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Schrammelmusik trifft Rock Am 17. Oktober erlebten 80 Besucher (darunter viele Vereinsmitglieder) einen unterhaltsamen, kurzweiligen Abend beim Konzert „Rock trifft auf Schrammelmusik“ in der Aula der Brunnenschule. Das Ehemaligen‐Orchester „Sternschnup‐pen“ von Maria Stern unter Leitung von Wolfgang Scherer unterhielt die Zuhörer eine Stunde lang bestens mit Schrammel‐musik. Damit sind Salonorchesterstücke aus der „guten alten Zeit“ und volksmusi‐kalische Instrumentalstücke gemeint. Als Kontrapunkt trat die Schulband „6 Ro‐ckers“ (sechs Brunnenschüler mit ihren Betreuungslehrern Janusz Leudemann und Guido Schmid) mit rockig‐fetziger Musik auf. Die anwesenden Bewohner aus dem Wohnheim und aus der Adelheidstrasse kamen beim Konzert voll auf ihre Kosten. Günter Wettemann war spontan ans Mikro gegangen und sang kräftig mit. Und Wolf‐gang, Sohn unseres Mitglieds Horst Sche‐rer, war wieder als Gastdirigent aktiv. Die Besucher zeigten sich begeistert von der dreistündigen Veranstaltung. Einer brachte das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung auf den Punkt: „Der Abend war gelebte Inklusion. Es war ein einzigartiges Konzert der Kontraste, aber gerade deswegen etwas Besonderes.“
Wir bedanken uns bei allen Spendern und
Helfern (besonders zu erwähnen Familie Scherer), die uns diesen außergewöhnli‐chen Abend ermöglicht haben. Besonders aber bei den 6 Rockers, die ein paar Stun‐den später schon wieder bei der Abschluss‐veranstaltung „Inklusion“ des Landkreises im Einsatz waren. Die Schulband steht den „großen“ Rockbands in Sachen Stehvermö‐gen in nichts nach! Große Klasse!!!
Lebenshilfe aktuell Nr. 22 05/2014
IMPRESSUM Lebenshilfe aktuell Nr. 5/November 2014
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Lebenshilfe aktuell ‐ Verein Nr. 22 05/2014
Die Aula brodelt In der Brunnenschule trafen zwei Welten aufeinander: auf der einen Seite die Rockband „6Rockers“ auf der anderen das Ehemaligen‐Ensemble des Gymnasi‐ums von Maria Stern.
Gemeinsame Musikbegeisterung der Ehemaligen unter der Leitung von Wolfgang Scherer und Mitgliedern der „6Rockers“ beim Abschlussauftritt. Foto: Neumann
Inklusion ist, wenn man es ganz selbstver‐ständlich tut und nicht über die Unterschie‐de sinniert. So geschehen an der Brunnen‐schule, wo sich zwei Musikstile begegne‐ten, wie sie unterschiedlicher wohl nicht sein können. Und doch hatte das Konzert seinen ganz besonderen Reiz. Gemeinsam war den beiden Klangkörpern ganz viel Mut, vor großem Publikum aufzutreten. Den ersten Teil des Konzertes, das den Titel trug „Schrammlmusik trifft Rock“, bestritten die Musiker der Brunnenschule. Die Brunnenschule ist eine sonderpädago‐gische Fördereinrichtung der Lebenshilfe Augsburg. Mit heißen Rhythmen heizten die Schüler den Gästen ein, untermalten ihre Performance mit einer gekonnten Lichtershow und animierten die mehr als 80 Gäste, mitzuklatschen. Die Aula der Schule schien zu brodeln. Mit Jessica hat‐ten sie die perfekte Leadsängerin gefun‐den. Mit den beiden Lehrern Janusz Leudemann und Guido Schmid hatten die Schüler ein rockig‐fetziges Programm einstudiert. Da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Publikum lauthals nach einer Zugabe rief. Eine andere Schülergruppe hatte mit ihren Hauswirtschaftslehrern ein Buffet der Ext‐raklasse mit ganz viel Fingerfood für die Pause geschaffen. Förderschulrektorin Ingrid Lanz freute sich über das Lob vieler Gäste, die die Schule als perfekten Gastge‐ber für einen gelungenen Abend beglück‐wünschten. Vor rund zehn Jahren entstand die Verbin‐dung zwischen dem Kammerorchester des Gymnasiums und der Lebenshilfe Augs‐burg. Nach vielen Benefizkonzerten gab es heuer eine Premiere: Wolfgang Scherer, ehemaliger Musikpädagoge an der Schule,
hatte 13 ehemalige Schülerinnen zu einem losen Klangkörper zusammengeschlossen. Der trat nun erstmals auf. Mit dabei waren Scherers erste (mittlerweile 55‐jährige) Geigenschülerin und eine erst vier Tage zuvor ins Medizinstudium eingetretene (ehemalige) Abiturientin. Eine andere frühere Schülerin, Christiane Nerb‐Straub, hat nach ihrem Abitur Son‐derschulpädagogik studiert, ihre ersten Schritte in der Brunnenschule zurück ge‐legt und leitet jetzt die Elisabethschule, eine sonderpädagogische Einrichtung der Lebenshilfe Aichach‐ Friedberg. Sie über‐nahm die Organisation der Ehemaligen. Einmal hätten sie geprobt, gab Wolfang Scherer nach den ersten etwas holprigen Klängen zu dem Stück „Im Zigeunerlager“ zu. Doch schon beim zweiten Lied, dem „Sauwetter Walzer“ waren die Anfangs‐missklänge wie weggeblasen. Zu fortgeschrittener Stunde stellte sich der Maestro selbst vor die Musiker und dirigier‐te. Wolfgang Scherer mit hoher Taktsicher‐heit. Doch es war gar nicht Wolfgang Sche‐rer selbst, sondern ein Schüler der Brun‐nenschule und genauso musikbegeistert, wie sein Namensvetter. Im nächsten Jahr soll auch wieder die Am‐boßpolka aufgeführt werden. Dabei ging es in der Vergangenheit nicht nur um das Musikstück von Albert Parlow, sondern den klangvollen Einsatz des namensgebenden Ambosses, auf den zur großen Freude der Gäste immer wieder Schüler recht taktvoll schlugen. Zusammen spielten und sangen die Musi‐kanten zum Abschluss den irischen Se‐gensgruß „Möge die Straße uns zusam‐menführen“, bereitete damit den Weg hin zu einem gemeinsamen Konzert im nächs‐ten Jahr. Quelle: Königsbrunner Stadtzeitung, 29. Oktober 2014, Seite 2, Lutz Neumann.
Mütterausflug 2014 Mütterausflug 2014! Fast 364 Tage haben wir darauf gewartet! Umso erwartungsvol‐ler sammelten sich am 11. Oktober 2014 junge und jung gebliebene Mütter in Augs‐burg und Königsbrunn, um mit Herrn Storz und Herrn Odenwälder wieder auf große Fahrt ins Blaue zu gehen. Wie schnell saßen alle auf ihren Plätzen und schon ging es los durch den Nebel in Richtung München. Viel wurde gerätselt, wo denn unser Reiseziel dieses Jahr sein würde. Beifall gab es dann, als Herren‐chiemsee und die Seiseralm genannt wur‐den.
Und wie es so ist, wenn ein ganzer Bus mit Engeln und Engelinnen unterwegs ist, in der Nähe des Irschenbergs lichtete sich der Nebel und die Sonne ließ die Landschaft erstrahlen. In Prien angekommen, ging es auch schon auf einen Dampfer und flugs waren wir auf der Insel Herrenchiemsee angelangt. Ein Spaziergang durch Wiesen und ein Wäld‐chen wurde belohnt mit Blicken in den herbstlichen Schlosspark und auf das Schloss König Ludwigs des Zweiten. Noch ein paar Fotos geschossen und dann ging es wieder zurück in Richtung Dampferanle‐gestelle. Doch welche Überraschung erwartete uns kurz davor? Auf der großen Wiese vor dem Hafen sammelten sich Jagdhornbläser in Tracht. Ehe wir noch genauer schauen konnten, preschten zwei Reiter in vollem Galopp vorüber. Mit wehenden Rockschö‐ßen fegten sie über die Wiese. Minuten später rannte ihnen eine Meute Jagdhunde mit lautem Gebell hinterher. Diesen folgte dann eine große Jägerschar zu Pferde, wunderschön anzusehen. Schnell waren diese an den zahlreichen Zuschauern vor‐beigezogen und schon bliesen die Jagdhör‐ner zum Sammeln. Unter großem Beifall kam die Reiterschar mit ihren Hunden zu‐rück auf die große Wiese geritten. Man konnte sich so richtig vorstellen, wie so eine Jagd zu Königs Zeiten stattgefunden haben mag. Auf der Rückfahrt nach Prien konnte unse‐re Reisegesellschaft auf dem Oberdeck des Ausflugsdampfers so richtig die Herbstson‐ne und den Blick auf das Seeufer genießen. Sogar eine Möwe hatte sich für die Über‐fahrt auf einem Fahnenmast niedergelas‐sen und ließ sich auch von uns fröhlich fotografierenden Damen nicht beim Son‐nenbaden stören. Und schon ging die große Fahrt weiter! Mit unserem VIP‐Mütterbus fuhren wir durch das malerische Bernau am Chiemsee und dann hoch hinauf zur Seiseralm. So man‐che jung gebliebene Dame erkannte das Ziel von einem früheren Mütterausflug, so dass es sogar eine Jubiläumsfahrt für einige unentwegte Mitfahrerinnen wurde. Unser leckeres Mittagsmahl konnten wir bei herrlicher Aussicht auf Chiemsee und Umgebung auf der Sonnenterrasse einneh‐men, und das an einem 11. Oktober! So gestärkt brachen dann kleine Gruppen auf, die Gegend zu erkunden. Was vorher vom Bus aus gar nicht so schwierig aussah, erwies sich nun als doch recht steiler Spa‐zierweg. Aber wir erfahreneren Mütter konnten den Jüngeren doch noch zeigen, dass auch wir den steilen Hügel wieder erklimmen konnten.
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Lebenshilfe aktuell ‐ Bereich Wohnen Nr. 22 05/2014
Nach so viel sportlichen Aktivitäten ließen wir uns natürlich umso lieber Kaffee und Kuchen schmecken. Sogar ein kurzer Re‐genschauer, der uns von der Sonnenterras‐se vertrieb, konnte unsere gute Laune nicht vermiesen. Doch viel zu schnell neigte sich dieser wun‐derschöne Tag seinem Ende zu. Nach ein paar letzten Fotos und einem letzten Blick auf die nun wolkenverhangene Chiemsee‐landschaft ging es zurück in Richtung Schwaben. Auf dem Heimweg ließ Frau Kuhlmann noch einmal die vielfältigen Eindrücke die‐ses wunderschönen Tages Revue passieren und alle erinnerten sich mit Vergnügen mit ihr. So wurde auch ihr Vorschlag, den Müt‐terausflugstag ab sofort in „Storz‐Tag“ umzubenennen, mit großem Beifall aufge‐nommen. Vor allem, als bekannt wurde, dass Herr Storz in diesen Tagen einen runden Ge‐burtstag feiern darf. Dazu gratuliere ich, auch im Namen aller Mütterausflugsteil‐nehmerinnen, recht herzlich und wünsche ihm noch viele Jahre bei guter Gesundheit und Kraft! Einen herzlichen Dank gebührt auch dieses Jahr wieder Herrn Odenwälder, welcher uns wie immer mit dem Storz‐Luxusliner durch die Lande und wohlbehalten wieder nach Hause kutschierte. Dieser wunderschöne Tag wird uns allen noch lange in Erinnerung bleiben. Text und Fotos: Naila E. Bhatti
Filmprojekt über das Heilpädago‐gische Reiten Die Idee lautet: Wir drehen einen Film über das Heilpädagogische Reiten. Gesagt, getan. Am 4. Oktober, nachmit‐tags, traf ich mich mit fünf Bewohnern unseres Wohnheims in Haunstetten, um gemeinsam mit ihnen zum Königsbrunner Reiterhof Lechaumühlen zu fahren und erste Film‐Aufnahmen zu machen. Die Freizeitmaßnahme „Heilpädagogisches Reiten“ findet 14‐tägig statt, aber nur bei passendem Wetter. Initiatorin ist unsere Mitarbeiterin Frau Obermüller, die selbst auf dem Reiterhof engagiert ist. Dort angekommen wurden die Pferde von den Bewohnern aus den Ställen abgeholt, liebevoll begrüßt und anschließend routi‐niert gestriegelt. Gelernt ist gelernt. Und dementsprechend war auch das Sauber‐machen der Hufe kein Problem! Aber Vor‐sicht, man weiß ja nie, ob die Pferde mal ausschlagen… Anschließend bauten die Bewohner und ihre Betreuer mit Stangen und Kegeln ei‐nen Reit– und Geschicklichkeitsparcours auf. Jeweils zwei Reiter durften diesen bewältigen, wobei volle Konzentration beim Bälle‐ und Hufeisenwerfen gefordert war. Alle schafften es mit Bravour und die Freude war dementsprechend groß! Span‐nend war es auch jedes Mal beim Aufsitzen (hier hilft ein Gerüst). Denn ein Pferd bockt gerne mal. Aber wenn man dann im Sattel sitzt, ist das „Schlimmste“ überstanden. Auffallend war, wie eigenständig die Be‐wohner mit „ihren“ zwei Pferden umgingen und beim abschließenden Füttern sich viel Zeit mit dem Tier nahmen. Da hat sich im Lauf der Zeit eine richtige Beziehung auf‐gebaut. Daniel Speinle Zur Info: Ziel des Heilpädagogischen Rei‐tens ist es, über das Medium Pferd pädago‐gische, psychologische, psychotherapeuti‐sche, rehabilitative und sozial integrative Maßnahmen umzusetzen. Beim Arbeiten mit den Pferden und beim Reiten sollen alle Sinne des Menschen angesprochen und körperliche, soziale, geistige und emo‐tionale Faktoren gefordert werden. Unsere Bewohner beschäftigen sich beim Führen, Beobachten, Pflegen und Füttern mit dem Wesen, dem Körper und der Bewegung des Pferdes. Neben dem Reiten gehört also auch die korrekte Haltung des Tieres zu einem Arbeitsschwerpunkt.
Das Heilpäd. Reiten kostet 40 Euro pro Monat und Person. Gerne können Sie unse‐re Arbeit mit einer Spende unterstützen.
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Lebenshilfe aktuell ‐ Brunnenschule Nr. 22 05/2014
Bundestagsabgeordneter zu Be‐such im Förderzentrum
Von links: Benedikt Lika, Barbara Schön, Volker Ullrich, Ralf Gallep, Carola König, Franz Feigl, Ingrid Lanz.
Barbara Schön, engagierte Mutter einer Brunnenschülerin, lud den Bundestagsab‐geordneten Volker Ullrich zum Besuch in das Förderzentrum Brunnenschule ein und dieser kam dem Anliegen gerne nach. Ull‐rich zeigte sich beim Rundgang durch SVE und Schulküche beeindruckt von der freundlichen, modernen Atmosphäre in Schwabens größter Förderschule.
Im Gespräch wurden einige Punkte ange‐sprochen, die der Lebenshilfe unter den Nägeln brennen. Barbara Schön findet, dass „der Begriff der Lebenshilfe mehr nach außen kommen sollte. Wir wollen erreichen, dass die Lebenshilfe auch in Augsburg bekannter wird“. In der Stadt gebe es keine mit dem Förderzentrum vergleichbare Schule. Geschäftsführer Ralf Gallep sieht das genauso: „Wir sollten un‐ser großes Einzugsgebiet, das Stadt und Landkreis Augsburg umfasst, besser auf‐zeigen.“ Die Brunnenschule verzeichnet seit Jahren steigende Schülerzahlen. Schulleiterin Ingrid Lanz betont, dass in der Einrichtung, inklusive der SVE, mittlerweile 300 Schüler unterrichtet werden. Etwa 120 kommen direkt aus Augsburg. Lanz bedauert, dass die Eltern aus dem Stadtgebiet in der Augsburger Presse zu wenig über die Schularbeit erfahren würden. Ein Grund sei der Standort in Königsbrunn. „Wir wollen darstellen, was unsere Kinder leisten kön‐nen. Aus diesem Grund werden regelmäßig Infoveranstaltungen in der Schule abgehal‐ten. Aber das reicht halt nicht.“ Die Brun‐nenschule kann in vielen Dingen punkten. Im Bereich Unterstützte Kommunikation beispielsweise gewinnen Gebärden und der
Einsatz von modernen Geräten wie Talkern zunehmend an Bedeutung in der Schular‐beit und finden auch über die Schule hinaus Eingang in der OBA und Werkstatt. Ullrich kam in Begleitung von Bürgermeis‐ter Franz Feigl und Benedikt Lika. Letzterer ist Stadtrat in Augsburg und wegen des Morquio‐Syndroms auf den Rollstuhl ange‐wiesen. „Ich bin einer der Fälle gelebter Inklusion. Ich habe mein Abitur auf St. Ste‐phan gemacht. In diesem Gymnasium wur‐de Inklusion schon sehr früh in den Alltag gebracht.“ Lika betonte, dass der Schulbe‐such bei ihm ohne Schulbegleitung funkti‐
oniert habe. Benedikt Lika kennt die aktuelle Situation an den Schulen. „Es braucht viel Fingerspit‐zengefühl in den Bereichen, in denen die Regelschule überfordert ist. Bei geistiger Behinderung braucht es meiner Erfahrung nach generell einen anderen Zugang. Und ganz schwierig ist es, wenn körperliche und geistige Behinderung zusammenkom‐men.“ Lika spricht sich deshalb für die Ein‐führung von Campusschulen aus, wobei die einzelnen Schulen nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten. „In den Cam‐pusschulen funktioniert Inklusion, nicht im mehrgliedrigen Schulsystem.“ Seit diesem Jahr ist die Flüchtlingsproble‐
matik auch in der Brunnenschule ange‐kommen. Schulleiterin Ingrid Lanz infor‐mierte die Gäste über die Situation: „Wir betreuen Flüchtlingskinder aus Spanien, Syrien, Kosovo und Albanien. Sie werden von uns kurzfristig getestet. Wir führen Aufnahmegespräche in der Familie und organisieren einen Fahrdienst in die Schu‐le. Lauter Aufgaben, die das allgemeine Schulsystem nicht leisten kann.“ Tagesstättenleiterin Carola König pflichtet ihr bei und bedauert, dass die Flüchtlings‐kinder aufgrund des Fürsorgeabkommens
nicht in die Tagesstätte aufgenommen werden könnten. König betont, dass „die Lebenshilfe oft nur als Feuerwehr agiere“. Ihre 102 Mitarbeiter seien vollauf gefor‐dert. Um alle Aufgaben ordentlich erledi‐gen zu können sei aber zusätzliches Perso‐nal nötig. „Wir als Tagesstätte und Schule leisten viel Elternarbeit, beispielsweise durch die Unterstützung von alleinerzie‐henden Müttern und umfängliche Bera‐tungsleistungen durch die HPT.“ Ein weiterer Gesprächspunkt war der Be‐reich Wohnen. Das Angebot an behinder‐tengerechten Wohnungen ist nicht nur in Augsburg äußerst knapp geworden. Ge‐schäftsführer Ralf Gallep: „Hier ist dringen‐der Handlungsbedarf erforderlich.“ Bene‐dikt Lika ist überzeugt, dass „uns die Reali‐tät bald einholen wird“. Die zunehmende Emanzipation behinderter Menschen führe dazu, dass diese früh „weg vom Eltern‐haus“ wollen. Und dafür brauche es geeig‐neten Wohnraum und hier sei die Politik gefragt. Ullrich sagte zu, dass er sich in nächster Zeit das ambulant betreute Woh‐nen und das Wohnheim der Lebenshilfe in Haunstetten anschauen wolle, wenn mög‐lich zusammen mit dem Landtagsabgeord‐neten Johannes Hintersberger. Abschließend bedauerte Ullrich, dass der Stellenwert von Behindertenpolitik in der Bundespolitik nicht überragend sei und „nicht ganz oben auf der Agenda“ stehe. Der Bundestag müsse sich zukünftig noch stärker mit der Thematik beschäftigen. Daniel Speinle
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Lebenshilfe aktuell ‐ Brunnenschule Nr. 22 05/2014
Sigrid Drexel gehört zu dem kleinen Team, das in Königs‐brunn für das Autismuszentrum Schwaben daran mitar‐beitet, dass von Autismus betroffene Kinder ihren Weg ins Leben finden. Bild: Lutz Neumann
Keine Angst vor Autismus Statistisch gesehen haben rund sechs von 1000 Kindern eine „Autismusspektrums‐störung“. Buben sind um ein Vielfaches öfter betroffen. Mädchen schaffen es eher, ihr Sozialverhalten anzupassen und damit etwaige Störungen zu kaschieren. Fach‐kundige Hilfe kann erst nach einer fach‐ärztlichen Diagnose eingeleitet werden. Der Bub von nebenan heißt Peter. Er ist neun Jahre alt. Auf dem Spielplatz wird er von seinen gleichaltrigen Spielkameraden gemieden. Warum? Immer wieder steht er mitten auf dem Spielplatz und hält sich beide Ohren zu, will nicht mit den anderen spielen. Als sein Freund Marcel kürzlich von der Schaukel fiel und sich das Knie auf‐schürfte, da lachte Peter aus voller Kehle, während andere Kinder sich um den Ver‐letzten kümmerten. Die Frage eines Mäd‐chens: „Was lachst Du?“ beantwortete Peter mit einem Wiederholen der Frage. Peters Bruder Lukas ist zwei Jahre älter. Am liebsten fährt er in Augsburg mit der Straßenbahn, steht wippend hinter der Fahrerkabine. Er kennt alle Linien und die Ankunft‐ und Abfahrtszeiten der einzelnen Stationen. In den vergangenen Sommerfe‐rien fuhr die Familie mit dem Zug nach Frankfurt. Die wichtigste Frage von Lukas war, wie der Zug heißt, mit dem die Fami‐lie fahren würde. Die Antwort erforderte vom Bahnbediensteten mehrfaches Nach‐fragen innerhalb der Bahn, wo der Einsatz der einzelnen Züge koordiniert und geplant wird.
Die zwei Beispiele zeigen bei beiden Kin‐dern die auffälligen tiefgreifenden Entwick‐lungsstörungen, die Menschen mit autisti‐schen Verhaltensweisen kennzeichnen. Sigrid Drexel ist Heilpädagogin am Autis‐muszentrum Schwaben, das eine Zweig‐stelle in der Königsbrunner Brunnenschule hat. Ihr zur Seite steht die Diplom‐Pädagogin Elena Rupp. Beide haben im
Kompetenzzentrum die Beratung von Be‐troffenen und deren Umfeld übernommen, also beispielsweise Eltern, Geschwistern und Lehrern. Zusätzlich werden im Thera‐piezentrum Einzeltherapieformen und Sozialkompetenztraining angeboten. Die Lebenshilfe‐Vereine in Schwaben sind Träger des Autismuszentrums Schwaben. Doch ist Autismus keine Frage der Intelli‐genz. Einzelne Menschen mit autistischen Verhaltensweisen sind in sonderpädagogi‐schen Förderschulen, andere besuchen die Regelschule oder auch das Gymnasium mit sehr gutem Erfolg. „Wir müssen versuchen, möglichst frühzei‐tig und gezielt an die Entwicklungsstörung heranzukommen und hier unsere Hilfe anzusetzen, umriss Sigrid Drexel ihr Ver‐ständnis von passgenauer Hilfe. Die ein‐gangs genannten Beispiele zeigen, welche Defizite die Kinder zeigen. Peter kann die ihn umgebenden Töne und Klänge nicht filtern. Die Reizüberflutung der verschiede‐nen Stimmen, des vorbeifahrenden Auto‐verkehrs, des Zwitschern der Vögel in der Umgebung führt dazu, dass er für sich die Notbremse zieht. Dann steht er einfach da, schließt die Augen und hält sich die Ohren zu. Natürlich hat Peter auch den Sturz sei‐nes Freundes Marcel gesehen. Plötzlich rennen viele andere Kinder, einige mit dun‐kelblauen Jeanshosen, einer mit einem roten Pulli, der andere mit einem gelben T‐Shirt, wieder ein anderer mit einem bunt bedruckten Shirt und brauner Hose zu Marcel. Das ist lustig. Marcel hat seine neuen Turnschuhe an, blau mit roten Strei‐fen. Marcels T‐Shirt ist ebenfalls blau, mit einer Aufschrift. Marcel sitzt im Sand, ne‐ben ihm die Schaukel. Peter nimmt alles sehr genau wahr, einzig die Verletzung seines Freundes und dessen Schmerz blei‐ben ihm fremd. „Wir müssen in der Therapie hier ansetzen und diese verzögerte oder ausgebliebene Sozialisation mit vielen kleinen Übungen und ganz viel Geduld angehen“, beschrieb Drexel ihren Ansatz. Peters Verhalten auf dem Spielplatz blieb einzelnen Müttern am Rand nicht verborgen, sie riefen daraufhin Peters Mutter an. Stress! Hier setzt das Beratungsangebot an, das die Familie und das direkte Umfeld der Familie betrifft. Für die Heilpädagogin „ist wichtig, dass das Umfeld weiß, was da geschieht und warum und dass es keine schlechte Erziehung von den Eltern oder böser Wille des Kindes ist“.
Das Beispiel des Bruders Lukas zeigt, dass auch Kinder mit hoher Intelligenz nicht von Asperger, einer leichten Form des Autis‐mus, ausgeschlossen sind. Vieles sei be‐
kannt, doch auch vieles noch nicht. Es scheint, als ob Autismus zu einem Teil ge‐netisch bedingt sein könnte, was das Bei‐spiel der Brüder belege. Das dritte Kind der Familie ist völlig normal entwickelt. In manchen Familien sei das Beispiel „vom komischen Onkel“ bekannt, was für eine nicht diagnostizierte Autismusspektrums‐störung spreche, ergänzte Drexel. Quelle: Königsbrunner Stadtzeitung, 8. Oktober 2014, Seite 1‐2, Lutz Neumann
Gut erhaltenes Klavier oder E‐Piano gesucht Jedes Jahr finden in der Aula der Brunnen‐schule zahlreiche Veranstaltungen statt, die zum Teil am Klavier musikalisch beglei‐tet werden. Das Schulklavier (eine Spende des Rotary Clubs) ist in die Jahre gekom‐men und ein Stimmen lohnt sich nicht mehr. Wir suchen deshalb einen Spender für ein gut erhaltenes Klavier oder E‐Piano. Selbstverständlich erhalten Sie von uns eine Spendenquittung.
2009: Musikalischer Abend zum Thema Liebe mit dem Vocal‐Piano‐Duo „Fräulein und Schmid“
Neues von der SMV Am 10. Oktober 2014 fand in der Aula der Brunnenschule die erste Klassensprecher‐versammlung im neuen Schuljahr statt. Hauptthema der Versammlung war die Wahl der neuen Schülersprecher. Die Klas‐sensprecherversammlung wählte Samet Demirag BS6, Selina Embacher BS5 und Emre Elsner 9c als ihre Schülersprecher.
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Lebenshilfe aktuell ‐ Offene Hilfen Nr. 22 05/2014
Die Offenen Hilfen berichten in regelmä‐
ßigen Abständen über durchgeführte
Freizeitmaßnahmen 2014.
Kickerspende Der Familienentlastende Dienst der Le‐benshilfe Augsburg fährt seit zehn Jahren alle drei Monate für ein Wochenende auf den Reiterhof Mayr in Görisried/Ostallgäu und erlebt dort tiergestützte Pädagogik. Das beinhaltet Reitstunden, Putzen und Satteln der Pferde, Ausritte, aber auch Lagerfeuerromantik, Traktorführerschein, Schlaflager im Stall (im Sommer) und vie‐les mehr.
Am 6. September 2014 feierte der Reiter‐hof Mayr in Görisried die zehnjährige Zu‐sammenarbeit mit der Lebenshilfe Augs‐burg und Kempten. Die FED‐Teilnehmer erlebten zusammen mit Betreuerin Steffi Pippig und ihrem Team einen tollen Tag mit Kinderschmin‐ken, Kühe melken, Tombola und einem Mitmachkonzert (Rodscha aus Kambod‐scha und Tom Palme). Pippigs Arbeitskol‐legen Fabian Alberts und Ulrich Trometer spendeten bei dieser Gelegenheit der Le‐benshilfe ein Kicker, den Trometers Vater
bei einer Tombola in München gewonnen hatte. Die Kicker‐Sponsoren waren MTI Technology und Cisco Systems. Vielen Dank!
Servicestelle „Inklusiv“ Zentrale Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung in der Augsburger Innen‐stadt Die Servicestelle „Inklusiv“ im Informati‐onszentrum „Annapunkt“ (bei Kirche St. Anna) wurde 2011 eröffnet und soll die breite Öffentlichkeit für das Thema „mit Behinderung leben“ sensibilisieren. Zu dem Projekt haben sich vor fast vier Jahren drei Träger der offenen Behindertenarbeit zu‐sammengeschlossen: die Evangelische Jugend, die Lebenshilfe und die Malteser. „Bis dahin gab es noch keine zentrale An‐laufstelle für Menschen mit Behinderung in Augsburg“, erklärt Klaus Fiedler von der Lebenshilfe. Die Ansprechpartner von „Inklusiv“ stehen drei Mal pro Woche zur Beratung zur Verfügung. Sie informieren bei Fragen zu Bildung, Beruf, Pflege, Be‐treuung und Freizeit. „Wir wollten eine niedrigschwellige, unkomplizierte Kontakt‐aufnahme in der Augsburger Innenstadt ermöglichen.“
Die Servicestelle nutze daher die vorhan‐dene Infrastruktur des Annapunkts als be‐währte Anlaufstelle der Evangelischen Kirche. „Schließlich wollen wir auch der Ansprechpartner für alle Institutionen sein, die mit Behinderten arbeiten.“ Dies umfas‐se den Restaurantchef, der gerne seine
Speisekarte in Blindenschrift anbieten möchte, aber auch den Unternehmer, der Beratung für seinen Betrieb braucht. Au‐ßerdem würden Kooperationen wie bei‐spielsweise mit der Stadt Augsburg, dem Bezirk Schwaben, dem Behindertenbeirat oder dem Freiwilligenzentrum erleichtert. Ein Beispiel, wie geholfen werden kann: Ein junger Mann hat Muskeldystrophie und sitzt im Rollstuhl. Für seine Arbeitsstelle benötigte er einen Arbeitsassistenten, den ihm die Behörden aus formalen Gründen nicht finanzieren wollten. Die Offene Be‐hindertenarbeit half, das Geld aus einer anderen Quelle aufzutreiben. In Augsburg gibt es mehr als 20.000 Men‐schen mit Behinderung. Das neue Informa‐tionszentrum ist für sie eine wichtige An‐laufstelle. Die Aufgaben des Dienstes sind:
Teilhabe von Menschen mit geisti‐ger und/oder körperlicher Behinde‐rung, Menschen mit Sinnesschädi‐gung oder chronischer Erkrankung sichern
Menschen mit Behinderung ein möglichst selbstbestimmtes, selbstständiges und eigenverant‐wortliches Leben ermöglichen
Familien mit behinderten Angehö‐rigen unterstützen
umfassende Einbindung in beste‐hende Netzwerke vor Ort
flächendeckende und bedarfsge‐rechte Versorgung in der Region Augsburg‐Stadt
Öffentlichkeitsarbeit für Menschen mit Behinderung im Gemeinwesen und Mitwirkung bei der Gestaltung der sozialen Infrastruktur
Kurz informiert
Die Servicestelle der offenen Behindertenarbeit „Inklusiv“ informiert bei Fragen zu Bildung, Beruf, Pflege, Betreuung und Freizeitangeboten. Sie ist mon‐tags von 11 bis 15 Uhr sowie mitt‐wochs und donnerstags von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Bei Bedarf auch Einzelgespräche.
Ort: Annapunkt Augsburg, Im Annahof 4.
Ansprechpartner bei der Lebens‐hilfe: Klaus Fiedler, Tel. 0821/346870, E‐Mail: offene‐hilfen@lebenshilfe‐augsburg.de
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Lebenshilfe aktuell ‐ Inklusion Nr. 22 05/2014
Inklusion stellt viele vor Heraus‐forderungen Aktionsplan ‐ Zum Abschluss der Ent‐wicklungsphase konnten Bürger und Betroffene nochmals Akzente setzen
Für Stimmung sorgte unsere Schulband 6 Rockers!
Rund ein Jahr hatten Kommunalpolitiker, Fachleute, Betroffene und engagierte Bür‐ger bei zahlreichen Veranstaltungen disku‐tiert, wie der bayerische „Aktionsplan In‐klusion“ im Landkreis umgesetzt werden sollte. Zur Abschlussveranstaltung in der Brunnenschule der Lebenshilfe in Königs‐brunn am 18. Oktober kamen nun über hundert Teilnehmer. Moderator Michael John vom Basis‐Institut für soziale Planung in Bamberg, das als Begleitung für den gesamten Prozessver‐lauf beauftragt worden war, gab nochmals einen Überblick über die einzelnen Pla‐nungsmodule, Teilhabekonferenzen und bisherigen Ergebnisse. Vormittags und nachmittags tagten die sechs Arbeitskreise (siehe Infokasten), um den jeweiligen Planungsstand zu diskutie‐ren. Weitere Wünsche und Ziele wurden dabei in den Maßnahmenkatalog aufge‐nommen. Am Ende des Tages konnte jeder Teilnehmer Punkte vergeben und somit die Gewichtung beeinflussen. In allen Arbeits‐kreisen wurde lebhaft diskutiert. Im Arbeitskreis „Kultur, Freizeit und Sport“ stellte etwa Hansjürgen Reinsch, wegen Spastik auf eine Gehhilfe angewiesen, fest: „Es ist sehr schwer für mich, außerhalb der Vitalsport‐Gemeinschaft sportlich zu sein
oder auch an Kulturreisen teilzunehmen, wenn sie nicht vom Behindertenverband organisiert werden.“ Die Herausgabe einer sogenannten Veran‐staltungs‐Charta für barrierefreie Angebo‐te wird sehr begrüßt. Es sei eine Hemm‐schwelle für den Behinderten, zu einer Veranstaltung zu kommen, wenn er gar nicht wisse, ob er problemlos teilnehmen könne, so ein Argument. Dabei geht es nicht allein um einen barrierefreien Toilet‐tengang. Zu einem barrierefreien Kino beispielsweise gehöre neben der mobilen
Herbert Richter, Fachbereichsleiter Soziale Leistungen im Landratsamt, bedankt sich bei Schulleiterin Ingrid Lanz für die Unterstützung und den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung.
Rampe und der Möglichkeit, ohne Stufen zu den oberen Sitzreihen zu gelangen, auch eine induktive Höranlage für Hörge‐schädigte, war zu hören. Trotzdem bleibt man realistisch. Vieles scheitere an zu hohen Kosten. Eine Lösung wäre etwa, wenn Veranstalter sich be‐stimmte Hilfsmittel an zentraler Stelle ausleihen könnten oder einen Zuschuss bekämen. Manche Forderungen ragen auch in die Arbeitsgruppe „Barrierefreies Wohnen und Bauen“, oder „Handlungsfeld Mobilität im öffentlichen Raum“. Bei den Veranstaltungen zum Aktionsplan im Kreis war Inklusion ständig gesichert. Indukti‐onsschleifen, eine Assistenz bei Sehbehin‐derung sowie Gebärdensprachdolmetscher hatte das Landratsamt bei Bedarf bezahlt. Wie geht es weiter? Die ermittelten Hand‐lungsvorschläge werden zusammengefasst und dem Beirat für Soziales und Senioren‐fragen des Landkreises vorgelegt, der im November tagt. Zur Beschlussfassung geht das Paket in den Kreistag. „Dort wird letzt‐lich entschieden“, betont Peter Beck, Ab‐teilungsleiter für Soziales und Senioren. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert hatte die Veranstaltung eröffnet, Grußworte kamen von Landrat Martin Sailer und Bür‐germeister Franz Feigl sowie der Rektorin der Brunnenschule, Ingrid Lanz. Quelle: Schwabmünchner Allgemeine, Augsburger Land, 22.10.2014, Seite 9, Andrea Collisi
Das Projekt „Inklusionsplan“ des Land‐kreises Augsburg
Arbeitskreise ‐ Barrierefreies Bauen und Wohnen ‐ Kultur, Freizeit und Sport ‐ Arbeit und Beschäftigung ‐ Schule und Bildung ‐ Mobilität und Barrierefreiheit im öffentli‐chen Raum ‐ (Früh‐)Kindliche Bildung
Beteiligung Rund 300 Menschen nahmen an den bisher 23 Einzelveranstaltungen teil. Es gab zwei „Teilhabe‐Konferenzen“ sowie repräsenta‐tive Befragung von Menschen mit Behinde‐rung oder deren Angehörigen im Landkreis, zudem Experteninterviews und themen‐spezifische Arbeitskreise.
Einige Handlungsempfehlungen
‐ Erstellen einer Veranstaltungscharta ‐ Infostützpunkt mit der Möglichkeit einer Ausleihe etwa einer Induktionsschleife für Hörunterstützung, einer mobilen Rampe und eines mobilen barrierefreien WCs ‐ Bildung von Integrationsfirmen ‐ barrierefreie Bahnhöfe, barrierefreie Schulen, barrierefreie öffentliche Bildungs‐einrichtungen wie Bibliothek ‐ Bezahlung von notwendigen Assistenz‐leistungen, Zuschüsse, barrierefreie Wohn‐anlagen, Nachtdienst für das ambulante Wohnen für Menschen mit Behinderung ‐ Bildung einer Auditgruppe zur regelmäßi‐gen Überprüfung sowie einer (halben) Stel‐le im Landratsamt. ‐ gemeinsame Projekte verschiedener Schularten.
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Lebenshilfe aktuell ‐ Fördergruppe Nr. 22 05/2014
Sozialer Tag bei CADCON Mitarbeiter des Ingenieurdienstleisters CADCON aus Gersthofen renovieren im Rahmen eines sozialen Unternehmerta‐ges einen Raum der Fördergruppe der Lebenshilfe in Königsbrunn
Unter dem Motto „Gemeinsam anpacken – Stark für Alle“ fand am 11. Oktober ein Sozialer Tag des Unternehmens CADCON statt. Mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten sich zu dieser freiwilli‐gen Aktion in sechs sozialen Einrichtungen gemeldet. Fünf von ihnen brachten ihre Fähigkeiten und Talente in der Fördergrup‐pe der Lebenshilfe ein. Die Einrichtung in der Königsbrunner Margeritenstrasse be‐treut tagsüber elf geistig schwer und mehr‐fachbehinderte Erwachsene.
Das Unternehmen CADCON versteht sich als familienorientiertes und soziales Unter‐nehmen und lebt diese Philosophie auch. So war es denn auch keine Überraschung, dass Geschäftsführer Robert Waldmann zu den Ersten gehörte, die sich für den Sozia‐len Tag angemeldet hatten. Waldmann (Gruppenbild 2.v.r.), Fachbereichsleiter Technische Dokumentation Robert Echtler (Bild 2.v.l.) und drei weitere Mitarbeiter waren ab 8 Uhr morgens bis spät nachmit‐tags im Einsatz. Sie ersetzten den alten, abgenutzten Teppich des Ruheraums im Keller mit einem Laminatboden und stri‐chen die Wände in einem angenehmen Gelbton. Einrichtungsleiter Heinz Irmer hatte im Vorfeld mit den Verantwortlichen von CADCON alles geklärt und Farbe und Laminatboden besorgt. Irmer: „Ich bin begeistert. Der Raum ist tip top renoviert
und schaut prima aus. Herzlichen Dank an alle Mitarbeiter von CADCON für ihr tolles Engagement. Ich war beeindruckt, mit welcher Begeisterung alle renoviert ha‐ben.“ Ein Gewinn war der Soziale Tag je‐denfalls nicht nur für seine Einrichtung, sondern auch für die beteiligten CADCON‐Mitarbeiter, die den Tag durchwegs als große Bereicherung empfanden. Alle Teil‐nehmerinnen und Teilnehmer sind sich sicher, dass das nicht die letzte Aktion die‐ser Art war. Über die Firma CADCON Nicht nur nach Wirtschaftlichkeit zu stre‐ben, sondern in gleichem Maße auch sozia‐le, ökologische und gesellschaftliche As‐pekte zu berücksichtigen, sind fundamen‐tale Handlungsmaxime der CADCON‐Gruppe mit Hauptsitz in Gersthofen. Seit über 33 Jahren engagiert sich die Unter‐nehmensgruppe mit mittlerweile über 500 Ingenieuren und Fachkräften weltweit für ihre Kunden aus den Bereichen Maschinen‐bau, Luftfahrt‐ und Verteidigungsindustrie, Energie‐ und Umwelttechnik, Automotive und Medizintechnik.
Geschäftsführer Robert Waldmann beim Farbe anrühren.
Rückblick „Sozialer Tag“ bei der Lebenshilfe Augsburg in den ver‐gangenen Jahren 2010 brachten im Rahmen eines bundes‐weit sozialen Unternehmertags (Giving back day) sieben Mitarbeiter der Münchner Niederlassung des IT‐Unternehmens Cisco Systems ihre Fähigkeiten und Talente an
der Brunnenschule ein. Es galt, eine Kräu‐terschnecke im Rahmen des Hilfsprojektes im neuen Schulgarten aufzubauen. Inner‐halb weniger Stunden baute das Cisco‐Helferteam unter Anleitung von Lehrer Robert Eiler sowie tatkräftiger Mithilfe einiger Schüler die Kräuterschnecke auf. Mittlerweile werden dort Kräuter ange‐pflanzt, die in der Schulküche Verwendung finden. Die Cisco‐Mitarbeiter waren aber auch schon 2009 für die Lebenshilfe aktiv. Sie errichteten auf dem Schuldach ein Spiel‐haus, reparierten marode Fahrräder und überlegten sich Verbesserungen für das Marketing‐Konzept der Lebenshilfe.
2010: Schüler der Brunnenschule bauten gemeinsam mit Lehrer Robert Eiler und Mitarbeitern von Cisco Systems eine Kräuterschnecke im neuangelegten Schulgarten.
2009: Seit der Gründung der Firma Cisco Systems vor 30 Jahren hat insbesondere die freiwillige, gemeinnützige Arbeit der Beschäftigten großes Gewicht. Zehn Mitarbei‐ter von Cisco Systems errichteten im Rahmen des Social Day auf dem Schuldach der Brunnenschule ein hölzernes Spielhaus (Bild oben) und reparierten Fahrräder.
Wollen auch Sie und Ihre Mitarbeiter sich im Rahmen eines sozialen Tages bei der Lebenshilfe Augsburg engagieren? Wir freuen uns auf Ihren Anruf und stellen Ihnen geeignete Projekte in unseren Ein‐richtungen vor.
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Lebenshilfe aktuell ‐ Nachrichten Nr. 22 05/2014
Newsletter der Bundesvereini‐gung Lebenshilfe vom 8.10.2014 Menschen Regelbedarfsstufe 3 ‐ Grundsicherungsämter setzen bis‐lang Entscheidung des Bundessozial‐gerichts nicht um ‐ Informationen zur derzeitigen Verwaltungspraxis Am 23.07.2014 hat das Bundessozialgericht (BSG) entschieden, dass grundsätzlich auch Menschen mit Behinderung, die bei Angehörigen leben und Grundsicherung beziehen, Anspruch auf den vollen Regel‐satz haben können. Diese Entscheidung wird derzeit von den Sozialbehörden je‐doch noch nicht umgesetzt, sondern wei‐terhin der verminderte Betrag der Regelbe‐darfsstufe 3 ausgezahlt. Urteilsgründe liegen noch nicht vor Hintergrund ist zunächst, dass die Urteils‐gründe noch nicht vorliegen. Das BSG hat fünf Monate Zeit, das Urteil schriftlich ab‐zufassen. Es ist wahrscheinlich, dass das BSG diese Zeit auch ausschöpfen wird, so dass mit den Gründen kurz vor Weihnach‐ten zu rechnen ist. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat in ei‐nem Rundschreiben an die Grundsiche‐rungsämter vom 08.08.2014 angekündigt, dass es ebenfalls die Urteilsgründe abwar‐ten wird und dann eine Verwaltungsanwei‐sung an die Grundsicherungsämter erlas‐sen wird, wie mit der Entscheidung umzu‐gehen ist.
Bis dahin sind die Grundsicherungsämter gehalten, weiterhin die Regelbedarfsstufe 3 zuzuerkennen. Es bestehe kein Anlass, bestehende Bewilligungsbescheide anzu‐passen. Laufende oder eingehende Wider‐spruchs‐ und Klageverfahren seien zu‐nächst darauf zu überprüfen, ob angesichts der konkreten Haushaltssituation im Ein‐zelfall eine abweichende Regelsatzfestset‐zung in Betracht komme. Sei dies nicht der Fall, seien Widerspruchs‐ und Klageverfah‐ren bis zum Vorliegen der Entscheidungs‐gründe ruhend zu stellen. Bei entsprechen‐den Überprüfungsverfahren sei ebenso zu verfahren. Auf was muss ich mich als Betroffener nun einstellen? Es ist davon auszugehen, dass Grundsiche‐rungsempfänger bis auf weiteres für zu‐künftige Leistungszeiträume in die Regel‐bedarfsstufe 3 eingruppiert werden. Dage‐gen können Sie weiterhin Widerspruch einlegen. Nach der Ankündigung des BMAS (siehe oben) wird dieser mit Ihrem Einverständnis ruhend gestellt werden, bis die Entscheidungsgründe des BSG vorlie‐
gen. Ihre rechtlichen Möglichkeiten für bereits vergangene Leistungszeiträume hat die Bundesvereinigung unter folgen‐dem Link zusammengefasst. http://www.lebenshilfe.de/de/themen‐recht/artikel/Bundessozialgericht‐kippt‐generelle‐Einstufung‐Regelbedarfsstufe‐3.php?listLink=1 Dort finden Sie auch Musterschreiben an die Grundsicherungsämter. Auch hier wer‐den die Widersprüche, Klagen und Über‐prüfungsanträge mit Ihrem Einverständnis zunächst ruhend gestellt werden. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe emp‐fiehlt grundsätzlich, sich mit dem Ru‐hendstellen einverstanden zu erklären. Es ergibt Sinn, auf die vollständige Entschei‐dung des BSG zu warten. Solange Sie Wider‐spruch (bzw. bereits Klage) eingelegt oder einen Überprüfungsantrag gestellt haben, entstehen Ihnen durch das Ruhendstellen keine Nachteile. Bitte beachten Sie, dass Bescheide über die Grundsicherung jedoch nicht automatisch abgeändert werden. Überprüfungsanträge sowie Widerspruch gegen zwischenzeitlich eingehende Bescheide sollten Sie daher un‐bedingt weiterhin formulieren!
24. ordentliche Mitgliederversamm‐lung der Bundesvereinigung Lebens‐hilfe am 2./3. Okt. 2014 in Berlin Die Bundesvereinigung Lebenshilfe fordert ein modernes Teilhabe‐Recht für Men‐schen mit Behinderung. In ihrem Koaliti‐onsvertrag verspricht die Bundesregierung ein solches Bundesteilhabegesetz. Im Rah‐men dessen sollen die Kommunen im Um‐fang von fünf Milliarden Euro jährlich von der Eingliederungshilfe – dem bestehen‐den Leistungssystem für behinderte Men‐schen – entlastet werden. „Aktuell schla‐gen Finanzpolitiker zwar neue Wege zur Entlastung der Kommunen vor, aber die Lebenshilfe besteht darauf, dass die Ver‐bindung zwischen Bundesteilhabegesetz und Entlastung der Kommunen bestehen bleibt. Das eine ist unbedingte Vorausset‐zung für das andere. So steht es im Koaliti‐onsvertrag und so muss es auch gemacht werden. Das Bundesteilhabegesetz darf nicht gefährdet werden. Es ist das wich‐tigste sozialpolitische Projekt dieser Legis‐laturperiode, auf das wir schon viel zu lan‐ge gewartet haben.“ Das sagte die Lebens‐hilfe‐Bundesvorsitzende und Bundes‐tagsvizepräsidentin Ulla Schmidt vor mehr als 400 Delegierten, die aus ganz Deutsch‐land zur Bundesversammlung der Lebens‐hilfe nach Berlin gereist waren.
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Stellenangebot Leitung der Tages‐Fördergruppe Als Verstärkung unseres kleinen Teams und als Nachfolge des bisherigen Leiters (aus Altersgründen) suchen wir zum 1.10.2014 oder später eine Leitung der Tages‐Fördergruppe (m./w.) mit Diplom in Heilpädagogik/Sozialarbeit/Soz.päd. in Vollzeit. Als Mitglied der Gesamtleitung verant‐worten Sie die Weiterentwicklung der Lebenshilfe Augsburg, entwickeln Kon‐zepte und erarbeiten strategische Ziele in Ihrem Bereich. Abgestimmte Konzepte verwirklichen Sie. Darüber hinaus sind Sie in Ihrem Bereich für das Qualitätsma‐nagement zuständig. Sie führen drei Mit‐arbeiter (m/w) ihrer Gruppe und stehen ihnen als unmittelbar vorgesetzte Füh‐rungskraft (m/w) anleitend und beratend zur Seite. Neben der Leitung sind Sie auch für pfle‐gerische Tätigkeiten, Unterstützung und Hilfestellung im lebenspraktischen Be‐reich sowie weitere Hilfestellung bei ver‐schiedensten Beschäftigungen zuständig. Wir bieten einen Arbeitsplatz in einem angenehmen Umfeld mit gutem Betriebs‐klima, intensive Einarbeitung, Fortbil‐dungsmöglichkeiten, betriebliche Alters‐vorsorge und erwarten langjährige Berufs‐ und Leitungserfahrung, Teamfähigkeit und Kreativität. Die Vergütung erfolgt in Anlehnung an den TVöD. Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunter‐lagen senden Sie bitte an: Herrn H. Irmer, Fördergruppe der Lebens‐hilfe Augsburg, Margeritenstraße 1, 86343 Königsbrunn, Tel. 08231/4508.
Unterstützerkreis Wohnen Seit März 2014 besteht ein „Unterstützer‐kreis Wohnen“, in dem sich zehn enga‐gierte Eltern im Rahmen der Lebenshilfe einbringen. Dieser Kreis hilft bei Einzel‐maßnahmen, knüpft Kontakte und unter‐stützt bei der Grundstückssuche. Falls Sie mitmachen möchten, wenden Sie sich bitte an Herrn Schwigon (Tel. 0821‐ 702181; e‐mail: schwigonk‐h@gmx.de) und Familie Senger (Tel. 0821‐ 703957; e‐mail: tini79@arcor.de).
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Lebenshilfe aktuell ‐ Verein Nr. 22 05/2014
Familienministerin Schwesig (Mitte) mit Ulla Schmidt (rechts) und Selbstvertreterin Ramona Günther vom Bundesvorstand der Lebenshilfe. Foto: Bundesvereini‐gung Lebenshilfe, Sera Cakal
Für die Lebenshilfe beginnt Teilhabe und Inklusion in der kleinsten Einheit der Ge‐sellschaft: in der Familie. Der Bundesvor‐stand hat daher die Familie in ihrer ganzen Vielfalt zu seinem Leitthema bis zur nächs‐ten Vorstandswahl im Jahr 2016 ausgeru‐fen. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig versprach als Gastrednerin auf der Mitgliederversammlung der Lebenshil‐fe „eine Politik für alle Familien“. Sie setzt sich für inklusive Kinderbetreuung ein und fördert mit dem Projekt „Ich will auch hei‐raten“ Partnerschaften von Menschen mit Behinderung. Mit der Familienpflegezeit will sie Familien entlasten, die ihre Ange‐hörigen pflegen. Damit auch die vielen Selbstvertreter mit geistiger Behinderung den Reden auf der zweitägigen Mitgliederversammlung der Bundesvereinigung Lebenshilfe folgen können, werden sie weitgehend in leicht verständlicher Sprache gehalten. Wichtige Textabschnitte werden auf einer Großbild‐Leinwand in einfachen Worten und Bildern erklärt. Die Tagungsunterlagen gibt es ebenfalls in leichter Sprache. Der Schlusstag der Bundesversammlung stand unter dem Motto „Lebenshilfe auf dem Weg in die Zukunft“. Vier der bundes‐weit 513 örtlichen Lebenshilfen präsentier‐ten Beispiele für gelungene Inklusion.
Newsletter der Bundesvereini‐gung Lebenshilfe vom 23.10.2014 Die anstehenden Reformen von Pfle‐geversicherung und Eingliederungs‐hilfe sind aufeinander abzustimmen! Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, die Pflegeversicherung wird in dieser Legis‐laturperiode umfassend reformiert. Am 17. Oktober 2014 hat die dritte und abschlie‐
ßende Lesung des 1. Pflegestärkungsge‐setzes im Bundestag stattgefunden. Das neue Gesetz wird am 1. Januar 2015 in Kraft treten. Hier finden Sie eine Zusam‐menstellung der aktuell beschlossenen Änderungen. Diese Reform ist jedoch nur die erste Stufe zum Umbau der sozialen Pflegeversiche‐rung. In einem zweiten Schritt sollen gegen Ende der Legislaturperiode ein neuer Be‐griff der Pflegebedürftigkeit und ein neues Begutachtungsverfahren eingeführt wer‐den. Parallel hierzu läuft die Erarbeitung eines Bundesteilhabegesetzes im Bundesminis‐terium für Arbeit und Soziales. Die Einzel‐heiten aus der entsprechenden Arbeits‐gruppe beim Ministerium können Sie hier abrufen. Die mit dem Bundesteilhabegesetz geplan‐te Aufhebung der Unterscheidung von ambulanten, teilstationären und stationä‐ren Leistungen in der Eingliederungshilfe wird dazu führen, dass Leistungen sich am individuellen Bedarf (personenorientiert) und nicht am Ort der Leistungserbringung (institutionenorientiert) ausrichten. Pflege und Eingliederungshilfe haben eine Schnittstelle, die für Menschen mit einer Behinderung und Pflegebedarf sehr be‐deutsam ist. Diese gilt es im Rahmen bei‐der Reformen zu beachten und zu bearbei‐ten. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe hat daher ihre Einrichtungen und Dienste zum steigenden Pflegebedarf ihrer Klienten und Bewohner befragt. Die Auswertung der eingegangenen Antworten finden Sie hier. Der Trend ist klar ersichtlich: Die Frage der Pflege beschäftigt alle. Die Finanzierung von Fachkräften und Hilfsmitteln sowie das Balancieren von Teilhabe und Pflege ne‐beneinander stellen viele Einrichtungen der Lebenshilfe vor bedeutende strukturelle und organisatorische Herausforderungen. Bedarf eine Person der Pflege, dann erhält sie diese dort, wo sie wohnt. So lautet die Forderung der Lebenshilfe (Prinzip der Häuslichkeit) schon seit langem. Leider gilt diese Selbstverständlichkeit noch nicht umfassend für Menschen in stationären Wohnformen der Eingliederungshilfe. Neben der Hilfe zur Teilhabe am Leben in der Gesellschaft sollen sie ein Anrecht auf die vollen Leistungen der Pflegeversiche‐rung haben ‐ wie andere Pflegebedürftige auch. Dies hat der Vorstand der Bundesver‐einigung Lebenshilfe nun in seiner Positio‐nierung bekräftigt. In die umfangreichen Beratungen der Gremien flossen auch die Ergebnisse der Befragung ein. Die Kern‐aussagen sind: Das Nebeneinander von Eingliederungshilfe und Pflege muss beste‐hen bleiben und der selbstgewählte Woh‐
nort von Menschen mit Behinderung muss als Häuslichkeit anerkannt werden. Mit freundlichen Grüßen Prof. Dr. Jeanne Nicklas‐Faust Bundesgeschäftsführerin
Regelsätze werden 2015 angehoben! Die Regelsätze der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem Sozialgesetzbuch Zwölftes Buch (SGB XII) werden zum 1. Januar 2015 um 2,12 % er‐höht. Der Bundesrat hat am 10.10.2014 einer entsprechenden Verordnung zuge‐stimmt. Auch Mehrbedarf und Barbetrag steigen Die Anhebung der Regelbedarfssätze führt ebenfalls zu einer Erhöhung der zuerkann‐ten Mehrbedarfe. Schwerbehinderte Grundsicherungsempfänger nach dem SGB XII, deren Schwerbehindertenausweis das Merkzeichen „G“ enthält, können einen Mehrbedarf von 17 % ihrer Regelbedarfs‐stufe erhalten. Für behinderte Leistungs‐empfänger, die Eingliederungshilfe in Form von Hilfen zu einer Schulbildung, berufli‐chen Ausbildung oder sonstigen Ausbil‐dung erhalten, beträgt der Mehrbedarf 35 % ihrer Regelbedarfsstufe. Auch der Barbe‐trag wird sich verändern. Dieser beträgt mindestens 27 % des vollen Regelbedarfs von dann 399 Euro, also dann (voraussichtlich) 107,73 Euro. Jährliche Erhöhung folgt der Preisent‐wicklung Die Regelsätze werden jährlich überprüft und fortgeschrieben. Das ist im Gesetz über die Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch festgelegt. Die Fortschreibung der Regelbedarfe wird aus einem Mischindex errechnet. Dieser setzt sich zu 70 % aus der regelsatzrelevanten Preisentwicklung und zu 30 % aus der Net‐tolohnentwicklung zusammen.
50. Geburtstag: Wie aus der Aktion Sorgenkind die Aktion Mensch wurde ‐ Interview mit Dr. Bernhard Con‐rads, ehemaliger Geschäftsführer der Lebenshilfe. Herr Conrads, welche Bedeutung hat die Aktion Mensch für die Lebenshilfe? Man kann die Rolle der Aktion Mensch, der früheren Aktion Sorgenkind, gar nicht hoch genug einschätzen. Dies liegt nicht nur an den derzeit fast 30 Millionen Euro, die all‐jährlich für Projekte aus den Reihen der Lebenshilfe bewilligt werden. Das Fortsetzung Seite 11
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Lebenshilfe aktuell ‐ Verein Nr. 22 05/2014
Förderprogramm greift neue programma‐tische und gesellschaftliche Tendenzen auf. Die Aktion Mensch macht so „Behindertenpolitik“. Ganz wichtig ist auch die Bewusstseinsbildung, die durch die sogenannten Aufklärungsmaßnahmen geleistet wird. Die Aktion Mensch prägt Menschenbilder – auch deswegen kam es im Jahre 2000 zu der Namensveränderung der seinerzeitigen Aktion Sorgenkind. Welche Rolle spielte Lebenshilfe‐Gründer Tom Mutters bei der Gründung der Aktion Mensch? Tom Mutters gehört zu den wichtigsten Mit‐Initiatoren der Aktion Sorgenkind. (…)Das ZDF als Keimzelle hat dann als starke Partner die Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege an Bord geholt. Mutters hat immer Wert darauf gelegt, dass die Lebenshilfe in den Strukturen der Aktion Sorgenkind gut vertreten war. So war er von Anfang an eines der drei Vorstandsmit‐glieder und Mitglied im Kuratorium. Funk‐tionen, in denen ich ihm nach seinem Aus‐scheiden als Bundesgeschäftsführer 1989 nach und nach folgen durfte. Bis heute bestimmt die Lebenshilfe die Geschicke der Aktion Mensch mit, auf welche Weise geschieht das? Die Lebenshilfe war nicht nur im Vorstand der Aktion Sorgenkind und später der Akti‐on Mensch präsent. Im so wichtigen Kura‐torium, in dem über die vorgelegten För‐deranträge beraten wird, war die Lebens‐hilfe als Teil der sogenannten „Freien Trä‐gergemeinschaft“ zusammen mit dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsver‐band vertreten. Seit der Strukturreform 2009 hat die Le‐benshilfe einen eigenen satzungsgemäßen Platz im Kuratorium. Aus Proporzgründen zwar ohne Stimmrecht – aber gleichbe‐rechtigt in der Beratung. Zudem ist die Lebenshilfe als einzig namentlich genann‐ter Verband im fünf‐köpfigen Aufsichtsrat der Aktion Mensch – in Nachfolge von Ro‐bert Antretter durch unsere Bundesvorsit‐zende Ulla Schmidt vertreten. Im Kuratori‐um arbeitet als meine Nachfolgerin die Bundesgeschäftsführerin Prof. Dr. Jeanne Nicklas‐Faust mit – auch im sehr prägen‐den Ausschuss Förderpolitik. Im Aufklä‐rungsausschuss sitzt seit kurzem für die Lebenshilfe der Abteilungsleiter Kommuni‐kation, Rudi Mallasch, nachdem ich diesen Ausschuss von 2009 bis 2013 geleitet habe. Sie sehen also: Die Lebenshilfe und ihre Stimme wird in allen Aktion‐Mensch‐Bereichen gehört.
Auch Sie haben Spuren bei der Aktion Mensch hinterlassen, was waren Ihre per‐
sönlichen Highlights? Als „Kunst‐Conrads“ wurde ich im Kuratori‐um der 90er‐Jahre sicher ein wenig belä‐chelt. Mit Freude aber war zu beobachten, dass die Förderung von Kunst und Kultur behinderter Menschen eine immer größere Bedeutung gewann. Weniger Überzeu‐gungsarbeit war in dem Förderbereich „Sport und Bewegung“ zu leisten – aber auch hier galt es, für die so genannte Pro‐jektförderung eine Lanze zu brechen – auf Kosten von „Bau‐Steine‐Erden“ – wie im Kuratorium schmunzelnd die Förderung stationärer Großeinrichtungen genannt wurde. Eine harte Nuss war nach dem Fall des Eisernen Vorhangs mit einem Förderpro‐gramm für Osteuropa zu knacken. (…) Ein von allen Beteiligten gründlich durchdach‐tes Förderprogramm „Aufbau von Ba‐sisstrukturen in Mittel‐, Ost‐ und Südosteu‐ropa“ überzeugte schließlich auch den ZDF‐Intendanten und Aktion‐Mensch‐Vorsitzenden Dieter Stolte. (…) Und natürlich war die Namensände‐rung ein echter Höhepunkt. Der Namenswechsel war ein heikles Vor‐haben. Wie war das genau, als aus der Aktion Sorgenkind die Aktion Mensch wurde? Schon seit der selbst so definierten „Krüppelbewegung“ vor etwa 30 Jahren kam immer wieder Kritik an der Aktion Sorgenkind und ihrem Namen auf. Ständig anwachsend war der Widerstand dagegen, dass durch das so medienstarke ZDF das Menschenbild „Sorgenkind“ gezeichnet wurde. Gleichwohl erschien es auf den ersten Blick abwegig, einen Namen, der höchste Bekanntheitsgrade aufwies (mehr als 90 Prozent), der in der Bevölkerung positiv belegt und im Lotteriebereich sehr erfolgreich war, einfach abzuschaffen. Hier bewiesen die Aktion Sorgenkind, ihr Vorstand, die Gremienmitglieder und die Geschäftsstelle unter dem Geschäftsführer Dieter Gutschick Mut – und Glaubwürdig‐keit. (…) Abgesichert durch fundierte Markforschung haben wir einen Namen gesucht, und in „Aktion Mensch“ gefun‐den, und dies mit Hilfe unserer inzwischen überzeugten Agentur so transportiert, dass der umfassende Begriff „Mensch“ mit un‐seren Inhalten „aufgeladen“ wurde. Wie Sie erlebt haben – es ist gut gegangen: Im Bewusstsein der Menschen. Und auch das Lotterieaufkommen hat, was seinerzeit befürchtet wurde, keineswegs gelitten.
Was wünschen Sie der Aktion Mensch zum 50. Geburtstag? Im Sinne der Lebenshilfe und der vielen behinderten Menschen, mit denen wir un‐
sere Arbeit gestalten, zuerst einmal ganz profan: gute Lotterie‐Erlöse – „ohne Moos nix los“. Allerdings: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Ich wünsche daher der Aktion Mensch inhaltliche Kompetenz und programmatische Konsequenz – auch und insbesondere bei der verantwortlichen Umsetzung des Inklusionsgedankens. Was die Erfüllung dieses Wunsches angeht – da habe ich wenig Sorgen. In den Gremi‐en und in der Geschäftsstelle der Aktion Mensch gibt es hervorragende Mitstreiter für behinderte Menschen und deren Recht auf uneingeschränkte Teilhabe an der Ge‐sellschaft. Ich glaube, dass die Aktion Mensch eine gute Zukunft hat.
Meilensteine der Aktion Mensch Die Erfolgsgeschichte der Aktion Mensch beginnt am 9. Oktober 1964. Sie nennt sich anfangs noch Aktion Sorgenkind. Bis heute wurden über 3,5 Milliarden Euro Fördergel‐der für Menschen mit Behinderung verge‐ben. 1980 ist das „Internationale Jahr der Behin‐derung“. 1984 hebt die Soziallotterie die Altersbegrenzung von 35 Jahren für die Förderung auf und finanziert fortan auch Projekte für ältere Menschen mit Behinde‐rung. Mitte der 1980er‐Jahre orientiert sich die Aktion Sorgenkind am Leitgedanken des ersten Bundessozialhilfegesetzes, der das Recht auf Arbeit als Teil des Rechts auf ein menschenwürdiges Leben definiert, unab‐hängig von der Erwerbsfähigkeit des Ein‐zelnen. Ein Netz von Werkstätten in ganz Deutschland entsteht. 1989 feiert die Aktion Sorgenkind ihr 25‐jähriges Bestehen und steht vor neuen Herausforderungen. Nach dem Mauerfall wird der große Nachhol‐ und Aufbaubedarf der Behindertenhilfe in der ehemaligen DDR deutlich. In den 1990er‐Jahren findet bei der Deutschen Behindertenhilfe ein Paradigmenwechsel statt. Menschen mit Behinderung fordern zunehmend den ge‐sellschaftlichen Dialog auf Augenhöhe. Im Jahr 2000 dann wird aus dem „Sorgenkind“ die „Aktion Mensch“. Erhebliche Einbußen bei Lotterieeinnahmen werden nach der Namensänderung befürchtet. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Aktion‐Mensch‐Lotterie erzielt Rekordumsätze. Heute sind Inklusion und Selbstbestim‐mung die Förderschwerpunkte der Aktion Mensch: Ob Bildung, Arbeit, Wohnen oder Freizeit – uneingeschränkte Teilhabe und ein selbst‐bestimmtes Leben sind für alle da. Diese Botschaft vermittelt auch jeden Samstag die ZDF‐Sendung „Menschen – das Magazin“.