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Abschiedsvorlesung Prof. Dr. J. Hahn 1
Vorträge der Korreferenten 24
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Zaske 24
Prof. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer 33
Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 41
Urkunde Albrecht-Daniel-Thaermedaille 52
Kurzporträts der Referenten 53
Ein herzliches Dankeschön 57
Bildanhang I - VI
Prof. Dr. J. Hahn Abschiedsvorlesung 31.03.2009
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Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste,
Sie sehen mich tief beeindruckt angesichts der unerwartet großen Anzahl an Hörern, die zu
meiner heutigen Abschiedsvorlesung gekommen sind. Mir fallen gar nicht so viele Gründe
ein, weswegen das hier für Sie lohnend sein könnte.
Sie mussten sich über ein Baugelände bemühen, und denen unter Ihnen, die Berlin nicht so
gut kennen, kann ich sagen: Berlin hat keine Baustellen – Berlin ist eine Baustelle! Und viele
sagen: Das ist auch gut so! Was unseren Campus anbelangt, können wir damit solange gut
leben, wie nicht nur abgerissen, sondern auch hin und wieder mal neu aufgebaut wird. Das
gilt nicht nur für Gebäude!
Ich schaue mich im Hörsaal um und sehe unzählige unter Ihnen, die Anspruch darauf haben,
jetzt namentlich begrüßt zu werden. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich auf persönli-
che Begrüßungen völlig verzichte. Lassen Sie uns das im Anschluss mit einem Glas Sekt
nachholen.
Eine Ausnahme allerdings gestatte ich mir: Unter uns ist die Tochter meines Vor-, Vor-,
Vorgängers im Amt, des Geheimen Regierungsrates Professor Dr. Gustav Fischer, der im
Jahre 1903 hier in Berlin auf den ersten Lehrstuhl für Landmaschinentechnik in Deutschland
berufen wurde. Auf Gustav Fischer werde ich später noch zurückkommen. Seine jüngste
Tochter allerdings ist hier im Auditorium. Frau Waltraut Fischer wird in diesem Jahre 92 und
hält der Berliner Agrartechnik die Treue. Herzlich willkommen, liebe Frau Fischer!
Abschiedsvorlesung Prof. Dr. Jürgen Hahn 31.03.2009
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Sie alle hier im Hörsaal möchte ich gleichermaßen herzlich begrüßen und Ihnen sagen, dass
ich mich durch Ihr Kommen zutiefst geehrt fühle!
Danke und herzlich willkommen!
Als ich mich entschloss, mit einer Abschiedsvorlesung aus dem Dienst zu gehen, suchte ich
nach einem Schlüssel, einer Botschaft, einem Aufhänger gewissermaßen, mit dem ich Zugang
zu Ihrer Aufmerksamkeit finden könnte.
Da war zunächst die Abschiedsvorlesung des vorhin bereits erwähnten Gustav Fischer aus
dem Jahre 1947. Ein guter Freund, der hier im Saal ist, hat diese kostbare Quelle für den
heutigen Anlass wiederentdeckt und wir halten den Text als Reprint in limitierter Auflage für
Interessenten bereit. Titel: „Ein Blick in die Geschichte der Landmaschinentechnik“.
Es ist der Rückblick des genialen, pflichtbewussten Gelehrten, den man mit Fug und Recht
den Nestor der universitären Landmaschinentechnik in Deutschland nennen darf.
Und für die aufmerksamen Rechner unter Ihnen eine Antwort auf die Frage: War Gustav
Fischer tatsächlich 44 Jahre im aktiven Professorenamt? Nein, das war er nicht. Da sind noch
13 Jahre Carl Heinrich Dencker. Aber 1945, zum schweren Neuanfang nach dem Kriege,
begab sich der inzwischen 75-jährige Fischer erneut für zwei Jahre in die Verantwortung.
Nachzulesen in einer Schriftenreihe „100 Jahre agrartechnische Lehre und Forschung in den
Berliner Agrarwissenschaften“, die wir (sofern nicht bereits vergriffen) für Interessenten
bereithalten.
31. März 2009 2Reminiszenzen über die Agrartechnik (hinaus)
Abschiedsvorlesung Prof. Dr. G. Fischer
am 25. April 1947
Abschiedsvorlesung Prof. Dr. Jürgen Hahn 31.03.2009
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Beim Stichwort Last Lecture fällt einem auch die inzwischen weltweit bekannte Vorlesung
von Randy Pausch aus dem Jahre 2007 ein. Pausch war Informatikprofessor in Pittsburgh/
Pennsylvania. Er hat der amerikanischen Tradition der Last Lecture eine besonders tragische
Komponente hinzugefügt hat, indem er im September 2007 im Bewusstsein des nahen Todes
letztmalig vor seine Hörer trat.
31. März 2009 Reminiszenzen über die Agrartechnik (hinaus) 3
Der krebskranke amerikanische Computerwissenschaftler Prof. Randy Pausch,
dessen Buch „Last Lecture – Die Lehren meines Lebens“ zum Bestseller wurde,
verstarb am 25.7.2008 im Alter von 47 Jahren.
Zwei Auftritte, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zwischen ihnen liegen sechs
Jahrzehnte. Und es zeigen sich grundverschiedene Lebenssituationen und Denkweisen; hier
der große Analytiker – mit Schlussfolgerungen weit über seine Zeit hinaus; dort der Protago-
nist des „american dream“, todkrank und doch, wie er sagte, „ … glücklich, weil er seine
Träume verwirklicht habe …“.
Ich fühle mich beiden geistig verbunden und will versuchen, zwischen diesen beiden Antipo-
den ein wenig zu balancieren.
Es wird also kein Blick auf die Agrartechnik der zurückliegenden 50 Jahre! Ich halte das für
höchst spannend und bei gegebenem Anlass auch durchaus für abendfüllend – aber nicht jeder
von Ihnen hier im Saal wird diese Ansicht teilen.
Andererseits will ich auch nicht der Versuchung unterliegen, mit der „Weisheit des Alters“ zu
kokettieren und Ihnen meine Einsichten als philosophisch verpackte Lebensregeln zu verkau-
fen.
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Da halte ich mich eher an das Zitat von H. L. Mencken: „Je älter ich werde, desto mehr miss-
traue ich der landläufigen Ansicht, dass mit dem Alter die Weisheit käme.“
Mit der Weisheit ist das bekanntlich ein weites Feld. Ich kann ja geduldig weiter warten –
aber Geduld sagt man wiederum, sei die Tugend der Esel …
Meine Abschiedsvorlesung wird sich also irgendwo zwischen Fischer und Pausch abspielen
und ich will das Ganze „Reminiszenzen über die Agrartechnik (hinaus)“ nennen. Über die
Doppeldeutigkeit des Wortes „hinaus“ kann sich jeder selbst einen Reim machen - wer mag,
kann es auch mit einem Ausrufezeichen versehen!
Meine eigene berufliche Vita könnte auf den ersten Blick nicht langweiliger sein: Ein Stu-
dienort – in 43 Dienstjahren nur zwei Arbeitsorte – Ruhestand.
Jeder dreißigjährige Praktikant hat heute schon mehr aufzuweisen!
Als Freund überschaubarer Systematiken habe ich aus meinen fünf Jahrzehnten mit der Ag-
rartechnik hier einmal fünf Dekadenscheiben gemacht; erlauben Sie mir zu jedem Jahrzehnt
ein paar Worte der Erläuterung:
31. März 2009 6Reminiszenzen über die Agrartechnik (hinaus)
Studium und Etablieren im Beruf1960er:
Landmaschinenprüfung in Bornim1970er:
Fußfassen in der agrartechnischen
Forschung und Lehre
1980er:
Ankommen im Westen – Zugang zur
großen agrartechnischen Community
1990er:
Gestalten und Einfluss nehmen –
Wenn die Mühen endlich Früchte tragen.
2000bis 2009:
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Die Sechziger:
Der Bauernsohn aus Mecklenburg will in Dresden Fahrzeugtechnik studieren, schreibt sich
aber dann 1960 an der Schiffbautechnischen Fakultät in Rostock ein. Ihn lockte wohl weniger
der Ruhm der „Leuchte des Nordens“, wie man die ehrwürdige Rostocker Universität nennt –
es war einfach näher an Zuhause. Schiffsmaschinen und Landmaschinen, damals schienen
noch Welten dazwischen zu liegen. Heute haben die großen Traktoren und Feldhäcksler aber
durchaus die Motorleistung eines ordentlichen Schiffsdiesels! Und der in Rostock traditions-
reiche Schiffsmaschinenbau sicherte eine ausgezeichnete ingenieurwissenschaftliche Grund-
ausbildung, bevor es im 7. Semester den Übergang zur Landmaschinentechnik gab.
Nach 11 Semestern Regelstudienzeit: Diplomingenieur. Die meisten meiner Mitabsolventen
sind heute hier. Seid begrüßt, liebe Freunde!
Dozent Dr. Gätke, heute ein rüstiger Achtziger – und hier im Saal, hat mich von der Diplom-
arbeit weg nach Bornim engagiert. So begann meine eigentliche Liaison mit der Welt der
Agrartechnik im März 1966 als Fachgebietsleiter für Transport- und Fördertechnik in der
Zentralen Prüfstelle für Landtechnik Potsdam-Bornim.
Die Siebziger:
Die Prüfung erwies sich als ein faszinierendes, vielseitiges Arbeitsgebiet und als ausgezeich-
nete Grundlage für eine spätere Hochschullaufbahn. Wer hat schon die Chance, mit 22 ein
eigenständiges Arbeitsgebiet aufzubauen: Transport- und Fördertechnik! Heute ist das ein
Teil der Logistik – und unter den eigenen Forschungsgebieten ist diese noch immer die Favo-
ritin.
Bornim war auch wegen der Vielfalt der dort ansässigen Forschungs- und Prüfinstitute ein
guter Platz und ein ausgezeichneter Nährboden für Kreativität. Ende der Siebziger begannen
dann die Arbeiten zur Promotion an der Humboldt-Universität, zunächst als Externer. Aber
Manfred Müller, ein großartiger Förderer und Mentor, sorgte bald für den Übergang mit Haut
und Haar nach Berlin. Das war vor dreißig Jahren.
Die Achtziger:
Nach den beiden obligaten „Büchern“ zur Promotion A und B (nach heutigen Maßstäben
waren das ja regelrechte Spätgraduierungen!) und dem Erwerb der facultas docendi folgte im
Jahre 1985 die Berufung als Hochschuldozent und 1988 die ao. Professur.
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Graduierungen
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Promotion A /1981
„Systematik und Bewertung der Transporthilfsmittel“
Promotion B /1984 (Habilitation)
„Die Zeit in Analyse und Synthese technologischer Prozesse“
Manfred Müller, der heute leider aus gesundheitlichen Gründen nicht unter uns sein kann, hat
mir in dieser Zeit nie das Gefühl gegeben, sein „zweiter Mann“ zu sein – aber, glauben Sie
mir: Primus inter paris ist neben einer starken Persönlichkeit auch nicht ganz einfach …
Die Neunziger:
Das ist die Zeit der alles erfassenden Umbrüche und der schier endlosen Evaluierungen. Für
die Professur „neuen Rechts“ musste man fachlich exzellent und politisch passfähig sein. Die
Durchleuchtungen hatten bisweilen etwas Bizarres. Die willkürlich verweigerte Verbeamtung
war erniedrigend.
Für mich war es aber auch die Zeit des Hochschullehrers, der Russisch konnte und Englisch
brauchte. Nicht so einfach für jemand über fünfzig, der den Hang zum Maximalismus pflegt,
frei nach dem Motto: entweder perfekt oder gar nicht!
Im Jahre 1997 gab es dann mit der Diagnose Krebs und einer Operation mit anschließender
Hochdosis-Chemotherapie eine völlig unerwartete und beinahe ultimative Lebenssituation,
über die ich allerdings heute ganz und gar freimütig reden kann, weil die Kunst der Ärzte, die
Hilfe der Familie und vieler Freunde, vor allem aber die durch und durch positive Lebensein-
stellung stärker waren als der heimtückische Krebs. Schon vor dem sechsten Chemo-Zyklus
stand ich wieder im Hörsaal. Ich halte sehr gern als gutes Beispiel dafür her, dass man diese
Krankheit besiegen kann!
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2000 bis 2009:
In meiner vielleicht etwas unkritischen Rückschau ist das die Zeit des arrivierten Professors,
der vieles anfasste und dem auch einiges gelang. Dem die Arbeit mit Studenten Freude und
Bestätigung brachte. Der in der Nachwuchsentwicklung und in der Forschung gute Ergebnisse
vorweisen konnte und tragfähige Industriekooperationen aufbaute. Dessen Kongressbeiträge
und Publikationen beachtet wurden.
Der sich nach Gremien und Ehrenämtern nicht riss, sich aber auch nicht verweigerte, wenn er
die Leute mochte, für die der Aufwand zu treiben war. Der wohl auch manches falsch machte,
aber nichts davon mit Absicht. Erfolg sagt man, sei die Kunst, unbemerkt Fehler zu machen.
Ich glaube, es waren meine besten Jahre und ich übertreibe nicht, wenn ich sage: schade, dass
diese Zeit vorbei ist.
Der Fakultät sage ich meinen Dank, dass ich hier auf dem Campus auch als Ruheständler
weiterhin die Möglichkeit zur Forschung und zur Betreuung von Doktoranden haben kann. Es
läuft doch gerade so gut!
Meine Fakultät trägt keinerlei Schuld daran, dass der Lehrstuhl Agrartechnik nach 106 Jahren
nicht nachbesetzt werden kann! Sie konnte in der gegebenen Notsituation nicht anders han-
deln. Und Prof. Schmidt hat ein ausgezeichnetes Konzept für das künftige gemeinsame Fach-
gebiet Biosystemtechnik vorgelegt.
Mein Vorwurf ist an die Universitätsleitung und ihre Entscheidungsgremien adressiert, die die
Agrarwissenschaften mit dem gültigen Strukturplan seit fünf Jahren systematisch herunter-
hungern und für die Agrartechnik, wie auch für alle anderen produktionstechnischen Fachge-
biete am liebsten Abwrackprämien zahlen würden.
Anwendungsbezogene Fächer passen nicht in das groteske Eliteweltbild der HU und gehören
liquidiert. Oder wenigstens umgewidmet. Ich halte das für einen fatalen Fehler, der zwar
durchaus bemerkt, aber mit der Demontage der LGF unbeirrt fortgeführt wird. Dabei benötigt
der internationale Arbeitsmarkt momentan nichts dringender als ingenieurwissenschaftlich gut
geschulte Absolventen aus Universitäten und Hochschulen!
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Meine Damen und Herren,
ich hoffe, es bleibt für Sie einigermaßen kurzweilig, wenn ich nun die eine oder andere Erfah-
rung dieser fünf Jahrzehnte noch etwas ausführlicher reflektiere – eben als Reminiszenz über
die Agrartechnik – und hier und da eben auch ein wenig über sie hinaus.
Dabei tue ich wohl auch gut daran, wenn ich mich selbst etwas weniger wichtig nehme, dafür
aber auf Menschen eingehe, die mich gerade in den vergangenen 20 Jahren in dieser oder
jener Richtung beeinflusst haben, mit denen zusammenzuarbeiten in besonderer Weise span-
nend und ergiebig war.
Hier kommt eine Möglichkeit ins Spiel, die unsere Fakultät in Zeiten der gezielten akademi-
schen Austrocknung der Agrarwissenschaften noch viel stärker nutzen sollte: der Zufluss von
Kompetenz aus den Bereichen der nichtuniversitären Forschung, insbesondere aus den Insti-
tuten der Leibniz-Gemeinschaft.
Der erste Honorarprofessor, den unser Fachgebiet binden konnte, war Jürgen Zaske, von
1993 bis 2004 wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Institutes für Agrartechnik in Pots-
dam-Bornim. Mit Professor Brunsch und Professor Linke sind weitere hinzugekommen. Nun
ist diese Achse Berlin-Bornim ja bereits seit 80 Jahren zum beiderseitigen Vorteil wirksam.
Dafür stehen die Namen Aereboe, Ries, Fischer, Dencker, Kloth, Rosegger u.a.
Insofern war die Berufung von Jürgen Zaske ja auch nur ein konsequenter Schritt.
Neben etlichen Erfahrungsschnittmengen zwischen Zaske und Hahn, so zum Beispiel aus der
Landmaschinenprüfung, brachte Prof. Zaske vor allem fundierte Kenntnisse zur Agrartechnik
in den Tropen und Subtropen mit und bereicherte damit unser Lehrangebot.
An Lehrexpertise fehlte es ihm nicht und er galt als brillanter Wissenschaftsmoderator.
Die Studenten lieben das: Kompetenz, Eloquenz, Humor, möglichst ein Mix aus Einstein und
Gottschalk. (Höre ich da die Frage: „Wer, bitte, ist Einstein?“)
Kein Zweifel: Das Entertainment-Zeitalter prägt den akademischen Stil. Ich als bekennender
Mecklenburger hatte es da immer ein wenig schwerer. Aber zuverlässig und beharrlich sollen
sie ja sein, die norddeutschen Kaltblüter! Also bekenne ich mich zur „spezifischen Humorlo-
sigkeit der Engagierten“.
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Doch zurück zu Professor Zaske. Da uns doch so etwas wie die Freundschaft der Gleichge-
sinnten verbindet, konnte er wohl schlecht ablehnen, als ich ihn um ein kurzes Korreferat zu
meiner heutigen Abschiedsvorlesung bat.
Vereinbart ist, dass er (wie auch die beiden anderen Korreferenten) über alles reden darf, nur
nicht über 12 Minuten – und bitte ohne alle bei solchen Anlässen manchmal üblichen Über-
treibungen zum Lobe des Jubilars!
Korreferent I
Prof. i.R. Dr.-Ing. Jürgen Zaske
Langjähriger Wissenschaftlicher Direktor des ATB
Honorarprofessor der Humboldt-Universität zu Berlin
Danke, lieber Jürgen, für Deinen brillanten Beitrag. Er hat offensichtlich nichts verlernt. Ich
habe in Dir übrigens auch stets den loyalen West-Ost-Integrator geschätzt.
Natürlich bedaure ich es, dass aus dem großen Kreis der fähigen DDR-Agrartechniker nach
der Wende nur so wenige in der neuen Fachgemeinschaft Fuß fassen konnten - oder wollten.
Aber der Wendepunkt liegt 20 Jahre zurück und das Feld der Möglichkeiten ist wahrhaftig
weit. Ich selbst kann mit den Spätfolgen meiner Ost-Sozialisation, aus der ich übrigens nie
einen Hehl gemacht habe, ganz gut leben.
Was den Wissenschaftlern meiner Generation mit Ostherkunft aber verständlicherweise meist
fehlt, ist Weltläufigkeit: kosmopolitisch, von weltläufiger Lebensart, polyglott zu sein – Vor-
züge derer sich die Fachkollegen mit Westsozialisation durchaus gern bedienen!
Nun, lassen wir das Ausdifferenzieren und vertrauen wir auch ein wenig auf das, was die
Sozialpsychologen glauben erkennen zu können: Dass die Ost-West-Unterschiede unter Wis-
senschaftlern zusehends verschwinden und, wichtiger noch: dass empathische Tugenden wie
Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gerade bei jungen Menschen heute wieder auf dem Vor-
marsch sind.
Ich sollte mich doch wohl wieder mehr an mein fachliches Heimatspielfeld annähern, die
Agrartechnik. Ich habe mich ja im Leben durch nichts darauf reduzieren lassen, aber: 50 Jahre
Agrartechnik sind schon prägend. Zumal es ein atemberaubend dynamisches Gebiet ist!
Ohne die Fortschritte in Züchtung, Düngung, Pflanzenschutz und Bewässerung gering zu
schätzen: Eine geradezu dramatische Entwicklung hat es in der Agrartechnik gegeben. Seit
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Gustav Fischer in seiner Abschiedsvorlesung von 1947 Bilanz gezogen hat, ist zum Beispiel
die Produktivität in der Getreideernte etwa um den Faktor 2500 gewachsen.
Produktivitätsentwicklung Getreideernte
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• Erleichterung und
Beschleunigung der Arbeit
• Substitution von Arbeitskräften
• Senkung der Substanz- und
Wertigkeitsverluste
• Produkt- und Prozessqualität!
Getreideernte
kg/Ak*h
1800 Dreschen mit Flegel,
Kornreinigung im Luftstrom 10
1930 Mähbinder, Drescheinrichtung
mit Göpel oder Dampfmaschine 2.000
1980 Mähdrusch 25.000
2010 Mähdrusch 50.000
Zielsetzungen
Natürlich sind hohe Masseströme nicht alles - aber ohne hochleistungsfähige Ernteverfahren
wären die besten ertragssteigernden Züchtungserfolge allesamt nichts wert! Weil sie durch
Substanz- und Wertigkeitsverluste aufgezehrt worden wären.
Ich bin deshalb stolz und froh, dass ich mit meinem hoch motivierten kleinen Team, zusam-
men mit der Firma CLAAS und unseren Projektpartnern in Poznan und Golzow, gerade in
diesem Segment der Produkt- und Prozessqualität forsche und weiter forschen kann!
Wenn die Reaktionen aus der Wissenschaft, der Industrie und aus der landwirtschaftlichen
Praxis zu unserem Thema der qualitätsdifferenzierenden Getreideernte derart ermutigend
sind, dann darf man auch nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Ich sehe die Herren aus dem
Hause Claas zustimmend nicken und nehme auch das als Ansporn!
Ertrags- und Qualitätssteigerungen bei gleichzeitiger Aufwandsenkung gelten als die haupt-
sächlichen Herausforderungen, denen sich Landwirtschaft und Agrartechnik auch künftig
gegenüber sehen. Hinzu kommen die Anpassungen an den Klimawandel, die uns abfordern
„… zunächst das Unvermeidbare zu beherrschen, um dann das Unbeherrschbare zu
vermeiden …“, wie Schellnhuber es beschrieb.
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Clevere Versicherungsunternehmen nutzen die Vorliebe der Deutschen für Rundum-Sorglos-
Pakete und offerieren den Landwirten ihre Wetterderivate und Absicherungen gegen Witte-
rungsextrema. Die Verfahrenstechnik hält dagegen, dass das vorsorgliche Einstellen auf alle
Kapricen der Witterung allemal billiger ist als das Hineinstolpern in Reparaturstrategien oder
das Wegschenken von Versicherungsprämien an die Münchner Rück oder die Swiss Re.
Zeitgemäß und dringend geboten ist dagegen das Zusammenwirken der agrarwissenschaftli-
chen Fachdisziplinen. Es ist beispielgebend, wenn mit Frau Prochnow im ATB und Herrn
Bokelmann in der LGF die Agrartechnik und die Betriebswirtschaft zu einem Thema der
Bewertung logistischer Ketten kooperieren und dabei einen herausragenden Nachwuchswis-
senschaftler entwickeln. Hajo Nägele ist, wie der Name unschwer erraten lässt ein Schwabe,
Absolvent der FH Nürtingen. Wie bekommt man einen exzellenten Mann von der Schwäbi-
schen Alb nach Berlin? Sein dortiger Betreuer, Professor Knechtges, hat ihn mir empfohlen
und ich habe seinen Entschluss unterstützt, in Berlin ein agrarökonomisches Masterstudium
mit einer agrartechnischen Masterarbeit zu absolvieren. Mit großem Erfolg, wie wir seit der
Verteidigung der durch Frau Dr. Prochnow betreuten Masterarbeit wissen. Am Ende siegt im
Wettbewerb um die besten Köpfe allerdings wieder einmal Hohenheim mit seinen überragen-
den Forschungsbedingungen. Herr Böttinger, machen Sie etwas aus diesem Rohdiamanten!
Ich werde auch immer wieder dafür plädieren, die besten FH-Absolventen ohne wesentliche
Gehorsamkeitsübungen direkt in ein universitäres Promotionsverfahren zu nehmen. Johannes
Sonnen, von der FH Köln kommend, hat dieses Vertrauen gerechtfertigt und vor zwei Jahren
bei uns eine bemerkenswerte Dissertation zur Simulation von Ernteprozessketten verteidigen
können. Johannes, unser Fachgebiet ist stolz auf Sie, wie auf die vielen hier ungenannten
Graduierten, die wir in drei Jahrzehnten betreuen durften.
Ein anderes Beispiel der interdisziplinären Zusammenarbeit lieferten Frau Hoffmann vom
Ökologischen Landbau und die Agrartechniker Borgman und Hahn, deren gemeinsames
Gutachten zur Technik im Ökolandbau der Politikberatung im Deutschen Bundestag diente.
Unterbleiben diese Interaktionen, dann können sich im Spannungsfeld der Natur- und Ar-
beitsprozesse die durchaus berechtigten Umweltschutzansprüche verselbständigen und mit
einem ausgeprägten Technik-Skeptizismus einhergehen. Ich gehöre keineswegs zu den Be-
fürwortern der Gigantomanie bei Erntemaschinen und Transportfahrzeugen.
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Rübenrodebunker ROPA
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Statische Radlasten >10 t, wie hier beim Zuckerrüben-Rodebunker EUROTIGER mit rund
60 t Gesamtmasse (bei gefülltem Bunker) lassen sich kaum noch schadlos auf Ackerböden
abstützen. Übrigens nicht einmal auf Landstraßen.
Aber sind große Maschinen gleichzusetzen mit „bösen Maschinen“, wie uns die Entwürfe der
EU-Bodenschutzrichtlinie glauben machen wollen? Ich halte die gesicherte Erkenntnis dage-
gen, dass leistungsfähige Maschinen nicht nur den Anforderungen der Produktqualität und
Wirtschaftlichkeit besser genügen, sondern dass sie auch zur Bodenschonung beitragen kön-
nen, wenn moderne Fahrwerkstechnik zur Anwendung kommt und wenn die hohe Schlagkraft
es erlaubt, in all den Zeitspannen auf das Befahren und Bearbeiten des Bodens zu verzichten,
in denen dieser besonders verdichtungsgefährdet ist. Wie schön, dass sich unter den Privatdo-
zenten unserer Fakultät seit Kurzem ein, nein der ausgewiesene Fachmann auf diesem Gebiet
befindet, Herr Dr. habil. Brunotte vom Heinrich von Thünen Institut in Braunschweig.
Und auch die maschinenbauliche Seite ist natürlich nicht untätig. Übermorgen können bereits
kleine autonome Systeme auf unseren Feldern unterwegs sein, die noch besser an die Anfor-
derungen des Ressourcenschutzes angepasst sind. Forschung tut Not.
Beeindruckende Beiträge zur Erhöhung der Prozessqualität hat vor allem die Präzisionsland-
wirtschaft hervorgebracht, neudeutsch gemeinhin mit Precision Farming bezeichnet. Anfang
der Neunziger Jahre nahm diese Entwicklung in Deutschland ihren Anfang. Seitdem ist in
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modernen Landmaschinen bereits so viel Intelligenz akkumuliert, dass man der Verkehrs-
technik oder gar der Luft- und Raumfahrt kaum noch nachsteht.
Einer der Väter dieser Entwicklung mit einer Ausstrahlung weit über die Grenzen Europas
hinaus, hat mir ein Korreferat zur Abschiedsvorlesung zugesagt, worauf ich sehr stolz bin.
Und ich bin mit Ihnen zusammen gespannt auf die Ausführungen von Prof. Auernhammer
aus Freising.
Korreferent II
Prof. i.R. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer
Professor für „Technik im Pflanzenbau“ in Weihenstephan (1995 - 2007)
„Vater“ des Precision Farming in Deutschland
Hermann Auernhammer stimmt mir sicher zu: Universitätsprofessor zu sein ist eigentlich ein
Traumjob. Wir meinen das beide nicht unbedingt wegen der Besoldung. Legt man das Gehalt
auf die monatliche Arbeitsmenge um, relativiert sich da manches.
Viel wichtiger ist aber doch die Selbstbestimmtheit bei dem, was man tut. Die Freiheit von
Forschung und Lehre – ein unschätzbares, aber auch fragiles Gut! Sorgloser Umgang damit
beschädigt die eigene Reputation wie auch die Entwicklungsmöglichkeiten der Mitarbeiter
und Schüler.
Die Universität produziert in den Fachgebieten die bedauernswerte Gruppierung der Univer-
sal-Mitarbeiter, weil sie keine wirksamen, den Arbeitsalltag entlastenden Dienstleistungen
anbietet. Wer lange genug den Allrounder im zweiten Glied macht, büßt aber unweigerlich
an wissenschaftlicher Ergiebigkeit ein. Das sind hoch bezahlte Organisatoren, deren Zeit für
Lehre und Forschung dadurch geschmälert ist, dass sie Autos verwalten, Beamer reparieren
und Gäste betreuen. Nur eine sehr reiche Universität kann sich das auf Dauer leisten.
Schlimmer trifft es diejenigen mit hohen wissenschaftlichen Ansprüchen und ohne Chance
auf Berufung. Der Platz neben einem guten Hochschullehrer, selbst wenn sich dieser mora-
lisch integer verhält, lähmt auf Dauer und schüchtert womöglich ein. Nur ganz wenige in der
zweiten Ebene erhalten sich dabei ihre Kreativität.
Das spricht für Rotation, das spricht sogar für das umstrittene Modell der Juniorprofessur.
Das fordert auf der anderen Seite aber auch mehr Fairness im Umgang mit den Privatdozen-
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ten, die professorentypische Aufgaben bewältigen, während ihnen die im akademischen Be-
trieb so wichtige Titelführung versagt wird.
Ich habe mich eigentlich nie gefragt, was einen guten Professor ausmacht. Vermutlich würde
ich als Verfahrenstechniker dafür zunächst einen Kriterienkatalog aufstellen, die Kriterien
wichten usw. Da es sich bei den Profs aber in der Regel um Individualisten handelt, stößt man
im Wissenschaftsbetrieb rasch an die Grenzen der Bewertbarkeit. Derartige Versuche über die
Anzahl der betreuten Graduierungen und die Publikationen haben doch etwas rührend Hilflo-
ses an sich!
Ich glaube nicht einmal daran, dass ein Hochschullehrer Visionen haben muss. (Sie kennen ja
wohl auch alle das Bonmot: Hast Du Visionen – geh` zum Psychiater).
Vielleicht steht „Visionen haben“ auch vor allem für die Fähigkeit andere zu motivieren. Das
ist, da bin ich sicher, die wichtigste Eigenschaft – neben Fairness, Urteils- und Entscheidungs-
fähigkeit. Und hier und da braucht man eben auch ein wenig Glück …
Eine eigenständige Wissenschaftsdisziplin zeichnet sich ja durch ihre adäquaten Methoden
aus. Ich habe lange Zeit angenommen, der Professor müsse das komplette Methodenspektrum
drauf haben, müsse alles vormachen können. Dass das in meinem Fachgebiet dann keines-
wegs immer so war, mag an meiner eigenen Unzulänglichkeit oder aber an der Klasse der
Mitarbeiter liegen. Herausragende Doktoranden, wie Frau Risius, sind mir in der Methoden-
adaption in vielem voraus – und ich kann damit gut leben! Und einen Kreativen wie Dr. Tölle
im Team zu haben, eröffnete uns unzählige Möglichkeiten der methodischen Theoriebildung.
Rainer, danke für die exzellente, stets loyale Zusammenarbeit.
Und ein ebenso herzliches Dankeschön an alle Doktoranden, Techniker und Studentischen
Hilfskräfte im bisherigen Fachgebiet Agrartechnik. Man merkt vielleicht erst dann, wie un-
tauglich die Statusbezeichnung „Sonstige Mitarbeiter“ ist, wenn man ein so hohes Maß an
Einsatzbereitschaft erlebt, wie das bei Frau Braune. Danke auch hier nochmals vor Publikum
– Ihnen und allen Kollegen aus dem Fachgebiet.
Ich habe über die Fachschaft bei den Studenten unserer Fakultät um Verständnis gebeten, dass
diese Vorlesung in der vorlesungsfreien Zeit stattfinden muss. Umso mehr freut es mich, dass
doch einige Studies im Auditorium sind.
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Wir sollten es nicht vergessen. Das sind unsere Klienten! Und was wir von ihnen erwarten -
Begeisterung, Eifer, Zielstrebigkeit – das müssen wir in ihnen wecken, es sogar vorleben!
Senioren gefielen sich ja zu allen Zeiten in ihrer Kritik an der „heutigen Jugend“:
“Diese heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird nie
mehr so werden wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu
erhalten.”
Spruch von einem babylonischen Tonziegel. Geschätztes Alter: 5000 Jahre
Sie sehen: Ein steinaltes Klischee – ebenso alt wie dumm. Vorurteile sind eben besonders
hartnäckig! Ich habe einfach zu viele ganz ausgezeichnete Studenten erlebt, als dass ich in
eine solche Pauschalkritik einstimmen könnte.
Dennoch behaupte ich: vielen unserer Studenten fehlt es an Pflichtauffassung und offenbar
auch an einem Stolz auf die eigene, die hauptstädtische Uni. Auch hier können wir der ameri-
kanischen Neigung zum patriotischen Bekenntnis nicht kritiklos folgen.
Warum aber sollten es Studenten nicht wieder als Auszeichnung empfinden, an dieser ganz
besonderen Universität in Berlin studieren zu dürfen? Und das durch entsprechende Haltung
auch äußern?
Das bevorstehende Jubiläum der Universität eignet sich doch sicher gut dazu, dass wir uns
gegenseitig daran erinnern. Auch daran, dass es nicht nur Wilhelm von Humboldt, Fichte und
Schleiermacher waren, die diese Hohe Schule vor 200 Jahren aus der Taufe hoben, sondern
eben auch Albrecht Daniel Thaer!
Ich weiß: das mit dem Stolz und dem kultivierten Verhalten bei Studenten ist ein heißes Ei-
sen. Aber wer sonst soll es anfassen, wenn nicht der ausscheidende Prof?
Ich nenne es unkultiviert und respektlos, wenn Studenten während der Lehrveranstaltung
essen oder trinken, wenn sie unpünktlich sind oder auf andere Art stören. Es verrät ja nicht
nur eine schlechte Kinderstube, sondern ganz sicher auch einen Mangel an Zielstrebigkeit.
In der bedeutendsten Ausbildungsphase des Lebens - ist es da wirklich das Allerwichtigste
Spass zu haben?
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Mich stört auch diese laxe Distanzlosigkeit mancher Studenten („Hallo Herr Hahn, wo blei-
ben die Skripte von Ihrer Vorlesung?“). Natürlich lege ich keinen Wert auf die exzessive
Verwendung des Titels und ich brauche auch keine übertriebene Ehrerbietung.
Aber: wer es an Respekt vor der wissenschaftlichen Lebensleistung des Hochschullehrers
fehlen lässt, während er selbst noch keinen einzigen Beleg wissenschaftlicher Arbeit vorlegen
konnte, wird selbst vermutlich die Belastungen einer Promotion oder gar Habilitation niemals
schultern. Eine weit gereiste Fachkollegin verglich einmal sehr treffend das Auftreten von
Studierenden in Südkorea und Deutschland. Was meinen Sie? Wer bestimmt die Zukunft, der
Tiger oder das Spaßäffchen?
Nochmals: Vorsicht vor Pauschalurteilen a la Babylon. Und die Anwesenden zu kritisieren
hatte ich schon gar nicht vor. Auch gegen einen gehörigen Spaßanteil in der Studienzeit wird
niemand etwas einwenden können. Auch dazu studiert man ja in Berlin, einer Stadt, die von
sich behauptet, arm aber sexy zu sein.
Um die Zielstrebigen, die 20 oder 30 % an der Spitze des jeweiligen Jahrgangs, müssen wir
uns ohnehin nicht sorgen! Sie gehen ihren Weg. Und verdienen ein höheres Maß an Förde-
rung, als die antriebsschwachen Mitläufer. Oder gar diejenigen, die für eine Ausbildung durch
Wissenschaft an einer Universität gar nicht geeignet sind. Manchmal schaut man eben doch
gern bei den alten Lateinern nach. Und danach kommt Studieren von studere und das heißt so
viel wie wollen und sich bemühen!
Auch das ist mir wohl bewusst: mehr Qualität in Lehre und Studium erfordert weitaus mehr
als nur fleißige Studenten. Es braucht auch adäquate Bedingungen! Hörsäle, Labors, Biblio-
theken. Und die erforderliche Anzahl hoch motivierter Hochschullehrer und Mitarbeiter. Aber
zeigen Sie mir eine Fakultät, die unter Mangel- und Knebelbedingungen mehr Reformfähig-
keit bewiesen hätte als die LGF.
Und es besteht aus meiner Sicht auch kein wirklicher Grund, an den Reformzielen von Bo-
logna zu zweifeln, also dem Bachelor-Master-Stufenprogramm.
Prof. Reiser, ein Theologe aus Mainz sah die akademischen Freiheiten einer zukünftigen
Lernfabrik geopfert und räumte aus Protest jüngst seinen Lehrstuhl. Einen Aufstand der Ver-
antwortungsbewussten sollte es aus meiner Sicht aber eher wegen der chronischen Unterfi-
nanzierung, der finanziellen Austrocknung der Hochschulen geben!
Abschiedsvorlesung Prof. Dr. Jürgen Hahn 31.03.2009
17
Einen hab ich noch! Einen Korreferenten meine ich. Fast aus einer anderen Altersgruppe!
Was uns aber zu keiner Zeit daran hinderte, miteinander im besten Sinne kollegial zu sein.
Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs. Während seiner Zeit als Leiter der Vorentwicklung im Hause
CLAAS haben wir einige recht vorzeigbare Beispiele für eine fruchtbare Kooperation zwi-
schen Industrie und Hochschulinstitut geliefert. Noch mehr hat uns aber die Gremienarbeit im
Verein Deutscher Ingenieure (VDI) verbandelt. Frerichs als Vorsitzender der Max Eyth-
Gesellschaft für Agrartechnik und Hahn als Leiter des Arbeitskreises für Forschung und
Lehre (heute Fachausschuss). Das war nun endlich mal ein Ehrenamt, wo ich den großen
Aufwand nie bedauert habe, weil dabei nämlich etwas Nennenswertes zustande kam, und weil
mir all die Fachkollegen sehr wichtig waren, derentwegen ich es tat. Dass uns manches ge-
lang, lag hauptsächlich daran, dass Frerichs und Hahn beinahe blindlings „Doppelpass spie-
len“ konnten. Das ist mir so zuvor eigentlich nie vorgekommen und deshalb, lieber Ludger,
bin ich Dir auch besonders dankbar ob Deiner Zusage für heute. Zumal Du ein viel beschäf-
tigter Industriemanager bist, übrigens inzwischen außerhalb der Agrartechnik, was nicht nur
ich zutiefst bedaure!
Korreferent III
Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs
Langjähriger Leiter Vorentwicklung im Hause CLAAS
Vorsitzender der Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnikim VDI (2004 - 2008)
Das Publizieren in der Agrartechnik war tatsächlich eines der ewigen Reizthemen in der Max-
Eyth-Gesellschaft. Wenn unsere berufsständische Gemeinschaft aber nun mal diesen Namen
trägt, dann müssen wir uns auch nolens volens an den außergewöhnlichen publizistischen
Leistungen Max Eyths messen lassen. Diese Latte liegt sehr hoch! War er doch in seiner Zeit
nicht nur ein herausragender Ingenieur und Multiplikator von Ideen, sondern auch ein Schrift-
steller von Rang.
Abschiedsvorlesung Prof. Dr. Jürgen Hahn 31.03.2009
18
31. März 2009 Reminiszenzen über die Agrartechnik (hinaus) 24
Max Eyth (1836 – 1906)
war ein Ingenieur von hohen Graden,
Inhaber vieler Patente, Pionier der
Dampfpflugkultur, Gründer der
Deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft sowie ein erfolgreicher
Schriftsteller, Zeichner und Maler.
Die VDI-Gesellschaft für
Agrartechnik trägt seinen Namen.
Was bedeutet nun wissenschaftliches Publizieren in den Agrar- und Technikwissenschaften
heute? In den Evaluierungswellen der letzten Jahre, bei Drittmittelanträgen und in den belieb-
ten Stärken-Schwächen-Analysen, mit denen man uns neuerdings die Zeit stiehlt, erleben wir
mit wachsendem Unbehagen, dass die Publikationen als ein Hauptindikator wissenschaftli-
cher Ergiebigkeit in die Wertung gehen, ohne dass zugleich ein geeigneter Wertmaßstab für
Publikationen bereitstünde.
Publish or perish sagen die Amerikaner mit ihrer Vorliebe für den griffigen Slogan. Publizie-
re oder tritt ab. Aber wo publizieren? Die unter den Agrartechnikern im deutschsprachigen
Raum etablierten Fachblätter sind für die Expertise des Wissenschaftlers wertlos, da ein Zita-
tionsindex fehlt. Dem Science Citation Index (SCI) liegt die Überlegung zugrunde, dass wis-
senschaftliche Autoren in der Regel diejenigen Artikel zitieren, deren Gedanken oder Ergeb-
nisse sie verwenden, weiterentwickeln oder falsifizieren. Trotz der hohen Anzahl der dafür in
Datenbanken recherchierten Periodika ist das eine höchst fragwürdige Elle. Ein renommiertes
Fachblatt urteilte treffend:
„Er (gemeint ist der Science Citation Index SCI) dient dem Erhalt der klassischen Zeitschrif-
ten und der ´Clubs` ihrer Herausgeber. Zum Fortschritt in der Wissenschaft trägt er nicht bei“.
Zitat Ende. Aber eben leider nicht Ende dieser fruchtlosen Streites um Sinn und Unsinn der
Impact Faktoren. Eine unendliche Geschichte.
Abschiedsvorlesung Prof. Dr. Jürgen Hahn 31.03.2009
19
In unserer wissenschaftlichen Gemeinschaft wünsche ich dem weltweit einmaligen „Jahrbuch
Agrartechnik“ auch für die nächsten 21 Ausgaben Bestand und Qualität. Ich gratuliere der
Zeitschrift „Landtechnik“ zu ihrer Wiedergeburt in neuer, attraktiver Form und mit einem
modernen Online-Auftritt (Danke übrigens für die freundliche Laudatio zu meinem Diensten-
de im jüngsten Heft). Und ich hoffe inständigst, dass unsere gemeinsamen Bestrebungen um
besseren und öffentlich sichtbaren Zugang zum Open Access Journal des Agrartechnik-
Weltverbandes CIGR den erhofften Erfolg zeitigen.
Ich lasse mir die Überzeugung nicht nehmen: Die internationale agrartechnische Fachwelt
schaut auf uns, in welcher Sprache wir uns auch entäußern: weil wir etwas zu bieten haben!
Niemand wird das ernsthaft bestreiten: Für die Kommunikation im weltweiten Verbund hat
sich die englische Sprache als lingua franca etabliert. Jeder Wissenschaftler muss folglich
seine Ergebnisse auch in internationalen englischsprachigen Zeitschriften präsentieren. Für
uns sollte das vorrangig das CIGR-Ejournal sein.
Aber ich warne ausdrücklich vor einer fortgesetzten Vernachlässigung des Publizierens in der
Muttersprache. Es verrät nichts anderes als eine massive Geringschätzung gegenüber der
interessierten Öffentlichkeit. Ich kann dafür sogar einen Kronzeugen aufbieten, der jeden
Widerspruch ausschließt.
Publikationen in der Agrartechnik
31. März 2009 Reminiszenzen über die Agrartechnik (hinaus) 25
Abschiedsvorlesung Prof. Dr. Jürgen Hahn 31.03.2009
20
Es ist von zentraler Bedeutung, dass die Allgemeinheit sich umfassend und verständlich
über wissenschaftliche Forschung und ihre Resultate informieren kann. Wenn man wissen-
schaftliche Erkenntnisse einem kleinen Kreis von Menschen vorbehält, wird dadurch der
philosophische Sinn eines Volkes geschwächt,
was zu seiner geistigen Verarmung führt.
Albert Einstein, Princeton 1948
Veröffentlichen in der Beratungsebene (also in deutscher Sprache) darf nicht als ehrenrührig
gelten! Außerdem behindert die Flucht in das Englische die notwendige Weiterentwicklung
der deutschen Wissenschaftssprache und ich bezweifele ausdrücklich, dass der Wissenschaft-,
Forschungs- und Ausbildungsstandort Deutschland im Ausland erst dadurch attraktiv wird,
dass dort Englisch gesprochen wird. Oder Denglish. Immerhin ist jeder junge Wissenschaft-
ler, der nach einem Studienaufenthalt die deutsche Sprache und Kultur in die Welt trägt, ein
Botschafter!
Sagen Sie ruhig: der Mann muss das so sagen. Sein Englisch ist mäßig. Akzeptiert! Für die
wichtigen englischsprachigen Veröffentlichungen, wie im E-Journal oder in der UNESCO
Enzyklopädie der Lebenswissenschaften brauchte ich Übersetzerhilfe.
Meine vielleicht wichtigste Veröffentlichung war möglicherweise ohnehin das Faltblatt mit
den „50 guten Gründen, dass die LGF bleiben muss“ von 2004. Hoffen wir, dass die Wirkung
noch lange vorhält!
31. März 2009 Reminiszenzen über die Agrartechnik (hinaus) 28
Abschiedsvorlesung Prof. Dr. Jürgen Hahn 31.03.2009
21
Unter den Ärgernissen, mit denen ich mich im Universitätsbetrieb und darüber hinaus nie
abfinden konnte, möchte ich wenigstens zwei verraten: Die Schönfärberei und die Sprach-
schluderei.
- Schönfärberei
Oder was halten Sie von den so genannten qualifizierten Arbeitszeugnissen mit ihrer wirk-
lichkeitsfremden Geheimsprache? Wo ein „Er hat sich stets bemüht den Anforderungen ge-
recht zu werden“ nichts anderes sagt als: „Das ist ein Verweigerer. Der schafft`s nie!“
Wem nützt diese Schönfärberei?
Ist es gut, wenn jede Selbstverständlichkeit sofort mit dem Prädikat „super!“ belegt wird?
Schafft man mit einem Zuviel an Wohlwollen, Lob und Ehrerweisung nicht alsbald die Ehr-
erwartung und dann die Ehreinforderung, selbst bei nichtigen Anlässen?
Ich wünschte mir, man würde auch bei den akademischen Prüfungen aller Ebenen zu ehrli-
chen Wertmaßstäben zurückfinden. Eine Notenskala ist schließlich dafür geschaffen worden,
dass man sie ausschöpft. Von links außen bis rechts außen. Was wir aber in Wirklichkeit
erleben, ist eine Inflation der Bestnoten – von der ersten Kenntnisprüfung im Bachelorstu-
dium bis zur Bewertung der Promotionsleistung. Das entwertet aber letztlich unsere Ab-
schlüsse!
Wir sollten uns in unseren Bewertungen immer noch einen Spielraum nach oben lassen.
Nehmen wir die Metapher vom Bergsteiger: Humboldt auf dem Chimborazo! Mit Salonschu-
hen! Messner auf allen Achttausendern. Ohne Sauerstoffgerät.
Das ist super. Wir klettern allesamt doch nur im Mittelgebirge! Und wenn wir besonders gut
sind, dann bereiten wir den absolut Herausragenden unter unseren Nachwuchswissenschaft-
lern den Weg für einen Aufstieg in den akademischen Olymp. Aber wohl doch nicht allen,
oder?
Ich empfehle: Schluss mit dem „Summa cum laude für alle“. Wer macht den Anfang?
Ich bekenne freimütig: Ich war auch nicht immer streng genug!
Abschiedsvorlesung Prof. Dr. Jürgen Hahn 31.03.2009
22
- Sprachschluderei
Ich wünschte mir mehr Aufmerksamkeit für die Sprache im akademischen Alltag. Wir sollten
rhetorische Ansprüche nicht den Geisteswissenschaften überlassen. Ich sehe den Universitäts-
professor in der Pflicht, einem Verfall der Sprache ebenso entgegenzuwirken wie einer unkri-
tischen Nachahmung des Amerikanischen. Vor allem sollte er versuchen ein kritisches und
selbstkritisches Vorbild zu sein!
Und auch das hat mit Sprache zu tun: Es ist wirklich nicht leicht zu ertragen, was uns die so
genannte politische Korrektheit in Gleichstellungsfragen so aufgibt!
Mitgliederinnen und Mitglieder, Gästinnen und Gäste; kommt Ihnen das bekannt vor?
Eine Zungenakrobatik ohne jeden Nutzwert. Eher eine Untat an der deutschen Sprache. Von
der orthografischen Fehlleistung mit dem groß geschriebenen I in der Wortmitte mal ganz zu
schweigen.
Können wir damit rechnen, dass demnächst Schillers Ode an die Freude umgeschrieben wird
und es im Schlusschor von Beethovens Neunter künftig heißt: „Alle Menschen werden Brüder
und Schwestern“!?
Wer tatsächlich etwas für mehr Geschlechterparität in der Wissenschaft tun will, und das ist
weiß Gott dringend geboten, der verbiegt sich nicht die Zunge, der handelt!
Auch die eigene Fakultät findet bei ihren Berufungen immer mal wieder einen honorigen
männlichen Kandidaten, bevor sie hoch leistungsbereite Wissenschaftlerinnen in ihr professo-
rales Recht setzt!
Meine Damen und Herren,
der große amerikanische Publizist Thomas Friedman schrieb einmal über die Fähigkeit der
Persönlichkeit, an großen Aufgaben zu wachsen. Wenn man sich darauf einlässt, formen
schwierige Zeiten die Menschen am nachhaltigsten!
Es ist schön und herrlich, wenn Neigung und Pflicht so zusammenfallen; wenn das, was
Beruf von uns fordert, zugleich uns Freude macht!
Johann Heinrich von Thünen 1825
Ich stimme Thünen zu: Glück hat der, dem bei alledem auch die Freude am Tun nicht abhan-
den kommt!
Abschiedsvorlesung Prof. Dr. Jürgen Hahn 31.03.2009
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Zurückschauend bin ich zutiefst dankbar für die großartigen Chancen und Herausforderungen,
besonders in den letzten zwei Jahrzehnten. Ich glaube sogar, das Bestmögliche an meinem
Platz gebracht zu haben, mein Potenzial einigermaßen ausgeschöpft zu haben.
Möglich, dass ich mich dabei überschätze – eine ehrliche Kritik ist mit Abstand das Wertvoll-
ste, was einem von Fachkollegen und Freunden entgegengebracht werden kann.
Und falls der heutige Tag sich nicht so gut dafür eignet – ich bleibe erreichbar!
Ich bin gleichermaßen dankbar für den stetigen Kraftquell Familie: die, aus der ich hervorge-
gangen bin – als jüngstes von 7 Kindern – und die, in der ich all den Rückhalt für meine
Arbeit fand: meine Frau, die beiden gut geratenen Töchter und die vier Enkel, denen ich hier
coram publico aufrichtig und herzlich danken möchte.
Meine Damen und Herren, liebe Freunde!
Das Leben, wenn es denn ein Buch ist, hält für mich sicher noch ein paar gute Seiten bereit.
Einiges davon, was ich dabei so erhoffe, habe ich in der Einladung offen gelegt. Seltsam: das
mit dem Baumhaus fand die meiste Zustimmung! Dabei baue ich dies doch gar nicht für
mich! Es ist ein Auftragswerk für meinen dreijährigen Enkel Nicolas.
Den einen oder anderen agrartechnischen Aspekt wird es auch künftig noch geben. Offiziell
möchte ich aber mein persönliches Kapitel Agrartechnik heute, gemeinsam mit Ihnen, ab-
schließen. Sie, meine Damen und Herren, waren ein überaus angenehmes, geduldiges Publi-
kum.
Die Korreferenten erwiesen sich, gegen alle Absprachen, doch als Laudatoren.
Ich aber kann alles in allem nur sagen:
Es war mir eine Ehre, es war mir ein Vergnügen.
Danke!
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr.-Ing. Jürgen Zaske 31.03.2009
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Prof. Dr.-Ing Jürgen Zaske
Prof. Jürgen Hahn zu seiner Last Lecture:
Gemeinsamkeiten und Gegensätzliches aus einer langjährigen Zusammenarbeit:
Sehr geehrte Hörerschaft dieser Last Lecture von Prof. Hahn,
sehr geehrte Frau Hahn, lieber Jürgen!
Über die Einladung, hier einen kleinen Beitrag zu leisten, habe ich mich sehr gefreut. Aller-
dings war die Einladung auch gleich mit Auflagen verbunden:
- keine technikgeschichtliche Gesamtschau
- keine große Huldigung
- und alles in 12 Minuten.
Um dieses möglichst zu erfüllen, habe ich mir 3 Episoden herausgesucht, die Gemeinsamkei-
ten und auch Gegensätzliches unser beider Entwicklung zeigen können. Ich glaube, dass
etwas Persönliches heute durchaus auch präsentiert werden darf.
Vielen Dank!
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr-Ing. Jürgen Zaske 31.03.2009
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Drei Episoden
Vom Studium zur Landmaschinenprüfung.
Die Auswirkungen der Wiedervereinigung beider Teile Deutschlands auf die Agrartechnik in Berlin und Brandenburg.
Die besonderen Beziehungen zwischen der Agrartechnik der HUB und dem Institut für Agrartechnik Bornim (ATB).
Du hast an der Uni Rostock Landmaschinentechnik studiert, an einer schiffbautechnischen
Fakultät übrigens; das war damals tatsächlich möglich. Nach dem Examen bist Du vom dama-
ligen Leiter der Zentralen Prüfstelle für Landtechnik der DDR, Dr. Gätke, von der Uni regel-
recht wegengagiert worden und bist an die ZPL nach Potsdam-Bornim gegangen.
Promotion und Habilitation sollten deshalb erst später folgen.
Ich selbst habe Landtechnik an der TU Berlin (West) studiert, bin an der Uni geblieben und
habe zunächst meine Promotion fertig gestellt. Erst viel später bin ich für einige Jahre zur
Landmaschinenprüfung gewechselt.
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr-Ing. Jürgen Zaske 31.03.2009
26
Als Leiter des Fachgebietes Transporttechnik der ZPL durftest Du so interessante DDR-
Produkte wie die geländegängigen landwirtschaftlichen LKW und die zugehörigen Anhänger
prüfen, die für die gewollte - oder besser gesagt - erzwungene Großflächenlandwirtschaft der
DDR größte Bedeutung hatten.
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr-Ing. Jürgen Zaske 31.03.2009
27
Dass damals, um 1970, bereits Aspekte des Umwelt- und Ressourcenschutzes berücksichtigt
wurden, kann man an der bodenschonenden Niederdruck-Bereifung erkennen und spricht für
die gute Zusammenarbeit von Prüfung und technischer Entwicklung zur damaligen Zeit.
Dein Fachgebiet entwickelte sich unter Einbezug der Fördertechnik weiter, in Richtung Agro-
Logistik. Diese soll - einfach ausgedrückt - sicherstellen, dass das richtige Produkt, unter
Beibehaltung der Qualität, zum richtigen Zeitpunkt auch am richtigen Ort ankommt, also das
Erntegut von der Erntemaschine im Silo, im Lager oder direkt auf den Futtertisch. Das alles
soll möglichst noch umweltschonend und kostengünstig erfolgen. Diese komplexe und bei
den hohen Leistungen moderner Landmaschinen immer bedeutungsvoller werdende Thematik
hat Dich - wie Du selbst sagst - nicht mehr losgelassen. Auch nicht, als Du in die Forschung
und Lehre abgewandert bist. Heute giltst Du als der anerkannte Fachmann auf diesem Gebiet,
auch international, und das wirst Du wohl noch eine Weile bleiben.
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr-Ing. Jürgen Zaske 31.03.2009
28
Episode 2 behandelt die Auswirkungen der Wiedervereinigung beider Teile Deutschlands auf
die Agrartechnik in Berlin und Brandenburg:
Die Wiedervereinigung Deutschlands nach dem Fall der Mauer hat uns beide fachlich und
persönlich sehr tangiert.
Um zunächst bei der Landmaschinenprüfung zu bleiben: Ich selbst hatte zum Zeitpunkt des
Mauerfalls bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft u. a. die Verantwortung für die
DLG-Prüfstelle, also die Landmaschinenprüfung „West“. Gemeinsam mit der ZPL, Deinem
ehemaligen Arbeitgeber, versuchten wir - noch vor der Währungsunion - über gemeinsam
durchgeführte Prüfungen zusammenzuwachsen. Doch dann kam bald der politische Be-
schluss, die ZPL „abzuwickeln“, also aufzulösen. Die ZPL sei zu groß, zu teuer, und nach
Einführung der freien Marktwirtschaft sei die Rechtsgrundlage für Pflichtprüfungen für das
Gebiet der ehemaligen DDR entfallen.
Seitens der DLG versuchten wir - parallel zur Leitung der ZPL - alternative Arbeitsplätze
zumindest für einen Teil der ZPL-Belegschaft zu finden bzw. neu zu schaffen. Wir von der
DLG hatten dabei auch ein Eigeninteresse, nämlich die Erfahrungen von ZPL-Mitarbeitern
bei der Prüfung von Technik für Großbetriebe sowie die Kontakte zu diesen zu erhalten. Uns
gelang es, dem Bundeslandwirtschaftsministerium 10 Planstellen abzuringen - bei 30 zu-
nächst geplanten. Das war wenig, angesichts der Personalstärke der ZPL vor der Wende, von
knapp 200 Mitarbeitern.
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr-Ing. Jürgen Zaske 31.03.2009
29
Immerhin entstand eine kleine aber feine Prüfstelle als DLG-Außenstelle am traditionsreichen
Standort in Potsdam-Bornim, und damit im Zentrum der Landwirtschaft der Neuen Bundes-
länder. Die gesamte Geschichte der ZPL und der Abwicklungsprozess sind vom damaligen
Direktor Dr. Brandt detailliert beschrieben worden.
Was ich persönlich allerdings nicht vergessen werde, ist die soziale Problematik bei Abwick-
lungen - also Betriebsschließungen - die Angst vor Arbeitslosigkeit, wie sie immer wieder bei
den Einstellungsgesprächen deutlich wurde.
Lieber Jürgen, Du hast ähnliches erlebt, wenn vielleicht auch nicht so „hautnah“, bei der
Abwicklung der Ingenieurhochschule für Landtechnik in Berlin-Wartenberg. Hier war ein
Großteil der agrartechnischen Ressourcen auch der Humboldt-Universität angesiedelt, die nun
verloren gingen. Diese Ressourcen mussten im Zuge der Neu- oder Wiedergründung einer
Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät an der HUB unter dem energischen Gründungsde-
kan Prof. Reisch neu angelegt und entwickelt werden. Das galt sowohl für die Räumlichkeiten
und die Ausstattung, aber auch für das Personal, für die Struktur und für die Inhalte. Dieses ist
Dir und Deinem Vorgänger, Prof. Müller sowie Deinen beiden Professorenkollegen Prof.
Kaufmann und Prof. Schmidt hervorragend gelungen. Aber auch Dich haben die persönlichen
Probleme der von der Abwicklung Betroffenen nicht unberührt gelassen.
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr-Ing. Jürgen Zaske 31.03.2009
30
Drei Episoden
Vom Studium zur Landmaschinenprüfung.
Die Auswirkungen der Wiedervereinigung beider Teile Deutschlands auf die Agrartechnik in Berlin und Brandenburg.
Die besonderen Beziehungen zwischen der Agrartechnik der HUB und dem Institut für Agrartechnik Bornim (ATB).
In einer dritten Episode geht es mir um die besonderen Beziehungen zwischen der Agrartech-
nik der HUB und dem Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB).
1993 hattest Du als nun Ordentlicher Professor die Leitung des später „Agrartechnik“ genann-
ten Fachgebietes an der HUB übernommen. Ich selbst wurde im gleichen Jahr in der Nachfol-
ge des hochgeschätzten Gründungsdirektors Dr.-Ing. Gerhard Welschof zum Wissenschaftli-
chen Direktor des Instituts für Agrartechnik Bornim -kurz ATB- berufen. Das ehemalige
Akademie-Institut war im Zuge der Wiedervereinigung als große außeruniversitäre For-
schungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft am traditionsreichen Standort Potsdam-Bornim
wieder gegründet worden.
Was lag näher, als nach der Wende die beiden Einrichtungen, universitäre agrartechnische
Forschung und Lehre an der HUB in Berlin und außeruniversitäre agrartechnische Forschung
in Potsdam wieder einander anzunähern?
Vertreter der neuen Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der HUB wurden in das Auf-
sichtsgremium und in den strategisch wichtigen Wissenschaftlichen Beirat des ATB berufen,
zunächst Du sowie Prof. Müller, später dann turnusgemäß weitere Professorenkollegen der
Fakultät.
Auf der anderen Seite erhielten Wissenschaftler des ATB einschließlich mir selbst Lehrauf-
träge an der HUB. Diese Beziehung wurde formal gefestigt, durch etliche Berufungen zu
Privatdozenten bzw. Honorarprofessoren. Durch die Berufungen hatten wir vom ATB über
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr-Ing. Jürgen Zaske 31.03.2009
31
Lehrveranstaltungen und Beteiligung an Prüfungen Zugang zu jungen Talenten Deiner Uni-
versität.
Studierende, Doktoranden und Habilitanden der HUB fanden andererseits am ATB gut aus-
gestattete Forschungsplätze, interessante Forschungsthemen und eine i. d. R. angemessene
Betreuung. So ist es nicht verwunderlich, dass etliche von ihnen am ATB geblieben sind,
einige sogar in leitender Position, wie Frau Dr. Prochnow und Herr Dr. Hoffmann, beide als
Abteilungsleiter. Auch der jetzige Wissenschaftliche Direktor des ATB - also mein Nachfol-
ger - Prof. Brunsch, ist Humboldtianer und Honorarprofessor an der HUB.
Über die Vernetzung von HUB und ATB in Forschung und Lehre hinaus gab und gibt es eine
Vielzahl von gemeinsamen Aktivitäten, wie Kooperation in Gremien oder Forschungsverbün-
den sowie in Form gemeinsam durchgeführter Tagungen. Eine davon dürfte den damaligen
Teilnehmern in besonderer Erinnerung geblieben sein, das Dreifach-Jubiläum
- 100 Jahre agrartechnische Lehre und Forschung in den Berliner Agrarwissenschaften
- 75 Jahre agrartechnische Forschung und Landmaschinenprüfung in Potsdam-Bornim
- 10 Jahre Institut für Agrartechnik Bornim (ATB) nach Wiedergründung am histori-
schen Standort
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr-Ing. Jürgen Zaske 31.03.2009
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Die Festveranstaltung wurde 2002 am 1. Tag im ehrwürdigen Fakultätsgebäude in der Invali-
denstraße Berlin und am 2. Tag auf dem Institutsgelände des ATB in Potsdam durchgeführt.
Dem Motto des Kolloquiums entsprechend gab es neben Statements der Politik historische
Rückblicke sowie Sachstandsberichte und Visionen aus den vier damals im Berlin-
Brandenburger Raum angesiedelten agrartechnischen Einrichtungen, Verfahrenstechnik an
der LGF der HUB, Landtechnik an der TU Berlin, ATB und Außenstelle der DLG-Prüfstelle,
beide in Potsdam-Bornim. Abgerundet wurde das Kolloquium durch vielbeachtete Beiträge
zu „Landwirtschaft und Agrartechnik im Wandel der Gesellschaft“ von Prof. Breitschuh,
Jena, sowie zu „Natur, Technik und Kunst“ von Dr.-Ing. G. Welschof.
Lieber Jürgen, aus der gemeinsamen Arbeit, immerhin mehr als 10 Jahre, mit Höhen und
Tiefen, hat sich zwischen uns beiden eine enge fachlichen Freundschaft entwickelt. Hierfür
möchte ich Dir an dieser Stelle herzlich danken. Mein Dank geht auch an Deine Professoren-
Kollegen und die Mitarbeiter beider Einrichtungen, die die Kooperation mit getragen haben.
Ich wünsche mir, dass diese für beide Seiten vorteilhafte Beziehung auch nach Deinem Weg-
gang Bestand hat und trotz zu erwartender struktureller Veränderungen noch weiter ausgebaut
wird, z. B. durch gemeinsame Berufungen.
Vielen Dank!
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer 31.03.2009
33
Prof. i.R. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer
Reminiszenz über die Agrartechnik
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer 31.03.2009
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A09-04 (2)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
Erinnerungen „ergänzen“
„Reminiszenz (v. lat. reminisci = sich erinnern) ist ein Synonym für Erinnerung. Der
Begriff wurde bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts vornehmlich in der Schriftsprache
verwendet. So schrieb beispielsweise Bertha von Suttner Ende des 19. Jahrhunderts
...“ [*]
[*] http://de.wikipedia.org/wiki/Reminiszenz
Ich möchte von Suttner nicht ergänzen, nicht verschiedenartig interpretieren (dann
müsste ich nämlich auf meinen Wehrdienst und die Kuba-Krise eingehen) und auch nicht
zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück kehren (obwohl damals Landtechnik ebenso
faszinierend war wie heute), vielmehr möchte ich:
• Den Blick nach Süden richten (dort wo ich herkomme),
• die ersten großen Eindrücke mit der Landtechnik aus meinem Leben ansprechen,
• wesentliche wissenschaftliche Beiträge erwähnen und
• abschließend den „Blick nach vorne“ wagen
Begleiten sie mich nun dabei !
A09-04 (3)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
Eine neue, unbekannte Welt tut sich auf
Arbeitsorganisation auf 100 ha Gutsbetrieb
- Chef
- Verwalter
- Schlepperfahrer
- Gespannführer
- Schwei(t)zer
- Lehrling
- (Aushilfskräfte)
1955
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=150322535977&cgui
Hanomag R27(erster Frontladerschlepper in Südbayern)
- Frontlader
- Dreipunkthydraulik mit LFE 2schar-
Volldrehpflug
Gezogener Lanz-Mähdrescher MD 140 zur
Ernte 1956
LANZ Bulldog 25 PS
CLAAS Niederdruckpresse (Baujahr 1936) mit
Moor-Eisenbereifung (was ist hier Bodendruck?)
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer 31.03.2009
35
A09-04 (4)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
BRENNER zur gleichen Zeit nach Weihenstephan1955
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=150322535977&cgui
Hanomag R27(erster Frontladerschlepper in Südbayern)
- Frontlader
- Dreipunkthydraulik mit LFE 2schar-
Volldrehpflug
Gezogener Lanz-Mähdrescher MD 140 zur
Ernte 1956
? ?
A09-04 (5)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
Blindhacke in Zuckerrüben – die Herausforderung
Pferdegespann (belgisches Kaltblut) auf 25 ha-Betrieb
Lanz Bulldog, 25 PS mit
2-schar Anhängepflug
Bindemäher
Fahrbarer Mistkran MENGELE mit Rübenkorb
ZuckerrübenanbauReihensaat
Blindhacke
Köpfschlitten
Rodepflug
Bahnverladung
Blindhacke
8 cm
6 cm
Rad-breiten
Zul. Lenkfehler
2 cm
Jeder Fehler wird
bestraft !
- Sichtbar (für alle)
- Zerstört alle Reihen in der
Maschinenarbeitsbreite
Der erste Kontakt mit
Präzisions-
Landwirtschaft
1956
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer 31.03.2009
36
A09-04 (6)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
Zweimal auf falsches Pferd gesetzt
Familienbetrieb (80 ha) mit
- Vater
- Sohn
- Lehrling
- Schweitzer
1957
Lanz Alldog A1215, 13 PS mit
luftgekühltem Triumph Doppelkolben
Zweitakt-Zweistoffmotor
http://mediatum2.ub.tum.de/thumbs/640790
Nutzung eines Lohndreschers
„Claas Huckepack“ aus dem Dorf
www.oldtimer-harvesting.de/huckepack.htm
A09-04 (7)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
Schweden – das europäische Praktikanten-Mekka1960
Gräflicher Gutsbetrieb (300 ha) mit
- Chef
- Schlepperfahrer
- ausländischer Praktikant
Nur 3 Schlepper (wer sollte diese auch fahren)
- FERGUSON TE 25 (Transporte, Brotzeiten)
- Fordson Major
- Bolinder Munktel (mit Frontlader)
Alle „großen“ mit Verdeck (quasi-Kabine)
Alle mit Hitch-Anhängung und
Hydr. Abreißkupplung zum Einachskipper
Englische Spitzenlandtechnik !
1966 Rückkehr auf den gleichen Betrieb
Anfertigung der Diplomarbeit für Abschluss
„Ingenieurschule für Landbau“ in Nürtingen zum
Thema:
„Hitch-Anhängung und Achslastverstärkung“
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer 31.03.2009
37
A09-04 (8)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
Landtechnik und Entwicklungsland – Bombay (Indien)1969
3-monatige Messe mit erstmaliger
deutscher Beteiligung in Indien (CMA),
als junger Agraringenieur berate ich in und über
unserer Technik
Arbeit (Pflügen,
dreschen,
Zuckerrohrverarbeitung)
auf die traditionelle
Weise
Trockenheit und Monsun
Wir zeigen und vermitteln angepasste Technik
A09-04 (9)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
LISL – relationale Datenbank für Arbeitswirtschaft
Dank der fundamentalen Vorarbeiten von HAMMER gelingt mir ein
„elementarer Ansatz“ in LISL (Landwirtschaftliches Informations-System Landtechnik)
1975
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer 31.03.2009
38
A09-04 (10)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
Elektronische Kommunikation – 25 Jahre voraus
Kollegen aus Europa sind wie wir der
Meinung, dass Elektronik in der
Landwirtschaft:
1984
• Viele neue Möglichkeiten eröffnet,
• schrittweise einzuführen ist,
• kompatibel sein muss,
• den Betriebsrechner integriert und
• selbstständig und automatisch Steuerungs-
und Überwachungsaufgaben realisieren
muss.
Die Hersteller der Technik für die
Innenwirtschaft verweigern sich einer
standardisierten Lösung !
Einer kleinen Gruppe „Enthusiasten“
gelingt LBS und ISOBUS für die
Außenwirtschaft
A09-04 (11)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
Zweimal Zufall und „ein Team“ = Ertragskartierung1990
Wir hatten nach zweijährigem Sparen ab
1987 (1 GPS-Empfänger = 42.000 DM)
1988 (1 GPS-Empfänger = 18.000 DM)
1989 (1 GPS-Empfänger = 9.000 DM)
im Herbst 1989 20.000 DM verfügbar
2 Systeme SEL-Globos LN 2000 !!!
Zufa
ll 1
Case hatte 1990 vor der Ernte in
Regensburg den Mähdrescher „Jumbo“
mit Ertragsmesseinrichtung (Hersteller
Dronningborg); wurde uns gegen
Abholung zur Nutzung überlassen
Zu
fall
2
Ernte 1990 erster Einsatz
„Case Jumbo“ + SEL-Globos
• Scheyern (Flachfeld am 12.8.990)
• SCHLÜTER-Hof (20.8.1990)
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer 31.03.2009
39
A09-04 (12)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
Nicht nur ein „fränkisches“ Problem
Landtechnik wurde und wird auch künftig
immer leistungsfähiger, aber:
Die Struktur hinkt hinterher,
Landwirte sind/denken eher konservativ,
Eigentum hat hohen Stellenwert !
2003
Maschinen zu groß und Felder zu klein ?
oder
Felder ausreichend groß und Maschinen
nicht klein genug ?
Blackmore 2008
Intelligente Technik mit heutiger
Technik kann klein strukturierte
Flächen zielgerichtet bearbeiten
Gewannebewirtschaftung
A09-04 (13)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
Elektrische Antriebe (vorerst als Hybrid)
sind dort überlegen, wo Drehzahlvariabilität bei
unterschiedlichen Leistungsanforderungen
benötigt wird !
Neue Freiheiten bei höherem Wirkungsgrad
Mechatronik „veredelt“ mechanisch-
hydraulische (Land)Technik,
sie hat aber bisher die höhere elektrische
Leistung außen vor gelassen !
2008
Umfassende „Mechatronik von morgen“ erhöht den Wirkungsgrad,
eröffnet neue konstruktive Freiheiten,
ermöglicht dezentrale Antriebe (Triebachse,
Zinkenrotor, Fräse, ... ),
integriert Sicherheit,
ist Voraussetzung für Feldrobotik.
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
1,0
20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220
Drehmoment
Wirku
ng
sg
rad
ƞ-elektr ƞ-hydr ƞ-elektr. Leerlauf ƞ-hydr. Leerlauf
Nm
1
1
23
4
2 3 4
Energ
ieeff
izie
nz
Elektrischer Antriebsstrang
Hydraulischer Antriebsstrang
+35%+28%
Vorträge der Korreferenten Prof. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer 31.03.2009
40
A09-04 (14)© 2009Auernhammer (aus dem Süden)
In Freundschaft
Lieber Jürgen,
noch kann und will ich es nicht glauben, dass Du nur
- loslassen,
- ganz Neues machen,
- die Welt bereisen,
- ein Baumhaus bauen
- und, und, und ...
willst.
Landtechnik war, ist und bleibt spannend !
Reserviere auch dafür einen Freiraum !
2009
Vorträge der Korreferenten Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 31.03.2009
41
Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs
Industrie und Hochschule – mehr als eine Zweckgemeinschaft
31. März 2009 | Ludger Frerichs 2
Ziele der Zusammenarbeit – nicht nur aus Industriesicht
Rekrutierung
Unterstützen der Ausbildung und kennenlernen zukünftiger Mitarbeiter anhand ihrer Arbeitsweise und –ergebnisse
Ausbildung
Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses für Universitäten und Fachhochschulen und auch für spätere Leitungspositionen in der Industrie
Forschung
Unterstützen der innovativen Produktentwicklung mit Ergebnissen aus der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung
Öffentlichkeitsarbeit
Neutrale Forschungsergebnisse zur Unterstützung der Werbung sowie durch Präsenz in Forschung und Lehre die Hochschule als Multiplikator nutzen
Gemeinsamer Auftritt
Gemeinsamer Auftritt der Agrartechniker zur Durchsetzung von Ingenieur- und Brancheninteressen
Vorträge der Korreferenten Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 31.03.2009
42
31. März 2009 | Ludger Frerichs 3
Ziele der Zusammenarbeit – nicht nur aus Industriesicht
Rekrutierung
Unterstützen der Ausbildung und kennenlernen zukünftiger Mitarbeiter anhand ihrer Arbeitsweise und –ergebnisse
Ausbildung
Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses für Universitäten und Fachhochschulen und auch für spätere Leitungspositionen in der Industrie
Forschung
Unterstützen der innovativen Produktentwicklung mit Ergebnissen aus der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung
Öffentlichkeitsarbeit
Neutrale Forschungsergebnisse zur Unterstützung der Werbung sowie durch Präsenz in Forschung und Lehre die Hochschule als Multiplikator nutzen
Gemeinsamer Auftritt
Gemeinsamer Auftritt der Agrartechniker zur Durchsetzung von Ingenieur- und Brancheninteressen
31. März 2009 | Ludger Frerichs 4
Unterstützung der Ausbildung
Technik - Stipendienprogramme - Lehraufträge - Stiftungslehrstühle …
Vorträge der Korreferenten Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 31.03.2009
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31. März 2009 | Ludger Frerichs 5
Ziele der Zusammenarbeit – nicht nur aus Industriesicht
Rekrutierung
Unterstützen der Ausbildung und kennenlernen zukünftiger Mitarbeiter anhand ihrer Arbeitsweise und –ergebnisse
Ausbildung
Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses für Universitäten und Fachhochschulen und auch für spätere Leitungspositionen in der Industrie
Forschung
Unterstützen der innovativen Produktentwicklung mit Ergebnissen aus der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung
Öffentlichkeitsarbeit
Neutrale Forschungsergebnisse zur Unterstützung der Werbung sowie durch Präsenz in Forschung und Lehre die Hochschule als Multiplikator nutzen
Gemeinsamer Auftritt
Gemeinsamer Auftritt der Agrartechniker zur Durchsetzung von Ingenieur- und Brancheninteressen
31. März 2009 | Ludger Frerichs 6
EurAgEng
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchs
CLAAS Stiftung
EurAgEng
VDI-MEGVDI-MEG
Vorträge der Korreferenten Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 31.03.2009
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31. März 2009 | Ludger Frerichs 7
Ziele der Zusammenarbeit – nicht nur aus Industriesicht
Rekrutierung
Unterstützen der Ausbildung und kennenlernen zukünftiger Mitarbeiter anhand ihrer Arbeitsweise und –ergebnisse
Ausbildung
Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses für Universitäten und Fachhochschulen und auch für spätere Leitungspositionen in der Industrie
Forschung
Unterstützen der innovativen Produktentwicklung mit Ergebnissen aus der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung
Öffentlichkeitsarbeit
Neutrale Forschungsergebnisse zur Unterstützung der Werbung sowie durch Präsenz in Forschung und Lehre die Hochschule als Multiplikator nutzen
Gemeinsamer Auftritt
Gemeinsamer Auftritt der Agrartechniker zur Durchsetzung von Ingenieur- und Brancheninteressen
31. März 2009 | Ludger Frerichs 8
FuE in Industrie und an Hochschulen
Basic
Research
Agricultural
Technology
Research
Advanced
Engineering
Serial
DevelopmentModel
Care
Basic
Research
Agricultural
Technology
Research
Advanced
Engineering
Serial
Development
Model
CareBasic
Research
Agricultural
Technology
Research
Advanced
Engineering
Serial
Development
Model
Care
? ... 5 %
! 100 %
of manufacturers
Years
R&
D P
roje
ct P
ort
folio
? << 1 %
! 0 %
Potenzieller
Anteil der
Hochschulen
Vorträge der Korreferenten Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 31.03.2009
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31. März 2009 | Ludger Frerichs 9
Auftragsforschung: Nutzen von Kompetenz und Ressourcen
Seite 5 von 21Dipl. Ing. (FH) Sonnen 2. Hauptziel
ModellierungRealität
Ergebnisdarstellung
HTML-Bericht Gantt-Chart
31. März 2009 | Ludger Frerichs 10
Gemeinsame Forschungsprojekte – auch international
Vorträge der Korreferenten Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 31.03.2009
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31. März 2009 | Ludger Frerichs 11
Ziele der Zusammenarbeit – nicht nur aus Industriesicht
Rekrutierung
Unterstützen der Ausbildung und kennenlernen zukünftiger Mitarbeiter anhand ihrer Arbeitsweise und –ergebnisse
Ausbildung
Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses für Universitäten und Fachhochschulen und auch für spätere Leitungspositionen in der Industrie
Forschung
Unterstützen der innovativen Produktentwicklung mit Ergebnissen aus der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung
Öffentlichkeitsarbeit
Neutrale Forschungsergebnisse zur Unterstützung der Werbung sowie durch Präsenz in Forschung und Lehre die Hochschule als Multiplikator nutzen
Gemeinsamer Auftritt
Gemeinsamer Auftritt der Agrartechniker zur Durchsetzung von Ingenieur- und Brancheninteressen
31. März 2009 | Ludger Frerichs 12
Ziele der Zusammenarbeit – nicht nur aus Industriesicht
Rekrutierung
Unterstützen der Ausbildung und kennenlernen zukünftiger Mitarbeiter anhand ihrer Arbeitsweise und –ergebnisse
Ausbildung
Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses für Universitäten und Fachhochschulen und auch für spätere Leitungspositionen in der Industrie
Forschung
Unterstützen der innovativen Produktentwicklung mit Ergebnissen aus der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung
Öffentlichkeitsarbeit
Neutrale Forschungsergebnisse zur Unterstützung der Werbung sowie durch Präsenz in Forschung und Lehre die Hochschule als Multiplikator nutzen
Gemeinsamer Auftritt
Gemeinsamer Auftritt der Agrartechniker zur Durchsetzung von Ingenieur- und Brancheninteressen
Vorträge der Korreferenten Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 31.03.2009
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31. März 2009 | Ludger Frerichs 13
Gemeinsam Interessen vertreten
31. März 2009 | Ludger Frerichs 14
Gemeinsam Anforderungen formulieren
Vorträge der Korreferenten Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 31.03.2009
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31. März 2009 | Ludger Frerichs 15
Informieren und kommunizieren
31. März 2009 | Ludger Frerichs 16
Zugang zu den Fördertöpfen schaffen:
Vorträge der Korreferenten Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 31.03.2009
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31. März 2009 | Ludger Frerichs 17
Zugang zu den Fördertöpfen schaffen: DFG-Fachgespräche
31. März 2009 | Ludger Frerichs 18
Noch offen: Eine Forschungsgemeinschaft; lernen von anderen!
Vorträge der Korreferenten Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 31.03.2009
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31. März 2009 | Ludger Frerichs 19
Ziele der Zusammenarbeit – nicht nur aus Industriesicht
Rekrutierung
Unterstützen der Ausbildung und kennenlernen zukünftiger Mitarbeiter anhand ihrer Arbeitsweise und –ergebnisse
Ausbildung
Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses für Universitäten und Fachhochschulen und auch für spätere Leitungspositionen in der Industrie
Forschung
Unterstützen der innovativen Produktentwicklung mit Ergebnissen aus der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung
Öffentlichkeitsarbeit
Neutrale Forschungsergebnisse zur Unterstützung der Werbung sowie durch Präsenz in Forschung und Lehre die Hochschule als Multiplikator nutzen
Gemeinsamer Auftritt
Gemeinsamer Auftritt der Agrartechniker zur Durchsetzung von Ingenieur- und Brancheninteressen
31. März 2009 | Ludger Frerichs 20
Immer wieder gern gesagt: Danke
LAND.TECHNIKLandtechnik regional und international
2008
DankeDanke
Prof. Dr. JProf. Dr. Jüürgen Hahnrgen Hahn
Mitglied im Vorstand der VDIMitglied im Vorstand der VDI--MEGMEG
Vorsitzender des Fachausschusses Vorsitzender des Fachausschusses
Forschung und Lehre 2005 bis 2008Forschung und Lehre 2005 bis 2008
Max-Eyt h-Gesellschaf t
Agrar t echnik im VDI
Vorträge der Korreferenten Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs 31.03.2009
51
Dr. Ludger Frerichs
Berlin, 31. März 2009
Last Lecture
von
Prof. Dr. Jürgen Hahn
Industrie und Hochschule –
mehr als eine Zweckgemeinschaft
31. März 2009 | Ludger Frerichs 22
Industrie und Hochschule – in Berlin nicht neu
Kurzporträts der Referenten Prof. E.h. Dr. L. Frerichs 31.03.2009
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Prof. Dr. Hermann Auernhammer
Am 23. August 1941 in Indernbuch/Bayern geboren, lernte Auernhammer die Landwirtschaft
tatsächlich „von der Pieke auf“ kennen. Das Hochschuldiplom erwarb er 1971 in Weihenste-
phan. Von dieser Zeit an verschrieb er sich der Agrartechnik in ihrer ganzen Breite. 1975
wurde er mit einem arbeitswissenschaftlichen Thema promoviert; 1990 folgte die -
Habilitation, 1995 die Berufungen zunächst zum apl. Professor bzw. 1996 zum Universitäts-
professor und Extraordinarius für Technik im Pflanzenbau in Weihenstephan sowie zum
Leiter des Lehrstuhls für Agrarsystemtechnik von 2003 bis 2007.
Das wissenschaftliche Arbeitsfeld des Hermann Auernhammer wurde jüngst in einer Laudatio
als das „what is what in agricultural engineering“ beschrieben. Das zu seiner Emeritierung
erschienene Sonderheft der „Landtechnik“ gibt näheren Aufschluss [1]. Stets ging es ihm
sowohl um Beiträge zur Theoriebildung als auch um die Umsetzung der gewonnenen Er-
kenntnisse in landwirtschaftlichen Betrieben. Dabei standen der Einsatz der Agrarelektronik
für die Optimierung des Zusammenwirkens von Traktor und Gerät sowie die wissenschaftli-
chen und praktischen Arbeiten zur Entwicklung und Anwendung moderner Informations-,
Sensor- und Ortungssysteme (Precision Farming) im Mittelpunkt.
Als Mitglied im Beirat und im Vorstand der Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik (VDI-
MEG) setzte sich Professor Auernhammer insbesondere für den Ausbau wissenschaftlicher
Netzwerke in Europa und weltweit ein. Ein Schwerpunkt seines Engagements war die Wei-
terentwicklung der Tagung LAND.TECHNIK. Als Vorsitzender des Programmausschusses
(von 1998 bis 2003) etablierte er diese Tagung 2001 erstmals und nachhaltig erfolgreich als
„Kongress zur Messe AGRITECHNICA“ in Hannover und erreichte deren Anerkennung als
wichtige EurAgEng-Conference ab 2007.
Unter den zahllosen Ehrungen seien die Max-Eyth-Gedenkmünzen der DLG und der MEG,
das Bundesverdienstkreuz und der „Deutsche Umweltpreis“ hervorgehoben. Sein nahezu
unvermindertes Engagement lässt vermuten, dass sein Ruhestand (seit 2007) wohl eher vir-
tueller Natur ist.
[1] Zeitschrift “Landtechnik” 62(2007) Sonderheft
Kurzporträts der Referenten Prof. E.h. Dr. L. Frerichs 31.03.2009
54
Prof. E.h. Dr. Ludger Frerichs
Am 24. Mai 1959 in Sedelsberg/Oldenburg geboren, studiert Frerichs Maschinenbau in Os-
nabrück und Braunschweig und wird im Jahre 1991 an der Universität Hohenheim promo-
viert.
Der Fachwelt bekannt ist Ludger Frerichs vor allem durch seine langjährige Tätigkeit als
Leiter Vorentwicklung im Hause CLAAS, durch sein Wirken als Hochschullehrer mit Lehr-
auftrag an der RWTH Aachen sowie insbesondere durch seine ehrenamtliche Arbeit als Vor-
sitzender der Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik im VDI (VDI-MEG) in der Zeit von 2004
bis 2008. In dieser Funktion engagierte er sich aufopferungsvoll für die Agrartechnik-Branche
und für die Interessen der über 1500 Mitglieder der Gesellschaft. Besonders lagen ihm dabei
die Qualifizierung der agrartechnischen Bachelor-/Masterausbildung im Bolognaprozess, die
Profilschärfung der agrartechnischen Forschung, eine wirksamere Öffentlichkeitsarbeit und
eine stärkere Internationalisierung der VDI-MEG-Aktivitäten am Herzen. Die agrartechni-
schen Fachtagungen der VDI-MEG gewannen unter seiner Ägide national wie international
an Ausstrahlung. Hervorzuheben ist ferner Frerichs aktive Rolle bei der Etablierung der
Gruppe Agricultural Engineering and Technologies (AET) innerhalb der EU-Technologie-
plattform MANUFUTURE.
Im Rahmen der vielfältigen internationalen Kontakte zu Forschungsinstituten und Hochschu-
len bestand über viele Jahre hinweg eine ergiebige Kooperation mit der St. Stephans-
Universität in Gödöllö/Ungarn, die ihm im Jahre 2005 eine Ehrenprofessur verlieh.
Heute ist Dr. Frerichs als Entwicklungsleiter des Hamburger Intralogistik-Unternehmens
STILL GmbH tätig.
Kurzporträts der Referenten Prof. Dr._ J. Hahn 31.03.2009
55
Prof. Dr. Jürgen Hahn
Am 9. Dezember 1943 in Schönlage/Mecklbg. geboren, schließt Hahn das Studium der
Landmaschinentechnik an der Universität Rostock im Jahre 1966 als Diplomingenieur ab.
Von 1966 bis 1978 leitet er das Fachgebiet Transport- und Fördertechnik in der Zentralen
Prüfstelle für Landtechnik Potsdam-Bornim.
Darauf folgt 1978 zunächst eine außerplanmäßige Aspirantur und alsbald die Oberassistenz
am Wissenschaftsbereich Technologie der Pflanzenproduktion der Humboldt-Universität zu
Berlin. Der Promotion im Jahre 1981 schließen sich 1984 die Promotion B und die Erlangung
der Facultas docendi (entspr. zusammen der Habilitation) an.
Ab 1985 - Dozent für Technologie der Pflanzenproduktion und ab 1987 auch Leitung des
gleichnamigen Fachgebietes. Berufung in eine außerordentliche Professur im Jahre 1988. Im
Zuge der Fakultätsumbildung leitet Prof. Hahn von 1991 bis 1993 das Institut für Agrar-
technik und ab 1993 als Ordentlicher Professor das Fachgebiet „Agrartechnische Grundlagen
und Technik in der Pflanzenproduktion“ an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der
Humboldt-Universität zu Berlin, 2002 umgewidmet in FG „Agrartechnik“.
Forschungs- und Lehrgebiete sind u.a. Agrar- und verfahrenstechnische Grundlagen, Agrolo-
gistik, Simulation von Prozessketten sowie Konversionsverfahren für nachwachsende Rohs-
toffe. Ein Verbundprojekt zur qualitätsdifferenzierten Getreideernte läuft noch bis März 2010.
Gremienarbeit leistete Prof. Hahn vor allem im KTBL und in der VDI-MEG, hier zuletzt sehr
erfolgreich als Vorsitzender des Fachausschusses „Forschung und Lehre“. Er war viele Jahre
Mitglied des Akademischen Senats und der Entwicklungs-Planungs-Kommission der HUB.
Das von Prof. Hahn bislang geleitete Fachgebiet Agrartechnik fusioniert zum 1.4.2009 mit
der Gartenbautechnik zum Fachgebiet Biosystemtechnik.
Kurzporträts der Referenten Prof. Dr.-Ing. J. Zaske 31.03.2009
56
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Zaske
Geboren am 6. November 1939 in Fürstenwalde (Spree) geht Zaske 1958 ins damalige West-
berlin, macht sein 2. Abitur (West) und studiert Maschinenbau an der TU. 1973 wird er im
Forschungsgebiet Pflanzenschutztechnik zum Dr.-Ing. promoviert.
Nahezu 15 Jahre dauert die Tätigkeit bei der GTZ. Mit Projekten zu Angepassten Technolo-
gien, Technischer Planung und Agroindustrie bereichert er das Profil der Gesellschaft. Unter
den Auslandsaufenthalten ist eine zweijährige Tätigkeit als Projektleiter in Portugal hervorzu-
heben.
Ab 1979 ist Dr. Zaske auch als Lehrbeauftragter für die FH Köln und die Universität Hohen-
heim tätig. 1989 wird er Geschäftsführers des Fachbereiches Landtechnik der DLG und ist
dabei vor allem für das traditionsreiche Arbeitsfeld der agrartechnischen Prüfung zuständig.
1993 wird er Wissenschaftlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des ATB. In dieser
größten agrartechnischen Forschungseinrichtung der Bundesrepublik werden unter seiner
Leitung progressive Arbeitsrichtungen entwickelt, so Bioverfahrenstechnik, Technikbewer-
tung, Nutzung nachwachsender Rohstoffe und Sensorapplikationen. Er trägt auch entschei-
dend zur internationalen Positionierung des ATB bei.
Die Humboldt-Universität zu Berlin beruft Dr.-Ing. Jürgen Zaske 1994 zum Honorarprofes-
sor. Zehn Jahre lang festigt er mit seinen Lehrangeboten für das Fach „Verfahrenstechnik in
den Tropen und Subtropen“ sowie mit der Betreuung von Graduierungsarbeiten die traditions-
reiche agrartechnische Achse Berlin-Bornim.
Aus der Vielzahl der Ehrenämter seien hier die Mitwirkungen in EurAgEng, Club of Bologna,
KTBL, DLG und FAO genannt. In der VDI-MEG leitete er nach anderen Arbeitskreisen
zuletzt den AK „Forschung und Lehre“ und vertrat gleichzeitig deutsche Agrartechnikinteres-
sen auf internationalem Parkett. Ende 2004 ging Prof. Zaske in den verdienten Ruhestand.
Ein herzliches Dankeschön Prof. Dr. Jürgen Hahn 31.03.2009
57
PROF. DR. JÜRGEN HAHN
Wilhelmsmühlenweg 188
12623 Berlin
[Fon: 030-5665308]
Berlin, den 19.05.2009
Ein herzliches Dankeschön!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kollegen und Freunde,
in meiner Last Lecture vom 31.März habe ich so ziemlich alles sagen können, was mir zum
Abschied aus dem aktiven, hauptamtlichen Berufsleben als Hochschullehrer besonders am
Herzen lag. Der große Zuspruch an diesem Tage, die ehrenden Worte und die guten Gesprä-
che, wie auch die unzähligen Geschenke und Blumen – all das zeugte von viel mehr Auf-
merksamkeit, als ich es erwarten konnte. Ich bin tief bewegt und dankbar!
Sie wissen wohl, dass mir der Spendenaufruf zu Gunsten der Deutschen Krebshilfe eine
Herzensangelegenheit war. Umso mehr freut es mich, Ihnen das Ergebnis dieses Aufrufs
mitteilen zu können. Ich zitiere dazu gern aus dem Brief des Hauptgeschäftsführers der Deut-
schen Krebshilfe e.V. vom 28.4.2009:
„Das herausragende Spendenergebnis von 2405 Euro wird mit dazu beitragen, dass wir
unsere Arbeit zum Wohle krebskranker Menschen fortsetzen können. Unser Dank gilt
damit auch allen Spendern, die Ihren Entschluss unterstützt und mitgetragen haben“.
Am Tage der Abschiedsvorlesung und auch später gab es überraschend viel Interesse am Text
der vier Redebeiträge. Den daran Interessierten stehen daher die jeweiligen Redetexte oder
PowerPoint-Präsentationen und Impressionen vom Tage auf unserer Website zur Verfügung.
Unter http://www.agrar.hu-berlin.de/struktur/institute/pfb/struktur/agrartech/aktuell ist diese
Seite noch für die Laufzeit des aktuellen Forschungsprojektes, also bis 28.2.2010, verfügbar.
Wer mich kennt, der weiß wohl, dass ich auch über diesen Tag hinaus meiner Fakultät und
meinem Lehr- und Forschungsgebiet – und damit Ihnen allen – verbunden bleibe.
Mit den besten Wünschen