im Norden wie im Süden.
Wir bewegen Menschen –
Jahresbericht 2015
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4 Editorials
7 Tagung
9 Stabübergabe
11 Ökumenische Kampagne 2015
14 Entwicklungspolitische Kampagne
17 Blitzlichter aus der Entwicklungspolitik
21 Netzwerkarbeit
23 Stiftungsrat
24 Mitarbeitende
26 Geschäftsleitung
27 Jahresrechnung 2015
30 Finanzberichterstattung
Inhalt
Das ZEWO-Gütesiegel steht für den gewissenhaften und kontrollierten Umgang mit Spendengeldern.
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Engagement für verantwortungsvolle Schweizer Konzerne: Mitglieder von Kirchgemeinden und Mitarbeitende von Brot für alle sammelten 2015 Unterschriften für die Konzernverantwortungsinitiative.
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So kann es nicht weitergehen, unser Planet stösst an sei-
ne Grenzen. Bräuchten alle Menschen gleich viele Res-
sourcen wie eine Durchschnittsperson in der Schweiz,
wären 2,5 Erden nötig. Doch die haben wir nicht. Ent-
wicklung und damit auch Entwicklungszusammenarbeit
müssen neu gedacht werden. Nicht nur im Weltsüden,
sondern vor allem im Weltnorden ist eine neue Entwick-
lung dringend nötig. Ziel muss eine neue Wirtschafts-
und Lebensweise sein. Eine, die in Kreisläufen des Ge-
bens und Nehmens funktioniert anstatt in der einseitigen
Ausbeutung von Mensch und Umwelt. So einsichtig diese
Vision ist – so schwierig ist die Frage, wie wir denn da
hinkommen.
Jesus sagte: «Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem
Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel
Mehl mischte, bis alles durchsäuert war.» Für Jesus hatte
das Grosse demnach seinen Ursprung im Kleinen. Al-
les, was es braucht, ist ein Ferment, dem man wiederholt
Mehl und Wasser unterknetet und Zeit gibt, bis der Teig
gross genug ist, um daraus Brot zu backen.
Was aber ist für Brot für alle das Triebmittel des Wandels?
Wir vertrauen eher auf die Vielfalt alternativer Modelle
als auf umfassende Lösungsansprüche, wir geben lieber
Pionierinnen und Pionieren eine Chance, als die Hände
in den Schoss zu legen, bis alles fertig analysiert und er-
forscht ist. Wir bauen darauf, dass die Menschen – schon
zu ihrem eigenen Vorteil – bereit und fähig sind, zu ko-
operieren. Und wir arbeiten mit denjenigen zusammen,
die den Willen haben, etwas zu verändern. Das stärkste
Triebmittel jedoch ist die evangelische Vision einer ge-
rechten Welt, in der alle in Würde leben können.
Um den Wandel voranzutreiben, braucht es uns alle: als
Mitglieder der Kirchen, als Einwohnerinnen und Einwoh-
ner der Schweiz, als Konsumentinnen und Konsumenten,
als Verantwortliche in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Brot für alle trägt seinen Teil dazu bei mit öffentlichen
Kampagnen und einer entwicklungspolitischen Grundla-
genarbeit, die im Dialog mit unseren Partnern im Weltsü-
den entsteht. Damit ermutigt Brot für alle, im Weltsüden
und noch mehr im Weltnorden, am Wandel mitzuwirken.
Editorial
Das Ferment des Wandels
Jeanne Pestalozzi-Racine Präsidentin des Stiftungsrats
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Die Uno hat 2015 siebzehn Ziele für eine nachhaltige
Zukunft unseres Planeten festgelegt. Sie decken viele
zentrale Themen ab wie Landwirtschaft, Bildung, Ge-
sundheit, Klimawandel, Gleichberechtigung, Wirtschaft,
Konsum. Diesmal stehen nicht alleine die Länder des Sü-
dens im Fokus. Auch und insbesondere der Norden wird
in die Pflicht genommen, zu einer nachhaltigeren Welt
beizutragen.
Doch was ist Nachhaltigkeit überhaupt? Übliche Definiti-
onen gehen von drei Dimensionen aus: einer wirtschaft-
lichen, einer ökologischen und einer sozialen. Aus meiner
Sicht fehlt jedoch eine vierte, zentrale Dimension: die
Spiritualität.
Nachhaltigkeit ist weit mehr als ein technisches Label,
das sich auf Produkte, Wirtschaftstätigkeiten oder Orga-
nisationen stülpen lässt. Sie entspringt einer Geisteshal-
tung, einer Vision von Respekt und Achtung gegenüber
der Erde und ihren Lebewesen. Ich bin davon überzeugt,
dass unsere Gesellschaft nur dann wirklich nachhaltig
werden kann, wenn diese Geisteshaltung als vierte Di-
mension der Antrieb dafür ist.
Brot für alle hat sich im letzten Jahr in allen Bereichen
der Nachhaltigkeit engagiert: In der Ökumenischen Kam-
pagne haben wir uns dem spirituellen Leitgedanken «We-
niger für uns. Genug für alle» gewidmet. Am Beispiel der
Fleischproduktion haben wir gezeigt, wie unser Fleisch-
konsum im Norden die Lebensgrundlagen der Bauern im
Süden gefährdet und das Klima anheizt. Mit einer Stu-
die über den Schweizer Rohstoffkonzern Vitol und seine
Tätigkeiten in Südafrika haben wir gezeigt, warum die
Verantwortung globaler Konzerne für Mensch und Natur
gesetzlich verankert werden muss. Dieses Engagement
führen wir 2016 weiter, indem wir erstmals aktiv eine
Initiative für mehr Konzernverantwortung mittragen.
Und last but not least haben wir am 11. September im
Haus der Religionen 200 Gäste mit unterschiedlichsten
Hintergründen zur Tagung «Hunger, Wut und Wandel»
eingeladen. Gemeinsam mit ihnen haben wir Zukunfts-
gespräche geführt, um konkrete Utopien und Beispiele
für ein neues Verhältnis zu unserer Umwelt, zu Gesell-
schaft und Wirtschaft kennenzulernen.
Diese Auseinandersetzung mit alternativen Modellen gibt
mir Hoffnung und Mut, dass eine andere Welt möglich ist:
eine Welt, die in vielen Ansätzen bereits existiert – wir
müssen nur den Blick darauf richten.
Die vierte Dimension der Nachhaltigkeit
Editorial
Bernard DuPasquier Geschäftsleiter Brot für alle
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Immer mehr soziale Bewegungen im Norden wie im Süden fordern die Veränderung bestehender Machtverhältnisse und Strukturen.
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Angesichts der sozialen und ökologischen Krisen und
rund 800 Millionen Hungernder weltweit ist Wandel
nötiger denn je. Doch wohin soll dieser führen?
Brot für alle suchte mit der Tagung «Hunger, Wut und
Wandel» nach Ansätzen, die in ihre Arbeit einfliessen
sollen. An diesem Anlass wurde zudem der Stab
wechsel von Beat Dietschy zu Bernard DuPasquier,
dem neuen Geschäftsleiter von Brot für alle, vollzogen.
Rund 200 Teilnehmende kamen an einem schönen Sep-
tembertag 2015 ins neue, stimmungsvolle Haus der Re-
ligionen am Europaplatz nach Bern mit der Frage, was
Hunger, Wut und Wandel wohl miteinander zu tun haben.
Viel, wie sie an der eintägigen Veranstaltung, durch die
die Sternstunde-Philosophie-Moderatorin Barbara Bleisch
führte, entnehmen konnten. Das Thema Transformation –
ein Kernthema von Brot für alle – zog sich durch sämtliche
Referate und die anschliessenden «Zukunftsgespräche».
«Der Hunger ist nicht besiegt, er kommt wieder.» Mit
diesen ernüchternden Einleitungsworten wandte sich
Beat Dietschy ans Publikum und führte aus, dass der
Entwicklungsweg der letzten 50 Jahre «enorme Gerech-
tigkeitslücken» geöffnet habe. Mit diesen Worten verab-
schiedete sich Beat Dietschy als langjähriger Leiter von
Brot für alle: «Wir befinden uns mitten in einem grossen
Wandel, der in eine Sackgasse führt», sagte er und er-
gänzte, der dringend nötige transformative Kurswechsel
sei nur durch ein anderes Verständnis von Welt und Le-
ben möglich: «Ein Verständnis, in dem viele Welten und
Lebensweisen Platz haben.»
Neue Denk und Handlungsmuster gefragt
Angelika Hilbeck, Wissenschaftlerin und Stiftungsrätin
von Brot für alle, erläuterte am Beispiel der Landwirt-
schaft, weshalb dieses andere Verständnis von Welt und
Leben so dringend nötig sei. Vorerst stellte sie klar, dass
nicht die Landwirtschaft per se zu einem der grössten
Treiber von Umweltzerstörung und Klimawandel ge-
worden ist. «Der Treiber ist die industrialisierte Form
der Landwirtschaft, die sich dem ökonomischen Para-
digma unterwirft und wissentlich die planetaren Syste-
me ignoriert.» Auch die sogenannte «Green Economy»,
die auf technologische Lösungen setze, aber weiterhin
einer industriellen Logik folge, sei, so Hilbeck, kein
gangbarer Weg aus der Sackgasse. Nicht Geld und Pro-
fit sollen geerntet werden, sondern Nahrungsmittel, die
alle ernähren. «Dazu braucht es ein anderes System des
Haushaltens – eines, das die planetaren Grenzen und die
Menschen wieder ins Zentrum rückt.»
Tagung
Hunger, Wut & Wandel
Die Tagung lud auch zu angeregten Gesprächen zwischen den Referaten und Workshops ein.K
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Die Theologin und Autorin Luzia Sutter Rehmann, die
in ihrem Buch Bibeltexte zu Wut und Hunger untersucht
hatte, zeigte auf, wie zentral der Hunger in der Bibel ist
und wie eng er mit Wut und sozialen Bewegungen ver-
knüpft ist. Sie warnte, Wut könne zwar zu Betroffenheit
und Engagement führen, jedoch auch eine destruktive
Kraft sein. Und der Theologe und Ökonom Edouard Dom-
men verdeutlichte mit einem Satz aus dem Matthäus-
evangelium das Dogma des kumulativen Wirtschaftens,
das Gerechtigkeit ausklammere: «Denn wer da hat, dem
wird gegeben – wer aber nicht hat, von dem wird auch
noch genommen, was er hat.» Gesellschaftliche Trans-
formation sei deshalb vor allem eine Veränderung von
Denk- und Handlungsmustern.
Wer aber sind die treibenden Kräfte einer «transformati-
ven Veränderung»? Eine Antwort darauf wurde von den
Referierenden aus Tunesien erwartet, die über die Hin-
tergründe des Arabischen Frühlings berichteten. Philoso-
phieprofessor Ridha Chennoufi, noch Jahre später sicht-
lich gerührt, ortete den Ursprung der Revolte in enormen
regionalen Einkommensdisparitäten, in der Hoffnungslo-
sigkeit junger Menschen, aber auch in grassierender Kor-
ruption und politischer Repression. Bloggerin Lina Ben
Mhenni, der als Social-Media-Aktivistin eine wichtige
Rolle während des Arabischen Frühlings zugesprochen
wurde, führte weiter aus. «Es gab keine Strategie für
einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel», sagte
sie. Vielmehr haben sich verschiedene Triebkräfte im
Kampf um Menschenrechte verbunden.
Brot für alle als Promotorin von Alternativen
Wie Veränderungen aussehen könnten, wurde in den mit
«Zukunftsgespräche» betitelten Workshops am Nachmit-
tag lebhaft diskutiert. Bewegungen wie Décroissance,
alternative Wirtschafts- oder Wohnformen oder Lebens-
konzepte wie «Buen Vivir», die ein Leben im Einklang
mit der Gemeinschaft und der Erde ins Zentrum stellen,
zeigen auf, dass es auf vielen Ebenen Ansätze für ein
Umdenken gibt.
« C’est une autre histoire que nous avons entendue au-
jourd’hui. » Eine Geschichte, die Mut mache und Hoff-
nung gebe, schloss Bernard DuPasquier die Tagung. Da-
mit nahm er seine Arbeit als neuer Geschäftsführer von
Brot für alle auch öffentlich auf und markierte den Kurs
für die nächsten Jahre. «Brot für alle will nicht nur Unge-
rechtigkeiten aufdecken, sondern die Menschen mobili-
sieren für konkrete Alternativen. Für eine Landwirtschaft,
die im Boden verankert ist, anstatt ihn auszubeuten. Für
eine Wirtschaft, die im Dienste steht von Mensch und
Natur, anstatt sie zu verknechten. Und dies alles mit einer
Haltung des Altruismus anstelle des Herrschaftswillens.»
Bruno Stöckli, Projektleiter dialogue4change
Referate und Bilder unter www.brotfueralle.ch/tagung
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Angeregtes Zukunftsgespräch zum Thema «Buen vivir – eine Alternative zu Entwicklung?»
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Brotübergabe von Beat Dietschy an Bernard DuPasquier, neuer Geschäftsführer von Brot für alle.
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Anlässlich der Tagung «Hunger, Wut und Wandel» hat
Bernard DuPasquier die Geschäftsleitung von
Brot für alle übernommen. Seine wichtigsten Ziele und
Stossrichtungen fasst er im Interview zusammen.
Bernard DuPasquier – die Tagung war gleichzeitig Ihr
Antritt als neuer Geschäftsführer von Brot für alle. Wie
fühlt sich dieser persönliche Wandel an?
(Lacht). Eigentlich nicht gross anders – es ist für mich ja
ein Wechsel innerhalb der Kontinuität. Ich habe bereits
drei Jahre als Leiter Kooperationssysteme bei Brot für
alle gearbeitet. Da ich auch Mitglied der Geschäftslei-
tung war, sind mir die grossen Themen und Herausfor-
derungen bekannt. Es sind bewegte Zeiten – aber ich
wusste, was auf mich zukommt.
Wandel ist auch für Brot für alle das zentrale Stichwort
für die kommenden Jahre. Was bedeutet das konkret
für die Arbeit?
Wir stecken derzeit in einer grossen ökologischen und
ökonomischen Krise. Beide wurzeln in einer spirituellen
Krise: Wir haben die Beziehung zur Natur und zu un-
seren Mitmenschen verloren. Als kirchliches Hilfswerk
will Brot für alle eine neue Spiritualität stärken, die auf
Solidarität, aktivem Engagement und einem positiven
Menschenbild fusst. Entwicklungspolitisch engagieren
wir uns für einen Wandel von einer ressourcenintensiven
industriellen Landwirtschaft hin zu einer bäuerlichen
und ökologischen Landwirtschaft. Und wir setzen uns für
eine Wirtschaft ein, die dem Leben dient – nicht umge-
kehrt. Mithilfe unserer Kampagnen, die wir gemeinsam
mit Fastenopfer durchführen, wollen wir auch die Öffent-
lichkeit bewegen und für diesen Wandel motivieren.
Und welche Akzente werden neu gesetzt?
Ich möchte die Verbindung zwischen unserem Engage-
ment im Norden und im Süden noch verstärken. Die The-
men sind nämlich die gleichen, auch wenn die Umstände
unterschiedlich sind. Urban Gardening in unseren Städten
dient dem gleichen Ziel wie der Kampf der Bauernfamilien
im Süden um die Kontrolle über ihr Saatgut: Es geht um
Ernährungssouveränität. Oder nehmen wir das Beispiel
der globalen Konzerne: Ihre Entscheide am Geschäftssitz
in der Schweiz haben einen grossen Einfluss auf ihre Toch-
terfirmen und die Lebensbedingungen der Menschen im
Süden. Unsere Kampagnen müssen diese Verbindungen
ebenso hervorheben wie unsere Möglichkeiten zum Han-
deln – sowohl auf lokaler Ebene als auch global.
Interview: Pascale Schnyder, Kommunikation
9
Den Wandel vorantreiben
Stabübergabe
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Als neuer Geschäftsleiter von Brot für alle will Bernard DuPasquier die Öffentlichkeit für den notwendigen Wandel gewinnen und ihn vorantreiben.
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Was wir essen, hat eine Auswirkung auf den Weltsüden: Besonders Fleisch und industriell hergestellte Lebensmittel treiben den Klimawandel voran.
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Unsere Ernährung heizt das Klima an
Ökumenische Kampagne 2015
Unsere Ernährung ist Klimatreiber Nummer eins:
Die Ökumenische Kampagne 2015 stellte das Essen
und die industrielle Lebensmittelproduktion ins
Zentrum der aktuellen Klimadebatte. Und sie forderte
mit einer Klimapetition, dass sich die Schweiz an
der Klimakonferenz im November für wirksame Mass
nahmen gegen den Klimawandel einsetzt.
Essen ist lebenswichtig – und so überrascht es wenig,
dass die Ökumenische Kampagne 2015 und ihr Motto
«Weniger für uns. Genug für alle» ein breites Echo fand.
Die traditionellen Suppentage erhielten eine neue aktu-
elle Ausrichtung, das Plakat mit dem verpackten Huhn
im Kühler führte zu intensiven Gesprächen rund um die
Klimafolgen unserer Essgewohnheiten. Brot für alle,
Fastenopfer und Partner sein sammelten über 21 000 Un-
terschriften für die Klimapetition der Klima-Allianz. Das
ist beinahe ein Fünftel der gut 90 000 Unterschriften, mit
denen Bundesrätin Doris Leuthard als Klimaministerin
aufgefordert wurde, sich an der Klimakonferenz in Paris
für gerechte und griffige Massnahmen einzusetzen.
Semplice Agbavon aus Togo
Auch in Togo plagen die Folgen von Klimaerwärmung
und Klimawandel Mensch und Umwelt. Davon erzählte
der Kampagnengast Semplice Agbavon. Er ist Koordina-
tor von Seecar, einem Netzwerk von 18 protestantischen
Kirchen und Entwicklungsorganisationen in Westafrika.
«Entwicklung beginnt im Kopf und ist nicht nur eine
Frage der finanziellen Mittel», bringt Semplice Agbavon
seine Überzeugung auf den Punkt. Für den 46-jährigen
Agronomen ist Entwicklung eine ganzheitliche Sache,
die alle Lebensbereiche betrifft: Kopf, Herz und Hand.
In Kirchgemeinden, Schulen und bei anderen Auftritten
diskutierte er dieses Anliegen.
Das Thema auf dem Teller
Die Ökumenische Kampagne 2015 zeigte anhand von
Pouletfleisch, wie unser Konsum die Ernährungssicher-
heit vieler Menschen im Süden beeinträchtigt. Industriel-
le Tiermast setzt auf Kraftfutter, vorwiegend Soja. Diese
Sojabohnen wachsen aber auf riesigen Monokulturen im
Süden – in Brasilien zum Beispiel auf Flächen, wo früher
Mitglieder der Klima-Allianz überreichen Doris Leuthard 107 765 Unterschriften für eine gerechte Klimapolitik der Schweiz.
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Familien ihr Essen anbauten. Unsere Masttiere fressen
den Kleinbauernfamilien in den Produktionsländern
buchstäblich die Lebensgrundlagen weg.
Futteranbau und extensive Viehhaltung heizen aber auch
die Zerstörung des Regenwaldes an. Die Fleischprodukti-
on beansprucht heute drei Viertel der weltweiten Agrar-
flächen. Werden alle indirekten Folgen eingerechnet,
verursacht die industrielle Nahrungsmittelproduktion
fast 40 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen.
Nicht nur die Tiere selbst belasten die Umwelt, sondern
auch die Transporte, die Herstellung von Dünger und
Pflanzengift. So verstärkt die industrielle Landwirtschaft
die Klimaerwärmung.
Fastengruppen erfolgreich aufgebaut
Eine Zeitlang aufs Essen verzichten und damit ein Zei-
chen setzen gegen das Übermass unserer Zeit ist ein Ziel
der Fastengruppen, die sich während der Ökumenischen
Kampagne zusammenfinden. In der Westschweiz haben
Fastengruppen Tradition. Jetzt findet das gemeinsame
Fasten auch in der Deutschschweiz Anklang. Beinahe 90
Gruppen beteiligten sich an der Ökumenischen Kampa-
gne 2015 und setzten sich mit den drei Dimensionen des
Fastens auseinander: Gesundheit, Spiritualität und Soli-
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Um die Menschen im Süden bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, führt Brot
für alle seit 2009 Klimaworkshops durch. Diese werden in Zusammenarbeit mit Schweizer Partner-
werken angeboten und bauen auf deren bestehenden Südprojekten auf. Während einer Analyse
in einem Dorf und der anschliessenden Trainingswoche lernen die Südpartner Methoden, die ihnen
dabei helfen, den Klimawandel zu verstehen und mit den Betroffenen Handlungs möglichkeiten
im Umgang mit dem Klimawandel zu entwickeln. 2015 fand je ein Klimaworkshop in der DR Kongo
und in Kambodscha statt. «Anfänglich waren nur Frauen da, aber mit der Zeit kamen immer mehr
Männer hinzu. Sie merkten, dass da etwas für sie Wichtiges geschieht», beobachtete das Team der
kambodschanischen Organisation CHAD, das den Workshop mit Brot für alle in Toul Kpos,
einem Dorf an der vietnamesischen Grenze, durchführte. Hier hat der Klimawandel zu unregel-
mässigen Regenzeiten und längerer Trockenheit geführt. Als Anpassungs strategie kristallisierte
sich im Workshop der gesicherte Zugang zu Wasser heraus. So möchten die Bewohnerinnen
und Bewohner von Toul Kpos wieder Zugang zum von der Regierung gesperrten Wasser im nahen
Kanal erhalten. Ein Fazit aus der Analyse: Dorfgemeinschaften müssen auch darin befähigt
werden, ihre Anliegen gegenüber Dritten zu verteidigen. CHAD will das Dorf dabei unterstützen.
Mit Klimatrainings gegen den Klimawandel
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Huhn frisst Soja. Und Soja frisst Regenwald –
die Lebensgrundlage vieler Menschen. www.sehen-und-handeln.ch
Sehen und handeln.
Kampagnenplakat der Ökumenischen Kampagne 2015
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darität. Rund 600 Bäckereien und Konditoreien trugen die
Aktion «Brot zum Teilen» mit. Gleich wie der traditionelle
Verkauf von Fair-Trade-Rosen aus Tansania brachten die
Aktionen eine breite öffentliche Resonanz des Anliegens
der Ökumenischen Kampagne.
900 kg Agenden, 11 000 Couverts, 40 Leute
Hinter der Ökumenischen Kampagne steckt jedes Jahr eine
immense Arbeit, die von unzähligen Freiwilligen getra-
gen wird. Am Einpackevent von «MenschOlten!» packten
beispielsweise 40 Leute rund 11 000 Fastenkalender in
Couverts und brachten sie danach in alle Haushaltungen.
Rund 900 Kilogramm schwer waren die Agenden voller
Geschichten von Menschen im Süden und Norden, Anre-
gungen und Informationen zu Projekten für den Wandel.
Doch zum Einpackevent gehörten auch viel Spass und La-
chen – und am Schluss Suppe, Wienerli und ein Glas Wein.
Urs Walter, Medienverantwortlicher
13
Mit der Ökumenischen Kampagne 2015 erschien erstmals
auch das Magazin «Perspek tiven», welches Brot für alle
und Fastenopfer zu grossen Teilen gemeinsam herausgeben.
Ein attraktives Themendossier mit Reportagen, Hinter-
grundtexten, Infografiken und Handlungs anregungen setzt
jeweils den Schwerpunkt. Berichte und Bilder von Süd-
projekten, Beiträge zu entwicklungspolitisch aktuellen
Themen, Interviews und Porträts bringen den Spenderinnen
und Spendern die Arbeit und Anliegen der beiden Werke
näher. «Perspektiven» erscheint viermal pro Jahr auf Deutsch,
Französisch und teilweise Italienisch.
www.brotfueralle.ch/perspektiven
Zeit für neue Perspektiven
11 000 Agenden verpackten die Freiwilligen von «MenschOlten!».
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1/2015
Themenschwerpunkt des Magazins Perspektiven
Unsere Ernährung heizt das Klima an
Vom Fluch der SojaSeite 4
Klimakiller Landwirtschaft?Seite 6
Februar 1/2015
Klimawandel:
Interview mit
Doris Leuthard
Seite 4
Bauern und nicht
Konzerne ernähren
die Welt Seite 7
Das Magazin zum Lesen und Handeln
14
Die Bench Marks Foundation ist eine langjährige Partnerorganisation von Brot für alle. Diese Initiative
von südafrikanischen Kirchen überwacht, ob in Afrika tätige globale Konzerne minimale soziale,
ökologische und wirtschaftliche Standards einhalten. So hat die Bench Marks Foundation zusam-
men mit Brot für alle auch die Studien zu den Schweizer Rohstoffkonzernen Glencore und Vitol
verfasst. Eine wichtige Rolle für das Sammeln von Fakten spielen die Betroffenen selber. Sie werden
von Mitarbeitenden der Bench Marks Foundation zu Monitoring-Aktivistinnen und -Aktivisten
ausgebildet: Sie lernen, genau hinzuschauen und die Lage um die Minen und in ihren Dörfern zu
beschreiben. Sie tragen Fakten zusammen und dokumentieren diese mit Berichten, Bildern
und Videos, die sie im Internet veröffentlichen. Gleichzeitig bieten die Dokumentationen die Grund-
lage, um Missstände bei den verantwortlichen Bergbaukonzernen und Politikerinnen und Politikern
anzubringen und Veränderungen einzufordern. www.bench-marks.org.za
Diese Partnerorganisation von Brot für alle schaut genau hin
Globale Geschäfte – globale Verantwortung
Entwicklungspolitische Kampagne
Globale Konzerne müssen mehr Verantwortung für
die sozialen und ökologischen Folgen ihrer Tätigkeiten
übernehmen – das forderten Brot für alle und Fasten
opfer mit ihrer entwicklungspolitischen Kampagne.
Eine Studie zum Schweizer Rohstoffkonzern Vitol und
ein OnlineGame zielten darauf ab, die Problematik
an die Öffentlichkeit zu bringen und Unterschriften für
die Konzernverantwortungsinitiative zu sammeln.
Stellen Sie sich vor: 800 Frachtlaster fahren täglich an
Ihrem Haus vorbei, die Luft ist schwarz von Kohlenstaub,
Sprengungen lassen die Erde unter Ihren Füssen beben
und Ihr Trinkwasser ist mit Schwermetallen belastet.
Dies erwartet die Menschen im Norden Südafrikas, wenn
die dort gelegenen Kohleminen Vele und Makhado ihren
Betrieb aufnehmen. Hauptabnehmer der Kohle ist der
Rohstoffhandelskonzern Vitol, umsatzstärkstes Schwei-
zer Unternehmen.
Ein Beispiel von vielen, das zeigt, wie die Tätigkeiten
von Schweizer Konzernen die Lebensbedingungen von
Menschen in Ländern des Südens negativ beeinflussen
oder gar zerstören. Dies aufzuzeigen und gleichzeitig
Unterschriften zu sammeln für eine Initiative, die mehr
Verantwortung von Schweizer Konzernen fordert, war
das Ziel der diesjährigen entwicklungspolitischen Kam-
pagne von Brot für alle und Fastenopfer.
Schweiz trägt eine besondere Verantwortung
Als einer der wichtigsten Standorte von globalen Roh-
stoffkonzernen weltweit trägt die Schweiz eine beson-
dere Verantwortung. Heute werden 65 Prozent aller Me-
talle, 35 Prozent der Getreide und 35 Prozent des Rohöls
über die Schweiz gehandelt. Ausserdem ist die Schweiz
Golddrehscheibe Nummer eins. Gleichzeitig sind Men-
schenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung durch
Rohstoffkonzerne besonders häufig. Bislang hat die offi-
zielle Schweiz diesen Umständen jedoch zu wenig Rech-
nung getragen und beharrt weiterhin auf freiwilliger Un-
ternehmensverantwortung.
Deshalb haben über 70 Organisationen im April 2015 die
sogenannte Konzernverantwortungsinitiative lanciert.
Diese fordert, dass Schweizer Konzerne gesetzlich dazu
verpflichtet werden, ihre Tätigkeiten im Ausland dahin-
gehend zu prüfen, ob sie Menschenrechte oder Umwelt-
schutzbestimmungen verletzen. Ist dies der Fall, müs-
sen sie darüber informieren und entsprechend handeln.
www.sehen-und-handeln.ch/konzerne
Der Fall Vitol
Der Fall des Rohstoffkonzerns Vitol, den Brot für alle
zusammen mit ihrer südafrikanischen Partnerorgani-
sation Bench Marks Foundation (vgl. Kasten) für die
Kampagne aufgearbeitet hat, hat die problematischen
Bench Marks Foundation
15
Zusammenhänge zwischen Schweizer Unternehmen und
den Lebensbedingungen lokaler Gemeinschaften aufge-
zeigt und damit die Notwendigkeit der Konzernverant-
wortungsinitiative unterstrichen. «Die Provinz Limpopo
ist wegen ihrer Gemüse- und Getreideproduktion die
Vorratskammer Südafrikas, aber auch eine Gegend mit
grossem Wassermangel. Die Verschmutzungen durch
den Bergbau belasten die Region und das ganze Land
deshalb besonders», äusserte sich John Cappel, Direktor
der Bench Marks Foundation, anlässlich der Medienkon-
ferenz, die zum Auftakt der Kampagne stattfand.
Und welcher ManagerTyp bist du?
Etwas spielerischer, aber mit dem gleichen Ziel lan-
cierten die beiden Organisationen mit der Kampagne ein
Online-Spiel. Als «CEO for a Day» konnten die Spielteil-
nehmenden Themen wie Standortwahl, Steueroptimie-
rung, Aktionärsinteressen, Umwelt, Menschenrechte und
Entwicklung gewichten und so – auch bildlich – heraus-
finden, welcher Managertyp sie sind. Und gleichzeitig
konnten sie mit ihrer Unterschrift für die Konzernverant-
wortungsinitiative dazu beitragen, dass den «Bösewich-
ten» unter den Managern der Riegel geschoben wird.
www.ceo-for-a-day.ch
Um das Ziel von 100 000 Unterschriften zu erreichen,
gingen zudem Mitglieder von Kirchgemeinden und Mit-
arbeitende von Brot für alle am 29. August in Luzern,
Bern, Basel und Lausanne und weiteren Ortschaften auf
die Strasse. Damit zeigten sie, wie wichtig ihnen das
Anliegen auch persönlich ist.
Pascale Schnyder, Kommunikation O
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Das Plakat der Konzernverantwortungsinitiative fordert mehr Sorgfalt von globalen Konzernen.
Ein Online-Test zeigte den Teilnehmenden ihren virtuellen Charakter als Manager auf.
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Die Vielfalt der bäuerlichen Landwirtschaft gerät durch Gentechnologie und Monokulturen immer mehr unter Druck.
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Mein Saatgut – dein Essen
Blitzlichter aus der Entwicklungspolitik
Neue Saatgutgesetze bedrohen in Honduras und
vielen anderen Ländern des Südens die lokale
Sortenvielfalt und kriminalisieren den traditionellen
Saatguthandel der Kleinbauernfamilien. Brot
für alle unterstützt ihre Partner im Süden mit Fach
wissen und Vernetzung, damit sie sich dagegen
wehren können.
Still und heimlich haben der honduranische Präsident
Juan Orlando Hernández und der Nationale Kongress
2012 ein Gesetz verabschiedet, das die lokale Saatgut-
vielfalt und die kleinbäuerliche Landwirtschaft des Lan-
des ernsthaft bedroht. Nur zufällig ist Octavio Sanchez,
Koordinator von ANAFAE, der Partnerorganisation von
Brot für alle, bei einer Internetrecherche auf das Gesetz
gestossen. Eine Konsultation der Vertreterinnen und
Vertreter der Landwirtschaft hatte nie stattgefunden.
Dabei sind die Auswirkungen für die Landwirtschaft
und Ernährungssicherheit des Landes gravierend. Denn
das Gesetz sieht einen strengen Schutz intellektueller
Eigentumsrechte an Saatgut vor (Sortenschutzrechte),
wovon vor allem die internationalen Saatgutkonzerne
profitieren. Lokale Saatgutsysteme mit ihrer reichen
Sortenvielfalt werden hingegen zunehmend verdrängt.
Landwirte, die weiterhin Saatgut aus ihrer Ernte ver-
wenden, tauschen oder verkaufen, könnten gar dafür
bestraft werden, weil sie damit gegen die Sortenschutz-
rechte verstossen.
Widerstand auf allen Ebenen
Octavio Sanchez und das Netzwerk ANAFAE setzen nun
alles daran, das Gesetz zu kippen oder zumindest Ein-
fluss auf dessen Umsetzung zu nehmen. Dafür haben sie
2015 eine juristische Interpretation des Gesetzestextes
vorgenommen, zahlreiche Informationsveranstaltungen
für ihre Mitgliedsorganisationen durchgeführt und mit
einer breiten Kampagne begonnen, die Bevölkerung
über die Folgen des Gesetzes zu sensibilisieren. Mit dem
Slogan «Mein Saatgut ist dein Essen» versuchen sie,
auch die städtische Bevölkerung zu gewinnen. ANAFAE
stützt sich zudem auf das Völkerrecht für den Wider-
stand: Die Lencas, ein indigenes Volk im Westen von
Honduras, verabschiedeten eine öffentliche Erklärung,
in der sie das Gesetz zurückweisen und für ihr Territo-
rium für ungültig erklären. Sie berufen sich dabei auf
die Uno-Konvention der Rechte der indigenen Völker,
nach der die Lencas rechtzeitig über das Gesetz hätten
konsultiert werden müssen.
Brot für alle hilft ANAFAE mit Fachwissen und Kontak-
ten zu entwicklungspolitischen Partnerorganisationen
aus anderen Ländern, die sich gegen solche Saatgut-
gesetze wehren. ANAFAE nutzte den Besuch von Brot
für alle-Mitarbeiterinnen für ein Gespräch mit Kon-
gressabgeordneten und Debatten in nationalen Radio-
sendungen. Und Octavio Sanchez konnte sich an einem
internationalen Seminar in Südafrika mit Expertinnen
und Experten von Bauernorganisationen und NGOs
aus Asien, Afrika und Lateinamerika austauschen, um
wirksame Strategien gegen die Saatgutprivatisierung
zu entwickeln.
Tina Goethe, Teamleiterin «Recht auf Nahrung»
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Octavio Sanchez, Koordinator der Bfa-Partnerorganisation ANAFAE in Honduras, setzt sich dafür ein, dass Bauernfamilien weiterhin ihr eigenes Saatgut verwenden dürfen.
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Im März 2015 organisierte Brot für alle zusammen mit
ihren Partnern GRAIN und der äthiopischen Anywaa
Survival Organisation einen Workshop zum Thema
«Land Grabbing». Da dieses Thema in Äthiopien tabu
ist, sollte der Workshop in Kenia stattfinden. Nur:
Die äthiopischen Teilnehmenden kamen nie in Nairobi
an – sie wurden am Flughafen verhaftet.
Es war für Tina Goethe, Teamleiterin für Recht auf Nah-
rung bei Brot für alle, ein Schock, als sie in Nairobi erfuhr,
dass die sieben angemeldeten Workshop-Teilnehmenden
Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba gar nie verlassen
hatten und stattdessen im Gefängnis sassen. Aus Si-
cherheitsgründen hatten die Organisatoren beschlossen,
den zweiten Austausch- und Vernetzungsworkshop unter
dem unverfänglichen Titel «Ernährungssicherheit und
Landrechte» erneut im nahen Kenia durchzuführen.
Die sechs Männer und die eine Frau kamen ins berüch-
tigte äthiopische Untersuchungsgefängnis Makelawi.
Umgehend engagierte Brot für alle einen Anwalt und
bat die Schweizer Botschaft sowie die EU-Delegation
in Addis Abeba um diplomatische Unterstützung. Vier
Personen wurden nach einem Monat Haft freigelassen.
Der evangelische Pastor Omot Agwa Okwoy, der Um-
weltschützer Jamal Oumar Hojele und der Menschen-
rechtsaktivist Ashinie Astin blieben in Haft und wurden
erst nach sieben Monaten offiziell angeklagt. Der Vor-
wurf: Beteiligung an «terroristischen Aktivitäten».
Seit die Regierung 2011 rund vier Millionen Hektar
Agrarland, das grösstenteils im fruchtbaren Gebiet
Gambela liegt, finanzkräftigen Investoren zur Pacht an-
geboten hatte, beklagen die Völker Majang und Anywaa
(Anuak) Zwangsumsiedlungen und Gewalttaten. Wer
sich dagegen wehrt, wird bedroht und kriminalisiert.
Kampf um Freilassung der Inhaftierten
Dass Themen wie Land Grabbing in gewissen Ländern
delikat sind, ist bekannt. Doch dass ein Workshop als
terroristische Aktivität betrachtet wird, gab es noch nie.
Brot für alle ergriff eine Reihe von Massnahmen und
startete zusammen mit Human Rights Watch und wei-
teren Organisationen eine Freilassungskampagne. Sie
lancierten eine Petition zuhanden der äthiopischen Re-
gierung und der Geberländer Äthiopiens (darunter die
USA, Deutschland und die Schweiz). Zudem wurde Geld
für die Familien der Inhaftierten gesammelt.
Als im November 2015 Bundespräsidentin Simonetta
Sommaruga nach Addis Abeba reiste, gelang es, das
Thema auf die offizielle Traktandenliste setzen zu las-
sen – leider ohne Erfolg. Die haltlosen Anschuldigungen
werden weiterhin aufrechterhalten. Über entsprechende
Organisationen und mit anwaltschaftlicher Unterstüt-
zung unternimmt Brot für alle alles, um die Inhaftierten
freizubekommen. Aktuelle Informationen auf: www.brot-
fueralle/aethiopien
Manuschak Karnusian, Teamleiterin
Kommunikation ad interim
Landrechts-Aktivisten als «Terroristen» bezeichnetund inhaftiert
Blitzlichter aus der Entwicklungspolitik A
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Mit einer Online-Petition forderten Brot für alle und ihre Partnerorganisationen die Freilassung des Landrechtsaktivisten Omot Agwa Okwoy.
19
Bildung für Arbeiterinnen in der Computerindustrie
Blitzlichter aus der Entwicklungspolitik
In China unterstützt Brot für alle ein Frauennetzwerk,
das sich für die Rechte der Arbeiterinnen in der
Industrie einsetzt. In Kursen erhalten die Frauen Infor
mationen oder werden zu Volontärinnen ausgebildet,
die ihr Wissen wiederum weitergeben.
In der Nähe einer der zahlreichen Computerfabriken im
südchinesischen Shenzhen steht ein kleiner Büchertisch
am Strassenrand. Einige junge Arbeiterinnen bleiben
neugierig stehen. Andere sind in die Lektüre vertieft. Was
wie eine gemütliche Freizeitbeschäftigung aussieht, ist
für viele der Frauen ein erster Schritt zu mehr Selbstbe-
wusstsein und gegen die Ausbeutung in den Fabriken.
Denn mit diesem Stand informiert das Chinese Working
Women Network (CWWN) die Frauen über ihre Rech-
te. Rechte, die ihnen oft verwehrt bleiben. Brot für alle
unterstützt diese Bildungsarbeit seit 2015. Denn nur Ar-
beiterinnen, die ihre Rechte kennen, können diese auch
einfordern, auf die Gesetzgebung einwirken und so den
nötigen Wandel ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen
vorantreiben. Andererseits erhält Brot für alle über
CWWN Einblicke in die schwierigen Alltagsrealitäten der
Fabrikarbeiterinnen, was wiederum in die Kampagnen-
arbeit von Brot für alle im Norden einfliesst.
Die meisten Arbeiterinnen stammen aus ländlichen Ge-
bieten und suchen Arbeit bei den grossen Herstellern von
Spielzeugen, Textilien oder Elektronikgeräten. Alleine
in der IT-Branche sind über 80 Prozent der Angestellten
Frauen. Sie hoffen auf ein Leben über dem Existenzmini-
mum. Doch der Arbeitsalltag ist hart. Dies zeigt auch die
Geschichte von Xiao Wen: Von ihrem Mann missbraucht,
versuchte sie mit ihrem Kind zu fliehen. Damit das Kind
in einer «intakten» Familie aufwächst, brachte sie es aber
wieder zurück. Heute arbeitet Xiao Wen in einer Elek-
tronikfabrik weit weg und sieht ihr Kind nur an wenigen
Tagen im Jahr. Wie Xiao Wen arbeiten die Frauen und
Männer in den Fabriken oft zehn bis zwölf Stunden am
Tag, und viele haben kein Anrecht auf ärztliche Versor-
gung oder soziale Absicherungen, denn diese werden nur
am offiziell registrierten Wohnsitz erbracht.
KatzundMausSpiel mit der Regierung
CWWN vermittelt zwischen Arbeitenden, NGOs, Kon-
sumenten, Hochschulaktivistinnen und der Politik und
schafft ein Verständnis zwischen den Gruppen, um die
Arbeitssituation der Fabrikarbeiterinnen zu verbessern.
Konkrete Unterstützung erhalten die Frauen vor Ort in
zwei Kurszentren im Süden Chinas, wo viele Elektronik-
firmen angesiedelt sind.
Die Mitarbeitenden von CWWN stehen vor grossen He-
rausforderungen, denn die chinesische Regierung setzt
NGOs immer stärker unter Druck: Schulungszentren
werden geschlossen, Internetseiten gesperrt. Für CWWN
ist dies ein zermürbendes Katz-und-Maus-Spiel. Doch
ihre Arbeit ist zentral für die Frauen. Rund 14 000 Frauen
haben Kurse im Qinghu-Center der Community School
besucht. 37 von ihnen wurden zu Volontärinnen ausgebil-
det, die in ihren eigenen Gruppen ihr Wissen weitergeben
können.
Daniela Renaud, Verantwortliche für die Kampagne
«High Tech No Rights»
Das Chinese Working Women Network klärt Arbeiterinnen in China über ihre Rechte auf.
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Uns bietet das Smartphone immer mehr Möglichkeiten – den Arbeiterinnen und Arbeitern in China oftmals schwierige Arbeitsbedingungen.
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21
Ein breites Netzwerk für mehr Unternehmensverantwortung
Netzwerkarbeit
Wer für ein Anliegen wie die Konzernverantwortungs
initiative eine politische Mehrheit gewinnen will,
muss Netzwerkarbeit zur obersten Priorität machen.
Inzwischen umfasst die Koalition hinter der Initiative
76 Mitgliedorganisationen und wird von politischen
Akteuren fast aller Parteien , von Unternehmerinnen
und von zahlreichen Freiwilligen gestützt.
Die Kampagne «Recht ohne Grenzen», die 2015 zur Kon-
zernverantwortungsinitiative wurde, entstand 2009 als
Folge gemeinsamer Reflexionen und Arbeiten von zehn
Schweizer NGOs, zu denen auch Brot für alle gehörte.
Sie alle verband die Vision, dass die immer mächtiger
werdenden multinationalen Konzerne gleichzeitig auch
transparenter und verantwortungsvoller werden muss-
ten. Und dass es an den Bürgerinnen und Bürgern sowie
politischen Akteurinnen und Akteuren war, Rahmenbe-
dingungen dafür zu schaffen, dass Konzerne Menschen-
rechte und Umweltschutzgesetze weltweit respektierten.
Die Organisationen einte auch eine gemeinsame Fest-
stellung: Um in den politischen Strukturen der Schweiz
etwas zu bewegen, um neue Reflexionen in Parlament
und Verwaltung anzustossen und um der Wirtschaftslob-
by Gegensteuer zu bieten, mussten alle möglichen Kräfte
zusammengebracht und breit mobilisiert werden.
Allianzen in allen Gesellschaftsbereichen
Heute umfasst die Koalition über 76 Hilfswerke, Frauen-,
Menschenrechts- und Umweltorganisationen, kirchliche
und gewerkschaftliche Vereinigungen sowie Aktionärs-
verbände. Sie haben im April 2015 die Initiative für ver-
antwortungsvolle Konzerne mitlanciert. An der Spitze
der Initiative steht ein fünfköpfiges Exekutivkomitee,
zu dem auch Brot für alle gehört. Ihm unterstehen drei
Arbeitsgruppen: Eine befasst sich mit politischen Ana-
lysen, eine andere ist für Medienarbeit und Öffentlich-
keitsarbeit zuständig, eine dritte für Lobbying. Auf der
Ebene Lobbying wurden von Anfang an Gespräche mit
Vertreterinnen und Vertretern zahlreicher Parteien (FDP,
CVP, Grünliberale, BDP, SP, Grüne, EVP) geführt, um das
traditionelle Links-Rechts-Schema zu durchbrechen und
parlamentarische Mehrheiten zu erhalten.
Auch fortschrittliche Wirtschaftsvertreterinnen und
-vertreter wurden ins Netzwerk integriert, für die Wirt-
schaftlichkeit einhergeht mit dem Respekt für unseren
Planeten und für fundamentale Menschenrechte. Die-
ter Pestalozzi, Verwaltungsratspräsident der Stahlhan-
delsfirma Pestalozzi & Co AG, Marc Bloch, ehemaliger
Generaldirektor der Kaffeerösterei La Semeuse, Nick
Beglinger, Präsident von swisscleantech, oder auch Anto-
inette Hunziker-Ebneter, Verwaltungsratspräsidentin der
Berner Kantonalbank, gehören dazu. Sie sind Mitglieder
des Initiativkomitees oder haben sich öffentlich für die
Initiative ausgesprochen.
Und schliesslich besonders wichtig sind die Hunderten
von Freiwilligen, die in den Strassen Unterschriften für
die Initiative sammeln: politisch engagierte Personen
oder Gruppen, Mitglieder von Kirchgemeinden oder so-
zialen Bewegungen. Sie bilden die Grundlage des Netz-
werks – die Basis, ohne die kein Wandel möglich wäre.
www.konzern-initiative.ch
Chantal Peyer, Teamleiterin Ethisch Wirtschaften
Die Konzernverantwortungsinitiative wird von einer breiten Allianz getragen, zu der auch Brot für alle gehört.
Ko
VI
22
Von anderen lernen
Netzwerkarbeit
Wer den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben will,
braucht neue Ideen und Allianzen. Mit dem Beitritt
zu einem internationalen Netzwerk und über Kontakte
zu inspirierenden Persönlichkeiten in der ganzen
Schweiz haben die Mitarbeitenden von Brot für alle
dafür eine Grundlage geschaffen.
Der Wandel unseres Lebensstils und unseres Denkens
ist dringend nötig, um die Zukunft unseres Planeten
langfristig und nachhaltig zu sichern. Mit der Frage,
welche Rolle die Zivilgesellschaft in diesem Transfor-
mationsprozess spielen kann und spielen soll, befasst
sich das internationale Netzwerk der «Intelligenten Zi-
vilgesellschaftlichen Organisationen» (Smart CSOs), an
dem sich Brot für alle seit 2015 beteiligt. Ein wichtiger
Hebel dabei ist auch die veränderte der Rolle zivilgesell-
schaftlicher Organisationen: Sie können massgeblich zu
einem Gesellschaftswandel beitragen, wenn sie selber
neue Koalitionen eingehen, z. B. mit anderen NGO, mit
Basisbewegungen, Initiativen oder mit progressiven Un-
ternehmen.
Suche nach neuen Allianzen
Diese Suche nach neuen Allianzen stand denn auch im
Zentrum der «Learning Journeys», auf welche die Mit-
arbeitenden von Brot für alle 2015 geschickt wurden.
Dieses Managementinstrument bot ihnen die Möglich-
keit, in kleinen Gruppen Personen oder Organisationen
kennenzulernen, die für neue Formen des Arbeitens und
Wirtschaftens, der Landwirtschaft und der Spiritualität
stehen.
Diese Reisen führten die Mitarbeitenden u.a. zur Inno-
vationsabteilung einer grossen Telekommunikationsfir-
ma, zu einer regionalen Mineralwasserproduzentin, ei-
ner komplett dezentral organisierten Softwarefirma, zu
einem Verlag, der sich dem Erhalt und der Schönheit der
Natur verschrieben hat, auf einen Biohof, der nach den
Leitlinien der Permakultur konzipiert und geführt wird,
zu einer Spezialistin für Geschlechterfragen oder zum
Autor eines Werkes über Ökospiritualität.
Diese Begegnungen haben uns als Mitarbeitende von
Brot für alle zurückgeführt zur Frage nach unseren ei-
genen Inspirationsquellen, nach dem eigenen inneren
Feuer. Und sie haben uns den nötigen Mut gegeben, um
mit neuen Ideen und Instrumenten zu experimentieren.
Sie haben Brot für alle in der Rolle als Organisation des
Wandels bestätigt. Eine Organisation, die Spiritualität
in Engagement verwandelt, die Koalitionen eingeht, die
sich der Qualität verschreibt und den Boden bereitet
für Neues. Verschiedene dieser Kontakte sollen in den
nächsten Monaten vertieft werden. Die Werte, die aus
den Begegnungen gemeinsam herausdestilliert wurden,
werden in der aktuellen Organisationsentwicklung ihren
Niederschlag finden.
Bernard DuPasquier, Geschäftsleiter
Bei ihrem Besuch auf dem Balmeggerberg im Emmental erhielten Mitarbeitende von Brot für alle spannende Einblicke in das System der Permakultur.
Bro
t fü
r al
le
23
Stiftungsrat
Der Stiftungsrat hiess per 1.1.2015 zwei neue Mitglieder
willkommen: Philippe Woodtli als Vertreter des Schwei-
zerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK sowie Pier-
re Jacot, Leiter des Weiterbildungszentrums für Öffent-
liche Verwaltungen des Kantons Waadt. Der Stiftungsrat
traf sich 2015 zu fünf Sitzungen und einer Klausur sowie
zu Besprechungen mit Schweizer Partnerwerken.
Um die Arbeitsprozesse innerhalb von Brot für alle sach-
gerechter zu organisieren, beschloss der Stiftungsrat die
Aufteilung der bisherigen Abteilung Marketing, Kommu-
nikation und Bildung in zwei Abteilungen: Kommunikati-
on und Bildung (KB) sowie in Fundraising und Marketing
(FM). Er wählte Regula Reidhaar und Elke Fassbender
als neue Abteilungsleiterinnen und als neue Mitglieder
der Geschäftsleitung. Auf den 1. Januar 2015 setzte er
zudem das revidierte Personalreglement in Kraft.
Der Stiftungsrat stellte sich hinter die Lancierung der
«Volksinitiative für verantwortungsvolle Konzerne zum
Schutz von Mensch und Umwelt», welche am 21. April
2015 gestartet wurde.
Per 1. September 2015 verabschiedete der Stiftungs-
rat Beat Dietschy, der zwölf Jahre bei Brot für alle tä-
tig war und in seinen acht Jahren als Zentralsekretär
massgeblich zur erfolgreichen Entwicklung des Werkes
beigetragen hat. Als dessen Nachfolger wurde Bernard
DuPasquier begrüsst. Er ist Theologe und war bei Brot
für alle bereits für den Bereich «Kooperationssysteme»
verantwortlich. Weiter verabschiedete der Stiftungsrat
die beiden Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission
(GPK) Werner Leupp und Edith Tanner, die zwölf Jahre
in der GPK mitgewirkt hatten, und wählte neu Gilles de
Montmollin in die Kommission.
Am 7. Oktober stellte der Stiftungsrat den Antrag an den
SEK für einen von Grund auf revidierten Verteilschlüssel.
Dieser regelt die Zuteilung der Freien Mittel aus Kirch-
gemeindespenden, nach Abzug des entsprechenden
Aufwands von Brot für alle, an HEKS, Mission 21 und
DM-échange et mission. Der Antrag wurde am 27. Okto-
ber 2015 vom SEK gutgeheissen.
Stiftungsrat
Elisabeth Bürgi Bonanomi, Rechtsanwältin
und Völkerrechtsexpertin, Universität
Bern CDE und WTI, Maja Ingold, EVP-
Nationalrätin, Florian Wettstein, Direktor
des Instituts für Wirtschaftsethik der
Universität St. Gallen, Jeanne Pestalozzi-
Racine, Stiftungsratspräsidentin, Angelika
Hilbeck, Dozentin am Institut für Integrative
Biologie ETH Zürich, Philippe Woodtli,
Geschäftsleiter, Schweizerischer Evange-
lischer Kirchenbund SEK, Pierre Jacot,
Leiter des CEP, Weiterbildungszentrum für
Öffentliche Verwaltungen, Kanton
Waadt, Monika Hirt Behler, Reformierte
Kirche Kanton Zug
Gemeinsam Neues angegangen
Mar
ion
Nit
sch
2424
Entwicklungspolitik
Tina Goethe, Teamleiterin Recht auf Nahrung,
Janosch Ammann, Zivildienst leistender
Ethisch Wirtschaften, Yvan Maillard, Unter-
nehmen und Menschenrechte, Silva
Lieberherr, Paradigmenwechsel Landwirt-
schaft und «Landgrabbing»,Chantal Peyer,
Teamleiterin Ethisch Wirtschaften, Ester
Wolf, Recht auf Nahrung, Maryline Bisilliat,
Recht auf Nahrung und Klimatrainings
Nicht anwesend: Daniela Renaud,
High Tech No Rights, Julia Jawtusch,
Klima und Landwirtschaft
Finanzen und Administration
Fadile Seferaj, Koordinative Teamleiterin Finanzen
und Administration, Materialstelle Deutschschweiz,
Christelle Paoly, Spendenservice, Materialstelle
Romandie, Ramona Käser, Unterstützung Material-
stelle, Olena Malorgio, Buchhaltung, Patrik
Kummer, Administration, Spendenservice und
Bilddatenbank, Rafael Minning, Zivildienst leistender
Nicht anwesend: Daniela Bamonte,
Assistentin Secrétariat Romand
Mitarbeitende
Kooperationssysteme , Stabstellen
Monika Boedtker, Direktionsassistentin und
Personal, Claudia Paganini, Qualitätssicherung,
Barbara Lutz, Leiterin Kooperationssysteme,
Madeleine Bolliger, Koordination Kooperations-
gemeinschaft
Nicht anwesend: Michèle Morier-Genoud,
Genderfragen, Martina Schmidt, Leiterin des
Secrétariat Romand bis Jan 2016,
Bruno Stöckli, Projektleiter dialogue4change
Fundraising und Marketing
Karin Fritz, Marketing und Produktion,
Matthias Raeber, Fundraising Direct Marketing,
Daniel Tillmanns, Marketing und Website Ökume-
nische Kampagne, Maria Dörnenburg, Beratung
und Fundraising Kirchgemeinden, Sylvia Garatti,
Fundraising Major Donors, Philipp Rohrer, Projekt -
leiter Kampagnen
Nicht anwesend: Anne-Lise Jaccaud Napi, Fund-
raising Institutionen und Legate
Kommunikation und Bildung
Pascale Schnyder, Zeitschrift «Perspek
tiven» und Kommunikation, Christian
Bosshard, Campaigner Neue Medien,
Manuschak Karnusian, Teamleiterin
Kommunikation ad interim, Stephan
Tschirren, Bildung und Katechese, Urs
Walter, Medienarbeit, Zeitschrift
«contigo»
Nicht anwesend: Jan Tschannen, Bildung
und Theologie, Florence Frossard,
Praktikantin OnlineKommunikation
Geschäftsleitung
Christoph Ochsenbein, Leiter Ressort
Finanzen und Administration, Elke
Fassbender, Leiterin Ressort Fund
raising und Marketing, Bernard
DuPasquier, Geschäftsleiter, Miges
Baumann, Leiter Ressort Entwicklungs
politik
Nicht anwesend: Regula Reidhaar,
Leiterin Ressort Kommunikation und
Bildung
Verbesserung der Führungsstrukturen
Geschäftsleitung
Die Geschäftsleitung von Brot für alle hat es sich zum
Ziel gesetzt, die Führung der Organisation effizienter
und agiler zu gestalten. Dazu wurden 2015 verschiedene
Massnahmen ergriffen.
• Zusammen mit Fastenopfer wurde eine neue Stelle
«Projektleitung Kampagnen» geschaffen, um die Or-
ganisation und Umsetzung der gemeinsamen Kampa-
gnen zu vereinfachen.
• Die individuellen Ziele für Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter wurden durch Ressortziele ersetzt. Damit
wurde die Anzahl Ziele auf eine praktikable Menge
reduziert. Gleichzeitig wurden damit die Koordination
und Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden er-
leichtert: Die Ziele sind auf grossen allgemein zugäng-
lichen Aushängen festgehalten und ihre Erreichung
wird durch die Teams laufend überprüft.
• Eine Evaluation wurde durchgeführt, um die Zusam-
menarbeit zwischen den Büros in Bern und Lausanne
zu vereinfachen.
• Die Mandate von Brot für alle wurden unterteilt in
Dienstleistungen und Produkte. Damit können die
Kosten und die Finanzierung der einzelnen Mandate
präzise unterschieden werden. Die Steuerung der Or-
ganisation sowie die Prioritätensetzung werden damit
erleichtert.
27
Festigung der neuen Strategie
Jahresrechnung 2015
Das Rechnungsjahr 2015 stand im Zeichen der Konso-
lidierung der neuen Strategie von Brot für alle, die An-
fang 2014 beschlossen wurde. Sie setzt auf eine starke
entwicklungspolitische Arbeit von Brot für alle, auf neue
Kampagneninstrumente und spricht dem Bereich Kom-
munikation, Bildung, Sensibilisierung und Mittelbeschaf-
fung eine wichtige Bedeutung zu. Für diese Aufgaben
wurden wie im Vorjahr 40 Prozent der Mittel von Brot
für alle eingesetzt. 60 Prozent der Einnahmen flossen den
Partnerwerken zu für deren Projekte und Programme in
der Entwicklungszusammenarbeit.
Insgesamt hat Brot für alle 2015 Zuwendungen (Spenden,
Legate, Zuwendungen von Kirchen, Stiftungen und poli-
tischen Behörden) im Umfang von Fr. 11 830 000.– erhal-
ten. Zusammen mit den DEZA-Programmbeiträgen von
Fr. 6 680 500.– ergab sich somit ein totaler Betriebsertrag
von Fr. 18 985 000.– (+ 1,6 Prozent gegenüber Vorjahr).
Während die Einnahmen der Kirchgemeinden weiterhin
rückläufig sind, haben die Spenden von Privatpersonen
gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent zugenommen.
Der Betriebsaufwand betrug 2015 Fr. 19 072 000.–. Er
stieg gegenüber dem Vorjahr um Fr. 690 000.– (+ 3,7 Pro-
zent) und übersteigt damit leicht den Betriebsertrag.
Finanziert wurde der Mehraufwand über verschiedene
zur Verfügung stehende Fonds (Ausgleichsfonds, DEZA-
Programmbeitragsfonds und Klimafonds). Der Mehrauf-
wand wurde ausschliesslich für die Programm- und Pro-
jektbeiträge an die Partnerwerke eingesetzt.
Der Stiftungszweck von Brot für alle sieht vier Mandate vor: Das Sammeln von Geldmitteln
für Projekte der Entwicklungszusammenarbeit von HEKS, Mission 21 und DM-échange
et mission sowie von weiteren evangelischen Werken, Information und Bildung, Entwicklungs-
politik im Norden und im Süden sowie die Qualitätssicherung der unterstützten Projekte.
Die vier Mandate von Brot für alle
Bro
t fü
r al
le
3 %
Übrige Erträge
35 %
Programmbeitrag DEZA
34 %
Kirchen
6 %
Institutionen und Behörden
22 %
Privatspender/innen (inkl. Legate)
Herkunft der Mittel
Verwendung der Mittel
Mittelverteilung
Jahresrechnung 2015
28
59 %
Programm- und Projektbeiträge an Partnerwerke
2 %
Projektsekretariat und Qualitätssicherung
10 %
Information und Bildung
13 %
Entwicklungspolitik und Südpartnerschaft
7 %
Administration
9 %
Fundraising, allg. Werbung
Spenden im Mehrjahresvergleich
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
12
10
8
6
4
2
0Mill
ione
n
Programm- und Projektbeiträge an Partnerwerke
28 %
mission 21
22 %
HEKS Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz
7 %
DM-échange et mission
38 %
Werke Kreis 2
3 %
Projektbeiträge aus Fonds
2 %
Kooperationsgemeinschaft und Dialogplattform (D4C)
30
Betriebsrechnung
Ertrag 2015 2014
Zweckgebundene Zuwendungen 3 487 982 4 218 451
Zuwendungen ohne Zweckbestimmung (inkl. Legate) 8 344 893 7 477 040 Total erhaltene Zuwendungen 11 832 874 11 695 491
DEZA-Programmbeitrag 6 680 500 6 489 500
Erlöse aus Lieferungen und Leistungen 471 921 499 921
Betriebsertrag 18 985 295 18 684 911
Betriebsaufwand
Programm- und Projektbeiträge
Programmbeiträge an Partnerwerke aus Sammlungen – 4 702 250 – 4 542 989 Projektbeiträge an Partnerwerke aus Fonds – 376 050 – 458 621 DEZA-Programmbeiträge aus Fonds – 5 983 997 – 5 546 164 Kooperationsgemeinschaft – 157 918 – 148 978 Dialogplattform (D4C) – 89 995 – 107 448 Total Programm- und Projektbeiträge – 11 310 209 – 10 804 201
Personalaufwand – 224 864 – 241 140 Sachaufwand – 17 296 – 26 057 Projektsekretariat und Qualitätsmanagement – 242 160 – 267 197
Personalaufwand – 921 670 – 1 028 237 Ökumenische Kampagne – 655 471 – 754 355 Sachaufwand – 373 466 – 317 289 Information, Bildung – 1 950 607 – 2 099 880
Personalaufwand – 899 874 – 853 061 Entwicklungspolitische Beteiligungen und Mitgliedschaften – 498 713 – 599 951 Direkter Programmaufwand EP-Südprogramm – 869 096 – 691 837 Sachaufwand – 138 949 – 244 441 Entwicklungspoltik – 2 406 631 – 2 389 290
Total Projekt- und Dienstleistungsaufwand – 15 909 607 – 15 560 568
Finanzberichterstattung
2015 2014
Personalaufwand – 527 674 – 354 568 Sachaufwand – 1 236 507 – 1 070 122 Fundraising und allgemeiner Werbeaufwand – 1 764 181 – 1 424 690
Personalaufwand – 1 103 280 – 1 079 754 Sachaufwand – 242 487 – 258 649 Abschreibungen – 52 570 – 61 440 Administration – 1 398 338 – 1 399 843
Betriebsaufwand – 19 072 126 – 18 385 101
Finanzertrag 8 438 9 942
Finanzaufwand – 21 685 – 30 253 Finanzergebnis – 13 247 – 20 311
Ergebnis vor Veränderung des Fondskapitals – 100 078 279 499
Veränderungen des Fondskapitals 343 852 – 178 502
Jahresergebnis vor Zuweisung an Organisationskapital 243 774 100 997
Zuweisungen erarbeitetes Kapital – 243 774 – 107 073 Entnahmen erarbeitetes Kapital (Sozialplan) 6 075
32
Projekt- und Programmbeiträge an die Partnerwerke für Entwicklungsprojekte 2015
Finanzberichterstattung
Projektbeiträge an
Partnerwerke
Zweckbestimmte
Programmbeiträge
aus Sammlungen
Freie Mittel aus
Sammlungen
Total Programm
beiträge an
Partnerwerke aus
Sammlungen
Projektbeiträge
an Partnerwerke
aus Fonds
DEZA
Programmbeitrag
an Partnerwerke
Total Programm
beiträge an Partner
werke und
Programmbeitrag
DEZA
Projekt und Programmbeiträge Kreis 1
HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz 34 200 1 237 506 1 173 594 2 445 300 20 000 – 2 465 300
DM – échange et mission – 110 013 120 837 230 850 59 000 591 558 881 408
mission 21 – 595 845 558 405 1 154 250 31 000 1 991 498 3 176 748
Total Projekt- und Programmbeiträge Kreis 1 34 200 1 943 364 1 852 836 3 830 400 110 000 2 583 056 6 523 456
Projekt und Programmbeiträge Kreis 2
cfd – Christlicher Friedensdienst – 30 790 161 072 191 862 – 974 661 1 166 523
Die Heilsarmee / Armée du Salut – 81 072 124 128 205 200 – 662 138 867 338
Connexio – Evangelisch-methodistische Kirche Schweiz – 26 777 126 097 152 874 – 218 797 371 671
International Federation of the Blue Cross – 20 973 1 086 22 059 – 115 595 137 654
HorYzon – Internation. Zusammenarbeit des Cevi Schweiz – 52 481 20 365 72 846 – 524 539 597 385
Mission Evangélique Braille – 19 807 9 434 29 241 15 000 200 923 245 164
Service de Missions et d’Entraide 80 000 37 108 2 393 119 501 – 226 179 345 680
Tear Fund 48 000 29 465 802 78 267 – 478 109 556 376
Total Projekt- und Programmbeiträge Kreis 2 128 000 298 473 445 377 871 850 15 000 3 400 941 4 287 791
Total Projekt- und Programmbeiträge Kreis 1 + 2 162 200 2 241 837 2 298 213 4 702 250 125 000 5 983 997 10 811 247
Ökumenischer Rat der Kirchen, diverse Projekte 190 000 190 000
Diverse Organisationen aus dem Umfeld des ÖRK 30 000 30 000
Total Ökumenischer Rat der Kirchen und nahe Organisationen 220 000
Klimafonds 31 050 31 050
Total Projektbeiträge aus Fonds 376 050
Programm Kooperationsgemeinschaft 157 918 157 918
Dialogplattform (D4C) 89 995 89 995
Total Projekt- und Programmbeiträge 11 310 209
Projektbeiträge an
Partnerwerke
Zweckbestimmte
Programmbeiträge
aus Sammlungen
Freie Mittel aus
Sammlungen
Total Programm
beiträge an
Partnerwerke aus
Sammlungen
Projektbeiträge
an Partnerwerke
aus Fonds
DEZA
Programmbeitrag
an Partnerwerke
Total Programm
beiträge an Partner
werke und
Programmbeitrag
DEZA
Projekt und Programmbeiträge Kreis 1
HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz 34 200 1 237 506 1 173 594 2 445 300 20 000 – 2 465 300
DM – échange et mission – 110 013 120 837 230 850 59 000 591 558 881 408
mission 21 – 595 845 558 405 1 154 250 31 000 1 991 498 3 176 748
Total Projekt- und Programmbeiträge Kreis 1 34 200 1 943 364 1 852 836 3 830 400 110 000 2 583 056 6 523 456
Projekt und Programmbeiträge Kreis 2
cfd – Christlicher Friedensdienst – 30 790 161 072 191 862 – 974 661 1 166 523
Die Heilsarmee / Armée du Salut – 81 072 124 128 205 200 – 662 138 867 338
Connexio – Evangelisch-methodistische Kirche Schweiz – 26 777 126 097 152 874 – 218 797 371 671
International Federation of the Blue Cross – 20 973 1 086 22 059 – 115 595 137 654
HorYzon – Internation. Zusammenarbeit des Cevi Schweiz – 52 481 20 365 72 846 – 524 539 597 385
Mission Evangélique Braille – 19 807 9 434 29 241 15 000 200 923 245 164
Service de Missions et d’Entraide 80 000 37 108 2 393 119 501 – 226 179 345 680
Tear Fund 48 000 29 465 802 78 267 – 478 109 556 376
Total Projekt- und Programmbeiträge Kreis 2 128 000 298 473 445 377 871 850 15 000 3 400 941 4 287 791
Total Projekt- und Programmbeiträge Kreis 1 + 2 162 200 2 241 837 2 298 213 4 702 250 125 000 5 983 997 10 811 247
Ökumenischer Rat der Kirchen, diverse Projekte 190 000 190 000
Diverse Organisationen aus dem Umfeld des ÖRK 30 000 30 000
Total Ökumenischer Rat der Kirchen und nahe Organisationen 220 000
Klimafonds 31 050 31 050
Total Projektbeiträge aus Fonds 376 050
Programm Kooperationsgemeinschaft 157 918 157 918
Dialogplattform (D4C) 89 995 89 995
Total Projekt- und Programmbeiträge 11 310 209
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Bilanz
Aktiven 2015 2014
Flüssige Mittel 4 815 245 4 351 073 Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 95 224 133 464 Übrige kurzfristige Forderungen 45 395 17 863 Vorräte 1 1 Aktive Rechnungsabgrenzung 166 178 191 224 Total Umlaufvermögen 5 122 042 4 693 625
Finanzanlagen 254 592 235 916 Sachanlagen 19 569 60 219 Total Anlagevermögen 274 162 296 135
Total Aktiven 5 396 204 4 989 760
Passiven
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 328 945 188 135 Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten 1 934 145 1 655 502Passive Rechnungsabgrenzung 185 980 98 911 Kurzfristige Verbindlichkeiten 2 449 070 1 942 548 Fondskapital 564 203 908 054 Fremdkapital inkl. Fondskapital 3 013 273 2 850 603
Stiftungskapital 100 000 100 000 Gebundenes Kapital 2 198 724 1 954 950 Freies Kapital 84 207 84 207 Total Organisationskapital 2 382 931 2 139 157
Total Passiven 5 396 204 4 989 760
Finanzberichterstattung
RevisionsberichtDie Revisoren der KPMG AG haben die Buchführung und die Jahresrechnung von Brot für alle für das Geschäftsjahr 2015 geprüft und zur Genehmigung empfohlen. Die vollständige Bilanz und die Jahresrechnung können unter www.brotfueralle.ch/jahresbericht heruntergeladen werden.
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Herausgeberin: Brot für alle
Redaktion: Pascale Schnyder
Korrektorat: Annemarie Friedli, Franziska Landolt
Gestaltungskonzept: Spinas Civil Voices
Layout: Karin Hutter
Titelseite: Daniel Tillmanns, Brot für alle / Parlamentsdienste, 3003 Bern
Druck: Cavelti AG, Gossau
Auflage: 5800 deutsch / 2300 französisch
Impressum
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Brot für alleZentralsekretariat Bürenstrasse 12 Postfach 1015 3000 Bern 23 Telefon 031 380 65 65 [email protected] 40-984-9
Pain pour le prochainSecrétariat romandAv. du Grammont 91007 Lausanne Téléphone 021 614 77 [email protected] 10-26487-1
Brot für alle – Wir bewegen Menschen
Brot für alle ist die Entwicklungsorganisation der Evangelischen Kirchen der Schweiz. Wir bewegen Menschen im Norden zu einer verantwortungsvollen Lebensweise und engagieren uns entwick-lungspolitisch für das Recht auf Nahrung und Ethisch Wirtschaften. Im Süden unterstützen wir Menschen, sich aus Not und Hunger zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Gemeinsam mit Partnern vor Ort zeigen wir Missstände auf und setzen uns für die Rechte der Betroffenen ein.
Vielen Dank, dass Sie das Engagement von Brot für alle mittragen.