SPECTRUMnachrichten. hintergründe. impulse.
02 | 2017
Rhein-Ruhr-Express // Neues vom Tarif: Strukturelle Verbesserungen und Vereinfachungen // nextTicket – Tarifi nnovation wird
getestet // Zusätzliche Leistungen stärken den SPNV // VRR investiert in die Modernisierung der Nahverkehrsinfrastruktur // Baustel-
lenmanagement verbessern für einen reibungslosen Bahnbetrieb // spectrum unterwegs im Auftrag der Sicherheit // #OpenVRR –
Der VRR schafft Transparenz
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
durchschnittlich drei Millionen Menschen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr
nutzen täglich den Öffentlichen Personennahverkehr; mit steigender Ten-
denz. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, der der VRR zukünftig mit verbes-
serten Leistungen im Schienenpersonennahverkehr begegnet. Der Rhein-Ruhr-
Express ist hierfür von ganz entscheidender Bedeutung. Einen ersten Eindruck
der neuen Fahrzeuge, die ab Dezember 2018 nach und nach den Betrieb auf-
nehmen werden, konnten zahlreiche geladene Gäste auf der Teststrecke von
Siemens in Wegberg-Wildenrath gewinnen. Darüber hinaus konnten sich Bür-
gerinnen und Bürger im Rahmen der Veranstaltungsreihe „RRX on Tour“ näher
über das wichtige Mobilitätsprojekt informieren. In unserer Titelgeschichte
erfahren Sie alle wichtigen Neuigkeiten rund um den RRX.
Bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 bringt der VRR zahlreiche
verkehrliche Verbesserungen auf den Weg. Auf verbundweit 26 SPNV-Linien
weitet der VRR seine Leistungen deutlich aus und stärkt die Spätverkehre von
S-Bahn, RE und RB, damit Fahrgäste auch abends und nachts zügig und sicher
in der Region unterwegs sein können.
Um den sich wandelnden Mobilitätsbedürfnissen seiner Fahrgäste zu ent-
sprechen, verbessert der VRR jedoch nicht nur seine Verkehrsleistungen, son-
dern entwickelt auch den Nahverkehrstarif kontinuierlich weiter. Neben einer
moderaten Preisanpassung zum 1. Januar 2018 sind vor allem strukturelle Ver-
besserungen vorgesehen. Speziell elektronische Tarife bieten die Chance, die
Nutzung von Bus und Bahn nachhaltig zu verändern und kundenorientiertere
Lösungen zu schaffen. Mit dem Ziel, Fahrgästen einen einfachen und intuitiven
Zugang zum ÖPNV zu ermöglichen, entwickelt der VRR zurzeit einen elektroni-
schen Tarif, der Fahrgästen im Rahmen des Praxistests „nextTicket“ direkt über
ihr Smartphone zugänglich gemacht wird.
Eine informative Lektüre wünscht
Ihr
Hans Wilhelm Reiners
Verbandsvorsteher
Impressum
Herausgeber:
Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR
Augustastraße 1 • 45879 Gelsenkirchen
Telefon: 0209/1584-0
E-Mail: [email protected]
www.vrr.de
Verantwortlich für den Inhalt:
Sabine Tkatzik – Leiterin PR,
Pressesprecherin VRR
Redaktion: Wibke Hinz,
Dino Niemann, Annemarie Alice
Gonsiorczyk
Gestaltung: Sven Scholz
Fotos/Bildnachweis:
Titel, S. 3 - S. 5 ©Kompetenzcenter Marketing NRW,
S. 15 ©Energieversorgung Oberhausen AG,
S. 21 ©robsonphoto - stock.adobe.com, alle weiteren
Bilder ©VRR AöR
Inhalt
Titelthema
Rhein-Ruhr-Express . . . . . . . . . . . . . . Seite 3
Im Verbund
Neues vom Tarif: Strukturelle Verbesserungen
und Vereinfachungen . . . . . . . . . . . . . . Seite 7
nextTicket – Tarifi nnovation wird
getestet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 10
Zusätzliche Leistungen stärken den
SPNV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12
VRR investiert in die Modernisierung
der Nahverkehrsinfrastruktur . . . . . . Seite 15
Im Forum
Baustellenmanagement verbessern für
einen reibungslosen Bahnbetrieb . . Seite 16
Im Fokus
spectrum unterwegs im Auftrag der
Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18
#OpenVRR – Der VRR schafft
Transparenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 21
VRR-Ticker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 22
| 3 |SPECTRUM 2 | 2017 TITELTHEMA
Rhein-Ruhr-ExpressDer Rhein-Ruhr-Express entwickelt sich mit großen Schritten weiter. Am 12. Juli 2017 wurde der Prototyp der neuen
RRX-Fahrzeuge der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Prüf- und Validationscenter (PCW) der Siemens AG in Wegberg-Wil-
denrath hatten zahlreiche geladene Gäste aus der Verkehrsbranche, Politik und Wirtschaft sowie Medienvertreter
Gelegenheit, sich den neuen Zug aus der Nähe anzuschauen. Derzeit werden im PCW sieben Vorserienfahrzeuge aus-
giebig getestet. Die Erfahrungen aus den Testfahrten fl ießen dann in die Produktion der weiteren Fahrzeuge ein. Auch
die Arbeiten am RRX-Wartungs- und Instandhaltungswerk in Dortmund-Eving schreiten voran. Ende des Jahres soll es
planmäßig in Betrieb genommen werden. Über den aktuellen Stand des wichtigen Mobilitätsprojektes konnten sich
Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Veranstaltungsreihe „RRX on Tour“ näher informieren.
RRXnews
| 4 | SPECTRUM 2 | 2017 TITELTHEMACTRUMS| 4 |
Siemens präsentiert Prototypen
des RRX
Mit der Vorstellung des Prototypen in
Wegberg-Wildenrath startete im Juli
2017 das Testprogramm für die neu-
en RRX-Fahrzeuge. Im PCW prüft Sie-
mens, ob die Elektrotriebzüge fi t sind
für ihren täglichen Einsatz in Nord-
rhein-Westfalen. Im Rahmen der fest-
lichen Präsentation würdigten die
Anwesenden den RRX als zukunfts-
weisendes Mobilitätsprojekt. VRR-
Vorstandssprecher Martin Husmann
wies vor rund 150 geladenen Gäs-
ten auf die Qualität der neuen Züge
und ihre Bedeutung für einen attrak-
tiven und komfortablen Schienen-
personennahverkehr hin: „Wir freuen
uns, dass wir mit Siemens einen ver-
lässlichen Partner an unserer Sei-
te haben. Ab dem Fahrplanwechsel
2018 werden die neuen RRX-Züge
nach und nach auf den großen Regio-
nalexpress-Linien in NRW eingesetzt
und verbessern damit wesentlich
den Komfort und das Platzangebot
für die Nahverkehrskunden im VRR.“
Sieben Vorserienfahrzeuge durch-
laufen im PCW ein umfangreiches
Testprogramm, bevor sie erstmals
Probefahrten im öffentlichen Bahn-
netz absolvieren. Die neuen Fahr-
zeuge basieren auf der bewährten
Desiro-Plattform der Siemens AG und
wurden hinsichtlich Technik und Aus-
stattung eigens für die Anforderungen
des Rhein-Ruhr-Express entwickelt.
Jede Zugeinheit besteht aus vier
Wagen, von denen der erste und letz-
te als End- und Steuerwagen jeweils
nur über ein Deck verfügen. Die bei-
den mittleren Wagen sind hingegen
als Doppelstockwagen ausgeführt.
Fahrgästen stehen in den neuen Fahr-
zeugen zukünftig 400 Sitzplätze zur
Verfügung. Innen wie außen sind
die Züge im markanten RRX-Design
gestaltet.
Arbeiten im Plan: Neues RRX-Depot
Dormund-Eving
Siemens wird die Fahrzeuge zukünftig
im neuen Depot in Dortmund-Eving
warten, instand und für die Betreiber
| 5 |SPECTRUM 2 | 2017 TITELTHEMA
des RRX hundertprozentig verfügbar
halten. Auch hierfür setzt Siemens
auf neueste Technik: Die Züge stehen
über moderne Datenkommunikati-
onsanlagen im kontinuierliche Aus-
tausch mit Service-Einrichtungen.
Im Rahmen der sogenannten voraus-
schauenden Instandhaltung können
Fehler bereits registriert und beho-
ben werden, bevor sie zu Proble-
men im Betriebsablauf führen. Die
Errichtung des neuen Wartungs- und
Instandhaltungswerkes verläuft wie
geplant. Sämtliche vom VRR verant-
worteten Gewerke wurden vergeben.
Teilweise sind die von den beauf-
tragten Unternehmen durchgeführ-
ten Arbeiten schon abgeschlossen.
So wurden schon die Weichen ein-
gebaut, die das Grundstück der RRX-
Werkstatt an die Strecke der DB Netz
AG anschließen. Auch die Straßenzu-
wegung wurde realisiert und das Are-
al an die Versorgung mit Gas, Wasser
und Strom angeschlossen. Aktuell
wird im Auftrag des VRR eine Kabel-
trasse vom Grundstück in Eving
zum Stellwerk in Dortmund-Der-
ne gebaut, um die Ein- und Ausfahrt
des Depots an die Leit- und Siche-
rungstechnik von DB Netz anzuschlie-
ßen. Siemens hat den Rohbau der
Werkstatthalle weitestgehend fer-
tiggestellt und auch ein Großteil der
Gleisanlagen wurde bereits verlegt.
„Wenn die Arbeiten weiter ohne Ver-
zögerungen voranschreiten, kann das
neue RRX-Depot wie geplant Ende
2017 in Betrieb gehen“, so Husmann.
RRX on Tour
Im Rahmen einer sechstägigen
„Roadshow“ luden das NRW-Ver-
kehrsministerium, die beteiligten
SPNV-Zweckverbände und der Fahr-
zeughersteller Siemens die Menschen
in Nordrhein-Westfalen ein, sich
umfassend über die unterschiedli-
chen Aspekte des Rhein-Ruhr-Express
zu informieren. Unter dem Motto
„RRX on Tour“ präsentierte sich der
RRX in fünf Themenzelten: Vielfältige
Anwendungen und Informationsange-
bote ermöglichten es den Besuchern,
| 6 | SPECTRUM 2 | 2017 TITELTHEMA017 TITELSPECTRUM 2 | 2 LTHEMA
den Rhein-Ruhr-Express multimedi-
al zu erleben. Im Verkehrsverbund
Rhein-Ruhr machte die RRX-Road-
show in Essen und Duisburg Station.
Im Multimedia-Zelt konnten Interes-
sierte mithilfe einer Virtual-Reality-
Brille eine 3D-Anwendung der neuen
RRX-Fahrzeuge erkunden und einen
Eindruck vom Innenraum gewinnen.
Die Ausstattung und die technischen
Details der Züge wurden darüber
hinaus in einem weiteren Themen-
zelt präsentiert. Ein Zelt zur RRX-
Infrastruktur informierte über den
anstehenden Aus- und Umbau der
Schienenwege sowie der Bahnhöfe
im Land und zeigte auf, wie die Bür-
gerinnen und Bürger in die Planungen
eingebunden werden. Im Zusammen-
hang mit der Eisenbahninfrastruktur
spielen auch Aspekte des Lärmschut-
zes eine wichtige Rolle. Deshalb ver-
deutlichte eine Simulation, dass die
RRX-Fahrzeuge nur geringe Fahrge-
räusche verursachen. Den künfti-
gen Betrieb des RRX thematisierte
das vierte Zelt. Dargestellt wurde,
welche verkehrlichen Verbesserun-
gen der Rhein-Ruhr-Express mit sich
bringt und in welchen Schritten die-
se umgesetzt werden sollen. In einem
fünften Zelt konnten sich die Besu-
cher ganz persönlich zum RRX beken-
nen: Jeder war eingeladen, sich an
einer Fotowand ablichten zu lassen
und ein Statement zum Groß projekt
beizusteuern. Wer nicht vor Ort dabei
sein konnte und sich detaillierter über
den RRX informieren möchte, dem
bietet eine eigens entwickelte kos-
tenlose RRX-App für Android- und
iOS-Smartphones alle wesentli-
chen Informationen zum Projekt
sowie multimediale Anwendungen.
RRX on Tour in Essen.
| 7 |SPECTRUM 2 | 2017 IM VERBUND
70Wegberg
2190Lünen
2400Bergkamen
2390Kamen
2490Unna
2150Schwerte
5080Olfen
2480Holzwickede
60Nijmegen/Groesbeek
57Arnhem
87Zevenaar/
Duiven/Westervoort59
Millingen a. d. Rijn 07
’s-Heeren-berg
7440 Isselburg
7670Bocholt
7650Borken 7590
Heiden 7580Reken
7690Raesfeld
69Venlo
06Haltern
34Mülheim/
Ruhr45
EssenSüd 46
Hattingen/Sprockhövel
30Schwalmtal/
Niederkrüchten
31Viersen
41Willich
50Mönchengladbach
51Korschen-
broich52
Neuss/Kaarst
61Greven-broich 63
Rommers-kirchen
62Dormagen
73Langenfeld/
Monheim
53Düsseldorf
Süd
72Jüchen
42Meerbusch
43Düsseldorf Mitte/Nord
44Ratingen/
Heiligenhaus
55Velbert 67
Schwelm/Ennepetal/
Gevelsberg/Breckerfeld66
WuppertalOst
65Wuppertal
West
54Mettmann/
Wülfrath
64Erkrath/
Haan/Hilden 74
Solingen
75Remscheid
26Gelsen-kirchen
35Essen
Mitte/Nord36
Bochum
47Witten/Wetter/
Herdecke
58Hagen
27Herne 37
DortmundMitte/West
38Dortmund
Ost
17Recklinghausen/
Herten 28Castrop-Rauxel
15Marl
18Oer-Erken-
schwick/Datteln
29Waltrop
03Wesel
16Alpen
84Sons-beck
85Kevelaer
77Uedem
83Xanten
88Hamminkeln
79Rees
78Kalkar
82Bedburg-Hau
86Goch/Weeze
81Kranen-
burg
71Emmerich
80Kleve
04Geldern/
Issum
22Moers
01Kerken/
Wachtendonk
10Straelen
02Kamp-Lintfort
12Rheinberg
14Schermbeck/
Hünxe
05Dorsten
25Bottrop/Gladbeck
24Ober-
hausen23
DuisburgNord
33Duisburg
Mitte/Süd
32Krefeld
21Kempen/Grefrath/
Tönisvorst20
Nettetal/Brüggen
13Dinslaken/
Voerde
11Neukirchen-
Vluyn/Rheurdt
7660Rhede
Neues vom Tarif: Strukturelle Verbesserun-gen und VereinfachungenUm die Anforderungen an ein leistungsstarkes Verkehrssystem im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr mit Blick auf Tak-
tung, Zuverlässigkeit und Modernität in den kommenden Jahren zu erfüllen, ist eine kontinuierliche Tarifentwicklung
nötig. Das bedeutet, den unterschiedlichen Zielgruppen und Kundenbedürfnissen gerecht zu werden und die Ent-
wicklung passender Tarife, zu denen Kunden einen leichten und unkomplizierten Zugang erhalten. So vereinfacht der
VRR ab Januar sein Tarifsystem und gestaltet es strukturell um. Die politischen Gremien des VRR haben im Sommer
verschiedene strukturelle Maßnahmen sowie eine moderate Preisanpassung des Verbundtarifs beschlossen. Damit
geht der Verbund einen weiteren Schritt, um die Komplexität seines Tarifsystems zu reduzieren und das Angebot für
den Kunden verständlicher zu gestalten.
Ab 2018 tritt eine deutliche Vereinfa-
chung der Preisstufe C in Kraft. Die der-
zeit 170 Gültigkeitsbereiche werden
in nur noch 19 Regionen zusammen-
gefasst und bieten dem Kunden somit
großfl ächigere Räume. Von der neuen
Anpassung profi tieren alle Inhaber eines
Tickets in der Preisstufe C. Denn durch
den wesentlich größeren Geltungsbe-
reich brauchen sie in vielen Relationen
kein ZusatzTicket mehr, um in Städte
oder Gemeinden zu fahren, die außer-
halb ihres bisherigen Geltungsbereichs
liegen. Für einige Kunden, die heute ein
verbundweit gültiges Ticket in der Preis-
stufe D besitzen, ergibt sich zudem
die Möglichkeit, in die preislich güns-
tigere Preisstufe C zu wechseln.
Strukturelle Verbesserungen im Tarif
Eine weitere Vereinfachung des Tarif-
systems fi ndet bei der Monats- und
Abovariante des YoungTickets statt. Die
durchgeführte Marktforschung unter
den bisherigen Nutzern sowie unter
den künftigen gewerblichen und kauf-
männischen Auszubildenden hat ein
großes Interesse an einer einfachen,
Beispiel einer Region in der Preisstufe C.
Neue Tarifsystematik
| 8 | SPECTRUM 2 | 2017 IM VERBUND
sofortigen verbundweiten Gültigkeit
des Tickets ergeben. Denn das Young-
TicketPLUS wird derzeit noch preis-
stufenbezogen angeboten. Ab 2018
gilt dann auch für die Auszubilden-
den der Region ein ähnliches Angebot
wie beim SchokoTicket für Schülerin-
nen und Schüler. Somit ist das Ticket
stets verbundweit gültig und wird für
Abonnenten künftig zu einem mo-
deraten Einführungspreis von 59,95
Euro angeboten. Das inhaltsglei-
che Monatsticket kostet 69,95 Euro.
Die neue Preisgestaltung führt da-
zu, dass die Preise für Kunden in den
Preisstufen B, C und D deutlich sin-
ken. Aber auch Inhaber von Tickets
der Preisstufe A profitieren vom neu-
en Ticketangebot. „Rund 90 Prozent
der Kunden mit der Preisstufe A nut-
zen bislang regelmäßig ein Zusatz-
Ticket, um ihren Geltungsbereich
zu erweitern. Diese ZusatzTickets
sind bei der erweiterten Gültigkeit
der YoungTickets sowohl im mo-
natlichen Einzelkauf als auch im
Abo künftig nicht mehr nötig“, sagt
VRR-Vorstand José Luis Castrillo.
Umgestaltung des TagesTickets
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr re-
agiert mit der Umgestaltung des Ta-
gesTickets auf die sich verändernden
Kundenbedürfnisse und die zuneh-
mende touristische Bedeutung der
Region Rhein-Ruhr. Bisher sind Ta-
gesTickets auf einen Kalendertag
bezogen. Ab 2018 ist es nach der
Entwertung 24 Stunden gültig und
kann demnach künftig noch weit bis
in den folgenden Kalendertag ge-
nutzt werden. Eine weitere Neuerung
in der Tariflandschaft ist ein Ticket
mit einer Gültigkeit von 48 Stun-
den ab Entwertung, das gerade für
Touristen attraktiv ist. Es entspricht
dem Reiseverhalten der Fahrgäs-
te, die an Wochenenden in der Met-
ropole Rhein-Ruhr unterwegs sind.
Moderate Preisanpassung
Neben der strukturellen erfolgt auch
eine differenzierte Anpassung der
Ticketpreise. Der Verwaltungsrat des
Verbundes hat eine Preisanpassung
bei den Tickets ab Januar 2018 be-
schlossen, die mit durchschnittlich
1,9 Prozent moderat ausfällt. „Zu ei-
nem attraktiven Nahverkehrssystem
gehören Tarife, die die betrieblichen
Aufwendungen und künftigen Inves-
titionen berücksichtigen sowie den
unterschiedlichen Kundenbedürfnis-
sen gerecht werden“, erläutert José
Luis Castrillo, „insofern besteht die
Herausforderung darin, Tarife und
Tarifentwicklungen zwischen Kosten-
orientierung und Markt akzeptanz
auszubalancieren.“
Im Zeitkartenbereich erfolgt dabei
eine Fortführung der Preisdifferen-
zierung in der Preisstufe A durch
eine sehr moderate Anhebung in
Preisstufe A1, eine etwas deutliche-
ren Anpassung im Preisniveau A2 und
nochmals etwas höher im Preisniveau
A3. Nur mit dieser differenzierten Vor-
gehensweise ist das unterschiedliche
Leistungsangebot in einzelnen Städ-
ten im Verbundraum zu
berücksichtigen.
Auch beim EinzelTicket für Erwachse-
ne wird künftig innerhalb der Preis-
stufe A preislich unterschieden. Der
Preis in den Städten und Tarifgebie-
ten mit den Preisniveaus A1 und A2
bleibt weiterhin stabil, während sich
der Ticketpreis im Bereich A3 er-
höht. Auch in der Preisstufe B wird
der Preis um moderate zehn Cent er-
höht. Eine weitere Anpassung erfolgt
in den Preisstufen C und D in Hö-
he von 40 Cent bzw. 30 Cent. Weiter-
hin konstant bleiben die Preise für die
Kindertickets sowie bei Einzel- und
4erTickets im Kurzstreckenbereich.
Seit über fünf Jahren bietet der Ver-
bund mit dem SozialTicket ein be-
sonders preisreduziertes Ticket für
berechtigte Fahrgäste an. Im VRR nut-
zen zurzeit monatlich rund 170.000
Kunden das Ticket zum Preis von
35,55 Euro pro Monat. Aufgrund der
steigenden Nachfrage zeichnet sich
eine erkennbare Finanzierungslü-
cke ab. Der Verwaltungsrat des VRR
hat daher eine vorgezogene Anpas-
sung des SozialTickets auf 37,80
Euro pro Monat bereits zum 1. Ok-
tober 2017 beschlossen. Somit ist
das SozialTicket im VRR-Raum für
das Jahr 2017 gesichert. Trotz die-
ser Anpassung orientiert sich das Ti-
cket auch weiterhin am halben Preis
eines Ticket1000. Damit Fahrgäs-
te das rabattierte Angebot auch im
Jahr 2018 und darüber hinaus nut-
zen können, ist der VRR zwingend
auf die weitere finanzielle Unter-
stützung des Landes angewiesen.
Ab 2018: YoungTicketPLUS mit großem Geltungsbereich in nur einer Preisstufe.
| 9 |SPECTRUM 2 | 2017 IM VERBUND
Verbundübergreifende Fahrten
Bei den strukturellen Anpassungen
richtet der Verkehrsverbund Rhein-
Ruhr sein Augenmerk auch auf die
verbundraumübergreifenden Fahr-
ten. Gemeinsam mit dem Verkehrs-
verbund Rhein-Sieg (VRS) und dem
Aachener Verkehrsverbund (AVV)
hat der VRR ein Paket mit möglichen
Maßnahmen im NRW-Tarif einerseits
und im Tarifkragen VRR/VRS sowie
VRR/AVV andererseits entwickelt.
Für die Kunden soll zwischen den
NRW-Verkehrsräumen eine unkom-
plizierte tarifl iche Lösung entstehen.
Der erste Startpunkt dieser kunden-
freundlichen Entwicklung in Nordrhein-
Westfalen ist das EinfachWeiterTicket
(EWT). Seit dem 1. Januar 2017 ermög-
licht es – zunächst befristet bis Ende
2019 – den unkomplizierten Über-
gang zwischen den drei Tarifräumen.
Das EWT gilt dann jeweils im gesam-
ten angrenzenden anderen Verbund.
Die erste Bilanz für das neue Tarifange-
bot fällt positiv aus. Es kommt bei den
Kunden sehr gut an. Im ersten Halb-
jahr verkauften die VRR-Verkehrsun-
ternehmen bereits über 230.300*
Tickets. Das EinfachWeiterTicket gilt
für eine Person in Verbindung mit Zeit-
fahrausweisen oder netzweiten Kom-
biTickets der drei Verbünde. Es kostet
in der 2. Klasse 6,40 Euro und in der
1. Klasse 9,60 Euro, Kinder unter 15
Jahren zahlen jeweils die Hälfte.
Ausblick Anschlusstickets
Nach wie vor hat der Tarifübergang
zwischen den Städten Düsseldorf
und Köln eine besondere Bedeutung.
„Auf dieser Strecke mit der enorm
hohen Verkehrsdichte möchten wir es
den Kunden noch leichter machen.
Zusätzlich zum EinfachWeiterTicket
arbeiten wir gemeinsam mit dem VRS
an unkomplizierten Regelungen, von
denen zunächst Berufspendler profi -
tieren und perspektivisch auch Fahr-
gäste, die in ihrer Freizeit zwischen
der Landeshauptstadt und Köln un-
terwegs sind“, so José Luis Castrillo.
Im Rahmen der Überlegungen zu ver-
bundraumübergreifenden Tarifl ösun-
gen haben sich VRR und VRS in einem
ersten Schritt auf eine Harmonisie-
rung der VRR-Ergänzungsaufpreise
zum VRS-Jobticket verständigt. Künf-
tig können Inhaber von Jobtickets des
VRS und VRR-FirmenTickets alle Städ-
te im sogenannten großen Kragen des
jeweils anderen Verbundes befahren.
Die individuellen streckenbezogenen
Geltungsbereiche werden aufgehoben.
Und auch die Zwangsabnahme der Ti-
ckets durch alle Mitarbeiter wird auf-
gehoben. Der neue Aufpreis wird nur
noch fakultativ angeboten. In Abstim-
mung mit den betroffenen Verkehrs-
unternehmen wird eine schrittweise
Überführung des Solidarpreises in
den Fakultativpreis vorgenommen.
Auch das YoungTicket wird künftig mit
in verbundraumübergreifende Fahrt-
möglichkeiten integriert. Mit dem
ab 2018 sowohl in der monat lichen
als auch in der Abonnementvarian-
te netzweit gültigen Ticket können
Kunden dann mit einem pauscha-
len Ergänzungsticket auch in angren-
zende Regionen des VRS fahren.
Dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und
seinen Partnern sind die verbundraum-
übergreifenden Verkehre wichtig. Sie
verfolgen gemeinsam das Ziel, in Zu-
kunft weitere landeseinheitliche An-
schlussticket-Lösungen zu entwickeln,
und zwar für Inhaber von Zeitkarten
wie auch für Fahrgäste, die gelegentlich
Bus und Bahn nutzen. Die Verkehrs-
verbünde möchten gemeinsam daran
arbeiten, dass der Öffentliche Perso-
nennahverkehr auch über weitere Rei-
sedistanzen eine attraktive Alternative
zum Auto ist.
Startschuss für den Westfalentarif
Die Einführung des Westfalentarifs am
1. August 2017 sorgt für mehr Kunden-
freundlichkeit in der Tarifl andschaft. Er
führt fünf regionale Nahverkehrstarife
(Münsterland-Tarif, Ruhr-Lippe-Tarif,
Hochstift-Tarif, VGWS-Tarif und Der
Sechser) zusammen. So ist der neue
Tarif für die knapp 7,2 Millionen Ein-
wohner in Westfalen-Lippe einfacher,
verständlicher und erleichtert ihnen
die Fahrt mit dem Öffentlichen Perso-
nennahverkehr. Der Verkehrsverbund
Rhein-Ruhr akzeptiert nun den Tarif-
übergang in den angrenzenden Städ-
ten und Gemeinden. Dazu gehören
Breckerfeld, Dortmund, Ennepetal,
Gevelsberg, Hagen, Haltern, Herdecke,
Schwelm, Waltrop, Wetter und Witten.
Ein Beispiel für die Verbesserung der
Tarifl andschaft ist, dass Kunden, die
von Bielefeld nach Dortmund fahren,
statt 22,80 Euro nur noch 19,70 Euro
bezahlen. Mehr als 60 Verkehrsunter-
nehmen tragen den Westfalentarif mit.
In Bussen und Bahnen läuft eine Wer-
bekampagne mit Sprüchen wie „Einer
reicht mir voll und ganz“ oder „Auch
Werne mag ich gerne“. Der Westfalen-
tarif gilt auf einer Fläche von rund
19.400 Quadratkilometern und ist so-
mit der zweitgrößte Nahverkehrstarif in
Deutsch land. Alte Tickets sind noch
drei Monate nach der Einführung
gültig.
*Verkaufszahlen der VRR-Verkehrsunternehmen.
Die Verkäufe aus den Verkehrsverbünden VRS
und AVV sind in der Zahl nicht enthalten.
| 10 | SPECTRUM 2 | 2017 IM VERBUND
nextTicket – Tarifi nnovation wird getestetFlächentarife haben sich in Deutschland durchgesetzt und bilden heute in den Verkehrsverbünden die Grundlage für
die Preisberechnung. Charakteristisch hierfür ist, dass für Fahrgäste, sobald sie aus einer Tarifzone in die nächste
fahren, ihr Ticket durch einen sogenannten Tarifsprung teurer wird. Durch die Entwicklung elektronischer Tarifsyste-
me eröffnen sich neue Möglichkeiten für kundenorientiertere Lösungen. Mit dem Ziel, Fahrgästen einen einfachen
und intuitiven Zugang zum ÖPNV zu ermöglichen, entwickelt der VRR zurzeit einen elektronischen Tarif, der Fahr-
gästen im Rahmen des Praxistests „nextTicket“ direkt über ihr Smartphone zugänglich gemacht wird.
nextTicket orientiert sich, anders
als der Flächentarif, an den gefahre-
nen Linienkilometern. Neben einem
Grundbetrag je Fahrt stellt ein Leis-
tungspreis für die tatsächlich zurück-
gelegte Strecke die Berechnungs-
grundlage des neuen Angebotes dar.
„Die Handhabung des neuen Tarifs ist
für den Fahrgast einfach und komfor-
tabel: Zu Beginn der Fahrt checkt sich
der Kunde über eine Smartphone-
App in das System ein, sobald er
am Ende der Reise Bus oder Bahn
wieder verlässt, checkt er sich aus.
Das System weist anschließend den
kilometergenauen Preis aus, der dem
Kunden dann berechnet wird“, erläu-
tert VRR-Vorstand José Luis Castrillo.
Acht Monate soll die Testphase
dauern, um möglichst viele Erfahrun-
gen im Umgang mit dem System zu
sammeln. Begleitet wird der soge-
nannte „friendly user“-Test durch
eine zusätzliche Marktforschung.
In erster Linie richtet sich das Ange-
bot an Gelegenheitsnutzer. Mit der
so vereinfachten Möglichkeit den
ÖPNV zu nutzen möchte der VRR
neue Fahrgäste gewinnen und beste-
henden Kunden Anreize bieten, Bus
und Bahn noch intensiver zu nutzen.
Vor Beginn des eigentlichen Praxis-
tests wird bis Jahresende allerdings
erst einmal überprüft, ob die erfor-
derliche Technik reibungslos läuft und
die App leicht zu bedienen ist. Wird
beispielsweise die Etappenlänge bei
zurückgelegten Wegen im System
richtig abgebildet, funktioniert die
GPS-Ortung zuverlässig und fl ächen-
deckend und werden weitere notwen-
dige Daten verlässlich dargestellt?
Ab kommendem Jahr lässt der VRR
das System dann von 3.000 Kunden
erproben. In dieser Phase kommt der
kilometerbasierte Tarif allerdings noch
nicht zur Anwendung, im System wird
der aktuelle Tarif hinterlegt. Geprüft
werden die Check-in/Check-out-
Technik und -Prozesse in Bezug auf
die Registrierung, die App-Nutzung
und auch die abschließende Abrech-
nung. Erst in der letzten Phase wird
der eigentliche Tarif mit dem kilome-
terabhängigen Preis geprüft. Nach
Abschluss der Testphasen werden die
Ergebnisse ausgewertet und gemein-
sam mit den Verkehrsunternehmen
| 11 |SPECTRUM 2 | 2017 IM VERBUND
entscheidet der VRR auf dieser
Basis über das weitere Vorgehen.
Angesprochen werden die Testkunden
über eine Online- und Print-Werbe-
kampagne, die im Herbst startet.
Über eine eigens gestaltete Website
haben Interessierte die Möglichkeit,
sich für die Teilnahme zu registrieren.
Parallel zu den beschriebenen Test-
phasen wird im Rahmen einer Markt-
forschung erhoben, wie die reise-
weitenabhängigen Preise generell in
der Öffentlichkeit bewertet werden,
welche Auswirkungen ein Smart-
phone-basierter, elektronischer Tarif
auf das eigene Kauf- und Nutzungs-
verhalten haben könnte und welche
Zahlungsarten sie bevorzugen.
Bei nextTicket kooperiert der VRR
eng mit der BOGESTRA AG, die den
Verkauf der entsprechenden Fahrt-
berechtigung übernimmt. Dane-
ben sind auch zahlreiche weitere
Verkehrsunternehmen (BSM, HCR,
Rheinbahn, STOAG, SWN, VEST,
WSW-mobil) aus dem VRR an der
Erprobung des neuen Tarifs interes-
siert und unterstützen die Marktfor-
schung, indem sie die Aufstockung
der Befragten-Stichprobe fi nanzieren.
Update der Verbund-App
Seit August stehen neue Versionen der Verbund-App des
Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr und der Verkehrsunter-
nehmen für alle Fahrgäste zum Update bereit. Der VRR hat mit diesem
ersten Update die zahlreichen Rückmeldungen und Hinweise von
Fahrgästen vor allem zur Benutzerführung berücksichtigt. So können
Fahrgäste die Datums- bzw. Uhrzeiteingabe für Fahrtauskünfte und den
Abfahrtsmonitor jetzt bereits auf der Startseite der Apps durch Symbole
deutlicher erkennen. Im April 2017 starteten der VRR und 18 Verkehrsun-
ternehmen mit einer neuen App für Fahrplanauskunft und Ticketkauf. In
den vorangegangenen Monaten hatte der VRR diese neue Verbund-App in
enger Abstimmung mit den Verkehrsunternehmen zum digitalen Reisebe-
gleiter mit Ticketshop ausgebaut. Nach dem Start konnten über einen
Zeitraum von zwei Wochen interessierte Fahrgäste im Rahmen des Beteili-
gungsportals „Einsteigen und Mitreden!“ Eindrücke vom Design und den
Funktionalitäten abgeben sowie Hinweise darüber, was gut und was
weniger gut läuft. Aber auch, welche weiteren Funktionen sie sich in
Zukunft wünschen. Am Online-Dialog beteiligten sich insgesamt 864
Bürgerinnen und Bürger, die zahlreiche Hinweise gaben. Neben vielen
positiven Rückmeldungen, etwa zum Erscheinungsbild und zur modernen
Anmutung der Apps, gab es auch Anregungen zu weiteren Verbesse-
rungen, an denen der VRR stetig arbeitet. Dabei werden Kundenrückmel-
dungen mit den Verkehrsunternehmen weiterhin systematisch ausgewertet
und fl ießen in die zukünftigen Updates ein.
Entwurf der nextTicket-App.
| 12 | SPECTRUM 2 | 2017 IM VERBUND
Zusätzliche Leistungen stärken den SPNVManchmal dauert es einfach ein bisschen länger: Sie sitzen nach der Arbeit mit Freunden gemütlich beisammen und
verquatschen sich bis nach Mitternacht. Oder Sie haben einen berufl ichen Termin, der bis in den späten Abend
andauert. Vielleicht sind Sie auch im Schichtdienst tätig und kommen regelmäßig erst nachts nach Hause. Wer in Beruf
und Freizeit auf den Schienenpersonennahverkehr setzt, der hat ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 deutlich
mehr Möglichkeiten, auch abends oder nachts von A nach B zu kommen. Auf verbundweit 26 SPNV-Linien weitet der
VRR seine Leistungen deutlich aus: Fahrgäste profi tieren von rund einer Million zusätzlicher Zugkilometer im Bereich
der S-Bahn-, RE- und RB-Verkehre. Die Maßnahmen sind Bestandteil des Nahverkehrsplans 2017, mit dem der VRR den
Schienenpersonennahverkehr betrieblich steuert.
Das Mobilitätsbedürfnis in den Abend-
und Nachtstunden gewinnt in einem
polyzentrischen Ballungsraum wie dem
VRR immer mehr an Bedeutung. Zahl-
reiche Menschen nutzen den Öffent-
lichen Personennahverkehr für ihre
täglichen Wege und möchten bis spät
in die Nacht hinein mit Bus, Bahn und
Zug unterwegs sein. Nahezu alle kom-
munalen Verkehrsunternehmen haben
dieser Entwicklung Rechnung getragen
und bieten neben ihren regulären Spät-
verkehren auch NachtExpress-Linien
an. „Mit den anstehenden Verbesse-
rungen stärken wir nun auch die Spät-
verkehre von S-Bahn, RE und RB, damit
unsere Kunden abends und nachts
zügig und sicher in der Region unter-
wegs sein können“, erklärt Martin Hus-
mann, Vorstandssprecher des VRR.
Die ursprünglichen Grundkonzepte für
Nachtverkehre im VRR stammen noch
aus den 1990er Jahren. 2005 weitete
der VRR das Angebot erstmals deut-
lich aus und sorgte für eine bessere
Verknüpfung mit dem ÖSPV in eini-
gen Städten. Die verkehrlichen Ver-
besserungen ab dem Fahrplanwechsel
im Dezember 2017 sind nun der Start-
punkt eines umfassenden Maßnah-
menpaketes, mit dem der Verbund das
SPNV-Nachtnetz an den Mobilitäts-
bedarf in der Region anpasst – und
zwar insbesondere bei der S-Bahn,
aber auch bei den RE- und RB-Linien,
immer mit besonderem Augenmerk auf
Schwachstellen in der Peripherie des
VRR-Raumes.
Montags bis freitags wird der Betrieb
teilweise bis deutlich nach Mitternacht
ausgeweitet. Der VRR sorgt dafür, dass
auch die äußeren Gebiete des Ver-
bundraums von den Großstädten zwi-
schen Dortmund und Düsseldorf aus
bei Abfahrt nach Mitternacht, am
Wochenende und vor Feiertagen sogar
nach 1.00 Uhr, teilweise sogar nach
2.00 Uhr nachts noch erreichbar sind.
Zudem wird der Betrieb der schnel-
len RE-Linien um bis zu vier Stunden
verlängert.
Gleichzeitig beseitigt der VRR im
Bereich der Regionalbahnen einige
Schwachstellen und schließt Betriebs-
lücken am Wochenende zwischen
Wesel und Bocholt, verlängert den
annähernden 30-Minuten-Takt zwi-
schen Köln und Wuppertal-Oberbar-
men am Samstag um vier Stunden
und weitet den Betrieb auf der Strecke
Dortmund – Herdecke – Hagen täg-
lich um drei Stunden aus. Einige Maß-
nahmen des gesamten Pakets hängen
aktuell noch davon ab, ob bzw. wann
sie im Fahrplan durch die EVU und den
Netzbetreiber, die DB Netz AG, reali-
sierbar sind.
Der VRR stärkt die Spätverkehre von S-Bahn, RE und RB.
Die neuen Verkehre ab 12. Dezember 2017 im Detailwww.vrr.de/spnv-ausweitung
| 13 |SPECTRUM 2 | 2017 IM VERBUND
VRR-Nahverkehrsplan 2017
Das steigende Mobilitätsbedürfnis im SPNV zeigt deutlich, wie
sehr sich die Anforderungen an eine bedarfsgerechte und
zukunftsfähige Mobilität wandeln. Der Öffentliche Personennah-
verkehr steht vor der Herausforderung, intelligente Mobilitätskon-
zepte zu entwickeln, die der geänderten Mobilitätsnachfrage, den
lokalen und regionalen Gegebenheiten, demografi schen Entwick-
lungen, politischen Forderungen und wirtschaftlichen Ansprü-
chen gerecht werden. Mit dem Nahverkehrsplan 2017 (NVP)
präsentiert der VRR ein umfassendes und neu strukturiertes
Werk, das als Planungsgrundlage dienen kann, um den ÖPNV im
Sinne der Fahrgäste weiterzuentwickeln. Speziell für den SPNV ist
der Nahverkehrsplan ein wertvolles Element, um das Angebot
politisch und betrieblich zu steuern. Skizziert wird, wie der VRR
das Leistungsangebot langfristig weiterentwickeln möchte und
welche kurz- und mittelfristigen Umsetzungsschritte hierfür nötig
sind. Denn nur so können der VRR und seine Partner das kontinuierlich steigende Mobilitätsbedürfnis der
Menschen befriedigen und die komplexen Verkehrsverfl echtungen in der Region bedienen. Der Nahverkehrs-
plan stellt das bereits Ende 2016 umgesetzte RE-Konzept, das S-Bahn-Konzept mit dem 15-/30-Minuten-Takt
und den RRX vor und skizziert im sogenannten „Zielnetz 2020-2030+“ darüber hinausgehende Linien- und
Korridormaßnahmen. Zudem geht der NVP auf den Einsatz moderner Fahrzeuge und die Qualität im SPNV ein.
Neben dem SPNV widmet sich der VRR im Nahverkehrsplan 2017 auch seinen Aufgaben als Koordinator für
den Öffentlichen Personennahverkehr im Verbundraum. Der Verbund stellt Maßnahmen vor, mit denen er auf
eine integrierte Verkehrsgestaltung im ÖPNV hinwirkt. Ziel ist ein bedarfsgerechtes und an marktwirtschaftli-
chen Grundsätzen ausgerichtetes, attraktives ÖPNV-Angebot. Hierzu zählen einheitliche Tarife, eine koordi-
nierte Fahrgastinformation, die auch die Belange sensorisch eingeschränkter Menschen mit Geh-, Hör- oder
Sehbehinderung berücksichtigt, einheitliche Qualitätsstandards sowie ein verbesserter Übergang vom Indivi-
dualverkehr auf den ÖPNV im Sinne einer vernetzten Mobilität. Darüber hinaus thematisiert der NVP die
digitalen Services, mit denen der VRR seinen Fahrgästen den Zugang zum ÖPNV und dessen Nutzung erleich-
tern möchte.
Um perspektivisch dem Mobilitätsbedürfnis der Menschen im VRR gerecht werden zu können, müssen VRR
und Verkehrsunternehmen unterschiedliche Verkehrsmittel verstärkt zu einem attraktiven Gesamtangebot
zusammenführen. Ziel sind ganzheitliche, vernetzte sowie multi- und intermodale Mobilitätskonzepte (Tür-zu-
Tür-Konzepte), die den örtlichen Gegebenheiten gerecht werden, politische Vorgaben berücksichtigen (z. B.
Aspekte des Umweltschutzes) und schlussendlich auch fi nanzierbar sind. Insbesondere die Verknüpfung von
ÖPNV und Individualverkehr über Car- und Bikesharing-Angebote oder die zahlreichen P+R- und B+R-Anlagen
ist dabei von ganz entscheidender Bedeutung. Doch auch neue Ansätze und Entwicklungen sind möglich,
denn die Verkehrsunternehmen pfl egen zu Kunden und Partnern aus der Mobilitätsbranche intensive
Kontakte. Solche Partnerschaften eröffnen neue Geschäftsfelder und die Möglichkeit, Bus und Bahn mit
anderen Verkehrsträgern zu verknüpfen und neue Kunden für den Öffentlichen Personennahverkehr zu
gewinnen.
Die Kreise und kreisfreien Städte, Verkehrsunternehmen, Interessenverbände sowie die Bürgerinnen und
Bürger wurden in die Fortschreibung des Nahverkehrsplans frühzeitig eingebunden, um zu einem Ergebnis zu
kommen, das alle Beteiligten mittragen. Sie konnten den Plan kommentieren und ihre Anregungen und Anfor-
derungen in das Werk einbringen.
Den VRR-Nahverkehrsplan 2017 fi nden Sie zum Download unter www.vrr.de/publikationen.
| 14 | SPECTRUM 2 | 2017 IM VERBUND
S-Bahn Rhein-Ruhr: Re-Design der Gebrauchtfahrzeuge
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 wird die S-Bahn Rhein-Ruhr im Rahmen neuer Verkehrsverträge mit
leistungsstarken Fahrzeugen im neuen 15/30-Minuten-Takt den Betrieb aufnehmen. Für die Linien S 1 (Dort-
mund – Solingen) und S 4 (Dortmund-Lütgendortmund – Unna) hat der VRR 48 elektrische Triebzüge der Bau-
reihe 422 von der DB Regio AG gekauft – die Fahrzeuge, die bereits heute im S-Bahn-Netz verkehren. Das
Unternehmen wird die Züge bis mindestens 2034 warten, instand und hundertprozentig verfügbar halten. Um
die Gebrauchtfahrzeuge für die neue S-Bahn Rhein-Ruhr vorzubereiten, werden sie von DB Regio einem Re-De-
sign unterzogen. Die Züge erhalten beispielsweise eine neue Außenlackierung im zukünftigen S-Bahn-Design
mit Landmarken, Gebäuden und Wahrzeichen aus der Region. Auch die Sitze werden entsprechend gestaltet
und neu gepolstert. Technisch werden die Züge ebenfalls an den Bedarf der neuen S-Bahn Rhein-Ruhr ange-
passt: Sie erhalten automatische Fahrgastzählsysteme sowie neue, dynamische Reisendeninformationssys-
teme, über die sich Nahverkehrskunden in Echtzeit über ihre nächsten Verbindungen informieren können. Seit
Mitte September sind die ersten neu gestalteten Fahrzeuge bereits im VRR unterwegs, alle weiteren folgen suk-
zessive bis zur Betriebsaufnahme der neuen S-Bahn Rhein-Ruhr.
| 15 |SPECTRUM 2 | 2017 IM VERBUND
VRR investiert in die Modernisierung der NahverkehrsinfrastrukturUmweltfreundlich, barrierefrei, komfortabel – so wünschen sich die vielen Tausend Fahrgäste, die täglich im Öffentli-
chen Nahverkehr an Rhein und Ruhr unterwegs sind, die Infrastruktur und Fahrzeuge. Und auch beim Verkehrsverbund
Rhein-Ruhr hat dieses Anliegen einen hohen Stellenwert. Um die Verkehrsverhältnisse im Verbundraum nachhaltig zu
verbessern, hat der VRR in den letzten Monaten erneut zahlreiche Infrastrukturprojekte nach § 12 und § 13 ÖPNVG
NRW mit einer Gesamtsumme von knapp 14 Millionen Euro bezuschusst.
Ein Fokus der insgesamt 1.062 Förder-
vorhaben, die mittlerweile seit 2008
bezuschusst wurden, liegt in den aktu-
ellen Projekten auf der umweltfreund-
lichen Ausgestaltung der Verkehre. So
wurden bereits in 2015 zwei von der
STOAG beantragte Batteriebusse sowie
zwei Schnellladestationen für Elekt-
robusse an der Haltestelle Oberhau-
sen Sterkrade Bf. gefördert und in
Betrieb genommen (spectrum berich-
tete). Ein weiteres Teilprojekt dieser
Maßnahme ist eine PKW-Ladesäule,
die für Dienstfahrzeuge der STOAG
und anderer Verkehrsunternehmen
zur Verfügung steht. Die vorhandene
Gleichspannungsinfrastruktur der Stra-
ßenbahn dient dabei sowohl als Lade-
energie für die Elektrobusse als auch
für PKW. Ein großer Vorteil dabei ist,
dass die Gleichstromanschlüsse direkt
mit den Anschlüssen des Fahrzeugak-
kus verbunden werden können und so
eine verlustarme Übertragung von sehr
hohen Ladeströmen möglich ist. Damit
werden die Autobatterien innerhalb
von 30 Minuten bis zu 80 Prozent auf-
geladen.
Neben der PKW-Ladesäule förderte
der VRR zusätzlich noch drei weitere
elektronisch betriebene Linienbusse
der STOAG sowie die dafür notwendige
Infrastruktur. Die zwölf Meter langen
Fahrzeuge sollen zukünftig auf der mit
der Vestischen betriebenen Gemein-
schaftslinie 979 verkehren.
Zudem konnten sich die Stadtwerke
Neuss über einen Zuwendungsbe-
scheid zur Anschaffung von drei
batteriebetriebenen Gelenkbussen –
einschließlich Ladeinfrastruktur – für
den Betrieb auf der Linie 842 freuen.
Mit dem Umstieg auf den elektrischen
Betrieb verfolgen die Stadtwerke lang-
fristig das Ziel, die innerstädtischen
CO2-Ausstöße zu verringern und nach-
haltige Mobilität zu fördern.
Einen weiteren Förderbescheid erhielt
die Stadt Gelsenkirchen zur Umge-
staltung des Zentralen Omnibusbahn-
hofs (ZOB) in Gelsenkirchen-Buer.
Dieser wichtige Verknüpfungspunkt
von Bussen und Straßenbahnen ent-
sprach nicht mehr den Anforderungen
an eine moderne und komfortable Ver-
kehrsinfrastruktur. Der neu gestaltete
ZOB erhält eine zentrale Mittelinsel,
die im Uhrzeigersinn angefahren wer-
den kann. Zudem werden Haltestellen
für zwölf Gelenk-, zwei Einfach- sowie
für einen Taxibus eingerichtet, jeweils
mit einem separaten Wartehäuschen
mit Wetterschutz und Sitzmöglichkei-
ten versehen. Für eine moderne Fahr-
gastinformation sorgen neu errichtete
dynamische Fahrgastinformations-
anlagen.
Ein weiterer Schwerpunkt lag in den
vergangenen Monaten auf der För-
derung des barrierefreien Ausbaus
von Bushaltestellen im VRR-Gebiet.
So unterzeichnete VRR-Vorstands-
sprecher Martin Husmann insgesamt
15 Zuwendungsbescheide mit einem
Gesamtvolumen in Höhe von rund 3,8
Millionen Euro, mit denen nun kurzfris-
tig 108 Bushaltestellen in den Gemein-
den Bochum (20), Castrop-Rauxel (10),
Dortmund (5), Gevelsberg (2), Haan (5),
Mönchengladbach (11), Neuss (6), Nie-
derkrüchten (7), Xanten (8) sowie im
Kreis Recklinghausen (34) umgestaltet
werden.
Feierliche Einweihung der Pkw-Ladesäulen für Elektroautos in Oberhausen Sterkrade: Dipl.-Ing. Werner Overkamp, Geschäftsführer der STOAG, Daniel Schranz, Oberbürgermeister von Oberhausen, Gabriele Matz, Leiterin der Abteilung Zentrales Finanz- und Gremienmanagement des VRR, Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Honorar-Professor am Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe der RWTH Aachen, Dipl.-Wirt.-Ing. Bernd Homberg, technischer Vorstand der Energieversorgung Oberhausen AG (v. l. n. r.)
| 16 | SPECTRUM 2 | 2017 IM FORUM
Baustellenmanagement verbessern für einen reibungslosen BahnbetriebWer in den Oster- oder Sommerferien von Wuppertal aus eine Bahnfahrt antreten wollte – egal ob Nah- oder Fernver-
kehr –, musste viel Geduld, Nerven oder einen Plan B in der Tasche haben. Denn der Bahnknoten Wuppertal war wegen
umfangreicher Bauarbeiten der DB Netz AG am neuen Elektronischen Stellwerk komplett für den Bahnverkehr gesperrt.
Und das mit weitreichenden Folgen für Fahrgäste und Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU). Während Kunden entwe-
der längere Fahrzeiten durch den Schienenersatzverkehr in Kauf nehmen oder auf das Auto umsteigen mussten, hatten
die EVU mit immensen Einnahmeverlusten durch die ausgefallenen Verkehre zu kämpfen. Rückblickend und vor dem
Hintergrund des Instandhaltungsstaus im Bereich der Eisenbahninfrastruktur zeigt sich, dass das Baustellenmanage-
ment im Bereich der Eisenbahninfrastruktur dringend verbessert werden muss, um Baumaßnahmen zügiger abzuwi-
ckeln, Vollsperrungen möglichst zu vermeiden und den Verkehrsträger Bahn nicht über die Maßen zu belasten. Der VRR
setzt sich im Rahmen diverser Expertenrunden für ein koordiniertes Baustellenmanagement ein. Darüber hinaus entwi-
ckelt er Ideen, wie durch ein neu strukturiertes sogenanntes „Anreizsystem“ die Verfügbarkeit von Trassen verbessert
und der Infrastrukturbetreiber im Fall von Mängeln stärker in die fi nanzielle Verantwortung genommen werden sollte.
Damit EVU mit ihren Zügen das Schie-
nennetz der DB Netz AG nutzen
können, zahlen sie sogenannte Tras-
senentgelte. Diese gliedern sich je nach
Ausstattung und Auslastung in zwölf
Kategorien. Darüber hinaus richtet sich
der Trassenpreis nach der Nutzungs-
art, ob es sich also um Personen- oder
Güterverkehr handelt. Weisen die Tras-
sen Mängel auf oder sind durch Bau-
stellen gar nicht oder nur eingeschränkt
verfügbar, können EVU ihre Verkehre
nicht planmäßig abwickeln. Dies hat
nicht nur Konsequenzen für die Fahr-
gäste, weil sie nicht mehr zuverlässig
von A nach B kommen, sondern auch
für die Unternehmen selbst. Denn sie
müssen aus den laufenden Verkehrs-
verträgen im Interesse eines reibungs-
losen Betriebsablaufs anspruchsvolle
Qualitätsvorgaben einhalten – unab-
hängig davon, in welchem Zustand die
Nahverkehrsinfrastruktur ist. Verkeh-
ren Züge extrem verspätet oder fallen
sogar aus, erhalten die EVU weniger
oder gar kein Geld. Zum Teil exorbitant
hohe Verluste sind die Folge.
Mit dem bisherigen „Anreizsystem
Trasse“ der DB Netz AG soll die Pünkt-
lichkeit und damit die Qualität des
Bahnverkehrs verbessert werden. Auf
Basis einer speziellen Systematik wer-
den die Ursachen für Beeinträchtigun-
gen ermittelt, einem Verursacher – also
entweder dem Infrastrukturbetreiber
oder dem Eisenbahnverkehrsunter-
nehmen – zugeordnet und am Jahres-
ende abgerechnet. Dieses System ist
sehr komplex und bietet faktisch wenig
Anreize, die Infrastruktur tatsächlich
verfügbar zu halten. Denn die fi nanzi-
ellen Einbußen und Anreize für die DB,
Ausfälle möglichst zu vermeiden, sind
aus Sicht der EVU und damit der Fahr-
gäste extrem gering. Das bisherige
Anreizsystem ist so komplex und für DB
Netz mit so geringen Pönalen versehen,
dass die EVU den ihnen entstehenden
Schaden nicht durchreichen können
und sich zum Teil der Verwaltungsauf-
wand nicht lohnt.
Gleichzeitig ist die Eisenbahninfra-
struktur in einem denkbar schlech-
ten Zustand: Trassen und Brücken sind
marode, weil es die DB Netz AG in der
| 17 |SPECTRUM 2 | 2017 IM FORUM
Vergangenheit versäumt hat, konti-
nuierlich in deren Erhalt zu investie-
ren. Zudem sind die Betriebsleistungen
seit Anfang der 1990er Jahre um rund
40 Prozent gestiegen, die Infrastruk-
tur wurde jedoch nicht entsprechend
ausgebaut. Und wenn perspektivisch
mit dem RRX zusätzliche Verkehre den
Rhein-Ruhr-Korridor entlasten sollen,
dann kann dies nur erfolgreich gelin-
gen, wenn die Infrastruktur deutlich
ausgeweitet wird. Um das Schienen-
netz überhaupt verfügbar zu halten und
Raum zu schaffen für das kontinuierlich
steigende Verkehrsaufkommen, wird
es folglich in den nächsten Jahren viele
Baustellen geben.
Die umfangreichen Arbeiten rund um
das elektronische Stellwerk in Wupper-
tal und die damit verbundene Vollsper-
rung des Bahnknotenpunktes geben
bereits einen Vorgeschmack darauf,
wie weitreichend sich Bauvorhaben auf
den Verkehrsträger Bahn und damit auf
die Mobilität in einem Ballungsraum
auswirken können. Ziel aller Beteilig-
ten sollte es sein, den wirtschaftlichen
Schaden für die EVU und die Beein-
trächtigungen für Fahrgäste so gering
wie möglich zu halten. Denn Vollsper-
rungen wie in Wuppertal führen dazu,
dass zahlreiche Fahrgäste auf das Auto
umsteigen und damit dem System
Bahn erst einmal verloren gehen. Und
dies könnte auch dauerhaft der Fall
sein, wenn das Auto insgesamt als ver-
lässlichere Mobilitätsalternative wahr-
genommen wird. Einnahmenverluste
sind die Folge.
Vor diesem Hintergrund gewinnt ein
effektives Baustellenmanagement
aus Sicht der SPNV-Aufgabenträger
immer mehr an Bedeutung. Bauvor-
haben müssen zum einen zwischen
allen Beteiligten besser koordiniert und
Prozesse optimiert werden. Denn die
SPNV-Landschaft hat sich stark verän-
dert: War Anfang der 1990er Jahre mit
der Deutschen Bahn nur ein EVU im
Schienennetz unterwegs, werden es ab
Dezember 2017 allein im VRR sieben
sein. Die Erfahrungen zeigen, dass die
vorhandenen Regularien und Prozesse
der DB Netz AG nicht ausreichen, um
die Masse an Baustellen in den nächs-
ten Jahren zu koordinieren und abzuwi-
ckeln. Zum anderen muss nach Ansicht
des VRR das „Anreizsystem Trasse“ ver-
einfacht und der Infrastrukturbetrei-
ber stärker in die – nicht zuletzt auch
fi nanzielle – Pfl icht genommen wer-
den. Denn DB Netz ist als Infrastruk-
turbetreiber dafür verantwortlich,
dass die Trassen für den Eisenbahnbe-
trieb verfügbar sind. In drei verschie-
denen Runden engagiert sich der VRR
gemeinsam mit weiteren Branchenver-
tretern darum, das Baustellenmana-
gement an die Herausforderungen der
Zukunft anzupassen und Schlechtleis-
tungen stärker nach dem Verursacher-
prinzip zu sanktionieren: im bereits
Anfang 2017 eingerichteten bundes-
weiten „Runden Tisch Baustellenmana-
gement“, auf Bundesnetzagenturebene
und in einer vom VRR initiierten landes-
weiten Runde. Darüber hinaus sieht der
VRR die Notwendigkeit, dass zusätzli-
che Gelder in die Planung und Abwick-
lung von Baustellen investiert werden,
wenn dies für einen zügigen Bauablauf
sinnvoll ist oder die Möglichkeit schafft,
„unter laufendem Rad“ zu bauen und
Vollsperrungen zu vermeiden. Denn
Baustellen der DB sollten nicht nur
nach betriebswirtschaftlichen Gesichts-
punkten bewertet, sondern müssen
stärker volkswirtschaftlich betrachtet
werden: Können Personen- oder Güter-
verkehre nicht wie geplant abgewickelt
werden, müssen sie auf die Straße ver-
lagert werden. Dies führt dort wiede-
rum zu immens hohen Belastungen,
denen die sowieso schon ausgelastete
und zum Teil marode Straßeninfrastruk-
tur in NRW nicht gewachsen ist. Darü-
ber hinaus kann es sinnvoll sein, mehr
Geld in die Bauplanung und -abwick-
lung zu investieren, wenn im Gegen-
zug das Risiko sinkt, dass Kunden bei
Vollsperrungen dauerhaft dem System
Eisenbahn verloren gehen und die orts-
ansässige Wirtschaft durch die kom-
plette Abkopplung vom Verkehrsträger
Eisenbahn Schaden nimmt.
Elektronisches Stellwerk Wuppertal – Fazit der Sperrung
Zusätzlich rund 7,2 Millionen Euro hat der VRR in den koordinierten Schie-
nenersatzverkehr (SEV) während der Sperrung des Eisenbahnknotenpunkts
Wuppertal in den Oster- und Sommerferien investiert. Während der insge-
samt achtwöchigen Sperrung aufgrund der umfangreichen Bauarbeiten am
neuen Elektronischen Stellwerk (ESTW) ersetzten etwa 75 Niederfl ur-Gelenk-
busse rund 40.000 Fahrten mit einer Gesamtleistung von über 1,4 Million-
nen Buskilometern. Das in den Osterferien angebotene SEV-Konzept wurde
für die Sommerferien noch einmal umfassend überarbeitet und optimiert.
Auch die Reisendeninformation und -lenkung wurde verbessert. So setzte
auch die Deutsche Bahn an den wichtigen Haltestellen deutlich mehr Ser-
vicepersonal ein und verstärkte die Wegeleitung und Information an den
Bahnhöfen. Trotz zum Teil sehr viel längerer Fahrzeiten und Umwege, die
Fahrgäste in Kauf nehmen mussten, hat sich das SEV-Konzept nach Ansicht
aller Beteiligten im Großen und Ganzen bewährt. Erkenntnisse zu Aspekten
der Verkehrsplanung und -lenkung, die aus dem SEV gewonnen wurden,
sollten bei absehbaren Großmaßnahmen zukünftig genutzt und vertieft wer-
den. Dennoch gilt es, Situationen wie die komplette Sperrung des Bahn-
knotens Wuppertal über einen so langen Zeitraum zu vermeiden, um die
Ein schränkungen für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten.
| 18 | SPECTRUM 2 | 2017 IM FOKUS
spectrum unterwegs im Auftrag der Sicherheit Seit Februar 2017 sind im Rahmen eines vom Land NRW geförderten Pilotprojektes sogenannte „Verfügungsdienste
Sicherheit“ im VRR unterwegs. Sechs aus jeweils zwei Sicherheitskräften bestehende Teams begleiten die Züge des
Schienenpersonennahverkehrs und unterstützen die planmäßig eingesetzten Kundenbetreuer. Durch ihre deutlich
sichtbare Präsenz und ihr Auftreten sollen sie das subjektive Sicherheitsempfi nden der Fahrgäste verbessern und po-
tenzielle Täter abschrecken. spectrum begleitete ein Sicherheitsteam und einen Kundenbetreuer auf der Linie RE 1 der
DB Regio AG bei ihrer Schicht.
Am Dortmunder Hauptbahnhof beginnt
der Einsatz der Sicherheitskräfte Ali
und Kemal*. Ich erkenne die beiden
großen und kräftigen Männer an ihren
gelben Westen mit der Aufschrift „DB
Sicherheit“. Nach einer kurzen Begrü-
ßung steigen wir gemeinsam in den
Zug der Linie RE 1. Es ist später Nach-
mittag, Hauptverkehrszeit im Schie-
nenpersonennahverkehr. Zahlreiche
Fahrgäste sind mit dem Zug unterwegs.
Nach kurzer Zeit treffen wir auf den
Kundenbetreuer Murat*. Ihn werden
die beiden Sicherheitsmitarbeiter auf
seinem Weg durch den gesamten VRR
begleiten: von Dortmund über Bochum,
Essen, Mülheim an der Ruhr, Duisburg
bis nach Düsseldorf. Eine von Murats
Aufgaben als Kundenbetreuer ist es,
zu überprüfen, ob im Fahrzeug alles in
Ordnung ist: Er kontrolliert beispiels-
weise die Funktion von Klimaanlagen,
Toiletten und Zugtüren. Er hilft, wenn
mobilitätseingeschränkte Personen zu-
oder aussteigen möchten, beantwortet
Fragen von Reisenden und kontrolliert
die Tickets der Fahrgäste. Zu Beginn
der gemeinsamen Schicht tauschen
sich die Sicherheitskräfte mit dem Kun-
denbetreuer aus. Er schildert ihnen,
was zu tun ist. Die Sicherheitskräfte
dokumentieren jeden Dienst über eine
Smartphone-App mit entsprechendem
Hintergrundsystem, in dem neben dem
Dienstbeginn und -ende auch vermerkt
ist, in welchem Zug sie sich befi nden
und wie die Schicht konkret verläuft:
Sämtliche Ereignisse, vor allem sicher-
heitsrelevante Vorfälle, halten sie
schriftlich fest. Dies dient einerseits
dazu, den Einsatz der Verfügungs-
dienste bedarfsgerecht zu planen.
Andererseits nutzt der VRR die gewon-
nenen Daten, um den Verlauf des Pilot-
projektes kontinuierlich auszuwerten.
An diesem Nachmittag ist leider in
einem Zugteil die Klimaanlage ausge-
von Annemarie Alice Gonsiorczyk
*Aus Rücksicht auf die Privatsphäre der DB-Mitarbeiter nennt spectrum nur deren offizielle Dienstnamen.
| 19 |SPECTRUM 2 | 2017 IM FOKUS
fallen. Bei 30 Grad Celsius Außentem-
peratur ein Problem, das Murat direkt
in Angriff nimmt und nach kurzer Zeit
behebt. Im Anschluss beginnt der
Kundenbetreuer begleitet von seinen
Sicherheitskollegen die Fahrausweis-
kontrolle. Die drei gehen gemeinsam
durch den Zug, Murat überprüft die
Tickets der Reisenden. Ich folge dem
Team mit etwas Abstand und bin
gespannt, wie die Fahrgäste auf das
Sicherheitsteam reagieren.
Die Ausstrahlung der beiden Sicher-
heitsmitarbeiter begeistert mich.
Obwohl der RE 1 voller Menschen
ist, wird es ruhig im Wagen, als das
3er-Team durch den Zug geht. Viele
Fahrgäste holen sofort ihre Fahrkarte
heraus und warten geduldig, bis sie an
der Reihe sind. Einige sind erstaunt,
warum der Kundenbetreuer gemein-
sam mit zwei Kollegen ihr Ticket kont-
rolliert, und fragen nach dem Grund. Ali
und Kemal gehen freundlich auf jeden
einzelnen Fahrgast zu und erklären
bereitwillig, dass sie für die Sicherheit
während der Fahrt zuständig sind und
den Kundenbetreuer bei seiner Arbeit
unterstützen. Die Reaktionen der Nah-
verkehrskunden sind durchweg positiv:
Die allermeisten wissen die Begleitung
durch das Sicherheitsteam sehr zu
schätzen und nutzen gern die Gelegen-
heit, auch noch weitere Fragen an die
DB-Mitarbeiter zu richten: „Wann sind
wir in Köln?“, „Erreiche ich noch meinen
Anschlusszug am nächsten Bahnhof?“
und „Wo kann ich mein Ticket entwer-
ten?“
Kundenbetreuer Murat freut sich über
die Unterstützung durch das Sicher-
heitsteam, denn sein Arbeitsalltag ist
gemeinsam mit den Kollegen einfacher,
effi zienter und angenehmer: „Insbe-
sondere die Ticketkontrollen verlaufen
reibungsloser, wenn wir gemeinsam
unterwegs sind. Die Atmosphäre zwi-
schen uns und den Fahrgästen ist in
der Regel sehr angenehm und freund-
lich.“ Seit Beginn des Pilotprojektes
nimmt er wahr, dass durch die ver-
mehrten Kontrollen in Begleitung der
Sicherheitsteams weniger Schwarz-
fahrer in den Zügen unterwegs sind.
Die Gäste verfügen viel öfter über
eine Fahrkarte. Und auch wenn es ein-
mal zu Problemen kommt, sprechen
die Fahrgäste ihn häufi g direkt an,
um den Sachverhalt zu klären – bei-
spielsweise wenn Ticket-Automaten
defekt sind oder ein Kunde verges-
sen hat, sein Ticket vor der Fahrt zu
entwerten. Seit Beginn des Einsatzes
der Verfügungsteams konnte der VRR
feststellen, dass es seltener zu Kon-
fl ikten zwischen DB-Mitarbeitern und
Fahrgästen kommt. Gerade bei der
Kontrolle von kleinen oder größeren
Fahrgastgruppen in den Abendstunden
oder nachts sei es in der Vergangen-
heit auch schon einmal zu Unstim-
migkeiten gekommen, wenn er allein
unterwegs war. Wenn die Fahrgäste
das Sicherheitsteam sehen, vermeiden
sie in den meisten Fällen die Konfronta-
tion. „Die Verfügungsdienste Sicherheit
stärken mich bei meiner Arbeit. Allein
durch ihre Anwesenheit sorgen sie
für eine entspanntere Atmosphäre im
Zug“, erklärt Murat. Potenzielle Straf-
täter werden durch die Anwesenheit
der Sicherheitsteams wirksam abge-
schreckt und der Umgangston bleibt
in den meisten Fällen freundlich und
respektvoll. Das subjektive Sicher-
heitsempfi nden von Fahrgästen und
Personal hat sich insbesondere in den
Abendstunden und nachts deutlich
verbessert. Da verwundert es natürlich
nicht, dass Murat sich auch zukünf-
tig über die Begleitung der Sicher-
heitsteams freuen würde.
Während ich das Team bei der Arbeit
beobachte, merke ich, wie gern die
drei ihre Arbeit machen. Ihnen ist es
sichtlich ein Anliegen, die Sicherheit
im ÖPNV zu verbessern. In Düsseldorf
am Hauptbahnhof verabschieden wir
uns von Murat und ich bedanke mich
herzlich für die Einblicke in seinen
Arbeitsalltag. Er fährt mit dem RE 1
weiter nach Aachen. Mir bleibt noch ein
wenig Zeit für ein Gespräch unter sechs
Augen, bevor das Sicherheitsteam mit
dem RE 1 wieder zurück Richtung Dort-
mund fährt. Ali und Kemal berichten
mir von ihrer Ausbildung. Sie wurden
intensiv geschult und lernen unter
anderem mithilfe von Rollenspielen,
wie sie sich in kritischen Situationen
am besten verhalten und wie sie dees-
kalierend Lösungen fi nden können,
ohne sich und andere in Gefahr zu brin-
gen. Auch die gesetzlichen Grundlagen
werden in der Ausbildung thematisiert,
denn das Bürgerliche Gesetzbuch
spectrum begleitete die „Verfügungsdienste Sicherheit“ in einem Zug der Linie RE 1.
| 20 | SPECTRUM 2 | 2017 IM FOKUS
(BGB) defi niert den rechtlichen Rah-
men für die Arbeit des Sicherheitsper-
sonals. An sechs Tagen im Jahr haben
sie darüber hinaus die Möglichkeit,
sich fortzubilden.
Ali und Kemal gehen im Dienst stets
auf den ganz individuellen Bedarf des
Kundenbetreuers ein. Wenn er keine
Unterstützung benötigt, wechseln sie
das Fahrzeug. Vorher gehen sie aber
immer durch den gesamten Zug und
schauen, ob alles in Ordnung ist. Die
meisten Kundenbetreuer nehmen
ihren Dienst jedoch gern in Anspruch.
Je nach Zug-Linie und Kriterien, wie
beispielsweise einem hohen Fahr-
gastaufkommen, sind sie testweise am
Wochenende in 4er-Teams unterwegs,
denn dann kommt es schon mal eher
zu kritischen Situationen. Zwei Sicher-
heitskräfte gehen durch den Zug und
zeigen somit Präsenz. Die beiden ande-
ren unterstützen den Kundenbetreuer
bei der Fahrausweiskontrolle. „Kommt
es tatsächlich einmal zu Konfl ikten,
entscheiden wir jedes Mal intuitiv, wie
wir diese am besten lösen können.
Denn jede Situation ist unterschied-
lich“, erzählen mir die beiden Män-
ner. Sie sind seit über zehn Jahren als
Sicherheitskräfte tätig, haben durch
die langjährige Erfahrung eine sehr
gute Menschenkenntnis und sind ein
eingespieltes Team. „Wir verstehen uns
inzwischen auch ohne Worte“, erzählt
mir Kemal und beide lachen. Hin und
wieder treffen sie bei ihrer Arbeit auf
Personen, die andere Fahrgäste oder
auch die DB-Mitarbeiter provozieren.
Da gilt es, einen kühlen Kopf zu bewah-
ren. Sie versuchen stets, Konfl iktsitu-
ationen mit einem deeskalierenden
Gespräch aufzulösen. „Wir reden mit
der betreffenden Person im ruhigen,
aber bestimmten Ton“, erzählen mir Ali
und Kemal. Die beiden wägen immer
ab, ob sie mit ihrem Eingreifen andere
Fahrgäste in Gefahr bringen könnten.
„Wir überprüfen, ob wir zum Beispiel
genug Platz haben, um die Situation
zu bewältigen, oder ob Frauen und
Kinder in der Nähe sind“, erklärt das
Sicherheitsteam.
Nach ihrer Einschätzung hat sich die
Sicherheit im SPNV im Zuge des Pilot-
projektes zunehmend verbessert. Die
Kundenbetreuer fühlen sich durch die
Verfügungsdienste sicherer und kön-
nen ihre Fahrausweiskontrollen mit
weniger Konfl iktpotenzial durchführen.
„Wir stellen immer wieder fest, dass
die Gewaltbereitschaft in der Gesell-
schaft generell steigt“, erklären Ali
und Kemal. „Durch unsere Präsenz im
Zug tragen wir aber wirksam dazu bei,
gewalttätige Auseinandersetzungen
und Straftaten im Vorfeld zu vermei-
den und die Sicherheit im Öffentlichen
Personennahverkehr zu verbessern.
So wollen wir mehr Menschen dafür
gewinnen, den SPNV zu nutzen.“ Die
Sicherheitsteams bekommen seit Feb-
ruar viel positives Feedback zu ihrer
Arbeit – und zwar nicht nur von den
Kundenbetreuern, sondern auch von
SPNV-Kunden jeden Alters. Gerade
ältere Fahrgäste begrüßen ihren Ein-
satz sehr und bestätigen oftmals, dass
sie sich im Zug sicherer fühlen.
Ali und Kemal freuen sich über die
Begeisterung und Zustimmung. Sie
stehen mit den Verantwortlichen vom
VRR, mit den Eisenbahnverkehrsun-
ternehmen und den Zugbegleitern im
regelmäßigen Austausch. Insbeson-
dere mit den Kundenbetreuern reden
sie offen darüber, wie sie ihre Zusam-
menarbeit im Interesse der Fahrgäste
weiter verbessern können. Zur Halbzeit
der Schicht von Ali und Kemal verab-
schiede ich mich von den beiden mit
einem positiven Gefühl. Denn die gute
Zusammenarbeit von Kundenbetreuer
und Sicherheitsteam und die ent-
spannte Atmosphäre im Zug haben bei
mir einen bleibenden Eindruck hinter-
lassen.
Positive Bilanz zu den „Verfügungsdiensten Sicherheit“
Um bewerten zu können, ob durch die Verfügungsdienste die gewünschten
positiven Effekte erzielt werden können, evaluiert der VRR kontinuierlich
das Pilotvorhaben. Die Bilanz der ersten Monate fällt durchweg positiv aus.
Die Präsenz der Sicherheitsteams führte insgesamt dazu, dass Fahrgäste
und Kundenbetreuer deutlich seltener beleidigt oder belästigt wurden. Die
Sicherheitskräfte waren vor allem dann im Einsatz, wenn sich bestimmte
Personengruppen (vermeintliche Fußballfans, alkoholisierte Personen) ge-
genüber anderen Reisenden oder Personal provozierend verhielten. Wenn
Verfügungsdienste im Zug anwesend waren, fi el das Sicherheitsempfi nden
der Fahrgäste deutlich höher aus. Auch die Kundenbetreuer bewerten das
Pilotvorhaben sehr positiv: Gerade in den Abendstunden oder an Wochen-
enden fühlen sie sich sicherer und schätzen die Zusammenarbeit mit den
Verfügungsdiensten sehr. Die Sicherheitskräfte unterstützten die Kunden-
betreuer bei ihren Fahrausweiskontrollen, der Durchsetzung des Haus-
rechts und bei der Deeskalation von kritischen Situationen. Auf Basis der
positiven Rückmeldungen möchte der VRR den Einsatz der Sicher-
heitsteams ausweiten. Dabei ist das Ziel, die „Verfügungsdienste Sicher-
heit“ dauerhaft und fl ächendeckend im SPNV einzuführen.
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#OpenVRR – Der VRR schafft Transparenz Um im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs mehr Transparenz zu schaffen und externen Partnern den
Raum für innovative Nahverkehrslösungen zu geben, betreibt der VRR seit dem dritten Quartal 2017 die OpenData*-
Plattform OpenVRR. Auf der Plattform stellt der Verbund relevante Daten rund um den Öffentlichen Personennahver-
kehr zur Verfügung. Hier können alle Interessierten, egal ob Privatpersonen, Organisationen, Unternehmen oder
Partner aus Forschung und Entwicklung, die bereitgestellten Daten frei nutzen und in ihren eigenen Anwendungen
weiterverarbeiten.
Mit OpenVRR möchte der Verkehrs-
verbund Rhein-Ruhr im Interesse der
Fahrgäste den Öffentlichen Nahverkehr
weiter stärken und die Kooperation mit
externen Partnern bedarfsgerecht wei-
terentwickeln. Auf der neuen Online-
Plattform veröffentlicht der Verbund
zum Beispiel Fahrplan- und Echtzeitda-
ten, Linienverläufe, Infrastrukturdaten
sowie qualitätsrelevante Informationen
beispielsweise zur Pünktlichkeit von
Zügen oder Ausfallquoten. Der zusätz-
liche Pfl egeaufwand für die Plattform
ist gering, denn die Inhalte liegen
bereits in der Fahrgastinformation
und weiteren Hintergrundsystemen
vor, sodass die Daten nicht eigens für
OpenVRR generiert werden müssen.
Die Veröffentlichung der Datensätze
in maschinenlesbarer Form sorgt für
mehr Transparenz in unterschiedlichen
Bereichen des Öffentlichen Nahver-
kehrs und eröffnet zudem ein enormes
wirtschaftliches Potenzial. Denn durch
die Plattform schafft der VRR für Dritte
die besten Voraussetzungen, um ab seits
der eigenen Aktivitäten auch neue,
zukunftsfähige Anwendungen zu
ermöglichen. Diese können die Inno-
vationskraft in der Mobilitätsbranche
verbessern und somit den Öffentlichen
Personennahverkehr als attraktive
Verkehrsalternative stärken. Die frei
verfügbaren Daten können Personen
aus unterschiedlichen gesellschaft-
lichen Bereichen und der Industrie
ohne große Mühe nutzen, um selbst
innovative Nahverkehrslösungen und
Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Beispielsweise können die Akteure
neuartige Auskunfts- oder Störungs-
meldungssysteme entwickeln. Neue
Kooperationen und Anwendungen,
die durch OpenVRR entstehen, erhöhen
automatisch die Präsenz des Öffentli-
chen Personennahverkehrs, erleichtern
den Fahrgästen den Zugang zum Nah-
verkehr, geben Orientierungshilfen und
ermöglichen passende Anwendungen
für unterschiedliche Zielgruppen.
Zur Sicherstellung, dass externe
Akteure den Datenschutz und weitere
relevante Regelungen in ihren Aktivi-
täten berücksichtigen, müssen diese
verbindlich die Nutzungsbedingungen
der Plattform bestätigen, bevor sie
Zugriff auf die Daten erhalten.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr
möchte über ein Monitoring erfassen,
für welche Anwendungen externe
Anwender die bereitgestellten Daten
verwenden, um diese im Interesse
der Ausgestaltung des Nahverkehrs-
angebotes zu berücksichtigen. Auf
OpenVRR erhalten die Entwickler
der Anwendungen einen Raum, um
ihre Ergebnisse zu präsentieren.
*Open Data (dt. offene Daten) sind Datenbestände, die von jedermann ohne jede Einschränkung zur freien Nutzung, Weiterverbreitung und Weiterverwendung zugänglich gemacht werden.
| 22 | SPECTRUM 2 | 2017 VRR-TICKER
Wertvolle Erkenntnisse aus WLAN-Piloten im RE 42
Die erste Testphase des WLAN-Pilotprojekts in ausgewählten Zügen der Linie RE 42 verlief bislang erfolgreich.
Der VRR befragte 500 Fahrgäste zu ihren Erfahrungen mit dem Angebot: Mehr als 70 Prozent loben die Internet-
verbindung. Über 90 Prozent gaben an, ihre Reisezeit durch das Internetangebot besser nutzen zu können.
Die stark variierende Mobilfunknetzabdeckung entlang der Strecke führt allerdings immer wieder zu Problemen:
Insbesondere in den ländlichen Regionen, teilweise aber auch im Ballungsraum Ruhrgebiet, gibt es Funklöcher,
die den Empfang beeinträchtigen. Hier ist es an den Telekommunikationsanbietern, ihr Netz so zu gestalten,
dass ein reibungsloser Empfang entlang der Bahnstrecke möglich ist. Damit trotz dieser Einschränkungen
möglichst viele Reisende vom WLAN im RE 42 profitieren, sind das Datenvolumen pro Fahrgast und auch die
Datenübertragungsgeschwindigkeit beschränkt. Im Juni 2017 wurde das WLAN-System für ein schnelleres Surfen
noch einmal technisch ertüchtigt und um ein bordeigenes Content-Portal mit Nachrichten- und Musikkanälen
sowie spezielle Angebote für Kinder mit Videos und Spielen ergänzt. Reisende bewerten diese Anpassungen des
WLAN-Angebotes positiv, dies zeigen aktuelle Fahrgastbefragungen auf der Linie des RE 42. Perspektivisch soll
das Portal auf Anregung der Nahverkehrskunden um aktuelle Reiseinformationen zu Tarifen und Baustellen
sowie Ausfl ugstipps in der Region erweitert werden.
Zuhause VRREISEN – Mit dem VRR durch die Sommerferien
Mit seiner SPNV-Kampagne setzte
der Ver kehrsverbund Rhein-Ruhr
seinen Schwer punkt in den vergan-
genen Sommermonaten ganz auf das
Thema „Ausflugs- und Freizeitziele“
im VRR-Gebiet. In Verbindung mit dem
VRR-Sommerfahrtenplaner sollte die
Kampagne die Menschen im Verbund-
raum für den Öffentlichen Personennah-
verkehr begeistern und sie animieren,
den SPNV zu nutzen. So zeigte die SPNV-
Kampagne in den Sommerferien authen-
tische Szenen aus den Fahrzeugen und
Kampagnen-Botschaften wie beispiels-
weise „Feierabend VRRdient – Wir
bringen Sie von A nach B“ oder „Neuer
VRREHRER – Die Zeit dazwischen gehört ganz Ihnen“. Auf der Webseite www.verbundgeschichten.de lässt der
VRR die Fahrgäste zu Wort kommen, die ihre persönliche Geschichte zu den Kampagnen-Headlines erzählen.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr möchte insbesondere die Wochenenden und Feiertage attraktiv in den Fokus
rücken. An diesen Tagen sind weniger Personen mit der Bahn unterwegs – anders als an den Werktagen mit
täglich rund vier Millionen Fahrgästen. Um die Menschen davon zu überzeugen, den SPNV als attraktive Alter-
native zum Auto zu sehen, war die Kampagne mit dem „VRR-Sommerfahrtenplaner“ gekoppelt. In dem Online-
Angebot wurden 65 abwechslungsreiche Ausflugstipps von schönen Badeseen bis hin zu spannenden Museen
vorgestellt. In den Sommerferien konnten sich Interessierte mit wenigen Klicks die passende Verbindung mit
Bus und Bahn zum gewünschten Ausflugsziel anzeigen lassen.
Infos unter www.verbundgeschichten.de
ZUHAUSE VRREISENSommerzeit ist Ausfl ugszeit! Wir bringen Sie zu den schönsten Freizeitzielen in der Region.
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| 23 |SPECTRUM 2 | 2017 VRR-TICKER
Ausblick – VIAS übernimmt Erft-Schwalm-Netz
Ab Dezember 2017 verkehrt das private Eisenbahnverkehrsunternehmen VIAS Rail GmbH (VIAS) auf dem Erft-
Schwalm-Netz. Dies besiegelten die Verantwortlichen des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr und des Zweckverban-
des Nahverkehr Rheinland (NVR). VIAS übernimmt dann den Betrieb der Linien RB 34 und RB 39 (heute RB 38) mit
einem Gesamtvolumen von 850.000 km/Jahr für zwölf Jahre.
Das Angebot für die Fahrgäste wird im Zuge des Fahrplanwechsels verbessert: Montags bis freitags ist auf der
RB 34 tagsüber ein durchgehender Stundentakt vorgesehen und gegen 22.30 Uhr wird eine zusätzliche Fahrt von
Mönchengladbach nach Dalheim angeboten.
Die RB 38 ist im nördlichen Teil künftig mit der neuen Linienbezeichnung RB 39 unterwegs. Zu den Hauptverkehrs-
zeiten verkehrt die Düssel-Erft-Bahn nicht nur mit höheren Kapazitäten, sondern es wird auch weitere Fahrten
zwischen Grevenbroich und Neuss geben. Auf dem Abschnitt verkehrt die Linie von montags bis freitags zwischen
6 und 8 Uhr dann im 15-Minuten-Takt. Darüber hinaus wird in den Wochenendnächten eine weitere Zugfahrt
angeboten und alle Spätfahrten ab 23 Uhr werden bis Düsseldorf verlängert.
Zudem können sich Fahrgäste auf mehr Komfort im Zug freuen, denn ab Dezember sind auf den beiden Linien
moderne, neue Fahrzeuge des Herstellers Alstom unterwegs. Die Fahrzeuge entsprechen modernen Qualitätsstan-
dards und verfügen über eine komfortable Innenausstattung.
Bei der Erft-Bahn wurde nur der nördliche Teilabschnitt zwischen Düsseldorf und Bedburg (Erft) ausgeschrieben,
der überwiegend auf VRR-Gebiet liegt. Dies ist ein Ergebnis aus den Planungen des NVR, den südlichen Strecken-
abschnitt zwischen Bedburg und Köln zu elektrifi zieren und künftig auf einen S-Bahn-Betrieb umzustellen.