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Heute auf Seite 20: Eine Armee zerfällt -...

Date post: 02-Sep-2019
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20
J etzt ist die Stunde der Angela Merkel. Nach der Niederlage eines Kanzlerkandidaten, den die Konservativen als einen der ihren ansahen, geht die CDU- Chefin mit Elan an die ideologi- sche Neuorientierung ihrer Partei – nach links. Noch zu Helmut Kohls Zeiten führten die Linksausleger scheinbar – ein Dissidentenda- sein, mit Geißler und Frau Süss- muth als Galionsfiguren. Hinter den Kulissen aber, in den Gliede- rungen der Partei, begaben sie sich auf ihren „Marsch durch die Institutionen“. Jetzt wähnen sie die Macht in ihren Händen, und sie gedenken sie zu nutzen. Die Partei solle bunter, grüner, „zukunftsorientierter“ werden, fordern, angeführt von Partei- chefin Merkel, die CDU-Minister- präsidenten im Saarland (Müller) und in Sachsen-Anhalt (Böhmer). Die Wähler, die der Union am 22. September zum Sieg fehlten, müßten die Christdemokraten in den Städten und dort insbesonde- re bei den Anhängern alternativer Lebensformen (heißt: alternativ zur klassischen Familie) gewin- nen, die zur Zeit SPD, Grüne oder noch linker wählen, weil ihnen die Union nicht liberal genug er- scheine. Das konservative Image des Kanzlerkandidaten habe den Sieg gekostet, so die General- Analyse. Eine neue Arbeitsgruppe unter dem prononciert linken Unions- Chef von Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, soll den künfti- gen Kurs konkretisieren. Endlich scheint Wirklichkeit zu werden, wofür Heiner Geißler seit den 70er Jahren kämpfte: eine nach seinem Bilde ins gemäßigt linke Zentrum verschobene CDU. Widerstand bleibt nicht aus, et- wa vom thüringischen Minster- präsidenten Vogel oder vom scheidenden Fraktionschef Merz. Daß letzterer aber gerade erst zu- rück ins Glied geschickt wurde und der Vorreiterin der neuen Li- nie, Merkel, Platz machen mußte, sagt viel aus über die Machtver- teilung unter den beiden Lagern. Die CSU ist in heller Aufre- gung, München sieht die Schwe- sterpartei im Nebel politischer Unkenntlichkeit versinken. Selbst Merkels taktisches Argument, in den Städten könne man nur mit den „weichen“ Themen punkten, zieht nicht recht. Ein Jahr nach der Hamburger Schill-Wahl wirkt es beinahe lächerlich. Gerade weil sich die Hanseaten-Union ku- schelweich gegeben hatte, blieb sie chancenlos. Erst ein Schill, der die harten, die „rechten“ Themen wie innere Sicherheit auf den Tisch knallte, brachte nach 44 Jah- ren SPD-Herrschaft eine bürgerli- che Mehrheit zusammen. Kurz darauf ging eine „weiche“ Union bei der Berliner Landtagswahl sang- und klanglos unter. Kandidat Stoiber schließlich zeigte, entgegen der Kritik der CDU-Linken, kaum noch konser- vatives Profil. Seine Imageberater hatten ihm „Netter-Onkel-für-al- le“ verschrieben und ihm zwecks Anbändelns mit den „neuen sozi- alen Milieus“ eine unverheiratete Mutter als Familienexpertin zur Seite gestellt. Als Stoiber in der Irak-Debatte zu allem Überfluß die aus „unserer belasteten Ver- gangenheit“ resultierende Ver- pflichtung (Franz Josef Strauß verspottete solcherlei Sätze als Phrasen von „Sühnedeutschen“) gegenüber den USA ins Feld führ- te, riß manchem Konservativen endgültig der Geduldsfaden. Einer darf sich über Frau Mer- kels Irrfahrt indes ungeteilt freu- en: Ronald Schills Chancen wer- den, trotz innerparteilichem Tohuwabohu und einer verhee- renden Bundestagswahl, schon bald wieder steigen. Kurswechsel: Am Ende des Marsches Angela Merkel wendet die CDU offen nach links / Von Hans HECKEL D ie finanzielle Schieflage der deutschen Haupstadt wird zunehmend dramatisch. Minde- stens sechs Milliarden Euro feh- len im kommenden Haushalt, und selbst die laufenden Kosten dieses Jahres gehen aus dem Ru- der. Nun schlagen die Bezirksbür- germeister Alarm. Sie mußten für Sozialhilfe bis Anfang Okober be- reits mehr Geld ausgeben, als für das ganze Jahr veranschlagt war. Nur Lichtenberg hat einen klei- nen Rest in der Kasse, aber auch nur, weil einige ausstehende Rechnungen noch nicht beglichen wurden. Dann geht es auch hier ans Schuldenmachen. Die Defizi- te wurden bislang zu 90 Prozent vom Senat getragen. Doch künf- tig will Finanzsenator Thilo Sar- razin (SPD) die Bezirke auf ihren Schulden sitzen lassen. Bezirks- politiker fürchten für diesen Fall den endgültigen Bankrott der Berliner Stadtbezirke. Der Sozial- stadtrat von Neukölln, Michael Büge (CDU), sieht eine soziale Katastrophe auf seinen Stadtteil zurollen. Um jetzt noch etwas ein- zusparen, könne man nur bei den Freien Trägern kürzen. Alle ande- ren Quellen seien ausgeschöpft. „Freie Träger“ unterhalten bei- spielsweise Teeküchen oder den Kältebus für Obdachlose im Win- ter. Fiele der weg, „dann hätten wir in diesem Winter die ersten Toten“, so Büge zur Berliner Zei- tung. Inmitten des finanziellen Chaos plagen den rot-dunkelroten Senat ganz andere Sorgen: Eine davon ist Barbara John. Seit 21 Jahren ist sie hauptamtliche Ausländerbe- auftragte der Stadt. Kurz vor ih- rem altersbedingten Ausscheiden Ende 2002 machte sie nun den Vorschlag, noch zwei Jahre ehren- amtlich weiterzuwirken. Sozialsenatorin Heidi Knake- Werner (PDS) lehnte brüsk ab. Erst nach Protesten ließ sie sich erweichen, Frau John wenigstens bis in den kommenden Sommer unbezahlt weiterarbeiten zu las- sen. Die Gefahr sei zu groß, so Knake-Werner, daß die Planstelle einer voll bezahlten Ausländerbe- auftragten ganz wegfalle, wie in Hamburg und Sachsen-Anhalt geschehen. Außerdem hätten „Rechtsextremismus und Auslän- derfeindlichkeit“ bei Barbara Hauptsache: Planstellen Berlin: Trotz Pleite Abfuhr für Ehrenamt / Von Jan BREMER Nach jeder Wahl dasselbe Ritual: Angeblich wollen die Gewählten immer erst einmal die Sachfragen klären und die Personalfragen ganz an den Schluß stellen – es geht ja, wie wir alle wissen, in der Politik überhaupt nicht um Posten. Es kam aber mal wie- der, wie es wohl kommen muß- te. Beim ersten richtigen Pau- kenschlag der wiedergewähl- ten rot-grünen Regierung ging es nicht um ein Sachthema, sondern um eine Personalie: NRW-Ministerpräsident Cle- ment soll Superminister für Wirtschaft, Arbeit und Sozia- les werden. Die von der alten und neuen Opposition prompt vorgetra- gene Kritik wirkte in diesem Falle nicht sehr überzeugend, eher wie eine Pflichtübung. Auch wer gegenüber rot-grü- ner Politik grundsätzliche Vor- behalte hat, muß Clement ein beachtliches Maß an Sach- kompetenz zusprechen; zu- dem ist der nordrhein-westfä- lische Regierungschef eine ausgesprochen positiv wirken- de Persönlichkeit. Der Bundeskanzler hat of- fensichtlich aus dem Personal- debakel seiner ersten Legisla- turperiode gelernt. Die erste Personalentscheidung seiner zweiten Legislaturperiode war richtig – wenn zwei schwache Minister durch einen starken ersetzt werden, kann das für unser Land nur gut sein. Schließlich braucht Deutsch- land eine handlungsfähige Regierung und keine Laien- spielschar. Hans-Jürgen Mahlitz Kommentar DIESE WOCHE: Meinung Von Allahs Gnaden? Die Stimmen der – überwiegend islamischen – Türken mit deut- schem Paß haben den Ausschlag für den rot-grünen Sieg bei der Bundestagswahl gegeben – nun wird die Rechnung (in Form poli- tischer Forderungen) präsentiert. Lesen Sie dazu Leitartikel und Gedanken zur Zeit auf S. 2 und 4 Hintergrund Kritik an Gutachten Die tschechischen Vertreibungs- und Entrechtungsdekrete, mit de- nen Verbrechen an Deutschen straffrei gestellt wurden (Be- nesch-Dekrete), sind nach Ansicht des Völkerrechtlers Abraham Fro- wein kein Hindernis für einen EU-Beitritt Prags. Das Gutachten stieß in Deutschland und Öster- reich auf heftige Kritik. Ausführ- liche Berichte auf Seite 2 und 5 Ostpreußen heute Neue Vorschläge Für die Bürger des Königsberger Gebietes, die regelmäßig zwi- schen der Exklave und Rußland pendeln müssen, schlägt die EU- Kommission die Einführung ei- nes vereinfachten Transit-Doku- mentes vor. Dieses Dokument soll von den Republiken Polen und Litauen allen jenen angeboten werden, die auf einer von der rus- sischen Regierung aufzustellen- den Liste stehen. ichte Kultur In tiefer Stille Stille liegt über dem St. Johannis- friedhof in Nürnberg, kein Schweigen. Esther Knorr-Anders ist über den mit Rosen ge- schmückten Gottesacker gegan- gen und hat sich die Gräber ge- nau angesehen. Veit Stoß, Albrecht Dürer und auch Anselm Feuerbach fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Mehr über den „Ro- senfriedhof“ auf Seite 11 Fortsetzung auf Seite 2 Heute auf Seite 20: Eine Armee zerfällt Unabhängige Wochenzeitung für Deutschland Jahrgang 53 – Folge 41 Erscheint wöchentlich Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt 12. Oktober 2002 C 5524 Landsmannschaft Ostpreußen e.V. Parkallee 84/86, 20144 Hamburg Ab sofort erfüllen wir alle Ihre Literatur-, Musik- & Filmwünsche. Preußischer Mediendienst Parkallee 86 20144 Hamburg Telefon: 040 / 41 40 08 27 Telefax: 040 / 41 40 08 58 Supermann Seite 7 Mit Spott übergießt der Kari- katurist der Stuttgarter Zeitung das Spiel mit verteilten Rollen: Die SPD-Länderchefs, als Räu- ber verkleidet, fordern Steuer- höhungen, die SPD-Zentrale tut so, als hätte sie damit über- haupt nichts zu tun. Die EU ist sich indes sicher: Die deutsche Neuverschuldung überschrei- tet schon 2002 die Drei-Pro- zent-Marke. Steuererhöhun- gen sind programmiert. »Und immer dar- an denken: Wir kennen uns über- haupt nicht!«
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Jetzt ist die Stunde der AngelaMerkel. Nach der Niederlageeines Kanzlerkandidaten, dendie Konservativen als einen

der ihren ansahen, geht die CDU-Chefin mit Elan an die ideologi-sche Neuorientierung ihrer Partei– nach links.

Noch zu Helmut Kohls Zeitenführten die Linksausleger –scheinbar – ein Dissidentenda-sein, mit Geißler und Frau Süss-muth als Galionsfiguren. Hinterden Kulissen aber, in den Gliede-rungen der Partei, begaben siesich auf ihren „Marsch durch dieInstitutionen“. Jetzt wähnen siedie Macht in ihren Händen, undsie gedenken sie zu nutzen.

Die Partei solle bunter, grüner,„zukunftsorientierter“ werden,fordern, angeführt von Partei-chefin Merkel, die CDU-Minister-präsidenten im Saarland (Müller)und in Sachsen-Anhalt (Böhmer).Die Wähler, die der Union am 22.September zum Sieg fehlten,müßten die Christdemokraten inden Städten und dort insbesonde-re bei den Anhängern alternativerLebensformen (heißt: alternativzur klassischen Familie) gewin-nen, die zur Zeit SPD, Grüne odernoch linker wählen, weil ihnendie Union nicht liberal genug er-scheine. Das konservative Imagedes Kanzlerkandidaten habe denSieg gekostet, so die General-Analyse.

Eine neue Arbeitsgruppe unterdem prononciert linken Unions-Chef von Nordrhein-Westfalen,Jürgen Rüttgers, soll den künfti-gen Kurs konkretisieren. Endlichscheint Wirklichkeit zu werden,wofür Heiner Geißler seit den70er Jahren kämpfte: eine nachseinem Bilde ins gemäßigt linkeZentrum verschobene CDU.

Widerstand bleibt nicht aus, et-wa vom thüringischen Minster-präsidenten Vogel oder vomscheidenden Fraktionschef Merz.Daß letzterer aber gerade erst zu-

rück ins Glied geschickt wurdeund der Vorreiterin der neuen Li-nie, Merkel, Platz machen mußte,sagt viel aus über die Machtver-teilung unter den beiden Lagern.

Die CSU ist in heller Aufre-gung, München sieht die Schwe-sterpartei im Nebel politischerUnkenntlichkeit versinken. SelbstMerkels taktisches Argument, inden Städten könne man nur mitden „weichen“ Themen punkten,zieht nicht recht. Ein Jahr nachder Hamburger Schill-Wahl wirktes beinahe lächerlich. Gerade weilsich die Hanseaten-Union ku-schelweich gegeben hatte, bliebsie chancenlos. Erst ein Schill, derdie harten, die „rechten“ Themenwie innere Sicherheit auf denTisch knallte, brachte nach 44 Jah-ren SPD-Herrschaft eine bürgerli-che Mehrheit zusammen. Kurzdarauf ging eine „weiche“ Unionbei der Berliner Landtagswahlsang- und klanglos unter.

Kandidat Stoiber schließlichzeigte, entgegen der Kritik derCDU-Linken, kaum noch konser-vatives Profil. Seine Imageberaterhatten ihm „Netter-Onkel-für-al-le“ verschrieben und ihm zwecksAnbändelns mit den „neuen sozi-alen Milieus“ eine unverheirateteMutter als Familienexpertin zurSeite gestellt. Als Stoiber in derIrak-Debatte zu allem Überflußdie aus „unserer belasteten Ver-gangenheit“ resultierende Ver-pflichtung (Franz Josef Straußverspottete solcherlei Sätze alsPhrasen von „Sühnedeutschen“)gegenüber den USA ins Feld führ-te, riß manchem Konservativenendgültig der Geduldsfaden.

Einer darf sich über Frau Mer-kels Irrfahrt indes ungeteilt freu-en: Ronald Schills Chancen wer-den, trotz innerparteilichemTohuwabohu und einer verhee-renden Bundestagswahl, schonbald wieder steigen.

Kurswechsel:

Am Ende des MarschesAngela Merkel wendet die CDU offen nach links / Von Hans HECKEL

Die finanzielle Schieflage derdeutschen Haupstadt wird

zunehmend dramatisch. Minde-stens sechs Milliarden Euro feh-len im kommenden Haushalt,und selbst die laufenden Kostendieses Jahres gehen aus dem Ru-der.

Nun schlagen die Bezirksbür-germeister Alarm. Sie mußten fürSozialhilfe bis Anfang Okober be-reits mehr Geld ausgeben, als fürdas ganze Jahr veranschlagt war.Nur Lichtenberg hat einen klei-nen Rest in der Kasse, aber auchnur, weil einige ausstehendeRechnungen noch nicht beglichenwurden. Dann geht es auch hierans Schuldenmachen. Die Defizi-te wurden bislang zu 90 Prozentvom Senat getragen. Doch künf-tig will Finanzsenator Thilo Sar-razin (SPD) die Bezirke auf ihren

Schulden sitzen lassen. Bezirks-politiker fürchten für diesen Fallden endgültigen Bankrott derBerliner Stadtbezirke. Der Sozial-stadtrat von Neukölln, MichaelBüge (CDU), sieht eine sozialeKatastrophe auf seinen Stadtteilzurollen. Um jetzt noch etwas ein-zusparen, könne man nur bei denFreien Trägern kürzen. Alle ande-ren Quellen seien ausgeschöpft.„Freie Träger“ unterhalten bei-spielsweise Teeküchen oder denKältebus für Obdachlose im Win-ter. Fiele der weg, „dann hättenwir in diesem Winter die erstenToten“, so Büge zur Berliner Zei-tung.

Inmitten des finanziellen Chaosplagen den rot-dunkelroten Senatganz andere Sorgen: Eine davonist Barbara John. Seit 21 Jahren istsie hauptamtliche Ausländerbe-

auftragte der Stadt. Kurz vor ih-rem altersbedingten AusscheidenEnde 2002 machte sie nun denVorschlag, noch zwei Jahre ehren-amtlich weiterzuwirken.

Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) lehnte brüsk ab.Erst nach Protesten ließ sie sicherweichen, Frau John wenigstensbis in den kommenden Sommerunbezahlt weiterarbeiten zu las-sen. Die Gefahr sei zu groß, soKnake-Werner, daß die Planstelleeiner voll bezahlten Ausländerbe-auftragten ganz wegfalle, wie inHamburg und Sachsen-Anhaltgeschehen. Außerdem hätten„Rechtsextremismus und Auslän-derfeindlichkeit“ bei Barbara

Hauptsache: PlanstellenBerlin: Trotz Pleite Abfuhr für Ehrenamt / Von Jan BREMER

Nach jeder Wahl dasselbeRitual: Angeblich wollen dieGewählten immer erst einmaldie Sachfragen klären unddie Personalfragen ganz anden Schluß stellen – es gehtja, wie wir alle wissen, in derPolitik überhaupt nicht umPosten. Es kam aber mal wie-der, wie es wohl kommen muß-te. Beim ersten richtigen Pau-kenschlag der wiedergewähl-ten rot-grünen Regierung ginges nicht um ein Sachthema,sondern um eine Personalie:NRW-Ministerpräsident Cle-ment soll Superminister fürWirtschaft, Arbeit und Sozia-les werden.

Die von der alten und neuenOpposition prompt vorgetra-gene Kritik wirkte in diesemFalle nicht sehr überzeugend,eher wie eine Pflichtübung.Auch wer gegenüber rot-grü-ner Politik grundsätzliche Vor-behalte hat, muß Clement einbeachtliches Maß an Sach-kompetenz zusprechen; zu-dem ist der nordrhein-westfä-lische Regierungschef eineausgesprochen positiv wirken-de Persönlichkeit.

Der Bundeskanzler hat of-fensichtlich aus dem Personal-debakel seiner ersten Legisla-turperiode gelernt. Die erstePersonalentscheidung seinerzweiten Legislaturperiode warrichtig – wenn zwei schwacheMinister durch einen starkenersetzt werden, kann das fürunser Land nur gut sein.Schließlich braucht Deutsch-land eine handlungsfähigeRegierung und keine Laien-spielschar.

Hans-Jürgen Mahlitz

KommentarDIESE WOCHE:

Meinung

Von Allahs Gnaden?

Die Stimmen der – überwiegendislamischen – Türken mit deut-schem Paß haben den Ausschlagfür den rot-grünen Sieg bei derBundestagswahl gegeben – nunwird die Rechnung (in Form poli-tischer Forderungen) präsentiert.Lesen Sie dazu Leitartikel undGedanken zur Zeit auf S. 2 und 4

Hintergrund

Kritik an Gutachten

Die tschechischen Vertreibungs-und Entrechtungsdekrete, mit de-nen Verbrechen an Deutschenstraffrei gestellt wurden (Be-nesch-Dekrete), sind nach Ansichtdes Völkerrechtlers Abraham Fro-wein kein Hindernis für einenEU-Beitritt Prags. Das Gutachtenstieß in Deutschland und Öster-reich auf heftige Kritik. Ausführ-liche Berichte auf Seite 2 und 5

Ostpreußen heute

Neue Vorschläge

Für die Bürger des KönigsbergerGebietes, die regelmäßig zwi-schen der Exklave und Rußlandpendeln müssen, schlägt die EU-Kommission die Einführung ei-nes vereinfachten Transit-Doku-mentes vor. Dieses Dokument sollvon den Republiken Polen undLitauen allen jenen angebotenwerden, die auf einer von der rus-sischen Regierung aufzustellen-den Liste stehen. ichte

Kultur

In tiefer Stille

Stille liegt über dem St. Johannis-friedhof in Nürnberg, keinSchweigen. Esther Knorr-Andersist über den mit Rosen ge-schmückten Gottesacker gegan-gen und hat sich die Gräber ge-nau angesehen. Veit Stoß,Albrecht Dürer und auch AnselmFeuerbach fanden hier ihre letzteRuhestätte. Mehr über den „Ro-senfriedhof“ auf Seite 11

Fortsetzung auf Seite 2

Heute auf Seite 20: Eine Armee zerfällt

Unabhängige Wochenzeitung für Deutschland

Jahrgang 53 – Folge 41Erscheint wöchentlichPostvertriebsstück. Gebühr bezahlt 12. Oktober 2002 C 5524Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Parkallee 84/86, 20144 Hamburg

Ab sofort erfüllen wiralle Ihre Literatur-,

Musik- & Filmwünsche.

PreußischerMediendienst

Parkallee 8620144 Hamburg

Telefon: 040 / 41 40 08 27Telefax: 040 / 41 40 08 58

Supermann

Seite 7

Mit Spott übergießt der Kari-katurist der Stuttgarter Zeitungdas Spiel mit verteilten Rollen:Die SPD-Länderchefs, als Räu-ber verkleidet, fordern Steuer-höhungen, die SPD-Zentraletut so, als hätte sie damit über-haupt nichts zu tun. Die EU istsich indes sicher: Die deutscheNeuverschuldung überschrei-tet schon 2002 die Drei-Pro-zent-Marke. Steuererhöhun-gen sind programmiert.

»Und immer dar-an denken: Wirkennen uns über-haupt nicht!«

OB41_1.qxd 08.10.2002 19:19 Uhr Seite 1

Politik 12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 2

www.ostpreussenblatt.deBenutzername/User-ID: ob

Kennwort/PIN: 1633

Mit massiver Kritik hat dasPräsidium des BdV, in dem

auch die Landsmannschaft Ost-preußen vertreten ist, auf das so-genannte Frowein-Gutachten(siehe Seite 1 und 5) reagiert. Eszementiere die unheilvolle Ver-gangenheit und weise keinenWeg in die Zukunft. Unter demAspekt der Menschenrechte sei esnicht akzeptabel, vielmehr „ge-fährlich für Europa“, stellte dasPräsidium auf seiner jüngsten Sit-zung fest.

Inzwischen hat die Sudeten-deutsche Landsmannschaft (SL)dem Europaparlament ein Gut-achten des international renom-mierten Würzburger Völker- undEuroparechtlers Prof. Dieter Blu-menwitz zu den Benesch-Dekre-ten übermittelt, das in wesent-lichen Punkten die Expertise desHeidelberger Professors Froweinzum selben Thema widerlegt.

Laut Blumenwitz sind viele derrassistischen Benesch-Dekretenach wie vor Bestandteil destschechischenRechts und dis-kriminieren so-wohl Angehöri-ge der deut-schen Minder-h e i t i n d e rTschechischenR e p u b l i k a l sauch EU-Bürger. Sie seien also da-her mit dem EU-Recht unverein-bar und müßten vor einem Bei-tritt der Tschechischen Republikbeseitigt werden (Wortlaut desBlumenwitz-Gutachtens auf derInternet-Seite der Sudetendeut-schen Landsmannschaft: www.su-deten.de).

SL-Vorsitzender Bernd Posseltkritisierte bei der Übergabe desBlumenwitz-Gutachtens, daß Fro-

wein für Vertreibungsverbrecher,die Morde an Deutschen began-gen hätten, einen durch die Jahr-zehnte erworbenen Vertrauens-schutz konstruierte, wonach sienicht mehr belangt werden könn-ten: „Täterschutz ohne Opfer-schutz widerspricht allen euro-päischen und internationalenM e n s c h e n -rechtsnormen.“Fatal sei auch,daß Froweingegenüber denSudetendeut -schen die soge-nannte Illoyali-tätsthese wiederaufwärme: „Wenn ganze Volks-gruppen von einem Staat für il-loyal erklärt werden können, weilsie mißliebig sind oder aufgrunddes Selbstbestimmungsrechts die-sem Staat nicht angehören wol-len, so öffnet dies auch künftigenKollektiv-Entrechtungen undVertreibungen Tür und Tor.“ DerEP-Abgeordnete kündigte für dieSondersitzung des Außenpoliti-schen Ausschusses des Europa-

parlamentes am21. Oktober inStraßburg eineharte und kriti-s c h e A u s e i n -a n d e r s e t z u n gmit dem Fro-wein-Gutachtenan, für die die

Studie von Blumenwitz eine um-fassende sachliche Grundlage bie-te.

Blumenwitz weist darauf hin,daß das tschechische Straffrei-heitsgesetz und die nach wie vorgeltenden diskriminierenden Be-nesch-Dekrete den KopenhagenerKriterien der EU, dem Gemein-schaftsrecht, aber auch vom Euro-päischen Gerichtshof in derRechtssprechung bereits ange-

wandten Menschenrechtsstan-dards – der Europäischen Men-schenrechtskonvention und derUN-Menschenrechtspakte – ekla-tant widersprächen. Außerdembelasteten die offenen Problemezwischen der Tschechischen Re-publik, Deutschland und Öster-reich den europäischen Integra-

tionsprozeß, wasden Zielsetzun-gen der europäi-schen Verträgezuwider laufe .Zudem weist derWürzburger Völ-kerrechtler nach,daß die vom Eu-

ropaparlament in mehreren Ent-schließungen kritisierten Be-nesch-Dekrete in der Tschechi-schen Republik nach wie vor inKraft seien: So würden sie heutenoch bei Verwaltungsakten undin der Rechtsprechung ange-wandt und in zahlreichen konkre-ten Einzelfällen nachbefolgt. Inden offiziellen tschechischen Ge-setzessammlungen seien sie nachwie vor aufgeführt, während an-dere Benesch-Dekrete schon inden fünfziger und sechziger Jah-ren formell durch Gesetze aufge-hoben worden seien. Dazu heißtes in der Stellungnahme der SL:„Dies weist den Weg, wie Pragdiese nationalistische Hinterlas-senschaft wirklich auf dem Müll-haufen der Geschichte entsorgenkönnte. Aufgrund der Dekretewird heute noch im EinzelfallEnteignung oder Staatsbürger-schaftsentzug vollzogen, also eth-nisch nachgesäubert.“ Dieser Un-geist dürfe nicht in die Euro-päische Union eingeschleppt wer-den. EB

So ändern sich die Zeiten: Kaiser und Könige„von Gottes Gnaden“ hatten wir schon, nun

haben wir einen Kanzler „von Allahs Gnaden“!Voller Stolz erklärte denn auch der Stellvertre-tende Vorsitzende der Türkischen Gemeinde inDeutschland, Kenan Kolat, sich und seine über-wiegend muselmanischen Landsleute zu „Kö-nigsmachern“: Die Bundestagswahl sei „durchDeutsch-Türken entschieden“ worden.

Gestützt auf Zahlenmaterial der Forschungs-gruppe Wahlen rechnete Chef-Türke Kolat vor:400.000 Bürger türkischer Abstammung mitdeutschem Paß waren wahlberechtigt, über 70Prozent davon haben an der Wahl teilgenom-men, von diesen wiederum haben 60 Prozent derSPD und 20 Prozent den Grünen ihre Stimme ge-geben. Macht 225.000 Stimmen für Rot-Grün.Rund 30 weitere Parteien mußten sich mit gera-de mal einem Viertel davon, nämlich etwa 55.000Stimmen, begnügen.

Angesichts des knappen Ausgangs dürfte Ko-lats Behauptung, die 80-Prozent-Mehrheit beiden Türken habe Schröder und Fischer zumWahlsieg verholfen, der Wahrheit entsprechen.Dies bestätigen auch die Ergebnisse einerUntersuchung des Zentrums für Türkeistudienan der Universität Essen. Danach würden vonden tatsächlich abgegebenen deutsch-türkischenStimmen 60 Prozent auf die SPD, 22 Prozent aufdie Grünen, zehn Prozent auf die CDU und dreiProzent auf die FDP entfallen – 82 Prozent fürRot-Grün. Diese auf das bevölkerungsreichsteBundesland NRW bezogenen Zahlen sind seitFebruar 2002 bekannt; warum die Wahlstrategender bürgerlichen Parteien sie weitestgehend ig-noriert haben, ist nicht nachvollziehbar.

Die Essener Studie verdeutlicht auch, welchgravierenden Einfluß die Novellierung des Zu-wanderungsrechts durch die Bundesregierungauf das Wahlverhalten der Deutsch-Türken hat-te. Die FDP, in früheren Zeiten für pseudolibe-rale multikulturelle Träumereien aller Art zu-ständig, sank im Bewußtsein der türkisch-stämmigen Wahlberechtigten bis zur Meßbar-keitsgrenze ab, während die Grünen sich denLohn für vehementen Multikulti-Einsatz an derWahlurne abholen konnten; allein in NRW stei-gerten sie den Zuspruch aus türkischen Kreisenvon 1999 bis Ende 2001 um mehr als das Sechs-fache.

Die Türkische Gemeinde fordert nun unver-hohlen die „Umsetzung von Wahlversprechen“.Gemeint ist damit folgendes: „BürokratischeHindernisse“ beim Einbürgerungsverfahren sol-len ausgeräumt, die Möglichkeiten der Hinnah-me von Mehrstaatlichkeit sollen erweitert wer-den. Und schließlich: Die Türken erwarten aufdem EU-Gipfel in Kopenhagen im Dezember„einen Termin für die Aufnahme von Beitritts-verhandlungen“.

So wird Politik zum Kuhhandel abgewertet:Die Regierung macht Gesetze, um sich Mehrhei-ten zu sichern, die so beglückten Neu-Wähler be-danken sich am Wahltag artig, halten aber schonam nächsten Tag die Hand auf. Belohnt werdensie von der wiedergewählten Regierung mit wei-teren mehrheitssichernden Gesetzen, wofür siesich bei der nächsten Wahl wieder artig bedan-ken. Und so weiter, und so fort.

Der grüne deutsch-türkische Cem Özdemirmeinte unlängst: „Was unsere Väter vor Wiennicht schafften, schaffen wir mit unserem Ver-stand.“ Im nachhinein wollte er diesen Wink mituralten osmanischen Hegemoniegelüsten iro-nisch gemeint haben. Zweifel sind angebracht –oder war die 80-Prozent-Präferenz für Rot-Grün,mit der die Deutsch-Türken Schröder zum Kanz-ler und Fischer zum Vizekanzler machten, etwaauch nur „ironisch gemeint“?

Hans-Jürgen Mahlitz:

Schröder – Kanzlervon Allahs Gnaden

UNABHÄNGIGE WOCHEN-ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND

Chefredakteur:Hans-Jürgen Mahlitz

(Verantwortlich f. d. redaktionellen Teil)

Politik, Zeitgeschehen: Hans Heckel;Kultur, Unterhaltung, Frauenseite:Silke Osman; Geschichte, Landes-kunde, Literatur: Dr. Manuel Ruoff;Heimatkreise, Aktuelles, Lands-mannschaftliche Arbeit: FlorianMöbius; Leserbriefe: Rebecca Bella-no; Ostpreußische Familie: RuthGeede; Östliches Mitteleuropa:Martin Schmidt.Freie Mitarbeiter: Wilfried Böhm,Pierre Campguilhem (Paris), Dr. Ri-chard G. Kerschhofer (Wien), General-major a. D. Gerd H. Komossa, Hans-Joachim von Leesen, Jürgen Liminski.Anschrift für alle: Parkallee 84/86,20144 Hamburg. Verlag: Landsmann-schaft Ostpreußen e.V., Parkallee 86,20144 Hamburg. Das Ostpreußenblattist das Organ der LandsmannschaftOstpreußen und erscheint wöchentlichzur Information der Mitglieder des För-derkreises der Landsmannschaft Ost-preußen. – Ab 1. 1. 2002 BezugspreisInland 6,75 E monatlich einschließlich 7Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 8,50E monatlich, Luftpost 11,80 E monat-lich. Abbestellungen sind mit einer Fristvon einem Monat zum Quartalsendeschriftlich an den Verlag zu richten.Konten: Landesbank Hamburg, BLZ200 500 00, Konto-Nr. 192 344. Post-bank Hamburg, BLZ 200 100 20, Kon-to-Nr. 84 26-204 (für Vertrieb); Konto-Nr. 907 00-207 (für Anzeigen). – Fürunverlangte Einsendungen wird nichtgehaftet. Rücksendung erfolgt nur,wenn Porto beiliegt. Für Anzeigen giltPreisliste Nr. 24. Druck: RautenbergDruck GmbH, 26787 Leer (Ostfries-land). – ISSN 0947-9597.

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Tschechische Republik:

»Ethnisch nachgesäubert«Völkerrechtler widerspricht umstrittenem Frowein-Gutachten

Fortsetzung von Seite 1

Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt „Handatlas Preußen“

des Archiv-Verlags bei

Kollektive Entrechtungvon unbotmäßigen

Volksgruppen sanktioniert

»Noch heute wird nach den Benesch-

Dekreten enteignet«

Eine Volksabstimmung in Bo-zen fordert, jenen Platz, auf demeine von Mussolini errichtete Tri-umph-Pforte steht und der An-fang dieses Jahres in „Friedens-Platz“ umbenannt worden war,wieder in „Sieges-Platz“ rückzu-benennen. Zur Erinnerung: Ita-lien war 1918 zwar militärisch be-siegt, doch für den 1915 an seinenVerbündeten begangenen Verratmit Teilen Österreich-Ungarns be-lohnt worden, darunter auch Süd-tirol.

Die heutigen Einwohner der In-dustriestadt Bozen stammenhauptsächlich aus Süditalien. DieInitiative zur Rückbenennungkam von der postfaschistischenAlleanza Nazionale, die auch Re-gierungspartner in Rom ist. Pi-kanterweise hatte der österreichi-sche Bundespräsident Klestil beiseinem kürzlichen Staatsbesuchdem Alleanza-Chef Fini einen ho-hen Orden verliehen. Wofür, wur-de nicht bekanntgegeben – oderwar es zum Ausgleich dafür, daßKlestil als wiederverheirateterGeschiedener nicht vom Papstempfangen wurde? RGK

»Sieges-Platz«

Religionsgesetz

In Polen ist eine satte Mehrheitvon 70 Prozent für den Beitritt desLandes zur Europäischen Union.Das geht aus neueren Untersu-chungen des Hauptamtes für Sta-tistik (CBOS) hervor. Die meistenGegner finden sich in der Land-wirtschaft. So sprechen sich 50Prozent der Landwirte dagegenaus und nur 27 Prozent dafür. Zuden Befürwortern gehören vor al-lem junge Leute, darunter 77 Pro-zent der Schüler und Studenten.Von den über 65jährigen hinge-gen unterstützen nur 47 Prozentdie Bemühungen ihres Staates umAufnahme in die EuropäischeUnion. An einem Referendumüber die Frage würden sich 72Prozent beteiligen.

Satte Mehrheit

Eine relative Mehrheit von 47Prozent der Deutschen geht davonaus, daß eine militärische Interven-tion im Irak erfolgen wird. Demstehen 39 Prozent gegenüber, diekeinen Irak-Krieg erwarten. 14 Pro-zent meinen, diese Frage nicht be-urteilen zu können. Das ist zumin-dest das Ergebnis einer reprä-sentativen Umfrage von polis. Be-merkenswert ist die Altersvertei-lung. Während unter den 14- bis34jährigen unter den Befragten eineabsolute Mehrheit von 54 Prozentmit Krieg im Irak rechnet, ist es beiden über 55jährigen mit 21 Prozentnicht einmal ein Drittel.

Krieg erwartet

In Weißrußland hat das Ober-haus mit 46 Ja-Stimmen bei zweiGegenstimmen und vier Enthal-tungen ein Gesetz verabschiedet,das die russisch-orthodoxe Kircheprivilegiert und die anderen Reli-gionsgemeinschaften strengenEinschränkungen unterwirft.Zum Inkrafttreten bedarf es nunnoch der Unterschrift des Staats-präsidenten Alexander Luka-schenko. Laut dem britischen Ost-kircheninstitut „Keston“ verbietetdas Gesetz jegliche staatlich nichtregistrierte religiöse Praxis. Litera-tur werde einer Zensur unterwor-fen. Publizistische Tätigkeitenund religiöse Unterweisungendürften nur von Religionsgemein-schaften ausgeübt werden, diewenigstens zehn staatlich regi-strierte Gemeinden haben, vondenen mindestens eine bereits1982 legal gewesen sein muß.

John nicht die hinreichende Be-deutung gehabt. Schließlich, sodie PDS-Senatorin, könne es imöffentlichen Dienst „angesichtsder riesigen Haushaltsprobleme“keine Ausnahmesituation geben.

Zwischen den Zeilen lesen sichFrau Knake-Werners Auslassun-gen wie folgt: Erstens: Wenn wirschon pleite gehen, dann striktnach den Vorschriften der Plan-stellenverordnung. Ausnahmenwerden nicht gemacht. Bezahlenwird das schon irgendeiner (Fi-nanzsenator Sarazzin will sich zu-sätzliche Milliardenhilfen vomBund notfalls vor Gericht erstrei-ten). Zweitens: Frau John ist nichthilfreich, wenn es darum geht,das Ausländerthema ideologischauszuschlachten („Kampf gegenrechts“). Drittens: Wir braucheneine voll bezahlte Stelle für eineverdiente Genossin. Was FrauJohn da veranstaltet, ist Arbeits-platzvernichtung auf Kosten derPartei.

Wer ahnt, was eine voll bezahl-te Ausländerbeauftragte denSteuerzahler kostet, der weiß, daßdavon allemal ein Kältebus zu fi-nanzieren wäre. Die Partei der So-zialsenatorin wird nicht zögern,jeden erfrorenen Obdachlosen alsunbestreitbaren Beleg für die so-ziale Kälte des kapitalistischenSystems auszumachen. Sollte der-einst ein Ausländer unter den Op-fern sein, wird Barbara JohnsNachfolgerin ihr übriges dazubeitragen, den Vorfall ideologischkorrekt zu verbuchen. !

OB41_2 08.10.2002 19:20 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

Mit der fürchterlichenHochwasserwelle an derElbe ging ähnlich wie

1997 an der Oder wieder einespontane Welle der Solidarität mitden Opfern durch das Land. Wielange diese anhalten wird undwann die Anteilnahme in Desin-teresse und Teilnahmslosigkeitabebben wird, das weiß niemand.Zu schnell, allzu schnell schlägtin unserer Informationsgesell-schaft publizistische Sensations-gier in völliges Desinteresse um.Ereignisse werden nach Medien-belieben aus- und eingeblendet,unser Bewußtsein ferngelenkt.

Wir Heimatvertriebenen wissenaus eigener leidvoller Erfahrung,wie die Solidarität sehr rasch so-gar in offene Feindseligkeit um-schlagen kann. Wie aus heiteremHimmel wurden wir in den 60erJahren im Zuge der „Entspan-nungspolitik“ zu Entspannungs-feinden und damit Friedensfein-den abgestempelt. Dieses Kains-mal haftet uns bis heute an. Dochdieser Vorwurf ist noch relativharmlos gegenüber der infamenUnterstellung, wir seien Ewigge-strige, Verfassungsfeinde, ja la-tente „Nazis“!

Dabei haben wir Heimatvertrie-benen am allermeisten von allenDeutschen unter den Folgen desNationalsozialismus gelitten. Wirsind für das damalige Systemnicht mehr und nicht weniger„verantwortlich“ zu machen, wiejeder andere Deutsche auch, wieein Niedersachse, ein Saarländeroder ein Bayer. Die anhaltendeüble Nachrede uns Heimatver-triebenen gegenüber mag zwarden einen oder anderen kalt las-sen, insgesamt hat sie uns gewal-tig geschwächt. Dies betrifft ins-besondere unsere Kinder, die ineinem intoleranten Meinungskli-ma aufwachsen, das sie von denangeblich revanchistischen undFrieden wie Versöhnung stören-den Heimatkreis- und Vertriebe-nentreffen fernhält.

Um den unhaltbaren Vorwurf,wir würden irgendwelche Frie-densprozesse stören oder der Ver-söhnung entgegenstehen, aus derWelt zu räumen, lassen Sie michbitte einige Sätze aus der Chartavom 5. August 1950 zitieren:

„Wir Heimatvertriebene ver-zichten auf Rache und Vergel-tung. Dieser Entschluß ist unsernst und heilig im Gedenken andas unermeßliche Leid,welches im besonderendas letzte Jahrzehnt überdie Menschheit gebrachthat.

Wir werden jedes Begin-nen mit allen Kräftenunterstützen, das auf dieSchaffung eines geeinten Europasgerichtet ist, in dem die Völkerohne Furcht und Zwang lebenkönnen.

Wir werden durch harte, uner-müdliche Arbeit teilnehmen amWiederaufbau Deutschlands undEuropas.

Wir haben dieses Schicksal erlit-ten und erlebt. Daher fühlen wiruns berufen zu verlangen, daßdas Recht auf die Heimat als einesder von Gott geschenkten Grund-rechte der Menschheit anerkanntund verwirklicht wird.“

Wir haben unser Versprechengehalten und wahr gemacht. Oh-

ne unseren unermüdlichen Fleißwäre Deutschland nie so raschaus Schutt und Asche emporge-stiegen zu wirtschaftlicher Blüte.Hierfür wird uns gelegentlich ge-dankt. Doch für Selbstverständ-lichkeiten braucht man uns nichtzu danken; es war unsere Pflichtund Schuldigkeit am deutschenVolke, dessen Wohl zu mehrendie Aufgabe eines jeden Politikerssein sollte.

Wenn wir Heimatvertriebenenuns auf das Heimatrecht berufen,dann stellen wir keine unsittlicheForderung. Die Heimat gehörtzum Menschen, ist elementarerBestandteil des Menschseins,denn der Mensch ist nur Menschunter Mitmenschen. Er ist zwarein Individuum, vor Gott unddem Recht, aber unverzichtbarauch ein soziales, zur Nächsten-liebe und Solidarität verpflichte-tes Wesen. Wie könnte ein Babyohne Mutter, ohne Familie alsKeimzelle jeden gesunden Ge-meinwesens aufwachsen? Weranderen in der Not hilft, erfülltsein Menschsein mit Inhalt!

Wie schlimm der Verlust derHeimat empfunden wird, dasdrückte bereits der Grieche Euri-pides von Medea um das Jahr 650v. Chr. aus. Er sagte: „Der Leidengibt es kein größeres, als des vä-terlichen Landes beraubt zuwerden.“ Ganz in dieser histo-risch-rechtlichen Tradition erklär-

te der amerikanische PräsidentWoodrow Wilson vor den beidenKammern des US-Kongresses am11. Februar 1918: „Völker undProvinzen dürfen nicht von einerSouveränität in eine andere ver-schachert werden, so als seien siebloße Leibeigene oder Bauern ineinem Spiel, und sei es auch dasgroße, nunmehr für immer aufge-gebene Spiel des Gleichgewichtsder Kräfte.“

Doch die Worte des amerikani-schen Präsidenten stießen wie be-reits vorher die 14 Punkte, indenen er das „Selbstbestim-mungsrecht“ proklamiert hatte,bei seinen Alliierten auf taubeOhren und lösten sich rasch in

Schall und Rauch auf. Sie dran-gen nicht in die Ohren der rache-lüsternen und beutegierigen Sie-ger, konnten also deren Herzennicht erreichen und Gewissens-bisse hervorrufen. Welch Unheilsollte der „Korridor“ hervorru-fen, der willkürlich die alte Pro-vinz Preußen zerriß und Ostpreu-ßen abschnitt. Eine Vertreibungaus der Heimat hat es damalsnicht gegeben, zu eindeutig warin den wenigen Kreisen, in denen1920 eine Volksabstimmung vonden Siegern erlaubt wurde, dasBekenntnis zum Verbleib beimDeutschen Reich. Trotz demokra-tischem Mehrheitsvotum wurdezudem Oberschlesien willkürlichgeteilt!

Auch was zwischen1919 und 1939 im „Korri-dor“ geschah, das blendetdie Politik tunlichst aus.Dabei hatte das DeutscheReich nichts anderes ge-macht, als Polen mit demBlutzoll deutscher Solda-ten von dem seit 1815 beste-henden Joch des zaristischenRußland zu befreien und es als ei-genständigen Staat 1916 wieder-zubegründen.

Wem der Mut zur historischenWahrheit und zum Recht fehlt,dem fehlt der Wille zum Frieden.Auch dies ist eine christlich-abendländische Weisheit: „Ge-rechtigkeit schafft Frieden“ oder

lateinisch „justitia fiatpax!“. Nach Meinung et-licher Völkerrechtler hatdas Recht auf die Heimatseinen Ursprung im West-fälischen Frieden zu Mün-ster von 1648. Mit ihmwurde der 30jährige Kriegbeendet, der zu größeren

Flüchtlingsbewegungen geführthatte. Das Besondere war dieMöglichkeit der Rückkehr in dieHeimat und die Rückgabe von Ei-gentum. Wie weit haben wir unsim 20. Jahrhundert von diesenRechtsprinzipien, in denen dieMenschenrechte auf Eigentumund Heimat respektiert wurden,entfernt. Nach dem Ersten Welt-krieg gab es wenigstens einen„Friedensvertrag“, wenn dabeiauch Macht vor Recht ging. Nachdem Zweiten Weltkrieg domi-nierte nur noch rohe Siegermachtund brutale Gewalt. Es wurde dieKollektivschuldthese erfundenund der Mensch wie Vieh behan-delt. Einen wirklichen Friedens-vertrag, in dem auch die Rechte

des Besiegten, insbesondere diebürgerlichen Grundrechte, zu be-rücksichtigen wären, wird eswohl „nie“ geben.

Dies darf uns Heimatvertriebe-ne dennoch nicht entmutigen, un-beirrt an den Menschenrechtenfestzuhalten und für diese zukämpfen. Sie sind in einer Weltdes Terrorismus kein Luxus, son-dern eine zwingende Notwendig-keit. Vielen ist häufig nicht be-wußt, was eigentlich Menschen-rechte sind. In der Schlußakte derHelsinki-Konferenz aus dem Jah-re 1975 formulierten West undOst als politisches Ziel für ein ge-meinsames Europa die „Verwirk-lichung der Menschenrechte“, die

sich „aus der dem Menschen in-newohnenden Würde ergebenund für seine freie und volle Ent-faltung wesentlich sind“. Sieseien, heißt es weiter, ein „we-sentlicher Faktor für den Frie-den“.

Die Menschenrechtsidee gehtvon der Überzeugung aus, daß je-der Mensch einzig aufgrund sei-ner Existenz, seines Daseins, be-stimmte unveräußerliche Rechtebesitzt. Sie sind ihrem Wesennach absolut und zu allen Zeitenund überall auf der Erde als die-selben uneingeschränkten Rechtewirksam. Hierzu zählen zum Bei-spiel das Recht auf Leben, dasRecht auf Freiheit, das Recht aufGleichbehandlung vor dem Ge-setz und das Recht auf Gewis-sens- und Religionsfreiheit. Men-schenrechte sind gleichsamangeboren und somit „überstaat-liche“ Grundrechte, die von ei-nem Staat nicht gewährt werdenkönnen. Sie stellen auch keinegroßzügige Zugabe in einem de-mokratischen Rechtsstaat dar, wiemanch einer glaubt. Auch demo-kratische Beschlüsse können dieMenschenrechte verletzen, wieder Passus im Einigungsvertrag,daß die rechtswidrige Enteignungim Herrschaftsbereich des SED-Staates quasi „rechtens“ sei undnicht rückgängig gemacht wird.

Menschenrechte können vonstaatlicher Seite nur bekräftigt

werden, sie sind zu schützen.Doch das ist vielfach leiderRechtstheorie und keineswegsRechtspraxis! Dennoch, Men-schenrechte sind auch dann wirk-sam, wenn sie von einem Staatnicht anerkannt oder mit Geset-zen willkürlich eingeschränktwerden. Deshalb können sie zwarverletzt und unterdrückt, aber ih-rer Natur nach niemals effektivverboten oder in ihrer Existenzaufgehoben werden. Menschen-rechte sind einfach da, auch wenndas jemandem nicht gefällt. Auchdiejenigen, die uns „verfolgen“und unsere Menschenwürde mitFüßen treten, müssen wissen: Al-le Unrechtssysteme und Diktatu-ren dieser Welt scheitern früheroder später an der Mißachtungder Menschenrechte.

Als am 26. Mai 1945 in SanFrancisco die Charta der Verein-ten Nationen verabschiedet wur-de, hieß eines der Ziele, „die Ach-tung vor den Menschenrechtenund Grundfreiheiten für alle ohneUnterschied der Rasse, des Ge-schlechts, der Sprache oder derReligion zu fördern und zu festi-gen“. Wir Heimatvertriebenenmüssen nüchtern feststellen, daßdie sich Ende Juli 1945 in Pots-dam zusammensetzenden dreiSiegermächte weder die Kraftnoch die Größe besaßen, ihre ei-genen Rechtsprinzipien in die Tatumzusetzen. Schlimmer, sie bra-chen sogar geltendes Völkerrecht,denn schon vor dem Ersten undvor dem Zweiten Weltkrieg gal-ten die Bestimmungen der Haa-ger Landkriegsordnung. Jede Ver-treibung verstößt spätestens seit1907 notwendigerweise gegen dieArtikel 42 bis 56 der Landkriegs-ordnung. Gerade mit dieser Be-

gründung wurde die Ver-treibung von Franzosenund Polen durch das na-t i o n a l s o z i a l i s t i s c h eDeutschland nach demStatut von Nürnberg alsKriegsverbrechen undVerbrechen gegen dieMenschheit angeklagt

und abgeurteilt. Die Siegermäch-te mißachteten ihre eigenen, hei-lig beschworenen Rechtsprinzi-pien. Es war wie im Alten Rom:„Wehe den Besiegten!“

Dies sollte kein Grund zum Ver-zagen sein! Wer auch nicht selbstin den Genuß der Menschenrech-te kommen kann, hat dennoch diemoralische Verpflichtung, dafürzu kämpfen, damit andere in denGenuß kommen und seine Kin-deskinder ein freieres Leben füh-ren können, ohne Furcht undZwang.

Wir Heimatvertriebenen be-kräftigen damit, was der HoheKommissar für Menschenrechteder Vereinten Nationen, José Aya-la Lasso, am 28. Mai 1995 in derPaulskirche zu Frankfurt amMain feststellte: „Das Recht, ausder angestammten Heimat nichtvertrieben zu werden, ist ein fun-damentales Menschenrecht. ... Ichbin der Auffassung, daß, hättendie Staaten seit dem Ende desZweiten Weltkrieges mehr überdie Implikationen der Flucht, derVertreibung und Umsiedlung derDeutschen nachgedacht, die heu-tigen demographischen Katastro-phen, die vor allem als ethnischeSäuberungen bezeichnet werden,vielleicht nicht in dem Ausmaßvorgekommen wären.“

Blickpunkt12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 3

Tag der Heimat 2002:

Erinnern, bewahren, Zukunft gewinnenZum Menschenrecht auf Eigentum und Heimat / Von Wolfgang THÜNE

Ohne die Vertriebenen wäre der Aufstieg Deutschlands nach dem Krieg kaum so erfolgreich ver-laufen: Kriegsversehrter in einer zerbombten deutschen Stadt 1945 Foto: dpa

Nach dem Ersten Weltkrieg gab eswenigstens einen »Friedensvertrag«,nach dem Zweiten nur noch Gewalt

»Hätten wir mehr über Vertreibung nachgedacht, gäbe es die ethnischenSäuberungen heute vielleicht nicht«

Fortsetzung auf Seite 5

OB41_3 08.10.2002 16:40 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

Die seit Jahrzehnten wach-senden Spannungen derFinanzmärkte, der öffent-

lichen Finanzen und der aus-ufernden sozialen Umvertei-lungssysteme überall in der Weltzeigen wachsende Risse. Es konn-te nicht auf ewig gutgehen,

• daß die Weltgeldmenge unge-hemmt progressiv ansteigt;

• die öffentlichen Schulden eben-falls progressiv steigen;

• der monetäre Sektor die Real-wirtschaft immer weiter hintersich läßt;

• die Umverteilung einen immergrößeren Bevölkerungsteil mitSozialleistungen ver-sorgt, die fleißigen Bür-ger dagegen immer stär-ker mit Steuern undSozialabgaben ausge-beutet werden, insbe-sondere der Mittel-stand, der sowohl dieSubventionen für dieGroßwirtschaft als auch die Sozi-alleistungen für die Arbeiter-schaft wesentlich aufzubringenhat.

Schon frühere Crashtheoretikerhaben nicht damit gerechnet, daßsich diese Spirale überhaupt solange drehen konnte. Sie wirdsich jedenfalls nicht ewig weiter-drehen.

Bisher haben sich nur die inter-nationalen Banken und Konzerne

mit systematischem Krisenma-nagement auf das Ende des Boomsvorbereitet. Sie haben in den letz-ten fünf Jahren die größte Fusions-welle der Wirtschaftsgeschichteerzeugt, Märkte vermachtet undsich durch Verlagerung von zu ho-hen Arbeitskosten befreit.

Die meisten der mittelständi-schen Unternehmer, Freiberuflerund Vermögensinhaber dagegenglauben immer noch den falschenParolen vom ewigen Boom. Siewerden deshalb wiederum – wieschon mehrmals in der Geschich-te – von einer Weltwirtschaftskri-se überrascht werden. Hundert-tausende Betriebe werdenzusammenbrechen, MillionenFührungskräfte ihre Position ver-

lieren und die Mehrheit der Be-völkerung das den Banken, demStaat und den privaten Finanz-haien anvertraute Sparkapitalverlieren – also verarmen.

Nur wer sich rechtzeitig undrichtig vorbereitet, kann die Aus-wirkungen des Zusammenbruchsfür sich selbst mindern, kann so-gar aus einem Zusammenbruchals Gewinner hervorgehen. Indiesem Sinne soll ein neues Buchvon Eberhard und Eike Hamer

(„Was passiert, wenn der Crashkommt?“) für den MittelstandWarnung, Aufklärung und Rat-schläge bieten.

Wer diese Warnungen und Auf-klärungen ernst nimmt und mitdem Ende der Boomparty rechnet,ist besser als andere auf einenCrash vorbereitet. Selbst wennaber der Crash noch nicht so baldkäme, wäre eine solche Vorberei-tung dennoch richtig, würden dieUnternehmer ihren Betrieb unddie Anleger ihr Vermögen da-durch sichern können. Das Buchsoll also konkreten Nutzen für denMittelstand bieten, ihm helfen,sein Vermögen und sein Unter-nehmen vor dem Crash zu schüt-zen. In diesem Sinne sehen die Au-

toren ihr Buch als „Hilfefür den Mittelstand“.

Das Buch ist nur an-fangs bei der Darstel-lung der Crashtheorienetwas theoretisch, wirdaber sehr bald konkret.Schon die Parallelen

zwischen der großen Weltwirt-schaftskrise ab 1929 und der Wirt-schaftsentwicklung bis und ab2001 sind überraschend konkretund realitätsnah dargestellt. DieAutoren haben nicht nur die Ge-schichte der Wirtschaftskrisen alsAnschauungsmaterial aufgearbei-tet, sondern auch den Normalver-lauf der Krise geschildert und dar-gestellt, was man tun müßte, umsich sein Vermögen oder seinenBetrieb in einer solchen Krisenent-wicklung zu sichern.

Geradezu spannend wird dasBuch bei der Darstellung dereinzelnen Krisenbereiche. Eszeigt, daß wir als „Schönwetter-gesellschaft“ bei den Sozialsy-stemen, im Bereich der innerenSicherheit, in den öffentlichenFinanzen oder unserem Bil-dungs- und Wertesystem auf ei-ne Krise gar nicht vorbereitetsind, daß vielmehr dramatischeEinschnitte und Veränderungenvon einer echten Krise erzwun-gen werden. Niemand weiß, obdie Menschen diese Änderungenertragen oder Minderheiten so-gar wieder zu Gewalt greifenwerden.

Hamers Buch soll auf solcheVeränderungen nicht nur mentalvorbereiten und Ratschläge fürrichtiges Verhalten in der Krisebieten, sondern auch Trost:

• jede Krise hat bisher nur eini-ge Jahre gedauert, dann geht eswieder aufwärts;

• wer als Unternehmer die Kri-se durchschaut und nutzt, kannals Gewinner aus ihr hervorge-hen.

Das Buch rüttelt auf, stellt Fra-gen und will alle, die etwas zuverlieren haben, zu vorsorgen-dem Handeln antreiben. Es hatschon im Vorfeld seines Erschei-nens zu politischen Diskussionengeführt, weil es die Krisen-Unzu-länglichkeiten unseres politischenund gesellschaftlichen Systemsaufgedeckt hat. Das Buch liestsich nicht nur wie ein Wirtschafts-krimi, ist auch in seinen Aussagendramatisch und wird in der öf-fentlichen Diskussion Konse-quenzen haben. EB

Politik 12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 4

Mittelstand:

Wenn der Crash kommt …Ratgeber zur Vermögenssicherung von Eberhard und Eike Hamer

Beobachtet man nach demNationalfeiertag des 3. Ok-tober 2002 die Lage der Na-

tion, dann fallen in diesem deut-schen Herbst zwei Momentauf-nahmen auf, die mehr sagen alsumfangreiche Analysen: einmalbedurfte es erst triumphierenderPresseberichte aus der Türkei, bisdie Deutschen bemerkten, daß esdie Stimmen eingewanderter Tür-ken waren, die das Ergebnis derjüngsten Wahl zum DeutschenBundestag entscheidend beein-flußten, und zum anderen gerietdie Gestaltung des Nationalfeier-tages selbst zu einem eher pein-lichen „Event“, wie das heutzuta-ge heißt.

Wiesen dochnach Angabender allgemeinals seriös gelten-den FrankfurterAllgemeinen fastalle türkischenZeitungen nichtnur darauf hin, daß drei „türki-sche“ Abgeordnete in den Bun-destag eingezogen sind. Darüberhinaus habe die Zeitung Sabah er-mittelt, daß 60 Prozent der471.000 „türkischen Wähler“ inDeutschland SPD und weitere 22Prozent die Grünen gewählt, sichalso insgesamt 82 Prozent für Rot-Grün entschieden hätten. Ange-sichts des knappen Vorsprungsder SPD vor den Unionsparteienvon nicht einmal 9.000 Stimmenist es naheliegend, wenn die Zei-tung Hürriyet daraus den Schlußzieht, Gerhard Schröder sei als„Kanzler von Kreuzberg“ ge-wählt worden.

Hürriyet meinte überdies, die„Türken“ hätten in Berlin-Kreuz-berg den Gewinn des einzigengrünen Direktmandats durch denAlt-Linken Ströbele in Berlin-Kreuzberg ermöglicht. Dadurchsei, so die Zeitung weiter, mit

ziemlicher Sicherheit das dortmögliche dritte Direktmandat fürdie kommunistische PDS verhin-dert worden, durch dessen Ge-winn die Fünfprozentklausel au-ßer Wirkung gesetzt worden wäreund alle in Deutschland für dieKommunisten abgegebenen Stim-men zu über 20 Bundestagsman-

daten geführthätten. Damitw ä re n w e d e rRot-Grün nochSchwarz-Gelba l l e i n r e g i e -rungsfähig ge-wesen. Schröderhätte sich entwe-

der von der PDS wählen lassenoder eine Ampel (SPD, Grüne,FDP) bilden müssen, wenn esnicht zu einer großen Koalitiongekommen wäre.

Folgt man auch hier der Be-trachtungsweise der türkischenPresse, wird der Einfluß der Dop-pelpaßbesitzer auf das deutscheWahlergebnis mehr als deutlich.Frühere Hinweise auf die Mög-lichkeit solcher Entwicklungenals Folge der „doppelten Staats-bürgerschaft“ waren jedoch imbesten Fall als „Unsinn“ abgetan,im schlimmsten als Ausdruck vonFremdenfeindlichkeit und garRassismus angeprangert worden.

Wie die Frankfurter AllgemeineZeitung mitteilte, habe ein Kom-mentator der Milliyet geschrie-ben, daß „die Türken ihre Stimm-kraft gezeigt“ hätten. Der Siegvon Schröder und Fischer sei gut

für die Türken in Deutschlandund gut für die Beziehungen derTürkei zur Europäischen Union.

Die Zeitung Türkiye gehe nochweiter und freue sich darüber,daß die ausgewanderten Türkenheute in Deutschland die wahl-entscheidende Gruppe stellten.Erst mit Einführung der doppel-ten Staatsangehörigkeit sei es ge-lungen, daß in den ParlamentenEuropas eine erhebliche Anzahlvon „türkischen Abgeordneten“vertreten sei. Nun gehe es darum,„türkische Minister“ am Kabi-nettstisch zu haben. Das türkischeBlatt habe weiter geschrieben,schließlich entspreche „unsere inEuropa lebende Bevölkerung“nicht der Luxemburgs, vielmehrder Finnlands und Dänemarks …

Wenn sich die Frankfurter Allge-meine Zeitung (FAZ) nun entrü-stet, daß die „türkischen“ Wählerin Europa gewissermaßen als Ma-növriermasse für türkische Inter-essen genutzt würden oder sichso empfänden, bleibt nur die Fra-ge, in welchem Wolkenkuckucks-heim die FAZ eigentlich lebt. Sinddoch die Einwanderer sogar in ei-nem doppelten Sinne „Manö-vriermasse“: nämlich nicht nurfür nationale türkische Interessen,sondern auch für diejenigen, dieihnen die doppelte Staatsbürger-schaft angedient haben, um siefür sich als Wähler zu gewinnen.Diese doppelte Rechnung ist an-gesichts des türkischen Presseju-bels und des Wahlergebnisses of-fensichtlich aufgegangen.

Welche Betrachtungsweise auchimmer angelegt wird, die Realitätzeigt, daß die bunten Luftballonsder Multikulti-Gesellschaft anden Realitäten zerplatzen. Klassi-sche Einwanderungsländer wis-sen das längst und verlangen vonihren Zuwanderern die volle Inte-gration und das ausschließlicheBekenntnis, als verantwortungs-bewußte Bürger den Eid auf dieVerfassung und die Fahne desEinwanderungslandes und des-sen Werte zu schwören sowie allefrüheren Bindungen abzulegen.Erst dann wird ihnen das Wahl-recht zuteil.

So gesehen ist in unserem Landder Weg vom Doppelpaß zumDoppelspaß nicht weit, wie derAblauf des Nationalfeiertages inBerlin bewies, der als eine Art„Spaßparty“ an-gelegt war. Ge-wiß ist esvorstellbar, daßBerlins Bürger-meister Wowe-reit weiß, wieman eine Partyfeiert. Aber wieman einen Nationalfeiertag be-geht, weiß er nicht. Wie sollte erauch?

Folgerichtig beauftragte er ei-nen „Eventmanager“, um den 3.Oktober 2002 in Berlin zu organi-sieren. Schließlich sollte an die-sem Tag das renovierte Branden-burger Tor wieder in den Alltagder deutschen Hauptstadt zu-rückkehren. Die eine Million

Menschen, die daran teilhabenwollten, und die Fernsehzuschau-er in aller Welt erlebten stattdessen einen Ballon mit der rät-selhaften Werbeaufschrift „Vat-tenfall“, an dem ein Modemacherhing, der symbolisch die Planelöste, mit der das BrandenburgerTor verhüllt war.

Werbesprüche – natürlich inenglischer Sprache – zierten diesePlane, unter der Deutschlandseindrucksvollstes nationalesSymbol versteckt war. „Power forunity“ – „Power for peace“. Daswiederum hat viel mit „Vatten-fall“ zu tun, der schließlich Stromproduziert. Nun wußte jeder: die-ses Deutschland ist fest im Griffdes „Marketing“. Ein gewolltfröhlicher Dampfplauderer, par-don, ein „Moderator“, begleitete

das Ganze, Ne-na ließ 99 Luft-ballons steigen,Cl inton hat teseinen Auftritt,P u m u c k e lschwebte überdem Ganzen,und Politiker lie-

fen dazwischen umher. Die Na-tionalhymne ertönte allerdingsnicht – sie fand nicht statt amBrandenburger Tor. Der „Event-manager“ soll dazu erklärt haben,der Auftraggeber – Herr Wowe-reit also – habe sie nicht verlangt.Und das ist nicht gut so wie vie-les, was uns in diesem Herbst vonunseren europäischen Nachbarnund demokratischen Vorbildernin aller Welt unterscheidet. !

Gedanken zur Zeit:

Zwei MomentaufnahmenVon Wilfried BÖHM

Hürriyet klassifiziert Schröder als

»Kanzler von Kreuzberg«

Ein »Eventmanager« organisierte in Berlinden Nationalfeiertag

Das Buch liest sich nicht nur wie einWirtschaftskrimi, ist in seinen Aussagen

dramatisch und wird Folgen haben

Eberhard und EikeHamer: „Was pas-siert, wenn derCrash kommt? Wiesichere ich meinVermögen oderUnternehmen?“, Ol-zog-Verlag, München2002, 296 Seiten,Hardcover, 29,90 Eu-ro. Eberhard Hamerwurde 1932 in Mett-mann geboren. Nachdem Abitur studierteer Volkswirtschaft, Ju-ra und Theologie. Seit1976 ist der Rechtsan-walt wissenschaft-licher Leiter des vonihm gegründetenMittelstandinstitutesNiedersachsen inHannover. Bis 1994lehrte er zudem alsProfessor für Wirt-schafts- und Finanz-politik an der Fach-hochschule für Wirt-schaft in Bielefeld.

OB41_4 08.10.2002 17:50 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

Die Deutschen kennen dasPhänomen als Beginn einer

historischen Wende. Wer aus derisolierten Diktatur, in der er lebt,fliehen will, flüchtet in einem be-nachbarten Land in die Botschafteines freien Landes. So war es vor13 Jahren in Prag und so war es,prima vista, auch vor wenigenWochen in Peking.

Aber der erste Blick täuscht. Daist zum einen der Unterschied,daß es sich bei den Nordkorea-nern, die auf dem Gelände derdeutschen Bot-s c h a f t s s c h u l eZ u f l u c h t g e -s u c h t h a t t e n ,nicht um eineM a s s e n b e w e -gung handelte.Diese alles in allem nicht einmal20 Schwalben machen noch kei-nen revolutionären Herbst. DieKommunisten in China undNordkorea waren sich einig, daßman diese Handvoll Leute ge-fahrlos ziehen lassen kann.

Dann ist da auch der großeUnterschied zwischen dem Regi-

me in Prag damals und dem inPeking heute. Die Kommunisti-sche Partei in der damaligenTschechoslowakei wankte, schonwenige Monate später war derBürgerrechtler Vaclav Havel Prä-sident des Landes. Das ist im FallNordkorea und erst recht im FallChina zur Zeit kaum vorstellbar.Die blutige Niederwalzung derDemonstranten auf dem Platz desHimmlischen Friedens in Pekinghat gezeigt, daß Reformbewegun-gen in Richtung Demokratie undFreiheit in diesem Teil der Welt

vorers t ke ineChancen haben.Man muß sogardamit rechnen,daß Peking jetztnoch kompro-mißloser gegen

nordkoreanische Flüchtlinge vor-gehen und die Botschaften, insbe-sondere die deutsche, noch schär-fer bewachen und abschirmenwird.

Dennoch: Der Vorgang zeigteauch, daß der Mensch, wie Pascalschon sagte, im Grunde unverän-derlich ist. Sein Streben nach per-

sönlicher Freiheit gehört zu sei-nem Wesen, gewissermaßen zuseiner Natur. Die Geschichte derMenschheit ist eine Geschichtedieses Freiheitsstrebens. In die-sem So-Sein des Menschen stecktein Sollen für diePolitik. Sämtli-che totalitärenIdeologien vonlinks bis rechtshaben das erfah-ren und sinduntergegangen, am Menschen ge-scheitert sozusagen – freilich umden furchtbaren Preis von zigMillionen Opfern. Gerade dasvergangene Jahrhundert ist vollvon schrecklichen Beispielen fürdie Opfer des menschlichen Frei-heitsdranges. Natürlich ist dasauch eine Frage der Kultur. Aberso wie die Menschenrechte unteil-bar sind, so verhält es sich auchmit der Freiheit. Auch China wirddas einmal erfahren. Nordkoreasowieso. Dem einzelnen freilichhilft die Hoffnung auf denirgendwann kommenden Siegder Freiheit wenig. Er braucht sieheute. Und deshalb wird es auchweiterhin immer wieder Flücht-

linge aus Diktaturen in dieSchlupflöcher der Freiheit geben.

Und noch eins zeigt das kleineEreignis von Peking: Auch dasMeinungsmonopol der Herr-

schenden, dasEinsperren imInformations-kerker – die chi-nesischen Kom-m u n i s t e nüberwachen die

Internetanschlüsse und lassenselbst Internetseiten verfolgen –können auf Dauer den Drang desMenschen nach Freiheit nichtunterdrücken. Alle großen Zu-kunftsromane drehen sich um dieManipulation des Denkens undFühlens. Aber die Wahrheitwohnt der gerechten Sache inne,meinte Gandhi, im Rückkehr-schluß heißt das: Die ungerechteSache ist ein Werk der Lüge, dieManipulation ein Betrug amMenschen. Darüber sollten – jetzt,nach der „Schlacht“ – auch man-che Wahlkämpfer in Deutschlandeinmal nachdenken. Das Landwäre freier. Denn die Wahrheit istes, die befreit. lim

12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 5

Für die Menschenrechte mußman kämpfen, uneigennützig.Resignation ist ein schlechter Rat-geber! Unter der Überschrift „Dievergessenen Zwangsarbeiter – ImKanzleramt hat niemand Zeit fürDeutsche, die nach dem Krieg insowjetische Lager verschlepptwurden“ schreibt Barbara Wie-land in der Frankfurter Allgemei-nen Zeitung vom 22. August 2002:„Von der Ostseeküste bis zumBalkan wurden in den ersten Mo-naten des Jahres 1945 arbeitsfähi-ge Deutsche in die Bergwerke imukrainischen Donezk-Becken, inden Ural oder nach Sibirien zurZwangsarbeit abtransportiert.Die Opfer waren Flüchtlinge, dievon der Roten Armee eingeholtworden waren, Daheimgebliebe-ne in den eroberten Gebieten undDeportierte. Die meisten von de-nen, die den Transport in Vieh-waggons, die unmenschlichenArbeitsbedingungen, Unterer-nährung, Krankheiten und Ver-zweiflung überlebten, kamen erstnach drei und fünf JahrenZwangsarbeit frei. Für sie fordertder Arbeitskreis ,DeutscheZwangsarbeiter‘ die Anerken-nung ihres Leids und eine huma-nitäre Geste in Form einer Ent-schädigung.“ Erwähnt wird dieLandsmannschaft Ostpreußen,welche die Initiative zu dieserAktion ergriffen hatte. Im Gegen-satz zum Kanzleramt ist niemandbei uns vergessen bei Verfolgungund Verwirklichung seiner Men-schenrechtsanliegen.

Lassen Sie mich noch kurz einWort zu dem Menschenrecht aufEigentum sagen. Schon der Philo-soph Aristoteles (384–322 v. Chr.)stellte fest: „Wo kein Eigentumist, da ist auch keine Freude zumGeben; da kann niemand das Ver-gnügen haben, seinen Freunden,dem Wanderer, den Leidenden inihrem Mangel zu helfen.“ Ganzdas Gegenteil ist bei uns Preußender Fall, denn wesentlich zurHerausbildung des Preußentumswar die Religion, speziell der Pie-tismus. Obgleich des Eigentumsberaubt, waren wir Heimatver-triebenen es, die immer wiederHilfstransporte in die Heimat or-ganisierten, um einfach zu helfenund nicht nur den Daheimgeblie-benen.

Zum Eigentumsrecht heißt es inArtikel 17 der Charta der Grund-rechte der Europäischen Union:„Jede Person hat das Recht, ihrrechtmäßig erworbenes Eigentumzu besitzen, zu nutzen, darüberzu verfügen und es zu vererben“,und setzt fest, daß ein Entzug nurim öffentlichen Interesse und nurgegen eine angemessene Entschä-digung erlaubt ist. Die menschen-rechtliche Botschaft an die Politikheißt: Niemand kann über dasPrivateigentum eines Menschenverfügen! Kein Staat, kein Ver-band, keine Landsmannschaft,kein BdV kann auf das Privatei-gentum verzichten, wenn er sichnicht der Menschenrechtsverlet-zung schuldig machen will. Ver-zichten kann einzig und allein derEigentümer oder Erbe selbst. Esist also immer eine persönlicheGewissensentscheidung, wie ei-ner sich bei dem gewaltsamenEntzug des Eigentums durch ge-waltsame Vertreibung verhält, ober aufgibt oder kämpft! Wir Men-schen sind hier keine Richter,denn dann verlören die Grund-und Menschenrechte als von Gottgegebene Rechte ihren Sinn. Auchdies ist eine Botschaft, die uns dieVerfasser der „Charta der Hei-mat“ vom 5. August 1950 hinter-lassen und uns ins Gewissen ge-schrieben haben.

Dr. Wolfgang Thüne ist Vorsitzen-der Landsmannschaft Ostpreußen –Landesgruppe Rheinland-Pfalz e.V.Er ist zu erreichen unter:[email protected]

„Ich bin Landestrainer, aber hinund wieder muß ich auch beider Nationalmannschaft vorbei-schauen.“

Edmund Stoiber,bayerischer Ministerpräsident

und Vorsitzender der CSU

„Ich weiß, daß manche bei mei-nen Sprüngen nur so lange ge-klatscht haben, wie der Fall-schirm noch zu war.“

Jürgen Möllemann,FDP-Landesvorsitzenderin Nordrhein-Westfalen

„Als einige von uns kurz vor derWahl auch noch geäußert haben, mitder SPD könne man vielleicht viel lu-stiger regieren, da war mir klar, daßunser Ergebnis nicht gut wird.“

Walter Döring,FDP-Landesvorsitzender

in Baden-Württemberg

„Mir eilt so ein Ruf voraus, daßich alles wegmetzele. Das ist janicht der Fall.“

Angela Merkel,Bundesvorsitzende der CDU und

Nachfolgerin von Friedrich Merz alsVorsitzende der CDU/CSU-Fraktion

im Deutschen Bundestag

„Die Arztpraxis ist keine karitati-ve Einrichtung, sondern ein Wirt-schaftsunternehmen. Und: Hipo-krates hat kein Arzneimittelbud-get gehabt.“

Franz Gadomski,Ärztekammerpräsident im Saarland

Zitate · Zitate

Vae victis!Der Tschech is froh, der Deutsche weint– in Frowein sind sie nun vereint,Verheugen rührt die Tunke um,es applaudiert das Publikum.

Die Frowein-Logik, zwar komplex,bestellt dem Opfer simpel „Schmeck’s!“getreu dem Auftrag der Eh-Uh– der Ami schaut voll Häme zu.

Gemeinschaft edler Werte seiEuropa, so die Litanei,doch Dreistigkeit hat Konjunktur,Gemeinschaft ist Gemeinheit nur.

Das Völkerrecht wird blanker Hohn:Für Raub und Mord gibt’s Euro-Lohn,für Wert und Wahrheit Waterloo –der Deutsche weint, der Tschech is froh.

Pannonicus

Benesch-Dekrete:

Gutachten – wie bestellt»Kein Hindernis für EU-Beitritt Prags« / Von R. G. KERSCHHOFER

Nordkoreaner drängen in die FreiheitDie Flucht in die bundesdeutsche Botschaftsschule in Peking weckt Erinnerungen an Prag 1989

Die Katze ist aus dem Sack:Der Völkerrechts-Profes-sor Jochen Abraham Fro-

wein erstellt ein Gutachten, dem-zufolge die Benesch-Dekrete keinHindernis für eine Aufnahme derTschechei in die „europäischeWertegemeinschaft“ seien. Ansich wenig überraschend, ent-spricht dies doch genau denInteressen der EU-Auftraggeber.Überraschend ist eher, daß dasGutachten bereits am 12. Septem-ber dem Brüsseler „Intriganten-stadl“ zugeleitet worden war,aber erst drei Wochen später andie Medien durchsickerte.

Frowein wurde vor zwei Jahrenals einer der „drei Weisen“ be-kannt, die ein echtes Bravour-Stück zu leisten hatten, nämlichdie völkerrechtswidrigen Sank-tionen gegen Österreich zurechtfertigen, sie zugleichunter Gesichtswahrung zu-rückzunehmen und dennochdie Österreicher anzu-schwärzen, indem man sie„unter Beobachtung“ stellte.(Wohlgemerkt, die Sanktio-nen waren nicht bloß diplo-matische Kinderei, sondern hand-feste Diskriminierung österrei-chischer Staatsbürger.) WährendFroweins Kollegen Ahtisaari undOreja „das Politische“ zu erledi-gen hatten, mußte Frowein ein„wissenschaftliches“ Feigenblätt-chen liefern.

Auch diesmal hatte Frowein einFeigenblättchen zu basteln. Offi-ziell zwar nur eines für die Tsche-chei, de facto aber für alle Staatenund Personen, die bei den nachKriegsende an Deutschen began-genen Verbrechen mitgemachthatten. (Diese Katze darf ja kei-nesfalls aus dem Sack!) Natürlichist eine so verantwortungsvolleAufgabe nicht irgendwem anzu-vertrauen – da braucht man schoneinen verläßlichen Deutschen.Und wenngleich sich der er-weiterungswütige KommissarVerheugen über die vorzeitigeEnthüllung sehr „empört“ zeigte,kann er zufrieden sein, denn als

Deutscher weiß er, was man dereinseitigen Vergangenheitsbewäl-tigung schuldig ist.

Die Erkenntnisse Froweins undseiner Koreferenten, des Schwe-den Bernitz und des Briten Prout,kurz zusammengefaßt: Den Ent-eignungen komme keine rückwir-kende Bedeutung zu, das tsche-chische Restitutionsverfahren seizwar diskriminierend, aber keinProblem für EU-Recht, Staatsbür-gerschaftsfragen seien nicht Sa-che der EU, und ein Widerruf desAmnestie-Gesetzes von 1946 seinicht zwingend. Bernitz verweistimmerhin auf Widersprüche zwi-schen der Verweigerung desRückkehrrechts durch die Be-nesch-Dekrete und der Niederlas-sungsfreiheit in der EU. Proutnennt das Amnestiegesetz, das

die begangenen Verbrechen straf-frei stellt, zwar „abstoßend“,doch das hat keinerlei Rechtsfol-gen. Ach ja, eine Prager „Gestedes Bedauerns“ wäre ganz nett,heißt es auch. Man stelle sich bloßvor, es hätte schon 1945/46 solcheGutachter gegeben: Das Abhakender Nürnberger Rassengesetzeund ihrer fatalen Folgen wäre umeiniges billiger gekommen!

Interessant sind auch die vonFrowein mitgelieferten Begrün-dungen: Hitler habe bereits 1939ein Dekret erlassen, das demtschechischen Amnestiegesetzvon 1946 entspreche. Na, wenndas keine Rechtfertigung ist!Auch der Hinweis auf Lidice darfnicht fehlen – doch selbstver-ständlich ohne Erwähnung vonVorgeschichte und Zusammen-hängen. (Vgl. dazu Folge 10/2002„Die geheimen Manipulierer“.)Und natürlich ist keine Rede da-von, daß die Zahl der von Tsche-

chen seit dem Jahre 1918 ermor-deten Deutschen ein Vielfachesdessen beträgt, was die Tschecheninsgesamt (einschließlich durchdie Alliierten) an Opfern zu be-klagen haben, wobei die Tsche-chen ohnehin immer auch die Ju-den mitrechnen. (Wenngleich esdurchaus vorkam, daß überleben-de Juden durch die Benesch-De-krete als Deutsche enteignet wur-den.)

Seit der deutsch-tschechischenErklärung von 1997 kommt nen-nenswerter Widerstand gegen dieBenesch-Dekrete eigentlich nurnoch aus Österreich, speziell vonder FPÖ und von der Sudeten-deutschen Landsmannschaft.Gerhard Zeihsel, Bundesobmannder Sudetendeutschen Lands-mannschaft in Österreich, nannte

das Frowein-Produkt eine„tschechophile Expertise“und „politische Belletristik“.Er appellierte an Brüssel, dieVölkerrechtsexperten Erma-cora, Blumenwitz, Gornigund Tomuschat zu berück-sichtigen, laut deren Gutach-ten die Behandlung der Su-

detendeutschen den Tatbestandvon Völkermord erfüllt und nichtverjähren kann.

Aber was nützt das alles: Schonim alten Rom hieß es „vae victis“– wehe den Besiegten! Und nurrund ein Zehntel der Sudeten-deutschen, die sich 1918/19 überalle Parteigrenzen hinweg, dochvergeblich zur Republik Deutsch-Österreich bekannt hatten, fand1945 in Rest-Österreich eine neueHeimat – alle anderen gingennach Rest-Deutschland. UndÖsterreich zählt wenig heutzuta-ge. Und eine Veto-Drohung dergeschwächten FPÖ geht erst rechtins Leere.

Letzte Hoffnung ist jetzt Irland:Denn brächte die Volksabstim-mung am 19. Oktober abermalsein Nein zu den Beschlüssen vonNizza, würde sich die EU-Erwei-terung verzögern, und es gäbemehr Zeit für Argumentation. !

Nur noch ein Nein der Iren kannjetzt noch die

EU-Osterweiterung verzögern

Unterschiede bestehen, aber auch Parallelen

Fluchten aus Diktaturenwird es weiterhin geben

Fortsetzung von Seite 3

Aus aller Welt

OB41_5 08.10.2002 17:45 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

Östliches Mitteleuropa 12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 6

Blick nach Osten

Wojwodina wählt andersBelgrad/Neusatz – Der amtieren-

de jugoslawische StaatspräsidentVojislav Kostunica (31,3 Prozent)und der betont westlich und wirt-schaftsliberal ausgerichtete Vize-Ministerpräsident Miroljub Labus(27,7 Prozent) sind als Sieger ausder ersten Runde der serbischenPräsidentenwahl am 29. Septemberhervorgegangen. Überraschendstark schnitt mit 22,6 Prozent derdrittplazierte nationalistische Be-werber Vojislav Seselj ab. In dermitteleuropäisch geprägten Woj-wodina landete dieser hinter Labussogar auf Platz zwei (26,37 gegen-über 37,26 Prozent). Die alteinge-sessenen Serben, Ungarn, Kroaten,Rumänen, Deutschen sowie anderefür eine weitgehende Autonomieder Region eintretende Bevölke-rungsgruppen stimmten offenbarmehrheitlich für den EU-freundli-chen Labus. Demgegenüber setztedie Masse der in den Nachkriegs-jahrzehnten und den 1990er Jahrenzugewanderten Serben auf die na-tionalistische serbisch-zentralisti-sche Karte. Großer Favorit für dieStichwahl am 13. Oktober ist derebenfalls für eine Regionalisierungeintretende Kostunica. Er punktetevor allem im Kernland.

Ungarn: KulturtransferBudapest – Die ungarische

Rundfunkbehörde erteilte der BBCund Radio France Internationale(RFI) eine Budapester UKW-Li-zenz. Mit dieser wollen der briti-sche und der französische Senderab dem Frühjahr 2003 gemeinsamein Programm aus ungarisch- undenglischsprachigen bzw. seitensRFI mit französisch- und deutsch-sprachigen Beiträgen ausstrahlen.Wie die Zeitung Neuer Pester LloydAnfang Oktober berichtete, warursprünglich auch die DeutscheWelle an dem Projekt beteiligt,stieg jedoch aus finanziellen Grün-den wieder aus.

Feier am DonauuferBudapest – Mehrere Veranstal-

tungen erinnerten zwischen dem 8.und 12. Oktober an den hundert-sten Geburtstag des ungarischenNationalparlaments am Budape-ster Donauufer. Die erste Sitzung indem 1885 begonnenen Monumen-talbau, der starke Ähnlichkeitenzum englischen Parlament auf-weist, fand am 8. Oktober 1902 statt.Das Gebäude war der erste festeSitz des ungarischen Reichstagesüberhaupt, denn die geistlichenund weltlichen Fürsten hatten jahr-hundertelang an wechselnden Or-ten getagt. Das 1904 vollständig be-endete Werk des Architekten ImreSteindl kostete 37 Millionen Gold-kronen und ist bis heute die teuersteInvestition des ungarischen Staatesgeblieben. Mit seinen gewaltigenAusmaßen versinnbildlichte es zurZeit seiner Entstehung die Groß-machtansprüche Ungarns als Teilder Donaumonarchie.

Hauptmanns 140. Geburtstag:

Geistige HeimkehrIn Schlesien wird an der Renaissance des Dichters gearbeitet / Von Friedrich NOLOPP

Jahrzehntelang war der deutscheNobelpreisträger in der polnischenBevölkerung weitgehend unbe-kannt. Daß er nun von möglichstvielen Menschen gelesen wird unddie verdiente Anerkennung findet,dafür engagiert sich heute die pol-

nische Gerhart-Hauptmann-Ge-sellschaft, die federführend vonGermanisten der Universität Bres-lau geleitet wird.

Es fällt wohltuend auf, wie kon-zentriert mittlerweile in der VillaWiesenstein über den Dichter gear-beitet wird, während man sich inder Hauptmann-Gedenkstätte aufHiddensee anscheinend lieber mitanderen Themen beschäftigt. InKloster steht im Oktober zwar ein„Kabarettistischer Streifzug durchdie Irrungen und Wirrungen derOper“ auf dem Programm und fürden 31. Dezember ein Silvesterkon-

denden wilhelminischen Deutsch-land getan hatte, indem er seine lite-rarischen Stoffe auf romantisch-symbolische Weise gestaltete. Oderin der NS-Zeit, als er den Weg in dieinnere Emigration wählte.

Erfüllt von Trotz, mehr noch vonSorge sind auch die Einleitungs-worte des Dichters zu einem 1924erschienenen Deutschland-Bild-band, die nichts von ihrem Wahr-heitsgehalt verloren haben:

„Oft und oft ist Mordbrand ver-heerend, Asche und Trümmer hin-ter sich lassend, über dies herrlicheLand dahingegangen. Nur gnädi-gen Launen des Geschicks ist es zudanken, daß Schönes und Großesnoch in Fülle vorhanden ist. Freilichsetzt die Zeit, setzt der kahle Nütz-lichkeitsgedanke seine Zerstö-rungsarbeit fort, und der ärgsteKulturfeind, Krieg, ist noch immernicht endgültig überwunden.“Weitere Auskünfte gibt es im Internet unterwww.gerhart-hauptmannmuseen.de undwww.dom-gerharta-hauptmanna.pl

Frowein contra Blumenwitz:

Politik mit ParagraphenNeue Rechtsgutachten über Vertreibungsgesetze

handelt sich um eine Bestimmung,wonach „Vergeltungsmaßnahmenfür während der deutschen Beset-zung erlittenes Unrecht“ nichtstrafrechtlich verfolgt werden.

Eine Rücknahme sei aber auchhier nicht zwingend erforderlich,so Frowein, da selbst die Bundes-republik Deutschland als am mei-sten betroffener Staat nicht daraufbestanden habe, als im Jahre 1997die Deutsch-Tschechische Erklä-rung verhandelt wurde.

Allen Jubelrufen aus Prag zumTrotz dürfte mit dem juristischund erst recht moralisch äußerstzweifelhaften Gutachten das letz-te Wort hinsichtlich einer Ver-

knüpfung der Benesch-Dekretemit dem tschechischen EU-Beitrittnoch längst nicht gesprochen sein.Allerdings ist mit dem zu erwar-tenden Wahldebakel der österrei-chischen FPÖ beim Urnengang am24. November, dem Scheitern vonKanzlerkandidat Stoiber und demjüngsten Regierungswechsel inUngarn die Front der Befürwortereiner umfassenden Aufarbeitungdeutlich geschwächt.

Während die Ausführungen Fro-weins große Resonanz in den Mas-senmedien fanden, blieb ein ande-res, etwa zeitglich veröffentlichtesRechtsgutachten weithin unbeach-tet. Sein Verfasser ist der bekannte

Ende September wurde in Brüs-sel ein neues Rechtsgutachten

zu den Benesch-Dekreten bekannt,das in Tschechien unverhohleneFreude auslöste.

Das von einer Juristengruppeum den früheren Direktor des Hei-delberger Max-Planck-Institutsfür Öffentliches Recht, Dr. JochenFrowein, für das Europaparla-ment verfaßte Gutachten kommtzu dem Schluß, daß die als Be-nesch-Dekrete bezeichneten Ver-treibungs- und Enteignungsbe-stimmungen zum Schaden der su-detendeutschen und ungarischenBürger eine EU-Mitgliedschaft derTschechischen Republik nicht be-hindern. Aus diesem Grundemüssen sie, wie es heißt, auchnicht aufgehoben werden.

Die juristische Kernthese lautet,daß die Beitrittsbedingungen fürdie Union rein gegenwartsbezogenseien und die Vergangenheit aus-klammerten. Lediglich ein Gesetzvon 1946 wird als weiterhin inKraft befindlich ausgemacht. Es

Inhaber des Lehrstuhls für Völker-recht an der Universität Würz-burg, Prof. Dr. Dieter Blumenwitz.Thema sind die Verbrechen an denDeutschen in Jugoslawien zwi-schen 1944 und 1948.

Blumenwitz weist nach, daß anden im kommunistischen Jugosla-wien beheimateten Donauschwa-ben, Untersteirern und Gottscheernein Völkermord verübt wurde. Die-ser Tatbestand ergibt sich aus denKriterien der am 9. Dezember 1948veröffentlichten UNO-Konventionüber die „Verhütung und Bestra-fung des Völkermords, im Zugevon Mordaktionen, der kollektivenEnteignung und Lagerinternie-

In diesen Tagen, da sich dasLaub in den märkischen, pom-merschen und niederschlesi-

schen Wäldern herbstlich verfärbt,bereitet man sich an verschiedenenOrten eher still denn laut auf dieWürdigung des bedeutendendeutschen Schriftstellers GerhartHauptmann vor.

Hauptmanns Größe liegt nicht inseinem literarischen Format alleinbegründet, sondern auch darin,daß sein persönliches Schicksal dieDramatik und die Katastrophe derdeutschen Nation im 20. Jahrhun-dert verkörpert. Selbst nach sei-nem Tod im Sommer 1946 blieb erein Spiegel der nationalen Misere:der Leichentransport per Eisen-bahn nach Berlin und weiter nachHiddensee wurde zum staatspoli-tischen Schauspiel.

Doch unbekümmert von diesembösen Ende organisiert man imbrandenburgischen Erkner und imniederschlesischen Agnetendorfdie Feierlichkeiten zum 140. Ge-burtstag des deutschen Literatur-nobelpreisträgers am 15. Novem-ber. Zugleich wird an den 90. Jah-restag der Verleihung des Nobel-preises erinnert.

Eine ganz besondere Ehrungplant man derzeit in Erkner, woHauptmann von 1885 bis 1894 inder Villa Lassen wohnte: Die vorden Toren Berlins gelegene Klein-stadt will ihm posthum die Ehren-bürgerschaft verleihen. Der Eh-rungsrat der Stadt hat dies EndeSeptember in einem einstimmigenBeschluß empfohlen. Die eigentli-che Ernennung bleibt der Stadt-verordnetenversammlung vorbe-halten; allerdings ist es fraglich, obdie Würdigung noch in diesemJahr erfolgt.

In Niederschlesien, wo Haupt-mann am 15. November 1862 inOber-Salzbrunn das Licht der Welterblickte und der Dichter von 1901bis zu seinem Tode am 6. Juni 1946

lebte, wird in der AgnetendorferHauptmann-Villa Wiesenstein mitder Ausstellung „90 Jahre Nobel-preis“ und einer Filmgesprächs-woche an den prominenten Ein-wohner erinnert.

Die Festwoche in dem im ver-gangenen Jahr nach umfassenderRestaurierung neu eröffnetenHaus Wiesenstein beginnt am 8.November. Geplant sind u. a. Auf-führungen der Filme „Die Weber“von 1927, „Der Biberpelz“ von1949 sowie eines cineastischenDokuments aus dem Bundes-filmarchiv über Hauptmanns

Amerika-Besuch von 1932. In Erk-ner werden die Geburtstagsfeiernfür den Dichter mit dem 50-jähri-gen Jubiläum der Gerhart-Haupt-mann-Gesellschaft verknüpft. Am9. und 10. November lädt diese zumehreren Vorträgen in die VillaLassen ein.

Mit jedem der drei Wohnsitze –dem märkischen Erkner, dempommerschen Kloster auf Hid-densee und dem niederschlesi-schen Agnetendorf – sind ver-schiedene Lebens- und Schaffens-perioden Hauptmanns verbun-den. Ausgangs- und Endpunktaber war Niederschlesien. Dortwurde der Schriftsteller 1862 alsviertes Kind des HotelbesitzersRobert Hauptmann und seinerEhefrau Marie, Tochter des Brun-neninspektors und KurdirektorsStraehler, geboren.

Wie sehr er seiner Heimat Schle-sien verbunden war, zeigt schondie Tatsache, daß er sich dort seinHaus bauen ließ. Hauptmann ent-schied sich nicht für eine Ansied-lung in oder bei Breslau, Walden-burg oder Oppeln, nein, er gingquasi in die Wälder – nach Agne-tendorf. Noch heute mag es demWanderer bei einem Gang durchdie würzig duftenden dunklenWälder in der Umgebung des Or-tes manchmal so vorkommen, alshabe er im Dickicht den SchattenRübezahls gesehen.

Auch für die Mark Brandenburgund Pommern sind lobende Wortedes Nobelpreisträgers überliefert.Hiddensee besuchte er erstmalsam 29. Juli 1885, und am 20. Sep-tember desselben Jahres bezog erdie Villa Lassen in Erkner. VieleJahre später würdigte Hauptmannseinen Aufenthalt in der märki-schen Kleinstadt wie folgt: „Ichhabe vier Jahre in Erkner gewohnt,und zwar für mich grundlegendeJahre. Mit der märkischen Land-schaft aufs innigste verbunden,schrieb ich dort ‚Fasching‘, ‚Bahn-

wärter Thiel‘ und mein erstes Dra-ma ‚Vor Sonnenaufgang‘. Die vierJahre sind sozusagen die vier Eck-steine für mein Werk geworden.“

Zu Hiddensee notierte er 1933 imRückblick auf seinen ersten Besuch:„Von diesem Jahre an verflocht sichHiddensee unlöslich in meinSchicksal. Aber erst nach einem hal-ben Jahrhundert gegenseitigerTreue kam der Augenblick, auf demEiland ein kleines Anwesen zu er-werben und also dort wirklich Fußzu fassen. Alte Liebe rostet nicht:Hiddensee hat sich mir, neu undjung, im hohen Alter geschenkt und

sein Zauber verjüngt mich jedes-mal, wenn meine Sohle seinen ge-liebten Boden berührt.“

Doch als eigentliches Lebenszen-trum verstand Hauptmann stetsAgnetendorf. Der Dichter blieb dortauch nach Kriegsende. Seine letztenWorte auf dem Sterbebett waren:„Bin ich noch in meinem Haus?“

Da eine Beerdigung vor Ort we-der von den Hinterbliebenen nochvom polnischen Militär gewünschtwurde, überführte man den Totenzuerst nach Berlin, um ihn schließ-lich auf Hiddensee beizusetzen.

zert, Hauptmanns 140. Geburtstagund der 90. Jahrestag der Nobel-preisverleihung finden dagegenkeine Berücksichtigung.

Um so erfreulicher ist die geistigeRückkehr Gerhart Hauptmanns inseine schlesische Heimat. Viel-leicht geht von dort mittelfristigsogar eine literarische und rezepti-onsgeschichtliche Renaissance deshierzulande teilweise in Verges-senheit geratenen Dichters aus. Er-neut würde Hauptmann dann dem„Lauf der Zeit“ trotzen, so wie er esim immer materialistischer wer-

Das märkische Erkner will Hauptmann posthum zum Ehrenbürger küren

rung“. Das juristisch wie geschicht-lich fundierte Gutachten soll nachdem Willen des Herausgebers Do-nauschwäbische Kulturstiftungdie besonders schlimmen Verbre-chen an den Jugoslawien-Deut-schen auch unter völkerrechtlichenAspekten in die politische Diskus-sion bringen und eine Neubewer-tung herbeiführen.

Vor allem aber ist der Text alsArgumentationshilfe gedacht. Ersoll klarmachen, daß der im heuti-gen Serbien, Kroatien und Slowe-nien formell noch immer bestehen-de Beschluß des „Antifaschisti-schen Rates der Volksbefreiung Ju-goslawiens“ (AVNOJ) vom 21. No-vember 1944 samt der auf ihm ba-sierenden Enteignungs- und Ent-rechtungsgesetze aufgehoben wer-den muß. Martin SchmidtDas 64seitige gebundene Blumenwitz-Gut-achten (einschl. farbiger Karten) kann zumPreis von 5,- Euro im Buchhandel (ISBN 3-926276-48-7) oder über die Donauschwäbi-sche Kulturstiftung, Max-Hildebrandt-Str.9, 76571 Gaggenau bestellt werden.

GerhartHauptmann

(1862–1946):Sein Schicksalverkörpert wie

kaum ein ande-res die deutscheKatastrophe des

20. Jahrhunderts

Heimat ist nicht nur einWort für die KreisgruppeSchwäbisch Hall der

Landsmannschaft der Ost- undWestpreußen sowie Pommerne. V.; vielmehr leistete der Vereinwährend seiner letzten Reise Hilfefür Alte und Kranke in der Hei-mat.

An einem Dienstag begann fürdie Kreisgruppe, verstärkt vonSchwaben und Schlesiern, die Rei-se in die Heimat. Der Weg führteüber Küstrin und Landsberg ander Warthe nach Schneidemühlzur ersten Übernachtung in einemrecht gepflegten Hotel. Weiterging der Weg über Stolp, wo daseindrucksvolle Rathaus, die Ma-rienkirche und der Stephansplatzbesichtigt wurden, Gotenhafen so-wie Zoppot, wo die Gruppe aufdem 512 Meter langen Seesteg beischönem Sonnenschein die Ostseegenießen konnte, nach Danzig.Hier wurde für die zweite Nachtin einem Hotel in der Altstadt Sta-tion gemacht. Der Donnerstag be-gann mit einer sachkundigen Füh-rung durch den prachtvollenDanziger Stadtkern. Anschließendging es über Oliva, wo in der Ka-thedrale des Bistums Danzig einOrgelkonzert besucht wurde, undElbing an Frauenberg vorbei inRichtung Braunsberg. Nach dreiStunden Wartezeit an der pol-nisch-russischen Grenze wurdeschließlich Königsberg erreicht,von wo es erst durch die Stadt unddann über immer wieder herrlicheAlleen zu einem ruhigen, geradeerst renovierten Hotel am Ostsee-strand des Badeortes Rauschenging.

Am Freitag wurde ein Tagesaus-flug nach Königsberg unternom-men und dabei auch das Kranken-haus der Barmherzigkeit besucht.

Hier wurde die Gruppe von denÄrzten und Schwestern mit gro-ßer Freude empfangen. Dankbarwurde die in Schwäbisch Hall ingroßen Mengen gesammelte Bett-wäsche, Arznei und Kindernah-rung entgegengenommen.

Der Sonnabend war weniger an-strengend. Die Gruppe besuchte

die wunderschöne Samlandküste.Anschließend ging es nach Palm-nicken zur Bernsteingrube. InGermau wurde ein deutscher Sol-datenfriedhof besucht. Der näch-ste kurze Halt erfolgte in Fisch-hausen, wo sich ein Soldaten-friedhof aus dem Ersten Weltkriegbefindet. Der Versuch, Pillau zuerreichen, scheiterte leider an demFehlen der hierfür nötigen Geneh-migung und einem Matrosen, derdie Weiterfahrt untersagte.

Am Sonntag ging es über Cranznach Sarkau und dann weiter 100Kilometer auf der Kurischen Neh-rung. Nach dem Besuch der Vo-gelwarte Rossitten fuhr man nachNidden, wo ein Spaziergangdurch den Fischerort alle erfreute.Anschließend ging es über einekleine Anhöhe zum Thomas-Mann-Haus. Hier wurde, um-

ringt von alten Bäumen, der Blickzum Haff genossen.

Ein weiterer Höhepunkt des Ta-ges war die gewaltige, 62 Meterhohe Wanderdüne, die einen un-vergeßlichen Blick auf Nidden,das Kurische Haff und die rau-schende Ostsee bietet. Weiter ginges nach Schwarzort, das heutewieder ein gepflegtes Touristen-zentrum ist. Traurig wird das Na-turschutzgebiet verlassen, ohne

einen der dort lebenden Biberoder Elche zu Gesicht bekommenzu haben. Die Autofähre brachtedie Gruppe über das Haff nachMemel, wo sie anschließend einekleine Stadtrundfahrt unternahm.Vor dem Ännchen-von-Tharau-Denkmal auf dem Theaterplatzwurde kurz gestoppt. Dann ginges weiter nach Kaunas, wo der

zweieinhalb Hektar große Rat-hausplatz besucht wurde.

Weiter ging es auf der Autobahnin Richtung Grenze über Augu-stow, Lyck, Arys, vorbei am Spir-dingsee, nach Nikolaiken. Hiererwartete die Gruppe eine Abord-nung der deutschen Volksgruppeaus Hohenstein. Ihr wurden alsGeschenk der Kreisgruppe derLandsmannschaft Ost- und West-preußen sowie Pommern e. V. 500

Euro sowie zwei Säcke und einKarton mit diversen getragenenKleidungsstücken für ihren Vereinübergeben.

Am nächsten Tag ging es überHeiligelinde, wo ein Orgelkonzertbesucht wurde, sowie Rößel, Bi-schofstein und Bartenstein zumGestüt Liski. Natur pur gab es imStorchenort Schönbruch zu erle-ben, wo sich auf jedem Dach undBaum zwei bis drei Storchenne-ster fanden. Hier schlug jedemStorchenfreund das Herz höher.Zurück ging es durch Bartenstein,Rastenburg, Rhein, Talter Kanalund Spree. Am späten Nachmit-tag wurde noch eine Schiffahrt aufden Spirdingsee unternommen.Am Mittwoch fuhr man überKruttinnen, Alt-Ukta, Eckertsdorfund Alt-Keykuth, wo eine polni-sche Familie beschenkt wurde,nach Ortelsburg. Über Neiden-burg und Soldau wurde das schö-ne Masuren verlassen. Der Wegführte weiter über Graudenz nachThorn, das kurz besichtigt wurde.Weiter ging es zum letzten Über-nachtungsstopp in Gnesen. BeimRundgang über den historischenMarktplatz sieht die Gruppe einJuwel der Renaissance, das Pose-ner Rathaus. Es ist umstellt vonstolzen Bürgerhäusern undprunkvollen Adelspalästen.

Nolens volens machte sich dieGruppe am nächsten Tag auf dieHeimfahrt. Es war eine Reise in dieHeimat, gemischt aus unzähligeneindrucksvollen Besichtigungen ineiner harmonische Reisegruppe;aber auch die Begegnungen umdie humanitäre Hilfe berührten al-le Mitreisenden sehr. Alle kamenwohlbehalten in Schwäbisch Hallan, voller Eindrücke und sich be-wußt, wieder etwas ganz besonde-res erlebt zu haben. !

Ostpreußen heute12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 7

Die EU-Kommission schlägtfür die Bürger des Königsber-

ger Gebiets, die regelmäßig zwi-schen der Exklave und Rußlandpendeln müssen, die Einführungeines vereinfachten Transit-Doku-mentes vor. Dies hat ihr PräsidentRomani Prodi am Ende einerSondersitzung des Gremiums aufeiner Pressekonferenz mitgeteilt.Der Vorschlagsieht vor, daßdie diplomati-schen Vertretun-gen Polens undLitauens entwe-der kostenlos oder für einen mini-malen Obolus allen jenen diesesTransit-Dokument anbieten, dieauf einer von der russischen Re-gierung aufgestellten Liste ste-hen. Die Europäische Union wür-de sich gemäß dem Vorschlagihrer Kommission verpflichten,nach dem Beitritt Litauens nebenden juristischen auch die techni-schen Möglichkeiten für einen vi-sumfreien Bahn-Transit nonstopzwischen Königsberg und Ruß-land zu prüfen.

Der Teufel steckt allerdings imDetail, wie der Königsberg-Beauf-tragte des russischen Präsidentenund Vorsitzende des Außenpoliti-schen Ausschusses der Duma,Dmitrij Rogosin, zu Recht fest-stellte. So räumt der Kommis-sionsvorschlag zumindest der Re-gierung des Transitlandes Litauen

das Recht ein, einzelnen Russendiese Art „Passierschein“ zu ver-weigern. Ab 2005 würde der balti-sche Staat zusätzlich einen deminternationalen Standard entspre-chenden Auslandspaß für dieEinreise verlangen dürfen.

Rogosin sagte zu, daß seine Re-gierung den EU-Vorschlag Punkt

für Punkt prüfenund in seinerAntwort dezi-diert erklärenwerde, was siezu akzeptieren

bereit sei und was nicht. SeinesErachtens ist die Königsberg-Fra-ge nicht technischer, sondern po-litischer Natur, was die EU-Kom-mission auch zugebe. Bezüglichder EU-Tagung in Kopenhagenam 11. November äußerte derRusse die Hoffnung, daß die Kö-nigsberg-Frage in die Tagesord-nung aufgenommen werde.

Hinsichtlich des über den Vor-schlag der EU-Kommission hin-ausgehenden Lösungsvorschlagsdes russischen Präsidenten Wladi-mir Putin, der eine uneinge-schränkte Visumfreiheit anstrebt,hatte bereits schon einige Tage vorder EU-Sondersitzung die russi-sche Nachrichtenagentur „Wreme-ni MN“ berichtet, daß er nicht nurvon russischen Politikern, sondernauch von EU-Vertretern positivaufgenommen worden sei. Die

Agentur wagte sogar die Vermu-tung, daß die EU dem Vorschlagschon längst zugestimmt habe,dieses jedoch noch nicht offiziellzugeben wolle. Die Zustimmunggelte jedoch nur für den Transit ingeschlossenen Zügen und unterder Bedingung, daß diese mithoher Geschwindigkeit ohneZwischenstopp fahren und in je-dem Waggon ein litauischer Kon-trollbeamter mitfährt, solange sichder Zug auf litauischem Staatsge-biet befindet.

Um den Befürchtungen der EU-Mitgliedsstaaten Rechnung zutragen, daß deren Außengrenzenim Falle des gegenseitigen Ver-zichts auf die Visumpflicht für il-legale Zuwanderer durchlässigerwürden, schlägt Putins Königs-berg-Beauftragter Rogosin einezumindest mit Litauen zu schlie-ßende vertragliche Regelung überdie Abschiebung jener uner-wünschten Migranten vor, die ausRußland eingereist sind. Damitdie Russische Föderation dannnicht auf abgeschobenen Nicht-Russen aus der GUS sitzen bleibe,müsse das Land dann seinerseitsseine Politik gegenüber illegalenMigranten aus den GUS-Nachbar-ländern verschärfen und mit die-sen Staaten gleichfalls Abschiebe-abkommen abschließen.

Wladimir Putins starkes Inter-esse an der von ihm vorgeschla-

genen Visumfreiheit zwischenseinem Land und der EU kommtnicht von ungefähr. Zwar würdeein Visumzwang neue Arbeits-plätze beim Neubau, Ausbauund der Modernisierung vonGrenzstellen schaffen, und zu-sätzliches Kontrollpersonal wür-de auch eingestellt werden müs-sen, doch verlören andererseitsnoch mehr Menschen ihre Arbeit.So gab Rogosin bekannt, daß et-wa ein Drittel der Exklavenbe-wohner vom Handel mit Wodka,Zigaretten und Lebensmitteln inden Nachbarstaaten lebt. Von ei-ner Durchlässigkeit der Grenzenprofitieren auch die Königsber-ger Industrieunternehmen, dienach offiziellen Angaben zu 90Prozent in privater Hand sind.Der Visumzwang würde für sieeinen Verlust von über 1,5 Milli-arden US-Dollar bedeuten. Über700 Unterneh-men, die hiernur erfolgreichtätig sind, weildas Gebiet ei-nen Sondersta-tus hat, wären vom Bankrott be-droht. Auch die große Zahl derin den Nachbarstaaten beschäf-tigten Pendler ist nicht zu ver-nachlässigen. So arbeitet zumBeispiel von den EinwohnernTilsits die Hälfte in Litauen, wieumgekehrt viele Litauer im Kö-nigsberger Gebiet ihren Lebens-unterhalt verdienen.

Zusätzliche ökonomische Bela-stungen durch einen Visum-zwang könnte das KönigsbergerGebiet jedoch nur schwer ver-kraften, befindet sich die Exklavedoch selbst gegenüber Rußlandchronisch im Rückstand. So liegthier das Bruttoinlandsproduktpro Kopf der Bevölkerung 25Prozent unter dem russischenund gar 50 Prozent unter dem derNachbarstaaten Polen und Litau-en. Dafür hat das Gebiet von al-len Regionen der Russischen Fö-deration die höchste Kriminali-tätsrate, die höchste Arbeitslo-senzahl und die höchste Zahl anHIV-Infizierten.

Man kann dem russischen Prä-sidenten jedoch getrost unterstel-len, daß er auch an seinen Ge-samtstaat denkt, wenn er Vi-sumfreiheit fordert, denn ein

offenkundigesZiel seines Lan-des ist ein euro-päischer Binnen-m a r k t u n t e rEinschluß der

Russischen Föderation. So hofftdenn auch die russische „Wreme-ni MN“, daß das nördliche Ost-preußen durch die allmählicheAngleichung der örtlichen Ge-setzgebung an EU-Standards einePilotfunktion für eine Integrationin die Europäische Union erfül-len wird.

Manuela Rosenthal-Kappi

Neue Vorschläge zur Lösung der Königsberg-FrageEU-Kommission schlägt eine Art »Passierschein« vor – Rußland wirbt weiter für uneingeschränkte Visumfreiheit

Der »Passierschein« sollbillig oder kostenlos sein

Viele Hoffnungen hängenan offenen Grenzen

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Heimat ist nicht nur ein WortHilfe für das Krankenhaus Bethanien und die deutsche Volksgruppe in Hohenstein / Von Elfi DOMINIK

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OB41_7 08.10.2002 15:05 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 8 53. Jahrgang

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Nach derHeimat zieht´smich wiederTraumreiseAnnas FluchtOstpr. ReiterliedVaters HeimatMasurenliedOstpreußenlied

Frau und Familie12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 9

Mehr oder weniger braunge-brannt, teils gut, teils

schlecht gelaunt – so betratennach drei Wochen Betriebsruhedie Mitarbeiter das Fabrikgelän-de. Der Alltagstrott hatte sie wie-der. Zunächst wurde nur zögerndvon den Urlaubserlebnissen be-richtet. Aber in der großen Pauseging es los. Man erzählte, dichteteeiniges je nach Temperament da-zu und zeigte auch die ersten Ur-laubsfotos.

Willi Speicher packte seine mit-gebrachten Brote aus. „Na, HerrSpeicher, wie haben Sie denn Ih-ren Urlaub verbracht? Haben Sieauch schon Bilder dabei?“ WilliSpeicher nickte und holte aus sei-ner Aktentasche einige Fotos her-vor, reichte sie in die Runde.„Mann, ist das toll!“ kam es miteinem entzückten Tremolo überFrau Bauers Lippen. „Hier, ist dasIhre Frau?“ Willi Speicher nicktestolz. „Hui, Sie konnten auf so ei-ner Terrasse frühstücken?“ – „Je-den Morgen.“ – „Ach, wie ge-pflegt und sauber hier alles ist“,staunte Frau Melzer, „sogar einbunter Blumenstrauß ziert denreichlich gedeckten Tisch. Ach,wenn ich da an unser lieblosesund karges Frühstück in Spaniendenke, könnte man direkt nei-disch werden!“

„Schau mal hier, unser HerrSpeicher beim Federballspiel“,schmunzelte Frau Beck und reich-

te das Bild dem Buchhalter wei-ter. „Donnerwetter, ist das ein sat-ter und gepflegter Rasen. Und diewunderbaren Blumenbeete – sehrhübsch. Also, so schön hatten wires in Tunesien nicht“, anerkannteder Buchhalter neidlos.

„So ist’s recht“, sagte Mei-er, der Terminsachbearbeiter,„Herr und Frau Speicher beimDämmerschoppen auf derschmucken Terrasse!“ Er be-trachtete lange das Bild. „Manspürt förmlich diese Ruhe.Wenn ich da an unseren Beton-klotz auf Mallorca denke! Undjeden Abend, bis spät in dieNacht, dies unmögliche Disco-gejaule!“ – „Ha, Discogejaule?Bei uns in der Türkei rattertenBaumaschinen in der Nähe. Dasollte ein neuer Hotelkomplexentstehen!“ – „Also, wenn ich

die Sträucher und diese Blu-menpracht, dazu die bequemenSessel sehe – einfach wunder-bar!“ flötete Frau Bauer. „Sie ha-ben bestimmt einen schönen Ur-laub hinter sich.“ – „Hab’ ichauch.“

Abteilungsleiter Kuhn rückteseine Brille zurecht und räu-sperte sich. „Herr Speicher, kön-nen Sie mir bitte die Adresse ge-ben? Ich möchte im nächstenJahr auch meinen Urlaub so er-freulich verbringen.“ – „DieAdresse können Sie haben!“Doch dann fügte Herr Speicherschmunzelnd hinzu: „Nurfürchte ich, daß Sie dort IhrenUrlaub wohl kaum buchen wer-den.“ – „Wieso?“ kam es er-staunt zurück. „Nun, ich habein diesem Jahr den Urlaub beimir zu Hause verbracht!“ !

Lewe Landslied,zuerst möchte ich mich ganz herz-lich bedanken für die vielen liebenZuschriften und Zusprüche, dennich war mal wieder querbeet durchNorddeutschland gereist, um vor-zutragen oder zu lesen. Diese Be-gegnungen mit Landsleuten sindmir immer wichtig.

Ja, Landsleute! Ich hatte gefragt,wie ich unsere weibliche Leser-schaft ansprechen soll, nachdem dieAnrede „liebe Landsmännin“ mo-niert worden war. Alle, mit denenich darüber sprach oder die mirschrieben, haben nur gelacht. Undgemeint, ich sollte ruhig weiter un-sere Ostpreußinnen so anreden. Sorichtig schön vom Leder zog unserLandsmann Fredi Seyda – der mirschon vor einigen Jahren den Titel„Unverwüstliches ostpreußischesFamilienoberhaupt“ verlieh unddiesen wieder bestätigte – über dieMeckerer und Besserwisser beider-lei Geschlechts. „Einfach ignorie-ren!“ ist sein Ratschlag.

Fällt mir im Augenblick auchleicht, denn als ich jetzt meinenPostberg, der sich inzwischen ange-sammelt hatte, abtrug, mußte ichfeststellen, daß er nur nette Zu-schriften enthielt – und natürlichwieder so manches herzliche Dan-keschön. Wie das von EvaKollecker, der das gesuchte Buch„Zwei Menschen“ von Richard Voßfünfmal angeboten wurde. FrauThielert hat das gewünschte Ge-dicht von dem Mütterlein an derBahre des Sohnes („... ziehet ab dasLeichentuch“) erhalten, ich eben-falls, dafür herzlichen Dank.

Zu den Leserinnen, die auch die-ses „Gedicht und Lied“ gefundenhaben, gehört Irene Ferley, die nunihrerseits ein Lied sucht. Und ob-gleich sie erst vier Jahre war, als ih-re Tante es gesungen hat, kann siesich noch gut daran erinnern, denn„ich habe jedesmal geheult undwollte es doch immer wieder hö-ren“. Es ist das Lied von KleinHannchen, das anscheinend ebensotraurig ist wie das vom Mütterlein,denn Frau Ferley erinnert sich nochan die Zeilen: „Sie gaben ihm Weinzur Stärkung und Brot, aber es warzu spät, Klein Hannchen war tot.“Sicher wird sich auch dieses Liedfinden. (Irene Ferley, ChemnitzerStraße 14 in 63452 Hanau.)

Für das nächste Lied kann ich dasmit Bestimmtheit sagen, denn eswar einmal sehr bekannt. „HoldeBlum’ der Männertreu ...“ Ich weißnoch, daß es so weitergeht: „... wobist du zu finden? Blühest du aufBergeshöhn oder in Talesgründen?“Ja, aber ich kann nicht mehr denvollen Text. Ich fürchte nur, es wirdeine Flut von Zuschriften geben, lie-ber Herr Kibbat, anders als bei Ih-rem – auch von unserer Familie –erfüllten Wunsch nach dem Amt-lichen Orts- und Gemeindever-zeichnis. (Ernst Kibbat, Ernst-Wie-se-Straße 28 in 24226 Heikendorf.)

Nach Ausschöpfen aller Möglich-keiten ohne Erfolg – auch Suche imInternet – hofft nun Irene Eckert-Möbius auf unsere Familie. Es han-delt sich um das Kinderbuch„Zwerge und Gnomen“, 16 Natur-sagen von Elisabeth Klein, ISBN3721470028. Es soll seit zehn Jahrenvergriffen sein. Aber vielleicht ent-deckt es ja jemand in seinem Bü-cherschrank und überläßt es unse-rer 87jährigen Landsmännin, wennauch nur zum Kopieren. (IreneEckert-Möbius, Wilhelmshöhe H 27– W 149 in 23701 Eutin.)

Erinnern Sie sich noch an RalphArthur Roberts, diesen kauzi-

gen Typen aus zahlreichenStumm- und Tonfilmen? Was we-nig bekannt ist, daß er der Verfas-ser des Evergreens „Auf der Ree-perbahn nachts um halb eins“ ist,den Hans Albers so unnachahm-lich gesungen hat. Schon als Kindwollte Roberts Schauspieler undIntendant werden. Beides solltesich erfüllen.

Roberts wurde am 2. Oktober1884 auf einem Bauernhof beiMeerane in Sachsen geboren. Erhieß mit bürgerlichem NamenSchönherr. Seine Bühnenlaufbahnbegann er in Wiesbaden, kamüber Breslau nach Hamburg. DerErste Weltkrieg unterbrach seineKarriere, und er wurde mit zahl-reichen Orden und Ehrenzeichenausgezeichnet. Nach dem Krieghat er sich, ohne je dem Theateruntreu zu werden, dem Film ge-widmet. 1919 stand er zum erstenMal vor der Kamera, erster Schrittauf einem Wege, der nicht unter-brochen wurde und der dennochein jähes Ende fand. Im Jahre 1928wurde der Mime in Berlin Direk-tor des „Theaters an der Behren-straße“.

Zu welchen menschlichen Lei-stungen der Herr des Hauses inder Behrenstraße befähigt war,beweisen zwei Hauptrollen imFilm. Der borniert-begriffsstutzi-ge Staatsanwalt in Spoerls „Maul-korb“, der fehlenden Geist durchstramme Haltung und schnarren-den Tonfall ersetzte und dessenPendeln zwischen Begreifen und„Du ahnst es nicht!“ eine Meister-leistung genannt zu werden ver-dient. Und die andere Figur: derunselige König in „Der Tanz aufdem Vulkan“. Als Gegenspielerdes funkensprühenden Debureau– Gustaf Gründgens – hat er soviel weltfremde Tyrannei, engstir-nige Unklugheit an den Tag zu le-gen wie nur möglich. Und er hates darüber hinaus geschafft, daß

es dennoch ein Mensch blieb, waser da verkörperte, daß neben demLachen über das Groteske einRest menschlichen Mitleids miteinem armen Unglückseligenübrigblieb, den Schicksal und Un-zulänglichkeit auf einen Postengestellt hatten, mit dem er nichtfertig wurde. „Wie konntest Du,Veronika?“ war sein letzter Spiel-film.

Dann der 12. März 1940. Robertsstand mit dem Stück „Bargeldlacht“ auf der Bühne. Niemandkonnte ahnen, daß es seine letzteVorstellung sein würde. Nach derVorstellung ging er mit Bekanntenund Kollegen in ein Restaurant undbestellte Fisch. Nach dem Essenbrach er plötzlich zusammen undkrümmte sich vor Schmerzen. Fürihn kam jede Hilfe zu spät. Ein jäherHerzschlag, mitten hinein in Schaf-fen und Planen des erst Fünfund-fünfzigjährigen, der noch so ju-gendlich wirken konnte und –wenn er wollte – so alt und ver-sponnen. Ralph Arthur Robertswurde auf dem Stahnsdorfer Süd-westfriedhof beigesetzt. kai-press

Ralph Arthur Roberts: Wollteschon als Kind Schauspieler werden

Foto: Imago / N. F. Archiv kai-press

Meisterleistungen im FilmRalph Arthur Roberts: Ein kauziger Typ

LorbaslustVon Rudolf KUKLA

Wenn jemand etwas Gutes tut,dann hab’ es sein Bewenden,jedoch so mancher Tunichtgutkann jenes rasch beenden.

„Berliner“, nur mit Senf gefüllt,veräppelnd zu Silvester,Schadenfreude gleichfalls stilltfür ältere Semester.

Schusterpech, aus Niedertrachtfür Lehrer am Katheder?Sitzend, also warm gemacht,klebt darauf ein jeder.

Am Strande es zum Baden gehtan milden Ostseetagen:Verflixt, man findet zugenähtdas Hemd an Arm und Kragen!

„Daduleit, de Welt vergeiht“,so wurde nachgeschrien,„wegen deine Dammlichkeit“ –und selten nur verziehen.

Vorerst sprudelt ja ein Quellder Lorbaslust für Täter,politisch ebenfalls zu schnell,und Einsicht folgt dann später.

Wehe dem, der ungeschicktden Hinterhalt verschlafe –und erwarte dann geknicktdie wohlverdiente Strafe!?

»So schön hatten wir es nicht«Beim Betrachten von Urlaubsfotos / Von Werner HASSLER

Urlaub in Balkonien: Viele Deutsche blieben in diesem Jahr zu Hau-se und genossen in den eigenen vier Wänden die schönste Zeit desJahres Foto: BfH

Kartoffeln sind langweilig, ma-chen dick, gegen dieses Vor-

urteil hat die tolle Knolle seit lan-gen Jahren zu kämpfen. Nun aberhat sie sich einen Platz auch inder gesunden Ernährung errun-gen. Immer mehr junge Men-schen essen Kartoffeln, allerdingsoft nur als Chips, die es mittler-weile auch in der mageren Ver-sion gibt.

Kartoffeln zeichnen sich vor al-lem dadurch aus, daß sie einer-seits preisgünstig sind, anderer-seits viele gesunde Nährstoffeund Vitamine enthalten. Außer-dem sind sie kalorienarm (sie ha-ben weniger Kalorien als gekoch-ter Reis oder gar Nudeln).Wichtig bei einer richtigen Er-nährung ist natürlich die scho-nende Zubereitung auch der Kar-toffel. Beim „schwimmendenKochen“ gehen allzu viele Nähr-stoffe und Vitamine verloren,deshalb raten Experten zumDampfgaren. Tips und Tricks zurrichtigen Zubereitung erfährtman aus dem in der Edition Fonaerschienenen Großen Kartoffel-buch (Walter Hädecke Verlag,Weil der Stadt. 156 Seiten, durch-gehend farbig illustriert, geb.,34 ) von Lucas Rosenblatt, Ju-dith Meyer und Edith Beckmann.Ein einführender Teil berichtetüber die Geschichte der Kartoffel,die verschiedenen Sorten, überTischsitten und Tafelfreuden inder Vergangenheit und über Saatund Ernte. Im Anhang findetman auch wichtige Adressen fürden Bezug seltener Kartoffelsor-

ten wie Vitelotte noire, Parli oderBlaue Schweden.

Der größte Teil des Buches, dasliebenswert illustriert wurde mitKinderzeichnungen zum ThemaKartoffel, aber wird gestelltdurch die Rezepte. Die langweili-ge Kartoffel wandelt sich zuse-hends zur tollen Knolle, studiertman die Rezepte für Vorspeisen,Suppen und Hauptgerichte. Tra-ditionelles ist ebenso zu findenwie Raffiniertes. Wie wär’s denneinmal mit Kartoffelterrine mitTrüffeln, mit mexikanischemSüßkartoffeltopf, mit französi-scher Kartoffeltarte oder mit Kar-toffelstrudel mit Linsengemüseund Peperonisauce? Mohnknödelaus Kartoffelteig mit Orangensa-lat oder Kartoffel-Haselnuß-Torte– auch diese Rezepte lassen be-reits beim Lesen das Wasser imMunde zusammenlaufen. Vieledieser Rezepte erinnern aberauch an eine Zeit, da der Tischnicht so reichlich gedeckt warund die Köchin Phantasie waltenlassen mußte, um Abwechslungauf den Speiseplan zu bringen.

Immer größerer Beliebtheit er-freut sich auch eine andereFrucht aus unseren Landen: derKürbis. Allerlei raffinierte Rezep-te und Informationen zum The-ma Kürbis finden sich in demGroßen Buch vom Kürbis (176Seiten, 28 ) aus dem gleichenVerlag. Ein kulinarischer Streif-zug durch die einheimische, aberauch südliche und fernöstlicheKüche. os

Kulinarischer StreifzugNeues und Altbekanntes über Kartoffeln und Kürbis

Eure

Ruth Geede

OB41_9 08.10.2002 15:33 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

Kultur 12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 10

Die Preußen kommenDas Leben des Friedrich Freiherr von der Trenck wurde nach 1973 zum zweiten Mal verfilmt

Von Mai bis August diesesJahres zogen die Preußendurch Prag und Mähren. Sie

kämpften gegen feindliche Heerebis aufs Blut und werden voraus-sichtlich im Frühjahr 2003 mit ih-rer Kavallerie auch in die bundes-deutschen Wohnzimmer einreiten.

Nein, dies ist kein Hirnge-spinst, sondern Wirklichkeit,denn die Bavaria Film läßt ver-gangene Zeiten wieder auferste-hen. Diesmal ist es der PreußeFriedrich Freiherr von derTrenck, der im Mittelpunkt einesZweiteilers steht. So manche

werden jetzt nachdenklich auf-horchen und sich fragen, ob esdas denn nicht schon irgendwoeinmal gegeben hat.

Und tatsächlich: „Trenck –Zwei Herzen gegen die Krone“ist eine Neuverfilmung. Die Ur-

version lief 1973 im Fernsehenund gilt noch heute als Stern-stunde des deutschen Films. DieHauptrollen spielten damals Ma-thias Habich und Rolf Becker, dieauch an dieser ZDF-Verfilmungdirekt oder indirekt beteiligtsind. Der Danziger Mathias Ha-bich, der erste Darsteller desTrenck, hat als „General von Ha-bich“ eine kleine Gastrolle in derNeuverfilmung, und Rolf Becker,der erste Darsteller Friedrichsdes Großen, legte seinemNachwuchs seinschauspieleri -sches Talent mitin die Wiege,so daß jetztsein Sohn BenBecker die Rolledes Trenck über-nehmen und dasErbe seines Vaters antreten kann.

Ben Becker ist dem Fernseh-und Kinozuschauer schon seitlangem bekannt, allerdingsglänzte er bisher in eher rüpel-haften Machorollen. Jetzt soll ereinen Preußen spielen? DochFriedrich Freiherr von der Trenckwar kein typischer Preuße, einBegriff, mit dem man gemeinhindie Werte Disziplin, Fleiß, Kö-nigstreue, Pflichtbewußtsein undVaterlandsliebe verbindet. DieserPreuße war in erster Linie Aben-teurer, alles andere ist umstritten.

Friedrich der Große wird dies-mal gespielt von August Zirner,der mit Hannes Jaenicke als Ge-neral Jaschinsky als Gegenspielervon Ben Becker fungiert. Nebendem unbestreitbar reizvollenSchauspieleraufgebot – Alexan-dra Maria Lara spielt PrinzessinAmalie, Trencks große Liebe –sind auch die Menschen hinterden Kulissen keine Unbekannten;beispielsweise der Regisseur undKameramann Gernot Roll, der fürseine Leistungen in „Nirgendwo

in Afrika“ hoch-gelobt wurde.

„Trenck –Zwei Herzengegen die Kro-ne“ rückt vor al-lem die Liebes-geschichte zwi-

schen Trenck und PrinzessinAmalie, der Schwester Friedrichdes Großen, in den Vordergrundund wählt so nur einen kleinenAbschnitt aus dem spannungs-reichen Leben des Freiherrn vonder Trenck. Dieser wird aberscheinbar so bunt umgesetzt, daßman sich auf zwei unterhaltsameFernsehabende im Frühjahr 2003freuen darf, denn für die Freun-de von Schlachten, Duellen, Ver-folgungsjagden, Kostümen, Lie-besbezeugungen und Aben-teuern wird voraussichtlich eini-ges geboten. R. B.

Blindekuh-Spiel am Hofe: Alexandra Maria Lara (Mitte) spielt die Prinzessin Amalie, in die sich derFreiherr von der Trenck alias Ben Becker unsterblich verliebt. Fotos (3): Bavaria

Friedrich Freiherr von derTrenck wurde 1726 in Kö-nigsberg geboren. Die Fami-

lien seiner Eltern waren seit Gene-rationen in Ostpreußen ansässig,und so war es ganz selbstver-ständlich, daß auch dieser Nach-komme an der Universität seinerHeimatstadt studieren sollte.Schon mit fünfzehn Jahren wurdeer dann auch als Jurastudent im-matrikuliert. Doch Friedrich hatteheißes Blut, ließ Studium Studiumsein und meldete sich bei Aus-bruch des zweiten SchlesischenKrieges beim Eliteregiment Gardedu Corps. Waghalsig warf er sichin den Kampf und machte somitFriedrich den Großen, den Königvon Preußen, auf sich aufmerk-sam. Schnell gelangte von derTrenck in des Königs näheres Um-feld und wurde zum Vertrautendes preußischen Regenten.

Trenck, der sei-ne Lebenserinne-rungen nieder-schrieb und ver-ö f f e n t l i c h t e ,schilderte allesin leuchtendstenFarben. Beson-ders sein Liebes-verhältnis zuAmalie, derSchwester desKönigs, stellt erheraus. Diesegreift die Bava-ria-Verfilmungauf, macht sie so-gar zum Haupt-thema in demZweitteiler, dochhistorisch gese-hen sind hierZweifel anzu-melden. Zwar istbewiesen, daßTrenck Amaliepersönlich kann-

te, doch eine Liebesbeziehung istdurch nichts belegt.

Trotzdem beharrt von derTrenck auf seinem amourösenVerhältnis zu des Königs Schwe-ster und behauptet in seinen Le-benserinnerungen, daßdies der Grund für seineInhaftierung in der Fe-stung Glatz im Jahre 1745gewesen sei. Der offizielleGrund für seine Festnah-me scheint allerdingswahrscheinlicher. Fried-rich Freiherr von derTrenck hatte nämlich regen Brief-kontakt zu seinem Vetter, demPandurenoberst Franz von derTrenck, der auf seiten Österreichsfocht, welches im zweiten Schlesi-schen Krieg zu den preußischenGegnern zählte. Was von derTrenck als harmlosen familiären

Briefwechsel darstellt, deuteteFriedrich der Große als Hochver-rat, zumal Trencks österreichi-scher Vetter kein unbeschriebenesBlatt, sondern für seine Grausam-keit gegenüber den Preußen inden Schlachten berüchtigt war.

Allerdings ließ sich von derTrenck nicht lange festsetzen, flohnach Böhmen und von da ausweiter nach Wien, wo man ihnmißtrauisch beäugte. Wie zuvordie Preußen wußten auch dieÖsterreicher nicht, inwieweit mandiesem Mann vertrauen konnte,

und so zog er weiter nach Ruß-land, um dort Kriegsdienst zu lei-sten. Hier fühlte sich von derTrenck jedoch unwohl. Als sichihm eine Position im ungarischenKürassierregiment bot, zögerte ernicht lange.

Zu seiner anfänglichenFreude hatte ihm sein in-zwischen in Gefangen-schaft umgekommenerWiener Vetter seine Gütervererbt. Diese Freudewährte allerdings nichtlange, denn schnell ent-

puppte sich das Erbe als Ansamm-lung von Prozessen und Schulden,und so zog von der Trenck aber-mals weiter und landete in Dan-zig. Hier zauderten die Häscherdes Königs nicht lange und nah-men ihn wieder in Haft.

Dieser Inhaftierung konnte sichFriedrich Freiherr von der Trencktrotz mehrerer Fluchtversuchenicht entziehen. Zeitweise mitKetten an die Wand geschmiedet,verbrachte er bis zu seiner Frei-sprechung dank Zuspruchs derösterreichischen Kaiserin MariaTheresia 1764 zehn lange Jahre.

Da der heimatlose Geselle niewieder preußischen Boden betre-ten durfte, ließ er sich in Aachennieder. Er begann journalistischtätig zu werden, gab die morali-sche Wochenzeitschrift „DerMenschenfreund“ heraus, heira-tete die Tochter des ehemaligenAachener Bürgermeisters und be-kam mit ihr acht Kinder. Auchveröffentlichte er seine in Gefan-genschaft verfaßten Gedichte undschrieb seine Lebenserinnerun-gen, die großen Zuspruch bei derLeserschaft fanden.

Nach dem Tode Friedrichs desGroßen 1786 hob sein Neffe und

Nachfolger Friedrich Wilhelm II.das Urteil Trencks auf, so daßdieser wieder heimatlichen Bo-den betreten konnte. Er nutztediese Möglichkeit und besuchtesogar die Prinzessin Amalie inBerlin, die inzwischen Äbtissinvon Quedlinburg geworden war.Er bat die unterdessen zur altenFrau gewordene Prinzessin, Pa-tin seiner Töchter zu werden,was zugegeben immerhin auf einfreundschaftliches Verhältnisder beiden Personen schließenläßt.

Man mag sich streiten, ob vonder Trenck ein Verräter und stetsnach seinem Vorteil suchenderAufschneider oder ein unruhigerGeist ohne rechte Heimat gewe-sen ist. Fakt ist, daß es ihn am En-de seines Lebens nach Frankreichführte, wo für die Ideale „Freiheit,Gleichheit, Brüderlichkeit“ ge-kämpft wurde. Hier war er dannmit Sicherheit zur falschen Zeitam falschen Ort, denn sein Kopfgehörte zu den letzten, die Ro-bespierre am 25. Juli 1794 unterdie Guillotine beförderte, bevordieser nur wenige Tage späterselbst dort sein Ende fand. ■

Geheime Affäre: Die Liebesbeziehung zwischen von der Trenck und Amalie, der Schwester Friedrichs des Großen, steht im Mittelpunkt der ZDF-Verfilmung

Königsberger auf AbwegenVom Freund zum gejagten Feind Friedrichs des Großen / Von Rebecca BELLANO

Abenteuerlustig: Friedrich Frei-herr von der Trenck (Ben Becker)

In der Neuverfilmunggeht es wieder

sehr abenteuerlich zu

Friedrich Freiherr von der Trenck warkein Preuße im üblichen Sinne:

Abenteuer war für ihn das Wichtigste

OB41_10 08.10.2002 17:47 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

Kultur12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 11

Man könnte von ihm als„Rosenfriedhof“ spre-chen. Wohin man blickt,

wachsen Rosenbäume auf denschmalen Durchlässen zwischenden einheitlich großen, liegenden,samt und sonders grauen Grab-steinen. Die Einheitlichkeit er-klärt sich aus der Tatsache, daß ei-ne auffallende Grabgestaltungnicht zulässig war. Keiner, auchnicht der angesehenste Verstorbe-ne, sollte sich über seinen Nach-

barn erheben. Doch unzähligeSchalen mit Rosen zieren dieschlichten Sandsteinplatten; Ge-ranien, Sonnenblumen, Margeri-ten bilden Farbtupfer im Rosen-rausch dieses ältesten Teils des St.Johannisfriedhofs.

Über 700 Jahre ist der Gottes-acker alt, der aus drei kleinerenFriedhöfen, dem einstigen Lepro-senfriedhof, dem Pestfriedhof,dem Gemeindefriedhof von St.Johannis und dessen dörflicherUmgebung, zusammenwuchs.Viele Erweiterungen im Laufe derJahrhunderte wurden erforder-lich. In diesen später angelegtenTeilen waren auch erhöhte oderstehende Grabmäler mit plasti-schen Darstellungen erlaubt.Durch das Riesenareal leitet einGrabplan, der der Friedhofsbro-schüre beiliegt.

„Es ist der stillste Ort Nürn-bergs“, wurde mir gesagt. Dastrifft zweifellos zu. Wer die quirli-ge, weltberühmte Altstadt kennt,weiß Bescheid. Stille bedeutetaber nicht Schweigen. Die grauenGräber mit ihren Inschriften,Wappen, Reliefbildnissen – unterdiesen in feiner Ausführung dasAntlitz des Malers Anselm Feuer-bach, gestorben 1880 –, fernerHandwerkerzeichen und christli-che Symbole erzählen die Ge-schichte vergangener Leben.Doch bei weitem nicht alle.

Die Broschüre von Illa Maronerläutert: „Auf vielen Grabstei-nen ist seit Mitte des 16. Jahrhun-derts nichts mehr vermerkt unddie Steine verschweigen die Na-

men derer, die man hier begrabenhat. Es ist die Eigenart diesesFriedhofs, der bis heute benütztwird, daß Generationen von Men-schen verzichtet haben und ver-zichten, daß die Nachwelt ihreNamen findet.“ Eine Frühformder heutigen Anonymen Bestat-tung – aber auch diese Entschei-dung spricht.

Deutliche, sogar humoristischeHinweise auf den ausgeübten Be-ruf liebte man auch. Ein soge-nanntes „redendes Wappen“zeigt das Grab des Goldschmie-des Hans Bauch. Der Meistertransportiert seinen Bauch auf ei-nem Schubkarren. Das Bildepi-taph eines Totengräbers weistGrabschaufel und Mondsichelauf. Die Ruhestätte des Zucker-sieders Hans Sachs wird seit je fürdas Grab des Schuhmachers,Dichters und MeistersingersHans Sachs gehalten, dieser aberist mit Gewißheit nicht auf demJohannisfriedhof beerdigt. DieStadt ehrte ihn mit einem Denk-mal vor dem Heilig-Geist-Spital.

Alle Bürger – egal ob reich oderarm – fanden in diesem bewußtklassenlos angelegten Totengar-ten ihre letzte Bleibe. Unter denvielen Berühmten, die bestattetliegen, wenden wir uns dreiKünstlern, alle Ausnahmepersön-lichkeiten, zu. Veit Stoß, Bildhau-er und Bildschnitzer, gestorben1533, ist der Schöpfer des „En-gelsgrußes“ in der Lorenzkirche.Das Kunstwerk hängt aus demSternrippengewölbe herab. ZweiFiguren, der Engel und Maria,grüßen aus einem mit sieben Me-daillons geschmückten Kranz.

Stoß, als „heilloser und unruhi-ger“ Bürger verschrien, bereitetedem Stadtrat von Nürnberg eineMenge Verdruß. 1477 wanderte ernach Krakau aus. Für die dortigeMarienkirche schuf er den Hoch-altar und für König Kasimir IV.das Grabmal im Krakauer Dom.Als finanziell Vermögender kehr-te er 1496 nach Nürnberg zurück.Angesichts seines Reichtums istes unverständlich, daß ihm

wegen Wechselfälschung am 4.Dezember 1503 öffentlich beideWangen durchbrannt wurden.Die Nürnberger Strafen waren zudamaliger Zeit grausam. Daßnach der Brandmarkung der En-gelsgruß-Auftrag des PatriziersAnton Tucher an ihn erfolgte, be-weist die Geisteshaltung einer Be-völkerung, die für nachtragendesVerhalten ungern Zeit vergeude-te.

Außergewöhnlich verhielt sichauch der Rechtswissenschaftler,Schriftsteller und Senator Willi-bald Pirckheimer. Seine sterb-lichen Reste fanden 1530 in derNähe seines Freundes AlbrechtDürer auf dem „Rosenfriedhof“Ruhe. Als ebenso geistvoller wiestreitbarer Humanist war er Par-teigänger der Reformation, dochsein ausgeprägter Gerechtigkeits-sinn ließ ihn bald feststellen, daßdie „evangelischen Buben“ nichtsittenreiner als die katholischenhandelten. Allerdings mußte erselbst den Vorwurf des Senatsentgegennehmen, „frommenFrauen und Jungfrauen einschwerer merklicher Ehrab-schneider“ zu sein und sich „vielböser sündlicher Handlungen öf-fentlich berühmet“ zu haben.Freund Dürer schrieb ihm, „ersolle sich tagelang schämen“. ObPirckheimer sich schämte, istnicht bekannt. Bekannt aber wur-de seine köstlich-unverschämteSatire über die LuxuskrankheitPodagra, „Lob der Gicht“.

Das „Albrecht-Dürer-Haus“,nach dem Zweiten Weltkrieg re-stauriert und ausgebaut, ist heuteMuseum und Gedenkstätte.Nürnbergs Genie bewohnte esvon 1509 bis zu seinem Tod. Ver-ehrt von aller Welt wurde Dürerstets. Kurfürsten, Könige, Kaiserhuldigten ihm, rissen sich um sei-ne Werke. Doch abgesehen vonDürers Hochbegabung muß ihmeine Wesensausstrahlung eigengewesen sein, die ihn hinreißendmachte. Überliefert ist, daß er sichwie ein Kind zu freuen vermoch-te, sich an Scherzen begeisterte,stets offen, freigebig und niemalsprüde war.

Über den plötzlichen Tod Dü-rers war nicht nur Freund Pirck-heimer entsetzt; er verfaßte die la-teinische Inschrift für denGrabstein, die übersetzt lautet:„Was an Albrecht Dürer sterblichgewesen, ist unter diesem Steinbeigesetzt.“ Am 8. April 1528 warer an den Folgen einer Malaria ge-storben, die er sich auf einer Reisedurch die Sumpfgebiete derniederländischen Küste geholthatte.

Sein Leichnam wurde in der Fa-miliengruft seiner Frau AgnesFrey bestattet. Nach deren Todfiel das Grab an das Johannes-Spi-tal zur Weiternutzung zurück.Das heißt, die Ruhestätte wurdezum „Aushub“ freigegeben. Spä-ter wurden darin Pfründner undKünstler beigesetzt, die sich keineeigene Grablege hätten leistenkönnen. Das Dürersche Grab mitder Originalplatte, die so vielefremde Gebeine schützte, wirdvom Duft der Rosenbäume um-weht. Sein Hauptwerk, die „VierApostel“, hatte Dürer seiner Hei-matstadt geschenkt.

Eine Kirche, eine Kapelle unddas „Steinschreiberhaus“ sind die

einzigen Bauwerke innerhalb desFriedhofs. Das „Steinschreiber-haus“ – der Name verrät es –diente als Arbeitsstätte der Stein-metze. Sie beschliffen die Grab-platten und meißelten, „schrie-ben“, die Namen, Epitaphien undWappen der Verstorbenen aufund in den Stein.

Als der gegossene Platten-schmuck vorherrschend wurde,übernahmen diese Arbeit dieGießhütten anstelle der Steinmet-ze, die aber deshalb bis heutenicht überflüssig wurden. Ihre

ehemalige Arbeitsstelle, das„Steinschreiberhaus“, wurde Sitzder Friedhofsverwaltung.

Die 1395 erstmals urkundlicherwähnte Stephans-Kapelle wur-de anno 1523 Begräbnisstätte derPatrizierfamilie Holzschuherund trägt seither den Namen„Holzschuher-Kapelle“. Äußer-lich ein unauffälliger Rundbau,birgt sie im Innern ein prachtvol-les Netzgewölbe und eine Kost-barkeit: das letzte Werk desNürnberger Bildhauers AdamKraft von 1507/08: „GrablegungChristi“. Der wenig später ver-storbene Kraft ließ sich auf demFriedhof bei der Lorenzkirchebeerdigen.

Die aus rötlichem Sandstein er-richtete St. Johanniskirche wachtseit dem 13. Jahrhundert über denFriedhof. Als einzige der histori-schen Kirchen Nürnbergs bliebsie bei der Bombardierung derStadt unversehrt. Das erlaubt, dieedle Innengestaltung, Altäre, Ge-mälde, Skulpturen original zu be-wundern.

Verläßt man das Gotteshaus,gleitet der Blick noch einmal überden „Rosengarten“ mit den grau-en Gräbern. Stille – aber keinSchweigen. !

St. Johannisfriedhof in Nürnberg: Überall wachsen Rosenbäume auf den schmalen Durchlässen zwi-schen den grauen Grabsteinen Fotos (2): Christine Dierenbach / Stadt Nürnberg Presseamt

Anselm Feuerbach:Das Relief-bildnisauf der Grab-platte zeigt dasAntlitzdes 1880 gestorbenenMalers

Stille –kein SchweigenAuf dem St. Johannisfriedhof in Nürnberg

Von Esther KNORR-ANDERS

Veit Stoß: Der Englische Gruß (Ausschnitt Verkündigungsgruppe)in der Kirche St. Lorenz zu Nürnberg. Der Bildhauer und Bildschnit-zer fertigte dieses Kunstwerk im Auftrag des Patriziers Anton Tucher;es entstand 1518. Stoß liegt wie Dürer, der das Werk vor der Bezah-lung begutachten mußte, auf dem Friedhof St. Johannis begraben

Foto: Archiv

Eine auffällige Gestaltungder Gräber

war nicht zugelassen

Veit Stoß – ein »heilloser und unruhiger« Bürger

OB41_11 08.10.2002 9:40 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

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12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 12

Hörfunk und Fernsehen

zum 97. GeburtstagBlumenstein, Berta, geb. Konop-

ka, aus Ebendorf, Kreis Ortels-burg, jetzt Königsberger Straße17 (bei Frau Marquardt), 71034Böblingen, am 18. Oktober

zum 95. GeburtstagGilde, Ortrud, geb. Crome, aus

Königsberg, Hufenallee, jetztLeinenborner Weg 49, 55566 BadSobernheim, am 15. Oktober

Hellmig, Frieda, geb. Junius, ausTapiau, Kleinhof, Kreis Wehlau,jetzt Müggenborn 64, 59929 Bri-lon, am 16. Oktober

Hoyer, Johanna, geb. Bieber, ausLyck, Danziger Straße 11, jetztHenri-Dunant-Straße 15, 47533Kleve, am 19. Oktober

zum 94. GeburtstagBaumann, Lothar, Oberförster a.

D., aus Kalgienen. F. A. Pfeils-walde, Kreis Sensburg, jetztSchellstraße 29, 45134 Essen-Stadtwald, am 9. Oktober

zum 93. GeburtstagHaase, Erich, aus Mostolten, Kreis

Lyck, jetzt Proppstraße 12, 28816Stuhr, am 20. Oktober

Hennig, Karl, aus Brittanien, KreisElchniederung, jetzt Pflugacker2 b, 22523 Hamburg-Eidelstedt,am 14. Oktober

Schmidtke, Kurt, aus Königsbergjetzt Suhrenkrug 15, 23701 Eutin,am 6. Oktober

zum 92. GeburtstagJodeit, Otto, aus Cranz, jetzt Hu-

bertusstraße 62, 47798 Krefeld,am 17. Oktober

Ley, Herta, geb. Rieck, aus Weh-lau, Große Vorstadt, jetzt Ahorn-straße 22, 29699 Bomlitz, am15. Oktober

Steinhage, Emma, geb. Schiwy,aus Wilhelmshof, Kreis Ortels-burg, jetzt Mühlenfeld 18, 30966Hemmingen, am 15. Oktober

Völkner, Meta, geb. Eichholz, ausKarkeln, Kreis Elchniederung,jetzt Holbeinplatz 6, 37603 Holz-minden, am 15. Oktober

Wilkewitz, Luise, geb. Golz, ausSanditten und Götzendorf, KreisWehlau, jetzt Leinberger Straße4, 44141 Dortmund, am 14. Okto-ber

zum 91. GeburtstagBrozio, Hedwig, geb. Groß, aus

Wallenrode, Kreis Treuburg,und Rotwalde, Kreis Lötzen,jetzt Pregelweg 18, 49356 Diep-holz, am 19. Oktober

Grust, Alfred, aus Sargensee,Kreis Treuburg, jetzt Behring-straße 29, 31535 Neustadt, am20. Oktober

Monitz, Margarete, aus Widmin-nen, Kreis Lötzen, jetzt Pulver-straße 72, 22880 Wedel, am18. Oktober

Robben, Hedwig, geb. Behrendt,Kreis Treuburg, jetzt Helterstra-ße 11, 49740 Haselünne, am19. Oktober

Sieg, Gertrud, geb. Kraska, ausSchlöppen, Kreis Treuburg, jetztTrakehner Straße 29, 33415 Verl,am 19. Oktober

Stattaus, Anna, geb. Dern, ausKnäblacken, Kreis Wehlau, jetztAmthausstraße 37, 35428 Lang-göns, am 18. Oktober

zum 90. GeburtstagCzwikla, Erika, aus Sonnau, Kreis

Lyck, jetzt Bodelschwinghstraße27, 76829 Landau, am 18. Okto-ber

Jestremski, Emma, geb. Pawelzik,aus Lindenort, Kreis Ortelsburg,jetzt Helwagstraße 12 (bei Wer-ner), 23701 Eutin, am 20. Okto-ber

Krafzel, Natalie, geb. Kasper, ausLyck, Kaiser-Wilhelm-Straße151, jetzt Rönnbaum 44, 22965Todendorf, am 16. Oktober

Masuhr, Wilhelm, aus Linden-fließ, Kreis Lyck, jetzt Papenhu-der Straße 58, 22087 Hamburg,am 17. Oktober

Neubacher, Dr. Heinz, aus Peters-tal, Kreis Gumbinnen, jetzt AmBrookwehr 11, 26655 Westerste-de, am 8. Oktober

Salzmann, Frieda, geb. Hensel,aus Windberge, Kreis Ebenrode,jetzt Grabenstraße 90 (Senioren-heim), 45141 Essen, am 20. Okto-ber

Wischnewski, Karl, aus Kölmers-dorf, Kreis Lyck, jetzt Ebertstra-ße 10, 31167 Bockenem, am19. Oktober

zum 85. GeburtstagJedamzik, Werner, aus Treuburg,

Danziger Straße 11, jetzt Luisen-straße 10, 51399 Burscheid, am14. Oktober

Lange, Elisabeth, geb. Ziegler, ausTreuburg, Hindenburgring,

jetzt Gleißhammer Straße 134 a,90480 Nürnberg, am 15. Oktober

Lindner, Gertrud, geb. Funk, ausLyck, Deutsche Straße 2, jetztBirkenkamp 13, 49214 Bad Ro-thenfelde, am 15. Oktober

Majewski, Anna, geb. Przytulski,aus Neuendorf, Kreis Lyck, jetztWindmühlenweg 47, 32584 Löh-ne, am 19. Oktober

Sewcyk, Hedwig, aus Kannwie-sen, Kreis Ortelsburg, jetzt Part-nerschaftsweg 3, 45966 Glad-beck, am 19. Oktober

Spielmann, Edith, geb. Spiel-mann, aus Plauen und Dettmit-ten, Kreis Wehlau, jetzt Heuweg31 c, 91560 Heilsbronn, am20. Oktober

zum 80. GeburtstagBorries, Walter, aus Nußdorf,

Kreis Treuburg, jetzt Auf derHeide 19, 49176 Hilter, am19. Oktober

Boy, Gertrud, geb. Raphael, Blei-che 21, 26180 Rastede, am17. Oktober

Cyrus, Hildegard, geb. Jablonski,aus Lyck, Kaiser-Wilhelm-Stra-ße 23, jetzt Alte Hünxer Straße41, 46562 Voerde, am 17. Okto-ber

Fischer, Irmgard, geb. Feierabend,aus Königsberg, jetzt Ritterhu-der Straße 24, 28790 Schwane-wede, am 6. Oktober

Gaedtke, Herbert, aus Deschen,Kreis Elchniederung, jetzt Hö-singwehr 6, 26736 Krummhörn-Eilsum, am 16. Oktober

Gärtner, Charlotte, geb. Sendzik,aus Sprindenau, Kreis Lyck, jetztMariendorfer Weg 23, 12051 Ber-lin, am 19. Oktober

Giera, Frieda, geb. Annuß, ausLindenort, Kreis Ortelsburg,jetzt Im Tal 17, 50129 Bergheim,am 17. Oktober

Graner, Gretel, geb. Steinke, ausMoterau, Heinrichshof, KreisWehlau, jetzt Friedenstraße 60,71636 Ludwigsburg, am 16. Ok-tober

Heckmann, Gertrud Amalie, geb.Kowalski, aus Klein Schläfken,Kreis Neidenburg, jetzt AmHang 8, 34233 Fuldatal, am16. Oktober

Hintz, Emmi, geb. Klaffka, aus Er-ben, Kreis Ortelsburg, jetzt Dros-selweg 16, 40885 Ratingen, am20. Oktober

Jendreyzik, Waltraud, geb. Cyr-kel, aus Saberau, Kreis Neiden-burg, jetzt Jersbeker Straße 31,23869 Elmenhorst/Storman, am19. Oktober

Jokeit, Erika, aus Mohrungen,jetzt Am kleinen See 44, 23701Eutin, am 7. Oktober

Kaiser, Gerhard, aus Alt-Gertlau-ken, Kreis Labiau, jetzt 35110

Frankenau-Altenlotheim, am14. Oktober

Kapps, Elfriede (Friedel), geb.Subkus, aus Sonnenmoor, KreisEbenrode, jetzt Siegstraße 114,53757 Sankt Augustin, am16. Oktober

Karpowski, Alfred, am Donar-brunnen 58, 34134 Kassel, am15. Oktober

Kerznar, Herta, geb. Rosenwald,aus Dünen, Kreis Elchniede-rung, jetzt Pattbergstraße 5,47198 Duisburg, am 17. Oktober

Kibbat, Hildegard, aus Hohen-fried, Kreis Ebenrode, jetzt Wie-senstraße 38, 97616 Bad Neu-stadt, am 18. Oktober

Kledtke, Herbert Fritz, aus Gilge-tal, Kreis Elchniederung, jetztSchüruferstraße 255, 44287 Dort-mund, am 15. Oktober

Krenz, Edith, geb. Schlaugat, ausMarkgrafsfelde, Kreis Treuburg,jetzt Cranachstraße 13, 47447Moers, am 18. Oktober

Lukawski, Elfriede, geb. Schön,aus Eiserwagen-Friederikenruh,Kreis Wehlau, jetzt Kirchgarten16, 51643 Gummersbach, am13. Oktober

Meinert, Hildegard, aus Lyck, Bis-marckstraße 47, jetzt Gunther-straße 189, 50739 Köln, am14. Oktober

Meserk, Marianne, aus Labiau,jetzt Altenheim Amalienhof,06844 Dessau, am 19. Oktober

Niederstrasser, Otto, aus Kassu-ben, Kreis Ebenrode, jetzt Kö-nigsberger Straße 18, 51688Wipperfürth, am 14. Oktober

Pfeiffer, Rudi, aus Burgkampen,Kreis Ebenrode, jetzt Dorfstraße10, 23999 Gollwitz, am 15. Okto-ber

Radeke, Eva, aus Königsberg,Nasser Garten 73/75, jetztWykhoffweg 4, 26725 Emden,am 15. Oktober

Riechert, Hildegard, geb. Schäfer,aus Kreuzingen, Kreis Elchnie-derung, jetzt Georg-Rückert-Straße 2 (Augustinum, App.719), 65812 Bad Soden, am21. Oktober

Riekers, Herta, geb. Fröhlich, ausKölmersdorf, Kreis Lyck, jetztHasporter Damm 167, 27755Delmenhorst, am 20. Oktober

Spieß, Arno, aus Plampen, KreisPillkallen, jetzt Kürkoppel 17,24106 Kiel, am 14. Oktober

Schneider, Erich, aus Lyck, LyckerGarten 8, jetzt Buscheystraße 27,58089 Hagen, am 16. Oktober

Schwemer, Herta, geb. Buczilow-ski, aus Kölmersdorf, KreisLyck, jetzt Gumse 29, 29451 Dan-nenberg, am 18. Oktober

Teuber, Ilse, geb. Schneider, ausDullen, Kreis Treuburg, jetztMeinertzstraße 30, 48159 Mün-ster, am 16. Oktober

Tubies, Elfriede, geb. Kempa, ausLötzen, jetzt Zur Mühle 22,21684 Stade-Hagen, am 15. Ok-tober

Weißbach, Elisabeth, geb. Buch-au, aus Tewellen, Kreis Elchnie-derung, jetzt Estrich 14, 37327Breitenbach, am 14. Oktober

zur Goldenen HochzeitKasperowicz, Peter, und Frau

Ruth, geb. Waschk, aus Freiort,Kreis Lötzen, jetzt Eichenweg 10,50259 Pulheim, am 18. Oktober

Poweleit, Hans, aus Pillkallen,und Frau Renate, geb. Konietz-ka, aus Allenstein, jetzt Am En-tentrat 4, 92637 Weiden/Opf.,am 18. Oktober

Wagner, Ernst, und Frau Waltraut,aus Königsberg, jetzt Mühldorf-straße 39, 81671 München, am1. Oktober

Wermann, Manfred, aus Bad Lau-sick, und Frau Elfriede, geb. Hol-le, aus Spullen, Kreis Schloß-berg, jetzt Heinersdorfer Straße6, 04651 Bad Lausick, am 11. Ok-tober

Zamzow, Horst, und Frau Hanni,geb. Öestereich, aus Pulfnick,Kreis Osterode, und Bramstädt/Pommern, jetzt Annabergweg12, 52355 Düren, am 17. Oktober

Sonnabend, 12. Oktober, 21.35Uhr, 3 Sat: „Grass, Günter, Jahr-gang 1927“ – Portrait über denLiteratur-Nobelpreisträger,der in dieser Woche 75 Jahre altwird

Mittwoch, 16. Oktober, 23 Uhr,NDR: „Andreas Baader – DerStaatsfeind“

Donnerstag, 17. Oktober, 20.15Uhr, Phoenix: VerordnetesSchweigen: „Die blutige Nachtvon Paris“

Donnerstag, 17. Oktober, 22.10Uhr, Arte: „Zwangsarbeiterin-nen“

Donnerstag, 17. Oktober, 22.25Uhr, 3 Sat: Die dressierten Kil-ler: „Geheimdienste und Ge-hirnwäsche“

Freitag, 18. Oktober, 20.15 Uhr,NDR: Flugboote (1): „Doku-mentation über die Dinosaurierder Fliegerei (1903 bis 1940)“

12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 13 Landsmannschaftliche Arbeit

Landsmannschaftliche Arbeit

Landesgruppe BerlinVors.: Hans-Joachim Wolf,Telefon (03 37 01) 5 76 56, Ha-bichtweg 8, 14979 Großbee-ren, Geschäftsführung: Tele-fon (0 30) 23 00 53 51, Deutsch-landhaus, Stresemannstraße90, 10963 Berlin

So., 20. Oktober, 14 Uhr, Deutschland-haus, Wilhelm v. Gottberg: Das heu-tige Ostpreußen. Ein Bericht zurLage des Landes und der Menschen.Vortrag und Diskussion. Informa-tionen bei Dr. Wolfgang Schulz, Te-lefon 2 51 59 95.

So., 20. Oktober, 16 Uhr, Deutschland-haus, Christian Papendick: Von Kö-nigsberg durch das Samland zurKurischen Nehrung. Diaschau. In-formationen bei Dr. WolfgangSchulz, Telefon 2 51 59 95.

LandesgruppeHamburg

Vors.: Hartmut Klingbeutel,Kippingstraße 13, 20144 Ham-burg, Telefon (0 40) 44 49 93

LANDESGRUPPE

Sonntag, 3. November, 13 Uhr,Fahrt nach Elmshorn zur Ditt-chenbühne. Theateraufführung„Herkus Monte“. Der Preis be-trägt 25 E einschließlich Kaffeeund Kuchen. Die Abfahrt erfolgtvon Hamburg ZOB, Kurt-Schu-macher-Allee, Abfahrtsbereich C,Rückfahrt erfolgt gegen 19 Uhr.Telefonische Anmeldung bei FrauPapiz, Telefon 7 32 40 01, oderFrau Bridszun, Telefon 6 93 35 20.Das Geld muß bis spätestens 15.Oktober auf das Konto der Lan-desgruppe Hamburg, Kontonum-mer: 9 605 201, BLZ: 200 10 020,Postbank Hamburg, überwiesenwerden.

BEZIRKSGRUPPENFarmsen/Walddörfer – Dienstag, 5.

November, 16 Uhr, Treffen der Grup-pe im Vereinslokal Condor, BernerHeerweg 188, 22159 Hamburg.

Hamm/Horn – Sonntag, 20. Okto-ber, 14 Uhr, Herbstfeier in der Altenta-gesstätte Horn, Am Gojenboom,gleich neben dem U-BahnparkplatzHorner Rennbahn. Nach der gemein-samen Kaffeetafel mit selbstgebacke-nem Kuchen gibt es wieder Humorund Tanz mit Peter. Tischreservierun-gen auf Wunsch bitte bei SiegfriedCzernitzki, Telefon (0 40) 6 93 27 24.Alle Gäste und Freunde des deutschenOstens sind willkommen.

Harburg/Wilhelmsburg – Montag,28. Oktober, 16 Uhr, Heimatnachmit-tag im Gasthaus Waldquelle, Meckel-feld, Höpenstraße 88 (mit dem Bus 443bis Waldquelle).HEIMATKREISGRUPPEN

Insterburg – Freitag, 1. November,14.30 Uhr, Grützwurstessen in derPostkutsche, Horner Landstraße 208.

Osterode – Sonntag, 13. Oktober, 15Uhr, Erntedankfest in den ETV-Stu-ben, Bundesstraße 96, I. Stock, Ham-burg-Eimsbüttel (Nähe U-BahnhofSchlump). Es geht los mit einer ge-meinsamen Kaffeetafel, danach Be-sinnliches und Heiteres zum Ernte-dankfest. Zur Gestaltung des Ernte-danktisches kann jeder beitragen. Gä-ste sind willkommen. Eintritt 2 E.

Sensburg – Sonntag, 13. Oktober, 15Uhr, Erntedankfest im Polizeisport-heim, Sternschanze 4, 20357 Ham-burg.

LANDESGRUPPEWESTPREUSSEN

Sonntag, 13. Oktober, 7.30 Uhr, Ab-fahrt vom ZOB zum Tag der West-preußen in Herford. Fahrtkosten: 15Euro für Mitglieder und 20 Euro fürGäste. Anmeldung bei Dietmar Neu-mann, Telefon (0 40) 7 00 92 79.

LandesgruppeBaden-Württemberg

Vors.: Günter Zdunnek, Post-fach 12 58, 71667 Marbach. Ge-schäftsstelle: Schloßstraße 92,70176 Stuttgart

Heidelberg – Sonntag, 27. Oktober,15 Uhr, Treffen der Gruppe im Rega-Hotel, Bergheimer Straße 63.

Reutlingen – Sonnabend, 26. Okto-ber, Kulturnachmittag „50 Jahre BdV“der Landsmannschaften in der List-halle, Reutlingen. Dieser Nachmittagwird von den verschiedenen Gruppengestaltet. Als Festredner konnte derStaatssekretär für die VertriebenenHeribert Rech gewonnen werden.

Schorndorf – Dienstag, 15. Oktober,14.30 Uhr, Treffen der Gruppe in derKarl-Wahl-Begegnungsstätte. Themader Zusammenkunft ist die Erntezeitin Ostpreußen. Liederbücher und fro-he Laune sind mitzubringen.

Schwäbisch Hall – Sonnabend, 16.November, 15.30 Uhr, traditionellesGrützwurstessen im Seniorenstift derBausparkasse „Im Lindach“. Am An-fang zeigt Elfi Dominik den Videofilmvon der Ostpreußenfahrt im Mai die-ses Jahres. Das Grützwurstessen be-ginnt um 18 Uhr. Um planen zu kön-nen, bittet die 1. Vorsitzende UrsulaGehm um sofortige Anmeldung, Tele-fon (07 91) 5 17 82. Weitere Anmeldun-gen nimmt Elfi Dominik, Telefon(07 91) 7 25 53, entgegen.

Stuttgart – Dienstag, 22. Oktober, 19Uhr, Vortragsabend.

Landesgruppe BayernVors. : Friedrich-WilhelmBöld, Tel. (08 21) 51 78 26, Fax(08 21) 3 45 14 25, Heilig-Grab-Gasse 3, 86150 Augsburg

Ansbach – Sonnabend, 19. Oktober,16.30 Uhr, Treffen der Gruppe in der„Orangerie“. Es gibt Gedichte undGeschichten zum Erntedank mit Kö-nigsberger-Klopse-Essen. – Sonntag,27. Oktober, „Tag der Heimat“ im„Onoldia-Saal“. Festredner ist HorstGöbbel, stellvertretender Bundesvor-sitzender der Landsmannschaft derSiebenbürger Sachsen.

Augsburg – Freitag, 11. Oktober, 18Uhr, Skat in der Gaststätte Rheingold,Prinzstraße.

Rosenheim – Mittwoch, 23. Okto-ber, 15 Uhr, Treffen der Gruppe imGasthof Höhensteiger, WesterndorfSt. Peter.

Starnberg – Mittwoch, 23. Oktober,15 Uhr, Treffen der Gruppe im Undo-sa-Seerestaurant.

LandesgruppeBrandenburg

Landesvorsitzender: HorstHaut, Oranienburger Chaus-see 7, 16515 Schmachtenha-gen, Telefon und Fax (0 33 01)80 35 27. Ehrenvorsitzender:Georg Vögerl, Buggestraße 6,

12163 Berlin, Telefon (0 30) 8 21 20 96, Fax(0 30) 8 21 20 99

Brandenburg a. d. Havel – Donners-tag, 24. Oktober, 14 Uhr, Treffen derGruppe zum Heimatabend in der Hei-matstube, Kurstraße 17.

Landesgruppe BremenVors.: Helmut Gutzeit, Tel.(04 21) 25 06 68, Fax (04 21)25 01 88, Hodenberger Straße39b, 28355 Bremen. Ge-schäftsführer: Bernhard Heit-ger, Tel. (04 21) 51 06 03, Heil-bronner Straße 19, 28816Stuhr

Bremerhaven – Freitag, 25. Oktober,15 Uhr, Stiftungsfest der Gruppe imBarlach-Haus. Es gibt Torte und Kaf-fee mit musikalischer Umrahmungdurch den Akkordeonspieler Gustav.Abends werden Würstchen mit Brotgereicht. Der Landesgruppenvorsit-zende Helmut Gutzeit wird auch da-beisein. Anmeldungen bis zum 20.Oktober unter Telefon 8 61 76. Kostenfür Mitglieder 7 E, für Gäste 10 E. – Diediesjährige Tagesfahrt führte nachWestfalen. Rosi Stockfisch chauffiertedie Gruppe bei schönem Wetter durcheine herrliche Landschaft. Unterwegslegte man eine Frühstückspause ein.Gestärkt ging es dann weiter nachMünster. Nach der rund einstündigenFührung durch das WestpreußischeLandesmuseum in Wolbeck mit vielengeschichtlichen Daten und Exponatenfuhr man in die Innenstadt von Mün-ster und hatte dort rund zweieinhalbStunden zur freien Verfügung. Da essehr heiß war, fanden sich die meistenin den nahegelegenen Biergärten oderEisdielen ein. Um 16 Uhr stieg dieGruppe wieder in den Bus. Auf derRückfahrt wurde in Ladbergen Rastgemacht, wo im „Alten Gasthaus Möl-ler“ Kaffee und leckeres, selbstgebak-kenes, belegtes Bauernbrot bestelltwar. „Hermann“, der Wirt, gab Dönt-jes auf westfälisch Platt zum besten. Esist ein urgemütlicher Gasthof, undman wäre gerne noch geblieben, aberder Bus wartete nicht. Gut gelauntkam die Gruppe zurück.

Lesum/Vegesack – Freitag, 18. Ok-tober, 17 Uhr, feiert die Gruppe ihrenHeimatabend in der „Strandlust“ mitdem traditionellen Vegesacker He-ringsessen. In Verbindung damit fin-det die Ehrung vieler langjähriger undverdienter Mitglieder statt. Den Rah-men bildet ein Unterhaltungspro-gramm. Beginn 17.30 Uhr. Informati-on und Anmeldung bei Walter Lap-sien, Telefon (04 21) 62 74 55 oder Char-lotte Maaz, Telefon (04 21) 63 12 78.

Landesgruppe HessenVors.: Anneliese Franz, geb.Wlottkowski, Telefon undFax (0 27 71) 26 12 22, Hohl 38,35683 Dillenburg

Darmstadt – Sonnabend, 19. Okto-ber, 15 Uhr, Monatstreffen im Bürger-haus am See, Grundstraße 10 (EKZ),Darmstadt-Neu Kranichstein. Nachder Kaffeetafel gestaltet die Frauen-gruppe das Erntedankfest.

Erbach – Sonnabend, 19. Oktober,14.30 Uhr, Treffen der Gruppe im Ver-einshaus, Jahnstraße 32, Raum 1, I.Stock. Dietrich Schiweck wird einenVideofilm zeigen aus der Reihe „Bil-der der Heimat Masuren: Amtsbezirkfür Störlach – heute“. Das offizielle Vi-deo zum Deutschlandtreffen ist be-

stellt – es wird darüber gesprochen.Kinder und Enkel sind zu diesemNachmittag sehr herzlich eingeladen.Die Heimat ihrer Eltern und Großelterkann auch für sie noch sehr interessantwerden. Sie sind die offiziellen erbender Vertriebenen Eltern/Großeltern.

Wiesbaden – Donnerstag, 24. Okto-ber, 18.30 Uhr, Stammtisch der Grup-pe im Restaurant Kleinfeldchen, Hol-lerbornstraße 9. Serviert wirdGrützwurst. Es kann auch nach derSpeisekarte bestellt werden. Bitte bisspätestens 17. Oktober anmelden beiIrmgard Steffen, Telefon (06 11)84 49 38. Auch wer das Stammessennicht möchte, sollte sich wegen derPlatzdisposition unbedingt anmel-den.

LandesgruppeNiedersachsen

Vors.: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lü-neburg, Telefon (0 41 31)4 26 84. Schriftführer undSchatzmeister: Irmgard Bör-necke, Mühlenstraße 22a,31812 Bad Pyrmont, Telefon(0 52 81) 60 92 68.

Bezirksgruppe Lüneburg: Manfred Kir-rinnis, Kreuzgarten 4, 29223 Celle, Tele-fon (0 51 41) 93 17 70. BezirksgruppeBraunschweig: Waltraud Ringe, Maien-straße 10, 38118 Braunschweig, Telefon(05 31) 57 70 69. Bezirksgruppe Weser-Ems: Otto von Below, Neuen Kamp 22,49584 Fürstenau, Telefon (0 59 01) 29 68.Bezirksgruppe Hannover: Wilhelm Czy-pull, Wintershall-Allee 7, 31275 Lehrte,Telefon (0 51 32) 28 71.

Braunschweig – Mittwoch, 23. Ok-tober, 17 Uhr, Treffen der Gruppe imStadtparkrestaurant. Es wird ein bun-ter Herbstnachmittag, zu dem ent-sprechende Beiträge erbeten werden.– Bei der letzten Veranstaltung berich-tete Theodor Große-Starmann von dervielfältigen Arbeit der Malteser in Kö-nigsberg, in die er eingestiegen war,nachdem er in Polen, Rumänien undLitauen schon Hilfe geleistet hatte.Das war 1992, als in dem Gebiet allesfehlte und man auch alles hinbringendurfte. Ein russischer Spediteur, des-sen Familie in Kassel lebt, holt die ge-spendeten Güter bei Theodor Große-Starmann ab. Aus dem gesamtennorddeutschen Raum erhält er Hilfe,die sich im Laufe des Jahres auf bis zu40.000 Tonnen summierten. AußerKleidung und Schuhen wurden an-fangs auch Lebensmittel mitgenom-men, die für die Schulspeisung sowiedie Suppenküchen benötigt wurden.Jetzt kauft man die Waren in Königs-berg. Die Straßenkinder werden andrei verschiedenen Punkten in derStadt versorgt. Sie erhalten Brot undein Getränk, zeitweilig neu Kleidungund erste Hilfe. Alle Versuche, für dieKinder ein Grundstück zu bekommen,schlugen fehl. In Ludwigsort wurde1997 eine Sozialstation eingerichtet,die aus Containern aus Deutschlandzusammengebaut wurde. Die Stationist auch für die Landbevölkerung, deres noch schlechter geht, erreichbar.Viermal im Jahr fährt er nach Ostpreu-ßen, um die Arbeit zu begutachten. Ernimmt gern Spender mit, damit diesehen können, wo ihre Spenden einge-setzt wurden. Die Visa dafür müssenin Hamburg beantragt werden. DieZuhörer waren bewegt von dem, wassie über den Einsatz des Referentenhörten, der nicht Ostpreuße ist, demaber die Not in der Heimat zur Ver-pflichtung wurde.

Osnabrück – Dienstag, 15. Oktober,16.45 Uhr, Kegeln im Hotel Ibis, Blu-menhaller Weg 152. – Freitag, 25. Ok-tober, 15 Uhr, treffen der Frauengrup-pe in der Gaststätte Bürgerbräu, Blu-menhaller Weg 43.

LandesgruppeNordrhein-Westfalen

Vors.: Dr. Dr. Ehrenfried Ma-thiak. Geschäftsstelle: Wer-stener Dorfstraße 178, 40591Düsseldorf, Tel. (02 11)39 57 63. Postanschrift: Bu-chenring 21, 59929 Brilon, Tel.(0 29 64) 10 37, Fax (0 29 64)94 54 59

Dortmund – Montag, 21. Oktober,14.30 Uhr, Treffen der Gruppe in denOstdeutschen Heimatstuben Land-grafenschule, Ecke Märkische Straße.

Düren – Freitag, 25. Oktober, 18Uhr, Erntedankfest. Bringen SieFreunde und Bekannte mit.

Düsseldorf – Dienstag, 15. Oktober,15 Uhr, Frauennachmittag im Ost-preußenzimmer 412, Gerhart-Haupt-mann-Haus. – Mittwoch, 16. Oktober,15 Uhr, Ostdeutsche Stickerei, Zwi-schengeschoß, Gerhart-Hauptmann-Haus. – Donnerstag, 17. Oktober, 15Uhr, Literaturfilm „Lotte in Weimar“mit Lilli Palmer im Eichendorff-Saal,Gerhart-Hauptmann-Haus. – Sonn-tag, 20. Oktober, 14.30 Uhr, „Ostdeut-

sches Schatzkästlein“. Heitere undernste Kostbarkeiten ostdeutscherDichtung und Schmunzelgeschichtenmit Leonore Gedat im Eichendorff-Saal, Gerhart-Hauptmann-Haus. –Donnerstag, 24. Oktober, 19.30 Uhr,offenes Singen im Ostpreußenzim-mer, Raum 412, Gerhart-Hauptmann-Haus.

Essen/Rüttenscheid – Freitag, 11.Oktober, 14 Uhr, Erntedankfest in derGaststätte Stern-Quelle, Schäferstraße17. Der ursprüngliche Termin 18. Ok-tober mußte leider verschoben wer-den.

LandesgruppeSachsen-Anhalt

Vors.: Bruno Trimkowski,Hans-Löscher-Straße 28,39108 Magdeburg, Telefon(03 91) 7 33 11 29

Dessau – Montag, 21. Oktober, 14.15Uhr, Treffen der Singegruppe in derBegegnungsstätte Windmüh. – Mitt-woch, 23. Oktober, 14.30 Uhr, Treffender Frauengruppe, Saarstraße 52.

Magdeburg – Freitag, 25. Oktober,16 Uhr, Singeproben im TUS Neu-stadt.

LandesgruppeSchleswig-Holstein

Vors.: Günter Petersdorf. Ge-schäftsstelle: Telefon (04 31)55 38 11, Wilhelminenstr. 47/49, 24103 Kiel

Bad Schwartau – Sonnabend, 12.Oktober, Treffen aller Vereine derStadt in der Jahn-Halle. Bei Bärenfang,Kaffee, Kuchen und viel Informationgibt es sicher viele interessante Ge-spräche.

Eutin – Donnerstag, 17. Oktober, 19Uhr, 15. Eutiner Tafelrunde im Voß-Haus Eutin. Nach dem Essen hält Stu-diendirektor a. D. Harald Breede einenVortrag zum Thema: „Zu Gott oder sowurde nicht mehr gebetet – Die Ge-schichte der Evangelisch-Lutheri-schen Kirche 1945–2001 in Königs-berg/Kaliningrad“. Die Kosten betra-gen für das Essen 13 E, der Beitrag 2 E.Anmeldungen umgehend in der Bäk-kerei Klausberger am Markt.

Mölln – Auf der Monatsversamm-lung der Gruppe hielt WaltraudSchröder einen Vortrag über Hilfslie-ferungen nach St. Petersburg. FrauSchröder ist Vizepräsidentin des Lan-desverbandes des Deutschen RotenKreuzes. Zu ihrem Aufgabenbereichgehört die Betreuung von St. Peters-burg, wo nach der Perestroika die Le-bensmittelpreise stark gestiegen sind.Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Beson-ders kinderreiche Familien sind in Notgeraten. Deshalb verteilt das DRKGrundnahrungsmittel an Bedürftige.In Suppenküchen werden täglich über3.000 Essensportionen ausgegeben.Auch wurden Kleiderkammern, Näh-stuben, ein medizinisches Zentrumsowie ein Behindertencamp für Invali-de eingerichtet. Jetzt soll ein Waisen-haus hinzukommen, wo Kinder biszum Berufsalter bleiben können. VieleTouristen sehen von diesem Elendnichts, da sie nur die Schönheiten die-ser Stadt kennenlernen. Dieser umfas-sende und ausführliche Vortrag beein-druckte die Zuhörer sehr stark, unddie Referentin erhielt als Beitrag fürdie Hilfstätigkeit eine Geldspende.Zum Abschluß trug Irmingard Alex inostpreußischer Mundart Geschichtenüber „Jette“ und „Babys“ vor.

Uetersen – Freitag, 18. Oktober, 15Uhr, Monatsversammlung im Haus„Ueterst End“, Kirchenstraße 7. – Dieletzte Monatsversammlung der Grup-pe hatte das verdienstvolle MitgliedGertrud Krüger zum Anlaß genom-men, auch ihren 80. Geburtstag imKreise ihrer Landsleute zu feiern. Ausdiesem Grund stiftete sie nicht nurKaffee und Kuchen, sondern hatteauch die Kosten für das bestellte Ge-sangs-Duo Gertrud und Dieter Frohübernommen. Der stellvertretendeVorsitzende Wolfgang Fiedler freutesich bei der Begrüßung über den gutenBesuch und gratulierte dem Geburts-tagskind zu dem runden Geburtstagganz herzlich mit einer wunderschö-nen Blumenschale. Gleichzeitig dank-te er für die Ausrichtung dieses schö-nen Nachmittags. Die Eheleute Frohbegeisterten im Fluge die Anwesen-den mit ihrem Gesang, bei dem DieterFroh launig und humorvoll moderie-rend und rezitierend durch das Pro-gramm führte. Geburtstagstorten undKuchen mundeten allen köstlich. Da-für wurde der Spenderin Gertrud Krü-ger vielmals gedankt. Reichen Beifallerhielten die beiden Sänger.

Adventsseminar »Masuren«Das Adventsseminar des Ost-

heims e.V., welches vom 29.November bis 1. Dezember 2002 imOstheim in Bad Pyrmont stattfin-det, befaßt sich in diesem Jahr mitMasuren. Unter dem Titel „Esleuchten tausend Seen in meinemHeimatland“ wird Hans-JürgenPreuß mit einem Diavortrag übermehr oder weniger Bekanntes vonMasurens Seen das Seminar amFreitag einleiten. Dr. Andreas Kos-sert, der erst kürzlich ein umfassen-des Buch über Masuren, das imSiedler Verlag erschienen ist, ver-faßt hat, referiert am Sonnabendvormittag über die Geschichte Ma-surens bis 1945. Der Tatareneinfallin Ostpreußen wird von Hans-Egon von Skopnik in seinen Aus-führungen am Nachmittag behan-delt. Nach der Kaffeepause ist dieSprache Masurens Thema des Refe-rates von Burghard Ollech, demeine rege Diskussion und ein Ge-dankenaustausch der Seminarteil-nehmer zu diesem kompliziertenThema folgt. Der „Adventsabend“mit Punsch und Gebäck steht unterdem Titel „Es dunkelt schon in derHeide“ und wird von der allseitsbekannten und beliebten ostpreu-ßischen Schriftstellerin und Journa-listin Ruth Geede gestaltet. AmSonntag stellt Jan Cymcyk aus Al-lenstein in seinem Vortrag das „Rei-seland Masuren – heute“ vor und

wird sicherlich viele gute Tips für alljene geben können, die Masurenhautnah erleben möchten. Mit ei-nem Resümee und dem Mittagessenendet das Seminar. Eine Auswahlder schönsten Masurenaquarelle,die das Land nach 1975 zeigen, hatder „Berichterstatter mit dem Pin-sel“, der in Lyck geborene Malerund Graphiker Gerhard Wydra, auszirka 300 Ostpreußenaquarellenausgewählt und zeigt sie neben zweiMappen mit von ihm geschaffenenTuschzeichnungen nach alten An-sichten vor der Flucht und Vertrei-bung während der gesamten Dauerdes Seminars. Es können auch Ar-beiten des Künstlers erworben wer-den. Das Seminar beginnt am Frei-tag, 29. November, mit dem Abend-essen und endet am Sonntag, 1. De-zember, nach dem Mittagessen. DieSeminargebühr beträgt einschließ-lich Unterkunft und Verpflegung111 Euro. Die Unterbringung erfolgtin Doppelzimmern. Einzelzimmerstehen nur in sehr begrenztem Um-fang zur Verfügung und werdennach Anmeldungseingang verge-ben. Der Einzelzimmerzuschlag be-trägt 12 Euro. Anmeldungen zumSeminar richten Sie bitte ausschließ-lich an das Ostheim – Jugendbil-dungs- und Tagungsstätte,Parkstraße 14, 31812 Bad Pyr-mont, Telefon (0 52 81) 9 36 10, Fax93 61 11.

Heimatkreise

Aus den HeimatkreisenDie Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

11. – 13. Oktober, Insterburg,Jahreshaupttreffen im Stadt-waldhaus, Krefeld.

12. Oktober, Angerapp (Dar-kehmen): Treffen der Fried-richsberger in Hiddenhau-sen.

19. /20. Oktober, Angerapp(Darkehmen): Jahreshaupt-treffen der Kreisgemein-schaft Angerapp in Ahrens-burg.

19. –26. Oktober, Johannisburg:Kirchspiel- und DorftreffenDrigelsdorf in Holzhausen.

1. –3. November, Heiligen-beil: Kirchspieltreffen Bran-denburg im „Helmut-Tietje-Haus“, Jugendherberge,Verdener Straße 104, Ro-thenburg/Wümme.

30. November, Braunsberg:Braunsberger Adventstref-fen im Hotel Handelhof,Friedrichstraße, Mülheim/Ruhr.

30. November, Gumbinnen:Regierungsbezirks-Regio-naltreffen im „LandhotelSpornitz“, 19372 Spornitzbei Parchim.

7. Dezember, Gumbinnen:Kreisgruppentreffen im„Haus der Heimat“, Vordem Holstentor 2, 22355Hamburg.

Heimattreffen 2002

12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 14

Fortsetzung auf Seite 17

AngerburgKreisvertreter: Kurt-WernerSadowski. Geschäftsstelleund Archiv: Bärbel Lehmann,Telefon (0 42 61) 80 14, Ger-berstraße 12, 27356 Rotenburg(Wümme)

Heimatmuseum in Rotenburg(Wümme) wird wieder aufgebaut –Am Vortag vor den diesjährigen An-gerburger Tagen tagte wie immer derKreisausschuß (Vorstand) der Kreis-gemeinschaft. Sein besonderer Grußgalt dem stellvertretenden Landratdes Landkreises Rotenburg (Wüm-me), Reinhard Brünjes, einem bei denAngerburgern gerngesehenen Gast.In seiner Ansprache an die Kreisaus-schußmitglieder und erschienenenGäste brachte Kreisvertreter Kurt-Werner Sadowski seine Empörungüber die erneute Brandstiftung amgerade erst wieder aufgebauten Hei-matmuseum in Rotenburg zum Aus-druck und sicherte dem Heimatbundeine Spende der Kreisgemeinschaftfür den Wiederaufbau zu. Das EndeJuli zerstörte Heimatmuseum soll inalter Form wieder aufgebaut werden.Andere Pläne sind damit vom Tisch.Auf das schöne Reetdach soll aller-dings verzichtet werden, weil diesesDach den Brandstiftern die „Arbeit“sehr erleichtert hat. Das neue Hei-matmuseums soll ein Hartdach be-kommen. Mit der Fertigstellung desMuseums rechnet der Heimatbundbis Ende 2003. Nach Auslobung einerBelohnung von 5.000 Euro konntendie 19 und 21 Jahre jungen Täter ge-faßt werden. Sie haben die Tat gestan-den. Es soll den Tätern um eine Tatvon spektakulärer Bedeutung gegan-gen sein. Reinhard Brünjes über-brachte die Grüße des LandkreisesRotenburg (Wümme) und von Land-rat Dr. Hans-Harald Fitschen. Er ver-sprach der Kreisgemeinschaft, diePatenschaft in der bisherigen Formfortzusetzen. Die vertrauensvolle Zu-sammenarbeit mit den Angerburgerngebe keinen Anlaß, über eine Ände-rung nachzudenken. Im Kreise derAngerburger fühle er sich immer sehrwohl. Der Kreisvertreter dankte Rein-hard Brünjes für seine ausschlußrei-chen Worte.

Bericht des Kreisvertreters – In sei-nem Bericht ging der Kreisvertreterauf die vielen Aktivitäten und Ange-bote der Kreisgemeinschaft im Be-richtszeitraum ein. Besonders er-wähnte er dabei die 44. heimatpoliti-sche Arbeitstagung, das Deutsch-landtreffen in Leipzig und den Be-such einer Delegation aus Angerburgim August dieses Jahres im Zusam-menhang mit dem 25jährigen Jubilä-um des Landkreises Rotenburg(Wümme). Ausführlich ging der

Kreisvertreter auf seinen Besuch inAngerburg und Benkheim auf Einla-dung der Stadt Angerburg zur Fah-nenweihe der Schulfahne für das Ge-org-Andreas-Helwing-Gymnasiumein. In Benkheim wurden die Ge-meindeverwaltung, die Grundschuleund das Gymnasium besucht. DreiLehrerinnen erteilen dort Deutschun-terricht. Der Janeller Friedhof konntemit Zustimmung der örtlichen Stelleninzwischen zur Hälfte eingezäuntwerden. Die andere Hälfte soll imnächsten Jahr gemacht werden. DerAnfang ist also gemacht. Diese Stätteder Erinnerung sollte nicht nur einAnliegen der Benkheimer, sondernaller Angerburger sein. Den Spen-dern für den Janeller Friedhof inBenkheim und den Friedhof Seehau-sen sei an dieser Stelle herzlich ge-dankt. Außerdem nahmen an dieserFahrt Dr. Carl Kraut als Vertreter desPatenkreises und Brigitte Junker vonder Kreisgemeinschaft teil. Dabeiwurde deutlich, daß die Kontaktenach Angerburg und mit den Anger-burgern den hier und dort lebendenMenschen dienen. Jede Reise nachAngerburg hat Bezug zu unserer Ge-schichte.

Berichte – Horst Labusch berichte-te, daß der Heimatbrief Nr. 130 be-reits zur Hälfte fertig ist. In ihrem Be-richt schilderte Bärbel Lehmann dieumfangreiche Arbeit in der Ge-schäftsstelle und im Archiv. BrigitteJunker berichtete von einem alles inallem zufriedenstellenden Spenden-eingang nach der Euroeinführung.Kurt-Werner Sadowski dankte allenVorstandsmitgliedern und Mitarbei-tern für die im Interesse der Kreisge-meinschaft geleistete Arbeit und fürdie erhaltenen Spenden. Er wies dar-auf hin, daß nur durch ehrenamtlicheArbeit und Spenden die Arbeit gesi-chert werden kann.

Folgende Termine wurden festge-legt – 23. November 2002: Kreisaus-schußsitzung in Rotenburg (Wüm-me); 22./23. Februar 2003: 45. Hei-matpolitische Arbeitstagung in Ro-tenburg (Wümme), Bürgersaal; 21./22. Juni 2003: 7. Heimattreffen inGüstrow; 13./14. September 2003: 49.Angerburger Tage in Rotenburg(Wümme). Vom Kreisvertreter wur-de schon auf die 50. AngerburgerTage am 11./12. September 2004 hin-gewiesen und gebeten, sich den Ter-min schon heute zu notieren. An diePatenschaftsübernahme durch denLandkreis Rotenburg (Wümme) vor50 Jahren am 16. September 1954 sollin besonderer Weise gedacht werden.Nach dem Ende der Kreisausschuß-sitzung am späten Nachmittag bega-ben sich die Kreisausschußmitgliederzum Waldfriedhof in Rotenburg(Wümme). Am Grab des ehemaligenOberkreisdirektors Helmut Janßenlegten die Vertreter der Kreisgemein-schaft einen Kranz nieder und ge-dachten des Verstorbenen, der am 20.Juli 1992 im 82. Lebensjahr verstarb.

BraunsbergKreisvertreter: Manfred Ruh-nau, Telefon (0 22 41) 31 13 95,Fax (0 22 41) 31 10 80, Bahnhof-straße 35 b, 53757 Sankt Augu-stin. Geschäftsstelle: Stadt-verwaltung Münster, Paten-stelle Braunsberg, 48127Münster

Jahreshaupttreffen 2002 – Das Jah-reshaupttreffen 2002 der Kreisge-meinschaft hat am 21./22. Septemberwieder in der Patenstadt Münster inder Stadthalle Hiltrup stattgefunden.– Braunsberger widmen sich Rechtauf Heimat. „Die Vertreibung derDeutschen als Akt ethnischer Säube-rung mit dem millionenfachen Ver-lust der Heimat ist wie jede Vertrei-bung ein Verstoß gegen das völker-rechtliche Verbot von Massen-zwangsausweisungen“, stellte Dr.Dieter Radau, Präsident der Pommer-schen Abgeordnetenversammlungund Angehöriger des Präsidiums desBundes der Vertriebenen, fest. „Hei-mat ist nur auf die Person bezogen, siebesteht unabhängig von der jeweilsgeltenden Rechtslage eines Ortes, un-abhängig von Gesetzen und Dekretensowie einer bestimmten Staatsbür-gerschaft“, erklärte er. Sein Festvor-trag „Das Recht auf Heimat im Prozeßder Osterweiterung der Europäi-schen Union“ galt den Mitgliedernder Kreisgemeinschaft Braunsberg,die an diesem Wochenende aus ganzDeutschland zu ihrem Jahreshaupt-

treffen in der Stadthalle Hiltrup zu-sammengekommen waren. GroßeHoffnungen legte Radau in die EU-Charta der Grundrechte, die einenKernbestandteil des EuropäischenVerfassungsvertrages bilden soll. Inihm ist der Schutz des Rechts auf dieHeimat ableitbar“, jede Diskriminie-rung aus Gründen der Staatsangehö-rigkeit, also auch der Deutschen, seiverboten. „Konkret heißt dies: DieBeitrittskandidaten Warschau undPrag wären verpflichtet, im Zuge ih-res Beitritts zur EU ihre Reprivatisie-rungs- beziehungsweise Restituti-onsgesetzgebung so zu gestalten, daßauch deutsche Staatsangehörige miteinbezogen werden, die nicht auf ih-rem Staatsgebiet leben. Die Vorraus-setzungen des Beitritts zur Europäi-schen Union würden zukünftig alsoauch die Grundrechte auf Heimatund Eigentum sein, folgerte der Ju-rist, der für den „Europäischen Weg“plädierte: Das Europäische Parla-ment erscheint als der vorrangigeAnsprechpartner für unser Anliegen.Bürgermeisterin Karin Reisnersprach von Heimat als Gut, das es fürdie Zukunft zu bewahren gelte. Sichan sie zu erinnern, zu besinnen, sollteein Anliegen aller Menschen sein –nicht nur derer, die ihre Heimat aufschmerzvolle Weise verloren haben.Hans-Jürgen Schuch, stellvertreten-der Sprecher der Landsmannschaftder Westpreußen, zitierte Alt-Bun-deskanzler Helmut Kohl: „Wer keineHeimat hat, ist ein armer Hund.“

Insgesamt haben etwa 250 Lands-leute an dem Treffen der Braunsber-ger teilgenommen. Bei der festlichenStunde konnten wir außer den ge-nannten Honoratioren – Frau Reisnersprach in Vertretung von Oberbür-germeister Dr. Tillmann – noch vomRat der Stadt Münster Frau HelgaWelker (CDU) und Manfred Kehr(Grüne) und von der Stadtverwal-tung Herrn Klaus Sander begrüßen.Inzwischen ist aus der Patenbezie-hung Münster–Braunsberg sogar ein„Dreiecksverhältnis“ entstanden:Das heutige Braunsberg wurde mit-einbezogen, durchaus auch auf Initia-tive der Kreisgemeinschaft. Mit einerDelegation war OberbürgermeisterDr. Tillmann vor einigen Wochen inBraunsberg zu einem Arbeitsbesuchim Hinblick auf einen Städtefreund-schaftsvertrag. Kreisvertreter Man-fred Ruhnau berichtete von dieserFahrt, zu der auch er eingeladen war,und von einer weiteren zum viertenKreistreffen in der Heimat kurz da-vor. Anlaß hierfür war die Erhebungder Pfarrkirche St. Katharina zur „Ba-silica minor“ und die Ernennung derBraunsberger Bürgertochter ReginaProtmann zur Stadtpatronin. Bei demfestlichen Gottesdienst vor der Pfarr-kirche waren zwischen 2.000 und3.000 Menschen anwesend, darunter170 Teilnehmer aus Deutschland, de-ren Busreise der Kreisvertreter orga-nisiert hatte. Von der Kreisgemein-schaft Rößel übermittelte Ernst Grun-wald und vom Bund der Vertriebe-nen Frau Roswitha MöllerGrüße. Nach dem Festvortrag wur-den Hildegard Lemmer, die seit mehrals zehn Jahren die Treffen derBraunsberger in Mülheim/Ruhr or-ganisiert, und Ernst Grunenberg alsVertreter der Plaswicher mit der Ver-dienstmedaille des HeimatkreisesBraunsberg geehrt. Die Festlichkeitwurde umrahmt von Beiträgen desBlechbläser-Quintetts der Musik-hochschule Münster. Das nächsteTreffen wird am 27. und 28. Septem-ber 2003 wieder in Münster-Hiltrupsein.

FischhausenKreisvertreter: Louis-Ferdi-nand Schwarz. Geschäftsstel-le: Telefon (0 41 01) 2 20 37(Dienstag, Mittwoch, Don-nerstag 9–12 Uhr), Postfach17 32, 25407 Pinneberg

Diesjähriges Hauptkreistreffen inPinneberg / Sonntag (Fortsetzungvon Folge 40) – Die Feierstunde fandwie gewohnt im Kreissaal in Pinne-berg statt. Sehr viele Persönlichkeitenkonnten durch Louis-FerdinandSchwarz begrüßt werden, an der Spit-ze der Schirmherr der Veranstaltung,Bürgermeister Horst Hager und derBürgermeister von Pinneberg, Horst-Werner Nitt. Ebenso war die gesamterussische Delegation anwesend.Nach der Begrüßung machte der

Kreisvertreter drei Kernaussagenzum politischen Bereich: 1. Er wiesauf die Bedeutung der Charta derHeimatvertriebenen vom 5. August1950 hin und erwähnte, daß viele Po-litiker diese Charta sehr loben. Siewird von vielen als eines der bedeu-tendsten Dokumente des letzten Jahr-hunderts dargestellt, weil die Hei-matvertriebenen schon fünf Jahrenach Kriegsende in dieser Charta ausRache und Vergeltung verzichtet undgeschworen haben, am Wiederauf-bau Deutschlands und Europas teil-zunehmen. Danach haben dann auchdie Vertriebenen gehandelt. Wenndas so ist, dann müsse die Chartaauch endlich in den SchulbüchernEingang finden und damit Pflichtlek-türe in allen Schulen werden. Dieswurde mit großem Beifall quittiert. 2.Lm. Schwarz wies auf den Paragra-phen 96 BVFG hin, wonach Bund undLänder verpflichtet sind, die Kultur-arbeit der Heimatvertriebenen zu un-terstützen und zu fördern. MancheBundesländer haben sich bedauerli-cherweise von dieser gesetzlichenVerpflichtung abgemeldet. Manmöge sich doch darauf besinnen, daßdie Kulturarbeit der ostdeutschenLänder ein Teil der gesamtdeutschenKultur ist. Deshalb muß dieses Kul-turgut erhalten und gepflegt werden.Kreisvertreter Schwarz forderteBund und Länder dringend auf, sichihrer gesetzlichen Verpflichtungnicht zu entziehen, sondern sie wahr-zunehmen, wie es der Gesetzgebervon ihnen gefordert hat. 3. Die Polenund die Litauer haben in Königsbergein Konsulat. Warum nicht Deutsch-land? Dies wäre für den Tourismuszwischen Nordostpreußen undDeutschland von sehr großem Vor-teil. Außerdem sprach er die uner-träglichen Zustände an dem Grenz-übergang zu Nordostpreußen an undforderte, daß dringend Abhilfe ge-schaffen werden muß. Wenn manTourismus ins Samland fördern undunterstützen will, dann muß manauch diese nicht mehr zu vertreten-den Grenzschwierigkeiten beseiti-gen.

Hauptredner Ehrhardt Bödecker –Die Hauptrede hielt Ehrhardt Bödek-

ker. Er ist Eigentümer des Branden-burg-Preußen-Museums in Wustrau.Seine bestechend scharfe Rede, dieauf großen Zuspruch stieß, ist im Hei-matbrief in voller Länge abgedruckt.Sehr verbindliche und zustimmendeGrußworte sprachen der SchirmherrHorst Hager, der BürgermeisterHorst-Werner Nitt und der Chef derrussischen Delegation, Sergej Jacki-mow, der erneut auf die gute Zusam-menarbeit der KreisgemeinschaftFischhausen mit den Russen im Sam-land hinwies. Er wünschte sich eineFortführung dieser intensivenFreundschaft. Er begrüßte es sehr,daß die Ortsvertreterversammlungbeschlossen hat, im Jahr 2004 wiederKulturtage in verschiedenen Ortendes Samlands durchzuführen. Beson-ders erwähnte er Pillau, wo man un-bedingt eine Ausstellung über die Ge-schichte dieser Stadt den Bürgernpräsentieren sollte. Jackimow be-schäftigt sich zur Zeit wissenschaft-lich mit der Erarbeitung der Ge-schichte der Stadt Pillau. Deswegenfährt er auch unter anderem in dasGeheime Staatsarchiv nach Berlin,um dort die Geschichte Pillaus zuerforschen. In intensiven Gesprä-chen, vertieft bei verschiedenstenGetränken, ging ein sehr harmoni-sches Fest am späten Nachmittag zuEnde.

Noch einige Hinweise für unsereOrtsvertreter – 1. Werben Sie bitte in-tensiv innerhalb der Ortsgemein-schaften für eine gute Teilnahme anunseren geplanten Veranstaltungen.Es kann nicht sein, daß sich einzelneOrtsgemeinschaften am großen Ver-einsleben der Kreisgemeinschaftnicht beteiligen. Es ist auch zu überle-gen, ob weitere Ortsgemeinschaftenihre Ortstreffen innerhalb der Kreist-reffen integrieren. 2. Fordern Sie wei-terhin Ihre Mitglieder auf, für unseregute Sache zu spenden. Ohne Spen-den werden wir nicht bestehen kön-nen. 3. Die Kreisgemeinschaft Fisch-hausen ist sehr präsent im Internet.Dies deswegen, weil der stellvertre-tende Vorsitzende, Wolfgang Sopha,es hervorragend organisiert. Deshalbgeht die Bitte an alle Ortsgemein-schaften, jegliche Veränderung unssofort mitzuteilen, damit wir auch imInternet immer aktuell sind. 4. UnserHeimatbrief ist und bleibt unser un-verzichtbares Bindeglied. Deshalbbitte ich Sie, weiterhin in gewohnterManier Ihre Beiträge uns zu senden.5. Mit großem Sachverstand bauen

wir zur Zeit unser Museum völlig um.Wir wollen es fertig zum Haupt-kreistreffen 2003 der Öffentlichkeitpräsentieren. Ich bitte Sie sehr herz-lich, zu überlegen, ob Sie in Ihren Fa-milien entbehrliche Gegenstände jeg-licher Art haben, die in unser Muse-um Einzug finden könnten. Zum Bei-spiel bei Haushaltsauflösungen darfnichts, aber auch nichts, was in ir-gendeiner Weise mit dem Samland zutun hat, fortgeworfen werden. Bittegeben Sie es uns. 6. wir müssen ganzklar feststellen, daß die Kreisgemein-schaft über mehr ältere als jüngereMitglieder verfügt. Dies ist leider einbiologischer Prozeß und nicht vonder Hand zu weisen. Deshalb ist es füruns alle von großer Bedeutung, daßwir uns umsehen und dafür sorgen,daß jüngere Damen und Herren beiuns mitmachen. Diese Aufforderung,darüber nachzudenken und Vor-schläge zu unterbreiten, gilt für jedenvon uns und ist sehr ernst gemeint.

Wir haben erfreulicherweise in-nerhalb der Kreisgemeinschaft Fisch-hausen sehr viele gut arbeitende akti-ve Ortsgemeinschaften und viele ak-tive einzelne Persönlichkeiten. Dafürdanke ich allen sehr herzlich und hof-fe, daß wir in unserer gemeinsamenArbeit für unser schönes Samland inZukunft nicht nachlassen werden.Sollten Sie Ideen, Anregungen, Mei-nungen oder Kritiken haben, bitte tei-len Sie uns dies schonungslos undganz offen mit. Louis-FerdinandSchwarz, seines Zeichens Kreisver-treter Fischhausens, ist für jede be-gründete und konstruktive Kritikdankbar.

GerdauenKreisvertreter: Dirk Bannick,Telefon (0171) 5 27 27 14. Ge-schäftsstelle: Karin Leon,Am Stadtgraben 33, 31515Wunstorf, Telefon und Fax(0 50 31) 25 89

Vorstandssitzung – Zu seiner vor-letzten Sitzung in diesem Jahr trafsich am 25. August der Vorstand inWunstorf. Karin Leon hatte wiederdankenswerterweise ihre Wohnungals Tagungsort zur Verfügung ge-stellt und ausgezeichnet für die Be-wirtung aller Vorstände gesorgt.Nach Abhandlung der üblichen Rah-menbedingungen folgten die Berich-te des Kreisvertreters, der Geschäfts-stelle und des Kreiskarteiführers überdie Arbeit der vergangenen Wochen.Karin Leon, die auch unsere Kasseführt, erläuterte die aktuelle Finanz-lage unserer Heimatkreisgemein-schaft. Die Situation unserer Wolfs-kinder in Litauen schilderte AnitaMotzkus aktuell. Daraufhin wurdesofort vom Vorstand beschlossen,unsere leidgeprüften Brüder undSchwestern auch im Jahre 2003 wie-der im gleichen Umfang wie bisher zuunterstützen. Liebe Landsleute undFreunde des Kreises Gerdauen, bitteunterstützen Sie diese Entscheidungweiterhin.

Über den Stand der Arbeiten amHeimatbrief Nr. 30, der in der erstenDezemberwoche versandfertig seinsoll, um pünktlich vor Weihnachtenan alle in der Versandkartei erfaßtenLandsleute verschickt werden zukönnen, berichtete Schriftleiter Ul-rich Kühn. Ein wichtiger Tagesord-nungspunkt der Vorstandssitzungwaren die Hauptkreistreffen. DerVorstand zog eine positive Bilanzunseres Kreistreffens in Leipzig, überdas wir in den vergangenen Ausga-ben des Ostpreußenblattes bereits aus-führlich berichtet haben. Aufgrundder großen positiven Resonanz be-schloß der Vorstand einstimmig, daßunsere Hauptkreistreffen zukünftigimmer mit den Deutschlandtreffender Ostpreußen zusammengelegtwerden. Die Vorbereitung unseresnächsten Hauptkreistreffens, das am11./12. Oktober 2003 in unserer Pa-tenstadt Rendsburg (Hotel Convent-garten) stattfindet, laufen bereits.Hierzu wurden verschiedene Vor-schläge für das Rahmenprogrammbesprochen, über die wir Sie an dieserStelle informieren werden.

Besonderes Augenmerk wurdedabei auf die Feierstunde zum 50jäh-rigen Patenschaftsjubiläum mit derStadt Rendsburg und dem KreisRendsburg-Eckernförde gelegt, dieam Sonntag, dem 12. Oktober 2003,im Rendsburger Hohen Arsenal statt-finden soll. Die aktiven Mitgliederunserer Heimatkreisgemeinschaftwerden alles in ihren Kräften Stehen-de tun, um dieses besondere Haupt-kreistreffen zu einem unvergeßlichenErlebnis für alle Landsleute werdenzu lassen. Weitere Themen, die der

Unterhaltung12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 15

Immer wieder wird nach demMärchen der KönigsbergerSchriftstellerin Charlotte Wü-stendörfer „Far e Dittke nuscht“gefragt. Es stand in den Lesebü-chern und blieb vielen älterenOstpreußen noch so gut in Erin-nerung, daß sie zumindest dieAnfangsworte sagen können: „Etweer emoal e Buersche, de wulldop Hochtiet goane ...“ CharlotteWüstendörfer hat es in samlän-dischem Platt geschrieben – unddas verstehen leider viele Lese-rinnen und Leser nicht. Das istsehr schade, denn nur in Plattbehält das Märchen seine Ur-wüchsigkeit. Trotzdem habenwir einmal den Versuch gewagt,es in Hochdeutsch zu erzählen –aber mit plattdeutschen Dialo-gen, um die Ursprünglichkeitweitgehend zu bewahren und er-kennbar zu machen. So ist derInhalt ohne weiteres auch fürNichtkenner ostpreußischerMundart zu verstehen, und auchdie Bewahrer des Plattdeutschenwerden zufrieden sein. Vielleichtwird gerade durch diese Formdas Interesse am Niederpreußi-schen – wie das ostpreußischePlatt genannt wird – geweckt.

Es war einmal eine Frau in un-serem Dorf, die wollte zu ei-

ner Hochzeit gehen. Und wie siesich nun fein ausstaffiert, merktsie, daß sie keine Haarnadeln hat.„Hans“, ruft sie, „min Sään, renndoch moal enne Stadt und bringmir far e Dittke Hoarnoadels.Oaber spood di!“

Was nun der Hans war, das warschon ein ganz guter Jung. Er warbloß ein bißchen dammlich.„Wat?“ fragt er auch gleich,„Mutterke, wat sull ek bringe?“ –„Hoarnoadels!“ sagt die Mutter.Hans setzt sich sein Mützchen aufund fragt: „Wat sull ek doch allbringe?“ – „Hoarnoadels!“ sagtdie Mutter. Da ist er schon auf derSchwelle, aber dreht sich nocheinmal um. „Wat sull ek doch allbringe?“ – „Ach, Jung, Hoarnoa-dels, Hoarnoadels!“ Da läuft derHans auf den Hof, kommt abernoch einmal zurück. „Muttke,wat sull ek doch bringe?“ – „Achnuscht, du dammlicher Junge“,sagt die Mutter boßig.

Und nun trabt der Hans dieStraße lang und brabbelt immer-zu vor sich hin: „Nuscht, nuscht,nuscht. Far e Dittke nuscht, far eDittke nuscht!“ Daß er das manbloß nicht wieder vergißt.

Bald kommt er an das Haff, dasist so weit und so blänkrig, undda sind auch ein paar Fischer, diehatten schon drei Tage nichts ge-fangen. Und nun trecken sie ihrNetz gerade wieder an Land undhaben wieder nuscht gefangen.„’n Dag ook“, sagt der Hans undbrabbelt weiter: „Far e Dittkenuscht, far e Dittke nuscht ...“

„Was?“ ruft ein Fischer erbost,denn er denkt, der Jung will sieärgern und zargen. „Du Lorbaß,du Lachodder, wat seggst du?Wacht man, du krigst jliek deHuck voll!“ Und da hat er denHans schon beim Wickel undtachtelt ihm eine. „HochgeehrtetHeerke“, grient de Jung, „wat sollek denn segge?“ – „Morje fang wimehr!“ sagt der Fischer und läßtihn laufen.

Der Jung geht nun weiter undsagt immerzu: „Morje fang wimehr, morje fang wi mehr!“, daßer die richtigen Worte nun bloßnich vergißt. Da kommt ihm derSchandarm entgegen, der hat ei-nen Spitzbuben beim Krepschullund will ihn grad ins Kalus, insKittchen, bringen. „’nen Dag

ook“, sagt der Jung höflich, „morjefang wi mehr, morje fang wi mehr!“– „Wat?“ schreit der Schandarm, „isso ein Hundsfott nicht genug? Dugottloser Jung, schlag an deineBrust und sag: Gott sie mir Sinderjnädig!“

Nun trabt der Hans weiter undsagt wie ihm befohlen: „Gott sie mirSinder jnädig, Gott sie mir Sinderjnädig!“ Dauert nicht lange, dakommt er an eine Schinderkaule, daist der Abdecker grad dabei, einemtoten Gaul das Fell abzuziehen. DerJung will sich das näher besehen,bleibt stehen und brabbelt weiter:„Gott sie mir Sinder jnädig, Gott siemir Sinder jnädig!“ – „Wat?“ schreitder Schinder, „ich war di helpe, soto spotte“, greift sich den Jung undfängt an, ihm den Hintern zu ver-dreschen. „Wat sull ek denn seg-ge?“ grient der Jung und reibt sichden Dubs. „Pui, dat stinkt, pui, datstinkt! Sullst du segge on doabi ut-spucke!“ sagt der Schinder.

Und so brabbelt der Jung imWeitergehen immerzu: „Pui, datstinkt, pui, dat stinkt!“ Und spucktdabei auf die Erde.

So kommt er an das Stadttor. Dageht gerade ein Leutnant mit seinerBraut spazieren. Der Jung bleibt ste-hen und bestaunt die Uniform mitden blankgewichsten Knöpfen unddie schöne, feine Dame mit demHut voller Blumchen und spucktdabei immer auf die Erde und sagtin einem fort: „Pui, dat stinkt, pui,dat stinkt!“

Aber das kann der Herr Leutnantnun ganz und gar nicht vertragen.„Solch ein ungewaschener Lümmelbeleidigt meine Braut!“ ruft er em-pört und greift nach dem Säbel.„Hochgeehrtet Herrke, wat soll ekdenn segge?“ granst der Hanske.„So was seh ich gern, so was seh ich

gern!“ sagt der Leutnant und strei-chelt den Arm seiner Braut.

Nun geht der Jung durch dasStadttor und brabbelt weiter: „So-was seh ich gern, sowas seh ichgern!“ Da kommt er an eine Schu-sterbude. Der Meister versohlt ge-rade seinen Lehrjungen. Der Hans-ke stellt sich hin und sagt: „So wasseh ich gern, so was seh ich gern!“Da wird der Meister böse undschreit: „Soll ich das auch mal beidir probieren?“, und fängt an, auchihn zu verwichsen. „Nee, nee“,heult der Jung, „wat soll ek dennbloß segge?“ – „Nuscht!“ sagt derMeister. „Ach, nuscht!“ freut sichder Hans, „dat es joa dat richtjeWort, nu weet ek et wedder: nuscht,nuscht, nuscht!“

So kommt er dann endlich zudem Krämerladen und fordert für eDittke nuscht. „Willst du mich är-gern?“ fragt der Fitzelbandkrämer,„du kriechst gleich die Koddernvoll!“ – „Nee, nee, hochverehrtetHerrke“, barmt der Jung, „was sullek denn bloß segge?“ – „Das kannich doch nicht wissen, du damm-licher Jung. Wozu braucht ihr esdenn?“ – „De Mutterk bruukt es, de

Hoar festtomoake!“ – „War es einKamm?“ – „Nee!“ – „War es einBand?“ – „Nee!“ – „Waren es viel-leicht Haarnadeln?“

„Joa, joa, Hoarnoadels“, schreitder Jung, „de Mutter wulld doch opHochtiet goahn!“ Und nun erzählter dem Krämer die ganze Geschich-te, und dem tut der Jung leid, under tröstet ihn. Gibt ihm die Haarna-deln und schenkt ihm fünf Dittchenund sagt, damit soll der Jung sichman amüsieren.

Da ist der Hans nun wieder ganzkarsch vor Freude und pest gleichnach Hause. Aber wie er nun zumDorf kommt, steht da ein Karussell,das hat der Besitzer gerade aufge-baut und klingert nun laut: Ei, doamicht ek mitfoahre, denkt derHans, oaber wohin mötte Hoarnoa-dels? Da kommt gerade das Heufu-der von der Wiese. Hei, denkt derJung, doa hest ok emoal Glück, undsteckt die Haarnadeln ins Heu.

Und nun klettert der Jung aufsKarussell und fährt einmal undnoch einmal – fünfmal, bis er kei-nen einzigen Dittchen mehr hat.Wie er nach Hause kommt, fragt die

Mutter: „Wo hest de Hoarnoadels?“– „Na, di hest du doch all lang!“ –„Erbarmung, du Lachodder, wahest nu wedder jemoakt?“ – „Noa,ek heb se ennt Heifoder ringesto-che“, sagt der Jung, „dat es doch nuall lang hier!“ Ja, das war richtig,aber das Heu war schon längst ab-gestakt und lag auf dem Heuboden.Und da such’ mal einer Haarna-deln!

Das war es also: far e Dittkenuscht! !

Herbstin Ost-

preußen:Am

Pracher Teichin der

RominterHeide

Foto:Burkhard

Winsmann-Steins

Far e Dittke nuschtVon Ruth GEEDE

Elise war so maßlos traurig, daßes sie nicht gereut hätte, wenn

ihr Leben im Moment zu Ende ge-wesen wäre. Was machte sie dennüberhaupt in dieser fremdenStadt? Wäre sie doch nur erst wie-der in ihrer kleinen Wohnung.Hatte dieser Streit mit ihrem Sohnüberhaupt sein müssen, und wiewar er nur entstanden?

Mache dich rar, wenn du geliebtwerden willst, sagte ihre Freun-din Greta immer. Aber die hatteauch gut reden, nur mit ihremWellensittich. Aber etwas Wahreskönnte schon dran sein. Erwach-sene Kinder liebten ihre Eltern,aber sie brauchten sie nicht mehrunbedingt. Sie hatten ihre eige-nen Familien, eigene Kinder,mußten selbst Erfahrungen ma-chen, brauchten keine gut ge-meinten Ratschläge mehr.

Aber für sie waren Peter, Hanniund Traudel doch immer nochdas Leben. Man muß loslassenkönnen. Von wem war doch nurwieder diese weise Ausspruch?Das hatte sie ja auch alles frühzei-tig getan, aber jetzt, wo ihr Manntot war, hatte sie oft doch großeSehnsucht nach mehr Familienzu-gehörigkeit.

Natürlich hatte sie sich ihr eige-nes Leben schon aufgebaut, sowar das nicht. Sie hatte Freunde,Landsleute, war ideenreich undviele gute Bücher wollten nocheinmal gelesen sein. Bis jetzt warsie ja immer der Meinung gewe-sen, sie packte den Lebensrest mit

links. Sie brauchte noch keine Hil-fe, kochte, wusch, backte, putzteWohnung und Fenster selbst,konnte Kursbücher lesen, ihreBankgeschäfte erledigen, sogartapezieren und Türen streichen.Sie brauchte so selten jemanden.Höchstens mal fürs Elektrischeoder die tropfende Wasserleitung.Da fand sich dann meistens einnetter Nachbar, der half. Etwasherablassend hatte Peter heute so-gar gemeint, daß mit zunehmen-dem Alter mancher Leute Ansich-ten bedenklich würden. DenSchuh wollte sie sich aber nochnicht anziehen.

Was wußten denn die Jungen!Natürlich waren die Ansichtenanders. Da hatte doch niemandeine Ahnung, wie es damals nachdem Krieg zugegangen war, alsder schwarze Markt in hoher Blü-te stand. Sie, überhaupt alsFlüchtlinge, sie besaßen doch nurdas nackte Leben und das, was sieauf dem Leib trugen. Damals undfast das ganze weitere Leben langwaren Fleiß und Einfallsreichtumgefragt. Ihre Kinder waren ja da-mals noch so klein. Ihnen wurdeeine Wohnung auf dem Land zu-gewiesen. Ihr Mann galt noch „alsim Krieg verschollen“. Welch eingroßes Dankgefühl, als man sichgefunden hatte. Elise arbeitetebeim Bauern in der Küche undauf dem Feld. Auch Peter mußteoft mit seinen zwölf Jahren mit-helfen.

Sie hatte den Zornausbruch ih-res Ältesten längst verziehen. Er

meinte, er hätte mehr als seineGeschwister entbehren müssen,vor allem wäre er nicht so geliebtworden. Ja, auch als Flüchtlings-kind hatte er viele Empfindungendurchleben müssen. Denn sie fie-len ja auf durch ihre Sprache unddie oft armselige Kleidung. Aberauch durch ihr Wissen, wieschwer und ungerecht das Lebensein konnte.

Wie unrecht er ihr tat. Warumsollte sie ihn nicht so lieben wiedie anderen? Dabei war der Gro-ße doch gerade ihr Stecken undStab gewesen, mit dem sie vielesbesprechen konnte. Wie oft hattensie beide, müde von der Feldar-beit, sich umarmend, auf derBank gesessen. Wußte er denndies alles nicht mehr? Sie liebtedoch alle ihre Kinder gleich viel.Natürlich jeden anders undwiederum für sich. Es war ja auchjedes anders veranlagt, da mußteauch jedes anders bedacht wer-den.

Und Peter? Gewiß, ihn hatte sieöfter tadeln müssen, weil er un-gestüm, sogar frech war und denbeiden anderen ein Beispiel seinsollte. Er nahm es mit vielen Din-gen nicht so genau, etwa wenn ereinen Kohlkopf oder zwei Zwie-beln am Feldrand fand. Fand, fin-den, gefunden waren überhauptLieblingswörter von ihm. Er hattees ja für sie getan, das wußte siealles – doch mußte sie mit ihmschimpfen, was sollte sonst malaus ihm werden. Es lag alles sodicht beieinander.

Jetzt war sie zu dem kleinenSee gegangen. Die Wellen plät-scherten vom leichten Wind.Laubwald und niedriges Gehölzließen den Platz etwas verwun-schen aussehen. Die Abendsonneschickte ihre letzten goldenenStrahlen und ließ sie direkt in ih-ren Schoß und in die offenenHände fallen. Sie betrachtete dierunzligen, leicht verformten Fin-ger. Schön waren sie nicht mehr,aber was spielte das noch für ei-ne Rolle. Sie besah ihre Handli-nien. Die rechten waren ganz an-ders als die linken. Ja, es war jaauch alles ganz anders gekom-men als vorgesehen. Oder war esschon vor ihrer Geburt eingetra-gen worden, und sie hatte esnicht lesen können?

Die beiden Schwäne stießen im-mer wieder zum Ufer vor, reck-ten in unnachahmlicher Anmutihre Hälse zu ihr hin, fragend, obsie ihnen denn heute nichts mit-gebracht hätte. Bei dem Wetterwaren wenig Spaziergänger un-terwegs – und sie hatten dochauch Hunger. Auch diese Zeitge-nossen waren schon bequem ge-worden. Sie gehörten wohl auchschon zur Wohlstandsgesellschaftund warteten auf die von Men-schenhand gereichten Semmelnund Brote.

Da legte sich eine warme Handauf ihre jetzt offene alte, die ihresJungen. Er hob sie vorsichtig anwie kostbares Porzellan und bet-tete sein Gesicht darin, das naßvon Tränen war. !

Von Liebe und EifersuchtVon Eva PULTKE-SRADNICK

Was für ein Laubtheaterwiedergelbbraun zinnoberdie Kulissender kürzeren Tagemit Abschiedsszenenvom Chlorophyllim letzten Aktdie stärksten Farbenals ob erst schön wärewas vergeht.

OktoberVon Wolf WIECHERT

Unsere Zeit ist schnellebig.Es geschieht daher heutenicht sehr oft, daß man zu-

rückblickt oder sich gar unmittel-bar von der Geschichte berührtfühlt.

280 Jahre sind vergangen, seitdem damaligen MarktfleckenRagnit durch königliche Resolu-tion die Stadtrechte verliehenwurden. Gemessen an der Ge-schichte Ostpreußens ist das einekurze Zeitspanne, gemessen ander Dauer eines Menschenlebensist sie sehr lang.

Aus Anlaß des Jubiläums wol-len wir stolz auf die wechselvolleVergangenheit Ragnits zurück-blicken. Vielleicht gelingt esdurch die gemeinsame Besinnungauf die Geschichte, den Bürger-sinn zu stärken und das Zu-sammengehörigkeitsgefühl zuvertiefen. Die Kontinuität einesgeschichtlichen Bewußtseins zuwahren, um Brücken zu schlagen,nicht um Gräben zu vertiefen, dasist es, worauf es heute ankommt.

Es begann mit der Eroberungdes Gebietes beiderseits der unte-ren Memel, der alten prussischenLandschaft Schalauen durch dendeutschen Ritterorden im 13.Jahrhundert. Die völkerrechtlicheSanktionierung erfolgte 1226durch die Goldene Bulle von Ri-mini. In ihr überließ Kaiser Fried-rich II. dem Hochmeister Her-mann von Salza die in Preußen zuerobernden Gebiete. Das Ordens-land wurde unter den Schutz desHeiligen Stuhles gestellt. Die Er-oberung Preußens war somitnicht der Vollzug einer national-deutschen Aggression, sondernein Stück der großen Kreuzzugs-bewegung. In diesem Lichte mußman das große Werk im Osten se-hen. Wer den Kreuzzug nachOsten verurteilt, muß auch dieKreuzzüge nach Palästina ver-dammen.

Es sollte nahezu ein halbes Jahr-hundert vergehen, bis der Ordendie Memel erreichte. Neben ande-ren Burgen baute er hier im Jahre1289 an Stelle der zerstörten Preu-ßenfeste die mit dem Ordenshausnicht identische Burg Landeshut.

Die exponierte Lage dieser fürden Orden so wichtigen Grenzfe-ste und die mit dem bisherigenHolzbauwerk gemachten Erfah-rungen veranlaßten den Orden, inden Jahren 1397 bis 1409 gegendie ständigen Angriffe aus Litau-en in Ragnit (Ragnita) ein be-sonders festes Ordenshaus ausStein zu bauen.

Die Vereinigung von Festung,Kloster und wirtschaftlich-admi-nistrativem Betrieb war es, diediesem Bauwerk eine von den üb-lichen Burgty-pen dieser Zeits t a r k a b w e i -chende Gestaltgab. Die hochra-gende, aus vierFlügeln bestehende quadratischeHauptburg, die Vorburg und dieWassermühle waren auch diewichtigsten Anlagen des Ordens-hauses Ragnit.

In der Nähe der Ordenshäuserwurden dann Dienstgüter ausge-geben. Um das OrdenshausRagnit wurden insbesondereSchalauer angesetzt, es ist aberauch überliefert, daß hier einigewenige Russen und Tataren sie-delten.

Die ursprüngliche Bedeutung,die dem Ordenshaus Ragnit zu-kam, ging im Jahr 1525 verloren,als Markgraf Albrecht von Bran-denburg auf den Rat Luthers zurReformation übertrat und dasgeistliche Ordensland Preußen inein weltliches Herzogtum um-wandelte. Damit war auch für dieOrdensritter der Burg Ragnit dieZeit gekommen, aus dem Ordenauszutreten. Durch die Umwand-lung des Ordensstaates in einweltliches Herzogtum ändertesich an den Grundzügen der Lan-desverwaltung nichts.

Oft sollten aber die Mauern desOrdensschlosses im Verlaufe dernächsten Jahrhunderte stummeZeugen menschlicher Tragödiensein. Während der kriegerischenAuseinandersetzungen des Gro-ßen Kurfürsten mit Polen 1656retteten sich die Bewohner der

noch kleinen Siedlung vor denTataren mit ihrer beweglichenHabe in das Schloß. 1678/79 wa-ren es die Schweden, die Ort undBurg Ragnit besetzten. Im Sieben-jährigen Krieg senkte sich überdie Stadt ein schweres Unheil.Am 24. September 1757 branntenKosaken Ragnit fast völlig niederund verübten furchtbare Greuel-taten an der Bevölkerung.

Eine Umwandlung auf dem Ge-biet des Verwaltungswesens voll-zog sich unter der Regierung KönigFriedrich Wilhelms I. Der branden-burg-preußische Staat hatte an Ein-heit und Kraft gewonnen.

Auf dem Gebiet des DistriktesRagnit, das die späteren KreiseRagnit, Schloßberg und einen er-heblichen Teil des Kreises Tilsitumfaßte, waren bis Mitte des 18.Jahrhunderts außer Ragnit nochfünf Domänenämter eingerichtet,die alle der DomänenkammerGumbinnen unterstanden.

Anfang des 18.Jahrhunderts er-lebte Ostpreu-ßen zudem eineseiner größten

Katastrophen. Die schrecklichstealler Krankheiten, die Pest, hattein den Jahren 1708 bis 1710 auchdie Ragniter Gegend mehrfachheimgesucht. Es sollen in denHauptämtern Insterburg, Ragnitund Tilsit über 30.000 Menschenan dieser Seuche gestorben sein.

Es ist das Hauptverdienst Frie-drich Wilhelms I., das von der Pestentvölkerte und verwüstete Ost-preußen durch ein groß angelegtesReformwerk zu neuer Blüte ge-

führt zu haben. Grundlegendeverwaltungs- und wirtschaftspoli-tische Reformen sowie Kirchen-und Schulbauten bereiteten denBoden für eine geistige Erneue-rung der Bevölkerung. Die Jahre1722/23 bildeten den Höhepunktdes Wiedererstehens. Große Kolo-nistenscharen wurden angesiedelt,neue Siedlungen entstanden. Sotrat im Rahmen der städtischenPolitik des Königs auch derMarktflecken Ragnit im Jahre 1722in die Reihe der preußischen Städ-te. Wir erleben Ragnit im Jahre1722 in einer Phase des Aufbaus.

Unter Zugrundelegung mehre-rer aufwendiger Planungsphasenwurde dann der Flecken Ragnitdurch königliche Resolution vom26. März 1722 zur Stadt erhoben.

Das am 6. April 1722 vom Sol-datenkönig verliehene Stadtpa-

tent enthält unter anderem denwichtigen Hinweis, daß sich allediejenigen, die sich in dieser Stadtniederzulassen beabsichtigen,beim preußischen Kommissariatin Königsberg, bei dem Steuerratoder dem noch zu bestellendenBürgermeister der Stadt zu mel-den haben.

Das vom König verlieheneStadtwappen zeigt in Blau aufgrünem Boden über Wasser einesilberne Stadt mit roten Dächernund darüberliegendem schwar-zen Adler. Über diesem ein „Au-ge Gottes“. Das Ganze ist von derUmschrift umgeben „SUB EISTUTA RAGNETA“, was sovielheißt wie „Unter diesem Schutzist Ragnit sicher“.

Am 1. September 1722 wurde inder neu gegründeten Stadt dieVerbrauchssteuer eingeführt. DerBürgermeister erhielt ein jährli-ches Gehalt von 18 Talern. Aucherhielt in diesem Jahr Ragnit eineStadtschule.

Im Zuge der Reformen wurdedas Gebiet des Kreises Ragnitdann im Jahre 1818 neu festgelegtund die Stadt Ragnit zur Kreis-stadt erhoben. Das Landratsamtwurde im Jahre 1825 von Gers-kullen nach Ragnit verlegt. DieDienstgeschäfte wurden in denRäumen des Kreishauses aufge-nommen, einem Gebäude, dasdem Schloßplatz gegenüberlagund von dem aus in den späterenJahren der Magistrat die Ge-schicke der Stadt leitete.

Die Stadt Ragnit hatte Anfangdes 19. Jahrhunderts 1.190 Ein-wohner, die überwiegend von

Ackerbau, Getreidehandel, Brannt-weinfabrikation und Handwerklebten.

Wenige Jahre vor der Jahrhun-dertwende, im Dezember 1895,zählte Ragnit bereits 4.591 Ein-wohner. Städtische Anstalten undBetriebe kamen schnell hinzu. ImJahre 1887 wurde der Schlachthoferrichtet und im Jahre 1925 durchein Kühlhaus erweitert. Das Gas-werk wurde 1898, das Wasser-werk 1902 erbaut.

Auch in den Bildungssektorwurde viel investiert. Es entstan-den die Ackerbauschule Lehrhof-Ragnit (1850), das 1922 in eineOberschule in Aufbauform umge-wandelte Lehrerseminar (1882)und die Landwirtschaftsschule(1901). Auch hatte Ragnit mehrereVolksschulen und eine Mittel-schule.

Das Schicksal der Stadt im Er-sten Weltkrieg sei nur kurz er-wähnt. Von Ende Dezember 1914bis Mitte Februar wurde Ragnitwiederholt aus dem Schreitlaug-ker Wald von russischer Artilleriebeschossen. Mehrere Gebäudewurden zwar getroffen, aber allesin allem ist Ragnit – im Vergleichzu anderen ostpreußischen Städ-ten – noch recht gut davonge-kommen.

In den Jahren 1922 bis 1924 lit-ten auch die Stadtverwaltungund die Ragniter Bürger unterden Ängstender Inflation.Das größte Pro-blem in diesernicht ermuti-genden Nach-kriegszeit war der Wohnungs-mangel. Insgesamt wurden zwarseit Kriegsende bis zum Jahre1922 in der Stadt – aus öffent-lichen Mitteln – 124 neue Woh-nungen gebaut, was aber beiweitem nicht reichte.

Seit der Wirtschaftskrise hattendie Arbeitskraft und der Fleiß derMenschen einer lebendigen Stadtzu einem andauernden, wennauch bescheidenen wirtschaft-lichen Aufschwung verholfen.Doch das rüstige Schaffen solltebald ein jähes Ende finden. Mitdem Jahre 1939 begann eine Peri-ode starker politischer Erschütte-rungen sowie weltanschaulicherKämpfe, deren Erdbebenstößesich schnell über fast die ganzeWelt ausbreiteten und dieMenschheit nicht zur Ruhe kom-men ließen. Die Vorgänge desZweiten Weltkrieges führten amEnde zu einer furchtbaren Ka-

tastrophe und in ihren Auswir-kungen auf Ragnit zumVerlust der Stadt, zur Flucht undVertreibung der damaligen Be-wohner.

Im September 1944 näherte sichder Krieg dem Kreisgebiet. Diesowjetische Offensive im Januar1945 leitete das Ende des KreisesTilsit-Ragnit ein. Es senkte sichfür lange Jahre ein „Eiserner Vor-hang“ zwischen uns Vertriebeneund unsere Heimat, man erfuhrnur sehr wenig vom Geschehenin unserem Heimatkreis.

Tilsit wurde eine kreisfreieStadt und von den Sowjets in„Sovjetsk“ umbenannt, Ragnitwird von den Russen „Neman“genannt und ist Kreisstadt, mitallerdings neu gezogenen Kreis-grenzen.

Doch die Zeiten ändern sich.Nach 1990 wurde es wieder mög-lich, Ragnit und das Kreisgebietzu besuchen. Die Landwirtschaftwar inzwischen auf Großwirt-schaft umgestellt. Die nach1945/46 angesiedelte russischeBevölkerung arbeitete auf Sow-chosen, die inzwischen in land-wirtschaftliche Genossenschafts-betriebe oder auch Familien-unternehmen umgewandelt wur-den. Letztere entwickeln sich je-doch schleppend, da die dörflicheInfrastruktur nahezu völlig zer-stört wurde und nun der bäuerli-che dezentrale Neuanfang sehrschwer ist.

Dankbarkeit erfüllt uns, daßsich auf den verschiedenen Ebe-nen zwischen den Neu- und Alt-bürgern Ragnits und denen desKreisgebietes immer bessere undfreundschaftlichere Kontakte ent-wickeln.

So wurden in den letzten JahrenPartnerschaften geschlossen zwi-schen den Neubürgern des Ray-ons Ragnit und der Kreisgemein-schaft Tilsit-Ragnit e.V., denAltbürgern dieses Kreises, die ih-re Wurzeln im Kreis Tilsit-Ragnithaben. Es folgte der Partner-schaftsvertrag zwischen den Neu-bürgern von Hohensalzburg undden Altbürgern des KirchspielesHohensalzburg. Weitere Partner-schaften sind angestrebt und inVorbereitung.

Am 25. Mai feierte die Stadtnicht nur die Verleihung derStadtrechte vor 280 Jahren, son-dern auch gleichzeitig die Um-benennung in „Neman“ durchdie Russen vor 55 Jahre. Zu die-ser Feier erhielt die Kreisge-meinschaft Tilsit-Ragnit von derAdministration der Stadt eineoffizielle Einladung, der sie ger-ne gefolgt ist. Mit rund 40 Perso-nen reiste sie hierzu in einem

Bus an. Das Ju-biläum wurdeim großen Rah-men mit Umzugvom Rathauszum Sportsta-

dion, Festreden, Folklore, Ritter-spielen in der Burgruine undnächtlichem Feuerwerk began-gen. Unter den Ehrengästen be-fanden sich amtliche Vertreterder Nachbarkreise, der Behör-den und der Gebietsregierung inKönigsberg sowie der jenseitsder Memel gelegenen Partnerge-meinden.

Der Kreisvertreter der Kreisge-meinschaft Tilsit-Ragnit brachtein seinen Grußworten zum Aus-druck, daß die Vertriebenen heute– wie vorstehend bereits gesagt –nicht nur das 280jährige Jubiläumder Verleihung der Stadtrechtevon Ragnit feiern, sondern gleich-zeitig zur Kenntnis nehmen, daßdie russischen Neubürger eben-falls schon auf 55 Jahre zurück-blicken können. Immerhin lebenhier verschiedene Russen bereitsin der dritten Generation.

Helmut Pohlmann

Geschichte 12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 16

Jubiläum:

Ein Flecken wird erhobenVor 280 Jahren verlieh König Friedrich Wilhelm I. Ragnit das Stadtrecht

Die Stadt wurde 1825Sitz des Landratsamts

Burg Ragnit:Von 1397 bis1409 wurde dieSteinburg er-baut. Maßgeb-lichen Anteilan den Planun-gen hatte Mei-ster NikolausFellenstein, derauch an derMarienburgmitgewirkthatte. Im Jahre1825 erhielt dieStadt eine Pro-vinzial-Straf-anstalt, die imSchloß unter-gebracht, aberschon drei Jahrespäter nachInsterburgverlegt wurde.

Im Jahre 1939 gab es10.000 Einwohner

OB41_16 08.10.2002 15:38 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

Vorstand während seiner Sitzung inWunstorf besprochen hat, waren un-ter anderem die Neugestaltung unse-rer Heimatstube und der Ausbau derKontakte in die Heimat (Hilfsaktion„Kreis Gerdauen“, SchüleraustauschNordenburg/Hanerau-Hademar-schen, Bruderhilfe, OrdenskircheGerdauen). Wie im Vorjahr wird sichdie Heimatkreisgemeinschaft auchdieses Jahr wieder an den Veranstal-tungen der Stadt Rendsburg anläß-lich des Volkstrauertages (17. No-vember 2002) beteiligen. Dazu istauch eine kleine Kranzniederlegungam Gerdauen-Stein vorgesehen, umder Opfer von Krieg, Flucht und Ver-treibung zu gedenken. Wir würdenuns freuen, wenn möglichst vieleLandsleute und Freunde unseres Hei-matkreises an diesen Veranstaltun-gen teilnehmen. Der Vorstand wirdsich am Sonnabend, dem 16. Novem-ber 2002, zu seiner nicht öffentlichenJahresabschlußsitzung im Pelli-Hoftreffen. Eventuelle Vorschläge oderBeratungsthemen für die Tagesord-nung senden Sie bitte bis zum 19. Ok-tober 2002 an unsere Geschäftsstelle.

GumbinnenGeschäftsstelle: Stadt Biele-feld (Patenschaft Gumbin-nen), Niederwall 25, 33602 Bie-lefeld, Tel. (05 21) 51 69 64 (FrauNiemann). Kreisvertreter: Ar-thur Klementz, Siebenbürge-ner Weg 34, 34613 Schwalm-stadt, Telefon und Fax (0 66 91)91 86 98 (Büro) und (0 66 91)2 01 93

Gumbinner-Treffen für denRaum Mainz – Am 26. Oktober 2002,um 10.30 Uhr, findet im IngelheimerWinzerkeller, Binger Straße 16, 55218Ingelheim, Telefon (0 61 32) 79 03 60ein Gumbinner Treffen statt, zu demalle Landsleute herzlich eingeladensind. Zu dem Treffen hat die bekannteHeimatschriftstellerin Ulla Lachauerihr Erscheinen zugesagt. Sie wird ausihren Werken wie Land der siebenHimmel, Sonntagskinder, Lina Gri-goleit, die Brücke von Tilsit und vielemehr lesen und ihr neu erschienenesBuch vorstellen. Das Erscheinen vonUlla Lachauer wird mit Sicherheiteine interessante und unterhaltsameBereicherung des Programms sein.Auskunft und Organisation: Karl Fel-ler, Laurenziberg 35, 55435 Gau-Al-gesheim, Telefon (0 67 25) 22 88.

HeiligenbeilKreisvertreter: Siegfried Dre-her, Telefon (0 41 02) 6 13 15,Fax (0 41 02) 69 77 94, Papen-wisch 11, 22927 Großhansdorf

Neuerscheinung einer Publikati-on – Die Kreisgemeinschaft Heili-genbeil hat erneut eine heimatkund-liche Publikation herausgegeben. ImAugust ist das Buch mit dem Titel„Von Alt Passarge bis Zinten“ beiRautenberg erschienen. Der Unterti-tel lautet „Bilder und Texte aus demostpreußischen Kreis Heiligenbeil“.Dieses Werk wurde zusammenge-stellt und bearbeitet von unseremLandsmann Georg Jenkner, Mit-glied des geschäftsführenden Vor-standes. In diesem Buch sind eineFülle von Materialien aus dem Ar-chiv der Kreisgemeinschaft und demPrivatarchiv von Georg Jenkner ver-öffentlicht worden, die in anderenPublikationen der Kreisgemein-schaft bisher noch nicht erschienensind. Auf 478 Seiten und mit über 250Fotos und Abbildungen, zum Teilauch farbig, bringt der Inhalt eineUnmenge Interessantes in anschauli-cher Weise für jeden Leser. Wie derTitel schon sagt, von Alt Passarge imWesten des Kreises am Frischen Haffbis Zinten im Osten am Rande desStablacks. Güter, Dörfer, Städte,Landschaften, Persönlichkeiten, alteund neuere Geschichte, Gegenwartund vieles andere mehr sind in ei-nem großen Spektrum ausführlichbehandelt worden. So ein Werk ge-hört ganz einfach in jeden Haushaltund eignet sich auch bestens zumVerschenken. Der Preis beträgt 34Euro inklusive Porto und Verpak-kung. Zu bestellen ist es bei GeorgJenkner, Lenauweg 37, 32758 Det-mold, Telefon (0 52 32) 8 88 26, Fax(0 52 32) 69 87 99, E-Mail:[email protected] Es wird umVorauskasse gebeten auf das Kontoder Kreisgemeinschaft Heiligenbeilbei der Sparkasse Detmold, Konto-nummer 46 06 76 17, BLZ 476 501 30.

Insterburg Stadt und LandGeschäftsstelle: Telefon(0 21 51) 4 89 91, Fax (0 21 51)49 11 41. Besuche nur nachvorheriger Terminvereinba-rung. Altes Rathaus, AmMarktplatz 10, 47829 Krefeld

Gesamtprogramm für das 50. Jah-reshaupttreffen – Das Treffen findetin der Patenstadt Krefeld vom 11. bis13. Oktober 2002 statt. Alle Veranstal-tungen finden im StadtwaldhausKrefeld, Hüttenallee 108, statt.

Freitag, 11. Oktober – TreffpunktStadtwaldhaus; ab 18 Uhr Plachan-dern und Schabbern mit allen, dieschon in Krefeld sind.

Sonnabend, 12. Oktober – Treff-punkt Stadtwaldhaus; ab 11 UhrPlachandern und Schabbern (mal se-hen, wer schon da ist?); ab 12 Uhr Ge-legenheit zum Mittagessen (Die Kü-che mit spezieller Tageskarte); 14Uhr, Kranzniederlegung und Toten-gedenken am Mahnmal für die Opfervon Gewalt, Flucht und Vertreibung(Zentralfriedhof Krefeld-Elfrath); 15Uhr Begrüßung mit einer kleinenRückschau auf 50 Jahreshaupttreffen;„Elfriedchen, sei brav!“ Elfriede Rie-menschneider liest einige Geschich-ten aus ihrem Buch über ihre Jugendim Landkreis Insterburg; Das musi-kalische Rahmenprogramm mit den„Orchesterfreunden Krefeld“ unterder Leitung von Hans Schmidt; ab 16Uhr „Kannst dich besinnen…“ ge-mütliches Beisammensein (Gelegen-heit zu Kaffee und Abendessen).

Sonntag, 13. Oktober – TreffpunktStadtwaldhaus; ab 10 Uhr Plachan-dern und Schabbern (Mensch, weißdu noch …).

JohannisburgKreisvertreter: Gerhard Wip-pich, Karteistelle: Waitzstra-ße 1, 24937 Flensburg. Schrift-führerin: Sieglinde Falken-stein, Mackensenweg 7, 28832Achim

Hauptkreistreffen in Dortmund –Das 47. Hauptkreistreffen der Kreis-gemeinschaft Johannisburg fand imGoldsaal der Westfalenhalle in Dort-mund statt. Knapp 400 Teilnehmerhatten sich im Saal an den nach Kirch-spielen eingeteilten Tischen sowie imVorraum eingefunden. Musikalischeingestimmt, der Stammusiker Diet-mar Kern unterhielt wie in den Jahrenzuvor in bewährter Weise mit einemVolkslieder-Potpourri die Zuhörer-schaft, begann mit etwas Verspätungdie Feierstunde. Sie stand unter demMotto „Erinnern – Bewahren – Zu-kunft gewinnen“. In seiner Begrü-ßung hieß Herbert Soyka die Teilneh-mer des Treffens willkommen, unterihnen aus dem jetzigen Johannisburgeine weit angereiste dreiköpfige De-legation des deutschen VereinsRosch. Er gab Hinweise auf die imProgrammheft aufgeführten Infor-mationen, auf die im Foyer gebotenenMöglichkeiten wie Nachschlagen inder Heimatkreiskartei, Spenden-zeichnen oder Erwerb von Literaturund Bildmaterial am Stand der Kreis-gemeinschaft. Der Ernst-Wiechert-Förderkreis Deutschland 1998 warmit einer Sonderpräsentation überden ostpreußischen Dichter undSchriftsteller Arno Holz vertreten.Der gleichnamige Förderkreis wirbtmit einer Unterschriftenaktion für dieEmission einer Sonderbriefmarkezum 75. Todestag im Jahr 2004 seitensdes Bundesfinanzministeriums.Auch konnte Bernstein besichtigt underworben werden.

Als fester Bestandteil der Feier-stunde folgten der Choral „Befiehl dudeine Wege“ und die Andacht. Sieentstammte dem Bibeltext aus Psalm103,2 „Lobe den Herren, meine Seele,und vergiß nicht, was er dir Gutes ge-tan hat“ und wurde von Doris Woyte-witz gehalten. „Vergiß nicht“ steht imPsalmwort auch für „sich erinnern“an Gottes Güte. Auf ein festes Gott-vertrauen weist der LiederdichterPaul Gerhard aus persönlichemschweren Schicksal mit seinem Lie-dertext hin. Man findet auch hier eineParallele: aus der Vergangenheit her-aus hoffnungsvoll in die Zukunft blik-ken. Vor und nach der Totenehrung,die Eva Klischewski sprach, sang derDortmunder Chor der „Deutschenaus Rußland“ unter Leitung von Bo-ris Kufestein die Lieder „Sing mituns“ und „Lied der Deutschen ausRußland“. Willi Reck rezitierte ausdem Gedichtband „UnvergesseneHeimat – Ostpreußische Gedichtemahnen uns“ die Verse „Mag manuns weltfremd nennen“. HerzlicheGrüße des Oberbürgermeisters derStadt Dortmund, Dr. Gerhard Lange-meyer, an die Teilnehmer des 47. Hei-matkreistreffens übermittelte Rats-mitglied Birgit Jörder, Vorsitzende

des Ausschusses für Kultur und Frei-zeit in dessen Vertretung. Siewünschte alles Gute und einen schö-nen Verlauf des Treffens. In ihrerGrußansprache hob sie hervor, daßdie seit 47 Jahren durchgeführtenTreffen in Dortmund von Treue unddamit Zuverlässigkeit, Kontinuitätund Beständigkeit der Johannisbur-ger zeugen. Die Eigenschaften bietenin Verbindung zum Heimatgedan-ken ein Stück Erinnern und Bewah-ren. Mit dem Bestreben, den Blicknach vorne zu richten – die eigenenschmerzhaften Erfahrungen könntenein positives Gestalten zum Wohleder Verständigung und Miteinanderder Völker zur Folge haben –, sollteein Stück „Zukunft gewinnen“ mach-bar sein.

Mira Kreska, Vorsitzende desdeutschen Freundeskreises Roschaus Johannisburg überbrachte derVersammlung Grüße der Mitgliederdes Vereins. Sie bedankte sich für diegezeigte Verbundenheit zu den inder Heimat verbliebenen Landsleu-ten, zum Verein, auch zu dessen Feierzum zehnjährigen Bestehen im April2002, die in Form von Spenden, Un-terstützungen, Besuchen materiellund personell bekundet wurde undwird. Sie wünschte, daß sie in der Fer-ne nicht vergessen würden und batauch für die Zukunft um weitere Un-terstützung, die ihnen sehr viel be-deuten würde. Gerhard Wippich,Kreisvertreter der Gemeinschaft,nutzte zu Beginn seiner Ansprachedas Forum des Kreistreffens, einigeMitarbeiter der Kreisgemeinschaftzur Auszeichnung für verdienstvol-len Einsatz auf die Bühne zu bitten. Ineinem symbolhaften Akt, stellvertre-tend für Auszeichnungen weitererMitarbeiter, wurden mit Urkundeund Spange mit Schriftzug „Johan-nisburg“ und Kreiswappen geehrt:Ehepaar Kurt und Maria Zwikla,Max Maseizik, Heinz Pedak. In seinerFestrede betonte der Kreisvertreter,daß die Kreisgemeinschaft in derVergangenheit viel Verständnis undUnterstützung durch Kommunalpo-litiker Dortmunds erfahren hat. Ver-treter der Stadt nahmen immer An-teil an den in der Stadt durchgeführ-ten Treffen. Grußworte, persönlichgesagt oder in schriftlicher Form ein-gereicht, waren im Programmablaufdie Regel. Weitere Ausführungen be-zogen sich im Kern auf das Leitthemades Tages der Heimat: „Erinnern –bewahren – Zukunft gewinnen“. Ausdem Kriegserleben im Zweiten Welt-krieg war das Erinnern auch mit derFrage zu verknüpfen, warum habenwir überhaupt Krieg geführt? Wirsollten uns auch stets erinnern, wasVertreibung bedeutet, damit wir da-gegen gewappnet sind. Das Mitein-ander des Zusammenlebens der Völ-ker im heutigen und zukünftigenEuropa sollte nicht auf oberflächli-chen Erwägungen beruhen. Es ver-steht sich mit Aufrichtigkeit, Gründ-lichkeit und Ernsthaftigkeit, wie zumBeispiel der Behandlung beim Aus-tausch fehlgeleiteten Kulturgutes.Wie steht es mit der Aufrichtigkeitder Behandlung der Vertreibung undder zugehörigen Dekrete? Es wäregut, wenn die polnischen Dekretenicht gültig wären. Man fand angeb-lich heraus, daß sie seit Jahren ungül-tig seien. Eine derartige Feststellungist nutzlos, zöge man keine Folgerun-gen daraus. Ist es vielleicht nur einegesteuerte Zeitungsente? UnsereLandsleute in Ostpreußen haben vonder Aufhebung noch nichts gemerkt.Welche Folgen hätte dies für uns? Dievon den Dekreten Betroffenen tragennach wie vor die alten Lasten undmüssen nach den bisherigen Um-ständen leben. Zukunft gewinnenheißt auch einen neuen Anfang ma-chen. Verlangen wir beispielsweiseneue Abschriften unserer alten, inpolnischen Archiven lagernden Per-sonenstandsurkunden, erhalten wirsie in polnischer Übersetzung. Das istkein Umstand, der Zusammenarbeitfördert. Hier ließe sich einiges än-dern.

Weitere Ausführungen gingen inRichtung Unterstützung für bedürf-tige Landsleute in der Heimat. Umdiesen Personenkreis in Johannis-burg und dem Kreisgebiet zu helfen,werden wie bisher auch im Novem-ber im Rahmen der Betreuungsakti-on durch die Kreisgemeinschaft fi-nanzielle Zuwendungen aus Mittelnder Bruderhilfe und der Kreisge-meinschaft überbracht. Dem Organi-sator des Dortmunder Hauptkreis-treffens, Herbert Soyka, blieb dasSchlußwort vorbehalten. Er bedank-te sich für die Grußworte der StadtDortmund, für das aufmerksame Zu-hören der doch zahlreich erschiene-

nen Teilnehmer, für die Akteure derFeierstunde des Treffens im Saal undVorraum. Er informierte vorab, daßdas nächste Treffen abweichend vonden üblichen Septemberterminenschon am 31. August 2003 wieder imGoldsaal der Westfalenhalle in Dort-mund stattfinden wird. Noch bis indie späten Nachmittagsstunden warGelegenheit geboten, bei Kaffee undKuchen noch gemütlich beisammenzu sein.

NeidenburgKreisvertreterin: Marion Haed-ge, Dorfstraße 45, 29331 La-chendorf, Tel. (0 51 45) 7 77

Heimattreffen 2002 – Am Sonn-abend nach der Kranzniederlegungam Ehrenmal fand im Bildungs- undVerwaltungszentrum der Stadt Bo-chum die Sitzung des Kreistagesstatt. Dem Tätigkeitsbericht derKreisvertreterin folgten die Berichtedes Schatzmeisters und der Kassen-prüfer. Allen Mitgliedern des Kas-senausschusses wurde einstimmigEntlastung erteilt. Es folgten der Be-richt des Vorsitzenden der Deut-schen Minderheit, Albert Wylen-gowski, und die Bekanntgabe desWahlergebnisses durch den Wahllei-ter, Landsmann Horst Preuß. AmNachmittag fanden dann die Wahlenzum Kreistag statt.

Wahlergebnis – Nach den Wahlenam 28. September 2002 setzt sich derKreisausschuß der Kreisgemein-schaft Neidenburg wie folgt zusam-men: 1. Vorsitzende und Kreisvertre-terin: Marion Haedge, Dorfstraße 45,29331 Lachendorf. 2. Vorsitzenderund 1. Stellvertretender Kreisvertre-ter: Jürgen Szepanek, Nachtigallen-weg 43, 46459 Rees. 3. Vorsitzenderund 2. Stellvertretender Vorsitzen-der: Dr. Uwe Laurien, Vierbergen 29a, 22926 Ahrensburg. Schatzmeister:Lutz Knief, Georg-Wesener-Straße13, 49716 Meppen. Schriftleiter Hei-matbrief: Jürgen Kowalek, Bromber-ger Straße 26, 28816 Stuhr. Verwalterder Mitgliederdatei: Hans-DietrichDembeck, Laudenbacher Straße 12,63825 Schöllkrippen. Beiräte: Dr.Martin Armgart, Salierstraße 8, 67346Speyer und Herbert Celler, Scheel-ring 32, 22457 Hamburg. Prüfungs-ausschuß: Heinz Laurien, Schützen-straße 17, 49740 Haselünne, und Ger-hard Toffel, Insterburger Straße 44,44581 Castrop-Rauxel. Vertreter:Herbert Celler, Scheelring, 22457Hamburg. Protokollführer: FrankJork, Naumannstraße 64, 10829 Ber-lin. Für nachstehende Tätigkeitenwurden von der Kreisvertreterin be-rufen: Familienforschung: ReinhardKayss, Westerwaldstraße 12, 65462Ginsheim. Gratulationen: IngridLaufer, Clementstraße 50, 49716Meppen. Für die Koordination zwi-schen der Kreisgemeinschaft und derPatenstadt Bochum ist weiterhinLandsmann Gerhard Toffel zustän-dig.

Zu Beginn der Feierstunde amSonntag war die Rundsporthallewieder gut besetzt. Es waren an die670 Landsleute, die den Weg nachBochum gefunden hatten, um ihreLiebe zur angestammten Heimat zubekunden. Nach dem gemeinsam ge-sungenen Ostpreußenlied und derBegrüßung durch den stellvertreten-den Kreisvertreter Jürgen Szepaneksprach Pfarrer Alfred Powierski ausBuschwalde das geistliche Wort mitanschließender Totenehrung. Auf-grund der Bibellesung zum Sonntagging er besonders auf die Engel ein,die uns im Leben begleiten. SeineWorte fanden bei den Landsleutengroßen Anklang. Zum Abschlußwünschte Pfarrer Powierski auchOberbürgermeister Stüber für seinegewiß nicht leichte Arbeit zum Woh-le der Stadt Bochum eine Engelsge-duld. Danach ergriff der Oberbürger-meister selbst das Wort und begrüßtealle Neidenburger, die aus nah undfern nach Bochum gekommen warenund damit ihre enge Verbundenheitzur Patenstadt unterstrichen. Er gra-tulierte zunächst Marion Haedge zuihrer Wiederwahl als Kreisvertrete-rin und verband damit den Wunsch,daß das bewährte gute Zusammen-wirken zwischen der Kreisgemein-schaft und der Stadt Bochum auchkünftig Bestand haben möge. In sei-ner weiteren Rede ging er zudem aufdas ungewohnte Bild des Umfeldesdes diesjährigen Heimattreffens ein,da die frühere Ruhrlandhalle in ge-wissem Sinne auch ein Stück Heimatfür die Neidenburger geworden war.Er wies darauf hin, daß das neueKongreß- und Veranstaltungszen-trum mit angeschlossenem Hotel so-

wohl was das Volumen des Baukör-pers und seine Bedeutung für denStandort Bochum beträfe als auchhinsichtlich der Schnelligkeit, mit derdieser Bau erstellt wurde, den Be-trachter in Erstaunen versetzt. Bo-chum positioniert sich mit diesemrund 70 Millionen Euro teuren Objektfür größere Tagungen und Kongres-se. Er verband damit gleichzeitig dieHoffnung, daß wir im nächsten Jahrdie 50jährige Patenschaftsfeier in die-sen Räumlichkeiten feiern können.Im weiteren Verlauf seiner Ausfüh-rungen ging er insbesondere auf dieOsterweiterung der EuropäischenUnion ein. Er sagte unter anderemwörtlich: Wir alle wissen, daß auchPolen zu den Staaten gehört, die inden großen Kreis der europäischenFamilie aufgenommen werden sol-len. Auf dem Weg dahin – und der istbis zur Aufnahme gar nicht mehr soweit – müssen noch manche Proble-me gelöst und Vorbehalte aus demWeg geräumt werden. Das, was sichbald auf zwischenstaatlicher Basisvollziehen wird, kann allerdings nurdann mit Leben gefüllt werden,wenn die Menschen zueinander fin-den. Für die Neidenburger kann ichsagen, daß sie so etwas wie Pionierar-beit auf diesem Felde geleistet haben.Er erinnerte allein an die gegenseiti-gen offiziellen Besuche der Reprä-sentanten Bochums und Neiden-burgs unter Vermittlung der Kreisge-meinschaft, an die Hospitation despolnischen Bürgermeisters bei derStadtverwaltung Bochum, an diezahlreichen Besuche und Begegnun-gen und nicht zuletzt an die Fotoaus-stellung „Neidenburg – heute undgestern“.

Herr Oberbürgermeister Stüberzitierte noch zum Schluß die Gruß-worte des Präsidenten der RepublikPolen anläßlich des 2. Kommunalpo-litischen Kongresses in Elbing, in de-nen es hieß: „Der seit Jahren andau-ernde Annäherungsprozeß in dendeutsch-polnischen Beziehungen hatin letzter Zeit an außergewöhnlicherGeschwindigkeit gewonnen. Mit Zu-friedenheit stelle ich fest, daß dasheutige Treffen ebenso wie auch Ihretäglichen Kontakte nicht nur leere Er-klärungen sind, sondern wahre undzielgerichtete Absichten. Eine beson-dere Bedeutung gewinnen sie hier,auf den Gebieten mit komplizierterVergangenheit. Durch Ihre Aktivitä-ten zeigen Sie, wie man auf derGrundlage des gemeinsamen Erbesder vergangenen Generation – derDeutschen und der Polen – eine kon-struktive Zusammenarbeit gestaltenkann. Die bei Deutschen und Polengemeinsame Sorge um die Bewah-rung von Symbolen unserer Vorfah-ren und die Pflege des historischenErbes ist die beste Grundlage für dieNormalisierung und Integration.“

Die Kreisvertreterin bedankte sichbeim Oberbürgermeister für dieGrußworte und persönlichen Glück-wünsche zu ihrer Auszeichnung als„Freund des Neidenburger Landes“.Sie gab der Hoffnung Ausdruck, daßdas Patenschaftsjubiläum im näch-sten Jahr in den neuen Räumen desKongreßzentrums gefeiert werdenkann. Im weiteren Verlauf ihrer Redebedankte sie sich für das Vertrauen,das ihr durch die Wiederwahl entge-gengebracht wurde. „Ich werde auchin den nächsten Jahren mein Bestesgeben zum Wohle unserer Kreisge-meinschaft.“ Den aus dem Kreistagausgeschiedenen Landsleuten Janke,Jobski, Kalwa und Rutkowski danktesie für ihr langjähriges Wirken in undfür die Kreisgemeinschaft und über-reichte ihnen einen Teller mit demWahrzeichen der Heimatstadt Nei-denburg. Ein ausführlicher Berichtüber die Rede der Kreisvertreterinerfolgt in der Weihnachtsausgabedes Heimatbriefes. Mit dem Absin-gen der 3. Strophe des Deutschlands-liedes endete die Feierstunde. Nachder Feierstunde blieben die Lands-leute noch bis zum späten Nachmit-tag beim Austausch von Erinnerun-gen zusammen.

Preußisch HollandKreisvertreter: Bernd Hinz.Geschäftsstelle: Tel. (0 48 21)6 03-3 64, Reichenstraße 23,25524 Itzehoe

50 Jahre Patenschaft – Anläßlich 50Jahren Patenschaft Kreis Steinburgund Stadt Itzehoe für Kreis und StadtPreußisch Holland findet das Haupt-kreistreffen der KreisgemeinschaftPreußisch Holland im Jahre 2003 am6. und 7. September im Hotel Kloster-brunnen, Klosterbrunnen2, 25524 It-zehoe statt.

Heimatkreise12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 17

Fortsetzung von Seite 14

Aus den Heimatkreisen

Das Sichtbare ist vergangen –es bleibt die Liebe und Erinnerung

Wir trauern um unsere Tochter, Schwester und Tante

Dr. med. Astrid Staskewitz9. 12. 1966 – 31. 8. 2002

Es war ihr nicht vergönnt, die ostpreußische Heimat ihrer väterli-chen Vorfahren, Heilsberg, kennenzulernen.

In Liebe und DankbarkeitFamilie Reiner Staskewitz

Schlesierstraße 18, 74731 WalldürnWas bleibt, ist die Erinnerung

Heute ist die von uns allen geliebte Lebensgefährtin, Mutter, Groß-mutter und Schwester eingeschlafen. Sie war Mittelpunkt unsererGroßfamilie und hinterläßt eine große Lücke bei uns und vielenMenschen, die sie in dankbarer Erinnerung behalten werden.

Ulla v. Manteuffelgeb. Plock

* 15. 10. 1919 † 30. 8. 2002 Sechserben/Ostpr. Marburg/Lahn

In Liebe nehmen wir AbschiedWerner BächleMonika Shepherd, geb. v. ManteuffelIngeborg Plock, geb. v. Manteuffel, und Jürgen PlockGerd-Ewald und Lissa v. ManteuffelKristine Faulhaber, geb. v. Manteuffel,und Markus FaulhaberKay und Iris BackeshoffAnne-Josée BackeshoffHans-Henning und Barbara PlockBrigitte Berger, geb. Plock, und Manfred Bergersowie 14 Enkel und 4 Urenkel

Traueranschrift: v. Manteuffel, Mittelweg 12, 35041 Marburg-WehrdaDie Beerdigung fand am Samstag, dem 7. 9. 2002, um 14.00 Uhr, aufdem Friedhof in 34516 Vöhl-Obernburg (bei Korbach) statt.Anstelle von Blumen oder Kränzen erbitten wir eine Spende andas Tumorzentrum Ambulanter Hospiz Dienst Marburg, dessenMitarbieterinnen uns bei der Pflege der Verstorbenen liebevollunterstützt haben.Sparkasse Marburg-Biedenkopf, BLZ 533 500 00, Kto. Nr. 1686

Nach langer schwerer Krankheit, und doch plötz-lich, hat Gott der Herr meine liebe Schwester, Tanteund Großtante

Irmgard Stangegeb. Bogdahn

geb. 1. Juni 1917 in Tranatenberg,Krs. Elchniederung

gest. 22. September 2002 in Leipzig

zu sich in sein himmlisches Reich gerufen.

In stiller TrauerUrsula BogdahnFamilie Hans-Dieter Hoffmannund alle Freunde und Bekannten

Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung findet am Freitag, dem 8. No-vember 2002, 14 Uhr, auf dem Friedhof Leipzig-Wiederitzsch statt.

Ein erfülltes und stets hilfsbereites Leben ist zu Ende gegangen.

Oskar Purwin* 18. Dezember 1928 † 3. Oktober 2002

Lötzen/Ostpreußen Hamburg

In Liebe und DankbarkeitSabine Lückert, geb. PurwinJan LückertLieselotte SchroederHelmut PurwinHerma PurwinJohannes Purwin

HamburgDie Beerdigung findet am Freitag, dem 11. Oktober 2002, um12.30 Uhr von der Auferstehungskapelle Neumünster, PlönerStraße, aus statt.

12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 18 53. Jahrgang

Ihren 80. Geburtstag

feiert am 12. Oktober 2002

Elisabeth (Lisbeth)Olschewski

geb. Kruskaaus Altkelbunken, Kreis Sensburg

jetzt Gartenstraße 666978 Leimen (Pfalz)

Es gratulieren herzlichdie Söhne,

Schwiegertöchter und Enkel

Den meisten setzt vor dieses Fest das Schicksal seine Schranken.Wen Gott den Tag erleben läßt, hat wahrlich Grund zum Danken.

Diamantene Hochzeit feiern am 16. Oktober 2002

Franz Pfeiffer undHerta Pfeiffer, geb. Brandtstäter

aus Marderfelde, Kreis Schloßberg (Ostpr.)jetzt Baccumer Berg 16, 49811 Lingen

Es gratulieren ganz herzlich und wünschen alles GuteHans-Dieter und Gertrud mit Nicole

Günter und Brigitte mit Ellen und Tim

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Bekanntschaften

Ostpreußin, Wwe., 71 J., su. netten,ehrl. Partner (NT) im Raum Rhld.-Pfalz. Zuschr. u. Nr. 21950 an DasOstpreußenblatt, 20144 Hamburg

Suchanzeigen

Suche Willy Enderloth(Enderlath od. Endrolath), geb.27. 8. 1917 in Ostpreußen. Erwar Soldat in Stamsund (Lofo-ten) in der Zeit 1943–1945. BitteKontakt mit Ragnhild Führer,Brandaustraße 13, 12277 Berlin,Telefon 0 30/7 41 25 35

Erben gesuchtAbkömmlinge (Kinder, Enkel-kinder etc.) des Müllers AugustBrandt und dessen EhefrauFriederike Brandt, geb. Ignay,die ca. 1890 noch in Franzdorf,Krs. Insterburg wohnhaft waren.Wer kann etwas über deren Ver-bleib und Abkömmlinge mittei-len?Meldungen erbeten an Dipl.-Kfm. Wolfgang Moser, Prinz-Weimar-Straße 7, 76530 Ba-den-Baden (Az.: RM-1088), Te-lefon 0 72 21/36 96-29.

AhnenforschungFamilienname Skrzeba

Mein Urgroßvater GottliebSkrzeba wurde am 24. 12. 1870in Beutnerdorf/Ortelsburg ge-boren, sein Vater Gottlieb am27. 11. 1834 in Alt Keykuth, Krs.Ortelsburg. Wer weiß was überdas Vorwerk Fiugatten bei Or-telsburg? Nachricht an: Wal-traud Pfeffer, geb. Skrzeba, AmFischweiher 24 in 82481 Mitten-wald. Telefon: 0 88 23/51 25.

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Erfolgreich werbenim Ostpreußenblatt

Aktuelles12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 19

Auf dem Verbandstag desVdH in Erfurt an diesemWochenende werden auch

Gäste aus Moskau dabei sein. Essind Vertreter der „Liga für Rus-sisch-Deutsche Freundschaft“, dienach einer Teilnahme am Bezirks-treffen der Memellandkreise e. V.in Gera vor eine Jahr erneut hof-fen, das Interesse der Vertriebenenan ihrer Arbeit zu wecken, die be-reits gute Erfolgeauf dem Gebietder Aufklärungvon Schicksalendeutscher Kriegs-gefangener undverschleppter Zi-vilpersonen inder ehemaligenSowjetunion aufweisen kann.

Das Ostpreußenblatt hat hierzunicht unerheblich beigetragen,wie der Präsident der Liga, Dr.Andrej Rumjanzew, bestätigt: „Esist uns in den letzten zwei Jahrender Sucharbeit gelungen, vieleschwierige Fälle der vermißtenVerschleppten aufzuklären. Eineentscheidende Rolle hat dabei dieVeröffentlichung des ersten Be-richtes im Ostpreußenblatt ge-spielt, wobei für viele Familiender ehemaligen Betroffenen der

Verschleppung die Adresse desSuchreferates bekanntgemachtwurde.“ Dr. Rumjanzew legt alsBeweis die Liste mit 23 Erfolgennach der ersten Veröffentlichungim Ostpreußenblatt vor.

Was in dieser Erklärung auffällt,ist der genannte Zeitraum, der diebeiden letzten Jahre umfaßt. Dasbedeutet, daß die vor sieben Jah-

ren gegründeteLiga nach gro-ßen Anfangs-schwierigkeiten,starken Behin-derungen undsogar Blockie-rungen ihrer Tä-tigkeit endlich

erfolgreicher arbeiten kann. Dasbedeutet aber noch längst nicht,daß die Probleme beseitigt sind. Esmüssen noch immer viele Schwie-rigkeiten überwunden werden,die nicht zuletzt aus einer ver-ständlichen Skepsis und nicht zu-friedenstellenden Erfahrungenvon deutscher Seite bestehen. Ver-suchen wir also einmal, die Lagedieser von keiner Seite finanziellunterstützten Institution zu be-leuchten.

Der Suchdienst der Liga für Rus-sisch-DeutscheFreundschaftträgt den Titel„Aktion Versöh-nung“. Die Lei-tung der Ligaund damit auchdes Suchdien-stes liegt in denHänden vonPräsident Dr.Andrei Rumjan-zew. Ihm zurSeite steht derDirektor des„ S o n d e r a r -chivs“ (Rus-sisch-StaatlichesKriegsarchivMoskau), Dr.Vladimir Kuze-l e n k o v. D e rSuchdienst ver-fügt heute ne-

ben äußerst qualifizierten Mitar-beitern über 74 regionale undrussische Archive. Somit ist ne-ben der eigentlichen Suchaktiondem Suchreferat die Möglich-keit gegeben, dem Antragstellerbei der Suche nach der Archiv-akte, persönlichen Papieren, Le-bensläufen, Befragungsbögen,Vernehmungsprotokollen, Sold-büchern, Wehrpässen oderKrankheitsbulletins zu helfen.

Präsident Dr. Rumjanzew be-zeichnet die Arbeit mit den rus-sischen Behörden als problem-los, es bestehe eine ausge-zeichnete Zusammenarbeit. DerSuchdienst wird auf allen Ebe-nen zentral und regional inten-siv unterstützt. Auch mit denVeteranenverbänden beider Na-tionen bestehen freundschaftli-che Verbindungen, die auf Tref-fen in Deutschland undRußland noch intensiviert wer-den.

Schwierigkeiten gab und gibt esmit deutschen Institutionen. DieDokumente, vom NKWD früherals „streng geheim“ eingestuft,können aus Sicherheitsgründennicht auf dem normalen Postwegverschickt werden. Eine Anfrageder Liga bei der Deutschen Bot-schaft in Moskau verlief negativ.Es handele sich nicht um diploma-tische Kurierpost, eine Beförde-rung auf diesem Wege sei somitausgeschlossen. Das ist bedauer-lich, denn die Möglichkeit hättewesentlich zur Kostendämpfungund zu einer erheblich schnel-leren Übermittlung beigetra-gen.

So hat man einen anderenVermittlungsträger gesuchtund gefunden, den privatenTNT Kurierdienst Interna-tional Mail/Mailfast GmbHin Hamburg. In Deutschlandwerden die Unterlagenmit der Deutschen Postan die Empfänger weiterge-leitet. Das benötigt Zeit, aberdieser Weg erweist sich als si-cher.

Durch die geänderte Verfahrens-weise für einen Suchantrag wieauch durch ungenaue Verfahrens-weisen einiger Antragsteller,durch die Einführung des Euro,aber auch aufgrund der angeführ-ten Erfahrungen der Liga ergebensich für das Stellen einer Suchan-zeige neue, erweiterte Informatio-nen, mit denen die alten außerKraft gesetzt werden.

Wir geben hiermit die aktuellenHinweise für die Antragstellungund Bearbeitung einer Suchanfra-ge:

Voraussetzung für die Bearbei-tung einer Suchanzeige sind mög-lichst genaue Angaben im Frage-

bogen, die auch auf nicht abgesi-cherten Aussagen dritter beruhenkönnen. Dies gilt vor allem beiSuchanfragen für amtlich ausge-stellte Auskünfte und die Zusen-dung möglicher offizieller Kopienoder persönlicher Unterlagen,wenn gewünscht mit Überset-zung.

Der Antrag erfolgt auf einemSuchanzeige-Formular, das vonder Liga auf Anforderung zuge-sandt wird.

Falls kein Formular vorhan-den, kann die Anfrage indeutscher Sprache schriftlichper Post (Einschreiben, Luft-post) an nebenstehende An-schrift gestellt werden. DieBriefe dürfen kein Geld, Be-lege, Fotos, Protokolle etc.enthalten. Der Postweg dau-ert normalerweise sieben Ta-ge bis zwei Wochen. Im Lau-fe bis zu drei Monaten – jenach Umfang der Suchanzei-ge – erfolgt die erste Infor-

mation. Entweder „negativ“ mitOriginalstempel des Archivs –im „positiven“ Falle die genaueAngabe persönlicher Unterlagenzu dem oder der Vermißten wieSterbedatum, Todesursache, Ortder Ruhestätte, Seitenzahl derArchivakte. Die Unterlagen wer-den mit dem amtlichen staat-lichen Siegel ausgestattet, das ju-ristische Kraft hat.

Die Kosten: Für die ersteGrundprüfung wird eine Gebührvon 30 , für Kopien, Beglaubi-gungen und Kurierdienst mitPorto werden 200 erhoben. DieGebühr für eine gewünschtekomplette Übersetzung der Un-terlagen richtet sich nach Um-fang und Schwierigkeit von 5 bis 10 pro Seite.

Die Ausgaben werden oft kriti-siert, auch von Leserseite. Die Li-ga erhält aber, wie schon erwähnt,keine staatliche Unterstützungoder gar Spenden. Durch die um-fangreiche Arbeit, individuellnach den Vorgaben, entsteheneben nicht unbedeutende Kosten.Man bedenke aber, daß die Ligaan Quellen herankommt, die an-deren Suchenden nicht zugäng-lich sind.

Nur ein Beispiel von vielen Er-folgen wollen wir hier bringen,das vor allem durch die Angabenüber weitere im April 1945 ver-storbene Internierte wichtig ist.Vielleicht finden sogar Leser denNamen eines vermißten Angehö-rigen. Das wäre natürlich schonmehr als ein Zufall. RVR

Suchreferat Moskau / Liga fürRussisch-Deutsche FreundschaftMaroseika-Str. 7/8-27, A/Nr. 190

RU 101 000 MoskauRußland-Russie

per Fax: 007-095 2 06 84 67E-Mail:

[email protected]

Suche in Archiven: Professor Dr. Dr. Achtamsian, stellvertretender Vorsit-zender der Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft e.V., und Dr. Rumjan-zew, Präsident der Liga, mit ihren Mitarbeiterinnen. Fotos (2): privat

Todesursache und Verbleib geklärtErfolgreiches Suchergebnis läßt auch bei anderen Hinterbliebenen Hoffnung aufkommen

Endlich Gewißheit über denTod seines Vaters hat Dr.Hans Willutzki aus Braun-

schweig – und zugleich auch überden von acht weiteren deutschenKriegsgefangenen. Sie verstarbenim April 1945 in einem Lazarett imKuibyschev (Samara). Den Beweisliefert die beglaubigte Archivakteseines Vaters aus dem RussischenStaatlichen Kriegsarchiv.

Einige Informationen über dasSchicksal seines 1887 geborenenVaters Richard Willutzki aus Plöt-zendorf, Kreis Lyck, hatte derSohn schon von einem ehemaligenMitgefangenen erhalten. Dieser,Otto Nieber aus dem NachbardorfGrabnick, war nach über fünf Jah-ren Gefangenschaft heimgekom-men und berichtete, daß RichardWillutzki schwer erkrankt in dasLagerlazarett gekommen und dortwohl verstorben sei.

Aufgrund dieser und weitererAngaben stellte Dr. Willutzki am25. September 2001 bei der Ligafür Deutsch-Russische Freund-schaft in Moskau den Suchantrag.Den endgültigen Bescheid erhielter am 17. August 2002. Zusam-men mit den Angaben von Otto

Nieber lassen sich nun die letztenWochen und Tage seines Vatersdokumentieren.

Am 27. Januar 1945 dürfte Ri-chard Willutzki in oder bei Ra-stenburg in die Hände der Russengefallen sein. Am 5. oder 6. Febru-ar traf er im Sammellager Rasten-burg Otto Nieber. Am nächstenTag fand die Vernehmung von

Herrn Willutzki statt, am 8. Fe-bruar seine Verhaftung ohne Be-gründung. Danach erfolgte derAbtransport auf Lkws in dasGroßlager Insterburg. Von dortwurden etwa 4.000 Gefangene ineinem Militärzug nach Rußlandverfrachtet.

Wie aus dem Archivmaterialhervorgeht, hatte der Militärzugdie Nummer 97005. Er erreichtedie Stadt Kuibyschev an der Wol-ga etwa am 6. März. Von den et-

wa 90 Gefangenen in dem unge-heizten Güterwagen müssenschon auf dem Transport mehr alsdie Hälfte an den Folgen der sibi-rischen Kälte und Hunger ver-storben sein. Die Überlebendenkamen in Kuibyschev in ein Ba-rackenlager, wo sie auf nassenHolzbrettern ohne Strohsack undDecke liegen mußten. Als Verpfle-gung gab es 400 g Brot pro Tagund eine Handvoll bebrühteKohlblätter. Zusammengestellt zuBrigaden mußten die Gefangenenin der Ziegelei arbeiten. Die Er-krankten oder Sterbenden kamenin das etwa ein Kilometer entfern-te Lagerlazarett. Von dort kehrteniemand mehr zurück in das La-ger – auch nicht Richard Willutz-ki, der bereits am 2./3. April ver-starb. An Hungerdystrophie, wiedie Archivauskunft bestätigt.

Mit ihm in nur wenigen Stun-den acht weitere Gefangene – sie-ben Männer und eine Frau! Alleneun an Hungerdystrophie/Pal-lagra. Alle neun aus der Lagerab-teilung Kirkombinat des Kriegs-gefangenenlagers NKWD Nr. 234,Gebiet Kuibyschev. Alle neunwurden auf dem Friedhof Bezy-myanka beigesetzt.

Hier sind ihre Namen und Ge-burtsdaten: Albert Berger (1891),Richard Willutzki (1887), AlbertLange (1884), Artur Gutzeit (1905),Friedrich Siebert (1902), AugustLiebar (1892), Fritz Feierabend(1902), Hugo Kutschus (1903) undElisabeth Goppe (1896).

Sie sind wohl alle in demTransportzug Nr. 97005 gewesen,der Mitte Februar Insterburg ver-ließ. Und mit Sicherheit stam-men einige der Verstorbenen ausOstpreußen, wie Richard Wil-lutzki und Otto Nieber, der aberdie furchtbaren Qualen über-stand.

Wir danken Herrn Dr. Willutz-ki, daß er uns diese Angabenübermittelte. Er und wir hoffen,daß sich jetzt vielleicht ein unbe-stimmtes Schicksal klären oderbestätigen läßt. Er ist jedenfallsdankbar, daß er nun durch dieAngaben aus Moskau weiß,wann, wo und wie sein Vater ge-storben ist.

Ruth Geede

Gewißheit über den Todvon Angehörigen

erleichtert häufig die Trauer

Karteikartensammlung: Sachbearbeiterin Olga Kis-selowa sucht auf altmodische Weise ohne Computernach den Namen der Vermißten

Die Zusammenarbeitmit russischen Behörden

verläuft problemlos

Suchdienst:

Auf den Spuren der VerschollenenLiga für Russisch-Deutsche Freundschaft hilft bei der Suche nach Vermißten des Krieges

OB41_19 08.10.2002 15:13 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

Hauptbootsmann ChristianBruns hat langsam die Na-se voll. An seiner Ordens-

spange prangen die Bänder gleichmehrerer Einsatzmedaillen. Er istein Veteran der Auslandseinsätzeder Bundeswehr. Erst Embargo-überwachung in der Adria, dannEinsatz auf dem Balkan, und jetztDjibouti. Dazwischen immer wie-der Einschiffung auf Einheitender Flotte und längere Übungen.

Das bedeutet viele Monate Ab-wesenheit von zu Hause. Monate,in denen seine Familie ohne denVater auskommen muß. „Lang-sam reicht es. Es sind immer die-selben, die ins Ausland gehen.Meine Familie macht das nichtmehr lange mit“, klagt der 36jäh-rige. So wie ihm geht es vielenlängerdienenden Soldaten. Überdie Zusage von Verteidigungsmi-nister Peter Struck, die Führungin Afghanistan zu übernehmen,kann der erfahrene Berufssoldatdaher nur den Kopf schütteln.

„Deutsche an allen Fronten: dieüberforderte Armee“ titelte das

Nachrichtenmagazin Spiegel imFrühjahr. Tatsächlich sind deut-sche Soldaten fast global im Ein-satz. Das Gros dient derzeit aufdem Balkan. Im Kosovo leisten4.600 BundeswehrangehörigeDienst bei den „Kosovo Forces“(KFOR), 1.500 sind in Bosnien-Herzegowina bei den „Stabilisa-tion Forces“ (SFOR), und 230Mann dienen in der „Task ForceFox“ (TFF) in Mazedonien. DieMarine stellt eine Einheit mit 320Mann für die „Standing NavalForce Mediterranean – ActiveEndeavor“ im östlichen Mittel-meer. Außerdem hat sie im Rah-men der Operation „EnduringFreedom“ fünf Schiffe und zweiHubschrauber mit insgesamtüber 1.000 Mann im Einsatz, dievon Djibouti aus operieren.

Auch die Marineflieger sind mitdrei Seefernaufklärern vom Typ„Bréguet Atlantic“ und etwa 150Mann von Kenia aus im Einsatz.Bis vor kurzem waren zudemnoch fünf Schnellboote am Hornvon Afrika dabei. Vergleichsweiseklein sind das 50 Mann starkeKontingent an ABC-Abwehrkräf-ten, das in Kuweit stationiert ist,und das Elf-Mann-Detachementvon UNOMIG in Georgien. Derheikelste Einsatz der Bundeswehrfindet in Kabul statt. Hier sichern1.100 deutsche Soldaten der„International Security AssistanceForce“ (Isaf) einen mehr als brü-chigen Frieden. Logistische Un-terstützung erhalten siedurch 180 Soldaten, die inUsbekistan stationiertsind. Schließlich ist dieBundeswehr noch mitzehn Mann bei CENT-COM in Tampa/Floridavertreten, von wo aus dieUSA ihren weltweiten„Kampf gegen den Terror“ koor-dinieren. Hinzu kommen nochkleinere Gruppen von Verbin-dungskommandos, Waffenin-spektoren und Militärberatern.

Insgesamt macht dies fast10.000 Soldaten aus. Angesichtseiner Gesamtstärke der Bundes-wehr von noch deutlich über300.000 Mann scheint dies nichtbesonders ins Gewicht zu fallen.Doch kommt auf jedes Kontin-gent, das sich im Einsatz befindet,ein weiteres in der Ausbildungund Einsatzvorbereitung und ei-nes in der Einsatznachbereitung.

Außerdem werden durch denAuslandseinsatz Führungs-, Ver-sorgungs- und Transportkapa-zitäten im Heimatland gebunden.

Dies hat gravierende Auswir-kungen auf den Truppenalltag inden Standorten. Die Truppenzeit-schrift Y hat sie kürzlich am Bei-spiel eines Stabs- und Fernmelde-bataillons verdeutlicht. VomKommandeur bis zum Mann-schaftsdienstgrad verlegten 150Soldaten auf den Balkan. Einengroßen Teil des Führungs- undFunktionspersonals nahm derKommandeur mit. Zurück blie-ben 300. Von den Einheitsführernund den Abteilungsleitern desStabes gingen nur der Versor-gungsoffizier, der technische Offi-zier und ein Kompaniechef nichtin den Einsatz. Die anderen Ab-teilungen sind also nicht bloßstark ausgedünnt, sondern auchführerlos.

Trotzdem werden die Aufträgein der Heimat nicht weniger. Hin-zu kommen die Umsetzung derBundeswehrreform, die Vorberei-

tung einer gravierenden Um-strukturierung des Verbandes, einUmzug innerhalb der Kaserneund Versuche mit neuem Gerät.Überstunden sind an der Tages-ordnung. Das Bataillon gerät andie äußerste Grenze seiner perso-nellen Leistungsfähigkeit. Auchdie materielle Einsatzfähigkeit istoft nicht mehr gewährleistet: DieVerbände in der Heimat werdensystematisch ausgeschlachtet, umEngpässe im fernen Einsatzlandauszugleichen.

Bei der Frühjahrstagung derKommandeure kritisierten dieGeneräle in einer bis dahin nichtgekannten Offenheit die politi-sche Führung und warnten voreiner weiteren Überforderung derTruppe und einer Vergrößerungder Schere zwischen Auftrag undMitteln. In den Medien war voneinem „Aufstand der Generäle“die Rede. Doch passiert ist nichts.

Besonders gravierend wirktsich die Überforderung der Trup-pe natürlich für die Soldaten imEinsatz aus, die oft unter improvi-sierten Bedingungen operierenmüssen. Ungewohnte klimatischeBedingungen, primitive Unter-bringung, langer Tagesdienst,körperliche Anstrengungen, man-gelnde Privatsphäre, das Gefan-gensein im Feldlager und nichtzuletzt eine latente Gefahr fürLeib und Leben bestimmen denmonatelangen Einsatz. Auch die

persönliche Ausrüstung und dieBekleidung sind nicht immer op-timal exotischen Bedingungen an-gemessen. Das alles zehrt an Kör-per und Seele. Es spricht für dieProfessionalität der deutschenSoldaten, daß sie trotz der Miserenoch immer international geach-tete Leistungen erbringen.

„Auch wenn es klemmt, wirstemmen den Auftrag!“ heißt dietrotzige Losung. Aber wie langenoch? Selbst ein halbes Jahr nachdem Beginn der Operation in Af-ghanistan leiden die Deutschen inKabul noch unter erheblichen

Mängeln – mitten in einem bro-delnden Kessel, der jederzeit ex-plodieren könnte. Sie verfügennicht einmal über genügend mi-nen- und beschußsichere Ausrü-stung und Fahrzeuge oder hinrei-chend eigenes Fluggerät. IhreChancen, einem Hinterhalt unge-schoren zu entkommen, sind da-her ebenso gering wie die Mög-lichkeit, die Truppe bei großerGefahr zu evakuieren. Darausmacht selbst der deutsche Kom-mandeur am Hindukusch, Fall-schirmjägergeneral Carl Huber-tus von Butler, keinen Hehl. Nachseiner Beurteilung droht den Sol-daten zwar keine konkrete Ge-fahr, aber die Lage sei doch sehrunsicher.

Das ist sie auch in Bosnien, wodie Bundeswehr nun schon seitsechs Jahren Flüchtlinge zurück-führt, Waffenlager aushebt, Mi-nen räumt, Kriegsverbrecher jagtund beim Wiederaufbau hilft.Trotz dieser gewaltigen Anstren-gungen – die Meldungen vondort sind alles andere als ermuti-gend. Beobachter sind sich sicher,

daß die ethnischen Konflikte wie-der aufbrächen, sobald die SFOR-Kräfte das Feld räumten. Gleichesvernimmt man aus dem Kosovo.Zwar hat die Uno dort gewissestaatliche Grundlagen und einenVerfassungsrahmen geschaffen,doch die ehemaligen Bürger-kriegsparteien achten derlei Er-rungenschaften nicht sonderlich.

Je länger ein Einsatz dauert, umso personalintensiver wird er,denn die Kontingente werden re-gelmäßig ausgewechselt. AllePersonalreserven aber sind längstausgeschöpft. Bei derzeit zehnAuslandseinsätzen mit fast 10.000Soldaten und einem alle paar Mo-nate anstehenden Kon-tingentwechsel ist leichterrechnet, wann jeder frei-willig Dienende „wiederdrankommt“. Der ersteAuslandseinsatz ist nochinteressant, bietet er docheine spannende Ausbil-dung, Abwechslung vomTruppenalltag, einen sinnvoll er-scheinenden Auftrag und finan-zielle Vorteile. Beim zweitenMarsch in die Ferne ist die Freudeschon nicht mehr ganz so groß.Kommen dann noch weitere Ein-sätze, häufen sich persönlicheProbleme.

Bei den Mannschaften tretenhäusliche Sorgen in der Regelnicht auf. Sie verpflichten sich füreinige Monate über den Grund-

wehrdienst hinaus, erle-ben einen interessantenEinsatz und werden ent-lassen. Anders bei denZeit- und Berufssoldaten:Vor allem die erfahrenenPortepeeunteroffizierewerden durch die Aus-landsoperationen stark

beansprucht und haben hohe per-sönliche Lasten zu tragen.

Viele Ehen überstehen einenlängeren oder wiederholten Ein-satz nicht. Die Scheidungsrate beiden längerdienenden Soldatenliegt weit über dem Bevölke-rungsdurchschnitt. Viele Partne-rinnen wollen nicht immer wie-der auf den Mann verzichten unddie Probleme des Alltags alleinmeistern müssen. Andere fürch-ten nach einigen für die Bundes-wehr sehr unrühmlichen Vorfäl-len, bei Tod oder Verwundungdes Partners nicht ausreichend

abgesichert zu sein. Um ihnen zuhelfen, hat die Bundeswehr Fami-lienbetreuungszentren eingerich-tet. Hier werden den Angehöri-gen vielfältige Hilfen geboten,von regelmäßigen Informationenaus dem Einsatzland und persön-lichen Beratungsgesprächen überkonkrete Hilfen in Alltagsfragenbis hin zu psychologischer Be-treuung.

Zwar weiß jeder Soldat, woraufer sich einläßt, wenn er sich frei-willig zum Dienst in den Streit-kräften verpflichtet. Doch war dierege Auslandstätigkeit der Bun-deswehr selbst vor wenigen Jah-ren noch nicht absehbar. Viele Be-

troffene sind noch in eineBundeswehr eingetreten, derenAuftrag ausschließlich die Lan-desverteidigung war. Bis es plötz-lich hieß: Marsch, marsch an alleFronten!

Alle diese Faktoren schlagenauf den Diensteifer und die Lei-stungsfähigkeit der Soldatendurch. Da werden schon malkaum eindeutig zu diagnostizie-rende Wehwehchen angegeben,um die Aberkennung der Aus-landsverwendungsfähigkeit oderder Borddiensttauglichkeit zu er-reichen. Ältere Soldaten gehenfreudig in den vorzeitigen Ruhe-stand.

Brigadegeneral Dieter Löchel,Beauftragter des Generalinspek-teurs für Erziehung und Ausbil-dung, zeichnet in seinem Jahres-bericht ein verheerendes Bild vonder inneren Lage der Streitkräfte.Danach erkennen sich viele Sol-daten in dem von der Führungdargestellten Berufsbild nichtmehr wieder. Selbst eine verbes-serte Besoldung, attraktive Lauf-bahnmodelle und Berufsab-schlüsse können sie nicht halten.Auch Werbemaßnahmen habennicht mehr den gewünschten Er-folg. Der Nachwuchs entsprichtin Menge und Qualität nichtmehr den Erfordernissen. DerPersonalbedarf für die Auslands-

aufträge wird also größer, die Per-sonalstärke der Bundeswehr da-gegen nicht.

Politiker und Militärplanerkommen an den Realitäten nichtmehr vorbei. Mehr Personal läßtdie desolate Haushaltslage nichtzu. Deshalb reduziert die Bundes-wehr ihre Präsenz auf dem Bal-kan. Damit soll eine Totalüberfor-derung der Streitkräfte ver-mieden werden. Doch statt dervom ehemaligen Generalinspek-teur Harald Kujat geforderten„Konsolidierung der Einsätze“strebt VerteidigungsministerStruck nun zu allem Überflußdie Führung der internationalen

Schutztruppe in Afghani-stan an.

Als Führungsnationmuß Deutschland sein Af-ghanistan-Kontingent ver-stärken. Neben der Or-ganisation des Lufttrans-portes obliegen der Leit-

nation vor allem die Bereitstel-lung und der Betrieb derFernmeldekapazitäten im Ein-satzland. Außerdem ist sie für dieKoordinierung des Einsatzes dermultinationalen Schutztruppeund für die Absprachen mit derafghanischen Regierung zustän-dig. Noch im Frühjahr hat dieBundeswehr diese Führungsrolleabgelehnt, da die deutschenKommandostrukturen und dieAusrüstung, insbesondere im Be-reich der Kommunikation unddes Lufttransportwesens, nochnicht auf einen solchen Auftragausgelegt seien. Außerdem wür-de die Umstrukturierung derStreitkräfte in der Heimat insStocken geraten.

Kritiker einer Auftragserweite-rung bezweifeln, daß sich daranin den vergangenen sechs Mona-ten Wesentliches geändert hat.Mit Schaudern erinnern sie sichan die Blamage bei der Verlegungdes deutschen Vorkommandosnach Kabul. Damals mußten dieSoldaten mit ausländischen Mili-tärmaschinen in einer wahrenOdyssee und mit tagelangen Ver-zögerungen ins Einsatzland ge-flogen werden. Deutsche Luft-transportkapazitäten standenund stehen für die Personalverle-gung und den Materialtransportnicht in ausreichendem Umfangzur Verfügung. !

Hintergrund 12. Oktober 2002 – Folge 41 – Seite 20

Bundeswehr:

Eine Armee zerfälltGroßspurige Pläne – aber kein Geld / Von Jan HEITMANN

„Auch wenn es klemmt, wir stemmen den Auftrag.“ Noch versu-chen die Soldaten der Misere mit Trotz beizukommen: DeutscherRekrut bei seiner Ausbildung für den Mazedonien-Einsatz Foto: dpa

Generäle warnen: Zwischen Auftragund Mitteln wächst das Loch

– doch die Politik stellt sich taub

Mit Schaudern erinnern sich Soldatenan die peinliche Odyssee des deutschen

Vorauskommandos nach Kabul

OB41_20 08.10.2002 16:39 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)


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