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Lovestorm!Eine Frühreife an der Spitze, ein Spätstarter als Aufsteiger – und einHorchposten am Schluss: BILANZ zeigt die 50 stärksten Marken derSchweiz im Social-Media-Ranking. ANDREAS GÜNTERT TEXT
54 BILANZ 01/2013
Trends Social Media
Wettbewerb. 50 Schweizer Top-Markenkämpfen im Netz umAufmerksamkeit –angeführt von der Airline Swiss.
BIL_01_054_Social_Media 54 08.01.13 16:28
01/2013 BILANZ 55
Die Begrüssungwar schlicht:
«Liebe alle!
Heute ist ein
wichtiges Datum.
Von jetzt an er-
fährt ihr direkt
von Swiss alles
über News, Promotionen und Gewinn-
spiele.» Berühmte erste Worte, mit denen
die nationale Airline am 19.Mai 2009
ihren oiziellen Auftritt auf Facebook
lancierte. Christian Lüdi war vom ersten
Moment an dabei. Ab Mai 2009 beklei-
dete er bei Swiss einen Job, den damals
kein Berufsberater kannte: Community-
Manager. Swiss hatte die virtuelle Start-
rampe von einem Fan übernommen, der
eigenhändig eine Gruppe auf Facebook
gründete und für Input sorgte. Bis Mai
2009 brachte er eine Fan-Basis von 300
Leuten zusammen. Eine Anzahl Likers,
die locker in zwei Mittelstreckenlugzeu-gen Platz gefunden hätte. Heute spricht
Lüdi zu einem Publikum, das von der
Grösse her 765 vollbesetzten Maschinen
vom Typ Airbus A321 entspricht.
Mit dem oiziellen Start vor dreiein-
halb Jahren gehört die Airline hierzu-
lande zu den Social-Media-Frühstartern,Lüdi geht mit seinen 32 Jahren schon als
Veteran der Social-Media-Szene durch.
Twitter war damals noch kaum ein
hema in der Unternehmenswelt, auf
Facebook tummelte sich weltweit erst ein
Fünftel der heute rund eine Milliarde
zählenden User, und unter «Shitstorm»
verstand man bestenfalls eine analoge
Schlechtwetterlage. «Man konnte nir-
gends etwas abschauen», erinnert sich
Christian Lüdi, «es war die Ära des ‹trial
and error›.»
Kleine halten mit. Mittlerweile spielt die
Airline auf der digitalen Bühne eine füh-rende Rolle. Im zweiten Social-Media-
Ranking der BILANZ steht Swiss an ers-
ter Stelle, gefolgt von Swisscom. «BeideBrands investieren in einen professionel-
len und kundenfreundlichen Online-
Auftritt über verschiedene Kanäle», lobt
David Eicher, Gründer und Geschäftslei-
ter von Webguerillas. Die Agentur für al-ternative Werbeformen hat für BILANZ
das aktuelle Ranking der 50 stärksten
Schweizer Marken zusammengestellt. Es
ist durch eine Erweiterung der Kriterien
zwar nicht direkt vergleichbar mit der
ersten Aulage vom Frühling 2011. Neu
wurde unter anderem die Reichweite
(Followers/Likers) in die Bewertung auf-
genommen, die Interaktivität stärker be-
rücksichtigt und der Zeitraum massiv
ausgedehnt. In den Grundzügen aber
manifestieren sich ähnliche Ergebnisse:
Jede der 50 Marken ist auf irgendeine Art
aktiv in den Social Media. Die meisten
binden neben Facebook auch Videoka-
näle in die Kommunikation ein, behan-
deln das hema Markenblog aber eher
stiefmütterlich. Kleinere nationale Un-
ternehmen wie Rivella oder Appenzeller
Käse können im Konzert der Giganten
mithalten. Banken bekunden weiterhin
Mühe, Social Media attraktiv zu nutzen,
Uhrenmarken hingegen zeigen sich stark
in dieser neuen Disziplin.
Zwei Geschwindigkeiten. In den Social
Media, sagt Online-PR-Spezialist Marcel
Bernet, zeige sich eine Schweiz der zwei
Geschwindigkeiten. «First Movers wie
Swiss kommen in eine Maturitätsphase,
Grossunternehmen sind daran, Social
Media in all ihre Geschäftsprozesse zu
integrieren. Viele KMUs aber steigen erst
jetzt überhaupt ein.» Wer schon länger
dabei ist, richtet seine Online-Kommuni-
kationskanäle neu aus. Lotete man bei
Swiss zu Beginn hauptsächlich Produkt-
neuigkeiten und Wettbewerbe aus, so
sieht man Social Media gemäss Lüdi nunhauptsächlich als Kundenservice- und
Kundenbindungs-Werkzeug. Bis Anfang
2012 beantwortete der Community-Ma-
nager noch jede Anfrage selber, heute
wird er von einem rund 30-köpigenTeam unterstützt, das die virtuelle Welt
der Swiss rund um die Uhr fünfsprachigin Callcentern in Basel und Kapstadt im
Auge behält.
Anders als Swiss wagten sich die SBB
erst viel später oiziell auf Facebook.
Drei Jahre nach der Airline begannen die
Bundesbähnler ihre «Reise auf Face-
book», wie sie es am 4. Juli 2012 an-
kündigten. Die Social-Media-Newcomer
schaften es damit auf den sechsten Platz
im Ranking, besser als Marketing-
Schwergewichte wie Omega, Rolex •Fo
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BIL_01_055_Social_Media 55 08.01.13 16:28
Trends Social Media
Die Top 50
Punktezahl (max. mögliche Punkte je Kategorie)
Rang Unternehmen
1 2,75 3,50 2,00 2,25 2,75 2,50 15,75
2 3,00 2,25 2,25 3,00 3,00 1,00 14,50
2 3,00 2,75 1,75 2,50 1,75 2,75 14,50
4 2,50 2,75 2,00 2,00 2,25 2,25 13,75
4 2,50 1,50 1,50 3,00 3,00 2,25 13,75
6 2,50 2,50 2,00 1,75 2,50 2,25 13,50
6 2,75 2,25 2,25 3,00 1,25 2,00 13,50
8 2,25 2,50 2,00 3,00 1,75 1,75 13,25
8 2,50 3,00 2,00 2,75 0 3,00 13,25
8 2,75 2,75 2,00 2,25 2,25 1,25 13,25
11 2,00 2,25 2,25 1,50 2,50 2,50 13,00
12 2,50 2,50 2,00 1,25 2,00 2,00 12,25
13 2,75 2,50 2,75 2,50 0 1,25 11,75
14 1,75 2,75 2,25 2,75 0 1,75 11,25
14 1,00 3,25 1,25 2,75 1,50 1,50 11,25
14 2,00 2,50 2,25 2,75 0,25 1,50 11,25
17 2,75 2,50 1,75 1,50 0 2,00 10,50
17 3,00 2,50 1,25 1,75 0 2,00 10,50
19 2,50 3,00 1,00 1,25 0 2,50 10,25
20 2,00 2,00 2,00 2,50 0 1,50 10,00
20 2,25 2,50 1,75 1,75 0 1,75 10,00
22 2,50 1,50 1,75 1,50 0 2,50 9,75
22 2,50 3,25 0,50 1,75 0 1,75 9,75
24 2,00 2,00 2,00 2,75 0 0,75 9,50
24 2,50 1,75 1,50 2,50 0 1,25 9,50
Punktezahl (max. mögliche Punkte je Kategorie)
Rang Unternehmen
26 2,50 2,50 1,50 1,00 0 1,75 9,25
27 1,75 2,25 1,00 0,50 0,75 2,75 9,00
27 2,50 3,00 0,50 1,00 0 2,00 9,00
29 2,25 1,75 1,25 1,75 0 1,25 8,25
30 2,75 2,00 1,25 0,50 0 1,50 8,00
30 1,25 2,50 1,00 1,00 1,00 1,25 8,00
30 1,75 2,25 1,75 1,25 0 1,00 8,00
30 3,00 2,00 0,25 0,75 0 2,00 8,00
34 2,50 2,00 1,25 0,25 0 1,75 7,75
35 2,75 1,50 1,00 0,50 0 1,75 7,50
36 2,00 2,50 1,25 0,25 0 1,25 7,25
37 1,50 1,75 1,75 0,25 0 1,25 6,50
37 1,25 0 1,50 1,25 1,75 0,75 6,50
37 1,75 0 1,50 1,50 0 1,75 6,50
40 1,25 1,75 0 1,75 0 1,50 6,25
40 2,00 0 1,50 0,75 0 2,00 6,25
42 2,25 1,75 0 0,75 0 1,25 6,00
42 2,00 1,75 0,50 0 0 1,75 6,00
42 2,00 1,50 0 1,50 0 1,00 6,00
42 1,75 2,00 0 1,50 0 0,75 6,00
46 1,75 1,25 0,50 0 0 1,75 5,25
47 0 2,75 0 0 0 1,00 3,75
47 1,75 1,75 0 0 0 0,25 3,75
49 0 0 0 1,75 0 0 1,75
50 0,50 0,50 0,25 0 0 0 1,25
Allgem
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)
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Facebook (4)
Facebook (4)
Twitter (3
)
Twitter (3
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Video-P
lattform
en(3
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Blog
(3)
Blog
(3)
Bonus (3)
Bonus (3)
Total
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Quelle: Webguerillas
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oder Nespresso. Eine starke Leistungvon Eliane Tschudi (37), die seit Septem-ber als Social-Media-Managerin bei denSBB amtet. Mit den Social Media will die
SBB Dialogfähigkeit, Eizienz und Kun-denzufriedenheit erhöhen, «die Kundensollen schnell und kostenlos mit uns inKontakt treten können». Das tun sie –
und oft sehr heftig. In den allermeisten
Oft, sagt Tschudi, gelinge es, die virtu-ell Reisenden schnell zu besänftigen.Dies auch deshalb, weil man intern einesehr sportliche Reaktionszeit befolge:«Innert vier Stunden soll der Kunde aufFacebook eine Antwort von uns erhal-ten.» Finanzielle Kennzahlen spielendabei eine untergeordnete Rolle. Im Vor-dergrund stehe bei den SBB die Maxime,
per Social Media die Imagewerte und dieKundenzufriedenheit zu erhöhen.
Social Absentia. Ganz am Ende der Top50 inden sich zwei Spezialfälle aus der
Schweizer Markenwelt. Beim Hörgeräte-
hersteller Phonak (Sonova Holding),
einer Business-to-Business-Vertriebsge-
sellschaft, machen die Schweizer Face-
book- und Twitter-Accounts einen unge-
plegten bis inaktiven Eindruck, die
Social-Media-Kanäle sind auf der Fir-
men-Website nicht verlinkt. «Wir haben
uns bei Phonak bisher darauf fokussiert,
Erfahrungen und Erkenntnisse aus den
verschiedenen Ländern, in denen wir
tätig sind, zu sammeln und zu sehen, was
funktioniert und was nicht», sagt Hans
Tuithof, Direktor Interactive Marketing.Potenzial gäbe es auf jeden Fall: «Dankzielgerichteten Kampagnen haben wir
herausgefunden, dass gerade Menschenmit einem starken Hörverlust sehr aktivin den sozialenMedien sind.»
Coop verweigert sich, ganz anders alsdie glänzende Dauerrivalin Migros, fast
allen Social-Media-Kanälen, was er-
Methodik
Sowurde bewertetIm Fokus der Untersuchung von
Webguerillas standen die drei
reichweitenstärksten Plattfor-
men, Facebook, Twitter und
YouTube, sowie Corporate Blogs.
Die untersuchten Kanäle wur-
den jeweils unter den drei Krite-
rien Reichweite, Aktivität und
Interaktion analysiert. Bewertet
wurde der Hauptauftritt der
Marken. Gab es keinen spezii-
schen Schweizer Auftritt, galt
der internationale Auftritt. Zu-
sätzliche Punkte verdienten sich
die Marken für einheitliche
Kommunikation über die be-
spielten Kanäle, konsequent
ersichtliches Corporate Design
und Vernetzung zwischen
Kanälen und Website. Bonus-
punkte wurden für personali-
sierte Moderation der Plattfor-
men, schnelle Reaktionszeit
sowie das Bespielen weiterer
Kanäle verteilt. Untersuchungs-
zeitraum: 30. Juli bis 21.Oktober
2012.
Auswahl der Marken
Ausgewählt wurden die 50
Schweizer Top-Brands von
BILANZ nach Markenwert (In-
terbrand-Liste der wertvollsten
Schweizer Marken 2012) sowie
nach dem aktuellsten Schweizer
BrandAsset Valuator (Young &
Rubicam Gruppe). Berücksich-
tigt wurden Brands mit Breiten-
wirkung und Bedeutung für Kon-
sumenten. Ferner wurde ein gutes
Dutzend Schweizer Traditions-
marken hinzugefügt.
Allgemein (max. Punktzahl: 3)
Einheitliche Kommunikation über
Social Media / Website // Corpo-
rate Identity / Corporate Design
in allen Kanälen // Gegenseitige
Vernetzung, Integration der
Website
Facebook (4), Reichweite (Anzahl
Fans) // Aktivität: Anzahl Ad-
minposts / Woche plus Mehrwert-
Tabs) // Interaktion (Talking
about)
Twitter (3), Reichweite (Anzahl
Followers) // Aktivität (Anzahl
Tweets / Woche) // Interaktion
(Retweets)
YouTube (3), Reichweite (Anzahl
Views) // Aktivität (Anzahl Vi-
deos) // Interaktion (Abonnenten)
Blog (3), Reichweite (Daily Unique
Visitors) // Aktivität (Anzahl
Blogposts pro Woche) // Interak-
tion (Kommentare)
Bonus (3), Personalisierung des
Accounts // Wie schnell wird auf
Fragen/Kritik eingegangen?
(Richtwert: weniger als 24 Stun-
den) // Weitere Plattformen (ver-
linkt auf der Website)
Pro Kriteriumwaren 0, 0,25, 0,5,
0,75 oder 1 Punkt zu vergeben,
maximale Gesamtpunktzahl: 19.
Pionier. Die nationale Airline Swiss mit ihrem «Community-Manager»Christian Lüdi übernahm in der Schweiz die Pionierrolle in Sachen Social Media– und ist immer noch der Klassenprimus.
•
Fällenwird die SBB-Site auf Facebook als
eine Art elektronischer Blitzableiter be-nutzt. Von zehn Postings sind neun eineSchelte und nur eines ein Lob. Es sei zuBeginn nicht immer leicht gewesen fürdie 20 Angestellten in der KontaktstelleBrig, die eine Facebook-Schulung durch-laufen haben und den Kunden virtuellRed und Antwort stehen.
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BIL_01_057_Social_Media 57 08.01.13 16:28
Was ist Ihnen bei der Performance
der 50 Schweizer Marken in den
Social Media aufgefallen?
Überraschend war insbesondere,dass es auch 2013 bedeutendeBrands gibt, die Social-Media-
Kanäle gänzlich ignorieren oderderen Potenzial kaum nutzen.
Wie kann sich eine Marke
proilieren?
Zum Beispiel über die personali-sierte Moderation der Accounts,eine schnelle und kompetente Be-antwortung von Fragen und Kri-tik, eine einheitliche Kommunika-tion über die bespielten Kanäle.Marken wie Coca-Cola oder H&M
machen es vor. Sie binden alleAbteilungen in die Social-Media-
Kommunikation ein – vom Perso-nalwesen über PR, Marketing biszu Promotionen.
Weshalb rangieren ausser der CS
Banken so weit unten?
Sie haben wohl Angst, sich überdie Social Media zu öfnen. Dabei
gäbe es so viele Möglichkeiten fürFinanzinstitute, wie es etwa die
neuseeländische ASB Bank zeigt.
Man lässt dort Kunden, die nicht
zu einem Event eingeladen sind,
zum Schluss der Veranstaltung
virtuell Fragen stellen, und diese
werden gleich vom Chef beant-
wortet. Das schaft Nähe.
Facebook, Twitter und Co. gelten
oft noch als Schwatzbuden.
Ich glaube nicht, dass Banken nur
Kunden möchten, die ausschliess-
lich Schopenhauer und Seneca
lesen. Drei Millionen Schweizer
sind auf Facebook aktiv, das sind
alles Leute, die auch einmal einKonto eröfnen.
Was gewinnt 2013 an Relevanz in
den Social Media?
Starke Marken zünden jetzt dienächste Stufe. Sie nutzen SocialMedia nicht nur als Bühne, son-dern fürs Geschäft. Sie kümmernsich um das, was ich den «SocialReturn» nenne.
Dieser Return lässt sich aber nur
schwer berechnen.
Falsch. Wer den Social Returnnicht messen kann, ist bloss zuträge, ihn zu ermitteln. Man mussnur wissen, welches die eigene Er-folgswährung ist. Wer User in denKundenservice einbindet, kanndie daraus resultierende Erspar-nis, die im eigenen Betrieb anfällt,berechnen. Genauso bei der Per-sonalrekrutierung via SocialMedia. Oder man schaft überMehrwert-Tabs auf Facebook Akti-
onen, die direkt zum Verkaufs-punkt führen.Die Resultate lassen
sich genau bezifern. Oder man
entwickelt zusammen mit Usern
neue Produkte. Damit spart man
nicht nur Entwicklungskosten,
sondern schaft höchste Loyalität.
Worin besteht der Unterschied
von Social Media im Vergleich
zu konventionellen Marketing-
Werkzeugen?
Noch nie konnten Marken einesolche Nähe zum Konsumentenherstellen. Wer es gut macht, wird
Teil vom Alltag – ohne die Kundenzu nerven.
David Eicher ist Gründer, Inhaber undGeschäftsführer von Webguerillas.Die «Agentur für alternative Werbeformen»
aus München beschäftigt insgesamt 130Angestellte, davon 21 in der Schweiz.
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Trends SocialMedia
staunt. Denn nahe am Verkaufspunkt
zeigt Coop viel Innovationskraft, lässt die
Kunden per iPhone ihre Einkäufe scan-
nen oder per Smartphone Bestellungen
auf einer Posterwand tätigen. Facebook
und Co. hingegen spielen eine unterge-
ordnete Rolle. Man verfolge, heisst es in
Basel, eine eigene Online-Kommunikati-
onsstrategie und setze Social-Media-Ele-
mente nur gezielt und kampagnenbezo-
gen ein.
Hauptgrund der selbst gewählten Abs-
tinenz: «Für Coop steht der inanzielleund personelle Aufwand im Verhältnis
zur kommunikativen Wirkung in vielen
Bereichen derzeit noch in einem Miss-
verhältnis.» Damit sprechen die Basler
einen der heissesten Punkte an: den Re-
turn on Investment. Was schaut für das
Unternehmen ganz konkret heraus bei
den virtuellen Aktivitäten? Und wie misst
man das?
Finanzchefs, die es gewohnt sind, mit
Massstäben wie Umsatzrendite, Zins-
aufwand und Kapitalumschlag zu han-
tieren, beissen bei Social Media oft auf
Granit. So leicht lassen sich Aktivitäten
auf Facebook und Co. nicht messen, vor
allem wenn auch weichere hemen wie
Image oder Kundenzufriedenheit ins
Spiel kommen. Webguerillas-Chef David
Eicher (siehe Interview links) sieht das
anders: «Wer den Social Return nicht
messen kann, ist bloss zu träge, ihn zu
ermitteln.»
Kostenlose Marktforschung. Oft seien
über Kanäle wie Facebook Einsparungen
zu erzielen, etwa bei der Entwicklung
neuer Produkte in Zusammenarbeit mit
den Usern oder im Kundendienst. Der
Markenexperte Dominique von Matt
sieht daneben ganz neue Auswirkungen.
Social Media könnten beispielsweise
helfen, Retourenquoten von Versand-
•David Eicher
«Nächste Stufe»Webguerillas-Chef David Eicher über Versäumnisse,Chancen und Erfolgskontrolle bei Facebook und Co.
David Eicher:«Noch niekonntenMar-ken eine solcheNähe zumKonsumentenherstellen.»
«WerdenSocialReturnnichtmessen kann, istbloss zu träge, ihnzu ermitteln.»
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BIL_01_058_Social_Media 58 08.01.13 16:28
01/2013 BILANZ 59
händlern zu optimieren. «Kunden, dieihre Kleider Facebook-Freunden zeigen,schicken die georderte Ware weniger oftzurück, weil sie sich damit bereits virtu-
ellen Applaus geholt haben.» Einsparun-gen erkennt auch Christian Lüdi vonSwiss: «Mit den Social Media betreibenwir quasi kostenlose Marktforschungund können uns das Geld für Fokus-gruppen sparen.»
Unternehmen, die ihre Super-User als(kostenlose) Problemlöser für die Com-munity einsetzen, sparen ebenso Geld.Aber sie öfnen sich dabei auch in einemMasse, das vielen Marken aus der OldEconomy fragwürdig erscheint. Erfolgmessen Schweizer Firmen meist, indemsie nachverfolgen, wie viele Besucher sie
von ihren Social-Media-Plattformen aufdie eigene Website umleiten können.Weitere wichtige Messgrössen sind dieEntwicklung von Likers und Followers
sowie die Intensität des Dialogs. Das
hema des Social Media Returns sei in
Entwicklung, sagt Dominique von Matt:
«Da entstehen neue soziale Spielregeln,
die jedes Unternehmen für sich lernen
muss.» Was für ihn klar ist: «Social Media
sind längst kein Hype mehr. Es ist ein
Trend, der immer wichtiger wird.»
Neben den elektronischen Kanälen
bleiben aber auch konventionelle Medien
Marken dann die Möglichkeit, dazu
einen öfentlichen Dialog zu führen».Neben dem Kundendialog gewinnen
Social-Media-Plattformen für Personal-
verantwortliche an Relevanz: «Wir setzen
Plattformen wie Xing und LinkedIn aktiv
zur Rekrutierung ein», sagt Hans Tuithof
von Phonak. Ab 2013 wolle man zudem
einen Schritt weiter gehen und einen er-
fahrenen Social-Media-Manager einstel-
len, «der sich nur mit der Umsetzung
unserer Strategie beschäftigen wird».
Solche Bestrebungen sind für Nappo ein
Beweis mehr, dass die Phase der künstli-chen Erregung vorbei ist: «Der Bedarf
nach Aus- und Weiterbildung auf dem
Gebiet der Social Media hat sich etab-
liert. Es werden Stellenprozente geschaf-
fen, zumal auch die extreme Verlagerung
der Konsumenten auf mobile Endgeräte
wie Smartphones und Tablets neue Be-
dingungen schafen wird.»
Prois gefragt. Auch bei Swiss sind Fach-
kräfte gefragt, die über soziale Platt-
formen kommunizieren können. Die
Airline, die mit der Konzernmutter Luft-
hansa einem strengen Spardiktat gehor-
chen muss, baut aus. «Wir stellen in New
York, Tokio, Mumbai und Shanghai soge-
nannte E-Liners ein, das sind Social-
Media- und Online-Spezialisten, die
wichtige Communities quasi vor Ort be-
treuen», sagt Christian Lüdi. Zudem will
man demnächst auf dem chinesischen
Micro-Blogging-Dienst Weibo aktiv wer-
den. Wobei man auch einmal in Sälen
spricht, die nicht so voll sind wie erhoft:«Von Plattformen wie Friendfeed und De-
licious haben wir uns zurückgezogen,weil dort das Bedürfnis zu gering war.»
Wichtig bleibt auch 2013 bei den So-
cial Media, dass sich Marken nicht bloss
selber darstellen, sondern ihren Zuhö-rern und Zuschauern Mehrwert bieten.
«Die angebotenen Services und Inhalte
müssen für die Gemeinschaft relevant
sein. Hier nehmen sich viele Unterneh-
men noch zu wichtig und stellen ihre In-
teressen über jene der Community. Zu-
hören ist besser als gleich loslegen!», sagt
David Eicher. Ein Interaktions-Imperativ,
der dazu führt, dass Leute wie Swiss-
Community-Manager Christian Lüdi daund dort als CLO – Chief Listening Of-
icer – betitelt werden. Was dem Commu-
nity-Manager der Swiss einleuchtet: «Das
trift es ganz genau. Zuhören ist in die-
sem Job die wichtigste Eigenschaft.» •Quelle: Bernet ZHAW
Prozent
0 20 40 60 80
Besucher eigener Websites
Likers, Followers
Dialog, Teilnahme
Zufriedenheit, Empfehlungen
Anfragen, Absatz
Übernahme von Themen
Anteil Berichte im Social Web
Image im Social Web
Was die Unternehmen messen
Links zur Website, Anzahl Followers,
Intensität des Dialogs – das sind für
Marken die wichtigsten Erfolgskriterien.
77
63
51
30
21
18
17
16
wichtig, was sich in der starken Oline-
Online-Wechselwirkung bei derhemen-
setzung zeigt.
Wenn Zeitungen, Radio und Fernse-
hen ein hema stark forcieren, wird das
in der Regel auch heftigen Niederschlag
bei Facebook und Twitter inden. «Das
eine treibt das andere an», sagt Manuel P.
Nappo, Studienleiter Social Media Ma-
nagement an der HWZ Hochschule fürWirtschaft Zürich. Das Fernsehen etwa
wirke oft als Brandbeschleuniger fürhemen – «und via Social Media haben
Spätzünder.Die SBBwurden von Eliane Tschudi zwar spät ins Social-Media-Geschäft geführt, dafür umso erfolgreicher. Zu Beginn funktionierte derAuftritt in erster Linie als Klagemauer – allerdings als eine mit schnellem Echo.
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