Post on 23-Aug-2020
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KULTUR UND GESELLSCHAFT
Organisationseinheit : 46
Reihe : Literatur
Kostenträger : P 62 300
Titel der Sendung : „Born in the USSR.“ An-kommen und Schreiben in
New York
AutorIn : Olga Hochweis Redakteurin : Barbara Wahlster Sendetermin : NN
Regie : Friederike Wigger
Besetzung : Sprecherin für Autorin; Sprecher/Zitator 1;
Sprecherin/Zitatorin 1; Sprecherin/Zitatorin 2;
Sprecherin/Zitatorin 3
O-Töne
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© Deutschlandradio
Deutschlandradio Kultur
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„Born in the USSR.“ Junge New Yorker Autoren und ihre russisch-jüdischer Herkunft Autorin: Olga Hochweis Deutschlandradio Kultur: Redaktion: Barbara Wahlster Anfang Track 1
Atmo 1 Straßenmusiker improvisiert mit Gitarre und Stimme über Herkunft von
Touristen (“Good morning, Mam, where are you from?“ Singt los: .. she came
from Brooklyn..
Drüber: O-Ton Collage 1 englische O-Töne
Ulinich, Sprecherin 1:
Ich verstehe mich als Amerikanerin. Einfach weil ich die amerikanischen
Werte teile und kulturell hier geprägt wurde. Ich habe nie als Erwachsene in
Russland gelebt. Ich weiß überhaupt nicht, wie das ist, wie die Gesellschaft
dort funktioniert.
1. Vapnyar , Sprecherin 2:
Wenn man mich fragt, ob ich mich in Amerika zu Hause fühle, fällt mir eine
Antwort schwer. Aber ganz sicher bin ich in New York zu Hause, einfach
weil es eine Stadt der Immigranten ist. Die meisten Menschen hier - oder
sagen wir, sehr viele! - haben einen Akzent. Es sind jedenfalls genug Leute,
damit ich mich hier wohlfühlen kann.
3. Shteyngart , Sprecher 1:
Ich bin ein russischer Autor, ein russisch-amerikanischer Autor, ein jüdischer
Autor. Alle diese verschiedenen Bezeichnungen treffen zu. Vor allem aber bin
ich ein New Yorker Autor – und ein New Yorker Bürger, der hier gerne lebt.
Atmo 2: russische Musik NAutilus Pompilius
O-Ton-Collage 2 russische O-Töne
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1. Shteyngart, Sprecher 1:
Vielleicht bin ich nicht ganz so lustig, wenn ich russisch rede. Da klinge ich
immer ein bisschen mürrisch.
2. Vapnyar, Sprecherin 2:
Ich bin von Natur aus kein besonders geselliger Mensch. Meine Nachbarn
denken bis heute, daß ich kein Englisch spreche. Die wissen gar nichts von
meinen Büchern.
3. Krasikov , Sprecherin 3:
Ich habe einen Akzent, wenn ich Russisch spreche. Ich reiße mich nur ein
bisschen zusammen, hier am Mikrofon.
Autorin 1:
Die Muttersprache hat gelitten - Sana Krasikov ist acht Jahre alt, als sie mit ihrer
Familie aus Georgien in die USA emigriert. Gary Shteyngart, geboren in
Leningrad, kommt mit sieben nach New York. Lara Vapnyar verlässt Moskau
als 23Jährige. Anya Ulinich, ebenfalls Moskauerin, ist bei ihrer Ausreise
siebzehn. Als Kinder und Jugendliche haben die vier Russisch gesprochen. Ihre
Romane und Erzählungen schreiben sie auf Englisch. Es sind Geschichten über
wechselnde Identitäten, über Rassismus und nationale Stereotype - und es sind
Geschichten über New York.
3.Atmo: (Japanische, englische, französische Wortfetzen - Geige plus
Fährengeräusch)
Autorin 2:
Die Warteschlange ist lang. Hunderte von Touristen – Japaner, Franzosen, Süd-
und Nordamerikaner drängeln am frühen Vormittag hinter den Absperr-Gittern
am Battery Park. Mehr oder weniger geduldig warten sie auf die Überfahrt nach
Ellis Island – gut gelaunte Straßenmusiker verkürzen ihnen die Zeit.
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4.Atmo schon vorher drunter (Mexikanische Musik, danach for he´s a jolly
good fellow..) Blende Fährgeräusch..
Autorin 3:
Die Fähre braucht keine zwanzig Minuten nach Ellis Island. Wie im Flug
vergeht die Zeit. Die meisten Passagiere auf dem Oberdeck rennen hin und her,
staunen und fotografieren die Skyline von Manhatten und die Freiheitsstatue.
Unter dem Blick der imposanten Lady haben die Boote im 19. und frühen 20.
Jahrhundert Tausende von Immigranten an die Pforte zur Neuen Welt
transportiert. Heute fahren vollbeladene Touristenschiffe im Halbstunden-Takt
nahezu dieselbe Route.
5.Atmo unter folgenden Autorintext , (Fähre, Lautsprecher-Ansage
hochziehen,)
When the Federal government took over the process of immigration in the 1890,
a new receiving station was constructed on Ellis Island. By the beginning of the
20th century thousand reached the Island´s shore every day..)
6.Atmo (langsam drüber alte jiddische Musik aus dem Museum Ellis Island)
Autorin 4:
Zwischen 1880 und 1910 kamen zweieinhalb Millionen Osteuropäer nach Ellis
Island, auf die kleine Insel vor der Südspitze Manhattans – vor allem Juden aus
Russland, der Ukraine und aus Polen. Einer davon war der Schriftsteller Henry
Roth. 1906 in Galizien geboren, erreichte er New York als einjähriges Kind mit
seiner Mutter. Aus der Sicht eines kleinen Jungen beschrieb Roth den
Überlebenskampf in der Lower Eastside, der sogenannten „Jewtown“ - im
Roman „Call it sleep“ von 1934. Ein Klassiker jüdisch-amerikanischer
Literatur– für Gary Shteyngart bis heute eines der besten Bücher über
Immigration. Ein Bild darin hat sich ihm besonders eingeprägt:
5. Atmo-Fähre (Motorengeräusch, drüber O-Ton
1.O-Ton Shteyngart , Sprecher 1:
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Die Schiffe fahren ein und da kommen diese Juden aus Österreich-Ungarn, und
Schweden und Italiener. Sie alle starren auf diese Wolkenkratzer. Damals war
das ja noch was Besonderes. Aber damals: diese monströsen roten Stein-
Monumente. Die Leute rufen:„Schau her, die goldene Medina, das goldene, das
vergoldete Land“ – in Jiddisch haben sie das gesagt. Wenn du heutzutage
zeitgenössische Literatur von Immigranten liest, merkst Du gleich den
Unterschied. Jetzt gehen die Einwanderer, vor allem die aus Asien, zwar auch
durch die Straßen von New York, aber sie wissen: hier sind die Straßen längst
nicht mehr mit Gold gepflastert. Du musst dich halbtot schuften, um etwas zu
erreichen.
6. Atmo (Columbia-Campus, Studenten , Schritte)
Autorin 5:
Ich treffe Gary Shteyngart ganz im Norden von Manhattan, an der 116.Straße
zwischen Broadway und Amsterdam Avenue. Hier liegt der Campus der
renommierten Columbia University, wo Shteyngart seit ein paar Jahren kreatives
Schreiben unterrichtet. Im Gegensatz zum lauten Treiben vor der Tür herrscht in
seinem engen Büro erholsame Stille. Shteyngart - schwarze Haare, Bart, Brille -
knabbert munter an einem Stück Kuchen, wirkt im Gespräch aber sehr
konzentriert. So wie ihn stellt man sich vielleicht den jüdischen Klischee-
Intellektuellen aus New York vor: weltläufig, schlagfertig, ein bisschen
melancholisch und doch voller Witz und Ironie.
2.O-Ton Shteyngart, Sprecher 1:
Das Ironische ist: wir sind eine Nation geworden, in der sich jeder unbedingt
selbst ausdrücken muß. Wir sind ein Land von Schreibern statt von Lesern
geworden. Niemand will hier irgend etwas lesen. Jeder denkt, er sei der Beste
und müsse sich durch permanentes Schreiben mitteilen.
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Autorin 6:
Mitte der 90er Jahre beginnt auch Gary Shteyngart zu schreiben. Sein dritter
Roman „Super Sad True Love Story“ ist im Juli 2010 in den USA erschienen.
Eine deutsche Übersetzung ist in Arbeit. Für diesen Herbst plant Shteyngart die
amerikanische Erstausgabe einer Essay-Sammlung über Orte seiner russischen
Kindheit. Diese russische Kindheit geht, rein geographisch betrachtet, 1979 zu
Ende. In diesem Jahr emigriert der 7jährige, damals heißt er noch Igor ! mit
seinen Eltern und Großeltern nach New York. Die Familie gehört zur großen
Welle jüdischer Emigranten aus der Sowjetunion, die in den 70er Jahren
ausreist.
Musik Vertinksij langsam hoch.
Autorin: Das Regime empfinden diese Menschen als konkreten Feind. Viele
fliehen vor Antisemitismus und politischer Verfolgung. Einer von ihnen war der
Dichter Iosif Brodskij. Im New Yorker Exil schrieb er jahrzehntelang über sein
verlorenes Leningrad - über die Literatur, Musik, Geschichte und Architektur
dieser Stadt. St.Petersburg, wie es heute wieder heißt, ist auch die Geburtsstadt
Gary Shteyngarts – eine noble Herkunft, auf die viele Russen stolz sind. Auch
Shteyngarts Eltern.
3.O-Ton Shteyngart (My father especially..)
Sprecher 1:
Vor allem mein Vater pflegte seine jüdische Identität. Er spürte diesen
Antisemitismus am eigenen Leib. Das war der Antrieb, der Motor in seinem
Leben. Und der Witz ist: als er dann in die USA kam, und ich in dieser
orthodoxen jüdischen Schule angemeldet war, gab es kaum etwas Schlimmeres,
als russischer Jude zu sein. (Lachen): er hat das nie verstehen können. Die sind
doch auch Juden! Genau wie wir. Da wird man geboren mit einer Idee von
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ethnischer Solidarität, und dann erlebt man am Fall seines Kindes etwas völlig
anderes. Ich hab´ das alles ja nur mit ausgiebiger Therapie überlebt. Religiöse
Erziehung ist doch etwas sehr Furchteinflößendes. Warum ist so etwas
heutzutage immer noch möglich?
Autorin 7:
Aus dem gedemütigten russischen Igor wird nur langsam ein halbwegs
selbstbewusster amerikanischer Gary. Bis zu seinem 14.Lebensjahr bleibt Gary
Shteyngart der russische Akzent erhalten, weil es wenig Gelegenheit gibt,
Englisch zu reden. Ein Fernseher kommt lange nicht ins Haus. Das Leben wird
einfacher, als Shteyngart zum Politik-Studium ans Oberlin-College geht, eine
progressive humanistische Hochschule in Ohio. Russe zu sein hat hier auf
einmal einen exotischen Reiz – die Zeiten haben sich geändert, Gorbatschev und
der Perestroika sei Dank. In Gary Shteyngarts literarischem Debüt macht sich
die Hauptfigur Vladimir seinen Exoten-Status als Russe zunutze. „Handbuch für
den russischen Debütanten“ erscheint 2003 in deutscher Übersetzung.
4. O-Ton Shteyngart Sprecher 1:
Vladimir Girshkin - die Hauptfigur des Buchs – sagt mal, er sei das Opfer eines
ganz konkreten Streichs, den ihm die Geschichte gespielt hat. Und das fühlt sich
wie meine eigene Erfahrung an. Geboren unter Brezhnev, aufgewachsen unter
Reagan. Schlimmer kann es ja nicht kommen.
Autorin 8:
Der 25jährige Protagonist des Buches ist wie Shteyngart als Kind in die USA
gekommen. Und ebenso wie sein Schöpfer arbeitet Girshkin Mitte der 90er
Jahre als kleiner Angestellter in einer Flüchtlings-Organisation zur „Förderung
der Immigranten-Integration“. Girshkin kümmert sich dort lustlos und
desinteressiert um „sowjetische Juden in Bedrängnis“. Keine Karriere in Sicht –
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„Failurcha Vladimir“ , der Versager in russisch-amerikanischer
Wortneuschöpfung – ist wenig ambitioniert. Doch seine Eltern, vor allem die
Mutter, erhoffen sich für ihren Sohn eine amerikanische Erfolgsgeschichte.
Dafür hatten sie schließlich ihr russisches Leben geopfert:
Atmo: (zuvor schon drunter) Vertinskij ..
Sprecher 1/Zitator:
Dr.and Mrs.Girskhin waren mit Anfang 40 in den Staaten angekommen. Ihr
Leben war regelrecht zweigeteilt worden, so dass nur noch verblassende
Erinnerungen an sonnige Ferien in Jalta geblieben waren, an selbst gebackene
Marzipankekse und Kondensmilch, an kleine Privatpartys in irgendeiner
Künstlerwohnung mit schwarz gebranntem Wodka und hinter vorgehaltener
Hand erzählten Brezhnev-Witzen. Sie hatten ihre handverlesenen Petersburger
Freunde, ihre Verwandten und sämtlichen Bekannten von früher aufgegeben,
eingetauscht gegen lebenslange Einzelhaft in einem Mini-Herrenhaus in
Scarsdale.
(Gary Shteyngart, Handbuch des russischen Debütanten, aus dem
Amerikanischen von Christiane Buchner und Frank Heibert, Berlin Verlag
2003)
Musik hoch
Weiter Sprecher 1/ Zitator:
Da saßen sie nun und fuhren einmal im Monat nach Brighton Beach, um
eingeschmuggelten Kaviar und höllenscharfe Kielbasa zu besorgen, und um sie
herum wimmelte es von diesen komischen neuartigen Russen in billigen
Lederjacken, diesen Frauen mit hochzeitstortenartigen blonden Dauerwellen auf
dem Kopf – eine vollkommen fremde Rasse, die nur zufällig in der
Muttersprache gackerte – und zumindest theoretisch derselben Religion
angehörte wie die Girshkins. Waren Vladimir und seine Eltern Petersburger
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Snobs? Vielleicht. Schlechte Russen? Vermutlich. Schlechte Juden? Ganz
sicher. Normale Amerikaner? Nicht einmal annähernd.
(Gary Shteyngart, Handbuch des russischen Debütanten, aus dem
Amerikanischen von Christiane Buchner und Frank Heibert, Berlin Verlag
2003)
Autorin 9:
Die Identitäts-Suche Vladimirs nimmt in Shteyngarts Roman „Handbuch des
russischen Debütanten“ skurrile Züge an. Vladimir Girshkin will seiner reichen
New Yorker Freundin etwas bieten und steigt bei der Russen-Mafia ein, für die
er in der Stadt Prawa - einer bösen Prag-Karikatur - eitle, selbstverliebte
Amerikaner nach Strich und Faden ausnimmt. Alle nur denkbaren Stereotype -
von ignoranten amerikanischen Möchtegern-Schriftstellern bis hin zu brutalen
Primitiv-Russen - prallen im Buch aufeinander.
5. O-Ton Shteyngart Sprecher 1:
Es muß jemanden geben, der hier mit Satire rangeht und einen anderen
Blickwinkel einnimmt. Gogol kommt ja aus Rußland. Ein russischer
Schriftsteller zu sein, das ist für mich auch ein Synonym dafür, Satiriker zu sein:
Weil es einfach soviel gibt, worüber man sich lustig machen muß. Und so viele
Mythen, die man entlarven muss. Ich hasse Mythen, ich hasse Mythologien –
und es ist schön, diese Dinge auseinander brechen zu sehen, wie z.B. den
Mythos des großen mächtigen Russlands, oder auch den Mythos der großen
mächtigen USA.
Autorin 10:
Shteyngarts Hauptfigur Vladimir Girshkin reüssiert bei seinen diversen
amerikanischen Freundinnen wegen des Akzents und wegen seiner schillernden
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Andersartigkeit. Doch bei allem Erfolg, den er als Russe hat, bleibt der
Minderwertigkeitskomplex gegenüber Amerikanern unauslöschlich.
Klangakzent Atmo/
Sprecher 1/Zitator:
Es war reines Pech, ein sonnengeblendeter Storch, der ihn in dem Geburtshaus
auf dem Tschajkowskij-Prospekt statt in der berühmten Cleveland-Clinic
abgesetzt hatte. Ach, die alten Fragen des Beta-Immigranten: wie schaffte man
es, seine gurgelnde Aussprache, seine halb kaputten Eltern, ja, den Gestank des
eigenen Körpers zu verändern?
(Gary Shteyngart, Handbuch des russischen Debütanten, aus dem
Amerikanischen von Christiane Buchner und Frank Heibert, Berlin Verlag
2003)
Atmo: Klangakzent
Autorin 11:
Vieles von dem, was Gary Shteyngart in seinen Büchern beschreibt, klingt nach
überspitzter Satire. Oft stecken aber hinter absurden Szenen reale Erfahrungen
des Autors. Diskriminierung hat er in seinem Leben zuhauf erlebt, und sie hat
nicht nur mit seiner Herkunft, sie hat auch etwas mit seinem Aussehen zu tun.
Leicht desillusioniert erzählt Shteyngart von einer Begegnung in Berlin.
6.O-Ton Sprecher 1:
Da waren diese Skinheads und sie dachten, ich sei ein indischer Computer-
Programmierer. Die Leute denken immer, ich sei entweder Italiener oder Inder.
Alles, was sie hassen: ich bin´s! Und sie fingen an zu schreien: „Kinder statt
Inder“.
Ich sagte, „nein, kein Inder- ich bin Russe“- und sie darauf gleich: „Oh, die
Russen - das sind großartige Soldaten.“ Wo immer ich hinkomme, passiert mir
so etwas. In Azerbaidzhan dachten sie, ich sei ein iranischer Terrorist, weil ich
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ihrer Meinung nach persisch aussehe- also wurde ich von dortigen
Sicherheitsleuten auf den Boden geworden. Als ich sagte, ich bin nur ein Jude,
hieß es. „Oh, ein Jude, zeig uns deine Brieftasche“ – egal, wo ich hingehe,
passiert so etwas. Nur in New York nicht. Da spielt es echt keine Rolle. Jeder
hier sieht komisch aus- und das macht die Schönheit dieser Gesellschaft aus. Für
mich ist das ein Paradies, in dem ich einfach durch die Straßen laufen kann und
keinen schert´s.
Autorin 12:
Im „Handbuch für den russischen Debütanten“ findet Shteyngarts Held Vladimir
Girshkin ein kleines Happy-end in der amerikanischen Provinz, im Mittleren
Westen, weit weg von New York. Aber die Hoffnung, irgendwann doch noch
ein richtiger Amerikaner zu werden, gibt er auf. Diese Hoffnung richtet er auf
seinen ungeborenen Sohn. Girshkins amerikanische Ehefrau - eine proppere
Ärztin aus guter Familie – beendet seine Mafia-Laufbahn und sorgt für russisch-
amerikanische Versöhnung. Großmutter Girshkin, endlich mit „failurcha“
Vladimir zufrieden, freut sich schon auf ihr Enkelkind – sie weiß: Säuglinge in
den USA können schneller krabbeln als russische Babies.
Musikblende Mit georgischer Musik,langsam hoch
1.O-Ton Krasikov Sprecherin 3:
Georgien war eine eigene Welt. Es war Teil der Sowjetunion und es war
kommunistisch, aber in einem ganz oberflächlichen Sinn. Sie stellten einem dort
keine Hürden in den Weg.
Autorin 13:
Sana Krasikov wirkt nachdenklich und älter als 31. Als ihre Familie Georgien
1987 verlässt, ist die große Emigrantenwelle schon ein gutes Jahrzehnt her. Seit
1980 waren die sowjetischen Grenzen verschlossen, als Reaktion auf den
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westlichen Boykott der Olympischen Spiele in Moskau. Glasnost und
Perestroika ändern die Lage - und lockere georgische Behörden
beglückwünschen die Krasikovs sogar zur Emigration. New York heißt die erste
Station in den USA.
2.O-Ton Krasikov
Sprecherin 3:
Es hat etwas von diesem modernen Babylon. Man hört so viele unterschiedliche
Stimmen, so viele unterschiedliche Sprachen. Und in Georgien war es ganz
ähnlich. Es gab Griechen, Armenier und Azerbaizhani, und Georgier und Polen.
Es war einfach sehr multikulturell, sehr multi-ethnisch.
Musik georgisch ..
Autorin 14:
2008 veröffentlicht Sana Krasikov ihren Erstling, den Erzählungsband „One
more year“ - auf deutsch erscheint er 2009 unter dem Titel „In Gesellschaft von
Männern“. Die Figuren der acht Geschichten kommen aus Georgien,
Tadschikistan, Russland oder aus der Ukraine. Sie arbeiten - legal oder illegal -
in den USA, als Pfleger, als Babysitter oder als Putzkraft. Sana Krasikov hat
selbst ähnliche Jobs gemacht.
3.O-Ton Krasikov
Sprecherin 3:
Ich habe eine Menge unterschiedlichster Erfahrungen gesammelt und kenne
viele, die nur für kurze Zeit hier waren und alle möglichen Jobs gemacht haben.
Leute, die in ihrer Heimat Tierarzt oder Buchhalter waren, und die dann in
Amerika als Hausangestellte oder Pfleger gearbeitet haben. Ihre Kämpfe und
ihre konkreten menschlichen Dramen sind in diesen Geschichten sehr real.
Eigentlich ist der Job aber das mit Abstand Uninteressanteste an ihnen. Mir ging
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es um ihren Abstieg in der sozialen Stufenleiter, und wie sie es schafften, dabei
sie selbst zu bleiben.
Atmo Track 18: (Spielplatz langsam hoch - bei Literatur-Zitat weg)
Autorin 15: Da ist zum Beispiel Gulia, die Protagonistin in Krasikovs
Erzählung „Asal“. In ihrer Heimat Tadschikistan hatte sie studiert und in einer
Bank gearbeitet. In den USA verdient sie ihr Geld als Babysitterin.
Sprecherin 3/Zitatorin:
In den fünf Monaten, die sie jetzt in New York war, hatte Gulia noch mit
keinem der anderen Kindermädchen und auch mit keiner der Großmütter, die
auf den Bänken am Spielplatz saßen, ein Wort gewechselt. Sie alle lebten nach
rätselhaften persönlichen Regeln. Nur die fülligen Frauen von den westindischen
Inseln mit den lackierten Nägeln zirpten untereinander in ihren Dialekten,
während ihre Kinder stumpfsinnig in Sportwagen saßen. Die wenigen
russischen Kindermädchen, denen Gulia begegnete, vermuteten nicht, dass sie
sie verstand. Auf den Straßen ihrer Heimatstädte hätten sie vielleicht richtig
geraten, dass sie Tadschikin ist, hier jedoch, in der East Sixty-Eigth street, ging
sie in den zahlreichen unbekannten Rassen unter, war sie nur ein unbestimmtes
Gesicht aus dem Osten mehr. Jetzt, wo sie unsichtbar geworden war, entglitt ihr
auch ihre Vergangenheit nach und nach in eine andere Welt - fast unerreichbar.
(Sana Krasikov, In Gesellschaft von Männern, aus dem Amerikanischen von
Silvia Morawetz, Luchterhand 2009)
4. O-Ton Krasikov
Sprecherin 3:
Es ging mir nicht so sehr um Identitäten, als ich diese Geschichten schrieb. Ich
dachte dabei vor allem an die Menschen, die ich getroffen hatte, an die
Geschichten, von denen ich gehört hatte, an Menschen, die ich kannte. Vieles
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davon hat mich geprägt, ist Teil von mir geworden – und ich habe eigentlich erst
mit dem Erscheinen dieses Buchs so richtig begriffen, wie anders meine
Perspektive ist als z.B. die eines, sagen wir, durchschnittlichen Amerikaners.
Meine Sensibilität hat mit den unterschiedlichen Orten in meinem Leben zu tun.
Musik: alte jüdische Musik aus dem Ellis Island Museum , Text drüber
Autorin 16:
Sana Krasikov wird 1979 in Korestin geboren – einem ehemals jüdischen
Städtchen in der Ukraine. Die Eltern, Ingenieure, ziehen der Arbeit wegen nach
Georgien - in die Hauptstadt Tiflis, wo Sana bis zu ihrem achten Lebensjahr
aufwächst. Ihre Teenager-Jahre erlebt sie in Brooklyn. Fürs Chemie-Studium an
der Cornell University geht sie nach Ithaca, NewYork. Im Mittleren Westen
schließlich, in Iowa, studiert Sana Krasikov Literatur und Geschichte. Ihre
Erzählungen spielen überwiegend in New York. Seit einem Jahr lebt sie mit
ihrem Mann in Philadelphia.
Musik: Georgisch
5.O-Ton Krasikov –
Sprecherin 3:
Ich war immer daran interessiert, jüdisches Denken und jüdische Traditionen
besser zu verstehen. Zwar habe ich keine - im strengen Sinne - jüdische
Erziehung erhalten. Aber über die Jahre habe ich mich in Sachen Judentum
einfach selbst weitergebildet. Ich bin keine große Thora-Gelehrte, aber mich
interessiert schon, was da erzählt wird. Die Thora, die Bibel haben mich immer
fasziniert. Ich bin davon überzeugt, dass die Traditionen, aus denen man
stammt, immer auch einen großen Schatz an Weisheiten bergen. Und die wollte
ich kennenlernen.
Autorin 17 :
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2009 erhält Sana Krasikov für ihren Erzählungsband „One more year“ den
Sami-Rohr-Preis , einen hoch-dotierten jüdischen Literaturpreis. Überraschend
nicht nur, weil sie als einzige der fünf Nominierten mit Erzählungen und nicht
mit einem Roman, vertreten war. Überraschend vor allem auch, weil Krasikovs
Prosa jüdische Themen eher beiläufig streift. Neben Juden zählen zu den
Protagonisten ihrer Geschichten auch Christen und Muslime. Religiöse Fragen
beschäftigen diese Figuren nur am Rande. Im Vordergrund stehen irdische
Sorgen und Nöte: materielle, soziokulturelle, seelische Folgen der
Einwanderung – wie in der Geschichte „Maja in Yonkers“ über die Georgierin
Maja und ihren Sohn Gogi.
Sprecherin 3/Zitatorin:
„Gogi kneift die Augen zusammen und tritt einen Schritt zurück, als hätte er
eine Verrückte auf der Straße vor sich. „Dann zeig´s mir doch einfach nicht.
Schreit er plötzlich. Warum zeigst Du mir das alles? Ich kann sowieso nicht
hierbleiben.“
(Sana Krasikov, In Gesellschaft von Männern, aus dem Amerikanischen von
Silvia Morawetz, Luchterhand 2009)
6.O-Ton Krasikov,
Sprecherin 3:
Ich hatte von diesem Jungen gehört, der seine Mutter hier in den USA besuchte -
sie bekamen Streit, weil er unbedingt eine Jacke kaufen wollte, die zu teuer für
die Mutter war. Ich konnte diese Frau förmlich vor mir sehen, verstehen, was
hier los war. Um ihr Kind groß zu ziehen, hatte sie diesen Teufelspakt
geschlossen, um den Preis, dass sie ihn verlor. Sie unterstützte ihn von New
York aus, gab ihn in Georgien in eine Privatschule. Aber er wuchs eben ohne sie
auf, und gewöhnte sich daran, sie irgendwann nur noch als Stimme am Telefon
wahrzunehmen. Fünf Jahre später müssen die beiden real miteinander umgehen,
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sich plötzlich damit auseinandersetzen, wie sie wirklich sind. Allein dieses
Detail mit der Jacke hat mir ein Gefühl für die Tiefe, die epische Qualität dieser
Beziehung vermittelt. Es ist manchmal, als würde man ein Puzzle legen, kleine
Teile sind schon vorhanden, an mir liegt es, eine Geschichte daraus zu
entwickeln.
Atmo: Touristen
Sprecherin 3/Zitatorin:
In New York kann ihn nichts beeindrucken. Er schlurft, wenn sie rennen
müssen, um einen Bus zu erwischen. „Wieso haben die überall ihre Flaggen
rumhängen?“ fragt er alle fünf Ecken, „Ist heute schon wieder ein Feiertag?“ .
Am dritten Vormittag, nachdem sie in der Schlange am Empire State Building
angestanden haben, erwartete Gogi offenbar, dass der Fahrstuhl sie in einem
Rutsch bis zur Injektionsnadel des Gebäudes hinaufbefördert. Als er sie auf der
Besucherplattform im 85.Stock ausspie, drehte sich Gogi enttäuscht und
verdrossen um und wanderte davon.
(Sana Krasikov, In Gesellschaft von Männern, aus dem Amerikanischen von
Silvia Morawetz, Luchterhand 2009)
Autorin 18:
Gogi, dessen kurzer New York-Besuch von Scham und Wut und von viel Neid
getrübt wird, bekommt am Ende seine Marken-Jacke. Nicht die Mutter bezahlt
sie, sondern die wohlhabende Amerikanerin, deren Hauspflegerin Maja ist. Und
so wird aus dieser Geschichte einer Entfremdung nebenbei auch die einer
Demütigung. Unbewußt zwar, eigentlich wohlmeinend, aber eben doch
demütigend, daß eine gönnerhafte alte Lady die Probleme zwischen Maja und
ihrem Sohn einfach mit Geld lösen will.
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Musik: Titel „Alain Delon nepjet ..“ Nautilus (länger stehen lassen )..
0. Ulinich:
Alain Delon trinkt kein Eau de Cologne, das wurde geschrieben, als in Russland
strikte Prohibition herrschte .
1.O-Ton Ulinich
Brooklyn ist der einzige Ort, den ich mir zum Leben vorstellen kann. Ich würde
natürlich auch gern in Manhattan leben, aber das kann ich mir einfach nicht
leisten.
Atmo Track 14, U-Bahn (7th avenue bound train, Text drüber..)
Autorin 19:
Dunkle Brownstones mit langen Treppenaufgängen, die adretten Gebäude an
schnurgeraden Alleen aneinander gereiht– ich treffe Anya Ulinich in Park Slope,
direkt an der Seventh Avenue in Brooklyn. Nicht ganz so teuer wie Manhattan,
trotzdem kein billiges Pflaster. Die jüngere der beiden Töchter von Anya
Ulinich geht hier zur Schule. Die Familie wohnt einige Autominuten entfernt an
der Südseite des riesigen Prospect Parks, im günstigeren Kensington.
Cafe-Atmo hoch ..
Autorin 20:
Wir laufen im verabredeten Cafe fast aneinander vorbei. Anya Ulinich hat wenig
zu tun mit der Frau auf dem Schutzumschlag ihres Romans „Petropolis“. Sie
wirkt viel lebendiger, viel unkonventioneller. Die schwarzen Locken und
dunklen Augen sind in ständiger Bewegung. Sie sei gern lustig, sagt Anya
Ulinich. Was wohl auch mit den absurden Dingen in ihrem Leben zu tun habe.
2.O-Ton Ulinich, Sprecherin 1:
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Vieles war absurd. Diese Sowjetunion, in der ich aufgewachsen bin, ist ja eine
verschwundene Welt. Als Gorbatschev an die Macht kam, war ich in der
6.Klasse. Bis zu diesem Zeitpunkt war das ein isolierter, ganz seltsamer
Kosmos. Jeder trug dieselben Schuhe, dieselben Klamotten, aß diesselben
Lebensmittel. Kilometerweit graue Hochhaus-Reihen. Wir mussten eine halbe
Stunde Bus fahren, bis wir an der U-Bahn waren, und dann dauerte es noch mal
fast eine Stunde bis zum Kreml. Unsere Vorstadt-Siedlung war völlig isoliert:
Betongebäude auf Feldern aus Lehm und Matsch. Die Gebäude waren alle neu
hochgezogen worden, es gab also ringsum keine Landschaft. Schon lustig,
unsere einzige Unterhaltung war der Lebensmittelladen nebenan.
Autorin 21:
Mit einem einfachen Touristenvisum verlassen Anja Ulinich und ihre Familie
ihre Heimatstadt Moskau im Jahr 1990. Die Emigrantenwelle dieses Jahrzehnts
verläuft weit weniger dramatisch als während der Zeit des Sowjet-Regimes.
Kein klar umrissenes Feindbild mehr, niemand muß vor einem repressiven
System fliehen. Aber die unsicheren Lebens-Perspektiven in Rußland bieten
genug Anlaß zur Emigration.
3-O-Ton Ulinich
Sprecherin 1:
Alle verließen das Land. 1990. Da war die wirtschaftliche Situation einfach
furchtbar. Es gab praktisch keine Lebensmittel, - das Ergebnis der Jahre unter
Präsident Jeltsin. Es schien damals, als würde dieses Land einfach
auseinanderbrechen. Ich habe außerdem einen kleinen Bruder, da war also
immer die Gefahr, dass er zur Armee eingezogen würde. Daran dachten meine
Eltern auch. Viele ihrer Freunde hatten das Land bereits verlassen, es war fast so
eine Art Trend: wer konnte, der ging.
Autorin 22:
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Es verschlägt die Familie Ulinich nach Phoenix/Arizona. Die Eltern,
Angehörige der russischen Mittelklasse, sind auf Unterstützung angewiesen. Sie
besorgen sich bei Wohlfahrtsorganisationen Konserven und Kleidung. Und sie
putzen die Etage einer großen Anwaltskanzlei als Gegenleistung für eine
billigere Wohnungsmiete im selben Gebäude.
4-O-Ton Ulinich, Sprecherin 1:
Ich bin sicher, dass auch die russische Gesellschaft allerlei Ungleichheiten
bietet. Es ist nur so, dass ich nie zuvor Leute erlebt hatte, die einer anderen
sozialen Klasse angehörten. Niemand hatte eine Putzfrau, niemand hatte eine
Kinderfrau. Jeder schrubbte selbst seinen Fußboden, alle trugen dieselben
schäbigen Klamotten. Wenn jemand Geld hatte und reisen konnte, kaufte er ein
paar spanische Moonboots oder eine Jacke in Polen. Das war schon das
Maximum an Differenz. Und plötzlich in den USA musste ich als
Hausangestellte arbeiten, als Putzfrau in einer Villa. Ich fand es unglaublich zu
erleben, dass soziale Klasse an die Herkunft geknüpft ist. Viele dieser
Dienstboten-Jobs werden von Immigranten und Minderheiten gemacht. Sie
arbeiten für Weiße. In New York ist es etwas anders als im Rest von Amerika.
Anderswo sitzen sie ja alle in ihren Autos. Hier aber in Park Slope siehst du
tagtäglich all diese schwarzen Nannies, wie sie weiße Babies herumschieben.
Dieses Klassen-Phänomen springt dir einfach ins Auge. Der Umzug in die USA
hat mich quasi in eine zornige Marxistin verwandelt.
Musik - Nautilus Pompilius..
Autorin 23:
Den Kopf voller Geschichten macht Anya Ulinich sich bald nach ihrem Umzug
nach New York an ihren ersten Roman. 2008 erscheint „Petropolis“ in deutscher
Übersetzung. Es ist die tragikomische Geschichte des russischen Mädchens
Sascha Goldberg, das sein tristes Leben in einem sibirischen Kaff namens
Asbest 2 aufgibt, um als sogenannte „Katalogbraut“ in die USA zu gehen.
20
Sascha hat sowohl jüdische als auch afrikanische Wurzeln – ihre Großmutter
hatte während der Sowjetischen Jugendfestspiele in den 50er Jahren eine Affäre
mit einem afrikanischen Studenten. Das Kind, Saschas Vater, gab sie zur
Adoption frei. In den USA erlebt Sascha nicht weniger Rassismus als in
Russland. Er kommt nur anders daher. Zum Beispiel in der Romanfigur Heidi -
einer aufgeschlossenen New Yorkerin, die sich wissenschaftlich mit Russland
beschäftigt und mit Saschas Vater liiert ist. Ausgerechnet Heidi hält Sascha bei
ihrer ersten Begegnung auf einem Spielplatz für eine Kriminelle.
Atmo: Spielplatz schon vorher drüber..
Sprecherin 1/Zitatorin:
S. 312 ff Sie hörte das Gatter zufallen und drehte sich um. Noch eine
Kinderfrau. Ein dickes schwarzes Mädchen in einer schmutzigen roten
Ballonjacke. Die Haare straff zum Pferdeschwanz gebunden, einen krisseligen
Heiligenschein um die Stirn. Heidi gab der Schaukel einen Schubs. Das
Mädchen kam den Drahtzaun entlang und stand einfach vor ihr. So ganz ohne
Kind. Und auch ohne einen Großhandelskarton mit Bonbons. Jetzt werde ich
überfallen, dachte Heidi, lächelte einfach weiter und drückte die Angst nach
innen zurück.
Sie hat Angst vor mir. Der Gedanke ist so komisch, dass Sascha Goldberg
vergisst, was sie sagen wollte. Sie reißt nur instinktiv die Arme hoch und drängt
die sorgfältig zurechtgelegten Sätze zurück ins Hirn. „Sie haben über Russland
geforscht“, fängt sie an. „Wie viele schwarze Russen, glauben Sie, gibt es? Sie
sind mit einem verheiratet. Das ist mein Vater.“
(Anya Ulinich, Petropolis, aus dem Amerikanischen von Pieke Biermann, dtv
premium, 2008)
Musik . Nautilus, ..
21
5.O-Ton Ulinich, Sprecherin 1:
Die traditionelle Immigrantengeschichte geht so: man flieht vor etwas Bösem
und landet bei etwas Gutem. Aber es ist in Wirklichkeit alles nicht ganz so
eindeutig.
Autorin 24:
Das gilt auch für die Darstellung jüdischer Identität im Roman „Petropolis“.
Bevor Sascha Goldberg- die Protagonistin - nach New York kommt, lebt sie wie
eine Gefangene bei einer reichen jüdischen Familie russischer Herkunft. Deren
Nachname Tarakan - Kakerlake - spricht Bände. Die Tarakans geben
selbstgefällige Benefizparties für „arme Juden“ aus Russland, lassen sie in ihrem
schloßartigen Anwesen als Dienstpersonal arbeiten. Und die Tarakans drängen
ihre Schützlinge mit paternalistischem Eifer zum gelebten Judentum. Sascha
versteht schnell.
Sprecherin 1/Zitatorin:
Sie ging in ihr Kellergemach, zog ihr Heilsarmee-Samtkleid an und bürstete sich
die Haare. Das Kleid hatte einen runden Halsausschnitt. Sascha nahm die Kette
mit dem Davidstern aus der Schatulle und legte sie um.
„Liebling! Du siehst bildhübsch aus!“ rief Mrs. Tarakan und schlang die Arme
um Sascha. „Komm, Zeit zum Anzünden der Schabbat-Kerzen.“
Natürlich war Kerzenanzünden besser als Scheibenwischen. Sascha rechnete mit
einem riesigen Leuchter, den sie in Brand setzen sollte, und war enttäuscht, als
Mrs. Tarakan aus einer Schublade zwei Kerzen nahm, in silberne Halter steckte
und ihr eine Streichholz-Schachtel in die Hand drückte.
„Habt Ihr das in der Sowjetunion auch gemacht?“
„Manchmal“, log Sascha
„Kennst du das Gebet?“
Sascha schüttelte den Kopf „Nein“
„Ach nein, natürlich. Sprich mir einfach nach: Baruch Ata Adonaj…“
22
(Anya Ulinich, Petropolis, aus dem Amerikanischen von Pieke Biermann, dtv
premium, 2008)
6.O-Ton Anya Ulinich, 33´56- 35´05
Sprecherin 1: Ich war eigentlich immer stolz auf dieses „Jüdische“ in mir- aber
ich konnte nicht an Gott glauben. Ich bin damit einfach nicht aufgewachsen. Ich
habe keine Vorstellung von überirdischem, spirituellen Leben. Meine Familie ist
schon in dritter Generation atheistisch, vor allem meine Großmutter. Religiös zu
sein bedeutet für sie rückwärts gewandt zu sein, hat mit dem Leben ihrer
Vorfahren auf dem Dorf zu tun. Es bedeutet für sie Dummheit. Ich hätte mich
natürlich trotzdem mit meiner jüdischen Identität auseinandersetzen können,
kulturell mit dem Judentum. Aber als wir nach Phoenix, Arizona kamen und
unsere Familie ein Fall für die Wohlfahrt einer chassidischen Synagoge wurde,
da hatte es sich mit meiner Begeisterung für das Judentum schnell erledigt. Ich
war siebzehn damals und 50jährige Männer, mit langen Bärten sprachen meine
Mutter an, ob sie nicht ein Date mit mir kriegen könnten. Meine Mutter sprach
kein Englisch und war komplett überfordert damit. Das Ganze war schrecklich -
ich konnte es nicht fassen.
Atmo-Cafe . Text drüber..
Autorin 25: Schnell verlässt Anya Ulinich Phoenix und die dortige jüdische
Szene. Mitte der 90er Jahre erhält sie ein Stipendium und studiert an einem
College in Kalifornien Malerei. Der Job ihres Mannes, eines Computer-
Spezialisten, führt die Familie von dort für ein paar Jahre nach Chicago. Als der
Ehemann sie überredet, ins Künstler-Mekka New York zu ziehen, gibt Anya
Ulinich ausgerechnet das Malen ganz schnell auf. Denn Ateliers sind - auch in
Brooklyn – unbezahlbar. Und der Vorzug des Schreibens ist: es funktioniert
selbst im kleinsten Cafe.
Atmo: Musik
U-Bahn Atmo Coney Island bound train)
23
Atmo: Lärm und Russen-Pop an der Brighton Beach Avenue
Autorin 26 (über vorhergehende Atmo):
Mit dem Q-Train geht es quer durch ganz Brooklyn, bis an die Südspitze, an den
Atlantischen Ozean – hier liegt Brighton Beach – das konzentrierte russische
Leben New Yorks, oder vielleicht auch seine Karikatur. Die U-Bahn rattert
oberirdisch - in entsetzlicher Lautstärke - über die Haupteinkaufsstraße. Direkt
am U-Bahn-Ausgang „Brighton Beach Avenue“ schallt schrille Pop-Musik und
laute Werbung aus einem kleinen Elektronik-Laden. Daneben
Lebensmittelgeschäfte, die russische Bonbons und eingelegte Dillgurken
anpreisen. Die angebliche „Buchhandlung“ bietet Puzzles mit russischen
Zarenköpfen an – und Toilettenpapier mit aufgedruckten US-Dollarnoten.
Atmo (s.o.) hoch
Autorin 27:
In der Bar Tatjana, direkt an der Uferpromenade, verbreiten Kellner den
zwielichtigen Hauch mafiöser Halbwelt. Draußen auf den Bänken sitzen
Babuschkas und unterhalten sich mit alten Herren, die beim Lächeln ihre
Goldzähne blitzen lassen. Es ist eine bizarre Welt, und sie irritiert nicht zuletzt
auch russische Besucher. Lara Vapnyar ist eine davon:
1.O-Ton Vapnyar,
Sprecherin 2:
Ich habe eine Haßliebe zu Brighton Beach. Es gibt sogar eine Geschichte, die
ich geschrieben habe, die heißt „Ich hasse Brighton Beach - ein Liebesbrief“ es
ist also sehr konfliktgeladen. Da sind Teile von Brighton Beach, die liebe ich
und die besuche ich gern, und es gibt andere Ecken, die mich einfach ärgern.
Aber ich habe festgestellt: je länger ich hier lebe, desto weniger hasse ich es.
Autorin 28:
24
Auch Mischa lebt in Brighton Beach. Er ist die Hauptfigur in der Erzählung
„Die Mätresse“, eine der allerersten Geschichten von Lara Vapnyar. Der
neunjährige Mischa muß seine Großmutter häufig zu Arztbesuchen begleiten,
um dort ihre unappetitlichen Krankheitsgeschichten zu dolmetschen. Als
Mischas unbeschäftigter Großvater an einem Englischkurs für Immigranten
teilnimmt und dort eine Dame namens Jelena Pawlovna kennenlernt, kommt
Glanz in sein graues Leben. Mischa wird Zeuge dieser zarten Romanze.
Sprecherin 2/Zitatorin:
Mischas Großvater und Jelena Pawlowna hatten die heiße Schokolade
zusammen zubereitet. Sie sagten „Danke schön“ , „Bitte“ und „Dürfte ich“
zueinander und lächelten viel. Sie sprachen wie die Figuren in den Tschechow-
Stücken, die Mischas Mutter in Russland immer so gern ansah, und doch spürte
Mischa, dass die Sache mit seinem Großvater und Jelena Pawlowna kein
Theaterstück war. „Wie heißt Du?“ fragte Jelena Pawlowna, „Michael“ sagte
Mischa. „Michael?! Du sieht aber nicht aus wie ein Michael. Mischa würde viel
besser zu Dir passen. Darf ich Mischa zu Dir sagen?“ Mischa nickte, pustete
vergnügt auf sein viel zu heißes Getränk und biss in ein Plätzchen mit köstlicher
Himbeermarmelade.
(Lara Vapnyar, Es sind Juden in meinem Haus, aus dem Amerikanischen von
Monika Schmalz, Berlin Verlag 2005)
2.O-Ton Vapnyar,
Sprecherin 2:
Ich bin in Moskau aufgewachsen und natürlich empfinde ich eine gewisse
Nostalgie für die Stadt. Aber diese Nostalgie gilt ganz bestimmt nicht der
Sowjetunion. Am ehesten weckt wohl meine Kindheit nostalgische Gefühle. Ich
glaube aber nicht, daß ich ein glückliches Kind war. Aus der heutigen
25
Perspektive, wenn ich zurückschaue, vermisse ich meine Kindheit, aber ich habe
sie nicht genossen, als ich Kind war.
Atmo Track 18 (Kinder, Lachen)
Autorin 29:
Kinder sind allgegenwärtig in den Geschichten von Lara Vapnyar. Aber nicht,
weil sie die besseren Menschen wären. Lara Vapnyar benutzt kindliche Helden,
weil sie das Material für ihre Geschichten aus eigenen Kindheitserinnerungen
schöpft. Wie in der Erzählung „Eine Frage an Vera“. Vera ist die Puppe der
kleinen Katja, die im Kindergarten mit ihrem „Anderssein“ konfrontiert wird.
Sprecherin 2/Zitatorin:
S. 96
Ira Baranova flüstere: „Ich weiß was über Dich“. Jetzt stand Ira vor Katja und
versperrte ihr die Sicht auf die Waschbecken. Ira war groß. Sie war das größte
Kind in der Gruppe. „Du bist eine Jüdin“ sagte Ira. „Ich weiß das. Ich merke
das.“ Katja machte einen Schritt zurück gegen die Wand und spürte die kalten
Fliesen an den Schulterblättern. Katja wusste nicht, was eine Jüdin war, oder ein
Jude, nicht einmal Jüdisch. Sie hatte dieses Wort weder in ihrer Familie noch im
Fernsehen jemals gehört, aber irgendwie war ihr sofort klar, dass sie das nicht
sein wollte. „Guck Dir mal Deine Augen an“ sagte Ira. „Deine Augen sind zu
groß. Das ist nicht normal.“ Katja dreht sich um und guckte sich Iras Augen an.
Sie hatte Recht. Ihre Augen waren doppelt so groß wie die von Ira. Katja fand
sie sofort furchtbar. „Und jetzt guck Dir Deine Nase an. Siehst Du, sie zeigt
nach unten, nicht nach oben.“ Das stimmte. Verzweifelt versuchte Katja, ihr
Kinn hochzuschieben, doch ihre Nasenspitze zeigte beharrlich nach unten.
(Lara Vapnyar, Es sind Juden in meinem Haus, aus dem Amerikanischen von
Monika Schmalz, Berlin Verlag 2005)
26
3.O-Ton Vapnyar, Sprecherin 2:
Ich hatte eigentlich keine wirkliche russische Identität, bis ich hierher kam. Erst
hier in den USA haben Leute begonnen, mich als Russin wahrzunehmen. Dort in
Russland war ich die Jüdin und ich fühlte mich immer als Außenseiterin. Nie
fühlte ich mich als richtige Russin.
Sprecherin 2/Zitatorin:
(S. 101)
Katja dachte an die wütende Frau im Gemüseladen. „Hör auf mit deinen
jüdischen Mätzchen!“ Plötzlich ging Katja auf, dass die Kundin, die die
Gemüsefrau damals angekeift hatte, Katjas Mutter gewesen war. Es war Katjas
Mutter gewesen, die sich nur die guten Tomaten heraussuchen und die
vergammelten hatte dalassen wollen. Katja wusste nicht, was daran schlecht
war, aber offensichtlich war es so. Außerdem hatte ihre Mutter große, nicht
normale Augen und eine nach unten zeigende Nase. Ihre Großmutter ebenfalls,
ihr Bruder ebenfalls. Sie alle waren Juden. Und Katja auch.
(Lara Vapnyar, Es sind Juden in meinem Haus, aus dem Amerikanischen von
Monika Schmalz, Berlin Verlag 2005)
Autorin 30: „ Eine Frage an Vera“ ist eine von sechs Erzählungen von Lara
Vapnyar. In Deutschland erschienen sie 2005 unter dem Titel „Es sind Juden in
meinem Haus“. Die Titelgeschichte spielt im belagerten Leningrad während des
2.Weltkriegs. Eine Russin bekommt allmählich Zweifel daran, ob sie ihre
jüdische Freundin weiter versteckt halten soll. Die Freundin spürt den
Vertrauensbruch und flieht vor der Gefahr.
4.O-Ton Vapnyar, Sprecherin 2:
27
Es ist sehr wichtig für mich. Ich spüre, daß ich jüdischer bin als ich es
wahrhaben will, aber ich mag all diese formalen Dinge nicht, ich glaube einfach
nicht daran. Wobei auch der Holocaust eine ganz große Rolle für mich spielt,
das bewegt mich sehr - und ich habe viel darüber recherchiert, als ich z.B. diese
Geschichte geschrieben habe. Irgendwo tief drinnen in meiner Seele bin ich auf
eine ganz private Art und Weise jüdisch.
Autorin 31:
Lara Vapnyar macht einen zarten, fast zerbrechlichen Eindruck. Das blasse
Gesicht wirkt durch die langen dunklen Haaren noch schmaler. Vor 16 Jahren
kam Lara Vapnyar in die USA. Da war sie schon 23 Jahre alt, verheiratet und
frischgebackene Absolventin eines Studiums der russischen Literatur.
5.O-Ton Vapnyar, Sprecherin 2:
Meine ersten Eindrücke von New York waren wirklich negativ. Ich war
schwanger und mir war morgens immer übel. Ich schob das einfach auf die
Stadt. New York macht mich krank, dachte ich. Aber als es dann vorbei war,
habe ich begonnen, die Stadt zu mögen – auf einmal lief ich gern hier durch die
Gegend. Und ich begriff, daß New York vielleicht mehr Ähnlichkeiten mit
Moskau hat als mit dem Rest der USA. Es ist so anders als das übrige Amerika.
Atmo Track 9 , (Cafe Glechik Track, Handy-Klingeln mit Tschajkowskij-
Melodie) ..
Autorin 32:
Anderswo in Amerika wäre die Existenz eines Ortes wie des Cafe Glechik kaum
so selbstverständlich. Mitten in Brighton Beach, an der Coney Island Avenue
liegt das Lokal, ein schmuckloses Mini-Restaurant, unprätentiös, aber immer
voll. Es gibt hier für wenige Dollars russische und ukrainische Speisen, Bortsch
und Schtschi, Pelmeni, Vareniki, Pliny. Die Bedienung ist kurz angebunden,
geradezu unwirsch. Ungefragt bekommt man die Rechnung serviert. Der Tisch
28
wird benötigt. Russland pur! Lara Vapnyar wechselt wie automatisch in ihre
Muttersprache:
6.O-Ton Vapnyar, Sprecherin 2:
Ich will diese russische Sphäre eigentlich verlassen, denn selbst wenn ich über
Russen schreibe, geht es mir in den Geschichten nicht so sehr um russische
Details. Es kommen einfach nur eben Russen vor, weil ich vor allem Russen
kenne.
(Atmo: Cafe Glechik weg)
Autorin 33:
Weniger zufällig als die Wahl ihrer Figuren ist die der Sprache, in der Lara
Vapnyar schreibt. Russisch ist für die Familie reserviert. Englisch für ihre
Erzählungen und Romane. Es fällt schwer zu glauben, dass sie diese Sprache bei
der Emigration mit 23 kaum beherrscht hat. Oder daß sie heute amerikanische
Studenten an der New York University als Dozentin für „Creative writing“
unterrichtet: Aber: Sprache ist für Lara Vapnyar Mittel zum Zweck – und sie
geht pragmatisch damit um.
7.O-Ton Vapnyar, Sprecherin 2:
Manchmal schreibe ich auf Russisch, aber das passiert selten genug. Ich
bevorzuge mein Englisch, weil mein Russisch sehr emotional, sehr sentimental
ist. Meine Sätze werden im Russischen immer viel zu lang. Oder sie klingen
weinerlich, oder hysterisch. Mein Englisch ist viel präziser - vielleicht, weil ich
mich emotional nicht so gebunden fühle.
Atmo-Cafe kurz hoch
29
8. O-Ton Vapnyar, Sprecherin 2:
Es ist wirklich lustig. In der Regel kommentiere ich mein Englisch auch immer
am Anfang eines neuen Kurses “Seht mal“, sage ich dann zu meinen Studenten.
„Wenn jemand so Englisch spricht wie ich – und euch trotzdem beibringt, wie
man schreibt - was sagt das eigentlich aus über den Zustand der
amerikanischen Literatur? Aber sie können damit ganz gut umgehen ..(Lachen)
Atmo: Track 11 (Chinatown) (Schritte. Gespräche, Text drüber)
Autorin 34: Von Brooklyn geht es zurück nach Manhattan, an die Lower Eastside im
Südwesten der Insel. Ins frühere „Jewtown“ - die Judenstadt, wie sie Henry
Roth in seinem Roman „Call it sleep“ beschrieben hat. Man findet kaum noch
historische Spuren der osteuropäischen Juden, die hier jahrzehntelang gelebt
hatten. Heute dominieren Chinesen das Viertel. Aber in der Eldridge Street,
ganz in der Nähe der U-Bahn-Station Canal Street ragt eine Art Ausrufezeichen
aus den grauen Mietshäusern: eine prächtige Synagoge - ein funkelnder Juwel,
völlig deplaziert neben den chinesischen Garküchen und kleinen Import-Läden.
Das opulente Gebäude aus dem Jahr 1887 ist die älteste von Osteuropäern
erbaute Synagoge New Yorks. Vor wenigen Jahren wurde sie komplett und
aufwändig restauriert. Die jetzige Gemeinde ist klein, 30 - 40 Leute kommen im
Durchschnitt zu den Gottesdiensten. Auf sehr viel mehr Resonanz stösst das
säkulare Programm der Synagoge. Gary Shteyngart, Anya Ulinich, Sana
Krasikov und Lara Vapnyar haben hier aus ihren Büchern gelesen. Und viele
Besucher kommen zu diesen Lesungen – egal, ob sie Juden, Muslime oder
Christen sind, Russen oder Amerikaner, Immigranten oder nicht. Denn in den
Geschichten der vier Autoren geht es um Menschen wie sie. Um Menschen in
New York.
Atmo Menschen auf der Straße.
30
Musik .Ende, Musik hoch vom Anfang (des Straßenmusikers, Where you from?.. She came from..) Ende