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9. Stakeholder-Workshop - Home: Dialog Kosmetik · Handel Online-Recherchen zu dem Produkt voraus....

Date post: 17-Sep-2018
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9. Stakeholder-Workshop THEMA: ALLES NUR WERBUNG - ODER WAS? Digitale Medien haben eine zunehmende Bedeutung bei der Vermitt- lung produktbezogener Botschaften an Konsumenten. Im Jahr 2015 gehen voraussichtlich etwa 30 Prozent aller Einkäufe im stationären Handel Online-Recherchen zu dem Produkt voraus. Der Anteil des On- line-Handels nimmt ebenfalls weiterhin zu. Entsprechend wachsen die digitalen Kommunikationsangebote: Orga- nisationen bieten Apps mit produktbezogenen Informationen, die über einen Scan des EAN-Codes ausgegeben werden können. Verbraucher geben immer mehr produktbezogene Bewertungen auf Händlerporta- len ab und tauschen ihre Erfahrungen in Blogs aus. Entsprechend ver- suchen Hersteller, Händler, Verbraucherschützer und Medien, die Kon- sumenten über das Internet mit ihren Botschaften zu erreichen. Vor diesem Hintergrund werden im 9.“Dialog KosmetikMöglichkeiten der digitalen Kommunikation über Kosmetika diskutiert. Zur verbes- serten Information über Inhaltsstoffe wurde eine Ergänzung des EAN- Codes diskutiert sowie Ideen zu einem digitalen Info-Service gesam- melt. Startpunkt könnte eine App mit einem begrenzten Informations- angebot zu allergenen Inhaltsstoffen sein, die auf der INCI-Datenbank aufbaut. Ergänzt über ein Benutzerprofil, könnten so Allergiker über den Scan des Produktes zielgerichtet mit gemeinsam getragenen Pro- duktempfehlungen versorgt werden. Da hierzu viele offene Fragen geklärt werden müssen und strategische Entscheidungen von den beteiligten Akteuren erforderlich sind, wurde eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Behörden, Herstellern und Ver- bänden eingerichtet, die sich im Nachgang mit Lösungsmodellen be- schäftigen soll. IN DIESEM HEFT Rückblick und Ausblick........... 2 Sicht der Konsumforschung.... 3 Sicht des BfR........................... 5 Sicht des Experten ................... 7 Ergebnisse Ideenwerkstatt ...... 8 Diskussion & Vorgehen ........... 9 Teilnehmer/Impressum……...10 THEMA DIESER AUSGABE Werbung, Information & Kommunikation über kosme- tische Produkte Ausgabe Juli 2015 Ausgabe 9
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Page 1: 9. Stakeholder-Workshop - Home: Dialog Kosmetik · Handel Online-Recherchen zu dem Produkt voraus. Der Anteil des On- ... Größtmögliche Offenheit schafft Vertrauen. Zuverlässigkeit:

9. Stakeholder-Workshop

THEMA: ALLES NUR WERBUNG - ODER WAS?

Digitale Medien haben eine zunehmende Bedeutung bei der Vermitt-lung produktbezogener Botschaften an Konsumenten. Im Jahr 2015 gehen voraussichtlich etwa 30 Prozent aller Einkäufe im stationären Handel Online-Recherchen zu dem Produkt voraus. Der Anteil des On-line-Handels nimmt ebenfalls weiterhin zu.

Entsprechend wachsen die digitalen Kommunikationsangebote: Orga-nisationen bieten Apps mit produktbezogenen Informationen, die über einen Scan des EAN-Codes ausgegeben werden können. Verbraucher geben immer mehr produktbezogene Bewertungen auf Händlerporta-len ab und tauschen ihre Erfahrungen in Blogs aus. Entsprechend ver-suchen Hersteller, Händler, Verbraucherschützer und Medien, die Kon-sumenten über das Internet mit ihren Botschaften zu erreichen.

Vor diesem Hintergrund werden im 9.“Dialog Kosmetik“ Möglichkeiten der digitalen Kommunikation über Kosmetika diskutiert. Zur verbes-serten Information über Inhaltsstoffe wurde eine Ergänzung des EAN-Codes diskutiert sowie Ideen zu einem digitalen Info-Service gesam-melt. Startpunkt könnte eine App mit einem begrenzten Informations-angebot zu allergenen Inhaltsstoffen sein, die auf der INCI-Datenbank aufbaut. Ergänzt über ein Benutzerprofil, könnten so Allergiker über den Scan des Produktes zielgerichtet mit gemeinsam getragenen Pro-duktempfehlungen versorgt werden.

Da hierzu viele offene Fragen geklärt werden müssen und strategische Entscheidungen von den beteiligten Akteuren erforderlich sind, wurde eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Behörden, Herstellern und Ver-bänden eingerichtet, die sich im Nachgang mit Lösungsmodellen be-schäftigen soll.

IN DIESEM HEFT

Rückblick und Ausblick ........... 2

Sicht der Konsumforschung .... 3

Sicht des BfR........................... 5

Sicht des Experten ................... 7

Ergebnisse Ideenwerkstatt ...... 8

Diskussion & Vorgehen ........... 9

Teilnehmer/Impressum……...10

THEMA DIESER AUSGABE

Werbung, Information & Kommunikation über kosme-tische Produkte

Ausgabe Juli 2015

Ausgabe 9

Page 2: 9. Stakeholder-Workshop - Home: Dialog Kosmetik · Handel Online-Recherchen zu dem Produkt voraus. Der Anteil des On- ... Größtmögliche Offenheit schafft Vertrauen. Zuverlässigkeit:

Steckbriefe und weitere Papiere können auf www.dialog-kosmetik.de abgerufen werden!

RÜCKBLICK & AUSBLICK Klaus Afflerbach (health&m edia

GmbH) stellt die Aktivitäten der Arbeits-

gruppen (AG) seit dem letzten Treffen des

Stakeholder-Dialogs Kosmetik vor.

AG Nano-Inhaltsstoffe: Steckbriefe

Die AG beschäftigt sich mit der Erarbei-

tung und Abstimmung weiterer Steckbrie-

fe zu relevanten Nano-Inhaltsstoffen von

Kosmetika. Mittlerweile sind neben dem

Faltblatt und dem Grundlagenpapier

sechs Steckbriefe abgestimmt worden, die

auf den Internetseiten www.dialog-

kosmetik.de abgerufen werden können.

Weitere sind in Bearbeitung.

AG Onlinehandel: Flyer

Die AG hat Flyer zu den Themen „Einkauf

von Kosmetik im Internet – Die wichtigs-

ten Tipps“ und „Damit aus dem Kauf im

Internet kein Internepp für Sie wird“ erar-

beitet (Download unter www.dialog-

kosmetik.de).

Beteiligt waren die Arbeitsgemeinschaft

ästhetische Dermatologie und Kosmetolo-

gie e.V. (ADK), der Bundesverband Deut-

scher Kosmetiker/innen e.V., das Bundes-

amt für Verbraucherschutz und Lebens-

mittelsicherheit, der Bundesverband E-

Commerce und Versandhandel Deutsch-

land e.V., der Deutsche Allergie- und

Asthmabund e.V., das DHB-Netzwerk

Haushalt, die Verbraucher Initiative e.V.,

der Fachverband des Einzelhandels mit

Parfums, Kosmetik sowie Körperpflege-

und Waschmitteln im Handelsverband

Deutschland - Bundesverband Parfüme-

rien, der Industrieverband Körperpflege-

und Waschmittel e.V. und die Verbrau-

cherzentrale NRW.

WAS, WANN, WO?

Datum: 19. und 20. Januar 2015

Ort: Le Méridien Parkhotel,

Frankfurt am Main

Thema: Umfassende, glaubwür-

dige und verbrauchernahe Infor-

mation? Geht das? Und wenn ja,

wie?

ZIELE

Information über Trends

und technische Möglichkei-

ten der digitalen Information

und Kommunikation über

verbraucherrelevante The-

men der Kosmetik

Austausch über Positionen

und Haltungen aus Sicht der

Akteure (Hersteller, Handel,

Behörden, Verbraucher- und

Umweltschutz)

Auslotung von Möglichkeiten

zu gemeinsam getragenen

Aktivitäten der Information

und Kommunikation

2

Tag des Sonnenschutzes

Die vorbereitenden Arbeitsgruppen haben

folgende neue Info-Materialien erarbeitet:

2 Aktionsposter

Grußkarte mit QR-Code zu tagesak-

tuellen Lichtschutzfaktor-

Empfehlungen

Faltblatt „10 Tipps für den optimalen

Schutz“

Apps zur Bestimmung des Licht-

schutzfaktors (LSF)

E-Book

Aktionskalender

Die Verbreitung des E-Books erfolgt in

Kooperation mit www.haut.de. Es dient

der Vermittlung zielgerichteter Fragen,

Antworten, Hintergrundinformationen

und praktischer Tipps zum Sonnenschutz.

Patienten und Verbraucher haben die

neue Übersichtskarte zu den Aktionen am

Tag des Sonnenschutzes sehr gut ange-

nommen.

www.haut.de

Als neuer Kooperationspartner der Platt-

form konnte der Bundesverband Parfüme-

rien e.V. gewonnen werden. Die Plattform

wurde um die Kategorie: „Experten geben

Rat“ ergänzt. Hier finden Verbraucher

Interviews mit Experten zu unterschiedli-

chen Themen, z.B. Inhaltsstoffe, Kosme-

tiksicherheit, Sonnenschutz, Produkt-

transparenz. Die Kategorie "Experten

geben Rat" wird kontinuierlich mit neuen

Interviews ergänzt.

Die INCI-Datenbank ist weiter ergänzt

worden. Aktuell sind 20.000 Inhaltsstoffe

in der Datenbank, zu 2.000 Stoffen gibt es

weiterführende und laienverständliche

Erläuterungen. Das Selektieren nach

Funktionen und Produktgruppe ist jetzt

möglich. Die Nutzer-Statistiken zeigen,

dass sich die Hälfte der User für die INCI-

Liste interessiert.

Geplant ist neben der kontinuierlichen

Pflege der INCI-Datenbank der Relaunch

des Internetportals und die Gewinnung

weiterer Kooperationspartner.

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IMPULS 1: WIE WERDEN VERBRAUCHER ZUKÜNFTIG ÜBER KOSMETIK INFORMIERT?

DIE SICHT EINER KONSUMFORSCHERIN

PERSONALISIERTE VORAUSWAHL FÜR SMART-PHONE-APPS

Europa Bendig sieht zurzeit fol-

gende Möglichkeiten einer perso-

nalisierten Vorauswahl für Smart-

phone-Apps:

1. Watson, der „virtual expert

personal shopper“. Watson ist

darauf ausgelegt, menschliches

Verhalten beim Einkauf nachvoll-

ziehen und imitieren zu können.

So kann er Präferenzen eines

Nutzers erkennen und aus dem

Stegreif Fragen beantworten.

Werbetreibende können über

Watson mit den Kunden intera-

gieren.

2. Beacon Technologie

(personalisierte, kontextbezogene

Angebote). Diese reichen von der

gezielten Einblendung von Pro-

duktinformationen im Geschäft

über Sonderangebote, Lenkung

der Besucherwege im Geschäft bis

zum mobilen Einkauf im Einzel-

handel. Auch eine detaillierte

Analyse des Kaufverhaltens durch

gespeicherte Daten sei möglich.

Bendig: „Vertrauenswürdig ist

nicht immer das, was stimmt,

sondern das, was stimmig ist“.

Jeder Mensch muss am Tag Inhalte von sinnbildlich 174 Zeitungen verarbeiten

3

Europa Bendig, Geschäftsführer in

von Sturm und Drang in Hamburg, be-

richtet von Trends im Informations- und

Entscheidungsverhalten von Konsumen-

ten. Ihre These: Der Mensch kann immer

schlechter zwischen wichtig und unwichtig

unterscheiden. So müsse jeder Mensch am

Tag Inhalte von sinnbildlich 174 Zeitungen

verarbeiten.

Konsumenten nutzten mehrere

Kommunikationskanäle, das Smartphone

sei der neue Sales-Assistent. Verbraucher

holten zwar auch weiterhin Informationen

bei der Stiftung Warentest ein, sie

beließen es aber nicht mehr dabei. Der

menschliche Verstand möchte akute

Risiken minimieren. Wenn die Kaufent-

scheidung einmal getroffen sei, würden

aber nur noch Informationen berücksich-

tigt, die die eigene Haltung bestätigten.

Konsumenten seien daher mit rationalen

Kaufentscheidungen überfordert.

Konsumenten würden eher denen Ver-

trauen schenken, die kein kommerzielles

Interesse aufweisen (z.B. Wissenschaft,

Stiftung Warentest). Aber auch hier gebe

es Vertrauensbrüche – als Beispiel führt

Europa Bendig gefälschte Käuferbewer-

tungen in großen Online-Portalen an.

Der vielfach verwendete Hersteller-

Hinweis auf nicht verwendete Inhaltsstof-

fe wird aus ihrer Sicht eher aus Gründen

der Werbung als zur Verbraucheraufklä-

rung verwendet. Daher werde hierüber

auch nicht die Glaubwürdigkeit einer

Marke gesteigert. Als positives

Werbe-Beispiel nannte sie einen

aktuellen, sehr erfolgreichen Spot einer

Supermarktkette. Dieses Beispiel zeige:

„Vertrauenswürdig ist nicht immer das,

was stimmt, sondern das, was stimmig

ist.“

Europa Bendig, Agentur Sturm und Drang

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„Der Aufdruck `Enthält kein`… ist eher Werbung als Information“

NEUE WEGE

Bendig: „Vertrauen entsteht,

wenn Konsens entsteht. Es

gilt daher, Glaubensgemein-

schaften zu schaffen.“

4

Um in der Informationsflut den Kunden erreichen zu können, müssten, so Europa Ben-

dig, neue Wege beschritten werden.

Einige Unternehmen setzen dabei auf Augmented Reality (AR), also die Ergänzung von

realen Bildern mit Animationen oder Hintergrundinformationen, die der Konsument über

sein Smartphone aufnimmt. Eine weitere Möglichkeit: Nutzung der Tweens, also von

Wartezeiten in Ämtern, auf Bahnsteigen etc.. Während dieser Zeiten erreiche man den

Konsumenten gut mit mobilem Plakatshopping via QR-Code. Oder über Proximity Mar-

keting, also mit der Verknüpfung von Spiel und Information im Ladenlokal per App. Bei-

spiel: Kunden sammeln beim Betreten eines Geschäftes mit ihrem Smartphone Bonus-

Sterne. Weitere Sterne erhält, wer den Barcode bestimmter Produkte scannt. Die Sterne

können dann gegen Prämien eingetauscht werden. Die App registriert via Bluetooth,

wenn der Nutzer eines der teilnehmenden Geschäfte betritt. Über Omni-Channel werden

sämtliche Absatzkanäle parallel bedient: Bezahlvorgänge, Logistik, Webtracking oder

Suchfunktionen sowie stationäres und Online-Geschäft. Neben Information auf der Ver-

packung können so ergänzende Informationen (Bewertungen, Produktvideos) transpor-

tiert werden.

Erfahrungsberichte und Bilder sowie Urteile anderer Konsumenten und Multiplikatoren

seien für die Glaubwürdigkeit unerlässlich. Sie müssten gebündelt und visuell schnell

aufzunehmen sein, das Smartphone werde dabei immer mehr zur „Hirn-Prothese“.

Europa Bendig, Agentur Sturm und Drang

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IMPULS 2: UMFASSENDE UND GLAUBWÜRDIGE INFORMATION

DIE SICHT DES BUNDESINSTITUTS FÜR RISIKOBEWERTUNG (BfR)

BEISPIELHAFTE MEDIENANFRAGEN AN DAS BfR IM BEREICH KOSMETIKA:

Aluminium

Haarfärbemittel

Konservierungsmittel

Nagellack

Nanopartikel in Son-

nenmilch

Parabene / endokrine

Disruptoren

Triclosan

Tätowiermittel

(obwohl es nach dem

Gesetz keine kosmeti-

schen Mittel sind)

5

Nele Boehme stellt die zentralen

Aufgaben des BfR im Bereich Kosmetik

vor:

Beratung des Bundesministeriums

für Ernährung und Landwirtschaft

und der Bundesregierung in Fragen

des gesundheitlichen Verbraucher-

schutzes zur Regulation und Fort-

schreibung der Kosmetik-

Verordnung.

Risiko-Bewertung kosmetischer In-

haltsstoffe über wissenschaftliche

Stellungnahmen zu Inhaltsstoffen

oder Expositionsbewertung. Mitar-

beit in entsprechenden Gremien

(EU-Kommission, Europarat, Ar-

beitskreis Lebensmittelchemischer

Sachverständiger des Landes und des

Bundes, etc.) und Geschäftsführung

der Experten-Kommission für kos-

metische Mittel.

Risiko-Kommunikation mit verschie-

denen Stakeholdern, u.a. über die

Beantwortung von Bürger- und Pres-

seanfragen, Vorträge, Fachgespräche,

Teilnahmen an Fachbeiräten

(Stiftung Warentest), Lehre

(Deutsche Gesellschaft für Pharma-

kologie und Toxikologie, Charité)

und die Organisation wissenschaftli-

cher Veranstaltungen.

„Das BfR ist in keine Gesetzgebungsverfahren eingebunden. Die BfR-Kernbereiche sind Bewertung, Risikokommunikation, Forschung.“

Als zentrale Einflussfaktoren der Risiko-

wahrnehmung nennt Nele Boehme die

Risiko-Eigenschaften, die Risiko-Nutzen-

Balance und die Behandlung des Themas

in den Medien. Die Risikowahrnehmung

werde weiter durch die soziale Situation

des Betrachters (tatsächliche Betroffen-

heit, Freiwilligkeit gegenüber dem Ausset-

zen des Risikos, Kontrolle und Wissen

über die Betroffenheit) beeinflusst. Weite-

re Faktoren sind das Katastrophenpoten-

zial und die Schwere der Konsequenzen,

die Neuartigkeit des Risikos und die Un-

mittelbarkeit des Schadenseintritts. Sie

sieht einen besonders großen Zusammen-

hang zwischen der Wahrnehmung des

Risikos und des Vertrauens des Betrach-

ters in die Kontrollmechanismen.

„Alles was das BfR bewertet, wird auch öffentlich kommuniziert. Die Resonanz darauf ist sehr schwankend.“

Nele Boehme, BfR

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„Eine Verbraucherumfrage des BfR zur Nutzung von Informationsquel-len hat gezeigt, dass das Internet mit 60 % die am meisten genutzte Quelle ist.“

Boehme: „Das Gefühl der

Unsicherheit hat mit Wahr-

nehmung und Vertrauen zu

tun.“

6

Die Auseinandersetzung des BfR mit einem Thema verdeutlichte Nele Boehme am Beispiel Aluminium in Verbraucherprodukten.

Dies sei ein öffentlichkeitswirksames Thema, das sowohl in der Bevölkerung weithin bekannt ist, wie auch von den Medien aufge-

griffen wird. Die Risikowahrnehmung sei eher moderat, über ein Drittel der Bevölkerung scheine dem Thema indifferent gegen-

überzustehen. Besondere Aufmerksamkeit habe das Thema bei Frauen und jüngeren Personen erlangt (Wahrnehmung über

Brustkrebs-Diskussion). Aus Sicht der Verbraucher scheine es sich um ein „kontrollierbares Risiko“ zu handeln (wegen verfügba-

rer aluminiumfreier Produkte). In den Medien werde das Thema serviceorientiert und faktenbasiert präsentiert. Konsumenten in

Deutschland wünschten sich eine bessere Kennzeichnung von Aluminium in Produkten und mehr Produkte ohne Aluminium.

Herausforderung bei der Kommunikation sei die Unterscheidung von Hazard und Risk

(Gefahr und Risiko) sowie die korrekte Beschreibung der Unsicherheit in der Bewertung.

Daher sind laut Nele Boehme folgende Grundsätze der Kommunikation über Risiken zu

beachten

Transparenz: Größtmögliche Offenheit schafft Vertrauen.

Zuverlässigkeit: Verbraucher sollen w issen, dass Risiken kom m uniziert

werden, sobald sie erkannt wurden.

Versachlichung von Debatten: Voraussetzung für eine „objektive“ Risiko-

wahrnehmung ist die Annäherung der Risikowahrnehmung von Laien und Exper-

ten. Dies schützt vor Panikmache.

Handlungskompetenz vermitteln: Em pfehlungen geben, Handlungsrah-

men aufzeigen, Berücksichtigung von vulnerablen Gruppen.

Das BfR hat einen Leitfaden für gesundheitliche Bewertungen veröffentlicht. Die Risiko-

kommunikation soll den Verbraucher befähigen, auf Grundlage von Information ihre

Risikobereitschaft besser abwägen zu können (Risikomündigkeit).

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IMPULS 3: TECHNISCHE MÖGLICHKEITEN DER KOMMUNIKATION ÜBER DIGITALE MEDIEN

DIE SICHT EINES EXPERTEN

TREND NACH ERFÜL-LUNG BEREITS IM VOL-LEN GANGE

Aus Sicht von Prof. Dr.

Böhm sei der Trend nach

Erfüllung des Verbrau-

cherbedürfnisses zu

produktbezogener Infor-

mation bereits im vollen

Gange.

Er rät dazu, frühzeitig in

die digitale produktbezo-

gene Verbraucherinfor-

mation einzusteigen.

7

Prof. Dr. Klaus Böhm ist Professor

für angewandte Informatik und Geoinfor-

matik an der Hochschule Mainz.

Die Digitalisierung der Konsumgüterin-

dustrie habe bereits deutlich zugenommen,

die Dynamik der Veränderung werde weiter

ansteigen. Dies verdeutlicht er an folgen-

den Aspekten:

2015 werden voraussichtlich über 30

Prozent aller Käufe im stationären

Handel vorab online recherchiert.

Die Generation der Digital Natives übt

zunehmenden Einfluss auf die strate-

gischen Entscheidungen im Handel

und der Konsumgüter-Branche aus.

Virales Marketing wird noch populä-

rer.

Unternehmen im Konsumgüterbe-

reich sprechen die Kunden zuneh-

mend über Social Media (Facebook,

Twitter, Instagram, Blogs & Co.) an.

Crowd-Sourcing beeinflusst immer

stärker Kaufentscheidungen und Mar-

kenloyalität.

Die zunehmende Erfassung von Kun-

dendaten (Stichwort „Big Data“) er-

möglicht immer gezieltere und indivi-

dualisiertere Kundenansprachen.

Online-Informationen (Internet und

Social Media) beeinflussen bereits

jetzt 24,7 Prozent der Kaufentschei-

dungen. Dies ist eine deutliche Zunah-

me seit der letzten Erhebung durch

die Unternehmensberatung Roland

Berger aus den Jahren 2012/2013.

Prof. Dr. Klaus Böhm stellt Möglichkeiten

einer produktbezogenen Information über

den Scan des EAN-Codes über eine Smart-

phone-App vor. Sie bietet die Möglichkeit,

individuelle Interessenlagen über die An-

lage des Nutzerprofils zu erfassen, um

dadurch die mit dem EAN-Code verbun-

denen Informationen zu selektieren und

auszuwerten.

Über die INCI-Datenbank können schon

heute Informationen zu bestimmten In-

haltsstoffen ausgelesen werden. Die Her-

ausforderung besteht darin, diese Infor-

mationen konkret mit dem Produkt zu

verknüpfen. Technisch sei dies lösbar,

allerdings auch sehr aufwändig.

„Die Hersteller sollten zeitnah in die produktbezogene Information über den Scan von Codes einsteigen. Sonst werden sie dabei schnell rechts und links von anderen Organisationen überholt.“

INCI-COM Komponenten

Prof. Dr. Böhm, Hochschule Mainz

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Ideenwerkstatt in Gruppenarbeiten

FAZIT DER DISKUSSION

Es kristallisiert sich ein ge-

meinsames Interesse an der

Erarbeitung eines digitalen

Info-Services heraus, mit

dem der User sein eigenes

Benutzerprofil anlegen

kann und dazu glaubwürdi-

ge Informationen und

Handlungsempfehlungen zu

den Produkten bekommt. In

das Profil könnten z.B. Al-

lergierisiken, Abneigungen

und Vorlieben sowie andere

Vorgaben eingetragen wer-

den. Der Nutzer müsse hier

aber komplett frei in seiner

Entscheidung sein. Nichts

dürfe vorgegeben werden.

Die INCI-Datenbank wird

als angemessene Informati-

onsgrundlage angesehen.

In zwei Arbeitsgruppen werden Ideen für digitale Informationen über kosmetische

Produkte entwickelt:

Eine Expertengruppe wählt Stoffe aus,

über deren Risiken die Verbraucher infor-

miert werden. Die neue Qualität liegt da-

rin, dass die Information vor Veröffentli-

chung mit zentralen Interessengruppen

abgestimmt wird (Info-Mediator, Om-

budsmann). Zielgruppe der Information

sind besonders sensible Verbrauchergrup-

pen, wie etwa Allergiker oder junge Müt-

ter für die Anwendung kosmetischer Mit-

tel bei Kleinkindern. In den Abstim-

mungsprozess können Dermatologen, das

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR),

das Scientific Committee on Consumer

Safety (SCCS), die Landesuntersuchungs-

ämter, die Verbraucherpresse und der

IKW eingebunden werden. Als Informati-

onsquelle können www.haut.de und Anga-

ben der Hersteller genutzt werden.

„KOSMOMAT“

ERGEBNISSE DER IDEENWERKSTATT

8

„VERBRAUCHER-EXPERTEN-MYTHEN“

Der Kosmomat ist eine digitale Einkaufs-

hilfe im Internet, die von den Akteuren

aus dem Dialog Kosmetik getragen wird.

Zielgruppe sind kritische Vorinformierte

und Laien. In den Kosmomat werden die

Sensitivität des Verbrauchers sowie seine

Interessen und Erwartungen über eine

Profilabfrage eingestellt. Darauf aufbau-

end werden Verhaltens- und Einkauf-

stipps vermittelt. Die gewünschte Infor-

mationstiefe ist frei wählbar, und die

Quellen der Information werden zur

Schaffung von Transparenz benannt. Die-

se Quellen werden wissenschaftlich evalu-

iert und geprüft, um somit die Aussage-

genauigkeit zu schärfen. Die Entschei-

dungshilfen erfolgen produktunabhängig.

In die Anwendung werden Hinweise zur

Aussagekraft von Siegeln integriert. Für

das Prozessdesign und die Entwicklung

wird ein begleitendes Panel aus jungen

Müttern und kritischen Konsumenten

eingerichtet.

„Nur weil der Verbraucher INCI nicht versteht, heißt es nicht, dass er diese Informationen nicht haben möchte.“ (Alina Reichardt, Stiftung Warentest)

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Die Ideen zeigen deckungsgleiche Resultate. In der Diskussion zeigt sich das Interesse,

über gemeinschaftlich getragene Informationen in digitalen Medien eine größere Erreich-

barkeit und Glaubwürdigkeit bei der Information des Verbrauchers zu realisieren.

Die Verbraucherschützer raten der Industrie, jetzt schnell zu handeln, damit sie bei der

Risikokommunikation nicht immer aus der Defensive heraus agieren müsse. Die Herstel-

ler regen an, sich vor der Entwicklung einer aufwändigen App erst genauer damit zu be-

schäftigen, welche Informationen die Verbraucher sich wirklich über welche Kanäle

wünschten. Die Erarbeitung einer App mit weitergehenden Informationen zu den Pro-

dukten bzw. Stoffen sei nur dann sinnvoll, wenn sie für den Verbraucher von hohem Nut-

zen ist. Dazu müsse ein deutlicher Mehrwert für alle Akteure erkennbar sein: Hersteller,

Handel, Behörden, Verbraucherschützer.

Birgit Huber (IKW) fasst zusammen: Die Teilnehmer des „Dialog Kosmetik“ schlagen die

Entwicklung eines gemeinsamen, digitalen und produktbezogenen Info-Services vor.

Dazu wird eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die ein Konzeptpapier zur Anwendung, zum

Betreibermodell und zum Aufwand entwirft. Nach einer internen Abstimmung dieses

Konzeptpapiers müsse man dann in die Programmierung gehen. Wichtig ist, dass immer

wieder die Möglichkeit der Überprüfung, vor allem durch Laien gewährleistet wird.

DISKUSSION UND WEITERE VORGEHENSWEISE

9

„Die Teilnehmer des „Dialog Kosmetik“ schlagen die Entwicklung eines gemein-samen, digitalen und produktbezogenen Info-Services vor.“ (Birgit Huber)

An der Arbeitsgruppe nehmen folgende

Akteure teil:

Klaus Afflerbach, Klaus

(health&media GmbH)

Janine Arnold (Henkel AG & Co.

KGaA)

Dr. Andreas Butschke (Bundesamt

für Verbraucherschutz)

Monika Ferdinand (Bundesverband

deutscher Kosmetiker/innen)

Imke Grassau-Zetzsche (Unilever

Deutschland GmbH)

Laura Gross (Verbraucherinitiative

e.V.)

Birgit Huber (IKW)

Prof. Dr. Jürgen Lademann (Charité

Berlin)

Dr. Ludger Neumann (L‘Oreál

Deutschland GmbH)

Christel Schierbaum (Berufsverband

der Kinder- und Jugendärzte)

Frau Huber und Herr Afflerbach erstellen

vorbereitend einen ersten Konzeptent-

wurf, basierend auf den Diskussionen des

Stakeholder-Workshops. Die beiden über-

nehmen auch die Koordination und Orga-

nisation der Arbeitsgruppe. Alle Mitglie-

der des „Dialog Kosmetik“ werden wie

gewohnt über die Ergebnisse der Arbeits-

gruppe informiert.

Vorschlag für Thema des kommenden Dialogs

Im Zug der Diskussion entsteht eine Idee für das Schwerpunkt-Thema des nächsten

„Dialog Kosmetik“:

„Kinder als Verbraucher aus Sicht der Kosmetik“

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TEILNEHMER/INNEN

Huber, Birgit Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) Hubloher, Daniela Verbraucherzentrale Hessen e.V. Keiser, Thomas Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) Lademann, Prof. Dr. Jürgen Charité Berlin, Bereich Hautphysiologie Lewe-Esch, Sigrid Deutscher Evangelischer Frauenbund e.V. (DEF) Neumann, Dr. Ludger L´Oréal Deutschland GmbH Reichardt, Alina Stiftung Warentest Schierbaum, Christel Berufsverband der Kinder- und Jugend-ärzte Deutschlands e.V. Schnuch, Prof. Dr. Axel IVDK-Zentrale, Institut an der Univer-sität Göttingen Sporkmann, Ann-Kathrin Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland Volkmann, Monika DHB-Netzwerk Haushalt e.V. Von Mühlendahl, Prof. Dr. Karl-Ernst Kinderumwelt gemeinnützige GmbH Weckerling-Wilhelm, Dr. Dorothee Bundesministerium für Justiz und Ver-braucherschutz

IKU_DIE DIALOGGESTALTER

Olpe 39 44135 Dortmund

Tel.: 0231 931103-0 Fax: 0231 931103-50

www.dialoggestalter.de [email protected]

Industrieverband Körper- pflege und Waschmittel e.V.

Mainzer Landstraße 55

60329 Frankfurt am Main

Tel.: 069 2556-1323

www.ikw.org

Afflerbach, Klaus health&media GmbH Alert, Dr. Dirk Beiersdorf AG Arnold, Janine Henkel AG + Co KGaA Bendig, Europa Sturm und Drang GmbH Böhm, Prof. Dr. Klaus Hochschule Mainz Boehme, Nele Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Butschke, Dr. Andreas Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Etzenbach-Effers, Dr. Kerstin Verbraucherzentrale NRW Ferdinand, Monika Bundesverband Deutscher Kosmeti-ker/innen Förster, Dr. Thomas Henkel AG + Co KGaA Fröb, Cornelia Verbraucherzentrale Hessen e.V. Grassau-Zetzsche, Imke Unilever Deutschland GmbH Gross, Laura Verbraucherinitiative e.V.

Moderation

Bloser, Marcus

Kühr, Ann-Kathrin

Herkelmann, Stefanie

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