Post on 18-Aug-2019
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Für Mensch & Umwelt
Die Zukunft der Luftreinhaltung in Deutschland und der EU
Statuskolloquium Luft 2014 Dresden, 08. Dezember
Marion Wichmann-Fiebig Abteilungsleiterin II 4 / Abteilung Luft
Das Jahr der Luft 2013 in den Augen der Öffentlichkeit:
08.12.2014 Luft 2014, Dresden 2
Zukunft der Luftreinhaltung
• Ein Drittel der EU-Bevölkerung reiht die Luftqualität
unter die fünf wichtigsten Umweltprobleme ein.
• Für 87 % sind Atemwegserkrankungen ein ernstes Problem.
• 78 % sind besorgt um den Zustand der Ökosysteme.
• 25 % der Deutschen meinen, die Luftqualität habe sich verbessert.
• Weniger als die Hälfte fühlt sich gut über die Luftqualität informiert.
Die Zukunft der Luftreinhaltung in Deutschland und der EU
1 NATIONAL EMISSION REDUCTION CEILINGS
2 ZUKÜNFTIGE LUFTQUALITÄTSSTANDARDS
3 NEUFASSUNG DER TA LUFT
4 WAS BLEIBT ZU TUN?
08.12.2014 Luft 2014, Dresden 3
1 Nationale Emissionsreduktionsverpflichtungen – NERV oder NERC?
Richtlinie 2001/81/EG:
• Nationale Emissionshöchstmengen für NOx, NH3, NMVOC, SO2
• Zieljahr 2010 (Verfehlung für NOx und NMVOC)
KOM Vorschlag 2013:
• NERC für NEC-Stoffe + PM2.5 und CH4
• Zieljahr 2030
• Umweltziele:
- vorzeitige Todesfälle von 400 tsd/a um 40 % senken
- eutrophierte Flächen von 62 % auf 40 % senken
08.12.2014 Luft 2014, Dresden 4
Neue Entwicklungen im Immissionsschutz
PM10 – Jahresmittelwerte
5
0
20
40
60
80
100
120
140
2005 2030 NERC
PM2.5 in kt/a Ziel: -43 %
Wachsende Belastung durch Holzverbrennung
Quelle: Untersuchung zum Einfluss von Holzverbrennung auf die Partikelbelastung (PM10) in Nordrhein-Westfalen als Vorlage für den LAI-Ausschuss L/W/V
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Fortschreibung der KennzeichnungsVO ?
NO2 – Jahresmittelwerte
7
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
2005 2030 2030 EW NERC
NOx in kt/a Ziel: -69 %
NH3-Emissionen
8
0
100
200
300
400
500
600
700
2005 2030 NERC
NH3 in kt/a Ziel: -39 %
0
10
20
30
40
50
60
70
80
1980 1990 2000 2005 2010
Flächenanteile ohne Überschreitung der Critical Loads
Versauerung
Eutrophierung
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Land of the low hanging fruits:
10
SV (Klassenbreite 40 µg/m³)
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
I II III IV V VI
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
SH (Klassenbreite 40 µg/m³)
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
I II III IV V VI
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
LH (Klassenbreite 40 µg/m³)
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
I II III IV V VI
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
urban traffic
rural background
urban background
Ozon – Häufigkeit der Stundenmittelwerte
low concentrations < 40 µg/m³
decreasing medium concentrations 40-80 µg/m³ and 80-120 increasing µg/m³
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
2005 2005 KOM 2030 NERC
NMVOC in kt/a Ziel: -43 %
AOT40 vs. PODY
n
1 ii O3 stom, t,SonnenblatY 0 , max tYFPOD
n
1 ii hO3 0 , )(max X tXzAOT
ACCORDING TO L.GRÜNHAGE, JUSTUS VON LIEBIG UNIVERSITÄT, GIEßEN
Relative contribution of ozone concentration to AOT40 and PODY
Referenzstation Linden (HE); Datengrundlage: 1997 - 2010
n
1 ii hO3 0 , )(max X tXzAOT
n
1 ii O3 stom, t,SonnenblatY 0 , max tYFPOD
ACCORDING TO L.GRÜNHAGE, JUSTUS VON LIEBIG UNIVERSITÄT, GIEßEN
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Juncker tests waters on
withdrawing Barroso proposals Pending packages on air quality and waste are on the
chopping block according to a leaked planning document.
???
2 Luftqualitätsgrenzwerte – Überschreitungssituation im Jahr 2012
14
Neue Entwicklungen im Immissionsschutz
Menschliche Gesundheit
PM10
PM2,5
NO2
O3
SO2
CO
benzene
BaP in PM10
As in PM10
Cd in PM10
Ni in PM10
Pb in PM10
Annual mean (LV)
Annual mean (TV/LV 2015)
Max8h-mean (TV)
Daily mean (LV)
Max8h-mean (LV)
Annual mean (LV)
Annual mean (LV)
Annual mean (TV)
100%
100%
100%
100%
99%
100%
Annual mean (TV)
Annual mean (TV)
Annual mean (TV)
Annual mean (LV)
100%
100%
91%
66%
99%
100% PM10
PM2,5
NO2
O3
SO2
CO
Benzol
BaP in PM10
As in PM10
Cd in PM10
Ni in PM10
Pb in PM10
Anzahl der Stationen
in excess
in compliance
Daily mean (LV)
Annual mean (AEI)
Hourly mean (LV)
Max8h-mean (LTO)
Hourly mean (LV)
97%
100%
99%
2%
100%
Ökosysteme
O3
SO2
NOx
AOT40 (TV)
Annual mean (CL)
Annual mean (CL)
92%
100%
100%
Ozon AOT40 (LTO) 7%
Expositionsabschätzung der EEA für die EU 27
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Neue Entwicklungen im Immissionsschutz
Luftqualitätsgrenzwerte
Was bedeutet gute Luft?
• Auch bei Einhaltung der EU-Grenzwerte ist ein Großteil
der Bevölkerung nicht vor Gesundheitsschäden geschützt.
• Wie kann erreicht werden, dass sich Maßnahmen nicht nur
auf Hot-Spots konzentrieren?
Wo stehen wir in 10 Jahren?
• Sind überall gleichermaßen geltende Grenzwerte
der zukünftige Weg der Luftreinhaltung?
• Unter welchen Randbedingungen sind die
WHO-Empfehlungen einzuhalten?
• Was bewirken Zielwerte?
• Partikel - was regeln: Masse, Oberfläche, Anzahl?
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Neue Entwicklungen im Immissionsschutz
0
1
2
3
4
5
6
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1.0
1.2
Vo
lum
e
Su
rface
0
1
2
Nu
mb
er
10 100 10000Particle Diameter nm
Nucleations-mode
Accumulations-
modeCoarse dust
Number
Surface Volume
1000
(Nlo
gD
p)x
10
-5
(S
/lo
g D
p)
x10
-3
(V
/
log
Dp)
x10
-1
An
zah
l
Ob
erf
läch
e
Vo
lum
en
Anzahl
Welche Metriken und warum?
Oberfläche Volumen
Faktorenbeiträge
Massenkonzentration LDSA-Konzentration
(Partikeloberfläche)
Anzahlkonzentration
Zeitreihenanalysen
STÄDTE (MORTALITÄT):
MÜLHEIM, ESSEN UND OBERHAUSEN IM RUHRGEBIET
BASISPOPULATION: 943,500 EINWOHNER
BEOBACHTUNGSPERIODE:
MÄRZ 2009 – DEZ. 2012
1400 TAGE (224 FEHLENDE TAGE)
ENDPUNKTE:
NATÜRLICHE, KARDIOVASKULÄRE UND PULMONALE TÄGLICHE MORTALITÄT
EXPOSITIONSSCHÄTZUNG (1 ZENTRALE MESSSTATION, MÜHLHEIM-STYRUM):
PNC [#/CM3] UFP: 13.3-30, 30-50,50-100 NM
FP:100-750 NM
PM10 [µG/M3]
PSC [µM2/CM3]
Effect Estimates (PM)
Per 14 μg/m3 natürlich kardiovaskulär
LAG1 1.0 (-0.2, 2.1) 1.5 (-0.5, 3.4)
Effect Estimates (FP,Surface)
Per 1114 #/cm3
Natural CV
LAG1 1.4 (0.0, 2.8) 1.4 (-0.9, 3.7)
LAG4 0.6 (-0.7, 1.9) 0.9 (-1.3, 3.1)
Per 23 μm2/cm3
Natural CV
LAG1 1.0 (-0.5, 2.5) 0.8 (-1.8, 3.4)
LAG4 0.7 (-0.7, 2.1) 1.5 (-0.9, 3.9)
Was ist die TA Luft?
DIE TA LUFT IST DIE ZENTRALE IMMISSIONSSCHUTZ-VORSCHRIFT FÜR
GENEHMIGUNGSBEDÜRFTIGE ANLAGEN
• normkonkretisierende Verwaltungsvorschrift und für Behörden bindend
• Gefahrenabwehr (Schutzanforderungen) und Vorsorge (emissionsbegrenzende
Anforderungen)
• mehr als 50.000 Anlagen
• schafft bundeseinheitliche, verbindliche Anforderungen für genehmigungsbedürftige
Anlagen; somit Gleichbehandlung vergleichbarer Anlagen
• flexibel, z.B. durch altanlagenspezifische Regelungen, Dynamisierungsklauseln,
Minimierungsgebote und Zielwerte
• notwendige Spielräume (gegenüber einer Rechtsverordnung)
• erleichtert den Behörden die Genehmigungspraxis und sorgt für die Wirtschaft für
Rechts-
und Planungssicherheit
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Anpassung der TA Luft
Warum ist eine TA Luft Anpassung/Neufassung notwendig?
TA LUFT LETZTMALIG NOVELLIERT 2002
• Umsetzung der IED neue 4. BImSchV mit geänderter
Struktur und neuen Anlagenarten
• Umsetzung der BVT Schlussfolgerungen
• Sonstige Vollzugsempfehlungen (UA Luft/Technik u.
AISV)
• Fortentwicklung des Standes der Technik
• Befristete Altanlagenregelungen sind abgelaufen
• Harmonisierung mit anderen Rechtsbereichen, z.B. §34
BNatSchG
• Notwendige Aktualisierungen, Korrekturen, Ergänzungen,
Konkretisierungen
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Anpassung der TA Luft
TA Luft Historie: Erste TA Luft 1964 (Gewerbeordnung) Unter BImSchG 1974 Novellierung 1986 Novellierung 2002 (IVU, Luftqualität, Feinstaub) Aktuell: Anpassung/Neufass-ung 2017(?)
Was wird geprüft? (Beispiele)
ÜBERPRÜFUNG DER GESAMTEN TA LUFT, UND INSBESONDERE …
• …Aufnahme von Vollzugsempfehlungen für 11 BVT MB (29 BVT MB
geprüft)
• …krebserzeugende Stoffe (Quarzfeinstaub PM 4 und Formaldehyd)
• … der Anhänge (z.B. Anhang 6: VDI Richtlinien und Normen zur
Messtechnik)
• …aller (!) befristeten (und abgelaufenen) Altanlagenregelungen
• …Berücksichtigung neuer Anlagenarten; z.B. Anlagen zur Herstellung
von Holzpresslingen, Gerbereien und Schredderanlagen
• …Berücksichtigung der CLP VO (u.a. Änderungen bei Begrifflichkeiten)
R-Sätze zu H-Sätzen)
• …Einarbeitung der Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) geplant
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Anpassung der TA Luft
Zeitplan und Beteiligung
ANPASSUNG/NEUFASSUNG INNERHALB DER LAUFENDEN
LEGISLATURPERIODE
• Beginn im März 2014 offiziell
• BMUB/UBA mit Beteiligung der Bundesländer
• Neue ad hoc Bund/Länder AG „TA Luft“ gebildet (Vorsitz BMUB)
• Gezielte und punktuelle Datenrecherche und Gespräche mit der
Industrie
• Verwaltungsvorschriften nach § 48 BImSchG mit Beteiligung
der betroffenen Kreise
• Verbändegespräche so früh wie möglich – z.B. wenn
Teilarbeitsentwürfe vorliegen
• Ziel: Neue TA Luft bis Mitte 2017.
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Anpassung der TA Luft
Grundsatz: Transparenz und Nachvollziehbar- keit
Was bleibt zu tun?
Neue Entwicklungen im Immissionsschutz
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Besseren Schutz für Bevölkerung und Ökosysteme fordern: - Handlungsbedarf benennen - Aufmerksamkeit wecken
Handlungsspielräume identifizieren: - Maßnahmenpotentiale quantifizieren - laufende Rechtsetzung begleiten - technische Lösungen entwickeln
Akteure benennen und Kräfte vereinen:
- Handlungsebenen identifizieren - verantwortliche Ressorts beteiligen - Synergien nutzen
10.12.2014 / Hier steht der Veranstaltungstitel in 12 Punkt 27
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Marion Wichmann-Fiebig
marion.wichmann-fiebig@uba.de
www.umweltbundesamt.de