteren Raum für Austausch bieten.
• Wir möchten weiterhin in Kontakt bleiben und sind gern als Ansprechpartner bei der Einstellung von Geflüchteten für Sie da.
• „BLEIB in Hessen II“ und der Trägerverein Mittelhessischer Bildungsverband e.V. werden auch in Zu-kunft zusammen mit den Akteuren des Arbeitsmarktes an guten Lösungen arbeiten, damit der Weg in die Berufswelt für die geflüchteten Menschen und die aufnehmenden Unternehmen ein Erfolg wird.
Die Mitarbeiter/innen von BLEIB in Hessen II möchten sich bei allen Beteiligten für Ihre wertvollen Beiträge, Ihre engagierten Fragen und Diskussionsanregungen und die konstruktive Stimmung bei un-serem Unternehmerforum in Gießen bedanken. Ein großes Dankeschön auch an die Verantwortlichen der Lück-Akademie für die gute Zusammenarbeit und an das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge für ihre große Unterstützung. Auch ein herzliches Dankeschön an Abdul Raof Sidiqi und Bahrullah Monghokhail, die viel Mut bewiesen haben, vor dem großen Publikum zu sprechen! Wir hoffen, der Austausch hat für Sie ein Stück mehr Transparenz geschaffen und neue Ideen gebracht, damit eine erfolgreiche Integration von Geflüchteten im Betrieb gelingt. Wir wünschen Ihnen dabei alles Gute und stehen Ihnen jeder Zeit als Ansprechpartner zur Verfügung!
Das BLEIB-Team sagt danke: v. li: Elena Gavrilova und Kerstin Warnecke (Verein für Bildung und Beratung e.V. VBB/Öffentlichkeitsarbeit), Lydia Koblofsky (MBV/Koordination), Angelika Funk (erste Vorsitzende des MBV), Merle Drusenbaum (MBV/Koordination), Dr. Nkechi Madubuko (Diversity-Trainerin), Tina Martinson (Arbeit und Bildung / IQ Servicestelle Vielfalt im Betrieb)Nützliche Links:
Unterstützende Projekte„Servicestelle Vielfalt im Betrieb“ des IQ Netzwerks Hessenhttps://www.hessen.netzwerk-iq.de/fileadmin/user_upload/iqn/Infomateri-al/Flyer_Projekte_IKE/170818_Flyer_Servicestelle_Arbeit_und_Bildung.pdf
VerA/Senior Expert Servicehttps://vera.ses-bonn.de/
QuABB (Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule)https://www.quabb-hessen.de/
First Step / des IQ Netzwerks Hessenhttps://www.hessen.netzwerk-iq.de/angebote/angebote-fuer-personen-ohne-formale-berufsqualifikation.html
ProAbschlusshttps://www.proabschluss.de/unternehmen/
Dreisprung zur Ausbildung – Berufseinstieg von Geflüchteten (Projekt des Landkreises Gießen) https://www.lkgi.de/wirtschaft-arbeit-und-bildung/2229-sprachliche-inte-gration-von-fluechtlingen-erfolgt-im-beruflichen-alltag
Kausa Servicestelle Gießenhttp://www.zaug.de/projekte/kausa-servicestelle-giessen-fuer-unternehmen/
Angebote der ArbeitsagenturMy Skillshttps://www.arbeitsagentur.de/myskills
WeGebAUhttps://con.arbeitsagentur.de/prod/apok/ct/dam/download/documents/dok_ba013470.pdf
Eingliederungszuschusshttps://con.arbeitsagentur.de/prod/apok/ct/dam/download/documents/dok_ba013242.pdf
Impressum
Koordination BLEIB in Hessen IIMittelhessischer Bildungsverband e.V.
Krummbogen 3, 35039 MarburgTel: 0049 6421 33099-95
Lydia KoblofskyMerle Drusenbaumbleib@mbv-ev.com
Servicestelle Vielfalt im BetriebArbeit und Bildung e.V.
Krummbogen 3, 35039 MarburgTina Martinson
Tel.: 0049 6421 9636 32martinson@arbeit-und-bildung.de
Das Projekt "BLEIB in Hessen II" ist eines von 41 IvAF-Netzwerken in Deutschland und wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.
www.bleibin.de
BLEIB in Hessen II
Trägerverein von BLEIB in Hessen II ist der Mittelhessische Bildungsverband e.V.http://www.mbv-ev.com/
NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlingehttps://www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de/
Redaktion: Kerstin Warnecke, Verein für Bildung und Beratung
Bildquelle: Rasmus Wenzel