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I M P R E S S U M
Abbildungsnachweissoweit nicht anders vermerkt: Archiv Autorin und Michael Imhof Verlag,aktuelle Fotos Autorin und Michael Imhof,Zeichnungen und Aquarelle von Carl Theo-dor Reiffenstein: Historisches MuseumFrankfurt am Main
Gestaltung und Reproduktion: Michael Imhof Verlag, Petersberg
Druck und Verarbeitung: Gutenberg Beuys Feindruckerei, Langen-hagen
Printed in EU
© 2018Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KGStettiner Straße 25D-36100 PetersbergTel. 0661/9628286; Fax 0661/63686www.imhof-verlag.de
ISBN 978-3-7319-0638-4
I N H A LT
Einleitung
Verlust der Bausubstanz. Veränderungsprozesse seit Ende des 18. Jahrhunderts
Hochhaus-Cluster und die „Neue Altstadt“
Literatur zum Thema
Geschichte. Die Bedeutung des Krönungs- und Messeprivilegs für die Entwicklung Frankfurts
Topografische, politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Einflussfaktoren auf das Stadtbild
Das Krönungsprivileg
Das Messeprivileg
Religiöse Konflikte: Einwohnerwachstum durch Glaubensflüchtlinge und Kaufleute
Niedergang und Neuorientierung der Messe – Entstehung des Börsenhandels
Morphologisch-typologische Untersuchung
Merianplan von 1628 und 1770
Ulrichplan von 1832
Stadtbefestigung und Stadtstruktur
Karolingische Stadt mit Erweiterungen
Erweiterung der Staufer. Entstehung der Oberen und Unteren Stadt
Öffentlicher Raum – Straßennetz, Straßennamen und Plätze
Typologische Untersuchung: Gebäude nach Parzellengröße und Nutzung
Kirchen und Klosteranlagen (noch vorhandene und verlorene Bauten)
Gutshöfe und Wehrburgen vor der Stadt
Stadtburgen und Messehöfe in der Altstadt: Erbauer und Merkmale
Stadtburgen und Messehöfe der Altstadt
Adels- und Bürgerpaläste in der Neustadt – Zeil und Roßmarkt
Patrizier- und Bürgerhäuser
Häuser der Handwerker, Krämer und Händler – Kleine Parzellen ohne Innenhof
Schlussfolgerung zur typologischen Studie der Altstadt Frankfurt anhand des Plans von 1832
Literatur
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Salzhaus (links) und das nördlich anschließende Haus an der Wedel gasse, das um 1905 abgebrochenwurde, Foto von Fay um 1890
Titelbild: Blick vom Römer zum Dom, computer-kolorierte Ansicht unter Grundlage von zwei Fotos ausder Zeit um 1900
Vorsatz: Ansicht von Frankfurt am Main von Matthäus Merian dem Älteren von 1628
Nachsatz: Belagerungsplan von Frankfurt am Main, Holzschnitt von Conrad Faber von Creuznach 1552
S. 1: Stadtansicht von Frankfurt am Main, Kupferstich von Matthäus Merian d. Ä. 1658
S. 4/5: Panorama Frankfurts vom Turm der Katharinenkirche nach Norden (oben) und Süden (unten),gezeichnet von Ferdinand Rothbarth und lithografiert von Thomas Rothbarth 1850
Dank
Wir danken Herrn Dr. Jan Gerchow vom Historischen Museum Frankfurt für seine Unterstützung.Unser Dank gilt auch Frau Dr. Evelyn Brockhoff vom Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt sowieihren Mitarbeitern Herrn Dr. Markus Häfner und Frau Ulrike Heinisch.
und den unregelmässigen Thüren und Fenstern
ist in einer Weise verändert, die alles, was mir
bis jetzt von Unverständniss der Bauformen
vorgekommen ist, weit hinter sich zurück-
lässt.“ und 8. November 1879: „An die StelIe
des alten Thores ist nun ein neues getreten,
das mit einem Rundbogen überwölbt ist.“ 28.
Juni 1880: „Mittlerweile sind die Wiederher-
stellungsarbeiten vollendet und lassen an Ge-
schmacklosigkeit und Unverständniss der
Bauformen nichts zu wünschen übrig. Der lei-
tende Architekt hat sich da ein sonderbares
Denkmal gesetzt, dessen Eindruck nur da-
durch abgeschwächt wird, dass man dahier
an derartige Schöpfungen gewöhnt ist.“
Fürsteneck
Das Fürsteneck wurde 1362 von Johann von
Holzhausen (der Alte, † 1393) und seiner Frau
Guda (bzw. Gudechen) von Goldstein (Abbil-
dung des Grabmals siehe S. 73) an der Ecke von
Gar küchen platz und Fahrgasse als befestigte
Burg aus Stein erbaut. Die festungsartige Ge-
stalt erklärt sich aus der ursprünglich isolierten,
jedoch strategischen Lage am östlichen Ende
des damaligen Domfriedhofs mit Zugang zur
verkehrsreichsten Ader Frankfurts, der Fahrgas-
se 17. Sie erklärt sich aus den unsicheren politi-
schen Verhältnissen und dem Willen zur Macht-
demonstration des Erbauers gegenüber den
aufständischen Handwerkern, die in Zünften
organisiert waren und sich 1355 gegen die herr-
schenden Geschlechter erhoben hatten: Johann
von Holzhausen war als älterer Bürgermeister
wesentlich daran beteiligt, die Machtergrei-
fung der Zünfte zu verhindern. Er ersetzte 1364
vorzeitig den 1. Bürgermeister Jakob Knoblauch
und drängte auch den 2. Bürgermeister und
Volksführer Henne Wirbel aus seinem Amt. Die
Burg stand auf ursprünglich von Juden bewohn-
tem Gebiet: Konflikte zwischen den „Reichs-
kammerknechten“ und Handwerkern, die – we-
gen wirtschaftlicher Rückschläge – bei ihnen
verschuldet waren, entstanden Anfang des 14.
Jahrhunderts. Nach dem Ausbruch der Pest 1349
sollen Geißlerscharen die Juden der Brunnen-
vergiftung und Brandstiftung beschuldigt ha-
ben. Die gesamte jüdische Bevölkerung wurde
ermordet, ihre Wohnhäuser wurden von der
Stadt eingezogen, zuerst vermietet und dann
verkauft. Aus einer Urkunde ist der Neubau von
1362 belegt. Nach zweihundertjährigem patri-
zischen Besitz ging das Anwesen 1582 in die
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oben: Fürsteneck um 1400, rekonstruierende Zeichnungvon Heinrich Pauser 1938
links: Haus zur Wiede, Fahrgasse 15 und Fürsteneck,Darstellung von C. Th. Reiffenstein 1874
rechts: Fürsteneck und Turm zu den drei Sauköpfen,Fahrgasse 17, Garküchenplatz, Erdgeschossgrundrissund Schnitt A-B, Carl Knabenschuh, Oktober 1939,ISG S 8-3, Signatur 38, Bd. BI/S
oben: Ausschnitte aus dem Ravensteinplan von1861 bzw. Merianstich
links: Turm zu den drei Sauköpfen, Foto von CarlAndreas Abt 1905
Mehlwaage und Fürsteneck, vom Garküchenplatz aus gesehen, Foto von C. F. Fay um 1880
hier die Stilelemente des Burgbaus wie beim
nicht weit entfernten Fürsteneck zu finden –
kurz nach der Niederlage von Kronberg sollte
möglicherweise der wichtige, gewinnbringende
Leinwandhandel vor fremder Übernahme gesi-
chert werden: Außerhalb der Frühjahrs- und
Herbstmessen mussten alle Leinwände, Garn,
Flachs und Hanf hier gelagert werden, wofür
ein Zoll, Mess- und Hausgeld erhoben wurde.
An der Fassade zum Weckmarkt befanden sich
zwei eiserne Normal-Ellen, nach welchen die
städtischen Leinwandmesser und Händler ihre
Maße zu richten hatten. Bevor das Gebäude
1550 nach Süden erweitert wurde, konnte es zur
Abhaltung von Festlichkeiten gemietet werden;
im Hof fanden mehrfach Turniere statt. Später
wurde das Haus auch für die Lagerung von Le-
bensmitteln genutzt und entwickelte sich zu
einem „Mehrzweckbau“. Der burgartige Cha-
rakter des zweigeschossigen Baus entstand
durch den zinnenbekränzten Wehrgang mit Bo-
genfries, der das steile Walmdach umlief und
Zugang zu den vier Turmerkern an den Ecken
bot. Wegen eindringender Feuchtigkeit wurde
der Wehrgang später durch ein Vorziehen des
Daches überdeckt. Über drei Spitzbogentore
trat man vom Weckmarkt aus in eine Vorhalle
ein, die zu einer Kapelle führte und über eine
Treppe zu dem hochwasserfreien Teil des Erd-
geschosses.
Das ganze Obergeschoss nahm eine Halle mit
mächtigen Holzpfeilern ein, die durch regelmä-
ßig angeordnete Kreuzstockfenster belichtet
wurde. Nach einer kompletten Renovierung 1752
wurden 1791 Messläden im Erdgeschoss einge-
baut, die 1880 sogar zu Schlachträumen um-
funktioniert wurden. War der Leinwandhandel
schon ab der Mitte des 18. Jahrhunderts durch
den Messeverlust an Leipzig rückläufig, so war
er durch die Industrialisierung und den Bau von
Eisenbahnen im 19. Jahrhundert eingebrochen.
oben: Leinwandhaus am Weckmarkt (erbaut1399) vor dem Umbau, Zeichnung 1890
links: Stadtwaage mit Schirnanbauten vonOsten vor dem Umbau, Foto von C. F. Fay 1874
unten: Stadtarchiv und Leinwandhaus nachdem Umbau, Foto von Max Junghaendel 1898
oben: Stadtwaage, Neues Kaufhaus und Leinwandhaus vor dem Umbau, Foto von Carl Friedrich Mylius 1871
rechts: heutiger Zustand nach Wiederaufbau
unten: Kriegsruine des Leinwandhauses vor dem Wiederaufbau von 1980, Foto von Kurt Liese und Robert Strouhal (Harald-Reportagen) Mitte der 50er Jahre
Westen, zum Nürnberger Hof hin, offen ist. Der
Ravenstein-Plan von 1862 bildet diesen dagegen
geschlossen ab. 1693 wurde der Nordflügel des
Innenhofes durch einen repräsentativen Neu-
bau mit steinernem Erdgeschoss und Schweif-
giebel, ähnlich dem des Hauses Klein-Nürnberg,
ersetzt. Die Besonderheit war, dass die geschie-
ferten Giebelgeschosse auf fünf Holzstützen ei-
ner offenen Galerie des ersten Obergeschosses
(das Stuckdecken aufwies) ruhten, die wieder-
um ihre Last auf zwei Steinsäulen im Erdge-
schoss abtrugen. Zur gleichen Zeit entstand
wohl auch der westliche Seitenflügel, ebenfalls
mit Arkadenzone im Erdgeschoss und hölzer-
nen Lauben im 1. Obergeschoss, allerdings mit
geringeren Geschosshöhen, sodass man zwi-
schen den Galerien eine Ausgleichstreppe be-
nötigte. 1755 wurde schließlich der baufällige
Südflügel im Stil des Rokoko neu errichtet, mit
einer großzügigen Durchfahrt zum Hof, einem
in 6 Bogenöffnungen aufgelösten Erdgeschoss,
zwei verputzten Obergeschossen mit paarwei-
se gruppierten Fenstern und einem schiefer-
bedeckten Mansarddach. Von 1755 stammt
auch der Säulenbrunnen mit vergoldetem
Lämmchen, der ursprünglich in der Gasse
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bergerhofgässchen. Unten im Erdgeschoss hat
es eine gewölbte Halle, welche auf zwei Pfeilern
ruht und aus sechs Kreuzgewölben besteht, die
den ganzen Raum des Hauses einnehmen. Die
Verzierungen an denselben deuten auf eine sehr
späte Zeit; doch weil das Ganze aus einem Guß
hervorgegangen ist, macht es keinen schlech-
ten Eindruck. Das Haus ist gebaut für ein Kauf-
haus, das heißt für ein Haus, in dem im unteren
Geschoss ein Warengeschäft betrieben und des-
sen übriger Raum von einer Familie allein be-
wohnt wird. Dies bezeugen die in das Gewölbe
eingebundenen eisernen Haken für die Waage
usw. Die zu den oberen Räumen führende Trep-
pe liegt in einem besonders dazu angebrachten,
an der nordöstlichsten Ecke des Hauses in das
Aliment oder Höfchen vortretende sechseckige
Türmchen, das in seinem obersten Stockwerk
beinahe ringsum eine entzückende Aussicht
über die Stadt gewährt und die Bewohner des
Hauses, welche durch Verhältnisse und Ge-
schäft an das dunkle winklige Haus gekettet
sind – wie dies in früher Zeit häufig der Fall war
– hinreichend entschädigt. [...] Das Bedürfnis
nach Licht und Luft suchte und fand den vor-
trefflichen Ausweg in der Anlegung von Türm-
chen und sogenannten Altanen.“ Das Haus
Klein-Nürnberg wurde im Rahmen des Dom-
Römer-Projektes rekonstruiert.
Goldenes Lämmchen
Das Goldene Lämmchen, „Hinter dem Lämm-
chen“ 6, das erstmals 1354 erwähnt wurde, war
wie der Nürnberger Hof Patriziersitz und Mes-
sehof zugleich. Die Besitzer, die im Laufe der
Jahrhunderte wechselten, stammten aus den
gesellschaftlich und wirtschaftlich hochstehen-
den Frankfurter (Adels-)Geschlechtern: 1361 war
der Hof im Besitz von Hans zu Lüneburg, einem
Wein- und Metallhändler, von 1431 bis 1500 im
Besitz der Patrizier und Eheleute Agnes Weiss
und Wolf Blum, die gegen 1444 einen Um- bzw.
Neubau des Hofs veranlassten und wahrschein-
lich auch die Madonna (von 1460) an der Süd-
westecke des Hauptgebäudes anbringen lie-
ßen. 1537 kam durch Heirat von Hieronymus
Glauburg mit Lucrecia Stalburg, der Tochter
des reichen Patriziers Claus von Stalburg, der
Hof in den Besitz der Familie Glauburg, den
früheren Eigentümern des Nürnberger Hofs.
Ab 1594 wurde der Messehof Eigentum einer
Ganerbschaft.
Die ursprüngliche städtebauliche Konfigurati-
on ist nicht eindeutig nachvollziehbar: Während
der Merianplan von 1628/1770 nur einen eizigen
Hof zeigt, stellt der Ulrichplan von 1832 zwei
unabhängige Höfe dar, wovon der südliche nach
Blick in die Gasse „Hinter dem Lämmchen“ nach Westen, Foto um 1900 (links) und 2018 (rechts; Rekonstruktion von 2017/18)
Goldenes Lämmchen während der Sanierungs -maß nah men 1909–11, Foto von C. Iffland
unten: Hausmadonna an der Fassade desLämmchens auf einer Konsole von 1460, Fotovon Carl Friedrich Fay 1896
Goldenes Lämmchen nach seiner Rekonstruktion 2016–18
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derheit aus, nämlich einen steinernen Überhang
auf fünf Konsolen über dem Erdgeschoss, der
durch einen Entlastungsbogen zwischen dem 1.
und 2. Obergeschoss gestützt wurde. Das Haus
zum Wolf an der Fahrgasse 16, im 17. Jahrhundert
das Haus des ersten Frankfurter Porzellanfabri-
kanten Johann Christof Fehr, wurde 1715–30 von
dem Arzt Johann Friedrich Ochs in einer Mi-
schung aus Barock und Régence neu errichtet.
Es hatte stilistisch eine gewisse Verwandschaft
mit dem Engelthaler Hof und bestand aus Vor-
derhaus, Seitenflügel und Hinterhaus. Im Hof
befand sich ein Altan, eine hölzerne Galerie, ein
typisches Element der Frankfurter Altstadt.
Goldene Waage
Das Haus zur Goldenen Waage an der Ecke von
Markt und Höllgasse wurde 1323 erstmals er-
wähnt (Haus zum Colman). Es stand gegenüber
dem Dom und mit seiner südlichen Mauer di-
rekt über der karolingisch/ottonischen Pfalz.
1618/19 ließ der reformierte Glaubensflüchtling
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oben links: Fahrgasse nach Süden,vom Garküchenplatz aus gesehen,Foto um 1900
oben Mitte: Haus „Zum Wolf“,Fahrgasse 16, Foto um 1900. Es standgegenüber dem Fürsteneck undneben dem Haus Falkenstein
oben rechts: Haus „Drei Schinken“,Saalgasse 13, ein Steinbau mit aus-kragenden Obergeschossen,Bauaufnahme der Fassade, aus:Baudenkmäler Band 3
links und rechts: Haus „Roter Hahn“mit Eckerker und Wehrgang,Klostergasse 2/Ecke Predigerstraße,Zeichnung nach Reiffenstein (links)und Foto Anfang 20. Jahrhundert
oben links: Goldene Waage vor der Fachwerkfreilegung von 1899 und vor Abbruch derOstzeile an der Höllgasse (Foto von Fay)
links: Goldene Waage, Foto Anfang des 20. Jahrhunderts
oben rechts: Giebelansicht der Goldenen Waage nach der Rekonstruktion 2016–18,Foto 2018
erbrachte das Gebäude durch Vermietung bei
Messen und Krönungsfeierlichkeiten gute Ein-
nahmen.
Der Große und Kleine Engel bestand ursprüng-
lich aus zwei Gebäuden von 25 qm bzw. 22 qm
im Erdgeschoss. Durch die Auskragungen von
insgesamt 1,25 m ergab sich im 3. Obergeschoss
ein Flächengewinn von 18 qm (65 qm anstatt
47 qm) für beide Parzellen. Nach dem Kauf
oben: Hühnermarkt nach Südwesten nach derRekonstruktion 2016–18, Foto von 2018
linke Seite oben: Hühnermarkt nach Norden,Foto von Fay 1904, mit dem „Haus zumEsslinger“ mit barocken Fensteröffnungen,Mansarddach, Zwerch haus mit Dreiecksgiebelund Oculusfenster
linke Seite unten: Hühnermarkt nach Nordennach der Rekonstruktion 2016–18, Foto von 2018
rechts: Sanierungsmaßnahmen im Dombereichvor 1939 im Ulrichplan von 1832
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durch die Stadt Frankfurt 1905 wurden beide
Gebäude mit einem einzigen Treppenhaus zu-
sammengefasst und das Fachwerk durch Stadt-
baumeister Felix Grörich freigelegt. Der Große
und Kleine Engel wurde im Rahmen der Rekon-
struktion der Ostzeile 1982–84 neu errichtet und
2010 nochmals saniert.
Luthereck
Im Gegensatz zum Großen und Kleinen Engel
ist das sogenannte Luthereck am Domplatz we-
nig dokumentiert, auch wenn es häufig foto-
grafiert wurde. Es wurde kurz nach dem Engel,
nämlich 1576, errichtet. Seinen Namen hatte es
von einer Lutherbüste, die der protestantische
Eigentümer an der Fassade gegenüber dem ka-
tholischen Dom 1577 anbringen ließ, mit dem
provozierenden Bibelspruch: „In silentio et spe
erit fortitudo vestra“, zu deutsch: „Im Schwei-
gen und Hoffen wird eure Stärke sein“. (Quelle:
Frankfurt in alten Ansichten). Das Gebäude be-
saß unter dem steinernen Erdgeschoss (in dem
sich eine Weinstube mit Weinhandlung befand)
auf einer Grundfläche von ca. 5 x 12 m drei Kel-
lergeschosse und darüber drei verschieferte
Fachwerkgeschosse, die durch einen turmar-
tigen gerundeten Eckerker betont waren. Die
im Plan von 1832 ablesbaren vier Parzellen sind
im Kataster von 1944 zu zwei Parzellen zu-
sammengefasst; auf alten Postkarten um 1900
sind noch drei Häuser am Domplatz ersicht-
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oben: Blick vomRömerberg überden Altmarktzum Domturm,kolorierteGrafik vonRudolf 1845
links: Großerund KleinerEngel:Bauaufnahmefür dieSanierung von1905
oben links: Blick vom Römerberg überden Altmarkt zum Domturm, Foto um1910
oben rechts: Gleiche Situation, Foto2018
unten links: Blick vom Markt zumRömer mit Seitenansicht des Großenund Kleinen Engels, Ansichtskarte um1910
unten rechts: Großer Engel, Innenraummit frühbarocker Stuckdecke (Ende17. Jahrhundert)