1 Prof. Dr. Justus Meyer, Juristenfakultät BGB II Vorlesungsfolien (Teil A) Schuldrecht AT weiter.

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Prof. Dr. Justus Meyer, Juristenfakultät

BGB II

Vorlesungsfolien (Teil A)

Schuldrecht AT weiter

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Foliensätze …

Stichpunkte zur Orientierung Kein Skript Kein Lehrbuchersatz Zur Vorlesung aktualisiert

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Stoffübersicht: 3 Themenblöcke

A. Schuldrecht AT(ohne Leistungsstörungsrecht)

B. KaufrechtC. Weitere Vertragstypen

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Veranstaltungsstruktur und Termine

Montag 1. DS Vorlesung

Montag 2. DS Fallbesprechung

Dienstag 1. DS Vorlesung

Mi-Fr Nacharbeit und Falltraining

Mo-Fr AG

Abschlussklausur Mo, 14.7. 10-12 Uhr

Besprechung Abschlussklausur Di, 15.7. 1. DS

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Hinweise zur Abschlussklausur

AnmeldungZur Klausur mitbringen

Lichtbildausweis Gesetzestext (Printversion, jungfräulich) Papier + Schreiber Ok: Essen, Trinken, Handy (ganz aus!) Nicht ok: Computer, Rechtsbeistand, Haustiere,

Lehrbücher, Spickzettel, Wörterbücher usw.Besprechung (Anwesenheitslisten für Remo)Remonstration (14 Tage) schriftlich mit Begründung

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Reden Sie mit uns!

Prof und Mannschaft

In der Vorlesung

Nach der Vorlesung

Sprechstunde: montags ab 13 Uhr (LS Meyer)

E-Mail auch direkt: jmeyer@uni-leipzig.de

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Literaturhinweise

1.In jeder Vorlesung: BGB (n.F.) (Text)

2.Zur Nacharbeit am Wichtigsten: BGB (Text)

3.Lehrbuch Schuldrecht AT: wie gehabt

4.Lehrbuch Schuldrecht BT1:

Fortsetzung? oder Wechsel?

5.Zusätzlich („zweites Standbein“): Materialmix Medicus, Grundwissen zum Bürgerlichen Recht/

Musielak, Grundkurs BGB Köhler/Lorenz PdW Schuldrecht I/II Mal ein Aufsatz, mal ein Urteil Mal bei Harke reinschauen (auch Campuslizenz) Skript, Karteikarten o.ä.

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Gliederungsübersicht Themenblock A:

Schuldrecht AT (ohne Leistungsstörung)

I.Entstehung von Schuldverhältnissen

II.Inhalt von Schuldverhältnissen

III.Erlöschen der Leistungsflicht

IV.Rückabwicklung

V.Beteiligung Dritter

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I. Entstehung von Schuldverhältnissen

1. Vertragliche Schuldverhältnisse

2. Besonderheiten bei der Verwendung von AGB

3. Besonderheiten bei Verbraucherverträgen

4. Gesetzliche Schuldverhältnisse

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Schuldverhältnisse

Zur Erinnerung: Der Grundfall

G → SLeistungspflicht des S (§ 241 I)

Schutz- und Rücksichtnahmepflichten G und S (§ 241 II)

Normalfall im Vertrag (z.B. Kauf, Miete, Werk, Dienst):

V ↔ K gegenseitige Leistungspflichten

Relativität der SchuV (Schuldvertrag/dinglicher Vertrag)

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Die klassische Einteilung

Kauf

Darlehen

Schenkung

Miete usw.

GoA

Delikt Ungerechtfertigte

Bereicherung

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1. Vertragliche Schuldverhältnisse

Vertrag …

2 WE: Verwirklichung des rechtl. Gestaltungswillens

Vertragsfreiheit

- Abschluss (Grenze: Kontrahierungzwang)

- Inhalt (Grenzen insb. §§ 134, 138, §§ 307 ff, AGG)

Instrument des beiderseitigen Interessenausgleichs

(„Richtigkeitsgewähr“)

Vom Einzelvertrag zur unsichtbaren Hand

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1. Vertragliche Schuldverhältnisse

„Vertrag“

vorvertragliche SchuV (§ 311 II, III)

Unentgeltliche Verträge (zB §§ 516, 662)

Gefälligkeitsverhältnis

Einseitige Rechtsgeschäfte (zB § 657)

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2. Besonderheiten bei der Verwendung von AGB

Standardisierung vs. systematische Benachteiligung

AGBG – Klausel-RL – §§ 305-310

Regelungsstruktur (Falle § 310)

AGB in der Fallprüfung

- Klausel einschlägig?

- Sind §§ 305 ff. (modifiziert) anwendbar?

- Sind AGB einbezogen?

- Inhaltskontrolle

- Rechtsfolgen

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Anwendbarkeit (§ 310)

FamR/ErbR/GesR, § 310 IV(-)

ArbR: Kollektiv (-), Individual modifiziert, § 310 IV

AGB gegenüber Verbraucher (+), erweitert, § 310 III

AGB gegenüber Unternehmern usw.:

§ 310 I => nicht 305 II, III, 308, 309 (Fehlerquelle!)

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AGB? (§ 305 I 1)

Vorformulierte Vertragsbedingungen

für Vielzahl von Verträgen (Ausn. § 310 III Nr. 2)

Verwender stellt

(bei Verbrauchervertrag vermutet, § 310 III Nr. 1

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Einbeziehung

Gegenüber Verbrauchern: § 305 IIHinweisVerschaffung Mögl. zumutbarer KenntnisnahmeEinverständnis (idR konkludent)

Gegenüber Unternehmern:Kennen(müssen) + Mögl. d. Kenntnisnahme Einverständnis (idR konkludent)Kollidierende AGB (BGH NJW 1991, 1606)

Sonderfälle (§ 305a)

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Vorrang der Individualabrede (§ 305b)Konkret Vereinbartes (Beweis!) verdrängt AGBAuch konkludent, auch nachvertraglichAuch bei SchriftformklauselGgf.: Vertretungsmacht?

Überraschende Klauseln (§ 305c I)Überraschung nach Inhalt/Stellung?Maßstab: DurchschnittsadressatRechtsfolge: nicht Vertragsbestandteil

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Missverständliche Klauseln (§ 305c II)Objektive Auslegung (Ausnahme § 310 III Nr.3)Auslegungszweifel gegen Verwender

→ (scheinbar) kundenfeindlich

→ kundenfreundlich

Rechtsfolgen bei Unwirksamkeit usw. (§ 306)Vertrag bleibt wirksam (Abs.1, Grenze Abs.3)Rest-AGB bleiben ggf.Statt AGB-Klausel dispositives RechtKeine geltungserhaltende Reduktion

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Inhaltskontrolle von AGB

AGB? Einschlägig? Vertragsinhalt?

Zwingendes Recht als vorrangige Grenze

Kontrolle nach § 309 (Verbraucher)

Kontrolle nach § 308 (Verbraucher)

Kontrolle nach § 307

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Beispiele

„Für leicht fahrlässiges Fehlverhalten unserer Mitarbeiter

haften wir höchstens bis zu 500.000 Euro“

„Das Zeitschriftenabonnement hat eine Laufzeit von 18

Monaten. Es verlängert sich jeweils um diese Zeit, sofern

es nicht 6 Wochen zuvor per Einschreiben gekündigt wird.“

Verbrauchsgüterkauf: „Importware! Unsere

Gewährleistungsfrist beträgt 15 Monate.“

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§ 307 BGB

Generalklausel

+ alleiniger Maßstab bei AGB gegenüber Unternehmern

Transparenzgebot

Vergleich mit dispositivem Recht

Gefährdung des Vertragszwecks

(insb. Kardinalpflichten)

BGHZ 89, 363; BGH NJW 2006, 47

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3. Besonderheiten bei Verbraucherverträgen

a) Hintergrund und Begriff

Unionsrechtlicher Hintergrund

Fn => RL (zB EUR-LEX)

Vorrang des Unionsrechts

Richtlinienkonforme Auslegung

Auslegungsmonpol des EuGH (zB EUR-LEX, curia)

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Verbrauchervertrags-RL zB

Hauttürgeschäfte (1985) => VRRL (2012)

Fernabsatz (1997) => VRRL (2012)

Missbräuchliche Klauseln (1993)

Verbraucherkredit (1997 => 2008)

Verbrauchsgüterkauf (1999)

Verbraucherrechte-RL (2011)

BGB zB §§ 13 f, 241a, 312 ff, 355 ff. §§ 474 ff, 491 ff

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Die wichtigsten Schutzinstrumente

Informationspflichten

Widerrufs- und Rückgaberecht

Zwingendes Recht

Verbandsklagen (UKlaG)

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Begriff Verbrauchervertrag (§ 310 III)

Verbraucher (§ 13) und Unternehmer (§ 14)

Überwiegender Vertragszweck

Zuordnung: selbständige berufliche Tätigkeit (+/-)

Die §§ 312 ff BGB nF im Überblick

Die VRRL als Hintergrund

Neureglung gilt ab 13.6.2014

Gestaffelter Anwendungsbereich (§312 BGB nF)

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b) Allgemeine Vorschriften (§ 312a BGB nF)

Information am Telefon (§ 312a I)

Information im stationären Handel

(§ 312a II => Art. 246 EGBGB nF)

Kataloge der Informationspflichten

Ausn: Info aus Umständen, alltägliche Bargeschäfte

Beweislast (§ 312k II)

Sanktionen

Zusatzentgelte (§ 312a III-V)

Vertragserhaltung (§ 312a VI)

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c) Verträge außerhalb von Geschäftsräumen und

im Fernabsatz (§§ 312b-312h BGB nF)

Grundgedanke und Entwicklung

Direktmarketing

B2C-Vertrag in Sondersituation

„Haustür“/auswärts

Fernabsatz

Haustür- und Fernabsatz-RL (1985/87)

HtWG + FernAbsG => §§ 312 BGB aF

VRRL => §§ 312b ff BGB nF.

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Verträge außerhalb von Geschäftsräumen (§ 312b)

Verbrauchervertrag

Außerhalb von Geschäftsräumen (§ 312b I Nr. 1, II)

Gleichgestellte Verträge (§ 312b I Nr. 2-4)

Ausnahmen (§ 312)

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Fernabsatzvertrag (§ 312c)

Verbrauchervertrag

Vertragsschluss ausschließlich per

Telekommunikationsmittel (Abs. 2),

Innerhalb Fernabsatzorganisation.

Ausnahmen (§ 312)

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Informationspflichten (§§ 312d-312f BGB nF)

Der informierte Verbraucher als Leitbild

Vorvertragliche Informationen

(§ 312d BGB nF => Art. 246a §§ 1-4 EGBGB)

Katalogangaben (§ 1) + Modalitäten (§ 4)

Sanktionen insb.: § 312e, § 360 III

Dokumentation (§ 312f)

Dauerhafter Datenträger (§126b S. 2 BGB nF)

Information Overload:

Der informierte Verbraucher als Trugbild

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Widerrufsrecht (§ 312g => §§ 355 ff BGB nF)

Verbraucherschutz durch Probe + Bedenkzeit

Vertrag wirksam aber Gestaltungsrecht

Widerrufsrecht (§ 312g I)

Ausnahmen (§ 312g II)

Widerrufsfrist (§§ 355 II, 356)

14 Tage ab Warenerhalt/Vertragsschluss

Dienstleistungen und Infofehler

Ausübung (§§ 355 I, )

Rechtsfolgen: §§ 355 III, 357

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Kündigung und Kündigungsvollmacht (§ 312h BGB nF)

Unbestellte Leistungen (§ 241a BGB nF)

Unternehmer leistet an Verbraucher ohne Bestellung

Kein Vertrag

Keine gesetzlichen Ansprüche

(insb. § 812, § 823, auch § 985)

Ausn.: Erkennbare Irrläufer

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d) E-Commerce (§ 312i-312j BGB nF)

Allg. Bestellmodalitäten (§ 312i)

Korrekturmöglichkeit

Infopflicht + AGB-Speicherung

Bestellbestätigung ≠ Annahme!

Verbrauchervertrag (§ 312j)

Zusatzinfo (Abs. 1 und 2)

Button: „Zahlungspflichtig bestellen (Abs. 3)

Zur Neuregelung: Wendehorst, NJW 2014, 577

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4. Gesetzliche Schuldverhältnisse

Die wichtigsten gesetzlichen Schuldverhältnisse

Geschäftsführung ohne Auftrag („GoA“, §§ 667 ff.)

Ungerechtfertigte Bereicherung (§§ 812 ff.)

Deliktsrecht (§§ 823 ff.)

Die wichtigsten Verbindungslinien

Anspruchskonkurrenz

Rückabwicklung unwirksamer Verträge

Vertragliche Haftungsmilderung im Deliktsrecht

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Schuldrecht AT

II. Inhalt von Schuldverhältnissen

1.Parteivereinbarung und einseitige Bestimmung

2.Inhaltskontrolle (auch von AGB)

3.Leistungsort und -zeit und andere Modalitäten

4.Gattungsschuld und Geldschuld

5.Zurückbehaltungsrecht und Zug-um-Zug-Leistung

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1. Parteivereinbarung und einseitige Bestimmung

Parteivereinbarung Leistungspflichten (§ 241 I)

o Hauptleistungspflicht

o Nebenleistungspflicht Rücksichtnahmepflichten (§ 241 II) auch Änderung (§ 311 I) Ergänzung

o Dispositives Recht

o Ergänzende Vertragsauslegung

o Treu und Glauben

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Einseitige Bestimmung durch eine Partei (§§ 315 f.)

Fälle

Rahmen und Maßstab: Parteivereinbarung

im Zweifel nach Billigkeit

Ausübung durch WE (bindend)

unbillige Bestimmung

Spezifikationskauf (§ 375 HGB)

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Bestimmung durch einen Dritten (§§ 317 ff.)

Fälle

Rahmen und Maßstab: Parteivereinbarung

im Zweifel nach Billigkeit (§ 317 I)

Anfechtung durch Parteien (§ 318)

Offenbar unbillige Bestimmung (§ 319 I)

Bestimmung nach freiem Belieben (§ 319 II)

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2. Inhaltskontrolle

Grenzen der Parteivereinbarung

Zwingendes Recht

o §§ 134, 138, AGG

o Beispiel: § 311b II, IV

o Halbzwingend z.B. §§ 312k, 475

Richterliche Angemessenheitskontrolle

zB § 343 (anders § 348 HGB)

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3. Leistungsort und -zeit und andere Modalitäten

Leistungsort (§ 269)

Materielle und prozessuale Bedeutung (§ 29 ZPO)

Parteivereinbarung (Hol-, Schick-, Bringschuld, Abs. 3)

Bestimmung nach den Umständen („Natur d. SchuV“)

Im Zweifel Holschuld (Abs.1)

BGH NJW 2003, 3341; S. Lorenz, JuS 2004, 105;

Grüneberg in Palandt, § 269 Rn 12

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Leistungszeit (§ 271)

Parteivereinbarung

Gesteigerte Bedeutung der Leistungszeit

→ relatives Fixgeschäft (§ 323 II Nr. 2)

→ absolutes Fixgeschäft (§ 275 I)

Bestimmung nach den Umständen

Im Zweifel sofort (Abs.1)

Im Zweifel sofortige Erfüllbarkeit (Abs.2)

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Besondere LeistungsmodalitätenTeilleistungen (§ 266)Leistung durch Dritte (§ 267)

Persönliche Leistungspflichten

(Vereinbarung, Natur des SchuV, §§ 613, 664 usw.) Dritter leistet mit Fremdtilgungswillen Erfüllung (§ 362) (+ Regress aus Vertrag/GoA)

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4. Gattungsschuld und GeldschuldStückschuld – Gattungsschuld (§ 243 I)Mittlere Art und Güte (§ 243 I, § 360 HGB)Beschaffungspflicht des Schuldners

(Ausnahme: Vorratsschuld)Konkretisierung (§ 243 II)

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Beispiel: Hobbyfilmer K bestellt bei Versandhändler V im Internet einen Camcorder DV Panasonic NV-DS 38 EG zum Preis von 999 Euro. V verpackt und adressiert das Gerät ordnungsgemäß und übergibt es einem Paketdienst. Dort kommt das Gerät abhanden.

Hat K einen Lieferanspruch, wenn a)eine Bringschuld vereinbart ist?b)eine Schickschuld vereinbart ist?

Zum Weiterknobeln:Bringschuld oder Schickschuld?Wie sieht es mit der Zahlungspflicht des K aus?Vgl. BGH NJW 2003, 3341

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Besonderheiten bei Geldschulden„Geld hat man zu haben“Zahlungsart, -zeit und -ort nach ParteivereinbarungSonst: Bargeld, §§ 271, 270(Qual.) Schickschuld oder (mod.) Bringschuld?

Traditionelle Sicht Zahlungsverzugs-RL + EuGH NJW 2008, 1935

Kosten + Verlustrisiko: ZahlungsschuldnerVerzögerungsrisiko: ZahlungsschuldnerGerichtsstand: Wohnsitz/NL d. Schuldners

Martens, JuS 2014, 105 + 200

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5. Zurückbehaltungsrecht und Zug-um-Zug-Leistung

GrundgedankenRisiken des VorleistendenKarl kauft bei V ein Ledersofa und meint „Erst die Ware

dann das Geld!“; V will erst liefern, wenn er das Geld

erhalten hat.Karl und Ingo trennen sich. Ingo will das Sofa nicht

herausgeben, solange Karl ihm nicht seine Hälfte der

letzten Miete zahlt.

Schur JuS 2006, 673

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Einrede des nicht erfüllten Vertrages (§§ 320-322)„Gegenseitiger Vertrag“

→ Gegenleistung im SynallagmaFälligkeit der GegenleistungSchuldner vertragstreu, nicht vorleistungspflichtig LeistungsverweigerungsR

Kein Verzug usw. Verurteilung zur Leistung Zug um Zug (§ 322)

Vorleistungspflicht: Unsicherheitseinrede (§ 321)

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Das allgemeine Zurückbehaltungsrecht (§§ 273, 274)Kein Synallagma aber „Konnexität“Fälligkeit und Durchsetzbarkeit des GegenanspruchsKein Ausschluss (zB § 570, § 393 analog, § 242) Zurückbehaltungsrecht

Kein Verzug usw. Verurteilung zur Leistung Zug um Zug (§ 274)

SonderfälleHerausgabe eines Gegenstandes (§ 273 II)EBV (§ 1000)Kaufmännisches Zurückbehaltungsrecht (§ 369 ff. HGB)

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Schuldrecht AT

III. Erlöschen der Leistungspflicht

1.Erfüllung

2.Aufrechnung

3.Kündigung, Vertragsaufhebung und Erlass

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1. Erfüllung (§ 362) Bewirken der Leistung an (empfangszuständigen) Gläubiger an Dritten

§ 362 II → § 185 Schuldnerschutzvorschriften (zB § 407, § 793, § 370)

Mehrere Forderungen: Tilgungsbestimmung (§§ 366 f) Leistung an Erfüllungs statt (§ 364 I) Leistung erfüllungshalber (vgl. § 364 II)

S. Lorenz, JuS 2009, 109; Petersen, Jura 2010, 281;

Looschelders/Erm, JA 2014, 161

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2. Aufrechnung (§§ 387 ff)

Bedeutung der Aufrechnung

Aufrechnungslage

Gegenseitige gleichartige Forderungen

Gegenforderung durchsetzbar

Hauptforderung erfüllbar

Aufrechnungserklärung

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2. Aufrechnung (II)Aufrechnungsverbote

vertraglich (Grenzen: § 309 Nr. 3, § 556b II 1, § 242) Hauptforderung beschlagnahmt (§ 392) Hauptforderung aus vorsätzlichem Delikt (§ 393) Hauptforderung unpfändbar (§ 394)

Kontokorrent (§§ 355 ff HGB)

Coester-Waltjen, Jura 2003, 246 + 2004, 391

S. Lorenz, JuS 2008, 951

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3. Kündigung, Vertragsaufhebung und Erlass

Dauerschuldverhältnisse enden …

… mit Fristablauf

… mit Kündigung

Kündigung

Kündigungsrecht (Vertrag/Gesetz)

ordentlich/außerordentlich

Kündigungserklärung

Beendigung „ex nunc“ (u.U. Herausgabe)

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Ordentliche Kündigung

idR ohne Grund

idR mit Kündigungsfrist

Außerordentliche Kündigung

Sonderregeln (Vertrag oder zB §§ 490, 543, 569, 626, 723)

Subsidiär: § 314

Wichtiger Grund (reguläre Beendigung unzumutbar)

Fristsetzung/Abmahnung

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Vertragsaufhebung

Aufhebungsvertrag (formfrei)

Vertragsbeendigung

Erlass (§ 397)

Erlassvertrag (formfrei)

Forderung erlischt (Verfügung)

Negatives Schuldanerkenntnis (§ 397 II)

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Schuldrecht AT

IV. Rückabwicklung

1.Die Rückabwicklungssysteme §§ 346 ff und 812 ff.

2.Rücktritt

3.Widerruf von Verbraucherverträgen

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1. Die Rückabwicklungssysteme §§ 346 ff. und 812 ff. Übersicht §§ 346 ff. Übersicht §§ 812 ff. Einschränkungen des Entreicherungseinwandes

- §§ 818 IV, 819

- Saldotheorie

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2. Rücktritt (§§ 346 ff.) - Übersicht

Rücktrittsrecht

Rücktrittserklärung

Kein Ausschluss

Erlöschen der Leistungspflichten

Rückgewährschuldverhältnis

Untergangsgrund und Anspruchsgrundlage

Sonderregeln: § 651i, §§ 1298 ff., §§ 2293 ff.

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RücktrittsfolgenRückgewähr der Leistungen in natura (§ 346 I)Zinsen und andere Nutzungen Wertersatz bei Unmöglichkeit (§ 346 II)

Nach der Natur des Erlangten (Nr. 1) Verbrauch, Veräußerung usw. (Nr. 2) Verschlechterung oder Untergang (Nr. 3)

Ermittlung des Wertersatzes (§ 346 II 2) Vorrang der Parteibewertung Korrektur bei Mangel und Darlehen Korrektur bei „Schnäppchen“ des Verursachers?

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Rücktrittsfolgen (II)

Ausschluss des Wertersatzanspruchs (§ 346 III)

Mangel zeigt sich bei Verarbeitung usw. (Nr. 1)

Untergang usw. vom Gläubiger “zu vertreten“ (Nr. 2)

Untergang usw. trotz eigenüblicher Sorgfalt (Nr. 3)

Nur Bereicherungsausgleich (S. 2)

Nicht gezogene Nutzungen und Verwendungen (§ 347)

Schadensersatz (§ 346 IV, §§ 280 ff.)

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3. Widerruf (§§ 355 ff. BGB nF)

Widerrufsrecht bei bestimmten Verbraucherverträgen

Neuregelung zum 13.6.2014 (VRRL)

Widerrufsfrist (§§ 355 II, 356 II-IV, 356a ff.)

Ausübung des Widerrufsrechts (§§ 355 I, 356 I)

Umwandlung in Rückgewährschuldverhältnis

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Abwicklung der Rückgewähr (§§ 355 III, 357 ff.)

Rücksendung der Ware

Kosten trägt idR V

Gefahr trägt U: U

Rückzahlung

Lieferkosten („Hinweg“): U trägt Basistarif

Wertersatz bei Verschlechterung (§ 357 VIII)

Dienstleistungen: Wertersatz (§ 357 IX)

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Schuldrecht AT

V. Beteiligung Dritter

1.Verträge zugunsten Dritter

2.Schutzwirkung zugunsten Dritter

3.Abtretung

4.Schuldübernahme und Vertragsübernahme

5.Gesamtschuld

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1. Vertrag zugunsten Dritter (§§ 328 ff)

V(Versprechender)

EVersprechens-Empfänger

DDritter

VzD (Deckungsverhältnis)

Valuta-verhältnisVollzugs-

verhältnis

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V(Versprechender)

EVersprechens-Empfänger

DDritter

VzD (Deckungsverhältnis)

Valuta-verhältnisVollzugs-

verhältnis

Sonderfall § 331:Kein § 2301i.Zw. VerfügungsR E bis zum TodD erwirbt Leistungsrecht mit Es TodKondiktion bei Mangel im Valutaverhältnis

§ 332 + Versicherungs-AGB:Änderung der Bezugsberechtigung

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2. Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter

SchuV (§ 311) mit Rücksichtnahmepflichten (§ 241 II)

zugunsten Dritter

Voraussetzungen

Leistungsnähe des Dritten

Einbeziehungsinteresse des Gläubigers

Erkennbarkeit für Schuldner

Schutzbedürftigkeit des Dritten

Rechtsfolge: Schutzpflichten + SchE (§§ 280 I, 241 II)

Pinger/Behm, JuS 2008, 675

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3. Die Abtretung - ÜberblickDie Forderung als WirtschaftsgutVerfügungen: Verpfändung und Übertragung

Forderungsverkauf Sicherungszession Inkassozession (statt Einziehungsermächtigung)

Der Abtretungsvertrag (§ 398): Alt- und Neu-GläubigerSchuldnerschutzAbtretung anderer Rechte (§ 413)

Lorenz, JuS 2009, 891; Schreiber, Jura 2007, 266

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Abtretung

GAlt-Gläubiger (Zedent)

SSchuldner

EErwerberNeu-GläubigerZessionar

Forderung

§ 398

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Voraussetzungen der AbtretungAbtretungsvertrag

- Bestimmbarkeit der Forderung (BGH NJW 2011, 2713)

- FormVorausabtretung künftiger ForderungenVerfügungsbefugnis des Abtretenden

- grds. kein gutgläubiger Erwerb (JuS 2010, 857)

- Mehrfachabtretung

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Globalzession und verlängerter EV

G S

Bank

Forderung

Globalzession

Lieferant

Verlängerter EV

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Voraussetzungen der AbtretungAbtretungsvertrag

- Bestimmbarkeit der Forderung (BGH NJW 2011, 2713)

- FormVorausabtretung künftiger ForderungenVerfügungsbefugnis des Abtretenden

- grds. kein gutgläubiger Erwerb (JuS 2010, 857)

- MehrfachabtretungÜbertragbarkeit der Forderung

- Veränderung des Leistungsinhalts

- Pfändung und Kontokorrent

- Vertragliche Abtretungsverbote (AGB, § 354a HGB)

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Rechtsfolgen der Abtretung

Forderungsübergang

Sicherungsrechte und Vorzugsrechte (§ 401)

Nebenpflichten des Abtretenden

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SchuldnerschutzEinwendungen

- gegen die Forderung (§ 404)

- gegen die AbtretungAufrechnung (§ 406)Leistung an den Altgläubiger (§ 407 I)

- Tilgung, wenn S gutgläubig

- Neu-Gl. → Alt-Gl. § 816 IIMehrfachabtretung (§ 408)

Coester-Waltjen, Jura 2004, 391; Haertlein, JuS 2007, 1073

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Schuldnerschutz bei Mehrfachabtretung

G S

E2

Forderung

2. Abtretung (geht ins Leere)

E1

1. Abtretung (wirksam)

76

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4. Schuldübernahme und VertragsübernahmeVertragliche Schuldübernahme (§§ 414-418)Vertrag G-Ü (§ 414)Vertrag S-Ü + Zustimmung G (§ 415)Einwendungen und Sicherungsrechte (§§ 417 f.)Vertragsübernahme

Grigoleit/Herresthal, Jura 2002, 393

G

S

Ü

Schuldübernahme

77

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5. Gesamtschuld

Kontext:

Mehrheit von Schuldnern und Gläubigern (§§ 420-432)Teilschuld + Teilgläubigerschaft (§ 420)Gesamtschuld (§ 421)Gesamtgläubigerschaft (§ 428)Mitgläubigerschaft (§ 432)

Gemeinschaftliche Schuld

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5. Gesamtschuld

Hauptfälle der Gesamtschuld-Gemeinschaftlicher Vertrag (§ 427)-Unteilbare Leistung (§ 431) -Gesellschafterhaftung-Mehrfache Haftpflicht (§ 840)-Schuldbeitritt

Tatbestand (insb. Gleichstufigkeit)

Rechtsfolgen-Erfüllung (§ 422)-Sonstige Gesamtwirkung (§§ 423 f.)-Einzelwirkung (§ 425)

G

S1

S2

79

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5. Gesamtschuld: Innenausgleich (§ 426)Ausgleichsanspruch (§ 426 I)

- Anteile nach Vertrag

- § 840 II, III

- § 254 analog (§ 17 StVG)

- ArbG/ArbN

Legalzession (§ 426 II)

Zerres, Jura 2008, 726

G

S1

S2

Innen-ausgeich

80

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Gestörte Gesamtschuld

BGHZ 103, 338 Haftungsprivilegierung: - Vertraglich- §§ 690, 708, 1359, 1664- §§ 104 f. SGB VII

Lösung 1: Kein Regress

Lösung 2: Regress wie bei Gesamtschuld

Lösung 3: Anspruchskürzung

G

S1

S2

Innen-ausgeich?

Haftungsprivileg