Alltag im Mittel alter Essen und Trinken I. Alltag im Mittel alter Gliederung 1Vorbemerkungen...

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Alltagim Mittelalter

Essen und Trinken I

Alltagim Mittelalter

Gliederung1 Vorbemerkungen

2 Quellen

3 Hunger

3.1 Vergiftung durch schlechte Lebensmittel

3.2 Schilderung von Hungerkatastrophen

3.3 Kannibalismus

3.4 Hunger und Teuerung

3.5 Möglichkeiten der Konservierung – saisonale

Küche/regionale Küche

Alltagim Mittelalter

Gliederung1 Vorbemerkungen

2 Quellen

3 Hunger

3.1 Vergiftung durch schlechte Lebensmittel

3.2 Schilderung von Hungerkatastrophen

3.3 Kannibalismus

3.4 Hunger und Teuerung

3.5 Möglichkeiten der Konservierung – saisonale

Küche/regionale Küche

Alltagim Mittelalter

Gräberarchäologie

• Merowingerzeit (6.-8. Jh.)

• Grabfund in Morken (Kreis Bergheim im

Rheinland), um 600: Getreidespelzen

• Grab aus der Teit bei Uppsala (Schweden)

um 675

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Ibn-Fadlan: Bericht zum Jahr 921/922 über das Begräbnis eines

Wikingerhäuptlings an der Wolga:

„Nun kamen sie mit Nabid [Alkohol, etwa wie Met], Früchten und

wohlriechenden Kräutern und stellten alles neben den Toten. Auch

Brot, Fleisch und Zwiebeln setzten sie vor ihn hin. Darauf holten sie

einen Hund, schnitten ihn in zwei Teile und trugen ihn auf das Schiff.

Danach legten sie dem Toten seine Waffen, zur Seite, führten zwei

Pferde heran, jagten sie, bis sie vor Schweiß troffen, hieben sie in

Stücke und warfen das Fleisch auf das Schiff. Auch zwei Ochsen

zerstückelten sie und warfen sie auf das Schiff. Schließlich kamen sie

mit einem Hahn und einer Henne, töteten sie und warfen sie

ebenfalls auf das Schiff.“ (zitiert nach Jankuhn, Essen und Trinken, S.

329)

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Siedlungsarchäologie

• Stratigraphie – Klärung der diachronen Entwicklung

• Wüstungen• Wüstungsarchäologie: Beispiel Dorf

Pfaffenstein (Mähren):• Pollenspektren

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Burgenarchäologie

• Burg Haus Meer (bei Neuss, am Niederrhein) – Niederungsburg

• Pollenanalyse

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2 Quellen

3 Hunger

3.1 Vergiftung durch schlechte Lebensmittel

3.2 Schilderung von Hungerkatastrophen

3.3 Kannibalismus

3.4 Hunger und Teuerung

3.5 Möglichkeiten der Konservierung – saisonale

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Hunger

(Matthäus 6, 9-13): ‚Unser tägliches Brot gib uns heute.‘

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2 Quellen

3 Hunger

3.1 Vergiftung durch schlechte Lebensmittel

3.2 Schilderung von Hungerkatastrophen

3.3 Kannibalismus

3.4 Hunger und Teuerung

3.5 Möglichkeiten der Konservierung – saisonale

Küche/regionale Küche

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Vergiftung durch schlechte Lebensmittel

• Ergotismus

• Xantener Annalen zum Jahr 857 (MGH SS in us.

Schol. 12,S. 18): „Anno DCCCLVII. Plaga magna vesicarum turgentium grassatur in populo et detestabili eos putredine consumpsit, ita ut menbra dissoluta ante mortem deciderent.“

‚Es wütete eine große Seuche der geschwollenen Blasen im Volk und sie raffte sie durch verabscheuens-werte Fäulnis dahin, so dass die aufgelösten Gliedmaßen vor dem Tod abfielen.‘

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Foto: Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft

Roggen mit Mutterkornbefall

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Mutterkorn

Von Mutterkorn befallener Weizen.

Roggen von Mutterkorn verunreinigt.

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Ergotismus

• Mutterkornbrand, heiliges Feuer, Antoniusfeuer

• Antoniter (Gründung Ende 11. Jh., ab 1247 eigenständiger Orden) - Antonius

• Antoniusschwein• Isenheimer Altar

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Vor dem Hungertod kommt die Vergiftung durch minderwertige Lebensmittel.

Isenheimer Altar des Matthias Grünewald (+ 1528) – sogenannte dritte Schauseite - rechts: die Versuchung des Antonius

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Isenheimer Altar (Detail)

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2 Quellen

3 Hunger

3.1 Vergiftung durch schlechte Lebensmittel

3.2 Schilderung von Hungerkatastrophen

3.3 Kannibalismus

3.4 Hunger und Teuerung

3.5 Möglichkeiten der Konservierung – saisonale

Küche/regionale Küche

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Gregor von Tours (+ 593), Bischof und Historiograph: 10

Bücher Geschichte – Decem libri Historiarum – zum Jahr

585:

„In diesem Jahre bedrängte eine große Hungersnot fast ganz

Gallien. Und viele buken aus Traubenkernen und Haselblüten

Brot, manche auch aus getrockneten und zu Staub

gemahlenen Wurzeln des Farnkrautes, denen sie etwas Mehl

beimischten. Viele schnitten die grüne Saat ab und taten

damit dasselbe. Es gab ferner viele, die gar kein Mehl mehr

hatten und daher allerhand Kräuter ausrissen und aßen; von

deren Genuss schwollen sie aber und starben.

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Eine große Zahl siechte damals aus Mangel dahin und kam

um. Zu jener Zeit zogen die Kaufleute das Volk gewaltig

aus, da sie den Scheffel [Scheffel = circa 8,5 Liter] Getreide

oder den halben Scheffel Wein kaum für ein Drittelstück

[1/3 eines Goldstückes] verkauften. Arme Leute ergaben

sich der Knechtschaft, um nur ein wenig Nahrung zu

erhalten.“

(FvS II, S. 153)

• Autotradition = freiwillige Verknechtung

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3 Hunger

3.1 Vergiftung durch schlechte Lebensmittel

3.2 Schilderung von Hungerkatastrophen

3.3 Kannibalismus

3.4 Hunger und Teuerung

3.5 Möglichkeiten der Konservierung – saisonale

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Rodulfus Glaber (+ 1047, burgundischer Mönch und

Geschichtsschreiber), Historiarum libri quinque, Buch IV, Kap. 10 ,

zu den Folgen der Hungerkatastrophe von 1031:

„Es schaudert zu berichten, welche Verderbtheit die Menschen dann

doch befiel. Oh wie schrecklich! Was man vor der Zeit nur selten

hörte: Der wütende Hunger zwang die Menschen, menschliches

Fleisch zu essen. Reisende wurden unterwegs von stärkeren

Mitmenschen aufgegriffen, und ihr zerstückeltes Fleisch wurde über

offenem Feuer gekocht und verschlungen. Viele auch, die von Ort zu

Ort dem Hunger zu entfliehen suchten und unterwegs Obdach

fanden, wurden in der Nacht geschlachtet als Nahrung für die, die

sie aufgenommen hatten.

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Viele lockten auch Kinder mit einem Apfel oder einem Ei

hinterlistig an verborgene Plätze, metzelten sie dann nieder und

verspeisten sie. An vielen Stellen wurden gar die Köper der

Verstorbenen aus der Erde gerissen, um den Hunger zu stillen.

Diese wahnsinnige Raserei nahm fortan solche Ausmaße an,

dass einsames Vieh sicherer vor den Angriffen eines Räubers

war als Menschen. Menschenfleisch zu essen war derart zur

Gewohnheit geworden, dass sogar einer es gekocht auf dem

Marktplatz von Tournus zum Verkauf anbot, als ob es sich um

tierisches Fleisch handelte.“

(zitiert nach Nonn, Quellen I, S. 85)

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Kannibalismus

•„Topos der Widernatürlichkeit“ (Ernst Schubert,

Essen und Trinken im Mittelalter, S. 38)

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Gliederung1 Vorbemerkungen

2 Quellen

3 Hunger

3.1 Vergiftung durch schlechte Lebensmittel

3.2 Schilderung von Hungerkatastrophen

3.3 Kannibalismus

3.4 Hunger und Teuerung

3.5 Möglichkeiten der Konservierung – saisonale

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Hunger und Teuerung

• Allgemeine Hungersnöte 779/80, 792/93, 805-809,

843, 868, 873/74, 941, 1005/6, 1031, 1043-45, 1095,

1099-1101, 1124-26, 1145-47, 1150/51, 1161/1162,

1195-98, 1225/26

• Autotradition = freiwillige Verknechtung

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Gliederung1 Vorbemerkungen

2 Quellen

3 Hunger

3.1 Vergiftung durch schlechte Lebensmittel

3.2 Schilderung von Hungerkatastrophen

3.3 Kannibalismus

3.4 Hunger und Teuerung

3.5 Möglichkeiten der Konservierung – saisonale

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