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NR.01/2016
Hightech in der Dorf-Apotheke // Pflegezusatzversicherungen // Versorgung von Flüchtlingen // Netzförderung macht sich bezahlt // App für gute Werte //
MAGAZIN DER VOLKSBANK PADERBORN-HÖXTER-DETMOLD FÜR HEILBERUFE
Sigrid Marxmeier
Leiterin Freie Berufe
Dr. Friedrich Keine
Mitglied des Vorstands
„Nicht alles, was zählbar ist, zählt auch wirklich. Nicht alles, was zählt, kann man auch zählen“, sagte schon Albert
Einstein und liegt damit auch heute noch voll im Trend. Denn das Thema „Werte“ ist zurzeit in aller Munde. Oft wird
auch vom Wertewandel gesprochen. Wir haben uns gefragt: Was ist eigentlich von Wert und was bestimmt den Wert
der Dinge? Der Wert einer Sache hängt von der Bedeutung ab, die der Einzelne ihr zuschreibt. Was der eine für margi-
nal hält, ist dem anderen wichtig. In unserem aktuellen Jahresbericht „Von Wert“ beleuchten wir das Thema in vielen
unterschiedlichen Facetten und mit interessanten Kundengeschichten aus unserer Region. Unter anderem bringen wir
darin zum Ausdruck, wie wertvoll Werte für uns sind und warum es an der Zeit ist, Werte neu zu bewerten. In einer
Welt, die unendlich viele Möglichkeiten bietet, gilt es umso mehr, den Werten einen Wert beizumessen, sich zu beken-
nen, Haltung und Zivilcourage zu zeigen, Stellung zu beziehen, sich abzugrenzen oder anzuschließen, sich dafür oder
dagegen zu entscheiden, so oder anders zu handeln, wertzuschätzen, andere Menschen zu achten und zu akzeptie-
ren – ihr Leben, ihre Gesundheit, ihre Persönlichkeit, ihre materiellen und immateriellen Werte.
In unserer ländlich geprägten Region ist es von großem Wert, ein gutes Netzwerk zu haben. Unser Kompetenzzent-
rum Freie Berufe hat es sich zur Aufgabe gemacht, unsere Kunden nicht nur individuell, persönlich und fachlich auf
höchstem Niveau zu beraten, sondern ihnen auch ein gutes Netzwerk zu bieten. So nutzt das Team Informationen und
Kontakte, um Menschen zusammenzubringen, über die Praxisbörse Lösungen für die Nachfolge zu finden und vieles
mehr. Denn für den Erfolg des Freiberuflers ist es von entscheidendem Wert, nicht nur Kontakte zu pflegen, sondern
auch Raum für neue Kontakte zu schaffen. Aber auch unser Magazin „Visite“ soll zum Netzwerken beitragen. Ne-
ben zahlreichen Fachveranstaltungen für Freiberufler informieren wir auf den folgenden Seiten über Wissenswertes
zu Fachthemen und Neuigkeiten aus der Volksbank. Genauso geben wir unseren Kunden darin Raum, sich vorzustel-
len und ihre Erfahrungen und ihr Wissen zu teilen. In dieser Ausgabe berichten wir unter anderem darüber, was einen
Apotheker antreibt, ein Gesundheitsterminal zu installieren, wie ein Physiotherapeut zum Bogenschießen kommt und
welche Vorteile die ländliche Region – wider allen Meinungen – für Ärzte bietet. Unser Antrieb ist es, interessante Pra-
xen, Projekte oder Neuerungen im Bereich der Heilberufe, die auch für andere Freiberufler interessant sein können,
vorzustellen, ohne dabei jemanden ausgrenzen oder besonders hervorheben zu wollen.
Dies ist die Grundlage unseres Zusammenarbeitens, die Mut machen soll, den eigenen Weg zu gehen. Wir wünschen
Ihnen viel Spaß beim Lesen und in den nächsten Monaten viele „wertvolle Momente“.
Editorial 3
LIEBE LESERINNEN UND LESER!
06 _ Entspannung und Abstand vom Alltagsstress Praxisporträt
08 _ Hightech in der Dorf-Apotheke Praxisporträt
09 _ Persönlich und kompetent vor Ort Im Interview: Gerd Otte, Betreuer Freie Berufe
11 _ Pflegezusatzversicherungen – gut für Betroffene und Angehörige
14 _ Dr. Yellen oder wie wir lernten, die Schulden zu lieben
18 _ Versorgung von Flüchtlingen – was gibt es zu beachten?
21_ Netzwerkförderung macht sich bezahlt Praxistipp
Inhalt
06 11 18
24 _ Sektorenübergreifendes Modellprojekt zur Arzneimitteltherapie in Altenheimen
26 _ Volksbank-Engagement
29 _ App für gute Werte Praxiswissen
31 _ Versorgungsnotstand: Praxis im ländlichen Raum Gastkommentar von Dr. med. Klaus Reinhardt
32 _ VolksbankKulturtipp
34 _ Rückblick � Ausblick
24 29 32
// Mit einem solchen Erfolg hätte Andreas Laukert nicht gerechnet. Vor einem
Jahr eröffnete der Physiotherapeut im Ballhaus des historischen Kurparks von Bad
Meinberg die Praxis „TBo-Laukert“. Seitdem wird dort fast täglich mit Pfeil und
Bogen trainiert. Die Nachfrage nach seinen Kursen ist so groß, dass der 31-Jährige
plant, sich zu vergrößern.
Entspannung und Abstand vom Alltagsstress
Andreas Laukert, TBo-Laukert
Praxisporträt 7
Viele träumen davon, aber nur wenige schaf-
fen es – mit dem eigenen Hobby Geld zu ver-
dienen. Andreas Laukert ist begeisterter Bo-
genschütze. Bereits seit vier Jahren referiert
und unterrichtet der Detmolder nebenberuf-
lich über die therapeutische Wirkung der be-
sonderen Präzisionssportart. „Bogenschie-
ßen ist eine der ältesten Jagdformen, die die
Menschheit kennt. Sie veränderte grundle-
gend die Kräfteverhältnisse im Zweikampf.
Es siegte grundsätzlich nicht der Stärkere,
sondern derjenige, der sich geschickter ver-
hielt“, erklärt Andreas Laukert.
Seit April 2015 bietet der staatlich geprüfte
und zertifizierte Physiotherapeut im ehema-
ligen Ballhaus im Herzen von Bad Meinberg
Schnupper-, Grund- und Aufbaukurse im
Bogenschießen an. Das denkmalgeschütz-
te Gebäude diente zuletzt als Tinitus-Zent-
rum und stand anschließend viele Jahre leer.
Nachdem der Inhaber, der Landesverband
Lippe, vergeblich versucht hatte, das Gebäu-
de zu verkaufen, wurden die Räumlichkeiten
vermietet. Heute sind dort neben TBo Lau-
kert eine Praxis für Ergotherapie sowie ein
Allgemeinmediziner ansässig.
Andreas Laukert ist froh, dass er nach lan-
ger Suche eine große, adäquate Praxis für
seinen Sport gefunden hat. Zuvor refe-
rierte er in der MediClin Rose Klinik über
den Sport und gab praktische Kurse in der
Dr. Becker Brunnen-Klinik, in der er auch
heute noch als Physiotherapeut tätig ist.
„Mit der Zeit haben sich immer mehr Patien-
ten angemeldet. Irgendwann war die Nach-
frage so groß, dass ich beschlossen habe,
eine Praxis zu eröffnen“, berichtet der sym-
pathische Jungunternehmer.
Viele Interessenten kommen direkt nach der
stationären Behandlung in den Kliniken zum
Bogenschießtraining. Zum Kundenkreis zäh-
len auch Unternehmen und Sportbegeis-
terte aus der gesamten Region. Die Kur-
se dauern in der Regel eineinhalb bis drei
Stunden, die Seminare für Fortgeschrittene
sogar bis zu zwei Tage. „Beim Bogenschie-
ßen werden der gesamte Oberkörper, die
Visuomotorik und die feinmotorischen Fä-
higkeiten des Schützen trainiert. Insbesonde-
re Menschen, die aufgrund eines Eingriffes
im Brustbereich eine Schonhaltung einge-
nommen haben, lernen durch das Training,
ihre Körperhaltung zu öffnen“, verdeutlicht
Andreas Laukert.
Einige seiner Schüler setzen sich bei den ers-
ten Versuchen zu sehr unter Druck, so dass
das erste Lernziel darin bestehe, „ihren Ehr-
geiz zu kontrollieren“, berichtet er. Beson-
ders wichtig ist es Laukert, dass seine Schüler
lernen, gelassen zu bleiben und ihre Leistung
ohne Druck abzurufen – egal, ob sie das Ziel
treffen oder nicht. „Im Training üben die Teil-
nehmer auf spielerische Art und Weise, sich
zu konzentrieren und ihre Atmung zu kont-
rollieren. Wer sein Ziel fest im Visier hat, kon-
zentriert sich nur auf das, was gerade pas-
siert. Dies machen wir uns zum Vorteil. So
nutze ich den Bogenschießsport zielgerichtet
zur Stressbewältigung.“
Die Kurskosten für das therapeutische Bo-
genschießen zahlen die Teilnehmer selbst,
da die Leistungen noch nicht von der gesetz-
lichen Krankenkasse übernommen werden.
Unterstützt wurde Andreas Laukert bei sei-
nem Projekt von Wenke Holzgrewe, Betreu-
erin Freie Berufe in Lippe. „Gemeinsam mit
der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold
habe ich einen Geschäftsplan entwickelt,
den ich bisher mehr als erfüllt habe. So fühle
ich mich gut gerüstet für die Zukunft.“
Und der Zulauf gibt ihm Recht. Durch die
schnellen Lernerfolge motiviert, haben sich
bereits viele Kunden für eine Clubmitglied-
schaft entschieden, da sie den Sport weiter-
hin in ihrer Freizeit ausüben möchten. Um
den Service zu verbessern, werden in diesem
Jahr die Öffnungszeiten der Praxis ausgewei-
tet. Des Weiteren plant der Physiotherapeut,
eine zweite Schießhalle anzumieten, in der
die Clubmitglieder jederzeit und außerhalb
der allgemeinen Öffnungszeiten schießen
können. „Wir sind mit den Planungen am
Anfang, aber es gab schon sehr gute Ange-
bote“, so Andreas Laukert, der seine nächs-
ten beruflichen Ziele fest entschlossen, aber
mit der nötigen Portion Gelassenheit ins Au-
ge gefasst hat.
8 Praxisporträt
Dr. Eric Strathmann hatte schon immer ein
klares Ziel vor Augen: Seine Apotheke soll
in Sachen Gesundheit eine Art Leuchtturm-
funktion übernehmen. Vor vier Jahren über-
nahm der Bielefelder die Dorf-Apotheke in
Jöllenbeck, die sein Vater 1982 gegründet
hatte. Von Beginn an war es ihm ein be-
sonderes Anliegen, seine Kunden persönlich
und kompetent zu beraten. Dr. Strathmann
kennt seine Kunden und seine Kunden ken-
nen ihn. Der Apotheker setzt auf den Heimat-
bezug und verbindet diesen geschickt mit ei-
ner modernen Geschäftsphilosophie. Unter
www.dorfapotheke.de finden seine Kunden
stets Aktuelles und Wissenswertes zu den
unterschiedlichsten Gesundheitsthemen.
Der 35-Jährige baut auf die digitale Ent-
wicklung im Kundengeschäft. Er ist der erste
Apotheker in Ostwestfalen-Lippe, der das so
genannte „Gesundheitsterminal“ eines Han-
noveraner Unternehmens in seiner Apothe-
ke installiert hat. An dem Gerät stehen dem
Kunden ein Scanner, ein Lesegerät, zwei
kleine Kameras sowie ein Stift für die digi-
tale Signatur zur Verfügung. „Damit können
Versicherte ihre Arbeitsunfähigkeitsbeschei-
nigung einscannen und digital an Kranken-
kasse und Arbeitgeber schicken oder die
Daten auf ihrer Gesundheitskarte selbst än-
dern. Das spart Zeit und Papierkrieg“, ist Dr.
Strathmann überzeugt. Darüber hinaus sei
es möglich, über das Terminal einen Fach-
arzt zu suchen oder wichtige Dokumente zu
versenden.
Hightech in der Dorf-Apotheke // Tradition und Moderne – zwei Werte, die sich für den Apotheker Dr. Eric Strathmann
nicht ausschließen. Er führt die Dorf-Apotheke Jöllenbeck in zweiter Generation.
Für Versicherte der teilnehmenden Kran-
kenkassen und Kunden der Dorf-Apothe-
ke ist die Nutzung des Gesundheitstermi-
nals kostenlos. Das Angebot finanziert sich
über Werbung und Gesundheitskampagnen,
die über die Bildschirme des Terminals aus-
gestrahlt werden. Der Erfolg des Geschäfts-
modells, das sich derzeit noch im Aufbau
befindet, hängt maßgeblich davon ab, wie
viele Krankenversicherungen sich beteili-
gen, erklärt der Apotheker. „Da der Bedarf
an medizinischer Beratung enorm zunimmt,
ermöglichen wir unseren Kunden diesen zu-
sätzlichen Service“, berichtet der Bielefelder.
Auch an die kleinen Besucher hat die Dorf-
Apotheke gedacht. Ein neues, farbenfrohes
Spielterminal ist ein echter Blickfang und
bestens geeignet, damit sich die Kinder nicht
langweilen.
Für die Umsetzung seiner neuen Geschäfts-
ideen findet Dr. Strathmann kompetente
Beratung und Unterstützung bei Felix Jan-
cker, Betreuer Freie Berufe beim „Bankverein
Werther“ in Bielefeld. Er schätzt das Spezi-
alistenwissen des Kompetenzzentrums Freie
Berufe und den Gesprächspartner seines
Vertrauens in Bielefeld.
Um immer auf dem neuesten Stand zu sein,
tauscht sich der Apotheker regelmäßig mit
seinen Berufskollegen aus, sei es im Rah-
men der regionalen Apotheken-Kooperation
„Migasa“ oder bei Veranstaltungen wie der
Bielefelder Gesundheitsmesse „mobil und
fit“. Auf der Messe werden beispielsweise
Produkte und Dienstleistungen aus den Be-
reichen Medizin, Wellness, Fitness und Er-
nährung vorgestellt. „Wir haben damit den
regionalen Marktplatz für Gesundheit ge-
schaffen, auf dem die Aussteller unter-
schiedliche Möglichkeiten der Gesunderhal-
tung darstellen“, berichtet er. Aufgrund der
großen Resonanz soll die Messe übrigens im
Februar 2017 wiederholt werden.
Dr. Eric Strathmann erklärt Felix Jancker das Gesundheitsterminal
Interview 9
Herr Otte, Sie begleiten Ihre Kunden teilweise seit vielen Jah-
ren. Was hat sich in dieser Zeit verändert?
Gerd Otte // Unsere Region ist sehr ländlich geprägt. Im Kreis Höxter
spüren wir deutlich die Auswirkungen der demografischen Entwick-
lung. Dort leben immer mehr ältere Menschen.
Woran machen Sie das fest?
Gerd Otte // Insbesondere bei den Hausärzten ist der Anteil der
über 60-Jährigen besonders hoch. Viele haben Schwierigkeiten, ei-
nen Nachfolger zu finden. Dabei ist die Nachfrage auf dem Land groß
und die Region unterversorgt, da hier viele ältere Patienten betreut
werden müssen.
Wie können sich Heilberufler auf diese Entwicklung einstellen
beziehungsweise dieser entgegenwirken?
Gerd Otte // Eine große Möglichkeit sehe ich in den Zusammen-
schlüssen von Ärzten zu Kompetenzzentren. Daher ist es erfreulich,
dass die Kooperationsbereitschaft der Mediziner unterschiedlicher
Fachrichtungen in Versorgungszentren oder Gemeinschaftspraxen
zugenommen hat, beispielsweise in den Kliniken der Katholischen
Hospitalvereinigung Weser-Egge oder im Fachärztezentrum am
St. Ansgar-Krankenhaus. Der Anteil der niedergelassenen Allge-
meinmediziner nimmt in unserer Region jedoch leider ab.
// Auf dem Land fehlen Ärzte – daran konnte bisher auch das Engagement der Krankenkassen und
Kassenärztlichen Vereinigungen nicht viel ändern. Gerade dort haben viele Hausärzte heute
Schwierigkeiten, einen Nachfolger für ihre Praxis zu finden. Gerd Otte betreut seit 2003 Freiberufler im
Kreis Höxter und blickt auf 40 Jahre Berufserfahrung zurück. Er kennt die Bedenken und die Wünsche
seiner Kunden. Dabei steht für ihn vor allem der persönliche Kontakt im Fokus.
Persönlich und kompetent vor Ort
10 Interview
Was hält junge Mediziner davon ab, eine Praxis auf dem Land
zu übernehmen?
Gerd Otte // Die Gründe sind sehr vielfältig – der hohe bürokratische
Aufwand, eine schwache Infrastruktur oder aber einfach nur der
Wunsch nach einem urbanen Lebens- und Arbeitsumfeld. Sich mit
einer Praxis selbstständig zu machen, erscheint vielen als Hürde.
Dabei bietet gerade die Allgemeinmedizin sehr viele Vorteile.
Welche zum Beispiel?
Gerd Otte // Für junge Ärzte ist die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf sehr wichtig. Die hausärztliche Versorgung auf dem Land
bedeutet viel zeitliche Flexibilität und einen zuverlässig planbaren
Patientenstamm. Hinzu kommt auch, dass das Leben auf dem Land
gute und günstige Möglichkeiten zum Wohnen und Leben bietet.
Welche Unterschiede gibt es noch?
Gerd Otte // Die Lebensqualität und Zufriedenheit auf dem Land ist
deutlich größer als in den Großstädten. Auf dem Land kommt es eben
noch auf die zwischenmenschlichen Beziehungen an. Man kennt sich
und man hilft sich. Die Hilfsbereitschaft der Menschen erleichtert vor
allem Berufseinsteigern den Weg in die Selbstständigkeit.
Welche Leistungen bieten Sie Ihren Kunden?
Gerd Otte // Unser Ziel ist, jungen Ärzten die Niederlassung im länd-
lichen Bereich zu ermöglichen und ihnen die Sorge vor dem wirt-
schaftlichen Risiko zu nehmen. Ein erfolgreicher Arzt muss kein
studierter Betriebswirt sein. Wir bieten jungen Medizinern eine kon-
struktiv-kritische Beratung während der Gründungsphase und eine
Lösung für die Finanzierung, die auf ihre individuellen Bedürfnisse
und Rahmenbedingungen abgestimmt ist.
Was können die Kunden darüber hinaus erwarten?
Gerd Otte // Als Höxteraner kenne ich nicht nur die Menschen,
sondern auch die Region sehr gut und bin jederzeit für meine
Kunden erreichbar. Auf diese Weise lassen sich kleine, aber auch
diffizile Fragen schnell und unbürokratisch in einem persönlichen
Gespräch klären. Selbstverständlich stelle ich bei Bedarf auch gerne
den Kontakt zu den Netzwerkpartnern unserer Bank her.
Das klingt nach einer guten Beziehung, oder?
Gerd Otte // Als Genossenschaftsbank ist es uns ein besonderes
Anliegen, unsere Kunden bestmöglich zu unterstützen und bei allen
Finanzfragen zu begleiten. Und das möglichst ein Leben lang. Was
zählt, ist nicht das laufende Konto oder die Baufinanzierung, sondern
in erster Linie der persönliche Kontakt zum Kunden.
GERD OTTE
Betreuer Freie BerufeTelefon 05271 960-116gerd.otte@volksbank-phd.de
Pflegezusatzversicherungen – gut für Betroffene und Angehörige
// Die gute Nachricht: Die Deutschen
werden immer älter. Zurzeit sind vier
Millionen Menschen über 80. 2030 wer-
den es schon 6,4 Millionen und 2050 10,3
Millionen Menschen sein. Allerdings
steigen dadurch auch die Ausgaben für
die Pflege. Die gesetzliche Pflegever-
sicherung wird durch das Pflegestär-
kungsgesetz II zum 1. Januar 2017 auch
deshalb weitreichend reformiert.
Bisher orientierten sich die gültigen Bewer-
tungskriterien zur Festsetzung der Pflegestu-
fen an rein körperlichen, somatischen Ein-
schränkungen. Demenz-Erkrankungen waren
so gut wie gar nicht bewertbar, obwohl die-
se je nach Schweregrad eine extreme Pfle-
gebedürftigkeit verursachen können. Dabei
litten laut der Deutschen Alzheimer Gesell-
schaft e. V. im Jahr 2010 circa 1,5 Millionen
Menschen an Demenz, für 2050 prognosti-
ziert man über drei Millionen Demenzkranke
(vgl. Abb. 1).
Durch einen neuen, passgenaueren Pflege-
bedürftigkeitsbegriff fällt die bisherige Un-
terscheidung zwischen körperlich einge-
schränkten Pflegebedürftigen und psychisch/
kognitiven Beeinträchtigungen wie bei
Demenzkranken zukünftig weg. Und durch
ein neues Begutachtungsverfahren (Begut-
Finanzen 11
12 Finanzen
achtungs-Assessment) wird ab 2017 nicht
mehr der Minutenaufwand für bestimmte
Tätigkeiten, sondern die Selbstständigkeit
der Person, deren Aktivität in sechs pflege-
relevante Bereiche aufgesplittet ist, gemes-
sen. Also nicht, was man nicht mehr kann,
sondern was man noch in der Lage ist zu
tun, ist relevant. Unter anderem geht es dar-
um, wie umfassend die Beaufsichtigung und
Betreuung durch Pflegepersonal sein muss,
welche therapie- und krankheitsbedingten
Erfordernisse erfüllt werden müssen und
ob die Teilnahme an kulturellen und sozia-
len Aktivitäten möglich ist. Die bekannten
drei Pflegestufen verändern sich zukünftig in
fünf Pflegegrade mit Geld- und Sachleistun-
gen. Dadurch kann nun deutlich präziser auf
die Bedürfnisse der zu Pflegenden eingegan-
gen werden (vgl. Abb. 2).
Aber auch durch eine Bestandsschutzregel
werden Pflegebedürftige grundsätzlich bes-
ser gestellt. Es gilt: bisherige Pflegestufe der
Personen mit körperlichen Einschränkungen
plus 1, bei Einschränkungen mit beeinträch-
tigter Alltagskompetenz plus 2 ergibt den
neuen Pflegegrad. Wer also bisher in Pfle-
gestufe 1 ist, wird ab 2017 Pflegegrad 2 er-
halten. Somit werden viele Patienten auch fi-
nanziell besser gestellt sein.
Aber reicht das aus? Die Leistungen der Pfle-
geversicherung waren auch in der Vergan-
genheit wegen der hohen Kosten oft nicht
ausreichend. Die durchschnittlichen statio-
nären Pflegekosten in Pflegestufe 2 betra-
gen monatlich circa 3.160 Euro bei Leistun-
gen der gesetzlichen Pflegeversicherung von
1.330 Euro monatlich.
JahrGeschätzte Anzahl
von über 65-Jährigen in Millionen
Geschätzte Krankenzahl
2010 16,8 1.450.000
2020 18,7 1.820.000
2030 22,3 2.150.000
2040 23,9 2.580.000
2050 23,4 3.020.000
Quelle: www.deutsche-alzheimer.de
Abb. 1
Pflegegrade Eigenanteil
Hauptleistungsbeträgeim PSG II in Euro
PG 1 PG 2 PG 3 PG 4 PG 5
Geldleistung ambulant 316 545 728 901
Sachleistung ambulant 689 1.298 1.612 1.995
Entlastungsbetrag ambulant (zweckgebunden)
125 125 125 125 125
Leistungsbetrag vollstationär 125 770 1.262 1.775 2.005
Bundesdurchschnittlicher pflegebedingter Eigenanteil (einheitlich für PG2 bis PG5)
580 580 580 580
Quelle: Das Pflegestärkungsgesetz II, Das Wichtigste im Überblick, BMG, Januar 2016
Abb. 2
Beispielrechnung Pflegekosten
Pflegestufe 1 2 3
Ø Pflegekosten inkl. Unterkunft/ Verpflegung und Investitionskosten
2.625,00 3.160,00 3.715,00
Leistungen bei vollstationärer Pflege(§ 43 SGB XI) monatlich
1.064,00 1.330,00 1.612,00
Monatlicher Fehlbetrag (Euro) -1.561,00 -1.830,00 -2.103,00
Abb. 3
Finanzen 13
Einem Rentner, der beispielsweise vollstatio-
när in Pflegestufe 2 untergebracht wird, hat
weitere Kosten von monatlich 1.830 Euro
zu tragen. Unterstellt man eine monatliche
Durchschnittsrente für besonders langjäh-
rig versicherte Männer von 1.044 Euro und
keine weiteren Einnahmen, muss wegen der
weiteren Differenz Pflegewohngeld bean-
tragt werden. Ein monatliches Taschengeld
von circa 100 Euro verbleibt dann für den
gesamten Monat. Diese Konsequenzen sind
oftmals gar nicht bekannt, sodass der Schock
groß ist, wenn der Fall eintrifft. In einigen Fäl-
len kommt es auch zu einer Forderung des
Sozialamtes gegenüber den nahen Angehö-
rigen. Es gilt: Kinder haften grundsätzlich für
die Kostenübernahme der Eltern, wenn diese
nicht zahlen können (vgl. Abb. 3).
Doch das muss nicht sein. Die Versicherungs-
wirtschaft hat mit Pflegezusatzversicherun-
gen eine sinnvolle Ergänzung zur Liquiditäts-
steigerung im Pflegefall geschaffen.
Pflegerentenversicherungen sind für alle
diejenigen interessant, die gesund sind und
unabhängig von ambulanten oder statio-
nären Pflegegeldern Leistungen bekommen
möchten. In aller Regel findet eine Gesund-
heitsprüfung durch den Versicherer statt. Die
Auszahlungen sind frei verfügbar.
Die Pflegetagegeldversicherung ist ein
Risikoschutz, bei der ein festes Tagegeld pro
Pflegestufe vereinbart wird. Die Beiträge
werden nicht angespart. Interessant ist sie
für alle Personen zwischen dem 18. und 55.
Lebensjahr, die gesund sind.
Aufgrund der gesetzlichen Änderungen und
der damit verbundenen Auswirkungen auf
die Versicherungsbedingungen der privaten
Krankenversicherer sollte man bei einem Ab-
schluss in diesem Jahr darauf achten, dass ei-
ne Umstellungsgarantie ausgesprochen wird
und der Versicherungsschutz in jedem Fall
greift.
Der Markt bietet in diesem Bereich interes-
sante Konzepte, die ein spezialisierter Versi-
cherungsmakler im Rahmen einer individu-
ellen Bedarfsanalyse an die Anforderungen
des Kunden kosten- und qualitätsbewusst
anpassen kann.
Fazit: Die Absicherung des Pflegefallrisikos
ist mehr als eine empfehlenswerte Option
zur Absicherung des Ruhestands. Gerne be-
rät Sie dazu unser OWL Vorsorge und Versi-
cherungsservice GmbH.
Welche Arten der Pflegezusatzversiche-
rung gibt es?
Die Grundidee ist, das offene Kostenrisiko ei-
ner Pflege über Pflegezusatzversicherungen
abzusichern. Zu unterscheiden sind Pflege-
Bahr mit staatlicher Förderung von 60 Euro
pro Jahr und Annahmezwang trotz Erkran-
kungen, Pflegerentenversicherungen mit frei
verfügbarer Leistung und Pflegetagegeldver-
sicherungen als Risikoschutz. Die Produkte
unterscheiden sich in den Leistungen und
den Beiträgen. Eine beliebte Variante ist die
Pflegetagegeldversicherung.
PflegeBahr bietet eine Pflegetagegeldver-
sicherung und ist auf Grund des Kontra-
hierungszwangs, also der gesetzlichen Ver-
pflichtung der Aufnahme in den Tarif, für
alle interessant, die Vorerkrankungen haben.
Auch ein höheres Eintrittsalter stellt kein Pro-
blem dar.
Die OWL Vorsorge und Versicherungsservice GmbH ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft
der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold und bietet als Versicherungsmakler unabhängiges und
qualitativ hochwertiges Know-how.
Die Spezialisten bieten ihren Kunden mittels qualitätsgesicherter, computergestützter Hilfsmittel
einen umfassenden Finanzplanungsprozess mit folgenden Aspekten an:
• vollständige Ruhestandsplanung nach Steuer
• Versorgungsstatus
• Vermögensstrukturanalyse
• Schichtenvergleich nach Produkten usw.
Rathausplatz 7, 33098 Paderborn, www.owlvv.de
WOLF-DIETER JORDAN
Geschäftsführer OWL Vorsorge und Versicherungsservice GmbHBetriebswirt für Betriebliche Altersversorgung (FH) Telefon 05251 294-485 jordan@owlvv.de
14 Finanzen
Dr. Yellen oder wie wir lernten, die Schulden zu lieben
// WIE VIELE SCHULDEN VERTRÄGT DIE WELTWIRTSCHAFT? DIESE FRAGE
DRÄNGT SICH BEI DER ANALYSE DER SCHULDENENTWICKLUNG VON
STAATEN UND PRIVATEM SEKTOR AUF. GLOBAL BETRACHTET IST IN DEN
LETZTEN JAHREN SOWOHL DIE STAATSVERSCHULDUNG ALS AUCH DIE
PRIVATE VERSCHULDUNG ANGESTIEGEN.
Staatsverschuldung in den G7-Ländern
Bei näherer Betrachtung gab es einen Anstieg der staatlichen Ver-
schuldung allerdings nur in den Industrieländern und nicht in den so
genannten Schwellenländern (Emerging Markets). Auslöser für die-
60,5
88,6
67,4
94,2
66,574,7
64,4
95 102,5
132,1
42,5
89,4
63,6
104,8
186
247
68,581,3
CAN*JPUSAUKITFRDEEWUEU
20062014
Quelle: AMECO-Datenbank EU-Kommission
*Kanada: Daten für 2006 und 2009
SCHULDENSTAND DER STAATEN
(in % des BIP)
Quelle: BIZ, DZ BANK AG (Daten für Top-15-Schwellen- und Industrieländer)
KREDITE AN DEN STAAT
(in % des BIP)
120
100
80
60
40
20
0
0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
IndustrieländerEmerging Markets
sen Anstieg war der starke Wirtschaftseinbruch 2007/2008. Als Re-
aktion darauf hatten die Staaten sowohl klassische Konjunkturpro-
gramme als auch Bankenrettungsprogramme aufgelegt, die durch
neue Kreditaufnahmen finanziert wurden.
Finanzen 15
Schuldentragfähigkeit der Staaten
So ist die Staatsverschuldung in den G7-Ländern von etwa 80
Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Jahr 2007 bis zum
Jahr 2011 auf rund 120 Prozent gestiegen. Seitdem hat sie sich auf
diesem Niveau stabilisiert. Die Entwicklung in den G7-Ländern war
zwar nicht völlig einheitlich, aber die Staatsverschuldung ist in allen
G7-Ländern angestiegen. Im Unterschied dazu hat sie sich in den
Schwellenländern im selben Zeitraum nicht nennenswert verändert.
Grundsätzlich sind Schulden nichts Schlechtes. Ab einer bestimmten
Höhe können Schulden jedoch destabilisierend wirken. Die Frage ist
nun, ob der starke Anstieg der Verschuldung bereits eine destabilisie-
rende Wirkung auf die Länder ausübt.
Bedeutung der Zinslast
Von einer Destabilisierung müsste gesprochen werden, wenn die Zins-
ausgaben der Länder stark ansteigen und damit ihr finanzpolitischer
Handlungsspielraum merklich eingeschränkt wird. Fakt ist aber, dass
die Zinsausgaben (gemessen in Prozent des BIP) mit Ausnahme von
Italien so gut wie nicht gestiegen sind. In einigen Ländern, darun-
ter Deutschland, haben sie sich sogar trotz steigender Schuldenstän-
de spürbar verringert, da die Zinssätze, die die Staaten zahlen müs-
sen, gefallen sind.
Ist also durch den Rückgang der Zinssätze die Schuldentragfähigkeit
der Länder angestiegen, sodass eine steigende Staatsverschuldung
kein Risiko für die Stabilität darstellt? Und wie verhält es sich, wenn
die Zinssätze einmal wieder ansteigen?
Die Höhe der Zinsen wird im Wesentlichen bestimmt von den Zen-
tralbanken sowie den Risikoprämien, die Kapitalanleger einfordern.
Letztere waren während der Staatsschuldenkrise stark auseinander-
gelaufen. Für einzelne Euroländer war die Risikoprämie so stark an-
gestiegen, dass diese sich an den Märkten nicht mehr refinanzieren
konnten. Nur die eingeführten Rettungsprogramme und das beherz-
te Eingreifen der EZB konnten einen Zahlungsausfall verhindern. Für
andere Länder, darunter Deutschland, sanken dagegen die geforder-
ten Risikoprämien.
Einfluss der Geldpolitik auf die Zinslast
Seitdem die EZB nun Staatsanleihen aufkauft, sind die Risikoprämien
für alle Euroländer wieder deutlich gesunken und bewegen sich auf
niedrigen Niveaus seitwärts. Ähnliche Liquiditätsprogramme gab es
auch in den USA, in Großbritannien und Japan und sie haben auch
dort zu einem Rückgang der Risikoprämien beigetragen.
Die zentrale Bestimmungsgröße von Zinsen und Renditen ist jedoch
die Politik der Notenbanken, das heißt, das von ihnen gesetzte
Niveau der Leitzinsen. In den letzten Jahren haben die Notenbanken
die Leitzinsen sehr stark gesenkt. Seit 2008 liegen sie fast überall
nahe Null. Entsprechend haben sich auch die Geldmarktsätze
und die Renditen deutlich nach unten bewegt. Die zusätzlichen
Liquiditätsmaßnahmen der Notenbanken (Quantitative Easing = QE)
haben den Rückgang der Risikoprämien weiter verstärkt.
Verschuldung Privatsektor
Die extrem niedrigen Notenbankzinsen erleichtern es nicht nur Staa-
ten, sich zu finanzieren. Auch Unternehmen und private Haushalte –
der so genannte „nicht-finanzielle Privatsektor“ – können sich güns-
tiger verschulden. Unternehmen spüren die höhere Risikobereitschaft
der Investoren unmittelbar, da risikolose Anlagen kaum noch aus-
kömmliche Renditen einbringen. Dieses positive Umfeld wurde so-
wohl von Unternehmen als auch von Privathaushalten entsprechend
genutzt. Global ist die Verschuldung des nicht-finanziellen Privatsek-
tors in den letzten Jahren ebenfalls gestiegen.
Quelle: AMECO-Datenbank EU-Kommission
*Kanada: Daten für 2006 und 2010
ZINSBELASTUNG DER STAATEN
(in % des BIP)2006
2014
CAN*JPUSAUKITFRDEEWUEU
2,5
4,7
3,5
2,01,7
2,7
1,8
3,6
2,6 2,52,8
2,6 2,7
2,2
4,4
2,0
3,7
4,2
16 Finanzen
Differenziert man nach Industrieländern und Schwellenländern, dann
wird allerdings sichtbar, dass der Anstieg der privaten Verschuldung
in den Schwellenländern wesentlich stärker war als in den Indus-
trieländern. Hier fand teilweise sogar ein Abbau der zuvor kräftig
aufgebauten privaten Verschuldung statt. Dies ist gleichsam das Spie-
gelbild der Entwicklung der staatlichen Verschuldung, die in den In-
dustrieländern wesentlich stärker angestiegen ist als in den Emer-
ging Markets.
Fazit: Schulden global gestiegen
Summa summarum sind die Schulden global deutlich gestiegen. Die
äußerst niedrigen Notenbankzinsen haben es für Staaten, Unterneh-
men und private Haushalte wesentlich leichter gemacht, sich zu ver-
schulden. Und die drei Sektoren haben dies auch genutzt, um oh-
ne nennenswerten Anstieg der Zinsbelastung ihre Verschuldung zum
Teil kräftig zu erhöhen.
Schuldentragfähigkeit hängt elementar von
Zinsbelastung ab
Welches Niveau an Gesamtverschuldung die Weltwirtschaft verträgt,
hängt im Wesentlichen von der Zinsbelastung ab. Der Anstieg der
Verschuldung, den letztendlich die Notenbanken ermöglicht haben,
war für die Stabilisierung der Weltwirtschaft äußerst hilfreich. Jedoch
ist auch klar, dass mit steigenden Zinsen die Schuldentragfähigkeit
der Staaten und Unternehmen wieder fällt. Strukturell schwächere
Länder und Unternehmen würden bei einem steigenden Zinsniveau
in Schwierigkeiten kommen. Sollten die Investoren dann auch wieder
höhere Risikoprämien verlangen, würde dies zu einem zusätzlichen
Anstieg der Zinsbelastung führen.
Dilemma der Notenbanken
Diese Überlegungen verdeutlichen das Dilemma der Notenbanken.
Die amerikanische Notenbank spricht nun schon seit mehr als einem
Jahr ernsthaft über Zinsanhebungen. Ein ähnliches Muster ist bei der
Bank of England zu beobachten. Das Zögern der großen Notenban-
ken dürfte größtenteils auf die Sorge zurückzuführen sein, dass Zins-
anhebungen die Schuldentragfähigkeit der Wirtschaft belasten.
Zinserhöhung birgt Risiken für Wirtschaftswachstum
Aber ist es tatsächlich so, dass die Zinsen, nachdem sie historische
Tiefststände erreicht haben, sogleich wieder steigen müssen? Rich-
tig ist, dass eine zu lange durchgehaltene Niedrigzinspolitik Gefahren
bergen kann. Wenn die Inflationsentwicklung sich dann doch schnel-
ler als erwartet beschleunigt, wäre es nicht mehr mit kleinen Zins-
schritten getan, sondern es müsste mit kräftigen Zinsanhebungen
gegengehalten werden, die unvermeidlich eine stärkere Abkühlung
der Weltwirtschaft auslösen könnten.
180
160
140
120
100
80
600 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Industrieländer
Emerging Markets
KREDITE AN NICHT-FINANZIELLEN PRIVATSEKTOR
(in % des BIP)
Quelle: Datastream, DZ BANK AG
Finanzen 17
Entwicklung der Inflation entscheidend
Die wesentliche Frage ist, wie wahrscheinlich eine solche Inflations-
beschleunigung ist. Zurzeit ist die Inflation – bedingt vor allem durch
den Ölpreis – fast überall niedrig. Das Wirtschaftswachstum und die
Lohnentwicklung deuten ebenfalls nicht auf eine schnelle und nach-
haltige Inflationsbeschleunigung hin. Insofern sollten die Notenban-
ken sich nicht gezwungen fühlen, mit einem deutlichen Zinsanhe-
bungszyklus zu beginnen.
Solange die Inflation nicht wesentlich über die Inflationsziele der No-
tenbanken steigt – in der Regel in der Nähe von zwei Prozent – ist es
durchaus vertretbar, sehr zurückhaltend mit Zinsanhebungen zu blei-
ben. Die Hoffnung scheint zu sein, dass die weltweite Schuldenlast
durch eine maßvolle Inflation langsam (real) abgebaut wird. Sollte die
Lohnentwicklung weiter so moderat wie in den vergangenen Jahren
bleiben, erwarten wir, dass ein plötzlicher und starker Anstieg der In-
flationsraten ausbleibt. Insofern müsste dieses Risiko keine Priorität in
den Überlegungen der Notenbank haben.
Ausblick: Zinsniveau bleibt voraussichtlich niedrig
Damit gewinnt ein Szenario zunehmend an Bedeutung: Die Noten-
banken könnten auch in den kommenden Jahren die Zinsen auf ei-
nem sehr niedrigen Niveau belassen beziehungsweise mögliche
Zinsanhebungen sehr langsam und flach vornehmen. Diese Noten-
bankpolitik könnte bis zum Ende des laufenden Zyklus durchgehalten
werden. Dies würde bedeuten, dass eine Normalisierung des Zinsni-
veaus erst ab 2020 vollzogen würde. Danach, im nächsten Wachs-
tumszyklus, könnte die Notenbankpolitik wieder zu einer normalen,
„lehrbuchmäßigen“ Zinspolitik zurückkehren.
KARSTEN POHL
Direktor und Leiter Private Banking der Volksbank Paderborn-Höxter-DetmoldTelefon 05251 294-410 karsten.pohl@volksbank-phd.de
Industrieländer
Emerging Markets
Dies ist zwar noch nicht sicher, jedoch wird dieses Szenario immer
wahrscheinlicher. Für die Notenbanken wäre eine solche Politik eine
Gratwanderung. Einerseits ist die Gefahr einer schnellen Inflationsbe-
schleunigung niemals vollständig zu leugnen und damit die Gefahr,
dass die notwendigen starken Gegenmaßnahmen die Weltwirtschaft
abermals destabilisieren könnten. Andererseits, wenn die Notenban-
ken diese Politik erfolgreich umsetzen, hätten wir die Möglichkeit,
die in der Wirtschaftskrise entstandenen Ungleichgewichte langsam
abzubauen und mit einer gesünderen Wirtschaftsstruktur den nächs-
ten Aufschwung zu beginnen.
Letztendlich wird der Kapitalanleger somit noch lange Zeit auf einen
auskömmlichen „risikolosen“ Zins verzichten müssen.
18 Praxiswissen
VERSORGUNG VON FLÜCHTLINGEN –
WAS GIBT ES ZU BEACHTEN?
// Auch Nordrhein-Westfalen ist mit einer steigenden Zahl an Flüchtlingen konfrontiert, von denen viele
auf medizinische Hilfe angewiesen sind. Statt einer bundesweiten Regelung der Gesundheitsversorgung
gibt es in den einzelnen Bundesländern zum Teil sehr unterschiedliche Lösungen. Mit der Einführung der
elektronischen Gesundheitskarte (eGK) für Flüchtlinge 2016 erprobt Nordrhein-Westfalen, wie eine bun-
desweite Lösung aussehen könnte.
Praxiswissen 19
Deutschland steht nicht nur vor großen logistischen Herausforde-
rungen bei der Unterbringung von Flüchtlingen, auch deren medi-
zinische Versorgung ist problematisch. In den Flüchtlingslagern sind
neben Mangelerkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Wund-
heilstörungen und kariösen Zähnen insbesondere posttraumatische
Belastungsstörungen, bedingt durch Krieg, Folter, Vergewaltigungen
und Entbehrungen, an der Tagesordnung. Oft verfügen die Ankom-
menden über keine oder nur unvollständige Impfungen und chro-
nisch Kranke leiden unter einer Verschlimmerung ihres Zustandes. Ei-
ne Studie unter syrischen Flüchtlingskindern kommt beispielsweise
zu dem Ergebnis, dass über 80 Prozent der minderjährigen Flüchtlin-
ge an einer körperlichen Krankheit leiden. Bei zehn Prozent besteht
akuter Behandlungsbedarf. 22 Prozent sind von einer posttraumati-
schen Belastungsstörung und 16 Prozent von einer Anpassungsstö-
rung betroffen.
Angesichts des großen Versorgungsbedarfs der Flüchtlinge ist die ih-
nen von Amts wegen zustehende medizinische Versorgung oft nicht
ausreichend. Seit März 2015 erhalten Flüchtlinge mit Aufenthalts-
gestattung oder Duldung zwar bereits nach 15 Monaten (zuvor 48
Monate) eine Versichertenkarte der Krankenkasse ihrer Wahl, proble-
matisch ist jedoch die Versorgung der neu eintreffenden Menschen.
Grundsätzlich besteht im Rahmen ihres Asylverfahrens das Recht auf
eine Erstuntersuchung. Sofern sich die Asylsuchenden noch in der
Ersteinrichtung oder Notunterkunft aufhalten, obliegt die Versor-
gung den zuständigen Landesbehörden beziehungsweise deren zu-
ständigen Stellen und wird durch Amtsärzte oder durch von den Be-
hörden beauftragte Ärzte übernommen (in Nordrhein-Westfalen gibt
es dafür einen Vertrag zwischen dem Land und den Kassenärztlichen
Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe). Sobald die Flüchtlin-
ge auf die Kommunen aufgeteilt sind, fällt die medizinische Versor-
Leistungsbereiche Erläuterung
Akutbehandlung einschließlich Facharztüberweisung
} Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzustände einschließlich der dazu notwendigen Versorgung mit Arznei- und Verbandsmitteln (keine Zuzahlungspflicht bei Arzneimitteln)
} Behandlung chronischer Krankheitsverläufe, soweit diese aus ärztlicher Sicht erforderlich ist
} Überweisung zu Fachärzten (Nutzung der üblichen Überweisungsformulare)
} Versorgung mit Zahnersatz nur dann, soweit dies im Einzelfall aus medizinischen Gründen unaufschiebbar ist
Vorsorgeleistungen und Impfungen } Vorsorgeuntersuchungen und Standard-Schutzimpfungen bei Kindern
} Schutzimpfungen nach STIKO-Empfehlung einschließlich Influenza- und Hepatitisimpfungen bei Erwachsenen (ohne Grunderkrankung)
Leistungen für Schwangere und Wöchnerinnen
} Ärztliche und pflegerische Hilfe und Betreuung, Hebammenhilfe sowie Arznei-, Verband- und Heilmittel entsprechend den Bestimmungen der gesetzlichen Regelversorgung
Weitere Leistungen nur mit Beantragung und Genehmigung durch den Sozialhilfeträger!
} Krankenhaus-Einweisungen (Ausnahme Notfälle)
} Weitergehende medizinische Versorgung und ggf. Psychotherapie bei Personen mit „besonderen Bedürfnissen“ (z. B. nach psychischer oder physischer schwerer Gewalt, wie u. a. Folter, Vergewaltigung)
} Verordnung von Heil- und Hilfsmitteln (außer bei Schwangeren, siehe oben)
*Bei offenen Fragen sollte die Abrechnungsberatung der KVN / KV WL in Anspruch genommen werden. Quelle: AsylbLG; SGB V
LEISTUNGEN IM RAHMEN DER GESUNDHEITSVERSORGUNG VON FLÜCHTLINGEN IN NRW
nach dem AsylbLG in Verbindung mit dem SGB V)*
20 Praxiswissen
gung in den Zuständigkeitsbereich der Sozialämter und in den Leis-
tungsbereich der Vertragsärzte. Das Asylbewerberleistungsgesetz
(AsylbLG) regelt dabei die weitere Versorgung.
Je nach Bundesland gelten jedoch unterschiedliche Vorschriften be-
ziehungsweise Auslegungen bezüglich Leistungsumfang und Ab-
rechnungsverfahren. In Nordrhein-Westfalen ist die Ausstellung eines
Behandlungsscheins notwendig, den die Flüchtlinge beim zuständi-
gen Sozialamt der betreffenden Kommune beantragen müssen (Aus-
nahme: Notfallbehandlung). Die Abrechnung und Vergütung der am-
bulanten ärztlichen Leistungen erfolgt aufgrund des geschlossenen
Rahmenvertrages zwischen beiden Kassenärztlichen Vereinigungen
in NRW und dem Städte- und Gemeindebund. Der Einheitliche Be-
wertungsmaßstab (EBM) in seiner jeweils aktuellen Fassung bildet da-
für die Vergütungsgrundlage. Bei der Behandlung eines Asylbewer-
bers in der Praxis sollte Folgendes berücksichtigt werden:
• die Überprüfung der Anspruchsberechtigung durch Vorlage des
Originalbehandlungsausweises der zuständigen Asylstelle durch
den Patienten.
• die Beachtung der auf dem Ausweis genannten Einschränkungen
der Asylstelle, wie etwa die Gültigkeitsdauer betreffend (Einschrän-
kungen sind grundsätzlich auch auf die Überweisungsscheine zu
übertragen).
Mit der Einführung der eGK für Flüchtlinge im Jahr 2016 wird in Nord-
rhein-Westfalen jedoch eine einheitliche Regelung der Gesundheits-
versorgung erprobt. Im August 2015 wurde zwischen dem Land und
den Verantwortlichen der Krankenkassen eine Rahmenvereinbarung
zur Übernahme der Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge gegen
Kostenerstattung nach dem AsylbLG in Verbindung mit dem Sozi-
algesetzbuch V (SGB V) unterzeichnet. Jede Gemeinde kann eigen-
verantwortlich entscheiden, ob sie eine eGK (mit Statusmerkmal „9“
im Element „Besondere Personengruppe“) herausgibt und somit die
Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge insgesamt in die Hand einer
Krankenkasse gibt oder den bisherigen Abrechnungsweg beibehält.
Die Kassen erhalten für den Verwaltungsaufwand acht Prozent der
Leistungsausgaben (mindestens jedoch zehn Euro/Monat/Person).
Bei Teilnahme an der Rahmenvereinbarung haben Asylsuchende,
welche bereits den Gemeinden zugewiesen wurden, die Möglich-
keit, bei akuten Erkrankungen direkt eine Arztpraxis aufzusuchen.
Das bisherige Genehmigungsprozedere bei den Behörden muss nicht
mehr durchlaufen werden. Dabei sieht die NRW-Rahmenvereinba-
rung vor, dass Asylbewerber annähernd den gleichen Leistungsan-
spruch haben wie GKV-Versicherte. Ausgenommen sind folgende
Leistungen: Vorsorgekuren, Neuversorgung mit Zahnersatz (inklusive
Gewährleistung), Haushaltshilfe (nach den Regelungen des SGB V),
künstliche Befruchtung, Sterilisation, strukturierte Behandlungs-
programme bei chronischen Krankheiten (DMP-Programme) sowie
die mit der jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigung geschlossenen
Sonderverträge (davon ausgenommen sind die Onkologie- sowie
Impfvereinbarung).
Bei der Verordnung von Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfsmittel fal-
len keine Zuzahlungen an (Ausnahme: nicht verschreibungspflichtige
Arzneimittel). Die Abrechnung der Leistungen erfolgt auch hier mit
der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und Westfalen-Lippe ex-
trabudgetär nach EBM wie gewohnt auf elektronischem Wege. Die
Leistungen werden von den Gemeinden bezahlt. Aktuell beteiligen
sich zwölf Krankenkassen und 20 Gemeinden an der Rahmenverein-
barung des Landes NRW. Unter den teilnehmenden Gemeinden be-
finden sich auch große Städte wie Köln und Düsseldorf, weshalb die-
se etwa ein Fünftel der Bevölkerung im Flächenland repräsentieren.
Das bürokratische Verfahren sowie die auf einen Mindestumfang re-
duzierte medizinische Versorgung von Asylsuchenden standen be-
reits vor Ankunft der großen Flüchtlingsströme in der Kritik. Trotzdem
konnten sich Bund und Länder im Rahmen des 2015 beschlossenen
Asyl-Beschleunigungsgesetzes nicht auf eine bundesweit einheitliche
Regelung zur Einführung der eGK für Flüchtlinge einigen. Meinungen
von Experten zufolge entspricht nur dies einem menschenwürdigen
Umgang mit Flüchtlingen und sei zudem ein erster wichtiger Schritt,
um Bürokratie abzubauen und Kosten zu vermeiden. So kam eine
vor kurzem publizierte Studie zweier Wissenschaftler des Universi-
tätsklinikums Heidelberg und der Universität Bielefeld (vgl. http://bit.
ly/1QnAxto) zu dem Ergebnis, dass ein direkter Zugang von Asylsu-
chenden zur hausärztlichen Versorgung ohne bürokratische Hürden
und ohne Leistungseinschränkungen weitaus kostengünstiger ist als
das bisherige Verfahren. Grund ist, dass infolge des restriktiven und
bürokratischen Verfahrens nach dem AsylbLG dringend notwendige
Behandlungen aufgeschoben werden und sich auf diese Weise die
Behandlungskosten in späteren Jahren stark erhöhen. Der Studie zu-
folge hätte der Bund innerhalb der letzten zwei Dekaden bei einer so-
fortigen Aushändigung einer Versichertenkarte an die Asylsuchenden
Einsparungen in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro erzielen können.
Praxiswissen 21
WESTFALEN-LIPPE
NETZFÖRDERUNG MACHT SICH BEZAHLT
// IN WESTFALEN-LIPPE GILT DIE NETZFÖRDERUNG BEREITS SEIT
LANGEM ALS VORBILDLICH. VOR KURZEM HABEN ZWEI ÄRZTENETZE
EINE ANERKENNUNG DURCH DIE KASSENÄRZTLICHE VEREINIGUNG
NACH STUFE 1 DER NETZFÖRDERRICHTLINIE ERHALTEN. DURCH DAS
GKV-VERSORGUNGSSTÄRKUNGSGESETZ IST DAMIT ZU RECHNEN,
DASS SICH DIESE KOOPERATIONSFORM IN DEN KOMMENDEN
JAHREN WEITER DURCHSETZEN WIRD.
22 Praxiswissen
Um die künftige medizinische Versorgung auf hohem Qualitätsniveau
sicherstellen zu können, müssen die Prozesse verändert werden. Bei
knappen Ressourcen und gleichzeitig steigenden Anforderungen
bleibt vor allem die Möglichkeit, die Organisationsstruktur der Ange-
bote und Leistungen zu optimieren, das heißt effizienter, transparen-
ter und flexibler zu gestalten. Eine zentrale Option bildet dafür der
Übergang zu größeren Einheiten sowie veränderten Betriebsformen
wie beispielsweise Ärztenetzen.
Gerade in unterversorgten Gebieten – insbesondere unter Mitwir-
kung von Hausärzten und gegebenenfalls in Kooperation mit den
dortigen Krankenhäusern – können diese einen wichtigen Beitrag zur
Sicherung der Versorgung leisten. In den Netzen können innovative
Versorgungsmodelle entwickelt und erprobt werden, die optimal auf
die regionalen Gegebenheiten abgestimmt sind und bei Erfolg auch
in die Regelversorgung übernommen werden können. Aber auch für
die Mediziner selbst ergeben sich durch die Mitgliedschaft im Netz
viele Vorteile, die sich von der Möglichkeit des fachlichen Austauschs
mit den Kollegen über neue Honorarmöglichkeiten bis hin zu deutlich
verbesserten Chancen bezüglich einer erfolgreichen Praxisabgabe
erstrecken.
In Westfalen-Lippe gilt die Netzförderung als vorbildlich. Eine Richt-
linie nach § 87b SGB V wurde bereits 2013 auf den Weg gebracht.
Mittlerweile sind 15 Netze anerkannt und werden gefördert. Die
Unterstützung erfolgt in Form regionaler Strukturanalysen, von Be-
ratungsleistungen, Vertragsverhandlungen mit den Krankenkas-
sen, Gesprächen mit politischen und anderen Entscheidungsträ-
gern, der Zertifizierung sowie der gemeinsamen Entwicklung von
Versorgungsprogrammen.
Aber auch die Krankenkassen haben das Potenzial dieser Zusam-
menschlüsse erkannt und stellten für 2015 deutschlandweit einmalig
zweckgebundene Mittel in Höhe von fünf Millionen Euro zur Verfü-
gung (außerhalb der Gesamtvergütung). Davon wurden elf beson-
ders innovative Netzprojekte (beispielsweise zu den Themen „de-
zentrale elektronische Patientenakte“, „elektronische Arztvisite im
Pflegeheim“, „individualisiertes Stressmanagement“) mit insgesamt
zweieinhalb Millionen Euro gefördert. Für das Jahr 2016 wird wie-
der mit einem vergleichbaren Entgegenkommen der Krankenkassen
gerechnet.
Im Februar 2015 haben die beiden in Westfalen-Lippe ansässigen
Ärztenetze „MuM – Medizin und Mehr eG (MuM)“ und „Gesund-
heitsregion Siegerland (GRS)“ eine Anerkennung durch die KV WL
nach Stufe 1 der Netzförderrichtlinie erhalten (siehe Tabelle S. 23).
Die Anerkennung nach Stufe 1 erfordert die Einhaltung verschärf-
ter Kriterien bei den Versorgungszielen „Patientenzentrierung“, „ko-
operative Berufsausübung“ und „verbesserte Effizienz/Prozessopti-
mierung“. Seit dem Jahr 2014 haben sich die beiden Ärztenetze, die
bereits hinsichtlich der Anerkennung nach der Basisstufe zu den Pio-
nieren in Deutschland zählten, intensiv weiterentwickelt. Damit gibt
es bundesweit fünf Ärztenetze, die den Sprung über die Basisstufe
geschafft haben. Neben „MuM“ und „GRS“ zählt auch das „Leip-
ziger Gesundheitsnetz“ zu den Netzen mit einer Anerkennung nach
Stufe 1. Das Netz „Gesundes Kinzigtal“ in Baden-Württemberg ver-
fügt als bundesweit erstes Netz sogar über eine Anerkennung nach
Stufe 2.
Die gesetzliche Entwicklung der letzten Jahre geht in eine eindeuti-
ge Richtung. Vernetzte Strukturen werden immer häufiger gefördert
und im Gesetz verankert. Auch das 2015 verabschiedete GKV-Versor-
gungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) bietet Ansätze für eine Stärkung
von Ärztenetzen. In Bezug auf Selektivverträge zum Beispiel setzt die
Politik mit dem Gesetzentwurf ein Zeichen hin zur Entbürokratisie-
rung und Vereinfachung. Die Kassen können zukünftig Verträge ab-
schließen, ohne diese beim Bundesversicherungsamt vorzeigen zu
müssen. Ebenso muss die Wirtschaftlichkeit von Verträgen zukünftig
erst nach vier Jahren nachgewiesen werden. Das GKV-VSG sieht au-
ßerdem eine Erweiterung der Förderung von innovativen und sekto-
renübergreifenden Versorgungsformen vor. Ein Innovationsfonds mit
300 Millionen Euro stellt 225 Millionen Euro für Versorgungsleistun-
gen zur Verfügung, die über die Regelversorgung hinausgehen (75
Millionen Euro für Versorgungsforschung). Antragsberechtigt sind
auch Ärztenetze.
Neben dem GKV-VSG könnten Ärztenetze auf den zweiten Blick
auch von weiteren Vorhaben der Regierung wie beispielsweise dem
E-Health-Gesetz profitieren. Von der geplanten Förderung elektroni-
scher Entlassbriefe wie auch generell von E-Arztbriefen werden Netz-
ärzte eher profitieren als andere Ärzte, da diese in den meisten Fäl-
len bereits über Strukturen für die IT-Vernetzung verfügen. Auch im
Bereich der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung sind Ärz-
tenetze dazu prädestiniert, entsprechende Kooperationen einzuge-
hen und somit Zugriff auf unbudgetierte Mittel für die Behandlung
schwerstkranker Patienten zu erhalten.
Die Arbeit in Arztnetzen wird in den kommenden Jahren daher viele
Chancen bieten. Dennoch haben die Netze noch einige Wünsche auf
ihrer Liste offen. Zwar sieht das neue GKV-VSG zum Beispiel eine Ver-
Basis-Stufe Stufe I (aufbauend auf Basis-Stufe, Ausnahme: Strukturanforderungen)
Stufe II (aufbauend auf Stufe I, Ausnahme: Strukturanforderungen)
Strukturanforderungen z. B. an Größe oder Rechtsform z. B. an Größe oder Rechtsform z. B. an Größe oder Rechtsform
Versorgungsziel „Patientenzentrierung“
• Medikationscheck für Patienten mit Polymedikation
• Fehlermanagement
• Klare Regelungen zu Termin- vereinbarungen (z. B. Wartezeiten-analyse)
• Medikationsplan in Ergänzung zum Medikationscheck
• Fall- sowie Überleitungs- management
• Informierte Entscheidungsfindung durch Patienteninformation/ Schulungen
• Barrierefrei werden
• Medikationsmanagement mit Hilfe von Praxisverwaltungssystemen
• Terminkoordination (z. B. mit Kranken-häusern, gemeinsame Fall-Akte)
• Informierte Entscheidungsfindung durch netzeigenes Angebot/Selbsthilfe-beauftragter
• Anteil barrierefreier Praxen steigern
Versorgungsziel „kooperative Berufsausübung“
• Gemeinsame Fallbesprechungen
• Qualitätszirkel (intern)
• Sichere elektronische Kommunikation (sicheres Netz, Online-Abrechnung, Datenschutzbeauftragter)
• Fortbildungen und Therapiestandards
• Standards zur gemeinsamen Patientendokumentation
• Kooperationsvereinbarungen mit anderen Gesundheitsberufen (z. B. Krankenhäuser)
• Datengestützte Qualitätszirkel (Monitoring)
• Elektronische Kommunikation
• Datenschutzkonzept und IT- Sicherheitsleitlinie
• Elektronische Fall-Akte
• Ausbau der Zusammenarbeit
Versorgungsziel „verbesserte Effizienz/Prozess- optimierung“
• Netzbericht erstellen
• Beschleunigung von Therapie und Diagnoseprozessen durch abgestimmte Zusammenarbeit
• Beschwerdemanagement
• Wirtschaftlichkeitsverbesserungen durch Maßnahmen zu veranlassten Leistungen/Krankenhauseinweisungen
• Qualitätsmanagement
• Nutzung von Qualitätsindikatoren, Weiterbildungsmaßnahmen
• Patientenbefragungen
• Elektronische Befundübermittlung
• Wirtschaftlichkeitsverbesserungen durch Vereinbarung von Zielen
• Zertifiziertes Qualitätsmanagement
pflichtung der KVen vor, Praxisnetze seit 2016 in der Honorarvertei-
lung zu berücksichtigen. Die Mittel für die finanzielle Förderung dürf-
ten allerdings nicht aus der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung
entnommen werden. Vielmehr brauche es eine extrabudgetäre Ver-
gütung. Eine sinnvolle Alternative wäre nach Vorstellung der Agen-
tur deutscher Arztnetze (AdA) zum Beispiel der Innovationsfonds.
Der Vorstandsvorsitzende der AdA, Dr. Veit Wambach, fordert für die
Netze zudem einen verbindlichen Leistungserbringerstatus im SGB V:
„Dies würde die Netze in die Lage versetzen, medizinische Versor-
gungszentren zu gründen und Arztsitze aufzukaufen.“ Damit hätten
die „Netze endlich die Möglichkeit, durch Anstellung und Teilzeitar-
beitsmodelle auf die Bedürfnisse der jungen Ärztegeneration einzu-
gehen. Das wäre ein wertvoller Beitrag zur Versorgungsinnovation.“
* Detaillierte Informationen gibt es in der Richtlinie der KV WL zur Anerkennung von Praxisnetzen gemäß § 87b Abs. 4 SGB V. Quelle: KV WL
STUFEN SOWIE NACHZUWEISENDE KRITERIEN FÜR DIE ANERKENNUNG VON PRAXISNETZEN
nach der Richtlinie der KV WL
Praxiswissen 23
24
Durch die laufende Verbesserung der Therapiemöglichkeiten im Arz-
neimittelbereich und die Verlängerung der Lebenserwartung kommt
es insbesondere bei älteren Menschen immer häufiger zu so genann-
ten unerwünschten Arzneimittelereignissen. Grund ist, dass viele
Hochbetagte oft gleichzeitig an mehreren chronischen Erkrankun-
gen leiden und somit auf die Einnahme unterschiedlicher Arzneimit-
tel angewiesen sind. Dabei kann es zu Problemen durch altersbe-
dingte Stoffwechselveränderungen, Einnahmefehlern (insbesondere
bei dementen Menschen), Neben- oder Wechselwirkungen kom-
men, die mit pharmakotherapieindizierter Morbidität und sogar Mor-
talität, verminderter Adhärenz sowie hohen, vermeidbaren Kosten
einhergehen.
Einer repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zufolge
erhöht sich mit steigendem Alter auch die Prävalenz der Polypharma-
zie. So nehmen der Studie zufolge 32 Prozent der 50- bis 69-Jährigen
und bereits 50 Prozent der über 69-Jährigen drei oder mehr Präpara-
te ein (vgl. Abb. S. 25).
Aufgrund ihres Alters und Gesundheitszustandes sind auch Pflege-
heimbewohner häufig von dem Problem der Polypharmazie betrof-
fen. Laut PMU (Paracelsus Medizinische Privatuniversität) liegen fol-
gende Daten über den deutschen Pflegemarkt vor:
• Bewohner deutscher Pflegeheime nehmen im Durchschnitt 3,6 ver-
schiedene Arzneistoffe pro Tag ein.
• 13 Prozent der Bewohner erhalten über 60 Verordnungen pro Jahr.
• Bei rund zehn Prozent der Pflegeheimbewohner kommt es zu uner-
wünschten Arzneimittelereignissen.
Das Projekt InTherAKT hat sich zum Ziel gesetzt, die Arzneimittel-
therapie in Pflegeheimen sicherer zu machen. Daneben erhoffen
sich die Initiatoren durch die Verbesserung der Kommunikation
// In Münster ist vor kurzem ein neues Projekt an den Start gegangen, mit
dessen Hilfe unerwünschte Arzneimittelereignisse bei Altenheimbewohnern
vermieden werden sollen. Kernstück des zunächst auf eine Laufzeit von zwei
Jahren beschränkten Modells „Initiative zur (Arzneimittel-)Therapiesicherheit
in der Altenhilfe durch Kooperation und Teamwork“ (InTherAKT) ist eine
umfassende, sektorenübergreifende Zusammenarbeit.
Westfalen-Lippe
Sektorenübergreifendes Modellprojekt zur Arzneimitteltherapie in Altenheimen
24
18- bis 29-Jährige 30- bis 49-Jährige 50- bis 69-Jährige über 70-Jährige
50,0 %
4,0 %
9,0 %
32,0 %
aller beteiligten Heilberufler, deren Arbeitszufriedenheit nachhaltig
zu verbessern. Insgesamt sind 14 heimversorgende Hausärzte, elf
heimversorgende Apotheken und neun Pflegeeinrichtungen an
der Koordination der Arzneimitteltherapie beteiligt. Durch gezielte
Schulungen zur Arzneimitteltherapiesicherheit, die Entwicklung
einer InTherAKT-online-Kommunikationsplattform zur strukturierten
Prüfung der Medikation der Patienten, die Anpassung der Medikation
im Bedarfsfall sowie Fallkonferenzen bei besonders komplexen Fällen
sollen die Arzneimitteltherapie optimiert und die Information und
Kommunikation an den Schnittstellen der Versorgung verbessert
werden.
Die Planung, Koordination und Evaluierung des Projekts übernehmen
das Institut für Pflegewissenschaft und -praxis sowie das Institut für
Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin der Paracelsus Medizi-
nischen Privatuniversität aus Salzburg. Neben der PMU treten auch
das Pharmaunternehmen (PMU) Grünenthal GmbH sowie das Land
Salzburg als Fördermittelgeber auf. Der Hausärzteverbund Münster,
die Apothekerkammer Westfalen-Lippe sowie die beiden Arbeitsge-
meinschaften der münsterschen Altenheime beteiligen sich aktiv an
der Umsetzung. Weitere Kooperationspartner sind die Barmer GEK,
die Stadt und Bezirksregierung Münster und die Facharztinitiative
Münster.
Bereits seit längerem sind Ärzte und Apotheker generell für das The-
ma Arzneimitteltherapiesicherheit sensibilisiert. Viele Apotheker ver-
fügen über ein spezielles Software-Programm, das Wechselwirkungen
aufdeckt. Mittlerweile gibt es neben InTherAKT eine ganze Reihe wei-
terer Modellprojekte (unter anderem den Patienten-Beratungsservice
ATHINA der Apothekerkammer Nordrhein, die Arzneimittelinitiative
Sachsen-Thüringen (ARMIN) und das Projekt AMTS-AMPEL in Senio-
renheimen in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern).
Mit dem 2015 verabschiedeten E-Health-Gesetz kommt nun eine
bundesweite Lösung: Ab Oktober 2016 haben Patienten, die min-
destens drei Medikamente gleichzeitig verordnet bekommen, nach
§ 31a SGB V Anspruch auf einen Medikationsplan in Papierform (vgl.
Infobox).
Die Verhandlungen zwischen dem GKV-Spitzenverband und der KBV
über den Bundesmanteltarifvertrag (Definition der Voraussetzungen
des Versichertenanspruchs) sowie Vergütungen des Medikations-
plans im EBM sollen bis Ende Juni zum Abschluss kommen.
ANTEIL DER BEFRAGTEN NACH ALTERSKLASSEN, DIE REGELMÄSSIG DREI ODER MEHR VERORDNETE UND/ODER REZEPTFREIE
MEDIKAMENTE EINNEHMEN
WISSENSWERTES ZUM MEDIKATIONSPLAN FÜR ÄRZTE UND APOTHEKER
• Ärzte haben künftig die Pflicht, die in Frage kommenden
Versicherten über ihren Anspruch auf einen Medikationsplan
aufzuklären.
• Der Medikationsplan soll alle verordneten Arzneimittel
(Wirkstoffe und Einnahmehinweise) sowie die verordnungsfreien
Medikamente umfassen. Daneben listet er relevante Medizinpro-
dukte auf und gibt Hinweise zu deren Anwendung.
• Auf Wunsch des Patienten können Apotheker den Medikations-
plan aktualisieren (betrifft insbesondere die Selbstmedikation).
Bis 2018 sind zu diesem Zweck handschriftliche Änderungen/
Ergänzungen des Plans durch die Apotheker möglich. Eventuell
soll bereits eine elektronische Aktualisierung möglich sein.
• Der Medikationsplan enthält einen QR-Code, der die Nutzung
über eine App ermöglichen soll.
• Ab dem Jahr 2018/2019 ist geplant, den Medikationsplan über
die elektronische Gesundheitskarte (eGK) bereitzustellen.
Quelle: ABDA
Praxiswissen 25
26 Engagement
Stiftungen sind etwas Besonderes und neh-
men einen wichtigen Platz in unserer Gesell-
schaft ein. Unter dem Leitgedanken „Stiften
und Fördern“ hatte das Private-Banking-
Team der Volksbank Paderborn-Höxter-Det-
mold rund 100 Gäste nach Paderborn ein-
geladen, um über die rechtlichen und
wirtschaftlichen Fragen im Stiftungswesen
zu diskutieren. Was treibt Menschen an, eine
Stiftung zu gründen und welchen Herausfor-
derungen müssen sie sich stellen? Darüber
sprachen Dr. A. Heinrike Heil, Geschäftsfüh-
rerin der Stiftung Standortsicherung Kreis
Lippe, und Martin Nixdorf, Vorsitzender der
Heinz Nixdorf Stiftung, sowie Pastor Ulrich
Pohl, Vorstandsvorsitzender der von Bodel-
schwinghschen Stiftungen Bethel, Anfang
März im VolksbankForum Paderborn. Mar-
kus Böddeker, Betreuer Private Banking und
zertifizierter Stiftungsberater der Volksbank,
Hans-Dieter Meisberger, Stiftungsmanager
der DZ PRIVATBANK, und Karsten Pohl, Di-
rektor und Leiter Private Banking der Volks-
bank Paderborn-Höxter-Detmold, diskutier-
ten mit den Stiftungsexperten.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen
die erfahrenen Stiftungsvorstände und ih-
re individuellen Motive, sich gesellschafts-
politisch zu engagieren. Dabei wurde deut-
lich, wie viele unterschiedliche Formen von
Stiftungen und Zielen es gibt. „Die Stiftung
Standortsicherung Kreis Lippe initiiert vor al-
lem gemeinsame Projekte in den Bereichen
Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kul-
tur, an denen unterschiedliche Stifter betei-
ligt sind“, berichtete Dr. A. Heinrike Heil.
Martin Nixdorf, der mit der Nixdorf Sport-
und Jugendstiftung selbst als Stifter aktiv ist,
engagiert sich für mehr als 50 Projekte und
kooperiert dabei ebenfalls mit anderen Stif-
tungen. Er weiß, wie wichtig es ist, sich in-
tensiv mit den eigenen Vorstellungen und
Zielen auseinanderzusetzen. „Vielleicht ist es
Luxus, sich für Stiftungen zu engagieren. Je-
doch sollte man sich diese Freiräume schaf-
fen und sich vor allem umfassende Gedan-
ken über den Stiftungszweck machen“, so
Nixdorf.
Stifter betrachten sich in erster Linie als För-
derer und wollen verstärkt wissen, was mit
ihrem Vermögen passiert. Dafür ist ein pro-
fessionelles Stiftungsmanagement erfor-
derlich. „Jeder Stifter sucht für sich eine
individuelle Lösung, die häufig vom einzu-
bringenden Kapital und vom Umfang des
persönlichen Engagements abhängt“, erläu-
terte Pastor Ulrich Pohl. Das Bedürfnis, et-
was über seine Lebzeiten hinaus bewirken
zu wollen, sei für viele Menschen der ent-
scheidende Beweggrund. „Den Bürgern ist
bewusst, wie wertvoll Stiftungen für die Ge-
sellschaft sind und dass diese über viele Jahre
Gutes leisten können. Auf dieses Stiftungs-
wesen können wir stolz sein.“
Dies betonte auch Dr. Friedrich Keine, Vor-
standsmitglied der Volksbank Paderborn-
Höxter-Detmold: „Wenn es keine Stiftun-
gen gäbe, sähe unsere Gesellschaft anders
aus – blasser, kälter, ärmer. Denn Stiftun-
gen sind Ausdruck gelebter Vielfalt und So-
lidarität. Sie verkörpern den Ideenreichtum
vieler Menschen, sie basieren auf Empathie
und sind untrügliches Zeichen für die Bereit-
schaft, sich einzusetzen.“
Volksbank-Fachforum „Stiften und Fördern“ERFAHRENE STIFTER BERICHTEN VON IHREM ENGAGEMENT
Informierten über das Stiftungswesen (v.l.): Volksbank-Stiftungsberater Markus Böddeker, Dr. Friedrich Keine, Vorstandsmitglied der Volksbank, Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender der von Bodelschwinghschen Stiftungen, Dr. A. Heinrike Heil, Geschäftsführerin der Stiftung Standortsicherung Lippe, Martin Nixdorf, Stifter und Vorsitzender der Heinz Nixdorf Stiftung, Karsten Pohl, Direktor Private Banking der Volksbank, und Stiftungsmanager Hans-Dieter Meisberger von der DZ PRIVATBANK.
Engagement 27
Die Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold-
Stiftung hat Anfang März zum ersten Mal ih-
ren neuen Förderpreis „Duale Ausbildung“
verliehen. Bei dem mit insgesamt 16.000 Eu-
ro dotierten Preis, der in vier Einzelpreisen ver-
geben wurde, bewertete die Jury neben den
schulischen Noten auch das ehrenamtliche
Engagement der Teilnehmer.
300 Gäste waren in das Theater Paderborn
gekommen, um die zehn besten Kandida-
ten von rund 130 Bewerbern der Abschluss-
jahrgänge 2013/2014 live zu erleben und zu
erfahren, wer zu den vier glücklichen Ge-
Förderpreis „Duale Ausbildung“ verliehen
Junge Menschen zu motivieren, sich zu
engagieren und für das Gemeinwohl einzu-
setzen – das ist „sozialgenial“. Mit einer Auf-
taktveranstaltung rief die Volksbank Pader-
born-Höxter-Detmold im Februar gemeinsam
mit der Stiftung Aktive Bürgerschaft Schulen
dazu auf, bei „sozialgenial“ mitzumachen.
Der Einladung in das VolksbankForum Pader-
born waren rund 70 Schülerinnen und Schü-
ler, Schulleiter, Pädagogen und Vertreter ver-
schiedener gemeinnütziger Einrichtungen
aus den Regionen Paderborn, Höxter und
Lippe gefolgt. „Mit sozialgenial setzen sich
junge Menschen nicht nur frühzeitig für die
Gesellschaft ein, sondern erlangen wichtige
Kompetenzen, die auch später im Beruf und
bei der Berufswahl hilfreich sind“, betonte
Günter Vogt, stellvertretender Vorstandsvor-
sitzender. Deshalb unterstützt die Volksbank
das Projekt „sozialgenial“ als Exklusivpartner
Auch 2016/2017 gibt es „Theater auf Re-
zept“ in Paderborn. Seit 2009 besteht das
Projekt, das unter der Schirmherrschaft von
Peter Maffay steht. „Theater auf Rezept“ soll
Eltern und Kindern einen zusätzlichen Anreiz
geben, Vorsorgeuntersuchungen wahrzuneh-
men. Denn die U-Untersuchungen sind beson-
ders wichtig für die gesunde Entwicklung von
Kindern und Jugendlichen. Sie erhalten von
ihrem Arzt bei den Vorsorgeuntersuchungen
U10, U11 und J1 kostenlose Theatergutschei-
ne. Aber nicht nur das: „Theater auf Rezept“
soll vor allem Kindern und Jugendlichen aus
bildungsfernen Milieus die Chance geben, ei-
ne Kultureinrichtung kennenzulernen, um die
Intelligenz und soziale Kompetenz zu fördern.
Das bundesweite Kultur-Projekt des Bundes-
verbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVJK)
lief bereits 2015 am Theater Paderborn unter
der Beteiligung von zehn Kinder- und Jugend-
medizinern. Nun kann es durch die Förderung
der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold bis
Juni 2017 fortgesetzt werden.
Theater auf Rezept
in der Region Paderborn, Höxter und Lippe
und ermöglicht den Schulen eine kostenfreie
Teilnahme am Programm.
Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung
stellten drei Schulen – das Berufskolleg
Schloß Neuhaus, die August-Hermann-Fran-
cke Gesamtschule Detmold und die Heinz-
Nixdorf-Gesamtschule Paderborn – bei-
spielhafte soziale Projekte vor. Zwei davon
beschäftigten sich mit der Flüchtlingshilfe
vor Ort, im dritten Projekt waren die Schüler
als Sprachpaten und in der Hausaufgabenhil-
fe unterwegs.
Projektträger von „sozialgenial“ ist die
Stiftung Aktive Bürgeschaft, das Kompe-
tenzzentrum für Bürgerengagement der
Genossenschaftlichen FinanzGruppe. Ko-
operationspartner ist das Land Nordrhein-
Westfalen, vertreten durch das Ministerium
für Schule und Weiterbildung.
winnern gehört. Mit dem Förderpreis möch-
te die Volksbank ein Zeichen gegen die
„Entwertung“ der dualen Ausbildung set-
zen und dem drohenden Fachkräftemangel
entgegenwirken.
Über einen Preis von jeweils 4.000 Euro freu-
ten sich Daniela Gottwald (Fachkraft für
Lebensmitteltechnik), Marco Horenkamp
(Zerspanungsmechaniker), Tobias Kaufmann
(Straßenbauer) und Laura Vogt (Orthopädie-
mechanikerin/Bandagistin). Den Festvortrag
hielt Friedrich Merz zum Thema „Bildung und
Ausbildung – Arbeit und Wohlstand“.
„sozialgenial“
28 Praxistipp Kolumnentitel 28
Seit mehr als zehn Jahren berät unser Kompetenzzentrum Freie Berufe schwerpunktmäßig Ärzte, Apotheker,
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Das Team Freie Berufe (v.l.): Thomas-Alexander Ebner, Sigrid Marxmeier, Markus Stelbrink, Silvia Schulte, Gerd Otte, Cyrill Popov, Wenke Holzgrewe,
Timo Langehenke, Bettina Wollenhaupt, Felix Jancker, Judit Tegethoff und Michael Witte
Engagement 29
Unter dem Motto „Wer sich bewegt, bewegt auch was“ setzt die
Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold auf das betriebliche Gesund-
heitsmanagement. Dabei beschreitet sie auch neue, digitale Wege.
Gemeinsam mit dem Sportmedizinischen Institut der Universität Pa-
derborn hat das Personalmanagement eine Bewegungs-App für die
Mitarbeiter entwickelt, die Körper und Geist trainiert.
Betriebssportgruppen für Fußball und Volleyball, Rückenfit-Kurse in
der Mittagspause, Yoga und Tabata oder der Lauftreff direkt nach
dem Büro, ein Gesundheitstag mit Vorträgen und Workshops zu den
Themen Bewegung und Ernährung – die Mitarbeiter der Volksbank
haben viele Möglichkeiten, sich gemeinsam mit Kollegen fit zu hal-
ten. Diese Angebote gehören zum betrieblichen Gesundheitsma-
nagement, auf das Stefan Müller, Leiter Personalmanagement, gro-
ßen Wert legt: „Das Gesundheitsmanagement ist ein wichtiger Teil
unserer Unternehmenskultur. Denn Gesundheit ist nicht nur für den
Einzelnen, sondern auch für das Unternehmen von hohem Wert. Nur
gesunde Mitarbeiter sind leistungsfähig und motiviert. Zudem fördert
das Sportangebot den Zusammenhalt im Team, es sorgt für ein gutes
Betriebsklima und eine höhere Arbeitszufriedenheit.“
Unter dem vielversprechenden Titel „7@work“ hat die Volksbank
2015 ein neues Gesundheitsprojekt gestartet. Gemeinsam mit dem
Sportmedizinischen Institut der Universität Paderborn entwickelte
das Personalmanagement die Idee einer Bewegungs-App. „Eine bes-
sere Kooperation hätten wir uns nicht vorstellen können. Wir sind
froh, dass wir einen so renommierten Experten wie Professor Claus
Reinsberger zu unserem Netzwerk zählen können“, betont Stefan
Müller. Reinsberger arbeitet seit 2014 für die Uni Paderborn und ist
europaweit der erste Neurologe, der einen sportmedizinischen Lehr-
stuhl leitet. Bevor der Paderborner in seine Heimatstadt zurückkehr-
te, war er unter anderem an der renommierten Harvard University
im US-amerikanischen Boston tätig. Im Mittelpunkt seiner Forschung
steht das Gehirn. „Wir untersuchen, ob durch körperliche und geis-
tige Fitness beispielsweise Krankheitsbildern wie Alzheimer oder
Demenz vorgebeugt werden kann“, erklärt der Wissenschaftler.
App für Gute Werte
7@WORK
App für gute Werte// Unter dem Motto „Wer sich bewegt, bewegt auch was“ setzt die
Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold auf das betriebliche Gesund-
heitsmanagement. Dabei beschreitet sie auch neue, digitale Wege.
Gemeinsam mit dem Sportmedizinischen Institut der Universität
Paderborn hat das Personalmanagement eine Bewegungs-App für die
Mitarbeiter entwickelt, die Körper und Geist trainiert.
Mit seinem Team will er zu einem neuen Verständnis von Sportmedi-
zin beitragen. „Sport als Medikament kann ein wichtiger Baustein bei
der Behandlung von neurodegenerativen Krankheiten sein. Es fehlen
nur noch die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Zusammensetzung
und Dosierung“, davon ist der 41-Jährige fest überzeugt.
„Wir wollten eine Lösung, bei der die Mitarbeiter Arbeit und Sport
ohne großen Aufwand miteinander verbinden können. Die Anfor-
derung war, ein zeiteffektives Sportprogramm zu schaffen, das die
körperliche Fitness steigert, einen möglichst geringen Aufwand ver-
ursacht und bereits bei moderater Intensität wirkt“, berichtet Per-
sonalreferentin Katharina Nübold, die das Projekt federführend mit
begleitet.
Was zunächst nach einem rein technischen Vorgang klingt, steht vor
allem für Innovationsfreude und Spaß an der Bewegung. 51 Mitar-
beiter nahmen im ersten Schritt an einer Pilotstudie teil. Diese wur-
den in eine Interventionsgruppe und eine Kontrollgruppe aufgeteilt.
Während die Interventionsgruppe einen ausgiebigen Gesundheits-
Check durchlief und sechs Wochen lang täglich im Büro ein sieben-
minütiges Training in den Bereichen Koordination, Beweglichkeit und
Kraft absolvieren musste, ging die Kontrollgruppe lediglich ihrem üb-
lichen Tagesprogramm nach. Die anschließenden Auswertungen wa-
ren eindeutig. Die Sportgruppe konnte ihre Leistung in sieben von
acht Bereichen maßgeblich steigern. „Vor allem fühlten sich die Kol-
legen energiegeladener und besser in Form. Die Kontrollgruppe zeig-
te hingegen nach sechs Wochen keine Veränderungen“, so Kathari-
na Nübold.
Mittlerweile ist die 7@work-App vollständig programmiert und vie-
le der Mitarbeiter trainieren bereits damit. Dafür müssen sie sich im
7@work-Portal einloggen; dort finden sie ihren Trainingsplan. Jede
der sieben Koordinations-, Kräftigungs- und Mobilisationsübungen
dauert eine Minute und wird anhand eines Videos demonstriert. Für
die Übungen brauchen die „Büro-Sportler“ lediglich ein Thera-Band
und ein Handtuch.
Bereits jetzt denkt das Personalmanagement darüber nach, die App
weiterzuentwickeln und kognitive Übungen einzubinden. Ein Vorha-
ben, das Professor Reinsberger gerne unterstützt: „Wir versuchen,
gemeinsam mit der Volksbank möglichst viele Menschen zu erreichen
und von dieser Symbiose Gebrauch zu machen. Körperliche Akti-
vität, gepaart mit geistiger Aktivität, verbessert nicht nur die eige-
ne Leistungsfähigkeit, sondern man kann dadurch auch Krankheiten
des Nervensystems, zum Beispiel einer Demenz, vorbeugen. Mit der
Volksbank haben wir einen Partner gefunden, der es uns ermöglicht,
diese Idee einer breiten Masse zuzuführen, und der uns unterstützt,
dieses Programm zu entwickeln, anzuwenden und zu evaluieren.“
Professor Dr. Dr. Claus Reinsberger, Leiter des Sportmedizinischen Instituts der Universität Paderborn.
Machen die Volksbank fit: Stefan Müller, Leiter Personalmanagement, und Katharina Nübold, Referentin Personalmanagement.
30 Engagement
Der Begriff „Landarzt“ birgt ein Klischee, das in Vorabendserien be-
dient wird, ebenso die „Landarztpraxis“. Mir gefällt es besser, von
der hausärztlichen Versorgung im ländlichen Raum zu sprechen: Hier
Arzt zu sein, bedeutet lange Arbeitszeiten, weite Wege und ein ein-
sames Einzelkämpfer-Dasein – so sehen es viele Nachwuchsmedizi-
ner und schrecken vor dem Schritt zurück, sich unter diesen Arbeits-
bedingungen niederzulassen. Dabei beschreiben diese Aspekte nicht
das ganze Bild. Die hausärztliche Versorgung auf dem Land bietet
mehr Vielfalt und ein breiteres Aufgabenspektrum als eine klassische
Praxis in der Stadt, wo die Haus- und Facharztdichte sehr viel höher
ist. Das Arzt-Patientenverhältnis ist von breiterer Kenntnis über das
soziale und familiäre Umfeld des Patienten geprägt und hat so eine
ganz andere Qualität als im städtischen Bereich.
Seit langem wissen wir, dass es immer schwieriger wird, als Hausarzt
einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für die Praxis im ländlichen
Raum zu gewinnen. Die Gründe kennen wir: Eine dünnere Infrastruk-
tur, fehlende Arbeitsmöglichkeiten für den Partner und schlicht, dass
die jüngere Generation deutlich urbane Lebensverhältnisse bevor-
zugt. Eine Umfrage des Hartmannbundes unter Studierenden und
Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung ergab, dass ein Wunsch an
zukünftige Arbeitsbedingungen im Vordergrund steht: Eine koopera-
tive Arbeitsweise mit viel kollegialem Austausch ist den jungen Ärz-
tinnen und Ärzten besonders wichtig.
Unter diesen Bedingungen sollte man seine Praxisabgabe auf dem
Land mit Weitsicht vorbereiten. Dazu gehört, sich möglichst früh da-
mit zu beschäftigen, ob die Einzelpraxis wirklich die sinnvollste Art
der Praxisführung ist. Oft bietet eine Praxis im ländlichen Raum Fall-
zahlen, angesichts derer es durchaus wirtschaftlich ist, einen Kol-
legen oder eine Kollegin anzustellen – ob in Voll- oder Teilzeit. So
schafft man kooperative Strukturen und unter Umständen die Mög-
lichkeit, einen Nachfolger für die Praxis zu finden. Je nach den loka-
len Gegebenheiten kann es natürlich auch sinnvoll sein, auf eine an-
dere Art kooperativ tätig zu werden.
Grundsätzlich wird man natürlich versuchen, seinem Nachfolger eine
moderne Praxis anzubieten. Investitionen in Geräte und Ausstattung
sollten daher nicht vernachlässigt werden. Eine zeitgemäße Praxis-
EDV und Voraussetzungen für Telematik-Anwendungen sind wichtig,
auch ein Internetauftritt rückt die Praxis in ein positives Licht. Eben-
so lohnenswert sind Investitionen in die Fortbildung der Mitarbeiter,
die in der Übergangsphase und beim Start des neuen Praxisinhabers
wichtige Unterstützung leisten – oder, wenn sie dafür geschult sind,
delegierbare Leistungen übernehmen können.
Aufgabe der Politik ist es, Arbeitsbedingungen auf dem Land attrak-
tiver zu gestalten. Freie Verbände wie der Hartmannbund und die
ärztliche Selbstverwaltung sitzen bei der Entwicklung neuer Model-
le, die die Versorgung auf dem Land sichern und es uns Ärzten er-
möglichen, eine attraktive Praxisabgabe/Praxisübernahme-Situation
zu schaffen, mit am Tisch. Netze bilden, Verbünde schaffen, die am-
bulante Weiterbildung fördern – all dies steht dabei auf der Agen-
da. Einige Erfolge sind hier schon erzielt: Finanzielle Anreize für Ärzte
in unterversorgten Regionen, Möglichkeiten zur Delegation ärztlicher
Leistungen wie Hausbesuche an qualifizierte Mitarbeiter und der Ent-
fall der Residenzpflicht sind richtige Schritte, die wir weiter ergänzen
werden, um die Versorgung auf dem Land zu sichern und Ärztinnen
und Ärzten im ländlichen Raum eine Perspektive zu bieten.
Meinung 31
Gastkommentar
Versorgungsnotstand: Praxis im ländlichen Raum
„Rest your Head“ ist für 10 Euro erhältlich in der Verwaltung der Hochschule für Musik.
Kontakt: Nadine Schreiber Telefon 05231 975999 schreiber@hfm-detmold.de
Der Hartmannbund ist der einzige freie Verband, der die beruf-
lichen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen der Ärzte, Zahn-
ärzte und Medizinstudierenden aller Fachgruppen in Klinik und
Praxis gemeinsam in Deutschland vertritt.
DR. MED. KLAUS REINHARDT
Vorsitzender des Hartmannbund-Landesverbandes Westfalen-Lippe
32 Interview
VolksbankKulturtipp
Dunkle Holzbalken, heller Natursteinboden,
gedämpftes Licht und eine angenehme Küh-
le – schon beim Betreten des alten Fach-
werkgebäudes an der Krämerstraße stellt
sich sofort ein Gefühl der Vertrautheit und
Geborgenheit ein. Die nach oben geöffnete
Deele ist Mittelpunkt des Baudenkmals. Doch
wer dort Museales erwartet, wird enttäuscht,
denn der mit einer großen Bühne versehene
Raum wartet mit einer hervorragenden Tech-
nik auf. „Beim Ton und dem Licht haben wir
nicht gespart“, sagt Gerhard E. Ortner, der
selbst in der „Kleinen Bühne“ als Gero Fried-
rich auftritt, so wie er in seiner Zeit als Jour-
nalist beim österreichischen Rundfunk lange
hieß. Gemeinsam mit seinem Freund, dem
Paderborner Arrangeur und Saxophonisten
Uli Lettermann, hat er die „Kleine Bühne“
vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Mit dem
Erwerb des „Deelenhauses“ ging für die bei-
den der lang gehegte Wunsch nach einem ei-
genen Spielort in Erfüllung.
Gemeinsam mit seiner Frau Renate verwal-
tet Gerhard E. Ortner das Deelenhaus, das
aus zwei miteinander verbundenen Fach-
werkhäusern besteht. In der linken Hälfte ist
unter anderem das Kulturbüro OWL unter-
gebracht. Die andere Seite des Gebäudes be-
herbergt die „Kleine Bühne“ und kann auch
für Tagungen und private Veranstaltungen
genutzt werden. Ortner war es wichtig, die
Gebäude nicht nur wiederzubeleben, son-
dern sie auch mit einer Funktion zu verse-
hen. „Unser Anspruch ist, große Kunst aus
verschiedenen Sparten zu zeigen. Die Zah-
len stehen dabei nicht im Vordergrund, aber
bei der Auswahl und Qualität der Stücke ma-
chen wir keine Kompromisse“, so der gebür-
tige Wiener, der im Mai mit dem multime-
dialen Live-Hörspiel „Biedermann und die
Brandstifter“ von Max Frisch zu hören und
zu sehen war.
Neben Theater und Konzerten werden auf
der „Kleinen Bühne“ auch multimediale Le-
sungen oder Hörspiele aufgeführt. Im Ap-
ril feierte dort das Muscial „Die Tagebücher
von Adam und Eva“ erfolgreich Premiere.
Ein weiterer hochkarätiger Gast der zweiten
Spielzeit war das Jazz-Trio „Choral Jazz“, das
sich darauf spezialisiert hat, traditionelle Mu-
sica sacra neu zu arrangieren und in einem
jazzigen Gewand zu präsentieren. Freunde
der Folkmusik dürfen sich auf das englische
Duo „Broom Bezzums“ im Juni freuen. Wer
elektronische oder rockige Musik bevorzugt,
kommt bei Konzerten der Reihe „POP UP“
auf seine Kosten, die in Kooperation mit der
Universität Paderborn veranstaltet werden.
Die besondere Atmosphäre und die Nähe
zum Auditorium in der „Kleinen Bühne“
begeistern Künstler und Publikum gleicher-
maßen. Es überrascht daher nicht, dass Ort-
ner bereits viele neue Ideen für die nächs-
te Spielzeit hat. „Die Planungen laufen auf
Hochtouren“, kündigt der Programmgestal-
ter an. Es scheint so, als habe das schöne al-
te Haus mit der „Kleinen Bühne“ seine Beru-
fung gefunden.
Tickets für die Veranstaltungen sind
im Paderborner Ticket-Center, bei der
MedienHaus GmbH oder per E-Mail unter
ticket@deelenhaus.de erhältlich.
Kontakt:
Kleine Bühne Paderborn im Deelenhaus,
Krämerstraße 8-10, 33098 Paderborn,
www.deelenhaus.de
„Kleine Bühne“ mit großer Wirkung
// Mitten im Zentrum von Paderborn bietet die „Kleine Bühne“ im Deelenhaus große Kunst aus den Sparten
Multimedia, Rezitationen, Instrumentales und Vocales. Nach fast zwei Jahren ist das Theater inzwischen
kein Geheimtipp mehr, sondern hat sich bei seinem Publikum fest etabliert. Kein Wunder – das Programm
wartet auch in der zweiten Spielzeit mit exzellenten Künstlern auf.
Kulturtipp 33
Neuer Platz 1 | 33098 Paderborn | Telefon 05251 294-495 | Telefax 05251 294-340 | www.volksbank-phd.de
� AUSBLICK
Unternehmerforum in Bad Driburg
Referent: Erik Händeler,
Zukunftsforscher
Datum: 19. Juni 2013
Beginn: 16:00 Uhr
Ort: Gräfliches Park Hotel & Spa,
Bad Driburg
Der Titel unseres Unternehmerforums
lautet in diesem Jahr „Wachstum si-
chern – Erfolgsfaktoren für die Zukunft“.
Zu diesem Thema erfahren Unterneh-
mer aus der Region, welche Möglichkei-
ten und Trends sie für ihr Unternehmen
nutzen können, um langfristig und dau-
erhaft erfolgreich zu wachen. Anschlie-
ßend spricht der Zukunftsforscher, Best-
seller-Autor und Journalist Erik Händeler.
In seinem Vortrag wirft er einen „völlig
anderen Blick“ auf unsere Wirtschaft.
BILD
� RÜCKBLICK
Veranstaltungsreihe „Hilfe für pflegende Angehörige“
Pflegende Angehörige leisten jeden Tag
bemerkenswerte Arbeit, denn die Betreu-
ung eines Pflegebedürftigen erfordert
viel Zeit und Kraft. Wenn die eigenen El-
tern oder Kinder zum Pflegefall werden,
entsteht für die Angehörigen häufig ei-
ne emotional und finanziell belastende
Situation. Daher hatte die Volksbank Pa-
derborn-Höxter-Detmold zu einer Reihe
von Informationsveranstaltungen in den
Kreisen Paderborn, Höxter und Lippe ein-
geladen. Experten der jeweiligen Kreis-
pflegestützpunkte und regionaler Pfle-
geeinrichtungen informierten rund 1.400
Gäste an 20 Filialstandorten zu allgemei-
nen Pflegethemen und finanziellen Un-
terstützungsmöglichkeiten sowie zu Ent-
lastungs- und Beratungsangeboten.
� AUSBLICK
OWL-Familien-Musikfest in Detmold
Datum: 19. Juni 2016
Ort: Hochschule für Musik, Detmold
Das beliebte OWL-Familien-Musikfest
der Philharmonischen Gesellschaft Ost-
westfalen-Lippe ist in diesem Jahr in Det-
mold zu Gast. Mehrere Hundert Mitwir-
kende bringen am Sonntag, 19. Juni, von
11:00 bis 20:00 Uhr den Campus der
Hochschule für Musik mit Palais, Kon-
zerthaus, Sommertheater, Musik-KiTa
und Schlagzeughaus zum Klingen. Be-
sucher jedes Alters dürfen sich bei frei-
em Eintritt auf ein abwechslungsreiches
Programm zum Zuhören und Mitmachen
sowie über Picknickmöglichkeiten im Pa-
laisgarten freuen. Weitere Informationen
zum OWL-Familien-Musikfest gibt es im
Internet unter www.klassik-in-owl.de.
� AUSBLICK
Klang!Festival Junges Musiktheater für Bielefeld und die Region
Datum: 25. Juni bis 7. Juli 2016
Ort: Bielefeld
Der Verein „Junges Musiktheater in Bie-
lefeld e.V.“ lädt vom 25. Juni bis 7. Ju-
li zum „Klang!Festival“ in Bielefeld ein.
Alle Kinder und Erwachsenen, die Freu-
de an Musik, Gesang und Theater haben,
sind eingeladen, bei den unterschied-
lichen Programmpunkten mitzuma-
chen oder die Darbietungen einfach nur
zu genießen. An zehn Tagen werden
sechs Veranstaltungen an unterschied-
lichen Schauplätzen angeboten, vie-
le von ihnen finden draußen statt. Das
„Klang!Festival“ wird unterstützt vom
„Bankverein Werther“. Das detaillierte
Programm sowie Informationen zum Ein-
tritt sind im Internet unter www.klang-
festival-bielefeld.de zu finden.
34 Rückblick � Ausblick
ImpressumHerausgeber
Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold eG
Neuer Platz 1
33098 Paderborn
Verantwortlich
Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold eG
Unternehmenskommunikation
Sylvia Hackel (V. i. S. d. P.)
Konzeption und Redaktion
Verantwortlich: Jutta Hanke, Unternehmenskommunikation
Mitarbeit
Angelika Mikus, Unternehmenskommunikation
REBMANN RESEARCH GmbH & Co. KG,
Mommsenstraße 46, 10629 Berlin
Gestaltung
Karin Justus, LOK. Design Division, Bielefeld
Wigbert Büttner, Unternehmenskommunikation
Bilder und Grafiken
Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold eG
Frank Springer Fotografie, Bielefeld
Alex Waltke, Fotografie, Detmold
Andreas Krukemeyer, Studio für Fotografie
Phomax, Paderborn
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Druck
Bösmann Medien und Druck GmbH & Co. KG, Detmold
Redaktionsschluss
16. Mai 2016
Erscheinungsweise
halbjährlich
Die Sonderthemen wurden mit freundlicher Unterstützung der genannten Unter-
nehmen verwirklicht.
Diese Publikation beruft sich auf allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zu-
verlässig halten. Eine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben
wird nicht übernommen. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle und unver-
bindliche Einschätzung der jeweiligen Verfasser zum Redaktionsschluss wieder und
stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Volksbank Paderborn-Höxter-Det-
mold dar. Die Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold übernimmt keine Haftung für
die Verwendung der Publikation oder deren Inhalt.
Copyright Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold eG.
Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe „Visite, Magazin für
Heilberufe der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold” gebeten.
� AUSBLICK
Veranstaltungstipp:Praxisnetz Paderborn
Datum: 29. Oktober 2016
Ort: VolksbankForum, Paderborn
Das Praxisnetz Paderborn veranstaltet re-
gelmäßig von der Ärztekammer zertifi-
zierte Fortbildungen und Qualitätszirkel.
Aufgrund der großen Resonanz findet
der Ärztetag 2016 wieder in Paderborn
statt. Bitte merken Sie sich schon jetzt
den Termin vor.