Post on 12-Mar-2022
transcript
Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel
Bachelorarbeit
im
Studiengang Volkswirtschaftslehre Hochschule für Wirtschaft und Umwelt
Nürtingen - Geislingen
vorgelegt von
Yvonne Jaksch Ludwigsburg
Matrikelnummer: 206813 Sommersemester 2010
Zeitraum: 19. März 2010 bis 19. Juli 2010 Erstprüfer: Herr Prof. Dr. sc. agr. Roman Lenz Zweitprüfer: Herr Dr. Martin Gansneder Unternehmen: Allianz Climate Solutions GmbH Betreuerin: Frau Katharina Latif
I
Sperrvermerk
Die vorliegende Bachelorarbeit beinhaltet interne, vertrauliche Informationen der
Allianz Climate Solutions GmbH. Die Weitergabe des Inhaltes der Arbeit und die
beigefügten Anlagen sowie die zugrunde liegenden Daten im Gesamten oder in
Teilen ist grundsätzlich untersagt. Es dürfen keinerlei Kopien oder Abschriften –
auch in digitaler Form – gefertigt werden. Ausnahmen bedürfen der schriftlichen
Genehmigung der Allianz Climate Solutions GmbH.
II
Vorwort
Mein erster Dank geht an Herrn Professor Dr. sc. agr. Roman Lenz für die Über-
nahme meiner Bachelorarbeit als Erstprüfer und seine fachliche Betreuung an der
Hochschule.
Ich danke Herrn Dr. Martin Gansneder (Allianz Climate Solutions GmbH) für die
Möglichkeit, meine Bachelorarbeit in Zusammenarbeit mit der Allianz Climate So-
lutions GmbH zu verfassen und für die Übernahme des Amtes als Zweitprüfer
meiner Arbeit.
Besonderer Dank geht an Frau Katharina Latif (Allianz Climate Solutions GmbH),
die mich während meiner Bachelorarbeit ausgezeichnet betreut hat, besonders
durch Ihre Unterstützung bei Ideen und Fragen.
Weiterhin bedanke ich mich bei meinen Interviewpartnern, die sich die Zeit nah-
men, an den Interviews teilzunehmen. Ohne deren Mitarbeit und Wissen hätte die
vorliegende Bachelorarbeit nicht in dieser Form entstehen können. Hier erhielt ich
viele interessante Eindrücke und Erkenntnisse zum Thema.
III
„Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt,
was in ferner Zukunft liegt, wird er das schon in n aher
Zukunft bereuen“
– Konfuzius (551 - 479 v. Chr.) –
IV
Kurzfassung
In der Bachelorarbeit „Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den
Klimawandel“ wird untersucht, wie sich der Klimawandel auf die Landwirtschaft in
Deutschland auswirkt und wie sich dieser Wirtschaftssektor an die negativen Fol-
gen anpassen kann. Es erfolgt eine Beschreibung des Klimawandels, der Wichtig-
keit von Klimaschutz und Anpassung sowie der zukünftigen Entwicklung durch
Klimaszenarien auf globaler und nationaler Ebene. Aus den regionalen Klimasze-
narien für Deutschland werden für die Landwirtschaft mögliche Auswirkungen und
negative Folgen des Klimawandels abgeleitet. Um aktuelle Meinungen und die
Sicht von Experten zum Thema mit einzubeziehen, wurden Experteninterviews
innerhalb Deutschlands durchgeführt. Durch diese konnten aktuelle Erkenntnisse
darüber gewonnen werden, welche Risiken sich für die Landwirtschaft ergeben
und welche Anpassung bzw. welcher Anpassungsbedarf besteht. Es werden ver-
schiedene bereits umgesetzte, aber auch in Zukunft notwendige Anpassungsstra-
tegien für die Landwirtschaftsbetriebe dargestellt. Des Weiteren wird dabei auf die
Unterstützung des Staates und der Forschungseinrichtungen eingegangen. Auf-
grund der Risiken, die sich in der Landwirtschaft durch den Klimawandel ergeben,
ist es in Zukunft unumgänglich, geeignete Anpassungsstrategien zu entwickeln
und umzusetzen.
V
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis .............................. ....................................................... VII Abbildungsverzeichnis .............................. ....................................................... VIII 1 Einführung ......................................... ............................................................ 1
1.1 Ausgangslage und Problemstellung......................................................... 1 1.2 Gegenstand und Ziel der Arbeit ............................................................... 2 1.3 Aufbau der Arbeit ..................................................................................... 3 1.4 Begriffserklärungen.................................................................................. 4
2 Klimawandel und dessen Folgen...................... ........................................... 6
2.1 Veränderungen des Klimas in der Vergangenheit.................................... 6 2.2 Ursachen des Klimawandels und heutige Situation ................................. 8 2.3 Klimawandel in Deutschland .................................................................... 9
3 Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien .......... ................................. 11
3.1 Klimaszenarien und Klimamodelle ......................................................... 11 3.2 Grenzen von Klimamodellen .................................................................. 14 3.3 Regionale Klimamodelle und Klimafolgen für Deutschland.................... 15
3.3.1 Temperatur ..................................................................................... 16 3.3.2 Niederschlag................................................................................... 17 3.3.3 Extremwetterereignisse .................................................................. 19
4 Klimaschutz und Anpassung .......................... ........................................... 20
4.1 Zusammenhang Klimaschutz und Anpassung ....................................... 20 4.2 Anpassung an den Klimawandel............................................................ 21 4.3 Probleme der Anpassung....................................................................... 22
5 Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche
Landwirtschaft..................................... ........................................................ 24 5.1 Die Landwirtschaft in Deutschland......................................................... 24 5.2 Folgen in der Landwirtschaft durch den Klimawandel ............................ 26
5.2.1 Auswirkungen von Temperaturerhöhungen .................................... 28 5.2.2 Auswirkungen von veränderten Niederschlägen............................. 29 5.2.3 Auswirkungen von veränderten Extremwetterereignissen .............. 30 5.2.4 Auswirkungen von veränderten Schadorganismen (Unkräuter,
Schädlinge und Krankheiten) .......................................................... 31 5.3 Regionale Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft.................. 32
5.3.1 Unterscheidung nach Ausgangsbedingungen der Regionen .......... 32 5.3.2 Unterscheidung nach Höhenlage der Regionen ............................. 34 5.3.3 Unterscheidung der Regionen nach Nord/West/Ost/Süd................ 34
VI
6 Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft .... ............................ 37 6.1 Ausgangssituation und Zielsetzung........................................................ 37 6.2 Experteninterviews................................................................................. 38 6.3 Ergebnisse der Experteninterviews........................................................ 40
6.3.1 Auswertung der Interviews.............................................................. 40 6.3.2 Darstellung der Ergebnisse............................................................. 41
6.3.2.1 Risikoidentifizierung .................................................................... 41 6.3.2.2 Risikobewertung.......................................................................... 46 6.3.2.3 Risikobewältigung ....................................................................... 48
7 Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft ......... ................................. 49
7.1 Anpassungsmöglichkeiten der Landwirtschaftsbetriebe......................... 50 7.1.1 Anpassung des Pflanzenbaus......................................................... 53
7.1.1.1 Auswahl geeigneter Sorten und Kulturen .................................... 53 7.1.1.2 Verschiebung der Aussaattermine .............................................. 55 7.1.1.3 Optimierung des Wasserhaushalts und Bewässerung ................ 55 7.1.1.4 Bodenbearbeitung und Düngung................................................. 57 7.1.1.5 Pflanzenschutz ............................................................................ 57
7.1.2 Anpassung des Risikomanagements.............................................. 58 7.1.2.1 Versicherungen ........................................................................... 59 7.1.2.2 Finanzprodukte............................................................................ 60 7.1.2.3 Rücklagen ................................................................................... 61
7.2 Anpassungsunterstützung durch den Staat ........................................... 62 7.3 Verbesserung der Anpassung durch Wissenstransfer ........................... 64 7.4 Anpassungs- und Forschungsbedarf in der Landwirtschaft ................... 67
7.4.1 Anpassungsbedarf .......................................................................... 67 7.4.2 Forschungsbedarf ........................................................................... 68
8 Zusammenfassung und Fazit.......................... ........................................... 72 Anhang............................................. ................................................................... 75 Literatur- und Quellenverzeichnis .................. .................................................. 85 Ehrenwörtliche Erklärung........................... ....................................................... 93
VII
Abkürzungsverzeichnis
bzw. beziehungsweise
ca. circa
CH4 Methan
CLM Climate Local Model
Co2 Kohlenstoffdioxid
d.h. das heißt
EU Europäische Union
ggf. gegebenenfalls
ha Hektar
IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change
km2 Quadratkilometer
LF Landwirtschaftliche genutzte Fläche
Mio. Millionen
Mrd. Milliarden
O3 Ozon
pflanzl. pflanzlichen
PIK Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
ppm parts per million
REMO Regionalmodell
STAR Statistisches Regionalisierungsmodell
tier. tierischen
u.a. unter anderem
usw. und so weiter
vgl. vergleiche
WETTREG Wetterlagenbasierte Regionalisierungsmethode
z.B. zum Beispiel
> größer als
°C Temperatur in Grad Celsius
VIII
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Aufbau der Arbeit ....................................................................................... 4 Abb. 2: Deutschland - Modellvergleich: Jahresmitteltemperatur .......................... 16 Abb. 3: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Niederschlagsmenge im Sommer............................................................................................................................. 17 Abb. 4: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Niederschlagsmenge im Winter. 18 Abb. 5: Auswertung zur Einschätzung des Klimawandels.................................... 42 Abb. 6: Auswertung zu Extremwetterereignissen ................................................. 43 Abb. 7: Auswertung zur Zunahme von Ertragseinbußen...................................... 47 Abb. 8: Auswertung bereits umgesetzter Anpassungsmaßnahmen..................... 51 Abb. 9: Auswertung der Unterstützung durch den Staat bei der Anpassung........ 63
Einführung 1
1 Einführung
1.1 Ausgangslage und Problemstellung
Der Klimawandel ist nicht nur ein Phänomen, sondern Realität und in vollem Gan-
ge. Das zeigen Beobachtungen und Messungen der letzten Jahrzehnte und las-
sen keinen Zweifel daran, dass sich das Klima ändert. So stellen der Klimawandel
und dessen mögliche Auswirkungen eines der größten Umweltprobleme dar, vor
dem die Menschheit jemals gestanden ist. Dabei trägt neben den natürlichen Ver-
änderungen des Klimas der Mensch durch seine Eingriffe in das Klimasystem
ebenfalls einen Teil zum Klimawandel bei. Neben der Beobachtung eines kontinu-
ierlichen Anstiegs der Treibhausgaskonzentration, vor allem von CO2, zählten die
vergangenen Jahrzehnte global zu den wärmsten seit Beginn des 20. Jahrhun-
derts. Neben der Temperaturerhöhung zeigen sich bereits heute Veränderungen
in den Niederschlagsmustern sowie im Auftreten von Extremwetterereignissen.
„Hunderte Quadratkilometer Land unter Wasser – Zehntausend Tote durch Erd-
beben – Milliardenschäden durch Hurrikane und Taifune – verheerende Hangrut-
sche und Schlammströme – Busch- und Waldbrände – Schneechaos – Hitzewel-
len und Dürren. Noch ist eine Naturkatastrophe nicht aus den Medien verschwun-
den, da beherrscht schon die nächste die Nachrichten“ (Korn 2007, S. 77). Auch in
Deutschland zeichnet sich dieser globale Trend ab. Dabei projizieren regionale
Klimamodelle für Deutschland zu welchen Veränderungen es bis zum Ende des
21. Jahrhunderts kommen kann. In Deutschland zeigen sich dabei verschiedene
regionale Auswirkungen und Folgen. In Zukunft gilt es daher, verstärkt Klima-
schutz zu betreiben und damit die negativen Folgen des Klimawandels zu verrin-
gern. Auch müssen bereits heute Anpassungsstrategien an nicht mehr abwendba-
re Klimaänderungen umgesetzt werden. Durch den Klimawandel sind in Deutsch-
land die privaten Haushalte sowie die verschiedenen Wirtschaftssektoren direkt
oder indirekt betroffen. So ergibt sich künftig ein großer Handlungsbedarf.
Die Landwirtschaft als Wirtschaftssektor in Deutschland wird, durch ihre Abhän-
gigkeit von großflächiger Landnutzung, dabei am stärksten und direktesten betrof-
fen. Dabei stellt in Deutschland die Landwirtschaft die flächenmäßig bedeutendste
Landnutzungsform dar. In der Landwirtschaft ist gerade das Klima einer der
Einführung 2
wichtigsten Standortfaktoren. Denn das Klima, das Wetter und die Witterung sind
zentrale landwirtschaftliche Produktionsfaktoren und wirken direkt auf die Pflan-
zenproduktion und damit auf die Wertschöpfungskette ein. Die Landwirtschaft wird
mit einer Veränderung der Temperatur, der Niederschläge und dem veränderten
Auftreten von Extremwetterereignissen konfrontiert. Hierbei können laut Eitzinger
et al. die Auswirkungen dieser Veränderungen „aus der Sicht des Landwirtes posi-
tive, neutrale oder negative Folgen haben, abhängig von den gegebenen klimati-
schen Standortbedingungen und den verfügbaren natürlichen Ressourcen wie
Bodenbedingungen und langlebige Wasserreserven“ (2009, 1 f.). Durch den Kli-
mawandel kann es in Deutschland – regional gesehen – zukünftig Ertragserhö-
hungen sowie Ertragsverluste geben. Daher ist es für die Landwirtschaft essen-
ziell, sich mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen. Hier gilt es, für die
jeweiligen landwirtschaftlichen Standorte mögliche Risiken und Chancen zu identi-
fizieren und zu bewerten. Dabei ist es unumgänglich, geeignete Anpassungsstra-
tegien zu entwickeln, um Risiken zu reduzieren bzw. zu vermeiden und Chancen
zu ergreifen, denn Vorsorge ist besser als Nachsorge. In Zukunft müssen Chan-
cen genutzt und neue Wege zur Anpassung gefunden werden. Dabei kann das
Know-how der Landwirte, des Staates, der Forschungseinrichtungen, aber auch
das Know-how von Dienstleistern wie z.B. Versicherungen Hilfe leisten. Für die
Landwirtschaft besteht in Zukunft die Herausforderung, sich mit geeigneten Stra-
tegien an den Klimawandel und dessen Auswirkungen anzupassen (Heissenhu-
ber/Zehetmeier 2008, S. 8).
1.2 Gegenstand und Ziel der Arbeit
Der Klimawandel umfasst ein komplexes Themenfeld zu dem bereits zahlreiche
wissenschaftliche Arbeiten, Bücher und Analysen vorliegen. In diesen werden an-
schaulich die Klimageschichte sowie die Ursachen für den heutigen Klimawandel
beschrieben. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich daher auf die Relevanz der
Thematik für die Landwirtschaft in Deutschland. Dabei stehen zum einen die Aus-
wirkungen und Folgen des Klimawandels in der Landwirtschaft und zum anderen
die möglichen Handlungsoptionen der Landwirtschaft zur Anpassung an die Risi-
ken aus dem Klimawandel im Fokus. Daraus stellen sich die folgenden Leitfragen:
Einführung 3
o Wie wird die deutsche Landwirtschaft durch den Klimawandel betroffen?
o Welche Risiken ergeben sich für die deutsche Landwirtschaft aus dem Klima-
wandel?
o Welche Handlungsoptionen stehen der Landwirtschaft zur Anpassung an die
Risiken zur Verfügung?
o Welche Meinung haben Experten zu dem Thema Klimawandel, Landwirtschaft
und Anpassung?
Ziel der Arbeit ist es, die relevanten Risiken, die sich für die Landwirtschaft durch
den Klimawandel ergeben, zu identifizieren. Des Weiteren sollen Anpassungsstra-
tegien aufgezeigt werden, durch die der Unternehmenserfolg von Landwirtschafts-
betrieben verbessert werden kann. Durch den Klimawandel können sich ebenfalls
Chancen für die Landwirtschaft ergeben, die es zu nutzen gilt. Jedoch liegt, zur
thematischen Eingrenzung des Themas, der Fokus dieser Arbeit auf den durch
den Klimawandel verursachten Risiken und den möglichen Anpassungsstrategien.
1.3 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit besteht aus acht Kapiteln und gliedert sich, wie in der Ab-
bildung 1 dargestellt, in drei Teile:
Teil I gibt einen kurzen Überblick über den Hintergrund des Klimawandels sowie
dessen Ursachen und Folgen, um so ein Grundverständnis für die Arbeit aufzu-
bauen. Es erfolgt die Hinführung der Thematik zum Landwirtschaftssektor. Weiter-
führend werden zukünftige Projektionen des Klimawandels durch Klimaszenarien
global sowie regional für Deutschland dargestellt. Abschließend werden die Not-
wendigkeit und der Zusammenhang von Klimaschutz und Anpassung für das wei-
tere Vorgehen deutlich gemacht.
In Teil II wird konkret auf den Landwirtschaftssektor eingegangen. Dabei wird auf-
gezeigt, wie der Klimawandel die Landwirtschaft in Deutschland beeinflusst und zu
welchen Veränderungen es kommen kann. Besonders sollen bestehende und zu-
künftige Risiken aus dem Klimawandel für den Landwirtschaftssektor identifiziert
werden. Um einen Praxisbezug zu erhalten und Experteneinschätzungen hinzuzu-
ziehen, wurden Experteninterviews geführt. Hierfür wurden in ganz Deutschland
ausgewählte Institute des Landwirtschaftssektors befragt.
Einführung 4
In Teil III wird auf die Ergebnisse der in Teil II
identifizierten Risiken und der Ergebnisse aus
den Experteninterviews eingegangen.
Den Landwirtschaftsbetrieben sollen Strategien
aufgezeigt werden, wie sie sich heute und in Zu-
kunft, insbesondere bis zum Ende des 21. Jahr-
hunderts, an den stattfindenden Klimawandel
anpassen können.
Abb. 1: Aufbau der Arbeit (Quelle: Eigene Darstellu ng)
1.4 Begriffserklärungen
Aufgrund unterschiedlicher Interpretationen und Auslegungen der folgenden Beg-
riffe soll hier ein einheitlicher Konsens für die darauf aufbauenden Kapitel erfolgen.
Dabei ist es für das weitere Vorgehen wichtig, eine Unterscheidung zwischen Wet-
ter, Witterung, Klima und Extremwetterereignissen zu treffen. Des Weiteren wird
eine Begriffserklärung zu Klimawandel, Klimaänderung, Anpassung, Landwirt-
schaft und Risiko vorgenommen.
Wetter, Witterung und Klima
„Als Wetter bezeichnet man den aktuellen Zustand der Atmosphäre, also bei-
spielsweise den Zustand am 24. Dezember 2003 um 12.00 Uhr. Der Begriff Klima
beschreibt das gemittelte Wetter über einen bestimmten Zeitraum, wobei dieser im
Vergleich zum theoretischen Limit der Wettervorhersage sehr viel länger sein
muss“ so Latif (2007 b, S. 41). Präziser wird dies von Burdick erklärt: „Das Klima
ist Ausdruck der Mittelwerte und Häufigkeiten aus langjährigen Beobachtungsrei-
hen der meteorologischen Elemente. Anders gesagt: Was sich im Bereich von
Stunden oder innerhalb weniger Tage draußen vor dem Fenster abspielt, bezeich-
net man als Wetter. Beobachtet man eine Wetterlage über mehrere Tage und Wo-
chen hinweg, so spricht man von Witterung. Als Klima sollte (…) erst bezeichnet
Einführung 5
werden, was über wenigstens 30 Jahre beobachtet und gemessen wurde“ (1994,
S. 196).
Extremwetterereignisse
Als Extremwetterereignisse werden von Binder und Steinreiber Ereignisse einge-
stuft „wenn sie im Vergleich zu ihrer normalen Ausprägung am Untersuchungsort
selten auftreten. Je stärker die Werte des betrachteten Ereignisses vom ortspezifi-
schen Mittelwert abweichen, desto weniger wahrscheinlich, sprich seltener ist es“
(Hrsg., 2005, S. 11). Extremwetterereignisse können z.B. Starkniederschläge,
Hochwasser, Muren, Lawinen, Hagel, Stürme oder Trockenheit sein (Bin-
der/Steinreiber 2005, S. 13).
Klimawandel
„Der Begriff des Klimawandels ist gemäß der Vieldimensionalität des Klimas über-
aus komplex und ergibt sich letztlich aus der Sichtweise“ laut Heilig (2009, S. 47).
Hier wird unter Klimawandel „die Summe verschiedener Zeitskalen verstanden. Er
kann regional unterschiedliche Änderungen sowohl in den Mittelwerten als auch in
den Variabilitäten (Temperatur und Niederschlag) oder den Häufigkeiten von Ex-
tremereignissen beinhalten, (…). Hierzu gehört auch eine Veränderung der che-
mischen Zusammensetzung der Atmosphäre, wie die Konzentrationserhöhung der
klimawirksamen Gase CO2, CH4 und O3“, so Glauninger und Kresebaum (2009, S.
136).
Klimaänderung
Nach dem IPCC bezieht sich Klimaänderung „auf jegliche Klimaänderung im Ver-
lauf der Zeit, sei es aufgrund natürlicher Schwankungen oder als Folge menschli-
cher Aktivitäten“ (Hrsg., 2007, S. 2).
Anpassung
Bei der Anpassung handelt es sich um ein noch junges Forschungsfeld. Dies zeigt
sich in der Begriffsbestimmung und Definition zur Anpassung. Es gibt zahlreiche
Definitionen und inhaltliche Beschreibungen unterschiedlichster Schwerpunktset-
zung und Akzentuierung (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S.16). Für das weitere
Vorgehen in der Arbeit wird die Begriffsbestimmung des EU-Grünbuch der Euro-
Klimawandel und dessen Folgen 6
päischen Kommission als sinnvoll erachtet. Nach der EU-Kommission dienen An-
passungen „der Bewältigung der Folgen eines sich wandelnden Klimas (z.B. ver-
stärkte Niederschläge, höhere Temperaturen, Wasserknappheit oder häufiger auf-
tretende Stürme) bzw. der Vorwegnahme künftiger solcher Veränderungen“. Des
Weiteren zielt die Anpassung „darauf ab, die Risiken und Schäden gegenwärtiger
und künftiger negativer Auswirkungen kostenwirksam zu verringern oder poten-
zielle Vorteile zu nutzen“ (2007, S. 4).
Landwirtschaft
Der Brockhaus definiert Landwirtschaft als die „Nutzung der Bodenkräfte zur Er-
zeugung pflanzl. und tier. Rohstoffe: Ackerbau, Wiesen- und Weidewirtschaft,
Viehzucht, Garten- und Weinbau; auch Jagd und Fischerei. Die Hauptzweige Bo-
dennutzung und Viehhaltung ergänzen und fördern sich. Ziel ist Umwandlung,
Züchtung und Veredelung der pflanzl. und tier. Produkte“ (Hrsg., 1996, S. 518).
Risiko
Nach Christians umfasst ein Risiko „alle Schadensgefahren, durch die eine unmit-
telbare Vermögensminderung eintritt z.B. Naturkatastrophen“ (2006, S. 203).
2 Klimawandel und dessen Folgen
Das Kapitel gibt einen Überblick über das Klima und den Klimawandel. Dabei wird
auf die Veränderungen des Klimas in der Vergangenheit sowie die heutige Situati-
on eingegangen. Dadurch soll ein Grundverständnis für den Klimawandel und die
daraus folgenden Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft in Deutschland
geschaffen werden.
2.1 Veränderungen des Klimas in der Vergangenheit
Das Klima hat sich im Laufe von Jahrtausenden und Jahrmillionen durch große
Schwankungen und Änderungen immer wieder grundlegend verändert. So zeigt
die Geschichte, dass das Klima keinen lang andauernden stabilen Zustand auf-
weist (Burdick 1994, S. 196). Während der letzten zwei Mrd. Jahre kam es zu
Klimawandel und dessen Folgen 7
einem mehrfachen Wechsel zwischen Warmklimaepochen und Eiszeitaltern1 auf
der Erde (Lang 1999, S. 22). Fundamental bestimmende Kräfte des Klimasystems
der Erde sind dabei zum einen die Sonne als Energielieferant und zum anderen
die Lage der Erde als Energieempfänger. Ebenfalls ist der Treibhauseffekt für das
Klimasystem ein wichtiger Faktor. Durch diesen kommt es zu einer Erwärmung
der unteren Luftschichten der Erdatmosphäre, indem die direkte Energieabstrah-
lung der Erdoberfläche verhindert wird (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S.
9). Der natürliche Treibhauseffekt ermöglicht eine globale Mitteltemperatur von
etwa + 15 °C (Jacobeit 2007, S. 10).
Der Wandel des Klimas wird neben den Veränderungen im Sonnensystem auch
durch die langfristigen tektonischen2 Verschiebungen der Erdkruste angetrieben.
Im Laufe der Zeit verschieben sich beispielsweise Wasser- und Landmassen,
Landmassen heben und senken sich, Gebirge entstehen und die Vegetation ver-
teilt sich um – wodurch es neue Bilanzen im Gasaustausch und in der Verduns-
tung gibt. Die Eismengen der Erde können sich verkleinern und vergrößern und
verändern dabei die Reflexion der Sonnenstrahlung, wodurch eine Veränderung
der Atmosphäre und Biosphäre bewirkt wird. Die Meeresströme erhalten neuen
Antrieb durch die Bildung und das Schmelzen von Eis in den Ozeanen. Dabei sind
wiederum die Verdunstung über den Meeren und auf dem Land sowie die Lage
der Gebirge für die Wolkenbildung und damit für die Niederschläge verantwortlich
(Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 7 f.). Nach heutigem Verständnis ergibt sich
das Klima aus einem Wechselspiel der gesamten belebten und unbelebten Natur.
Dies geschieht durch eine Interaktion der Sphären, also zwischen Atmosphäre mit
Hydrosphäre (Wasser), Lithosphäre (Gestein), Pedosphäre (Boden), Kryosphäre
(Eis und Schnee) und der Biosphäre (Pflanzen und Tiere) (Eitzin-
ger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 10). Zu den beschriebenen Ursachen und Wir-
kungen kommen weitere Einflüsse, wie beispielsweise die Einflüsse der Menschen
(Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 8), deren Sphäre auch als „Anthroposphäre“
bezeichnet wird. Die Interaktionen und vielfältigen Wechselwirkungen dieser
Sphären machen das globale und lokale Klima aus (Eitzinger/Kersebaum/For-
mayer 2009, S. 10), vgl. zu diesem Zusammenspiel Anlage 1 im Anhang S. 75.
1 Wird definiert als Periode in der eine ganzjährige Eisbildung auf der Erdoberfläche möglich ist. Eine Eiszeit kann dabei als eine besonders kalte Periode während des Eiszeitalters eintreten (Lang 1999, S. 22). 2 Tektonisch definiert Brockhaus als „den Bau der Erdkruste“ (Hrsg., 1996, S. 899).
Klimawandel und dessen Folgen 8
Dabei muss berücksichtigt werden, dass in der Vergangenheit die Änderungen
des Klimas durch natürliche Faktoren angetrieben wurden und nicht anthropoge-
ner3 Natur waren (Burdick 1994, S. 196).
2.2 Ursachen des Klimawandels und heutige Situation
Während vor 25 Jahren die Frage, ob überhaupt ein Klimawandel stattfindet, um-
stritten war, steht heute fest, dass sich das Klima ändert. Ebenfalls ist mittlerweile
unbestritten, dass der Mensch seit Mitte des 20. Jahrhunderts einen beträchtlichen
Beitrag zur Erhöhung der mittleren globalen Temperatur leistet. Dies zeigt auch
der veröffentlichte IPCC4-Bericht (2007) (Umweltbundesamt 2008 b, S. 1; Deut-
sche Bank Research, 2007 b, online, S. 3). Der Mensch greift zunehmend durch
seine Aktivitäten in die Prozesse und Wechselwirkungen des Klimas ein (Heilig
2009, S. 46). Bereits seit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert beeinflusst der
Mensch die Zusammensetzung der Atmosphäre (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4).
Die ersten Eingriffe des Menschen in die Umwelt stellten die Rodungen der Wäl-
der für die zunehmende ackerbauliche Nutzung der gewonnenen Flächen dar. Die
anthropogenen Einflüsse nahmen durch die Industrialisierung erheblich zu. Seit
dem 19. Jahrhundert werden in großem Umfang fossile Rohstoffe verbrannt oder
weiterverarbeitet (Burdick 1994, S. 36). Die Freisetzung von klimawirksamen
Treibhausgasen ist durch die Aktivitäten des Menschen drastisch angestiegen.
Dabei liegen die Hauptursachen des durch menschliche Einflüsse beschleunigten
Klimawandels (Burdick 1994, S. 37) in dem Verbrauch von fossilen Brennstoffen,
der Abholzung von Wäldern sowie der Änderungen der Landnutzung wie z.B.
durch Flächenversiegelung (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4). Treibhausgase5 sind
z.B. Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid, Methan, Lachgas und Ozon (Eitzin-
ger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 10). Der Anstieg von Emissionen aus solchen
Gasen führt zu einer Verstärkung des Treibhauseffektes und damit zu einer Erhö-
hung der Temperatur der Erdoberfläche und der unteren Atmosphäre (Lang 1999,
S. 16). Dadurch hat sich in den vergangenen 100 Jahren das Klima deutlich er-
wärmt (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4). So kommt es zu einer Veränderung des
Klimas durch natürliche und menschliche Einflüsse, wobei seit Beginn der Indust- 3 Anthropogen bedeutet „durch den Mensch verursacht“ gemäß dem Umweltbundesamt (Hrsg., 2009, S. 4). 4 Der IPCC ist ein zwischenstaatlicher Ausschuss für die Klimaänderungen. Dessen Hauptaufgaben bestehen darin Risiken des Klimawandels zu beurteilen und Vermeidungsstrategien zu entwickeln (Schaller/Weigl 2007, S. 16). 5 Treibhausgase sind Gasmoleküle der Atmosphäre die drei oder mehr Atome besitzen. Dabei haben diese die Eigenschaft langwellige Wärmestrahlung die von der Erde abgestrahlt wird zu absorbieren und in Wärme umzuwandeln. Kurzwelliges Sonnenlicht wird dabei fast vollständig durchgelassen (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 9).
Klimawandel und dessen Folgen 9
rialisierung ein großer Anteil auf die anthropogenen Treibhausgasemissionen zu-
rückzuführen ist (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2004, S. 20).
Beobachtungen zeigen, dass zwischen 1906 und 2005 die globale bodennahe
Mitteltemperatur um 0,74 °C angestiegen ist. Diese Veränderung zeigt sich auf
allen Kontinenten der Erde (vgl. auch Anlage 2 im Anhang auf S. 76). Dadurch
nahmen im Mittel die Gebirgsgletscher sowie die Schneebedeckung auf der Nord-
und Südhalbkugel ab. Im 20. Jahrhundert stieg der Meeresspiegel im globalen
Mittel um 17 Zentimeter an (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4). Als weitere Folge
der Temperaturerhöhung kommt es zu einem höheren Wasserdampfgehalt der
Atmosphäre. Dies kann zu einer Veränderung der Niederschlagsmuster und damit
auch zu häufigeren Extremwetterereignissen führen (Korn 2007, S. 94).
2.3 Klimawandel in Deutschland
Auch in Deutschland macht sich der Klimawandel bemerkbar und hat gravierende
Folgen für Mensch und Umwelt (Umweltbundesamt 2008 a, S. 5). Deutschland
folgt dabei dem globalen Trend des Klimawandels. Jedoch kommt es zu regional
unterschiedlichen Ausprägungen. Seit etwa 1900 ist die jährliche Durchschnitts-
temperatur in Deutschland um 0,9 °C angestiegen (We igel 2008, S. 103). Im Süd-
westen gab es seit 1950 sogar einen Anstieg der durchschnittlichen Temperatur
um 1,5 °C (Link 2007, S. 129). Laut des Umweltbunde samtes waren die letzten
zehn Jahre die Wärmsten des 20. Jahrhunderts (Hrsg., 2008 a, S. 5). Besonders
ausgeprägt war dieser Anstieg im Sommer (Weigel 2008, S. 103). Neben Tempe-
raturveränderungen zeigt sich der Klimawandel auch in der Veränderung des Nie-
derschlags (Umweltbundesamt 2008 a, S. 5). Dabei hat seit etwa 1900 die jährli-
che Durchschnittsniederschlagsmenge leicht zugenommen. Wobei sich in den
Sommermonaten deutschlandweit eine Abnahme der Niederschläge zeigt. Dies ist
jedoch regional differenziert zu betrachten, denn beispielsweise haben die Som-
merniederschläge im Nordosten und Südwesten Deutschlands abgenommen (bis
- 14%), im Nordwesten und in Bayern jedoch leicht zugenommen (bis + 5,5%).
Dagegen haben die Winterniederschläge in Deutschland mit ca. + 20% im Mittel
deutlich zugenommen (Weigel 2008, S. 103).
Klimawandel und dessen Folgen 10
Gleichzeitig zeigen sich in besonderem Ausmaß Extremwetterereignisse (Umwelt-
bundesamt 2008 a, S. 5). Seit den letzten Jahren häufen sich die Berichte über
extreme Wetterereignisse, wie z.B. Dürren, Waldbrände, Stürme, Überschwem-
mungen und sintflutartige Niederschläge. „Von zehn in Europa gemessenen größ-
ten Hochwasserereignissen fallen neun auf die letzten zehn Jahre“ laut Latif (2007
b, S. 7). Dieser Trend zeigt sich in Deutschland ebenfalls darin, dass seit den
50er-Jahren die Schäden aus Naturkatastrophen kontinuierlich ansteigen (Korn
2007, S. 80). Durch den voranschreitenden Klimawandel ist eine deutliche Zu-
nahme der Anzahl und Heftigkeit von Extremwetterereignissen zu verzeichnen
(Korn 2007, S. 82). Analysen der Münchener Rückversicherung bestätigen dies -
hier haben die Zahlen der Naturkatastrophen sowie die der versicherten Scha-
denssummen in den letzten Jahren stark zugenommen. Allein in den vergangenen
zwei Jahrzehnten ergaben sich in Deutschland aufgrund von Extremwetterereig-
nissen volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von mehr als 18,5 Milliarden Euro. Es
ist davon auszugehen, dass in Zukunft wetter- und klimabedingte Schadenskosten
weiter stark ansteigen dürften (Umweltbundesamt 2008 b, S. 1).
Dabei sind zahlreiche Wirtschaftssektoren in Deutschland durch den Klimawandel
betroffen und spüren dessen Auswirkungen innerhalb ihres Tätigkeitsfeldes. Be-
sonders abhängig von den Klimabedingungen sind die Land- und Forstwirtschaft,
die Fischerei, das Gesundheitswesen, die Finanzdienstleistungen, der Versiche-
rungssektor sowie der Bade- und Wintersporttourismus. Beispielsweise Wasser-
knappheit, höhere Temperaturen, häufigere und heftigere Stürme, Starknieder-
schläge sowie Trockenheit treffen die Wirtschaftssektoren direkt oder auch indirekt
(Europäische Kommission 2007, S. 7). Die Auswirkungen des Klimawandels sind
besonders für den Landwirtschaftsektor nicht zu übersehen. „Unwetter verhageln
den Bauern jetzt schon überall auf der Welt die Ernten, anderswo sorgen extreme
Dürren für Ernteausfälle“ so Latif (2007 b, S. 109). In Deutschland hat z.B. die
Sommertrockenheit in 2003 und die Julihitze in 2006 durch regionale Ernteausfälle
(bis zu 50%) und Futtermittelknappheit gezeigt, dass auch in der Landwirtschaft
neue Strategien entwickelt werden müssen, um sich an die Veränderungen des
Klimas anzupassen (Link 2007, S. 128).
Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 11
Die Landwirtschaft wird dabei mit steigenden Kosten konfrontiert, die zum einen
aus den notwendigen Anpassungen und zum anderen aus der zukünftig geringe-
ren Planungssicherheit entstehen. Zwar wird es auch Regionen geben, die höhere
Ernteerträge durch den Klimawandel erwirtschaften können, jedoch dürften unter
dem Strich die negativen Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland für die
Landwirtschaft überwiegen (Deutsche Bank Research, 2007 a, online, S. 16).
3 Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien
Wie in Kapitel 2 beschrieben, zeigen klimatische Trends bereits heute, dass es zu
einer Veränderung des Klimas kommt. Dabei stellen sich die Fragen, wie sich das
Klima in Zukunft verändert und welche Folgen für Deutschland daraus entstehen.
In diesem Kapitel wird eine kurze allgemeine Erklärung zu den Klimaszenarien
und -modellen gegeben, um damit die Grundlage für das Verständnis von regiona-
len Klimaszenarien und Klimafolgen für Deutschland zu schaffen. Dieses wird be-
nötigt, um die Auswirkungen und Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft
in Deutschland abschätzen zu können.
3.1 Klimaszenarien und Klimamodelle
Klimaszenarien sind keine Prognosen, sondern stellen Projektionen verschiedener
möglicher zukünftiger Veränderungen der Klimaparameter dar (Stock/Walkenhorst
2009, S. 2). Eine präzise Prognose oder Vorhersage einer künftigen Klimaentwick-
lung ist grundsätzlich nicht möglich. Dies liegt zum einen an dem nichtlinearen
Charakter des Klimas und zum anderen an der Unvollständigkeit der Bekanntheit
aller Randbedingungen der zukünftigen Entwicklung, wie z.B. über den Anstieg
der Treibhausgaskonzentration. Daher wird bei einer Abschätzung der zukünftigen
Entwicklung des Klimas von Szenarien gesprochen. Ein Szenarium ist nach PIK
„die Wiedergabe zeitlicher und/oder räumlicher charakteristischer Zustände eines
Systems auf der Basis definierter Ausgangsbedingungen sowie mehrerer dieses
System beschreibender Parameter“ (2005, online, S. 21 f.). Somit stellt ein Szena-
rium eine mögliche Entwicklung des Klimas dar, unter der Annahme bestimmter
beeinflussender Faktoren wie z.B. der zukünftigen Zunahme von Kohlenstoffdioxid
(PIK, 2005, online, S. 22).
Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 12
Um Klimaszenarien erstellen zu können, werden Klimamodelle benötigt. Durch
Klimamodelle wird versucht, mittels physikalischer Gesetze das Klimasystem der
Erde zu beschreiben. Hierbei müssen die Vorgänge und Wechselwirkungen der
verschiedenen Klimakomponenten wie der Ozeane, der Atmosphäre, den Schnee-
und Eisdecken wie auch des Bodens berechnet werden (Eitzin-
ger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 24). Dabei sollen die räumliche Verteilung und
der zeitliche Verlauf von Temperatur, Niederschlag und anderen meteorologischen
Größen möglichst wirklichkeitsgetreu wiedergeben werden. Bei einem globalen
Klimamodell wird die ganze Erde als ein abgeschlossenes System abgebildet (Eit-
zinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 25). Zur Darstellung wird ein dreidimensio-
nales Gitternetz über den Globus gelegt, an dessen Schnittpunkte meteorologi-
sche Größen wie z.B. Temperatur, Feuchte und Wind für jeden simulierten Zeit-
schritt berechnet werden. Die Auflösung des Modells ist umso feiner, je enger das
Netz ist (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 24). Derzeit liegen die Gitterbo-
xen des Netzes bei 100 mal 100 Kilometern mal 100 Metern (Biebler/Maham-
madzadeh 2009, S. 10). Globale Klimamodelle müssen auch die zeitliche Entwick-
lung der globalen Mitteltemperatur des letzten Jahrhunderts reproduzieren kön-
nen. Dazu wurde im letzten IPCC-Bericht (2007) ein Experiment durchgeführt (Eit-
zinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 25). Durch das Ergebnis wurde gezeigt,
dass die globalen Klimamodelle alle relevanten Prozesse beinhalten, da sie die
zeitliche Entwicklung der Temperatur im 20. Jahrhundert gut reproduzieren konn-
ten. Ebenfalls wurde deutlich, dass die Erwärmung, besonders in der zweiten Hälf-
te des 20. Jahrhunderts, nur mit einem Anstieg der Treibhausgase erklärt werden
konnte (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 27), vgl. hierzu auch Anlage 2
auf S. 76 im Anhang.
Realistische Klimamodelle sind jedoch nur eine Komponente um Klimaszenarien
erstellen zu können. Als zweite Komponente werden Annahmen über die Verän-
derung in der Zukunft benötigt, also darüber, wie sich die treibenden Kräfte
innerhalb der Klimamodelle entwickeln. An dieser Stelle kommt der Faktor Mensch
ins Spiel, da dieser durch seine Aktivitäten z.B. die Konzentration der Treibhaus-
gase in der Atmosphäre und die Landnutzung verändert (Eitzinger/Kersebaum/
Formayer 2009, S. 27). Natürlich kann niemand voraussagen, wie sich die Treib-
hausgasemissionen in den kommenden Jahren tatsächlich entwickeln werden.
Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 13
Dies ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, wie z.B. der Entwicklung der
Weltwirtschaft, dem technischen Fortschritt oder auch der Bevölkerungsentwick-
lung. Gerade aufgrund dieser Unsicherheiten über die zukünftige Entwicklung der
Menschheit und ihrer Aktivitäten, hat der IPCC eine ganze Reihe von möglichen
zukünftigen Entwicklungen als Emissionsszenarien6 entwickelt, aus denen unter-
schiedliche Konzentrationen an Treibhausgasen resultieren (Biebler/Mahammad-
zadeh 2009, S. 8). Die am häufigsten für Klimaszenarien verwendeten Emissions-
szenarien sind das Szenario B1, A1B und A2, wobei das Szenario A1B als „realis-
tischstes“ Szenario interpretiert wird. In diesem Szenario steigen bis zur Mitte des
21. Jahrhunderts die globalen Emissionen stark an. In der zweiten Hälfte des
Jahrhunderts kommt es zu einer Reduktion der globalen Emissionen, was in erster
Linie auf die technische Entwicklung zurückzuführen ist. So liegt am Ende des
Jahrhunderts die CO2-Konzentration bei etwa 700 ppm. Bis 2050 ergibt sich unter
Verwendung des A1B Emissionsszenarios eine mittlere globale Erwärmung von
etwa 1,8 °C (Siegmund 2008, S. 7), am Ende des 21. Jahrhunderts von rund
2,8 °C (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 29). Im Vergleich dazu steht das
B1-Szenario für eine optimistischere Entwicklung und einen Temperaturanstieg bis
zum Ende des 21. Jahrhunderts von etwa 1,8 °C. Das A2-Szenario steht für eine
pessimistischere „Weitermachen-wie-Bisher“ Entwicklung mit einem Temperatur-
anstieg von rund 3,6 °C (Paeth 2007, S. 50).
Durch die Änderung der Temperatur werden auch andere Klimavariablen wie bei-
spielsweise der Niederschlag verändert (Paeth 2007, S. 50). Dabei sind Aussagen
zur Niederschlagsentwicklung im 21. Jahrhundert wesentlich unsicherer als die zur
Temperatur. Dies liegt u.a. daran, dass verschiedene Prozesse für die Nieder-
schlagsentstehung in Frage kommen, wie beispielsweise kleinräumige Wärmege-
witter oder großräumige frontale Niederschläge. Der Großteil der relevanten Pro-
zesse für die Niederschlagsentstehung liegt unter der räumlichen Auflösung der
globalen Klimamodelle. Daher werden in globalen Klimamodellen die Niederschlä-
ge aus Größen geschätzt, die das Klimamodell berechnet. Da es in den verschie-
denen globalen Klimamodellen Unterschiede gibt, zeigen sich deutlich größere
Abweichungen bei den Resultaten (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 30).
Während die Temperatur durch die Klimaänderung überall das gleiche Vorzeichen
6 Auf die Emissionsszenarien soll hier nicht näher eingegangen werden, diese sind im IPCC Bericht 2007 näher erläutert (vgl. hierzu u.a. IPCC 2007, S. 18).
Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 14
besitzt, ergibt sich für die Niederschlagsmenge und -muster ein stark differenzier-
tes Bild. Im Gesamten zeigen die globalen Klimamodelle jedoch tendenziell eine
Zunahme der sommerlichen und winterlichen Niederschläge in den höheren Brei-
ten beider Erdhalbkugeln sowie der inneren Tropen. Die subtropischen Bereiche
sind demgegenüber durch trockenere Klimabedingungen gekennzeichnet (Paeth
2007, S. 51). Für Mitteleuropa hingegen dürfte im Winter mit einer Niederschlags-
zunahme und im Sommer mit einer Abnahme gerechnet werden. Jedoch ist auch
dies regional differenziert zu betrachten, so dass für das weitere Vorgehen regio-
nale Klimamodelle nötig sind (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 30).
3.2 Grenzen von Klimamodellen
Bei der Verwendung von Klimamodellen muss beachtet werden, dass viele Pro-
zesse des realen Klimasystems nur durch Parametrisierungen erfasst werden
können, die Unsicherheiten unterliegen. Dies liegt zum einen an unserem unvoll-
kommenen Verständnis des irdischen Klimasystems und zum anderen an den be-
grenzten Computerressourcen, die für die Modellberechnungen zur Verfügung
stehen (Paeth 2007, S. 55). Ebenfalls bestehen zahlreiche Unsicherheiten bei den
vorliegenden Emissionsszenarien hinsichtlich der demographischen, ökonomi-
schen und technologischen Entwicklung der Gesellschaft (Paeth 2007, S. 53). Je-
doch ist es trotz der Unsicherheiten möglich, Tendenzen der Klimaentwicklung
abzuschätzen. Tendieren dabei mehrere Klimamodelle innerhalb ihrer Resultate in
dieselbe Richtung, steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich an, dass diese auch ein-
treten können. Dies zeigt sich besonders bei der Entwicklung der Temperatur, hier
weisen alle Modelle eine Tendenz in die gleiche Richtung auf. Bei den Entwick-
lungen des Niederschlags bestehen noch Unterschiede, jedoch haben sich die
Unsicherheitsbereiche von Modellgeneration zu Modellgeneration bereits deutlich
verringert (Gerstengarbe/Werner 2007, S. 59). Erfolgt ein bewusster Umgang mit
den bestehenden Unsicherheiten bei der Abschätzung der Klimafolgen, erlauben
uns Klimaszenarien einen Blick in eine mögliche klimatische Zukunft und zeigen
notwendigen Anpassungsbedarf auf (Gerstengarbe/Werner 2007, S. 59). Im Fol-
genden werden daher die regionalen Klimamodelle in vorliegender Form ange-
nommen, da derzeit nur mit ihrer Hilfe eine Trendabschätzung für die Zukunft er-
folgen kann.
Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 15
3.3 Regionale Klimamodelle und Klimafolgen für Deutschland
Wie bereits in Kapitel 3.1 beschrieben, ist die räumliche Auflösung der globalen
Klimamodelle zu grob, daher sind Regionalisierungsverfahren notwendig, um regi-
onal differenzierte Aussagen für Deutschland treffen zu können. Bei diesen Regi-
onalisierungsverfahren werden sowohl statistische als auch dynamische regionale
Klimamodelle sowie Informationen aus den Berechnungen der Globalmodelle ein-
gesetzt. Die Unterscheidung liegt darin, dass dynamische Regionalmodelle eine
Regionalisierung der globalen Klimaprojektionen vornehmen, indem sie die regio-
nalen Klimamodelle in die Gitterpunkte von Globalmodellen einbetten. Dadurch
entstehen feinere räumliche Gitterboxen mit derzeit bis zu etwa 10 mal 10 Kilome-
ter räumlicher Auflösung (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 10). Hingegen
projizieren die statistischen Regionalmodelle zusätzlich meteorologische Zeitrei-
hen von ausgewählten Klimastationen in Deutschland mit statistischen Verfahren
in die Zukunft (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 14). In Deutschland werden
derzeit vier regionale Klimamodelle eingesetzt. Dazu zählen die beiden dynami-
schen Klimamodelle REMO und CLM sowie die beiden statistischen Klimamodelle
STAR und WETTREG. Der Ausgangspunkt für ein regionales Klimamodell ist in
jedem Fall ein globales Klimamodell, welches die Randdaten des Modells liefert,
sowie die Betrachtung der unterschiedlichen Emissionsszenarien des IPCC
(Stock/Walkenhorst 2009, S. 10). Im Weiteren sollen für Deutschland die Ergeb-
nisse aus den Projektionen der regionalen Klimamodelle aufgezeigt werden. Dabei
wird auf das IPCC Emissionsszenario A1B, wie unter Kapitel 3.1 beschrieben, zu-
rückgegriffen, da es als das realistischste Szenario betrachtet wird. Hier wurden
mittels des Deutschen Wetterdienstes und der Aufstellung der Bundesregierung
die vier (REMO, CLM, WETTREG und STAR) bisher für Deutschland vorliegenden
Klimamodelle gegenübergestellt. Dabei handelt es sich um drei Abbildungen: für
die Jahresmitteltemperatur (Abb. 2), die mittlere Niederschlagsmenge im Sommer
(Abb. 3) und die mittlere Niederschlagsmenge im Winter (Abb. 4). Die Projektionen
gelten für die Perioden 2021 - 2050 (siehe obere Reihe in den Abbildungen) und
2071 - 2100 (siehe untere Reihe in den Abbildungen) im Vergleich zum modell-
spezifischen Kontrollzeitraum 1961 - 1990.
Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 16
3.3.1 Temperatur
Abb. 2: Deutschland - Modellvergleich: Jahresmittel temperatur (Quelle: Die Bundesregie-rung, 2008, online, S. 11) Die vier vorliegenden regionalen Klimamodelle für Deutschland projizieren einen
deutlichen Trend bei der Veränderung der Jahresmitteltemperatur für das 21.
Jahrhundert (siehe Abbildung 2). Wie sich zeigt, wird die Jahresmitteltemperatur in
Deutschland bis zum Ende des 21. Jahrhunderts im Vergleich zur Referenzperio-
de von 1961 - 1990 deutlich zunehmen. Die Klimamodelle REMO und CLM wei-
sen für den Zeitraum 2021 - 2050 eine Erwärmung um ca. 1 °C und für den Zeit-
raum 2071 - 2100 um bis zu 3,5 °C aus. Einen etwas geringeren Temperaturan-
stieg projizieren die Modelle WETTREG und STAR. Für den Zeitraum 2021 - 2050
ergibt sich eine Erwärmung um etwa 0,5 °C bei WETTR EG und ca. 2 °C bei
STAR. In dem Zeitraum 2071 - 2100 ergibt sich bei WETTREG eine Erwärmung
um etwa 2 °C, bei STAR kann keine Aussage getroffen werden (Die Bundesregie-
rung, 2008, online, S. 10 f.). Die Spannweite liegt bis 2050 zwischen den Modellen
bei ca. 0,5 °C bis 1 °C und bis 2100 bei ca. 1,5 °C . Wird die räumliche Verteilung
der Erwärmung betrachtet, so stimmen die dynamischen und die statistischen Kli-
mamodelle hinsichtlich der Struktur weitestgehend überein. Es kommt zu einer
verstärkten Erwärmung nach Süddeutschland hin (Die Bundesregierung, 2008,
online, S. 10). So können im Sommer die Temperaturen in den südlichen und öst-
lichen Teilen stärker ansteigen als in den nördlichen und westlichen Teilen
Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 17
Deutschlands (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 14). Ebenfalls zeigen alle Mo-
delle, dass besonders die Wintermonate von der Erwärmung am stärksten betrof-
fen sind (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 11).
3.3.2 Niederschlag
Abb. 3: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Nie derschlagsmenge im Sommer (Quelle: Die Bundesregierung, 2008, online, S. 12)
Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 18
Abb. 4: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Nie derschlagsmenge im Winter (Quelle: Die Bundesregierung, 2008, online, S. 13)
Ebenfalls erfolgte diese Zusammenstellung für die mittlere Niederschlagsmenge in
Deutschland im Sommer (siehe Abbildung 3) und im Winter (siehe Abbildung 4).
Werden die mittleren Niederschlagsmengen betrachtet, so bleiben diese aufs Jahr
gerechnet annähernd konstant. Es muss jedoch mit einer Verschiebung der Nie-
derschlagsmuster in Deutschland gerechnet werden. Alle vier Klimamodelle zei-
gen in ihren Ergebnissen, dass im Sommer die Niederschläge um bis zu 40% ab-
nehmen können, wobei besonders stark der Südwesten Deutschlands betroffen
sein könnte (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 11). Über die Jahrhundertmitte
hinaus, werden die Veränderungen der Niederschläge größer. Dabei können die
Sommerniederschläge in Nordostdeutschland und in Süd- und Südwestdeutsch-
land weiter deutlich zurückgehen (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 15). Die Nie-
derschlagsmengen im Winter können dabei je nach Modell um bis zu 40% zu-
nehmen. Das Klimamodell WETTREG zeigt in der Mittelgebirgsregion der Bundes-
länder Rheinland-Pfalz, Hessen und der nordöstlichen Landesteilen Bayerns, dass
in bestimmten Gebieten die Winterniederschläge für den Zeitraum von 2071 -
2100 sogar um bis zu 70% ansteigen könnten. Die Klimamodelle REMO und CLM
deuten auf einen zusätzlichen Anstieg der Niederschlagsmenge im Frühjahr hin,
die jedoch im Vergleich zu den Wintermonaten geringer ausfällt (Die Bundesregie-
rung, 2008, online, S. 11).
Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 19
3.3.3 Extremwetterereignisse
Über die Ausprägung von Extremwetterereignissen für die Zukunft, können Ab-
schätzungen nur einen tendenziellen Charakter haben. Aus einer Vergleichsstudie
von WETTREG und REMO zu Extremwetterereignissen in Deutschland geht her-
vor, dass es zukünftig zu einer Steigerung und Häufung kommen kann (Die Bun-
desregierung, 2008, online, S. 12). Dabei zeigt sich für die Temperatur recht sys-
tematisch eine Zunahme extrem warmer Ereignisse auf Kosten extrem kalter Er-
eignisse (Schönwiese 2007, S. 65). Bis zum Ende des Jahrhunderts kann sich
z.B. die Anzahl von Sommertagen mit einer Temperatur > 25 °C verdoppeln und
die Anzahl von heißen Tagen mit einer Temperatur > 30 °C sogar verdreifachen
(Die Bundesregierung, 2008, online, S. 12). Dabei werden lang anhaltende Tro-
ckenperioden und die Wahrscheinlichkeit für heftige Gewitter und riesige Hagel-
körner zunehmen. Frost und Schnee hingegen erhalten eher Seltenheitswert und
strenge Winter werden höchstens einmal pro Jahrzehnt auftreten (Latif 2007 b, S.
8). Diese Tendenz hat auch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte gezeigt, in de-
nen es zu weniger Frosttagen und zu einer Zunahme von andauernden Hitzewel-
len kam (Weigel 2008, S. 105). Besonders im Winter kann es zu häufigeren Stür-
men kommen und es ist mit heftigeren Gewittern und Hagelereignissen zu rech-
nen (Latif 2007 b, S. 113). Für den Niederschlag gestalten sich Aussagen auf-
grund regionaler und jahreszeitlicher Besonderheiten komplizierter. Jedoch ist ein
Trend zu mehr Starkniederschlägen im Winter und den Übergangsjahreszeiten zu
erkennen; dies gilt auch für Süddeutschland im Sommer (Schönwiese 2007, S.
65). In Deutschland muss daher in Zukunft mit einer verstärkten Zunahme von
Wetterextremen gerechnet werden (Latif 2007 b, S. 112).
Die Landwirtschaft gehört aufgrund ihrer unmittelbaren Abhängigkeit von Klima,
Wetter und Witterung zu einem der sensibelsten Sektoren, der durch den Klima-
wandel betroffen ist. Da der Klimawandel immer deutlicher wird, besteht für die
Landwirtschaft die Herausforderung, sich diesem Wandel zu stellen (Weigel 2008,
S. 103). Treten die projizierten Veränderungen ein, muss mit einer zukünftigen
Änderung der Ertragsentwicklung gerechnet werden. Denn die Landwirtschaft wird
direkt von den Klimaänderungen in der Quantität und Qualität der pflanzlichen und
tierischen Produktion sowie in den benötigten Produktionsfaktoren betroffen sein.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Ertragsstabilität im Landwirtschaftssektor.
Klimaschutz und Anpassung 20
Aufgrund der projizierten zunehmenden Extremwetterereignisse ist damit zu rech-
nen, dass es zu steigenden Ertragsschwankungen zwischen den Einzeljahren
kommen kann (LfULG 2009, S. 42). Es ist für den landwirtschaftlichen Sektor von
großer Bedeutung, sich im Hinblick auf die projizierten Veränderungen zum einen
mit dem Klimaschutz und zum anderen mit geeigneten Anpassungsstrategien
auseinanderzusetzen.
4 Klimaschutz und Anpassung
In diesem Kapitel soll der Zusammenhang von Klimaschutz und Anpassung deut-
lich gemacht werden. Dabei wird auf die Notwendigkeit der Anpassung an den
Klimawandel sowie auf bestehende Probleme eingegangen. Dies stellt die Grund-
lage für die Wichtigkeit der Umsetzung von Anpassungsstrategien in der Landwirt-
schaft dar.
4.1 Zusammenhang Klimaschutz und Anpassung
Durch den Klimawandel wird die Menschheit vor eine doppelte Herausforderung
gestellt. Eine Herausforderung liegt darin, durch den Klimaschutz die schwerwie-
genden Folgen des Klimawandels durch eine frühzeitige und drastische Verringe-
rung der Emissionen aus Treibhausgasen abzumildern (Europäische Kommission
2007, S. 4). Klar ist, dass selbst wenn das durch weltweite Klimaschutzmaßnah-
men angestrebte Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf ma-
ximal 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Temperatu rniveau zu begrenzen, er-
reicht wird, der Klimawandel nicht vollständig gestoppt werden kann. Eine weitere
Herausforderung liegt darin, durch geeignete Anpassungsstrategien, Schäden
möglichst gering zu halten und Verbesserungen zu erzielen (BMU 2009, S. 6).
Würde es zu einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von über 2 °C
kommen, steigt das Risiko einer gefährlichen und unvorhersehbaren Klimaände-
rung deutlich an und die Kosten der notwendigen Anpassungen könnten explodie-
ren (Europäische Kommission 2007, S. 4). Unter dieser Betrachtung ist die Um-
setzung des Klimaschutzes dringend notwendig. Dabei ist es unerlässlich, Anpas-
sungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4).
Denn auch wenn die weltweiten Klimaschutzmaßnahmen in den kommenden
Klimaschutz und Anpassung 21
Jahrzehnten erfolgreich sein sollten, ist ein bestimmtes Maß an Klimawandel nicht
aufzuhalten (Europäische Kommission 2007, S. 4), da dieser kein kurzlebiges
Phänomen ist. Zudem muss mit einer längeren Zeitspanne gerechnet werden, die
zwischen der Durchführung von Klimaschutzmaßnahmen und deren Wirksamkeit
liegt, so ergibt sich daraus eine grundlegende Notwendigkeit zur Anpassung an
die veränderten Klimabedingungen (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 17).
4.2 Anpassung an den Klimawandel
„Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt, was in ferner Zukunft liegt, wird er
das schon in naher Zukunft bereuen“ erkannte der chinesische Philosoph Konfuzi-
us (551 - 479 v. Chr.). Die Anpassung ist daher, wie in Kapitel 4.1 beschrieben,
untrennbar mit dem Klimaschutz verbunden. Umso besser die Klimaschutzmaß-
nahmen greifen und Schäden in der Zukunft vermieden werden können, umso
geringer sind die Anpassungskosten (BMU 2009, S. 7). Deshalb ist es wichtig,
dass Anpassungsmaßnahmen mit den Klimaschutzmaßnahmen im Einklang ste-
hen und umgekehrt (Europäische Kommission 2007, S. 5). Um mit Veränderungen
des Klimas und der Wetterextremen besser umgehen zu können, müssen effekti-
ve Anpassungsstrategien mit dem Ziel entwickelt und umgesetzt werden, Schäden
zu verringern bzw. zu vermeiden und für die Zukunft Vorsorge zu leisten (Bun-
desministerium für Bildung und Forschung 2004, S. 19). Dadurch können aus dem
Klimawandel neben den Risiken auch Chancen entstehen (Biebeler/Mahammad-
zadeh 2009, S. 65). Die Klimaanpassung ist dabei eine gesellschaftliche Aufgabe,
denn sowohl der Privatsektor, die Wirtschaft und der Staat sind mit den Folgen
des Klimawandels konfrontiert (Umweltbundesamt 2008 a, S. 8). Die Anpas-
sungsprozesse sind komplex, denn sie sind von Region zu Region unterschied-
lich. Daher ist es wichtig, dass alle Akteure (wie z.B. Bürger, Wirtschaft und Staat)
beteiligt werden. Dabei sollten Maßnahmen immer auf der geeignetsten Ebene
getroffen werden (Europäische Kommission 2007, S. 13).
Bei der Durchführung von Anpassungsmaßnahmen sind zuerst auf regionaler und
sektoraler Ebene klimabedingte Anfälligkeiten und die sich daraus ergebenden
Risiken zu analysieren. Danach erfolgt eine Identifizierung, Planung und Umset-
zung von möglichen Anpassungsstrategien für die betroffenen Sektoren (Umwelt-
bundesamt 2008 a, S. 8). Die Anpassungsfähigkeit ist dabei ein zusammenfas-
Klimaschutz und Anpassung 22
sendes Maß für die Anzahl, Qualität sowie Durchführbarkeit der verschiedenen zur
Verfügung stehenden Anpassungsmöglichkeiten (PIK, 2005, online, S. 14). Die
Anpassungsfähigkeit kann jedoch nicht generell festgelegt werden. Diese wird an-
hand der drei folgenden Fragen auf den Untersuchungsgegenstand spezifiziert:
o Welche administrativen Ebenen werden berücksichtigt?
o Welcher Sektor wird untersucht?
o Welche Klimaereignisse werden berücksichtigt?
(PIK, 2005, online, S. 14).
Zur Ermittlung der Anpassungsfähigkeit stehen zwei Ansätze zur Verfügung, die
im Folgenden kurz erläutert werden.
Bei dem Objektivistischen Ansatz werden objektive Indikatoren über den Anpas-
sungsprozess durch geeignete Methoden aggregiert und zu einem Anpassungsfä-
higkeits-Index zusammengefasst.
Bei dem Subjektivistischen Ansatz werden von Entscheidungsträgern subjektiv
wahrgenommene Risiken und Anpassungsmöglichkeiten ermittelt. Dies erfolgt
beispielsweise durch Experteninterviews und Fragebögen, in denen Fragen zu
den wahrgenommenen Risiken mit Priorisierung nach Wichtigkeit und Wahr-
scheinlichkeit erfolgen sowie möglicher und wahrgenommener Anpassungsmaß-
nahmen. Anschließend werden die erhaltenen qualitativen Antworten analysiert
und dargestellt (PIK, 2005, online, S. 14). Für das weitere Vorgehen in dieser Ar-
beit (siehe Kapitel 6) wurde der Subjektivistische Ansatz für die Ermittlung der Ri-
siken und Anpassungsmaßnahmen des Landwirtschaftssektors gewählt. So kann
ein direkter Dialog mit den Experten zu der aktuellen Situation von Risiken und
Anpassungsmöglichkeiten erfolgen.
4.3 Probleme der Anpassung
Da es sich bei dem Forschungsfeld der Anpassung um ein noch junges Gebiet
handelt, sind die Erfahrungen über wirksame Anpassungsstrategien und Durch-
führungsvorschriften sowie das spezielle Fachwissen begrenzt (Europäische
Kommission 2007, S. 14). Hindernisse in der Umsetzung von Anpassungen erge-
ben sich aus dem unsicheren Wissen über den Zeitpunkt und das Ausmaß des
Auftretens von Klimaänderungen sowie des Investitionsbedarfs zur Klimaanpas-
sung (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 61). Notwendige Anpassungsmaßnah-
Klimaschutz und Anpassung 23
men sind schwerer fassbar zu machen als die Klimaschutzmaßnahmen, da für
diese meist bezifferte Zielgrößen wie z.B. die Menge der Treibhausgasemissionen
festgelegt sind. Die Anpassungsmaßnahmen betreffen hingegen eine Vielzahl von
Akteuren und Ebenen sowie deren Wechselwirkungen (BMU 2009, S. 7), so dass
sich eine Vorgabe von Zielgrößen als schwierig gestaltet.
Ein weiteres Hindernis stellt der Erinnerungshorizont des Menschen dar. Da dieser
meist sehr kurz ist, ist die Wahrnehmung des Klimawandels schwierig. Häufig er-
gibt sich als Vergleichsrahmen das vorangegangene Jahr. So wird vom Mensch
meistens nur unmittelbar das Wetter wahrgenommen. Dieses wird umso stärker
wahrgenommen, je auffälliger es sich über Tage und Wochen zu einem prägnan-
ten Witterungstyp entwickelt. Beispielsweise die Kälteperiode im Januar 2006 so-
wie der außergewöhnlich heiße und trockene Sommer in 2003 haben sich stärker
in die Erinnerung eingeprägt (Heilig 2009, S. 47). Meist nicht wahrgenommen
werden dabei die allmählichen Veränderungen der Mittelwerte in solchen Phasen,
deren statistische signifikante langzeitliche Änderung letztlich für den Ausdruck
eines Klimawandels bedeutend sind (Heilig 2009, S. 48). Deshalb werden der
langsam voranschreitende Klimawandel sowie die Notwendigkeit einer Anpassung
vom Menschen zumeist nicht erkannt.
Aufgrund der Unsicherheiten in Klimamodellen und Klimaszenarien (wie in Kapitel
3.2 beschrieben) ist es wichtig, mit diesen bewusst umzugehen und handlungsfä-
hig zu bleiben. Entscheidungen müssen auch unter Unsicherheiten getroffen wer-
den. Daher sollten bei der Auswahl von geeigneten Anpassungsmaßnahmen sol-
che bevorzugt werden, welche flexible Nachsteuerungen ermöglichen und beste-
hende Unsicherheiten berücksichtigen (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 14).
Ebenfalls treten immer wieder Ereignisse ein, die nicht vorhersehbar oder bislang
nur selten aufgetreten sind, dies führt dazu, „dass der Anpassungsprozess nie-
mals abgeschlossen ist, sondern ein immerwährender Vorgang zur Bewältigung
von Herausforderungen ist“ laut Holawe (2009, S. 78).
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 24
5 Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf di e
deutsche Landwirtschaft
Kaum ein Wirtschaftssektor in Deutschland ist so unmittelbar und existenziell vom
Klimawandel betroffen wie die Landwirtschaft. In diesem Kapitel werden die Aus-
wirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft in Deutschland erläutert. Da-
bei werden mögliche Folgen der projizierten Veränderungen für die Landwirtschaft
und insbesondere für den Pflanzenbau aufgezeigt.
5.1 Die Landwirtschaft in Deutschland
Die Landwirtschaft hat als Wirtschaftssektor in Deutschland einen großen Stellen-
wert. Nahezu 80% (357.092,90 km2) der Fläche in Deutschland wird durch die
Land- und Forstwirtschaft genutzt. Die Landwirtschaft stellt dabei die flächenmäßig
bedeutendste Landnutzungsform dar (Chmielewski 2007, S. 75). „Im Jahr 2007
bewirtschafteten 374 500 landwirtschaftliche Betriebe rund 17 Millionen Hektar
landwirtschaftlich genutzte Fläche7 (LF)“ laut des Statistischen Bundesamtes
(Hrsg., 2009, S. 5). Dabei beschäftigte die deutsche Landwirtschaft knapp 1,3 Mil-
lionen Arbeitskräfte (Statistisches Bundesamt 2009, S. 9). Deutschland gehört zu
den größten Agrarproduzenten innerhalb der EU und ist bei Agrarprodukten wie
z.B. Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Rind-/ Schweinefleisch und Milch einer der
bedeutendsten Exporteure (Statistisches Bundesamt 2009, S. 3). Die Landwirt-
schaft in Deutschland lässt sich in die Bereiche Pflanzenbau und Tierhaltung auf-
teilen. Aufgrund der Betroffenheit durch den Klimawandel soll im Folgenden der
Fokus auf den Pflanzenbau gelegt werden. Der Bereich der Tierhaltung ist eben-
falls durch den Klimawandel betroffen und zeigt eine Sensitivität gegenüber klima-
tischen Einflüssen, jedoch nicht in solch unmittelbarem Ausmaß wie der Pflanzen-
bau. Denn die Pflanzen sind von Änderungen des Klimas und der Witterung direkt
betroffen und reagieren auf komplexe Art und Weise. So kann der projizierte Kli-
mawandel zu erheblichen Veränderungen im bisherigen Pflanzenbau führen.
Im Jahr 2008 entfielen in Deutschland, durch landwirtschaftliche Betriebe bewirt-
schaftete Flächen, etwa 70,5% auf Ackerland und 28,3% auf Dauergrünland (d.h. 7 Die landwirtschaftlich genutzte Fläche umfasst: Ackerland, Dauergrünland sowie Dauerkulturen. Damit alle bewirtschafteten Flächen in Deutschland (Statistisches Bundesamt 2009, S. 5).
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 25
Wiesen und Weiden) (Statistisches Bundesamt 2009, S. 13). Der restliche Anteil
von etwa 1,2% stellten Sonderkulturen wie Nutzgarten- und Obstanlagen, Baum-
schulen sowie Rebland dar (Schaller/Weigel 2007, S. 33). Im Folgenden soll auf-
grund des Schwerpunktes der Bereich des Ackerlandes näher betrachtet werden.
Im Ackerlandbau machte im Jahr 2008 der Getreideanbau den größten Anteil aus
(siehe hierzu Anhang - Anlage 3 S. 77). Dabei nahm Getreide wie z.B. Weizen
(dabei überwiegend Winterweizen), Gerste und Roggen etwa 7 Mio. ha, also rund
59% der Fläche des Ackerlandes ein. Angebaut wurden zudem etwa 2,3 Mio. ha
Futterpflanzen (19%), 1,4 Mio. ha Ölfrüchte (12%) dabei überwiegend Winterraps
und 636.400 ha Hackfrüchte (5%) – hiervon fast ausschließlich Zuckerrüben
(58%) und Kartoffeln (41%). Des Weiteren beanspruchten Gemüse, Erdbeeren
und andere Gartengewächse 131.000 ha und Hülsenfrüchte wie Futtererbsen,
Ackerbohnen und Lupinen 84.400 ha. Somit waren in 2008 die wichtigsten Pro-
dukte: Getreide, Futterpflanzen und Ölfrüchte (Statistisches Bundesamt 2009, S.
14). Der wirtschaftliche Nutzen einer Kultur wird dabei nach der Preisentwicklung,
Vermarktungsmöglichkeit, Ertragshöhe, Ertragssicherheit sowie dem Qualitätsrisi-
ko gemessen. Ertragsschwankungen und Ertragssicherheit in Bezug auf den Kli-
mawandel spielen dabei eine zunehmend wichtige Rolle für die Landwirtschaft
(Statistisches Bundesamt 2009, S. 15).
Die Landwirtschaft nimmt in der Diskussion um den Klimawandel eine Sonderstel-
lung ein. Zum einen produziert die Landwirtschaft klimabelastende Treibhausgase
und gehört somit zu den Verursachern des Klimawandels zum anderen ist die
landwirtschaftliche Produktion direkt durch den projizierten Klimawandel betroffen
(Heissenhuber/Zehetmeier 2008, S. 7). In dieser Arbeit wird die Landwirtschaft in
ihrer Rolle als Betroffene durch den Klimawandel betrachtet. Im Weiteren sollen
die Folgen, mit denen die Landwirtschaft durch den Klimawandel konfrontiert wird,
aufgezeigt werden. Dies erfolgt zuerst auf Basis der Fachliteratur und wird in Kapi-
tel 6 durch die Ergebnisse aus den Experteninterviews erweitert. In Kapitel 7 wer-
den mögliche Strategien entwickelt, die aufzeigen sollen, wie sich die Landwirt-
schaft an die aktuellen sowie zukünftig veränderten Bedingungen und damit an die
Folgen des Klimawandels anpassen kann.
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 26
5.2 Folgen in der Landwirtschaft durch den Klimawandel
Zu den wichtigsten Standortfaktoren der Landwirtschaft gehören das Klima und
der Boden. Das Klima ist maßgeblich für die Verbreitungsgrenzen der natürlichen
Vegetation und somit für die Anbaueignung und -form für landwirtschaftliche Kul-
turpflanzen. Das Klima und der Boden sind dabei eng über den Wasserhaushalt
(Niederschlag, Verdunstung und Bodenwassergehalt) miteinander verknüpft. Die
klimatischen Standortfaktoren haben direkten Einfluss auf Wachstums-, Ent-
wicklungs- und Reproduktionsvermögen der Pflanzen und somit auf ihr Ertragspo-
tenzial. Kommt es zu einer Veränderung des Klimas, ändern sich ebenfalls die
Standortbedingungen und damit die Wachstums- und Entwicklungsbedingungen
für die regional etablierten Kulturpflanzen. Dabei können sich je nach klimatischer
Veränderung die Bedingungen für die Kulturpflanzen verbessern oder verschlech-
tern. Dadurch werden im Ergebnis die Ertragshöhe, Stabilität sowie Qualität beein-
flusst (Chmielewski 2007, S. 76), siehe hierzu die Ertragsbestimmenden Parame-
ter im Pflanzenbau in Anlage 4 im Anhang S. 78. Wobei ein erhöhter CO2-Gehalt
in der Atmosphäre, laut Klima- und Agrarforschern, zu Ertragssteigerungen bei
den Kulturpflanzen führen kann (LfULG 2009, S. 39). So mag der Klimawandel in
Teilen Deutschlands einige positive Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Er-
zeugung haben, jedoch wird davon ausgegangen, dass die negativen Folgen
überwiegen (Europäische Kommission 2007, S. 8). Im Weiteren werden die nega-
tiven Folgen für die Landwirtschaft im Fokus der Betrachtung stehen.
Dabei lassen sich die Klimafolgen für die Landwirtschaft durch den Klimawandel
laut der Bundesregierung in drei Gruppen unterteilen:
o In Folgen, die durch eine kontinuierliche Veränderung hervorgerufen werden,
wie z.B. die Verschiebung der Vegetationsperiode (Die Bundesregierung,
2008, online, S. 15), wodurch es zu einer Veränderung der Aussaat- und Ern-
tetermine sowie größeren Schwankungen bei den Ernteerträgen kommen kann
(Deutsche Bank Research, 2007 a, online, S. 13).
o In Folgen, die durch ein verstärktes und/oder häufigeres Auftreten von extre-
men Wetterereignissen hervorgerufen werden, wie z.B. Hitze- oder Trockenpe-
rioden, Starkregen sowie Stürme und Sturmfluten (Die Bundesregierung, 2008,
online, S. 15). Darunter leidet grundsätzlich die Planungssicherheit der Land-
wirte, da diese nicht von Witterungsbedingungen in einem Jahr auf ähnliche im
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 27
nächsten Jahr schließen können (Deutsche Bank Research, 2007 a, online,
S.13).
o In Folgen, aufgrund zunehmender Klimavariabilität8, so dass Schwankungen
des Klimas bereits auch kurzfristig Bedeutung erlangen können, wie z.B. wenn
Dürren in kurzer zeitlicher Folge auftreten und damit die Bewältigungskapazität
der Landwirtschaft überfordern (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 15). Ge-
rade solch eine Entwicklung hätte für die Landwirtschaft katastrophale Folgen
(Paeth 2007, S. 53).
Somit wird durch den voranschreitenden Klimawandel das voraussichtliche Risi-
kopotenzial im Landwirtschaftssektor erhöht. Neben Licht und Nährstoffen spielen
die Temperatur, der Niederschlag sowie das Auftreten von Extremwetterereignis-
sen eine zentrale Rolle für den Pflanzenbau (PIK, 2005, online, S. 8; Rahmann
2008, S. 212). Projektionen über die Folgen des Klimawandels für Deutschland
zeigen (wie in Kapitel 3.3 beschrieben), dass es zu höheren Temperaturen, weni-
ger Sommerniederschläge, einer Zunahme der Niederschläge im Winter sowie
einer Zunahme von Extremwetterereignissen kommen kann (Heissenhu-
ber/Zehetmeier 2008, S. 7 f.). Ebenfalls kann es zu einer allgemein veränderten
Schadenorganismussituation für die Kulturpflanzen kommen (PIK, 2005, online, S.
7). Im Folgenden sollen die Auswirkungen der Faktoren Temperatur, Nieder-
schlag, Extremwetterereignisse sowie Schadorganismen auf die Landwirtschaft
und insbesondere dem Pflanzenbau genauer untersucht werden, welche aus den
in Kapitel 3.3 beschriebenen Modellergebnissen abgeleitet werden. Diese sind als
plausibel anzunehmen, solange die reale Klimaentwicklung auch über längere
Zeiträume den Tendenzen der Projektionen folgt (Die Bundesregierung, 2008, on-
line, S. 14).
Bei der Betrachtung der Auswirkungen der genannten Faktoren stellt gerade das
Fehlen von verlässlichen regionalen Projektionen des Klimawandels ein Problem
dar. In der Literatur werden derzeit meist nur qualitative Aussagen zu möglichen
Entwicklungen in spezifischen Regionen über mögliche Auswirkungen der Verän-
derung von einzelnen Faktoren beschrieben. Über Kombinationen oder Rückkopp-
8 Nach dem BMU bezeichnet die Klimavariabilität „die zeitlichen und räumlichen Schwankungen des Klimas um einen mittle- ren Zustand herum. Die Variabilität kann durch natürliche Prozesse innerhalb des Klimasystems zustande kommen (inter- ne Variabilität) oder durch menschliche Einflüsse verursacht sein (externe Variabilität)“ (Hrsg., 2009, S. 66).
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 28
lungseffekte können dabei, bezogen auf eine bestimmte Region, nur tendenzielle
Aussagen getroffen werden. Viele der folgenden Aussagen stellen daher nur eine
Bandbreite möglicher Reaktionen dar (Burdick 1994, S. 221). Für jede einzelne
Kulturpflanze ergibt sich ein weitaus differenzierteres Bild. So haben bereits ver-
schiedene Kulturen oder auch verschiedene Sorten einer Kultur sehr spezifische
Ansprüche an die einzelnen Faktoren oder deren Kombination, so dass diese
ganz unterschiedlich auf bestimmte klimatische Veränderungen reagieren. Dabei
sind Informationen im Detail für die meisten Kulturpflanzen nicht bekannt. In dieser
Arbeit können aufgrund der Vielzahl von Möglichkeiten auch nur einige generelle
Aussagen getroffen werden. Hier wird auf die weiterführende Literatur verwiesen
(vgl. Burdick 1994, S. 234 und Glauninger/Kresebaun 2009, S. 138).
5.2.1 Auswirkungen von Temperaturerhöhungen
Kommt es zu steigenden Durchschnittstemperaturen und zunehmend auftreten-
den Extremtemperaturen in Deutschland, kann es zu unterschiedlichen Auswir-
kungen auf den Stoffwechsel und das Wachstum der Pflanzen kommen (Weigel
2008, S. 106). Bei vielen heimischen Kulturen in Deutschland ergibt sich der
höchste Ernteertrag bei unter 20 °C (Biebeler/Maham madzadeh 2009, S. 29). Das
Temperaturoptimum9 für z.B. Kartoffeln liegt zwischen 15 - 20 °C und Winterwei-
zen zwischen 17 - 23 °C (Chmielewski 2007, S. 77). Bei Getreidearten wie z.B.
Weizen können wärmere Temperaturen die Entwicklung beschleunigen, jedoch
wird dadurch in der Regel das Ertragspotenzial reduziert. Beispielsweise liegt der
optimale Temperaturbereich für die größtmögliche Ernte von Weizen bei etwa 15
°C. Erhöht sich hier die Temperatur um etwa 1 °C fü hrt das zu einer Verkürzung
der Kornfüllungsphase um ca. 5% und damit zu einem Ertragsverlust von etwa
10% (Weigel 2008, S. 107). So kann es bei zunehmenden Temperaturen zu Er-
tragseinbußen kommen. Diese Auswirkung zeigte bereits der außergewöhnlich
heiße und trockene Sommer in 2003, in dem es vor allem bei Getreide zu Ernte-
einbußen von bis zu 30% kam (Bundesministerium für Bildung und Forschung
2004, S. 20). Ebenfalls problematisch und kostspielig kann dabei der künftige Be-
darf an Bewässerung sein, besonders dort, wo weniger Niederschlag und stärkere
9 Das Temperaturoptimum wird definiert als der Temperaturbereich „in dem das Pflanzenwachstum oder der Ertrag inner- halb von 10% des maximal erreichbaren Wertes liegt (…). Bei Überschreiten des optimalen Temperaturbereichs erfolgt häufig ein abrupter Rückgang in Wachstum und Ertrag“. Wobei eine Temperaturerhöhung unterhalb des Optimums prinzi- piell zu einer Leistungssteigerung führen kann laut Schaller/Weigel (2007, S. 83).
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 29
Verdunstung durch höhere Temperaturen gegeben sind (Biebeler/Mahammadza-
deh 2009, S. 29).
Bei der Betrachtung von Temperaturextremen wie z.B. Hitzeextreme mit Hitzeta-
gen (> 30 °C) oder Hitzewellen, lässt sich bereits heute ein eindeutiger Trend fest-
stellen. Deren Eintreten hat sich in den letzten hundert Jahren besonders in den
Sommermonaten Juli und August in fast ganz Deutschland erhöht (Schal-
ler/Weigel 2007, S. 25). Gleichzeitig verlängert sich durch die Temperaturerhö-
hung die derzeitig rund neunmonatige Vegetationsperiode bis zur Jahrhundertmit-
te um etwa einen Monat (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 15). Neben der Ver-
längerung der Vegetationsperiode kann es zu einem früheren Beginn der Entwick-
lung der Anbaukulturen kommen. Aufgrund des früheren Vegetationsbeginns
steigt die Gefahr durch Spätfröste (Schaller/Weigel 2007, S. 86). Ein weiteres
Problem stellt eine höhere Temperatur im Herbst dar, dadurch können besonders
Winterkulturen durch hohe Saatbeettemperaturen beeinträchtigt und die notwen-
digen Abhärtungsprozesse gefährdet werden (Schaller/Weigel 2007, S. 86). So
ergeben sich voraussichtlich aus dem Anstieg der Temperaturen für die Landwirt-
schaft die größten monetären Schäden (Lang 1999, S. 2).
5.2.2 Auswirkungen von veränderten Niederschlägen
Nach Davies (2006) ist innerhalb einer relativ weiten Temperaturspanne letztlich
der Niederschlag bzw. der Wasserhaushalt der ausschlaggebende Faktor für den
erfolgreichen Anbau einer Kultur. Bereits geringe Änderungen des Niederschlags-
verhaltens können sich auf die Produktivität des Ökosystems auswirken (Schal-
ler/Weigel 2007, S. 106). Daher ist der Niederschlag bzw. der Wasserhaushalt
einer Region ein entscheidender Produktionsfaktor für die Landwirtschaft. Ausrei-
chend Niederschlag ist eine Voraussetzung für Wachstum- bzw. Ertragssteigerun-
gen. Bei den projizierten höheren Temperaturen werden daher höhere Nieder-
schläge benötigt, um die entstehende Verdunstung auszugleichen, da es sonst zu
Trockenheit kommt (Schaller/Weigel 2007, S. 83). Es ist zu befürchten, dass aus-
getrocknete Böden die selteneren Niederschläge nicht mehr aufnehmen können.
Besonders dort wo geringe Niederschläge und Böden mit geringer Wasserspei-
cherkapazität, wie z.B. sandige Böden oder Regionen, die bereits heute unter
Wasserknappheit leiden, zusammentreffen, kann es zu einer drastischen Ver-
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 30
schlechterung der Anbaueignung kommen (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S.
30). Kommt es laut Hoffmann (1985) zu einem akuten Wassermangel der Pflanze
durch z.B. das Ausbleiben der Niederschläge und hohen Temperaturen, führt dies
zu Wachstumsstörungen, dem Welken oder gar der Notreife der Pflanze. Herrscht
eine anhaltende Trockenheit kann dies zum verdorren und absterben der Pflanze
führen (Burdick 1994, S. 231). In diesem Zuge wird die Wichtigkeit von Bewässe-
rungssystemen massiv zunehmen, da besonders bei fehlenden Niederschlägen
Wasser eine knappe Ressource darstellt (Deutsche Bank Research, 2007 a, onli-
ne, S. 14). Daher ist davon auszugehen, dass es künftig zu einer Zunahme der
Ertragsvariabilität aufgrund des häufigeren Auftretens längerer Trockenphasen in
Verbindung mit hohen Temperaturen kommen kann (PIK, 2005, online, S. 63). Im
Winter stellen dagegen die erwarteten häufigeren Niederschläge und die geringere
Verdunstung ein Problem dar, da es so zu einer Wassersättigung und damit zu
einer natürlichen Versiegelung des Bodens kommen kann. Die Kulturpflanzen
können so durch Staunässe und Überschwemmungen geschädigt werden (Korn
2007, S. 95).
5.2.3 Auswirkungen von veränderten Extremwettererei gnissen
Kommt es im Zuge des Klimawandels zu vermehrten bzw. intensiveren Extrem-
wetterereignissen wie z.B. Dürrephasen, Hagel und Starkregen stellt dies eine
große Bedrohung für die Produktion in der Landwirtschaft dar. Extremwetterereig-
nisse können zu Ertragseinbußen unterschiedlicher Höhe führen oder im
schlimmsten Fall sogar die Ernten komplett vernichten. Ebenfalls steigt die Gefahr
der Bodenerosion10 z.B. im Sommer durch Wind und im Winter durch Wasser
(Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 30). Wird das Temperaturmaximum bei
Pflanzen überschritten, spielt Hitzestress und die damit verbundenen Hitzeschä-
den eine wichtige Rolle. Diese treten vor allem dann auf, wenn Trockenstress hin-
zukommt (Schaller/Weigel 2007, S. 86). Demgegenüber können z.B. heftige Nie-
derschläge die Keimpflanzen verschlammen oder entwurzeln. Ebenfalls können
z.B. durch Hagel oder Starkniederschläge, direkte Verletzungen an den Pflanzen
verursacht werden. Dies erhöht zum einen die Infektionsanfälligkeit der Pflanze
durch offene Wunden und erschwert zum anderen die Ernte (Burdick 1994, S.
10 Darunter werden die Ablösung und der Transport von Bodenteilchen entlang der Bodenoberfläche verstanden. Dabei wird je nach Transportmedium zwischen Wasser- oder Winderosionen unterschieden (Costa et al. 2009, S. 41).
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 31
233). Treten gerade solche Extremwetterereignisse während der Vegetationsperi-
ode vermehrt auf, muss gegenüber den heutigen Verhältnissen mit relativ großen
Schäden in der Zukunft gerechnet werden (Schaller/Weigel 2007, S. 87). Gerade
aufgrund zunehmender Wetterextreme und der wachsenden Klimavariabilität wird
insgesamt die Ertragssicherheit und -stabilität in der Landwirtschaft in ganz
Deutschland abnehmen (Schaller/Weigel 2007, S. 148).
5.2.4 Auswirkungen von veränderten Schadorganismen (Unkräuter,
Schädlinge und Krankheiten)
Neben den bisher beschriebenen direkten Auswirkungen auf die landwirtschaftli-
che Produktion sind auch mögliche indirekte Auswirkungen des Klimawandels zu
berücksichtigen. Eine Temperaturerhöhung führt bei Nutzpflanzen zu einer Ver-
schiebung der bestehenden Anbaugrenzen und zu einer Veränderung von Anbau-
und Ernteterminen sowie möglicher Mangelsituationen in bestimmten Entwick-
lungsabschnitten. Dies kann in den Regionen zu einer Verschiebung sowie einer
Erhöhung der Anfälligkeit gegenüber bestimmter Schadorganismen führen (Glau-
ninger/Kresebaum 2009, S. 137). Ein entscheidender Faktor ist der Befall mit Un-
kräutern, Schädlingen und Krankheiten für die landwirtschaftlichen Kulturen
(Schaller/Weigel 2007, S. 123). Hier spielt das Klima für sämtliche Organismen,
bei deren Etablierung, eine entscheidende Rolle. So beeinflussen Temperatur,
Niederschlag, Witterungsschwankungen sowie Wetterextreme die Entwicklung
und Größe der jeweiligen Population (Schaller/Weigel 2007, S. 126). Eine Zunah-
me von wärmeliebenden Ackerunkräutern wurde in Deutschland bereits beobach-
tet (Schaller/Weigel 2007, S. 125). Leicht vorherzusagen ist ebenfalls, dass es zu
einer Erhöhung der Belastung durch Schädlinge und Krankheiten kommen kann,
da sich diese aufgrund der höheren Temperaturen und milderen Winter leichter
verbreiten können. Besonders Pflanzen, für die Wärme und Trockenheit eine hohe
Belastung darstellen, können in ihren Abwehrmechanismen geschwächt werden
und leichter anfällig für Schädlinge und Krankheiten sein (Biebeler/Mahammad-
zadeh 2009, S. 30 f). Ebenfalls begünstigt eine allgemeine Erwärmung in Deutsch-
land den Lebensraum für eingewanderte oder eingeschleppte Organismen aus
mediterranen und subtropischen Gebieten (Weigel 2008, S. 114). So stellen be-
sonders Schädlinge und Krankheiten eine bedeutende Ursache für zukünftig Ern-
teverluste in der Landwirtschaft dar (Schaller/Weigel 2007, S. 126).
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 32
5.3 Regionale Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft
Wie sich bereits heute erkennen lässt, kommt es zu regional unterschiedlichen
Auswirkungen des Klimawandels in der Landwirtschaft in Deutschland. Dabei
kommt es insgesamt in allen Regionen zu einer Verschiebung der agrarökologi-
schen Zonen bzw. der typischen Anbauregionen aufgrund der Erwärmung. Die
Auswirkungen und Folgen sind dabei regional stark von den jeweiligen Ausgangs-
bedingungen und der Höhenlage abhängig (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 162).
5.3.1 Unterscheidung nach Ausgangsbedingungen der R egionen
Hinsichtlich der Ausgangsbedingungen kann in Regionen unterschieden werden,
bei denen es sich um einen wärmelimitierten oder wasserlimitierten Standort han-
delt. Werden beispielsweise innerhalb einer Region die Auswirkungen einer zu-
künftigen Temperaturerhöhung betrachtet, können sich unterschiedliche Folgen
ergeben (Schaller/Weigel 2007, S. 83). Bei einem bisher wärmelimitierten Standort
kann eine Klimaerwärmung zu Ertragssteigerungen führen, solange die Tempera-
tursteigerung das Temperaturoptimum der dort angebauten Kulturpflanzen nicht
übersteigt (Schaller/Weigel 2007, S. 109). Handelt es sich jedoch um einen bereits
wärmeren Standort und kommt es zu einem weiteren Temperaturanstieg über das
Temperaturoptimum der dort angebauten Kulturpflanzen hinaus, kann dies zu Er-
tragsverlusten führen (AEA Energy & Environment 2007, S. 27). Des Weiteren
kann die Wasserversorgung einen limitierenden Faktor darstellen (Schaller/Weigel
2007, S. 109). Besonders an Trockenstandorten, die bereits durch die Wasserver-
sorgung limitiert sind, spielen die Temperatur und der Niederschlag eine entschei-
dende Rolle für die Erträge der Kulturenpflanzen (Schaller/Weigel 2007, S. 86).
Kommt es bei einer Temperaturerhöhung nicht gleichzeitig zu höheren Nieder-
schlägen, um die gesteigerte Verdunstung des Bodens und der Pflanze auszuglei-
chen, kann die daraus entstehende Trockenheit negativ auf Wachstum und Ertrag
wirken (Schaller/Weigel 2007, S. 83). So muss besonders an bereits wasserlimi-
tierten Standorten mit Einbußen in der Landwirtschaft gerechnet werden (Schal-
ler/Weigel 2007, S. 84). Positive Wirkungen einer Temperaturerhöhung auf das
Wachstum der Pflanze sind generell nur bei einem konstanten bzw. steigenden
Bodenwassergehalt und somit bei gleichzeitig steigenden Niederschlägen zu er-
warten (Burdick 1994, S. 227). Daher können sich Temperaturerhöhungen sowie
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 33
Verschiebungen des Niederschlags je nach Ausgangsbedingungen eines Standor-
tes positiv oder negativ auf die landwirtschaftliche Produktion auswirken (Schal-
ler/Weigel 2007, S. 86). Besonders trockenstressempfindliche Sommerkulturen
oder Sommerkulturen mit geringeren Temperaturansprüchen wie z.B. Sommerge-
treide, Kartoffeln, Zuckerrüben usw. können durch den zunehmenden Wasser-
mangel bzw. Hitzestress und Trockenschäden betroffen sein. Dabei kann das Er-
tragspotenzial stagnieren oder sogar zurückgehen, besonders auf Böden mit einer
geringen Wasserspeicherkapazität. Wärmeliebende Sommerkulturen wie z.B.
Mais, Sojabohnen, Sonnenblumen usw. können dagegen von zunehmenden
Temperaturen im Ertragspotenzial profitieren, jedoch nur solange die Wasserver-
sorgung nicht limitierend wirkt. Kommt es zu vermehrtem Trockenstress kann
ebenfalls die Höhe und Stabilität der Erträge negativ beeinflusst werden. So kann
der Wasserbedarf bei bereits bewässerten Kulturen künftig ansteigen oder bei
bisher nicht bewässerten Kulturen regional der Bedarf an Bewässerung zuneh-
men. Hingegen werden Winterkulturen wie z.B. Winterweizen aufgrund der Winter-
feuchte in den Böden in ihrem mittleren Ertragspotenzial eher leicht zunehmen
wobei nasse Standorte oder niederschlagsreiche Regionen eine steigende Gefahr
von Staunässe aufweisen. Dadurch können die Kulturen ebenfalls geschädigt
werden (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 193).
Des Weiteren können die Ausgangsbedingungen nach der Wasserspeicherkapazi-
tät des vorhandenen Bodens unterschieden werden. Regionale Unterschiede im
Ertragspotenzial nehmen generell durch eine unterschiedliche Wasserversorgung
der Böden zu. Standorte mit schlecht wasserspeichernden Böden sind gegenüber
Standorten mit gut wasserspeichernden Böden im Nachteil (Glaunin-
ger/Kresebaum 2009, S. 193). Durch den Klimawandel sind Regionen mit leichten
Sandböden oder flachgründigen Verwitterungsböden besonders negativ betroffen.
Kommt es hier zu einer Abnahme der Niederschläge, können diese in Bereiche
fallen, die für das Pflanzenwachstum nicht mehr ausreichend sind. Besonders
sandige Standorte zeigen eine höhere Empfindlichkeit gegenüber Trockenheit
(Glauninger/Kresebaum 2009, S. 171). Bei unbewässerten Kulturen stellt die im
Boden für Pflanzen verfügbare speicherbare Wassermenge den wichtigsten limi-
tierenden Faktor für das Wachstum und das Ertragspotenzial dar (Glaunin-
ger/Kresebaum 2009, S. 173 f.). Beispielsweise können in Zukunft auf dem sandi-
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 34
gen Trockenstandort Müncheberg die Erträge von Weizen aufgrund der fehlenden
Niederschläge und der weiter zunehmenden Sommertrockenheit zurückgehen
(Glauninger/Kresebaum 2009, S. 177). In Zukunft wird daher bei zunehmender
Trockenheit besonders in der Vegetationsperiode das Wasserspeichervermögen
eines Standortes eine ausschlaggebende Bedeutung für die Höhe und Stabilität
der Erträge erlangen (LfULG 2009, S. 47).
5.3.2 Unterscheidung nach Höhenlage der Regionen
Die Regionen haben mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Landwirtschaft
zu rechnen, je nachdem welche klimatische und landwirtschaftliche Ausgangsbe-
dingung vorliegt. Des Weiteren können die Auswirkungen nach Regionen in Hoch-
lagen und niedrigen Breiten unterschieden werden. Gerade in niedrigen Breiten so
Kohlmaier (1992) können die Anbaumöglichkeiten durch einen Temperaturanstieg
zunehmend eingeschränkt oder die Erträge deutlich reduziert werden, da hier viel-
fach das Temperaturoptimum der angebauten Kulturpflanzen bereits erreicht ist
(Burdick 1994, S. 228). Dabei können Regionen in kühleren Hochlagen von einer
Erwärmung profitieren, hier wird zum Teil von deutlichen Ertragssteigerungen aus-
gegangen (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 160). So kann es durch die Erwär-
mung zu einer Verschiebung der klimatischen Anbauzonen wärmeliebender Kultu-
ren auch in höheren Lagen kommen (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 162). Daher
ist durchaus anzunehmen, dass gerade in höher gelegenen kühleren Regionen
das Ertragspotenzial von z.B. Getreide durch den Klimawandel eher zunimmt, wo-
hingegen trockenere, wärmere Regionen in niedrigen Breiten eher einen abneh-
menden Trend zu erwarten haben (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 167).
5.3.3 Unterscheidung der Regionen nach Nord/West/Os t/Süd
Werden nun die Auswirkungen und Folgen der Klimaänderung verglichen, zeigt
sich innerhalb Deutschlands ein Nord/Süd- bzw. ein West/Ost-Gefälle (Schal-
ler/Weigel 2007, S. 143). Dabei zeigen verfügbare Studien für Deutschland von
z.B. Zebisch (Umweltbundesamt 2005), dass es im Durchschnitt mittelfristig im
Nord-Westen zu einer positiven Auswirkung des Klimawandels auf das Ertragspo-
tenzial der Pflanzenproduktion kommt und im Nord-Osten sowie Süd-Westen zu
einer eher negativen Auswirkung. Dabei ist durch die zunehmenden Wetterextre-
me mit Ertragsunsicherheiten in Abhängigkeit von den Standortvoraussetzungen
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 35
in ganz Deutschland zu rechnen (Heissenhuber/Zehetmeier 2008, S. 8). Im Fol-
genden sollen die Trends für die nördlichen/westlichen/östlichen/südlichen Regio-
nen in Deutschland aufgezeigt werden. Diese ergeben sich aus den regionalen
Klimamodellen wie unter Kapitel 3.3 beschrieben. Ebenfalls sind die Unterschei-
dungen aus Kapitel 5.3.1 und 5.3.2, nach Ausgangsbedingungen und Höhenlagen
zu berücksichtigen. Jedoch können nur tendenzielle Aussagen getroffen werden,
da sich auch in den nördlichen, westlichen, östlichen und südlichen Regionen die
jeweiligen Ausgangsbedingungen sowie die Höhenlagen unterscheiden. Es kann
kein einheitlicher Trend für z.B. ein bestimmtes Bundesland getroffen werden. Ers-
te Bundesländer wie z.B. Sachsen sind bereits aktiv und erstellen individuelle re-
gionale Analysen und Studien zur Situation, den Auswirkungen und Folgen.
Nördliche Regionen Deutschlands
Die nördlichen Regionen Deutschlands, wie z.B. die Bundesländer Schleswig-
Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen gelten als bisher eher
wärmelimitierte Regionen und können damit zunächst laut Zebisch (2005) von der
Klimaerwärmung profitieren. Dies gilt solange die Erwärmung das Temperaturop-
timum der angebauten Kulturpflanzen nicht überschreitet (Schaller/Weigel 2007,
S. 148). Daher werden in den nördlichen Regionen Deutschlands die geringsten
Risiken durch den Klimawandel gesehen, da durch das bisher sehr gemäßigte
Klima für die Kulturpflanzen ein relativ hoher Toleranzbereich der Temperaturen
besteht (Umweltbundesamt 2005, S. 167).
Westliche Regionen Deutschlands
Die westlichen Regionen Deutschlands, wie z.B. die Bundesländer Nordrhein-
Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland sowie Teile Hessens, können im Ver-
gleich zu den nördlichen Regionen rascher das Temperaturoptimum für die bisher
etablierten Kulturen erreichen. Die westlichen Regionen sind dagegen feuchter
und kühler als z.B. östliche und südliche Regionen, so dass sich in westlichen Re-
gionen eher positive Auswirkungen des Klimawandels ergeben können. Jedoch
können die westlichen Regionen aufgrund des Übergangs von Dauer- auf Stark-
regen vermehrt Bodenerosionen aufweisen oder durch diese ganze Ernten verlie-
ren (Schaller/Weigel 2007, S. 148).
Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 36
Östliche Regionen Deutschlands
Besonders die östlichen Regionen, wie z.B. die Bundesländer Brandenburg, Sach-
sen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, verfügen bereits heute über nur geringe Nie-
derschläge und eine ungünstige klimatische Wasserbilanz. Bereits heute stellt die
Wasserverfügbarkeit einen limitierenden Faktor dar. Durch den Klimawandel kann
es in Zukunft zu einer noch geringeren Wasserverfügbarkeit durch die erwarten-
den niedrigeren Sommerniederschläge sowie der erhöhten Verdunstung als Folge
von steigenden Temperaturen kommen (Umweltbundesamt 2005, S. 166). Beson-
ders der Nordosten, wie z.B. Brandenburg und Sachsen-Anhalt insbesondere die
Magdeburger Börde, verfügen über sandige Böden mit geringer Wasserspeicher-
kapazität wodurch die Lage der Landwirtschaft zusätzlich verschlechtert wird
(Schaller/Weigel 2007, S. 106). Laut Mirschel (2005) können hier in Zukunft über
40% der landwirtschaftlichen Flächen dürregefährdet sein und die Erträge je nach
Anbaubedingungen regional um ca. 5 - 15% abnehmen (Schaller/Weigel 2007, S.
148). Der Großteil der Ertragseinbußen in östlichen Regionen wird daher weniger
durch ein Überschreiten des Temperaturoptimums der dort etablierten Kulturpflan-
zen verursacht sein, als durch eine zunehmende Sommertrockenheit (Glauninger/
Kresebaum 2009, S. 169).
Südliche Regionen Deutschlands
In den südlichen Regionen Deutschlands, wie z.B. in den Bundesländern Baden-
Württemberg, Bayern und Teile von Hessen, werden bereits heute die höchsten
Temperaturen in Deutschland gemessen. So stellt in Zukunft vor allem der Tem-
peraturanstieg in diesen Regionen ein Problem dar. Hier zeigen auch die betrach-
teten regionalen Klimamodelle für Deutschland (siehe Kapitel 3.3), dass im südli-
chen Teil Deutschlands in Zukunft mit der stärksten Temperaturerhöhung gerech-
net werden muss. Des Weiteren zeigt sich für den Süden/Südwesten Deutsch-
lands eine negative Verschiebung der Niederschlagsmuster (Umweltbundesamt
2005, S. 166). Bei diesen Regionen handelt es sich aufgrund des Wassermangels
bereits heute um wasserlimitierte Standorte. Zudem verfügen Teile Südwest-
deutschlands wie z.B. der Oberrheingraben über sandige Böden mit geringer
Wasserspeicherkapazität, so dass es wie in Kapitel 3.3 beschrieben durch ab-
nehmende Sommerniederschläge und einer erhöhten Verdunstung durch den
Temperaturanstieg zu ernsthaften Problemen in der Landwirtschaft kommen kann.
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 37
Ebenfalls kann das Temperaturoptimum für die bisher angepassten Kulturen
schneller erreicht werden (Schaller/Weigel 2007, S. 148). Gerade Pflanzen mit
einem hohen Wasserbedarf können künftig weniger in südlichen Regionen ange-
baut werden (Deutsche Bank Research, 2007 a, online, S. 13).
Wie sich aus Kapitel 5.2 ergibt, bestehen unterschiedliche Auswirkungen und ne-
gative Folgen für die Landwirtschaft durch den Klimawandel. Diese sind wiederum,
wie in Kapitel 5.3 beschrieben, in ihrem Eintreten und ihrer Intensität von den Aus-
gangsbedingungen der jeweiligen Region abhängig. Nach Betrachtung der mögli-
chen Folgen des projizierten Klimawandels für die Landwirtschaft mittels der Lite-
ratur, soll im folgenden Kapitel 6 auf die aus den Experteninterviews ermittelten
Auswirkungen und Folgen eingegangen werden. Hieraus sollen zum einen aktuel-
le Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft und zum anderen Parallelen
zur Literatur aufgezeigt werden.
6 Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft
6.1 Ausgangssituation und Zielsetzung
In der bisherigen Arbeit wurden die Informationen und Ergebnisse aus der Litera-
tur aufbereitet und dargestellt. Um jedoch noch detaillierter auf das Thema „An-
passungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel“ einzuge-
hen und aktuelle Informationen einzubeziehen, ist eine eigene Studie in Form ei-
nes Experteninterviews nötig. Dadurch soll ein Praxisbezug hergestellt werden.
Ziel der Experteninterviews ist es Einschätzungen und Meinungen von Experten,
die z.B. in Landwirtschaftskammern, Ministerien usw. tätig sind, zum Thema Kli-
mawandel in Bezug auf die Landwirtschaft zu erhalten. Auch sollen aktuelle sowie
zukünftige Anpassungsstrategien aufgezeigt werden. Das Ergebnis soll zeigen,
wie die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft aktuell einge-
schätzt werden und welche Strategien durch den Landwirtschaftssektor getroffen
werden bzw. in Zukunft getroffen werden können, um sich an den Klimawandel
anzupassen.
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 38
6.2 Experteninterviews
Zur Erhebung der Informationen bzw. Daten wird auf die Primärforschung zurück-
gegriffen. Dabei werden originäre Daten für den speziellen Untersuchungszweck
erhoben (Fantapié Altobelli 2007, S. 35), da zum speziellen Untersuchungszweck
noch keine direkten Daten vorliegen auf die mittels einer Sekundärerhebung11 zu-
rückgegriffen werden könnte (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 39). Die Be-
fragung und die Beobachtung stellen die zwei grundlegenden Techniken für die
Datenerhebung in der Primärforschung dar (Fantapié Altobelli 2007, S. 35). Für
die vorliegende Bachelorarbeit wurde die Form der Befragung gewählt. Da eine
Beobachtung zu diesem Sachverhalt zum einen zu wenig Informationen geliefert
hätte und zum anderen aufgrund der Distanz nur mit einem hohen Kostenaufwand
durchführbar gewesen wäre. Der methodische Ansatz ist dabei qualitativ. Es wird
also nicht versucht, ein repräsentatives Ergebnis für die Grundgesamtheit zu er-
zielen, sondern eine kleine ausgewählte Gruppe soll zum Untersuchungszweck
umfassend analysiert werden (Fantapié Altobelli 2007, S. 23). Dabei stellen sich
die Fragen „Wer befragt werden soll bzw. wessen Antworten von Interesse sind?“
sowie „Wie viele Befragungen durchgeführt werden sollen?“ (Berekoven/Eckert/
Ellenrieder 2009, S. 43). Um möglichst aussagekräftige und informative Ergebnis-
se zu erhalten, wurde als Form der Befragung das explorative12 Interview in Form
einer Expertenbefragung gewählt. Die Interviewpartner stellen Experten13 dar und
können somit wichtige Informationen zu den Themen Klimawandel, Klimarisiken,
Landwirtschaft und Anpassungsstrategien liefern. Durch das Experteninterview
entsteht ein direkter Kontakt zum Interviewpartner, dadurch kann sich an dessen
Individualität angepasst sowie eine gesteigerte Aussagewilligkeit und Spontanität
erzeugt werden. Als Befragungsanzahl für das qualitative Experteninterview erge-
ben sich ca. 20 - 30 durchzuführende Interviews (Berekoven/Eckert/ Ellenrieder
2009, S. 89). Da es sich um keine standardisierte Befragung handelt, wurde für
das Experteninterview ein Interview-Leitfaden erstellt, also eine Teil- bzw. Halb-
standardisierung des Interviews vorgenommen, um dadurch eine Skizze für das
Vorgehen vorzugeben (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 93). So soll auch
11 „Unter einer Sekundärerhebung versteht man die Sammlung und Auswertung von Daten, die zu einem früheren Zeit- punkt, ggf. auch zu einem anderen Zweck bereits erhoben wurden“ Fantapié Altobelli (2007, S. 28). 12 Bei dem explorativen Interview handelt es sich um eine offene und weitgehend nicht-standardisierte Befragung in dieser der Interviewer den Ablauf des Gesprächs mitgestaltet. Dadurch sollen subjektiv relevante Informationen der Befragten zum Untersuchungsgegenstand ermittelt werden (Fantapié Altobelli 2007, S. 44). 13 Als Experte gilt eine Person die über ein besonderes Fachwissen bzw. Erfahrung im Hinblick auf den Untersuchungsge- genstand verfügt (Fantapié Altobelli 2007, S. 385).
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 39
die Vergleichbarkeit der einzelnen Interviews sichergestellt sowie ein gewisses
Maß an Strukturierung erzielt werden (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 90).
Der Interviewer kann so den Interviewpartner zum angestrebten Thema hinleiten
sowie den Gesprächsablauf soweit notwendig lenken, um eine vielfältige Einsicht
in die Denk-, Empfindungs- und Handlungsweise der Interviewpartner zu erhalten
(Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 89). Der Aufbau des Leitfadens gliedert
sich wie folgt: Eine kurze Einführung soll den Interviewpartner über den Sinn und
Zweck der Befragung informieren, um eine höhere Akzeptanz zur Beantwortung
der Fragen zu erreichen. Die darauf folgenden Fragen gliedern sich innerhalb
zweier Themenblöcke:
o Klimawandel und Landwirtschaft
o Anpassungsstrategien der Landwirtschaft
Im ersten Themenblock erfolgt eine Klimarisiko-Analyse (Hasenmüller 2009, S.
91). Hier sollen zum einen potenzielle Risiken mittels des Expertengesprächs
identifiziert werden. Zum anderen soll eine Bewertung der potenziellen Risiken
hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit des Auftretens und des Schadensausmaßes
erfolgen. Im zweiten Themenblock geht es um die Steuerung und Handhabung
der identifizierten Risiken (Hasenmüller 2009, S.89). Durch die Experten sollen
bereits bestehende sowie mögliche neue Anpassungsstrategien aufgezeigt wer-
den, um so erfolgsversprechende Maßnahmen auszuwählen und in die spätere
Auswertung der Anpassungsstrategien (siehe Kapitel 7) einfließen zu lassen. Der
Leitfaden zum Experteninterview befindet sich im Anhang als Anlage 5 auf Seite
79.
Für die Durchführung der Befragung wurden als Untersuchungseinheiten u.a. ver-
schiedene Landwirtschaftsinstitute, -ämter, -ministerien, -verbände sowie Versi-
cherungen ausgewählt, um ein möglichst umfassendes Bild für die Anforderungen
der Landwirtschaft und deren Anpassungsstrategien zu gewinnen. Um regionale
Unterschiede in Deutschland mit einzubeziehen, wird das Experteninterview über
verschiedene Bundesländern durchgeführt. Daher wird auf die Telefonbefragung14
zurückgegriffen, um die Befragung problemlos in ganz Deutschland durchführen
zu können. Vorteil ist dabei, dass mit dem verantwortlichen Interviewpartner per
14 Bei einer Telefonbefragung handelt es sich um ein fernmündliches Interview (Heidel 2008, S. 301).
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 40
Telefon relativ schnell das Interview durchgeführt werden kann (Bereko-
ven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 103). Rückfragen oder Verdeutlichungen können
schneller beantwortet werden, als bei einer schriftlichen Befragung. Die Interview-
partner sind stärker auf das Gespräch konzentriert und es treten seltener ver-
fälschte Antworten auf als bei einer Face-to-face-Erhebung15 (Berekoven/Eckert/
Ellenrieder 2009, S. 103). Die Telefonbefragung wird durch die „Paper and Pencil
Methode“ unterstützt, wobei der Interviewer während der Befragung den Fragebo-
gen schriftlich ausfüllt (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 98).
6.3 Ergebnisse der Experteninterviews
6.3.1 Auswertung der Interviews
Wie in Kapitel 6.2 beschrieben, wurden in verschiedenen Regionen Deutschlands
Experteninterviews durchgeführt. Die Bewertungen zu den potenziellen Auswir-
kungen und Folgen des Klimawandels sowie möglicher Anpassungsstrategien lie-
gen für die Landwirtschaft in Deutschland sowie im Speziellen für die Bundeslän-
der Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-
Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Brandenburg, Sachsen, Thüringen,
Baden-Württemberg, Bayern und Hessen vor. Die Interviews wurden mit überregi-
onalen und regionalen Experten aus den jeweils bereichsspezifischen Fachres-
sorts durchgeführt. Insgesamt wurden 47 Anfragen u.a. an Institute, Einrichtungen,
Verbänden und Unternehmen gerichtet. Es ergaben sich 12 Absagen, da hier kei-
ne Aussagen zum Klimawandel in Kombination mit dem Landwirtschaftssektor
gemacht werden konnten. Bei 13 Anfragen konnte kein Interview durchgeführt
werden, da dieses nicht innerhalb des Zeitrahmens der Bachelorarbeit durchführ-
bar gewesen wäre. Insgesamt konnten aufgrund der Kenntnisse und des Zeitrah-
mens 22 Interviews durchgeführt werden. Darunter waren eine Landesanstalt, ein
Landesumweltamt, ein Landesamt, fünf Landwirtschaftskammern, ein Landesbe-
trieb, zwei Ministerien für Landwirtschaft, ein Landwirtschaftlicher Hauptverband,
zwei Bauernverbände, eine Hochschule, ein Landwirtschaftliches Technologie-
zentrum, drei Forschungsinstitute, eine meteorologische Einrichtung, ein Land-
handel sowie ein Versicherungsverband. Alle Interviewpartner gaben an, sich mit
dem Bereich Landwirtschaft und Klimawandel zu beschäftigen. Daher sind die
15 Die Face-to-face Erhebung stellt eine klassische Befragung im persönlichen Gegenüber von Befragten und Interviewer dar (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 98).
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 41
Einschätzungen der Befragten geeignet, um einen Eindruck über die Bewertung
praxisnaher, bereichs- und regionalspezifischer wichtiger Auswirkungen, Folgen
sowie möglicher Anpassungsstrategien aufzuzeigen. Da jedoch die Einblicke und
Erkenntnisse der Experteninterviews zahlenmäßig eine kleine Stichprobe darstel-
len, kann ihnen kein statistisch repräsentativer Charakter beigemessen werden.
Jedoch sprachen generell die Ansichten der Experten eine deutliche Sprache
woraus klare Aussagen ableitbar sind. Im Folgenden wird daher eine Auswertung
der erhaltenen Informationen aus den Interviews vorgenommen, die Ergebnisse
dargestellt sowie entsprechende Rückschlüsse gezogen. Aus den Ergebnissen
der Interviews sowie des Kapitels 5, werden im Kapitel 7 mögliche Anpassungs-
strategien für die deutsche Landwirtschaft abgeleitet.
6.3.2 Darstellung der Ergebnisse
Bei der Darstellung der Ergebnisse wird auf die Vertraulichkeit und Anonymität
besonders großen Wert gelegt. Verständlicherweise erfolgt daher keine nament-
lich Nennung der befragten Personen und Institute in dieser Arbeit, denn ohne die
Zusicherung von Anonymität hätte diese Arbeit nicht entstehen können. Werden
die Aussagen regional betrachtet, ergeben sich fünf Interviews aus südlichen Re-
gionen, fünf Interviews aus östlichen Regionen, drei Interviews aus nördlichen Re-
gionen, vier Interviews aus westlichen Regionen und fünf Interviews auf Gesamt-
deutschland bezogen. Zur Darstellung erfolgt eine Einteilung nach dem Interview-
leitfaden in Risikoidentifizierung, Risikobewertung und Risikobewältigung.
6.3.2.1 Risikoidentifizierung
Einschätzung des Klimawandels
Bei der Einleitungsfrage des Interviews zur Risikoidentifizierung geben alle Befrag-
ten an, dass der Klimawandel für sie ein Thema darstellt. Bei der Einstufung der
Einschätzung des Klimawandels ergeben sich unterschiedliche Meinungen, dies
zeigt Abbildung 5.
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 42
Ergebnis der Frage 1: Einschätzung des Klimawandels
32%
18%
41%
9% 0% Sicher
Praktisch sicher
Wahrscheinlich
Wahrscheinlich bis praktischsicher
Unwahrscheinlich
Abb. 5: Auswertung zur Einschätzung des Klimawandel s (Quelle: Eigene Darstellung)
Von den 22 Befragten halten 32% den Klimawandel für sicher, 18% für praktisch
sicher, 41% für wahrscheinlich und 9% von wahrscheinlich bis praktisch sicher. Es
zeigt sich, dass keiner der Befragten den Klimawandel für unwahrscheinlich hält.
Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Deutschland
Hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft ergibt sich
aus den Interviews (Frage 2) ein übereinstimmender Konsens der Befragten: Der
Klimawandel hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Dabei wird darauf verwie-
sen, dass die Auswirkungen je nach Ausgangsbedingungen unterschiedlich sein
können. Zu den am häufigsten genannten Auswirkungen zählen der Temperatur-
anstieg sowie die Veränderung der Niederschläge hinsichtlich Menge und Vertei-
lung. Aufgrund der Veränderung von Temperatur und Niederschlag wird im Be-
sonderen auf eine zunehmende Trockenheit und somit mögliche Wasserknapp-
heit, eine Veränderung und Verlängerung der Vegetationsperiode sowie eine mög-
liche Zunahme bzw. Verschiebung von Schadorganismen verwiesen. Ebenfalls
wird angegeben, dass es zu einer Veränderung im Pflanzenbau kommen kann,
wie z.B. die Umstellung von Sorten aufgrund des Klimawandels. Als weitere wich-
tige Auswirkungen auf die Landwirtschaft wird die Zunahme von Extremwetterer-
eignissen genannt und damit auch eine Veränderung der Ertragssicherheit. Je-
doch sehen die Befragten nicht nur Risiken, sondern auch Chancen im Klimawan-
del z.B. durch den erhöhten CO2-Gehalt in der Atmosphäre.
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 43
Ergebnis der Frage 5: Entwicklung von Extremwettere reignissen
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Frostereignisse
Länger andauernde Niederschlagsperioden
Überschwemmungen
Stürme
Hitzewellen
Hagelereignisse
Starkniederschläge
Länger andauernde Trockenperioden
Ext
rem
wet
tere
reig
niss
e
Antworten in %
Zunahme Keine Veränderung bis Abnahme Keine Aussage möglich
Auswirkungen durch veränderte Extremwetterereigniss en
Gerade in der Landwirtschaft spielen Extremwetterereignisse eine wichtige Rolle
(wie bereits in Kapitel 5 beschrieben). Daraus ergab sich die Frage in den Inter-
views zur Einschätzung einer zukünftigen Zunahme bzw. Abnahme von Extrem-
wetterereignissen in Deutschland aufgrund des Klimawandels (Frage 5). Die
Mehrheit der Befragten gibt dabei als Trend eine Zunahme der Extreme an. Die
Abbildung 6 zeigt die Einschätzungen zu den einzelnen abgefragten Ereignissen.
Abb. 6: Auswertung zu Extremwetterereignissen (Quel le: Eigene Darstellung)
Hieraus ergibt sich, dass die Mehrheit der Befragten eine Zunahme erwartet bei:
länger andauernden Trockenperioden, Starkniederschläge, Hagelereignissen so-
wie Hitzewellen. Ein umgekehrtes Bild zeigt sich bei der Zunahme von Stürmen,
Überschwemmungen sowie länger andauernden Niederschlagsperioden, diese
halten weniger als die Hälfte der Befragten für möglich. Bei Frostereignissen konn-
ten keine Aussagen getroffen werden oder es wurde keine Veränderung bis Ab-
nahme gesehen. Wobei angegeben wird, dass aufgrund der Verfrühung der Vege-
tationsperiode die Gefahr von Spätfrösten steigt, besonders für sensible Kulturen.
So sehen die Befragten bei den Extremwetterereignissen für die Landwirtschaft
die größten Risiken in der Zunahme von länger andauernden Trockenperioden,
Starkniederschlägen, Hagelereignissen sowie Hitzewellen.
Regional Auswirkungen auf die Landwirtschaft
Werden die Auswirkungen regional differenziert betrachtet (Frage 8) zeigt sich,
dass von allen Befragten angegeben wird, dass sich der Klimawandel in Deutsch-
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 44
land unterschiedlich auswirkt. Die Auswirkungen auf die Landwirtschaft sind dabei
von den jeweiligen Ausgangsbedingungen abhängig (dies wurde in Kapitel 5.3
dargestellt). Dabei wird für die nördlichen und westlichen Regionen angegeben,
dass diese vom Klimawandel profitieren können, wobei ein negativer Einfluss aus
der Zunahme und Verschiebung von Schadorganismen ausgehen könnte. Gerade
die östlichen und südlichen Regionen sehen die Befragten als am stärksten betrof-
fen an. Besonders Nordostdeutschland aufgrund der Veränderung der Nieder-
schläge und der somit entstehenden Trockenheit sowie der zumeist schlecht was-
serspeicherfähigen Böden. Des Weiteren in den südlichen Regionen, besonders
die südwestlichen Regionen, aufgrund der zunehmenden Temperaturen und der
abnehmenden Niederschläge vor allem im Sommer. Hinsichtlich zunehmender
Extremwetterereignisse lassen sich derzeit keine regionalen Aussagen treffen,
durch diese sind alle Regionen betroffen. Zusammenfassend ergibt sich, dass sich
jede Region Veränderungen durch den Klimawandel gegenübersieht und dabei
die Auswirkungen, ob positiv oder negativ stark von den jeweiligen Ausgangsbe-
dingungen abhängig sind.
Folgen in der Landwirtschaft durch den Klimawandel
Nach Identifizierung der Auswirkungen, sollen nun die Folgen aus diesen genauer
betrachtet werden. Ein eindeutiges Ergebnis ergibt sich dabei bei der Frage des
am stärksten betroffenen Bereiches durch den Klimawandel in der Landwirtschaft
(Frage 7). Hier geben alle Befragten an, dass der am stärksten betroffene Bereich
der Pflanzenbau ist und gerade dabei der Ackerbau, die Sonderkulturen sowie das
Dauergrünland. Ebenfalls wird auf die Viehhaltung verwiesen, besonders in der
Reaktionskette des Pflanzenbaus. Jedoch wird dort keine derart starke Betroffen-
heit wie im Pflanzenanbau gesehen. Dies spiegelt die Annahmen zur Betroffenheit
des Pflanzenbaus von Kapitel 5.1 wieder.
Ebenfalls zeigt sich ein eindeutiges Ergebnis unter den Befragten bei der Frage zu
dem größten Risiko (Frage 6), das sich durch den Klimawandel für die Landwirt-
schaft ergibt. Hier wird für Deutschland eindeutig als größtes Risiko die zuneh-
mende Trockenheit aufgrund der Veränderung der Niederschläge und Temperatu-
ren gesehen. Von den Befragten wird angegeben, dass der daraus entstehende
Wasserbedarf in Zukunft ein ernstes Problem darstellen kann, denn bereits heute
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 45
zeigt sich ein Trend für einen zunehmenden Bewässerungsbedarf. Zu beachten
ist, dass Bewässerungssysteme für den Landwirt kostspielig sind und nur dann
genutzt werden können, wenn genügend Grundwasser vorhanden ist. Als ein wei-
teres Risiko wird die Zunahme der Extremwetterereignisse angegeben, insbeson-
dere die Zunahme von Starkniederschlägen. Durch diese steigt die zukünftige Pla-
nungsunsicherheit der Landwirte. Ebenfalls wird die Veränderung und Zunahme
von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten aufgrund zunehmender Temperaturen
als ein Risiko eingestuft.
Werden die Risiken nun differenziert nach nördlichen, westlichen, östlichen und
südlichen Aussagen der Regionen betrachtet, zeigen sich durch die Befragten in
den jeweiligen Regionen unterschiedliche Schwerpunkte. Bei den Einschätzungen
müssen die jeweiligen Ausgangsbedingungen berücksichtigt werden. Die Befrag-
ten sehen in allen Regionen die zunehmende Trockenheit und den daraus resul-
tierenden Wasserbedarf als das größte Risiko an. Die Befragten von östlichen und
westlichen Regionen sehen neben der Trockenheit die Zunahme von Starknieder-
schlägen als ein weiteres großes Risiko an. Hingegen sehen die Befragten von
nördlichen und südlichen Regionen ein großes Risiko in der Verschiebung und
Zunahme von Schadorganismen aufgrund der steigenden Temperaturen. Hier
wird z.B. angegeben, dass der Maiszünsler als Schädling immer weiter in nördli-
che Regionen vorwandert und Schäden verursacht. Südliche Regionen sind dabei
von eingeschleppten Schadorganismen aus wärmeren Ländern betroffen. Die
Aussagen zu Extremwetterereignissen gestalten sich überregional und werden in
allen Regionen als bedrohlich betrachtet, denn diese sind unvorhersehbar und
führen zu steigenden Ertragsunsicherheiten.
Nach der Darstellung der Ergebnisse über die Auswirkungen und Folgen, stellt
sich die Frage, ob sich die Landwirtschaftsbetriebe durch diese betroffen fühlen.
Hierzu gibt Frage 3 einen Einblick. Interessanterweise lässt sich zusammenfas-
send ableiten, dass sich die Landwirtschaftsbetriebe durch den Klimawandel
überwiegend nicht direkt betroffen fühlen bzw. hier noch kein direktes Bewusstsein
in Bezug auf den Klimawandel vorhanden ist. Quasi noch keine Alarmstimmung
herrscht. Auch kann keine Unterscheidung in Bezug auf die Betroffenheit von gro-
ßen oder kleinen Landwirtschaftsbetrieben angegeben werden (Frage 4). Dabei
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 46
wird betont, dass die Landwirte natürlich die Veränderungen des Wetters und der
Witterung sowie eine Veränderung der Vegetationsperiode und das veränderte
Sortenverhalten wahrnehmen, dies jedoch überwiegend nicht im direkten Zusam-
menhang mit dem Klimawandel sehen. Einen Bezug zum Klimawandel stellen
zumeist die stärker betroffenen Landwirtschaftsbetriebe in den Regionen Sachsen,
Brandenburg und Niedersachsen fest. Aus diesen Bundesländern geben die Be-
fragten an, dass sich die Landwirte durch den Klimawandel bereits direkt betroffen
fühlen. So ergibt sich eine differenzierte Betrachtung der Betroffenheit für den
Landwirtschaftssektor. Dabei ist das Thema Klimawandel für die meisten Land-
wirtschaftsbetriebe in vielen Regionen noch schwer fassbar und mit Unsicherhei-
ten behaftet. Grundsätzliches Interesse der Landwirte an diesem Thema besteht
jedoch. Der Bereich der Forschung steht allerdings noch am Anfang.
6.3.2.2 Risikobewertung
Schäden und Verluste durch den Klimawandel in der L andwirtschaft
Wird nun die Risikobewertung betrachtet, stellte sich die Frage, ob die Schäden
und damit Verluste in der Landwirtschaft durch den Klimawandel zunehmen wer-
den (Frage 9). Darauf antwortete die Mehrheit der Befragten mit einem „Ja“. Die
Begründungen sind dabei differenziert. Aus diesen gehen jedoch zwei wichtige
Punkte über das Ausmaß der Schäden und damit der Verluste hervor. Zum einen
wird angegeben, dass die Schäden und Verluste davon abhängen, wie gut sich
die Landwirte anpassen können. Das bedeutet, wenn sich die Landwirte z.B. an
Veränderungen gut anpassen, können auch die Schäden und Verluste in Zukunft
gering gehalten werden. Zum anderen wird angegeben, dass ebenfalls die Chan-
cen, die durch den Klimawandel in der Landwirtschaft entstehen können, einbezo-
gen werden müssen. So werden zwar Schäden verursacht, aber diese stehen
Chancen gegenüber und so entstehen in der Summe entweder keine Verluste
oder geringere Verluste.
Veränderung der Ertragseinbußen und Verluste am Bet riebseinkommen
In Frage 10 wurde gezielt gefragt, bei welchen der Ereignisse die Befragten es für
wahrscheinlich halten, dass es zu einer Zunahme der Ertragseinbußen durch den
Klimawandel kommen kann. Des Weiteren wurde gefragt, wie insgesamt der Ver-
lust am Betriebseinkommen eingeschätzt wird. Zu diesen Fragen ergeben sich
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 47
Frage 10: Zunahme der Ertragseinbußen bei:
38%
38%
54%
69%
69%
69%
77%
92%
92%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Frost
Überschwemmungen
Stürme
Starkniederschläge
Schädlingsbefall
Pflanzenkrankheiten
Hagelereignissen
Hitzestress
Trockenheit
Ere
igni
s
Zustimmung in %
Prozent der Befragten
unterschiedliche Antworten. Im Folgenden werden zuerst die Antworten zu den
Ertragseinbußen prozentual in die jeweiligen Gruppen zusammengefasst. In Ab-
bildung 7 sind diese Ergebnisse zusammengefasst dargestellt. Von den insgesamt
22 Befragten können 18% keine Aussage zu dieser Frage treffen und 23% können
dies nicht für die Einzelfälle, sondern nur im Gesamten mit einem zunehmenden
Trend abschätzen. Werden nun die Ergebnisse der Befragten betrachtet, die eine
Aussage auch zu den Einzelfällen treffen können, zeigt sich mit 92%, dass die
Mehrheit bei Trockenheit und Hitzestress eine zukünftige Zunahme der Er-
tragseinbußen sehen. Danach kommt es zu einer Abstufung: 77% der Befragten
sehen bei Hagelereignissen, 69% bei Pflanzenkrankheiten, Schädlingsbefall und
Starkniederschlägen sowie 54% bei Stürmen, dass es zukünftig zu einer Zunahme
der Ertragseinbußen kommen kann. Bei Überschwemmungen und Frost, insbe-
sondere durch Spätfröste, sehen eine Zunahme der Ertragseinbußen lediglich
38% der Befragten.
Abb. 7: Auswertung zur Zunahme von Ertragseinbußen (Quelle: Eigene Darstellung)
Bei der Einschätzung der Verluste am Betriebseinkommen werden die Aussagen
ungenauer bzw. für viele der Befragten schwierig einschätzbar. Daher können
44% der Befragten keine Aussage treffen. Von den Befragten die eine Aussage
treffen können, schätzen 23% die Verluste am Betriebseinkommen für gering ein,
9% für mittel, 5% für gering bis mittel, 5% für groß, 5% für mittel bis groß und 9%
für gering bis groß. Hier zeigt sich ein stark differenziertes Bild, wodurch keine
grundsätzliche Aussage ableitbar ist. Dies zeigen ebenfalls die jeweiligen
Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 48
Begründungen zu den Einschätzungen. So sind die Verluste am Betriebseinkom-
men davon abhängig, welches Ausmaß ein Schaden hat und damit einen Verlust
am Betriebseinkommen bewirkt, z.B. wenn ein Hagelereignis den kompletten An-
baubestand eines Betriebes vernichtet, ergibt sich als Schaden ein Totalausfall
und dementsprechend groß ist der Verlust der daraus entsteht. Eine weitere Un-
terscheidung ergibt sich aus der geschädigten Kultur – handelt es sich z.B. um
eine einjährig angebaute Kultur, betrifft der Schaden und damit der Verlust nur das
laufende Jahr. Kommt es zu einem Schaden an einer Dauerkultur wie z.B. Wein,
kann dies auch Verluste in den kommenden Jahren nach sich ziehen. Ebenfalls
können die Schäden und damit Verluste zeitlich differenziert betrachtet werden,
denn kommt es in Zukunft zu einer stärkeren Veränderung durch den Klimawandel
können dementsprechend auch die Schäden und damit Verluste in Zukunft stärker
ansteigen. So zeigt sich bei dieser Frage, dass genau betrachtet werden muss,
welches Ausmaß an Schaden vorliegt und wie sich daraus individuell die Verluste
gestalten. Zusammenfassend lässt sich daher zum heutigen Zeitpunkt noch keine
eindeutige Aussage ableiten, hier stehen die Untersuchungen noch am Anfang.
Abschließend zur Risikobewertung wurde die Frage gestellt (Frage 11), welches
Risiko den größten Schaden und damit Verlust in der Landwirtschaft verursachen
könnte. Dabei ergibt sich dasselbe Ergebnis wie in Frage 6. Für Deutschland wer-
den die zunehmende Trockenheit und der damit verbundene Wasserbedarf, die
Zunahme von Extremwetterereignissen sowie die Zunahme und Veränderung von
Schädlingen und Pflanzenkrankheiten als die Risiken gesehen durch die die größ-
ten Schäden und damit Verluste verursacht werden können. Wie hoch die jeweili-
gen Schäden und Verluste aus diesen Risiken sind, hängt dabei von den jeweili-
gen Ausgangsbedingungen und der umgesetzten Anpassungen durch die Land-
wirtschaftsbetriebe ab.
6.3.2.3 Risikobewältigung
Wird nun die Risikobewältigung, also die Durchführung von Anpassungsstrategien
betrachtet, ergeben sich unterschiedliche Bereiche. In den Interviews erfolgte da-
bei eine Abfrage zu bereits umgesetzten sowie notwendigen Anpassungen durch
die Landwirtschaftsbetriebe und durch die Unterstützung des Staates. Ebenfalls
sollte bestehender Anpassungsbedarf aufgezeigt werden. Die Ergebnisse aus den
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 49
Fragen zur Risikobewältigung werden in Kapitel 7 dargestellt, da diese direkt in
Verbindung mit möglichen Anpassungsstrategien aufgezeigt werden.
7 Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft
Entscheidend für die Konsequenzen die sich aus dem Klimawandel für die Land-
wirtschaft ergeben, ist die Entwicklung und Anwendung von Anpassungsstrate-
gien. Die Anpassung an den Klimawandel kann dabei entweder eine natürliche
Reaktion auf das veränderte Klima bzw. eine geplante reaktive Handlung oder
eine proaktive Gegenmaßnahme sein, um die erwarteten negativen Auswirkungen
des Klimawandels zu verhindern oder zu vermindern. Grundsätzlich können dabei
nur proaktive Anpassungsmaßnahmen Schäden verhindern oder mindern, wohin-
gegen reaktive Maßnahmen auf einen bereits eingetretenen Schaden reagieren
oder versuchen, diesen zu reparieren. Daher sind bei der Anpassung proaktive
Maßnahmen zu bevorzugen (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 259). Es gibt Anpas-
sungsstrategien die von den Landwirten selbständig durchgeführt werden können.
Bei längerfristigen und insbesondere strukturellen Maßnahmen sollten jedoch sei-
tens des Staates und der Wissenschaft gezielte Vorgaben gesetzt werden.
Schwierig zu realisieren sind dabei Anpassungen an die zunehmende Klimavaria-
bilität bzw. an Extremwetterereignisse (Weigel 2008, S. 117). An den langsam
stattfindenden Prozess des Klimawandels kann sich die Landwirtschaft gut anpas-
sen (Rahmann 2008, S. 216). Extreme sind jedoch kaum vorhersagbar und führen
zu Planungsunsicherheiten (Rahmann 2008, S. 217). Eine Strategie stellt dabei
das langfristig ausgerichtete und planvolle Anstreben eines Zieles dar. Hierbei ist
es wichtig aufeinander abgestimmte Anpassungsmaßnahmen innerhalb einer
Strategie umzusetzen. Für die Landwirtschaftsbetriebe steht dabei das Ziel der
langfristigen Sicherung des Unternehmenserfolgs im Vordergrund. Um dieses Ziel
zu erreichen, muss in Zukunft eine Anpassung an die Risiken, die sich aus dem
Klimawandel ergeben, erfolgen.
Im Folgenden ergibt sich eine Untergliederung in Anpassungsmöglichkeiten der
Landwirtschaftsbetriebe, Anpassungsunterstützung durch den Staat, Verbesse-
rung der Anpassung durch Wissenstransfer sowie Anpassungs- und Forschungs-
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 50
bedarf in der Landwirtschaft. Diese Schwerpunkte und die darin vorgestellten Stra-
tegien werden aus den Ergebnissen der Experteninterviews abgeleitet und sollen
daher im Mittelpunkt der weiteren Betrachtung stehen. Dabei erfolgt eine Ergän-
zung durch die Fachliteratur.
7.1 Anpassungsmöglichkeiten der Landwirtschaftsbetriebe
Die Anpassungsmöglichkeiten müssen differenziert betrachtet werden, einerseits
nach den kalkulierbaren mittel- bis langfristigen Klimaänderungen und anderer-
seits nach den kurzfristigen und damit unkalkulierbaren Extremwetterereignissen
(Rahmann 2008, S. 208). Zudem ist es wichtig, Unternehmensbereiche oder Akti-
vitäten auf ihre Sensibilität von Klimaänderungen zu prüfen. Momentane Auswir-
kungen, die nur einen geringen oder keinen unmittelbaren Handlungsbedarf ver-
langen, können zu einem späteren Zeitpunkt einen kritischen Wert überschreiten
und damit zu massiven Ernteertragsrisiken führen (Hasenmüller 2009, S. 106 f.).
Werden dazu die Ergebnisse der Interviews betrachtet, ergeben sich Anpas-
sungsmöglichkeiten im Pflanzenbau und im Risikomanagement durch die Land-
wirtschaftsbetriebe.
Zunächst soll jedoch betrachtet werden, ob bereits Anpassungsmaßnahmen an
den Klimawandel durch die Landwirtschaftsbetriebe umgesetzt werden. Als Er-
gebnis der Interviews (Frage 12) geben dabei 86% der Befragten an, dass bereits
Anpassungsmaßnahmen durch die Landwirtschaftsbetriebe umgesetzt werden.
Die restlichen 14% der Befragten können derzeit keine Aussage treffen. Als Trend
geht dabei aus den Begründungen hervor, dass bei den bereits umgesetzten An-
passungsmaßnahmen nicht der Klimawandel im Vordergrund steht, sondern eine
unbewusste Anpassung an die Veränderungen erfolgt. Aus der Abfrage zu den
Anpassungsmaßnahmen für die einzelnen Ereignisse ergibt sich ein differenzier-
tes Bild, so dass hier keine eindeutige Aussage ableitbar ist. Gerade durch diese
Frage zeigt sich, dass eine wirklich bewusste Anpassung an den Klimawandel
durch die Landwirtschaftsbetriebe noch nicht umgesetzt wird. Es erfolgt vielmehr
eine Anpassung an die aktuelle Situation und die Veränderungen die bereits zu
spüren sind. In Abbildung 8 ist das Ergebnis dargestellt.
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 51
Ergebnis Frage 12: Bereits umgesetzte Anpassungsmaß nahmen
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Überschwemmung
Stürme
Starkniederschläge
Frost
Hitzestress
Schädlinge und Pflanzenkrankheiten
Hagel
TrockenheitE
reig
nis
Antworten in %
Ja Nein Keine Aussage möglich
Abb. 8: Auswertung bereits umgesetzter Anpassungsma ßnahmen (Quelle: Eigene Darstel-lung)
Es zeigt sich, dass bei Trockenheit, Hagel sowie Schädlingen und Pflanzenkrank-
heiten die Mehrheit angibt, dass bereits Anpassungsmaßnahmen getroffen wer-
den. Bei Hitzestress, Frost, Starkniederschlägen, Stürme und Überschwemmun-
gen stimmt nur noch eine Minderheit zu, so dass hier die Mehrheit entweder keine
bereits umgesetzten Anpassungsmaßnahmen nennen bzw. keine Aussage treffen
kann. Werden die Aussagen zu den bereits umgesetzten Anpassungsmaßnahmen
zu den einzelnen Bereichen zusammengefasst ergibt sich für:
o Trockenheit: Sortenwahl, Veränderung der Aussaat-/Erntetermine und Einsatz
von Bewässerung.
o Hagel: Versicherungen und Anbringung von Hagelschutznetzen.
o Schädlinge und Pflanzenkrankheiten: Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
o Hitzestress: Sortenwahl, Verdunstungsschutz und Einsatz von Bewässerung.
o Frost: Warnsysteme, Abdeckung und frostresistente Sorten.
o Starkniederschläge: Humus- oder Mulchdecke und Bodenbearbeitung.
o Stürme: Bodenbearbeitung und Feldrandgehölz.
o Überschwemmung: Allgemeiner Hochwasserschutz und Rückhaltebecken.
Zusammenfassend lässt sich aus den Aussagen der Interviews ableiten, dass
zwar in den einzelnen Bereichen bereits Anpassungsmaßnahmen getroffen wer-
den, jedoch für die Zukunft und besonders im Hinblick auf den voranschreitenden
Klimawandel noch Anpassungsbedarf in allen Bereichen besteht. Im Folgenden
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 52
werden verschiedene Anpassungsstrategien, die durch die Landwirtschaftsbetrie-
be umgesetzt werden können, für die wichtigsten Bereiche aufgezeigt.
In diesem Zusammenhang wurde der Anpassungsbedarf auf Seiten der Landwirt-
schaftsbetriebe (Frage 18) in den Interviews erfragt. Es werden dabei verschiede-
ne Möglichkeiten durch die Befragten aufgezeigt:
o Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass es wichtig ist, dass sich die Landwirte
informieren sowie die angebotene Beratung in Anspruch nehmen. Besonders
zu neuen Anpassungsmöglichkeiten, neuen geeigneten Sorten aber auch hin-
sichtlich verschiedener Wetterprognosemöglichkeiten.
o Ebenfalls wird von der Mehrheit der Befragten angegeben, dass eine Umstel-
lung der Anbaustrategie durch die Landwirte erforderlich sei. Hierzu nennen
die Befragten: die Prüfung eines Sortenwechsels, den Anbau verschiedener
Sorten, den Anbau von trockenresistenten Sorten, eine Umstellung der Boden-
bearbeitung, Veränderung der Düngung sowie die Prüfung der Aussaat und
Erntetermine aufgrund der Veränderung der Vegetationsperiode.
o In diesem Zusammenhang wird von den Befragten als wichtig erachtet, dass
die Bewässerungsmöglichkeiten geprüft werden, gerade im Hinblick auf die
zunehmende Trockenheit. Ebenfalls muss der Einsatz neuer Pflanzenschutz-
mittel für neue bzw. veränderte Schadorganismen untersucht werden.
o Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt der aus den Interviews hervorgeht ist, dass
die Landwirtschaftsbetriebe ihr Risikomanagement weiter ausbauen und im
Hinblick auf den Klimawandel verbessern sollten. Als wichtige Aspekte werden
zum einen die Risikostreuung genannt, also der Anbau von verschiedenen Kul-
turen bzw. Sorten, um somit eine breitere Aufstellung zu gewährleisten. Wenn
möglich, sollte auch eine regionale Verteilung der Anbauflächen erfolgen, so
dass falls beispielsweise ein Hagelereignis eintritt nicht der komplette Anbau-
bestand eines Betriebes geschädigt wird. Zum anderen die finanzielle Absiche-
rung, hier im Besonderen durch Versicherungen oder durch die Bildung von
Rücklagen, so dass auch Ausfälle und Verluste überstanden werden können.
Zusammenfassend ergeben sich daraus eine Reihe verschiedener Strategien wie
sich die Landwirtschaftsbetriebe an die Auswirkungen und Folgen des Klimawan-
dels anpassen können. Diese Anpassungsstrategien werden nun im Folgenden
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 53
näher betrachtet. Als Resultat aus Kapitel 6.3.2.1 Risikoidentifizierung und Kapitel
6.3.2.2 Risikobewertung liegt dabei der Schwerpunkt in der Anpassung an die Ver-
änderung der Temperatur, Niederschläge, Extremwetterereignisse sowie Schad-
organismen.
7.1.1 Anpassung des Pflanzenbaus
Hier werden die wichtigsten Anpassungsstrategien, die sich aus den Ergebnissen
der Interviews ergeben, aufgezeigt. In dieser Arbeit sollen die Anregungen aus
den Interviews im Mittelpunkt stehen. Um sich an die Auswirkungen und Folgen
einer Veränderung der Temperatur, der Niederschläge sowie veränderter Schad-
organismen anzupassen sind Änderungen im Pflanzenbau möglich.
7.1.1.1 Auswahl geeigneter Sorten und Kulturen
Die Temperaturerhöhung und Bodenwasserabnahme durch verringerte Nieder-
schläge sowie die Zunahme von Extremwetterereignissen können das Pflanzen-
wachstum beeinträchtigen und zu Schäden an den Pflanzen führen (Burdick 1994,
S. 254). Daher wird in den Interviews häufig auf die Auswahl und Umstellung von
geeigneten Sorten und Kulturen als Anpassungsmaßnahme verwiesen (Frage 12
und 18). Es gibt dabei verschiedene Anpassungsstrategien, um mögliche Er-
tragsausfälle und Qualitätseinbußen aufgrund von zunehmender Trockenheit so-
wie Hitzestress durch geeignete Sorten und Kulturen zu vermeiden. Um der zu-
nehmenden sommerlichen Trockenheit und der Hitzeperioden zu entgehen, kön-
nen frühreife Sorten angebaut werden. Frühreife Sorten haben den Vorteil, dass
sie durch die verkürzte Entwicklungsphase weniger durch die Sommertrockenheit
betroffen sind und einen geringeren Wasserverbrauch aufweisen. Einer vorsom-
merlichen Trockenheit kann hingegen durch den verstärkten Anbau von Winterkul-
turen entgangen werden, wodurch die Winterfeuchte im Boden besser genutzt
werden kann (Schaller/Weigel 2007, S. 165). Des Weiteren können sich Landwirte
an die Trockenheit durch den Anbau von hitze- und trockenheitstoleranten oder
tief wurzelnden Sorten anpassen (Schaller/Weigel 2007, S. 165). So dass die
Pflanzenzucht zukünftig einen wichtigen Beitrag leisten muss. Ebenfalls kann auf-
grund der zunehmenden Klimavariabilität in Zukunft der Trend zu robusteren Sor-
ten gehen, wie z.B. der Sommergerste. Diese weist eine weitgehende Ertragssta-
bilität gegenüber extremen klimatischen Bedingungen auf (Schaller/Weigel 2007,
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 54
S. 166). Daher ist die Auswahl von robusten Sorten, die eine hohe Klimatoleranz
sowie eine geringe Anfälligkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten aufwei-
sen, in Zukunft eine wichtige Anpassungsstrategie für die Landwirtschaftsbetriebe
(Umweltbundesamt 2005, S. 77). Diese Strategien sind, wie aus den Interviews
hervorgeht, aufgrund der zunehmenden Trockenheit besonders für südliche und
östliche Regionen Deutschlands von Interesse.
Eine weitere Anpassungsstrategie stellt der Wechsel auf andere Kulturen dar.
Durch die höheren Temperaturen kommt es zu einer Verlängerung der Vegetati-
onsperiode und zu einer Beschleunigung der Entwicklung und Reifung der Kultur-
pflanzen innerhalb der Vegetationsperiode. Daher lassen sich in Zukunft vermehrt
wärmeliebende Kulturen anbauen (Burdick 1994, S. 252). Es kann zu einer Aus-
breitung von Kulturen die bereits heute in wärmeren Regionen angebaut werden in
Richtung Norden oder auch in höhere Lagen kommen (Schaller/Weigel 2007, S.
166). Die Verschiebung der Anbaugrenzen von Mais in nördliche Regionen wird
dabei häufig in den Interviews als Beispiel für eine solche Kultur genannt. So dass
diese Strategie der Anpassung gerade für die nördlichen Regionen in Deutschland
in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird. In südlichen Regionen Deutsch-
lands kann dabei der Anbau von Kulturen z.B. aus Ländern des Mittelmeerraums
in Zukunft erfolgreich sein.
Bei den aufgezeigten Anpassungsstrategien ist es wichtig, dass sich die Landwirte
informieren und kontinuierlich eine Auswahl standortangepasster Sorten und Kul-
turen vornehmen. Also die Auswahl und der Anbau standortabhängig ausgerichtet
wird und Empfehlungen für den jeweiligen Standort genutzt werden (LfULG 2009,
S. 102). Dabei reduziert grundsätzlich der Anbau verschiedener Sorten und Kultu-
ren mit unterschiedlichen Klimaansprüchen und zeitlichen Entwicklungen das Pro-
duktionsrisiko sowie das Risiko von Totalausfällen (Eitzinger/Kersebaum 2009, S.
287). Ebenfalls können aufgrund einer größeren Risikostreuung durch verschie-
dene Sorten und Kulturen die Verluste durch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten
reduziert werden, da diese oftmals von einer bestimmten Wirtspflanze abhängig
sind (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 284). Dieses Ergebnis lässt sich ebenfalls aus
den durchgeführten Interviews (Frage 12 und 18) ableiten, so dass für Landwirt-
schaftsbetriebe zukünftig eine breitere Risikostreuung innerhalb ihrer angebauten
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 55
Sorten und Kulturen als Anpassungsstrategie zu empfehlen ist. Die Risikostreuung
wird dabei als Vorteil von größeren Betrieben gegenüber kleineren gesehen, denn
diese können durch z.B. Kapital und Fachpersonal mehrere Sorten und Kulturen
anbauen sowie die Anbauflächen stärker dezentralisieren (Frage 4).
7.1.1.2 Verschiebung der Aussaattermine
Die Verschiebung der Aussaattermine im Frühjahr oder Herbst ist eine weitgehend
kostenneutrale Anpassungsstrategie für die Landwirtschaftsbetriebe an ein wär-
meres Klima. Dies wirkt einer durch höhere Temperaturen beschleunigten Ent-
wicklung der Pflanzen entgegen. Denn bei steigenden Temperaturen wird die
Wachstums- und die Ertragsbildungsphase im Mittel verkürzt, da sich die Entwick-
lung der Pflanzen beschleunigt. Durch eine vorverlegte Saat entsteht somit eine
positive Ertragswirkung aufgrund einer längeren Wachstumsperiode (Eitzin-
ger/Kersebaum 2009, S. 276). So könnten die bisher angebauten Sommerkulturen
früher ausgesät werden. Ein weiterer Vorteil ist dabei, dass die höhere Boden-
feuchte im Frühjahr genutzt werden kann. Winterkulturen hingegen sollten auf-
grund der steigenden Temperaturen erst später im Jahr als momentan üblich aus-
gesät werden. Dadurch werden Schäden durch zu hohe Saatbeettemperaturen
und Auswinterungen sowie Risiken durch Krankheiten reduziert (Schaller/Weigel
2007, S. 165). Diese Anpassungsstrategie eignet sich für alle Regionen Deutsch-
lands, da sich die Vegetationsperiode in allen Regionen aufgrund der zunehmen-
den Temperatur verändert. In den Interviews wurde angegeben, dass diese Stra-
tegie bereits teilweise umgesetzt wird. Dabei geben die Befragten an, dass be-
sonders die südlichen Regionen Deutschlands, bei denen die stärkste Tempera-
turerhöhung erwartet wird, sich bereits frühzeitig mit dieser Anpassungsstrategie
auseinandersetzen sollten.
7.1.1.3 Optimierung des Wasserhaushalts und Bewässe rung
Neben der genetischen Verbesserung z.B. der Pflanzensorten gibt es im Hinblick
auf die Optimierung des Wasserhaushaltes von Pflanzenbeständen eine Reihe
weiterer Maßnahmen für eine effektive Wassernutzung. Besonders in Gebieten in
denen steigende Temperaturen bei abnehmenden Niederschlägen zu einer zu-
nehmenden Trockenheit führen. Dabei handelt es sich um ein Schadensereignis in
der Landwirtschaft welches langsam eintritt und kontinuierlich zunimmt. Oft wird
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 56
gerade eine solche Gefahr die sich langsam entwickelt zu spät erkannt, wenn be-
reits Wassermangel herrscht. Anstelle einer reaktiven Maßnahme wäre daher eine
proaktive Maßnahme sinnvoller. Diese erfordert jedoch Planung und Voraussicht
von den Landwirtschaftsbetrieben. Bereits heute sollte im Hinblick auf die künftig
zunehmende Trockenheit z.B. sparsam mit Wasser umgegangen oder bereits ent-
sprechende Wasserreserven angelegt werden (Eitzinger/Kersebaum 2009, S.
259). Neben diesen Möglichkeiten spielt in den Interviews die Prüfung von geeig-
neten Bewässerungssystemen eine wichtige Rolle. Denn reichen die wasserspa-
renden Produktionsmethoden nicht aus, um den Wasserbedarf von bestimmten
Kulturpflanzen ohne größere Ertragseinbußen zu decken, muss bewässert wer-
den. Alternativ muss geprüft werden, ob die Kosten für die Bewässerungsanlage
hinsichtlich der erwarteten Ertragseinbußen ohne Bewässerung gerechtfertigt
sind. Des Weiteren ist die Wasserverfügbarkeit von Bedeutung und ob die regio-
nalen Wasserressourcen für die Bewässerung ausreichend sind (Eitzin-
ger/Kersebaum 2009, S. 281 f.). Bei heute bereits bewässerten Pflanzen muss mit
einem steigenden Wasserverbrauch und damit höheren Produktionskosten in Zu-
kunft gerechnet werden, wie z.B. bei Zuckerrüben und Kartoffeln (Schaller/Weigel
2007, S. 168). Es ist wichtig, dass bereits bei der Bewässerungsplanung geeigne-
te Methoden mit einer hohen Wassernutzungseffizienz je Standort durchdacht
werden. Denn die zunehmende Trockenheit wird von den Befragten für alle Regi-
onen Deutschlands als das größte Risiko eingestuft. Die Landwirte müssen daher
geeignete Anpassungsstrategien für eine effiziente Wassernutzung und effektive
Bewässerung entwickeln und umsetzen.
Besonders in Trockengebieten oder Gebieten mit leichten Böden ist eine mög-
lichst effektive Nutzung und Speicherung des vorhandenen Bodenwassers wichtig.
Hier kann z.B. durch humusaufbauende Maßnahmen die Bodenwasserspeicher-
fähigkeit je nach Bodenart deutlich erhöht werden. Ebenfalls spielt die Verduns-
tung an der Bodenoberfläche eine wichtige Rolle für den Wasserverbrauch eines
Feldes. Beispielsweise kann durch eine reduzierte Bodenbearbeitung oder auch
durch Mulch- oder Direktsaatverfahren in Verbindung mit einer aufliegenden
Mulch- oder Deckschicht aus organischen Resten die Bodenverdunstung erheb-
lich verringert werden (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 280). Diese Anpassungen
halten die Befragten, gerade bei Trockenstandorten mit leichten Böden und zur
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 57
Vorbeugung gegen Bodenerosionen, für sinnvoll (Frage 12 und 18). Daher wird
diese Strategie in Zukunft vor allem in den östlichen Regionen mit leichten Böden
z.B. wie in Brandenburg an Wichtigkeit gewinnen.
7.1.1.4 Bodenbearbeitung und Düngung
Bei der Bodenbearbeitung sollte zukünftig darauf geachtet werden, dass eine gute
Bodenstruktur mit der Fähigkeit hohe Wassermengen rasch aufzunehmen und zu
speichern erhalten wird. Dadurch kann die Bodenwasserspeicherfähigkeit erhöht
und es können die Erosionswirkungen z.B. durch Starkniederschläge reduziert
werden. Dies ist besonders im Hinblick auf die zunehmende Trockenheit wichtig.
In den Interviews wird angegeben, dass besonders die zunehmenden Starknie-
derschläge für die östlichen und westlichen Regionen Deutschlands ein Risiko
darstellen. So dass in diesen Regionen hinsichtlich der Anpassung eine gute Bo-
denstruktur im Vordergrund stehen sollte. Des Weiteren sollte zur Erhaltung der
Wasseraufnahmefähigkeit der Böden eine Bodenverdichtung z.B. durch schwere
Radlasten verhindert werden. Jede Bodenbearbeitung sollte zielgerichtet erfolgen,
denn sie kostet Wasser (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 285 f.).
Gerade aufgrund der zunehmenden Extremwetterereignisse und der wachsenden
Klimavariabilität werden die Nährstoffentzüge und damit der Düngebedarf künftig
größeren Schwankungen unterworfen. Daher ist es wichtig Düngesysteme zu
entwickeln und anzuwenden, die flexibel während der Wachstumsperiode der
Pflanzen auf die Witterungsbedingungen reagieren (LfULG 2009, S. 103). Es
müssen Methoden entwickelt werden, durch die eine Anpassung der Düngung an
den tatsächlichen Bedarf möglich ist. Besonders um eine Stabilisierung der Er-
tragsbildung unter zunehmend trockenen Bedingungen zu gewährleisten (LfULG
2009, S. 106). Entsprechend werden künftig regional differenzierte Anpassungs-
strategien bei der Düngung im Hinblick auf Menge, Form und zeitliche Verteilung
notwendig sein (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 287).
7.1.1.5 Pflanzenschutz
Besonders beim bisherigen Pflanzenschutz erfordert das Auftreten eines höheren
Schädlings-, Krankheits- und Unkrautdrucks eine Anpassung. Es müssen für die
neuen bzw. eingeschleppten Schadorganismen Befalls-Verlust-Relationen
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 58
aufgestellt werden, um die potenziellen Schäden abschätzen zu können. Hier
müssen die bereits bestehenden Diagnose- und Prognosemethoden angepasst
bzw. neue entwickelt werden. Besonders in regional stärker betroffenen Problem-
gebieten wird sich die Notwendigkeit einer Anpassung schneller ergeben. In den
Interviews werden dabei vor allem die nördlichen und südlichen Regionen ange-
geben. Als Anpassungen ergeben sich z.B. der intensivere Einsatz von Pflanzen-
schutzmitteln, die Veränderung des Pflanzenschutzmittelspektrums und des An-
wendungszeitpunktes sowie der Bekämpfungsverfahren. Gerade im Hinblick auf
die zunehmende Trockenheit sind geeignete Zusatzstoffe zu entwickeln und ein-
zusetzen, um eine bessere Wirkung der Pflanzenschutzmittel zu erzielen (LfULG
2009, S. 107). Das Auftreten neuer Schädlinge und Krankheiten in den Regionen
erfordert die Entwicklung und Einführung von Methoden und Systemen für eine
effiziente Überwachung und Erfassung. Auch müssen bereits verfügbare Metho-
den wie z.B. Pflanzenschutzwarnsysteme durch die Landwirte in Zukunft ange-
passt und verbessert werden (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 283).
7.1.2 Anpassung des Risikomanagements
Für die Landwirtschaftsbetriebe ist es unausweichlich, sich zur Sicherung ihres
Unternehmenserfolgs bereits heute und vor allem in der Zukunft intensiv mit den
Risiken durch den Klimawandel auseinanderzusetzen (Hasenmüller 2009, S. 3).
Da die Risiken mit Unsicherheiten über die künftige Entwicklung verbunden sind,
ist es wichtig, nicht nur die Folgen von bereits eingetretenen Ereignissen zu be-
trachten, sondern sich auch mit möglichen Gefahren in der Zukunft zu befassen
(Hasenmüller 2009, S. 11). Dabei müssen sich die Landwirtschaftsbetriebe die
klimainduzierten unternehmerischen Risiken bewusst machen, um so auch neue
Geschäftschancen realisieren zu können (Hasenmüller 2009, S. 3). Erfolgt keine
rechtzeitige Erkennung oder Beachtung von Risiken kann dies zu einer Existenz-
gefährdung des Betriebes führen (Hasenmüller 2009, S. 10). Daher ist es für
Landwirtschaftsbetriebe wichtig, ein Risikomanagementsystem einzurichten, das
ebenfalls die durch den Klimawandel verursachten Risiken mit einbezieht. Bei dem
Risikomanagement kommt dabei in Zukunft eine zunehmende Bedeutung den be-
reits aufgeführten Anpassungsstrategien durch die Landwirtschaftsbetriebe zu.
Dabei handelt es sich um Strategien zur Risikoreduzierung bzw. Risikovermei-
dung. Im Folgenden wird nun auf die Möglichkeit der Risikoüberwälzung mittels
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 59
Versicherungen und Finanzprodukten eingegangen. Diese stellen außerbetriebli-
che Risikomanagementinstrumente dar, durch die ein Risiko auf Dritte übertragen
wird. Ebenfalls spielt die Sicherung der Liquidität durch Rücklagen innerhalb des
Risikomanagementsystems eine wichtige Rolle.
7.1.2.1 Versicherungen
Gerade die Absicherung von Extremwetterereignissen spielt für Landwirtschafts-
betriebe eine zentrale Rolle, so dass hier eine Versicherung sinnvoll sein kann
(Rahmann 2008, S. 217). In Deutschland spielt dabei die klassische Hagelversi-
cherung zur Absicherung von Ertragsausfällen durch Extremwetterereignisse eine
tragende Rolle (Schaller/Weigel 2007, S. 181). Durch die erwartete Zunahme der
Extremwetterereignisse kann in Zukunft auch die finanzielle Absicherung von Ern-
teeinbußen z.B. durch Trockenheit, Starkregen oder Hitzewellen notwendig wer-
den (Ministerium des Landes Nordrhein-Westfalen 2009, S. 58).
Aus diesem Grund ergab sich in den Interviews die Frage (Frage 13), bei welchen
Risiken eine Versicherung sinnvoll ist und ob seitens der Versicherer noch mehr
getan werden könnte. Zu diesem Thema gibt es differenzierte Meinungen. Dabei
nennen fast alle Befragten die Hagelversicherung als Beispiel. Hinsichtlich der
Frage ob noch mehr getan werden könnte, gibt es unterschiedliche Ansichten. Die
Mehrheit der Befragten ist der Meinung, dass noch mehr seitens der Versicherun-
gen getan werden könnte. Vor allem im Bereich der Mehrgefahrenversicherungen.
Die Tendenz der Befragten zeigt dabei, dass es sinnvoll ist mehrer Risiken inner-
halb einer Versicherung zu bündeln. Jedoch besteht zu der Mehrgefahrenversi-
cherung die einheitliche Meinung, dass diese derzeit für die einzelnen Landwirte
zu teuer sei und hier auf die Unterstützung des Staates verwiesen wird. Dabei sind
Versicherungen oft die einzige Möglichkeit, um sich an Extremwetterereignisse
anpassen zu können, da z.B. bei einem Hagelereignis oder bei Starkniederschlä-
gen oft keine ausreichende Anpassung seitens der Landwirtschaftsbetriebe mög-
lich ist, da diese zumeist unvorhersehbar sind und großen Schaden anrichten
können, so ein befragter Versicherungsverband. Ein befragtes Landesumweltamt
macht den Vorschlag, dass Versicherungen in allen Bereichen für die Landwirt-
schaft angeboten werden sollten. Die Landwirte könnten dann selbst entscheiden,
ob sie diese Versicherungen nutzen oder nicht. Laut einer befragten Hochschule
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 60
könnten z.B. Versicherungslösungen, die bereits in anderen Ländern bestehen,
auch in Deutschland angeboten werden, wodurch sich zeigt, ob ein neuer Markt
entstehen könnte. Ebenfalls eine interessante Bemerkung ist die, dass Versiche-
rungen quasi einen Mechanismus auslösen können. Gibt es beispielsweise keine
Versicherungslösung für ein bestimmtes Risiko oder eine Region, werden die
Landwirte versuchen, sich selbst an das Risiko anzupassen, um dieses zu ver-
meiden oder zu reduzieren. So besteht gerade in diesem Bereich noch For-
schungsbedarf, wie ein befragtes Institut angibt.
Ein einheitlicher Konsens ergibt sich unter den Befragten hinsichtlich des Ab-
schlusses einer Versicherung (Frage 14). Hier geben die Befragten an, dass
Landwirte Versicherungen nur abschließen, wenn sie dies auch für notwendig er-
achten, also je nach Ausmaß und Häufigkeit des Risikos. So kann sich natürlich
der Bedarf in Zukunft verändern, wenn z.B. ein bisher seltenes Risiko nun häufiger
eintritt. Ebenfalls stellt sich die Frage des Ausmaßes, ob es sich um ein existenz-
gefährdendes Risiko handelt. Dies ist von der Region sowie der Aufstellung des
Betriebes abhängig. Daher sollte eine Prüfung für alle relevanten Risiken durch
die Landwirtschaftsbetriebe erfolgen. Neben der Notwendigkeit, hängt die Ent-
scheidung des Landwirtes für eine Versicherung von deren Preis ab. Daher han-
delt es sich bei einer Versicherung ganz klar um eine Preis-Nutzen Entscheidung.
7.1.2.2 Finanzprodukte
Ebenfalls wurde im Interview eine Frage (Frage 15) zu Finanzprodukten, wie z.B.
Wetterderivate, gestellt. Diese stellen eine neue Klasse von Instrumenten zur Ab-
sicherung von Wetterrisiken dar und basieren auf einem Wetterindex wie z.B.
Temperatur oder Niederschlag. Diese Art der Risikominderung ist nicht direkt auf
die Kompensation von Ertragsverlusten bezogen, sondern auf den Witterungsver-
lauf, welcher jedoch mit dem Ertragsverlust korreliert sein sollte. Bei dem Erwerb
von Wetterderivaten kommt es zu einer Ausgleichzahlung im Falle einer ungünsti-
gen Witterungsentwicklung (Gandorfer/Gröbmaier/Heißenhuber 2009, S. 303). Zu
dieser Frage kann jedoch von der Mehrheit mit 73% keine Angabe getroffen wer-
den. Die restlichen 27% der Befragten sehen dabei keinen Bedarf für Finanzpro-
dukte in der Landwirtschaft. Zum einen wird angegeben, dass die Landwirte zwar
an Termingeschäften sowie der Preisentwicklung für Agrargüter an der Börse inte-
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 61
ressiert sind, jedoch fraglich ist, ob in Finanzprodukte investiert werden würde. Da
gerade in diesem Bereich die Kenntnisse der Landwirte zumeist begrenzt sind.
Zum anderen wäre die Investition in Finanzprodukte mit einem zusätzlichen Einar-
beitungsbedarf und Zeitaufwand verbunden, was die Landwirte abschrecken könn-
te. Daher ist es fraglich, ob für Finanzprodukte ein neuer Markt im Landwirt-
schaftssektor entstehen würde. Deren Wirksamkeit ist zudem noch weitgehend
unbekannt, so dass ein weiterer Forschungsbedarf besteht, laut eines befragten
Instituts.
Dieses Ergebnis wird durch Frage 16 bestätigt, ob Versicherungen oder Finanz-
produkte interessanter für die Landwirtschaftsbetriebe seien. Dazu können 27%
der Befragten derzeit keine Aussage treffen. Die Mehrheit mit 73% gibt an, dass
Landwirte eher zu Versicherungen tendieren als zu Finanzprodukten. Hier werden
als Gründe genannt, dass z.B. Finanzprodukte zum einen aufgrund der Finanz-
marktkrise, aber zum anderen auch aufgrund der Komplexität eher abschrecken.
Ebenfalls genannt wird, dass Versicherungen bekannter sind. Viele Landwirte sind
konservativ eingestellt und tendieren daher zu den bereits bewährten Versiche-
rungen. Jedoch geben auch zwei der Befragten an, dass gerade größere Betriebe
risikofreudiger sind und für diese Finanzprodukte von Interesse sein könnten. So
lässt sich zusammenfassend für Versicherungen und Finanzprodukte sagen, dass
in der Landwirtschaft der Trend hin zu Versicherungen geht. Finanzprodukte sind
nur in Einzelfällen und nur für besonders risikofreudige Betriebe von Interesse, für
die Mehrheit der Landwirte wird jedoch kein Bedarf gesehen. Es gilt abzuwarten,
welche neuen Versicherungs- und Finanzprodukte in Zukunft in Bezug auf den
Klimawandel im Bereich der Landwirtschaft angeboten werden und wie sich diese
für die Landwirte ausgestalten. Dabei steht die Entwicklung in Deutschland noch
am Anfang, so die Aussagen der befragten Institute und des Versicherungsver-
bandes.
7.1.2.3 Rücklagen
Rücklagen als strategisches Instrument zur Sicherung der Liquidität spielen für die
Landwirtschaftsbetriebe z.B. für Extremwetterereignisse sowie der zunehmenden
Klimavariabilität zukünftig eine wichtige Rolle. Durch deren Bildung können im Be-
darfsfall Liquiditätsengpässe vermieden (LfULG 2009, S. 134) und Ertragseinbu-
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 62
ßen oder -ausfälle aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse abgepuffert wer-
den. Rücklagen sind nicht nur aufgrund neuer Risiken durch klimatische Verände-
rungen notwendig, sondern sollten Bestandteil jedes unternehmerischen Denkens
sein. Sie sind somit auch für Landwirtschaftsbetriebe eine absolut notwendige Ri-
sikominderungsstrategie (Gandorfer/Gröbmaier/Heißenhuber 2009, S. 305). Die
Wichtigkeit von Rücklagen zeigt sich auch bei den Aussagen der Befragten in
Frage 18 zu den Anpassungsmaßnahmen durch die Landwirtschaftsbetriebe. Hier
wird mehrmals die Bildung von Rücklagen angegeben. Jedoch wird in diesem Zu-
sammenhang auch genannt, dass viele Landwirtschaftsbetriebe kaum die Mög-
lichkeit hätten, Rücklagen zu bilden, da frei zu Verfügung stehendes Kapital oft
fehlt. Es ergibt sich aus Frage 4, dass dabei große Landwirtschaftsbetriebe ge-
genüber kleinen Landwirtschaftsbetrieben hinsichtlich der Kapitalbildung im Vorteil
sein könnten. Als ein weiteres Hindernis zur Bildung von Rücklagen wird deren
derzeitige Besteuerung genannt und der Handlungsbedarf für den Staat aufge-
zeigt. Dabei ist derzeit der Vorschlag des Deutsche Bauernverbandes zur Einfüh-
rung einer Risikoausgleichsrücklage im Gespräch, um Ertragsschwankungen
durch Wetter- und Marktrisiken auszugleichen. Es muss geprüft werden, wie sinn-
voll dieser Vorschlag für die Landwirtschaft ist.
Wie sich zeigt gibt es verschiedene Möglichkeiten innerhalb des Instrumentariums
des Risikomanagements zur Reaktion auf klimatische Veränderungen. Zur optima-
len Anpassung an das zukünftige erhöhte Produktionsrisiko sollte durch die Land-
wirte ein betriebsindividueller Strategiemix erfolgen. Dieser Mix sollte aus einer
Kombination von Anpassungen im Pflanzenbau durch z.B. Sorten- und Bewässe-
rungsstrategien und des Risikomanagements durch z.B. Versicherungen und
Rücklagen bestehen (Gandorfer/Gröbmaier/Heißenhuber 2009, S. 306). Dadurch
könnte eine Anpassung an mittel- bis langfristige Klimaänderungen sowie kurzfris-
tige Extremwetterereignisse erfolgen.
7.2 Anpassungsunterstützung durch den Staat
Zum Eingreifen bzw. der Unterstützung des Staates in das Geschehen gibt es un-
terschiedliche Meinungen. Dies zeigte sich in der Frage der Interviews, bei wel-
chen Risiken der Staat unterstützend wirken sollte (Frage 17). Als Ergebnis zeigt
sich in der Abbildung 9, dass die Mehrheit mit 64% der Befragten angibt, dass der
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 63
Staat unterstützend bei der Anpassung der Landwirtschaftsbetriebe an den Kli-
mawandel wirken sollte. Besonders wichtig ist den Befragten die Unterstützung
des Staates bei der Forschung und Einführung neuer Technologien wie z.B. Be-
wässerungssysteme, die Unterstützung der angewandten Forschung sowie die
Züchtung von neuen bzw. angepassten Kulturen und Sorten. Denn solche Analy-
sen und Versuche können nicht auf Einzelbetriebsebene, schon allein aufgrund
des Kapitalbedarfs, durchgeführt werden. Eine weitere wichtige Aufgabe die dem
Staat zukommt ist, dass die bestehenden Rahmenbedingungen an die zukünftigen
Veränderungen angepasst werden, z.B. dass Zulassungsverfahren für Pflanzen-
schutzmittel in Zukunft beschleunigt werden. Gerade für die Planung und Umset-
zung von langfristigen Anpassungsmaßnahmen kann die Unterstützung durch
entsprechende Institutionen bzw. die Schaffung von geeigneten Rahmenbedin-
gungen notwendig werden. Anpassungsmaßnahmen werden häufig erst durch
klare Signale der Märkte und Institutionen ermöglicht (Schaller/Weigel 2007, S.
163).
Abb. 9: Auswertung der Unterstützung durch den Staa t bei der Anpassung (Quelle: Eigene Darstellung)
Im Hinblick auf das Risikomanagement nennen die Befragten als eine Unterstüt-
zung des Staates zum einen die Bezuschussung bzw. die Reduzierung der Be-
steuerung von Mehrgefahrenversicherungen, da diese sonst aufgrund der finan-
ziellen Belastung kaum von den Landwirten abgeschlossen werden könnten. Zum
anderen nennen sie die Möglichkeit einer steuerfreien Rücklagenbildung. Die wei-
teren 18% der Befragten halten die Unterstützung des Staates bei überregionalen
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 64
bzw. katastrophalen Ereignissen für sinnvoll, jedoch sollte sich der Staat darüber
hinaus heraushalten und die Landwirtschaftsbetriebe in den Vordergrund stellen.
Der Rest der Befragten mit 18% gibt an, dass ein Eingriff des Staates eher skep-
tisch zu sehen ist und eine Anpassung durch die Landwirtschaftsbetriebe erfolgen
sollte. Als weitere Meinung wird angegeben, dass der Staat nicht die Symptome,
sondern die Ursachen des Klimawandels bekämpfen sollte. So ergibt sich zu-
sammenfassend, dass die Mehrheit der Befragten eine Unterstützung des Staates
in Form der genannten Maßnahmen oder in Form von Hilfeleistungen bei überre-
gionalen bzw. katastrophalen Ereignissen als sinnvoll erachtet. Jedoch wird klar,
dass der Staat darüber hinaus in den Hintergrund treten sollte. Die Landwirt-
schaftsbetriebe sollten in Zukunft aktiv in den Prozess der Anpassung eingebun-
den werden.
7.3 Verbesserung der Anpassung durch Wissenstransfer
Ein guter Wissensstand der Landwirte über zukünftige Veränderungen der Bedin-
gungen und den Umgang mit möglichen Risiken kann helfen, Chancen zu nutzen
und Risiken zu vermeiden. In der Landwirtschaft ist daher der Wissenstransfer ein
wichtiger Ansatzpunkt für die Anpassung (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S.
62). Eine Studie in Großbritannien (ADAS - 2005) zeigte, dass besser informierte
Landwirte eher Anpassungen planen als schlecht informierte Landwirte (Schal-
ler/Weigel 2007, S. 147). Die Wissensgrundlage und Informationsbasis geben die
Befragten in den Interviews als einen wichtigen Faktor für die Umsetzung von An-
passungsstrategien an. Im Folgenden werden die Anregungen dargestellt.
Von den Befragten wird die Forschung und Entwicklung von Modellen für die Ana-
lyse und Darstellung der Auswirkungen des Klimawandels besonders für die ein-
zelnen Regionen Deutschlands als wichtig erachtet. Wenn den Landwirten genau-
ere Ergebnisse vorliegen, könnten diese darauf besser ihre Anpassungsstrategien
ausrichten. Dabei steht die Forschung in Deutschland jedoch erst am Anfang, so
die Aussagen innerhalb der Interviews. Besonders in vorhandenen Folgeabschät-
zungen bestehen noch Unsicherheiten aufgrund der noch weitgehenden unbe-
kannten Interaktionen verschiedener Klimaelemente (Schaller/Weigel 2007, S.
152). So dass es für die einzelnen Landwirtschaftsbetriebe schwierig ist, den Kli-
mawandel zu fassen bzw. geeignete Anpassungsstrategien auf Veränderungen zu
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 65
treffen, die mit Unsicherheiten behaftet sind. Daher ist es wichtig, neben der Aus-
arbeitung von überregionalen Anpassungsstrategien auch regionale Projekte zu
fördern, die regionale Auswirkungen und Folgen untersuchen und die regionale
Anpassungen der Landwirtschaft an bereits beobachtete und künftige Klimaände-
rungen einer Region zum Ziel haben (Schaller/Weigel 2007, S. 162). Hierzu gibt
es bereits die ersten Analysen von den Bundesländern wie z.B. Sachsen, Bran-
denburg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern.
Hinsichtlich neuer Projekte und Modelle in diesem Bereich benennen die Befrag-
ten beispielsweise das Projekt LandCaRe 2020 der Technischen Universität Dres-
den. Dieses steht derzeit als erste Testversion im Internet online. Als Projekt-
schwerpunkt wird auf den Klimawandel und die ländlichen Räume eingegangen.
Durch die Bereitstellung der Wissensplattform LandCaRe-DSS sollen den Land-
wirtschaftsbetrieben verschiedene Maßnahmen aufgezeigt werden, wie diese den
Auswirkungen des Klimawandels begegnen können. Es können unterschiedliche
Analysemöglichkeiten genutzt werden, z.B. Messdaten und Szenarien von unter-
schiedlichen Witterungsverläufen und Klimatrends zur landwirtschaftlichen Pro-
duktion in Abhängigkeit von Arten-/Sortenwahl und Standort und zu verschiedenen
Handlungsoptionen in Abhängigkeit von wirtschaftlichen und agrarpolitischen
Rahmenbedingungen auf regionaler Ebene. Derzeit stehen dafür die zwei Pilotre-
gionen die Uckermark (Brandenburg) und der Weißeritzkreis (Sachsen) zur Verfü-
gung (LandCaRe, 2010, online). Den Landwirten werden für diese Pilotregionen
durch verschiedene Simulationen Informationen zur Verfügung gestellt, aus denen
sie geeignete Anpassungsstrategien ableiten können.
Als ein weiteres Beispiel geben die Befragten die Agrarklimatologie des Deut-
schen Wetterdienstes an. Der Bereich der Agrarklimatologie entstand, da in den
letzten Jahren das Interesse an Fragestellungen gewachsen ist, die sich mit den
Auswirkungen zukünftiger Klimaverhältnisse auf die Landwirtschaft befassen.
Denn die globalen und regionalen Klimamodelle sind, um explizite Aussagen für
bestimmte landwirtschaftliche Standorte zu treffen, noch zu grobmaschig bzw. zu
ungenau. Die Agrarklimatologie befasst sich dabei mit der statistischen Auswer-
tung langer agrarmeteorologischer Zeitreihen. Vor allem die Erfassung von Ex-
tremwerten und die Beschreibung von zeitlichen Verhaltensmustern liefern hier
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 66
wichtige Hinweise für die Risikoabschätzung in der Landwirtschaft. Die Agrarkli-
matologie kann vor allem für die langfristige Planung eines standortgerechten
Kulturanbaus verwendet werden. Neben den langfristigen Planungsaspekten lie-
fert diese auch kurzfristige Anwendungsvarianten, indem sie tagesaktuelle agrar-
meteorologische Situationen vor dem Hintergrund langjähriger Mittelwerte zu be-
werten hilft (Deutscher Wetterdienst, 2010, online). Die Agrarklimatologie befindet
sich ebenfalls noch im Aufbau, die Landwirte können jedoch erste Informationen
abfragen und dadurch ihre Anpassungsstrategien spezifischer ausrichten, so ein
befragtes Institut.
Des Weiteren geht aus den Interviews hervor, dass bei dem Wissenstransfer die
Pflanzenzüchtung eine wichtige Rolle spielt. Da gerade die Auswahl von standort-
geeigneten Sorten und Kulturen als Anpassungsstrategie durch die Landwirt-
schaftsbetriebe in Zukunft einen entscheidenden Aspekt darstellt. Besonders wich-
tig ist, dass die Institute wie z.B. Universitäten, private Züchtungsunternehmen
und Forschungseinrichtungen die an der Pflanzenzüchtung arbeiten Informationen
an die Landwirtschaftsbetriebe weitergeben und dabei Empfehlungen für Standort,
Sorten und Kulturen abgeben. In diesem Zusammenhang sind auch die Ver-
suchsergebnisse und Empfehlungen der Landwirtschaftseinrichtungen der jeweili-
gen Bundesländer wichtig. So dass in Zukunft ein verstärkter Wissensaustausch
zwischen der Pflanzenzüchtung, den Versuchseinrichtungen und den Landwirt-
schaftsbetrieben erfolgen sollte.
Besonders die Beratung spielt beim Wissenstransfer in der Landwirtschaft eine
entscheidende Rolle. Aus diesem Grund wurde ebenfalls in den Interviews gefragt
(Frage 20), ob eine Beratung der Landwirtschaftsbetriebe zu dem Klimawandel
und den möglichen Anpassungsstrategien erfolgt. Dabei gibt die Hälfte der Befrag-
ten an, dass sie Landwirtschaftsbetriebe zu diesem Thema beraten, besonders in
den Bereichen Bewässerung, Sortenwahl, Düngung, Pflanzenschutz, Feldversu-
che und der Agrarpolitik. Dabei wird darauf verwiesen, dass nur die am Thema
interessierten Landwirte die Beratung oder angebotenen Informationen in An-
spruch nehmen. In Zukunft besteht daher weiterer Beratungsbedarf für Landwirte
die nicht selbst aktiv die angebotene Beratung in Anspruch nehmen. Die andere
Hälfte der Befragten gibt an, dass sie keine direkte Beratung für Landwirtschafts-
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 67
betriebe anbieten, sondern übergeordneten Instituten, Einrichtungen oder Kam-
mern zuarbeiten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Zukunft im Bereich
Klimawandel besonders bei den Folgen und Anpassungen in der Landwirtschaft
Beratungsbedarf besteht. Daher ist die Forschung und Beratung (durch z.B.
Landwirtschaftskammern) gefragt, den Landwirten das Thema und die damit ver-
bundenen Auswirkungen und Risiken näher zu bringen. Dabei sind die Forschung
und Beratung eng miteinander verbunden, denn die Beratung kann nur so gut
sein, wie Wissen durch die Forschung vermittelt wird. Es ist daher in Zukunft uner-
lässlich, dass die Forschung und Beratung eng zusammenarbeiten und den
Landwirten neue Erkenntnisse direkt vermittelt werden.
7.4 Anpassungs- und Forschungsbedarf in der Landwirtschaft
7.4.1 Anpassungsbedarf
Der Anpassungsbedarf, ob in der Landwirtschaft bereits genug getan wird, um
sich an den Klimawandel anzupassen, wurde in den Interviews in Frage 19 erör-
tert. Die Aussagen der Befragten lassen sich dabei in drei Kategorien unterteilen.
Es geben 77% der Befragten an, dass aus ihrer Sicht zum heutigen Zeitpunkt eine
ausreichende Anpassung durch die Landwirtschaftsbetriebe erfolgt. Des Weiteren
geben 27% der Befragten an, dass die Anpassung jedoch nicht aktiv auf den Kli-
mawandel zurückzuführen ist, sondern dass die Landwirte z.B. ein verändertes
Verhalten der Sorten spüren und daher beispielsweise die Nachfrage nach frührei-
fen Sorten steigt. Ebenfalls wird angegeben, dass sich das Bewusstsein der
Landwirte für den Klimawandel und damit die Anpassung erst langsam entwickelt.
Besonders wenn es zu einer Beschleunigung des Klimawandels kommt und die
Veränderungen schneller eintreten, können die Landwirtschaftsbetriebe Schwie-
rigkeiten haben Schritt zu halten. So sieht die Mehrheit mit 91% der Befragten,
dass in Zukunft weiterer Anpassungsbedarf in der Landwirtschaft besteht. Denn
die Landwirtschaftsbetriebe müssen sich an die veränderten Bedingungen anpas-
sen, um überlebensfähig zu bleiben. Landwirtschaftsbetriebe die das Risiko das
vom Klimawandel ausgeht, noch nicht erkannt haben, stehen in Zukunft einem
großen Anpassungsbedarf gegenüber. Dabei wird in den Interviews besonders im
Hinblick auf die Anpassung auf einen zunehmenden Forschungsbedarf hingewie-
sen.
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 68
7.4.2 Forschungsbedarf
Im Zusammenhang mit dem Anpassungsbedarf in der Landwirtschaft wird von der
Mehrheit mit 59% der Befragten in den Interviews (Frage 19) angegeben, dass in
Zukunft neben den bisher genannten Anpassungsstrategien besonders in der For-
schung ein großer Bedarf besteht. Im Folgenden werden die wichtigsten Bereiche
aufgezeigt, die in den Interviews genannt werden.
Ein großer Forschungsbedarf in Deutschland besteht generell zum Thema Klima-
wandel und dessen Auswirkungen in der Landwirtschaft. Besonders zu den künfti-
gen Auswirkungen und Folgen des Klimawandels einzelner Regionen. Dies zeigt
sich ebenfalls an der derzeitig verfügbaren Literatur. Gerade zu regionalen Aus-
wirkungen und Folgen durch den Klimawandel in der Landwirtschaft liegt diese nur
in begrenztem Umfang vor. Bisher bestehende regionale Klimamodelle sind meist
zu grob, um genaue Aussagen für eine Region ableiten zu können. Ebenfalls
muss beachtet werden, dass in den Klimaszenarien noch erhebliche Unsicherhei-
ten (siehe Kapitel 3.1 und 3.2) bestehen. Trotz der bereits vorhandenen For-
schungsanstrengungen auf dem Gebiet der Klimaforschung besteht noch ein er-
heblicher Forschungsbedarf. Zuverlässige Aussagen über die zukünftige Entwick-
lung von Klimaänderungen und deren Auswirkungen sind derzeit nicht im ge-
wünschten Umfang und der notwendigen Genauigkeit möglich (Burdick 1994, S.
404). Für Landwirtschaftsbetriebe ist es jedoch zur Entwicklung von geeigneten
Anpassungsstrategien wichtig, spezifische regionale Informationen über die zu-
künftigen Auswirkungen und Folgen zu erhalten. Derzeit existieren nur für eine
begrenzte Anzahl von Bundesländern bzw. Naturräumen (siehe Kapitel 7.3) regio-
nale Studien über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft, in
welchen bestenfalls theoretische Anpassungsmaßnahmen aufgezeigt werden
(Schaller/Weigel 2007, S. 191). Daher besteht weiterhin Forschungsbedarf bei der
Weiterentwicklung und Verbesserung regionaler Klimamodelle und der Analyse zu
Anpassungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft. Dabei liegt es an der Forschung,
in Zukunft bestehende Unsicherheiten der Modelle und Szenarien zu reduzieren.
Die Befragten benennen im Weiteren den Bedarf an Pflanzenforschung, z.B. die
Erforschung des Wasserbedarfs von Pflanzen – in welchen Phasen der Entwick-
lung braucht eine bestimmte Pflanze eine bestimmte Menge an Wasser und wann
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 69
kann auf Wasser verzichtet werden. So besteht Forschungsbedarf zu dem Verhal-
ten und dem Wasserbedarf der verschiedenen Sorten und Kulturen. Auch wurde
angegeben, dass die Wirkung von Extremwetterereignissen auf die angebauten
Sorten und Kulturen in Zukunft verstärkt untersucht werden sollte. Dabei sind vor
allem die regionalen Unterschiede von Interesse. Für Deutschland existieren bis-
her noch keine aktuellen realen Feldexperimente, bei denen die Auswirkungen
von beispielsweise kombinierten Klimaelementen untersucht werden (Schal-
ler/Weigel 2007, S. 111). Um konkrete Anpassungsstrategien entwickeln zu kön-
nen, ist eine präzisere Kenntnis des Zusammenspiels der verschiedenen Klima-
elemente und der Auswirkungen auf die Pflanzenproduktion und das Pflanzenver-
halten notwendig (Burdick 1994, S. 403).
Des Weiteren ergab sich die Frage zu welchen Auswirkungen es durch den Kli-
mawandel auf den Pflanzenbau kommt. Hierzu zeigte sich bereits bei den mögli-
chen Anpassungsstrategien in Kapitel 7.1.1, dass in fast allen Bereichen For-
schungsbedarf besteht. Die Forschung in der Landwirtschaft bezogen auf den
Klimawandel steht dabei in vielen Bereichen noch am Anfang, wie die befragten
Forschungsinstitute angeben. Forschungsbedarf besteht laut der Befragten be-
sonders in den Bereichen der Pflanzenzüchtung, der effizienten Bewässerung,
des Pflanzenschutzes sowie des Risikomanagements. Diese werden im Folgen-
den kurz dargestellt.
Im Zuge der Klimaänderung werden die Anbaubedingungen insgesamt kritischer.
Daher wird gerade beim Pflanzenbau große Hoffnung in die Pflanzenzüchtung
gesetzt. So dass ein beträchtlicher Teil zur Anpassung den Forschungseinrichtun-
gen der Pflanzenzüchtung zukommt (Schaller/Weigel 2007, S. 172). Gerade die
regional differenzierten Auswirkungen des Klimawandels erhöhen die Anforderun-
gen an die Pflanzenzüchtung. Daher ist es wichtig, durch die Züchtung z.B. die
Sorten an die unterschiedlichen Standortverhältnisse anzupassen. Problematisch
ist jedoch, dass die Züchtung einer neuen Sorte häufig mehr als 10 Jahre dauert.
Falls daher die Auswirkungen des Klimawandels schneller eintreten als erwartet,
ist es für die Pflanzenzüchtung umso schwerer darauf zu reagieren, da derzeit
aufgrund der bestehenden Unsicherheiten noch keine klaren Zuchtziele festgelegt
werden können (Burdick 1994, S. 403). Eine der größten Herausforderungen und
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 70
ein aktives Zuchtziel stellt dabei die Anpassung des Sortenspektrums an die zu-
nehmenden Extremwetterereignisse wie z.B. Dürreperioden oder Starknieder-
schläge dar (Schaller/Weigel 2007, S. 173). So besteht in Zukunft die Gefahr,
dass bei kurzfristigem Bedarf angepasster Sorten die Pflanzenzüchtung noch kein
Ergebnis vorlegen kann. Daher besteht in der Pflanzenzüchtung ein großer For-
schungsbedarf, um die Züchtungen auch kurzfristig an Veränderungen anpassen
zu können.
Besonders im Bereich der Wasserversorgung und Bewässerung ist es wichtig die
Forschung voranzutreiben, da die Befragten für ganz Deutschland die zunehmen-
de Trockenheit und den damit entstehenden Bewässerungsbedarf als das größte
Risiko einstufen. Gerade in diesem Bereich zeigen sich bereits heute die ersten
Veränderungen und ein zunehmender Bedarf an Bewässerung. Daher gilt es für
die Forschung Strategien für eine möglichst effiziente Nutzung und Speicherung
des vorhandenen Bodenwassers zu entwickeln. Für Gebiete in denen diese Mög-
lichkeit zur Wasserversorgung der Kulturpflanzen nicht ausreicht, müssen Bewäs-
serungssysteme geprüft werden. Hier besteht in Zukunft Bedarf an Bewässe-
rungssystemen die die vorhandenen knappen Wasserressourcen möglichst effi-
zient nutzen. Daher muss die Forschung Methoden und Techniken entwickeln,
durch die Wasser eingespart werden kann, jedoch auch die Kosten-Nutzen Aspek-
te stimmen, da Bewässerungsanlagen für Landwirte eine kostspielige Angelegen-
heit sind. Methoden und Techniken wären von Interesse, durch die eine exakte
Berechnung oder Messung des Wasserhaushaltes eines Pflanzenbestandes vor-
genommen werden kann. Dadurch könnte die Bewässerung effektiver geplant und
durchgeführt und damit der Wasserbedarf erheblich reduzieren werden (Eitzinger/
Kersebaum 2009, S. 282).
Der Pflanzenschutz wird in Zukunft durch das Auftreten von neuen und veränder-
ten Schadorganismen vor neue Herausforderungen gestellt. Gerade im Bereich
des Pflanzenschutzes ergibt sich mittel- bis langfristig ein großer Entwicklungs-
und Forschungsbedarf, sowohl durch die angewandte Forschung als auch im
Hochschulbereich (LfULG 2009, S. 108). Die Sicherung einer ausreichenden Ver-
suchs- und Untersuchungskapazität auf diesem Gebiet sollte gewährleistet sein.
Dabei liegt zum einen die Wichtigkeit in der Entwicklung und Erforschung von
Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 71
neuen Pflanzenschutzmitteln sowie Zusatzstoffen und zum anderen müssen
Überwachungsverfahren für neue und potenziell gefährliche Schadorganismen
sowie schnellere und sicherere Diagnose- und Prognosemethoden entwickelt wer-
den. Ebenfalls sind dabei die Auswirkungen von Extremwetterereignissen auf
Schadorganismen von Interesse (LfULG 2009, S. 109). So sieht sich der Pflan-
zenschutz in Zukunft einem großen Forschungsbedarf gegenüber.
Neben dem Bedarf im Pflanzenbau besteht auch innerhalb des Risikomanage-
ments der Landwirtschaftsbetriebe in Zukunft Forschungsbedarf. Dabei gilt es, die
Möglichkeiten von Versicherungen, Finanzprodukten und Rücklagen zu untersu-
chen. Gerade bei der Risikoüberwälzung auf Versicherungen und Finanzprodukte
spielen die Versicherungen eine wichtige Rolle. Dennoch besteht auch bei den
Finanzprodukten in Zukunft Entwicklungs- und Forschungsbedarf hinsichtlich neu-
er Produkte für die Landwirtschaft.
Bei den Versicherungen sollte in Zukunft verstärkt in den Bereichen Landwirtschaft
und Klimawandel entwickelt und geforscht werden. Versicherungsunternehmen
müssen dabei verstehen, wie der Klimawandel mit seinen Auswirkungen und Fol-
gen die Landwirtschaft in ihrem Tätigkeitsfeld beeinflusst (Association of British
Insurers 2007, S. 32). Dafür müssen sich die Versicherungsunternehmen bei der
Entwicklung neuer Produkte verstärkt mit den Ergebnissen der bestehenden Kli-
mamodelle für Deutschland sowie den Folgen auf die heimischen Kulturpflanzen
auseinandersetzen. Dadurch kann ein besseres Verständnis für die Betroffenheit
im Landwirtschaftsbereich entwickelt werden. Wünschenswert wäre dabei, dass
durch die Versicherungen in Zukunft z.B. regional spezialisierte Produkte für Land-
wirtschaftsbetriebe angeboten werden. So kann besser auf die jeweiligen Bedürf-
nisse einer Region bzw. der dort ansässigen Landwirtschaftsbetriebe eingegangen
werden. Denn die Regionen und Naturräume in Deutschland, wie sich aus der Li-
teratur und den Experteninterviews zeigt, sind durch den Klimawandel in unter-
schiedlicher Art und Weise betroffen. Daraus ergibt sich ein differenzierter Bedarf
für Versicherungsprodukte. Ein weiterer Untersuchungspunkt bei Versicherungen,
der sich aus den Interviews ergibt, stellt die Mehrgefahrenversicherung dar. Zu
dieser wird angegeben, dass grundsätzlich eine Bündelung von Risiken für die
Landwirtschaft sinnvoll ist. Jedoch besteht das Problem, dass Mehrgefahrenversi-
Zusammenfassung und Fazit 72
cherungen ohne eine staatliche Beteiligung oder eine Steuerreduzierung für
Landwirtschaftsbetriebe kaum finanzierbar sind. Daher sollte in Zukunft in diesem
Bereich weitere Forschung seitens der Versicherungsunternehmen betrieben wer-
den, um Mehrgefahrenversicherungen zu einem für die Landwirte bezahlbaren
Instrument zu machen. Denn für Landwirtschaftsbetriebe sind Versicherungen ein
wichtiges Instrument, um sich in Zukunft gegen zunehmende Extremwetterereig-
nisse abzusichern.
Auch der Aufbau von Rücklagen spielt in diesem Zusammenhang zur Risikomin-
derung eine wichtige Rolle. Dabei besteht auch hier in Zukunft zur deren Gestal-
tung und Umsetzung Forschungsbedarf. Ebenfalls ist fraglich, ob dieses Instru-
ment für sich bereits eine genügende Vorsorge der Landwirtschaftsbetriebe ge-
genüber dem Klimawandel darstellt. Gerade das Zusammenspiel von verschiede-
nen Instrumenten innerhalb des Risikomanagements wie z.B. Versicherungen,
Finanzprodukte und Rücklagen sollte in Zukunft im Hinblick auf den Klimawandel
verstärkt untersucht werden, um den Landwirtschaftsbetrieben eine optimale
Kombination innerhalb ihres Risikomanagements aufzuzeigen. Denn Landwirt-
schaftsbetriebe haben oft nicht das benötigte Know-how in diesem Bereich. So
kommt gerade der Beratung von Forschungseinrichtungen, aber auch von Finanz-
dienstleistern in Zukunft diese unterstützende Rolle verstärkt zu.
8 Zusammenfassung und Fazit
Die Landwirtschaft steht durch den Klimawandel gravierenden Veränderungen
gegenüber. Dies zeigt sich aus den Ergebnissen in der Literatur und aus den Ex-
perteninterviews. In Deutschland ist davon auszugehen, dass die negativen Fol-
gen des Klimawandels in der Landwirtschaft in Zukunft überwiegen werden. Dabei
wirken die Veränderungen der Temperatur, der Niederschläge sowie der Extrem-
wetterereignisse direkt auf die Landwirtschaft ein. In den Experteninterviews wer-
den die zunehmende Trockenheit, die Veränderung der Vegetationsperiode, die
Zunahme von Extremwetterereignissen sowie die Veränderung von Schadorga-
nismen als die größten Risiken für die Landwirtschaft angesehen. Die Folgen sind
allerdings nicht deutschlandweit einheitlich. Es muss auf die jeweiligen Ausgangs-
Zusammenfassung und Fazit 73
bedingungen der Regionen eingegangen werden. So können durch die Verände-
rungen in den jeweiligen Regionen Deutschlands unterschiedliche Risiken und
Chancen entstehen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass die Regionen und Natur-
räume sowie die dort heimischen Kulturpflanzen vielfältig sind. Eine einheitliche
Aussage hinsichtlich der Auswirkungen und Folgen durch den Klimawandel in
Deutschland auf die Landwirtschaft kann derzeit daher noch nicht abgeleitet wer-
den. Hier besteht in Zukunft ein noch erheblicher Forschungsbedarf.
Gerade aufgrund der bereits bestehenden und zukünftigen Risiken, die sich aus
dem Klimawandel für die Landwirtschaft ergeben, ist es wichtig, dass geeignete
Anpassungsstrategien entwickelt werden. Denn so können in Zukunft neue Chan-
cen genutzt werden. Dabei zeigt sich für die identifizierten Risiken ganz eindeutig,
dass die Landwirtschaftsbetriebe bereits heute geeignete Anpassungsstrategien
entwickeln müssen, um künftig handlungsfähig und konkurrenzfähig zu bleiben.
Landwirtschaftsbetriebe setzen zwar erste Anpassungsmaßnahmen um, jedoch
selten unter dem Aspekt des Klimawandels. Daher ist es wichtig, den Landwirten
die Auswirkungen und Folgen des Klimawandels näher zu bringen, um so das
Bewusstsein für den bestehenden Anpassungsbedarf zu wecken. Dies sollte ver-
stärkt durch die Beratung der Landwirte beispielsweise durch Landwirtschafts-
kammern, z.B. mit Informationsmaterial, Beratungskampagnen oder Beratern vor
Ort, erfolgen. Daneben spielt die Beratung durch Forschungseinrichtungen und
durch den Staat eine weitere wichtige Rolle. Schließlich hängt der zukünftige Er-
folg eines Landwirtschaftsbetriebes davon ab, wie gut er sich an die veränderten
Klimabedingungen anpassen kann. Dabei ist vor allem eine gute Wissensbasis
und Flexibilität der Landwirtschaftsbetriebe gefragt, um sich an die kurzfristigen
und langfristigen Veränderungen durch den Klimawandel anzupassen. Dieser
Prozess stellt dabei nichts Neues für die Landwirtschaft dar, denn diese musste
sich schon immer an sich verändernde Bedingungen anpassen. Durch den Klima-
wandel stellt sich jedoch die Herausforderung, ob dies auch bei schnelleren und
gravierenden Veränderungen gelingt.
Aus den möglichen Folgen und Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft ergibt
sich ein sehr komplexes Bild. Da verschiedenste Aspekte und Einflüsse berück-
sichtigt werden müssen und in vielen Bereichen Unsicherheiten mit einem
Zusammenfassung und Fazit 74
künftigen großen Forschungsbedarf bestehen. In Zukunft stellt daher die For-
schung bei der Anpassung der Landwirtschaft einen wichtigen Teil dar. Denn
durch Erkenntnisse und Ergebnisse der Forschung können die Auswirkungen und
Folgen in der Landwirtschaft besser dargestellt und verstanden werden. Dies ist
wichtig, denn nur so können in Zukunft geeignete Anpassungsstrategien abgeleitet
werden. Ebenfalls besteht auch im Bereich der Anpassung, hinsichtlich der ver-
schiedenen Möglichkeiten, in der Landwirtschaft in Zukunft ein großer For-
schungs- und Beratungsbedarf. So dass derzeit noch keine abschließend eindeu-
tige Aussage zu den Anpassungsstrategien getroffen werden kann. Mögliche
wichtige und sinnvolle Anpassungsstrategien wurden in Kapitel 7 auf Basis der
Experteninterviews und Fachliteratur vorgestellt. Diese sollten unter verschiede-
nen Gesichtspunkten betrachtet werden, um eine optimale Anpassung der Land-
wirtschaft an den Klimawandel zu ermöglichen. Bei der Entwicklung von geeigne-
ten Anpassungsstrategien stehen dabei verschiedene Ebenen, wie z.B. Landwirt-
schaft, Staat, Wirtschaft und Forschung miteinander in Interaktion. Aus diesem
Grund kann eine Anpassung nicht nur allein seitens der Landwirtschaftsbetriebe
erfolgen. Um eine optimale Anpassung der Landwirtschaft zu erreichen, muss
vielmehr alles zur Verfügung stehende Wissen der Landwirte und der Experten
genutzt werden. Daher sollte in Zukunft eine verstärkte Zusammenarbeit von
Landwirtschaftsbetrieben, dem Staat sowie der Forschung und Beratung erfolgen.
Es muss ein kontinuierlicher Wissenstransfer an die Landwirtschaftsbetriebe ge-
währleistet sein. So dass die Landwirte einen optimalen Anpassungsstrategiemix
entwickeln können, der Anpassungsstrategien des Pflanzenbaus, des Risikoma-
nagements und Leistungen des Staates beinhaltet. Dabei sollte dieser Prozess
fortlaufend durch den Wissenstransfer, die Beratung und Forschung optimiert wer-
den.
Ein Fortschreiten des Klimawandels ist unvermeidbar, auch wenn weiterhin ver-
stärkt Klimaschutzmaßnahmen eingeleitet und umgesetzt werden. Es wäre fahr-
lässig, erst auf den Klimawandel zu reagieren, wenn bereits erhebliche negative
Folgen für die Landwirtschaft entstanden sind (Umweltbundesamt 2005, S. 17).
Daher müssen von den Landwirtschaftsbetrieben, der Politik, der Wissenschaft
und der Wirtschaft bereits heute Hand in Hand geeignete Anpassungsstrategien
entwickelt und umgesetzt werden
Anhang 75
Anhang
Anlage 1: Schematische Darstellung des Klimasystem s der Erde
(Quelle: Deutscher Wetterdienst 2008, S. 25)
Anhang 76
Anlage 2: Darstellung der Globalen und Kontinental en
Temperaturveränderung
(Quelle: IPCC 2007, S. 11)
Die Abbildung zeigt die Berechnung der Mitteltemperatur des 20. Jahrhunderts
(global und kontinental) durch globale Klimamodelle aufgrund natürlicher (blaue
Linie) und mit Berücksichtigung anthropogener (rosa Linie) Veränderungen. Die
schwarze Linie stellt die Beobachtungen dar (IPCC 2007, S. 11).
Anhang 77
Anlage 3: Anbau auf Ackerland in Deutschland im Ve rgleich
1998/2003/2008
(Quelle: Statistisches Bundesamt 2009, S. 14)
Anhang 79
Anlage 5: Leitfaden zum Experteninterview
Experteninterview zur Bachelorarbeit:
„Anpassungsstrategien der deut-
schen Landwirtschaft an den Klim a-
wandel“
Verfasser: Yvonne Jaksch
Anhang 80
Screening
Guten Tag, mein Name ist Yvonne Jaksch von der Hochschule für Wirtschaft und
Umwelt Nürtingen-Geislingen. Könnte ich bitte mit einem Experten für Landwirt-
schaft in Verbindung mit Klimawandel sprechen?
Ich führe derzeit eine Befragung zu meiner Bachelorarbeit „Anpassungsstrategien
der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel“ durch und würde Ihnen gerne
einige Fragen dazu stellen. Es stehen die Folgen und Risiken des Klimawandels
für die deutsche Landwirtschaft im Vordergrund. Ebenfalls möchte ich Ihnen hierzu
noch einige Fragen zu möglichen Anpassungsmaßnahmen der Landwirtschaft an
den Klimawandel stellen.
Das telefonische Interview dauert ca. 45 Minuten. Dabei ergeben sich 20 fachliche
Fragen. Die Beantwortung der Fragen wird vertraulich behandelt. Innerhalb der
Bachelorarbeit erfolgt eine Anonymisierung der Daten. Dürfte ich gleich mit dem
Experteninterview beginnen?
Interview ->
Termin ->
Ausfall (Grund notieren) ->
Anhang 81
Phase 1: Einleitung
1. Welche Aufgabenstellung haben Sie im Unternehmen?
2. Mit welchem Bereich beschäftigen Sie sich bezüglich der Thematik Klimawan-
del und Landwirtschaft?
3. Mit welcher Region (räumlich gesehen - global oder regional) beschäftigen Sie
sich mit diesem Thema?
Phase 2: Klimawandel und Landwirtschaft
Risikoidentifizierung
1. Ist Klimawandel für Sie ein Thema?
Wenn ja, für wie wahrscheinlich halten Sie diesen:
Praktisch Sicher / Wahrscheinlich / Unwahrscheinlich
2. Denken Sie, dass der Klimawandel Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat?
Wenn ja, welche Auswirkungen hat der Klimawandel Ihrer Ansicht nach auf die
Landwirtschaft?
3. Denken Sie, dass sich die Landwirtschaftsbetriebe vom Klimawandel betroffen
fühlen?
4. Denken Sie, dass große Landwirtschaftsbetriebe stärker durch den Klimawan-
del betroffen sind als kleine Landwirtschaftsbetriebe?
5. Wie denken Sie, werden sich extreme Wetterereignisse in Deutschland zukünf-
tig durch den Klimawandel entwickeln? Zunahme / Abnahme?
Bei welchen der folgenden extremen Wetterereignisse wird es zu einer Zu-
nahme kommen? Hagelereignisse, länger andauernde Trockenperioden,
Frostereignisse, Starkniederschläge, Hitzewellen, Stürme, länger andauernde
Niederschlagsperioden, Überschwemmungen.
Anhang 82
6. Was sehen Sie als das größte Risiko für die Landwirtschaftsbetriebe durch den
Klimawandel an?
7. Welche Bereiche in der Landwirtschaft sind Ihrer Meinung nach am stärksten
durch den Klimawandel betroffen?
8. Denken Sie, der Klimawandel wird sich in Deutschland unterschiedlich auswir-
ken? Wenn ja, welche Regionen denken Sie, sind am stärksten durch den Kli-
mawandel betroffen?
Risikobewertung
9. Denken Sie, dass Schäden und damit die Verluste in der Landwirtschaft auf-
grund des Klimawandels zunehmen werden?
10. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass es durch die folgenden Ereignisse
zu mehr Ertragseinbußen in der Landwirtschaft kommen wird?
Wie schätzen Sie dabei den Verlust am Betriebseinkommen der Landwirte ein?
Gering / Mittel / Groß
a) Mehr Ertragseinbußen durch Hagelereignisse:
nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich
b) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Trockenheit:
nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich
c) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Frost:
nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich
d) Mehr Ertragseinbußen durch Starkniederschläge:
nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich
e) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Hitzestress:
nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich
Anhang 83
f) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Stürmen:
nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich
g) Mehr Ertragseinbußen durch Überschwemmungen:
nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich
h) Verstärkung des Schädlingsbefalls:
nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich
i) Zunahme von Pflanzenkrankheiten:
nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich
11. Welches Risiko wird Ihrer Meinung nach den größten Schaden und damit Ver-
lust in der Landwirtschaft verursachen?
Phase 3: Anpassungsstrategien der Landwirtschaft
Risikobewältigung
1. Denken Sie, dass bereits Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in der
Landwirtschaft getroffen werden?
Wenn ja, welche?
a) Hagel:
b) Trockenheit:
c) Frost:
d) Starkniederschläge:
e) Hitzestress:
f) Stürme:
g) Überschwemmungen:
h) Schädlingsbefall:
i) Pflanzenkrankheiten:
j) Sonstige:
Anhang 84
2. Bei welchen Risiken sehen Sie eine Versicherung als sinnvoll? Könnte hier
seitens der Versicherer noch mehr getan werden?
3. Wann denken Sie, sind Landwirte bereit Versicherungen abzuschließen?
4. Bei welchen Risiken sehen Sie Finanzprodukte als sinnvoll? Könnten hier noch
weitere Produkte sinnvoll unterstützend wirken?
5. Denken Sie, für die Landwirte sind Versicherungen oder Finanzprodukte inte-
ressanter?
6. Bei welchen Risiken sollte der Staat unterstützend wirken?
7. Bei welchen Risiken sollte eine Anpassung durch die Landwirtschaftsbetriebe
erfolgen bzw. wie kann vorgesorgt werden?
8. Wird aus Ihrer Sicht in der Landwirtschaft bereits genug getan, um sich an den
Klimawandel anzupassen?
9. Beraten Sie Landwirtschaftsbetriebe zum Klimawandel und möglichen Anpas-
sungsstrategien?
Phase 4: Abschluss
1. Haben Sie noch weitere Anmerkungen zum Thema?
2. Möchten Sie das Ergebnis der Studie erhalten?
Ich bedanke mich recht herzlich für Ihre Mitarbeit. Sie haben mir sehr wei-
tergeholfen.
Literatur- und Quellenverzeichnis 85
Literatur- und Quellenverzeichnis
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Ehrenwörtliche Erklärung 93
Ehrenwörtliche Erklärung
Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich:
1. dass ich meine Bachelorarbeit selbständig und ohne fremde Hilfe angefertigt
habe
2. dass ich die Übernahme wörtlicher Zitate aus der Literatur sowie die Verwen-
dung der Gedanken anderer Autoren an den entsprechenden Stellen innerhalb
der Arbeit gekennzeichnet habe.
Ich bin mir im Weitern darüber im Klaren, dass die Unrichtigkeit dieser Erklärung
zur Folge haben kann, dass ich von der Ableistung weiterer Prüfungsleistungen
nach § 15 Abs. 4 SPO (Bachelor) ausgeschlossen werden und dadurch die Zulas-
sung zum Studiengang verlieren kann.
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Ort, Datum Yvonne Jaksch