+ All Categories
Home > Documents > Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den ...

Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den ...

Date post: 12-Mar-2022
Category:
Upload: others
View: 2 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
102
Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel Bachelorarbeit im Studiengang Volkswirtschaftslehre Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen - Geislingen vorgelegt von Yvonne Jaksch Ludwigsburg Matrikelnummer: 206813 Sommersemester 2010 Zeitraum: 19. März 2010 bis 19. Juli 2010 Erstprüfer: Herr Prof. Dr. sc. agr. Roman Lenz Zweitprüfer: Herr Dr. Martin Gansneder Unternehmen: Allianz Climate Solutions GmbH Betreuerin: Frau Katharina Latif
Transcript

Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel

Bachelorarbeit

im

Studiengang Volkswirtschaftslehre Hochschule für Wirtschaft und Umwelt

Nürtingen - Geislingen

vorgelegt von

Yvonne Jaksch Ludwigsburg

Matrikelnummer: 206813 Sommersemester 2010

Zeitraum: 19. März 2010 bis 19. Juli 2010 Erstprüfer: Herr Prof. Dr. sc. agr. Roman Lenz Zweitprüfer: Herr Dr. Martin Gansneder Unternehmen: Allianz Climate Solutions GmbH Betreuerin: Frau Katharina Latif

I

Sperrvermerk

Die vorliegende Bachelorarbeit beinhaltet interne, vertrauliche Informationen der

Allianz Climate Solutions GmbH. Die Weitergabe des Inhaltes der Arbeit und die

beigefügten Anlagen sowie die zugrunde liegenden Daten im Gesamten oder in

Teilen ist grundsätzlich untersagt. Es dürfen keinerlei Kopien oder Abschriften –

auch in digitaler Form – gefertigt werden. Ausnahmen bedürfen der schriftlichen

Genehmigung der Allianz Climate Solutions GmbH.

II

Vorwort

Mein erster Dank geht an Herrn Professor Dr. sc. agr. Roman Lenz für die Über-

nahme meiner Bachelorarbeit als Erstprüfer und seine fachliche Betreuung an der

Hochschule.

Ich danke Herrn Dr. Martin Gansneder (Allianz Climate Solutions GmbH) für die

Möglichkeit, meine Bachelorarbeit in Zusammenarbeit mit der Allianz Climate So-

lutions GmbH zu verfassen und für die Übernahme des Amtes als Zweitprüfer

meiner Arbeit.

Besonderer Dank geht an Frau Katharina Latif (Allianz Climate Solutions GmbH),

die mich während meiner Bachelorarbeit ausgezeichnet betreut hat, besonders

durch Ihre Unterstützung bei Ideen und Fragen.

Weiterhin bedanke ich mich bei meinen Interviewpartnern, die sich die Zeit nah-

men, an den Interviews teilzunehmen. Ohne deren Mitarbeit und Wissen hätte die

vorliegende Bachelorarbeit nicht in dieser Form entstehen können. Hier erhielt ich

viele interessante Eindrücke und Erkenntnisse zum Thema.

III

„Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt,

was in ferner Zukunft liegt, wird er das schon in n aher

Zukunft bereuen“

– Konfuzius (551 - 479 v. Chr.) –

IV

Kurzfassung

In der Bachelorarbeit „Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den

Klimawandel“ wird untersucht, wie sich der Klimawandel auf die Landwirtschaft in

Deutschland auswirkt und wie sich dieser Wirtschaftssektor an die negativen Fol-

gen anpassen kann. Es erfolgt eine Beschreibung des Klimawandels, der Wichtig-

keit von Klimaschutz und Anpassung sowie der zukünftigen Entwicklung durch

Klimaszenarien auf globaler und nationaler Ebene. Aus den regionalen Klimasze-

narien für Deutschland werden für die Landwirtschaft mögliche Auswirkungen und

negative Folgen des Klimawandels abgeleitet. Um aktuelle Meinungen und die

Sicht von Experten zum Thema mit einzubeziehen, wurden Experteninterviews

innerhalb Deutschlands durchgeführt. Durch diese konnten aktuelle Erkenntnisse

darüber gewonnen werden, welche Risiken sich für die Landwirtschaft ergeben

und welche Anpassung bzw. welcher Anpassungsbedarf besteht. Es werden ver-

schiedene bereits umgesetzte, aber auch in Zukunft notwendige Anpassungsstra-

tegien für die Landwirtschaftsbetriebe dargestellt. Des Weiteren wird dabei auf die

Unterstützung des Staates und der Forschungseinrichtungen eingegangen. Auf-

grund der Risiken, die sich in der Landwirtschaft durch den Klimawandel ergeben,

ist es in Zukunft unumgänglich, geeignete Anpassungsstrategien zu entwickeln

und umzusetzen.

V

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis .............................. ....................................................... VII Abbildungsverzeichnis .............................. ....................................................... VIII 1 Einführung ......................................... ............................................................ 1

1.1 Ausgangslage und Problemstellung......................................................... 1 1.2 Gegenstand und Ziel der Arbeit ............................................................... 2 1.3 Aufbau der Arbeit ..................................................................................... 3 1.4 Begriffserklärungen.................................................................................. 4

2 Klimawandel und dessen Folgen...................... ........................................... 6

2.1 Veränderungen des Klimas in der Vergangenheit.................................... 6 2.2 Ursachen des Klimawandels und heutige Situation ................................. 8 2.3 Klimawandel in Deutschland .................................................................... 9

3 Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien .......... ................................. 11

3.1 Klimaszenarien und Klimamodelle ......................................................... 11 3.2 Grenzen von Klimamodellen .................................................................. 14 3.3 Regionale Klimamodelle und Klimafolgen für Deutschland.................... 15

3.3.1 Temperatur ..................................................................................... 16 3.3.2 Niederschlag................................................................................... 17 3.3.3 Extremwetterereignisse .................................................................. 19

4 Klimaschutz und Anpassung .......................... ........................................... 20

4.1 Zusammenhang Klimaschutz und Anpassung ....................................... 20 4.2 Anpassung an den Klimawandel............................................................ 21 4.3 Probleme der Anpassung....................................................................... 22

5 Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche

Landwirtschaft..................................... ........................................................ 24 5.1 Die Landwirtschaft in Deutschland......................................................... 24 5.2 Folgen in der Landwirtschaft durch den Klimawandel ............................ 26

5.2.1 Auswirkungen von Temperaturerhöhungen .................................... 28 5.2.2 Auswirkungen von veränderten Niederschlägen............................. 29 5.2.3 Auswirkungen von veränderten Extremwetterereignissen .............. 30 5.2.4 Auswirkungen von veränderten Schadorganismen (Unkräuter,

Schädlinge und Krankheiten) .......................................................... 31 5.3 Regionale Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft.................. 32

5.3.1 Unterscheidung nach Ausgangsbedingungen der Regionen .......... 32 5.3.2 Unterscheidung nach Höhenlage der Regionen ............................. 34 5.3.3 Unterscheidung der Regionen nach Nord/West/Ost/Süd................ 34

VI

6 Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft .... ............................ 37 6.1 Ausgangssituation und Zielsetzung........................................................ 37 6.2 Experteninterviews................................................................................. 38 6.3 Ergebnisse der Experteninterviews........................................................ 40

6.3.1 Auswertung der Interviews.............................................................. 40 6.3.2 Darstellung der Ergebnisse............................................................. 41

6.3.2.1 Risikoidentifizierung .................................................................... 41 6.3.2.2 Risikobewertung.......................................................................... 46 6.3.2.3 Risikobewältigung ....................................................................... 48

7 Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft ......... ................................. 49

7.1 Anpassungsmöglichkeiten der Landwirtschaftsbetriebe......................... 50 7.1.1 Anpassung des Pflanzenbaus......................................................... 53

7.1.1.1 Auswahl geeigneter Sorten und Kulturen .................................... 53 7.1.1.2 Verschiebung der Aussaattermine .............................................. 55 7.1.1.3 Optimierung des Wasserhaushalts und Bewässerung ................ 55 7.1.1.4 Bodenbearbeitung und Düngung................................................. 57 7.1.1.5 Pflanzenschutz ............................................................................ 57

7.1.2 Anpassung des Risikomanagements.............................................. 58 7.1.2.1 Versicherungen ........................................................................... 59 7.1.2.2 Finanzprodukte............................................................................ 60 7.1.2.3 Rücklagen ................................................................................... 61

7.2 Anpassungsunterstützung durch den Staat ........................................... 62 7.3 Verbesserung der Anpassung durch Wissenstransfer ........................... 64 7.4 Anpassungs- und Forschungsbedarf in der Landwirtschaft ................... 67

7.4.1 Anpassungsbedarf .......................................................................... 67 7.4.2 Forschungsbedarf ........................................................................... 68

8 Zusammenfassung und Fazit.......................... ........................................... 72 Anhang............................................. ................................................................... 75 Literatur- und Quellenverzeichnis .................. .................................................. 85 Ehrenwörtliche Erklärung........................... ....................................................... 93

VII

Abkürzungsverzeichnis

bzw. beziehungsweise

ca. circa

CH4 Methan

CLM Climate Local Model

Co2 Kohlenstoffdioxid

d.h. das heißt

EU Europäische Union

ggf. gegebenenfalls

ha Hektar

IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change

km2 Quadratkilometer

LF Landwirtschaftliche genutzte Fläche

Mio. Millionen

Mrd. Milliarden

O3 Ozon

pflanzl. pflanzlichen

PIK Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

ppm parts per million

REMO Regionalmodell

STAR Statistisches Regionalisierungsmodell

tier. tierischen

u.a. unter anderem

usw. und so weiter

vgl. vergleiche

WETTREG Wetterlagenbasierte Regionalisierungsmethode

z.B. zum Beispiel

> größer als

°C Temperatur in Grad Celsius

VIII

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Aufbau der Arbeit ....................................................................................... 4 Abb. 2: Deutschland - Modellvergleich: Jahresmitteltemperatur .......................... 16 Abb. 3: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Niederschlagsmenge im Sommer............................................................................................................................. 17 Abb. 4: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Niederschlagsmenge im Winter. 18 Abb. 5: Auswertung zur Einschätzung des Klimawandels.................................... 42 Abb. 6: Auswertung zu Extremwetterereignissen ................................................. 43 Abb. 7: Auswertung zur Zunahme von Ertragseinbußen...................................... 47 Abb. 8: Auswertung bereits umgesetzter Anpassungsmaßnahmen..................... 51 Abb. 9: Auswertung der Unterstützung durch den Staat bei der Anpassung........ 63

Einführung 1

1 Einführung

1.1 Ausgangslage und Problemstellung

Der Klimawandel ist nicht nur ein Phänomen, sondern Realität und in vollem Gan-

ge. Das zeigen Beobachtungen und Messungen der letzten Jahrzehnte und las-

sen keinen Zweifel daran, dass sich das Klima ändert. So stellen der Klimawandel

und dessen mögliche Auswirkungen eines der größten Umweltprobleme dar, vor

dem die Menschheit jemals gestanden ist. Dabei trägt neben den natürlichen Ver-

änderungen des Klimas der Mensch durch seine Eingriffe in das Klimasystem

ebenfalls einen Teil zum Klimawandel bei. Neben der Beobachtung eines kontinu-

ierlichen Anstiegs der Treibhausgaskonzentration, vor allem von CO2, zählten die

vergangenen Jahrzehnte global zu den wärmsten seit Beginn des 20. Jahrhun-

derts. Neben der Temperaturerhöhung zeigen sich bereits heute Veränderungen

in den Niederschlagsmustern sowie im Auftreten von Extremwetterereignissen.

„Hunderte Quadratkilometer Land unter Wasser – Zehntausend Tote durch Erd-

beben – Milliardenschäden durch Hurrikane und Taifune – verheerende Hangrut-

sche und Schlammströme – Busch- und Waldbrände – Schneechaos – Hitzewel-

len und Dürren. Noch ist eine Naturkatastrophe nicht aus den Medien verschwun-

den, da beherrscht schon die nächste die Nachrichten“ (Korn 2007, S. 77). Auch in

Deutschland zeichnet sich dieser globale Trend ab. Dabei projizieren regionale

Klimamodelle für Deutschland zu welchen Veränderungen es bis zum Ende des

21. Jahrhunderts kommen kann. In Deutschland zeigen sich dabei verschiedene

regionale Auswirkungen und Folgen. In Zukunft gilt es daher, verstärkt Klima-

schutz zu betreiben und damit die negativen Folgen des Klimawandels zu verrin-

gern. Auch müssen bereits heute Anpassungsstrategien an nicht mehr abwendba-

re Klimaänderungen umgesetzt werden. Durch den Klimawandel sind in Deutsch-

land die privaten Haushalte sowie die verschiedenen Wirtschaftssektoren direkt

oder indirekt betroffen. So ergibt sich künftig ein großer Handlungsbedarf.

Die Landwirtschaft als Wirtschaftssektor in Deutschland wird, durch ihre Abhän-

gigkeit von großflächiger Landnutzung, dabei am stärksten und direktesten betrof-

fen. Dabei stellt in Deutschland die Landwirtschaft die flächenmäßig bedeutendste

Landnutzungsform dar. In der Landwirtschaft ist gerade das Klima einer der

Einführung 2

wichtigsten Standortfaktoren. Denn das Klima, das Wetter und die Witterung sind

zentrale landwirtschaftliche Produktionsfaktoren und wirken direkt auf die Pflan-

zenproduktion und damit auf die Wertschöpfungskette ein. Die Landwirtschaft wird

mit einer Veränderung der Temperatur, der Niederschläge und dem veränderten

Auftreten von Extremwetterereignissen konfrontiert. Hierbei können laut Eitzinger

et al. die Auswirkungen dieser Veränderungen „aus der Sicht des Landwirtes posi-

tive, neutrale oder negative Folgen haben, abhängig von den gegebenen klimati-

schen Standortbedingungen und den verfügbaren natürlichen Ressourcen wie

Bodenbedingungen und langlebige Wasserreserven“ (2009, 1 f.). Durch den Kli-

mawandel kann es in Deutschland – regional gesehen – zukünftig Ertragserhö-

hungen sowie Ertragsverluste geben. Daher ist es für die Landwirtschaft essen-

ziell, sich mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen. Hier gilt es, für die

jeweiligen landwirtschaftlichen Standorte mögliche Risiken und Chancen zu identi-

fizieren und zu bewerten. Dabei ist es unumgänglich, geeignete Anpassungsstra-

tegien zu entwickeln, um Risiken zu reduzieren bzw. zu vermeiden und Chancen

zu ergreifen, denn Vorsorge ist besser als Nachsorge. In Zukunft müssen Chan-

cen genutzt und neue Wege zur Anpassung gefunden werden. Dabei kann das

Know-how der Landwirte, des Staates, der Forschungseinrichtungen, aber auch

das Know-how von Dienstleistern wie z.B. Versicherungen Hilfe leisten. Für die

Landwirtschaft besteht in Zukunft die Herausforderung, sich mit geeigneten Stra-

tegien an den Klimawandel und dessen Auswirkungen anzupassen (Heissenhu-

ber/Zehetmeier 2008, S. 8).

1.2 Gegenstand und Ziel der Arbeit

Der Klimawandel umfasst ein komplexes Themenfeld zu dem bereits zahlreiche

wissenschaftliche Arbeiten, Bücher und Analysen vorliegen. In diesen werden an-

schaulich die Klimageschichte sowie die Ursachen für den heutigen Klimawandel

beschrieben. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich daher auf die Relevanz der

Thematik für die Landwirtschaft in Deutschland. Dabei stehen zum einen die Aus-

wirkungen und Folgen des Klimawandels in der Landwirtschaft und zum anderen

die möglichen Handlungsoptionen der Landwirtschaft zur Anpassung an die Risi-

ken aus dem Klimawandel im Fokus. Daraus stellen sich die folgenden Leitfragen:

Einführung 3

o Wie wird die deutsche Landwirtschaft durch den Klimawandel betroffen?

o Welche Risiken ergeben sich für die deutsche Landwirtschaft aus dem Klima-

wandel?

o Welche Handlungsoptionen stehen der Landwirtschaft zur Anpassung an die

Risiken zur Verfügung?

o Welche Meinung haben Experten zu dem Thema Klimawandel, Landwirtschaft

und Anpassung?

Ziel der Arbeit ist es, die relevanten Risiken, die sich für die Landwirtschaft durch

den Klimawandel ergeben, zu identifizieren. Des Weiteren sollen Anpassungsstra-

tegien aufgezeigt werden, durch die der Unternehmenserfolg von Landwirtschafts-

betrieben verbessert werden kann. Durch den Klimawandel können sich ebenfalls

Chancen für die Landwirtschaft ergeben, die es zu nutzen gilt. Jedoch liegt, zur

thematischen Eingrenzung des Themas, der Fokus dieser Arbeit auf den durch

den Klimawandel verursachten Risiken und den möglichen Anpassungsstrategien.

1.3 Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit besteht aus acht Kapiteln und gliedert sich, wie in der Ab-

bildung 1 dargestellt, in drei Teile:

Teil I gibt einen kurzen Überblick über den Hintergrund des Klimawandels sowie

dessen Ursachen und Folgen, um so ein Grundverständnis für die Arbeit aufzu-

bauen. Es erfolgt die Hinführung der Thematik zum Landwirtschaftssektor. Weiter-

führend werden zukünftige Projektionen des Klimawandels durch Klimaszenarien

global sowie regional für Deutschland dargestellt. Abschließend werden die Not-

wendigkeit und der Zusammenhang von Klimaschutz und Anpassung für das wei-

tere Vorgehen deutlich gemacht.

In Teil II wird konkret auf den Landwirtschaftssektor eingegangen. Dabei wird auf-

gezeigt, wie der Klimawandel die Landwirtschaft in Deutschland beeinflusst und zu

welchen Veränderungen es kommen kann. Besonders sollen bestehende und zu-

künftige Risiken aus dem Klimawandel für den Landwirtschaftssektor identifiziert

werden. Um einen Praxisbezug zu erhalten und Experteneinschätzungen hinzuzu-

ziehen, wurden Experteninterviews geführt. Hierfür wurden in ganz Deutschland

ausgewählte Institute des Landwirtschaftssektors befragt.

Einführung 4

In Teil III wird auf die Ergebnisse der in Teil II

identifizierten Risiken und der Ergebnisse aus

den Experteninterviews eingegangen.

Den Landwirtschaftsbetrieben sollen Strategien

aufgezeigt werden, wie sie sich heute und in Zu-

kunft, insbesondere bis zum Ende des 21. Jahr-

hunderts, an den stattfindenden Klimawandel

anpassen können.

Abb. 1: Aufbau der Arbeit (Quelle: Eigene Darstellu ng)

1.4 Begriffserklärungen

Aufgrund unterschiedlicher Interpretationen und Auslegungen der folgenden Beg-

riffe soll hier ein einheitlicher Konsens für die darauf aufbauenden Kapitel erfolgen.

Dabei ist es für das weitere Vorgehen wichtig, eine Unterscheidung zwischen Wet-

ter, Witterung, Klima und Extremwetterereignissen zu treffen. Des Weiteren wird

eine Begriffserklärung zu Klimawandel, Klimaänderung, Anpassung, Landwirt-

schaft und Risiko vorgenommen.

Wetter, Witterung und Klima

„Als Wetter bezeichnet man den aktuellen Zustand der Atmosphäre, also bei-

spielsweise den Zustand am 24. Dezember 2003 um 12.00 Uhr. Der Begriff Klima

beschreibt das gemittelte Wetter über einen bestimmten Zeitraum, wobei dieser im

Vergleich zum theoretischen Limit der Wettervorhersage sehr viel länger sein

muss“ so Latif (2007 b, S. 41). Präziser wird dies von Burdick erklärt: „Das Klima

ist Ausdruck der Mittelwerte und Häufigkeiten aus langjährigen Beobachtungsrei-

hen der meteorologischen Elemente. Anders gesagt: Was sich im Bereich von

Stunden oder innerhalb weniger Tage draußen vor dem Fenster abspielt, bezeich-

net man als Wetter. Beobachtet man eine Wetterlage über mehrere Tage und Wo-

chen hinweg, so spricht man von Witterung. Als Klima sollte (…) erst bezeichnet

Einführung 5

werden, was über wenigstens 30 Jahre beobachtet und gemessen wurde“ (1994,

S. 196).

Extremwetterereignisse

Als Extremwetterereignisse werden von Binder und Steinreiber Ereignisse einge-

stuft „wenn sie im Vergleich zu ihrer normalen Ausprägung am Untersuchungsort

selten auftreten. Je stärker die Werte des betrachteten Ereignisses vom ortspezifi-

schen Mittelwert abweichen, desto weniger wahrscheinlich, sprich seltener ist es“

(Hrsg., 2005, S. 11). Extremwetterereignisse können z.B. Starkniederschläge,

Hochwasser, Muren, Lawinen, Hagel, Stürme oder Trockenheit sein (Bin-

der/Steinreiber 2005, S. 13).

Klimawandel

„Der Begriff des Klimawandels ist gemäß der Vieldimensionalität des Klimas über-

aus komplex und ergibt sich letztlich aus der Sichtweise“ laut Heilig (2009, S. 47).

Hier wird unter Klimawandel „die Summe verschiedener Zeitskalen verstanden. Er

kann regional unterschiedliche Änderungen sowohl in den Mittelwerten als auch in

den Variabilitäten (Temperatur und Niederschlag) oder den Häufigkeiten von Ex-

tremereignissen beinhalten, (…). Hierzu gehört auch eine Veränderung der che-

mischen Zusammensetzung der Atmosphäre, wie die Konzentrationserhöhung der

klimawirksamen Gase CO2, CH4 und O3“, so Glauninger und Kresebaum (2009, S.

136).

Klimaänderung

Nach dem IPCC bezieht sich Klimaänderung „auf jegliche Klimaänderung im Ver-

lauf der Zeit, sei es aufgrund natürlicher Schwankungen oder als Folge menschli-

cher Aktivitäten“ (Hrsg., 2007, S. 2).

Anpassung

Bei der Anpassung handelt es sich um ein noch junges Forschungsfeld. Dies zeigt

sich in der Begriffsbestimmung und Definition zur Anpassung. Es gibt zahlreiche

Definitionen und inhaltliche Beschreibungen unterschiedlichster Schwerpunktset-

zung und Akzentuierung (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S.16). Für das weitere

Vorgehen in der Arbeit wird die Begriffsbestimmung des EU-Grünbuch der Euro-

Klimawandel und dessen Folgen 6

päischen Kommission als sinnvoll erachtet. Nach der EU-Kommission dienen An-

passungen „der Bewältigung der Folgen eines sich wandelnden Klimas (z.B. ver-

stärkte Niederschläge, höhere Temperaturen, Wasserknappheit oder häufiger auf-

tretende Stürme) bzw. der Vorwegnahme künftiger solcher Veränderungen“. Des

Weiteren zielt die Anpassung „darauf ab, die Risiken und Schäden gegenwärtiger

und künftiger negativer Auswirkungen kostenwirksam zu verringern oder poten-

zielle Vorteile zu nutzen“ (2007, S. 4).

Landwirtschaft

Der Brockhaus definiert Landwirtschaft als die „Nutzung der Bodenkräfte zur Er-

zeugung pflanzl. und tier. Rohstoffe: Ackerbau, Wiesen- und Weidewirtschaft,

Viehzucht, Garten- und Weinbau; auch Jagd und Fischerei. Die Hauptzweige Bo-

dennutzung und Viehhaltung ergänzen und fördern sich. Ziel ist Umwandlung,

Züchtung und Veredelung der pflanzl. und tier. Produkte“ (Hrsg., 1996, S. 518).

Risiko

Nach Christians umfasst ein Risiko „alle Schadensgefahren, durch die eine unmit-

telbare Vermögensminderung eintritt z.B. Naturkatastrophen“ (2006, S. 203).

2 Klimawandel und dessen Folgen

Das Kapitel gibt einen Überblick über das Klima und den Klimawandel. Dabei wird

auf die Veränderungen des Klimas in der Vergangenheit sowie die heutige Situati-

on eingegangen. Dadurch soll ein Grundverständnis für den Klimawandel und die

daraus folgenden Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft in Deutschland

geschaffen werden.

2.1 Veränderungen des Klimas in der Vergangenheit

Das Klima hat sich im Laufe von Jahrtausenden und Jahrmillionen durch große

Schwankungen und Änderungen immer wieder grundlegend verändert. So zeigt

die Geschichte, dass das Klima keinen lang andauernden stabilen Zustand auf-

weist (Burdick 1994, S. 196). Während der letzten zwei Mrd. Jahre kam es zu

Klimawandel und dessen Folgen 7

einem mehrfachen Wechsel zwischen Warmklimaepochen und Eiszeitaltern1 auf

der Erde (Lang 1999, S. 22). Fundamental bestimmende Kräfte des Klimasystems

der Erde sind dabei zum einen die Sonne als Energielieferant und zum anderen

die Lage der Erde als Energieempfänger. Ebenfalls ist der Treibhauseffekt für das

Klimasystem ein wichtiger Faktor. Durch diesen kommt es zu einer Erwärmung

der unteren Luftschichten der Erdatmosphäre, indem die direkte Energieabstrah-

lung der Erdoberfläche verhindert wird (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S.

9). Der natürliche Treibhauseffekt ermöglicht eine globale Mitteltemperatur von

etwa + 15 °C (Jacobeit 2007, S. 10).

Der Wandel des Klimas wird neben den Veränderungen im Sonnensystem auch

durch die langfristigen tektonischen2 Verschiebungen der Erdkruste angetrieben.

Im Laufe der Zeit verschieben sich beispielsweise Wasser- und Landmassen,

Landmassen heben und senken sich, Gebirge entstehen und die Vegetation ver-

teilt sich um – wodurch es neue Bilanzen im Gasaustausch und in der Verduns-

tung gibt. Die Eismengen der Erde können sich verkleinern und vergrößern und

verändern dabei die Reflexion der Sonnenstrahlung, wodurch eine Veränderung

der Atmosphäre und Biosphäre bewirkt wird. Die Meeresströme erhalten neuen

Antrieb durch die Bildung und das Schmelzen von Eis in den Ozeanen. Dabei sind

wiederum die Verdunstung über den Meeren und auf dem Land sowie die Lage

der Gebirge für die Wolkenbildung und damit für die Niederschläge verantwortlich

(Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 7 f.). Nach heutigem Verständnis ergibt sich

das Klima aus einem Wechselspiel der gesamten belebten und unbelebten Natur.

Dies geschieht durch eine Interaktion der Sphären, also zwischen Atmosphäre mit

Hydrosphäre (Wasser), Lithosphäre (Gestein), Pedosphäre (Boden), Kryosphäre

(Eis und Schnee) und der Biosphäre (Pflanzen und Tiere) (Eitzin-

ger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 10). Zu den beschriebenen Ursachen und Wir-

kungen kommen weitere Einflüsse, wie beispielsweise die Einflüsse der Menschen

(Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 8), deren Sphäre auch als „Anthroposphäre“

bezeichnet wird. Die Interaktionen und vielfältigen Wechselwirkungen dieser

Sphären machen das globale und lokale Klima aus (Eitzinger/Kersebaum/For-

mayer 2009, S. 10), vgl. zu diesem Zusammenspiel Anlage 1 im Anhang S. 75.

1 Wird definiert als Periode in der eine ganzjährige Eisbildung auf der Erdoberfläche möglich ist. Eine Eiszeit kann dabei als eine besonders kalte Periode während des Eiszeitalters eintreten (Lang 1999, S. 22). 2 Tektonisch definiert Brockhaus als „den Bau der Erdkruste“ (Hrsg., 1996, S. 899).

Klimawandel und dessen Folgen 8

Dabei muss berücksichtigt werden, dass in der Vergangenheit die Änderungen

des Klimas durch natürliche Faktoren angetrieben wurden und nicht anthropoge-

ner3 Natur waren (Burdick 1994, S. 196).

2.2 Ursachen des Klimawandels und heutige Situation

Während vor 25 Jahren die Frage, ob überhaupt ein Klimawandel stattfindet, um-

stritten war, steht heute fest, dass sich das Klima ändert. Ebenfalls ist mittlerweile

unbestritten, dass der Mensch seit Mitte des 20. Jahrhunderts einen beträchtlichen

Beitrag zur Erhöhung der mittleren globalen Temperatur leistet. Dies zeigt auch

der veröffentlichte IPCC4-Bericht (2007) (Umweltbundesamt 2008 b, S. 1; Deut-

sche Bank Research, 2007 b, online, S. 3). Der Mensch greift zunehmend durch

seine Aktivitäten in die Prozesse und Wechselwirkungen des Klimas ein (Heilig

2009, S. 46). Bereits seit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert beeinflusst der

Mensch die Zusammensetzung der Atmosphäre (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4).

Die ersten Eingriffe des Menschen in die Umwelt stellten die Rodungen der Wäl-

der für die zunehmende ackerbauliche Nutzung der gewonnenen Flächen dar. Die

anthropogenen Einflüsse nahmen durch die Industrialisierung erheblich zu. Seit

dem 19. Jahrhundert werden in großem Umfang fossile Rohstoffe verbrannt oder

weiterverarbeitet (Burdick 1994, S. 36). Die Freisetzung von klimawirksamen

Treibhausgasen ist durch die Aktivitäten des Menschen drastisch angestiegen.

Dabei liegen die Hauptursachen des durch menschliche Einflüsse beschleunigten

Klimawandels (Burdick 1994, S. 37) in dem Verbrauch von fossilen Brennstoffen,

der Abholzung von Wäldern sowie der Änderungen der Landnutzung wie z.B.

durch Flächenversiegelung (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4). Treibhausgase5 sind

z.B. Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid, Methan, Lachgas und Ozon (Eitzin-

ger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 10). Der Anstieg von Emissionen aus solchen

Gasen führt zu einer Verstärkung des Treibhauseffektes und damit zu einer Erhö-

hung der Temperatur der Erdoberfläche und der unteren Atmosphäre (Lang 1999,

S. 16). Dadurch hat sich in den vergangenen 100 Jahren das Klima deutlich er-

wärmt (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4). So kommt es zu einer Veränderung des

Klimas durch natürliche und menschliche Einflüsse, wobei seit Beginn der Indust- 3 Anthropogen bedeutet „durch den Mensch verursacht“ gemäß dem Umweltbundesamt (Hrsg., 2009, S. 4). 4 Der IPCC ist ein zwischenstaatlicher Ausschuss für die Klimaänderungen. Dessen Hauptaufgaben bestehen darin Risiken des Klimawandels zu beurteilen und Vermeidungsstrategien zu entwickeln (Schaller/Weigl 2007, S. 16). 5 Treibhausgase sind Gasmoleküle der Atmosphäre die drei oder mehr Atome besitzen. Dabei haben diese die Eigenschaft langwellige Wärmestrahlung die von der Erde abgestrahlt wird zu absorbieren und in Wärme umzuwandeln. Kurzwelliges Sonnenlicht wird dabei fast vollständig durchgelassen (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 9).

Klimawandel und dessen Folgen 9

rialisierung ein großer Anteil auf die anthropogenen Treibhausgasemissionen zu-

rückzuführen ist (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2004, S. 20).

Beobachtungen zeigen, dass zwischen 1906 und 2005 die globale bodennahe

Mitteltemperatur um 0,74 °C angestiegen ist. Diese Veränderung zeigt sich auf

allen Kontinenten der Erde (vgl. auch Anlage 2 im Anhang auf S. 76). Dadurch

nahmen im Mittel die Gebirgsgletscher sowie die Schneebedeckung auf der Nord-

und Südhalbkugel ab. Im 20. Jahrhundert stieg der Meeresspiegel im globalen

Mittel um 17 Zentimeter an (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4). Als weitere Folge

der Temperaturerhöhung kommt es zu einem höheren Wasserdampfgehalt der

Atmosphäre. Dies kann zu einer Veränderung der Niederschlagsmuster und damit

auch zu häufigeren Extremwetterereignissen führen (Korn 2007, S. 94).

2.3 Klimawandel in Deutschland

Auch in Deutschland macht sich der Klimawandel bemerkbar und hat gravierende

Folgen für Mensch und Umwelt (Umweltbundesamt 2008 a, S. 5). Deutschland

folgt dabei dem globalen Trend des Klimawandels. Jedoch kommt es zu regional

unterschiedlichen Ausprägungen. Seit etwa 1900 ist die jährliche Durchschnitts-

temperatur in Deutschland um 0,9 °C angestiegen (We igel 2008, S. 103). Im Süd-

westen gab es seit 1950 sogar einen Anstieg der durchschnittlichen Temperatur

um 1,5 °C (Link 2007, S. 129). Laut des Umweltbunde samtes waren die letzten

zehn Jahre die Wärmsten des 20. Jahrhunderts (Hrsg., 2008 a, S. 5). Besonders

ausgeprägt war dieser Anstieg im Sommer (Weigel 2008, S. 103). Neben Tempe-

raturveränderungen zeigt sich der Klimawandel auch in der Veränderung des Nie-

derschlags (Umweltbundesamt 2008 a, S. 5). Dabei hat seit etwa 1900 die jährli-

che Durchschnittsniederschlagsmenge leicht zugenommen. Wobei sich in den

Sommermonaten deutschlandweit eine Abnahme der Niederschläge zeigt. Dies ist

jedoch regional differenziert zu betrachten, denn beispielsweise haben die Som-

merniederschläge im Nordosten und Südwesten Deutschlands abgenommen (bis

- 14%), im Nordwesten und in Bayern jedoch leicht zugenommen (bis + 5,5%).

Dagegen haben die Winterniederschläge in Deutschland mit ca. + 20% im Mittel

deutlich zugenommen (Weigel 2008, S. 103).

Klimawandel und dessen Folgen 10

Gleichzeitig zeigen sich in besonderem Ausmaß Extremwetterereignisse (Umwelt-

bundesamt 2008 a, S. 5). Seit den letzten Jahren häufen sich die Berichte über

extreme Wetterereignisse, wie z.B. Dürren, Waldbrände, Stürme, Überschwem-

mungen und sintflutartige Niederschläge. „Von zehn in Europa gemessenen größ-

ten Hochwasserereignissen fallen neun auf die letzten zehn Jahre“ laut Latif (2007

b, S. 7). Dieser Trend zeigt sich in Deutschland ebenfalls darin, dass seit den

50er-Jahren die Schäden aus Naturkatastrophen kontinuierlich ansteigen (Korn

2007, S. 80). Durch den voranschreitenden Klimawandel ist eine deutliche Zu-

nahme der Anzahl und Heftigkeit von Extremwetterereignissen zu verzeichnen

(Korn 2007, S. 82). Analysen der Münchener Rückversicherung bestätigen dies -

hier haben die Zahlen der Naturkatastrophen sowie die der versicherten Scha-

denssummen in den letzten Jahren stark zugenommen. Allein in den vergangenen

zwei Jahrzehnten ergaben sich in Deutschland aufgrund von Extremwetterereig-

nissen volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von mehr als 18,5 Milliarden Euro. Es

ist davon auszugehen, dass in Zukunft wetter- und klimabedingte Schadenskosten

weiter stark ansteigen dürften (Umweltbundesamt 2008 b, S. 1).

Dabei sind zahlreiche Wirtschaftssektoren in Deutschland durch den Klimawandel

betroffen und spüren dessen Auswirkungen innerhalb ihres Tätigkeitsfeldes. Be-

sonders abhängig von den Klimabedingungen sind die Land- und Forstwirtschaft,

die Fischerei, das Gesundheitswesen, die Finanzdienstleistungen, der Versiche-

rungssektor sowie der Bade- und Wintersporttourismus. Beispielsweise Wasser-

knappheit, höhere Temperaturen, häufigere und heftigere Stürme, Starknieder-

schläge sowie Trockenheit treffen die Wirtschaftssektoren direkt oder auch indirekt

(Europäische Kommission 2007, S. 7). Die Auswirkungen des Klimawandels sind

besonders für den Landwirtschaftsektor nicht zu übersehen. „Unwetter verhageln

den Bauern jetzt schon überall auf der Welt die Ernten, anderswo sorgen extreme

Dürren für Ernteausfälle“ so Latif (2007 b, S. 109). In Deutschland hat z.B. die

Sommertrockenheit in 2003 und die Julihitze in 2006 durch regionale Ernteausfälle

(bis zu 50%) und Futtermittelknappheit gezeigt, dass auch in der Landwirtschaft

neue Strategien entwickelt werden müssen, um sich an die Veränderungen des

Klimas anzupassen (Link 2007, S. 128).

Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 11

Die Landwirtschaft wird dabei mit steigenden Kosten konfrontiert, die zum einen

aus den notwendigen Anpassungen und zum anderen aus der zukünftig geringe-

ren Planungssicherheit entstehen. Zwar wird es auch Regionen geben, die höhere

Ernteerträge durch den Klimawandel erwirtschaften können, jedoch dürften unter

dem Strich die negativen Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland für die

Landwirtschaft überwiegen (Deutsche Bank Research, 2007 a, online, S. 16).

3 Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien

Wie in Kapitel 2 beschrieben, zeigen klimatische Trends bereits heute, dass es zu

einer Veränderung des Klimas kommt. Dabei stellen sich die Fragen, wie sich das

Klima in Zukunft verändert und welche Folgen für Deutschland daraus entstehen.

In diesem Kapitel wird eine kurze allgemeine Erklärung zu den Klimaszenarien

und -modellen gegeben, um damit die Grundlage für das Verständnis von regiona-

len Klimaszenarien und Klimafolgen für Deutschland zu schaffen. Dieses wird be-

nötigt, um die Auswirkungen und Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft

in Deutschland abschätzen zu können.

3.1 Klimaszenarien und Klimamodelle

Klimaszenarien sind keine Prognosen, sondern stellen Projektionen verschiedener

möglicher zukünftiger Veränderungen der Klimaparameter dar (Stock/Walkenhorst

2009, S. 2). Eine präzise Prognose oder Vorhersage einer künftigen Klimaentwick-

lung ist grundsätzlich nicht möglich. Dies liegt zum einen an dem nichtlinearen

Charakter des Klimas und zum anderen an der Unvollständigkeit der Bekanntheit

aller Randbedingungen der zukünftigen Entwicklung, wie z.B. über den Anstieg

der Treibhausgaskonzentration. Daher wird bei einer Abschätzung der zukünftigen

Entwicklung des Klimas von Szenarien gesprochen. Ein Szenarium ist nach PIK

„die Wiedergabe zeitlicher und/oder räumlicher charakteristischer Zustände eines

Systems auf der Basis definierter Ausgangsbedingungen sowie mehrerer dieses

System beschreibender Parameter“ (2005, online, S. 21 f.). Somit stellt ein Szena-

rium eine mögliche Entwicklung des Klimas dar, unter der Annahme bestimmter

beeinflussender Faktoren wie z.B. der zukünftigen Zunahme von Kohlenstoffdioxid

(PIK, 2005, online, S. 22).

Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 12

Um Klimaszenarien erstellen zu können, werden Klimamodelle benötigt. Durch

Klimamodelle wird versucht, mittels physikalischer Gesetze das Klimasystem der

Erde zu beschreiben. Hierbei müssen die Vorgänge und Wechselwirkungen der

verschiedenen Klimakomponenten wie der Ozeane, der Atmosphäre, den Schnee-

und Eisdecken wie auch des Bodens berechnet werden (Eitzin-

ger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 24). Dabei sollen die räumliche Verteilung und

der zeitliche Verlauf von Temperatur, Niederschlag und anderen meteorologischen

Größen möglichst wirklichkeitsgetreu wiedergeben werden. Bei einem globalen

Klimamodell wird die ganze Erde als ein abgeschlossenes System abgebildet (Eit-

zinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 25). Zur Darstellung wird ein dreidimensio-

nales Gitternetz über den Globus gelegt, an dessen Schnittpunkte meteorologi-

sche Größen wie z.B. Temperatur, Feuchte und Wind für jeden simulierten Zeit-

schritt berechnet werden. Die Auflösung des Modells ist umso feiner, je enger das

Netz ist (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 24). Derzeit liegen die Gitterbo-

xen des Netzes bei 100 mal 100 Kilometern mal 100 Metern (Biebler/Maham-

madzadeh 2009, S. 10). Globale Klimamodelle müssen auch die zeitliche Entwick-

lung der globalen Mitteltemperatur des letzten Jahrhunderts reproduzieren kön-

nen. Dazu wurde im letzten IPCC-Bericht (2007) ein Experiment durchgeführt (Eit-

zinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 25). Durch das Ergebnis wurde gezeigt,

dass die globalen Klimamodelle alle relevanten Prozesse beinhalten, da sie die

zeitliche Entwicklung der Temperatur im 20. Jahrhundert gut reproduzieren konn-

ten. Ebenfalls wurde deutlich, dass die Erwärmung, besonders in der zweiten Hälf-

te des 20. Jahrhunderts, nur mit einem Anstieg der Treibhausgase erklärt werden

konnte (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 27), vgl. hierzu auch Anlage 2

auf S. 76 im Anhang.

Realistische Klimamodelle sind jedoch nur eine Komponente um Klimaszenarien

erstellen zu können. Als zweite Komponente werden Annahmen über die Verän-

derung in der Zukunft benötigt, also darüber, wie sich die treibenden Kräfte

innerhalb der Klimamodelle entwickeln. An dieser Stelle kommt der Faktor Mensch

ins Spiel, da dieser durch seine Aktivitäten z.B. die Konzentration der Treibhaus-

gase in der Atmosphäre und die Landnutzung verändert (Eitzinger/Kersebaum/

Formayer 2009, S. 27). Natürlich kann niemand voraussagen, wie sich die Treib-

hausgasemissionen in den kommenden Jahren tatsächlich entwickeln werden.

Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 13

Dies ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, wie z.B. der Entwicklung der

Weltwirtschaft, dem technischen Fortschritt oder auch der Bevölkerungsentwick-

lung. Gerade aufgrund dieser Unsicherheiten über die zukünftige Entwicklung der

Menschheit und ihrer Aktivitäten, hat der IPCC eine ganze Reihe von möglichen

zukünftigen Entwicklungen als Emissionsszenarien6 entwickelt, aus denen unter-

schiedliche Konzentrationen an Treibhausgasen resultieren (Biebler/Mahammad-

zadeh 2009, S. 8). Die am häufigsten für Klimaszenarien verwendeten Emissions-

szenarien sind das Szenario B1, A1B und A2, wobei das Szenario A1B als „realis-

tischstes“ Szenario interpretiert wird. In diesem Szenario steigen bis zur Mitte des

21. Jahrhunderts die globalen Emissionen stark an. In der zweiten Hälfte des

Jahrhunderts kommt es zu einer Reduktion der globalen Emissionen, was in erster

Linie auf die technische Entwicklung zurückzuführen ist. So liegt am Ende des

Jahrhunderts die CO2-Konzentration bei etwa 700 ppm. Bis 2050 ergibt sich unter

Verwendung des A1B Emissionsszenarios eine mittlere globale Erwärmung von

etwa 1,8 °C (Siegmund 2008, S. 7), am Ende des 21. Jahrhunderts von rund

2,8 °C (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 29). Im Vergleich dazu steht das

B1-Szenario für eine optimistischere Entwicklung und einen Temperaturanstieg bis

zum Ende des 21. Jahrhunderts von etwa 1,8 °C. Das A2-Szenario steht für eine

pessimistischere „Weitermachen-wie-Bisher“ Entwicklung mit einem Temperatur-

anstieg von rund 3,6 °C (Paeth 2007, S. 50).

Durch die Änderung der Temperatur werden auch andere Klimavariablen wie bei-

spielsweise der Niederschlag verändert (Paeth 2007, S. 50). Dabei sind Aussagen

zur Niederschlagsentwicklung im 21. Jahrhundert wesentlich unsicherer als die zur

Temperatur. Dies liegt u.a. daran, dass verschiedene Prozesse für die Nieder-

schlagsentstehung in Frage kommen, wie beispielsweise kleinräumige Wärmege-

witter oder großräumige frontale Niederschläge. Der Großteil der relevanten Pro-

zesse für die Niederschlagsentstehung liegt unter der räumlichen Auflösung der

globalen Klimamodelle. Daher werden in globalen Klimamodellen die Niederschlä-

ge aus Größen geschätzt, die das Klimamodell berechnet. Da es in den verschie-

denen globalen Klimamodellen Unterschiede gibt, zeigen sich deutlich größere

Abweichungen bei den Resultaten (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 30).

Während die Temperatur durch die Klimaänderung überall das gleiche Vorzeichen

6 Auf die Emissionsszenarien soll hier nicht näher eingegangen werden, diese sind im IPCC Bericht 2007 näher erläutert (vgl. hierzu u.a. IPCC 2007, S. 18).

Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 14

besitzt, ergibt sich für die Niederschlagsmenge und -muster ein stark differenzier-

tes Bild. Im Gesamten zeigen die globalen Klimamodelle jedoch tendenziell eine

Zunahme der sommerlichen und winterlichen Niederschläge in den höheren Brei-

ten beider Erdhalbkugeln sowie der inneren Tropen. Die subtropischen Bereiche

sind demgegenüber durch trockenere Klimabedingungen gekennzeichnet (Paeth

2007, S. 51). Für Mitteleuropa hingegen dürfte im Winter mit einer Niederschlags-

zunahme und im Sommer mit einer Abnahme gerechnet werden. Jedoch ist auch

dies regional differenziert zu betrachten, so dass für das weitere Vorgehen regio-

nale Klimamodelle nötig sind (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 30).

3.2 Grenzen von Klimamodellen

Bei der Verwendung von Klimamodellen muss beachtet werden, dass viele Pro-

zesse des realen Klimasystems nur durch Parametrisierungen erfasst werden

können, die Unsicherheiten unterliegen. Dies liegt zum einen an unserem unvoll-

kommenen Verständnis des irdischen Klimasystems und zum anderen an den be-

grenzten Computerressourcen, die für die Modellberechnungen zur Verfügung

stehen (Paeth 2007, S. 55). Ebenfalls bestehen zahlreiche Unsicherheiten bei den

vorliegenden Emissionsszenarien hinsichtlich der demographischen, ökonomi-

schen und technologischen Entwicklung der Gesellschaft (Paeth 2007, S. 53). Je-

doch ist es trotz der Unsicherheiten möglich, Tendenzen der Klimaentwicklung

abzuschätzen. Tendieren dabei mehrere Klimamodelle innerhalb ihrer Resultate in

dieselbe Richtung, steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich an, dass diese auch ein-

treten können. Dies zeigt sich besonders bei der Entwicklung der Temperatur, hier

weisen alle Modelle eine Tendenz in die gleiche Richtung auf. Bei den Entwick-

lungen des Niederschlags bestehen noch Unterschiede, jedoch haben sich die

Unsicherheitsbereiche von Modellgeneration zu Modellgeneration bereits deutlich

verringert (Gerstengarbe/Werner 2007, S. 59). Erfolgt ein bewusster Umgang mit

den bestehenden Unsicherheiten bei der Abschätzung der Klimafolgen, erlauben

uns Klimaszenarien einen Blick in eine mögliche klimatische Zukunft und zeigen

notwendigen Anpassungsbedarf auf (Gerstengarbe/Werner 2007, S. 59). Im Fol-

genden werden daher die regionalen Klimamodelle in vorliegender Form ange-

nommen, da derzeit nur mit ihrer Hilfe eine Trendabschätzung für die Zukunft er-

folgen kann.

Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 15

3.3 Regionale Klimamodelle und Klimafolgen für Deutschland

Wie bereits in Kapitel 3.1 beschrieben, ist die räumliche Auflösung der globalen

Klimamodelle zu grob, daher sind Regionalisierungsverfahren notwendig, um regi-

onal differenzierte Aussagen für Deutschland treffen zu können. Bei diesen Regi-

onalisierungsverfahren werden sowohl statistische als auch dynamische regionale

Klimamodelle sowie Informationen aus den Berechnungen der Globalmodelle ein-

gesetzt. Die Unterscheidung liegt darin, dass dynamische Regionalmodelle eine

Regionalisierung der globalen Klimaprojektionen vornehmen, indem sie die regio-

nalen Klimamodelle in die Gitterpunkte von Globalmodellen einbetten. Dadurch

entstehen feinere räumliche Gitterboxen mit derzeit bis zu etwa 10 mal 10 Kilome-

ter räumlicher Auflösung (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 10). Hingegen

projizieren die statistischen Regionalmodelle zusätzlich meteorologische Zeitrei-

hen von ausgewählten Klimastationen in Deutschland mit statistischen Verfahren

in die Zukunft (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 14). In Deutschland werden

derzeit vier regionale Klimamodelle eingesetzt. Dazu zählen die beiden dynami-

schen Klimamodelle REMO und CLM sowie die beiden statistischen Klimamodelle

STAR und WETTREG. Der Ausgangspunkt für ein regionales Klimamodell ist in

jedem Fall ein globales Klimamodell, welches die Randdaten des Modells liefert,

sowie die Betrachtung der unterschiedlichen Emissionsszenarien des IPCC

(Stock/Walkenhorst 2009, S. 10). Im Weiteren sollen für Deutschland die Ergeb-

nisse aus den Projektionen der regionalen Klimamodelle aufgezeigt werden. Dabei

wird auf das IPCC Emissionsszenario A1B, wie unter Kapitel 3.1 beschrieben, zu-

rückgegriffen, da es als das realistischste Szenario betrachtet wird. Hier wurden

mittels des Deutschen Wetterdienstes und der Aufstellung der Bundesregierung

die vier (REMO, CLM, WETTREG und STAR) bisher für Deutschland vorliegenden

Klimamodelle gegenübergestellt. Dabei handelt es sich um drei Abbildungen: für

die Jahresmitteltemperatur (Abb. 2), die mittlere Niederschlagsmenge im Sommer

(Abb. 3) und die mittlere Niederschlagsmenge im Winter (Abb. 4). Die Projektionen

gelten für die Perioden 2021 - 2050 (siehe obere Reihe in den Abbildungen) und

2071 - 2100 (siehe untere Reihe in den Abbildungen) im Vergleich zum modell-

spezifischen Kontrollzeitraum 1961 - 1990.

Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 16

3.3.1 Temperatur

Abb. 2: Deutschland - Modellvergleich: Jahresmittel temperatur (Quelle: Die Bundesregie-rung, 2008, online, S. 11) Die vier vorliegenden regionalen Klimamodelle für Deutschland projizieren einen

deutlichen Trend bei der Veränderung der Jahresmitteltemperatur für das 21.

Jahrhundert (siehe Abbildung 2). Wie sich zeigt, wird die Jahresmitteltemperatur in

Deutschland bis zum Ende des 21. Jahrhunderts im Vergleich zur Referenzperio-

de von 1961 - 1990 deutlich zunehmen. Die Klimamodelle REMO und CLM wei-

sen für den Zeitraum 2021 - 2050 eine Erwärmung um ca. 1 °C und für den Zeit-

raum 2071 - 2100 um bis zu 3,5 °C aus. Einen etwas geringeren Temperaturan-

stieg projizieren die Modelle WETTREG und STAR. Für den Zeitraum 2021 - 2050

ergibt sich eine Erwärmung um etwa 0,5 °C bei WETTR EG und ca. 2 °C bei

STAR. In dem Zeitraum 2071 - 2100 ergibt sich bei WETTREG eine Erwärmung

um etwa 2 °C, bei STAR kann keine Aussage getroffen werden (Die Bundesregie-

rung, 2008, online, S. 10 f.). Die Spannweite liegt bis 2050 zwischen den Modellen

bei ca. 0,5 °C bis 1 °C und bis 2100 bei ca. 1,5 °C . Wird die räumliche Verteilung

der Erwärmung betrachtet, so stimmen die dynamischen und die statistischen Kli-

mamodelle hinsichtlich der Struktur weitestgehend überein. Es kommt zu einer

verstärkten Erwärmung nach Süddeutschland hin (Die Bundesregierung, 2008,

online, S. 10). So können im Sommer die Temperaturen in den südlichen und öst-

lichen Teilen stärker ansteigen als in den nördlichen und westlichen Teilen

Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 17

Deutschlands (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 14). Ebenfalls zeigen alle Mo-

delle, dass besonders die Wintermonate von der Erwärmung am stärksten betrof-

fen sind (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 11).

3.3.2 Niederschlag

Abb. 3: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Nie derschlagsmenge im Sommer (Quelle: Die Bundesregierung, 2008, online, S. 12)

Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 18

Abb. 4: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Nie derschlagsmenge im Winter (Quelle: Die Bundesregierung, 2008, online, S. 13)

Ebenfalls erfolgte diese Zusammenstellung für die mittlere Niederschlagsmenge in

Deutschland im Sommer (siehe Abbildung 3) und im Winter (siehe Abbildung 4).

Werden die mittleren Niederschlagsmengen betrachtet, so bleiben diese aufs Jahr

gerechnet annähernd konstant. Es muss jedoch mit einer Verschiebung der Nie-

derschlagsmuster in Deutschland gerechnet werden. Alle vier Klimamodelle zei-

gen in ihren Ergebnissen, dass im Sommer die Niederschläge um bis zu 40% ab-

nehmen können, wobei besonders stark der Südwesten Deutschlands betroffen

sein könnte (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 11). Über die Jahrhundertmitte

hinaus, werden die Veränderungen der Niederschläge größer. Dabei können die

Sommerniederschläge in Nordostdeutschland und in Süd- und Südwestdeutsch-

land weiter deutlich zurückgehen (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 15). Die Nie-

derschlagsmengen im Winter können dabei je nach Modell um bis zu 40% zu-

nehmen. Das Klimamodell WETTREG zeigt in der Mittelgebirgsregion der Bundes-

länder Rheinland-Pfalz, Hessen und der nordöstlichen Landesteilen Bayerns, dass

in bestimmten Gebieten die Winterniederschläge für den Zeitraum von 2071 -

2100 sogar um bis zu 70% ansteigen könnten. Die Klimamodelle REMO und CLM

deuten auf einen zusätzlichen Anstieg der Niederschlagsmenge im Frühjahr hin,

die jedoch im Vergleich zu den Wintermonaten geringer ausfällt (Die Bundesregie-

rung, 2008, online, S. 11).

Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien 19

3.3.3 Extremwetterereignisse

Über die Ausprägung von Extremwetterereignissen für die Zukunft, können Ab-

schätzungen nur einen tendenziellen Charakter haben. Aus einer Vergleichsstudie

von WETTREG und REMO zu Extremwetterereignissen in Deutschland geht her-

vor, dass es zukünftig zu einer Steigerung und Häufung kommen kann (Die Bun-

desregierung, 2008, online, S. 12). Dabei zeigt sich für die Temperatur recht sys-

tematisch eine Zunahme extrem warmer Ereignisse auf Kosten extrem kalter Er-

eignisse (Schönwiese 2007, S. 65). Bis zum Ende des Jahrhunderts kann sich

z.B. die Anzahl von Sommertagen mit einer Temperatur > 25 °C verdoppeln und

die Anzahl von heißen Tagen mit einer Temperatur > 30 °C sogar verdreifachen

(Die Bundesregierung, 2008, online, S. 12). Dabei werden lang anhaltende Tro-

ckenperioden und die Wahrscheinlichkeit für heftige Gewitter und riesige Hagel-

körner zunehmen. Frost und Schnee hingegen erhalten eher Seltenheitswert und

strenge Winter werden höchstens einmal pro Jahrzehnt auftreten (Latif 2007 b, S.

8). Diese Tendenz hat auch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte gezeigt, in de-

nen es zu weniger Frosttagen und zu einer Zunahme von andauernden Hitzewel-

len kam (Weigel 2008, S. 105). Besonders im Winter kann es zu häufigeren Stür-

men kommen und es ist mit heftigeren Gewittern und Hagelereignissen zu rech-

nen (Latif 2007 b, S. 113). Für den Niederschlag gestalten sich Aussagen auf-

grund regionaler und jahreszeitlicher Besonderheiten komplizierter. Jedoch ist ein

Trend zu mehr Starkniederschlägen im Winter und den Übergangsjahreszeiten zu

erkennen; dies gilt auch für Süddeutschland im Sommer (Schönwiese 2007, S.

65). In Deutschland muss daher in Zukunft mit einer verstärkten Zunahme von

Wetterextremen gerechnet werden (Latif 2007 b, S. 112).

Die Landwirtschaft gehört aufgrund ihrer unmittelbaren Abhängigkeit von Klima,

Wetter und Witterung zu einem der sensibelsten Sektoren, der durch den Klima-

wandel betroffen ist. Da der Klimawandel immer deutlicher wird, besteht für die

Landwirtschaft die Herausforderung, sich diesem Wandel zu stellen (Weigel 2008,

S. 103). Treten die projizierten Veränderungen ein, muss mit einer zukünftigen

Änderung der Ertragsentwicklung gerechnet werden. Denn die Landwirtschaft wird

direkt von den Klimaänderungen in der Quantität und Qualität der pflanzlichen und

tierischen Produktion sowie in den benötigten Produktionsfaktoren betroffen sein.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Ertragsstabilität im Landwirtschaftssektor.

Klimaschutz und Anpassung 20

Aufgrund der projizierten zunehmenden Extremwetterereignisse ist damit zu rech-

nen, dass es zu steigenden Ertragsschwankungen zwischen den Einzeljahren

kommen kann (LfULG 2009, S. 42). Es ist für den landwirtschaftlichen Sektor von

großer Bedeutung, sich im Hinblick auf die projizierten Veränderungen zum einen

mit dem Klimaschutz und zum anderen mit geeigneten Anpassungsstrategien

auseinanderzusetzen.

4 Klimaschutz und Anpassung

In diesem Kapitel soll der Zusammenhang von Klimaschutz und Anpassung deut-

lich gemacht werden. Dabei wird auf die Notwendigkeit der Anpassung an den

Klimawandel sowie auf bestehende Probleme eingegangen. Dies stellt die Grund-

lage für die Wichtigkeit der Umsetzung von Anpassungsstrategien in der Landwirt-

schaft dar.

4.1 Zusammenhang Klimaschutz und Anpassung

Durch den Klimawandel wird die Menschheit vor eine doppelte Herausforderung

gestellt. Eine Herausforderung liegt darin, durch den Klimaschutz die schwerwie-

genden Folgen des Klimawandels durch eine frühzeitige und drastische Verringe-

rung der Emissionen aus Treibhausgasen abzumildern (Europäische Kommission

2007, S. 4). Klar ist, dass selbst wenn das durch weltweite Klimaschutzmaßnah-

men angestrebte Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf ma-

ximal 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Temperatu rniveau zu begrenzen, er-

reicht wird, der Klimawandel nicht vollständig gestoppt werden kann. Eine weitere

Herausforderung liegt darin, durch geeignete Anpassungsstrategien, Schäden

möglichst gering zu halten und Verbesserungen zu erzielen (BMU 2009, S. 6).

Würde es zu einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von über 2 °C

kommen, steigt das Risiko einer gefährlichen und unvorhersehbaren Klimaände-

rung deutlich an und die Kosten der notwendigen Anpassungen könnten explodie-

ren (Europäische Kommission 2007, S. 4). Unter dieser Betrachtung ist die Um-

setzung des Klimaschutzes dringend notwendig. Dabei ist es unerlässlich, Anpas-

sungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4).

Denn auch wenn die weltweiten Klimaschutzmaßnahmen in den kommenden

Klimaschutz und Anpassung 21

Jahrzehnten erfolgreich sein sollten, ist ein bestimmtes Maß an Klimawandel nicht

aufzuhalten (Europäische Kommission 2007, S. 4), da dieser kein kurzlebiges

Phänomen ist. Zudem muss mit einer längeren Zeitspanne gerechnet werden, die

zwischen der Durchführung von Klimaschutzmaßnahmen und deren Wirksamkeit

liegt, so ergibt sich daraus eine grundlegende Notwendigkeit zur Anpassung an

die veränderten Klimabedingungen (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 17).

4.2 Anpassung an den Klimawandel

„Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt, was in ferner Zukunft liegt, wird er

das schon in naher Zukunft bereuen“ erkannte der chinesische Philosoph Konfuzi-

us (551 - 479 v. Chr.). Die Anpassung ist daher, wie in Kapitel 4.1 beschrieben,

untrennbar mit dem Klimaschutz verbunden. Umso besser die Klimaschutzmaß-

nahmen greifen und Schäden in der Zukunft vermieden werden können, umso

geringer sind die Anpassungskosten (BMU 2009, S. 7). Deshalb ist es wichtig,

dass Anpassungsmaßnahmen mit den Klimaschutzmaßnahmen im Einklang ste-

hen und umgekehrt (Europäische Kommission 2007, S. 5). Um mit Veränderungen

des Klimas und der Wetterextremen besser umgehen zu können, müssen effekti-

ve Anpassungsstrategien mit dem Ziel entwickelt und umgesetzt werden, Schäden

zu verringern bzw. zu vermeiden und für die Zukunft Vorsorge zu leisten (Bun-

desministerium für Bildung und Forschung 2004, S. 19). Dadurch können aus dem

Klimawandel neben den Risiken auch Chancen entstehen (Biebeler/Mahammad-

zadeh 2009, S. 65). Die Klimaanpassung ist dabei eine gesellschaftliche Aufgabe,

denn sowohl der Privatsektor, die Wirtschaft und der Staat sind mit den Folgen

des Klimawandels konfrontiert (Umweltbundesamt 2008 a, S. 8). Die Anpas-

sungsprozesse sind komplex, denn sie sind von Region zu Region unterschied-

lich. Daher ist es wichtig, dass alle Akteure (wie z.B. Bürger, Wirtschaft und Staat)

beteiligt werden. Dabei sollten Maßnahmen immer auf der geeignetsten Ebene

getroffen werden (Europäische Kommission 2007, S. 13).

Bei der Durchführung von Anpassungsmaßnahmen sind zuerst auf regionaler und

sektoraler Ebene klimabedingte Anfälligkeiten und die sich daraus ergebenden

Risiken zu analysieren. Danach erfolgt eine Identifizierung, Planung und Umset-

zung von möglichen Anpassungsstrategien für die betroffenen Sektoren (Umwelt-

bundesamt 2008 a, S. 8). Die Anpassungsfähigkeit ist dabei ein zusammenfas-

Klimaschutz und Anpassung 22

sendes Maß für die Anzahl, Qualität sowie Durchführbarkeit der verschiedenen zur

Verfügung stehenden Anpassungsmöglichkeiten (PIK, 2005, online, S. 14). Die

Anpassungsfähigkeit kann jedoch nicht generell festgelegt werden. Diese wird an-

hand der drei folgenden Fragen auf den Untersuchungsgegenstand spezifiziert:

o Welche administrativen Ebenen werden berücksichtigt?

o Welcher Sektor wird untersucht?

o Welche Klimaereignisse werden berücksichtigt?

(PIK, 2005, online, S. 14).

Zur Ermittlung der Anpassungsfähigkeit stehen zwei Ansätze zur Verfügung, die

im Folgenden kurz erläutert werden.

Bei dem Objektivistischen Ansatz werden objektive Indikatoren über den Anpas-

sungsprozess durch geeignete Methoden aggregiert und zu einem Anpassungsfä-

higkeits-Index zusammengefasst.

Bei dem Subjektivistischen Ansatz werden von Entscheidungsträgern subjektiv

wahrgenommene Risiken und Anpassungsmöglichkeiten ermittelt. Dies erfolgt

beispielsweise durch Experteninterviews und Fragebögen, in denen Fragen zu

den wahrgenommenen Risiken mit Priorisierung nach Wichtigkeit und Wahr-

scheinlichkeit erfolgen sowie möglicher und wahrgenommener Anpassungsmaß-

nahmen. Anschließend werden die erhaltenen qualitativen Antworten analysiert

und dargestellt (PIK, 2005, online, S. 14). Für das weitere Vorgehen in dieser Ar-

beit (siehe Kapitel 6) wurde der Subjektivistische Ansatz für die Ermittlung der Ri-

siken und Anpassungsmaßnahmen des Landwirtschaftssektors gewählt. So kann

ein direkter Dialog mit den Experten zu der aktuellen Situation von Risiken und

Anpassungsmöglichkeiten erfolgen.

4.3 Probleme der Anpassung

Da es sich bei dem Forschungsfeld der Anpassung um ein noch junges Gebiet

handelt, sind die Erfahrungen über wirksame Anpassungsstrategien und Durch-

führungsvorschriften sowie das spezielle Fachwissen begrenzt (Europäische

Kommission 2007, S. 14). Hindernisse in der Umsetzung von Anpassungen erge-

ben sich aus dem unsicheren Wissen über den Zeitpunkt und das Ausmaß des

Auftretens von Klimaänderungen sowie des Investitionsbedarfs zur Klimaanpas-

sung (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 61). Notwendige Anpassungsmaßnah-

Klimaschutz und Anpassung 23

men sind schwerer fassbar zu machen als die Klimaschutzmaßnahmen, da für

diese meist bezifferte Zielgrößen wie z.B. die Menge der Treibhausgasemissionen

festgelegt sind. Die Anpassungsmaßnahmen betreffen hingegen eine Vielzahl von

Akteuren und Ebenen sowie deren Wechselwirkungen (BMU 2009, S. 7), so dass

sich eine Vorgabe von Zielgrößen als schwierig gestaltet.

Ein weiteres Hindernis stellt der Erinnerungshorizont des Menschen dar. Da dieser

meist sehr kurz ist, ist die Wahrnehmung des Klimawandels schwierig. Häufig er-

gibt sich als Vergleichsrahmen das vorangegangene Jahr. So wird vom Mensch

meistens nur unmittelbar das Wetter wahrgenommen. Dieses wird umso stärker

wahrgenommen, je auffälliger es sich über Tage und Wochen zu einem prägnan-

ten Witterungstyp entwickelt. Beispielsweise die Kälteperiode im Januar 2006 so-

wie der außergewöhnlich heiße und trockene Sommer in 2003 haben sich stärker

in die Erinnerung eingeprägt (Heilig 2009, S. 47). Meist nicht wahrgenommen

werden dabei die allmählichen Veränderungen der Mittelwerte in solchen Phasen,

deren statistische signifikante langzeitliche Änderung letztlich für den Ausdruck

eines Klimawandels bedeutend sind (Heilig 2009, S. 48). Deshalb werden der

langsam voranschreitende Klimawandel sowie die Notwendigkeit einer Anpassung

vom Menschen zumeist nicht erkannt.

Aufgrund der Unsicherheiten in Klimamodellen und Klimaszenarien (wie in Kapitel

3.2 beschrieben) ist es wichtig, mit diesen bewusst umzugehen und handlungsfä-

hig zu bleiben. Entscheidungen müssen auch unter Unsicherheiten getroffen wer-

den. Daher sollten bei der Auswahl von geeigneten Anpassungsmaßnahmen sol-

che bevorzugt werden, welche flexible Nachsteuerungen ermöglichen und beste-

hende Unsicherheiten berücksichtigen (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 14).

Ebenfalls treten immer wieder Ereignisse ein, die nicht vorhersehbar oder bislang

nur selten aufgetreten sind, dies führt dazu, „dass der Anpassungsprozess nie-

mals abgeschlossen ist, sondern ein immerwährender Vorgang zur Bewältigung

von Herausforderungen ist“ laut Holawe (2009, S. 78).

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 24

5 Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf di e

deutsche Landwirtschaft

Kaum ein Wirtschaftssektor in Deutschland ist so unmittelbar und existenziell vom

Klimawandel betroffen wie die Landwirtschaft. In diesem Kapitel werden die Aus-

wirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft in Deutschland erläutert. Da-

bei werden mögliche Folgen der projizierten Veränderungen für die Landwirtschaft

und insbesondere für den Pflanzenbau aufgezeigt.

5.1 Die Landwirtschaft in Deutschland

Die Landwirtschaft hat als Wirtschaftssektor in Deutschland einen großen Stellen-

wert. Nahezu 80% (357.092,90 km2) der Fläche in Deutschland wird durch die

Land- und Forstwirtschaft genutzt. Die Landwirtschaft stellt dabei die flächenmäßig

bedeutendste Landnutzungsform dar (Chmielewski 2007, S. 75). „Im Jahr 2007

bewirtschafteten 374 500 landwirtschaftliche Betriebe rund 17 Millionen Hektar

landwirtschaftlich genutzte Fläche7 (LF)“ laut des Statistischen Bundesamtes

(Hrsg., 2009, S. 5). Dabei beschäftigte die deutsche Landwirtschaft knapp 1,3 Mil-

lionen Arbeitskräfte (Statistisches Bundesamt 2009, S. 9). Deutschland gehört zu

den größten Agrarproduzenten innerhalb der EU und ist bei Agrarprodukten wie

z.B. Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Rind-/ Schweinefleisch und Milch einer der

bedeutendsten Exporteure (Statistisches Bundesamt 2009, S. 3). Die Landwirt-

schaft in Deutschland lässt sich in die Bereiche Pflanzenbau und Tierhaltung auf-

teilen. Aufgrund der Betroffenheit durch den Klimawandel soll im Folgenden der

Fokus auf den Pflanzenbau gelegt werden. Der Bereich der Tierhaltung ist eben-

falls durch den Klimawandel betroffen und zeigt eine Sensitivität gegenüber klima-

tischen Einflüssen, jedoch nicht in solch unmittelbarem Ausmaß wie der Pflanzen-

bau. Denn die Pflanzen sind von Änderungen des Klimas und der Witterung direkt

betroffen und reagieren auf komplexe Art und Weise. So kann der projizierte Kli-

mawandel zu erheblichen Veränderungen im bisherigen Pflanzenbau führen.

Im Jahr 2008 entfielen in Deutschland, durch landwirtschaftliche Betriebe bewirt-

schaftete Flächen, etwa 70,5% auf Ackerland und 28,3% auf Dauergrünland (d.h. 7 Die landwirtschaftlich genutzte Fläche umfasst: Ackerland, Dauergrünland sowie Dauerkulturen. Damit alle bewirtschafteten Flächen in Deutschland (Statistisches Bundesamt 2009, S. 5).

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 25

Wiesen und Weiden) (Statistisches Bundesamt 2009, S. 13). Der restliche Anteil

von etwa 1,2% stellten Sonderkulturen wie Nutzgarten- und Obstanlagen, Baum-

schulen sowie Rebland dar (Schaller/Weigel 2007, S. 33). Im Folgenden soll auf-

grund des Schwerpunktes der Bereich des Ackerlandes näher betrachtet werden.

Im Ackerlandbau machte im Jahr 2008 der Getreideanbau den größten Anteil aus

(siehe hierzu Anhang - Anlage 3 S. 77). Dabei nahm Getreide wie z.B. Weizen

(dabei überwiegend Winterweizen), Gerste und Roggen etwa 7 Mio. ha, also rund

59% der Fläche des Ackerlandes ein. Angebaut wurden zudem etwa 2,3 Mio. ha

Futterpflanzen (19%), 1,4 Mio. ha Ölfrüchte (12%) dabei überwiegend Winterraps

und 636.400 ha Hackfrüchte (5%) – hiervon fast ausschließlich Zuckerrüben

(58%) und Kartoffeln (41%). Des Weiteren beanspruchten Gemüse, Erdbeeren

und andere Gartengewächse 131.000 ha und Hülsenfrüchte wie Futtererbsen,

Ackerbohnen und Lupinen 84.400 ha. Somit waren in 2008 die wichtigsten Pro-

dukte: Getreide, Futterpflanzen und Ölfrüchte (Statistisches Bundesamt 2009, S.

14). Der wirtschaftliche Nutzen einer Kultur wird dabei nach der Preisentwicklung,

Vermarktungsmöglichkeit, Ertragshöhe, Ertragssicherheit sowie dem Qualitätsrisi-

ko gemessen. Ertragsschwankungen und Ertragssicherheit in Bezug auf den Kli-

mawandel spielen dabei eine zunehmend wichtige Rolle für die Landwirtschaft

(Statistisches Bundesamt 2009, S. 15).

Die Landwirtschaft nimmt in der Diskussion um den Klimawandel eine Sonderstel-

lung ein. Zum einen produziert die Landwirtschaft klimabelastende Treibhausgase

und gehört somit zu den Verursachern des Klimawandels zum anderen ist die

landwirtschaftliche Produktion direkt durch den projizierten Klimawandel betroffen

(Heissenhuber/Zehetmeier 2008, S. 7). In dieser Arbeit wird die Landwirtschaft in

ihrer Rolle als Betroffene durch den Klimawandel betrachtet. Im Weiteren sollen

die Folgen, mit denen die Landwirtschaft durch den Klimawandel konfrontiert wird,

aufgezeigt werden. Dies erfolgt zuerst auf Basis der Fachliteratur und wird in Kapi-

tel 6 durch die Ergebnisse aus den Experteninterviews erweitert. In Kapitel 7 wer-

den mögliche Strategien entwickelt, die aufzeigen sollen, wie sich die Landwirt-

schaft an die aktuellen sowie zukünftig veränderten Bedingungen und damit an die

Folgen des Klimawandels anpassen kann.

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 26

5.2 Folgen in der Landwirtschaft durch den Klimawandel

Zu den wichtigsten Standortfaktoren der Landwirtschaft gehören das Klima und

der Boden. Das Klima ist maßgeblich für die Verbreitungsgrenzen der natürlichen

Vegetation und somit für die Anbaueignung und -form für landwirtschaftliche Kul-

turpflanzen. Das Klima und der Boden sind dabei eng über den Wasserhaushalt

(Niederschlag, Verdunstung und Bodenwassergehalt) miteinander verknüpft. Die

klimatischen Standortfaktoren haben direkten Einfluss auf Wachstums-, Ent-

wicklungs- und Reproduktionsvermögen der Pflanzen und somit auf ihr Ertragspo-

tenzial. Kommt es zu einer Veränderung des Klimas, ändern sich ebenfalls die

Standortbedingungen und damit die Wachstums- und Entwicklungsbedingungen

für die regional etablierten Kulturpflanzen. Dabei können sich je nach klimatischer

Veränderung die Bedingungen für die Kulturpflanzen verbessern oder verschlech-

tern. Dadurch werden im Ergebnis die Ertragshöhe, Stabilität sowie Qualität beein-

flusst (Chmielewski 2007, S. 76), siehe hierzu die Ertragsbestimmenden Parame-

ter im Pflanzenbau in Anlage 4 im Anhang S. 78. Wobei ein erhöhter CO2-Gehalt

in der Atmosphäre, laut Klima- und Agrarforschern, zu Ertragssteigerungen bei

den Kulturpflanzen führen kann (LfULG 2009, S. 39). So mag der Klimawandel in

Teilen Deutschlands einige positive Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Er-

zeugung haben, jedoch wird davon ausgegangen, dass die negativen Folgen

überwiegen (Europäische Kommission 2007, S. 8). Im Weiteren werden die nega-

tiven Folgen für die Landwirtschaft im Fokus der Betrachtung stehen.

Dabei lassen sich die Klimafolgen für die Landwirtschaft durch den Klimawandel

laut der Bundesregierung in drei Gruppen unterteilen:

o In Folgen, die durch eine kontinuierliche Veränderung hervorgerufen werden,

wie z.B. die Verschiebung der Vegetationsperiode (Die Bundesregierung,

2008, online, S. 15), wodurch es zu einer Veränderung der Aussaat- und Ern-

tetermine sowie größeren Schwankungen bei den Ernteerträgen kommen kann

(Deutsche Bank Research, 2007 a, online, S. 13).

o In Folgen, die durch ein verstärktes und/oder häufigeres Auftreten von extre-

men Wetterereignissen hervorgerufen werden, wie z.B. Hitze- oder Trockenpe-

rioden, Starkregen sowie Stürme und Sturmfluten (Die Bundesregierung, 2008,

online, S. 15). Darunter leidet grundsätzlich die Planungssicherheit der Land-

wirte, da diese nicht von Witterungsbedingungen in einem Jahr auf ähnliche im

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 27

nächsten Jahr schließen können (Deutsche Bank Research, 2007 a, online,

S.13).

o In Folgen, aufgrund zunehmender Klimavariabilität8, so dass Schwankungen

des Klimas bereits auch kurzfristig Bedeutung erlangen können, wie z.B. wenn

Dürren in kurzer zeitlicher Folge auftreten und damit die Bewältigungskapazität

der Landwirtschaft überfordern (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 15). Ge-

rade solch eine Entwicklung hätte für die Landwirtschaft katastrophale Folgen

(Paeth 2007, S. 53).

Somit wird durch den voranschreitenden Klimawandel das voraussichtliche Risi-

kopotenzial im Landwirtschaftssektor erhöht. Neben Licht und Nährstoffen spielen

die Temperatur, der Niederschlag sowie das Auftreten von Extremwetterereignis-

sen eine zentrale Rolle für den Pflanzenbau (PIK, 2005, online, S. 8; Rahmann

2008, S. 212). Projektionen über die Folgen des Klimawandels für Deutschland

zeigen (wie in Kapitel 3.3 beschrieben), dass es zu höheren Temperaturen, weni-

ger Sommerniederschläge, einer Zunahme der Niederschläge im Winter sowie

einer Zunahme von Extremwetterereignissen kommen kann (Heissenhu-

ber/Zehetmeier 2008, S. 7 f.). Ebenfalls kann es zu einer allgemein veränderten

Schadenorganismussituation für die Kulturpflanzen kommen (PIK, 2005, online, S.

7). Im Folgenden sollen die Auswirkungen der Faktoren Temperatur, Nieder-

schlag, Extremwetterereignisse sowie Schadorganismen auf die Landwirtschaft

und insbesondere dem Pflanzenbau genauer untersucht werden, welche aus den

in Kapitel 3.3 beschriebenen Modellergebnissen abgeleitet werden. Diese sind als

plausibel anzunehmen, solange die reale Klimaentwicklung auch über längere

Zeiträume den Tendenzen der Projektionen folgt (Die Bundesregierung, 2008, on-

line, S. 14).

Bei der Betrachtung der Auswirkungen der genannten Faktoren stellt gerade das

Fehlen von verlässlichen regionalen Projektionen des Klimawandels ein Problem

dar. In der Literatur werden derzeit meist nur qualitative Aussagen zu möglichen

Entwicklungen in spezifischen Regionen über mögliche Auswirkungen der Verän-

derung von einzelnen Faktoren beschrieben. Über Kombinationen oder Rückkopp-

8 Nach dem BMU bezeichnet die Klimavariabilität „die zeitlichen und räumlichen Schwankungen des Klimas um einen mittle- ren Zustand herum. Die Variabilität kann durch natürliche Prozesse innerhalb des Klimasystems zustande kommen (inter- ne Variabilität) oder durch menschliche Einflüsse verursacht sein (externe Variabilität)“ (Hrsg., 2009, S. 66).

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 28

lungseffekte können dabei, bezogen auf eine bestimmte Region, nur tendenzielle

Aussagen getroffen werden. Viele der folgenden Aussagen stellen daher nur eine

Bandbreite möglicher Reaktionen dar (Burdick 1994, S. 221). Für jede einzelne

Kulturpflanze ergibt sich ein weitaus differenzierteres Bild. So haben bereits ver-

schiedene Kulturen oder auch verschiedene Sorten einer Kultur sehr spezifische

Ansprüche an die einzelnen Faktoren oder deren Kombination, so dass diese

ganz unterschiedlich auf bestimmte klimatische Veränderungen reagieren. Dabei

sind Informationen im Detail für die meisten Kulturpflanzen nicht bekannt. In dieser

Arbeit können aufgrund der Vielzahl von Möglichkeiten auch nur einige generelle

Aussagen getroffen werden. Hier wird auf die weiterführende Literatur verwiesen

(vgl. Burdick 1994, S. 234 und Glauninger/Kresebaun 2009, S. 138).

5.2.1 Auswirkungen von Temperaturerhöhungen

Kommt es zu steigenden Durchschnittstemperaturen und zunehmend auftreten-

den Extremtemperaturen in Deutschland, kann es zu unterschiedlichen Auswir-

kungen auf den Stoffwechsel und das Wachstum der Pflanzen kommen (Weigel

2008, S. 106). Bei vielen heimischen Kulturen in Deutschland ergibt sich der

höchste Ernteertrag bei unter 20 °C (Biebeler/Maham madzadeh 2009, S. 29). Das

Temperaturoptimum9 für z.B. Kartoffeln liegt zwischen 15 - 20 °C und Winterwei-

zen zwischen 17 - 23 °C (Chmielewski 2007, S. 77). Bei Getreidearten wie z.B.

Weizen können wärmere Temperaturen die Entwicklung beschleunigen, jedoch

wird dadurch in der Regel das Ertragspotenzial reduziert. Beispielsweise liegt der

optimale Temperaturbereich für die größtmögliche Ernte von Weizen bei etwa 15

°C. Erhöht sich hier die Temperatur um etwa 1 °C fü hrt das zu einer Verkürzung

der Kornfüllungsphase um ca. 5% und damit zu einem Ertragsverlust von etwa

10% (Weigel 2008, S. 107). So kann es bei zunehmenden Temperaturen zu Er-

tragseinbußen kommen. Diese Auswirkung zeigte bereits der außergewöhnlich

heiße und trockene Sommer in 2003, in dem es vor allem bei Getreide zu Ernte-

einbußen von bis zu 30% kam (Bundesministerium für Bildung und Forschung

2004, S. 20). Ebenfalls problematisch und kostspielig kann dabei der künftige Be-

darf an Bewässerung sein, besonders dort, wo weniger Niederschlag und stärkere

9 Das Temperaturoptimum wird definiert als der Temperaturbereich „in dem das Pflanzenwachstum oder der Ertrag inner- halb von 10% des maximal erreichbaren Wertes liegt (…). Bei Überschreiten des optimalen Temperaturbereichs erfolgt häufig ein abrupter Rückgang in Wachstum und Ertrag“. Wobei eine Temperaturerhöhung unterhalb des Optimums prinzi- piell zu einer Leistungssteigerung führen kann laut Schaller/Weigel (2007, S. 83).

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 29

Verdunstung durch höhere Temperaturen gegeben sind (Biebeler/Mahammadza-

deh 2009, S. 29).

Bei der Betrachtung von Temperaturextremen wie z.B. Hitzeextreme mit Hitzeta-

gen (> 30 °C) oder Hitzewellen, lässt sich bereits heute ein eindeutiger Trend fest-

stellen. Deren Eintreten hat sich in den letzten hundert Jahren besonders in den

Sommermonaten Juli und August in fast ganz Deutschland erhöht (Schal-

ler/Weigel 2007, S. 25). Gleichzeitig verlängert sich durch die Temperaturerhö-

hung die derzeitig rund neunmonatige Vegetationsperiode bis zur Jahrhundertmit-

te um etwa einen Monat (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 15). Neben der Ver-

längerung der Vegetationsperiode kann es zu einem früheren Beginn der Entwick-

lung der Anbaukulturen kommen. Aufgrund des früheren Vegetationsbeginns

steigt die Gefahr durch Spätfröste (Schaller/Weigel 2007, S. 86). Ein weiteres

Problem stellt eine höhere Temperatur im Herbst dar, dadurch können besonders

Winterkulturen durch hohe Saatbeettemperaturen beeinträchtigt und die notwen-

digen Abhärtungsprozesse gefährdet werden (Schaller/Weigel 2007, S. 86). So

ergeben sich voraussichtlich aus dem Anstieg der Temperaturen für die Landwirt-

schaft die größten monetären Schäden (Lang 1999, S. 2).

5.2.2 Auswirkungen von veränderten Niederschlägen

Nach Davies (2006) ist innerhalb einer relativ weiten Temperaturspanne letztlich

der Niederschlag bzw. der Wasserhaushalt der ausschlaggebende Faktor für den

erfolgreichen Anbau einer Kultur. Bereits geringe Änderungen des Niederschlags-

verhaltens können sich auf die Produktivität des Ökosystems auswirken (Schal-

ler/Weigel 2007, S. 106). Daher ist der Niederschlag bzw. der Wasserhaushalt

einer Region ein entscheidender Produktionsfaktor für die Landwirtschaft. Ausrei-

chend Niederschlag ist eine Voraussetzung für Wachstum- bzw. Ertragssteigerun-

gen. Bei den projizierten höheren Temperaturen werden daher höhere Nieder-

schläge benötigt, um die entstehende Verdunstung auszugleichen, da es sonst zu

Trockenheit kommt (Schaller/Weigel 2007, S. 83). Es ist zu befürchten, dass aus-

getrocknete Böden die selteneren Niederschläge nicht mehr aufnehmen können.

Besonders dort wo geringe Niederschläge und Böden mit geringer Wasserspei-

cherkapazität, wie z.B. sandige Böden oder Regionen, die bereits heute unter

Wasserknappheit leiden, zusammentreffen, kann es zu einer drastischen Ver-

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 30

schlechterung der Anbaueignung kommen (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S.

30). Kommt es laut Hoffmann (1985) zu einem akuten Wassermangel der Pflanze

durch z.B. das Ausbleiben der Niederschläge und hohen Temperaturen, führt dies

zu Wachstumsstörungen, dem Welken oder gar der Notreife der Pflanze. Herrscht

eine anhaltende Trockenheit kann dies zum verdorren und absterben der Pflanze

führen (Burdick 1994, S. 231). In diesem Zuge wird die Wichtigkeit von Bewässe-

rungssystemen massiv zunehmen, da besonders bei fehlenden Niederschlägen

Wasser eine knappe Ressource darstellt (Deutsche Bank Research, 2007 a, onli-

ne, S. 14). Daher ist davon auszugehen, dass es künftig zu einer Zunahme der

Ertragsvariabilität aufgrund des häufigeren Auftretens längerer Trockenphasen in

Verbindung mit hohen Temperaturen kommen kann (PIK, 2005, online, S. 63). Im

Winter stellen dagegen die erwarteten häufigeren Niederschläge und die geringere

Verdunstung ein Problem dar, da es so zu einer Wassersättigung und damit zu

einer natürlichen Versiegelung des Bodens kommen kann. Die Kulturpflanzen

können so durch Staunässe und Überschwemmungen geschädigt werden (Korn

2007, S. 95).

5.2.3 Auswirkungen von veränderten Extremwettererei gnissen

Kommt es im Zuge des Klimawandels zu vermehrten bzw. intensiveren Extrem-

wetterereignissen wie z.B. Dürrephasen, Hagel und Starkregen stellt dies eine

große Bedrohung für die Produktion in der Landwirtschaft dar. Extremwetterereig-

nisse können zu Ertragseinbußen unterschiedlicher Höhe führen oder im

schlimmsten Fall sogar die Ernten komplett vernichten. Ebenfalls steigt die Gefahr

der Bodenerosion10 z.B. im Sommer durch Wind und im Winter durch Wasser

(Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 30). Wird das Temperaturmaximum bei

Pflanzen überschritten, spielt Hitzestress und die damit verbundenen Hitzeschä-

den eine wichtige Rolle. Diese treten vor allem dann auf, wenn Trockenstress hin-

zukommt (Schaller/Weigel 2007, S. 86). Demgegenüber können z.B. heftige Nie-

derschläge die Keimpflanzen verschlammen oder entwurzeln. Ebenfalls können

z.B. durch Hagel oder Starkniederschläge, direkte Verletzungen an den Pflanzen

verursacht werden. Dies erhöht zum einen die Infektionsanfälligkeit der Pflanze

durch offene Wunden und erschwert zum anderen die Ernte (Burdick 1994, S.

10 Darunter werden die Ablösung und der Transport von Bodenteilchen entlang der Bodenoberfläche verstanden. Dabei wird je nach Transportmedium zwischen Wasser- oder Winderosionen unterschieden (Costa et al. 2009, S. 41).

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 31

233). Treten gerade solche Extremwetterereignisse während der Vegetationsperi-

ode vermehrt auf, muss gegenüber den heutigen Verhältnissen mit relativ großen

Schäden in der Zukunft gerechnet werden (Schaller/Weigel 2007, S. 87). Gerade

aufgrund zunehmender Wetterextreme und der wachsenden Klimavariabilität wird

insgesamt die Ertragssicherheit und -stabilität in der Landwirtschaft in ganz

Deutschland abnehmen (Schaller/Weigel 2007, S. 148).

5.2.4 Auswirkungen von veränderten Schadorganismen (Unkräuter,

Schädlinge und Krankheiten)

Neben den bisher beschriebenen direkten Auswirkungen auf die landwirtschaftli-

che Produktion sind auch mögliche indirekte Auswirkungen des Klimawandels zu

berücksichtigen. Eine Temperaturerhöhung führt bei Nutzpflanzen zu einer Ver-

schiebung der bestehenden Anbaugrenzen und zu einer Veränderung von Anbau-

und Ernteterminen sowie möglicher Mangelsituationen in bestimmten Entwick-

lungsabschnitten. Dies kann in den Regionen zu einer Verschiebung sowie einer

Erhöhung der Anfälligkeit gegenüber bestimmter Schadorganismen führen (Glau-

ninger/Kresebaum 2009, S. 137). Ein entscheidender Faktor ist der Befall mit Un-

kräutern, Schädlingen und Krankheiten für die landwirtschaftlichen Kulturen

(Schaller/Weigel 2007, S. 123). Hier spielt das Klima für sämtliche Organismen,

bei deren Etablierung, eine entscheidende Rolle. So beeinflussen Temperatur,

Niederschlag, Witterungsschwankungen sowie Wetterextreme die Entwicklung

und Größe der jeweiligen Population (Schaller/Weigel 2007, S. 126). Eine Zunah-

me von wärmeliebenden Ackerunkräutern wurde in Deutschland bereits beobach-

tet (Schaller/Weigel 2007, S. 125). Leicht vorherzusagen ist ebenfalls, dass es zu

einer Erhöhung der Belastung durch Schädlinge und Krankheiten kommen kann,

da sich diese aufgrund der höheren Temperaturen und milderen Winter leichter

verbreiten können. Besonders Pflanzen, für die Wärme und Trockenheit eine hohe

Belastung darstellen, können in ihren Abwehrmechanismen geschwächt werden

und leichter anfällig für Schädlinge und Krankheiten sein (Biebeler/Mahammad-

zadeh 2009, S. 30 f). Ebenfalls begünstigt eine allgemeine Erwärmung in Deutsch-

land den Lebensraum für eingewanderte oder eingeschleppte Organismen aus

mediterranen und subtropischen Gebieten (Weigel 2008, S. 114). So stellen be-

sonders Schädlinge und Krankheiten eine bedeutende Ursache für zukünftig Ern-

teverluste in der Landwirtschaft dar (Schaller/Weigel 2007, S. 126).

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 32

5.3 Regionale Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft

Wie sich bereits heute erkennen lässt, kommt es zu regional unterschiedlichen

Auswirkungen des Klimawandels in der Landwirtschaft in Deutschland. Dabei

kommt es insgesamt in allen Regionen zu einer Verschiebung der agrarökologi-

schen Zonen bzw. der typischen Anbauregionen aufgrund der Erwärmung. Die

Auswirkungen und Folgen sind dabei regional stark von den jeweiligen Ausgangs-

bedingungen und der Höhenlage abhängig (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 162).

5.3.1 Unterscheidung nach Ausgangsbedingungen der R egionen

Hinsichtlich der Ausgangsbedingungen kann in Regionen unterschieden werden,

bei denen es sich um einen wärmelimitierten oder wasserlimitierten Standort han-

delt. Werden beispielsweise innerhalb einer Region die Auswirkungen einer zu-

künftigen Temperaturerhöhung betrachtet, können sich unterschiedliche Folgen

ergeben (Schaller/Weigel 2007, S. 83). Bei einem bisher wärmelimitierten Standort

kann eine Klimaerwärmung zu Ertragssteigerungen führen, solange die Tempera-

tursteigerung das Temperaturoptimum der dort angebauten Kulturpflanzen nicht

übersteigt (Schaller/Weigel 2007, S. 109). Handelt es sich jedoch um einen bereits

wärmeren Standort und kommt es zu einem weiteren Temperaturanstieg über das

Temperaturoptimum der dort angebauten Kulturpflanzen hinaus, kann dies zu Er-

tragsverlusten führen (AEA Energy & Environment 2007, S. 27). Des Weiteren

kann die Wasserversorgung einen limitierenden Faktor darstellen (Schaller/Weigel

2007, S. 109). Besonders an Trockenstandorten, die bereits durch die Wasserver-

sorgung limitiert sind, spielen die Temperatur und der Niederschlag eine entschei-

dende Rolle für die Erträge der Kulturenpflanzen (Schaller/Weigel 2007, S. 86).

Kommt es bei einer Temperaturerhöhung nicht gleichzeitig zu höheren Nieder-

schlägen, um die gesteigerte Verdunstung des Bodens und der Pflanze auszuglei-

chen, kann die daraus entstehende Trockenheit negativ auf Wachstum und Ertrag

wirken (Schaller/Weigel 2007, S. 83). So muss besonders an bereits wasserlimi-

tierten Standorten mit Einbußen in der Landwirtschaft gerechnet werden (Schal-

ler/Weigel 2007, S. 84). Positive Wirkungen einer Temperaturerhöhung auf das

Wachstum der Pflanze sind generell nur bei einem konstanten bzw. steigenden

Bodenwassergehalt und somit bei gleichzeitig steigenden Niederschlägen zu er-

warten (Burdick 1994, S. 227). Daher können sich Temperaturerhöhungen sowie

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 33

Verschiebungen des Niederschlags je nach Ausgangsbedingungen eines Standor-

tes positiv oder negativ auf die landwirtschaftliche Produktion auswirken (Schal-

ler/Weigel 2007, S. 86). Besonders trockenstressempfindliche Sommerkulturen

oder Sommerkulturen mit geringeren Temperaturansprüchen wie z.B. Sommerge-

treide, Kartoffeln, Zuckerrüben usw. können durch den zunehmenden Wasser-

mangel bzw. Hitzestress und Trockenschäden betroffen sein. Dabei kann das Er-

tragspotenzial stagnieren oder sogar zurückgehen, besonders auf Böden mit einer

geringen Wasserspeicherkapazität. Wärmeliebende Sommerkulturen wie z.B.

Mais, Sojabohnen, Sonnenblumen usw. können dagegen von zunehmenden

Temperaturen im Ertragspotenzial profitieren, jedoch nur solange die Wasserver-

sorgung nicht limitierend wirkt. Kommt es zu vermehrtem Trockenstress kann

ebenfalls die Höhe und Stabilität der Erträge negativ beeinflusst werden. So kann

der Wasserbedarf bei bereits bewässerten Kulturen künftig ansteigen oder bei

bisher nicht bewässerten Kulturen regional der Bedarf an Bewässerung zuneh-

men. Hingegen werden Winterkulturen wie z.B. Winterweizen aufgrund der Winter-

feuchte in den Böden in ihrem mittleren Ertragspotenzial eher leicht zunehmen

wobei nasse Standorte oder niederschlagsreiche Regionen eine steigende Gefahr

von Staunässe aufweisen. Dadurch können die Kulturen ebenfalls geschädigt

werden (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 193).

Des Weiteren können die Ausgangsbedingungen nach der Wasserspeicherkapazi-

tät des vorhandenen Bodens unterschieden werden. Regionale Unterschiede im

Ertragspotenzial nehmen generell durch eine unterschiedliche Wasserversorgung

der Böden zu. Standorte mit schlecht wasserspeichernden Böden sind gegenüber

Standorten mit gut wasserspeichernden Böden im Nachteil (Glaunin-

ger/Kresebaum 2009, S. 193). Durch den Klimawandel sind Regionen mit leichten

Sandböden oder flachgründigen Verwitterungsböden besonders negativ betroffen.

Kommt es hier zu einer Abnahme der Niederschläge, können diese in Bereiche

fallen, die für das Pflanzenwachstum nicht mehr ausreichend sind. Besonders

sandige Standorte zeigen eine höhere Empfindlichkeit gegenüber Trockenheit

(Glauninger/Kresebaum 2009, S. 171). Bei unbewässerten Kulturen stellt die im

Boden für Pflanzen verfügbare speicherbare Wassermenge den wichtigsten limi-

tierenden Faktor für das Wachstum und das Ertragspotenzial dar (Glaunin-

ger/Kresebaum 2009, S. 173 f.). Beispielsweise können in Zukunft auf dem sandi-

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 34

gen Trockenstandort Müncheberg die Erträge von Weizen aufgrund der fehlenden

Niederschläge und der weiter zunehmenden Sommertrockenheit zurückgehen

(Glauninger/Kresebaum 2009, S. 177). In Zukunft wird daher bei zunehmender

Trockenheit besonders in der Vegetationsperiode das Wasserspeichervermögen

eines Standortes eine ausschlaggebende Bedeutung für die Höhe und Stabilität

der Erträge erlangen (LfULG 2009, S. 47).

5.3.2 Unterscheidung nach Höhenlage der Regionen

Die Regionen haben mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Landwirtschaft

zu rechnen, je nachdem welche klimatische und landwirtschaftliche Ausgangsbe-

dingung vorliegt. Des Weiteren können die Auswirkungen nach Regionen in Hoch-

lagen und niedrigen Breiten unterschieden werden. Gerade in niedrigen Breiten so

Kohlmaier (1992) können die Anbaumöglichkeiten durch einen Temperaturanstieg

zunehmend eingeschränkt oder die Erträge deutlich reduziert werden, da hier viel-

fach das Temperaturoptimum der angebauten Kulturpflanzen bereits erreicht ist

(Burdick 1994, S. 228). Dabei können Regionen in kühleren Hochlagen von einer

Erwärmung profitieren, hier wird zum Teil von deutlichen Ertragssteigerungen aus-

gegangen (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 160). So kann es durch die Erwär-

mung zu einer Verschiebung der klimatischen Anbauzonen wärmeliebender Kultu-

ren auch in höheren Lagen kommen (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 162). Daher

ist durchaus anzunehmen, dass gerade in höher gelegenen kühleren Regionen

das Ertragspotenzial von z.B. Getreide durch den Klimawandel eher zunimmt, wo-

hingegen trockenere, wärmere Regionen in niedrigen Breiten eher einen abneh-

menden Trend zu erwarten haben (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 167).

5.3.3 Unterscheidung der Regionen nach Nord/West/Os t/Süd

Werden nun die Auswirkungen und Folgen der Klimaänderung verglichen, zeigt

sich innerhalb Deutschlands ein Nord/Süd- bzw. ein West/Ost-Gefälle (Schal-

ler/Weigel 2007, S. 143). Dabei zeigen verfügbare Studien für Deutschland von

z.B. Zebisch (Umweltbundesamt 2005), dass es im Durchschnitt mittelfristig im

Nord-Westen zu einer positiven Auswirkung des Klimawandels auf das Ertragspo-

tenzial der Pflanzenproduktion kommt und im Nord-Osten sowie Süd-Westen zu

einer eher negativen Auswirkung. Dabei ist durch die zunehmenden Wetterextre-

me mit Ertragsunsicherheiten in Abhängigkeit von den Standortvoraussetzungen

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 35

in ganz Deutschland zu rechnen (Heissenhuber/Zehetmeier 2008, S. 8). Im Fol-

genden sollen die Trends für die nördlichen/westlichen/östlichen/südlichen Regio-

nen in Deutschland aufgezeigt werden. Diese ergeben sich aus den regionalen

Klimamodellen wie unter Kapitel 3.3 beschrieben. Ebenfalls sind die Unterschei-

dungen aus Kapitel 5.3.1 und 5.3.2, nach Ausgangsbedingungen und Höhenlagen

zu berücksichtigen. Jedoch können nur tendenzielle Aussagen getroffen werden,

da sich auch in den nördlichen, westlichen, östlichen und südlichen Regionen die

jeweiligen Ausgangsbedingungen sowie die Höhenlagen unterscheiden. Es kann

kein einheitlicher Trend für z.B. ein bestimmtes Bundesland getroffen werden. Ers-

te Bundesländer wie z.B. Sachsen sind bereits aktiv und erstellen individuelle re-

gionale Analysen und Studien zur Situation, den Auswirkungen und Folgen.

Nördliche Regionen Deutschlands

Die nördlichen Regionen Deutschlands, wie z.B. die Bundesländer Schleswig-

Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen gelten als bisher eher

wärmelimitierte Regionen und können damit zunächst laut Zebisch (2005) von der

Klimaerwärmung profitieren. Dies gilt solange die Erwärmung das Temperaturop-

timum der angebauten Kulturpflanzen nicht überschreitet (Schaller/Weigel 2007,

S. 148). Daher werden in den nördlichen Regionen Deutschlands die geringsten

Risiken durch den Klimawandel gesehen, da durch das bisher sehr gemäßigte

Klima für die Kulturpflanzen ein relativ hoher Toleranzbereich der Temperaturen

besteht (Umweltbundesamt 2005, S. 167).

Westliche Regionen Deutschlands

Die westlichen Regionen Deutschlands, wie z.B. die Bundesländer Nordrhein-

Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland sowie Teile Hessens, können im Ver-

gleich zu den nördlichen Regionen rascher das Temperaturoptimum für die bisher

etablierten Kulturen erreichen. Die westlichen Regionen sind dagegen feuchter

und kühler als z.B. östliche und südliche Regionen, so dass sich in westlichen Re-

gionen eher positive Auswirkungen des Klimawandels ergeben können. Jedoch

können die westlichen Regionen aufgrund des Übergangs von Dauer- auf Stark-

regen vermehrt Bodenerosionen aufweisen oder durch diese ganze Ernten verlie-

ren (Schaller/Weigel 2007, S. 148).

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft 36

Östliche Regionen Deutschlands

Besonders die östlichen Regionen, wie z.B. die Bundesländer Brandenburg, Sach-

sen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, verfügen bereits heute über nur geringe Nie-

derschläge und eine ungünstige klimatische Wasserbilanz. Bereits heute stellt die

Wasserverfügbarkeit einen limitierenden Faktor dar. Durch den Klimawandel kann

es in Zukunft zu einer noch geringeren Wasserverfügbarkeit durch die erwarten-

den niedrigeren Sommerniederschläge sowie der erhöhten Verdunstung als Folge

von steigenden Temperaturen kommen (Umweltbundesamt 2005, S. 166). Beson-

ders der Nordosten, wie z.B. Brandenburg und Sachsen-Anhalt insbesondere die

Magdeburger Börde, verfügen über sandige Böden mit geringer Wasserspeicher-

kapazität wodurch die Lage der Landwirtschaft zusätzlich verschlechtert wird

(Schaller/Weigel 2007, S. 106). Laut Mirschel (2005) können hier in Zukunft über

40% der landwirtschaftlichen Flächen dürregefährdet sein und die Erträge je nach

Anbaubedingungen regional um ca. 5 - 15% abnehmen (Schaller/Weigel 2007, S.

148). Der Großteil der Ertragseinbußen in östlichen Regionen wird daher weniger

durch ein Überschreiten des Temperaturoptimums der dort etablierten Kulturpflan-

zen verursacht sein, als durch eine zunehmende Sommertrockenheit (Glauninger/

Kresebaum 2009, S. 169).

Südliche Regionen Deutschlands

In den südlichen Regionen Deutschlands, wie z.B. in den Bundesländern Baden-

Württemberg, Bayern und Teile von Hessen, werden bereits heute die höchsten

Temperaturen in Deutschland gemessen. So stellt in Zukunft vor allem der Tem-

peraturanstieg in diesen Regionen ein Problem dar. Hier zeigen auch die betrach-

teten regionalen Klimamodelle für Deutschland (siehe Kapitel 3.3), dass im südli-

chen Teil Deutschlands in Zukunft mit der stärksten Temperaturerhöhung gerech-

net werden muss. Des Weiteren zeigt sich für den Süden/Südwesten Deutsch-

lands eine negative Verschiebung der Niederschlagsmuster (Umweltbundesamt

2005, S. 166). Bei diesen Regionen handelt es sich aufgrund des Wassermangels

bereits heute um wasserlimitierte Standorte. Zudem verfügen Teile Südwest-

deutschlands wie z.B. der Oberrheingraben über sandige Böden mit geringer

Wasserspeicherkapazität, so dass es wie in Kapitel 3.3 beschrieben durch ab-

nehmende Sommerniederschläge und einer erhöhten Verdunstung durch den

Temperaturanstieg zu ernsthaften Problemen in der Landwirtschaft kommen kann.

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 37

Ebenfalls kann das Temperaturoptimum für die bisher angepassten Kulturen

schneller erreicht werden (Schaller/Weigel 2007, S. 148). Gerade Pflanzen mit

einem hohen Wasserbedarf können künftig weniger in südlichen Regionen ange-

baut werden (Deutsche Bank Research, 2007 a, online, S. 13).

Wie sich aus Kapitel 5.2 ergibt, bestehen unterschiedliche Auswirkungen und ne-

gative Folgen für die Landwirtschaft durch den Klimawandel. Diese sind wiederum,

wie in Kapitel 5.3 beschrieben, in ihrem Eintreten und ihrer Intensität von den Aus-

gangsbedingungen der jeweiligen Region abhängig. Nach Betrachtung der mögli-

chen Folgen des projizierten Klimawandels für die Landwirtschaft mittels der Lite-

ratur, soll im folgenden Kapitel 6 auf die aus den Experteninterviews ermittelten

Auswirkungen und Folgen eingegangen werden. Hieraus sollen zum einen aktuel-

le Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft und zum anderen Parallelen

zur Literatur aufgezeigt werden.

6 Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

6.1 Ausgangssituation und Zielsetzung

In der bisherigen Arbeit wurden die Informationen und Ergebnisse aus der Litera-

tur aufbereitet und dargestellt. Um jedoch noch detaillierter auf das Thema „An-

passungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel“ einzuge-

hen und aktuelle Informationen einzubeziehen, ist eine eigene Studie in Form ei-

nes Experteninterviews nötig. Dadurch soll ein Praxisbezug hergestellt werden.

Ziel der Experteninterviews ist es Einschätzungen und Meinungen von Experten,

die z.B. in Landwirtschaftskammern, Ministerien usw. tätig sind, zum Thema Kli-

mawandel in Bezug auf die Landwirtschaft zu erhalten. Auch sollen aktuelle sowie

zukünftige Anpassungsstrategien aufgezeigt werden. Das Ergebnis soll zeigen,

wie die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft aktuell einge-

schätzt werden und welche Strategien durch den Landwirtschaftssektor getroffen

werden bzw. in Zukunft getroffen werden können, um sich an den Klimawandel

anzupassen.

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 38

6.2 Experteninterviews

Zur Erhebung der Informationen bzw. Daten wird auf die Primärforschung zurück-

gegriffen. Dabei werden originäre Daten für den speziellen Untersuchungszweck

erhoben (Fantapié Altobelli 2007, S. 35), da zum speziellen Untersuchungszweck

noch keine direkten Daten vorliegen auf die mittels einer Sekundärerhebung11 zu-

rückgegriffen werden könnte (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 39). Die Be-

fragung und die Beobachtung stellen die zwei grundlegenden Techniken für die

Datenerhebung in der Primärforschung dar (Fantapié Altobelli 2007, S. 35). Für

die vorliegende Bachelorarbeit wurde die Form der Befragung gewählt. Da eine

Beobachtung zu diesem Sachverhalt zum einen zu wenig Informationen geliefert

hätte und zum anderen aufgrund der Distanz nur mit einem hohen Kostenaufwand

durchführbar gewesen wäre. Der methodische Ansatz ist dabei qualitativ. Es wird

also nicht versucht, ein repräsentatives Ergebnis für die Grundgesamtheit zu er-

zielen, sondern eine kleine ausgewählte Gruppe soll zum Untersuchungszweck

umfassend analysiert werden (Fantapié Altobelli 2007, S. 23). Dabei stellen sich

die Fragen „Wer befragt werden soll bzw. wessen Antworten von Interesse sind?“

sowie „Wie viele Befragungen durchgeführt werden sollen?“ (Berekoven/Eckert/

Ellenrieder 2009, S. 43). Um möglichst aussagekräftige und informative Ergebnis-

se zu erhalten, wurde als Form der Befragung das explorative12 Interview in Form

einer Expertenbefragung gewählt. Die Interviewpartner stellen Experten13 dar und

können somit wichtige Informationen zu den Themen Klimawandel, Klimarisiken,

Landwirtschaft und Anpassungsstrategien liefern. Durch das Experteninterview

entsteht ein direkter Kontakt zum Interviewpartner, dadurch kann sich an dessen

Individualität angepasst sowie eine gesteigerte Aussagewilligkeit und Spontanität

erzeugt werden. Als Befragungsanzahl für das qualitative Experteninterview erge-

ben sich ca. 20 - 30 durchzuführende Interviews (Berekoven/Eckert/ Ellenrieder

2009, S. 89). Da es sich um keine standardisierte Befragung handelt, wurde für

das Experteninterview ein Interview-Leitfaden erstellt, also eine Teil- bzw. Halb-

standardisierung des Interviews vorgenommen, um dadurch eine Skizze für das

Vorgehen vorzugeben (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 93). So soll auch

11 „Unter einer Sekundärerhebung versteht man die Sammlung und Auswertung von Daten, die zu einem früheren Zeit- punkt, ggf. auch zu einem anderen Zweck bereits erhoben wurden“ Fantapié Altobelli (2007, S. 28). 12 Bei dem explorativen Interview handelt es sich um eine offene und weitgehend nicht-standardisierte Befragung in dieser der Interviewer den Ablauf des Gesprächs mitgestaltet. Dadurch sollen subjektiv relevante Informationen der Befragten zum Untersuchungsgegenstand ermittelt werden (Fantapié Altobelli 2007, S. 44). 13 Als Experte gilt eine Person die über ein besonderes Fachwissen bzw. Erfahrung im Hinblick auf den Untersuchungsge- genstand verfügt (Fantapié Altobelli 2007, S. 385).

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 39

die Vergleichbarkeit der einzelnen Interviews sichergestellt sowie ein gewisses

Maß an Strukturierung erzielt werden (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 90).

Der Interviewer kann so den Interviewpartner zum angestrebten Thema hinleiten

sowie den Gesprächsablauf soweit notwendig lenken, um eine vielfältige Einsicht

in die Denk-, Empfindungs- und Handlungsweise der Interviewpartner zu erhalten

(Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 89). Der Aufbau des Leitfadens gliedert

sich wie folgt: Eine kurze Einführung soll den Interviewpartner über den Sinn und

Zweck der Befragung informieren, um eine höhere Akzeptanz zur Beantwortung

der Fragen zu erreichen. Die darauf folgenden Fragen gliedern sich innerhalb

zweier Themenblöcke:

o Klimawandel und Landwirtschaft

o Anpassungsstrategien der Landwirtschaft

Im ersten Themenblock erfolgt eine Klimarisiko-Analyse (Hasenmüller 2009, S.

91). Hier sollen zum einen potenzielle Risiken mittels des Expertengesprächs

identifiziert werden. Zum anderen soll eine Bewertung der potenziellen Risiken

hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit des Auftretens und des Schadensausmaßes

erfolgen. Im zweiten Themenblock geht es um die Steuerung und Handhabung

der identifizierten Risiken (Hasenmüller 2009, S.89). Durch die Experten sollen

bereits bestehende sowie mögliche neue Anpassungsstrategien aufgezeigt wer-

den, um so erfolgsversprechende Maßnahmen auszuwählen und in die spätere

Auswertung der Anpassungsstrategien (siehe Kapitel 7) einfließen zu lassen. Der

Leitfaden zum Experteninterview befindet sich im Anhang als Anlage 5 auf Seite

79.

Für die Durchführung der Befragung wurden als Untersuchungseinheiten u.a. ver-

schiedene Landwirtschaftsinstitute, -ämter, -ministerien, -verbände sowie Versi-

cherungen ausgewählt, um ein möglichst umfassendes Bild für die Anforderungen

der Landwirtschaft und deren Anpassungsstrategien zu gewinnen. Um regionale

Unterschiede in Deutschland mit einzubeziehen, wird das Experteninterview über

verschiedene Bundesländern durchgeführt. Daher wird auf die Telefonbefragung14

zurückgegriffen, um die Befragung problemlos in ganz Deutschland durchführen

zu können. Vorteil ist dabei, dass mit dem verantwortlichen Interviewpartner per

14 Bei einer Telefonbefragung handelt es sich um ein fernmündliches Interview (Heidel 2008, S. 301).

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 40

Telefon relativ schnell das Interview durchgeführt werden kann (Bereko-

ven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 103). Rückfragen oder Verdeutlichungen können

schneller beantwortet werden, als bei einer schriftlichen Befragung. Die Interview-

partner sind stärker auf das Gespräch konzentriert und es treten seltener ver-

fälschte Antworten auf als bei einer Face-to-face-Erhebung15 (Berekoven/Eckert/

Ellenrieder 2009, S. 103). Die Telefonbefragung wird durch die „Paper and Pencil

Methode“ unterstützt, wobei der Interviewer während der Befragung den Fragebo-

gen schriftlich ausfüllt (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 98).

6.3 Ergebnisse der Experteninterviews

6.3.1 Auswertung der Interviews

Wie in Kapitel 6.2 beschrieben, wurden in verschiedenen Regionen Deutschlands

Experteninterviews durchgeführt. Die Bewertungen zu den potenziellen Auswir-

kungen und Folgen des Klimawandels sowie möglicher Anpassungsstrategien lie-

gen für die Landwirtschaft in Deutschland sowie im Speziellen für die Bundeslän-

der Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-

Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Brandenburg, Sachsen, Thüringen,

Baden-Württemberg, Bayern und Hessen vor. Die Interviews wurden mit überregi-

onalen und regionalen Experten aus den jeweils bereichsspezifischen Fachres-

sorts durchgeführt. Insgesamt wurden 47 Anfragen u.a. an Institute, Einrichtungen,

Verbänden und Unternehmen gerichtet. Es ergaben sich 12 Absagen, da hier kei-

ne Aussagen zum Klimawandel in Kombination mit dem Landwirtschaftssektor

gemacht werden konnten. Bei 13 Anfragen konnte kein Interview durchgeführt

werden, da dieses nicht innerhalb des Zeitrahmens der Bachelorarbeit durchführ-

bar gewesen wäre. Insgesamt konnten aufgrund der Kenntnisse und des Zeitrah-

mens 22 Interviews durchgeführt werden. Darunter waren eine Landesanstalt, ein

Landesumweltamt, ein Landesamt, fünf Landwirtschaftskammern, ein Landesbe-

trieb, zwei Ministerien für Landwirtschaft, ein Landwirtschaftlicher Hauptverband,

zwei Bauernverbände, eine Hochschule, ein Landwirtschaftliches Technologie-

zentrum, drei Forschungsinstitute, eine meteorologische Einrichtung, ein Land-

handel sowie ein Versicherungsverband. Alle Interviewpartner gaben an, sich mit

dem Bereich Landwirtschaft und Klimawandel zu beschäftigen. Daher sind die

15 Die Face-to-face Erhebung stellt eine klassische Befragung im persönlichen Gegenüber von Befragten und Interviewer dar (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 98).

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 41

Einschätzungen der Befragten geeignet, um einen Eindruck über die Bewertung

praxisnaher, bereichs- und regionalspezifischer wichtiger Auswirkungen, Folgen

sowie möglicher Anpassungsstrategien aufzuzeigen. Da jedoch die Einblicke und

Erkenntnisse der Experteninterviews zahlenmäßig eine kleine Stichprobe darstel-

len, kann ihnen kein statistisch repräsentativer Charakter beigemessen werden.

Jedoch sprachen generell die Ansichten der Experten eine deutliche Sprache

woraus klare Aussagen ableitbar sind. Im Folgenden wird daher eine Auswertung

der erhaltenen Informationen aus den Interviews vorgenommen, die Ergebnisse

dargestellt sowie entsprechende Rückschlüsse gezogen. Aus den Ergebnissen

der Interviews sowie des Kapitels 5, werden im Kapitel 7 mögliche Anpassungs-

strategien für die deutsche Landwirtschaft abgeleitet.

6.3.2 Darstellung der Ergebnisse

Bei der Darstellung der Ergebnisse wird auf die Vertraulichkeit und Anonymität

besonders großen Wert gelegt. Verständlicherweise erfolgt daher keine nament-

lich Nennung der befragten Personen und Institute in dieser Arbeit, denn ohne die

Zusicherung von Anonymität hätte diese Arbeit nicht entstehen können. Werden

die Aussagen regional betrachtet, ergeben sich fünf Interviews aus südlichen Re-

gionen, fünf Interviews aus östlichen Regionen, drei Interviews aus nördlichen Re-

gionen, vier Interviews aus westlichen Regionen und fünf Interviews auf Gesamt-

deutschland bezogen. Zur Darstellung erfolgt eine Einteilung nach dem Interview-

leitfaden in Risikoidentifizierung, Risikobewertung und Risikobewältigung.

6.3.2.1 Risikoidentifizierung

Einschätzung des Klimawandels

Bei der Einleitungsfrage des Interviews zur Risikoidentifizierung geben alle Befrag-

ten an, dass der Klimawandel für sie ein Thema darstellt. Bei der Einstufung der

Einschätzung des Klimawandels ergeben sich unterschiedliche Meinungen, dies

zeigt Abbildung 5.

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 42

Ergebnis der Frage 1: Einschätzung des Klimawandels

32%

18%

41%

9% 0% Sicher

Praktisch sicher

Wahrscheinlich

Wahrscheinlich bis praktischsicher

Unwahrscheinlich

Abb. 5: Auswertung zur Einschätzung des Klimawandel s (Quelle: Eigene Darstellung)

Von den 22 Befragten halten 32% den Klimawandel für sicher, 18% für praktisch

sicher, 41% für wahrscheinlich und 9% von wahrscheinlich bis praktisch sicher. Es

zeigt sich, dass keiner der Befragten den Klimawandel für unwahrscheinlich hält.

Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Deutschland

Hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft ergibt sich

aus den Interviews (Frage 2) ein übereinstimmender Konsens der Befragten: Der

Klimawandel hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Dabei wird darauf verwie-

sen, dass die Auswirkungen je nach Ausgangsbedingungen unterschiedlich sein

können. Zu den am häufigsten genannten Auswirkungen zählen der Temperatur-

anstieg sowie die Veränderung der Niederschläge hinsichtlich Menge und Vertei-

lung. Aufgrund der Veränderung von Temperatur und Niederschlag wird im Be-

sonderen auf eine zunehmende Trockenheit und somit mögliche Wasserknapp-

heit, eine Veränderung und Verlängerung der Vegetationsperiode sowie eine mög-

liche Zunahme bzw. Verschiebung von Schadorganismen verwiesen. Ebenfalls

wird angegeben, dass es zu einer Veränderung im Pflanzenbau kommen kann,

wie z.B. die Umstellung von Sorten aufgrund des Klimawandels. Als weitere wich-

tige Auswirkungen auf die Landwirtschaft wird die Zunahme von Extremwetterer-

eignissen genannt und damit auch eine Veränderung der Ertragssicherheit. Je-

doch sehen die Befragten nicht nur Risiken, sondern auch Chancen im Klimawan-

del z.B. durch den erhöhten CO2-Gehalt in der Atmosphäre.

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 43

Ergebnis der Frage 5: Entwicklung von Extremwettere reignissen

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Frostereignisse

Länger andauernde Niederschlagsperioden

Überschwemmungen

Stürme

Hitzewellen

Hagelereignisse

Starkniederschläge

Länger andauernde Trockenperioden

Ext

rem

wet

tere

reig

niss

e

Antworten in %

Zunahme Keine Veränderung bis Abnahme Keine Aussage möglich

Auswirkungen durch veränderte Extremwetterereigniss en

Gerade in der Landwirtschaft spielen Extremwetterereignisse eine wichtige Rolle

(wie bereits in Kapitel 5 beschrieben). Daraus ergab sich die Frage in den Inter-

views zur Einschätzung einer zukünftigen Zunahme bzw. Abnahme von Extrem-

wetterereignissen in Deutschland aufgrund des Klimawandels (Frage 5). Die

Mehrheit der Befragten gibt dabei als Trend eine Zunahme der Extreme an. Die

Abbildung 6 zeigt die Einschätzungen zu den einzelnen abgefragten Ereignissen.

Abb. 6: Auswertung zu Extremwetterereignissen (Quel le: Eigene Darstellung)

Hieraus ergibt sich, dass die Mehrheit der Befragten eine Zunahme erwartet bei:

länger andauernden Trockenperioden, Starkniederschläge, Hagelereignissen so-

wie Hitzewellen. Ein umgekehrtes Bild zeigt sich bei der Zunahme von Stürmen,

Überschwemmungen sowie länger andauernden Niederschlagsperioden, diese

halten weniger als die Hälfte der Befragten für möglich. Bei Frostereignissen konn-

ten keine Aussagen getroffen werden oder es wurde keine Veränderung bis Ab-

nahme gesehen. Wobei angegeben wird, dass aufgrund der Verfrühung der Vege-

tationsperiode die Gefahr von Spätfrösten steigt, besonders für sensible Kulturen.

So sehen die Befragten bei den Extremwetterereignissen für die Landwirtschaft

die größten Risiken in der Zunahme von länger andauernden Trockenperioden,

Starkniederschlägen, Hagelereignissen sowie Hitzewellen.

Regional Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Werden die Auswirkungen regional differenziert betrachtet (Frage 8) zeigt sich,

dass von allen Befragten angegeben wird, dass sich der Klimawandel in Deutsch-

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 44

land unterschiedlich auswirkt. Die Auswirkungen auf die Landwirtschaft sind dabei

von den jeweiligen Ausgangsbedingungen abhängig (dies wurde in Kapitel 5.3

dargestellt). Dabei wird für die nördlichen und westlichen Regionen angegeben,

dass diese vom Klimawandel profitieren können, wobei ein negativer Einfluss aus

der Zunahme und Verschiebung von Schadorganismen ausgehen könnte. Gerade

die östlichen und südlichen Regionen sehen die Befragten als am stärksten betrof-

fen an. Besonders Nordostdeutschland aufgrund der Veränderung der Nieder-

schläge und der somit entstehenden Trockenheit sowie der zumeist schlecht was-

serspeicherfähigen Böden. Des Weiteren in den südlichen Regionen, besonders

die südwestlichen Regionen, aufgrund der zunehmenden Temperaturen und der

abnehmenden Niederschläge vor allem im Sommer. Hinsichtlich zunehmender

Extremwetterereignisse lassen sich derzeit keine regionalen Aussagen treffen,

durch diese sind alle Regionen betroffen. Zusammenfassend ergibt sich, dass sich

jede Region Veränderungen durch den Klimawandel gegenübersieht und dabei

die Auswirkungen, ob positiv oder negativ stark von den jeweiligen Ausgangsbe-

dingungen abhängig sind.

Folgen in der Landwirtschaft durch den Klimawandel

Nach Identifizierung der Auswirkungen, sollen nun die Folgen aus diesen genauer

betrachtet werden. Ein eindeutiges Ergebnis ergibt sich dabei bei der Frage des

am stärksten betroffenen Bereiches durch den Klimawandel in der Landwirtschaft

(Frage 7). Hier geben alle Befragten an, dass der am stärksten betroffene Bereich

der Pflanzenbau ist und gerade dabei der Ackerbau, die Sonderkulturen sowie das

Dauergrünland. Ebenfalls wird auf die Viehhaltung verwiesen, besonders in der

Reaktionskette des Pflanzenbaus. Jedoch wird dort keine derart starke Betroffen-

heit wie im Pflanzenanbau gesehen. Dies spiegelt die Annahmen zur Betroffenheit

des Pflanzenbaus von Kapitel 5.1 wieder.

Ebenfalls zeigt sich ein eindeutiges Ergebnis unter den Befragten bei der Frage zu

dem größten Risiko (Frage 6), das sich durch den Klimawandel für die Landwirt-

schaft ergibt. Hier wird für Deutschland eindeutig als größtes Risiko die zuneh-

mende Trockenheit aufgrund der Veränderung der Niederschläge und Temperatu-

ren gesehen. Von den Befragten wird angegeben, dass der daraus entstehende

Wasserbedarf in Zukunft ein ernstes Problem darstellen kann, denn bereits heute

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 45

zeigt sich ein Trend für einen zunehmenden Bewässerungsbedarf. Zu beachten

ist, dass Bewässerungssysteme für den Landwirt kostspielig sind und nur dann

genutzt werden können, wenn genügend Grundwasser vorhanden ist. Als ein wei-

teres Risiko wird die Zunahme der Extremwetterereignisse angegeben, insbeson-

dere die Zunahme von Starkniederschlägen. Durch diese steigt die zukünftige Pla-

nungsunsicherheit der Landwirte. Ebenfalls wird die Veränderung und Zunahme

von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten aufgrund zunehmender Temperaturen

als ein Risiko eingestuft.

Werden die Risiken nun differenziert nach nördlichen, westlichen, östlichen und

südlichen Aussagen der Regionen betrachtet, zeigen sich durch die Befragten in

den jeweiligen Regionen unterschiedliche Schwerpunkte. Bei den Einschätzungen

müssen die jeweiligen Ausgangsbedingungen berücksichtigt werden. Die Befrag-

ten sehen in allen Regionen die zunehmende Trockenheit und den daraus resul-

tierenden Wasserbedarf als das größte Risiko an. Die Befragten von östlichen und

westlichen Regionen sehen neben der Trockenheit die Zunahme von Starknieder-

schlägen als ein weiteres großes Risiko an. Hingegen sehen die Befragten von

nördlichen und südlichen Regionen ein großes Risiko in der Verschiebung und

Zunahme von Schadorganismen aufgrund der steigenden Temperaturen. Hier

wird z.B. angegeben, dass der Maiszünsler als Schädling immer weiter in nördli-

che Regionen vorwandert und Schäden verursacht. Südliche Regionen sind dabei

von eingeschleppten Schadorganismen aus wärmeren Ländern betroffen. Die

Aussagen zu Extremwetterereignissen gestalten sich überregional und werden in

allen Regionen als bedrohlich betrachtet, denn diese sind unvorhersehbar und

führen zu steigenden Ertragsunsicherheiten.

Nach der Darstellung der Ergebnisse über die Auswirkungen und Folgen, stellt

sich die Frage, ob sich die Landwirtschaftsbetriebe durch diese betroffen fühlen.

Hierzu gibt Frage 3 einen Einblick. Interessanterweise lässt sich zusammenfas-

send ableiten, dass sich die Landwirtschaftsbetriebe durch den Klimawandel

überwiegend nicht direkt betroffen fühlen bzw. hier noch kein direktes Bewusstsein

in Bezug auf den Klimawandel vorhanden ist. Quasi noch keine Alarmstimmung

herrscht. Auch kann keine Unterscheidung in Bezug auf die Betroffenheit von gro-

ßen oder kleinen Landwirtschaftsbetrieben angegeben werden (Frage 4). Dabei

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 46

wird betont, dass die Landwirte natürlich die Veränderungen des Wetters und der

Witterung sowie eine Veränderung der Vegetationsperiode und das veränderte

Sortenverhalten wahrnehmen, dies jedoch überwiegend nicht im direkten Zusam-

menhang mit dem Klimawandel sehen. Einen Bezug zum Klimawandel stellen

zumeist die stärker betroffenen Landwirtschaftsbetriebe in den Regionen Sachsen,

Brandenburg und Niedersachsen fest. Aus diesen Bundesländern geben die Be-

fragten an, dass sich die Landwirte durch den Klimawandel bereits direkt betroffen

fühlen. So ergibt sich eine differenzierte Betrachtung der Betroffenheit für den

Landwirtschaftssektor. Dabei ist das Thema Klimawandel für die meisten Land-

wirtschaftsbetriebe in vielen Regionen noch schwer fassbar und mit Unsicherhei-

ten behaftet. Grundsätzliches Interesse der Landwirte an diesem Thema besteht

jedoch. Der Bereich der Forschung steht allerdings noch am Anfang.

6.3.2.2 Risikobewertung

Schäden und Verluste durch den Klimawandel in der L andwirtschaft

Wird nun die Risikobewertung betrachtet, stellte sich die Frage, ob die Schäden

und damit Verluste in der Landwirtschaft durch den Klimawandel zunehmen wer-

den (Frage 9). Darauf antwortete die Mehrheit der Befragten mit einem „Ja“. Die

Begründungen sind dabei differenziert. Aus diesen gehen jedoch zwei wichtige

Punkte über das Ausmaß der Schäden und damit der Verluste hervor. Zum einen

wird angegeben, dass die Schäden und Verluste davon abhängen, wie gut sich

die Landwirte anpassen können. Das bedeutet, wenn sich die Landwirte z.B. an

Veränderungen gut anpassen, können auch die Schäden und Verluste in Zukunft

gering gehalten werden. Zum anderen wird angegeben, dass ebenfalls die Chan-

cen, die durch den Klimawandel in der Landwirtschaft entstehen können, einbezo-

gen werden müssen. So werden zwar Schäden verursacht, aber diese stehen

Chancen gegenüber und so entstehen in der Summe entweder keine Verluste

oder geringere Verluste.

Veränderung der Ertragseinbußen und Verluste am Bet riebseinkommen

In Frage 10 wurde gezielt gefragt, bei welchen der Ereignisse die Befragten es für

wahrscheinlich halten, dass es zu einer Zunahme der Ertragseinbußen durch den

Klimawandel kommen kann. Des Weiteren wurde gefragt, wie insgesamt der Ver-

lust am Betriebseinkommen eingeschätzt wird. Zu diesen Fragen ergeben sich

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 47

Frage 10: Zunahme der Ertragseinbußen bei:

38%

38%

54%

69%

69%

69%

77%

92%

92%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Frost

Überschwemmungen

Stürme

Starkniederschläge

Schädlingsbefall

Pflanzenkrankheiten

Hagelereignissen

Hitzestress

Trockenheit

Ere

igni

s

Zustimmung in %

Prozent der Befragten

unterschiedliche Antworten. Im Folgenden werden zuerst die Antworten zu den

Ertragseinbußen prozentual in die jeweiligen Gruppen zusammengefasst. In Ab-

bildung 7 sind diese Ergebnisse zusammengefasst dargestellt. Von den insgesamt

22 Befragten können 18% keine Aussage zu dieser Frage treffen und 23% können

dies nicht für die Einzelfälle, sondern nur im Gesamten mit einem zunehmenden

Trend abschätzen. Werden nun die Ergebnisse der Befragten betrachtet, die eine

Aussage auch zu den Einzelfällen treffen können, zeigt sich mit 92%, dass die

Mehrheit bei Trockenheit und Hitzestress eine zukünftige Zunahme der Er-

tragseinbußen sehen. Danach kommt es zu einer Abstufung: 77% der Befragten

sehen bei Hagelereignissen, 69% bei Pflanzenkrankheiten, Schädlingsbefall und

Starkniederschlägen sowie 54% bei Stürmen, dass es zukünftig zu einer Zunahme

der Ertragseinbußen kommen kann. Bei Überschwemmungen und Frost, insbe-

sondere durch Spätfröste, sehen eine Zunahme der Ertragseinbußen lediglich

38% der Befragten.

Abb. 7: Auswertung zur Zunahme von Ertragseinbußen (Quelle: Eigene Darstellung)

Bei der Einschätzung der Verluste am Betriebseinkommen werden die Aussagen

ungenauer bzw. für viele der Befragten schwierig einschätzbar. Daher können

44% der Befragten keine Aussage treffen. Von den Befragten die eine Aussage

treffen können, schätzen 23% die Verluste am Betriebseinkommen für gering ein,

9% für mittel, 5% für gering bis mittel, 5% für groß, 5% für mittel bis groß und 9%

für gering bis groß. Hier zeigt sich ein stark differenziertes Bild, wodurch keine

grundsätzliche Aussage ableitbar ist. Dies zeigen ebenfalls die jeweiligen

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft 48

Begründungen zu den Einschätzungen. So sind die Verluste am Betriebseinkom-

men davon abhängig, welches Ausmaß ein Schaden hat und damit einen Verlust

am Betriebseinkommen bewirkt, z.B. wenn ein Hagelereignis den kompletten An-

baubestand eines Betriebes vernichtet, ergibt sich als Schaden ein Totalausfall

und dementsprechend groß ist der Verlust der daraus entsteht. Eine weitere Un-

terscheidung ergibt sich aus der geschädigten Kultur – handelt es sich z.B. um

eine einjährig angebaute Kultur, betrifft der Schaden und damit der Verlust nur das

laufende Jahr. Kommt es zu einem Schaden an einer Dauerkultur wie z.B. Wein,

kann dies auch Verluste in den kommenden Jahren nach sich ziehen. Ebenfalls

können die Schäden und damit Verluste zeitlich differenziert betrachtet werden,

denn kommt es in Zukunft zu einer stärkeren Veränderung durch den Klimawandel

können dementsprechend auch die Schäden und damit Verluste in Zukunft stärker

ansteigen. So zeigt sich bei dieser Frage, dass genau betrachtet werden muss,

welches Ausmaß an Schaden vorliegt und wie sich daraus individuell die Verluste

gestalten. Zusammenfassend lässt sich daher zum heutigen Zeitpunkt noch keine

eindeutige Aussage ableiten, hier stehen die Untersuchungen noch am Anfang.

Abschließend zur Risikobewertung wurde die Frage gestellt (Frage 11), welches

Risiko den größten Schaden und damit Verlust in der Landwirtschaft verursachen

könnte. Dabei ergibt sich dasselbe Ergebnis wie in Frage 6. Für Deutschland wer-

den die zunehmende Trockenheit und der damit verbundene Wasserbedarf, die

Zunahme von Extremwetterereignissen sowie die Zunahme und Veränderung von

Schädlingen und Pflanzenkrankheiten als die Risiken gesehen durch die die größ-

ten Schäden und damit Verluste verursacht werden können. Wie hoch die jeweili-

gen Schäden und Verluste aus diesen Risiken sind, hängt dabei von den jeweili-

gen Ausgangsbedingungen und der umgesetzten Anpassungen durch die Land-

wirtschaftsbetriebe ab.

6.3.2.3 Risikobewältigung

Wird nun die Risikobewältigung, also die Durchführung von Anpassungsstrategien

betrachtet, ergeben sich unterschiedliche Bereiche. In den Interviews erfolgte da-

bei eine Abfrage zu bereits umgesetzten sowie notwendigen Anpassungen durch

die Landwirtschaftsbetriebe und durch die Unterstützung des Staates. Ebenfalls

sollte bestehender Anpassungsbedarf aufgezeigt werden. Die Ergebnisse aus den

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 49

Fragen zur Risikobewältigung werden in Kapitel 7 dargestellt, da diese direkt in

Verbindung mit möglichen Anpassungsstrategien aufgezeigt werden.

7 Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft

Entscheidend für die Konsequenzen die sich aus dem Klimawandel für die Land-

wirtschaft ergeben, ist die Entwicklung und Anwendung von Anpassungsstrate-

gien. Die Anpassung an den Klimawandel kann dabei entweder eine natürliche

Reaktion auf das veränderte Klima bzw. eine geplante reaktive Handlung oder

eine proaktive Gegenmaßnahme sein, um die erwarteten negativen Auswirkungen

des Klimawandels zu verhindern oder zu vermindern. Grundsätzlich können dabei

nur proaktive Anpassungsmaßnahmen Schäden verhindern oder mindern, wohin-

gegen reaktive Maßnahmen auf einen bereits eingetretenen Schaden reagieren

oder versuchen, diesen zu reparieren. Daher sind bei der Anpassung proaktive

Maßnahmen zu bevorzugen (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 259). Es gibt Anpas-

sungsstrategien die von den Landwirten selbständig durchgeführt werden können.

Bei längerfristigen und insbesondere strukturellen Maßnahmen sollten jedoch sei-

tens des Staates und der Wissenschaft gezielte Vorgaben gesetzt werden.

Schwierig zu realisieren sind dabei Anpassungen an die zunehmende Klimavaria-

bilität bzw. an Extremwetterereignisse (Weigel 2008, S. 117). An den langsam

stattfindenden Prozess des Klimawandels kann sich die Landwirtschaft gut anpas-

sen (Rahmann 2008, S. 216). Extreme sind jedoch kaum vorhersagbar und führen

zu Planungsunsicherheiten (Rahmann 2008, S. 217). Eine Strategie stellt dabei

das langfristig ausgerichtete und planvolle Anstreben eines Zieles dar. Hierbei ist

es wichtig aufeinander abgestimmte Anpassungsmaßnahmen innerhalb einer

Strategie umzusetzen. Für die Landwirtschaftsbetriebe steht dabei das Ziel der

langfristigen Sicherung des Unternehmenserfolgs im Vordergrund. Um dieses Ziel

zu erreichen, muss in Zukunft eine Anpassung an die Risiken, die sich aus dem

Klimawandel ergeben, erfolgen.

Im Folgenden ergibt sich eine Untergliederung in Anpassungsmöglichkeiten der

Landwirtschaftsbetriebe, Anpassungsunterstützung durch den Staat, Verbesse-

rung der Anpassung durch Wissenstransfer sowie Anpassungs- und Forschungs-

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 50

bedarf in der Landwirtschaft. Diese Schwerpunkte und die darin vorgestellten Stra-

tegien werden aus den Ergebnissen der Experteninterviews abgeleitet und sollen

daher im Mittelpunkt der weiteren Betrachtung stehen. Dabei erfolgt eine Ergän-

zung durch die Fachliteratur.

7.1 Anpassungsmöglichkeiten der Landwirtschaftsbetriebe

Die Anpassungsmöglichkeiten müssen differenziert betrachtet werden, einerseits

nach den kalkulierbaren mittel- bis langfristigen Klimaänderungen und anderer-

seits nach den kurzfristigen und damit unkalkulierbaren Extremwetterereignissen

(Rahmann 2008, S. 208). Zudem ist es wichtig, Unternehmensbereiche oder Akti-

vitäten auf ihre Sensibilität von Klimaänderungen zu prüfen. Momentane Auswir-

kungen, die nur einen geringen oder keinen unmittelbaren Handlungsbedarf ver-

langen, können zu einem späteren Zeitpunkt einen kritischen Wert überschreiten

und damit zu massiven Ernteertragsrisiken führen (Hasenmüller 2009, S. 106 f.).

Werden dazu die Ergebnisse der Interviews betrachtet, ergeben sich Anpas-

sungsmöglichkeiten im Pflanzenbau und im Risikomanagement durch die Land-

wirtschaftsbetriebe.

Zunächst soll jedoch betrachtet werden, ob bereits Anpassungsmaßnahmen an

den Klimawandel durch die Landwirtschaftsbetriebe umgesetzt werden. Als Er-

gebnis der Interviews (Frage 12) geben dabei 86% der Befragten an, dass bereits

Anpassungsmaßnahmen durch die Landwirtschaftsbetriebe umgesetzt werden.

Die restlichen 14% der Befragten können derzeit keine Aussage treffen. Als Trend

geht dabei aus den Begründungen hervor, dass bei den bereits umgesetzten An-

passungsmaßnahmen nicht der Klimawandel im Vordergrund steht, sondern eine

unbewusste Anpassung an die Veränderungen erfolgt. Aus der Abfrage zu den

Anpassungsmaßnahmen für die einzelnen Ereignisse ergibt sich ein differenzier-

tes Bild, so dass hier keine eindeutige Aussage ableitbar ist. Gerade durch diese

Frage zeigt sich, dass eine wirklich bewusste Anpassung an den Klimawandel

durch die Landwirtschaftsbetriebe noch nicht umgesetzt wird. Es erfolgt vielmehr

eine Anpassung an die aktuelle Situation und die Veränderungen die bereits zu

spüren sind. In Abbildung 8 ist das Ergebnis dargestellt.

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 51

Ergebnis Frage 12: Bereits umgesetzte Anpassungsmaß nahmen

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Überschwemmung

Stürme

Starkniederschläge

Frost

Hitzestress

Schädlinge und Pflanzenkrankheiten

Hagel

TrockenheitE

reig

nis

Antworten in %

Ja Nein Keine Aussage möglich

Abb. 8: Auswertung bereits umgesetzter Anpassungsma ßnahmen (Quelle: Eigene Darstel-lung)

Es zeigt sich, dass bei Trockenheit, Hagel sowie Schädlingen und Pflanzenkrank-

heiten die Mehrheit angibt, dass bereits Anpassungsmaßnahmen getroffen wer-

den. Bei Hitzestress, Frost, Starkniederschlägen, Stürme und Überschwemmun-

gen stimmt nur noch eine Minderheit zu, so dass hier die Mehrheit entweder keine

bereits umgesetzten Anpassungsmaßnahmen nennen bzw. keine Aussage treffen

kann. Werden die Aussagen zu den bereits umgesetzten Anpassungsmaßnahmen

zu den einzelnen Bereichen zusammengefasst ergibt sich für:

o Trockenheit: Sortenwahl, Veränderung der Aussaat-/Erntetermine und Einsatz

von Bewässerung.

o Hagel: Versicherungen und Anbringung von Hagelschutznetzen.

o Schädlinge und Pflanzenkrankheiten: Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

o Hitzestress: Sortenwahl, Verdunstungsschutz und Einsatz von Bewässerung.

o Frost: Warnsysteme, Abdeckung und frostresistente Sorten.

o Starkniederschläge: Humus- oder Mulchdecke und Bodenbearbeitung.

o Stürme: Bodenbearbeitung und Feldrandgehölz.

o Überschwemmung: Allgemeiner Hochwasserschutz und Rückhaltebecken.

Zusammenfassend lässt sich aus den Aussagen der Interviews ableiten, dass

zwar in den einzelnen Bereichen bereits Anpassungsmaßnahmen getroffen wer-

den, jedoch für die Zukunft und besonders im Hinblick auf den voranschreitenden

Klimawandel noch Anpassungsbedarf in allen Bereichen besteht. Im Folgenden

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 52

werden verschiedene Anpassungsstrategien, die durch die Landwirtschaftsbetrie-

be umgesetzt werden können, für die wichtigsten Bereiche aufgezeigt.

In diesem Zusammenhang wurde der Anpassungsbedarf auf Seiten der Landwirt-

schaftsbetriebe (Frage 18) in den Interviews erfragt. Es werden dabei verschiede-

ne Möglichkeiten durch die Befragten aufgezeigt:

o Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass es wichtig ist, dass sich die Landwirte

informieren sowie die angebotene Beratung in Anspruch nehmen. Besonders

zu neuen Anpassungsmöglichkeiten, neuen geeigneten Sorten aber auch hin-

sichtlich verschiedener Wetterprognosemöglichkeiten.

o Ebenfalls wird von der Mehrheit der Befragten angegeben, dass eine Umstel-

lung der Anbaustrategie durch die Landwirte erforderlich sei. Hierzu nennen

die Befragten: die Prüfung eines Sortenwechsels, den Anbau verschiedener

Sorten, den Anbau von trockenresistenten Sorten, eine Umstellung der Boden-

bearbeitung, Veränderung der Düngung sowie die Prüfung der Aussaat und

Erntetermine aufgrund der Veränderung der Vegetationsperiode.

o In diesem Zusammenhang wird von den Befragten als wichtig erachtet, dass

die Bewässerungsmöglichkeiten geprüft werden, gerade im Hinblick auf die

zunehmende Trockenheit. Ebenfalls muss der Einsatz neuer Pflanzenschutz-

mittel für neue bzw. veränderte Schadorganismen untersucht werden.

o Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt der aus den Interviews hervorgeht ist, dass

die Landwirtschaftsbetriebe ihr Risikomanagement weiter ausbauen und im

Hinblick auf den Klimawandel verbessern sollten. Als wichtige Aspekte werden

zum einen die Risikostreuung genannt, also der Anbau von verschiedenen Kul-

turen bzw. Sorten, um somit eine breitere Aufstellung zu gewährleisten. Wenn

möglich, sollte auch eine regionale Verteilung der Anbauflächen erfolgen, so

dass falls beispielsweise ein Hagelereignis eintritt nicht der komplette Anbau-

bestand eines Betriebes geschädigt wird. Zum anderen die finanzielle Absiche-

rung, hier im Besonderen durch Versicherungen oder durch die Bildung von

Rücklagen, so dass auch Ausfälle und Verluste überstanden werden können.

Zusammenfassend ergeben sich daraus eine Reihe verschiedener Strategien wie

sich die Landwirtschaftsbetriebe an die Auswirkungen und Folgen des Klimawan-

dels anpassen können. Diese Anpassungsstrategien werden nun im Folgenden

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 53

näher betrachtet. Als Resultat aus Kapitel 6.3.2.1 Risikoidentifizierung und Kapitel

6.3.2.2 Risikobewertung liegt dabei der Schwerpunkt in der Anpassung an die Ver-

änderung der Temperatur, Niederschläge, Extremwetterereignisse sowie Schad-

organismen.

7.1.1 Anpassung des Pflanzenbaus

Hier werden die wichtigsten Anpassungsstrategien, die sich aus den Ergebnissen

der Interviews ergeben, aufgezeigt. In dieser Arbeit sollen die Anregungen aus

den Interviews im Mittelpunkt stehen. Um sich an die Auswirkungen und Folgen

einer Veränderung der Temperatur, der Niederschläge sowie veränderter Schad-

organismen anzupassen sind Änderungen im Pflanzenbau möglich.

7.1.1.1 Auswahl geeigneter Sorten und Kulturen

Die Temperaturerhöhung und Bodenwasserabnahme durch verringerte Nieder-

schläge sowie die Zunahme von Extremwetterereignissen können das Pflanzen-

wachstum beeinträchtigen und zu Schäden an den Pflanzen führen (Burdick 1994,

S. 254). Daher wird in den Interviews häufig auf die Auswahl und Umstellung von

geeigneten Sorten und Kulturen als Anpassungsmaßnahme verwiesen (Frage 12

und 18). Es gibt dabei verschiedene Anpassungsstrategien, um mögliche Er-

tragsausfälle und Qualitätseinbußen aufgrund von zunehmender Trockenheit so-

wie Hitzestress durch geeignete Sorten und Kulturen zu vermeiden. Um der zu-

nehmenden sommerlichen Trockenheit und der Hitzeperioden zu entgehen, kön-

nen frühreife Sorten angebaut werden. Frühreife Sorten haben den Vorteil, dass

sie durch die verkürzte Entwicklungsphase weniger durch die Sommertrockenheit

betroffen sind und einen geringeren Wasserverbrauch aufweisen. Einer vorsom-

merlichen Trockenheit kann hingegen durch den verstärkten Anbau von Winterkul-

turen entgangen werden, wodurch die Winterfeuchte im Boden besser genutzt

werden kann (Schaller/Weigel 2007, S. 165). Des Weiteren können sich Landwirte

an die Trockenheit durch den Anbau von hitze- und trockenheitstoleranten oder

tief wurzelnden Sorten anpassen (Schaller/Weigel 2007, S. 165). So dass die

Pflanzenzucht zukünftig einen wichtigen Beitrag leisten muss. Ebenfalls kann auf-

grund der zunehmenden Klimavariabilität in Zukunft der Trend zu robusteren Sor-

ten gehen, wie z.B. der Sommergerste. Diese weist eine weitgehende Ertragssta-

bilität gegenüber extremen klimatischen Bedingungen auf (Schaller/Weigel 2007,

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 54

S. 166). Daher ist die Auswahl von robusten Sorten, die eine hohe Klimatoleranz

sowie eine geringe Anfälligkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten aufwei-

sen, in Zukunft eine wichtige Anpassungsstrategie für die Landwirtschaftsbetriebe

(Umweltbundesamt 2005, S. 77). Diese Strategien sind, wie aus den Interviews

hervorgeht, aufgrund der zunehmenden Trockenheit besonders für südliche und

östliche Regionen Deutschlands von Interesse.

Eine weitere Anpassungsstrategie stellt der Wechsel auf andere Kulturen dar.

Durch die höheren Temperaturen kommt es zu einer Verlängerung der Vegetati-

onsperiode und zu einer Beschleunigung der Entwicklung und Reifung der Kultur-

pflanzen innerhalb der Vegetationsperiode. Daher lassen sich in Zukunft vermehrt

wärmeliebende Kulturen anbauen (Burdick 1994, S. 252). Es kann zu einer Aus-

breitung von Kulturen die bereits heute in wärmeren Regionen angebaut werden in

Richtung Norden oder auch in höhere Lagen kommen (Schaller/Weigel 2007, S.

166). Die Verschiebung der Anbaugrenzen von Mais in nördliche Regionen wird

dabei häufig in den Interviews als Beispiel für eine solche Kultur genannt. So dass

diese Strategie der Anpassung gerade für die nördlichen Regionen in Deutschland

in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird. In südlichen Regionen Deutsch-

lands kann dabei der Anbau von Kulturen z.B. aus Ländern des Mittelmeerraums

in Zukunft erfolgreich sein.

Bei den aufgezeigten Anpassungsstrategien ist es wichtig, dass sich die Landwirte

informieren und kontinuierlich eine Auswahl standortangepasster Sorten und Kul-

turen vornehmen. Also die Auswahl und der Anbau standortabhängig ausgerichtet

wird und Empfehlungen für den jeweiligen Standort genutzt werden (LfULG 2009,

S. 102). Dabei reduziert grundsätzlich der Anbau verschiedener Sorten und Kultu-

ren mit unterschiedlichen Klimaansprüchen und zeitlichen Entwicklungen das Pro-

duktionsrisiko sowie das Risiko von Totalausfällen (Eitzinger/Kersebaum 2009, S.

287). Ebenfalls können aufgrund einer größeren Risikostreuung durch verschie-

dene Sorten und Kulturen die Verluste durch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten

reduziert werden, da diese oftmals von einer bestimmten Wirtspflanze abhängig

sind (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 284). Dieses Ergebnis lässt sich ebenfalls aus

den durchgeführten Interviews (Frage 12 und 18) ableiten, so dass für Landwirt-

schaftsbetriebe zukünftig eine breitere Risikostreuung innerhalb ihrer angebauten

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 55

Sorten und Kulturen als Anpassungsstrategie zu empfehlen ist. Die Risikostreuung

wird dabei als Vorteil von größeren Betrieben gegenüber kleineren gesehen, denn

diese können durch z.B. Kapital und Fachpersonal mehrere Sorten und Kulturen

anbauen sowie die Anbauflächen stärker dezentralisieren (Frage 4).

7.1.1.2 Verschiebung der Aussaattermine

Die Verschiebung der Aussaattermine im Frühjahr oder Herbst ist eine weitgehend

kostenneutrale Anpassungsstrategie für die Landwirtschaftsbetriebe an ein wär-

meres Klima. Dies wirkt einer durch höhere Temperaturen beschleunigten Ent-

wicklung der Pflanzen entgegen. Denn bei steigenden Temperaturen wird die

Wachstums- und die Ertragsbildungsphase im Mittel verkürzt, da sich die Entwick-

lung der Pflanzen beschleunigt. Durch eine vorverlegte Saat entsteht somit eine

positive Ertragswirkung aufgrund einer längeren Wachstumsperiode (Eitzin-

ger/Kersebaum 2009, S. 276). So könnten die bisher angebauten Sommerkulturen

früher ausgesät werden. Ein weiterer Vorteil ist dabei, dass die höhere Boden-

feuchte im Frühjahr genutzt werden kann. Winterkulturen hingegen sollten auf-

grund der steigenden Temperaturen erst später im Jahr als momentan üblich aus-

gesät werden. Dadurch werden Schäden durch zu hohe Saatbeettemperaturen

und Auswinterungen sowie Risiken durch Krankheiten reduziert (Schaller/Weigel

2007, S. 165). Diese Anpassungsstrategie eignet sich für alle Regionen Deutsch-

lands, da sich die Vegetationsperiode in allen Regionen aufgrund der zunehmen-

den Temperatur verändert. In den Interviews wurde angegeben, dass diese Stra-

tegie bereits teilweise umgesetzt wird. Dabei geben die Befragten an, dass be-

sonders die südlichen Regionen Deutschlands, bei denen die stärkste Tempera-

turerhöhung erwartet wird, sich bereits frühzeitig mit dieser Anpassungsstrategie

auseinandersetzen sollten.

7.1.1.3 Optimierung des Wasserhaushalts und Bewässe rung

Neben der genetischen Verbesserung z.B. der Pflanzensorten gibt es im Hinblick

auf die Optimierung des Wasserhaushaltes von Pflanzenbeständen eine Reihe

weiterer Maßnahmen für eine effektive Wassernutzung. Besonders in Gebieten in

denen steigende Temperaturen bei abnehmenden Niederschlägen zu einer zu-

nehmenden Trockenheit führen. Dabei handelt es sich um ein Schadensereignis in

der Landwirtschaft welches langsam eintritt und kontinuierlich zunimmt. Oft wird

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 56

gerade eine solche Gefahr die sich langsam entwickelt zu spät erkannt, wenn be-

reits Wassermangel herrscht. Anstelle einer reaktiven Maßnahme wäre daher eine

proaktive Maßnahme sinnvoller. Diese erfordert jedoch Planung und Voraussicht

von den Landwirtschaftsbetrieben. Bereits heute sollte im Hinblick auf die künftig

zunehmende Trockenheit z.B. sparsam mit Wasser umgegangen oder bereits ent-

sprechende Wasserreserven angelegt werden (Eitzinger/Kersebaum 2009, S.

259). Neben diesen Möglichkeiten spielt in den Interviews die Prüfung von geeig-

neten Bewässerungssystemen eine wichtige Rolle. Denn reichen die wasserspa-

renden Produktionsmethoden nicht aus, um den Wasserbedarf von bestimmten

Kulturpflanzen ohne größere Ertragseinbußen zu decken, muss bewässert wer-

den. Alternativ muss geprüft werden, ob die Kosten für die Bewässerungsanlage

hinsichtlich der erwarteten Ertragseinbußen ohne Bewässerung gerechtfertigt

sind. Des Weiteren ist die Wasserverfügbarkeit von Bedeutung und ob die regio-

nalen Wasserressourcen für die Bewässerung ausreichend sind (Eitzin-

ger/Kersebaum 2009, S. 281 f.). Bei heute bereits bewässerten Pflanzen muss mit

einem steigenden Wasserverbrauch und damit höheren Produktionskosten in Zu-

kunft gerechnet werden, wie z.B. bei Zuckerrüben und Kartoffeln (Schaller/Weigel

2007, S. 168). Es ist wichtig, dass bereits bei der Bewässerungsplanung geeigne-

te Methoden mit einer hohen Wassernutzungseffizienz je Standort durchdacht

werden. Denn die zunehmende Trockenheit wird von den Befragten für alle Regi-

onen Deutschlands als das größte Risiko eingestuft. Die Landwirte müssen daher

geeignete Anpassungsstrategien für eine effiziente Wassernutzung und effektive

Bewässerung entwickeln und umsetzen.

Besonders in Trockengebieten oder Gebieten mit leichten Böden ist eine mög-

lichst effektive Nutzung und Speicherung des vorhandenen Bodenwassers wichtig.

Hier kann z.B. durch humusaufbauende Maßnahmen die Bodenwasserspeicher-

fähigkeit je nach Bodenart deutlich erhöht werden. Ebenfalls spielt die Verduns-

tung an der Bodenoberfläche eine wichtige Rolle für den Wasserverbrauch eines

Feldes. Beispielsweise kann durch eine reduzierte Bodenbearbeitung oder auch

durch Mulch- oder Direktsaatverfahren in Verbindung mit einer aufliegenden

Mulch- oder Deckschicht aus organischen Resten die Bodenverdunstung erheb-

lich verringert werden (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 280). Diese Anpassungen

halten die Befragten, gerade bei Trockenstandorten mit leichten Böden und zur

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 57

Vorbeugung gegen Bodenerosionen, für sinnvoll (Frage 12 und 18). Daher wird

diese Strategie in Zukunft vor allem in den östlichen Regionen mit leichten Böden

z.B. wie in Brandenburg an Wichtigkeit gewinnen.

7.1.1.4 Bodenbearbeitung und Düngung

Bei der Bodenbearbeitung sollte zukünftig darauf geachtet werden, dass eine gute

Bodenstruktur mit der Fähigkeit hohe Wassermengen rasch aufzunehmen und zu

speichern erhalten wird. Dadurch kann die Bodenwasserspeicherfähigkeit erhöht

und es können die Erosionswirkungen z.B. durch Starkniederschläge reduziert

werden. Dies ist besonders im Hinblick auf die zunehmende Trockenheit wichtig.

In den Interviews wird angegeben, dass besonders die zunehmenden Starknie-

derschläge für die östlichen und westlichen Regionen Deutschlands ein Risiko

darstellen. So dass in diesen Regionen hinsichtlich der Anpassung eine gute Bo-

denstruktur im Vordergrund stehen sollte. Des Weiteren sollte zur Erhaltung der

Wasseraufnahmefähigkeit der Böden eine Bodenverdichtung z.B. durch schwere

Radlasten verhindert werden. Jede Bodenbearbeitung sollte zielgerichtet erfolgen,

denn sie kostet Wasser (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 285 f.).

Gerade aufgrund der zunehmenden Extremwetterereignisse und der wachsenden

Klimavariabilität werden die Nährstoffentzüge und damit der Düngebedarf künftig

größeren Schwankungen unterworfen. Daher ist es wichtig Düngesysteme zu

entwickeln und anzuwenden, die flexibel während der Wachstumsperiode der

Pflanzen auf die Witterungsbedingungen reagieren (LfULG 2009, S. 103). Es

müssen Methoden entwickelt werden, durch die eine Anpassung der Düngung an

den tatsächlichen Bedarf möglich ist. Besonders um eine Stabilisierung der Er-

tragsbildung unter zunehmend trockenen Bedingungen zu gewährleisten (LfULG

2009, S. 106). Entsprechend werden künftig regional differenzierte Anpassungs-

strategien bei der Düngung im Hinblick auf Menge, Form und zeitliche Verteilung

notwendig sein (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 287).

7.1.1.5 Pflanzenschutz

Besonders beim bisherigen Pflanzenschutz erfordert das Auftreten eines höheren

Schädlings-, Krankheits- und Unkrautdrucks eine Anpassung. Es müssen für die

neuen bzw. eingeschleppten Schadorganismen Befalls-Verlust-Relationen

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 58

aufgestellt werden, um die potenziellen Schäden abschätzen zu können. Hier

müssen die bereits bestehenden Diagnose- und Prognosemethoden angepasst

bzw. neue entwickelt werden. Besonders in regional stärker betroffenen Problem-

gebieten wird sich die Notwendigkeit einer Anpassung schneller ergeben. In den

Interviews werden dabei vor allem die nördlichen und südlichen Regionen ange-

geben. Als Anpassungen ergeben sich z.B. der intensivere Einsatz von Pflanzen-

schutzmitteln, die Veränderung des Pflanzenschutzmittelspektrums und des An-

wendungszeitpunktes sowie der Bekämpfungsverfahren. Gerade im Hinblick auf

die zunehmende Trockenheit sind geeignete Zusatzstoffe zu entwickeln und ein-

zusetzen, um eine bessere Wirkung der Pflanzenschutzmittel zu erzielen (LfULG

2009, S. 107). Das Auftreten neuer Schädlinge und Krankheiten in den Regionen

erfordert die Entwicklung und Einführung von Methoden und Systemen für eine

effiziente Überwachung und Erfassung. Auch müssen bereits verfügbare Metho-

den wie z.B. Pflanzenschutzwarnsysteme durch die Landwirte in Zukunft ange-

passt und verbessert werden (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 283).

7.1.2 Anpassung des Risikomanagements

Für die Landwirtschaftsbetriebe ist es unausweichlich, sich zur Sicherung ihres

Unternehmenserfolgs bereits heute und vor allem in der Zukunft intensiv mit den

Risiken durch den Klimawandel auseinanderzusetzen (Hasenmüller 2009, S. 3).

Da die Risiken mit Unsicherheiten über die künftige Entwicklung verbunden sind,

ist es wichtig, nicht nur die Folgen von bereits eingetretenen Ereignissen zu be-

trachten, sondern sich auch mit möglichen Gefahren in der Zukunft zu befassen

(Hasenmüller 2009, S. 11). Dabei müssen sich die Landwirtschaftsbetriebe die

klimainduzierten unternehmerischen Risiken bewusst machen, um so auch neue

Geschäftschancen realisieren zu können (Hasenmüller 2009, S. 3). Erfolgt keine

rechtzeitige Erkennung oder Beachtung von Risiken kann dies zu einer Existenz-

gefährdung des Betriebes führen (Hasenmüller 2009, S. 10). Daher ist es für

Landwirtschaftsbetriebe wichtig, ein Risikomanagementsystem einzurichten, das

ebenfalls die durch den Klimawandel verursachten Risiken mit einbezieht. Bei dem

Risikomanagement kommt dabei in Zukunft eine zunehmende Bedeutung den be-

reits aufgeführten Anpassungsstrategien durch die Landwirtschaftsbetriebe zu.

Dabei handelt es sich um Strategien zur Risikoreduzierung bzw. Risikovermei-

dung. Im Folgenden wird nun auf die Möglichkeit der Risikoüberwälzung mittels

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 59

Versicherungen und Finanzprodukten eingegangen. Diese stellen außerbetriebli-

che Risikomanagementinstrumente dar, durch die ein Risiko auf Dritte übertragen

wird. Ebenfalls spielt die Sicherung der Liquidität durch Rücklagen innerhalb des

Risikomanagementsystems eine wichtige Rolle.

7.1.2.1 Versicherungen

Gerade die Absicherung von Extremwetterereignissen spielt für Landwirtschafts-

betriebe eine zentrale Rolle, so dass hier eine Versicherung sinnvoll sein kann

(Rahmann 2008, S. 217). In Deutschland spielt dabei die klassische Hagelversi-

cherung zur Absicherung von Ertragsausfällen durch Extremwetterereignisse eine

tragende Rolle (Schaller/Weigel 2007, S. 181). Durch die erwartete Zunahme der

Extremwetterereignisse kann in Zukunft auch die finanzielle Absicherung von Ern-

teeinbußen z.B. durch Trockenheit, Starkregen oder Hitzewellen notwendig wer-

den (Ministerium des Landes Nordrhein-Westfalen 2009, S. 58).

Aus diesem Grund ergab sich in den Interviews die Frage (Frage 13), bei welchen

Risiken eine Versicherung sinnvoll ist und ob seitens der Versicherer noch mehr

getan werden könnte. Zu diesem Thema gibt es differenzierte Meinungen. Dabei

nennen fast alle Befragten die Hagelversicherung als Beispiel. Hinsichtlich der

Frage ob noch mehr getan werden könnte, gibt es unterschiedliche Ansichten. Die

Mehrheit der Befragten ist der Meinung, dass noch mehr seitens der Versicherun-

gen getan werden könnte. Vor allem im Bereich der Mehrgefahrenversicherungen.

Die Tendenz der Befragten zeigt dabei, dass es sinnvoll ist mehrer Risiken inner-

halb einer Versicherung zu bündeln. Jedoch besteht zu der Mehrgefahrenversi-

cherung die einheitliche Meinung, dass diese derzeit für die einzelnen Landwirte

zu teuer sei und hier auf die Unterstützung des Staates verwiesen wird. Dabei sind

Versicherungen oft die einzige Möglichkeit, um sich an Extremwetterereignisse

anpassen zu können, da z.B. bei einem Hagelereignis oder bei Starkniederschlä-

gen oft keine ausreichende Anpassung seitens der Landwirtschaftsbetriebe mög-

lich ist, da diese zumeist unvorhersehbar sind und großen Schaden anrichten

können, so ein befragter Versicherungsverband. Ein befragtes Landesumweltamt

macht den Vorschlag, dass Versicherungen in allen Bereichen für die Landwirt-

schaft angeboten werden sollten. Die Landwirte könnten dann selbst entscheiden,

ob sie diese Versicherungen nutzen oder nicht. Laut einer befragten Hochschule

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 60

könnten z.B. Versicherungslösungen, die bereits in anderen Ländern bestehen,

auch in Deutschland angeboten werden, wodurch sich zeigt, ob ein neuer Markt

entstehen könnte. Ebenfalls eine interessante Bemerkung ist die, dass Versiche-

rungen quasi einen Mechanismus auslösen können. Gibt es beispielsweise keine

Versicherungslösung für ein bestimmtes Risiko oder eine Region, werden die

Landwirte versuchen, sich selbst an das Risiko anzupassen, um dieses zu ver-

meiden oder zu reduzieren. So besteht gerade in diesem Bereich noch For-

schungsbedarf, wie ein befragtes Institut angibt.

Ein einheitlicher Konsens ergibt sich unter den Befragten hinsichtlich des Ab-

schlusses einer Versicherung (Frage 14). Hier geben die Befragten an, dass

Landwirte Versicherungen nur abschließen, wenn sie dies auch für notwendig er-

achten, also je nach Ausmaß und Häufigkeit des Risikos. So kann sich natürlich

der Bedarf in Zukunft verändern, wenn z.B. ein bisher seltenes Risiko nun häufiger

eintritt. Ebenfalls stellt sich die Frage des Ausmaßes, ob es sich um ein existenz-

gefährdendes Risiko handelt. Dies ist von der Region sowie der Aufstellung des

Betriebes abhängig. Daher sollte eine Prüfung für alle relevanten Risiken durch

die Landwirtschaftsbetriebe erfolgen. Neben der Notwendigkeit, hängt die Ent-

scheidung des Landwirtes für eine Versicherung von deren Preis ab. Daher han-

delt es sich bei einer Versicherung ganz klar um eine Preis-Nutzen Entscheidung.

7.1.2.2 Finanzprodukte

Ebenfalls wurde im Interview eine Frage (Frage 15) zu Finanzprodukten, wie z.B.

Wetterderivate, gestellt. Diese stellen eine neue Klasse von Instrumenten zur Ab-

sicherung von Wetterrisiken dar und basieren auf einem Wetterindex wie z.B.

Temperatur oder Niederschlag. Diese Art der Risikominderung ist nicht direkt auf

die Kompensation von Ertragsverlusten bezogen, sondern auf den Witterungsver-

lauf, welcher jedoch mit dem Ertragsverlust korreliert sein sollte. Bei dem Erwerb

von Wetterderivaten kommt es zu einer Ausgleichzahlung im Falle einer ungünsti-

gen Witterungsentwicklung (Gandorfer/Gröbmaier/Heißenhuber 2009, S. 303). Zu

dieser Frage kann jedoch von der Mehrheit mit 73% keine Angabe getroffen wer-

den. Die restlichen 27% der Befragten sehen dabei keinen Bedarf für Finanzpro-

dukte in der Landwirtschaft. Zum einen wird angegeben, dass die Landwirte zwar

an Termingeschäften sowie der Preisentwicklung für Agrargüter an der Börse inte-

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 61

ressiert sind, jedoch fraglich ist, ob in Finanzprodukte investiert werden würde. Da

gerade in diesem Bereich die Kenntnisse der Landwirte zumeist begrenzt sind.

Zum anderen wäre die Investition in Finanzprodukte mit einem zusätzlichen Einar-

beitungsbedarf und Zeitaufwand verbunden, was die Landwirte abschrecken könn-

te. Daher ist es fraglich, ob für Finanzprodukte ein neuer Markt im Landwirt-

schaftssektor entstehen würde. Deren Wirksamkeit ist zudem noch weitgehend

unbekannt, so dass ein weiterer Forschungsbedarf besteht, laut eines befragten

Instituts.

Dieses Ergebnis wird durch Frage 16 bestätigt, ob Versicherungen oder Finanz-

produkte interessanter für die Landwirtschaftsbetriebe seien. Dazu können 27%

der Befragten derzeit keine Aussage treffen. Die Mehrheit mit 73% gibt an, dass

Landwirte eher zu Versicherungen tendieren als zu Finanzprodukten. Hier werden

als Gründe genannt, dass z.B. Finanzprodukte zum einen aufgrund der Finanz-

marktkrise, aber zum anderen auch aufgrund der Komplexität eher abschrecken.

Ebenfalls genannt wird, dass Versicherungen bekannter sind. Viele Landwirte sind

konservativ eingestellt und tendieren daher zu den bereits bewährten Versiche-

rungen. Jedoch geben auch zwei der Befragten an, dass gerade größere Betriebe

risikofreudiger sind und für diese Finanzprodukte von Interesse sein könnten. So

lässt sich zusammenfassend für Versicherungen und Finanzprodukte sagen, dass

in der Landwirtschaft der Trend hin zu Versicherungen geht. Finanzprodukte sind

nur in Einzelfällen und nur für besonders risikofreudige Betriebe von Interesse, für

die Mehrheit der Landwirte wird jedoch kein Bedarf gesehen. Es gilt abzuwarten,

welche neuen Versicherungs- und Finanzprodukte in Zukunft in Bezug auf den

Klimawandel im Bereich der Landwirtschaft angeboten werden und wie sich diese

für die Landwirte ausgestalten. Dabei steht die Entwicklung in Deutschland noch

am Anfang, so die Aussagen der befragten Institute und des Versicherungsver-

bandes.

7.1.2.3 Rücklagen

Rücklagen als strategisches Instrument zur Sicherung der Liquidität spielen für die

Landwirtschaftsbetriebe z.B. für Extremwetterereignisse sowie der zunehmenden

Klimavariabilität zukünftig eine wichtige Rolle. Durch deren Bildung können im Be-

darfsfall Liquiditätsengpässe vermieden (LfULG 2009, S. 134) und Ertragseinbu-

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 62

ßen oder -ausfälle aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse abgepuffert wer-

den. Rücklagen sind nicht nur aufgrund neuer Risiken durch klimatische Verände-

rungen notwendig, sondern sollten Bestandteil jedes unternehmerischen Denkens

sein. Sie sind somit auch für Landwirtschaftsbetriebe eine absolut notwendige Ri-

sikominderungsstrategie (Gandorfer/Gröbmaier/Heißenhuber 2009, S. 305). Die

Wichtigkeit von Rücklagen zeigt sich auch bei den Aussagen der Befragten in

Frage 18 zu den Anpassungsmaßnahmen durch die Landwirtschaftsbetriebe. Hier

wird mehrmals die Bildung von Rücklagen angegeben. Jedoch wird in diesem Zu-

sammenhang auch genannt, dass viele Landwirtschaftsbetriebe kaum die Mög-

lichkeit hätten, Rücklagen zu bilden, da frei zu Verfügung stehendes Kapital oft

fehlt. Es ergibt sich aus Frage 4, dass dabei große Landwirtschaftsbetriebe ge-

genüber kleinen Landwirtschaftsbetrieben hinsichtlich der Kapitalbildung im Vorteil

sein könnten. Als ein weiteres Hindernis zur Bildung von Rücklagen wird deren

derzeitige Besteuerung genannt und der Handlungsbedarf für den Staat aufge-

zeigt. Dabei ist derzeit der Vorschlag des Deutsche Bauernverbandes zur Einfüh-

rung einer Risikoausgleichsrücklage im Gespräch, um Ertragsschwankungen

durch Wetter- und Marktrisiken auszugleichen. Es muss geprüft werden, wie sinn-

voll dieser Vorschlag für die Landwirtschaft ist.

Wie sich zeigt gibt es verschiedene Möglichkeiten innerhalb des Instrumentariums

des Risikomanagements zur Reaktion auf klimatische Veränderungen. Zur optima-

len Anpassung an das zukünftige erhöhte Produktionsrisiko sollte durch die Land-

wirte ein betriebsindividueller Strategiemix erfolgen. Dieser Mix sollte aus einer

Kombination von Anpassungen im Pflanzenbau durch z.B. Sorten- und Bewässe-

rungsstrategien und des Risikomanagements durch z.B. Versicherungen und

Rücklagen bestehen (Gandorfer/Gröbmaier/Heißenhuber 2009, S. 306). Dadurch

könnte eine Anpassung an mittel- bis langfristige Klimaänderungen sowie kurzfris-

tige Extremwetterereignisse erfolgen.

7.2 Anpassungsunterstützung durch den Staat

Zum Eingreifen bzw. der Unterstützung des Staates in das Geschehen gibt es un-

terschiedliche Meinungen. Dies zeigte sich in der Frage der Interviews, bei wel-

chen Risiken der Staat unterstützend wirken sollte (Frage 17). Als Ergebnis zeigt

sich in der Abbildung 9, dass die Mehrheit mit 64% der Befragten angibt, dass der

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 63

Staat unterstützend bei der Anpassung der Landwirtschaftsbetriebe an den Kli-

mawandel wirken sollte. Besonders wichtig ist den Befragten die Unterstützung

des Staates bei der Forschung und Einführung neuer Technologien wie z.B. Be-

wässerungssysteme, die Unterstützung der angewandten Forschung sowie die

Züchtung von neuen bzw. angepassten Kulturen und Sorten. Denn solche Analy-

sen und Versuche können nicht auf Einzelbetriebsebene, schon allein aufgrund

des Kapitalbedarfs, durchgeführt werden. Eine weitere wichtige Aufgabe die dem

Staat zukommt ist, dass die bestehenden Rahmenbedingungen an die zukünftigen

Veränderungen angepasst werden, z.B. dass Zulassungsverfahren für Pflanzen-

schutzmittel in Zukunft beschleunigt werden. Gerade für die Planung und Umset-

zung von langfristigen Anpassungsmaßnahmen kann die Unterstützung durch

entsprechende Institutionen bzw. die Schaffung von geeigneten Rahmenbedin-

gungen notwendig werden. Anpassungsmaßnahmen werden häufig erst durch

klare Signale der Märkte und Institutionen ermöglicht (Schaller/Weigel 2007, S.

163).

Abb. 9: Auswertung der Unterstützung durch den Staa t bei der Anpassung (Quelle: Eigene Darstellung)

Im Hinblick auf das Risikomanagement nennen die Befragten als eine Unterstüt-

zung des Staates zum einen die Bezuschussung bzw. die Reduzierung der Be-

steuerung von Mehrgefahrenversicherungen, da diese sonst aufgrund der finan-

ziellen Belastung kaum von den Landwirten abgeschlossen werden könnten. Zum

anderen nennen sie die Möglichkeit einer steuerfreien Rücklagenbildung. Die wei-

teren 18% der Befragten halten die Unterstützung des Staates bei überregionalen

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 64

bzw. katastrophalen Ereignissen für sinnvoll, jedoch sollte sich der Staat darüber

hinaus heraushalten und die Landwirtschaftsbetriebe in den Vordergrund stellen.

Der Rest der Befragten mit 18% gibt an, dass ein Eingriff des Staates eher skep-

tisch zu sehen ist und eine Anpassung durch die Landwirtschaftsbetriebe erfolgen

sollte. Als weitere Meinung wird angegeben, dass der Staat nicht die Symptome,

sondern die Ursachen des Klimawandels bekämpfen sollte. So ergibt sich zu-

sammenfassend, dass die Mehrheit der Befragten eine Unterstützung des Staates

in Form der genannten Maßnahmen oder in Form von Hilfeleistungen bei überre-

gionalen bzw. katastrophalen Ereignissen als sinnvoll erachtet. Jedoch wird klar,

dass der Staat darüber hinaus in den Hintergrund treten sollte. Die Landwirt-

schaftsbetriebe sollten in Zukunft aktiv in den Prozess der Anpassung eingebun-

den werden.

7.3 Verbesserung der Anpassung durch Wissenstransfer

Ein guter Wissensstand der Landwirte über zukünftige Veränderungen der Bedin-

gungen und den Umgang mit möglichen Risiken kann helfen, Chancen zu nutzen

und Risiken zu vermeiden. In der Landwirtschaft ist daher der Wissenstransfer ein

wichtiger Ansatzpunkt für die Anpassung (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S.

62). Eine Studie in Großbritannien (ADAS - 2005) zeigte, dass besser informierte

Landwirte eher Anpassungen planen als schlecht informierte Landwirte (Schal-

ler/Weigel 2007, S. 147). Die Wissensgrundlage und Informationsbasis geben die

Befragten in den Interviews als einen wichtigen Faktor für die Umsetzung von An-

passungsstrategien an. Im Folgenden werden die Anregungen dargestellt.

Von den Befragten wird die Forschung und Entwicklung von Modellen für die Ana-

lyse und Darstellung der Auswirkungen des Klimawandels besonders für die ein-

zelnen Regionen Deutschlands als wichtig erachtet. Wenn den Landwirten genau-

ere Ergebnisse vorliegen, könnten diese darauf besser ihre Anpassungsstrategien

ausrichten. Dabei steht die Forschung in Deutschland jedoch erst am Anfang, so

die Aussagen innerhalb der Interviews. Besonders in vorhandenen Folgeabschät-

zungen bestehen noch Unsicherheiten aufgrund der noch weitgehenden unbe-

kannten Interaktionen verschiedener Klimaelemente (Schaller/Weigel 2007, S.

152). So dass es für die einzelnen Landwirtschaftsbetriebe schwierig ist, den Kli-

mawandel zu fassen bzw. geeignete Anpassungsstrategien auf Veränderungen zu

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 65

treffen, die mit Unsicherheiten behaftet sind. Daher ist es wichtig, neben der Aus-

arbeitung von überregionalen Anpassungsstrategien auch regionale Projekte zu

fördern, die regionale Auswirkungen und Folgen untersuchen und die regionale

Anpassungen der Landwirtschaft an bereits beobachtete und künftige Klimaände-

rungen einer Region zum Ziel haben (Schaller/Weigel 2007, S. 162). Hierzu gibt

es bereits die ersten Analysen von den Bundesländern wie z.B. Sachsen, Bran-

denburg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern.

Hinsichtlich neuer Projekte und Modelle in diesem Bereich benennen die Befrag-

ten beispielsweise das Projekt LandCaRe 2020 der Technischen Universität Dres-

den. Dieses steht derzeit als erste Testversion im Internet online. Als Projekt-

schwerpunkt wird auf den Klimawandel und die ländlichen Räume eingegangen.

Durch die Bereitstellung der Wissensplattform LandCaRe-DSS sollen den Land-

wirtschaftsbetrieben verschiedene Maßnahmen aufgezeigt werden, wie diese den

Auswirkungen des Klimawandels begegnen können. Es können unterschiedliche

Analysemöglichkeiten genutzt werden, z.B. Messdaten und Szenarien von unter-

schiedlichen Witterungsverläufen und Klimatrends zur landwirtschaftlichen Pro-

duktion in Abhängigkeit von Arten-/Sortenwahl und Standort und zu verschiedenen

Handlungsoptionen in Abhängigkeit von wirtschaftlichen und agrarpolitischen

Rahmenbedingungen auf regionaler Ebene. Derzeit stehen dafür die zwei Pilotre-

gionen die Uckermark (Brandenburg) und der Weißeritzkreis (Sachsen) zur Verfü-

gung (LandCaRe, 2010, online). Den Landwirten werden für diese Pilotregionen

durch verschiedene Simulationen Informationen zur Verfügung gestellt, aus denen

sie geeignete Anpassungsstrategien ableiten können.

Als ein weiteres Beispiel geben die Befragten die Agrarklimatologie des Deut-

schen Wetterdienstes an. Der Bereich der Agrarklimatologie entstand, da in den

letzten Jahren das Interesse an Fragestellungen gewachsen ist, die sich mit den

Auswirkungen zukünftiger Klimaverhältnisse auf die Landwirtschaft befassen.

Denn die globalen und regionalen Klimamodelle sind, um explizite Aussagen für

bestimmte landwirtschaftliche Standorte zu treffen, noch zu grobmaschig bzw. zu

ungenau. Die Agrarklimatologie befasst sich dabei mit der statistischen Auswer-

tung langer agrarmeteorologischer Zeitreihen. Vor allem die Erfassung von Ex-

tremwerten und die Beschreibung von zeitlichen Verhaltensmustern liefern hier

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 66

wichtige Hinweise für die Risikoabschätzung in der Landwirtschaft. Die Agrarkli-

matologie kann vor allem für die langfristige Planung eines standortgerechten

Kulturanbaus verwendet werden. Neben den langfristigen Planungsaspekten lie-

fert diese auch kurzfristige Anwendungsvarianten, indem sie tagesaktuelle agrar-

meteorologische Situationen vor dem Hintergrund langjähriger Mittelwerte zu be-

werten hilft (Deutscher Wetterdienst, 2010, online). Die Agrarklimatologie befindet

sich ebenfalls noch im Aufbau, die Landwirte können jedoch erste Informationen

abfragen und dadurch ihre Anpassungsstrategien spezifischer ausrichten, so ein

befragtes Institut.

Des Weiteren geht aus den Interviews hervor, dass bei dem Wissenstransfer die

Pflanzenzüchtung eine wichtige Rolle spielt. Da gerade die Auswahl von standort-

geeigneten Sorten und Kulturen als Anpassungsstrategie durch die Landwirt-

schaftsbetriebe in Zukunft einen entscheidenden Aspekt darstellt. Besonders wich-

tig ist, dass die Institute wie z.B. Universitäten, private Züchtungsunternehmen

und Forschungseinrichtungen die an der Pflanzenzüchtung arbeiten Informationen

an die Landwirtschaftsbetriebe weitergeben und dabei Empfehlungen für Standort,

Sorten und Kulturen abgeben. In diesem Zusammenhang sind auch die Ver-

suchsergebnisse und Empfehlungen der Landwirtschaftseinrichtungen der jeweili-

gen Bundesländer wichtig. So dass in Zukunft ein verstärkter Wissensaustausch

zwischen der Pflanzenzüchtung, den Versuchseinrichtungen und den Landwirt-

schaftsbetrieben erfolgen sollte.

Besonders die Beratung spielt beim Wissenstransfer in der Landwirtschaft eine

entscheidende Rolle. Aus diesem Grund wurde ebenfalls in den Interviews gefragt

(Frage 20), ob eine Beratung der Landwirtschaftsbetriebe zu dem Klimawandel

und den möglichen Anpassungsstrategien erfolgt. Dabei gibt die Hälfte der Befrag-

ten an, dass sie Landwirtschaftsbetriebe zu diesem Thema beraten, besonders in

den Bereichen Bewässerung, Sortenwahl, Düngung, Pflanzenschutz, Feldversu-

che und der Agrarpolitik. Dabei wird darauf verwiesen, dass nur die am Thema

interessierten Landwirte die Beratung oder angebotenen Informationen in An-

spruch nehmen. In Zukunft besteht daher weiterer Beratungsbedarf für Landwirte

die nicht selbst aktiv die angebotene Beratung in Anspruch nehmen. Die andere

Hälfte der Befragten gibt an, dass sie keine direkte Beratung für Landwirtschafts-

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 67

betriebe anbieten, sondern übergeordneten Instituten, Einrichtungen oder Kam-

mern zuarbeiten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Zukunft im Bereich

Klimawandel besonders bei den Folgen und Anpassungen in der Landwirtschaft

Beratungsbedarf besteht. Daher ist die Forschung und Beratung (durch z.B.

Landwirtschaftskammern) gefragt, den Landwirten das Thema und die damit ver-

bundenen Auswirkungen und Risiken näher zu bringen. Dabei sind die Forschung

und Beratung eng miteinander verbunden, denn die Beratung kann nur so gut

sein, wie Wissen durch die Forschung vermittelt wird. Es ist daher in Zukunft uner-

lässlich, dass die Forschung und Beratung eng zusammenarbeiten und den

Landwirten neue Erkenntnisse direkt vermittelt werden.

7.4 Anpassungs- und Forschungsbedarf in der Landwirtschaft

7.4.1 Anpassungsbedarf

Der Anpassungsbedarf, ob in der Landwirtschaft bereits genug getan wird, um

sich an den Klimawandel anzupassen, wurde in den Interviews in Frage 19 erör-

tert. Die Aussagen der Befragten lassen sich dabei in drei Kategorien unterteilen.

Es geben 77% der Befragten an, dass aus ihrer Sicht zum heutigen Zeitpunkt eine

ausreichende Anpassung durch die Landwirtschaftsbetriebe erfolgt. Des Weiteren

geben 27% der Befragten an, dass die Anpassung jedoch nicht aktiv auf den Kli-

mawandel zurückzuführen ist, sondern dass die Landwirte z.B. ein verändertes

Verhalten der Sorten spüren und daher beispielsweise die Nachfrage nach frührei-

fen Sorten steigt. Ebenfalls wird angegeben, dass sich das Bewusstsein der

Landwirte für den Klimawandel und damit die Anpassung erst langsam entwickelt.

Besonders wenn es zu einer Beschleunigung des Klimawandels kommt und die

Veränderungen schneller eintreten, können die Landwirtschaftsbetriebe Schwie-

rigkeiten haben Schritt zu halten. So sieht die Mehrheit mit 91% der Befragten,

dass in Zukunft weiterer Anpassungsbedarf in der Landwirtschaft besteht. Denn

die Landwirtschaftsbetriebe müssen sich an die veränderten Bedingungen anpas-

sen, um überlebensfähig zu bleiben. Landwirtschaftsbetriebe die das Risiko das

vom Klimawandel ausgeht, noch nicht erkannt haben, stehen in Zukunft einem

großen Anpassungsbedarf gegenüber. Dabei wird in den Interviews besonders im

Hinblick auf die Anpassung auf einen zunehmenden Forschungsbedarf hingewie-

sen.

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 68

7.4.2 Forschungsbedarf

Im Zusammenhang mit dem Anpassungsbedarf in der Landwirtschaft wird von der

Mehrheit mit 59% der Befragten in den Interviews (Frage 19) angegeben, dass in

Zukunft neben den bisher genannten Anpassungsstrategien besonders in der For-

schung ein großer Bedarf besteht. Im Folgenden werden die wichtigsten Bereiche

aufgezeigt, die in den Interviews genannt werden.

Ein großer Forschungsbedarf in Deutschland besteht generell zum Thema Klima-

wandel und dessen Auswirkungen in der Landwirtschaft. Besonders zu den künfti-

gen Auswirkungen und Folgen des Klimawandels einzelner Regionen. Dies zeigt

sich ebenfalls an der derzeitig verfügbaren Literatur. Gerade zu regionalen Aus-

wirkungen und Folgen durch den Klimawandel in der Landwirtschaft liegt diese nur

in begrenztem Umfang vor. Bisher bestehende regionale Klimamodelle sind meist

zu grob, um genaue Aussagen für eine Region ableiten zu können. Ebenfalls

muss beachtet werden, dass in den Klimaszenarien noch erhebliche Unsicherhei-

ten (siehe Kapitel 3.1 und 3.2) bestehen. Trotz der bereits vorhandenen For-

schungsanstrengungen auf dem Gebiet der Klimaforschung besteht noch ein er-

heblicher Forschungsbedarf. Zuverlässige Aussagen über die zukünftige Entwick-

lung von Klimaänderungen und deren Auswirkungen sind derzeit nicht im ge-

wünschten Umfang und der notwendigen Genauigkeit möglich (Burdick 1994, S.

404). Für Landwirtschaftsbetriebe ist es jedoch zur Entwicklung von geeigneten

Anpassungsstrategien wichtig, spezifische regionale Informationen über die zu-

künftigen Auswirkungen und Folgen zu erhalten. Derzeit existieren nur für eine

begrenzte Anzahl von Bundesländern bzw. Naturräumen (siehe Kapitel 7.3) regio-

nale Studien über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft, in

welchen bestenfalls theoretische Anpassungsmaßnahmen aufgezeigt werden

(Schaller/Weigel 2007, S. 191). Daher besteht weiterhin Forschungsbedarf bei der

Weiterentwicklung und Verbesserung regionaler Klimamodelle und der Analyse zu

Anpassungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft. Dabei liegt es an der Forschung,

in Zukunft bestehende Unsicherheiten der Modelle und Szenarien zu reduzieren.

Die Befragten benennen im Weiteren den Bedarf an Pflanzenforschung, z.B. die

Erforschung des Wasserbedarfs von Pflanzen – in welchen Phasen der Entwick-

lung braucht eine bestimmte Pflanze eine bestimmte Menge an Wasser und wann

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 69

kann auf Wasser verzichtet werden. So besteht Forschungsbedarf zu dem Verhal-

ten und dem Wasserbedarf der verschiedenen Sorten und Kulturen. Auch wurde

angegeben, dass die Wirkung von Extremwetterereignissen auf die angebauten

Sorten und Kulturen in Zukunft verstärkt untersucht werden sollte. Dabei sind vor

allem die regionalen Unterschiede von Interesse. Für Deutschland existieren bis-

her noch keine aktuellen realen Feldexperimente, bei denen die Auswirkungen

von beispielsweise kombinierten Klimaelementen untersucht werden (Schal-

ler/Weigel 2007, S. 111). Um konkrete Anpassungsstrategien entwickeln zu kön-

nen, ist eine präzisere Kenntnis des Zusammenspiels der verschiedenen Klima-

elemente und der Auswirkungen auf die Pflanzenproduktion und das Pflanzenver-

halten notwendig (Burdick 1994, S. 403).

Des Weiteren ergab sich die Frage zu welchen Auswirkungen es durch den Kli-

mawandel auf den Pflanzenbau kommt. Hierzu zeigte sich bereits bei den mögli-

chen Anpassungsstrategien in Kapitel 7.1.1, dass in fast allen Bereichen For-

schungsbedarf besteht. Die Forschung in der Landwirtschaft bezogen auf den

Klimawandel steht dabei in vielen Bereichen noch am Anfang, wie die befragten

Forschungsinstitute angeben. Forschungsbedarf besteht laut der Befragten be-

sonders in den Bereichen der Pflanzenzüchtung, der effizienten Bewässerung,

des Pflanzenschutzes sowie des Risikomanagements. Diese werden im Folgen-

den kurz dargestellt.

Im Zuge der Klimaänderung werden die Anbaubedingungen insgesamt kritischer.

Daher wird gerade beim Pflanzenbau große Hoffnung in die Pflanzenzüchtung

gesetzt. So dass ein beträchtlicher Teil zur Anpassung den Forschungseinrichtun-

gen der Pflanzenzüchtung zukommt (Schaller/Weigel 2007, S. 172). Gerade die

regional differenzierten Auswirkungen des Klimawandels erhöhen die Anforderun-

gen an die Pflanzenzüchtung. Daher ist es wichtig, durch die Züchtung z.B. die

Sorten an die unterschiedlichen Standortverhältnisse anzupassen. Problematisch

ist jedoch, dass die Züchtung einer neuen Sorte häufig mehr als 10 Jahre dauert.

Falls daher die Auswirkungen des Klimawandels schneller eintreten als erwartet,

ist es für die Pflanzenzüchtung umso schwerer darauf zu reagieren, da derzeit

aufgrund der bestehenden Unsicherheiten noch keine klaren Zuchtziele festgelegt

werden können (Burdick 1994, S. 403). Eine der größten Herausforderungen und

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 70

ein aktives Zuchtziel stellt dabei die Anpassung des Sortenspektrums an die zu-

nehmenden Extremwetterereignisse wie z.B. Dürreperioden oder Starknieder-

schläge dar (Schaller/Weigel 2007, S. 173). So besteht in Zukunft die Gefahr,

dass bei kurzfristigem Bedarf angepasster Sorten die Pflanzenzüchtung noch kein

Ergebnis vorlegen kann. Daher besteht in der Pflanzenzüchtung ein großer For-

schungsbedarf, um die Züchtungen auch kurzfristig an Veränderungen anpassen

zu können.

Besonders im Bereich der Wasserversorgung und Bewässerung ist es wichtig die

Forschung voranzutreiben, da die Befragten für ganz Deutschland die zunehmen-

de Trockenheit und den damit entstehenden Bewässerungsbedarf als das größte

Risiko einstufen. Gerade in diesem Bereich zeigen sich bereits heute die ersten

Veränderungen und ein zunehmender Bedarf an Bewässerung. Daher gilt es für

die Forschung Strategien für eine möglichst effiziente Nutzung und Speicherung

des vorhandenen Bodenwassers zu entwickeln. Für Gebiete in denen diese Mög-

lichkeit zur Wasserversorgung der Kulturpflanzen nicht ausreicht, müssen Bewäs-

serungssysteme geprüft werden. Hier besteht in Zukunft Bedarf an Bewässe-

rungssystemen die die vorhandenen knappen Wasserressourcen möglichst effi-

zient nutzen. Daher muss die Forschung Methoden und Techniken entwickeln,

durch die Wasser eingespart werden kann, jedoch auch die Kosten-Nutzen Aspek-

te stimmen, da Bewässerungsanlagen für Landwirte eine kostspielige Angelegen-

heit sind. Methoden und Techniken wären von Interesse, durch die eine exakte

Berechnung oder Messung des Wasserhaushaltes eines Pflanzenbestandes vor-

genommen werden kann. Dadurch könnte die Bewässerung effektiver geplant und

durchgeführt und damit der Wasserbedarf erheblich reduzieren werden (Eitzinger/

Kersebaum 2009, S. 282).

Der Pflanzenschutz wird in Zukunft durch das Auftreten von neuen und veränder-

ten Schadorganismen vor neue Herausforderungen gestellt. Gerade im Bereich

des Pflanzenschutzes ergibt sich mittel- bis langfristig ein großer Entwicklungs-

und Forschungsbedarf, sowohl durch die angewandte Forschung als auch im

Hochschulbereich (LfULG 2009, S. 108). Die Sicherung einer ausreichenden Ver-

suchs- und Untersuchungskapazität auf diesem Gebiet sollte gewährleistet sein.

Dabei liegt zum einen die Wichtigkeit in der Entwicklung und Erforschung von

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft 71

neuen Pflanzenschutzmitteln sowie Zusatzstoffen und zum anderen müssen

Überwachungsverfahren für neue und potenziell gefährliche Schadorganismen

sowie schnellere und sicherere Diagnose- und Prognosemethoden entwickelt wer-

den. Ebenfalls sind dabei die Auswirkungen von Extremwetterereignissen auf

Schadorganismen von Interesse (LfULG 2009, S. 109). So sieht sich der Pflan-

zenschutz in Zukunft einem großen Forschungsbedarf gegenüber.

Neben dem Bedarf im Pflanzenbau besteht auch innerhalb des Risikomanage-

ments der Landwirtschaftsbetriebe in Zukunft Forschungsbedarf. Dabei gilt es, die

Möglichkeiten von Versicherungen, Finanzprodukten und Rücklagen zu untersu-

chen. Gerade bei der Risikoüberwälzung auf Versicherungen und Finanzprodukte

spielen die Versicherungen eine wichtige Rolle. Dennoch besteht auch bei den

Finanzprodukten in Zukunft Entwicklungs- und Forschungsbedarf hinsichtlich neu-

er Produkte für die Landwirtschaft.

Bei den Versicherungen sollte in Zukunft verstärkt in den Bereichen Landwirtschaft

und Klimawandel entwickelt und geforscht werden. Versicherungsunternehmen

müssen dabei verstehen, wie der Klimawandel mit seinen Auswirkungen und Fol-

gen die Landwirtschaft in ihrem Tätigkeitsfeld beeinflusst (Association of British

Insurers 2007, S. 32). Dafür müssen sich die Versicherungsunternehmen bei der

Entwicklung neuer Produkte verstärkt mit den Ergebnissen der bestehenden Kli-

mamodelle für Deutschland sowie den Folgen auf die heimischen Kulturpflanzen

auseinandersetzen. Dadurch kann ein besseres Verständnis für die Betroffenheit

im Landwirtschaftsbereich entwickelt werden. Wünschenswert wäre dabei, dass

durch die Versicherungen in Zukunft z.B. regional spezialisierte Produkte für Land-

wirtschaftsbetriebe angeboten werden. So kann besser auf die jeweiligen Bedürf-

nisse einer Region bzw. der dort ansässigen Landwirtschaftsbetriebe eingegangen

werden. Denn die Regionen und Naturräume in Deutschland, wie sich aus der Li-

teratur und den Experteninterviews zeigt, sind durch den Klimawandel in unter-

schiedlicher Art und Weise betroffen. Daraus ergibt sich ein differenzierter Bedarf

für Versicherungsprodukte. Ein weiterer Untersuchungspunkt bei Versicherungen,

der sich aus den Interviews ergibt, stellt die Mehrgefahrenversicherung dar. Zu

dieser wird angegeben, dass grundsätzlich eine Bündelung von Risiken für die

Landwirtschaft sinnvoll ist. Jedoch besteht das Problem, dass Mehrgefahrenversi-

Zusammenfassung und Fazit 72

cherungen ohne eine staatliche Beteiligung oder eine Steuerreduzierung für

Landwirtschaftsbetriebe kaum finanzierbar sind. Daher sollte in Zukunft in diesem

Bereich weitere Forschung seitens der Versicherungsunternehmen betrieben wer-

den, um Mehrgefahrenversicherungen zu einem für die Landwirte bezahlbaren

Instrument zu machen. Denn für Landwirtschaftsbetriebe sind Versicherungen ein

wichtiges Instrument, um sich in Zukunft gegen zunehmende Extremwetterereig-

nisse abzusichern.

Auch der Aufbau von Rücklagen spielt in diesem Zusammenhang zur Risikomin-

derung eine wichtige Rolle. Dabei besteht auch hier in Zukunft zur deren Gestal-

tung und Umsetzung Forschungsbedarf. Ebenfalls ist fraglich, ob dieses Instru-

ment für sich bereits eine genügende Vorsorge der Landwirtschaftsbetriebe ge-

genüber dem Klimawandel darstellt. Gerade das Zusammenspiel von verschiede-

nen Instrumenten innerhalb des Risikomanagements wie z.B. Versicherungen,

Finanzprodukte und Rücklagen sollte in Zukunft im Hinblick auf den Klimawandel

verstärkt untersucht werden, um den Landwirtschaftsbetrieben eine optimale

Kombination innerhalb ihres Risikomanagements aufzuzeigen. Denn Landwirt-

schaftsbetriebe haben oft nicht das benötigte Know-how in diesem Bereich. So

kommt gerade der Beratung von Forschungseinrichtungen, aber auch von Finanz-

dienstleistern in Zukunft diese unterstützende Rolle verstärkt zu.

8 Zusammenfassung und Fazit

Die Landwirtschaft steht durch den Klimawandel gravierenden Veränderungen

gegenüber. Dies zeigt sich aus den Ergebnissen in der Literatur und aus den Ex-

perteninterviews. In Deutschland ist davon auszugehen, dass die negativen Fol-

gen des Klimawandels in der Landwirtschaft in Zukunft überwiegen werden. Dabei

wirken die Veränderungen der Temperatur, der Niederschläge sowie der Extrem-

wetterereignisse direkt auf die Landwirtschaft ein. In den Experteninterviews wer-

den die zunehmende Trockenheit, die Veränderung der Vegetationsperiode, die

Zunahme von Extremwetterereignissen sowie die Veränderung von Schadorga-

nismen als die größten Risiken für die Landwirtschaft angesehen. Die Folgen sind

allerdings nicht deutschlandweit einheitlich. Es muss auf die jeweiligen Ausgangs-

Zusammenfassung und Fazit 73

bedingungen der Regionen eingegangen werden. So können durch die Verände-

rungen in den jeweiligen Regionen Deutschlands unterschiedliche Risiken und

Chancen entstehen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass die Regionen und Natur-

räume sowie die dort heimischen Kulturpflanzen vielfältig sind. Eine einheitliche

Aussage hinsichtlich der Auswirkungen und Folgen durch den Klimawandel in

Deutschland auf die Landwirtschaft kann derzeit daher noch nicht abgeleitet wer-

den. Hier besteht in Zukunft ein noch erheblicher Forschungsbedarf.

Gerade aufgrund der bereits bestehenden und zukünftigen Risiken, die sich aus

dem Klimawandel für die Landwirtschaft ergeben, ist es wichtig, dass geeignete

Anpassungsstrategien entwickelt werden. Denn so können in Zukunft neue Chan-

cen genutzt werden. Dabei zeigt sich für die identifizierten Risiken ganz eindeutig,

dass die Landwirtschaftsbetriebe bereits heute geeignete Anpassungsstrategien

entwickeln müssen, um künftig handlungsfähig und konkurrenzfähig zu bleiben.

Landwirtschaftsbetriebe setzen zwar erste Anpassungsmaßnahmen um, jedoch

selten unter dem Aspekt des Klimawandels. Daher ist es wichtig, den Landwirten

die Auswirkungen und Folgen des Klimawandels näher zu bringen, um so das

Bewusstsein für den bestehenden Anpassungsbedarf zu wecken. Dies sollte ver-

stärkt durch die Beratung der Landwirte beispielsweise durch Landwirtschafts-

kammern, z.B. mit Informationsmaterial, Beratungskampagnen oder Beratern vor

Ort, erfolgen. Daneben spielt die Beratung durch Forschungseinrichtungen und

durch den Staat eine weitere wichtige Rolle. Schließlich hängt der zukünftige Er-

folg eines Landwirtschaftsbetriebes davon ab, wie gut er sich an die veränderten

Klimabedingungen anpassen kann. Dabei ist vor allem eine gute Wissensbasis

und Flexibilität der Landwirtschaftsbetriebe gefragt, um sich an die kurzfristigen

und langfristigen Veränderungen durch den Klimawandel anzupassen. Dieser

Prozess stellt dabei nichts Neues für die Landwirtschaft dar, denn diese musste

sich schon immer an sich verändernde Bedingungen anpassen. Durch den Klima-

wandel stellt sich jedoch die Herausforderung, ob dies auch bei schnelleren und

gravierenden Veränderungen gelingt.

Aus den möglichen Folgen und Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft ergibt

sich ein sehr komplexes Bild. Da verschiedenste Aspekte und Einflüsse berück-

sichtigt werden müssen und in vielen Bereichen Unsicherheiten mit einem

Zusammenfassung und Fazit 74

künftigen großen Forschungsbedarf bestehen. In Zukunft stellt daher die For-

schung bei der Anpassung der Landwirtschaft einen wichtigen Teil dar. Denn

durch Erkenntnisse und Ergebnisse der Forschung können die Auswirkungen und

Folgen in der Landwirtschaft besser dargestellt und verstanden werden. Dies ist

wichtig, denn nur so können in Zukunft geeignete Anpassungsstrategien abgeleitet

werden. Ebenfalls besteht auch im Bereich der Anpassung, hinsichtlich der ver-

schiedenen Möglichkeiten, in der Landwirtschaft in Zukunft ein großer For-

schungs- und Beratungsbedarf. So dass derzeit noch keine abschließend eindeu-

tige Aussage zu den Anpassungsstrategien getroffen werden kann. Mögliche

wichtige und sinnvolle Anpassungsstrategien wurden in Kapitel 7 auf Basis der

Experteninterviews und Fachliteratur vorgestellt. Diese sollten unter verschiede-

nen Gesichtspunkten betrachtet werden, um eine optimale Anpassung der Land-

wirtschaft an den Klimawandel zu ermöglichen. Bei der Entwicklung von geeigne-

ten Anpassungsstrategien stehen dabei verschiedene Ebenen, wie z.B. Landwirt-

schaft, Staat, Wirtschaft und Forschung miteinander in Interaktion. Aus diesem

Grund kann eine Anpassung nicht nur allein seitens der Landwirtschaftsbetriebe

erfolgen. Um eine optimale Anpassung der Landwirtschaft zu erreichen, muss

vielmehr alles zur Verfügung stehende Wissen der Landwirte und der Experten

genutzt werden. Daher sollte in Zukunft eine verstärkte Zusammenarbeit von

Landwirtschaftsbetrieben, dem Staat sowie der Forschung und Beratung erfolgen.

Es muss ein kontinuierlicher Wissenstransfer an die Landwirtschaftsbetriebe ge-

währleistet sein. So dass die Landwirte einen optimalen Anpassungsstrategiemix

entwickeln können, der Anpassungsstrategien des Pflanzenbaus, des Risikoma-

nagements und Leistungen des Staates beinhaltet. Dabei sollte dieser Prozess

fortlaufend durch den Wissenstransfer, die Beratung und Forschung optimiert wer-

den.

Ein Fortschreiten des Klimawandels ist unvermeidbar, auch wenn weiterhin ver-

stärkt Klimaschutzmaßnahmen eingeleitet und umgesetzt werden. Es wäre fahr-

lässig, erst auf den Klimawandel zu reagieren, wenn bereits erhebliche negative

Folgen für die Landwirtschaft entstanden sind (Umweltbundesamt 2005, S. 17).

Daher müssen von den Landwirtschaftsbetrieben, der Politik, der Wissenschaft

und der Wirtschaft bereits heute Hand in Hand geeignete Anpassungsstrategien

entwickelt und umgesetzt werden

Anhang 75

Anhang

Anlage 1: Schematische Darstellung des Klimasystem s der Erde

(Quelle: Deutscher Wetterdienst 2008, S. 25)

Anhang 76

Anlage 2: Darstellung der Globalen und Kontinental en

Temperaturveränderung

(Quelle: IPCC 2007, S. 11)

Die Abbildung zeigt die Berechnung der Mitteltemperatur des 20. Jahrhunderts

(global und kontinental) durch globale Klimamodelle aufgrund natürlicher (blaue

Linie) und mit Berücksichtigung anthropogener (rosa Linie) Veränderungen. Die

schwarze Linie stellt die Beobachtungen dar (IPCC 2007, S. 11).

Anhang 77

Anlage 3: Anbau auf Ackerland in Deutschland im Ve rgleich

1998/2003/2008

(Quelle: Statistisches Bundesamt 2009, S. 14)

Anhang 78

Anlage 4: Ertragsbestimmende Parameter im Pflanzen bau

(Quelle: Chmielewski 2007, S. 75)

Anhang 79

Anlage 5: Leitfaden zum Experteninterview

Experteninterview zur Bachelorarbeit:

„Anpassungsstrategien der deut-

schen Landwirtschaft an den Klim a-

wandel“

Verfasser: Yvonne Jaksch

Anhang 80

Screening

Guten Tag, mein Name ist Yvonne Jaksch von der Hochschule für Wirtschaft und

Umwelt Nürtingen-Geislingen. Könnte ich bitte mit einem Experten für Landwirt-

schaft in Verbindung mit Klimawandel sprechen?

Ich führe derzeit eine Befragung zu meiner Bachelorarbeit „Anpassungsstrategien

der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel“ durch und würde Ihnen gerne

einige Fragen dazu stellen. Es stehen die Folgen und Risiken des Klimawandels

für die deutsche Landwirtschaft im Vordergrund. Ebenfalls möchte ich Ihnen hierzu

noch einige Fragen zu möglichen Anpassungsmaßnahmen der Landwirtschaft an

den Klimawandel stellen.

Das telefonische Interview dauert ca. 45 Minuten. Dabei ergeben sich 20 fachliche

Fragen. Die Beantwortung der Fragen wird vertraulich behandelt. Innerhalb der

Bachelorarbeit erfolgt eine Anonymisierung der Daten. Dürfte ich gleich mit dem

Experteninterview beginnen?

Interview ->

Termin ->

Ausfall (Grund notieren) ->

Anhang 81

Phase 1: Einleitung

1. Welche Aufgabenstellung haben Sie im Unternehmen?

2. Mit welchem Bereich beschäftigen Sie sich bezüglich der Thematik Klimawan-

del und Landwirtschaft?

3. Mit welcher Region (räumlich gesehen - global oder regional) beschäftigen Sie

sich mit diesem Thema?

Phase 2: Klimawandel und Landwirtschaft

Risikoidentifizierung

1. Ist Klimawandel für Sie ein Thema?

Wenn ja, für wie wahrscheinlich halten Sie diesen:

Praktisch Sicher / Wahrscheinlich / Unwahrscheinlich

2. Denken Sie, dass der Klimawandel Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat?

Wenn ja, welche Auswirkungen hat der Klimawandel Ihrer Ansicht nach auf die

Landwirtschaft?

3. Denken Sie, dass sich die Landwirtschaftsbetriebe vom Klimawandel betroffen

fühlen?

4. Denken Sie, dass große Landwirtschaftsbetriebe stärker durch den Klimawan-

del betroffen sind als kleine Landwirtschaftsbetriebe?

5. Wie denken Sie, werden sich extreme Wetterereignisse in Deutschland zukünf-

tig durch den Klimawandel entwickeln? Zunahme / Abnahme?

Bei welchen der folgenden extremen Wetterereignisse wird es zu einer Zu-

nahme kommen? Hagelereignisse, länger andauernde Trockenperioden,

Frostereignisse, Starkniederschläge, Hitzewellen, Stürme, länger andauernde

Niederschlagsperioden, Überschwemmungen.

Anhang 82

6. Was sehen Sie als das größte Risiko für die Landwirtschaftsbetriebe durch den

Klimawandel an?

7. Welche Bereiche in der Landwirtschaft sind Ihrer Meinung nach am stärksten

durch den Klimawandel betroffen?

8. Denken Sie, der Klimawandel wird sich in Deutschland unterschiedlich auswir-

ken? Wenn ja, welche Regionen denken Sie, sind am stärksten durch den Kli-

mawandel betroffen?

Risikobewertung

9. Denken Sie, dass Schäden und damit die Verluste in der Landwirtschaft auf-

grund des Klimawandels zunehmen werden?

10. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass es durch die folgenden Ereignisse

zu mehr Ertragseinbußen in der Landwirtschaft kommen wird?

Wie schätzen Sie dabei den Verlust am Betriebseinkommen der Landwirte ein?

Gering / Mittel / Groß

a) Mehr Ertragseinbußen durch Hagelereignisse:

nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich

b) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Trockenheit:

nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich

c) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Frost:

nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich

d) Mehr Ertragseinbußen durch Starkniederschläge:

nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich

e) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Hitzestress:

nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich

Anhang 83

f) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Stürmen:

nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich

g) Mehr Ertragseinbußen durch Überschwemmungen:

nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich

h) Verstärkung des Schädlingsbefalls:

nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich

i) Zunahme von Pflanzenkrankheiten:

nicht wahrscheinlich wahrscheinlich sehr wahrscheinlich

11. Welches Risiko wird Ihrer Meinung nach den größten Schaden und damit Ver-

lust in der Landwirtschaft verursachen?

Phase 3: Anpassungsstrategien der Landwirtschaft

Risikobewältigung

1. Denken Sie, dass bereits Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in der

Landwirtschaft getroffen werden?

Wenn ja, welche?

a) Hagel:

b) Trockenheit:

c) Frost:

d) Starkniederschläge:

e) Hitzestress:

f) Stürme:

g) Überschwemmungen:

h) Schädlingsbefall:

i) Pflanzenkrankheiten:

j) Sonstige:

Anhang 84

2. Bei welchen Risiken sehen Sie eine Versicherung als sinnvoll? Könnte hier

seitens der Versicherer noch mehr getan werden?

3. Wann denken Sie, sind Landwirte bereit Versicherungen abzuschließen?

4. Bei welchen Risiken sehen Sie Finanzprodukte als sinnvoll? Könnten hier noch

weitere Produkte sinnvoll unterstützend wirken?

5. Denken Sie, für die Landwirte sind Versicherungen oder Finanzprodukte inte-

ressanter?

6. Bei welchen Risiken sollte der Staat unterstützend wirken?

7. Bei welchen Risiken sollte eine Anpassung durch die Landwirtschaftsbetriebe

erfolgen bzw. wie kann vorgesorgt werden?

8. Wird aus Ihrer Sicht in der Landwirtschaft bereits genug getan, um sich an den

Klimawandel anzupassen?

9. Beraten Sie Landwirtschaftsbetriebe zum Klimawandel und möglichen Anpas-

sungsstrategien?

Phase 4: Abschluss

1. Haben Sie noch weitere Anmerkungen zum Thema?

2. Möchten Sie das Ergebnis der Studie erhalten?

Ich bedanke mich recht herzlich für Ihre Mitarbeit. Sie haben mir sehr wei-

tergeholfen.

Literatur- und Quellenverzeichnis 85

Literatur- und Quellenverzeichnis

AEA Energy & Environment (Hrsg.): Adaptation to climate change in the agricul-

tural sector, Didcot 2007

Association of British Insurers (Hrsg.): Insuring our future climate: Thinking for

tomorrow, today, London 2007

Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P.: Marktforschung – Methodische

Grundlagen und praktische Anwendung, 12. Auflage, Wiesbaden 2009

Biebeler, H.;Mahammadzadeh, M.: Anpassung an den Klimawandel, hrsg. von:

Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Köln 2009

Binder, C.; Steinreiber, C.: Charakterisierung von extremen Wetterereignissen,

in: Steininger, K.W.; Steinreiber, C.; Ritz, C. (Hr sg.): Extreme Wetterereignisse

und ihre wirtschaftlichen Folgen, Heidelberg 2005, S. 11

Brockhaus GmbH (Hrsg.): Der Brockhaus in einem Band, 7. vollständig überar-

beitete und aktualisierte Auflage, Leipzig 1996

Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) : Forschung für den

Klimaschutz und Schutz vor Klimawirkungen, Bonn/Berlin 2004

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reakt orsicherheit (BMU)

(Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen – Die deutsche Anpassungsstrategie, Berlin

2009

Burdick, B.: Klimaänderung und Landbau – Die Agrarwirtschaft als Täter und Op-

fer, Heidelberg 1994

Chmielewski F.-M.: Folgen des Klimawandels für die Land- und Forstwirtschaft,

in: Endlicher, W.; Gerstengarbe, F.-W. (Hrsg.): Der Klimawandel – Einblicke,

Rückblicke und Ausblicke -, Potsdam 2007, S. 75

Literatur- und Quellenverzeichnis 86

Christians, U.: Performance Management und Risiko. Strategieumsetzung mit

risikointegrierter Balanced Scorecard, Wissensbilanzen und Werttreibernetzen,

Berlin 2006

Costa, L.; Hattermann, F.; Holsten, A.; Huang, S.; Klaus, M.; Kropp, J.; Kühn,

I.; Lissner, T.; Lüttger, A.; Metzer, M.; Pompe, S. ; Richie, S.; Rock, J.;

Roithmeier, O.; Steinhäuser, M.; Walther, C.; Wechs ung, F.: Klimawandel in

Nordrhein-Westfalen - Regionale Abschätzung der Anfälligkeit ausgewählter Sek-

toren“. Abschlussbericht des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) für

das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucher-

schutz Nordrhein-Westfalen (MUNLV), Potsdam 2009

Davies, W. J.: Responses of plant growth and functioning to changes in water

supply in a changing climate, in: Morision, J. I. L.; Morecroft, M. D. (Hrsg.):

Plant Growth and Climate Change, Oxford 2006, S. 96

Deutsche Bank Research , 2007 a online: Klimawandel und Branchen: Manche

mögen’s heiß!. http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/

PROD0000000000211107.pdf, 23.04.2010

Deutsche Bank Research , 2007 b online: Klimawandel bewältigen - Die Rolle der

Finanzmärkte. http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/

PROD0000000000215909.pdf, 22.04.2010

Deutscher Wetterdienst, 2010 online: Agrarklimatologie allgemein.

http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/dwdwwwDesktop?_nfpb=true&_pageL

abel=_dwdwww_klima_umwelt_agrar&T17800330441151305169876gsb Docu-

mentPath=Navigation%2FOeffentlichkeit%2FAufgabenspektrum%2Fangewandte

__Meteorologie%2FAgrarmeteorologie%2FBraunschweig%2FAgrarklimatologie

%2FBeschreibung__Allgemein__node.html%3F__nnn%3Dtrue, 20.06.2010

Deutscher Wetterdienst (Hrsg.): Klimawandel in Deutschland/Hessen - Fakten

zur Klimaveränderung, Geisenheim 2008

Literatur- und Quellenverzeichnis 87

Die Bundesregierung , 2008 online: Deutsche Anpassungsstrategie an den Kli-

mawandel.

http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/das_gesamt_bf.pdf,

04.05.2010

Eitzinger, J.; Formayer, H.; Kersebaum, K. C.: Landwirtschaft im Klimawandel –

Auswirkungen und Anpassungsstrategien für die Land- und Forstwirtschaft in Mit-

teleuropa, Clenze 2009

Eitzinger, J.; Kersebaum, K. C.: Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft, in:

Eitzinger, J.; Formayer, H.; Kersebaum, K. C. (Hrsg .): Landwirtschaft im Kli-

mawandel – Auswirkungen und Anpassungsstrategien für die Land- und Forstwirt-

schaft in Mitteleuropa, Clenze 2009, S. 259

Europäische Kommission (Hrsg.): Anpassung an den Klimawandel in Europa –

Optionen für Maßnahmen der EU, Grünbuch der Kommission an den Rat, das Eu-

ropäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und

den Ausschuss der Regionen, Brüssel 2007

Fantapié Altobelli, C.: Marktforschung – Methoden – Anwendungen – Praxisbei-

spiele, Stuttgart 2007

Gandorfer, M.; Gröbmaier, J.; Heißenhuber, A.: Handlungsmöglichkeiten zur

Beeinflussung des durch den Klimawandel induzierten Risikos in der Landwirt-

schaft, in: Eitzinger, J.; Formayer, H.; Kersebaum, K. C. (Hrsg .): Landwirtschaft

im Klimawandel – Auswirkungen und Anpassungsstrategien für die Land- und

Forstwirtschaft in Mitteleuropa, Clenze 2009, S. 259

Gerstengarbe F.-W.; Werner P. C.: Welche Klimaänderungen sind in Deutsch-

land zu erwarten? in: Endlicher, W.; Gerstengarbe, F.-W. (Hrsg.): Der Klima-

wandel - Einblicke, Rückblicke und Ausblicke -, Potsdam 2007, S. 56

Literatur- und Quellenverzeichnis 88

Glauninger, J.; Kersebaum, K. C.: Auswirkungen von Klimaveränderungen auf

biogene Schadfaktoren, in: Eitzinger, J.; Kersebaum, K. C.; Formayer, H.

(Hrsg.): Landwirtschaft im Klimawandel – Auswirkungen und Anpassungsstrate-

gien für die Land- und Forstwirtschaft in Mitteleuropa, Clenze 2009, S. 136

Hasenmüller, P.: Unternehmensrisiko Klimawandel – Risiken managen und

Chancen strategisch nutzen, Wiesbaden 2009

Heidel, B.: Lexikon Konsumentenverhalten und Marktforschung, Frankfurt am

Main 2008

Heilig, M.: Klimageschichte und ihre Bedeutung bei der Analyse des Klimawan-

dels, in: Eitzinger, J.; Kersebaum, K. C.; Formayer, H. (Hrsg .): Landwirtschaft

im Klimawandel – Auswirkungen und Anpassungsstrategien für die Land- und

Forstwirtschaft in Mitteleuropa, Clenze 2009, S. 46

Heissenhuber, A.; Zehetmeier, M.: Klima, Landwirtschaft und Ernährungssiche-

rung, in: Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Land wirtschaft e.V.

(Hrsg.): Klimawandel und Ökolandbau – Situation, Anpassungsstrategien und

Forschungsbedarf, Darmstadt 2008, S. 7

Hoffmann, G. M.; Nienhaus, F.; Schönbeck, F.; Weltz ien, H. C.; Wilbert, H.:

Lehrbuch der Phytomedizin, 2. Auflage, Berlin/Hamburg 1985

Holawe, F.: Wie der Mensch das Klima erlebt, in: Eitzinger, J.; Kersebaum, K.

C.; Formayer, H. (Hrsg.): Landwirtschaft im Klimawandel – Auswirkungen und

Anpassungsstrategien für die Land- und Forstwirtschaft in Mitteleuropa, Clenze

2009, S. 67

Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (H rsg.): Klimaänderung

2007 – Synthesebericht, Berlin, 2008

Literatur- und Quellenverzeichnis 89

Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (H rsg.): Klimaänderung

2007: Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger, Vierter Sachstands-

bericht des IPCC (AR4), Bern/Wien/Berlin 2007

Jacobeit, J.: Zusammenhänge und Wechselwirkungen im Klimasystem, in: End-

licher, W.; Gerstengarbe, F.-W. (Hrsg.): Der Klimawandel – Einblicke, Rückbli-

cke und Ausblicke –, Potsdam 2007, S. 1

Kohlmaier, G. H.: Schriftliche Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung Landwirt-

schaft II der Enquete-Kommission Schutz der Erdatmosphäre am 17./18. Februar

1992, Deutscher Bundestag, Bonn, Kommissionsdrucksache 12/5-d, S. 2-25

Korn, W.: Wetterkatastrophen – stärker, häufiger, teuerer. Vorsorge gegen Über-

schwemmungsrisiken aus der Sicht eines internationalen Rückversicherers, in:

Hutter, C.-P.; Link, F.-G. (Hrsg.): Klimawandel - und danach? Folgen und Kon-

sequenzen für Mensch und Natur. Auswirkungen auf Gesundheit, Biologische

Vielfalt sowie Wasser- und Versicherungswirtschaft sowie Aspekte erforderlicher

Anpassungsstrategien, Band 46, Stuttgart 2007, S. 77

LandCaRe 2020 , 2010 online: Projektziele. http://www.landcare2020.de/xist4c/

web/Projektziele_id_4941.htm, 18.06.2010

Lang, G.: Globaler Klimawandel und Agrarsektor, Tübingen 1999

Latif, M.: Bringen wir das Klima aus dem Takt? – Hintergründe und Prognosen,

hrsg. von: Wiegandt, K., Frankfurt 2007 a

Latif, M. : Herausforderung Klimawandel – Was wir jetzt tun müssen, München

2007 b

Literatur- und Quellenverzeichnis 90

Link, F.-G.: Klimawandel, Folgen und Anpassungsstrategien – Ergebnisse der

Akademie-Tagungen, in: Hutter, C.-P.; Link, F.-G. (Hrsg.): Klimawandel – und

danach? Folgen und Konsequenzen für Mensch und Natur. Auswirkungen auf Ge-

sundheit, Biologische Vielfalt sowie Wasser- und Versicherungswirtschaft sowie

Aspekte erforderlicher Anpassungsstrategien, Band 46, Stuttgart 2007, S. 122

Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtsch aft und Verbraucher-

schutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Anpassung an den Klima-

wandel – Eine Strategie für Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2009

Mirschel, W.; Eulenstein, F.; Wenkel, K.-O.; Wielan d, R.; Müller, L.; Willms,

M.; Schindler, U.; Fischer, A.: 6. Regionale Ertragsschätzung für wichtige

Fruchtarten auf repräsentativen Ackerstandorten in Märkisch-Oderland mit Hilfe

von SAMT, in: Wiggering, H.; Eulenstein, F.; Augustin, J. (Hrsg.) : Entwicklung

eines integrierten Klimaschutzmanagements für Brandenburg – Handlungsfeld

Landwirtschaft, Müncheberg 2005

Paeth, H.: Klimamodellsimulationen, in: Endlicher, W.; Gerstengarbe, F.-W.

(Hrsg.): Der Klimawandel – Einblicke, Rückblicke und Ausblicke –, Potsdam 2007,

S. 44

Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK) , 2005 online: KLARA –

Klimanwandel – Auswirkungen, Risiken, Anpassung. http://www.pik-potsdam.de/

research/publications/pikreports/.files/pr99.pdf, 26.04.2010

Rahmann, G.: Forschungsbedarf zu den möglichen Anpassungsstrategien des

Ökolandbaus an das sich ändernde Klima, in: Kuratorium für Technik und

Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (Hrsg.): Klimawandel und Ökolandbau -

Situation, Anpassungsstrategien und Forschungsbedarf, Darmstadt 2008, S. 208

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft un d Geologie (LfULG)

(Hrsg.): Klimawandel und Landwirtschaft – Fachliche Grundlage für die Strategie

zur Anpassung der sächsischen Landwirtschaft an den Klimawandel, 2. unverän-

derte Auflage, Dresden 2009

Literatur- und Quellenverzeichnis 91

Schaller, M.; Weigel, H.-J.: Analyse des Sachstands zu Auswirkungen von Kli-

maveränderungen auf die deutsche Landwirtschaft und Maßnahmen zur Anpas-

sung, Braunschweig 2007

Schönwiese C.-D.: Wird das Klima extremer? Eine statistische Perspektive, in:

Endlicher, W.; Gerstengarbe, F.-W. (Hrsg.): Der Klimawandel – Einblicke,

Rückblicke und Ausblicke –, Potsdam 2007, S. 60

Siegmund, A.: Der Klimawandel – Eine aktuelle Bilanz globaler Prozesse und

ihrer regionalen Folgen, in: UmweltWirtschaftsForum 3/08, S. 3

Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Landwirtschaft in Deutschland und der Euro-

päischen Union 2009, Wiesbaden 2009

Stock, M.; Walkenhorst, O.: Regionale Klimaszenarien für Deutschland – Eine

Leseanleitung, Hannover 2009

Umweltbundesamt (Hrsg.): Klimawandel in Deutschland – Vulnerabilität und An-

passungsstrategien klimasensitiver Systeme, Dessau 2005

Umweltbundesamt (Hrsg.): Deutschland im Klimawandel – Anpassung ist not-

wendig, 4. Auflage, Dessau-Roßlau 2008 a

Umweltbundesamt (Hrsg.): Themenblatt: Anpassung an Klimaänderung in

Deutschland - Finanz- und Energiewirtschaft, Dessau-Roßlau 2008 b

Umweltbundesamt (Hrsg.): Themenblatt: Anpassung an Klimaänderung in

Deutschland - Landwirtschaft, Dessau-Roßlau 2008 c

Umweltbundesamt (Hrsg.): Klimaänderung – Wichtige Erkenntnisse aus dem 4.

Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen

der Vereinten Nationen (IPCC), Dessau-Roßlau 2009

Literatur- und Quellenverzeichnis 92

Weigel, H.-J.: Folgewirkungen der Klimaveränderung auf die landwirtschaftliche

Produktion in Deutschland, in: Kuratorium für Technik und Bauwesen in der

Landwirtschaft e.V. (Hrsg.): Klimawandel und Ökolandbau – Situation, Anpas-

sungsstrategien und Forschungsbedarf, Darmstadt 2008, S. 103

Ehrenwörtliche Erklärung 93

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich:

1. dass ich meine Bachelorarbeit selbständig und ohne fremde Hilfe angefertigt

habe

2. dass ich die Übernahme wörtlicher Zitate aus der Literatur sowie die Verwen-

dung der Gedanken anderer Autoren an den entsprechenden Stellen innerhalb

der Arbeit gekennzeichnet habe.

Ich bin mir im Weitern darüber im Klaren, dass die Unrichtigkeit dieser Erklärung

zur Folge haben kann, dass ich von der Ableistung weiterer Prüfungsleistungen

nach § 15 Abs. 4 SPO (Bachelor) ausgeschlossen werden und dadurch die Zulas-

sung zum Studiengang verlieren kann.

_______________________ ___________________________

Ort, Datum Yvonne Jaksch


Recommended