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Pflegemix in quartiersbezogenen Verantwortungsgemeinschaften
Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff
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AusgangshypothesenDie Zukunft des Alters liegt im Quartier - Pflege und Hilfebedarf muss dort
möglich gemacht werden, wo Menschen sozialräumlich verankert sind und ihre sozialen Bezüge haben.
Mittlerweile existiert eine große Bandbreite und Vielzahl an formellen und bürgerschaftlich organisierten Unterstützungs- und Hilfsangeboten, die ein gelingendes Altern im Wohnquartier oder in der Gemeinde möglich machen könnten.
Die Angebotsvielfalt garantiert jedoch nicht, dass diese Hilfe- und Unterstützungsstrukturen für Bürger(innen) zugänglich sind und Hand in Hand gehen zum Wohl des einzelnen alten Menschen.
Stattdessen gibt es unterschiedliche Zugangsbarrieren - formelle und bürgerschaftlich organisierte Angebote bestehen eher unverbunden nebeneinander und folgen verschiedenen „Logiken“, die sich gegenseitig oft eher behindern.
Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ findet kaum statt. Dadurch werden viele Ressourcen nicht so genutzt wie es sinnvoll und notwendig wäre.
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Drei Perspektiven
Perspektive 1: Bürgerschaftliches Engagement und Beteiligung
Perspektive 2:Organisationen Verbände und Dienstleister
Perspektive 3: Zusammenspiel Professionelle , Freiwillige und Nachbarschaften
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Perspektive 1: Bürgerschaftliches Engagement und Beteiligung
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Erfahrungen auf lokaler Ebene verdeutlichen symptomatische Problemfelder: • Konkurrenz statt Vernetzung• Unübersichtlichkeit statt abgestimmter Angebote• Kurzfristigkeit statt Nachhaltigkeit• oft fehlende Verbindung mit dem Lebensraum der
Beteiligten
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Zentrale Anforderungen• Kooperationsstrukturen und Netzwerke zwischen den
verschiedenen Einrichtungen und Zusammenschlüssen schaffen, um Aufgabenüberschneidungen zu vermeiden und Ressourcen zu bündeln.“
• Ansiedlung dieser Infrastrukturen der Engagementförderung „im lokalen Gemeinwesen“
Deswegen: Lokale Verantwortungsgemeinschaften• verankert im Quartier/ kleinräumig in der Kommune• erfahrungsbezogen• verbunden mit dem Lebensumfeld• Verknüpfung auf Augenhöhe zwischen den gewerblich-
professionellen, bürgerschaftlich-organisierten, informellen und kommunalen Strukturen
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Perspektive 2: Organisationen, Verbände und Dienstleister
Festzustellen ist eine deutliche Diskrepanz
Insgesamt geht es weniger darum,
„zwischen der breiten fachlichen und politischen Anerkennung, die das Konzept der Vernetzung findet, und seiner eher halbherzigen Umsetzung“ (Zeman 2007).
„neue Institutionen der Leistungserbringung aufzubauen, als eine Struktur zu schaffen, in der sich die Koordination der bestehenden Versorgungselemente und die Kooperation der im Feld bereits tätigen Akteure nachhaltig verankern lässt“.
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Perspektive 3: „Zusammenspiel“ Professionelle , Freiwillige und Nachbarschaften
Aktuell dominierende Formen von bürgerschaftlichem Engagement:
Freiwillige sind als „Auftragnehmer“ in Institutionen tätig oder engagieren sich in Initiativen gänzlich abgekoppelt von Institutionen
Gleichberechtigte Vernetzung von „professionell“ und „freiwillig“ kaum vorhanden
Deshalb ist dringend notwendig: Verbindung von Freiwilligen und Professionellen in
Verantwortungsgemeinschaften Aushandlungsprozesse und Kommunikation auf Augenhöhe Sozialraum- statt Institutionenlogik
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Wie kann dies gelingen?
Vernetzungstreffen plus Planungswerkstätten Professionelle + Freiwillige + Sozialraumbezug
Schärfung des Problembewusstseins vor Ort Sozialer Zusammenhalt Stärkung von Solidarität Demokratische Entwicklung des Gemeinwesens
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Aufgabenteilungen der Akteure im PflegemixZiel: Gemeinsame Verantwortlichkeit Vision: „Caring Community“
Pflegebedürftiger Mensch
Hilfen zurAlltagsbewältigung
Hilfen zurAlltagsbewältigung
Ambulante DiensteStationäre Versorgung
Nachbarschaftshilfe
Pflege Soz. Beratung /Begleitung
Ambulante,stationäre undteilstationärePflege
Pflegende Angehörige und nahe stehende Menschen
Gesetzliche Betreuer
Beratungs-stellen
Ehrenamtliche Betreuer
Besuchsdienste
(vgl. Bubolz-Lutz & Kricheldorff 2006, S. 26)
Professionelles System
Informelles System
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Pflegemix – ein integratives Konzept
Landesmodellprojekt
Pflegemix in Lokalen Verantwortungsgemeinschaften
Die demografische Entwicklung in Baden-Wüttemberg
Pflegestatistik 2011
von 2007 – 2011 ein Anstieg pflegebedürftiger Menschen um ca. 250.000 häusliche Pflege weitgehend stabil (schon seit 1999) mehr als 2 Drittel Angehörigenpflege – zunehmend in neuen
Ausprägungen und Settings
• Ganz gleich in welcher Lebensphase – Pflegebedürftigkeit und chronische Krankheit stellen immer Einschnitte im persönlichen Leben dar und müssen integriert werden
von Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen gleichermaßen
• Sorge und Pflege für alte Verwandte werden für die mittleren Generationen zu einer neuen Phase im Lebenslauf, die zuweilen länger ist als die der Kindererziehung
zum Teil 20 Jahre und mehr!!
• Trotz veränderter Familienstrukturen (z.B. Patchworkfamilien) und erhöhter Mobilität ist intergenerationelle Solidarität weitgehend noch ungebrochen – sie wird aber in neuen Formen gelebt
„multilokale Mehr-Generationen-Familie“ (Bertram) Wahlverwandtschaften
• Geburtenstarke Jahrgänge garantieren in den nächsten 10-15 Jahren noch ein hohes Maß an Angehörigenpflege
Pflege als lebensbegleitende Herausforderung
Pflegemix inLokalen Verantwortungsgemeinschaften
Eine Perspektivenerweiterung in der Diskussion um die Zukunft der Pflege, die künftig immer stärker als Gemeinschaftsaufgabe verstanden werden muss.
Ein konstruktives Miteinander in Nachbarschaften und Gemeinden, getragen von Solidarität und Verantwortungsübernahme, auch zwischen den Generationen
Wichtig ist dabei ein Zusammenwirken (Ko-Operation und Ko-Produktion) von professionellen Diensten, Freiwilligen, Angehörigen und Nachbarn, auf Augenhöhe, in einem Mix aus unterschiedlichen und auf einander abgestimmten Zuständigkeiten und Leistungen.
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Übergreifende Ziele
• Vermeidung von Doppelstrukturen und kostspieligen Reibungsverlusten, Förderung der Übersichtlichkeit des Hilfesystems, Abbau von Zugangsbarrieren und Schaffung von Partizipationsmöglichkeiten für alle Akteure im Quartier.
• Entwicklung, Erprobung und Evaluation eines neuen Konzepts in 4 Modellkommunen in Baden-Württemberg (städtisch, stadtnah, ländlicher Raum, verschiedene Demografietypen)
Pflegemix in Lokalen Verantwortungsgemeinschaften
Handbuch für Kommunen
Freiburg im Breisgau
Zahlen und Prognosen für die Stadt Freiburg
Freiburg: Demografie-Typ 2Sozial heterogene Zentren der Wissensgesellschaft(Stand Juli 2012)
Insgesamt 56 Kommunen bundesweit
Merkmale: Gravitationsräume der Wissensgesellschaft – hohe Kaufkraft und unterschiedliche Armut – hoher Anteil an Hochqualifizierten am Arbeits- und Wohnort – soziodemographisch heterogen-
Weichenstellungen für Pflegeszenarien
PflegeszenarienNovember 2012
Szenario 1 (Status quo): Es werden die Anteile der Pflegebedürftigen in den jeweiligen Versorgungsarten je Alter, Geschlecht und Region fortgeschrieben.
Szenario 2 (formelle Pflege nimmt zu): Die Bereitschaft oder Möglichkeit zur Pflege durch Angehörige sinkt, wodurch der Bedarf an formeller Pflege steigt. Dieses Szenario greift prognostizierte Trends auf.
Szenario 3 (häusliche Versorgungsformen werden gestärkt): Es wird unterstellt, dass Versorgungsformen und Unterstützungen installiert werden, die dazu beitragen, die häusliche Pflege so weit zu stärken, dass das Volumen der stationären Pflege auf Bundesebene konstant gehalten werden kann. Dieses Szenario ist damit ein „Wunschszenario“, das den in § 3 SGB XI normierten „Vorrang der häuslichen Pflege“ umsetzt, das aber auch mit der Schaffung neuer Wohnformen und Pflegesettings einher geht.
PflegeszenarienStand November 2012
• Szenario 1 (Status quo): Es werden die Anteile der Pflegebedürftigen
in den jeweiligen Versorgungsarten je Alter, Geschlecht und Region fortgeschrieben.
• Szenario 2 (formelle Pflege nimmt zu): Die Bereitschaft oder Möglichkeit zur Pflege durch Angehörige sinkt, wodurch der Bedarf an formeller Pflege steigt. Dieses Szenario schreibt damit bestehende Trends fort.
PflegeszenarienStand November 2012
• Szenario 3 (häusliche Versorgungsformen werden gestärkt): Es wird unterstellt, dass Versorgungsformen und Unterstützungen installiert werden, die dazu beitragen, die häusliche Pflege so weit zu stärken, dass das Volumen der stationären Pflege auf Bundesebene konstant gehalten werden kann. Dieses Szenario ist damit ein „Wunschszenario“, das den in § 3 SGB XI normierten „Vorrang der häuslichen Pflege“ umsetzt, das aber auch mit der Schaffung neuer Wohnformen und Pflegesettings einher geht.
PflegeszenarienStand November 2012
Denzlingen
Beispiel Denzlingen
Denzlingen: Demografie-Typ 3 Prosperierende Kommune im Umfeld dynamischer Wirtschaftszentren (Stand Juli 2012)
Insgesamt 292 Kommunen bundesweit
Merkmale: Hohe Kaufkraft – hoher Anteil an Hochqualifizierten – geringe Bedeutung als Arbeitsort/sehr wenige Arbeitsplätze Hochqualifizierter - dynamische Bevölkerungsentwicklung
Umkirch
Zahlen und Prognosen für Umkirch
Umkrich: Demografie-Typ 6 Mittelgroße Kommunen geringer Dynamik im Umland von Zentren und im ländlichen Raum(Stand Juli 2012)
Insgesamt 404 Kommunen bundesweit
Merkmale: viele ältere, wenige jüngere Menschen – bisher stabile Bevölkerungsentwicklung, zukünftig Bevölkerungsverluste – Bedeutung als regionale Wirtschaftszentren – geringer Wohlstand
Gutach
Zahlen und Prognosen für den Ortenaukreis
Dokumentation der Erfahrungen im Handbuch für Kommunen
Umsetzung der Konzepte in den Quartieren/ Gemeinden
Erarbeitung von Konzeptenmit der Bürgerschaft, mit politisch Verantwortlichen, Trägern und Verbänden
in Arbeitskreisen und –gruppen
PlanungswerkstättenThematisieren von Bedarfen , Erkennen von Ressourcen und Lücken in den örtlichen Strukturen
Analyse der strukturellen Bedingungen Bevölkerungsstrukturanalyse, Sozialraumanalyse, Zusammenspiel räumlicher und sozialer Faktoren
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Analyse der strukturellen Bedingungen vor Ort
Es geht also darum, Zusammenhänge zwischen sozialen und räumlichen Strukturen und Prozessen aufzuzeigen
Riege/Schubert, 2005; in Kessl u.a.: Handbuch Sozialraum
Im Fokus der Sozialraumanalyse sind also Unterschiede verschiedener Stadtgebiete hinsichtlich Bewohnerstruktur und Raumnutzung
Wichtig in diesem Kontext ist der Begriff „social area“ oder „Sozialraum“ und damit ein enger Bezug zu sozialräumlichen Arbeitsansätzen und Methoden in der Sozialen Arbeit.
Erkundung von Lebens- und Nutzungsräumen
durch qualitative Betrachtungen von Raumstrukturen können räumliches Verhalten der Bewohnerinnen und Bewohner und deren alltägliche Nutzungsmuster sichtbar gemacht werden.
Dabei wird der Blick auf drei räumliche Verhaltenskontexte gerichtet:
1. Aktionsräume und Wege zwischen Wohnungen und Infrastruktur
2. Lebenswelten in Gestalt der individuellen räumliche Bezüge, nach Verhaltensweisen von Einzelnen und Gruppen
3. Kennzeichnung räumlicher Bereiche durch Symbole, die den Zusammenhang zwischen physischer Raumstruktur, sozialen Nutzungen, Bewohnerkulturen und sozialen Mentalitäten bildhaft erschließen.
Erarbeitung von Konzeptenmit der Bürgerschaft, mit politisch Verantwortlichen, Trägern und Verbänden
in Arbeitskreisen und –gruppen
PlanungswerkstättenThematisieren von Bedarfen , Erkennen von Ressourcen und Lücken in den örtlichen Strukturen
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Aktuelle Bedarfe in den Modellkommunen
Zugehende Formen der Unterstützung für hochaltrige und pflegebedürftige Menschen
Quartiersbezogene Pflegekonzepte in bislang unterversorgten Kommunen/ Stadtteilen
Entlastende und unterstützende Dienste für pflegende Familien
Stabilisierung von häuslichen Pflegesettings
Alternativen zur stationären Pflege - z.B. Aufbau von Pflegewohngruppen
Schwierigkeit: unterschiedliche Perspektiven & Interessen in konkurrierenden Systemen
Pflegebedürftiger Mensch
Dienstleister zurAlltagsbewältigung
Nachbarschaften
Profession. Pflege
Soziale Arbeit
Familien Freiwillige
(vgl. Bubolz-Lutz & Kricheldorff 2006; Edwards 2009)
Professionelles System
Informelles System
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Pflegemix – ein integratives Konzept
Aufgabe: Arbeit an Schnittstellen im Pflegemix
Pflegebedürftiger Mensch
Hilfen zurAlltagsbewältigung
Hilfen zurAlltagsbewältigung
Ambulante DiensteStationäre Versorgung
Nachbarschaftshilfe
Pflege Soz.Beratung/Begleitung
Ambulante,stationäre undteilstationärePflege
Pflegende Angehörige und nahe stehende Menschen
Gesetzliche Betreuer
Beratungs-stellen
Ehrenamtliche Betreuer
Besuchsdienste
(vgl. Bubolz-Lutz & Kricheldorff 2006, S. 26)
Professionelles System
Informelles System
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em
Pflegemix – ein integratives Konzept
Vielen Dank!