Post on 18-Mar-2016
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Fotografie: Franz Sattler
pfingstARTFOTOGALERIE 2014
die letzte reiseBarbara Carli, Kristina Edlinger-Ploder, Erwin
Eggenreich, Hermann Glettler, Kurt Flecker, Marjan Habibian, Toni Herk-Pickl, Ernest
Kaltengger, Lara Labric, Silvana Labric, Herbert Nichols-Schweiger, Ordensfrau der
Karmeliterinnen, Helga Pollerus, Margret Roth, Lisa Rücker, Alois Schantl, Elisabeth
Scharler, Sebastian Schweiger
Kulturkeller am Weizberg
Mai 2014
Den Lesungen des Themenabends „Lebensbilder“ – von Barbara Coudenhove-Kalergi und Carl Djerassi – sozusagen in den Raum gestellt, sehen sie die Schau (nach einem Konzept des Goethe Instituts Moskau): „Die letzte Reise“, die sich thematisch vage an das Genre der Autobiografie anlehnt. Es wurde gebeten, einen Koffer fürs Jenseits zu packen. Was würden wir mitnehmen auf unsere letzte Reise? Indem man den Tod bedenkt, denkt man über das Leben nach. Es ist eine Aufforderung zur Reflexion über das Leben.
Etwas willkürlich angefragt wurden dazu Politikerinnen und Politiker (Kristina Edlinger-Ploder, Erwin Eggenreich, Kurt Flecker, Ernest Kaltenegger, Lisa Rücker), die Schülerin Lara Labric, der Kulturarbeiter Herbert Nichols-Schweiger, die Tischlermeisterin Elisabeth Scharler, die Geistlichen Hermann Glettler, Anton Herk-Pickl, die Elektrotechnikerin Silvana Labric, eine Ordensfrau (Karmeliterin), die Unternehmerin Margret Roth, die Pädagogin Helga Pollerus, die Künstlerinnen Barbara Carli, Marjan Habibian, Sebastian Schweiger und der Bestatter Alois Schantl – 18 Menschen aus verschiedenen Berufsgruppen, verschiedenster politischer Couleurs und Alterstufen.
Mit eine Intention des Projektes war es, zu fragen, ob der Tod nun wirklich in letzter Instanz alle Menschen gleich macht, – oder muss der Frage nachgegangen werden, ob nicht jeder Mensch seinen ganz eigenen Tod stirbt.
Die Schau ist in der Tat ein Gedankenexperiment, eine intime Reise zu sich selbst, – die sich jede Interpretation „von aussen“ verbietet.
Die letzte ReiseAnmerkungen zur Ausstellung
Ein gesprochener Text von Walter Kratner (Kurator)
Eine Erinnerung an das Leben, das ist es, was die Reisenden mitnehmen wollen. Doch Erin-nerung kann man schlecht einpacken, deshalb wurde auch ein leerer Koffer abgegeben.
Für?(Zitat: Elias Canetti aus „Gegen den Tod“)Für?
„Alle versäumten Leben. Alle die nicht geliebt wurden. Alle die nicht lieben konnten. Alle die kein Kind bewachen durften. Alle die nicht in den Ländern waren. Alle die nie unter fremden Sprachen horchten. Alle die nicht über Gläubigkeiten staunten. Alle die sich nicht mit dem Tod herumschlugen. Alle die nicht vom Wissen-müssen übermannt wurden. Alle die ihr Vielwis-sen nicht vergessen durften. Alle die nie torkelten. Alle die nie Nein sagten. Alle die nicht vom Enden des Mordens träumten. Alle die sich ihre Erinnerungen rauben ließen. Alle die ihrem Stolz nie nachgaben. Alle die sich nicht kleinmachten, die nicht verschwinden konnten. Alle die nicht lügen konnten, ohne das es zu etwas nütze war. Alle die nicht vor dem Blitzschlag der Wahrheit zitterten. Alle die nicht nach den toten Göttern hungerten. Alle die nicht mit sol-chen vertraut wurden, von deren Sprache sie kein Wort verstanden. Alle die nicht Sklaven in Freiheit entließen. Alle die nicht in Erbarmen ertranken. Alle die sich schämten, dass sie kei-nen Menschen getötet hatten. Alle die sich nicht als Dankbarkeit plündern ließen. Alle die sich nicht weigerten, die Erde zu verlassen. Alle die nie vergessen konnten, was ein Feind ist. Alle die sich ihres aufrechten Ganges nicht überhoben. Alle die sich nie arm schenkten. Alle die sich nie betrügen ließen, und alle, die es vergaßen, wie sehr sie betrogen wurden. (…) alle die nicht aus Weisheit lächelten. Alle die nicht aus Großmut lachten. Alle versäumten Leben.“
Barbara CarliSchauspielerin
Kristina Edlinger-PloderLandtagsabgeordnete
„Mit Thomas Mann geht die Sprache nicht verloren“
ERWIN EGGENREICHBürgermeister
ANTON HERK-PICKLPfarrer
ANTON HERK-PICKLPfarrer
Begleittext
Hermann GlettlerPfarrer
Die kreisförmigen Ausnehmungen sind ei-nerseits leicht lesbar als ein Verweis auf die Unmöglichkeit, auch nur irgendetwas an Ma-terie-Gebundenes über „die große Grenze“ hinüber mitnehmen zu können – in Anlehnung an eine volkstümliche Redewendung könnte man sagen: Der letzte Koffer hat ein großes Loch. Andererseits steht die runde, ausge-schnitte Scheibe für eine „Verdichtung“ von Lebenserfahrung. Gerade die Ausnehmung, d.h. die Fehlstelle steht für alles, was man in einer gewissen Lebensintensität erlebt, erfah-ren, gedacht, mitgestaltet und auch erlitten hat. Die plastische Formulierung ist paradox – das Entfernte ist gerade im Modus der Ab-wesenheit präsent, es ist in einer anderen, geistigen, seelischen Dimension einfach da, gegenwärtig und unauslöschbar. Alles, was von unserem Innersten, von unserem Herzen und unserer Seele getragen und erfüllt wurde, wird Bestand haben und in den Bestand des Himmels übergehen. Die Liebe bleibt und al-les, was aus Liebe gedacht, gesprochen und getan wurde.
Hermann GlettlerPfarrer
Begleittext
Kurt FleckerLandtagspräsident a.D.
Marjan HabibianKünstlerin
Ernest KalteneggerLandtagsabgeordneter a.D.
Lara LabricSchülerin
SILVANA LABRICElektrotechnikerin
Herbert Nichols-Schweiger Kulturarbeiter
Ordensfrau Karmeliterin
Helga PollerusPädagogin
Margret RothUnternehmerin
Margret RothUnternehmerin
Begleittext
Lisa RückerStadträtin
Alois SchantlBestatter
Elisabeth ScharlerTischlermeisterin
„Bilder aus schönen Zeiten“
Sebastian SchweigerKünstler
pfingstARTFOTOGALERIE 2014
die letzte reiseBarbara Carli, Kristina Edlinger-Ploder, Erwin Eggenreich,
Hermann Glettler, Kurt Flecker, Marjan Habibian, Toni Herk-Pickl, Ernest Kaltengger, Lara Labric, Silvana Labric,
Herbert Nichols-Schweiger, Ordensfrau der Karmeliterinnen, Helga Pollerus, Margret Roth, Lisa Rücker, Alois Schantl,
Elisabeth Scharler, Sebastian Schweiger
Fotografie: Franz Sattler
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