Post on 08-Mar-2021
transcript
KASSANDRAEin Musiktheaterstück von Simone Bendel und Stephan Werner
3. und 4. Mai 2013
Bür g er haus Marbach
SinGe, GÖttin, den ZOr n deS Peleiaden AChilleuS, den Verderben bringenden, der unzählige Schmerzen den Achaiern bereitete, und viele Seelen von starken Helden zum Hades sandte- Homer: Ilias
Frei nach der viel zitierten Vorlage von Homers Ilias tauchen fast 30 junge Menschen – die meisten davon Studenten der Philipps-Universität Marburg – ein in die Legende der Schlacht um die sagenhafte Stadt Troja. Ausgelöst durch eine Dummheit des trojanischen Prinzen Paris fordert der ein Jahrzehnt umspannende Krieg zwischen Griechen und Trojanern unzählige Opfer in einem Strudel aus Habgier, Grausamkeit und sinnloser Gewalt.Inmitten – und immer wieder im Zentrum – der Kriegswirren steht Kassandra, Paris' Schwester, Priesterin des Apoll und tragische Seherin. Ihr Schicksal ist verwoben mit dem der beiden Männer, die sie umwerben. Der eine ist der Sonnengott Apoll höchstselbst, der Kassandra ihren verheerenden Fluch auferlegt: Weil sie sich weigert, sich ihm hinzugeben, wird sie dazu verdammt, stets die Wahrheit vorherzusehen und dazu als Wahnsinnige von niemandem ernst genommen zu werden.Dies ist der Punkt, der Beginn ihres persönlichen Dramas, zu dem Kassandra – inzwischen Kriegsgefangene des griechischen Heerführers Agamemnon – zu Beginn des Stücks zurückkehrt.Sie durchlebt noch einmal den Fluch des Gottes, den schmerz-lichen Abschied von ihrer großen Liebe Aeneias, den Tod ihres geliebten Bruders Hektor durch die Hand des halbgöttlich-monströsen griechischen Champions Achill, den Bruch mit ihrer Familie, die aufblühende und abrupt zerstörte Liebe zu der jungen Amazone Menoe im Hain der mystischen Ur-Mutter Kybele und zuletzt den Fall Trojas.
Nach ihrem eigenem Tod – vergiftet von Klytemnaistra, Agamemnons Self-Made-Witwe – trifft sie an den Ufern des Styx endlich auf ihren größten Widersacher. Es ist Apoll, der sie über den stillen Fluss ins Totenreich führt.
VOn der Idee zum S tüCk
Was 2006 als fragmentarische Idee von Stephan Werner und Se-bastian Rieger begann, hat sich zu einem ausgewachsenen Mu-siktheaterstück entwickelt. In den vergangenen sieben Jahren wurden aus musikalischen Skizzen komplett orchestrierte Stücke, wurden Tanz- und Kampfchoreographien ent- und verworfen, Dialoge geschrieben, geprobt und geändert, wurde KASSANDRA in klassischer Ausstattung uraufgeführt, pausiert und schließlich nochmals überarbeitet, teilweise neu- und umbesetzt und erfährt nun unter der Regie von Frank Hietzschold eine moderne Neuinszenierung.In der Modernisierung stehen die Charaktere in einem schmuck-losen, schwarzen Raum, dessen einziges Bühnenbild Abstrakta von drei Panzersperren – der ursprünglichen Funktion zum Spott geschmälert, beinahe zerbrechlich – bilden. Sprachlich hält die Inszenierung sich in einem gewollten Bruch weiterhin an die ursprüngliche Bearbeitung des antiken Epos'.In düsteren Bildern, im Kontrast zwischen schnörkellosen Kostümen und aufwändigen Kompositionen, in archaischer Sprache gehaltenen Dialogen und aktueller Interpretation erzählen die Schauspieler die älteste Geschichte der abendländischen Literatur neu: eine Geschichte von Liebe und Krieg, von Hoffnung und Verrat – zeitlose Themen in einer dystopischen, zeitbefreiten Szenerie.
Besetzung
Kassandra, Prinzessin von Troja und Priesterin des Apoll
Elisabeth Polduwe
Apoll, Gott des Lichts und der Weissagung
Martin Brinschwitz
Aeneias, trojanischer Held Antonio Sasso
Priamos, König von Troja Hartmut Obst
Hekabe, Königin von Troja Dorothee Squillace
Agamemnon, griechischer Heerführer, König von Mykene
Tobias Matz
Klytemnaistra; Agamemnons Königin
Simone Bendel
Hektor, Kassandras Bruder und trojanischer Champion
Finn Baumhaus
Paris, Kassandras Bruder, entführt Helena von Sparta
Friedemann Rimbach-Sator
Polyxena, Kassandras Schwester
Nelli Lutscher
Odysseus, Herrscher von Ithaka
Philipp Samson Borgetto
Achill, griechischer Champion Felix Montpellier
Penthesilea, Amazonenkönigin Simone Bendel
Despina, Kassandras Zofe Leonie Eckert
Menoe, eine junge Amazone Lena Liebau
Astoria, Priesterin der Kybele und Kassandras Amme
Antonja Schneider
Andromache, Hektors Gemahlin
Anne-Christine Smolka
Pandaros, Hauptmann der trojanischen Wache
Bertolt Hyronimus
Agisthos, Klytemnaistras Diener und Liebhaber
Florian Schmuck
Griechischer Fischerjunge Bertolt Hyronimus
Amazonen Kai BurlageFlora Ciupke
Claudia HartmannCaroline Sosna
Griechische und trojanische Krieger
Sean ErnstAlexander Gerdes
Julius NunesFlorian Sommer
Krieger in der Filmszene Simone BendelLeonie Eckert
Tobias MatzFelix Montpellier
Julius NunesFriedemann Rimbach-Sator
Band
E-Gitarre Nico Nebgen
E-Bass Nico Rösch
Schlagzeug Kathrin Lauer
Keyboard Stephan Werner
Organisation
Regie Frank Hietzschold
Koordination Antonja Schneider
Komposition und musikalische Gesamtleitung
Stephan Werner
Libretto Simone BendelStephan Werner
Kostüm Florian Schmuck
Kostümanfertigung Simone BendelAnne-Christine Smolka
Binnur Cavuslu
Maske Helene KuchAnne-Christine Smolka
Kampfchoreographien Felix Montpellier
Tanzchoreographie Simone Bendel
Video Marc Schnellbach
Technik Go
Licht Frank Hietzschold
Grafikdesign Leonie Eckert
Wir danken an dieSer Stelle...der AMV Fridericiana Marburg für ihre freundliche Unterstützung insbesondere für die Bereitstellung des Probenraums,Matthias Schulz für die Fotoaufnahmen der beiden Aufführungen,Xand Schenk für die Videoaufnahmen am 3. Mai,den Photographen der Schauspielerbilder,unseren Sponsorenund natürlich unseren Zuschauern.
Der ReGiSSeurFrank Hietzschold (*1984) begann seine Theaterkarriere 2004 mit einem Jahrespraktikum als Regieassistenz am Jungen Staats-theater Wiesbaden. Zwischen 2006 und 2010 folgten Inszenie-rungen der Oberstufen-Theatergruppe der Diltheyschule Wies-baden und eine Anstellung als Inspizient im Schauspiel des Staatstheaters Wiesbaden. Als Disponent und Leiter des Jugend-clubs am Hessischen Landestheater verschlug es ihn zwischen 2010 und 2012 nach Marburg, wo er für die Produktion von Romeo und Julia (2011) und Krabat (2012) zuständig war. Seit 2012 lebt und arbeitet er wieder in Wiesbaden.
Der KOmpOniStStephan Werner (*1984) nahm während seiner gesamten Schul-zeit Klavierunterricht und begann mit der Schülerband „DumbStruck“ erstmals, eigene Lieder und Liedtexte zu ver-fassen.2004 fing er an, Jura zu studieren. Über die Bekanntschaft mit dem Sänger und Musiker Sebastian Rieger fing er an, sich für das Genre „Musical“ zu interessieren. 2006 wechselte er an die Philipps-Universität Marburg und begann zeitgleich mit der Arbeit an KASSANDRA. Nach der Uraufführung im Jahr 2011 gründete er mit anderen Mitwirkenden die Junge Musikbühne Marburg.Stephan absolviert zur Zeit sein juristisches Referendariat am Landgericht Essen und lebt in Gelsenkirchen.
Die LibrettiStinSimone Bendel (*1987) hatte sechs Jahre lang Klavierunterricht. Seit drei Jahren singt sie im Chor der AMV Fridericiana, den sie dank einer Chorleiterausbildung seit drei Semestern auch leitet.Beim Verfassen der Liedtexte in Zusammenarbeit mit Stephan Werner konnte sie ihr Wissen über klassische Mythologie ein-fließen lassen, ein Interesse, das sich auch in ihrer Studienfach-wahl wiederspiegelt: Alte Geschichte und klassische Archäologie.Seit der Uraufführung spielt sie in einer Doppelrolle Klytemnais-tra, die rachsüchtige Königin Mykenes, und Penthesilea, Königin der Amazonen.
KaSSandraElisabeth Polduwe (*1988) stammt aus einem musikalischen Elternhaus und machte erste Theatererfahrungen in der Schule beim Weihnachtsspiel. Seit 2002 wirkt sie bei verschiedenen Produktionen der Naturbühne Hohensyburg e.V. in Dortmund mit (u.a. "Der Zauberer von Oz", "Ein Sommernachtstraum", "Dracula", "Hexenjagd"). Seit 2001 nimmt sie klassischen Gesangsunterricht und steht seitdem auch regelmäßig mit dem Gesangsensemble "Ein Kessel Buntes" auf der Bühne. Sie studiert seit 2007 an der Philipps-Universität Marburg und arbeitet zur Zeit auf den Master of Arts im Fach Prähistorische Archäologie hin. Am Projekt KASSANDRA ist sie seit 2009 beteiligt und spielte die Titelrolle bereits bei der Uraufführung 2011.
ApOllOnMartin Brinschwitz (*1984) begann mit sechs Jahren, Geige zu spielen, entdeckte jedoch spät berufen mit 17 noch die Faszination für das Parforcehorn, was ihn nicht viel später zum Waldhorn führte. Mit diesem spielt er derzeit im Studenten-sinfonieorchester Marburg.Seit sieben Jahren ist er außerdem Mitsänger im Landes-jugendchor NRW.Persönliche Freundschaften zu den Autoren führten dazu, dass er bereits bei den ersten Aufführungen von KASSANDRA die Rolle des Apoll spielte.Martin studiert seit 2007 in Marburg Medizin. Trotz Finalphase seines Studiums zögerte er nicht lange, sich auch diesmal dem Ensemble von KASSANDRA anzuschließen.
AeneiaSAntonio Sasso (*1989) macht seit 2006 Musik und Theater in verschiedenen Ensembles. Neben dem Chor des Stadttheaters Gießen und dem Neuen Kellertheater Wetzlar e.V. spielte er vor allem bei Musicalproduktionen der Goetheschule Wetzlar (u.A. EVITA, Jekyll und Hyde, 3Musketiere) mit und führt dort dieses Jahr zum ersten Mal Regie (RENT). Außerdem singt er in den Cover- und Veranstaltungsbands No8 und White Ties. Seit zweieihalb Jahren studiert er Archäologische Wissenschaften auf B.A. an der Philipps-Universität Marburg. Die Rolle als trojanischer Held Aeneias ist seine erste Zusam-menarbeit mit der Jungen Musikbühne Marburg.
JunGe MuSikbühne MarburGDie Junge Musikbühne würde gerne auf eine lange, glorreiche Tradition als Musiktheater zurückschauen. Wirklich. Tatsächlich aber entstand sie erst 2011 im Zuge der Nachwehen der Uraufführung von KASSANDRA, nachdem Stephan Werner eine Plattform für sein selbstgeschriebenes Musical gesucht und keine gefunden hatte. Kurzerhand gründete er mit einigen interessierten Freunden einen Verein, der sich fortan der Verbindung von Dramaturgie und Musik widmen und damit eine Lücke im Marburger Laien-Kulturbetrieb schließen sollte. Neben der Arbeit an der Neuinszenierung von KASSANDRA bietet die Junge Musikbühne ihren Mitgliedern die Möglichkeit, ihr Lampenfieber bei Musikalischen Abenden – einer Mischung aus Best-Of-Lieblingslieder-Show, Kabarett und klassischem Lieder-abend – zu kurieren.Falls sie nicht nach KASSANDRA Insolvenz anmelden muss, plant die Junge Musikbühne auch in Zukunft, das kulturelle Leben Marburgs zu bereichern.
Werbung
Kybele hilfKybele hilf, gib' uns ein Zeichen
Lass deine Töchter dich doch erreichenKybele hilf, hab' doch Erbarmen
Wir suchen Zuflucht in deinen Armen
Kybele hilf, soll'n wir allein seinGib' diesen Mördern endlich Vernunft ein
Willst du denn wirklich, dass wir vergehen?Lass' diese Prüfung uns überstehenDoch wir vertrauen auf deine StärkeLasse uns sehen die guten WerkeBerühr' uns zärtlich und voller Güte
Führe dein Volke zu neuer Blüte
Hier in deinem heil'gen SchreineBeten wir im FeuerscheineBitten wir um deine Gaben
Wir, die nicht vergessen habenAlles, was uns lieb und teuer
Wird umtost von Sturm und FeuerLass uns hier an deinen BrüstenGegen Angst und Tod uns rüstenSchick' uns deine güt'gen Boten
Schütze uns vor noch mehr TotenGib uns Kraft zu überstehen
Dass wir nicht zugrunde gehenSoll die Stadt denn wirklich fallen
Und ihr Klang im Nichts verhallen?
Nebel SteiGt vOm FluSS herauf,
DränGt SiCh vOr deS TaGeS Schein.
Senkt wie ASChe SiCh hernieder,
Hüllt die Welt in SChatten ein.