Post on 08-Apr-2016
description
transcript
Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de06.2012 . 4. Jahrgang
5,80 Euro
Stifter Reiner Meutsch: Bildung als Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben
Stiftung Fly & helpStiftung Fly & help
Stiftung „Aufmüpfige Frauen“unterstützt mutige Frauen,die alleine etwas bewegen
Geschüttelt, nicht gerührtSir Roger Moore ist das Gesichtder UNICEF-Wasserkampagne
Anstoß für Sport und BildungPhilipp Lahm-Stiftung fördert Kinderin Deutschland und Afrika
Werte stiften � 3
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Griechenland, Spanien, Portugal, Italien – nein, wir prä-
sentieren keinen Reisebericht über diese bei den Deut-
schen beliebten Urlaubsländer, sondern die genannten
Staaten sind die größten Sorgenkinder Europas – wirt-
schaftlich und finanziell gesehen. Wobei Griechenland
nach wie vor die größte Belastung für die Gemeinschaft
und die Euro-Währung darstellt.
Umso überraschender ist es da, dass diese Belastungen,
ihre Auswirkungen auf die Konjunktur und die Ertragskraft
der Banken den Konsumenten in Deutschland wenig oder
kaum berührt. Da schon eher die Sorge um Benzin- und
Heizölpreise, die zunehmend das Konsumklima beein-
trächtigt. Wie die Nürnberger Gesellschaft für Konsum-
forschung GfK schreibt, zeigt sich die Verbraucherstim-
mung in Deutschland eher gespalten. Während die ge-
samtwirtschaftlichen Aussichten optimistisch gesehen wer-
den, verlieren die Einkommenserwartungen – wenn auch
auf hohem Niveau – leicht. Die Anschaffungsneigung und
damit die Ausgabenfreudigkeit nimmt spürbar ab. In den
Köpfen der Verbraucher setzt sich offenbar die Erkenntnis
durch, dass in Deutschland eine Rezession verhindert wer-
den kann und die Auftriebskräfte im Inland zunehmend
die Oberhand gewinnen. Folglich, so die GfK, legt die Kon-
junkturerwartung zu. Im Gegensatz dazu lassen steigende
Inflationsängste den Konsumoptimismus etwas schwin-
den, wie der Rückgang der Anschaffungsneigung eben be-
legt. Die Verbraucher sehen ihre Kaufkraft vor allem durch
die steigenden Energiepreise beeinträchtigt. Deshalb ist
die Einkommenserwartung leicht gesunken.
Diese gespaltene Stimmung macht sich ganz unter-
schiedlich bemerkbar. Zwar ist, wie erwähnt, die Anschaf-
fungsneigung gesunken, aber deshalb ist die Sparneigung
nicht gestiegen. Immer mehr Bürger fragen sich, was sie
mit ihrem ersparten oder geerbten Geld denn so machen
sollen. Die Unsicherheiten an den Finanzmärkten halten
eher von Anlagen ab und so werden verstärkt andere Wege
gesucht, Geld unterzubringen. So rücken zum Beispiel Stif-
tungen als ein wichtiges Element immer stärker in den Mit-
telpunkt. Für die einen stoßen andere Finanzierungswege
in Zeiten immer knapper werdender oder ganz ausblei-
bender öffentlicher Mittel auf zunehmendes Interesse. Für
die anderen sind Stiftungen interessante Möglichkeiten mit
ihrem Geld das Gemeinwohl zu fördern. Mehr als 90 Pro-
zent der deutschen Stiftungen sind gemeinnützig. Es gibt
aber auch solche Stiftungen, die nicht gemeinnützig sind.
Sie haben etwa das Ziel, ein Vermögen für eine eng be-
grenzte Gruppe, zum Beispiel für eine Familie dauerhaft
zu erhalten.
Stiftungen sind nicht unbedingt allein Hort für die „Rei-
chen“. Ein Fünftel der Stifter besitzen ein Privatvermögen
von weniger als 250.000 Euro. Und für sie gilt es, ihr Geld
auch über den Tod hinaus zu erhalten. Nicht eben die
schlechteste Zielsetzung.
In diesem Sinne
Dr.Wolf-R. Scharff
Chefredakteur
dr.wolf-r.scharff@werte-stiften.de
Werte stiften � 5
Portraits8 Bildung als Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben
Reiner Meutsch setzt sich mit seiner Stiftung
„FLY & HELP“ für angemessene Schulbildung ein
10 Keine aufmüpfige Frau
Die Stiftung „Aufmüpfige Frauen” unterstützt
mutige Frauen, die alleine etwas bewegen
14 Der Welt Gutes zurückgeben
„Giving back“ – Unternehmensstiftung von Carglass
16 Anstoß für Sport und Bildung
Philipp Lahm-Stiftung unterstützt sozial benachteiligte
Kinder und Jugendliche in Deutschland und Afrika
Meldungen19 Auszeichnung für soziales Engagement
19 Neue Autos für den Bundesfreiwilligendienst
19 Gegen Kinderarbeit in der Baumwollindutrie
20 Hilfe für kranke Kinder und deren Familien
20 Kodex für Treuhänder
20 Stiftungspreis ausgelobt
20 Der Deutsche StiftungsTag
21 Zukunft für brasilianische Kinder in Not
21 Bereits über 1 Mio. Euro für den Klimaschutz
Aktuelles22 Schulbildung für eine bessere Zukunft
Mekanisa Behebret Scholarship-Projekt hilft
23 Geschüttelt, nicht gerührt
Sir Roger Moore unterstützt UNICEF-Wasserkampagne
24 Bildungsweg von Kindern an den Bruchstellen festigen
Drei Jahre Castringius Kinder- und Jugend-Stiftung
25 alltours fördert 140 indische Patenkinder
26 Ein großartiges Stück Karlsfeld
Versteigerung von 19 Werken des Kunstkreises
zugunsten der Bürgerstiftung Karlsfeld
28 Deutschland rundet auf!
95.000 Euro Spendengelder in vier Wochen erzielt
Inhalt
6 � Werte stiften
Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner (dieter.weisner@werte-stiften.de)Stephan Bühring (stephan.buehring@werte-stiften.de)
Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, info@werte-stiften.de
Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff (dr.wolf-r.scharff@werte-stiften.de)
Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess,Sabine Weißenborn, Andrea Löb, Holger Carstens,Johannes Eichhammer, Matthias Kernstock,Karola Weisner, Silke Bobbert, Sonja Slowek
Autoren:Achim Rugas, Maren Jackwerth
Anzeigen: Telefon 0 91 31.5 30 20-83Petra Lutter (petra.lutter@werte-stiften.de)Ellenor Kuhnke (ellenor.kuhnke@werte-stiften.de)
Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de
Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus
Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Malim Jahr. Es gelten die AGB der Bühring und Weisner Ver-lagsgesellschaft GbR und die Anzeigenpreisliste vom01.01.2011
Impressum
30 Sparkasse Fürth unterstützt Projekte für Kinder
15.000 Euro für Projekten für Kinder
32 Weltrekord-Fußballspiel für den guten Zweck
Kick gegen Krebs am 15. Juni jetzt auch
für Jugendliche ab zwölf Jahren
33 Ein Leuchtturm in der deutschen Diaspora
Bauvorhaben „Neue Propsteikirche Leipzig“
34 Bürger bewegen
Sparkasse Forchheim ermöglicht Gründung der
ersten Bürgerstiftung im Landkreis Forchheim
36 Mit dem eigenen Vermögen etwas Gutes tun
Sparkasse Chemnitz gründet Stiftergemeinschaft
Berichte und Kampagnen37 Die Vision einer gerechten Welt
Stiftung Weltmission fördert Projekte in 21 Ländern
38 Metarica blüht auf
Die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel
sorgen in Mosambik für Unterricht, sauberes Wasser
und eine gesunde Ernährung
Vermögen und Finanzen40 Bonitätsanleihen
Die bessere Unternehmensanleihe?
Recht und Steuern42 Dauerproblem Zweckbetrieb
Gemeinnützige Stiftungen wollen Gutes tun
Werte stiften � 7
Gesundheitsvorsorgeverbessern:alltours fördert 140indische Patenkinderüber die KindernothilfeSeite 25
Foto: Pascal Amos Rest
8 � Werte stiften
In seinem Beruf ist Reiner Meutsch viel gereist. Meist stand
dabei die Frage nach der touristischen Vermarktung im Vor-
dergrund. Bis 2009 war der 57-jährige Sohn einer erfolgrei-
chen Westerwälder Busunternehmer-Familie Geschäftsfüh-
render Gesellschafter des Reisedirektanbieters Berge & Meer.
„Doch viele Traumreiseziele bieten den Einheimischen leider
gar keine traumhaften Bedingungen“, sagt Reiner Meutsch.
In Ländern, wie Jordanien, Kamerun oder in Südamerika
musste er mit ansehen, wie Kinder mit Kalaschnikows um
den Hals vor ihm standen. Kinder, die nicht lesen, schreiben
und rechnen konnten. „Diese Kinder haben keinen Zugang
zur Schulbildung und damit keine Perspektive. In persönli-
chen Gesprächen erzählten mir Menschen, wie anders ihr
Leben verlaufen wäre, wenn sie einen Zugang zu schulischer
Bildung gehabt hätten“, sagt Reiner Meutsch. Dadurch sei in
ihm der Wunsch entstanden, etwas bewegen und verändern
zu wollen.
Stiftung errichtet Schulen,Kindergärten und Waisenhäuser
Erfahrungen wie diese und seine eigene Radioreisesen-
dung „Mein Abenteuer“, in der Menschen zu Wort kommen,
die spannende Abenteuer in aller Welt erlebten, machten Rei-
ner Meutsch zum Stifter. „In den mittlerweile über 1.200 Sen-
dungen hatte ich alle möglichen Menschen zu Gast, die im
Bildung als Schlüssel fürein selbstbestimmtes Leben
Unternehmer Reiner Meutsch setzt sich mit seiner Stiftung „FLY & HELP“für eine angemessene Schulbildung ein
von Michael Kniess
Reiner Meutsch zu Besuch an der Dorfschule von Kokrobite in Ghana. Foto: Fly & Help
Portraits
Werte stiften � 9
Busch oder in Schwellenländern lebten und etwas Gutes taten.
Mit jeder Begegnung ist auch in mir die Sehnsucht gewachsen,
mich selbst ähnlich zu engagieren“, sagt Reiner Meutsch.
Die Stiftungsgründung im Jahr 2009 war mit einem Aben-
teuer verbunden. Reiner Meutsch, der sich mit fast 50 Jahren
seinen Jugendtraum erfüllte und die Privatpilotenlizenz er-
warb, plante mit einem eigenen Flugzeug die Welt zu um-
runden. „Ich wollte diesem Vorhaben auch einen Sinn geben
und nicht nur um die Welt fliegen, um mir meinen Lebens-
traum zu erfüllen. Es sollte auch etwas Nachhaltiges entste-
hen“, sagt Reiner Meutsch. So gründete er die „Reiner
Meutsch Stiftung FLY & HELP“, deren Hauptziel die Förde-
rung von Bildung und Erziehung ist. Mit Hilfe der Spender er-
richtet die Stiftung in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisatio-
nen und mit Unterstützung von Partnerschaften weltweit in
Ländern, in denen Kinder von Staatswegen kein Recht auf Bil-
dung haben oder in denen finanzielle Mittel fehlen, um Bil-
dungseinrichtungen zu bauen, neue Schulen, Kindergärten
und Waisenhäuser.
Am liebsten ist ReinerMeutsch selbst vor Ort
Neben dem Schwerpunkt auf Bildung ist für Reiner
Meutsch bei seiner Auswahl der Projekte entscheidend, dass
die Hilfsorganisationen und Partner transparent und nach-
haltig arbeiten sowie Ansprechpartner vor Ort haben. In Ru-
anda arbeitet seine Stiftung deshalb mit dem dortigen Koor-
dinierungsbüro des Bundeslandes Rheinland-Pfalz – das Bun-
desland hat eine Partnerschaft mit dem afrikanischen Staat –
zusammen, in Indien mit der Indienhilfe Bonn, die mehr als 20
Jahre vor Ort tätig ist. „Mir ist es wichtig, dass die jeweilige
Partner viel Erfahrung vor Ort haben, nach deutschem Vor-
bild strukturiert sind und länger als 20 Jahre in der Region er-
folgreich tätig sind“, sagt Meutsch. Erstmals wird in diesem
Jahr mit dem Ausbau einer Schule für Blinde im Sudan auch
ein Gemeinschaftsprojekt mit der Deutschen Welthungerhilfe
realisiert. Stiftungsgründer Reiner Meutsch sieht dies als wich-
tigen Schritt, um Kompetenzen und Ressourcen zu vernetzen:
„Ich freue mich sehr, dass wir die Welthungerhilfe als erfah-
renen Partner gewinnen. Das hilft uns, noch sensibler auf die
Bedürfnisse der Kinder vor Ort einzugehen.“
Am liebsten schaut Reiner Meutsch selbst vor Ort nach
dem Rechten. Seit der Stiftungsgründung ist der Vater zweier
erwachsener Töchter daher nur noch selten am Boden zu
sehen, sondern schwebt die meiste Zeit in seiner Piper Chey-
enne über den Wolken auf dem Weg zum nächsten Projekt.
Erst kürzlich war er mit seinem Weltumrundungsflugzeug in
Myanmar, um bei der Grundsteinlegung eines seiner neuen
Projekte anwesend zu sein. Reisen, die er wie sämtliche Ver-
waltungskosten der Stiftung privat bezahlt. Somit kommen
alle Spendengelder 1:1 den Bildungsprojekten zugute. Für Rei-
ner Meutsch nichts, was man betonen muss, sondern eine
Selbstverständlichkeit.
Schulbildung ist Grundlagefür selbstbestimmtes Leben
Finanzielle Mittel generiert Reiner Meutsch für die Stif-
tung zum einen mit den Erlösen aus einer Multivisionsshow,
die er nach Abschluss einer Weltumrundung aufgebaut hat.
Gemeinsam mit Künstlern aus den Ländern, die er besucht
hat, zeigt er seine Erlebnisse in Deutschlands Stadt- und Mehr-
zweckhallen, verbunden mit künstlerischen Darbietungen.
Zum anderen profitiert die Stiftung von Zuwendungen durch
Privatleute, Unternehmen und Institutionen.
Die bereits realisierten Projekte in Ländern wie Ghana, Ru-
anda, Indien und Indonesien sind erst der Anfang. Bis zum
Jahr 2025 sollen mit Hilfe der Stiftung 100 solcher Einrich-
tungen realisiert werden. Noch in diesem Jahr werden Schu-
len in Ruanda, Myanmar, im Sudan und in Brasilien gebaut.
Und auch für das kommende Jahr gibt es bereits Pläne für
Projekte, unter anderem in Äthiopien, Sri Lanka. Projekte, die
man nicht aufschieben kann, wie Reiner Meutsch findet:
„Schulbildung ist die Grundlage für ein eigenständiges und
selbstbestimmtes Leben. Wer Lesen und Schreiben gelernt hat,
kann sich seine eigene Meinung bilden und bestehende Un-
gerechtigkeiten hinterfragen. Es gibt immer noch Millionen
Kinder, die nicht zur Schule gehen, weil ihre Eltern entweder
das Geld nicht haben, um das Schulgeld bezahlen zu können
oder der Staat dies nicht will und es deshalb auch nicht för-
dert. Das wird die Arbeit meiner nächsten 20 Jahre sein,
darum werde ich kämpfen.“ �
� www.fly-and-help.de
Portraits
10 � Werte stiften
Keine aufmüpfige FrauDie Stiftung „Aufmüpfige Frauen” unterstützt mutige Frauen, die alleine etwas bewegen
von Matthias Kernstock
Portraits
Für Ihren unermüdlichen Einsatz ausgezeichnet:Shaima Ghafury (Mitte) bei der Preisverleihung imDortmunder Rathaus mit Stifterin Sigrid Metz-Göckel.
im Land, töten tausende Menschen, darunter auch Frauen
und Kinder. Shaima flüchtet mit ihrem Mann und den Kin-
dern, lässt das Land, das sie liebt, hinter sich. Alles, was ihr
lieb und teuer ist, gibt sie auf. Bis Tadschikistan muss sie ihr
ganzes Ich verbergen, um zu überleben. Engagement, Bil-
dung und Mut ersticken für einen Moment unter der Last
der verschleiernden Burka, die sie trägt. Ein Symbol für An-
alphabetismus und Rückschritt und kein Symbol für eine
starke Frau. Mit nur einem deutschen Wort kommt sie über
die Grüne Grenze 1992 nach München. „Bahnhof“. Für
Flüchtlinge bedeutet es „weiter kommen“, aber gleichzeitig
ist es ein Symbol für den Ort, den man verlassen hat. Shaima
Ghafury ist eine Kämpferin. Mit ein paar Brocken Deutsch
und guten Englischkenntnissen findet sie in Deutschland
ein paar Verwandte und kommt nach Marburg. Dort fängt
sie sofort an, Deutsch zu lernen. Es ist Shaimas‘ sechste
Sprache. Wie tausende andere Flüchtlinge lebt Ghafury
mit ihrer Familie von Sozialhilfe. 30 Jahre hat sie gelernt, ge-
arbeitet, gekämpft für ein erfülltes Leben in ihrer Heimat.
Mit der Flucht aus Afghanistan tauschte sie Ansehen und
Stolz mit Zweifeln und Perspektivlosigkeit in Deutschland.
Aber Shaima Ghafury will nicht aufgeben. Nach nur
2 Monaten führt sie erste Gespräche auf Deutsch. Durch
ihre Kinder kommt sie in Kontakt mit anderen Eltern, die
sie nicht nur schätzen sondern auch unterstützen. Stück
für Stück fügt sich das Puzzle ihres neuen Lebens. Shaima
lernt schnell, fasst neuen Mut. Doch das Leid, dass sie in
Afghanistan erlebt hat, kann sie nicht vergessen. Ge-
meinsam mit ihrem Mann Noor Mohammad fasst sie den
Entschluss, sich für Afghanistan politisch und sozial zu
engagieren. Beide suchen nach Wegen, dort Hilfe zu lei-
sten, wo ihnen selbst niemand mehr helfen konnte.
Hilfe zur Selbsthilfe
1993 ist Ghafury Mitbegründerin des „Vereins der
nationalen Einheit und des Fortschritts Afghanistan“.
1994 gründet sie „Die Initiative afghanisches Hand-
werk“. Ab jetzt werden Flüchtlinge in Pakistan unter-
stützt, die alleine wohnen, nicht in Lagern und deshalb
durch das Spenden- und Hilferaster fallen. Shaima und
ihr Mann überwiesen nicht einfach nur Geld. Sie orga-
nisieren eine Nähwerkstatt, in der die Frauen afghani-
sche Kleidung nähen und besticken können. Diese wer-
den später in Deutschland in Weltläden verkauft.
Shaima ist es wichtig, diese Frauen zu ermutigen, an sich
selbst zu glauben. So wie sie es auch getan hat. Shaima
Werte stiften � 11
Portraits
Shaima Ghafury ist keine aufmüpfige Frau. Die gebürtige Af-
ghanin schreibt mit 16 Jahren Abitur, studiert anschließend in
Bulgarien Agraringenieurstechnik und macht 1981 als beste
Studentin Bulgariens ihren Abschluss. Als Dozentin arbeitet
sie an der Universität Kabul und bekommt drei Töchter.
Shaima führt das Leben, das sie sich immer gewünscht hat.
Flucht aus der Heimat
Dann kommt das Jahr 1992. Die Mudschaheddin über-
nehmen die Macht in Afghanistan. Islamische Widerstands-
kämpfer und Terrorgruppen, die ihre eigene Glaubensauffas-
sung als den einzig wahren Weg ansehen. Es herrscht Bür-
gerkrieg. Die Mudschaheddin verbreiten Angst und Schrecken
12 � Werte stiften
Ghafury will mehr. Die Möglichkeit der Bildung für Kinder, ins-
besondere auch für Mädchen, ist ihr wichtig. Sie initiiert 1996
das Projekt „Schulpatenschaften“, das den Schulbesuch von
Kindern in ihrer Heimat organisiert. 1999 gründet sie mit
ihrem Ehemann unter dem Taliban-Regime in der Nähe von
Kabul eine Schule für Mädchen im Untergrund. Seit 2008 baut
Shaima, vor allem mit Hilfe ihres Mannes, der dafür oft vor Ort
ist, mehrere Home-Schools auf. Es sind Schulen in Privathäu-
sern. Denn trotz gesetzlicher Verankerung können Mädchen
dort auch heute, besonders auf dem Lande, nicht zur Schule
gehen. Von der Gefahr durch Angriffe auf öffentliche Mäd-
chenschulen von den Taliban ganz zu schweigen.
Die Stiftung „Aufmüpfige Frauen“
Im Oktober 2010 wurde Shaima Ghafury für ihr frauen-
politisches Engagement von der Stiftung „Aufmüpfige Frauen“
in Dortmund ausgezeichnet. Zur Begründung für den mit
3.000 Euro dotierten Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird,
formulierte die Stifterin Sigrid Metz-Göckel folgenden Satz:
„Wir zeichnen heute eine hochengagierte Frau aus, die sich
seit vielen Jahren in vorbildlicher Weise sowohl in Deutsch-
land als auch in Afghanistan für die Belange der Frauen ein-
setzt. Sie ist eine eigenständige und emanzipierte Frau und
Mutter, die mehrere Sprachen spricht und sich mit großen
Anstrengungen rasch in die deutsche Gesellschaft integriert
und mit ihren Kindern und ihrem Mann um die Wette
Deutsch gelernt hat.“ Aufmüpfig sein – für Sigrid Metz-Göckel
bedeutet das, seit der Gründung der Stiftung 2006, vor allem
aus der Reihe zu tanzen. Den Mut haben, alleine etwas zu be-
wegen, etwas sozial und kulturell Kreatives zu schaffen, das
zum Vorbild für andere werden kann. Der Hochschullehrerin
liegen Pionierinnen und Querdenkerinnen am Herzen. „Die
Stiftung, die ich gegründet habe, versteht sich als gesell-
schaftspolitische Stiftung die die Bürgerinnen-Gesellschaft
stärken will und daher Frauen auszeichnet, die ohne eine
große Organisation im Rücken etwas geleistet haben, was
zur Verbesserung der Situation der Frauen und des Gemein-
wohl dient.“ Diese Ehre wurde bisher Gudrun Koch, Prof. Dr.
Ayla Neusel, Dr. Slawomira Walczewska und Shaima Ghafury
zu teil. Sie alle haben Einrichtungen und Initiativen gegrün-
det oder Projekte durchgeführt, die das Spektrum der Frau-
enbilder und das Leben der Frauen erweitert haben. „Sei es
mit besonderer Weiterbildung, zum Beispiel der Internatio-
nalen Frauenuniversität während der Expo 2000, mit der
Gründung eines Frauenzentrums und einer Frauenstiftung in
Krakau oder mit einem Erzählcafé für Migrantinnen“, so
Metz-Göckel weiter.
Von der Hausmeisterinzum Vorbild der Frauen
Shaima Ghafury hat ihre zweite Heimat gefunden. Heute
arbeitet sie als Sozial- und Schuldnerberaterin bei der Bür-
gerinitiative für Soziale Fragen und der Integrationsarbeit der
Stadt Marburg. Vor ein paar Jahren, als sie als Flüchtling in
Deutschland ankam, verdiente sie als Hausmeisterin den Un-
terhalt für ihre Familie. Gemeinsam mit ihren über 20 Famili-
enmitgliedern hat sie sich seit dem ein neues Leben aufge-
baut. „In diesem Land habe ich eine friedliche und demokra-
tische Heimat kennengelernt“, sagt Ghafury. Ende September
2012 wird sich eine weitere Preisträgerin in die Liste der „Auf-
müpfigen Frauen“ bei der Preisverleihung im Dortmunder
Rathaus einreihen. Wer diese Auszeichnung erhalten wird, ist
noch nicht bekannt. Es wird aber sicherlich eine Frau sein,
die sich, ähnlich wie Shaima Ghafury, gegen jeden Widerstand
zu Wehr gesetzt hat. Eine Frau, die dort stark ist, wo andere es
nicht sein können. Eine Frau, die dann Mut hat, wenn andere
ängstlich sind. Aber auch eine Frau, die für viele unbequem
ist. Denn auch das ist das Schicksal der starken Frauen: Wer
aufmüpfig ist, wird nicht von jedem geliebt.Aber wer will das
schon? Spendenkonto 422 056 041, BLZ 440 501 99 �
� www.stiftung-aufmuepfige-frauen.de
Portraits
14 � Werte stiften
Das Unternehmen Carglass hat im vergangenen Jahr eine ge-
meinnützige Stiftung gegründet: „Giving Back“. Ausgestat-
tet mit einem Gründungskapital von 75.000 Euro ist das er-
klärte Ziel der rechtsfähigen Stiftung, Projekte und Pro-
gramme in den Bereichen Jugendhilfe, Gesundheit, Bildung,
Sport und Hilfsbedürftigkeit zu unterstützen. Matthias Ro-
linski, Stiftungsvorsitzender, im Interview mit Werte stiften.
Werte stiften: Wann wurde die Stiftung gegründet?
Matthias Rolinksi: Bereits seit mehreren Jahren unterstützt Car-
glass innovative und nachhaltige Hilfsprojekte in Deutschland
und Afrika, denn es ist fest in der Carglass Unternehmensphi-
losophie verankert, gesellschaftliche Verantwortung zu über-
nehmen. Unsere Stiftung „Giving Back“ haben wir 2011 ge-
gründet, um unser soziales Engagement besser bündeln und
noch schneller, gezielter und effektiver helfen zu können.
Für welche Projekte setzen Sie sich konkret ein?
„Giving Back“ setzt sich für Projekte und Programme in den
Bereichen Jugendhilfe, Gesundheit, Bildung, Sport und Hilfs-
bedürftigkeit ein. Wichtig ist uns, nachhaltige Verbesserungen
zu initiieren – durch Hilfe auf nationaler und internationaler
Ebene. Mit den finanziellen Fördermitteln der Stiftung möch-
ten wir die Lebensbedingungen von benachteiligten Men-
schen akut verbessern. So engagieren wir uns zum Beispiel
zusammen mit unserem Mutterkonzern Belron, für die Orga-
nisation Afrika Tikkun. Diese gibt Menschen in verarmten Ge-
meinden Südafrikas „Hilfe zur Selbsthilfe“: Über die Bereit-
stellung medizinischer Hilfe und notwendiger Pflege sowie
die Vermittlung von praktischem Wissen helfen wir Familien
vor Ort. Aber auch auf lokaler Ebene macht sich „Giving Back“
für Kinder stark. Seit Jahren unterstützt Carglass im Kinder-
krankenhaus Amsterdamer Straße in Köln-Riehl, einem der
größten Kinderkrankenhäuser Deutschlands, die Station „Pän-
zilvania“ für chronisch kranke Kinder. Darüber hinaus setzen
wir uns für lokale Berufsqualifizierungsprojekte wie die In-
itiative „Joblinge“ oder „Tsu’ChuBiz“, ein Business-Seminar
für Schüler in Partnerschaft mit Tony Woodcock und dem 1.
FC Köln, sowie Integrationsprojekte ein. Seit diesem Jahr un-
terstützen wir den Migranten-Sportverein ISCAlHilal Bonn fi-
nanziell.
Welche Projekte möchten Sie in diesem Jahr noch umsetzen,
was ist geplant?
Seit mehr als zehn Jahren nehmen wir mit Teams am London
Triathlon teil, um Spenden für das Projekt Afrika Tikkun zu
sammeln. Auch in diesem Jahr werden unsere Teams dort für
Der WeltGutes zurückgeben
„Giving back“ – Eine Unternehmensstiftung von Carglass
Scheckübergabe London Triathlon 2011. Fotos: Giving Back/Carglass
Portraits
den guten Zweck alles geben. Die Teilnahme an weiteren Cha-
rity-Sportveranstaltungen, wie etwa dem Radrennen „Rund
um Köln“ ist geplant. Darüber hinaus sponsern wir in diesem
Jahr erstmals das „Cologne Triathlon Weekend“, um auch dort
das sportliche mit dem sozialen Engagement zu verbinden.
Die Carglass-Mitarbeiter nehmen ihre Verantwortung sehr
ernst und investieren Zeit, Geld und „Herzblut“ in die Pro-
jekthilfe. In diesem Jahr möchten wir auch ausgewählte Mit-
arbeiterprojekte fördern. Ein Auswahlprozess läuft derzeit.
Wie generieren Sie weitere Spendengelder?
Wir nutzen jede Möglichkeit, um weitere Hilfe und Spen-
dengelder zu generieren – über unsere Stiftungs-Website,
über unsere Spendenhotline, über eine persönliche Anspra-
che unserer Partner sowie auch über Events. Im letzten Jahr
haben wir zum Beispiel erstmals die Charity Sports Night in
Köln unterstützt, um dort, gemeinsam mit anderen Organi-
sationen, Spendengelder zu generieren. Egal über welchen
Weg wir potenzielle Spender ansprechen: Wichtig ist Trans-
parenz, denn unsere Partner und Spender sollen wissen, für
welche Projekte ihre Spenden „Giving Back“ unterstützen.
Sie selbst sind Stiftungsvorsitzender. Seit wann begleiten Sie
diese Position und was gab für Sie den Ausschlag, diese Posi-
tion zu übernehmen?
Ich begleite diese Posi-
tion seit Beginn an. Die
Stiftung ist für mich
eine Herzensangelegen-
heit, für die ich mich
gerne persönlich enga-
giere. Gemeinsam mit
Partnern möchte ich
dazu beitragen, die Le-
bensbedingungen für
sozial benachteiligte
Menschen ein Stück zu
verbessern.
Wie setzt sich die Stif-
tung personell zusam-
men?
Das Stiftungs-Kernteam besteht aus mir als Stiftungsvorsit-
zenden, dem Stiftungsrat mit Jean-Pierre Filippini und Da-
niela Brinkmann als Projektkoordinatorin. Darüber hinaus
arbeiten viele weitere engagierte Carglass-Mitarbeiter eh-
renamtlich für „Giving Back“. �
� www.giving-back.de
Portraits
Wohnmobilverleih-Erlangen.de . Dompfaffstraße 122 . 91056 Erlangen . Tel. 0170.21 42 500 . info@wohnmobilverleih-erlangen.de
Unser Topmodel:
Bürstner Viseo 726 (Abb.) mit
Queensbett, TV, Backofen, uvm.
Einsteiger-, Family- und Luxusmobile für jeden Geldbeutel . Platz für zwei bis sechs Personen und Hund,großzügige Raumaufteilung bei kompakten Außenmaßen . Navigationssystem, TV, Tempomat, Fahrradträger
Wohnmobileab 49,–Euro/Tag
Matthias Rolinski ist Stiftungsvorsit-zender der Unternehmensstiftung„Giving back“.
16 � Werte stiften
Anfang Juni ist es wieder so weit. Die Fußball-EM beginnt und
lässt viele Herzen auf der ganzen Welt höher schlagen. Un-
zählige Jugendliche träumen von einer Karriere als Fußball-
profi. Für Philipp Lahm ist dieser Traum wahrgeworden. Am
18. Februar 2004 streifte der damals 20-Jährige das National-
trikot der deutschen Mannschaft über und spielte zum ersten
Mal für die deutsche Fußball-Elf gegen Kroatien. Mittlerweile
hat Philipp Lahm eine großartige Karriere hinter sich und ist
Stammspieler der deutschen Fußballnationalmannschaft. Sein
Leben wurde ziemlich früh vom Fußball geprägt. Wohlbehü-
tet aufgewachsen im Münchener Stadtteil Gern schnürte er
schon als Fünfjähriger seine Fußballschuhe für den FT Gern.
Hier wurde dann auch später der FC Bayern München auf den
talentierten, fußballbegeisterten Jungen aufmerksam und
nahm ihn in seine Jugendmannschaft auf. Als Jugendspieler
glänzte er immer wieder mit hervorragenden Leistungen, so-
dass das Interesse an seiner Person sowohl regional als auch
national wuchs. 2002 feierte er sein Profidebut beim FC Bay-
ern München. Auf seinem Lebensweg hat ihm seine Familie
stets Rückhalt und Unterstützung gegeben. Dass Philipp Lahm
dem Fußball viel zu verdanken hat, weiß er. Eigenschaften wie
Willensstärke, Durchsetzungsvermögen und Ehrgeiz sind dar-
über gefördert worden. Der Sport hat sein Selbstbewusstsein
gestärkt, ihn Disziplin, Respekt vor Menschen und Regeln ge-
lehrt. Er hat Philipp Lahms Persönlichkeit geformt.
Südafrika – schönstes Ende der Weltmit extremen Gegensätzen
Philipp Lahm reiste 2007 vor der Fußball-WM nach Süd-
afrika, um sich ein Bild von dem Land und den Leuten zu ma-
chen. Vor Ort bot sich ihm ein Bild extremer Gegensätze. Die
Regenbogennation spaltet sich in Arm und Reich. Obwohl es
offiziell keine Apartheid mehr gibt, existiert immer noch eine
unsichtbare Trennung in Schwarz und Weiß. Armut ist größ-
tenteils ein „schwarzes“ Problem. Die hohe Arbeitslosigkeit
und das Fehlen sozialer Absicherung führen dazu, dass viele
Afrikaner meist unterhalb der Armutsgrenze in Elendsvierteln
am Rande der Großstädte leben. Dort hausen sie in überfüll-
ten Wellblechhütten ohne Strom oder sanitäre Anlagen. Diese
Armut und Perspektivlosigkeit ist eine Brutstätte für Gewalt.
Südafrika ist trauriger Spitzenreiter, was die Mord-, Vergewal-
Anstoß fürSport und
BildungDie Philipp Lahm-Stiftung unterstützt
sozial benachteiligte Kinder undJugendliche in Deutschland und Afrika
von Andrea Löb
Portraits
Werte stiften � 17
tigungs- und Verbrechensrate angeht. Neben Hunger hat Süd-
afrika mit Problemen wie Drogen und Alkohol sowie der Aus-
breitung von HIV zu kämpfen. Die Gewalt macht auch vor
den Heranwachsenden keinen Halt. Es gibt viele gewalttätige
Jugendgangs. Schon Zwölfjährige sind im Besitz von Waffen.
Viele Kinder und Jugendliche wachsen ohne Vater auf. Sie
werden nur von der Mutter oder Großmutter großgezogen.
Sie haben kaum eine Chance, ihre desolate Lebenssituation
zu verändern. Der Besuch in Südafrika hinterließ bei Philipp
Lahm einen nachhaltigen Eindruck und war Auslöser für die
Gründung seiner Stiftung im Jahr 2007. „Alle Jugendlichen
sollen die gleiche Chance haben weltweit“, so Philipp Lahm.
„Die Linderung der Not bedürftiger Kinder und Jugendlicher
auf der ganzen Welt, insbesondere auf dem afrikanischen Kon-
tinent, ist mir eine besondere Herzensangelegenheit.“
Rote Karte der Armutund der Gewalt
Gemeinsam mit verschiedenen Organisationen vor Ort
konnten in Afrika einige Projekte ins Leben gerufen werden.
Portraits
Über den Sport möchte man die Heranwachsenden von der
Straße holen, sie beschäftigen und an Bildungsangebote her-
anführen. Über das Fußballspielen haben sie die Möglichkeit,
ihre aufgestauten Aggressionen abzubauen. Gleichzeitig soll
der Sport den Kindern und Jugendlichen soziale Werte und
Kompetenzen vermitteln. Sie erfahren, was Teamgeist ist und
ernten Anerkennung für ihre Leistung. Diese Erfahrungen sol-
len ihr Selbstbewusstsein stärken, um sie vor dem Einfluss
von Alkohol, Drogen und kriminellen Gangs zu schützen. Seit
2009 unterstützt die Stiftung den iThemba Labantu FC, einen
Fußballverein des Lutheran Community Centre iThema La-
bantu Townships Philippi nahe Kapstadt. Neben der Mög-
lichkeit Fußball zu spielen, bietet das Gemeindezentrum ver-
schiedene Bildungs- und Ausbildungsangebote an. Über den
Erwerb von PC-Kenntnissen möchte man die Chancen der
Heranwachsenden auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. In Life-
Skill-Kursen werden den Teilnehmern Wege zur Konfliktlö-
sung ohne Einsatz von Gewalt aufgezeigt. In dem Kurs lernen
sie, Respekt vor anderen und Vertrauen in sich selbst zu
haben. Der Trainer der Mannschaft hat viele wichtige Rollen.
Er ist Ansprechpartner, Vaterfigur und Vertrauensperson. In
18 � Werte stiften
Trainerworkshops werden sowohl pädagogische als auch
sportliche Fähigkeiten geschult. Um die Kommunikation der
Townships untereinander zu fördern, wurde ein Fußballtur-
nier gegen Gewalt organisiert. Viele Kinder und Jugendliche
haben kaum die Möglichkeit, Heranwachsende anderer Town-
ships kennen zu lernen. Dies führt immer wieder zu Konflik-
ten und Vorurteilen. Durch das Turnier konnten sich die Fuß-
ballmannschaften der Townships kennen lernen. Beim Pro-
jekt Shongi Soccer entstand mithilfe der Stiftung ein Sport-
platz zwischen zwei Townships nahe Johannesburg. Neben
der Ausstattung der Fußballteams, Sport- und Bildungsange-
boten werden psychosoziale und therapeutische Maßnahmen
für in Not geratene Kinder und Jugendliche angeboten. Um
Aids vorzubeugen, wird den jungen Menschen Wissen im Be-
reich Gesundheit und Prävention vermittelt. Damit sich das
Projekt dauerhaft etablieren kann, möchte man langfristig den
lokalen Vertretern die Organisation und Verwaltung überlas-
sen. Mosambik ist ein weiteres afrikanisches Land, in dem sich
die Philipp Lahm-Stiftung engagiert, um neue Lebensper-
spektiven für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Gemein-
sam mit dem Bayrischen Fußballverband und der Mosambe-
kischen Football Federation sind erste Grundsteine für den
Aufbau des Jugendfußballs gelegt worden. Für diesen Zweck
wurde ein Verbandstrainer mit langjähriger Erfahrung nach
Mosambik entsandt. Seine Aufgabe ist es, ein Talentfördersy-
stem zu entwickeln und ein Sichtungswesen aufzubauen. Fer-
ner widmet er sich einer grundlegenden Trainerausbildung.
Des Weiteren findet ein Jugendaustausch mit Bayern statt.
Sommercamp – Freistoß für Bewegung,Ernährung und Persönlichkeit
Seit 2009 organisiert die Stiftung in Deutschland ein Som-
mercamp für sozial benachteiligte Kinder im Alter von 10 bis
13 Jahren. Ziel des Camps ist es, bei den Kindern Begeiste-
rung für Sport und Bildung zu wecken. Das Camp soll den
Teilnehmern helfen, ihre Talente und Interessensgebiete her-
auszufinden. Ferner soll es ihnen zeigen, wie sie diese Ziele
nach dem Camp weiter verfolgen können. „Ich möchte mit
meinem Camp Kindern und Jugendlichen helfen, an sich zu
glauben und zu arbeiten, damit sie ihr Leben selbst in die
Hand nehmen können“, erklärt Philipp Lahm. Programm-
schwerpunkte des einwöchigen Camps sind Bewegung, Er-
nährung und Persönlichkeit. Diese drei Säulen müssen in Ba-
lance sein, um glücklich zu sein. Das ist Philipp Lahms Erfah-
rung, die er an die Kinder weitergeben möchte. Über inter-
essante Aktivitäten, die nebenbei noch Spaß machen, erfah-
ren die Kinder in der Gruppe etwas über diese drei Säulen.
Teamarbeit ist ein wichtiger Bestandteil des Programms. Hier
lernt jeder Teilnehmer mehr über seine eigene Persönlichkeit
und über die des anderen. Welches sind gute oder schlechte
Eigenschaften? Welche dieser Eigenschaften soll ein guter
Freund haben? Wie bin ich ein guter Freund? Das sind nur ei-
nige der Fragen, deren Antworten die Kinder gemeinsam er-
arbeiten. Durch gemeinsames Kochen lernen die Heran-
wachsenden, wie man sich gesund und ausgewogen ernährt.
Sie bekommen auch einen Einblick in fremde Esskulturen. Na-
türlich darf Bewegung in dem Camp nicht zu kurz kommen.
Hier geht es jedoch nicht nur um Sport, sondern auch um Prä-
vention. Die Kinder lernen, wie wichtig ein ausgewogenes
Bewegungsverhalten ist. Ein Gleichgewicht zwischen Bewe-
gung und Erholung ist die Voraussetzung, um möglichst lange
fit bleiben zu können. Durch das Spielen einer anderen Rolle
z.B. der eines alten Menschen machen die Teilnehmer unter-
schiedliche Bewegungserfahrungen. Jeder gespendete Cent
kommt zu 100% den Projekten zugute, die Verwaltungskosten
trägt Herr Lahm. Um noch vielen Kindern und Jugendlichen
über Sport- und Bildungsprogramme den Weg in eine glück-
liche Zukunft zu ebnen, benötigt die Stiftung Spenden: Fürst-
lich Castell`sche Bank, Spendenkonto 100 025 4200, BLZ 790
300 01 �
� www.philipp-lahm-stiftung.de
Portraits
Persönlichkeitsbildung, Bewegung und Ernährung stehen im Mittelpunkt des Sommercamps.
Werte stiften � 19
Gegen Kinderarbeit inder Baumwollindutrie
IKEA Foundation erweitert ihrEngagement auf 7,5 Millionen Euro
Derzeit sind mehr als 170.000 Kindern zwischen drei und
18 Jahren in rund 1.900 Dörfern in den indischen Bundes-
staaten Gujarat und Maharashtra Teil des Programms. Nun
werden die Projekte auf die Bundesstaaten Punjab, Haryana
und Rajasthan ausgedehnt, 3,55 Millionen Kinder werden
davon profitieren. Der Weg aus der Kinderarbeit ist mög-
lich, weil die Kinder je nach Alter eine hochwertige Vor-
schule (sogenannte Anganwardi) besuchen können, eine
Schulausbildung bekommen oder eine berufliche Fachaus-
bildung machen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Ver-
besserung der Ausbildungsqualität, damit die Zahl der Schul-
abbrecher sinkt.
„Wenn wir Kindern in Entwicklungsländern mehr Chan-
cen geben, indem wir ihre Ausbildung verbessern und ein
besseres Verständnis für Kinderrechte schaffen, können wir
diesen Kindern helfen, den Armutskreislauf zu durchbre-
chen und eine bessere Zukunft für sich selbst, ihre Familien
und die Gesellschaft im Ganzen gestalten", erklärt Per Heg-
genes, CEO der IKEA Foundation. Von den derzeit finan-
zierten Programmen der IKEA Foundation profitieren etwa
100 Millionen Kinder. Die Projekte entstanden in Zusam-
menarbeit mit Save the Children, um sicherzustellen, dass
lokale Gemeinschaften sich aktiv daran beteiligen, Kinder-
arbeit auf Baumwollplantagen oder Baumwollsaatfarmen zu
verhindern. �
� www.ikeafoundation.org
Kinder in einer sogenannten Anganwardi (Vorschule) im Dorf Magnad,Gujarat, India. Foto: obs/IKEA Deutschland Verkaufs GmbH & Co.
Die Hilfsorganisation Habitat for Humanity Deutschland hat
den Webhosting-Dienstleister Hetzner Online AG als „Unter-
nehmenspartner des Jahres 2011“ für die beispielhafte und
nachhaltige Unterstützung von Hilfsprojekten in Afrika aus-
gezeichnet. Durch das Engagement konnten bisher 27 neue
Häuser für Familien in Südafrika und Mosambik errichtet wer-
den. In Südafrika geschah dies im Rahmen des National Youth
Builds 2010 und 2011. Das „Youth Build“ ist das größte Frei-
willigenevent auf dem afrikanischen Kontinent. Darüber hin-
aus setzte sich das Unternehmen für ein Projekt in Kamerun
ein. Hier konnten 20 Häuser für bedürftige Familien renoviert
werden. Mit dem Preis würdigt Habitat for Humanity jährlich
ein Unternehmen, das sich durch besondere gesellschaftliche
Verantwortung und nachhaltiges Engagement bei Hilfspro-
jekten verdient gemacht hat. Bisherige Preisträger waren die
Daimler Financial Services AG und die SAP AG. �
� www.hfhd.de, www.hetzner.de
Auszeichnung fürsoziales Engagement
Hetzner Online AG ist Preisträger
Neue Autos für denBundesfreiwilligendienst
Ford bietet Kleinwägen zu Sondertarifen an
Der Automobilhersteller Ford-Werke GmbH bringt sich mit
Hilfe des Bundesfreiwilligendienstes ins Gespräch und bie-
tet den Bundesfreiwilligendienstleistenden (Bufdis) Klein-
wagen zu einem speziellen Tarif an. Ford wolle das Engage-
ment der Freiwilligen fördern und ihnen zu mehr Mobili-
tät verhelfen, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens.
Die Bufdis müssen 69 Euro pro Monat für den Mietwagen
zahlen. �
� www.ford.de/AktuelleAktionen/Bundesfreiwilligendienst
Meldungen
20 � Werte stiften
Meldungen
Hilfe für kranke Kinderund deren Familien
Tork und die McDonald’s KinderhilfeStiftung engagieren sich gemeinsam
Seit 1987 setzt sich die McDonald’s Kinderhilfe Stiftung für
schwer kranke Kinder und deren Familien ein. So betreibt
die Stiftung deutschlandweit 17 Ronald McDonald-Häuser,
die in der Nähe von Kinderkliniken liegen und Angehöri-
gen ein Zuhause auf Zeit bieten. Jetzt erhält die McDonald’s
Kinderhilfe Stiftung Unterstützung von Tork. Die schwedi-
sche Marke für Waschraum- und Reinigungssysteme stellt
den Ronald McDonald-Häusern kostenfreies Verbrauchs-
material zur Verfügung, darunter Papierhandtücher, Toilet-
tenpapier, Servietten und Küchenpapier. Zusätzlich bietet
Tork Händehygiene-Schulungen für ehrenamtliche Mitar-
beiter und die Eltern der Kinder an. So hat im März ein
Schulungsabend im Ronald McDonald-Haus Leipzig statt-
gefunden. „Es freut uns ganz besonders, wenn wir da helfen
können, wo Händehygiene von solch großer Bedeutung ist“,
sagt Katrin Ferge, Brand Communications Manager von
Tork. „Besonders im Umgang mit kranken und immunge-
schwächten Menschen ist es wichtig, sich die Hände regel-
mäßig und gründlich zu waschen, um die Ansteckung mit
Infektionskrankheiten zu vermeiden. Schließlich werden 80
Prozent der krankmachenden Viren und Bakterien über die
Hände weitergegeben.“
Tork engagiert sich bereits seit vielen Jahren für eine bes-
sere Händehygiene. So wurden Schulungsmaterialien ent-
wickelt, um Kindern spielerisch die Bedeutung sauberer
Hände nahezubringen. „Als Spezialist in diesem Bereich
sehen wir es als unsere Aufgabe an, unser Wissen über Hy-
giene und die Gefahren mangelnder Sauberkeit weiterzu-
tragen“, so Katrin Ferge. �
� www.mcdonalds-kinderhilfe.org
Kodex für Treuhänder
Klarheit für 20.000 Treuhandstiftungenin Deutschland
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat „Grundsätze
Guter Verwaltung von Treuhandstiftungen“ verabschiedet. Der
Kodex ergänzt die Grundsätze Guter Stiftungspraxis. Mit Qua-
litätsanforderungen für Verwalter soll er Orientierung bei der
Auswahl eines Dienstleisters als Treuhänder des Stiftungsver-
mögens geben. Noch in diesem Jahr wird der Bundesverband
ein Gütesiegel für gute Treuhandverwaltungen erarbeiten, für
das sich Treuhänder ab 2013 bewerben können. �
�www.stiftungen.org
Stiftungspreis ausgelobt
Hanns-Lilje-Stiftung stiftet 10.000 Euro-Preis
Zum Stiftungspreis Freiheit und Verantwortung für das The-
menfeld „Die Zukunft von Politik und Gesellschaft“ können
sich bis zum 1. Dezember herausragende Wissenschaftler und
erfolgreiche Initiativen aus ganz Deutschland bewerben. Der
Preis wird in den Kategorien „Wissenschaftspreis“ und „In-
itiativpreis“ vergeben. �
� www.hanns-lilje-stiftung.de
Der Deutsche StiftungsTag
Stiftungen entwickeln nachhaltige Lösungen
„In der Mitte Deutschlands“ treffen sich vom 20. bis 22. Juni
2012 in Erfurt Stifterinnen und Stifter, Vertreter von Politik
und Wirtschaft und die stiftungsinteressierte Öffentlichkeit
zum größten Stiftungstreffen Europas. Unter dem Motto „Mit
langem Atem – Stiftungen entwickeln nachhaltige Lösungen“
werden sie sich zu nachhaltiger Stiftungsarbeit beraten und
austauschen. Der Deutsche StiftungsTag, der zum 4. Mal in
den neuen Bundesländern stattfindet, wird mit vielen Neue-
rungen im Programm aufwarten. In rund 90 Veranstaltungen
in den vier Themensäulen Ökologie, Ökonomie, Soziales und
Bildung – und mit verschiedenen Veranstaltungsformaten
geht es um den großen Begriff der Nachhaltigkeit. Veranstal-
ter des Deutschen StiftungsTags ist der Bundesverband Deut-
scher Stiftungen. �
� www.stiftungen.org
Werte stiften � 21
Meldungen
Seit mehr als 43 Jahren setzt sich Kinderdorf Rio e.V. für be-
nachteiligte Kinder und deren Familien in den bedürftigen
Gemeinden von Nova Friburgo, Petropolis und Rio de Janeiro
ein. Der Einsatz für die Schwächsten, für Kinder und Jugend-
liche in Not, ist das Ziel der Arbeit. Dort, wo der Staat seine
Verantwortung nicht ausreichend übernehmen kann, sieht
Kinderdorf Rio e.V. mit seiner brasilianischen Partnerorgani-
sation Aldeia da Crianca Alegre die Arbeit als notwendige Er-
gänzung an. Mit einheimischen Sozialassistenten leistet der
Verein zielgerichtete Unterstützung in den Familien. In ver-
schiedenen Projekten, wie Kindertagesstätten und Familien-
zentren, unterstützt Kinderdorf Rio e.V. die Tagesbetreuung
von Klein- und Schulkindern, bietet offene Kurse im Bereich
der Berufsausbildung und fördert die Reintegration von Kin-
dern und Jugendlichen in ihre Ursprungsfamilien. In Deutsch-
land setzt sich der Verein für gezielte Information und Be-
wusstseinsbildung über die Situation in Brasilien ein. Spen-
denkonto 28282 bei der Bank im Bistum, BLZ 360 602 95 �
� www.aldeiario.org.br, www.kinderdorf-rio.de
Im Rahmen der großen Kronkorkenaktion „Jeder Kronkor-
ken ein Gewinn. Entweder für Sie oder für unser Klima.“ zahlt
Krombacher für jeden Kronkorken, der keinen persönlichen
Gewinn für den Verbraucher enthält, einen Unterstützungs-
beitrag für das gemeinsam mit dem WWF initiierte Klima-
schutz-Projekt im Sebangau Nationalpark auf Borneo, Indo-
nesien. Es sind aktuell bereits über 1 Mio. Euro für das Kli-
maschutz-Projekt zusammen gekommen. Mit dem Stand vom
21.05.2012 sind es genau 1.144.165 Euro. Die Gelder werden
für Wiedervernässung und Aufforstung der Torfmoorwälder
im Sebangau Nationalpark in Borneo, Indonesien verwendet.
Durch die Kronkorkenaktion werden bis zu 50.000 Hektar
Moorfläche zusätzlich geschützt. Für die Umsetzung der Kli-
maschutz-Maßnahmen sorgt der WWF.
Doch nicht nur das Klima, auch die Verbraucher gewin-
nen: Bereits jetzt haben 37 Golf MATCH BlueMotion Techno-
logy eine neuen Besitzer gefunden. Die Übergabe der ersten
20 Autos erfolgte am 19.5.2012 direkt in der Autostadt in
Wolfsburg. Der Aktionszeitraum endet am 31.07.2012. „Wir
hoffen“, so Pressesprecher Dr. Franz-J. Weihrauch, „dass wir
am Ende der Aktion mehr als 2 Mio. Euro für den Klimaschutz
zusammenbekommen werden. Das wäre eine prima Sache,
denn damit können wir das Engagement in Borneo weiter
ausbauen.“ Einige Golfs verbergen sich noch unter den Kron-
korken der teilnehmenden Sorten. Es lohnt sich also weiter
mitzumachen. �
� www.krombacher.de
Zukunft für brasilianische Kinder in Not
Kinderdorf Rio e. V. im Einsatz in bedürftigen Gemeiden
Bereits über 1 Mio. Euro für den Klimaschutz
Krombacher Kronkorkenaktion ist ein voller Erfolg
Foto: obs/Krombacher Brauerei GmbH & Co.
22 � Werte stiften
Aktuelles
Schulbildung für eine bessere ZukunftMekanisa Behebret Scholarship-Projekt hilft mit Stipendien
Das „Mekanisa Behebret Scholarship-Projekt“ hat sich zum
Ziel gesetzt, Kindern aus unterprivilegierten Schichten durch
einen Zugang zur Bildung bessere Chancen für deren Zukunft
zu ermöglichen. Straßenkinder in Mekanisa, einem Armen-
viertel am Rande der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba,
werden im Rahmen von Stipendien gefördert. Die vom dorti-
gen Sozialverband IDDIR zur Unterstützung ausgewählten
Schüler stammen aus Familien, die es sich finanziell nicht lei-
sten können, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Die geför-
derten Schülerinnen und Schüler besuchen die staatliche
„Hibir School“ in Mekanisa. Derzeit kann das Projekt rund 150
Jugendlichen pro Jahr ein solches Stipendium bieten. Über
eine Schulpartnerschaft, kulturelle
und kirchliche Benefizveranstal-
tungen von ehemaligen Schülern
und Freunden, Spenden (anstatt
Geschenken) von Geburtstagskin-
dern gehen Mittel überwiegend aus
Deutschland zur Finanzierung ein,
die die pensionierte Lehrerin Hilde
Czudnochowsky aus Erding ge-
meinsam mit ihrem Ehemann Wer-
ner, einem ehemaligen Oberarzt
am Kreiskrankenhaus Erding, sam-
melt und verwaltet. Sie koordinie-
ren alle Kontakte – inzwischen
weltweit – mit dem Team in Äthio-
pien. Die Eheleute haben hierfür
mit der katholischen Pfar-
rei Bockhorn ein Spen-
denkonto eröffnet, über die Spendenquittungen aus-
gestellt werden können. Darüber hinaus haben sie
eine eigene Stiftung in der Stiftergemeinschaft der
Sparkasse Erding - Dorfen gegründet, die „Develop-
ment by Education and Culture-Stiftung“, die das
Hilfsprojekt nachhaltig unterstützen soll. �
� www.mekanisa.com, www.spked.de/stiftergemeinschaft
Bildung begeistert und ist ein begehrtes Gut für die Stipendiaten der „Hibir School“ in Mekanisa.
Wer sich dafür interessiert, eine eigene Stif-tung in der Stiftergemeinschaft zu grün-den, findet in der Broschüre der Stifterge-meinschaft Antworten auf zahlreiche Fra-gen, die man sich im Zusammenhang miteiner Stiftungserrichtung stellt.
Die Stiftungsberaterin derSparkasse Erding - Dorfen,Frau Veronika Angermaier
Geschüttelt, nicht gerührtSir Roger Moore unterstützt aktuelle UNICEF-Wasserkampagne
„Geschüttelt, nicht gerührt“. Mit dem wohl berühmtesten
James Bond-Zitat ist Roger Moore (84) noch einmal in die
Rolle des Geheimagenten und Weltretters geschlüpft. Diesmal
nicht im Dienste seiner Majestät, sondern für UNICEF. In
einem Videospot wirbt der britische Schauspieler jetzt mit
unnachahmlichem Charme für das Menschenrecht auf sau-
beres Wasser. Im Gespräch erklärt Moore, dass er persönlich
nur seinen Tee umrührt. Aber das Filmzitat, das laut amerika-
nischer Filmakademie zu den Besten der letzten 100 Jahre ge-
hört, hat es ihm angetan. „Wir alle lieben doch Smalltalk,
wenn er pfiffig ist. Er bricht das Eis zwischen zwei Men-
schen.“ Was kaum bekannt ist: In seinen sieben Bond-Filmen
hat Moore den Satz kein einziges Mal gesprochen. Der
UNICEF-Spot ist demnach eine Premiere der besonderen Art.
„Mir hat die Rolle als James Bond sehr viel Spaß gemacht –
aber es war eben nur eine Rolle. Bei UNICEF geht es um das
wirkliche Leben. Wir wollen den am meisten benachteiligten
Kindern ein besseres Leben ermöglichen“, sagt Moore.
Moore möchte vor allen auch junge Menschen anspre-
chen: „Kinder und Jugendliche haben ein ausgeprägtes Ge-
fühl für Gerechtigkeit. Sie suchen nach Wegen, um ihre Soli-
darität mit den Kindern auf der „Schattenseite“ des Lebens
auszudrücken. Dazu brauchen sie Argumente und Strategien,
damit sie gehört werden.“ So ist der Einsatz für sauberes Was-
ser und bessere Hygiene entscheidend dafür, dass Kinder
überleben und gesund aufwachsen. Für Moore braucht es
„keine Geheimwissenschaft“, um Kindern in den ärmsten
Ländern zu helfen. „Chlor-Tabletten, Handpumpen und das
Händewaschen mit Seife retten Leben.“
Der internationale UNICEF-Botschafter folgt heute einem
neuen Drehbuch. Das Schwarz-Weiß Denken in vielen James
Bond-Filmen funktioniert seiner Ansicht nach nicht mehr. Gut
gegen Böse – das ist nicht mehr so einfach. Die Welt und ihre
Herausforderungen sind komplexer geworden. Es wäre schön,
wenn in Filmen mehr damit gespielt werden würde. Die Pro-
bleme der Welt müssen genauer beleuchtet werden und man
sollte nach Lösungen suchen.“
Mit der Kampagne „Wasser wirkt“ will UNICEF sauberes
Trinkwasser und sanitäre Anlagen für 500.000 Kinder in sechs
der ärmsten Länder der Welt sicherstellen. Der Spot ist im In-
ternet zu sehen. �
� www.wasser-wirkt.de
Werte stiften � 23
Aktuelles
Fotos: UNICEF
Aktuelles
24 � Werte stiften
In einer Stadt wie München mangelt es nicht an Bildungsför-
derung. Mit vereinten Kräften setzen sich Öffentliche Hand,
Schulen und Familien dafür ein, Kinder in allen Abschnitten
ihres Bildungswegs zu unterstützen. Doch dieser Weg weist
manchmal Brüche und Stolpersteine auf, welche die Bil-
dungschancen der Kinder maßgeblich gefährden. Ein Rand-
bereich, in dem die Castringius Kinder- und Jugend-Stiftung
ihren Auftrag gefunden hat.
2009 gründete die emeritierte Münchner Ärztin Christa
Castringius die Castringius Kinder- und Jugend-Stiftung
München, mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche in Notsi-
tuationen zu unterstützen und ihre Bildungschancen zu ver-
bessern.
Förderkatalog umfasstmehr als 100 Projekte
Inzwischen hat die Förderstiftung mehr als eine Million
Euro an soziale Einrichtungen und Projekte in der Isarstadt
vergeben und sich Schritt für Schritt den Ruf einer ambitio-
nierten Bildungsstiftung erworben. Wie die Castringius Stif-
tung bei der Projektauswahl vorgeht und wie sie ihr Kapital
möglichst wirkungsvoll einsetzt, das erschließt sich Außen-
stehenden meist erst auf den zweiten Blick. Die Förderungen
reichen von Sprachunterricht für Grundschüler mit Migrati-
onshintergrund und Musikinstrumenten für Hauptschulen bis
zu Freizeitaktivitäten für Jugendliche, deren Schulabschluss
gefährdet ist.
„Wir suchen in der Projektförderung gezielt nach Initiati-
ven und Maßnahmen, die das Bildungssystem in München
sinnvoll ergänzen, ohne die Kernaufgaben von Staat oder
Stadt zu ersetzen“, präzisiert Frank Enzmann, der Vorsitzende
des Stiftungsvorstands, den Fokus der jungen Förderstiftung.
Christa Castringius liegen dabei besonders Bildungspro-
jekte am Herzen, welche die Musikbegeisterung der Kinder
fördern: „Es ist so wichtig, dass das Kulturgut Musik nicht ver-
loren geht. In den Konzertsälen finden Sie heute fast keine Ju-
gendlichen mehr“, erklärt die Stifterin. Um die Spitzenreiter
unter den Bildungsprojekten zu finden, besucht die Castrin-
gius Stiftung jährlich zahlreiche Einrichtungen und Schulen,
welche ihr förderungswürdig erscheinen, und steht im Aus-
tausch mit lokalen Stiftungsnetzwerken wie dem Münchner
Stiftungsbündnis von „Lernen vor Ort“. �
� www.castringius-stiftung-muenchen.de
Den Bildungsweg von Kindern anden Bruchstellen festigen
Drei Jahre Castringius Kinder- und Jugend-Stiftung München
Bereits seit 2005 unterstützt alltours die Arbeit der Kinder-
nothilfe im Süden Indiens. Nun baut das Unternehmen sein
Engagement weiter aus und unterstützt 140 Mädchen und
Jungen über Patenschaften im indischen Chennai. Durch die
Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004 wurden die kü-
stennahen Elendsviertel der Millionenstadt stark zerstört.
Auch heute leben noch tausende Kinder unter unzu-
mutbaren Bedingungen in den Elendsvierteln der Stadt. Ak-
tuellen Schätzungen zufolge sind es gegenwärtig noch rund
300.000 Kinder, die unter meist verheerenden Bedingungen
in den großflächigen Elendsvierteln Chennais leben. Diese
liegen häufig in unmittelbarer Nähe zu Mülldeponien und
verfügen über kein geregeltes Abwassersystem. Die unhy-
gienischen Verhältnisse und das feucht-heiße Klima begün-
stigen die schnelle Verbreitung von Krankheiten wie Tuber-
kulose und Malaria. Eine angemessene medizinische Versor-
gung ist in weiten Teilen der Elendsviertel bis heute nicht
vorhanden.
„Wir freuen uns, dass es uns finanziell so gut geht, dass wir
dieses Projekt unterstützen können. Aus der langen Zusam-
menarbeit mit der Kindernothilfe wissen wir, dass die Gelder
genau da ankommen, wo sie den Kindern helfen“, sagt all-
tours Geschäftsführer Willi Verhuven.
Mit den Patenschaften ermöglicht alltours der Kindernot-
hilfe, die Förderung in den Bereichen Gesundheitsvorsorge,
Ernährung und Bildung auszuweiten. „Ziel des Projektes ist
es aber auch, Erwachsene und vor allem Kinder so zu stärken,
dass sie sich langfristig selbstständig organisieren und aktiv
ihre Zukunft gestalten können“, sagt Dr. Jürgen Thiesbonen-
kamp, Vorstandsvorsitzender der Kindernothilfe.
Mit der Unterstützung von alltours konnte die Kindernot-
hilfe vor sieben Jahren ein umfangreiches Entwicklungspro-
jekt in Chennai starten und die Lebensbedingungen vieler
Kinder und ihrer Familien verbessern. Spendenkonto 454540
bei der KD-Bank, BLZ 350 601 90. �
� www.knh.de
alltours fördert 140 indischePatenkinder über die Kindernothilfe
Bereiche Gesundheitsvorsorge, Ernährung und Bildung ausweiten
Foto: Luzia Wibiral
Aktuelles
26 � Werte stiften
Aktuelles
Dieter Kleiber-Wurm ist zufrieden. Mit der Auktion des Kunst-
kreises Karlsfeld – und mit dem Auktionator Stefan Kolbe. „Du
hast das fantastisch gemacht, Stefan“, bedankte er sich bei Bür-
germeister Stefan Kolbe, der bei der Versteigerung alles gege-
ben hatte, um die Bürger zum Kaufen zu animieren. Die Mit-
glieder des Kunstkreises hatten 19 Werke für die Versteige-
rung gespendet, um mit dem Erlös die Bürgerstiftung zu un-
terstützen. Und Kolbe hatte es geschafft, für alle 19 Bilder Ab-
nehmer zu finden, 6.360 Euro sind zusammengekommen –
auch damit ist der Kunstkreis-Vorsitzende mehr als zufrieden.
„Für einen kleinen Verein ist das eine sehr große Leistung,
glaube ich“, sagte er, als er den Vertretern der Stiftung im Rat-
haus den Scheck überreichte.
Dem Bürgermeister ist noch etwas ganz anderes wichtig:
„Wir wollen die Bürgerstiftung in Karlsfeld präsent halten“,
sagte er. „Die Bürger sollen wissen, dass es sie gibt.“ Die Stif-
tung von und für Karlsfelder ist im Frühjahr 2008 gegründet
worden, um die nachhaltige Entwicklung der Gemeinde zu för-
dern und notleidende Bürger zu unterstützen. Stefan Kolbe, als
Bürgermeister Vorsitzender der Stiftung, freut sich über die Un-
terstützung der Karlsfelder. „Das Zusammenwirken der Vereine
prägt unsere Gemeinde und hat sie groß gemacht“, betonte er.
„Es gibt für mich keinen Ort, an dem ich lieber leben würde.“
Seit Gründung der Stiftung wurdenüber 13.000 Euro ausgeschüttet
Dem Kunstkreis ist es mit seiner zweiten Versteigerung
gelungen, den Erlös der ersten Auktion im September 2008
noch einmal deutlich zu toppen. Mit der Summe von 6.360
Euro hatte wohl niemand gerechnet. Die größte Überra-
schung gab es für Auktionator Kolbe allerdings erst nach der
Versteigerung. Bei ihm meldete sich eine Karlsfelderin, die
von der Aktion so begeistert war, dass sie die Summe zugun-
sten der Bürgerstiftung verdop-
pelt hat. „Die Dame möchte na-
mentlich nicht erwähnt werden“,
berichtete Kolbe. „Sie wollte ein-
fach etwas Gutes tun für die Be-
dürftigen in Karlsfeld.“ Ein Enga-
gement, das nicht nur den Bür-
germeister beeindruckt hat. Auch
Dieter Kleiber-Wurm freute sich,
dass durch die Aktion des Kunst-
Kleiner Verein, große Leistung: Einen Scheck über 6.360 Eurofür die Bürgerstiftung überreichte der Kunstkreis-VorsitzendeDieter Kleiber-Wurm an Stefan Kolbe. Foto: Münchner Merkur
Ein Faltblatt (erhältlich bei derGemeinde) informiert Interessierteüber die Bürgerstiftung Karlsfeld
Die Bürgerstiftung Karlsfeld fördert soziale Projekte, die Bildung, Kunst und Kultur, den Naturschutz und notleidende Bürger.
Ein großartiges Stück KarlsfeldVersteigerung von 19 Werken des Kunstkreises zugunsten der Bürgerstiftung Karlsfeld
kreises eine Bürgerin motiviert wurde, sich für notleidende
Menschen in der Gemeinde einzusetzen. „So etwas ist ein
großartiges Stück Karlsfeld.“ (Münchner Merkur). Von Anfang
an begleitet die Sparkasse Dachau die Bürgerstiftung.
In der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Dachau haben
mittlerweile 14 von 17 Kommunen im Landkreis Dachau eine
Bürgerstiftung gegründet. „Neben unseren fünf eigenen Stif-
tungen haben wir allen Kommunen im Landkreis angeboten,
über uns eigene Bürgerstiftungen zu gründen“, erläuterte
Anton Osterauer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse
Dachau. Die Sparkasse hat diese Gründungen mit insgesamt
einer Million Euro bezuschusst, aufgeteilt auf die einzelnen
Kommunen. Das jeweilige Stiftungsvermögen der Kommunen
wurde im Einzelnen bis zu einer Summe von 50.000 Euro ver-
doppelt. Damit setzt die Sparkasse Dachau einen Meilenstein
im Bereich der Stiftungsarbeit. „Mit dem Stiftungskapital kann
nachhaltig Gutes für die Region getan werden“, ergänzte Her-
mann Krenn vom Vorstand der Sparkasse. Das Stiftungskapi-
tal verbleibt auf immer in der Stiftung. Nur die Erträge werden
jährlich ausgeschüttet. „Über die Verwendung entscheidet der
jeweilige Stiftungsvorstand, der sich aus mehreren fachkun-
digen Personen zusammensetzt“, sagte Thomas Schmid vom
Vorstand der Sparkasse. �
� www.sparkasse-dachau.de
Aktuelles
28 � Werte stiften
Aktuelles
„Aufrunden bitte!“ – Diese zwei kleinen Worte wurden seit
dem Start von „Deutschland rundet auf“ am 1. März bereits
von ü ̈ber 2 Millionen Verbrauchern beim Einkaufen an den
Kassen der 15 teilnehmenden Handelspartner, wie z. B. bei
bonprix, Douglas, Kaufland, KiK, Netto Marken-Discount und
WMF ausgesprochen. Dadurch konnten schon im ersten
Monat 95.000 Euro an Spendengeldern erzielt werden. Ein Er-
gebnis, das Christian Vater, Gründer und Geschäftsführer von
„Deutschland rundet auf“,beeindruckt:
Über 2 Millionen Menschenrunden in nur einem Monatbeim Einkaufen auf
„Dank ihnen ist es gelungen, bereits mehr als ein Drittel
des ersten Spendenprojekts – der Eltern-AG – zu finanzieren.
Ein tolles Ergebnis, das zeigt, dass wir mit kleinen Cents zu-
sammen wirklich Großes in Deutschland bewirken können.
Aktuell runden täglich durchschnittlich 80.000 Verbraucher
auf – Tendenz steigend.“ Auch Janet Thiemann, Geschäftsfüh-
rerin der Eltern-AG, ist von dem Einsatz der Verbraucher be-
geistert: „Normalerweise dauert es für uns lange, die not-
wendige Finanzierung für einen neuen Standort zu erhalten.
Dank „Deutschland rundet auf“ und der vielen Menschen, die
an den Kassen ihre Cents spenden, können bald 75 neue El-
tern-AGs starten. Darüber freuen wir uns sehr, denn das be-
deutet, dass davon über 600 Familien mit 1.500 Kindern nach-
haltig profitieren werden.“ Durch die Eltern-AG werden junge
Mütter und Väter in ihrer Elternrolle gestärkt, unterstützt und
erhalten Hilfe zur Selbsthilfe. Das schafft Chancengleichheit
für die Kleinsten und Schwächsten unter uns – die Kinder.
Trotz großem Bedarf in ganz Deutschland gibt es in vielen
Bundesländern bislang noch keine Eltern-AGs. Durch
„Deutschland rundet auf“ soll die Eltern-AG nun bundesweit
verbreitet werden. Für 75 neue Standorte werden insgesamt
Spendengelder in Höhe von 245.000 Euro benötigt. Über ein
Drittel davon wurde bereits im ersten Monat erzielt. Ab sofort
auf der Webseite: Der aktuelle Spendenstand. Ein Spenden-
ticker zeigt ab sofort das aktuelle Gesamt-Spendenvolumen
an, das seit Aufrundungsstart am 1. März erzielt wurde. Ebenso
ist zu sehen, wie häufig an den Kassen der teilnehmenden
Handelspartner bereits insgesamt aufgerundet wurde. Zudem
gibt es ein Spendenprojekt-Barometer, das den aktuellen Spen-
Deutschland rundet auf!95.000 Euro Spendengelder in den ersten vier Wochen erzielt
Werte stiften � 29
Aktuelles
denstand des jeweils geförderten Spendenprojekts anzeigt.
Momentan ist dies die Eltern-AG, die 245.000 Euro zur Finan-
zierung neuer Standorte benötigt. Sobald diese Summe erzielt
ist, rückt ein neues Spendenprojekt in den Förderfokus von
„Deutschland rundet auf“: Als nächstes ist dies das bundes-
weit hochwirksame Gesundheitsprogramm für Schulkinder,
Klasse2000, von dem 14.000 Kinder nachhaltig profitieren
werden. So können die Verbraucher stets auf einen Blick
sehen, wie viel Geld bereits für das jeweils im Fokus stehende
Spendenprojekt zusammengekommen ist und wie viele Cents
dafür noch benötigt werden.
„Mit minimalem Aufwanddazu beitragen, ein gemeinsamesgroßes Ziele zu erreichen.“
„Deutschland rundet auf“ ist eine unabhängige gemein-
nützige Organisation zur Förderung sozialer Projekte in
Deutschland. Die Spendengelder werden über eine Koopera-
tion mit deutschen Handelsunternehmen generiert. End-
rechnungsbeträge können von den Kunden bei Bar- und Kar-
tenzahlungen durch den einfachen Hinweis „Aufrunden
bitte!“ an der Kasse um maximal zehn Cent aufgerundet wer-
den. Der Aufrundungsbetrag stellt den Spendenbetrag dar.
Jeder aufgerundete Cent kommt zu 100 % sorgfältig ausge-
wählten und unabhängig qualitätsgesicherten Spendenpro-
jekten zugute. Ziel der gemeinnützigen Organisation, die 2009
von Christian Vater ins Leben gerufen wurde, ist es, durch die
Spendenbeträge zur nachhaltigen Lösung gesellschaftlicher
Probleme in Deutschland beizutragen. 2012 steht dabei die
Zukunftssicherung von Kindern und Jugendlichen im Fokus.
Ein hochkarätiges Kuratorium entscheidet auf Empfehlung
ausgewiesener und unabhängiger Experten über die Vergabe
der Spendengelder. �
� www.deutschland-rundet-auf.de
Christian Vater ist der Gründer der
Initiative „Deutschland rundet auf“.
Der gelernte Bankkaufmann absol-
vierte ein Wirtschaftsstudium an
der European Business School, Lon-
don. Danach arbeitete er als Mana-
ger in der Musikindustrie in ver-
schiedenen Positionen u. a. bei der
Bertelsmann Music Group (BMG), EMI Music, DEAG
sowie im Management für Robbie Williams.
Bereits zum dritten Mal startete im Advent die Sparkasse Fürth
die Aktion „Gemeinsam helfen wir Kindern in der Region“:
Hierfür wurden besondere Anleihen aufgelegt. Aus diesen
konnten 15.000 Euro für die ausgeschriebenen Stiftungen er-
zielt werden. Das Geld wird zu gleichen Teilen an mehrere
Stiftungen und Förderungseinrichtungen verteilt.
Das Kinderheim St. Michael ist eine der begünstigten Ein-
richtungen, hier legt man Wert auf eine Atmosphäre, die den
Kindern Sicherheit und Geborgenheit vermittelt und ihnen
deshalb zu eigener Stärke verhilft. Das familienähnliche
Leben, zu dem auch Geschenke, Ausflüge und Feiern gehö-
ren, kann nur mit Stiftungszuwendungen und Spenden ge-
boten werden.
Auch die Kinderarche Fürth ist hierauf angewiesen. Sie hat
das Ziel, ein harmonisches Familienleben zu fördern, was auf-
grund gesellschaftlicher Veränderungen, individueller Voraus-
setzungen und dem Verlust der Generationengemeinschaft
immer schwieriger wird. Bei familiären Konflikten und Ent-
wicklungsdefiziten wird akute wie langfristige Unterstützung
angeboten. Die Einrichtung wird gleichermaßen von der Spar-
kasse Fürth unterstützt wie die Stiftung „Der
Schülercoach“. Die Wegbegleitung von
Kindern und Jugendlichen steht hier
im Vordergrund, wobei das be-
kannte dreigliedrige „Cadolzburger
Modell“ Anwendung findet. Ab der
7. Klasse steht ein Coach seinem
Schützling zur Seite
und unterstützt
die Persönlich-
keitsentwick-
lung, Schul-
laufbahn und
Berufsausbil-
dung.
Auch die
Landkreis-Stif -
tung Fürth wird
30 � Werte stiften
Aktuelles
Sparkasse Fürth unterstütztProjekte für Kinder
15.000 Euro kommen Projekten, die Kinder unterstützen zugute
(v. l.) Stiftungsberater Klaus Brunner freut sich gemeinsam mit Sparkassendirektor Hans Wölfel, Landrat Matthias Dießl und den Vertreternder begünstigten Einrichtungen bei der Überreichung der Spendenschecks. Foto: Slowek
durch die Sparkasse Fürth gestützt, durch die man etwas von
dem weitergeben kann, was man selbst im Leben erhalten hat.
Man übernimmt somit gesellschaftliche Verantwortung und
schafft ein persönliches Andenken an die Nachkommen, denn
die Stiftung wirkt in der Heimat mit Förderschwerpunkten
für gemeinnützige Projekte von Jugend und Familie.
Um die Genesung kranker Kinder und Jugendlicher in
Fürth zu unterstützen, wurde die Rolf Mergenthaler Kinder-
und Jugendklinik Fürth Stiftung ins Leben gerufen. So wurde
ein grundlegender Schritt hin zu einer langfristigen Unter-
stützung der Fürther Klinik für Kinder und Jugendliche ge-
macht werden. Die Stiftung hat sich der Unterstützung von
Jugendlichen und Kindern sowie deren Eltern beim Klinik-
aufenthalt verschrieben.
Weiterhin wird die Begabtenförderung Fürth finanziell ge-
stützt, welche begabte Kinder in Stadt- und Landkreis Fürth
fördert. Es sollen nicht nur kognitive Begabungen, sondern
auch musisch-kreative, handwerklich-technische und soziale
Begabungen erkannt und gefördert werden.
„Wir sind sehr stolz, dass wir auch dieses Jahr wieder so
eine beachtliche Summe weiterreichen können,“ freut sich
der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Fürth, Hans Wölfel,
bei der offiziellen Übergabe. Landrat Matthias Dießl bedankt
sich für die Zuwendung zur Landkreis-Stiftung: „Insbesondere
im Bereich der Förderung von Jugend und Familie besteht
immer ein großer Bedarf.“
Im Namen der anderen Empfänger bedankt sich Heidema-
rie Eichler-Schilling von der Kinderarche Fürth: „Aus den Er-
trägen der Stiftung können wir viele unserer Projekte voran-
treiben.“ �
� www.sparkasse-fuerth.de, www.die-stifter.de
MedizinrechtStiftungsrecht
Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.
Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.
Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.
Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.
Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: kanzlei@proh.de
www.medizinrecht-kanzlei.de
Das gab es in dieser Form noch nie. Ein Fußballspiel für Jung
und Alt, 36 Stunden Spielzeit ohne Pause. Der Kick gegen
Krebs steigt am 15. und 16. Juni in Frankfurt-Riederwald, und
ab sofort können sich auch Jugendliche ab zwölf Jahren dazu
anmelden. Der Erlös dieser Veranstaltung der Andreae-Noris
Zahn AG (ANZAG) und von Eintracht Frankfurt geht an die
europäische Krebsforschung.
Vom Anpfiff am 15. Juni 2012 um 11.00 Uhr bis zum
Schlusspfiff am 16. Juni 2012 um 23.00 Uhr sollen möglichst
viele Spielerinnen und Spieler 36 Stunden am Stück – zwei
Tage und eine Nacht – Fußball spielen. Dabei werden im flie-
genden Wechsel alle 30 Minuten 22 neue Spieler auf das Feld
geschickt. Kinder und Jugendliche ab einem Alter von zwölf
Jahren und Erwachsene können für einen guten Zweck mit-
spielen. Die Startgebühr beträgt für Erwachsene 30 Euro pro
Person und Spieleinheit. Jugendliche und Kinder von 12 bis
18 Jahren sowie Gruppen (mindestens 5 Personen) zahlen
nur 15 Euro pro Spieler. Mitmachen kann jeder, egal ob Fuß-
ballprofi, Amateur oder Anfänger. �
� www.kick-gegen-krebs.de
Weltrekord-Fußballspiel für
den guten ZweckKick gegen Krebs am 15. Juni jetzt auch
für Jugendliche ab zwölf Jahren
Peter Fischer, Präsident Eintracht Frankfurt, Dr. Gunnar Folprecht,Vorsitzender der Arbeitsgruppe Dickdarmkrebs der EORTC,Dr. Ralf Lieb, Vorstand Finanzen und Personal der ANZAG (v. l.)
Werte stiften � 33
Aktuelles
Ein Leuchtturm in derdeutschen Diaspora
Bauvorhaben „Neue Propsteikirche Leipzig“
von Achim Rugas
„Nirgendwo sonst auf der Welt glauben so wenige Menschen
an einen Gott wie in Ostdeutschland“, so schrieb die in Dres-
den erscheinende Sächsische Zeitung vor wenigen Wochen.
Das Blatt berief sich auf eine aktuelle Vergleichsstudie der Uni-
versität Chicago in christlich geprägten Ländern. Gerade ein-
mal 13 Prozent der Ostdeutschen sagen, sie hätten „schon
immer an Gott geglaubt“. Hat es Sinn, in einem solchen Um-
feld eine neue, große Kirche zu bauen?
Es hat. Sagt die Leipziger Propsteigemeinde St. Trinitatis,
die seit 300 Jahren Heimat der Katholiken in Leipzigs Mitte ist.
Sie braucht dringend ein neues Gotteshaus. In Kürze beginnt
auf einem Innenstadt-Bauplatz direkt gegenüber dem Rathaus
der Bau der nunmehr dritten Kirche der Gemeinde. Die erste
wurde im Krieg schwer beschädigt und sodann gesprengt, die
zweite ist baufällig, weil sie zu DDR-Zeiten auf untauglichem
Grund errichtet werden musste. Rund vier Prozent der Leip-
ziger sind heute katholisch, Tendenz leicht steigend. Die Pro-
psteigemeinde wächst von Jahr zu Jahr um mehr als 100 Chri-
sten. Die über 4.000 Mitglieder haben einen Altersdurch-
schnitt von knapp 37 Jahren. Das ist schon ein Leuchtturm in
der deutschen Diaspora.
Die neue Kirche erfährt bundesweites Interesse, auch bei
Spendern und Förderern. Sie ist wegen ihres Nachhaltig-
keitskonzeptes für die Deutsche Bundesstiftung Umwelt ein
„ökologisches Modellprojekt“. Sie geht einen faszinierenden
Weg in der Architektur und bei der künstlerischen Gestaltung.
Das 22 Meter lange und 3 Meter hohe ebenerdige Fenster
wird von dem Leipziger Künstler Falk Haberkorn durch ge-
schickte Glas- und Lichttechnik im Wechsel das komplette
Alte und Neue Testament lesbar machen. Die liturgischen
Orte werden, gestaltet durch den amerikanischen Künstler
Jorge Pardo, eine besondere, eigene Ornamentik zeigen. Und
die FAZ beschrieb den Entwurf der beiden Leipziger Archi-
tekten Ansgar und Benedikt Schulz als „Qualitätssprung für
die Leipziger Architektur“. Dank der Unterstützung des Bo-
nifatiuswerkes der deutschen Katholiken bei der Spenden-
verwaltung kommen alle Spenden vollständig dem Neubau
zugute. Spendenkonto 10000107 bei der Bank für Kirche und
Caritas, BLZ 47260307,Kennwort: Neubau Propstei Leipzig. �
� www.propstei-leipzig.de
Die Propsteigemeinde St. Trinitatis auf dem Baugrundstück ihrer neuenKirche. Foto: Propstei Leipzig
34 � Werte stiften
Stiftungen sind eigentlich kein neues Thema – insbesondere
nicht für die Sparkasse Forchheim. Allerdings gewinnen sie
für unsere Gesellschaft immer mehr an Bedeutung, da durch
sie viele gemeinnützige und soziale Projekte entsprechend
gefördert werden können. Das dachte man sich auch in Eg-
golsheim und gründete die erste Bürgerstiftung unter dem
Dach der Stiftergemeinschaft der Sparkasse im Landkreis
Forchheim – die Bürgerstiftung Eggolsheim. „Liebenswert, at-
traktiv und dynamisch“ ist diese Gemeinde für Dr. Ewald
Maier, den Sparkassenvorsitzenden, und so freue er sich um so
mehr, dass dieser Ort das Angebot der Sparkasse angenom-
men und sich für eine Bürgerstiftung ausgesprochen hat.
„Ja, wir sind ein kleines Pflänzchen, wenn man zum Bei-
spiel an die Stiftung von Bill Gates denkt. Aber der hat auch
mal in einer Garage angefangen“, begeisterte sich der Bür-
germeister der Gemeinde Eggolsheim, Claus Schwarzmann,
bei der Unterzeichnung der Urkunde zur Gründung der Stif-
tung. Die Konstituierung wurde mit einem Festakt gefeiert.
Claus Schwarzmann, Dr. Ewald Maier und Horst Ohlmann, der
Vorstandsvorsitzende der Deutschen Stiftungstreuhand mit
Sitz in Fürth, besiegelten die neue Einrichtung durch ihre Un-
terschriften.
Spuren hinterlassen
Die Heimat verliert an Attraktivität, wenn ehrenamtliches
Engagement nachlässt, Kindergärten schließen, Schulen bau-
fällig oder Vereine wegen Nachwuchsmangel aufgelöst wer-
den. Denn Heimat ist geprägt vom zwischenmenschlichen
Miteinander der Bürgerinnen und Bürger. Wenn die Lebens-
qualität einer Region durch die beschriebenen Einschnitte
sinkt, dann sind diejenigen gefragt, die im Leben mit hoher
Leistungsbereitschaft und viel Verantwortung für andere be-
weisen, wie man Dinge zum Wohle einer Region verändert.
Diese Überlegungen veranlassten die Sparkasse Forchheim
im Jahr 2007, den Stiftungsgedanken stärker in der Region zu
verankern. Ihr Ziel ist es, die Lebensqualität in vielen Berei-
chen der Gesellschaft zu verbessern. Dr. Ewald Maier betont:
„Als größter Finanzdienstleister in der Region verbindet die
Sparkasse Forchheim Kompetenz und Vertrauen in Finanz-
fragen mit sozialer Verantwortung und nachhaltigem Denken
und Handeln.“ Zum einen gründete die Sparkasse eine eigene
Zukunftsstiftung zur Förderung verschiedener Projekte in
Stadt und Landkreis Forchheim. Mit einem Stiftungsvermögen
von mittlerweile 2,75 Millionen Euro wurden in den vergan-
genen Jahren Projekte mit rund 120.000 Euro gefördert. Der
zweite Schritt war die Schaffung einer einfachen Stiftungs-
struktur, die es engagierten Bürgerinnen und Bürgern er-
möglicht, auf einfache Art und Weise ihre persönliche Stiftung
zu errichten. Mit der Stiftergemeinschaft unter dem Motto
„Spuren in der Zukunft hinterlassen“ will die Sparkasse das
bürgerschaftliche Engagement in der Region Forchheim fort-
während stärken. Mit den erzielten Erträgen aus den getätig-
Bürger bewegenSparkasse Forchheim ermöglicht Gründung der ersten Bürgerstiftung im Landkreis Forchheim
v o n C h r i s t i a n e E s c h - R u p p r e c h t
Horst Ohlmann (Vorstandsvorsitzender DT Deutsche StiftungstreuhandAG), Direktor Dr. Ewald Maier (Vorstandsvorsitzender der SparkasseForchheim), Claus Schwarzmann (Erster Bürgermeister des MarktesEggolsheim) freuen sich über die neu gegründete Stiftung (v. l.)
Aktuelles
Werte stiften � 35
ten (Zu-)Stiftungen oder Spenden für Vereine, Verbände und
Organisationen in der Region Forchheim ist es möglich, lieb
gewonnene kulturelle, soziale und sportliche Einrichtungen
zu unterstützen, damit diese auch für die Zukunft erhalten
werden. Der Stifter kann die aus den Erträgen seines Stif-
tungskapitals zu fördernde Einrichtung individuell bestim-
men. Selbstverständlich kann er die Stiftung auch persönlich
repräsentieren, zum Beispiel bei der Überreichung eines
Schecks an die geförderte Einrichtung. Das Engagement des
Stifters wird vom Staat durch die steuerliche Abzugsfähigkeit
der Stiftungszuwendung innerhalb bestimmter Höchstgren-
zen gefördert. Das Stiftungskapital wird gemeinsam verwal-
tet und angelegt, die Verwaltung der Stiftungen wird von der
DT Deutsche Stiftungstreuhand AG zentral übernommen.
Am 1. März 2012 betrug das Stiftungsvermögen der Stifterge-
meinschaft der Sparkasse Forchheim insgesamt 523.562,67
Euro. Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Forchheim hat
zur Erfüllung ihrer Satzungszwecke in 2011 für das Ge-
schäftsjahr 2010 Mittel in Höhe von insgesamt 10.471,39 Euro
ausgeschüttet.
Ein weiterer Schritt, den Stiftungsgedanken in der Region
zu leben, war die Schaffung der Möglichkeit, gemeinsam mit
den hiesigen Kommunen, das bürgerschaftliche Engagement
vor Ort noch stärker zu unterstützen. Das Angebot zur Er-
richtung von Bürgerstiftungen unter dem Dach der Stifterge-
meinschaft der Sparkasse Forchheim war somit nur konse-
quent. Dr. Ewald Maier ist überzeugt: „Die Bürgerstiftung ist
ein zeitgemäßes Stiftungsmodell, weil sie dauerhaft bürger-
schaftliches Engagement mit örtlichem Bezug organisiert.
Hier kann es sich jeder leisten, Stifter zu werden. Schon mit
kleinen Beträgen ist man dabei.“
Grundstein ist gelegt
Die Eggolsheimer Bürgerstiftung ist mit einem Grundka-
pital von 30.000 Euro ausgestattet – 10.000 Euro stellt die
Sparkasse Forchheim zur Verfügung, 20.000 Euro die Kom-
mune. Auch die erste Zustiftung ist schon erbracht worden:
Claus Schwarzmann und der Stiftungstreuhänder Horst Ohl-
mann steckten im Rahmen des Festaktes dem vergoldeten
Sparschwein, das Dr. Ewald Maier stiftete, gleich 200 Euro zu.
Ohlmann erklärte: „Die Bürgerstiftung soll überall dort zum
Einsatz kommen, wo das gemeinnützige und mildtätige Netz
nicht engmaschig genug ist.“ Und Schwarzmann fügte an:
„Wir können Projekte gezielt, unabhängig und nachhaltig för-
dern und unterstützen“. Und so ist das Engagement breit ge-
fächert. Die Bürgerstiftung Eggolsheim ist auf folgenden Ge-
bieten zum Wohle der Bevölkerung tätig: öffentliches Ge-
sundheitswesen, Jugend- und Altenhilfe, Kunst, Kultur, Denk-
malschutz und Denkmalpflege, Bildung, Ausbildung und Sport,
Naturschutz und Landschaftspflege, Wohlfahrtswesen und
mildtätige Zwecke, Rettung
aus Lebensgefahr und Feuer-
schutz, Heimatpflege und Hei-
matkunde und dem bürger-
schaftlichen Engagement zu
Gunsten gemeinnütziger und
mildtätiger Zwecke. Über die
jährliche Verwendung der Er-
träge aus dem Stiftungskapital
entscheidet der Stiftungsrat. Er
besteht aus fünf Personen: dem jeweiligen Bürgermeister von
Eggolsheim (=Vorsitzender), den beiden weiteren Bürger-
meistern sowie zwei Marktgemeinderäten. Einer der Markt-
gemeinderäte, der Arzt Hans-Jürgen Dittmann, erwähnte bei
der Gründungsfeier gleich: „Stiftungen werden dringender
denn je benötigt, denn Stadt, Landkreis, Kirchen und Kom-
munen müssten sich zunehmend auf Kernaufgaben be-
schränken. Viele Bereiche des Gemeinwohls kämen dadurch
zu kurz. Die Bürgerstiftung Eggolsheim soll hier wirksam für
Abhilfe sorgen.“
Eine würdige Gemeinde
In seiner Begrüßungsrede beim Festakt betonte Claus
Schwarzmann, dass Eggolsheim als erster Standort einer Bür-
gerstiftung dieses Vorzugs würdig ist. Immerhin belegen ar-
chäologische Funde eine Siedlungsgeschichte bis 1100 v. Chr.
und eine erste gesicherte urkundliche Erwähnung, die mehr
als 1000 Jahre alt ist. Dazu komme ein vielfältiges Vereinsleben
mit elf Feuerwehren, 13 Musik-,Theater- und Kultureinrich-
tungen, sechs Sportvereinen, sieben Schützenvereinen und
fünf Obst- und Gartenbauvereinen. Ferner hat Eggolsheim
sechs Kindertagesstätten, acht Jugendtreffs, Spiel- und Bolz-
plätze, eine Grundschule, eine Mittelschule, ein Seniorenzen-
trum sowie zwei Städtepartnerschaften und – nicht zu ver-
gessen – die sehr rege Umweltstation Lias-Grube. Bei so viel
Engagement wird immer wieder Unterstützung benötigt. Und
so fordert Claus Schwarzmann im Geleitwort des Flyers zur
„Bürgerstiftung Eggolsheim“ die Bürger auf: „Bauen Sie mit
an der Zukunft unserer liebens- und lebenswerten Marktge-
meinde. Vermögen stiften bedeutet Zukunft gestalten. Wer stif-
tet, denkt sozial, handelt zukunftsorientiert und engagiert sich
für die Gemeinschaft“. �
� www.sparkasse-forchheim.de
Im Faltblatt der Bürgerstiftung Eg-golsheim finden Interessierte um-fassende Informationen zu Stif-tungszwecken und Zuwendungs-möglichkeiten.
Aktuelles
36 � Werte stiften
Mit dem eigenen Vermögenetwas Gutes tunSparkasse Chemnitz gründet Stiftergemeinschaft
Aktuelles
Als stifterisch engagierteste Unternehmensgruppe in
Deutschland geht etwa jede 25. Stiftung auf die Initiative der
Sparkassen-Finanzgruppe zurück. Dabei erstreckt sich die För-
dertätigkeit auf die Bereiche Kunst und Kultur, Sport, Sozia-
les, Wissenschaft und Forschung, Jugend, Denkmalpflege und
Umweltschutz und trägt damit in vielen Bereichen zur Ver-
besserung der Lebensqualität bei. Was die Nachhaltigkeit be-
trifft, so gehen einige Sparkassenstiftungen bis auf das 18.
Jahrhundert zurück. Seit dem Jahr 2002 hat die Sparkassen-
Finanzgruppe mehr als 180 neue Stiftungen errichtet. Dabei
wurde die Zahl der nachhaltig arbeitenden Stiftungen über
die Jahre hinweg kontinuierlich gesteigert. In dieser Ent-
wicklung spiegelt sich die besondere Verbundenheit in den
einzelnen Regionen sowie die Verantwortung ihr gegenüber
wider.
Seit April gibt es auch bei der Sparkasse Chemnitz eine
Stiftergemeinschaft. „Mit dieser Stiftergemeinschaft – in Ver-
waltung der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG – wollen wir
ein Instrument an die Hand geben, um sich hier in der Region
als Stifter dauerhaft gemeinnützig engagieren zu können“, er-
klärt Reiner Grimm, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse
Chemnitz und Vorsitzender des Kuratoriums der Stifterge-
meinschaft. Das Ansinnen mehrerer Stifter werde so für ver-
schiedene, individuell bestimmbare Zwecke gebündelt. So
kann man durch eine einfache Stiftungserrichtung von einer
professionellen Stiftungsverwaltung und einem Höchstmaß
an Flexibilität bei der Zweckbestimmung profitieren.
Mit einer Stiftung bleibt dauerhaft ein persönliches An-
denken an Vorfahren, Lebenspartner oder den Stifter selbst.
Ob anonym oder mit öffentlichen Bekenntnis – mit einer Stif-
tung kann man etwas weitergeben, was man selbst im Leben
empfangen hat. Dabei muss sich der Gründer nicht dauerhaft
festlegen, sondern kann zu Lebzeiten auch eine andere Ein-
richtung fördern, wenn die Gemeinnützigkeit weiterhin er-
halten bleibt. Darüber hinaus werden Stifter vom Staat be-
lohnt, denn Stiftungsbeiträge können steuerlich geltend ge-
macht werden. Und noch ein weiterer wichtiger Punkt: Die
Stiftung kann – wenn gewünscht – den Namen des Stifters
tragen.
Damit es leichter fällt, die Stiftergemeinschaft und die Stif-
tungsarbeit kennen zu lernen, können Interessenten bereits
mit einem empfohlenen Betrag in Höhe von 25.000 Euro ihre
Namensstiftung errichten. Eine Aufstockung des Vermögens
ist jederzeit in jeder Höhe zu Lebzeiten oder per Testament
möglich. Nachdem die zu fördernde Einrichtung und die
Höhe des Stiftungsvermögens festgelegt sind, muss nur noch
eine Unterschrift bei Stiftungserrichtung geleistet werden.
Alles andere erledigen Stiftungsverwalter, Sparkasse und der
persönliche Kundenbetreuer in Zusammenarbeit mit den
hauseigenen Spezialisten. Jährlich erhalten dann die Stifter
einen umfassenden Geschäftsbericht, der über Anlageergeb-
nisse, Portfoliostruktur und die durch die Stiftergemeinschaft
unterstützten Einrichtungen informiert.
„Unsere Stiftergemeinschaft richtet sich an all jene, die ihr
Vermögen oder einen Teil davon gut verwaltet wissen wollen,
gleichzeitig aber auch ein Höchstmaß an Individualität er-
warten. Denn keine andere Stiftungsform lässt es zu, die Vor-
teile einer gemeinsamen Organisation aller Stiftungen opti-
mal zu nutzen und dabei einzelne Wünsche zu respektieren“,
fasst Reiner Grimm die Vorteile der neugegründeten Stifter-
gemeinschaft der Sparkasse Chemnitz zusammen. �
� www.spk-chemnitz.deKuratoriumsmitglieder der Stiftergemeinschaft der Sparkasse ChemnitzBernd Ruscher, Reiner Grimm, Tamara Rother und Andreas Wank (v. l.)
Ob es um Ernährung geht oder medizinische Versorgung, ob
Bildung oder Erhaltung der Lebensgrundlagen, die durch Um-
welteinflüsse gefährdet sind, die Möglichkeiten sind weltweit
ungleich verteilt. Tatsächlich lässt sich ein massives Gefälle
zwischen der nördlichen und südlichen Halbkugel unserer
Welt feststellen. Diese ungleichen Voraussetzungen an mög-
lichst vielen Stellen auszugleichen, hat sich Mission EineWelt,
das Zentrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, zur Aufgabe ge-
macht. Mit finanziellen Mitteln und der Entsendung von Per-
sonal setzt sich das Partnerschaftszentrum für mehr Ge-
rechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ein.
Ziele sind unter anderem die Überwindung von Hunger,
Armut und Krankheiten, von Unwissenheit und Chancenlo-
sigkeit.
Die Stiftung Weltmission unterstützt Projekte der Partner-
kirchen in Übersee. Zu 21 dieser evangelischen Überseepart-
ner pflegt Mission EineWelt, unter dessen Dach diese Stiftung
entstanden ist, enge Beziehungen. Stifter haben hier die Mög-
lichkeit, eine eigene Stiftung mit eigenem Namen und Zweck
zu errichten. Ebenso können Fonds für unterschiedliche För-
derbereiche eingerichtet werden. Beispielhaft für die Arbeit
im Basisgesundheitswesen ist die Unterstützung des Health
Care Technical Service in Tansania, der einerseits Wartung und
dringend notwendige Reparaturen an technischen und me-
dizinischen Geräten in lutherischen Krankenhäusern Tansa-
nias finanziert und andererseits die Anschaffung wichtiger
medizinischer Geräte unterstützt.
Daneben werden auch kirchliche Krankenhäuser in süd-
pazifischen Papua-Neuguinea finanziell gefördert. So wurde
für das Gaubin-Memorial-Hospital in Karkar ein Fetal-Dopp-
ler gekauft, um die Herzschläge der Babys im Mutterleib zu
kontrollieren. Mit der Finanzierung von Krankentransporten
im nur schwer zugänglichen Hochland Papua-Neuguineas
wird wichtige Notfallhilfe geleistet.
Im pädagogischen Bereich finanziert die Stiftung unter
anderem das Rainbow-Projekt, das Unterrichtsmaterial für
den Religionsunterricht an Schulen in Papua-Neuguinea ent-
wickelt. Aber auch ganz praktische Dinge der kirchlichen Ba-
sisarbeit werden unterstützt, etwa die Anschaffung von Fahr-
rädern für Evangelisten, um von einem Dorf zum nächsten zu
kommen. In Mittelamerika unterstützt die Stiftung unter an-
derem die Kinder- und Jugendarbeit oder Bibelfreizeiten der
lutherischen Kirchen von El Salvador, Nicaragua, Honduras
und Costa Rica. �
� www.mission-einewelt.de
Die Vision einer gerechten WeltStiftung Weltmission fördert Projekte in 21 Partnerländern
Zu den geförderten Institutionen gehört auch das Gaubin-Memorial-Hospital in Papua-Neuguinea. Foto: Mission EineWelt
Werte stiften � 37
Berichte und Kampagnen
38 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Eifrig reckt dieser Junge in derVorschule seine Hand nach oben.Die Schulbildung gehört zu denHauptaufgaben der Schwestern derheiligen Maria Magdalena Postelin Mosambik. Foto: Achim Pohl
Werte stiften � 39
Berichte und Kampagnen
Die 21-jährige Schwester Ana Brígida Martinho und die 20-
jährige Schwester Santa João Teblo sind die ersten Mosambi-
kanerinnen, die nach dem Noviziat durch die Ablegung der Er-
sten Profess in die Gemeinschaft der Schwestern der heiligen
Maria Magdalena Postel aufgenommen wurden. Die beiden
haben in Metarica die allgemeinbildende Schule bis zur zehn-
ten Klasse besucht. Nach ihrer Profess besuchen sie nun in
der Schule der Bezirksstadt Cuamba, 70 Kilometer entfernt,
die elfte und zwölfte Klasse. Danach wollen sie ihr Abitur ab-
legen.
Die bisherige Lebensgeschichte dieser beiden Frauen spie-
gelt das Wirken der Schwestern der heiligen Maria Magdalena
Postel in Metarica während der letzten zehn Jahre wider. Ge-
neraloberin Schwester Aloisia Höing war im Februar anläss-
lich der Professfeier dort und freut sich über diese Entwick-
lung: „Es gibt sehr große Veränderungen.
Inzwischen hat Metaricaein eigenes Krankenhaus
Und neben dem Schwesternhaus steht eine neue Kirche. Seit
einem Jahr gibt es dort auch einen Pfarrer. Auch das Umfeld
hat sich verändert: Es gibt viel mehr fruchtbare Gärten.“
Dank der Schwestern, der Schule und der Vorschule haben
sich vor allem die Hygiene und die Qualität der Ernährung po-
sitiv verändert. „Die jungen Frauen lernen, gesund zu kochen.
Die bewirtschafteten Gärten sind dafür ein wichtiger Beitrag.
Und dank unseres Brunnenprojektes gibt es an vielen Stellen
endlich sauberes Wasser“, erklärt Schwester Aloisia.
Dort, wo heute Grundwasser genutzt wird, hätten sich die
Frauen vor Jahren noch Wasser aus Tümpeln geholt – und
selbst die waren oft Kilometer entfernt. „Aber nicht nur der
Gesundheitszustand der Menschen hat sich dadurch verbes-
sert. Für jeden Brunnen gibt es Freiwillige, die für die In-
standhaltung sorgen. Dadurch stärken wir auch die Eigenver-
antwortung. Der Zusammenhalt der Menschen war während
unseres Besuches spürbar.“
Metarica steht auch für das konstruktive Zusammenwirken
verschiedener Stiftungen und Hilfswerke: So sind hier neben
der Ordensgemeinschaft und der zugehörigen Bergkloster Stif-
tung SMMP auch missio Aachen und ganz besonders die Bern-
hard Bosch-Stiftung aus Gronau in Westfalen engagiert.
Die Schule ist ein wesentlicher Baustein dieses Projektes.
Sie ist sehr beliebt. Und die Schwestern wirken dort als Vorbild.
Vielleicht äußern auch deshalb viele Mädchen schon früh den
Wunsch, der Ordensgemeinschaft beizutreten. „Das wollen wir
nicht ausnutzen, und das ist nicht das vorrangige Ziel unserer
Arbeit in Mosambik. Aber dieser Weg bleibt natürlich eine der
Möglichkeiten, die wir eröffnen. In Metarica wollen ihn über-
raschend viele Mädchen mit uns gehen.“
In Europa kann man ein Postulat – die Zeit der Einübung ins
Ordensleben vor dem Noviziat – nicht vor dem 18. Geburtstag
beginnen. In Mosambik sind junge Frauen mit 18 aber in der
Regel schon seit zwei oder drei Jahren verheiratet. Um den
Mädchen entgegenzukommen, die am liebsten schon mit 14
oder 15 Jahren eintreten würden, hat die Ordensgemeinschaft
in Mosambik das sogenannte Prä-Postulat eingeführt, das auch
Minderjährigen offensteht. Die Mädchen sollen auf diese Weise
sehen, dass sie ernst genommen werden und dass ihnen der
Weg als Ordensfrau wirklich offen steht. „Diese dynamische
Entwicklung zeigt, dass die Ideen und Initiativen von den Men-
schen in Metarica mitgetragen werden“, sagt Schwester Aloisia.
Dies sei die beste Voraussetzung dafür, dass sich das Projekt
auch weiterhin positiv entwickelt. �
� www.smmp.de
Metarica blüht aufDie Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel sorgen in Mosambik
für Unterricht, sauberes Wasser und eine gesunde Ernährung
Auch nach der Schule kümmern sich die Schwestern um die Kinder undJugendlichen: Hier betreut Sr. Fátima Sehnem eine kleine Gruppe bei denHausaufgaben. Foto: Achim Pohl
40 � Werte stiften
Vermögen und Finanzen
Neben den klassischen Bankeinlagen, wie Tages- und Festgel-
dern oder Sparbriefen, bilden Unternehmens- und Staatsan-
leihen das Fundament der meisten Stiftungsportfolios. Kal-
kulierbare Renditen bei keinen oder überschaubaren Risiken,
sowie regelmäßige Zinszahlungen machen diese Anlagefor-
men so beliebt.
Bei einer entsprechenden Auswahl des Emittenten win-
ken im Vergleich zu Festgeldern & Co. attraktive Renditen. In
den meisten Fällen finden sich jedoch im aktuellen Markt-
umfeld kaum Anleihen mit der gewünschten Laufzeit oder
diese Papiere werden bereits mit Kursen deutlich über 100
Prozent gehandelt. Damit scheiden diese grundsätzlich für die
meisten Stiftungen aufgrund des Ertragsverwendungs- und
Kapitalerhaltungsgebots aus.
Attraktive Renditen im Vergleich zuFestgeldern & Co. sind möglich
In diese Lücke stoßen nun zahlreiche Banken mit der
Emission von Bonitätsanleihen, sogenannten Credit Linked
Notes (CLN). Mit diesen Produkten können Anleger Bonitäts-
risiken handeln, ohne ausschließlich auf die vorhandenen
Emissionen bestimmter Unternehmen zurückgreifen zu müs-
sen. Zudem bieten Credit Linked Notes oftmals höhere Ren-
diten als die Originalanleihe. Im Mittelpunkt dieser Produkte
steht somit das Bonitätsrisiko des Unternehmens (sog. Refe-
renzschuldner), auf welches sich die Anleihe bezieht. Es be-
schreibt die Möglichkeit, dass Gläubiger, also Anleger, ihr Geld
vom Schuldner nicht oder nur teilweise zurückerhalten. Als
Ausgleich für dieses eingegangene Risiko ist ein Renditeauf-
schlag im Vergleich zu einer risikolosen Geldanlage erzielbar.
Tritt jedoch beim Referenzschuldner (dies kann je nach Pro-
duktgestaltung ein oder mehrere Unternehmen, aber auch
Staaten sein) ein so genanntes Kreditereignis ein, entfallen
alle weiteren Zinszahlungen und die Rückzahlung der Boni-
tätsanleihe erfolgt meist durch einen Barausgleich, der sich
am Kurs einer ausgewählten Anleihe des betroffenen Refe-
renzschuldners orientiert. Der Anleger wird für diesen Fall
also so gestellt, als ob er direkt und in voller Höhe in eine An-
leihe dieses Unternehmens oder Staates investiert hätte.
Von einem Kreditereignis spricht man beispielsweise,
wenn der Referenzschuldner Zinsen und Tilgung nicht mehr
zahlt, seine Schulden zulasten der Gläubiger restrukturiert
oder gar Insolvenz anmeldet.
Neben der oftmals höheren erzielbaren Rendite gegen-
über einem Direktinvestment können zusätzlich Laufzeiten
BonitätsanleihenDie bessere Unternehmensanleihe?
von Holger Carstens
Vermögen und Finanzen
abgebildet werden, für die keine Anleihen des entsprechen-
den Unternehmens oder Staats verfügbar sind. Zudem erfolgt
durch die laufende Emission neuer Bonitätsanleihen eine fort-
währende Anpassung an die aktuellen Marktkonditionen, wo-
durch meist Bonitätsanleihen mit Kursen unter oder nahe 100
Prozent verfügbar sind.
Einer der großen Emittenten in diesem Markt ist u.a. die
Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Diese ist mit zwei
Produktlinien präsent. Während sich die sog. SOLVEO-Anlei-
hen auf Referenzschuldner ohne Rating oder im „Non-In-
vestment-Grade“-Bereich beziehen und damit für die Anlage
von Stiftungsgeldern eher ungeeignet erscheinen, bilden die
Synthia-Anleihen die Bonitätsrisiken von Unternehmen im
„Investment-Grade“-Bereich ab. Schaut man sich beispiels-
weise am Markt nach einer Anleihe von Metro um, so wird
man sowohl bei der klassischen Unternehmensanleihe, als
auch bei der LBBW in Form einer Synthia-Anleihe fündig.
Bei dieser Bonitätsanleihe (DE000LB0KW91), die über eine
Laufzeit bis 13.07.2016 verfügt und mit einem Stufenzins aus-
gestattet ist (2,5 % / 3,0 % / 3,5 % / 4,0 %), setzt der Anleger dar-
auf, dass bis Laufzeitende bei Metro kein Kreditereignis ein-
tritt. Bei einem aktuellen Briefkurs von 100,45 % erzielt der
Anleger bis Laufzeitende somit eine Rendite von 3,08 % p.a.
Ebenfalls auf die Bonität von Metro kann der Investor auch
mit der Direktanlage in eine Anleihe des Unternehmens set-
zen. Hier findet sich ein Papier mit etwas längerer Laufzeit
bis 22.02.2017. Da die Anleihe jedoch bereits Anfang 2010 in
einem anderen Marktumfeld begeben wurde, und mit einem
Nominalzinssatz in Höhe von 4,25 % ausgestattet ist, liegt der
Briefkurs bei 108%. Dies bedeutet für den Anleger unter dem
Strich eine Restlaufzeitrendite von lediglich 2,54 % p.a.
Fazit:Bonitätsanleihen bieten eine interessante Alternative zur Di-
rektanlage in Unternehmens- oder Staatsanleihen. Die gerade
für Stiftungen vorteilhaften Auswahlmöglichkeiten bei Lauf-
zeit und Kurs dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen,
dass eine intensive Prüfung und sorgfältige Auswahl des Re-
ferenzschuldners und seiner Bonität analog zur Direktanlage
in Unternehmensanleihen im Mittelpunkt stehen. Verände-
rungen der Bonität des Referenzschuldners oder auch Verän-
derungen des allgemeinen Zinsniveaus wirken sich auch bei
Bonitätsanleihen entsprechend positiv oder negativ aus.
Hinzu kommt, im Gegensatz zu klassischen Unternehmens-
anleihen, dass auch ein Auge auf die Bonität des Emittenten,
also der ausgebenden Bank, geworfen werden muss! �
42 � Werte stiften
Recht und Steuern
Gemeinnützige Stiftungen mit ihren vielfältigen Zweckfest-
setzungen werden zum Teil gerade durch den Betrieb zum
Beispiel einer Anstalt oder eines Hospizes verwirklicht.
Schwierigkeiten birgt dabei immer wieder die Einordnung
eines solchen Hospizes als Zweckbetrieb, da damit Steuerbe-
günstigungen für den Zweckbetrieb gegenüber Wettbewer-
bern am Markt gewährt werden. Hierbei stellt sich die Frage,
ob private Unternehmen vergleichbare Leistungen zu ähnli-
chen Bedingungen als klassischer Geschäftsbetrieb erbringen
können. Wenn dem so ist, gilt der Grundsatz der Wettbe-
werbsneutralität und die Einstufung als steuerbegünstigter
Zweckbetrieb wäre unzulässig.
In der Theorie klingt das nachvollziehbar, in der Praxis
aber birgt dies große Probleme, da dem Finanzamt gegenüber
nachvollziehbar deutlich gemacht werden muss, dass die
Zweckverwirklichung nur durch diesen Zweckbetrieb zu er-
reichen ist und dieser Zweckbetrieb nicht zu „Nicht begün-
stigten Wettbewerbern“ am Markt in große Konkurrenz tritt.
Hierbei geht es immer um Abgrenzungsfragen, wann noch
von einem Zweckbetrieb gesprochen werden kann. Mit Ur-
teil vom 17.2.2010 hatte der BFH (I R 2/08) darüber zu ent-
scheiden, ob eine GmbH, die von zwei gemeinnützigen Stif-
tungen mit Kapital ausgestattet wurde, noch als Zweckbetrieb
gesehen werden konnte. Die eine Stiftung ist eine heilpäd-
agogische Facheinrichtung zur Behandlung von entwick-
lungsverzögerten, behinderten Kindern und deren berufliche
Eingliederung in Wohngemeinschaften mit Ausbildungsplät-
zen. Die andere Stiftung verwirklicht mit ihren Zwecken u.a.
die Betreuung und Förderung junger Menschen mit Entwick-
lungsstörungen und Behinderungen.
Die GmbH wiederum übernahm heilpädagogische Dienstlei-
stungen zur ergänzenden und begleitenden Betreuung von
entwicklungsgestörten und behinderten Menschen, insbe-
sondere die abendliche/nächtliche Betreuung der in den oben
beschriebenen Stiftungen untergebrachten Kindern. Dieses ist
in dem Gesellschaftsvertrag auch so aufgeführt. Weiter steht
dort, dass die GmbH ausschließlich steuerbegünstigte Zwecke
im Sinne der Abgabenordnung verwirklicht. Das Finanzamt sah
in der Tätigkeit der GmbH keinen steuerbegünstigten Zweck-
betrieb. Dagegen hat die GmbH geklagt. Die Angelegenheit
ging in Revision. Nun hatte der BFH zu entscheiden. Der BFH
hat das Verfahren in der Revision zur Entscheidung zurück-
verwiesen.
Ist die GmbH lediglich Erfüllungsgehilfin der Stiftungen, so
ist sie unstrittig mit der Rechtsprechung selber kein Zweck-
betrieb. Denn dann erfüllt sie nur die Zwecke der Stiftungen,
der hilfsbedürftige Personenkreis nach § 53 AO wird nicht un-
mittelbar unterstützt. Anders wenn die GmbH auch eigene
Zwecke erfüllt, die als gemeinnützig zu werten sind. Das
scheint aber vorliegend laut BFH gegeben, da laut Satzung die
GmbH selber mildtätige Zwecke und damit steuerbegünstigte
Zwecke verwirklicht. Nunmehr hätte nach Zurückverweisung
geprüft werden sollen, ob die GmbH auch eigene Zwecke ver-
wirklicht und somit selber gemeinnützig tätig wird.
Hierbei hätte das Gericht nach Zurückverweisung weiter
zu prüfen, ob dieser Zweckbetrieb zu anderen wirtschaftli-
Dauerproblem Zweckbetrieb Gemeinnützige Stiftungen wollen Gutes tun
von Maren Jackwerth
Maren Jackwerth ist Inhaberin der
Kanzlei Jackwerth für Erb- und
Stiftungsrecht. Zudem führt sie die
Beratung Jackwerth für Nachhaltig-
keit und Kunst.
� www.kanzlei-jackwerth.de, www.beratung-jackwerth.de
chen Geschäftsbetrieben derselben oder ähnlichen Art in
große Konkurrenz tritt, als es bei der Erfüllung steuerbegün-
stigter Zwecke unvermeidbar ist. Leider ist dort das Verfah-
ren durch Erledigterklärungen beendet worden, sodass diese
Fragen nicht durch Urteil geklärt werden.
Eine weitere Bewertung eines Zweckbetriebs erfolgt an-
hand der Pflicht zur Wettbewerbsneutralität. Ein steuerlicher
Eingriff in den Wettbewerb ist von Art. 3 GG (Gleichheitssatz)
nur gerechtfertigt, wenn ein hinreichender sachlicher Grund
für eine steuerliche Bevorzugung bzw. Benachteiligung vor-
liegt. Es hat somit eine Abwägung zu erfolgen zwischen dem
Interesse der Allgemeinheit nach Wettbewerb und der steu-
erlichen Förderung gemeinnütziger Tätigkeit. Der Wettbe-
werbsgedanke greift nur dann nicht, wenn die gemeinnützige
Körperschaft ihre Dienstleistungen gegenüber einem Perso-
nenkreis anbietet, die das Dienstleistungsangebot des freien
Marktes überwiegend nicht in Anspruch nimmt, hier die be-
hinderten Jugendlichen, und zudem die Leistungen notwen-
diges Mittel zur Erreichung des ideellen Zwecks der Stif-
tung/Gemeinnützigen Organisation darstellen, den die Wett-
bewerber am Markte gerade nicht verfolgen.
Das Problem der Abgrenzung besteht auch in 2011 un-
vermindert weiter, wie der vorliegende Fall zeigt: Gemein-
nützige Krankenhausbetreiber haben ihre hausinternen La-
bore in einer GmbH gebündelt. An sich stellt dieses eine sinn-
volle Vorgehensweise dar, um Verwaltungskosten zu senken.
Solange die Labore im Zweckbetrieb integriert waren, teilten
diese auch die Steuerbegünstigung. Mit der Ausgliederung
aber entschied das FG Münster mit Urteil vom 30.05.2011
(Az: 9 K 73/09), dass keine Gemeinnützigkeit dieser GmbH
vorliegt, mithin fielen alle Steuervorteile weg. Hintergrund ist,
dass formal die GmbH laut Gesellschaftsvertrag zwar mildtä-
tige Zwecke mit ihrem Betrieb erfüllt und auch selbstlos tätig
sein will. Auch erfüllt sie neben Zwecken anderer gemein-
nütziger Krankenhausbetreiber auch eigene Zwecke, insoweit
ist die Zweckverwirklichung nicht zu beanstanden.
Dennoch hat das Gericht vorliegend die Tätigkeit als bloße
wirtschaftliche Geschäftstätigkeit mit Gewinnerzielungsab-
sicht gewertet und den Gemeinnützigkeitsstatus versagt.
Zudem stellt die GmbH aus Sicht des Gerichts keinen un-
selbstständigen Teil des Krankenhausbetriebs dar, da sie nicht
Kranke unterbringt/versorgt, sondern unabhängige Laborlei-
stungen erbringt.
Daran zeigt sich, dass das Thema „Zweckbetrieb“ bei einer
gemeinnützigen Organisation sensibel angegangen werden
muss. Mithin sollte in einem frühen Stadium bereits das Fi-
nanzamt eingebunden und ein überzeugendes Konzept und
exakte Formulierungen in einer Satzung/einem etwaigen Ge-
sellschaftsvertrag erstellt werden, um die Einstufung als
Zweckbetrieb mit zurücktretender Konkurrenz zu anderen
Geschäftsbetrieben am Markt zu erreichen. �
Wenn Sie das Magazin „Werte stif-ten“ abonnieren möchten, sendenSie uns bitte untenstehendes For-mular ausgefüllt per Post an: Büh-ring und Weisner Verlagsgesell-schaft GbR, Bayreuther Straße 1,91054 Erlangen oder per Telefax:09131.5302089. Oder abonnierenSie „Werte stiften“ über unsereHomepage unter www.werte-stiften.de.
Hiermit bestelle ich „Wertestiften“ für ein Jahr im Abon-nement (vier Ausgaben proJahr) zum Jahrespreis von 22Euro inkl. Versandkosten innerhalb Deutschlands.Wenn ich nicht bis spätestens vier Wochen vorAblauf eines Jahres kündige, verlängert sich meinAbonnement automatisch um ein weiteres Jahr.
Empfänger:
___________________________________________________________________________________
Organisation / Firma
___________________________________________________________________________________
Titel, Vorname, Name
___________________________________________________________________________________
Straße
___________________________________________________________________________________
PLZ, Ort
_____________________________________ ________________________________________
Telefon E-Mail
___________________________________________________________________________________
Datum, Unterschrift
Zahlungsweise:
� per Bankeinzug � per Rechnung
___________________________________________________________________________________
Kontoinhaber
_____________________________________ ________________________________________
Kontonummer Bankleitzahl
___________________________________________________________________________________
Kreditinstitut
___________________________________________________________________________________
Datum, Unterschrift
Widerrufsrecht: Diese Bestellung kann ich innerhalb von zwei Wochen ohne Nennung von Grün-den schriftlich widerrufen an „Werte stiften“, Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbR, Bay-reuther Straße 1, 91054 Erlangen
___________________________________________________________________________________
Datum, Unterschrift
Werte stiftenim Abonnement
Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de03.2011 . 3. Jahrgang
5,80 Euro
MädchenLeben – andersFotoausstellung des Kinder-hilfswerks Plan Deutschland
Ehrenpreis für KinderrechteUNICEF ehrt Harry Belafonte
Authentisch bleibenÜber das soziale Engagementvon Prominenten
Begleitung für Frühgeborene und ihre Eltern
Kleine Babys,große Wunder
22,-Euro
DT Deutsche Stiftungstreuhand AGAlexanderstraße 2690762 FürthTelefon (0911) 740 76 80Telefax (0911) 740 76 86info@stiftungstreuhand.comwww.stiftungstreuhand.com
Ihr Partner für Stiftungsberatung und -verwaltung
Wir begleiten Privatpersonen, Unternehmen, Sparkassenund Banken, Kommunen und gemeinnützige Einrichtungenbei der Realisierung ihrer Stiftungsidee.
Die Verwaltung zahlreicher Stiftungen im Auftrag vonSparkassen, Kommunen und gemeinnützigen Einrichtungenzeugt von unserer Kompetenz.
Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Gesprächstermin.