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22 SCHWERPUNKT
Concept Ophthalmologie 1/2020
Oberflächenablation, LASIK oder
refraktive Lentikelextraktion (SMILE)?
Eine kritische Gegenüberstellung
Einleitung
Seit Beginn der laserassistierten
Hornhautchirurgie vor fast 33 Jah-
ren haben sich unterschiedliche
Techniken zur Korrektur von Fehl-
sichtigkeiten entwickelt. So stehen
seit 1987 die Photorefraktive Kera-
tektomie (PRK), seit 1998 auch als
Laserassistierte subepitheliale Ke-
ratomileusis (LASEK) oder seit 1999
auch als Transepitheliale Photore-
fraktive Keratektomie (Trans-PRK),
seit 1990 die keratomgeführte
Laser-assistierte in situ Keratomi-
leusis (LASIK), seit 2003 die femto-
sekundenlasergeführte Laser-
assistierte In-situ-Keratomileusis
(Femto-LASIK), und seit 2006 die
femtosekundenlasergeführte re-
fraktive Lentikelextraktion (seit
2006 als „SMILE“, seit 2020 auch als
„SmartSight“) als Optionen zur
Verfügung. Auf Basis einer sorgfäl-
tigen Anamnese und Diagnostik
kristallisiert sich heraus, ob ein
keratorefraktiver Lasereingriff
überhaupt möglich und welche der
drei Methoden im individuellen
Einzelfall die empfehlenswerte ist.
Um herauszufinden, welche Ver-
fahren für eine Behandlung in Aus-
wahl kommen, müssen die entspre-
chenden Ein- und Ausschlusskriteri-
en geprüft werden. Dies beinhaltet
insbesondere die Beachtung der
Empfehlungen der Kommission Re-
fraktive Chirurgie (KRC) hinsicht-
lich des Anwendungsbereichs be-
treffend der Höhe der zugrundelie-
genden Ametropie. Eine detaillier-
te Auflistung der aktuellen KRC-
Empfehlungen (Stand Februar
2019) ist unter dem Link http://
aad.to/krc/qualit.pdf zu finden. [1]
Stehen am Ende zwei oder drei Ver-
fahren einander zur Auswahl ge-
genüber, so müssen die jeweiligen
Vor- und Nachteile der Verfahren
gewichtet und die basierend auf
der individuellen Befundkonstella-
tion zu erwartenden klinischen Be-
handlungsergebnisse samt mögli-
cher Risiken einer jeden OP-Tech-
nik gegenübergestellt werden, um
gemeinsam mit dem Patienten die
richtige Entscheidung zu treffen.
Oberflächenverfahren(PRK/ Trans-PRK/LASEK,Epi-LASIK)
Bei der klassischen PRK wird das
Epithel mechanisch mittels Bürste
oder Hockeymesser entfernt, bei
der LASEK mit Alkohol vorbehan-
delt und anschließend zur Seite ge-
schoben. Nach erfolgtem Abtrag
des Hornhautstromas kann bei der
LASEK das Epithel als „natürliche
Kontaktlinse“ repositioniert oder
entfernt werden. In der Regel wird
das Epithel verworfen („epi-off
LASEK“). Das Epithel kann aber
auch direkt mittels Excimerlaser be-
handelt werden („Trans-PRK“). Ein
Vorteil der Trans-PRK seitens des
Operateurs ist die einfache Ausfüh-
rung der Behandlung. Es sind keine
zusätzlichen operativen Schritte
zur Entfernung des Hornhautepi-
thels notwendig, was auch einen
Vorteil für den Patienten darstellt,
da die Operationszeit verkürzt und
der Eingriff durch Wegfall der ma-
nuellen Manipulation am Auge
subjektiv als weniger belastend
empfunden wird. Bei der Epi- LASIK
kommt ein Mikrokeratom zum Ein-
satz, anstelle einer scharfen Metall-
klinge wird hier eine stumpfe
Kunststoffklinge verwendet, die
das Epithel von der Bowman-
Grenzschicht separiert. Hierbei
kommt es allerdings gelegentlich
zu Defekten des Hornhautstromas,
die zu Irregularitäten der Hornhaut
führen können, ein Grund warum
die Epi-LASIK heute weitestgehend
verlassen worden ist.
Bei allen Oberflächenverfahren
wird die Höhe des Abtrags auf-
grund der wachsenden Häufigkeit
eines Haze nach oben limitiert. Es
ist zu erwähnen, dass die KRC bei
Primärbehandlungen den Einsatz
von Mitomycin C aufgrund fehlen-
der wissenschaftlicher Grundlagen
nicht empfiehlt. Die Oberflächen-
ablation ist eine Alternative zur
LASIK oder refraktiven Lentikelex-
traktion bei Patienten, die eine zu
flache (K-Werte unter 40 dpt) oder
Daniel Kook, Wolfgang J. Mayer
Die unterschiedlichen kornealen Laserverfahren zur Korrektur von Fehlsichtigkeiten werden in diesemBeitrag dargestellt und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile beleuchtet. Für jedes einzelne Verfahrengilt, dass eine sorgfältige präoperative Anamnese, klinische Untersuchung und eingehende Diagnostiksowie Berücksichtigung genereller und auch spezieller Ein- und Ausschlusskriterien wegweisend fürden Behandlungserfolg ist.
In Kooperation mit:
CME
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1/2020 Concept Ophthalmologie
zu steile steile (K-Werte über
48 dpt) Hornhaut haben oder de-
ren Hornhaut zu dünn ist bzw. die
stromale Restdicke nach einem Ein-
griff 250 µm (idealerweise 280 µm)
unterschreiten würde. Ideale Kan-
didaten sind Patienten mit einer
Myopie bis -6 dpt oder Astigmatis-
musbis5dpt,diekeinerhöhtesRisi-
ko für eine subepitheliale Hazebil-
dung haben. Oberflächenbehand-
lungen sollten grundsätzlich auf
eine Abtragstiefe von 100 µm be-
schränkt werden, um stärkere
Hazebildung zu vermeiden. Diese
stromale Ablationstiefe entspricht
je nach Durchmesser der Ablations-
zone einer Korrektur von bis zu
-6 dpt. Für hyperope Korrekturen
wird die Oberflächenablation
gänzlich nicht mehr empfohlen
u. a. wegen Regression. [1] Absolu-
te Grenzwerte sind für die Myopie
-8 dpt, für die Hyperopie +3 dpt
und für Astigmatismen 6 dpt. Die
Oberflächenablation ist auch eine
geeignete Option bei Patienten,
für die aus beruflichen Gründen
oder aufgrund bestimmter Sport-
arten ein Lentikelschnitt nicht emp-
fehlenswert ist. Bei der Entschei-
dung für eine Oberflächenablation
sollte der Patient über die deutlich
längere optische Rehabilitation
von bis zu mehreren Wochen und
den Nachteil postoperativer
Schmerzen für 1-3 Tage postopera-
tiv aufgeklärt werden.
Nachkorrekturen nach
Oberflächenverfahren
Das Verfahren der Wahl zur Nach-
korrektur nach Oberflächenabla-
tionwird inderRegeleineerneute
Abb. 1e
Abb.1a-e: Ausgangssituation vor refrakti-ver Nachkorrektur nach myoper PRK (rech-tes Auge) a) Biomikroskopischer Befund derHornhaut mit zentraler Narbe, b) OCT-Auf-nahme, c) Scheimpflugaufnahme mit er-kennbar gut zentrierter Ablation, d) Epi-thelmapping mit erkennbar zentral hetero-gener Epitheldicke, e) BiomikroskopischerBefund der Hornhaut 1 Woche postoperativnach topographiegestützter Trans-PRK
Abb. 1d
Abb. 1cAbb. 1b
Abb. 1a Alle Abb.: Autoren
CME
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Concept Ophthalmologie 1/2020
Oberflächenablation sein und nur
in Einzelfällen ein lamelläres Ver-
fahren, falls dies die korneale
Stromadicke zulässt. Zur Vermei-
dung einer postoperativen Haze-
bildung empfiehlt sich hier bei
den voroperierten Hornhäuten
immer die intraoperative Applika-
tion vom Mitomycin C. Bei residu-
alem Astigmatismus mixtus und
kritischer Stromadicke bieten
antiastigmatische Schnitte eine
Korrekturoption an, wenngleich
deren Vorhersagbarkeit nicht der-
jenigen des Excimerlasers ent-
spricht. Während manuelle anti-
astigmatische Keratotomien das
Risiko für eine postoperative Epi-
theleinwachsung in die Inzisionen
bergen, besteht dieses Risiko für
femtosekundenlaserassistierte in-
trastromale Keratotomien nicht.
Grundsätzlich gilt es zu bedenken,
dass bei voroperierten Hornhäu-
ten mit einer unregelmäßigen
irregulären kornealen Vorderflä-
che ein regenerativer epithelialer
Ausgleich der oberflächlichen
stromalen Vertiefungen vorliegen
kann als ein sog. „epithelial remo-
deling“. Hier ist zu beachten, dass
dieser Ausgleich durch eine me-
chanische Entfernung des Epithels
verloren geht, die Basis für das ge-
plante Ablationsprofil aber die
Epithelvorderfläche samt Tränen-
film ist. Erfolgt in solchen Fällen
der Abtrag nach mechanischer
EntfernungdesEpithels, istdiesei-
ne erhebliche Fehlerquelle. Hier
bietet die transepitheliale PRK ei-
nen Vorteil. Zur Illustration zeigt
Abbildung 1 die präoperativen
Befunde eines Auges nach gut
zentrierter myoper Oberflächen-
ablation vor 3 Jahren. (�Abb. 1a
Biomikrosopischer Befund,
�Abb. 1b OCT der Hornhaut,
�Abb. 1c Scheimpflugaufnahme
der Hornhaut, �Abb. 1d Epithel-
dickenprofil der Hornhaut). In der
Scheimpflugaufnahme ist die in-
homogene Epitheldicke über der
zentralen Hornhautnarbe nicht
erkennbar. Der Ausgangsvisus
betrug sc = 0,4 und cc -0,25/
-0,75/60° = 0,63. Verfahren der
Wahl zur Nachkorrektur war in
diesem Fall eine einzeitige Trans-
PTK in Kombination mit einer
topographiegestützten PRK.
�Abb. 1e zeigt den biomikrosko-
pischen Befund 1 Woche postope-
rativ, Visus sc/cc 0/-0,25/18° = 1,0.
LASIK/Femto-LASIK
Das Indikationsfenster bzw. der
Anwendungsbereich nach der ak-
tuellen Empfehlung der KRC sind
Myopien bis
-8 dpt, Hyper-
opien bis
+3 dpt und
Astigmatis-
men bis 5 dpt.
Der absolute
Grenzbereich
ist für die My-
opie -10 dpt,
für die Hyper-
opie +4 dpt
und für Astig-
matismen
6 dpt. Der
Grund für die
Einschrän-
kung im hyper-
open Bereich basiert auf den im
Vergleich zur myopen LASIK häufi-
geren Komplikationen wie Regres-
sion, Unterkorrektur, Epithel-
einwachsung, Blendempfindlich-
keit oder trockenes Auge. Als
sicherer und effektiver Eingriff mit
dem Vorteil einer sehr schnellen
Rehabilitation in der Regel bereits
nach einem Tag postoperativ führt
die LASIK allerdings meist zu einer
hohen Patientenzufriedenheit,
unter Voraussetzung einer richti-
gen Patientenselektion sind
schwere Komplikationen heute
sehr selten. Voraussetzung ist der
Ausschluss vonPatienten,diekeine
guten Voraussetzungen für eine
LASIK bieten, insbesondere Patien-
ten mit einer engen Lidspalte oder
Lidfehlstellungen wie einem La-
gophthalmos, Patienten mit
schwerer Blepharitis oder mit einer
Vaskularisierung der zentralen
Hornhaut. Um ein sicheres Arbei-
ten des Mikrokeratoms zu gewähr-
leisten, sollten sehr steile und sehr
flache Hornhäute ausgeschlossen
werden. Die zentrale Hornhaut-
dicke sollte an ihrer dünnsten Stel-
le über 500 µm liegen und die
stromale Restdicke nach Ablation
immer mindestens 250 µm, idealer-
weise mindestens 280 µm betra-
gen, um das Risiko einer postope-
rativen iatrogenen Keratektasie zu
minimieren. Mit der Wahl einer
geringen Lentikeldicke lässt sich
Stromagewebe sparen.
WeithäufigeralsdasKeratomwird
mittlerweile in Deutschland der
Femtosekundenlaser für das
Schneiden des Lentikels eingesetzt
(�Abb. 2). Die Vorteile der Femto-
LASIK liegen in einer besseren
Reproduzierbarkeit der Lentikel-
dicke, höheren Genauigkeit der
angestrebten mittleren Hornhaut-
dicke, höheren Astigmatismus-
neutralität, geringeren induzier-
ten höheren Aberrationen und ins-
besondere einer im Vergleich zu
Abb.2: Intraoperative Momentaufnahme nach Aufklappen des Fem-tosekundenlaser- generierten Flaps im Rahmen einer Femto-LASIK
CME
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1/2020 Concept Ophthalmologie
modernen Mikrokeratomen noch
minimaleren Komplikationsrate
hinsichtlich des Lentikelschnit-
tes. [2] Die Mindestdicke der Horn-
haut für eine Femto-LASIK sollte
mindestens 480 µm betragen.
Nachkorrekturen nachLASIK/Femto-LASIK
Nach keiner Primärbehandlung
bieten sich so viele Nachkorrektur-
optionen wie nach der LASIK. Die
am häufigsten angewandten sind
der Re-Lift des Flaps und die Ober-
flächenablation auf dem Flapstro-
magewebe. Die Ergebnisse hin-
sichtlich Vorhersagbarkeit, Effek-
tivität und Sicherheit dieser bei-
den Nachkorrekturoptionen sind
vergleichbar. [3] Beträgt die post
Nachkorrektur residuale Reststro-
madicke sicher über 250 µm, stellt
der Re-Lift in vielen Fällen die Me-
thode der Wahl dar. Die Länge des
Zeitintervalls nach primärer LASIK
und das OP-Verfahren (Femtose-
kundenlaser versus Mikrokera-
tom) spielen hier eine Rolle in dem
Entscheidungsalgorithmus, da bei
älteren und insbesondere älteren
Mikrokeratomschnitten aufgrund
der Schnittkonfiguration des Flaps
(Meniskus beim Mikrokeratom
versus Deckel beim Femtosekun-
denlaser [4]), das Risiko für eine
postoperative Epitheleinwach-
sung ansteigt. In besonderen Fäl-
len bieten sich ferner folgende
Nachkorrekturoptionen an: Neu-
er Lentikelschnitt unterhalb des
ersten Schnittes, vertikaler Schnitt
innerhalb des ursprünglichen Len-
tikels zur Reduktion des Risikos
einer postoperativen Epithelein-
wachsung, dünnerer und kleine-
rer Miniflap im ursprünglichen
Flap bei kritischer Reststroma-
dicke und sog. „Undersurface Ab-
lation“ auf der Unterseite des ur-
sprünglichen Lentikels ebenso bei
kritischer Reststromadicke. Bei
residualem Astigmatismus mixtus
und kritischer Stromabettdicke
unterhalb des Flaps bieten anti-
astigmatische Schnitte auch nach
LASIK eine Korrekturoption an.
Refraktive Lentikel-extraktion (SmartSight,SMILE)
Bei der refraktiven Lentikelex-
traktion wird ausschließlich der
Femtosekundenlaser eingesetzt.
Dieser führt einen Doppelschnitt
in der Hornhaut durch und er-
zeugt damit eine Gewebeschei-
be, die über
eine oder
zwei kleine
seitliche Inzi-
sion(en) ent-
fernt wird
(�Abb. 3).
Den anterio-
ren Teil der
Hornhaut,
der anders als
bei der LASIK
nicht aufge-
klappt wird,
bezeichnet
man als
„Cap“. Der
von der KRC
empfohlene
Anwendungsbereich für die Myo-
pie ist von -1 dpt bis -8 dpt und für
Astigmatismen bis 5 dpt. Der
Grenzbereich für die Myopie be-
trägt bis -10 dpt. Wie bei der LASIK
sollte die zentrale Hornhautdicke
an ihrer dünnsten Stelle über
500 µm liegen und die stromale
Restdicke nach Ablation immer
mindestens 250 µm, idealerweise
mindestens 280 µm betragen. Hin-
sichtlich der optischen Rehabilita-
tion ist die refraktive Lentikelex-
traktion teils vergleichbar mit der
LASIK teils dauert sie jedoch län-
ger [5] und nimmt damit eine Mit-
telstellung zwischen LASIK und
Oberflächenverfahren ein. Ein
Vorteil der refraktiven Lentikelex-
traktion ist die geringere Affekti-
on oberflächlicher Nervenfasern,
so dass ein weniger starkes Auftre-
ten postoperativer Siccasymptome
im Vergleich zur LASIK in mehre-
ren Studien gezeigt wurde.
Nachkorrekturnach refraktiverLentikelextraktion
Eine Nachkorrektur nach refrakti-
ver Lentikelextraktion mittels des
gleichen Verfahrens ist derzeit
nicht möglich – als Optionen kom-
men hier ein Oberflächenverfah-
ren mit Einsatz von Mitomycin C
oder das sog. Circle-Verfahren in
Frage. Letztgenanntes erweitert
den alten Capschnitt nach peri-
pher zu einem neuen LASIK-Lenti-
kelschnitt und stellt in vielen
Fällen das Verfahren der Wahl dar
(�Abb. 4). Hinsichtlich der Sicher-
heit und der Effektivität zeigen
beide Nachkorrekturvarianten
vergleichbar gute Ergebnisse mit
im Detail kleinen Unterschieden
[6, 7]. Insbesondere die in einigen
Fällen sehr lange Rehabilitations-
zeit nach Oberflächenablation
nach refraktiver Lentikelextrakti-
on stellt für den in der Regel jun-
gen, berufstätigen Patienten und
Abb.3: Intraoperative Momentaufnahme der Extraktion des refrak-tiven Lentikels mit einer Pinzette im Rahmen einer refraktivenLentikelextraktion (SMILE)
CME
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Concept Ophthalmologie 1/2020
den betreuenden Arzt eine echte
Herausforderung dar. Bei residu-
alem Astigmatismus mixtus und
kritischer Stromabettdicke unter-
halb des Caps bieten antiastigma-
tische Schnitte eine Korrektur-
alternative zum Circle-Verfahren
an. Die Nachkorrektur nach re-
fraktiver Lentikelextraktion ist da-
her also kein Problem, allerdings
gilt es zu bedenken, dass je nach
angewandtem Laserverfahren im
Falle einer Nachkorrektur auch
Vorteile einer initialen refraktiven
Lentikelextraktion gegenüber der
LASIK entfallen können.
Oberflächenablation,LASIK und refraktiveLentikelextraktionmöglich –wie entscheiden?
In vielen Fällen stehen nach Prü-
fung der Ein- und Ausschlusskrite-
rien immer noch mehrere Verfah-
ren zur Auswahl. Diese Situation
ergibt sich meist bei einer besteh-
enden mittelgradigen Myopie
oder eines mittelgradigen myopen
Astigmatismus. Wichtige Aspekte
bei diesem Entscheidungsalgorith-
mus sind die zu erwartenden post-
operativen klinischen Ergebnisse,
die Bewertung des Risikos des Auf-
tretens möglicher intraoperativer
und postoperativer Komplikatio-
nen, die Wahrscheinlichkeit für die
Notwendigkeit einer Nachkorrek-
tur, bestehende Möglichkeiten zur
Nachkorrektur inklusive der zu er-
wartenden klinischen Ergebnisse
und die optische Rehabilitations-
zeit. An dieser Stelle ist zu erwäh-
nen, dass auch phake Implantate
im Anwendungsbereich ab T3 dpt
eine alternative und reversible
Option darstellen.
Die klassischen Parameter refrak-
tivchirurgischer Eingriffe wie
Sicherheit, Effektivität, Präzision
und Stabilität spielen in diesem
Zusammenhang eine eher unter-
geordnete Rolle, da die klinischen
Ergebnisse der drei verschiedenen
Laserverfahren zumindest unter
strenger Beachtung der empfohle-
nen Indikationsfenster weitge-
hend vergleichbar sind. So ist bei-
spielsweise das Risiko einer post-
operativen Regression in erster
Linie abhängig von der Höhe der
Ausgangsametropie und weniger
vom Typ des verwendeten Verfah-
rens. Allerdings gibt es im Detail
doch auch Unterschiede in den
klinischen Ergebnissen, beispiels-
weise bei der Korrektur hoher kor-
nealer Astigmatismen, hier zeigt
derzeit die LASIK in zahlreichen
Studien bessere Ergebnisse als die
refraktive Lentikelextraktion. [8]
Die Bewertung bzw. Gewichtung
eineseinzelnenKomplikationsrisi-
kos per se ist von Einzelfall zu Ein-
zelfall sehr verschieden. So ist die
häufigste postoperative Kompli-
kation, das transient trockene Au-
ge, abhängig von der Ausgangssi-
tuation des Tränenfilms. Ist dieser
z. B. bereits präoperativ gestört,
so kann das die Entscheidung in
Richtung Oberflächenverfahren
oder refraktive Lentikelextraktion
lenken. Ist dagegen vor dem Hin-
tergrund der Ausgangsrefraktion
– beispielsweise bei Vorliegen ei-
nes höheren kornealen Astigma-
tismus – die Wahrscheinlichkeit
für eine Nachkorrektur erhöht, so
stellt die LASIK in dieser Situation
unter Umständen eine geeignete-
re Behandlungsoption dar als
Oberflächenablation oder refrak-
tive Lentikelextraktion.
Eine der seltensten, aber schwer-
wiegendsten postoperativen
Komplikationen stellt die Entwick-
lung einer iatrogenen Keratekta-
sie dar. Somit ist die Vermeidung
ihres Auftretens ein sehr wichtiges
Ziel in der Weichenstellung betref-
fend der Auswahl des Laserverfah-
rens (oder der Wahl eines phaken
Linsenimplantates als eine Alter-
native). Die meisten publizierten
Fälle finden sich nach LASIK mit ei-
ner beschriebenen kumulativen
Inzidenz von 0,02-0,6 %. Keratekt-
asien können aber auch nach
Oberflächenablation auftreten, so
dass diese bei auffälligen Horn-
häuten auch bei geringer Aus-
gangsametropie keine Behand-
lungsalternative darstellen sollte.
In einer Studie von Randleman et
al. traten immerhin 4 % aller un-
tersuchten Keratektasien nach
PRK auf. [9] Auch nach refraktiver
Lentikelextraktion ist das Auftre-
ten von Keratektasien beschrie-
ben, wenngleich diese bislang Ein-
zelfälle darstellen, meist auf dem
Boden eines vorbestandenen un-
erkannten Form Frust Keratoko-
nus. [10] An dieser Stelle ist zu be-
tonen, dass die iatrogene Keratek-
tasie eine Langzeitkomplikation
darstellt, die in vielen Fällen erst
zahlreiche Jahre nach der Operati-
on auftritt. Die publizierten Inzi-
denzen nach LASIK beziehen sich
zwar nicht, fallen aber in einen
Zeitraum von fast 30 Jahren seit
Einführung der LASIK mit bislang
geschätzten 50 Millionen Behand-
lungen weltweit. Betreffend der
refraktiven Lentikelextraktion bli-
cken wir auf einen deutlich kürze-
ren Zeitraum von 14 Jahren mit ei-
ner Anzahl von etwa 2 Millionen
Behandlungen. Dem hypotheti-
Abb. 4: Intraoperative Momentaufnahmedes Femtosekundenlaser-assistiertenSchnittes zur Erweiterung des horizonta-len Cap-Schnittes nach SMILE nach peri-pher zu einem Flap-Schnitt (Circle)
CME
27SCHWERPUNKT
1/2020 Concept Ophthalmologie
schen Vorteil der refraktiven Lenti-
kelextraktion betreffend der Bio-
mechanik aufgrund der Erhaltung
der anterioren Hornhaut stehen
zudem widersprüchliche eigene
klinischeErgebnisseundDatenaus
der Literatur gegenüber. [11, 12]
Nachdem weiterhin bislang in vivo
ein Vorteil der refraktiven
Lentikelextraktion gegenüber der
LASIK betreffend der biomechani-
schen Stabilität im Langzeitverlauf
nicht belegt ist, sollte die präope-
rative Risikoabschätzung für die
Entwicklung einer Keratektasie
für die refraktive Lentikelextrakti-
on gleich zur LASIK erfolgen.
Zusammenfassung
In der heutigen refraktiven Laser-
chirurgie gibt es nicht das eine
beste Verfahren, sondern drei
gleichwertige Verfahren, die alle-
samt auf eine langjährige Erfah-
rung und Weiterentwicklung zu-
rückblicken. Unter Vorausset-
zung der Beachtung der entspre-
chenden Anwendungsbereiche
zeigen alle drei Laserverfahren
vergleichbar gute Ergebnisse hin-
sichtlich Sicherheit, Vorhersag-
barkeit, EffektivitätundStabilität
– mit im Detail kleinen Unter-
schieden. Wegweisend für die
richtige Wahl einer Laserbehand-
lung zur Korrektur einer besteh
enden Fehlsichtigkeit ist nach ei-
ner sorgfältigen präoperativen
Anamnese, klinischer Untersu-
chung und Diagnostik die Berück-
sichtigung genereller und auch
spezieller Ein- und Ausschlusskri-
terien. Stehen mehrere Verfah-
ren zur Auswahl, sollte eine ob-
jektive Zusammenschau von indi-
vidueller Befundkonstellation, zu
erwartendem klinischen Ergeb-
nis, sorgfältiger Risikoprofilana-
lyse und Erwartungshaltung die
richtigen Weichen stellen, um ge-
meinsam mit dem Patienten das
für ihn beste Verfahren zu finden.
Schlüsselwörter:
Oberflächenablation, PRK, LASEK,
LASIK, refraktive Lentikelextrakti-
on, SMILE, Hornhautlaser, Fehl-
sichtigkeit, refraktive Chirurgie
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Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. med. Daniel Kook, FEBOProf. Kook & PartnerAugenarztpraxisBahnhofstraße 9a82166 Gräfelfingprofkookundpartner@yahoo.com
Prof.Dr.med.WolfgangJ.Mayer, FEBOAugenklinik der LMU MünchenMathildenstraße 880336 Münchenwolfgang.j.mayer@med.uni-muenchen.de
Prof. Dr. med.Wolfgang J. Mayer
Prof. Dr. med.Daniel Kook
CME