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Studium und Lehre im digitalen Wandel – ein

Blick auf die Erfolgsfaktoren

Prof. Dr. Patricia Arnold Hochschule München

Tag der Lehre, Universität Graz 08.11.2018

2 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

1. Digitaler Wandel an Hochschulen – wo stehen wir?

2. Veränderung gestalten I – Ansatzpunkte

3. Veränderung gestalten II - Haltungen

4. Good Practice Beispiele

5. Fazit

Überblick

3 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

„Digital Turn“ ?

ICDE Studie 2018 (Orr, Weller & Farrow 2018

Monitor digitale Bildung (Bertelsmann 2017)

Studie „Lernen mit digitalen Medien aus Studierenden-perspektive“ (Persike & Friedrich 2016)

4 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Digitale Technologien in Hochschulen werden selten strategisch eingebunden

“the majority of HEIs across the

world are currently in the process

of experimenting with

digitalisation and applying new

technologies to certain parts of

their operation”

ICDE Studie (Orr, Weller & Farrow 2018)

5 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Monitor Digitale Bildung (Bertelsmann Stiftung 2017)

1. Didaktische Potentiale bleiben trotz guter Infrastruktur oft ungenutzt

2. Hochschulleitungen und Verwaltungsmitarbeiter sehen in der Digitalisierung Lösungen für konkrete Herausforderungen

3. Bei Strategiefragen gibt es zwei Lager: konsequent digitale Verfechter und konsequent analoge Skeptiker

4. (Lehramts-)Studierende sind keine Enthusiasten der Digitalisierung.

5. Beim Umgang mit offenen Lernmaterialien (OER) herrscht unter den Lehrenden Zurückhaltung

Zentrale Ergebnisse

6 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Zentrale Ergebnisse

1. große Unterschiede zwischen Studienfächern 2. noch größere Unterschiede zwischen den Hochschulen innerhalb

desselben Fach ->konkrete Lehrpraxis einer Hochschule beeinflusst Nutzungsvielfalt

3. private Nutzung digitaler Medien überträgt sich nicht in den Hochschulalltag.

4. Über Fächer und Hochschulen hinweg existieren klar trennbare Nutzertypen.

5. Die Annahme, dass heutige Studierende generell digitalaffin studieren, ist nicht haltbar

6. In der Fläche eher eine punktuelle Anreicherung der Lehre durch digitale Medien, kaum integraler Bestandteil

(HFD 2016, 126)

„Lernen mit digitalen Medien aus Studierendenperspektive“ (Persike & Friedrich 2016 / CHE-Hochschulranking 2015)

7 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Persike & Friedrich 2016 / CHE-Hochschulranking 2015

6.428 5.734 5.426

https://hochschulforumdigitalisierung.de/sites/default/files/dateien/HFD_AP_Nr_17_Lernen_mit_digitalen_Medien_aus_Studierendenperspektive.pdf

7.593

CHE-Studierendenbefragung

n = 27.473 Studierende / 11 Fachbereiche, 150 Hochschulen

• Klassische digitale Medien • Soziale Kommunikationstools • E-Assessment • Multimediale Lerneinheiten • Interaktive Tools/Formate

8 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

1. Digitaler Wandel an Hochschulen – wo stehen wir?

2. Veränderung gestalten I – Ansatzpunkte

3. Veränderung gestalten II - Haltungen

4. Good Practice Beispiele

5. Fazit

Überblick

9 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Bundesleitprojekte (BMBF): über 71,6 Mio. Euro Neue Medien in der Bildung (BMBF): 284 Mio. Euro Notebook-University (BMBF): 25 Mio. Euro E-Learning-Dienste für die Wissen- schaft (BMBF): 40 Mio. Euro

Wettbewerb „Exzellente Lehre“ (KMK/Stifterverband für die dt. Wissenschaft): 10 Mio Euro

„Qualitätspakt Lehre“ (Bund-Länder-Programm): 2 Milliarden Euro

Content

E-Learning Förderprogramme in D

Struktur Integration

1999 – 2004 2000 – 2004 2002 – 2003 2005 – 2008 2009 – 2012 2011 – 2020

Folie Thillosen 2016, IWM

Veränderung gestalten I - Ansatzpunkte

10 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Hochschulforum Digitalisierung (gefördert durch das BMBF)

Stifterverband für die Dt. Wissenschaft und Heinz Nixdorf Stiftung den Strategiewettbe werb "Hochschulbildung und Digitalisierung“: 8* 150.000 Euro

„Metaebene“

2014 2015

Hochschul-strategie

BMBF-Ausschreibung: Forschung zu digitaler Hochschullehre: 10 Mio. Euro BMBF-Ausschreibung: Förderung von Offenen Bildungsmaterialien (OER)

2016

2016

Folie Thillosen 2016, IWM

Veränderung gestalten I - Ansatzpunkte E-Learning Förderprogramme in D (Forts.)

11 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Zwischenergebnis 2009

• Bei fast der Hälfte der Projekte: „Adresse nicht gefunden“

• Kaum erfolgreiche Geschäftsmodelle • Keine ausreichenden Vorkehrungen für die

Übertragbarkeit • Fehlen deutscher Hochschulen auf der

OER-Landkarte • Divergenz in den Zielvorstellungen von

Hochschulen und Ministerien

Folie Thillosen 2016, IWM

12 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Von der Produkt- zur Prozessinnovation

Implementierung von digitalen Medien in der Lehre ist ein komplexer Change Management Prozess

(Euler & Seufert 2005, Haug & Wedekind 2009, HFD 2016)

13 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Eckpunkte St. Gallener Modell zur Nachhaltigkeit von E-Learning Innovationen (nach EULER & SEUFERT, 2005, EULER, 2013)

St. Gallener Modell zur nachhaltigen Verankerung von E-Learning Innovationen

14 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Change Management Stufenmodell nach Kotter 1995

15 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

1. Digitaler Wandel an Hochschulen – wo stehen wir?

2. Veränderung gestalten I – Ansatzpunkte

3. Veränderung gestalten II - Haltungen

4. Good Practice Beispiele

5. Fazit

Überblick

16 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Veränderung gestalten II - Haltungen

„Die digitale Technik führt gerade nicht unweigerlich zu dieser oder jener –

positiven oder negativen - Veränderungen in der Bildung. Ein solcher

Technikdeterminismus würde verkennen, dass es auf die Akteure

ankommt, um Veränderungen in der Bildungsarbeit und einen Wandel in

der Lernkultur herbeizuführen“ Kerres, Michael (2017) „Digitale Bildungsrevolution? Ein Plädoyer für die Gestaltung des digitalen Wandels“

https://ec.europa.eu/epale/de/blog/digitale-bildungsrevolution-ein-plaedoyer-fuer-die-gestaltung-des-digitalen-wandels

-> Lehre mit digitalen Medien als komplexe Gestaltungsaufgabe!

17 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

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014)

Folie Thillosen 2018, IWM

18 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Veränderung gestalten II - Haltungen

„The Internet just is“ (Schulmeister 2008)

„Die Medien sind Teil des Alltags, sie werden als gegeben hingenommen und ganz selbstverständlich genutzt und in die ganz normalen Sozialisationsprozesse einbezogen.“

->nicht notwendige generell höhere Medienkompetenz!

„Digital wird normal“ (Dräger, Friedrich, Müller–Eiselt 2014) Aber: generelle Unterschiede im Lernverhalten empirisch nicht

nachweisbar!

19 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Veränderung gestalten II - Haltungen

Begriff E-Learning ? (Bachmann, Bertschinger und Miluska 2009)

Unterstellt anderes Lernen und suggeriert besseres Lernen Erschwert Dialog mit kritischen & abwartenden Lehrenden

Frage nach Mehrwert des Einsatzes digitaler Medien? (Mayrberger 2016) Verzichtbar in Zeiten des mediatisierten Lebenswandels („permanently

online, permanently connected“, Vorderer et al 2015)

Wichtig ist, „wer was wann wie mit der Technik macht“ (Schulmeister & Loviscach 2018)

-> Einsatz digitalen Medien als eine Gestaltungsdimension von vielen im

Didaktisches Design

20 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Transport- oder Gemeinschaftsperspektive? (Brown & Duguid 1996)

Transportperspektive Lerninhalte effizienter an größere Gruppen von Lernenden zu verteilen

Gemeinschaftsperspektive Zugehörigkeit zu Gemeinschaften fördern, in der auch neue Regeln

und Praktiken entwickelt werden können; prinzipiell ergebnisoffen

Veränderung gestalten II - Haltungen

21 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

1. Digitaler Wandel an Hochschulen – wo stehen wir?

2. Veränderung gestalten I – Ansatzpunkte

3. Veränderung gestalten II - Haltungen

4. Good Practice Beispiele

5. Fazit

Überblick

22 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Beispiel 1 - BA Soziale Arbeit (BASA-Online)

Eckdaten

Verbundstudiengang von 7 Hochschulen in D Blended Learning Format aus ca. 75% Online

Studium und ca. 25% Präsenz-Studium Zugangsvorausetzung: mind. 3 Jahre

einschlägige Berufserfahrung im sozialen Bereich

www.basa-online.de (Arnold et al. 2018)

Eingesetzte Technologien Learning Management System OLAT Live Classroom Adobe Connect E-Portfolio Software Mahara Kollegiale Beratung Online Kokom.net

BA Soziale Arbeit

23 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Neue Studienchancen für „nicht-traditionelle Studierende“

Gewarnt wird vor Standardisierung De-Kontextualisierung Fehlender Förderung von Reflexionsfähigkeit “cultural blindness” - Ignorieren kultureller Vielfalt

(Askeland & Payne 2007)

Beispiel 1 - BA Soziale Arbeit (BASA-Online)

24 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Strukturierte Beratungsmethode unter “Gleichgestellten” Häufig im sozialen Sektor und im Bildungsbereich angewandt, aber auch in

Wirtschaft & Verwaltung (Tietze 2015, Gloger 2013) Unterschiedliche Modelle : hier 10-Schritt „Heilsbronner Modell“ (Spangler

2012) mit den Rollen Fallgeber*in, Moderator*in, Beratende Online: umgesetzt auf spezialisierter Online-Plattform kokom.net (mit

Unterstützung der 10 Prozessschritte ) (Arnold & Schindler 2018) Online: nutzt Forschungsergebnisse der Computer-Mediated Communication

(CMC) (Barak & Grohol 2011, Brunner 2009, Döring 2003, Walther 1992, Walther & Burgoon 1992, Yiang & Hancock 2013):

Online: Teil des Wachstumssektors der Online-Beratung

Beispiel 1 - BA Soziale Arbeit (BASA-Online)

„Kollegiale Beratung Online“

25 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

• ermöglicht orts- und zeitunabhängige kollegiale, fallbasierte Beratungsprozesse

• bietet geschützte, vertrauliche Kommunikation • verknüpft zwei Lernorte (Hochschule/Berufstätigkeit) • stellt Wissenstransfer in soziale Organisationen dar • nahtlos nach Studium weiter nutzbar

Kollegiale Beratung auf kokom.net

Evaluationsergebnisse Online-Befragung 2016 von drei Kohorten

26 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

http://www.eportfolio.lagcc.cuny.edu/scholars/doc_ 20Phongsai/images/eportfolio.jpg

BASA-online: Einsatz von Reflexionsportfolios

Elemente des E-Portfolios Ausgewählte Studienprodukte (mind. 2 aus Modul Wissenschaftlicher Theorie-

u. Praxistransfer) Kommentierungen aus heutiger Sicht (warum ausgewählt?, was zeigen sie?

etc.) Kritische Reflexion (einschließlich struktureller Rahmenbedingungen) Konsequenzen ( was bleibt?, was folgern Sie daraus?) Ggf. Feedback von Lehrenden oder Peers

27 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

URL

• fördern reflexiven Rückblick auf das Studium • ermöglichen einen persönlichen „roten Faden“ im

Curriculum zu erkennen • für Bewerbungen etc. weiter verwendbar • Nutzung multimedialer Möglichkeiten • Studierende entscheiden individuell graduelle Freigabe

BASA-online: Einsatz von Reflexionsportfolios

28 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Beispiel 2 - SLUB Makerspace

BA Soziale Arbeit Makerspace der Sächsischen Landesbibliothek– Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)

29 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Beispiel 2 - SLUB Makerspace

Teil der Makerbewegung: „gemeinschaftliche, kreative Entwicklung und Realisierung innovativer Ideen […] in öffentliche zugänglichen Werkstätten“ (Mietzner & Lahn 2017,24) mit Hilfe digitaler Fertigungstechnologien

Von einer wissenschaftlichen Bibliothek initiiert, als „Ort der Wissensgenerierung“ im 21. Jahrhundert (Tiepmar et al 2018)

Im Fokus Vernetzung von Privatpersonen, Kreativwirtschaft, ‚Makerszene“, Forschungsinstituten und Universität

Austausch und Zusammenarbeit über Universitätsgrenzen hinaus

Formales und informelles Lernen verbunden

https://tp.dresden-concept.de/de/equipment/byunit/id/1774/1/100

30 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

1. Digitaler Wandel an Hochschulen – wo stehen wir?

2. Veränderung gestalten I – Ansatzpunkte

3. Veränderung gestalten II - Haltungen

4. Good Practice Beispiele

5. Fazit

Überblick

31 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Strategie – Einbindung in Gesamtkonzept

Didaktik - Passende didaktische Konzepte

Technologie – benutzerfreundliche Systeme

Organisation – Support, Qualifizierung mit geeigneten Prozessen

Ökonomie - ausreichende, gesicherte Ressourcen

Kultur – Top-down & Bottom-Up, Offenheit für Veränderung / Experimentierfreude

Veränderungsprozess gestalten

Fazit: Zentrale Erfolgsfaktoren

Grafik: Arnold, Mayrberger & Merkt 2006

32 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

33 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

“GIVE P’S A CHANCE:

PROJECTS, PEERS, PASSION, PLAY“ (Resnick 2014)

„When most people think about play, they think about fun and enjoyment. But

when my research group thinks about play, we think about it somewhat

differently. We think of play as an attitude and an approach for engaging with the

world. We associate play with taking risks, trying new things, and testing

boundaries. We see play as a process of tinkering, experimenting, and exploring.

These aspects of play are central to the creative learning process “ https://web.media.mit.edu/~mres/papers/constructionism-2014.pdf

34 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Vielen Dank…

...für Ihre Aufmerksamkeit!

Kontakt: Prof. Dr. Patricia Arnold Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften

Hochschule München arnold@hm.edu

http://www.patricia-arnold.de

35 Tag der Lehre 2018, Universität Graz Patricia Arnold, arnold@hm.edu

Die Diskussion ist eröffnet!