WELLEN DES LICHTSESTHER
BURGER
3
ESTHER BURGER – WELLEN DES LICHTS
Den Kunstwerken von Esther Burger kann man viele Namen geben: Bilder, Tafeln, Col-
lagen, Objekte, Assemblagen ... Ich möchte einen weiteren hinzufügen: Hologramme.
Beim Hologramm handelt es sich um ein Verfahren, welches die Wellen des Lichts
ausnutzt für einen Eff ekt, der uns bis heute staunen lässt. Bei Esther Burgers Arbeiten
liegen dicke, kristalline Wellen – durchsichtig und doch nicht – über gehüteten Schät-
zen. Die Transparenz des Materials ermöglicht die Sicht auf Tieferliegendes. Es ist aber
eben nicht der Blick durch eine Fensterscheibe. Die Materialität des Silikons mit einer
gewissen Unschärfe schreibt sich als Substanz ins Werk ein. Die Assoziation zu Wellen
auf einer Wasseroberfl äche ist gegeben. Wie beim Blick durch bewegtes Gewässer
oder fl irrendes Licht spielen unsere Augen uns einen Streich. Ähnlich einer Bildstörung
sehen wir einzelne Pixel, die zu tanzen scheinen.
Die Arbeiten funktionieren nicht nur zeilenweise, sondern auch in verschiedenen
Schichten, aufeinander getürmt wie Bewusstseinsebenen, wie Wellen, die einen hin-
fort tragen. Überlagerungen, man möchte sagen Ge-Schichten, geben den Arbeiten,
tatsächlich und im übertragenen Sinn, eine Tiefe in den Raum hinein. Die Silikon-Zei-
len machen die eigentlich fl achen Arbeiten objekthaft. Sie stiften Bedeutung und
Verwirrung. Man möchte mit den Fingern darüber gleiten und haptisch erfahren, was
visuell verborgen ist.
Ein Hologramm geht über die Möglichkeiten der klassischen Fotografi e hinaus,
fügt eine weitere Ebene hinzu und lässt uns vermeintlich dreidimensional erfahren.
Fotografi en, Postkarten, Buchseiten sowie andere Fundstücke, verdichtet zu einer Art
Konzentrat, sind auch der Grundstock für die Arbeiten von Esther Burger. Wie beim
Hologramm wird durch ihre Bearbeitung eine weitere Ebene hinzugefügt. Betrachtet
von verschiedenen Seiten, von Ferne oder aus der Nähe, verändert sich ihr Erschei-
nungsbild vollkommen. Der Betrachterabstand ist entscheidend für das Erlebnis.
Manchmal muss man ganz nah heran, um einen Fetzen Text zu entschlüsseln; andere
Werke erschließen sich nur aus einem gewissen Abstand, wenn sich ein scheinbares
Wirrwarr aus kleinen Linien zu einem großen Ganzen zusammenfügt. Man muss
sich einlassen auf diese Arbeiten, sich annähern und überraschen lassen. Einfall und
Brechung des Lichts in der dicken Silikonschicht werden zum Bedeutungsträger.
Die nahezu malerische Behandlung des Materials Silikon erstaunt. In seiner eigentli-
chen Verwendung kann Silikon verbinden, verfugen und glätten. Man meint, diese
Eigenschaften auch hier zu entdecken. Klare Zeilen sind dicht an dicht wie pastose
Farbwürste auf die Leinwand gebracht. In Esther Burgers Œuvre geht es zunehmend
weniger um Darstellung, die Werke werden immer klarer. Zu ihren Ausdrucksmitteln
gehören die Wiederholung und das Arbeiten in Serien. Vielleicht wie bei Josef Albers
Quadraten wird durchexerziert und immer weiter abstrahiert. Die lineare Gliederung
gibt den Arbeiten Struktur, etwas Geometrisches, Ordnendes, an dem wir uns festhal-
ten können, bevor wir eintauchen in Bedeutungsvielfalt, Mehrstimmigkeit, semanti-
sche Pluralität.
Γράμμα, altgriechisch für Hologramm, meint Botschaft. Ausgelegte Fährten sug-
gerieren Lesbarkeit. Dazu gehört das Arbeiten mit Schrift und Zeichen (der Betrachter
erahnt Kochrezept, Reisebericht oder Weltkarte). Italienische Textfetzen erzählen
von einer Wahlheimat der Künstlerin, die an vielen Orten zuhause ist. Ein Hang zum
Gestrigen, Vergangenen lässt sich gleichermaßen ausmachen wie Zeitgenössisches.
Textmontagen begegnen ebenso wie spiegelverkehrte und auf den Kopf gestellte
Passagen. Wir versuchen sie zu lesen, vielleicht wie ein Buch? Zeile für Zeile, von links
oben bis rechts unten – und werden enttäuscht. So simpel ist es nicht mit den Arbei-
ten von Esther Burger. Gerade die Zwischenräume sind das Spannende.
Die Collagen spielen mit unserer Wahrnehmung. In den Bildern ist etwas ver-
steckt. Der Betrachter erhascht Partikel, die er im Kopf zu vervollständigen sucht.
Erinnerung ist wie etwas Kostbares in Harz eingeschlossen, wirkt unecht wie ein
präpariertes Insekt. Die Künstlerin konserviert eigentlich Vergängliches. Sie kann
Momente einfrieren unter einer schützenden und distanzierenden Schicht Silikon.
Eine wunderbare und doch unerreichbare Welt wie in einer Schneekugel. Das ist
dann aber nicht mehr Esther Burgers Geschichte. Hier beginnt die jeweils eigene
des Betrachters.
Nina Dunkmann M. A.
LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
Katalog zur Ausstellung:
ESTHER BURGER
WELLEN DES LICHTS
STÄDTISCHE GALERIE „ALTE LEDERFABRIK“ HALLE WESTF.
www.alte-lederfabrik-halle.de
15. März – 19. April 2015
MATERIAL RELIEFS
Printmedien, Fotos und Folien in Acryl und Silikon
auf Leinwand und Holz konserviert
EDITION
Pigmentdruck auf Fotopapier und Alu-Dibond hinter Acrylglas
Text: Iris Born
FOTOS
Detlef Güthenke
TEXT
Nina Dunkmann M. A.
GESTALTUNG
Waltraud Brenneke, VISUELLE GESTALTUNG, Werther
HERAUSGEBER
Stadt Halle Westf., Kulturbüro
TITEL UND RÜCKENTITEL
Detailfoto aus der Edition Streifenbild No. 27.791
54
Streifenbild No. 7.73.45 | 40 x 50 cm | 2014
76
Streifenbild No. 27.791 | 17 x 27 cm | 2014
Landschaft No. 35.702 | 20,5 x 30 cm | 2014
98
Streifenbild No. 24.7/3 | 18 x 20 cm | 2013Streifenbild No. 81.63.5 | „Wissen Sie ...“ | Stern | Heft Nr. 34 | 1986 | 25 x 25 cm | 2014
11
FOTO-EDITION
aus | „Backvergnügen wie noch nie“ | 1975 | 45 x 45 cm | 2014
10
Für die Edition wird aus einer Fotografie des jeweils ausgewählten Reliefs ein Ausschnitt herausgefiltert, extrem vergrößert,
auf Alu Dibond übertragen, auf Fotopapier gedruckt und mit Acrylglas fest verbunden.
Eigenständige Bild-Werke mit dialogischem Bezug zum Original, aber mit eigener Sprache, Wirkung und Intention sind entstanden.
Iris Born
1312
aus | Streifenbild No. 81.63.5 | „Wissen sie ...“ | Stern | Heft Nr. 34 | 1986 | 29 x 120 cm | 2014
aus | „Il secolo xx“ Numero 47 | 20 Novembre 1931 | 60 x 80 cm | 2014
1514
aus | Streifenbild No. 27.791 | 80 x 40 cm | 2014aus | „Startwahnwest“ | Stern | Heft Nr. 16 | 1984 | 30 x 60 cm | 2014 aus | Streifenbild No. 7.73.45 | 2014 | 60 x 30 cm | 2015
1716
aus | „Streifenbild No. 22.71 | 2012 | 60 x 80 cm | 2015 aus | „Streifenbild No. 24.7/3 | 2013 | 60 x 80 cm | 2015
1918
ESTHER BURGER
www.estherburger.com
Born in Velbert Nordrhein Westfalen Germany
Lives and works in Amsterdam, Düsseldorf, Gütersloh and Palermo
1986 – 1988 A-levels Carl-Severing-School Bielefeld
1989 – 1995 Studied painting sculpture graphic design and model making at the
Fachhochschule Bielefeld
EXIBITIONS (SELECTION)
2015 Art Karlsruhe
Galerie Tedden Düsseldorf
2014 „Herrgottswinkel“ Galerie Tedden, Düsseldorf (Catalogue)
Gegenüber Kunstraum Rampe, Bielefeld
25 years Gallery Nine Amsterdam, RAW Art Fair Rotterdam, Art Breda,
Kunst Rai Amsterdam, Zomer Expo
Zomer Expo Galerie Année Haarlem
2013 Das Gleiche ist nicht dasselbe Kunstverein Kreis Gütersloh
(Solo, Catalogue)
Expositie Galerie Année Haarlem
De Salon Sociëteit Arti & Amicitiae, Amsterdam
Expositie Galerie Oost 99 Hoorn
2012 Art Fair Köln 2012 Galerie Ralph Schriever, Köln
Expositie Galerie Année, Haarlem
Art Laren Singer Museum, Laren
Geschichten Streifen Raumstation, Bielefeld (Solo, Catalogue)
De Salon Sociëteit Arti & Amicitiae, Amsterdam
Kreisweit Kunstverein Kreis Gütersloh e.V., Gütersloh (Catalogue)
2011 4. Paderborner Wintersalon Room for Art, Paderborn (Catalogue)
De Salon – going up Sociëteit Arti & Amicitiae, Amsterdam
La nuova collezione Galleria La Piana Arte Contemporanea, Palermo
50 tot op heden Galerie Witteveen, Haarlem
Open Ateliers Westelijk Eilanden, Amsterdam
Begegnung der anderen art Raumstation, Bielefeld
Verwarrend vertrouwd Compagnietheater, Amsterdam
2010 Loods 6 Galerie Witteveen, Amsterdam
The eon is a child playing Natural History Museum, Alexandroupolis
(Catalogue)
Artists of the Gallery Galerie Witteveen, Amsterdam
Schmetterlinge und Nachtfalter Raumstation, Bielefeld
PAI Technopolis Org Takis Alexiou&CA4s, Athens
Chasses-croises La Caja Blanca, Malaga
Chasses-croises Centro d‘Arte Piana dei Colli Villa Aliata Cardillo,
Palermo (Catalogue)
Bittere tijden zoete openingen Galerie Witteveen, Amsterdam
2009 Räumlichkeit The living room, Amsterdam (Solo)
In quale tempo su quale strada Galleria Nuvole, Palermo
(Solo Catalogue)
Heldenzucht-Segestaten-Bürgerblut Widukindmuseum, Enger (Solo)
Sammlung Van de Ven Sociëteit de Kring, Amsterdam
Die Besucher Town Museum, Valmiera, Lettland
Frisch wie am ersten Tag Peninsula, Eindhoven
2008 Hier und jetzt Gustav-Lübcke-Museum, Hamm (Catalogue)
bye bye fokke simonszstraat The living room, Amsterdam
Das Paeckchen National Museum, Kirgistan
Le visitatrici Abbazia Benedettina San Martino delle Scale, Palermo
(Catalogue)
MP 60 Frauenmuseum, Bonn (Catalogue)
Summerbreeze The living room, Amsterdam (Solo)
Dreizehn aus Gütersloh BBK Galerie, Oldenburg
Projekt AIDAluna Galerie Samuelis Baumgarte, Bielefeld
60 Jahre BBK NRW Kunsthalle, Köln
Zomerexpo Sociëteit de Kring, Amsterdam
2007 Projekt: www.kommensienachhause.de Köln, Hildesheim, Berlin
Zu hause 5 Schieder-Schwalenberg, Blomberg
Recycling Kunstpreisausstellung Museum MARTa, Herford
2006 Baumwelt Naturkundemuseum, Bielefeld
Spielfeld universal Artisthouse, Dortmund
Fließende Grenzen Kunstgalerie Altes Rathaus, Fürstenwalde (Catalogue)
Die Neuen BBK-Atelier, Bielefeld
Zu hause III Gewölbekeller der Burg Dringenberg, Dringenberg (Solo)
2005 50 Jahre BBK Part 1 Stadtmuseum, Gütersloh
50 Jahre BBK Part 2 Kreiskunstverein Gütersloh, Gütersloh (Catalogue)
Künstler aus Gütersloh Künstlerbunker, Leverkusen
2004 Kreuze 41. Haller Bachtage, Halle (Westf.)
Europas schönstes Gefängnis Stadtmuseum, Gütersloh (Solo)
Eiszeit Galerie ET, Versmold (Solo)
Award from the fkf-OWL Ministery of urban planning culture and sports
in NRW
pudding! Historic Museum, Bielefeld (Book)
3. Kunstausstellung OWL Amerikahaus, Bielefeld
2003 Übersicht 4 Kreiskunstverein Gütersloh in co-operation with the Ministry
of Culture NRW and the art village, Schöppingen
Vanitas Gallery Art Aenaon, Wiesbaden (Solo)
Award: recycling New Museum MARTa, Herford
Ausfl ug nach Burghausen Castle e.V. Liebenweinturm, Burghausen
Prunk+Pracht? Frauenmuseum, Bonn und Kölnmesse-Entsorga
(Catalogue)
Kindheitserinnerungen Palais Lichtenstein, Feldkirch Österreich
(Catalogue)
2002 8. Weldekunstpreis Südlicher Zirkelsaal im Schloss Schwetzingl,
Schwetzing
Vanitas Town Museum, Graudenz Poland (Solo)
Die besucher Galerie Laipa, Valmiera, Lettland
Natur+Kunst WDR Galerie Landesstudio Bielefeld
Scholarship from the International Institut Haus Rissen, Hamburg
2001 ausgeliebt Studio at the Kunstverein Kreis Gütersloh e.V., Gütersloh
Fine arts association Kwangmyong Exhibition-Hall, Seoul, Südkorea
(Catalogue)
Burg Art Kulturforum Burg Lüdinghausen
Kunstschaff en im Kreis Kunstverein Kreis Gütersloh (Catalogue)
2000 Adam+Eva Municipal Gallery, Löhne (Solo)
Eden Municipal Gallery, Halle (Westf.) (Solo)
2. Messe für junge Kunst Leipzig
Natur-Mensch 6. Kunstausstellung Galerie im Rathaus, St. Andreasberg
(Catalogue)
1999 Rollentausch Stadttheater, Herford (Solo)
1998 Stille Post Galerie Rodin, Bielefeld (Solo)
Malerei Werkstatt Bleichhäuschen, Rheda-Wiedenbrück (Solo)
1997 Dialog der Formen Art Gallery Meier‘s Mühle, Gütersloh
1995 Alles Pudding? Oder was Historischer Saal Ravensberger Spinnerei,
Bielefeld (Catalogue)